Börsianer 62. Ausgabe, Q2 2025

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MAGAZIN

Gigantisch

Was kann die Fusion der OMV-Tochter Borealis mit Borouge, und warum ist das gut für Österreich?

// Aufrüsten

Wohin die Milliarden fließen und warum Fondsanbieter Atombomben gut finden.

// Banking der Zukunft

Neobroker zwingen klassische Banken dazu, ihr Geschäftsmodell neu zu denken.

„Wieso hat der Kapitalmarkt einen schlechten Ruf?"

Schlagabtausch

Börsenchef Christoph Boschan und Finanzminister Markus Marterbauer matchen sich bei Pensionen, Standort und Kapitalmarkt und suchen Gemeinsames mit der Lupe.

Liebe Börsianerinnen und Börsianer!

Ingrid Krawarik Chefredaktion

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ES GIBT MENSCHEN, die können nicht aus ihrer Haut. Ich finde das schade. Weil es einem Dialog in und über die Zukunft im Wege steht. Das Cover-Doppelinterview mit Finanzminister Markus Marterbauer und Börsenchef Christoph Boschan (Seite 8) über Standort, Pensionssystem, Regulierung und Finanzmarkt war trotzdem wichtig. Denn jetzt wissen die Kapitalmarktteilnehmer, woran sie sind. Selten hat ein Finanzminister so klare Botschaften ausgesendet, was alles nicht mit ihm kommen wird. Geht es nach Markus Marterbauer, ist das Pensionssystem in Ordnung, wie es ist, und sicher und darf auch in ein paar Jahren 15 Prozent des BIPs kosten, weil es einem Drittel der Bevölkerung in Österreich den Lebensstandard sichert. Ein paar kleine Gemeinsamkeiten haben er und Christoph Boschan immerhin gefunden. Auch das ist wichtig. Das Interview ist keine leichte Sommerlektüre, aber eine bedeutsame. Börsianer-Chefökonom Peter Brezinschek hat zum Stopfen des Budgetlochs für den Finanzminister einige Ideen (Seite 18) parat.

Gewichtig ist auch die Zukunft der OMV AG, die durch die Fusion ihrer Tochter Borealis mit der Adnoc-Tochter Borouge Geschichte schreibt. Warum dieser Deal (Seite 20) so bedeutungsvoll ist und was das fusionierte Unternehmen für Österreich bringt, haben wir detailreich recherchiert. Dabei ist auch klar geworden, dass Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer, der die Öbag-Agenden vom Finanzministerium geerbt hat und begeistert Standortpolitik betreibt, vielleicht der bessere Ansprechpartner in Kapitalmarktagenden ist.

Was in Deutschland nach 100 Tagen neuer Regierung abgeht, hat Deutschland-Korrespondent Oliver Stock für Sie analysiert (Seite 26) und uns auch in Sachen Rüstung (Seite 50) auf den neuesten Stand gebracht. Wir haben auch die Meinung der politischen Parteien hinsichtlich der Aufrüstung Österreichs (Seite 86) eingefangen. Unser Chefkommentator

Martin Kwauka versteht indes die Welt nicht mehr, weil bei einigen Fondsgesellschaften Atombomben plötzlich vielfach als gut angesehen werden (Seite 96) – „das könnte das ganze Thema Nachhaltigkeit gefährden“.

„Wie wird man CEO?“, hat sich mein Kollege Robert Winter gefragt und spannende Erkenntnisse gewonnen (Seite 82). Technogym-Gründer und -CEO Nerio Alessandri ist aus anderem Holz geschnitzt, denn er meint, „wenn es funktioniert, ist es bereits veraltet“. Unsere Italien-Korrespondentin Micaela Taroni hat dem vielbeschäftigten Alessandri, der sich derzeit auf die Olympischen Spiele in Mailand vorbereitet, für ein Gespräch über Innovation, Gründerwille und Künstliche Intelligenz als Gamechanger ein bisschen Zeit abgeluchst (Seite 78).

Mein Kollege Daniel Nutz hat sich die jungen Wilden der Banking-Branche (Seite 54) näher angesehen und analysiert, ob die Neobroker den etablierten Banken wirklich zeigen, wo der Bartl den Most holt. Voller Begeisterung für sein Unternehmen ist das Vorstandsduo Michael Pistauer und Kai Arndt von der Montana Aerospace AG (Seite 46). Wieso das Ding nach Jahren des Investierens und der Restrukturierung plötzlich fliegt, haben sie mit spannenden Zahlen zur Luftfahrtzulieferindustrie dargelegt.

Auch das Thema Veranlagung (Seite 32) kommt nicht zu kurz, Raja Korinek hat sich Schwellenländeranleihen angenommen. Im Blick: Indien. Bleibt noch Anwalt Friedrich Jergitsch zu seinem sechsten Sieg in Folge beim goldenen Ranking „Die 50 besten Finanzanwälte in Österreich“ (Seite 74) zu gratulieren. Chapeau!

Übrigens: RBI-Vorstandschef Johann Strobl hat mir vor kurzem von einer Atem-App namens Regulate erzählt. Wenn der Ärger über den Stillstand in Österreich zu viel wird, einfach durchatmen. Vielleicht ein paar Mal. Dann wird’s auch wieder besser. Schönen Sommer! Ich bin überzeugt, für Sie sind einige spannende Geschichten in diesem Magazin dabei. Schreiben Sie mir doch oder, noch besser, schicken Sie mir einen Urlaubsschnappschuss.

Viel Freude beim Lesen und Blättern, ganz unvirtuell!

i.krawarik@boersianer.at

Linkedin: Ingrid Krawarik

Eingerahmt

POKAL. Sehr gefreut haben wir uns über den Besuch von Palfinger-IRChef Hannes Roither, der sich den Pokal für die beste Small-Cap-Aktie abholte und für einen netten Plausch ein bisschen länger blieb.

SELFIE. Nach dem Selfie mit Markus Marterbauer und Christoph Boschan ging der Finanzminister mit seinem Ränzchen am Rücken zu Fuß zum nächsten Termin. Bei früheren Finanzministern wäre das – sicherheitstechnisch – nicht möglich gewesen.

Neue Steuern beim Share-Deal

Die Änderung des Grunderwerbsteuergsetzes, die am 1 Juli 2025 in Kraft treten soll, bringt umfassende Neuerungen für die Übertragung von Anteilen an Personen- oder Kapitalgesellschaften, die ein Grundstück besitzen

Bisher konnte durch das Zurückbehalten eines Zwerganteils („RETT-Blocker“) von 5 % beim Share Deal legal Grunderwerbsteuer vermieden werden, wenn nur 95 % der Anteile auf einen neuen Gesellschafter übertragen wurden

Die bisher bestehenden Steuertatbestände des Gesellschafterwechsels und der Anteilsvereinigung werden erweitert und zum anderen zusätzliche Verschärfungen für Immobiliengesellschaften eingeführt

Der Besteuerung sollen in Hinkunft jene Sachverhalte unterliegen, bei denen es innerhalb von sieben Jahren (anstelle von bisher fünf Jahren) zu einem Gesellschafterwechsel von mindestens 75 % (anstelle von bisher 95 %) der Anteile am Gesellschaftsvermögen oder der Gesellschaft unmittelbar auf einen neuen Gesellschafter kommt

Der Besteuerung unterliegen in Zukunft außerdem die Vereinigung von mindestens 75 % (anstelle wie bisher 95 %) aller Anteile am Gesellschaftsvermögen oder der Gesellschaft in der Hand einer Person oder einer Personenvereinigung. Letzteres ist neu und erweitert den Kreis der steuerlich relevanten Zurechnungssubjekte Nach der neuen Legaldefinition liegt

eine Personenvereinigung vor, wenn Personenoder Kapitalgesellschaften zu wirtschaftlichen Zwecken unter einheitliche Leitung zusammengefasst sind oder aufgrund von Beteiligungen oder sonst (un-)mittelbar unter dem beherrschenden Einfluss einer Person stehen. Der Wortlaut erfasst damit auch Syndikats- und Stimmbindungsverträge, was in Zukunft eine umfassende Prüfung erforderlich macht.

Dies gilt auch für den Fall, dass die Anteile an der grundstücksbesitzenden Gesellschaft nicht selbst übertragen werden, sondern die Anteile einer in der Beteiligungskette darüberstehenden Gesellschaft Damit soll die Vermeidung von Grunderwerbsteuer durch Zwischenschaltung von Gesellschaften verhindert werden

Um sicherzustellen, dass bei Grundstücksveräußerungen von Immobiliengesellschaften, deren Vermögen überwiegend aus Grundstücken besteht, die nicht für eigene gewerbliche Zwecke genutzt werden, eine dem „Asset Deal“ vergleichbare Steuerbelastung vorliegt, wurde der Steuersatz auf 3,5 % vom „gemeinen Wert“ (statt zuvor 0,5% vom „Grundstückswert“) erhöht

Mit Einfügung einer „Börsenklausel“ sollen Gesellschafterwechsel, die Kapitalgesellschaften betreffen, welche an einem geregelten Markt gemäß BörseG 2018 oder an einem vergleichbaren ausländischen Handelsplatz gehandelt werden, außer Acht bleiben. Eigene Anteile der Gesellschaft bleiben bei Ermittlung der Beteiligungsschwellen unberücksichtigt

Peter Blaschke fwp Rechtsanwalt

Peter Stiegler fwp Rechtsanwalt

Finanzmarkt

08 Markus Marterbauer und Christoph Boschan (Cover)

Der Finanzminister und der Börsenchef trafen sich zu einem Schlagabtausch über die Themen Standort, Regulierung, Pensionsreform und was der Kapitalmarkt dafür leisten kann. Auf der Suche nach Gemeinsamem wurde viel Trennendes sichtbar. Zuhören war wichtig. Der Wille, aufeinander zuzugehen, braucht aber auch den Wunsch und den Mut, etwas verändern zu wollen.

20 OMV-Tochter

Gigantische Fusion

26 100 Tage Deutschland

Ein Schimmer – mehr nicht

46 Interview

Michael Pistauer und Kai Arndt sind mit Montana

Aerospace schneller als alle anderen

50 Rüstung

Milliarden für Grillen und Blauwale

54 Banking Angriff aus der App

78 Porträt

Technogym-Gründer

Nerio gAlessandri

82 Recruiting

CEO Wanted!

Rendite

30 Aktienmärkte

Die Wiener Börse im Chart-Vergleich

31 Portfolio

Die Asset-Allocation der Oberbank AG

32 Zugriff auf die Exoten Schwellenländer-Anleihen zum Diversifizieren

34 1. Teil: Marktumfeld

36 2. Teil: Veranlagung

38 3. Teil: Interview

40 Börsenwetter

Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen

42 Kursdaten

Top-Performer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen

44 Statistik

Börsen- und Wirtschaftsdaten

Branchen

Darüber spricht man in den Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

58 Banken

60 Versicherungen

62 Fonds

64 Aktien

66 Immobilien

68 Berater

70 Recht

72 Private Markets

Seitenblicke

74 Ranking

Die 50 besten Finanzanwälte in Österreich

86 So denkt die Politik Mehr Geld fürs Heer – und was bringt’s?

90 Börsentalk

Wo sich die Finanzbranche trifft

97 Firmenindex/Impressum Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe

98 Weltblick

Die Sicht der Korrespondenten

DIALOG. Die Regulierung hat sich in den letzten Jahren verzwanzigfacht. Was ist hier das Konzept?“, fragte Christoph Boschan Markus Marterbauer.

Meinungen

16 Helmut Ettl Kryptos und Co brauchen Regeln

17 Jochen Dickinger Mietpreisdeckel: Gefährlicher Irrweg

17 Robert Wippel Eigenheim bleibt Wunschtraum

18 Peter Brezinschek Jetzt braucht es Strukturreformen

Editor’s Dinner

Unser Börsianer Editor’s Dinner findet am 2. September 2025 statt – ein Fixpunkt im Kapitalmarktgeschehen Österreichs. Wir freuen uns auf Persönlichkeiten aus Finanz, Wirtschaft und Politik und auf viele gute Gespräche!

Börsianer Lounge

Am 10. September 2025 steigt unsere erste Börsianer Lounge mit Schwerpunkt Private Equity. Wir arbeiten bereits mit Hochdruck an der Veranstaltung und freuen uns auf unsere hochkarätigen Gäste auf dem Podium und die Investmentstory.

19 Jan-Daniel Neumann Kraftvoll und durchdacht

52 Michael Böheim Rüstungsboom in Österreich!? Ja, aber …

58 Peter Bosek Wirtschaftswunderland Polen

60 Kurt Weinberger Eine Frage der nationalen Sicherheit

62 Rene Brunner Leitlinien stärken Vertrauen

64 Bettina Schragl Meine, deine – unsere Kennzahl

66 Thomas G. Winkler Wann lichten sich die Nebel?

68 Peter Bartos Management-Top-Priorität KI

70 Albert Birkner Verschwommene Ziele

96 Martin Kwauka Nachhaltige Atombomben

Zwei Welten im Schlagabtausch

Interview: Ingrid Krawarik, Robert Winter Fotos: Stefan Burghart

Mit Christoph Boschan und Markus Marterbauer prallen zwei konträre Weltanschauungen aufeinander. Der Kapitalmarkt ist zwar für beide wichtig, mit dem Schlagwort enden aber schon die Gemeinsamkeiten. Wie ein Aufeinanderzugehen aussehen könnte, hat der Börsianer mit dem Chef der Wiener Börse und dem Finanzminister anhand der Themen Pensionssystem, Standortpolitik und Kapitalmarktreform diskutiert. Zumindest zugehört haben sie einander.

DIALOG Übers Reden kommen d’ Leut’ z ’ samm. Christoph Boschan und Markus Marterbauer haben es im Finanzministerium probiert.

Vita

CHRISTOPH BOSCHAN

Vorstandsvorsitzender Wiener Börse AG

Seit September 2016 ist der gebürtige Berliner, Jahrgang 1978, mit Leidenschaft Chef der Börsengruppe Wien und Prag. Der gelernte Wertpapierhändler und Kunstinteressierte bringt die Dinge gern auf den Punkt. Sein Steckenpferd ist etwa das Thema Regulierung: „Die Regulierung hat sich wahrscheinlich verzwanzigfacht. Was ist hier das Konzept?“, fragte er Markus Marterbauer.

MARKUS MARTERBAUER

Finanzminister

Bundesministerium für Finanzen

Der in Schweden geborene Österreicher (60) fühlt sich sichtlich wohl in seiner neuen Rolle, die er seit 3. März 2025 bekleidet. Davor war er Chefökonom der Arbeiterkammer. Incentivierungen jeglicher Art steht er „skeptisch“ gegenüber: „Es wird völlig überschätzt, dass man irgendwelche steuerlichen Anreize brauchen würde“, sagt Marterbauer, der das Pensionssystem in Österreich nicht gefährdet sieht.

SSowohl Markus Marterbauer als auch Christoph Boschan gehören jenem privilegierten Teil der Bevölkerung an, der neben der staatlichen Pension über eine Zusatzpension in Form der betrieblichen Altersvorsorge verfügt. Derzeit können darauf erst 23 Prozent der Arbeitnehmer in Österreich zugreifen. Dieser Diskriminierung schenkt der Finanzminister zumindest Beachtung, die betriebliche Pension „könnte man durchaus weiter ausbauen“, sagt er im Doppelinterview mit Börsenchef Boschan im Finanzministerium in Wien. Steuerliche Anreize jeglicher Art werden laut Marterbauer überschätzt, dafür werde „es kein Geld geben“. Er wünscht sich zwar mehr Spielraum fürs Budget, der vom Börsenchef angesprochenen Reform des teuren Pensionsumlageverfahrens in Österreich steht er aber „skeptisch“ gegenüber – ein Wort, das Marterbauer oft benutzt. Was der Standort dringend benötigt, wie die Regulierungsbremse aussieht und warum Politiker auch dringend Finanzbildung brauchen.

Was verstehen Sie unter dem Begriff „Kapitalmarkt“? – Markus Marterbauer: Der Kapitalmarkt ist wichtig, vor allem, um Investitionen zu finanzieren, und damit von ökonomisch großer Relevanz. Aber, er ist, wenn nicht gut reguliert, eine Quelle der ökonomischen Instabilität.

Christoph Boschan: Der Kapitalmarkt umfasst eine kapitalanbietende und eine kapitalnachfragende Seite und ist eine der Basiskonstruktionen für unsere Wirtschaftsordnung.

Wieso, denken Sie, hat der Kapitalmarkt in der Öffentlichkeit einen so schlechten Ruf? – Marterbauer: Der Ruf ist gar nicht schlecht. Wenn man ihn richtig einsetzt, ist der Kapitalmarkt ein wichtiges Instrument. Gefährlich wird es, wenn der Kapitalmarkt zu groß wird oder die Realwirtschaft zu stark dominiert.

Im Regierungsprogramm kommt das Wort „Kapitalmarkt“ in homöopathischen Do-

REGULIERUNG.

„Wenn die Aufsicht gut geregelt ist, muss man nicht jedes Detail regeln“, sagt der Finanzminister.

sen vor, etwa im Zuge des geplanten Dachfonds, der schon unter Minister Martin Kocher angestoßen wurde. Gibt es da schon Zahlen dazu? – Marterbauer: Wir haben noch keine Pläne in diese Richtung. Also insbesondere von unserem Haus noch nicht. Wir waren jetzt mit der Budgetkonsolidierung voll ausgelastet. Und ab jetzt widmen wir uns anderen Themen.

Sie bekennen sich zu einer europäischen Kapitalmarktunion, das steht dort auch. Was heißt das genau? Bis jetzt gibt es nur zahlreiche Überschriften. – Marterbauer: Auch die europäische Kapitalmarktunion ist eine Überschrift. Ich stehe dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber. Ich erwarte von der Savings-undInvestment-Union auch mehr Wettbewerb auf den europäischen Kapitalmärkten. Das halte ich für grundsätzlich sinnvoll. Wenn sich die Aufsicht entsprechend mitentwickelt. Das wird uns über Jahre beschäftigen.

»Im Pensionsbereich haben wir aufgrund der Krisen und der Demografie für zehn Jahre Finanzierungsprobleme.«

Markus Marterbauer

Die beschäftigt uns auch schon sehr viele Jahre. – Boschan: Keine der in der Sparund-Investitions-Union angedachten Maßnahmen ist grundsätzlich falsch. Die Überschrift verspricht Großes. Das klingt nach internationaler Wettbewerbsfähigkeit, nach aktiviertem Kapitalmarkt. Und das ist es eben gerade nicht. Keine der Maßnahmen wird substanziell den europäischen Kapitalmarkt entwickeln. Und das adressieren auch die Papiere zur Kapitalmarktunion selbst. Deswegen ist das zu so einem parteiübergreifenden Wohlfühl-Buzzword geworden. Es sind die Nationalstaaten, die aufgefordert werden, ihrerseits Maßnahmen zu setzen, um relevante Kapitalsammelstellen bereitzustellen.

Marterbauer: Europa wird in den nächsten Jahrzehnten einen enorm hohen Investitionsbedarf haben. Und wir wissen, bei jeder Investition braucht man Finanzierungsquellen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Unter anderem aus dem Kapitalmarkt. Aber nicht nur. Auch aus dem EU-Budget oder Verschuldungsmöglichkeiten in anderen Bereichen. Wir haben einen so riesigen Investitionsbedarf, dass wir alle Quellen brauchen.

Sind Euro-Bonds eine gute Idee, um mehr Kapital zu mobilisieren? – Marterbauer: Grundsätzlich, glaube ich, ja. Wir brauchen insgesamt mehr Anleihen, die in Euro denominiert sind. Aktuell wird gerade nach Veranlagungsmöglichkeiten in Euro gesucht, das sollten wir auf jeden Fall nutzen. Mit dem Aufbauresilienzfonds wurde ein großer Fortschritt erzielt. Da haben wir ein Element der europäischen Verschuldung, und ich habe das für einen großen Fortschritt gehalten, diese 700 oder 800 Milliarden waren enorm wertvoll nach der Covid-Krise.

Im Draghi-Report steht, dass man auch privates Kapital für die Investitionen braucht. Wie könnte Österreich mithelfen, privates Kapital zu mobilisieren? – Marterbauer: Es

braucht einen Mix aus öffentlichem und privatem Kapital. Ich bin recht skeptisch, wenn Incentivierung bedeutet, dass man aus den Budgets jetzt sehr viel beisteuern will. Einerseits kann ich immer sagen, ich habe das Geld nicht, Ende der Durchsage. Wir haben eine Budgetsituation, die uns keinen Spielraum ermöglicht. Andererseits wird völlig überschätzt, dass man irgendwelche steuerlichen Anreize brauchen würde, um irgendwas zu tun.

Boschan: Na ja, es gibt kein anderes Geld als privates Geld. Das vermeintlich staatliche Geld ist alles nur eine Ableitung von privatem Geld. Die Finanzierung erfolgt über Staatsschulden oder über Steuern. Als originäre Quelle steht immer die private Vermögensmasse dahinter. Es sind nicht nur die zukünftigen dramatischen Herausforderungen einer Transition in die CO2-freie Zukunft oder der Verteidigung zu bewältigen. Bestehende Herausforderungen im Sozialsicherungssystem vom Hier und Jetzt müssen finanziert werden. Das wird schuldenfinanziert in die Zukunft geschoben. Ich glaube schon, dass auch für diese gegenwärtigen Herausforderungen der Kapitalmarkt eine ganz entscheidende Rolle spielen kann.

Inwiefern? – Boschan: Zum Beispiel in der Anwendung jahrzehntelanger und erprobter Modelle bei der staatlichen Vorsorge, etwa wie bei den Schweden, den Niederländern oder Dänen. Wir wenden derzeit 13,7 Prozent des Budgets für Pensionen auf, das ist unfassbar. Der europäische Durchschnitt liegt bei elf Prozent. Schweden, die Niederlande und Dänemark rangieren zwischen sieben und neun Prozent. Wir haben ein sehr teures System. Aber das System muss auch bessere Ergebnisse bringen, und das tut es eben nicht. In Schweden werden derzeit 2,5 Prozent aus einem Umlageverfahren in den Kapitalmarkt orientiert. Das wurde vor 25 oder 30 Jahren eingeführt, übrigens immer durch sozialdemokratische Regierungen.

Sind das Gedanken, die Sie mittragen könnten, Herr Marterbauer, etwa wie in den Niederlanden das Cappuccino-System? – Marterbauer: Also einen Mix in der Pensionsversicherung, den wir jetzt auch schon haben, halte ich für sinnvoll. Ich bin ein großer Anhänger des Umlageverfahrens. Es hat uns über Jahrzehnte hervorragende Dienste geleistet. Es hat den Wohlstand massiv erhöht, gerade in der älteren Bevölkerung. Es wurde später über die Jahre die zweite Säule aufgebaut.

Die zweite Säule ist aber nur für 23 Prozent der Arbeitnehmer da. – Marterbauer: Die zweite Säule als gute Ergänzung könnte man durchaus weiter ausbauen. Wir diskutieren jetzt über diesen Generalpensionskassenvertrag, da bin ich sehr aufgeschlossen dafür. Ich glaube, dass in Österreich im internationalen Vergleich ein sehr gutes Modell der zweiten Säule entwickelt wurde. Eben auch weil es aus der Sozialpartnerschaft kam.

Wären Beiträge des Arbeitnehmers vom Bruttoeinkommen möglich? – Marterbauer: Ich glaube, dass es nicht um zusätzliche Anreize geht. Vor allem weil wir in Österreich ein System haben, das nicht die Eigenbeiträge, sondern die daraus resultierenden Pensionen begünstigt. Mein Plädoyer in dieser Zeit ist, dass der Staat nicht groß durch Steuerbegünstigungen oder durch irgendwelche Subventionen Beiträge leisten kann. Man muss schauen, dass das Vertrauen in das System da ist, dass die Regulierungen vernünftig sind. Damit wird es auch attraktiver.

Dieser Wunsch ist nachvollziehbar. Aber die Demografie macht Probleme für die staatliche Pension. Man braucht zur Finanzierung Wirtschaftswachstum, das kann man nicht planen. Die Dringlichkeit ist dramatisch, oder? – Marterbauer: Es besteht überhaupt kein Anlass zu sagen, unser Pensionssystem ist irgendwie gefährdet. Alle Langfristprognosen sagen, dass wir im Pflege- und Gesundheitsbe-

reich erhebliche Herausforderungen haben. Aber die werden wir auch bewältigen. Im Pensionsbereich haben wir jetzt aufgrund der Krisen und der Demografie für zehn Jahre Finanzierungsprobleme. Danach sind die Pensionsausgaben flach bei 14 bis 14,5 oder manchmal 15 Prozent des BIPs. Das heißt nicht, dass wir nicht Reformen brauchen, um das Pensionssystem zu sichern. Aber es ist ein sicheres System, das ergänzt werden soll. Zumindest im Bereich der zweiten Säule. Bei privaten Pensionsvorsorgen bin ich ein bisschen skeptischer. Weil einige staatliche Interventionsbereiche sind bei der dritten Säule gewaltig in die Hose gegangen.

Sie reden von der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge, die 2003 eingeführt wurde?

Marterbauer: Ja, das war im Wesentlichen Kapitalvernichtung, die steuerlich subventioniert war.

Die Kapitalgarantie war der Hemmschuh. –Boschan: Ich denke, wir stehen schon vor Riesenherausforderungen, auch in der Pension, auch in Österreich.

Marterbauer: Aber worin bestehen die?

Boschan: Der Budgetposten ist einfach zu hoch. Das sind ja Mittel, die man besser verwenden könnte.

Marterbauer: Das ist aber ein Drittel der Bevölkerung, denen wir damit ihren Lebensstandard sichern.

Boschan: Ich habe auch mit großer Sympathie Ihre Budgetrede verfolgt, weil ich eine gewisse Skepsis vor zu großer Staatsschuld und zu großem daraus resultierendem Schuldendienst durchgehört habe. Und nun ist aber gerade das Pensionssystem der zentrale Verursacher. Es ist mit Abstand die größte Budgetposition, und die Bewegungsspielräume, die Sie sich budgetär wünschen, werden dadurch enger. Wir sind bei den Schulden nah beieinander, aber ich erkenne da einen leichten Widerspruch. Es geht einfach: kleinste Teile als Ergänzung an den Kapitalmarkt, meinetwegen auch mit staatlicher Fazilität – übrigens machen das die Schweden hervorragend

13,7

PROZENT

des Budgets werden in Österreich derzeit für Pensionen aufgewendet. Der europäische Durchschnitt liegt bei elf Prozent, in Schweden, Dänemark und den Niederlanden sind es zwischen sieben und neun Prozent.

– mit geringsten Verwaltungskosten im niedrigen zweistelligen Basispunktebereich.

Was halten Sie vom schwedischen Modell, Herr Marterbauer? – Marterbauer: Das System ist interessant. Das schwedische Modell der Kapitalmarktfinanzierung wurde 1945 eingerichtet. Den schwedischen Kapitalstock gab es damals schon. Der österreichische war null. Daran ist zu ermessen, wie sich die beiden Systeme entwickelt haben. In Schweden war das immer ein Teil des Systems, auch mit starkem Gewerkschaftseinfluss. Das war sehr hilfreich. Es ist nicht ganz so, dass das alles super läuft, aber es ist grundsätzlich ein interessantes System über die Betriebspensionen. Etwas Ähnliches haben wir in der zweiten Säule. Und wir werden das in diese Richtung auch ausbauen.

Boschan: Das schwedische System in seiner heutigen Fassung ist ein Ergebnis der letzten 30 Jahre. Auch das Schweizer Modell kann man sich immer anschauen als Blueprint. Was aber völlig zu kurz kommt, ist der finanziell gebildete selbstermächtigte Bürger, der eben nicht auf ein staatlich fazilitiertes Konto angewiesen ist, sondern der die Freiheitsgrade bekommt, selbst zu agieren. Und da ist Österreich spitze in der Diskriminierung. Es gibt eine dramatische Steuereskalation entlang der realen Investitionskette der Bürgerinnen und Bürger. Und ich glaube, da muss man schon eine Erleichterung oder zumindest eine Angleichung an das europäische Normal anvisieren.

Marterbauer: Da bin ich sehr skeptisch. Es gibt dauernd Doppelbesteuerungen. Das kennt jeder. Ich habe mir

heute Mittag ein Salzstangerl gekauft, das habe ich aus meinem Einkommen bezahlt, das bereits versteuert wurde. Ich sehe keinen Anlass, wirklich etwas zu ändern. Die Kapitalertragssteuer wird aus einem zusätzlichen Einkommen gezahlt, das neu entstanden ist. Man muss sehr aufpassen, weil wir das Sparverhalten der Bürgerinnen und Bürger kennen. Die untere Hälfte spart praktisch nicht, braucht es auch nicht notwendigerweise, weil es ein Umlageverfahren für die Pension gibt. Menschen leben vielleicht in einem geförderten Wohnbau. Es sparen im Wesentlichen die obersten Einkommensgruppen. Und wenn ich jetzt solche Steuerbegünstigungen mache, müsste ich mich als Finanzminister fragen lassen, warum machst du Steuerbegünstigungen für die obersten Einkommensgruppen? Und ich hätte keine Antwort.

Boschan: Dann machen Sie doch eine progressive oder degressive Regelung. Je nachdem, was passt. Dann bringen Sie den Gedanken doch genau unter. Einkommen bis zu einer bestimmten Grenze zahlen fünf Prozent, die nächsten zehn Prozent und die nächsten 20 Prozent. Aber es wäre immer noch wettbewerbsfähig und unter dem europäischen Durchschnitt.

Marterbauer: Ich denke, wir sollten die bestehenden Instrumente weiterentwickeln, das Umlageverfahren finanziell absichern, auch im Moment die Finanzierbarkeit des Pensionssystems sichern, darüber hinaus würde ich eigentlich nicht wirklich gehen wollen. Aber wir brauchen auch eine Reihe von weiteren Reformen in der zweiten Säule. Da kann ich mir auch durchaus vorstellen, dass es da und dort für Geringverdiener Möglichkeiten gibt, denen dort hineinzuhelfen.

Österreichs Unternehmen leiden unter hohen Lohnstückkosten und hohen Energiekosten. Wie kann sich Österreich positionieren, dass die Wettbewerbsfähigkeit nicht verlorengeht? – Marterbauer: Wir haben eines der höchsten BIPs pro Kopf. Wir brauchen einen wettbewerbsfähigen Standort. Ich sehe zwei Möglichkeiten, und das ist auch die Richtung, in die die Regierung gehen will. Zum einen müssen wir bei den Energiekosten was machen. Da geht es vor allem darum, billigen Strom zur Verfügung zu stellen. Das ist eines der zentralen Elemente, um eine wettbewerbsfähige Industrie langfristig zu generieren. Auf der Erzeugungsseite und auf der Netzseite und überall müssen wir viel investieren. Das haben wir auch vor. Außerdem brauchen wir eine Produktivitätsstrategie, die neben billigem Strom vorsieht, die Digitalisierungsinvestitionen massiv zu verstärken. Und die Arbeitsmarktpolitik muss viel aktiver betrieben werden.

Wie gelingt das? – Marterbauer: Eine Institution, die Arbeitskräfte vermittelt

EXPERTENTALK. Finanzminister Markus Marterbauer und Börsenchef Christoph Boschan suchten mit dem Börsianer das Gemeinsame.

und qualifiziert, ist das AMS. Welche Arbeitskräfte werden vermittelt? Die Arbeitslosen. Warum nicht die Niedriglohnbeschäftigten? Davon gibt es gleich viele wie Arbeitslose. Die müssten wir vermitteln und qualifizieren. Wir haben ein enormes Problem, einen Strukturwandel aus dem Arbeitsmarkt zu fördern. Da brauchen wir Institutionen, da braucht man den Willen, das zu tun. Diese Produktivitätsstrategie halte ich für entscheidend.

Sie haben gesagt, dass Energie billiger werden muss. Heißt das, dass der Staat zuschießt? Oder kommt das Geld aus einer wundersamen Quelle? – Marterbauer: Es ist wirklich wundersam, weil wir erneuerbare Energiequellen haben, die praktisch gratis sind. Ich sage es jetzt überspitzt, aber der Wind kostet nichts, die Sonne scheint von selbst und die Wasserkraft rinnt bei uns. Wir haben Potenzial bei Pumpspeicher-

KAPITALMARKT

„Was völlig zu kurz kommt, ist der finanziell gebildete selbstermächtigte Bürger“, sagt der Börsenchef.

»Es gibt kein anderes Geld als privates Geld. Das vermeintlich staatliche Geld ist alles nur eine Ableitung von privatem Geld.«

Christoph Boschan

sind Bayern, Baden-Württemberg, Norditalien und die Schweiz. Und da weiß ich nicht, ob Ihre BIP-pro-Kopf-Rechnung und Produktivitätsrechnung so aufgeht. Da zeigen sich Defizite, an denen wir arbeiten sollten. Wo ich mich anschließen kann, ist, dass die Umsetzung nur durch Effizienz, Effektivität und Innovation gelingt. Innovationsfinanzierung ist per definitionem die Eigenkapitalfinanzierung. Das geht nicht über Schulden. Wer auf Innovation als Rettung unserer Demografie und der Refinanzierung des Sozialstaats setzt, muss unbedingt Eigenkapital-Investments mitdenken. Nur über Kredit geht es nicht.

Marterbauer: Ich habe nichts dagegen, wenn Firmen mehr Eigenkapital haben. Das freut mich. Die Industrie hat sich in den letzten 20 Jahren im Wesentlichen aus der Liquidität finanziert. Die haben so super verdient, dass sie alle Investitionen aus dem Cashflow finanziert haben. Meine Sorge bei zu starker Kapitalmarktfinanzierung ist, dass der Druck auf die Ausschüttungen enorm steigt. Und das macht Unternehmen weniger resilient. Wenn man zu viel ausschüttet, hat man weniger Spielraum und ist weniger resilient. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn die Industrie sagt, dass die Personalkosten zu hoch sind, während sie gleichzeitig die Hälfte ihrer Personalkosten an ihre Eigentümer ausgeschüttet haben.

kraftwerken, was sich auch betriebswirtschaftlich innerhalb weniger Jahre rechnet. Auf dem Weg zu billigem Strom muss man nur investieren.

Boschan: Wir sind Teileigentümer einer Strombörse, da sehe ich vieles völlig anders. Solange die Transition nicht da ist, ist es das teuerste System. Und man muss den Standort ehrlich bewerten, gerade in Hinblick auf die geografische und die soziokulturelle Peer-Group. Und das

Die Investoren nehmen auch ein Risiko. –Marterbauer: Ja, aber ob das so hoch entlohnt sein muss, muss man sich schon fragen. Unsere Fachkräfte nehmen auch ein großes Risiko, sie können gekündigt werden. Und dann haben sie kein Einkommen mehr. Das ist ein viel größeres Risiko als jenes der Kapitaleigner, die ein bisschen weniger Kapitaleinkommen haben. Und ich sehe mich hier als Vertreter jener, die die Arbeitsleistung einbringen in unsere Wirtschaft. Weil sie das Rückgrat unserer Wirtschaft sind.

Boschan: Ich kann zu den letzten Sätzen nur einen Haken machen. Wir sind

ein höchst spezialisierter Betrieb. Aber wenn meine Emittenten hier säßen, dann weiß ich, dass natürlich ein großes Raunen durch den Saal gegangen wäre bei der Cashflow-Hypothese. Die ist natürlich nicht zutreffend. Bei der Stärkung der Eigenkapitalbenutzung sind wir gar nicht weit auseinander. Vielleicht findet man einen Aufschluss zum europäischen Normal. Mir fällt kein anderes so hochentwickeltes, reiches, wohlhabendes und erfolgreiches Land ein, das die Möglichkeiten des Kapitalmarkts so wenig nützt wie Österreich.

Im Regierungsprogramm wird eine Bürokratiebremse versprochen. Gilt das auch für den Kapitalmarkt? – Marterbauer: Die Regulierung ist ganz entscheidend. Immer, wenn Kapitalmärkte gut reguliert waren, haben sie einen wichtigen Beitrag zur ökonomischen Entwicklung geleistet. Wenn sie schlecht reguliert waren, hat es immer zu einem ökonomischen Absturz geführt. Es gibt leider zu viele Beispiele, wo die Regulierung schlecht war.

Würden Sie sagen, dass die Regulierung jetzt schlecht ist? – Marterbauer: Insgesamt ist der Markt ganz gut reguliert und funktioniert deshalb auch ganz gut.

Boschan: Es gibt keine Entbürokratisierung, es gibt nicht einmal eine Verlangsamung in unserem Bereich. Oft ersetzen zwei neue umfangreichere Regelwerke ein abgeschafftes Regelwerk. Das ist eine große Tragik. Ich bin jetzt fast seit 30 Jahren im Geschäft. Der europäische Kapitalmarkt hat sich in keiner Dimension substanziell entwickelt. Egal, was man nimmt, Aktionärsgruppen, BIP pro Kopf, Equity, Eigenkapital versus Schuldenfinanzierung. Aber die Regulierung hat sich wahrscheinlich verzwanzigfacht. Ich habe deswegen eine ganz einfache Frage: Was ist hier das Konzept?

Marterbauer: Generell will die Bundesregierung unnötige Regulierungen abschaffen. Aber man muss sich zuerst anschauen, was nötig ist und was unnötig. Das erfordert erheblich Zeit und

bringt Aufwand. Die Börsen sind relativ klar und durchaus streng reguliert. In anderen Bereichen des Kapitalmarkts oder wenn man Finanzmärkte insgesamt hernimmt, gibt es mit Sicherheit Regulierungsbedarf. Insbesondere wurde die Aufsicht massiv verstärkt. Das halte ich für wichtig. Wenn die Aufsicht gut geregelt ist, muss man auch nicht jedes Detail regeln.

Boschan: Es geht ja nicht nur um die Menge der Regulierung, sondern um die Art der Regulierung. Fundamentale Prinzipien, auf denen wir die Union gebaut haben, wie Subsidiarität wurden völlig über Bord geworfen. Meine Erwartungshaltung als Akteur des Finanzmarkts ist, dass nationale Aufsichten und supranationale Aufsichten natürlich kommunizierende Röhren sind. Also wenn ich da massiv ein zentralistisches System errichte, wäre die Erwartungshaltung, dass es ein gewisses Absinken auf nationaler Ebene gibt.

Wie könnte ein Aufeinanderzugehen aussehen? Gibt es da Ideen? – Marterbauer: Man muss sicher auf der Expertinnen-Ebene den Austausch führen und auch der Frage nachgehen, was unnötige Regulierungen sind und was nicht.

Boschan: Ich glaube, dass das tatsächlich ein guter Ansatz ist. So durften wir im Rahmen des Empfangs im Finanzministerium unsere lange Liste österreichischer Sonderregelungen vorlegen, an denen unbedingt gearbeitet werden muss. Das betrifft Geschwindigkeit, Art und Weise einer möglichen und schnellen Kapitalerhöhung etwa, bis hin zu Sondervorschriften bei den Berichtspflichten bei Going Public und Being Public.

Noch ein Schlagwort: „Finanzbildung“. Ist sie nur für Schüler wichtig? Eigentlich müsste man nach Aussagen in der Vergangenheit vor allem Politiker in Finanzen bilden. – Marterbauer: Immer wenn ich im Parlament rede, mache ich Finanzbildung (lacht). Unsere Finanzbildungsstrategie ist tatsächlich sehr stark auf Schu-

len ausgerichtet. Bei Verschuldung haben wir die größten Probleme bei Kindern und Jugendlichen. Wenn ich mit 20 schon so verschuldet bin, dass ich für zehn Jahre nicht mehr beweglich bin, hat niemand was davon. Tatsächlich ist es so, dass das gesamte Weiterbildungssystem in Österreich sehr schlecht ist, gerade im Vergleich mit den skandinavischen Ländern. Und in dem Sinn kann ich der Idee schon einiges abgewinnen, dass man auch in diesem Bereich auf die Weiterbildung der Bevölkerung abzielt. Bei der Finanzbildung ist das prioritäre Thema für mich, Leute über die enormen Risiken aufzuklären, die mit Verschuldung einhergehen. Boschan: Absolut richtig. Und es geht vor allem darum, Wette, Spekulation und Investition auseinanderhalten zu können. Ich würde mir wünschen, dass Schülerinnen und Schüler bis zum Schulabgang mit Schulden umgehen können und eine Wette von der Spekulation und der Investition unterscheiden können. Sie sollten in der Lage sein, mit Selbstbewusstsein aufzutreten und ihrem Finanzberater mit drei Fragen entgegenzutreten. Was kostet’s? Was bringt’s? Was sind die damit verbundenen Risiken? Bildung ist der beste Anlegerschutz.

Wie sichern Sie persönlich Ihr Erspartes gegen die Inflation ab? – Boschan: Nicht durch Spekulation, nicht durch Wette, auch erst recht nicht durch Kredite, sondern durch Investitionen. Und zwar durch Sachwertinvestitionen. Die Aktienanlage ist langfristig die sicherste und renditeträchtigste Anlage. Sie schlägt alle Alternativen, die zur Verfügung stehen – den Immobilienmarkt, Anleihen, auch das staatliche Sozialsystem – um mindestens das Doppelte. So einfach ist das.

Marterbauer: Ich bin kein besonderer Anleger oder Sparer, ich zahle seit meinen Wifo- und AK-Zeiten in die zweite Pensionssäule ein. Sonst bin ich ein Sparer, und zwar überwiegend in Bundesschatz.at. Ich habe keine Aktien, aber das übernimmt ohnehin meine betriebliche Pensionskasse.

KRYPTOS UND CO

BRAUCHEN REGELN

Kryptowerte, Finfluencer, Online-Sofortkredite, Neobroker, Deepfakes, Cloudanbieter-Oligopole, kontaktlose Handyzahlung, AI-Anlageberater – nichts davon spielte eine Rolle, als ich 2008 zum Vorstand der Finanzmarktaufsicht ernannt wurde.

DIE VERÄNDERUNGEN, welche die Digitalisierung verursacht, erzeugen neue Produkte und Dienstleistungen und machen solche, die früher nur Profis vorbehalten waren, der Bevölkerung zugänglich. Zugleich überfordert sie auch manche Menschen und erzeugt dadurch neue Ausschlüsse. Internet, Social Media und AIPlattformen erschließen alle Informationen dieser Welt, doch sie versenken sie auch in einem Meer von Fake News und Chatbot-Halluzinationen. Neue Risiken entstehen, und altbekannte Risiken erscheinen im neuen Gewand.

Die Aufsicht muss darauf flexibel und beweglich reagieren. Zum Teil braucht es eigene Gesetzesrahmen wie die europäische KryptoVerordnung Micar, um die Spezifika der neuen Produkte und Player adäquat zu erfassen. Diese gilt es nun mit Leben zu erfüllen. Die FMA wendet die neuen Regeln stringent und konsequent an und hat sich damit auch international einen Ruf erarbeitet. Einen regulatorischen Wettlauf nach unten in der Hoffnung, Krypto-Giganten an den eigenen Standort zu locken, macht die FMA nicht mit. Wir sind überzeugt davon, dass eine solche Haltung dem Standort langfristig sogar schadet. Das anhaltend große Interesse globaler Player an einer Krypto-Lizenz der FMA bestärkt uns in dieser Ansicht.

Klar sein muss aber auch, dass selbst ein robuster Lizenzierungsrahmen und eine laufende Aufsicht über Kryptowerte-Dienstleister nichtvolatile und spekulative Vermögenswerte plötzlich in mündelsichere Anlagen verwandelt. Auch Vorschriften wie die WhitepaperPflicht für digitale Token sind zwar gut, aber bringen wenig, wenn am Ende diese Whitepa-

»Bei dem der FMA gemeldeten Anlagebetrug sind Fälle mit Kryptobezug seit Jahren Spitzenreiter.«

Vita

Helmut Ettl Vorstand

Finanzmarktaufsicht FMA

Der bald 60-jährige gebürtige Oberösterreicher ist seit 2008 Vorstand der Finanzmarktaufsicht und seit Juli 2023 stellvertretender Vorsitzende der Europäischen Aufsichtsbehörde EBA.

pers nicht gelesen oder nicht verstanden werden. Im Kryptomarkt ist vieles noch in Bewegung, und mancher heiße Trend von heute wird das Millionengrab von morgen werden oder bestenfalls wieder in der Versenkung verschwinden.

Lizenzierte Dienstleister bieten eine Grundlage dafür, dass Investoren seriös und solide serviciert werden – die Letztverantwortung für die eigenen Investitionsentscheidungen können sie den Einzelnen nicht abnehmen. Es wird für Verbraucher einfacher, Betrüger zu identifizieren – aber den Betrugsversuch kann man dadurch nicht verhindern. Bei dem der FMA gemeldeten Anlagebetrug sind Fälle mit Kryptobezug seit Jahren Spitzenreiter.

Darum hat die FMA eine Offensive im Bereich der Aufklärung und Finanzbildung gestartet und unsere erfolgreiche Reihe „Reden wir über Geld“ ausgeweitet. Wir erreichen unterschiedliche Alters- und Zielgruppen – von Präsenz in TV-Formaten, die eher in meiner Altersgruppe konsumiert werden, bis hin zu unseren neuen Social-Media-Kanälen, einminütigen Erklärvideos und Podcasts. Ein erster Dialog mit österreichischen Finfluencern im Sommer soll auch diese Szene – wo es viel an positiver Finanzbildung gibt, aber auch manch hinterfragenswerten Interessenkonflikt – für die Gesetzeslage sensibilisieren.

Neue Regeln verbessern den Rahmen für eine sichere und stabile digitale Finanzwirtschaft. Ihre Entwicklung bleibt jedoch dynamisch und unvorhersehbar. Die Aufsicht, aber auch Verbraucher und Marktteilnehmer müssen deshalb beweglich und aufmerksam bleiben.

Kommentar

EIGENHEIM BLEIBT WUNSCHTRAUM

SEIT ANFANG AUGUST 2022 ist die Aufnahme von Wohnkrediten durch die KIM-Verordnung streng reglementiert. Die Verordnung schreibt bekanntermaßen unter anderem eine Mindestanzahlung von 20 Prozent, eine maximale Kreditlaufzeit von 35 Jahren sowie eine Schuldendienstquote von höchstens 40 Prozent vor. Befristet ist sie mit dem 30. Juni 2025. Ursprünglich wurde Anfang 2025 das Auslaufen der Verordnung beschlossen, da kein systemisches Risiko mehr bestehe. Nach dem Aufatmen in der Branche sorgte die zuständige Finanzmarktaufsicht (FMA) zuletzt allerdings mit einer Empfehlung für eine gewisse Unruhe: Darin kündigt sie an, an den oben genannten Kriterien in der Aufsichtspraxis trotz Auslaufens der Verordnung festzuhalten. Dies soll laut der FMA auch weiterhin zur Stabilität des Finanzsystems beitragen.

Die Empfehlung sorgt für Diskussionen: Während die FMA auf die Notwendigkeit und Bedeutung präventiver Maßnahmen verweist, kritisieren Banken und Branchenvertreter die Regelung scharf und bemängeln eine Schattenregelung ohne gesetzliche Grundlage. Aus ihrer Sicht bestünde derzeit kein systemisches Risiko, zumal die Ausfallquoten niedrig seien. Die Fortführung der KIM-Verordnung verhindere den aktuell ohnehin schleppenden Wohnungsbau.

Auch in der Politik ist das Thema umstritten und sorgte zuletzt im Finanzausschuss des Nationalrats für Diskussionen. Die Debatte um den Nutzen und die Wirkung der KIM-Verordnung wird jedenfalls auch noch nach dem 30. Juni 2025 nicht abreißen. Klar ist: Der Wunsch nach einem Eigenheim bleibt für viele Kreditnehmer weiterhin ein nur schwer zu verwirklichender Traum.

»Banken bemängeln eine Schattenregelung ohne gesetzliche Grundlage.«

Der Jurist ist Partner im Bank- und Finanzteam des Wiener Büros und auf Bankrecht und Restrukturierungen spezialisiert.

MIETPREISDECKEL:

GEFÄHRLICHER IRRWEG

IN DER ÖFFENTLICHEN DEBATTE klingt der Mietpreisdeckel wie ein sozialpolitisch wohlmeinendes Instrument: bezahlbarer Wohnraum für alle, insbesondere in Ballungsräumen. Doch dieses Konzept ist ökonomisch naiv, historisch widerlegt und langfristig hochgefährlich. Preise sind in einer Marktwirtschaft kein beliebig steuerbares politisches Werkzeug – sie sind Signale. Sie zeigen Knappheiten an, schaffen Anreize für Angebot und Nachfrage und fördern Innovation. Wer in dieses System künstlich eingreift, gefährdet das gesamte Gleichgewicht des Wohnungsmarkts. Man stelle sich vor, der Staat würde auch bei Lebensmitteln eingreifen: Ein Brot darf nur noch zwei Euro kosten. Produzenten würden an Qualität sparen oder sich ganz vom Markt zurückziehen, Investitionen in neue Produktionsstätten fielen weg, Innovation würde gebremst. Das Resultat? Gähnende Leere in den Regalen – und genau das droht auch auf dem Wohnungsmarkt. Ein Mietpreisdeckel entzieht privaten Eigentümern die Motivation, Mietraum zur Verfügung zu stellen. Warum in Instandhaltung investieren, wenn sich der Aufwand nicht mehr lohnt? Warum neu bauen, wenn eine staatlich gedeckelte Miete keine angemessene Rendite mehr zulässt? Bauträger, Investoren und Eigentümer ziehen sich zurück – mit katastrophalen Folgen für Angebot und Qualität. Immer wieder hat sich gezeigt: Künstliche Preisobergrenzen erzeugen zusätzlich Verknappung, Schwarzmarkt und Verfall. Die Illusion vom „guten Staat“, der den Markt besser regeln kann als Angebot und Nachfrage selbst, hat stets in Mangelwirtschaft geendet. Der Mietpreisdeckel schadet am Ende denjenigen, die er zu schützen vorgibt.

»Wer eingreift, gefährdet das Gleichgewicht des Wohnungsmarkts.« Vita

Vita

Jochen Dickinger Aufsichtsrat Athos Immobilien AG

Der bodenständiger Gründer eines börsennotierten Wettanbieters, nennt die Teilnahme am New York Marathon seinen größten Karriereerfolg. Seine Leidenschaft gehört der Börse, Twitter und Griechenland.

STRUKTURREFORMEN, ABER SCHNELL

Nach zweieinhalb Jahren schrumpfender Wirtschaftsleistung hat Österreich seit Jahresbeginn wieder ein minimales Wachstum erzielt. Auch wenn sich dies in den folgenden Quartalen fortsetzen sollte, gibt es für Jubelmeldungen keinen Anlass.

DIE AUSGEPRÄGTE Schwächephase hat kaum konjunkturelle, aber dafür umso mehr strukturelle Ursachen. Daher kann das Wachstumspflänzchen sehr schnell wieder verwelken, wenn unsere Regierung nicht bald langfristige Reformen auf den Weg bringt.

Ausgehend von den jüngsten Warnungen des Fiskalrats hat Österreich ein veritables Budgetproblem. Bis zum Ende der Legislaturperiode 2029 liegt das Defizit jeweils über vier Prozent des BIPs, und der Schuldenstand steigt auf über 90 Prozent des BIPs, ein neuer Rekordwert für das einst als sparsam geltende Österreich.

Sowohl die Staatsausgaben mit 56 Prozent des BIPs als auch die Staatseinnahmen mit über 52 Prozent des BIPs sind für ein marktwirtschaftliches System unverhältnismäßig hoch. Mehr als die Hälfte aller erwirtschafteten Euro laufen über den Sektor Staat, was den individuellen Spielraum für Unternehmen und private Haushalte einschränkt. Daher ist eine primäre Reformagenda bei dem Punkt unbedingt notwendiger Staatsaufgaben anzusetzen, weil unsere Ordnungspolitik durch immer stärkeren Staatseinfluss charakterisiert ist. Dass sich dieser kontraproduktiv auf unsere privaten Investitions- und Konsumentscheidungen ausgewirkt hat, sollte nicht überraschen bei einer so dramatisch angestiegenen Steuerquote.

Wichtigstes Ausrufezeichen ist daher eine Reduktion des Staatssektors mit einer klaren Kompetenzverteilung zwischen den Gebietskörperschaften und Abbau der Mehrfachkompetenzen. Insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Bildung, Förderungen und Soziales sind Mehrgleisigkeiten evident und raschest zu eliminieren. Eine Entflechtung und klare Zuständigkeit würde Milliarden an Einsparungen bringen, ohne dass Leistungskürzungen einsetzen müssten.

»Wichtigstes

Ausrufezeichen ist daher eine Reduktion des Staatssektors.«

Vita

Peter Brezinschek Chefvolkswirt „Börsianer“

Der renommierte Kapitalmarktexperte (67), der eigentlich Meteorologe werden wollte, zählt seit vier Jahrzehnten zu den gefragtesten Börsen- und Finanzexperten des Landes. Seine Schwerpunktinteressen sind die Ordnungs- und Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit Klimaschutz, Konjunktur sowie Geld- und Fiskalpolitik. Bis Jahresende 2022 war er Chefanalyst von Raiffeisen Research.

Die Übergabe der Kompetenz für Bauwesen und Bauordnung von Bundesländern zum Bund und eine drastische Verringerung der österreichweiten Bauvorschriften, die jeweils bis zu 1.200 Seiten umfassen, würde Bauvorhaben in Österreich kostengünstiger machen.

Dringlicher Kernpunkt wäre die Neugestaltung des Finanzausgleichs unter dem Prinzip der Aufgaben-, Ausgaben- und Einnahmenkongruenz. Länder und Gemeinden müssen den Großteil ihrer Aufgaben/Ausgaben aus eigenen Einnahmen decken, siehe Schweizer Muster.

Die Nutzung der Digitalisierung bzw. Künstlichen Intelligenz zur Vereinfachung und deutlichen Reduktion des Personalstands im öffentlichen Dienst auf mittlere Sicht sowie der Erleichterung von öffentlichen Dienstleistungen für die Staatsbürger etwa im Gesundheitsbereich unter Modifikation der Datenschutzverordnung und Speicherung aller Untersuchungen auf E-Card würde das übermäßige Ausgabenwachstum stark zurückfahren. Die Förderung des Wirtschaftsstandorts Österreich durch den teilweisen Ersatz von Förderungen mittels angebotsorientierter Deregulierungsmaßnahmen kostet nichts, bringt aber viel. Dem neuen Denken in der EU folgend, ist auch in Österreich ein substanzieller Bürokratieabbau zur Kostenentlastung der Unternehmen, aber auch zur Verbilligung öffentlicher Investitionen dringend erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs auch ohne steuerliche Entlastung zu erreichen. Eine Reduzierung der Rechtswege, eine Einschränkung der Parteienstellung bei Infrastrukturprojekten, Wiedereinführung des bevorrechteten Eisenbahnbaus, Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und Auflagenbeschränkungen zur Kostensenkung und rascheren Umsetzung von Projekten. Teil 2 im nächsten Börsianer!

KRAFTVOLL UND DURCHDACHT

Viele Unternehmen ringen derzeit mit gestiegenen Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungshürden und einer Nachfolgeproblematik. Eine Bündelung von Kräften kann gerade jetzt entscheidend sein.

EINER DER BESTEN WEGE, das Potenzial für Wachstum und Erneuerung zu heben, ist der strategische Zusammenschluss von Unternehmen. Dabei geht es um mehr als Zahlen und Bilanzen.

In der Praxis übernehmen Private-EquityInvestoren oft die Rolle des Katalysators. Sie erwerben ein Unternehmen als Plattform und entwickeln es dank Marktexpertise und Netzwerk durch gezielte Zukäufe strategisch weiter. Ein solcher Buy-and-Build-Ansatz dient nicht nur der Erweiterung des Portfolios oder dem Zugang zu neuen Märkten, sondern schafft oft auch strukturelle Innovationen, aus denen neue Geschäftsmodelle entstehen können.

Ein Beispiel für diesen Ansatz ist Media Central aus unserem Portfolio. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Mönchengladbach war bei unserem Einstieg bereits führend in der analogen Angebotskommunikation und unterstützte Handelsunternehmen erfolgreich dabei, ihre Werbebotschaften zielgerichtet zu verbreiten. Durch die Akquisition der Offerista Group begann die digitale Transformation. Es folgten die Zukäufe Yagora und Shop Fully, die das digitale Angebot komplettierten und weitere Märkte in Europa erschlossen. Nach nur fünf Jahren schlossen sich das in Kanada ansässige Unternehmen Flipp und Media Central zusammen – und brachten zusätzliche Kompetenzen und Märkte in Nordamerika ein.

Dank eines agilen Managementteams und einer vertrauensvollen Partnerschaft gelang der transformative Weg von Media Central hin

»Gefragt sind strategischer Weitblick und der Mut, Bestehendes neu zu denken.«

VitaJan-Daniel Neumann Mitbegründer Bregal Unternehmerkapital (BU)

Er ist Partner und Mitglied des Investment Committee bei Bregal Unternehmerkapital (BU). Zuvor war er als Geschäftsführer bei Brockhaus Private Equity in Frankfurt am Main tätig, als Principal bei General Atlantic in London und Düsseldorf, als Associate bei Goldman Sachs in Frankfurt und als Sales Associate bei Shanghai East Gate Consulting in Schanghai.

zu einem führenden Spezialisten für Drive-toStore-Marketing mit einem signifikanten internationalen und digitalen Geschäft mit zahlreichen Wachstumsmöglichkeiten für die Zukunft.

Das Beispiel zeigt, wie kraftvoll ein durchdachter Zusammenschluss sein kann. Es geht nicht bloß um Skaleneffekte oder neue Märkte. Es geht um Tempo, Richtung – und darum, mehr zu werden als die Summe der Teile. Wer solche Transformationen ermöglicht braucht mehr als Kapital. Gefragt sind strategischer Weitblick, Erfahrung in Integration und Internationalisierung – und der Mut, Bestehendes neu zu denken.

Gerade der Mittelstand, oft stark in Nischen, kann durch gezielte Konsolidierung Unternehmen formen, die auch international bestehen. Das zeigen nicht nur Einzelfälle – auch die Marktdynamik bestätigt den Trend: Laut Mergermarket hat sich der Anteil von Buy-andBuild-Transaktionen an allen M&A-Deals in Europa zwischen 2014 und 2024 mehr als verdoppelt – von sechs auf 16 Prozent. In Österreich spiegelt sich diese Entwicklung ebenfalls wider: Branchen wie IT-Dienstleistungen, Healthcare und B2B-Services werden durch Zukäufe strategisch konsolidiert.

Joseph Schumpeter beschrieb solche Dynamiken schon 1911 als Triebkraft wirtschaftlicher Erneuerung. Der Vordenker wirtschaftlicher Modernisierung wusste: Die Zukunft gehört nicht zwingend dem Größten – sondern dem am besten Verbundenen.

VERTRAUEN Adnoc-CEO Sultan Ahmed Al Jaber und Ex-OMV-CEO Rainer Seele verbindet eine lange Geschäftsbeziehung, die bis heute andauert und für die Fusion der OMV-Tochter Borealis wegweisend ist.

Fusion

Gigantisch

Was die Milliarden-Fusion der OMV-Tochter Borealis mit der Adnoc-Tochter Borouge bedeutet und warum das gut für Österreich ist.

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PROZENT

hält Adnoc direkt an Borealis. Über die 24,9-Prozent-Beteiligung an der OMV AG kommen laut Analyse von Wood & Company indirekt 18,8 Prozent an Borealis hinzu, da die OMV AG 75 Prozent an Borealis hält. Neben ihrer direkten

Beteiligung von 54 Prozent an Borouge hält Adnoc indirekt weitere neun Prozent an Borouge über Borealis, die 36 Prozent an Borouge besitzt. Der OMV AG gehören deshalb über Borealis effektiv 27 Prozent an Borouge.

DDie OMV AG schreibt derzeit Geschichte. Aber nur die wenigsten bekommen sie auch in ihrer ganzen Tragweite mit. Dabei ist die Fusion der OMV-Tochter Borealis mit der Adnoc-Tochter Borouge aus Abu Dhabi und der nordamerikanischen Nova Chemicals einer der größten jemals weltweit verhandelten Deals. Bis Anfang 2026 entsteht hier ein globaler Chemiegigant mit einer geschätzten Marktkapitalisierung von aktuell 60 Milliarden US-Dollar. „Der angegebene Wert spiegelt das kombinierte Eigenkapital und die Nettoverschuldung von Borouge und Borealis, den Unternehmenswert von Nova Chemicals, die Rückführung von Borouge-4 sowie die erwarteten Synergien wider. Zusammen begründen diese Komponenten eine Bewertung der Borouge Group International von über 60 Milliarden US-Dollar“, erklärt AdnocTochter XRG auf Anfrage des Börsianer

Die Zentrale der Borouge International Group, wie das Unternehmen in Zukunft heißen wird, befindet sich in Österreich. Also inmitten der drei Kernmärkte, die das Unternehmen in Zukunft umspannt, und gleichzeitig bevölkert von drei der unterschiedlichsten Kulturen weltweit. Eine transkulturelle Zusammenführung sozusagen. Kann das funktionieren? Alles stehe und falle hier mit den handelnden Personen. Es gebe wenig, das beide

Seiten so stark gewollt hätten wie diese Transaktion, sagt ein Marktinsider zum Börsianer. Und: Diesen Deal habe nur die OMV AG verhandeln können. Denn wer im arabischen Raum Geschäfte machen wolle, brauche das Vertrauen der Sultane, das über mehrere Jahre aufgebaut werden müsse, bevor der erste Deal unterzeichnet werde.

Nun unterhalten die OMV AG und Adnoc seit rund 25 Jahren enge Geschäftsbeziehungen und wechselseitige Beteiligungen. Adnoc steht für Abu Dhabi National Oil Company, dem staatseigenen Ölkonzern der Vereinigten Arabischen Emirate, dessen CEO Sultan Ahmed Al Jaber zugleich auch Minister für Industrie und Technologie ist und auch für Klimafragen verantwortlich zeichnet.

An der Borealis hält Adnoc 25 Prozent, an Borouge, das 1998 von Adnoc und Borealis gegründet wurde, hält Letztere 36 Prozent. Und die Adnoc-Beteiligung an der OMV AG mit 24,9 Prozent hat so gesehen auch feindliche Übernahmen verhindert. Obwohl es zu Zeiten von Finanzminister Hans Jörg Schelling eine kurze Midlife-Crises in dieser Beziehung gegeben haben soll, konnten im Mai 2017 der damalige Bundeskanzler Christian Kern und der damalige OMV-Generaldirektor Rainer Seele bei einem Besuch in Abu Dhabi den Beginn für eine langfristige Partnerschaft legen – die jetzt große Früchte trägt.

Rainer Seele 2.0

Ausgerechnet Rainer Seele, der geschasste ehemalige OMV-AG-Vorstandschef, der mit der Akquisition der Borealis im März 2020 – damals wurde der Anteil von 36 auf 75 Prozent erhöht – den Grundstein für die Teiltransformation der OMV AG in die Wege geleitet hatte, ist in Zukunft für das Chemiegeschäft der Adnoc verantwortlich. Adnoc hat erst kürzlich ihre internationalen Beteiligungen aus den Bereichen Gas, Energielösungen und Chemie auf die Plattform XRG ausgegliedert. Rainer Seele führt derzeit für Adnoc, bei der er

WELTMACHT Die Adnoc-Tochter Borouge erweitert den Standort in Abu Dhabi um Borouge 4. Damit entsteht der größte Standort zur Produktion von Polyolefinen, ein Kunststoff, der in Verpackungen zum Einsatz kommt. Die OMV AG hält derzeit über ihre Tochter Borealis 27 Prozent an Borouge.

vor drei Jahren beratend eingestiegen ist, die Übernahme der Covestro durch, das erste Dax-Unternehmen, das von einem internationalen Konzern aus Abu Dhabi vollständig übernommen wird. Zumindest besaß Adnoc zu Redaktionsschluss 91,3 Prozent, für ein Squeeze-out fehlen nur noch 3,7 Prozent.

Rainer Seele muss also Brücken schlagen. Auf OMV-AG-CEO Alfred Stern, der auch ehemaliger Vorstandschef der Borealis ist, wird er nicht zurückgreifen können. Stern hat seinen Vertrag bei der OMV AG aus persönlichen Gründen nicht

verlängern wollen. Ein Wermutstropfen für Seele. Alles steht und fällt mit den handelnden Personen. Wer aufseiten der OMV AG die neue Tochter in nie geahnte Höhen führen wird, müssen jetzt die Österreichischen Beteiligungs AG (Öbag) und Adnoc mit OMV-Aufsichtsratschef Lutz Feldmann klären. Solange es kein Mark Garrett ist. Seinetwegen hatte Seele damals die OMV AG verlassen.

Börsengang 2026

An die Börse geht die Borouge International Group zuerst in Abu Dhabi, wo schon

FOTO:
ADNOC/BOROUGE

eine große Anzahl an Adnoc-Töchtern notiert ist, ab 2027 ist von der Öbag, mit 31,5 Prozent größte OMV-Aktionärin, auch ein Zweitlisting für die Börse Wien verhandelt worden, „das angestrebt wird“. Die Eigentümer der Borouge International Group, die im ersten Quartal 2026 nach allen rechtlichen Freigaben gegründet sein soll, sind zu gleichen Teilen die OMV AG und die Adnoc mit jeweils 46,94 Prozent. Aber nicht lange. Denn eine geplante Kapitalerhöhung in Höhe von vier Milliarden US-Dollar, bei der die Eigentümer nicht mitziehen werden, soll nicht nur die Bilanz des neuen

Chemieriesen stärken, sondern auch das Investmentgrade-Rating und den Einzug in den MSCI-Weltaktienindex sichern. Der Streubesitz dürfte sich auf zehn bis 15 Prozent einpendeln. Das bestätigt auch Öbag-Chefin Edith Hlawati dem Börsianer: „Alle Partner wollen das Zweitlisting in Wien und arbeiten daran. Es liegt aber nicht nur an uns. Das Listing ist uns ebenso wichtig wie die Aufnahme in den MSCI World. Und dafür sind noch ein paar Vorarbeiten notwendig: Zuerst kommt die Zusammenführung am Börsenplatz Abu Dhabi. Dann wird es eine weitere Kapitalerhöhung geben, bei der die Altaktionäre nicht mitziehen, um den Streubesitz von jetzt sechs auf über zehn Prozent zu erhöhen. Das ist die Voraussetzung für die Aufnahme in den MSCI-Index, die vor dem Listing in Wien erfolgen muss. Wahrscheinlich wird dieses in zwei Jahren kommen.“

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer lobt die „Weitsicht des OMV-Managements, die in den Verhandlungen ein wesentlicher Faktor für das Zustandekommen dieses wirtschaftlich wie standortpolitisch bedeutsamen Deals war.“ Von einer Sonderbesteuerung für Borouge International ist ihm auf Börsianer-Anfrage derzeit nichts bekannt.

Hier wird Geschichte geschrieben

Doch was macht die Borouge International Group so spannend, und warum ist das gut für Österreich? „Dieser Deal schafft nicht nur das größte heimische Unternehmen, sondern auch einen globalen Player. Das war ein wichtiges Zeichen für Österreich als Wirtschaftsstandort und hat uns international viel Beachtung eingebracht“, sagt Edith Hlawati. Und: „Die für uns wesentlichsten Punkte sind im ÖsterreichPaket zusammengefasst und beinhalten neben dem Unternehmensstandort und der damit verbundenen Steuerhoheit auch das Zweitlisting sowie die F&EZentrale in Österreich mit den Standorten Linz und Wien. Ein großer Erfolg des

Deals sind die langfristigen Verträge für die Raffinerien in Schwechat und Burghausen, die die Auslastung absichern“, erklärt Hlawati. Mehrere Vorzüge des Deals werden auch von XRG hervorgehoben: Die Borouge International Group profitiere von „kostengünstigeren Rohstoffen, hochmodernen, firmeneigenen Technologien und einem identifizierten Synergiepotenzial von bis zu 500 Millionen US-Dollar pro Jahr“.

Die Borealis ist mit ihren zigtausenden Patenten das Herzstück der Innovation des neuen Konzerns, diese Technologien sollen auf allen drei Standorten zum Einsatz kommen. „Die Kapazitäten und der Wettbewerbsvorteil von Borouge durch die günstigeren Rohstoffe sind für den chinesischen/asiatischen Markt vorgesehen“, sagt Hlawati. Die jetzt getätigten Investitionen von Borouge, Stichwort Borouge 4, und Zukäufe der Borealis sorgen für eine massive Ausweitung der Kapazitäten. So soll durch die Erweiterung Borouge 4 in Abu Dhabi der dortige Standort zusätzlich 1,4 Millionen Tonnen Polyolefine, das sind Kunststoffe, die hauptsächlich bei Verpackungen zum Einsatz kommen, produzieren und damit mit insgesamt 6,4 Millionen Tonnen zum weltgrößten Produktionsstandort aufsteigen. Das alles passiert derzeit vor der Fusion, das heißt, Wachstum ist bereits eingeloggt. Als viertgrößter PolyolefinProduzent der Welt hat die Borouge International Group nur noch Simopec, CNBC und Exxon Mobil vor sich.

Was wird aus der OMV?

Die Borouge International Group ist für die OMV AG eine lukrative Cashcow. Von den jährlich 2,2 Milliarden US-Dollar an geplanten Dividendenzahlungen wird etwa eine Milliarde US-Dollar an die OMV AG abgeliefert werden. Kann sich die OMV AG deshalb auf ihrer Chemie-Tochter ausruhen? Für den eigenen Aktienkurs wird sich der heimische Konzern eine neue Strategie überlegen müssen. Das Logo grün anzufärben oder sich mit Wasserstoff sowie Re-

Oil – bei dem aus Plastikmüll wieder Öl fabriziert wird – als nachhaltigen Player zu positionieren ist zu wenig glaubwürdig. Damit lassen sich auch keine Milliarden verdienen, denn dafür sind die Energiekosten in Österreich zu hoch. „Die OMV hat ihren USP für Europa, also das russische Gas, verloren. Wegen Borealis-Borouge wird sich der Aktienkurs der OMV vorerst nicht verdoppeln, diese Fusion müsste die OMV aber sichtbarer machen. Und Wasserstoff kann man als profitable Eigenproduktion in Europa vergessen, weil Nordafrika und Arabien das weitaus günstiger produzieren können und via Pipeline in transportierbarer Form nach Europa liefern werden“, sagt Assetmanager Wolfgang Matejka, der die OMV AG seit ihrem Börsenstart im Dezember 1987 begleitet.

Was also tun? „Das Erdgas im Schwarzen Meer in Rumänien, das die OMV dort ab 2027 fördern will, könnte sie wieder in einen Playermode bringen“, meint Matejka. Im März 2025 begannen beim Projekt namens Neptun Deep erste Gasförderbohrungen. „Es ist das größte Gasentwicklungsprojekt Europas und würde Rumänien als Gasselbstversorger und Europas größten Gasproduzenten positionieren“, sagte OMV-Vorstandschef Alfred Stern bereits 2023 zum Börsianer Erdgas passt derzeit allerdings nicht in die grüne Positionierung der OMV AG, die ihre fossile Energie nicht an die große Glocke hängen möchte. Auf Börsianer-Anfrage wurden von der OMV AG jedoch folgende Zahlen hervorgehoben: Bis 2030 sollen 1,5 Millionen Tonnen an erneuerbaren Kraftstoffen und chemischen Rohstoffen produziert werden, die Rohölverarbeitung soll um 2,5 Millionen Tonnen im Vergleich zu 2019 reduziert werden, überdies sollen 5.000 Schnell- und Ultraschnellladestationen für Elektrofahrzeuge aufgebaut werden. Der Gasanteil im Geschäftsbereich Energy soll bei 60 Prozent liegen, wichtig ist der OMV AG auch die Positionierung als Produzent nachhaltiger Luftfahrtkraftstoffe.

»Story zu wenig greifbar, und der CEO ist auch schon wieder weg.«

Alois Wögerbauer

»Alle Partner wollen das Zweitlisting in Wien und arbeiten daran.«

Edith Hlawati

»Das ErdgasProjekt im Schwarzen Meer könnte die OMV wieder in einen Playermode bringen.«

Wolfgang Matejka

Zwei Jahre, bis neue Strategie steht Bis eine neue Strategie steht, wird es ohnehin noch etwa zwei Jahre dauern. Der neue CEO übernimmt frühestens Mitte 2026 bei der OMV AG das Kommando, und von heute auf morgen wird dieser keine Marschrichtung aus dem Ärmel zaubern. Dass die Aktie der OMV AG trotz Milliardendeal nicht in Bestform ist, hat für Assetmanager Alois Wögerbauer, Chef der 3 Banken Generali Investment, auch mit der Historie des Konzerns zu tun: „Gefühlt war die OMV in den letzten 25 Jahren immer mit neuen Umstrukturierungen beschäftigt. Die Gruppe der Inlandsinvestoren ist zu klein, um die Aktie zu bewegen, für Auslandsinvestoren ist die Story noch zu weit weg oder einfach noch nicht gut genug erzählt. Sie ist zu wenig greifbar, und der CEO ist auch schon wieder weg.“ Wögerbauer zählt trotzdem zu den „Optimisten. Die Aktie ist günstig, ich habe sie mit 9,4 Prozent im Österreichfonds gewichtet.“

Jonathan Lamb, Analyst bei Wood & Company, traut der OMV AG mehr zu. „Der Borouge-Deal ist für die OMV enorm wichtig. Das Unternehmen steuert hochpreisige europäische Petrochemikalien bei und erhält im Gegenzug kostengünstige Vermögenswerte aus dem Nahen Osten und Nordamerika“, sagt Lamb, der den Preis der OMV-Aktie nächstes Jahr bei mehr als 60 Euro prognostiziert, derzeit notiert sie um die 45 Euro. OMV-CFO Reinhard Florey freut sich über die erste positive Resonanz. „Die vollständige Spiegelung des Wertes von Borouge Group International ist damit nicht erreicht, sondern erst angestoßen. Wir gehen davon aus, dass unser intensiver Dialog mit den Kapitalmärkten sowie der geplante, erfolgreiche Abschluss der Transaktion bis Q1/2026 –gefolgt von der Erstnotierung von Borouge Group International an der Börse Abu Dhabi und später an der Wiener Börse – zu einer erhöhten Werttransparenz beitragen werden. Dies sollte auch dem im Aktienpreis reflektierten Wert von OMV zugutekommen.“

Shaping Europe’s Future Sustainable. Resilient.

The world is changing. And the demand for sustainable infrastructure has never been greater. At Kommunalkredit, we finance critical infrastructure that secures Europe’s energy supply and drives economic growth. As Infra Banking Experts, we work in close partnership with investors and project developers to deliver innovative financing solutions – with speed, precision, and impact – while creating long-term, sustainable value. From renewable energy and green mobility to social infrastructure: We are committed to shaping a better future –for businesses, communities, and generations to come.

#DEUTSCHLAND

Ein Schimmer –mehr nicht

In den ersten 100 Tagen arbeitet die deutsche Regierung hart daran, dass der Ruf besser wird als die Lage.

Text: Oliver Stock

BBei Colsman, tief im Herzen Deutschlands, gar nicht weit weg vom Heimatort des noch neuen Kanzlers Friedrich Merz in Südwestfalen, sagt man, dass hier das Herz der deutschen Metallverarbeitung schlägt. Colsman ist ein typisch mittelständischer Verarbeiter von Blechbauteilen, hier wird seit 150 Jahren geformt und nicht verbogen. Und das gilt auch für die Menschen. Bernhard Jacobs heißt der Mann, der für Colsman und mehr als 500 andere die politische Arbeit erledigt. Er ist Chef des passenden Verbands, eben jenes der Blechumformung, und er beschreibt die Lage so: Der Umsatz der Branche ist in nur einem Jahr um 12,2 Prozent in den Keller gesackt. Arbeitsplätze? Mehr als zehn Prozent verschwunden. Betriebe? Vier Prozent gaben auf. Die Produktionsleistung ist auf dem niedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre. Verschnaufpause. Und dann sagt Jacobs das, was Unternehmer und Verbandsfürsten derzeit häufiger sagen: Die Geschäftserwartungen hätten sich ein ganz klein wenig verbessert: „Ein Schimmer – mehr nicht.“

Rund 100 Tage ist die schwarz-rote Regierung unter Friedrich Merz nun im Amt. Der schwarze Teil, also CDU und CSU, hatte zwei Themen, mit denen Merz die Wahl gewann: Migration und Wirtschaft. Bei der Migration soll es jetzt sein CSU-Innenminister richten, bei der Wirtschaft ist Merz, der ehemalig

»Exporte entwickelten sich besser als zunächst angenommen.«

Ruth Brand

»Die Geschäftserwartungen haben sich ein ganz klein wenig verbessert.«

Bernhard Jacobs

Blackrock-Deutschland-Chef war, auch selbst mit im Boot. Und wie es der Wirtschaft geht, das bekommt Merz nicht nur von den Blechumformern aufs Brot geschmiert.

Keine Ausreden

Die deutsche Regierung unterhält dazu einen eigenen Sachverständigenrat, der zweimal im Jahr ein Gutachten zu dem Thema vorstellt. Die Frühjahrseinschätzung wurde soeben publik, und sie fällt bescheiden aus: kein Wachstum, dafür überbordende Bürokratie. Dazu die Warnung des Gremiums: Achtung, das Geld, das dank der Grundgesetzänderung fast unbegrenzt fließt, darf nur für Investitionen ausgegeben werden und nicht, um anderweitig Löcher zu stopfen. Und eine aus dem Rat, Veronika Grimm, wurde sogar ganz deutlich: „Ich warne davor, Trump, Putin und Xi als Ausrede zu nutzen.“ Sie befürchtet, dass das, was durch die staatliche Ausgabenpolitik angefacht wird, nur ein Strohfeuer ist. Wer sich erinnert: Merz hatte nach seiner Wahl und vor seiner Kanzlerwerdung in einem Husarenritt noch einmal den alten Bundestag zusammengerufen und ihn dazu bewegt, das Grundgesetz so zu ändern, dass unbegrenzte Verteidigungsausgaben möglich sind und für Infrastruktur und Klimaschutz je 500 Milliarden Euro über die nächsten acht Jahre zur Verfügung stehen.

KLARE VORGABE. „Wir brauchen vor allem einen beherzten Rückbau der überbordenden Bürokratie.

Wir werden die unzähligen Dokumentations-, Berichtsund Meldepflichten schnell und spürbar reduzieren“, versprach Friedrich Merz.

»Wachstumseffekt für ganz Europa wird auf plus 0,4 Prozent beim BIP geschätzt.«

Marc Thiery

Deutschland als Zugmaschine für Europa

Text: Peter Köhler

Bei der Super Return 2025 in Berlin waren 6.000 Entscheider aus 80 Ländern vor Ort, das verwaltete Vermögen beträgt 50 Billionen US-Dollar. Der Tenor: Europa und Deutschland gelten bei den Geldverwaltern als „place to be“. Während die US-Politik mit den permanent wechselnden Zöllen als erratisch empfunden wird, gilt der alte Kontinent als Hort der Stabilität. „Das billionenschwere Fiskalpaket in Deutschland ist jetzt wirklich in aller Welt bekannt. Der Wachstumseffekt für ganz Europa wird auf plus 0,4 Prozent beim BIP geschätzt, Deutschland könnte wieder die Zugmaschine für den Kontinent werden“, sagt Marc Thiery, Managing Partner und Gründer der DPE Deutsche Private Equity, einer der bekanntesten Mittelstandsfinanzierer im deutschsprachigen Raum. Auf einer Podiumsveranstaltung, an der auch Levin Holle, der neue Abteilungsleiter für Wirtschafts-, Finanz- und Energiepolitik im Kanzleramt, teilnahm, ruhten die Hoffnungen auf den privaten Investoren. Mehr privates Kapital zu mobilisieren habe „höchste Priorität“ und über Public Private Partnerships könnten viele Zukunftsaufgaben in den Bereichen Verkehrund Energieinfrastruktur finanziert werden. Viele Private-Equity-Manager forderten aber auch, dass die Versorgungswerke und Pensionskassen stärker investieren müssten und noch zu stark auf Staatsanleihen setzen. Die Kapitalflüsse in Richtung Europa seien da, jetzt seien Deregulierung und Digitalisierung notwendig, damit man die Chancen auch nutzen könne, meinte Verena Kempe, Leiterin Investment Management beim Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung. Und auch der Branchenverband BVK sieht noch erheblichen Handlungsbedarf. „Wer sich einmal mit den Themen Steuern, Regulierung und Berichtspflichten auseinandergesetzt hat, weiß, dass wir einen Kulturwandel brauchen. Mehr Industriestandards statt staatlicher Regulierungen! Internationale Standards statt Goldplating! Rechtssicheres, international wettbewerbsfähiges Steuerregime statt deutschem Alleingang!“, fordert Vorstandssprecherin Ulrike Hinrichs.

Das große Geldausgeben wird flankiert von Steuererleichterungen, die Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) gerade auf den Weg bringt: Es geht um Sonderabschreibungen für Investitionen. Danach soll die Körperschaftssteuer sinken. Die Regierung rechnet damit, Unternehmen am Ende jährlich um mehr als zehn Milliarden Euro zu entlasten. Ein Hochsteuerland zu regieren – das will sich Klingbeil nicht länger sagen lassen.

Damit nicht genug: Merz hat als Wirtschaftsministerin die ehemalige Energiemanagerin Katherina Reiche eingesetzt. Sie soll neben der Steuerentlastung die zweite Großtat für die Wirt-

schaft vollbringen: bezahlbare Energiepreise. Prompt fordert die Ministerin einen „Realitätscheck der Energiewende“ und forciert das unter der vorherigen Ampelregierung Undenkbare: „Wir brauchen flexible Gaskraftwerke, die dann Strom liefern, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint“, sagt die CDU-Politikerin und fragt eher rhetorisch: „Haben wir beim Ausbau der erneuerbaren Energien die Systemrisiken und Systemkosten vergessen?“

Realitätscheck für die Energiewende Geldausgeben, Steuererleichterung und Senken der Energiepreise – eine Hel-

»Beim Ausbau der erneuerbaren Energien die Systemrisiken vergessen?«

Katherina Reiche

dentat fehlt, und wer dazu Unternehmer befragt, erlebt welche, die verzweifelt zur Decke schielen: Es geht um die Bürokratie. Den Aufwand um die Regelwut der Ampelregierung, kombiniert mit den Vorgaben aus Brüssel, in den Griff zu bekommen, ist für Selbstständige, Mittelständler und Konzerne kaum zu bewältigen. Merz’ Joker dafür heißt Karsten Wildberger. Er ist der Minister, der Digitalisierung und Staatsmodernisierung auf seiner frischgedruckten Visitenkarte stehen hat. In seinem vorherigen Leben war er Chef der Ceconomy AG, zu der die Marken Mediamarkt und Saturn gehören. Wildberger muss sich ein neues Ministerium zusammenbauen, weil es bisher so etwas nicht gab. Die Hausaufgaben für ihn beschreibt Merz so: „Wir brauchen vor allem einen beherzten Rückbau der überbordenden Bürokratie. Wir werden die unzähligen Dokumentations-, Berichts- und Meldepflichten schnell und spürbar reduzieren.“ So weit das Regierungsprogramm zum Wirtschaft-wieder-in-Fahrt-Bringen, das sich Merz also vorgenommen hat. Und wann zeigt das seine Wirkung?

Es war am Tag zwei, nachdem die Sachverständigen ihr eher ernüchterndes Gutachten vorgelegt hatten, als das deutsche Bundesamt für Statistik mit

einer eigenen Zahl aufhorchen ließ. Die Erbsenzähler stellten fest: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt sei zwischen Jänner und März um 0,4 Prozent gewachsen. Das ist zwar mager, aber wer das Bild vom öden Wüstenboden bemühen will, auf dem nichts wächst, der hatte auf einmal ein ganz zartes grünes Pflänzchen vor Augen. Und die Zahl steht nicht einmal allein in der Wüste. Nicht nur bei den Blechumformern, sondern auch in anderen Teilen der Industrie sorgen steigende Auftragszahlen für mehr Zuversicht: Der Ifo-Index, der das misst, stieg jüngst zum fünften Mal in Folge. „Vor allem die Produktion im verarbeitenden Gewerbe sowie die Exporte entwickelten sich besser als zunächst angenommen“, sagt die Präsidentin des Statistischen Bundesamts, Ruth Brand.

Helden des Konsums

Wer das genauer anschaut, erlebt die nächste Überraschung: Ausgerechnet Autos, von der E-Transformation geplagt und von chinesischer Konkurrenz getrieben, waren ein Exportschlager, der im ersten Quartal die Wirtschaft stützte. Die Erklärung, die dann die Statistiker nachschieben, sorgt allerdings für Ernüchterung: Es sei der Trump-Horror. Seine erratische Zollpolitik, das Verhängen und

wieder Pausieren von hohen Zöllen auf Güter, die nach Nordamerika exportiert werden sollen, habe dazu geführt, dass es „Vorzieheffekte im schwelenden Handelskonflikt mit den USA“ gebe. Aber das ist eben nicht alles. Auch Verbraucher sind neuerdings wieder Helden des Konsums: Die privaten Konsumausgaben stiegen um 0,5 Prozent. Weniger Inflation und gestiegene Löhne sorgen dafür, dass alle wieder mehr shoppen gehen. Der neuen Regierung tun sie damit einen Riesengefallen. Denn sie braucht etwas, das sichtbar ist, bevor die Maßnahmen wirklich greifen können. Sie braucht den „Schimmer“, den Blechmann Jacobs ausgemacht hat. Alles, was beim Wachstum über der prophezeiten Nulllinie liegt, wird ihr hoch angerechnet. Der Ruf muss besser sein als die Lage – daran zumindest arbeitet die Regierung Merz in den ersten 100 Tagen hart.

% Meine Rendite

Mit Investitionen, Steuererleichterungen, niedrigeren Energiepreisen und weniger Bürokratie will Merz die Wirtschaft in Fahrt bringen. Nach 100 Tagen beginnt sich zumindest die Stimmung leicht zu drehen. —

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Marktentwicklung

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE

IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE

ATX (ÖSTERREICH)

STOXX EASTERN EUROPE TM (EUR)

STOXX EUROPE TM (EUR)

STOXX US TM (EUR)

STOXX EM TM (EUR)

Der ATX-Index zieht seit Jahresanfang weiter allen davon, respektabel ist die Entwicklung bei europäischen und osteuropäischen Aktien. Die US-Aktien grundeln, Emerging Markets haben aufgeholt.

PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH

ÖSTERREICHS AKTIENMARKT DERZEIT SELBSTBEWUSST

DIE GEOPOLITIK UND DIE AKTIENBÖRSEN haben eine unterschiedliche Dynamik. Während sich die geopolitischen Kräfteverhältnisse nahezu täglich einer Belastungsprobe unterziehen, sehen die Aktienmärkte passiv auf diese Ereignisse. Vielleicht wurden wir durch die erratischen Politmanöver aus den USA bereits trainiert, nicht allzu schnell in die anfangs interpretierte Richtung zu laufen. Es entsteht ein Bild, das die USA aus ihrer partnerschaftlichen Betrachtung enthebt und auf ihre eigenen Interessen fokussiert. Damit wird der Fokus auf die Reaktionen anderer Staaten, insbesondere in Europa, gelegt. Und dort bildet sich gerade ein Weg zum Selbstverständnis heraus, den wir so in seiner Geschwindigkeit uns maximal gewünscht, aber kaum erwartet hatten. Europa hält sich daher in diesem Umfeld gut. Die großen Finanzierungspakete von Deutschland und Co helfen, die Erwartung wieder steigender Investitionen in den Standort Europa zu tragen. Die europäischen Märkte, insbesondere die Small und Mid Caps, sind günstig bewertet. Marktanteile über die Börse zu erlangen wird auch in einem Zollstreit zu einer validen Variante internationaler Konzerne. Der heimische Aktienmarkt hat in diesem Umfeld seine Position im vorderen Drittel der europäischen Börsen selbstbewusst gehalten. Banken und Versicherungen genießen das Umfeld. Auch die Hoffnung auf eine Beruhigung der Situation in der Ukraine lässt die Kurse mancher steigen. Es ist schön, einen Kursanstieg in diesem Umfeld zu sehen. Man sollte dabei aber nicht aus den Augen verlieren, dass die USA, sollten sie wirklich im zweiten Halbjahr enttäuschende Ergebnisse liefern, als größter Investor ihre Gewinne auch nimmt, wo es sie gibt.

Renditechancen in Europa

Erich Stadlberger von der Oberbank setzt mit seinem Dachfonds „Premium Strategie ausgewogen“ auf die Erholung in Europa und solide Zahlen aus den Unternehmen.

Interview: THOMAS MÜLLER

Die Oberbank zeigte sich zuletzt die heimische Konjunktur betreffend optimistisch. Sind es Ihre Kunden im Privatbankengeschäft auch? – Erich Stadlberger: Die Kunden haben sich in den Stressphasen im April sehr besonnen gezeigt und haben bei Aktien keine Panik bekommen. Im Gegenteil, es wurde eher zugekauft. Auch im Anleihenbereich gab es große Nachfrage, viele haben die höheren Zinsen bei Unternehmensanleihen genutzt. Wir haben Kunden bereits vor eineinhalb Jahren besonders auf die Renditechancen bei Laufzeitenfonds hingewiesen. Wer damals eingestiegen ist, hat inzwischen eine sehr gute Rendite gemacht.

Und bei Aktien? – Hier war das EuropaThema etwas präsenter, und die negative Stimmung von 2024 hat inzwischen gedreht. Zugleich waren US-Aktien relativ teuer und hatten dieses Jahr ein etwas schwächeres Momentum. Was wir etwas unterschätzt haben, ist die Schockwirkung auf die globalen Aktienmärkte durch Trumps „Liberation Day“ Anfang April 2025. Das haben wir in dieser Heftigkeit nicht kommen sehen. Wir haben daraufhin eine kleine Aktienposition verkauft und High-Yield-Anleihen aus Europa aufgestockt, wo wir gerade Renditechancen sehen. Wir rechnen bei den Zöllen aber damit, dass es noch verschiedene Deals geben wird und sich die Situation entschärft.

Die Asset-Allocation

ERICH STADLBERGER

Leiter Private Banking & Asset Management der Oberbank AG

Nach der Matura an der Handelsakademie in Linz stieg Stadlberger 1989 bei der Oberbank ins Wertpapiergeschäft ein. Seit der Gründung der Abteilung Private & Asset Management 2006 hat er deren Führung inne. Im selben Jahr schloss er ein MBA-Studium als General Management Executive an der LIMAK ab.

Quelle: Oberbank Premium Strategie ausgewogen

Werden Sie die Aktienquote im zweiten Halbjahr wieder erhöhen? – Ja, wenn sich eine Möglichkeit ergibt. Wir erwarten hier bis Jahresende insgesamt eine positive Entwicklung. In Europa sehen wir positive Signale aus Deutschland mit dem Konjunkturprogramm der neuen Regierung.

Wie hoch ist der Goldanteil, und planen Sie Anpassungen? – Die Goldquote war immer schon etwas höher als bei den Mitbewerbern und hat uns bei der Performance geholfen. Wir haben zuletzt Gewinne mitgenommen und reduziert. Wir sehen Gold aber langfristig entspannt und wollen die Quote stabil halten.

Wie oft werden Fonds im Dachfonds ausgetauscht? – Wir neigen dazu, niedrige Umsatzquoten zu haben. Gerade bei Aktien haben wir einen Kern aus ETFs und aktiven Fonds drinnen, die das Fondsmanagement nicht oft austauscht.

Wie hoch ist der Anteil an ETFs bei Aktienund Anleihenfonds? – Bei Aktien decken wir einen hohen Anteil mit ETFs ab. Bei Anleihen haben wir 50 Prozent aktiv gemanagte Fonds und sind wählerischer beim regionalen Exposure. Bei Lateinamerika sind wir eher kritisch.

Was sind die Risikofaktoren für das zweite Halbjahr? – Im Juli wird die 90-TageFrist für das Aussetzen der Zölle auslaufen, und wenn dann keine Deals vorliegen, könnte es eine ruppige Phase geben. Bei der Konjunktur sind die Risiken relativ überschaubar. Die Unternehmen schlagen sich gut, und ich sehe das als stabile Grundlage für den Markt. Es wird aber nicht linear aufwärts gehen. Wir werden auch Rückschläge sehen.

Griff nach den Exoten

Text: Raja Korinek

1. Hintergrund

Das Umfeld für US-Staatsanleihen ist herausfordernd. Experten fürchten eine starke Ausweitung der Schulden und einen Anstieg der Inflation. Der Status als sicherer Hafen ist aber nicht in Gefahr, zusätzliche Chancen liefern Anleihen aus Schwellenländern.

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2. Veranlagung

Die Risikoprämien auf den Bondmärkten bei reformfreudigen Schwellenländern sinken. Dies sollte den Währungen der Emerging Markets Auftrieb geben. Auch der Blick auf den Hartwährungsmarkt kann sich lohnen, hier gefallen den Fondsmanagern die Türkei, Mexiko und Argentinien.

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3. Interview

Derzeit sind rund vier Prozent des indischen BondMarktes in Händen internationaler Investoren. Der Anteil ausländischer Käufer dürfte sich in den kommenden zwei Jahren auf bis zu acht Prozent erhöhen. Der Grund ist die geplante Aufnahme indischer Staatsanleihen in weitere internationale Indizes.

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Kaum ein anderes Land der Welt ist derart verschuldet wie die USA. Auch in Europa werden Ausgaben – allen voran für die Verteidigung – kräftig erhöht. Dementsprechend sind die Märkte für Staatsanleihen im Frühjahr 2025 unter Druck geraten. Umso mehr kann sich der Blick auf die Schwellenländer als Diversifizierung lohnen. Viele Regionen treiben Reformen voran, bekämpfen die Inflation und weisen eine niedrigere Schuldenquote als Industrienationen auf. Diese Entwicklungen und Investmentchancen nutzen derzeit die Top-Fondsmanager.

Zwischen den Zinswelten

DDas Ende der Corona-Lockdowns läutete eine Wende an den globalen Anleihenmärkten ein. Die Inflation gewann damals zügig an Fahrt, die Notenbanken reagierten mit kräftigen Zinsanhebungen. Die Folge waren starke Kursverluste auf den Anleihemärkten. Denn bestehende Bonds sind in solch einem Umfeld geringer verzinst als neue Papiere, die nach der Zinsanhebung begeben werden, und somit weniger begehrt.

Die geldpolitischen Maßnahmen zeigten durchaus Wirkung. Noch in der Spitze, im Oktober 2022, erreichte die Inflation in der Eurozone im Jahresver-

In vielen Industrienationen werden die Schuldenberge größer. Das hat Folgen für die Bondmärkte. Emerging Markets holen auf, deren Reformbestrebungen zeigen Wirkung.

gleich 10,7 Prozent. Im Mai 2025 waren es 1,9 Prozent. Moderater ist die Entwicklung in den USA. Nun rückt dort jedoch die Fiskalpolitik des US-Präsidenten Donald Trump in den Fokus. Experten fürchten eine starke Ausweitung der Schulden und einen Anstieg der Inflation.

Weltgrößter Schuldner

Dabei haben die Staatsschulden bereits ein hohes Volumen erreicht. „Mit mehr als 34 Billionen US-Dollar ist die USA der weltweit größte Schuldnerstaat“, konstatiert Alexander Eberan, Leiter des Private Banking der Steiermärkische

SCHMIERMITTEL. Der Status der sicheren Häfen wie jener der USA wackelt laut

Experten nicht.

US-Staatsanleihen sind etwa das Schmiermittel des internationalen

Zahlungsverkehrs.

Sparkasse in Wien. Zuletzt boxte Trump das „One Big Beautiful Bill“-Steuergesetz (OBBB) durch den Kongress, die Zustimmung des Senats steht noch aus. In dem Gesetz sind unter anderem Steuererleichterungen enthalten, welche die Schulden noch weiter erhöhen würden. Zu allem Überfluss plädierte Trump am 4. Juni 2025 für die Abschaffung der USSchuldenobergrenze. Bereits Mitte Mai zog die US-Ratingagentur Moody’s die Reißleine und entzog den USA das AAA, so wie es Fitch und auch Standard&Poor’s bereits getan hatten. Die Folgen sind sinkende Kurse bei US-Staatsanleihen, somit steigende Renditen. Für zehnjährige Treasuries lag die Rendite per 17. Juni bei rund 4,4 Prozent.

In Deutschland sorgte vor wenigen Monaten die Aufweichung der Schuldenbremse zur Finanzierung höherer Verteidigungsausgaben sowie das 500 Milliarden Euro schwere Infrastrukturpaket für Wirbel auf dem Markt für deutsche Bundesanleihen. Die Renditen legten zu, sie erreichten zuletzt 2,52 Prozent. Trotz des aktuell wachsenden Bedarfs an sicheren Häfen haben sich die Kurse praktisch kaum erholt. In Österreich sorgt zudem das EU-Defizitverfahren für Verunsicherung. Im Juni senkte Fitch jedenfalls das Rating für Österreich von AA+ auf AA herab – bei einem stabilen Ausblick.

Wackelt der Status der sicheren Häfen? Harald Holzer, Investmentchef der Kathrein Privatbank, meint, von einer Krise seien die USA weit entfernt. „USStaatsanleihen sind das Schmiermittel des globalen Zahlungsverkehrs.“ Martina Pokorny, Co-Gründerin und Vermögensverwalterin bei MKP Invest, hat eine ebenso klare Meinung: „Treasuries werden ihren Status als sicheren Hafen nicht verlieren.“ Pokorny meint jedoch, dass die Verabschiedung von Trumps Steuerpaket das Vertrauen der Investoren in die USA mit ihrer Sonderstellung am globalen Finanz- und Kapitalmarkt weiter erschüttern könnte. „Das Umfeld bleibt herausfordernd, gibt aber auch den Blick auf Alternativen frei, um am Staats- und

Unternehmensanleihemarkt internationaler aufgestellt zu sein“, erklärt Pokorny.

Deutscher Bund bleibt sicher Auch bei deutschen Bundesanleihen droht keine gröbere Gefahr. „Sie haben nach wie vor das beste Rating“, konstatiert Günther Schiendl, CEO bei der VBV-Pensionskasse. Schiendl verweist zugleich auf weitere Chancen, die in seinem Haus genutzt werden: „Italien und Südeuropa sind seit einiger Zeit ein prominenter Teil unserer Anleiheportefeuilles.“ Die Wirtschaft in den Regionen war zuletzt stark, die Renditen bei entsprechenden Staatsanleihen ansehnlich. Ähnlich lautet der Tenor in anderen Häusern. Thomas Neuhold, Geschäftsführer der Gutmann KAG, beobachtet die Schuldenentwicklung in den USA und vielen europäischen Ländern zwar mit etwas Unbehagen, wie er sagt. „Doch was die Tilgung betrifft, bleiben Treasuries, deutsche und österreichische Staatsanleihen sichere Häfen.“

Dennoch könnte eine Beimischung in Bonds aus den Schwellenländern im aktuellen Umfeld interessant sein. Das Wirtschaftswachstum ist in vielen Regionen intakt. Laut April-Schätzungen des Internationalen Währungsfonds werden Emerging Markets 2025 um durchschnittlich 3,6 und im kommenden Jahr um 3,7 Prozent wachsen. Mögliche Gefahren sollten allerdings nicht unterschätzt werden. Holzer mahnt, dass Schwellenländeranleihen grundsätzlich mit erhöhten politischen, wirtschaftlichen und währungsbezogenen Risiken verbunden seien.

% Meine Rendite

Sowohl in den USA als auch in Europa steigen die Schulden. Während Experten den Status eines sicheren Hafens etwa bei Staatsanleihen aus den USA oder Deutschland nicht in Gefahr sehen, liefern Anleihen aus Schwellenländern zusätzliche Chancen.

Fiesta Exoticana

Lange wurden die Chancen bei Schwellenländer-Bonds vernachlässigt. Das ändert sich jetzt. Fondsmanager erläutern, worauf es bei der Selektion ankommt.

DDie ersten Monate des Jahres 2025 läuteten eine fulminante Wende am Markt für Schwellenländeranleihen in Lokalwährung ein. So zog die Benchmark, der JPM GBI - EM Global Diversified Index, seit Jahresbeginn um rund zehn Prozent an. Die Suche nach Alternativen abseits des Dollarraums wächst. Denn vor allem US-Präsident Donald Trumps Handels- und Steuerpolitik verunsichert –während Reformbemühungen in zahlreichen Schwellenländern greifen. Ray Jian, Fondsmanager des Amundi Funds - Emerging Markets Bond Fund, verweist auf die zahlreichen Hochstufungen der Bonitäten von Staatsanleihen in den vergangenen 18 Monaten. „Der Trend dürfte sich fortsetzen, da die Länder Reformen umsetzen und der schwache US-Dollar deren Außenbilanz verbessert.“

Matthew Murphy, institutioneller Portfoliomanager im Emerging Markets Team bei Morgan Stanley Invest-

ment Management, meint zudem, dass die Risikoprämien auf den Bondmärkten bei reformfreudigen Schwellenländern sinken. Dies sollte den Währungen der Emerging Markets Auftrieb geben. Harald Holzer von der Kathrein Privatbank verweist auch auf die vergleichsweise niedrige Staatsschuldenquote in vielen Emerging Markets. Laut dem Internationalen Währungsfonds liegt sie im Schnitt bei rund 75 Prozent, in den Industrienationen bei mehr als 110 Prozent.

Murphy sieht dabei noch viel Spielraum für Kursgewinne bei Lokalwährungsanleihen: „Die Zinsen in vielen Regionen können noch deutlich sinken,.“ In solch einem Umfeld gewinnen bestehende Anleihen an Wert. Sie sind höher verzinst als jene Papiere, die erst nach der Senkung begeben werden. Vergleichsweise hohe Kupons wirken zudem als Puffer gegen etwaige Kurs- oder Währungsverluste, so Murphy.

Indien auf dem Reformpfad

Doch wo setzt der Morgan Stanley Investment Funds - Emerging Markets Local Income Fund (LU2607188435 für Privatanleger; LU2607189326 für Großanleger) an? Zu den größten Gewichtungen zählen Indien, Mexiko und Indonesien, auch, da sie im JPM GBI - EM Global Diversified Index hoch gewichtet sind. Jedoch versucht der Fonds mit Über- und Untergewichtungen etwa auch mit Währungsderivaten zusätzliche Ertragschancen zu nutzen.

So legte der Fonds per Ende April einen stärkeren Fokus auf die indische Rupie. Die Entscheidung führt Murphy auf die strukturellen Reformen unter Premierminister Narendra Modi zurück, die für Währungsstabilität und sinkende Inflation sorgen dürften. Indonesien wird geringer gewichtet. „Dort könnte die Risikoprämie aufgrund höherer Staatsausgaben steigen.“ Obendrein setzt der Fonds auf Währungen von Staaten wie Ägypten, Sri Lanka und Ghana. „Alle drei Länder befinden sich auf einem Reformkurs, der die Risikoprämien senken und die Währungen stützen könnte.“ Auf zehn Jahre schaffte der Fonds laut Morningstar eine jährliche Wertentwicklung von 3,24 Prozent - auf Eurobasis per 16. Juni 2025.

Polnischer Zloty als Chance

Ein wenig anders ist der Zugang beim DPAM L - Bonds Emerging Markets Sustainable Fund (LU0907927338 für Privatanleger; LU0907928062 für Großanleger). Nebst Brasilien legte der Fonds zuletzt auch einen größeren Fokus auf Polen und Mexiko. Bereits Ende 2022 setzte die polnische Währung zu einem Anstieg etwa gegenüber dem Euro an. Der Leitzins wurde kräftig angehoben, ausländisches Kapital wurde angelockt. 2023 kam es zu einem Regierungswechsel, die zuvor amtierende – umstrittene – PiS-Partei wurde abgewählt. Dies wurde von den Märkten positiv aufgenommen. Die jährliche Wertentwicklung des Fonds auf zehn Jahre lag zuletzt bei 3,03 Prozent pro Jahr.

Auch der Blick auf den Hartwährungsmarkt kann sich lohnen. Jian vom Amundi Funds - Emerging Markets Bond Fund (LU1882455287 für Privatanleger; LU1882453159 für Großanleger) meint, „Hartwährungsanleihen bieten Renditen von derzeit knapp acht Prozent“. Im Fonds entfallen auf Mexiko, die Türkei sowie Argentinien derzeit besonders hohe Gewichtungen. So setzte etwa die Türkei seit den Wahlen von Ende 2023 ein Stabilisierungsprogramm um. „Die Inflation ist gesunken, die Devisenreserven wurden aufgestockt, und das Rating wurde in den vergangenen 18 Monaten um zwei Stufen angehoben“, betont Jian. Bei diesem Fonds lag der jährliche Wertzuwachs auf zehn Jahre zuletzt bei 3,22 Prozent.

% Meine Rendite

Schwellenländeranleihen rücken weiter in den Fokus. Während die stark steigenden Schulden vor allem in den USA auch den Bondmarkt belasten, verbessern zahlreiche Emerging Markets ihre Bilanzen. Chancen sollten vielfältig genutzt, das Verlustrisiko sollte aber nicht unterschätzt werden. —

DEM KAPITALMARKT

EINE STIMME GEBEN

Karl Fuchs

Geschäftsführer

Aktienforum

Für eine breite Unternehmensfinanzierungspalette sorgen Das Finanzierungsangebot für österreichische Unternehmen muss weiter verbessert werden. Österreichische Unternehmen sollen verstärkt den heimischen Kapitalmarkt als Finanzierungsmöglichkeit wahrnehmen.

• Eigenkapital stärken

• Vorbörsliche Finanzierungen verbessern

• Börsengänge forcieren

Altersarmut durch Vermögensaufbau verhindern

Durch eine Kombination von umlagefinanzierten und kapitalgedeckten Pensionen wird die finanzielle Versorgung im Alter unter risikodiversifizierten Gesichtspunkten gegenüber monistisch finanzierten Systemen verbessert. Im Bereich der privaten Pensionsvorsorge müssen maßgebliche Verbesserungen vorgenommen werden, da Österreich hier im internationalen Vergleich eine unterentwickelte Rolle einnimmt.

Entgeltliche Einschaltung

• Behaltefrist für Wertpapierverkäufe einführen

• Stärkung der Pensionskassen und überbetrieblichen Altersvorsorge

• Wirtschafts­ und Finanzbildung in Schullehrplänen etablieren

Kapitalmarktregulierung entstauben

Durch zahlreiche Novellen im Bereich des Kapitalmarktrechts ist der Rechtsrahmen in Österreich unübersichtlich geworden, europäische Vorgaben wurden teilweise überschießend umgesetzt und haben große Interpretationslücken hinterlassen.

• Praxisnahe Gestaltung des Kapitalmarktrechts

• Aufsicht treffsicher machen

• Gold­Plating zurückdrehen

www.aktienforum.org

Indien tritt aus dem Schatten

INDIEN IM BLICK. Erst vier Prozent des indischen Marktes sind in der Hand von internationalen Investoren. „Dieser Anteil könnte sich in den nächsten Jahren auf acht Prozent erhöhen“, sagt Anurag Mittal.

Das Wachstum ist intakt, die Renditen sind ansehnlich:

Anurag Mittal, Anleihenchef beim indischen Vermögensverwalter UTI International, erläutert Entwicklungen auf dem Markt für indische Staatsanleihen.

Interview: Raja Korinek

DDer Markt für indische Staatsanleihen etabliert sich und zieht vermehrt internationale Investoren an. Die wichtigsten Treiber der aktuellen Entwicklungen erläutert UTI-Anleihenchef Anurag Mittal, im Börsianer-Interview.

Herr Mittal, Indiens Kapitalmarkt stand medial lange im Schatten von China. Weshalb lohnt sich der Blick für Anleger in Richtung Indien? – Anurag Mittal: Die indische Wirtschaft entwickelt sich stabil. Laut der Weltbank dürfte die Konjunktur im Wirtschaftsjahr 2025/26 um gut 6,3 Prozent zulegen und damit stärker als in anderen etablierten Emerging Markets. Die Außenhandelsbilanz ist robust, das Binnenwachstum ebenso, die Abhängigkeit von Ausfuhren ist verhältnismäßig gering. Laut Zahlen der Weltbank entfallen auf die Exportwirtschaft nur rund 22 Prozent des BIP. Deshalb treffen etwaige US-Zölle Indiens Wirtschaft weniger hart.

Wie sieht es mit der Inflationsentwicklung aus? – Die Notenbank, die Reserve Bank of India (RBI), hat 2016 ein sogenanntes Inflationsziel eingeführt, um Schwankungen bei den Verbraucherpreisen möglichst einzudämmen. Die mittelfristige Zielsetzung liegt bei vier Prozent. Toleriert werden jedoch Abweichungen von zwei Prozentpunkten, sowohl nach oben als auch nach unten.

Sollte die Inflationsrate allerdings die Zielmarke drei Quartale hintereinander über- oder unterschreiten, muss der Notenbankchef ein Erklärungsschreiben an das Parlament verfassen und geplante Gegenmaßnahmen festhalten. Das Thema Inflation wird ernst genommen,

ein Aspekt, der auch für Anleiheinvestoren wichtig ist.

Der indische Markt für Staatsanleihen besteht nur aus Papieren in lokaler Währung. Es gibt keine Emissionen in Hartwährungen. Kann dieser Aspekt von Vorteil sein? – Der Markt ist aufgrund dieser Eigenschaft nicht von Entwicklungen im Hartwährungsbereich abhängig. Externe Währungs- und Zinsentwicklungen, die zum Teil auch von geopolitischen Konflikten beeinträchtigt werden, haben kaum einen direkten Einfluss. Und trotzdem hat der Markt eine beachtliche Größe erreicht. Das ausstehende Anleihevolumen liegt inzwischen bei mehr als 1,6 Billionen US-Dollar und ist damit nach China der zweitgrößte Staatsanleihenmarkt in den Schwellenländern. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen lag zuletzt bei rund 6,25 Prozent.

Der Kurs der indischen Rupie ist seit Jahren gegenüber dem Euro stetig, aber ohne erratische Ausschläge gesunken. Was steckt dahinter? – Dazu muss man den Marktmechanismus genauer verstehen. Die RBI verfügt über Devisenreserven in Höhe von rund 693 Milliarden US-Dollar. Damit interveniert die Notenbank regelmäßig am Devisenmarkt, um die Schwankungen möglichst zu glätten, jedoch nicht, um den Kurs aktiv zu beeinflussen.

Welche Rolle spielen ausländische Investoren? Wie können sie in den Markt einsteigen? – Auch sie können sich direkt beteiligen. Jedoch muss zuerst ein „Foreign Portfolio Investor“-Konto (FPI) in Indien eröffnet werden. Der Vorgang benötigt eine Vorlaufzeit von rund drei

bis sechs Monate, auch weil die Behörden entsprechend grünes Licht geben müssen. Einfacher ist freilich der Weg über ETFs, die in entsprechende Papiere investieren. Derzeit sind rund vier Prozent des Marktes in Händen internationaler Investoren, der Rest wird von inländischen Anlegern, zum Beispiel von indischen Pensionskassen und Versicherungen, gehalten. Der Anteil ausländischer Käufer dürfte sich in den kommenden zwei Jahren schätzungsweise aber auf bis zu acht Prozent erhöhen. Grund für die Entwicklung ist die geplante Aufnahme indischer Staatsanleihen in weitere internationale Indizes.

Können Sie die Entwicklung näher erläutern? – Indische Staatsanleihen sind bereits Teil des JPMorgan GBI-EM Global Diversified Index. Seit 1. Jänner 2025 werden sie sukzessive in den Bloomberg Emerging Markets Local Currency Government Index aufgenommen. Die Berücksichtigung in den FTSE Emerging Markets Government Bond Index (EMGBI) wird aller Voraussicht im September 2025 starten.

% Meine Rendite

Anurag Mittal, Anleihenchef beim indischen Vermögensverwalter UTI International, nennt folgende Gründe, weshalb indische Staatsanleihen in den Fokus rücken. Das Wirtschaftswachstum ist intakt, der Markt liquide, die Emissionen erfolgen rein in lokaler Währung. Damit haben vor allem Konjunkturentwicklungen in Indien einen wesentlichen Einfluss auf die Kursentwicklung der Anleihen.

Year-To-Date-Trends DER WELTBÖRSEN

(ATHEX)

(DAX)

|

|

(TSX)

| 7,16 %

YORK (DJIA)

| -0,79 %

YORK (NASDAQ)

| 0,71 %

Kommentar

STABILES FUNDAMENT FÜR EINE INSTABILE WELT. Die Unsicherheit wird die Märkte weiterhin beeinträchtigen, wobei die Marktentwicklung eine entscheidende Rolle dabei spielt, die Politik der US-Regierung zu mäßigen. Die wahre Gefahr besteht darin, zu viel Angst vor der Gefahr zu haben – in instabilen Zeiten ist es sinnvoll, ein stabiles Fundament im Portfolio aufzubauen. Eine breitere regionale Aktiendiversifikation ist wichtig, um das Risiko der Abhängigkeit von den Erfolgen der Technologiebranche und dem starken Fokus auf den US-Markt zu reduzieren. Ergänzend dazu können Dividendenstrategien Stabilität bieten. Um auch für stürmische Börsenzeiten gerüstet zu sein, sind Anleihen eine gute Wahl, selbst wenn die Risiken höherer Inflation und eines verlangsamten Wachstums drohen. In Zeiten alternativer Risiken sollten alternative Investments im Portfolio berücksichtigt werden. Angesichts der drohenden Wiederkehr der Inflation lohnt es sich, die Lehren von 2022 zu beachten, dass reale Vermögenswerte einen effektiven Inflationsschutz bieten.

(OMX 30) 2.447,13 | -1,45 %

WIEN (ATX) 4.334,65 | 18,34 %

ZÜRICH (SMI) 11.871,32 | 2,33 %

»KAUF« OMV, Andritz, Bawag und Rosenbauer.

Markus Remis

Chef von Austrian and CEE Equity Research bei ODDO BHF Austria

AIRES (MERVAL)

| -18,53 %

EUROPA (DJ EURO STOXX 50)

5.233,58 | 6,90 %

WELT (DJ GLOBAL)

663,96 | 5,04 % q

WARSCHAU (WIG 20)

2.735,40 | 24,79 %

»KAUF« Do & Co, CA Immo, Lenzing, OMV und Telekom Austria. »VERKAUF« Amag, EVN, FACC, Kapsch und Semperit.

Roland Neuwirth Fondsmanager, Salus Alpha

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50)

552,75 | 22,21 % q

2.505,65 | 11,48 % q

JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA)

»KAUF« Andritz AG mit einem Kursziel von 69 Euro, EVN AG mit 32,10 Euro, FACC AG mit 10,50 Euro, Strabag SE mit 50,80 Euro und Vienna Insurance Group AG bei 39 Euro.

Fritz Mostböck Head of Group Research, Erste Group Bank AG

SCHANGHAI (SHCOMP)

3.359,90 | 0,24 % q

SEOUL (KOSPI)

3.021,84 | 25,94 %

HONGKONG (HANG SENG)

23.530,48 | 17,30 %

TOKIO (NIKKEI 225)

38.403,23 | -3,74 %

»KAUF« Andritz mit einem Kursziel von 69 Euro, EVN (32,60 Euro), FACC (11 Euro), Kontron mit 30 Euro und die VIG mit einem Kursziel von 47 Euro.

Eduard Berger Vorstand, Wiener Privatbank SE

SYDNEY (ALL ORDINARIES)

8.723,50 | 3,60 %

STRABAG SE

EFONDSKURSE

DIE TOP 10 ÖSTERREICH-FONDS (3J)

ROHSTOFFE

KRYPTOKURSE

DIE TOP 10 ANLEIHEN (YTM)

Börsendaten

TOP HANDELSTEILNEHMER

1.

MEISTGEHANDELT

(4.) Wienerberger AG

7. (8.) Voestalpine AG

8. (10.) Andritz AG

9. (–) Strabag SE 180,43 10. (–) Do&Co AG 128,98

VERGLEICHSPERIODE

AKTUELLE PERIODE

VERGLEICHSPERIODE

AKTUELLE PERIODE

VERGLEICHSPERIODE AKTUELLE PERIODE

VERGLEICHSPERIODE

AKTUELLE PERIODE

VERGLEICHSPERIODE

Interview:

#LUFTFAHRT

„Wir sind schneller als jeder andere auf dem Markt“

GUTE CHEMIE Michael Pistauer und Kai Arndt führen die Montana Aerospace AG im Doppelgespann. Die Chemie stimmt. Der Aktienkurs stieg zuletzt stark an.

Bei der Montana Aerospace AG ist nach mageren Jahren und hohen Investitionen die Zeit der Ernte gekommen. Der Luftfahrzulieferer ist einer der wenigen Player am Markt, der die gesamte Wertschöpfungskette im eigenen Haus hat. Auch mit den Hauptkunden Boeing und Airbus haben die Vorstände Kai Arndt und Michael Pistauer eine gute Gesprächsbasis. Das Ding fliegt.

KKönnen Sie mir mit einem Satz sagen, was die Kernstärke der Montana Aerospace ist?

– Kai Arndt: Wir haben ein One-ShopKonzept, mit dem wir vertikal integriert Bauteile für die Luftfahrtindustrie liefern, die andere nicht so liefern können. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir sind „local to local“, und wir sind schneller als jeder andere auf dem Markt.

Der Montana Aerospace ist die Restrukturierung gelungen. Wieso lief es nach dem Börsengang 2018 nicht rund? – Michael Pistauer: Das sehen wir ganz anders. Aerostrucure ist ein extrem langfristiges Geschäft mit langen Investitionszyklen.

Ingrid Krawarik, Daniel Nutz
MONTANA AEROSPACE

Wenn man wie wir seit 2018 über eine Milliarde in die moderne AerospaceStruktur investiert hat und das Geschäft entsprechend hochfahren muss, kostet das Zeit. Die Investitionsphase liegt jetzt hinter uns. Und wenn das an sich sehr Cashflow-starke Geschäft läuft, dann funktioniert das auch für viele Jahre. Das ist das Positive.

Arndt: Und wir hatten mit Covid und dem Ukrainekrieg zwei wirklich fundamentale Krisen zu verdauen.

Pistauer: Das war Richtung „expect the unexpected“. Das hat uns bei dieser Restrukturierung eigentlich ganz gut getan, denn wir konnten im AerospaceBereich zum Beispiel in den Krisen bei Zulieferern Marktanteile gewinnen.

Arndt: Würden wir mit den gleichen Arbeitspaketen weiterfahren, mit denen wir damals die Investitionen geplant hatten, dann wären wir heute vielleicht bei 50 Prozent Auslastung. Wir sind aber bei 70 Prozent. Wir haben durch unser Konzept sehr viele neue Kundenpakete gewinnen können. Auch im Space-Bereich und bei kleineren Ausrüstern, die jetzt vielleicht nicht Airbus und Boeing heißen, aber mit denen wir das Geschäft diversifizieren. Das ist sehr wichtig, denn wenn Große wie Boeing letztes Jahr in die Krise geraten, hoffentlich andere uns die Kapazitäten füllen. Wir werden im Aerospace-Bereich heuer eine Ebitda-Marge von 17 Prozent erreichen. Das ist für den Anfang gar nicht schlecht, aber sicherlich nicht das Ende.

Sind Boeing und Airbus Ihre größten Kunden? – Pistauer: Wir liefern Bauteile für kommerzielle Flugzeuge, und 80 bis 90 Prozent des Marktes ist im Wesentlichen von Airbus und Boeing direkt und indirekt dominiert. Ein großes Flugzeug wie die A320 besteht aus mehreren Millionen Teilen, davon sind 500.000 Teile Aerostructures, also für das Skelett des Flugzeuges, und die sind „mission critical“, also absolut entscheidend für die Kernfunktionen. Das ist nicht so wie

ein Ikea-Tisch, den man trotzdem noch verwenden kann, obwohl eine Schraube fehlt. Weltweit sind an einem Flugzeug 10.000 Firmen involviert, oftmals sehr kleine, und wenn da einer ausfällt, kommt es zu Verspätungen in den Lieferquoten und Stückzahlen. Deshalb gibt es die Tendenz mit weniger, aber mit verlässlichen Partnern zusammenzuarbeiten, die idealerweise weltumspannend organisiert sind und auch die ganze Wertschöpfungskette selber umfassen und nicht wieder von anderen abhängig sind.

Aber ist nicht jeder abhängig von irgendwelchen Rohstoffen? – Pistauer: Wir sind einer der ganz wenigen, die eine komplette Wertschöpfungskette im Haus und zum Teil sogar noch unter einem Dach haben. Wenn auch nur kleine Bolzen fehlen, dann steht der Laden für Boeing oder Airbus, und genau darum geht’s, dass man da die Wertschöpfungskette im Griff hat. Wir reden aber auch über Teile, die bis zu 28 Meter lang

sind. Von uns müssen die nicht von einem Zulieferer zum anderen dreimal um die Welt geschickt werden. Es ist ein Wahnsinnsaufwand und mit exorbitanten Qualitätskosten, Produktionsund Transportkosten verbunden. Das vermeiden wir und sind dadurch in der Lage, auch sehr gut zu verdienen.

Arndt: Wir sind für die komplette Wertschöpfungskette, aber eben auch für die Bauteile komplett verantwortlich. Wenn wir über „vertikal integriert“ reden, dann nutzen wir beispielsweise von den Maschinen, die wir bedienen, alle Chips, wir recyceln die auch, produzieren unsere eigenen Aluminiumblöcke. Früher sind Bauteile 14.000 Kilometer unterwegs gewesen, jetzt machen wir das alles unter einem Dach und sparen dem Kunden Zeit. Unsere Reputation als Mission-critical-Lieferant ist viel sichtbarer als früher. Wenn ein Kunde wie Boeing ein Problem hat, dann klopfen wir an und werden auch reingelassen.

»Airbus hat letzte Woche Flugzeuge verkauft, die 2037 geliefert werden.«

Haben Sie dazu ein Beispiel? – Arndt: Airbus hat letztes Jahr die Guidance zweimal im Jahr verändert, dieses Jahr sind sie beim A350 schon wieder runtergegangen. Das ist für den Zulieferer herausfordernd. Wir sind sehr früh in der Lieferkette, das heißt, wir sind natürlich ein Stück weit davon abhängig, dass Airbus und Boeing das auch wahrmachen, was an die Medien und Märkte gemeldet wird. Wenn das nicht passiert, dann suchen wir das Gespräch und sagen, Leute, wir haben hier vor zwölf Monaten Material eingekauft, die Leute eingestellt, Maschinen gekauft, damit wir diesen Ramp-up mitmachen können, also brauchen wir jetzt von euch auch das Volumen.

Das funktioniert? – Arndt: Es ist nicht einfach, aber grundsätzlich findet man zusammen eine Lösung.

Was hat sich verändert? – Arndt: Wir haben definitiv einen viel größeren Anteil an

den Fliegern, was die Arbeitspakete angeht. Wir sind sehr zuverlässig, und wir helfen natürlich den Ausrüstern, wenn andere Zulieferer nicht mehr können, um so den Kunden ein Stück weit mit abzusichern.

Wie lange ist die Vorlaufzeit? Wenn ich jetzt 500 Flugzeuge bestelle, wann bekomme ich die? – Pistauer: Die bekommen Sie frühestens Anfang der 2030er-Jahre. Man kann nicht von heute auf morgen sagen, jetzt machen wir 50 Prozent mehr.

Arndt: Keine Industrie ist so gut aufgestellt wie die Luftfahrt. Wir reden von über 13.000 Fliegern im Rückstau. Selbst wenn ab jetzt kein Flieger mehr verkauft würde, wäre die Flugindustrie trotzdem für zehn Jahre fast ausgebucht. Das ist eine komfortable Situation. Indien hat letztes Jahr 850 Flugzeuge bestellt!

Pistauer: Die größte Einzelorder aus Indien lag bei 500 Flugzeugen. Das hat es noch nie vorher gegeben. Wenn man daran denkt, dass Boeing Anfang der 60er-Jahre eine Build-Rate – also Produktionskapazität – von einem Flugzeug pro Monat hatte, dann hat sich da enorm viel in der Wertigkeit verändert.

Wie hoch ist die Produktionskapazität jetzt? – Pistauer: Na ja, das hätten wir ganz gerne höher, aber so zwischen 25 und 50 Stück würde ich sagen.

Arndt: Letztes Monat haben sie 32 A737 geliefert. Airbus hat letzte Woche Flugzeuge verkauft, die 2037 geliefert werden.

Pistauer: Ich kenne keine andere Industrie, vielleicht bis auf irgendwelche Cern-Forschungsinstitute, die auf 15 Jahre planen, die eine so langfristige Sichtweise haben. Wir wissen, dass es im Aerospace-Bereich in den nächsten plus/minus zehn Jahren keine nennenswerten Modellwechsel geben wird. Der Auftragsbestand ist jetzt so riesig, dass der selbst noch in den 2030er-Jahren produziert wird. Ein neues Flugzeug zu konstruieren dauert sieben bis acht Jahre, bis sich das dann wirklich in Auf-

DURSTSTRECKE. Michael Pistauer und Kai Arndt mussten den Investoren drei Jahre erklären, wann das Unternehmen denn endlich Geld verdient. Jetzt ist es so weit.

tragsbüchern niederschlägt, sind zwölf bis 15 Jahre erreicht.

Wie schwer ist es als Player, in dieser Branche das Geschäft zu erweitern? – Pistauer: Wenn wir nicht investiert hätten, könnten wir dieses Tempo nicht mitgehen. Es ist fair zu sagen, dass im Normalfall die Vorlaufzeiten zwischen zwölf Monaten und drei Jahren betragen. Diese Kapazitäten müssen wir einplanen.

Arndt: Zwölf Monate ist schon Rockstar. Wir haben es tatsächlich für den einen oder anderen Kunden geschafft, aber ich würde behaupten, dass das nicht unbedingt überall so passieren kann. Da sind wir wirklich Benchmark. Ich bin über 30 Jahre in der Industrie, war auch früher auf der anderen Seite dafür verantwortlich, Arbeitspakete zu vergeben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich an Montana Aerospace vor vier Jahren ein ähnliches Paket vergeben hätte.

Wieso nicht? – Arndt: Weil das so komplex ist. Und wenn du da ins Stolpern kommst, zieht das den ganzen Rattenschwanz mit. Aber Montana Aerospace hat es jetzt geschafft.

Wer sich einen Namen gemacht hat, spielt bei den Großen mit? – Arndt: Du brauchst

ein Entrepreneur-Gen und musst ein Stück weit auch verrückt genug sein und unheimlich schnell gute Ressourcen aufbauen, um zu sagen, okay, wir schaffen das. Das ist für uns sicherlich ein Wettbewerbsvorteil, ganz klar.

Wenn die Luftfahrtindustrie so gut läuft, wieso beträgt Ihre Auslastungsrate erst 70 Prozent? – Pistauer: Für den Aufbau solch großer Kapazitäten braucht es mehr Zeit. Und hätten wir jetzt 100 Prozent, würde uns Geschäft entgehen. Wir hätten keine Chance, entsprechend mehr Kapazitäten, die gefordert werden, auch mitzunehmen. Wir glauben eigentlich, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft sogar wieder investieren dürfen, weil wir dann unsere Kapazitätsgrenzen, die ungefähr bei 1,2 Milliarden Euro plus/minus Umsatz im Aerostructures-Bereich liegen, dann erreicht haben. Und wir möchten natürlich unseren Shareholdern etwas zurückgeben.

Ist Raumfahrt für euch ein Thema? – Arndt: Ja, absolut. Die Entwicklungszyklen sind dort allerdings komplett anders als bei den Flugzeugherstellern. In der Raumfahrt ist das Tempo viel höher, und weil wir entsprechend agil sind, gewinnen wir auch Aufträge.

Wie groß ist das Geschäft? – Pistauer: Für uns ist es fast zweistellig im Prozentsatz.

Wie sieht es im europäischen Defense- oder Rüstungsbereich aus? – Pistauer: Wir verwehren uns nicht, aber wir möchten unserem Kernbereich, dem Flugzeugbau, nahe bleiben. Da tut sich momentan viel. Wir sind mit Standorten in Amerika, in Europa, aber auch Asien ganz gut vertreten, so können wir lokal beliefern.

Arndt: Wir sind da ein bisschen zurückhaltender und nicht so offensiv. Nicht überall, wo Defense draufsteht, ist auch Defense drin. Der A400m ist bis zum gewissen Teil als kommerziell zertifiziert, das heißt, wir liefern das unter kommerzieller Zertifizierung. Dass wir jetzt einfach ein neues Werk bauen,

»Wenn wir nicht investiert hätten, könnten wir das Tempo nicht mitgehen.«

um da Fuß zu fassen, nur weil das gerade Mode ist, kann ich meinen Shareholdern nicht erklären.

Rüstung ist in Mode? – Arndt: Mode ist, Geld zu verdienen. Wir beide mussten nun drei Jahre lang Investoren erklären, wann wir denn das erste Mal Cash verdienen wollen. Jetzt wird schlagartig klar, welches Potenzial die Firma hat.

Was ist für Sie die größte Herausforderung für die nächsten Wochen und Monate? –Arndt: Die Hochlaufphase ordentlich mitzugehen und auf die geopolitischen Krisen flexibel zu reagieren.

Pistauer: Diese wirklich große Investitionsphase mit den notwendigen Finanzierungen liegt hinter uns, und wir sind jetzt dabei, die Ernte einzufahren. —

RaiffeisenNewInfrastructureESG-Aktien

Veranlagung in Unternehmen aus dem Megatrend Infrastruktur

Das Rating-Haus Scope hat unter 60 Produkten in der Vergleichsgruppe „Aktien Infrastruktur“ den Raiffeisen-NewInfrastructure-ESGAktien zum Fonds mit der besten Wertentwicklung über fünf Jahre per 11.06.2025 gekürt. Quelle: Magazin DAS INVESTMENT, 11.06.2025. Auf absehbare Zeit werden enorme Geldmengen für Infrastrukturverbesserungen zur Verfügung gestellt werden, von denen auch zahlreiche Unternehmen, die in diesem Sektor tätig sind, profitieren könnten. Der Raiffeisen-NewInfrastructure-ESG-Aktien investiert nicht nur in Industrieaktien (beispielsweise Bauwerte oder Transportfirmen), sondern auch in Unternehmen aus der Informationstechnologie, in Rohstoffproduzenten, in Telekommunikationsfirmen sowie in sonstigen Branchen, die dem Aufbau und Erhalt von Infrastruktur dienen.

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Wichtige Hinweise: Veranlagungen in Fonds weisen Höhere Risiken bis hin zu Kapitalverlusten auf. Der Fonds weist eine erhöhte Volatilität auf, d.h. die Anteilswerte sind auch innerhalb kurzer Zeiträume großen Schwankungen nach oben und nach unten ausgesetzt, wobei auch Kapitalverluste nicht ausgeschlossen werden können. Die veröffentlichten Prospekte sowie die Basisinformationsblätter des Fonds stehen unter www.rcm.at unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in deutscher Sprache bzw. im Fall des Vertriebs von Anteilen im Ausland unter www.rcm-international.com unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in englischer (gegebenenfalls in deutscher) Sprache bzw. in ihrer Landessprache zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte steht in deutscher und englischer Sprache unter folgendem Link: https://www.rcm.at/corporategovernance zur Verfügung. Beachten Sie, dass die Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H. die Vorkehrungen für den Vertrieb der Fondsanteilscheine außerhalb des Fondsdomizillandes Österreich aufheben kann. Ersteller: Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H., Mooslackengasse 12, 1190 Wien

Michael Pistauer

KURSANSTIEG. Europäische Aktien von Rüstungskonzernen wie Leonardo und Rheinmetall AG verzeichneten zuletzt starke Kursanstiege. US-Konkurrent Lockheed Martin sucht nach einer starken Korrektur noch den Anschluss.

LOCKHEED MARTIN

AUFMARSCH Südkoreas Armee demonstriert ihre Stärke. Zuletzt betrugen die Militärausgaben des völkerrechtlich noch immer im Krieg stehenden Landes 2,6 Prozent des BIPs. Die Nato will künftig weit mehr für Rüstung ausgeben.

#Rüstung

Milliarden für Grillen und Blauwale

Die Verteidigungsetats der Staaten schießen in die Höhe. Viele Rüstungskonzerne reiben sich die Hände. Für Österreichs Industrie fallen vom Kuchen wohl ein paar Brösel ab. Der Börsianer hat sich angesehen, in welche innovativen Systeme die deutsche Bundeswehr investiert.

DDie Welt ist unsicherer geworden – und Europa reagiert mit einem historischen Kurswechsel. Nach Jahrzehnten der Abrüstung steigen die Verteidigungsausgaben rasant. Die Nato-Mitglieder haben sich im Vorfeld des Gipfels in Den Haag 2025 darauf verständigt, künftig mindestens 3,5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben – zusätzlich sollen 1,5 Prozent in militärisch relevante Infrastruktur fließen. Insgesamt sollen also bis 2035 fünf Prozent des BIPs in die Sicherheit investiert werden. Ein Wert, der vor wenigen Jahren komplett illusorisch gewesen wäre. Die Rüstungskonzerne wittern Morgenluft! Leonardo-CEO Roberto Cingolani will in Europa stärker zusammenarbeiten, fordert einen europäischen Rüstungsfonds und gründete dafür im Oktober 2024 mit der deutschen Rheinmetall AG ein Joint Venture. Die Auftragsbücher werden sich jedenfalls füllen. Deutschland hat laut dem aktuellen Bericht des Stockholm

International Peace Research Institute (SIPRI) seine Militärausgaben im Jahr 2024 um 28 Prozent auf 77,6 Milliarden Euro erhöht – so viel wie nie zuvor seit Ende des Kalten Krieges. Damit hat Deutschland nun das viertgrößte Militärbudget der Welt. „Die Bedrohungslage geht vor Kassenlage“, rechtfertigte dies der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius im Mai 2025 im Deutschen Bundestag. Auch Österreich folgt dem Trend: Das Verteidigungsbudget wurde 2024 auf 4,7 Milliarden Euro angehoben – ein Plus von mehr als 30 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Bis 2032 sollen es zwei Prozent des BIPs werden (Seite 86).

Rasanter Umsatzzuwachs

Von der Entwicklung profitieren vor allem die großen Player der globalen Rüstungsindustrie: Lockheed Martin, RTX, ehemals Raytheon Technologies, Northrop Grumman und General Dynamics aus den USA, aber auch europäische

Text: Oliver Stock und Daniel Nutz

Kommentar

RÜSTUNGSBOOM IN ÖSTERREICH!? JA, ABER …

Die Nachrüstung im Rahmen des Aufbauplanes ÖBH 2032+ mit einem Investitionsvolumen von 16 Milliarden Euro eröffnet auch für die österreichische Verteidigungswirtschaft grundsätzlich interessante Perspektiven. Grundsätzlich ja, aber praktisch? Aktuelle Worst Practices wie das monatelange vergebliche Warten von Steyr Arms auf eine Ausfuhrgenehmigung nach Tunesien von 4 - in Worten: vier! - Sturmgewehren als Musterwaffen zur Anbahnung eines Millionenauftrages zeigen, dass eigentlich doch keine eigene Waffenproduktion auf „neutralem österreichischem Boden“ gewünscht ist. Zu streng die Reglementierungen durch Neutralitäts- und Kriegsmaterialiengesetz, zu überbordend und träge die Bürokratie, zu gleichgültig die Politik. Belastet durch negative Erfahrungen - Stichwort Noricum, und korruptionsbehaftete Beschaffungsvorgänge, Stichwort Eurofighter - in der Vergangenheit konnte sich in Österreich nie eine große Rüstungsindustrie entwickeln. Österreichische Unternehmen von der Größe und Bedeutung von Rheinmetall, Leonardo, Thales und Co gibt es ergo dessen nicht. Beim österreichischen Verteidigungssektor handelt es sich vielmehr um einen hochspezialisierten und gut vernetzten Nischenmarkt, der am besten über Industriekooperationen an die großen internationalen Player angedockt werden kann. Es geht nicht nur um die militärische, sondern auch um die wirtschaftliche Sicherheit Österreichs. Intelligente Masterminds im Vereidigungsministerium haben das bereits erkannt. Möge die Übung gelingen!

FLUGRETTUNG Die „Grille“ des deutschen Herstellers Avilus soll verletzte Soldaten bergen.

Konzerne wie Rheinmetall AG, die britische BAE Systems, Thales aus Frankreich und Leonardo aus Italien. Diese Unternehmen verzeichnen teils zweistellige Umsatzsprünge – allein Lockheed Martin setzte 2024 über 66 Milliarden Euro um, Rheinmetall steigerte seinen Umsatz auf knapp zehn Milliarden Euro. In der Fondsbranche ist zudem eine hitzige Debatte ausgebrochen, weil große Assetmanager ihre ESG-Kriterien für manche Waffeninvestments öffneten – was bisher mehrheitlich als Tabu galt (Seite 96).

Auch spezialisierte nichtbörsennotierte Anbieter wie das bayerische Unternehmen Avilus oder der israelische Elektronikkonzern Elta Systems profitieren von der Nachfrage nach HightechSystemen. Obwohl aufgrund der Neutralitätsgeschichte naturgemäß schwach ausgeprägt, gibt es auch österreichische Player, die vom Kuchen eine Stück abhaben wollen, samt ihren eigenen Anekdoten (siehe Kommentar links).

Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen – nicht nur für die Sicherheitsarchitektur, sondern auch für die Industrie, die öffentlichen Haushalte und die Innovationslandschaft. Denn moderne Rüstung bedeutet nicht nur Panzer und Raketen, sondern auch KI, Drohnen, Satelliten und Cyberabwehr. Und sie bedeutet: Milliardeninvestitionen in neue Technologien – mit ungewissem Ausgang.

Der letzte Schrei, seit es Waffen gibt Welche Waffensysteme künftig Kriege gewinnen sollen, hat Deutschland-Korrespondent Oliver Stock für den Börsianer recherchiert. Unter anderem investiert die deutsche Bundeswehr in folgende Systeme.

1. Pfeile schützen im Weltraum

Am Himmel gibt es eine bisher schlecht verteidigte Lücke, und die liegt in großer Höhe. Sogenannte ballistische Raketen fliegen außerhalb der Erdatmosphäre und greifen von dort den Feind an. Die Bundeswehr will deswegen das israelische Raketenabwehrsystem Arrow 4 anschaffen. Das System ist eine Weiterentwicklung der Arrow-(„Pfeil“-)Serie von Israel Aerospace Industries, die ein wichtiger Bestandteil der mehrschichtigen Luftverteidigung und Raketenabwehr Israels ist. Es umfasst Radare, ein sogenanntes Battle Management Control System und eine Abschussvorrichtung mit Abfangflugkörpern. Das staatliche israelische Rüstungsunternehmen Rafael, zu dem auch ein Teil von Dynamit Nobel in Deutschland gehört, ist an der Entwicklung und Produktion beteiligt.

2. Der „Blauwal“ verteidigt in der Tiefe Was das Arrow-System für die Luft, ist die neue Generation der „Blue Whale“Waffensysteme im Wasser. Insbesonde-

re die Fähigkeit, leistungsfähige Sensoren unerkannt in die Nähe von Angreifern zu bringen, ist eine der Kernaufgaben dieser neuesten Unterwasser-Drohne. Auch sie werden von der israelischen Firma Elta Systems, einem Ableger von Israel Aerospace Industries, hergestellt. Blauwal ist das erste unbemannte Unterwassersystem, das eine unauffällige unbemannte Unterwasserplattform mit eigenen Kommunikationstechnologien in den Kampf schickt. Das 10,9 Meter lange und 5,5 Tonnen schwere Fahrzeug kann bis zu vier Wochen in Position bleiben und schafft eine Tauchtiefe von 300 Metern.

3. Die „Grille“ als

Retter

Dass Drohnen an sich ein Gamechanger sind, zeigt der Krieg in der Ukraine,

der nicht zuletzt mithilfe von Drohnen geführt wird. Auch bei der Rettung verwundeter Soldatinnen und Soldaten sind die unbemannten Helfer im Einsatz. Bei schweren Verletzungen ist die Zeit in der Regel der tödlichste Gegner. Speziell unter den Bedingungen militärischer Konflikte ist es aber häufig unmöglich, Verwundete rechtzeitig dorthin zu bringen, wo medizinisches Gerät sowie Ärztinnen und Ärzte für eine optimale Behandlung zur Verfügung stehen.

Das bayerischen Unternehmen Avilus hat deswegen im Auftrag der Bundeswehr die fliegende Krankentrage „Grille“ entwickelt. Am Abholort sollen nur die zwingend erforderlichen Maßnahmen zur Lebenserhaltung vorgenommen werden, um beispielsweise ein Verbluten zu verhindern. Ist die Grille

mit dem Patienten an Bord auf dem Weg zur Notfallbehandlung, sollen die Ärzte über telemetrische Überwachungsgeräte wichtige Live-Informationen zu Vitalwerten wie Puls und Atemfrequenz erhalten, über einen Lautsprecher wird die Kontaktaufnahme mit den Verwundeten ermöglicht, um beruhigend einwirken oder auch zusätzliche Informationen erhalten zu können. Ein Monitor an der Decke zeigt den Weg sowie die verbleibende Flugzeit bis zur Landung an, sodass die verletzte Person direkt nachvollziehen kann, wie lange es noch bis zur konkreten Hilfe dauern wird. Zwölf Rotoren, sechs Batteriepacks, drei „Gehirne“ lassen die Drohne, die bodennah mit etwa 90 Stundenkilometern fliegt, auch dann noch in der Luft bleiben, wenn sie angegriffen wird.

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#DIGITALISIERUNG

Angriff aus der App

JUNGE KONKURRENZ. Mit klassischen Bankangeboten buhlen Fintechs um die Kundschaft der Universalbanken.

NEOBANKEN. Dienstleistungen gibt es über Apps –ohne Filialnetz. Sie setzen auf moderne Technologie, schlanke Prozesse und benutzerfreundliche Oberfläche. Bankgeschäfte wie die Kontoführung, Überweisungen oder Sparen sind günstig oder kostenlos.

Sie kommen in Sneakers statt im Anzug, kommunizieren über Apps und wollen die Finanzwelt umkrempeln: Neobroker wie Trade Republic mischen Europas Bankenlandschaft auf. Doch sind sie nur Hype – oder echte Konkurrenz für Filiale, Kundenberater und Geschäftsmodell?

EEr ist 29 Jahre alt, trägt Rolli, Turnschuhe und ein sympathisches Lächeln im Gesicht – und er will die Bankenbranche aufmischen. Julian Collin ist General Manager für internationale Märkte beim deutschen Neobroker Trade Republic und dort verantwortlich für die Fortsetzung des rapiden Wachstumskurses: Acht Millionen Kunden zählt Trade Republic europaweit, in Österreich wurde kürzlich rasant die 100.000er-Marke durchbrochen. Mit seinem Team wolle er so viele weitere Kunden wie möglich gewinnen, erklärt Collin bei einem Besuch in der Börsianer-Redaktion in Wien. Onlinebroker wie Trade Republic, Flatex oder Scalable Capital werden immer stärker zu Neobanken: Klassische Kundenbetreuer gibt es keine. Dafür ein günstiges und „steuereinfaches“ Wertpapiergeschäft via App, neuerdings auch kostenlose Girokonten, Cashback bei Kartenzahlungen, oder – wie Scalable Capital und Trade Republic offensiv bewerben –: den vollen EZB-Einlagenzins von derzeit 2,0 Prozent auf täglich fällige Einlagen.

»Wir holen Menschen mit einfachen, günstigen Produkten an den Kapitalmarkt.«

Julian Collin

»Ich sehe das sportlich – Wettbewerb treibt Innovation.«

Enver Sirucic

»Banking verschmilzt mit dem Alltag, alles in der App.«

Sandra Golser

Angriff aufs Kerngeschäft

„Wir bieten Produkte, die für die breite Masse relevant sind, holen damit Menschen an den Kapitalmarkt und machen sie zu unseren Kunden“, erklärt Collin, warum Trade Republic nun auch auf Bankprodukte setzt. Für die klassischen Banken ist das freilich unliebsame Konkurrenz für die Haupteinnahmequelle. Ein Blick in die von der Österreichischen Nationalbank aggregierten Bilanzen zeigt: 57 Prozent ihrer Betriebserträge erwirtschafteten die österreichischen Banken im ersten Quartal 2025 über den Zinsertrag. Das waren 3,6 Milliarden Euro von insgesamt 6,3 Milliarden Euro. Besonders jüngere Kundinnen und Kunden spricht das Angebot der Neobanken an, wie eine im April 2025 präsentierte Umfrage vom österreichischen Bankenverband und Boston Consulting zeigt. Neobanken werden demnach bei den 15- bis 29-Jährigen von 21 Prozent aller Befragten genutzt, sieben Prozent haben sogar ihr Hauptkonto bei einer solchen. Das auschlaggebende Argument: geringe Kosten oder Gebühren und gute Zinsen.

Doch wie verdienen die Neobanken ihr Geld? Im Grund ruht das Geschäftsmodell der Fintechs auf drei Säulen: Erstens fallen pro Wertpapier-Trade Gebühren an. Zweitens erhalten sie von Emittenten wie Blackrock oder Vanguard Listungsgebühren. Drittens existieren – in manchen Ländern – Rückvergütungen („Payment for Order Flow“) für Transaktionen. Das Kalkül: Wenn der EZB-Zinssatz weiter sinkt, wandert auch das Geld der Kunden vom Sparkonto ins Wertpapierdepot. Damit sich dieses Modell rechnet, braucht es zudem eine effiziente, KI-basierte Infrastruktur, die im Wesentlichen über eine

App läuft, eine klare Fokussierung auf einfache Dienstleistungen, sehr schlanke Strukturen – bei Trade Republic kommen beispielsweise nur 600 Mitarbeiter auf acht Millionen Kunden – und vor allem Skaleneffekte.

Kundenwachstum bei quasi null Grenzkosten: Das ist der Traum der Fintech-Pioniere. Aber wie sicher sind die neuen Player? Und wie reagieren etablierte Banken?

Recht und Regulierung

Die Digitalisierung stellt Aufsichtsbehörden (Seite 16) regelmäßig vor neue Herausforderungen. Exorbitantes Wachstum bei unzureichenden Strukturen war in der Vergangenheit ein Problem: Wegen Mängeln bei der Geldwäscheprävention schränkte die deutsche Bafin vor einigen Jahren sogar das Neukundengeschäft der Neobank N26 ein. Auch bei Trade Republic kam es im Börsencrash des Frühjahrs zu Ausfällen –die App war überlastet. Nach dem Börsianer vorliegende Informationen laufen dazu aktuell jedoch keine Schadenersatzforderungen.

Wie streng sind die Regeln für Neobanken? Diese Frage diskutierte eine Expertinnenrunde beim vergangenen Börsianer-Salon in der Wiener Innenstadt. Grundsätzlich gelten für Neobanken dieselben Regelungen wie für klassische Universalbanken, erklärt Carmen Redmann-Wippel, Bankenexpertin und Partnerin bei Taylor Wessing. Die Herausforderungen wachsen allerdings – etwa durch den EU AI Act, der den Umgang mit sensiblen Daten neu definiert. „Das Vertrauen der Kundinnen und Kunden im Umgang mit diesen Daten ist essenziell“, sagt die Anwältin. Einige Kilometer entfernt, beim Bawag Investor Day, trifft der Börsianer Enver Sirucic, Finanzvorstand der Bawag Group AG. Wie steht er zur wachsenden digitalen Konkurrenz? „Ich sehe das sportlich. Wettbewerb und Innovation sind immer gut – vor allem, wenn sie klassische Banken dazu anregen, neue

1,8 BANKEN

Österreicher sind laut Accenture Global Banking Consumer Study durchschnittlich Kunden von fast zwei Kreditinstituten. Weltweit kommen Kunden auf 2,2 Banken.

Wege zu gehen“, sagt Sirucic. Klassische Banken müssten vor allem ihre Stärke in der persönlichen Betreuung betonen – und technologisch aufholen. Sirucic zeigt auf seinem Smartphone stolz die neue App der hauseigenen Easybank, bei der das Brokerage überarbeitet wurde – ein Projekt, das durch den Druck der Neobroker entstand. Doch wo geht die Entwicklung hin?

Digitalisierung am Kunden vorbei

Die Ex-Bankerin Sandra Golser kennt Universalbanken von innen – von der österreichischen Raiffeisenwelt bis zu Filialnetzen auf dem Balkan und in Russland. Heute berät sie als Managing Director bei Accenture Österreich große Institute dabei, ihr Geschäftsmodell im Smartphone-Zeitalter neu zu denken. Ihr Credo: Wer Prozesse nicht radikal automatisiert, smart macht und personalisiert, verschwindet im AppStore-Regal.

42

PROZENT

verwenden laut Accenture zumindest einmal die Woche eine Banking-App. Global gesehen liegt der Wert bei 47 Prozent.

Neobanken entwickeln Systeme auf der sprichwörtlichen grünen Wiese. Ein Konto ist dort in wenigen Minuten eröffnet, Personalisierung und Kundenorientierung werden in jedem Schritt des Prozesses gezeigt. Universalbanken brauchen dagegen oft länger, müssen sich mit gewachsenen IT-Strukturen plagen und manuelle ComplianceChecks und Medienbrüche überwinden. Für Banken heißt das: Marktanteile wandern dorthin, wo es friktionsfreie und personalisierte Angebote gibt. Auch wenn sich Neobanken aktuell auf einfache Produkte konzentrieren, tut das deren Wachstum keinen Abbruch.

Den digitalen Wandel hätten klassische Banken nicht verschlafen, meint Golser – aber vieles gehe dort einfach langsamer. Kunden würden die hohen Digitalinvestitionen nämlich kaum wahrnehmen, zu oft sind Produkte digitalisiert, aber in ihrem Kern und ihrer Darstellung „traditionell“ geblieben. Was tun? „Prozesse müssen durch KI automatisiert werden – beginnend im Backoffice“, meint Golser. Eine Konto-

eröffnung müsse binnen Minuten möglich sein – mit cleverer Auslegung der Regulierung. Die gewonnenen Effizienzgewinne? In die Personalisierung der Kundenbeziehung investieren“, sagt sie. Das könne über ausgeklügeltes Datentracking und KI-basierte Interaktionen – etwa über Chatbots – passieren.

Zwischen Innovation und Nische

Doch nicht alle Banken können mit der Innovationsgeschwindigkeit mithalten. Gerade kleinere Regionalbanken in Österreich tun sich schwer. Deren Chance: die Nische. Persönliche Betreuung statt neuester App. Das deckt sich mit der Global Banking Consumer Study von Accenture: Für 65 Prozent von 49.300 befragten Bankkundinnen und -kunden aus 39 Ländern stehen Filialen weiterhin für Stabilität.

In der Zentrale der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG am Wiener Donaukanal sitzt Generaldirektor Michael Höllerer. Er hat einen Mittelweg gefunden. Die Bank kooperiert als erstes Institut im deutschsprachigen Raum mit dem auf Kryptowährungen spezialisierten Neobroker Bitpanda. „Wir richten uns nach den Bedürfnissen der Kunden – wir müssen nicht alles selbst entwickeln“, erklärt er. Die Technologieplattform Bitpanda Technology Solutions verbindet digitale Anlageprodukte wie Krypto, Aktien oder ETFs mit dem RaiffeisenOnlinebanking Elba, das über zwei Millionen Nutzer zählt. Bitpanda hat diese Partnerschaften bereits auf zehn Institute erweitert, und weitere Kooperationen sind in Mittel- und Südosteuropa sowie in den Vereinigten Arabischen Emiraten in der Pipeline.

Wohin rollt der Zug?

Führen Kooperationen zum Ziel? Werden etablierte Banken zurückschlagen – oder graben die Neobanken ihnen das Wasser ab? Die Antwort ist nicht eindeutig. Bislang konnten die klassischen Banken den Angriff der digitalen Konkurrenz durch entsprechende Anpas-

ÖSTERREICH BEI FILIALDICHTE IM VORDEREN FELD

Anzahl der Bankfilialen pro 10.000 Einwohner in ausgewählten EU-Ländern

FRANKREICH

SPANIEN

ÖSTERREICH

ITALIEN

POLEN

DEUTSCHLAND

DÄNEMARK

GRIECHENLAND

FILIALDICHTE. Österreich hat im Vergleich zu anderen Ländern eine relativ hohe Filialdichte. Der EU-Schnitt liegt bei 2,9.

QUELLE: EZB, STATISTA, 2023

DIGITALE VORREITER

Die Apps machen’s! Dabei bieten nicht nur Neobanken gute Lösungen, sondern auch alteingesessene Player. Zentral ist in diesem Zusammenhang die Verknüpfung mit Schnittstellen zur European Business Wallet (EUBW) – einer digitalen Identitäts- und Vertrauensinfrastruktur für Unternehmen, die EU-weit bereits 2026 ausgerollt werden soll. Für Private gibt es mit dem EUDI-Wallet eine vergleichbare Lösung, bei der die bereits eingeführte ID Austria die Grundlage der nationalen Umsetzung bildet. Die rumänische Großbank Banca Transylvania ist dabei ein Pionier. Nicht von ungefähr: Banken in Osteuropa zeigen oftmals eine große Innovationsdynamik in diesem Bereich. Die österreichische Erste Group nutzte ebenso wertvolle Erkenntnisse von ihren Ost-Tochterbanken für die Weiterentwicklung der George-Onlinebanking-App. Ebenso vorn dabei: Spanische Banken wie Santander oder BBVA zeigen sich als digitale Vorreiter.

sung relativ gut abwehren. Der Innovationsdruck ist dennoch enorm. Unterschiedliche Studien zeigen: Die App wird für die Mehrheit der Kunden zum zentralen Kommunikationskanal mit der Bank – künftig personalisiert durch KI-Assistenten.

Für Ulrich Hoyer, RetailbankingExperte und Partner beim Beratungsunternehmen ZEB, könnten bald schon neue Player das Spielfeld betreten: „Es gibt einige Anzeichen, dass die Big-

Tech-Konzerne Ambitionen im Banking entwickeln, die über Zahlungsverkehr hinausgehen“, sagt er im Gespräch mit dem Börsianer. Werden also bald Google, Apple oder Microsoft klassische Bankgeschäfte anbieten? Kommt es zur globalen Konzentration auf wenige, mächtige Anbieter?

Noch scheint die Skepsis groß, seine Finanzen US-Konzernen anzuvertrauen. Schließlich wissen sie ohnehin schon sehr viel über uns.

Kommentar

Peter Bosek

Vorstandsvorsitzender

Erste Group Bank AG

WIRTSCHAFTSWUNDERLAND

POLEN

Vor unser aller Augen, aber unter dem Radar der meisten Beobachter hat sich Polen zu einem wirtschaftlichen Star in der EU entwickelt. In den beiden vergangenen Jahrzehnten hat das Land ein hart erarbeitetes Wirtschaftswunder verzeichnet: Noch 2004 betrug das ProKopf-Durchschnittseinkommen nur die Hälfte des EU-Durchschnitts; nun liegt es bei fast 80 Prozent. Seit Jahresbeginn ist der Börsenindex WIG um knapp 27 Prozent gewachsen, im Vergleich dazu der DAX um rund 19 Prozent. Mit rund drei Prozent Wachstum wird dieses große EU-Mitglied zu einem Motor für Europa. In vielerlei Hinsicht gilt: Polen ist das neue Deutschland. In Polen spürt man den starken Willen, etwas zu erreichen. Es herrscht ein tiefes Bewusstsein dafür, dass Wohlstand nicht von allein entsteht, sondern durch Tatkraft und Einsatz. Diese Mentalität erinnert stark an die deutsche Arbeitskultur der Nachkriegszeit. „Kein Alter, kein Geschlecht, kein Stand, keine Nation ist von den Vorteilen ausgeschlossen, welche die Spar-Casse jedem Einlegenden anbietet.“ Dieses Gründungsziel der Ersten Spar-Casse aus dem Jahr 1819 war eine finanzielle Unabhängigkeitserklärung für das „gemeine Volk“, dem Bankdienste bis dahin nicht zugänglich waren. Es bleibt das Leitmotiv der Erste Group, in ihren Märkten langfristig zum wirtschaftlichen Wohlstand beizutragen, unabhängig davon, was sich kurzfristig in der Politik abspielt. Menschen und Unternehmen müssen die Möglichkeit haben, ihre Selbstwirksamkeit zu erhöhen. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten – auch in Polen.

NEUE KLAGEN GEGEN RAIFFEISEN IN RUSSLAND

Die Probleme der Raiffeisen Bank International AG (RBI) mit ihrer Russland-Tochter nehmen kein Ende. Nachdem die bisherigen Versuche, diese zu verkaufen, gescheitert sind, droht nun eine neue Klage der russischen Rasperia. Eine Milliarde Euro soll die RBI zahlen, falls sie gegen Rasperia ein Schiedsverfahren außerhalb Russlands anstrebt. Die Rasperia hat bereits in einem anderen Verfahren recht bekommen: Ein russisches Gericht hatte entschieden, dass der Baukonzern Strabag SE und seine Kernaktionäre dem russischen Miteigentümer Rasperia 2,044 Milliarden Euro zahlen müssen (wegen sanktionierter Dividenden) und angewiesen, dass das Urteil gegen Vermögenswerte der russischen RBI-Tochter vollstreckt werden kann. Der Schadenersatz wurde von der RBI im Juni bereits gezahlt. Daraufhin plante die RBI für das zweite Quartal 2025 eine Gegenklage gegen Rasperia, die sie vor einem österreichischen Gericht einbringen wollte. Um das zu verhindern, droht nun Rasperia ihrerseits mit der besagten Milliardenklage. Man müsse diese nun genau studieren, bevor Entschlüsse getroffen werden, sagt dazu RBISprecher Christof Danz gegenüber dem Börsianer. Die Vermutung liegt nahe, dass die Raiffeisen-Banker mit ihrer Klage noch eine Weile zuwarten werden.

SIGNA-PLEITE: HYPO VORARLBERG IN DER KRITIK

Soll sich ein Bundesland eine Bank halten? Diese Frage wird nach dem kritischen Landes-Rechnungshofbericht zur Hypo Vorarlberg Bank AG im westlichsten Bundesland diskutiert. 131 Millionen Euro könnte es demnach die Hypo kosten, dass Kredite angeblich zu lasch an die Signa-Gruppe beziehungsweise an die Familie Benko Privatstiftung vergeben wurden. Das Land Vorarlberg hält über ein Sondervermögen knapp 77 Prozent an der Bank und hängt damit bei den Verlusten mit drin. Hypo-Vorstandsvorsitzender Michel Haller sieht bei seinem Institut keine Fehlentscheidung: „Wir hatten Immobilienmärkte, die sehr stabil waren. Auch die Kunden waren erfolgreich. Die Kredite konnte man damals vergeben.“ In der Nachschau tue aber jeder ausgefallene Kredit weh, räumt Haller ein.

Schlechte Geschäfte. Dass die Hypo Vorarlberg Bank AG viele Geschäfte mit Signa tätigte, brachte Probleme.

OENB: HEIMISCHE BANKEN GUT

AUFGESTELLT

Der 49. Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zieht trotz schwacher Konjunktur und internationaler Krisen für den heimischen Bankensektor eine positive Bilanz. Branchenweit konnte der zweithöchste Gewinn der Geschichte eingefahren werden. Dieser wurde erneut zur Stärkung der Kapitalausstattung verwendet. Sowohl Gewinn als auch Kapital befinden sich nahe an den historischen Höchstständen und sind wichtige Risikopuffer, konstatieren die Autoren des Reports. Sorgen macht weiterhin die gewerbliche Immobilienfinanzierung, wo sich die Risiken weiter verschärft haben. Eine Empfehlung der OeNB zur Absicherung der Kapitalbasis dürfte den Aktionären gar nicht gefallen: Zurückhaltung bei den Gewinnausschüttungen.

Karriere

Patricia Kasandziev verlässt auf eigenen Wunsch den Vorstand der Bank99. Sie ist 2022 aus der RaiffeisenGruppe gekommen und war vor allem für Digitalisierung zuständig. Die verbliebenen zwei Mitglieder im Vorstand übernehmen ihre Aufgaben.

Eva Födermayr ist neue Leiterin des Private-Banking-Teams der Kathrein Bank in Österreich. Davor war sie bei der Privat Bank der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in führender Funktion aktiv und bis 2008 auch Lehrende an der Universität Wien.

Jacques Ripoll wird ab September neuer CEO der Kommunalkredit Austria AG. Der Franzose ist derzeit Vorstandsmitglied der Eren Groupe.

SCHARF GEGEN GELDWÄSCHE

Die FMA verschärft ihren Kurs in der Geldwäscheprävention. Seit der Übernahme zusätzlicher Kompetenzen verfolgt sie eine klare Linie: null Toleranz. Ein zentraler Schritt ist die Mitwirkung am Aufbau der neuen EU-Antigeldwäschebehörde AMLA. Bis 2028 soll sie bis zu 40 besonders risikoreiche Finanzinstitute direkt beaufsichtigen. FMA-Vorstand Helmut Ettl erwartet große Fortschritte: „Noch 2010 gab es kaum Regeln zum Informationsaustausch – das ändert sich nun grundlegend.“ Parallel steht eine wichtige Prüfung durch die internationale FATF an: Ein negatives Urteil könnte laut dem Finanzministerium Schäden von bis zu 75 Milliarden Euro verursachen. Die FMA setzt darum auf strenge Aufsicht: 2024 wurden gut 11.000 Geldwäscheverdachtsmeldungen registriert – fünfmal so viele wie 2020. Und die Strafen stiegen auf fast 4,5 Millionen Euro. Besonders streng ist die FMA bei Kryptoanbietern: Von 79 Antragstellern blieben nur 13 übrig. FMA-Vorstand Eduard Müller betont: „Viele konnten oder wollten die Regeln nicht einhalten.“

Im Urlaub doch lieber in bar STUDIE. Daheim wird die kontaktlose Zahlung per Karte immer beliebter, aber im Urlaub zahlen 85 Prozent der Österreicher immer noch lieber mit Bargeld. Das ergab eine Umfrage der Bank99 unter 400 Personen. Die Bankomatkarte folgt mit 57 Prozent auf Platz zwei, und die Kreditkarte bleibt mit 43 Prozent ein Minderheitenprogramm. Bei der Bezahlung der Reise punktet die Kreditkarte hingegen bei 54 Prozent der Befragten, weil dann eine Reiseversicherung inkludiert ist. „Viele Menschen haben das Gefühl, durch Bargeld eine bessere Kontrolle über das Urlaubsbudget zu haben“, schätzt Patricia Kasandziev, bis Ende Juni Vorstandsmitglied der Bank99. Allerdings müsse man außerhalb des Euroraums meist mit hohen Gebühren in Wechselstuben oder auch an Bankomaten rechnen.

FMA straft RLB Steiermark wegen mangelnder Geldwäscheprävention ab Santander Bank muss unzulässige Kreditbearbeitungsgebühr zurückzahlen Investmentbanker Harald Kröger soll in den RBI-Vorstand einziehen Erste Group kauft 49 Prozent der Santander Bank Polska Oberbank neuer Hauptsponsor des SV Ried

Kolumne

Kurt Weinberger

Vorstandsvorsitzender

Österr. Hagelversicherung

EINE FRAGE DER NATIONALEN SICHERHEIT

Der Weg ist klar: Wird das nationale Klimaziel – minus 48 Prozent Emissionen bis 2030 gegenüber 2005 – nicht erreicht, drohen laut einem Bericht des Rechnungshofs bis zu neun Milliarden Euro Kosten für den Ankauf von Emissionszertifikaten im Jahr 2030. Die gute Nachricht: Jeder Einzelne kann etwas beitragen! Vieles ist einfach umzusetzen – vom Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel über den Konsum regionaler Lebensmittel bis zur Reduktion des Bodenverbrauchs, also der Zerstörung unserer Äcker und Wiesen durch Verbauung, um unsere heimische Lebensmittelversorgung zu sichern. Klima- und Bodenschutz müssen Priorität haben. Ansonsten wird Österreich bei der Lebensmittelversorgung zunehmend vom Ausland abhängig. Das ist auch eine Frage der nationalen Sicherheit! Deshalb braucht es jetzt einen sorgsamen Umgang mit der Ressource Boden und ein nachhaltiges Wirtschaften. Die Versicherungsbranche zeigt auf Basis der CSRD mit der ESG-Bilanz, wie das geht. Auch wenn wir nun durch die Omnibus-Verordnung als agrarischer Naturkatastrophenversicherer nicht unter die CSRD-Berichtspflicht fallen, werden wir freiwillig berichten – weil Nachhaltigkeit tief in unserer DNA verankert ist. Daher investieren wir auch in Klima- und Bodenschutz, denn die Folgen des Klimawandels treffen nicht nur uns – sie betreffen vor allem unsere Kunden. Und wir sind es den kommenden Generationen schuldig. Geben wir daher als Unternehmensleiter bei den täglichen Entscheidungen nicht nur der Ökonomie eine Stimme, sondern auch der Ökologie - wir brauchen beides!“ k.weinberger@derboersianer.com

UNIQA HOLT PARTNER FÜR MAVI

Die Uniqa Insurance Group AG hat mit der Raiffeisen Holding NÖ-Wien einen neuen strategischen Partner für ihre Gesundheitstochter Mavie Next gewonnen. Die Holding steigt mit 25,1 Prozent bei dem jungen Gesundheitsdienstleister ein und investiert dafür einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Mavie Next, ein Tochterunternehmen der Uniqa, bietet unter anderem Telemedizin, 24-Stunden-Betreuung und moderne Bluttests an. Mit einem aktuellen Jahresumsatz von rund 35 Millionen Euro ist das Unternehmen noch klein, soll aber in den kommenden Jahren deutlich wachsen. Raiffeisen-Geschäftsleiter Michael Höllerer plant gemeinsam mit Uniqa-CEO Andreas Brandstetter Investitionen von bis zu 100 Millionen Euro in den Ausbau des Angebots. Uniqa setzt damit ihren strategischen Fokus auf das Thema Gesundheit fort. Weitere Zukäufe für Mavie Next sind bereits in Planung. Brandstetter betont, dass die Gesundheitsversorgung in Österreich vor großen Herausforderungen steht – etwa durch den Anstieg psychischer Erkrankungen und die geringe Nutzung von Vorsorgeuntersuchungen. Auch ein Börsengang sei in ein paar Jahren im Bereich des Möglichen, erfährt der Börsianer von Uniqa-CEO Brandstetter.

Christoph Berghammer bleibt Obmann, Rudolf Mittendorfer wurde erneut zum Obmannstellvertreter und Sprecher für Konsumentenschutz gewählt. Neu im Führungsteam ist Matthias Lang als weiterer Obmannstellvertreter. Der 15-köpfige Ausschuss konstituierte sich neu.

VOLATILE MÄRKTE BELASTEN KASSEN

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) meldet für das erste Quartal 2025 eine negative Performance bei Pensions- und Vorsorgekassen. Pensionskassen verzeichneten im Schnitt minus 0,75 Prozent, Vorsorgekassen minus 0,38 Prozent. Grund dafür waren vor allem Kurskorrekturen in Aktienportfolios. Das verwaltete Vermögen der Pensionskassen sank leicht auf 28,57 Milliarden Euro, liegt aber 5,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Anwartschafts- und Leistungsberechtigten stieg auf 1,114 Millionen Personen. Bei den Vorsorgekassen wuchs das Vermögen trotz Marktturbulenzen auf einen Rekordwert von 21,49 Milliarden Euro. Die geringere Aktienquote sorgte für eine stabilere Entwicklung. Die Zahl der Anwartschaftsberechtigungen stieg auf 11,26 Millionen.

MAKLER WÄHLEN NEUE VERTRETUNG

Lebenszeichen bei Lebensversicherungen

Im Vorjahr sind die Versicherungsprämien laut dem Allianz Global Insurance Report 2025 weltweit um 8,6 Prozent auf 557 Milliarden Euro gestiegen. In Österreich erreichten die gesamten Beitragseinnahmen 23,5 Milliarden Euro. Das entspricht gegenüber 2023 einem Plus von sieben Prozent. Ein Lebenszeichen gab die Lebensversicherung von sich. Nach einer langen Durststrecke konnten Zuwächse in Höhe von 7,8 Prozent verzeichnet werden. Der Haken: Mit 5,5 Milliarden Euro an Prämieneinnahmen liegt das Marktvolumen nur auf dem Niveau der Jahrtausendwende vor 25 Jahren.

Karriere

Andreas Zakostelsky wurde als Obmann des Fachverbands der Pensions- und Vorsorgekassen wiedergewählt. Sein Anliegen: den von der Regierung bereits geplanten Vollausbau der zweiten Säule zügig in Angriff zu nehmen, um den Lebensstandard im Alter in Zukunft nachhaltig zu sichern.

Carolin Kracmer übernahm die Marketing-Leitung der Generali Versicherung AG. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der International School of Management in Dortmund, Zuletzt war sie für gurkerl.at tätig.

SCHÄDEN IN DER LANDWIRTSCHAFT

Die ersten schweren Unwetter des Jahres Ende Juni erzeugten durch Hagel, Sturm und Starkregen massive Schäden in der Landwirtschaft. Das Schadensausmaß über alle Bundesländer hinweg beträgt laut der Hagelversicherung 5,9 Millionen Euro. Davon allein in Oberösterreich 4,8 Millionen Euro.

Neue Risiken belasten Versicherer

STUDIE. Laut einer aktuellen Swiss-Re-Studie sinkt das Vertrauen in Versicherer: Nur noch rund die Hälfte der EU-Verbraucher glaubt, dass bei Naturkatastrophen tatsächlich Leistungen anfallen, zeigt eine EIOPA-Umfrage. Gleichzeitig steigen in den USA Schadenersatzforderungen drastisch, und digitale Täuschungen wie Deepfakes nehmen zu. Auch Klimarisiken, Mikroplastik, Ernährungstrends und Fachkräftemangel erhöhen den Druck auf Versicherer. Swiss Re warnt: Viele dieser Risiken wirken langfristig und könnten sich gegenseitig verstärken – Versicherer müssen frühzeitig reagieren.

Uniqa bringt neue Reiseversicherung „Privatschutz Reise“ Statistik Austria: Pkw-Neuzulassungen in Österreich steigen um mehr als zehn Prozent Uniqa tritt globaler Klimainitiative PCAF bei Wiener Städtische überarbeitet Lebensversicherung Allianz: Reiselust der Österreicher bleibt trotz finanzieller Belastung hoch

Kommentar

Rene Brunner Jurist der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG)

LEITLINIEN STÄRKEN VERTRAUEN

Mit dem Inkrafttreten der neuen ESMA-Leitlinien zu ESG- oder nachhaltigkeitsbezogenen Begriffen in Fondsnamen – ab 21. 11. 2024 für neue Fonds und ab 21. 5. 2025 für bestehende Fonds – ist ein wichtiger Schritt gegen Greenwashing gesetzt worden. Die Leitlinien sollen eine Fragmentierung der Namensregelungen in der EU verhindern. Für Anleger bedeutet die neue Regelung mehr Transparenz und Verlässlichkeit. Ein ESG- oder Nachhaltigkeitsbegriff im Namen muss auf klaren inhaltlichen Kriterien basieren: Unter anderem müssen zu einem Mindestanteil von 80 Prozent an ESG- oder Nachhaltigkeitsmerkmalen bzw. -zielen im Fondsvermögen auch bestimmte Ausschlusskriterien eingehalten werden. Die Leitlinien stärken das Vertrauen in nachhaltige Geldanlagen. Die VÖIG hat ihre Mitglieder frühzeitig über eine rechtssichere Umsetzung in den Fondsbestimmungen informiert und unterstützt. In Österreich fiel die Zahl der erforderlichen Namensänderungen aufgrund dieser neuen Vorgaben gering aus. Ursache dafür ist, dass viele Fondsgesellschaften bereits ernsthafte und konsistente Nachhaltigkeits- und ESG-Strategien verfolgen.

FANSCHAL: JA, AKTIE: NEIN!

Sind Investments in Fußballklubs eine gute Idee? Der Gewinn von Titeln ist im Grunde wichtige als Shareholder-Value, wie der Pele-Index zeigt, sagt Jordy Hermanns, Portfoliomanager bei Aegon Asset Management. Er führt diese starke Underperformance auf eine grundlegende Diskrepanz zwischen den Anreizen für die Aktionäre, wie etwa die Maximierung des Shareholder-Value und den Prioritäten der Fußballvereine über Gewinne von Spielen zurück.

In dem nach dem großen brasilianischen Fußballer Pele genannten Index geht es nur um Fußballaktien. Welche Vereine haben weltweit die größte Marktkapitalisierung? – Jordy Hermanns: Der Pele-Index umfasst derzeit 18 Titel und bietet ein Engagement in 21 Profifußballvereinen. Die Gesamtmarktkapitalisierung beträgt 6,1 Milliarden Euro, was nur einen winzigen Bruchteil des globalen Aktienmarktes ausmacht. Manchester United FC ist mit einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als zwei Milliarden Euro der größte Wert im Index, gefolgt von Juventus FC und Borussia Dortmund.

Börsennotierte Fußballvereine haben sich an den Aktienmärkten deutlich schlechter entwickelt als der Durchschnitt des Marktes. Warum ist das so? – Tatsächlich sehen wir eine starke Underperformance von Fußballvereinen gegenüber dem breiteren Aktienmarkt. Seit der Einführung des Pele-Index im Jahr 1998 hat der Index eine Gesamtrendite von minus neun Prozent erzielt. Dies steht in starkem Kontrast zu der Rendite des breiten Marktes von 270 Prozent im selben Zeitraum.

Geld mag Tore schießen, aber Tore bringen demnach keine Rendite. Halten Sie einzelne Werte für investierbar? – Tatsächlich kommt der Bericht zu dem Schluss, dass es aus finanzieller Risiko-Rendite-Perspektive nicht rational ist, in solche Aktien zu investieren. Mit den Worten, die oft Johan Cruyff zugeschrieben werden: „Ich bin kein Dieb meiner eigenen Brieftasche.“ Das ist eine Einstellung, die man sich merken sollte, insbesondere wenn man über Investitionen in Fußballaktien nachdenkt.

ESMA trennt Spreu vom Weizen

Im Mai 2025 traten ESMA-Leitlinien in Kraft, das Führen von Begriffen wie „nachhaltig“ oder „EGS“ im Fondsnamen wird damit stärker reglementiert. Konkret wird damit Greenwashing unterbunden. In Österreich betraf dies 239 Fonds, wovon immerhin 186 ihre Fondsbestimmungen oder -namen anpassten. Laut FMA haben etwa 45 Prozent der Fonds von anderen nachhaltigkeitsbezogenen Begriffen auf „ESG“ im Fondsnamen umgestellt. Zudem wurde bei 52 Fonds mit einem Volumen von etwa 5,5 Milliarden Euro – etwa zehn Prozent des Gesamtvolumens – der ESG-bezogene Fondsname gänzlich gestrichen. Was halten die Betroffenen davon? „Wenn man nachhaltiges Investment in der Vergangenheit ernst genommen hat, bereitet das keine Probleme“, sagt Dominik Benedikt, Nachhaltigkeitsexperte der Erste Asset Management. Auch Stefan Grünwald, Experte für Zukunftsthemen bei Raiffeisen Capital Management, pflichtet dem bei. „Die Regeln sind gut, indem sie die Spreu vom Weizen trennen.“

Zertifikate Award Austria

Beim 19. Zertifikate Award Austria im Juni 2025 holten sich die Raiffeisen Zertifikate zum 19. Mal den Gesamtsieg. Die ZertifikateHäuser der BNP Paribas und der Unicredit landeten ebenfalls auf dem Stockerl (Bild). Insgesamt bewarben sich zwölf Emittenten mit 90 Einreichungen, zehn davon konnten sich auf dem Podium in zumindest einer der elf Kategorien platzieren. Bewertet wurde von einer 20-köpfigen Jury, bestehend aus Assetmanagern, Beratern, Journalisten und Analysten.

FINFLUENCER ALS GAUNER

Im Rahmen einer internationalen Aktion haben die britische FCA und acht weitere Finanzaufsichten am 2. Juni gegen kriminelle Finfluencer durchgegriffen. Drei Personen wurden in Großbritannien festgenommen, gegen sieben weitere laufen Ermittlungen. Insgesamt verschickte die FCA 50 Abmahnungen und sieben Unterlassungsaufforderungen. Manche Finfluencer bewerben auf Social Media Finanzprodukte – oft legal. Doch einige agieren ohne Zulassung und täuschen mit Luxusdarstellungen über ihren Erfolg. Auch die österreichische FMA verfolgt das Thema. Ende Juni fand eine Infoveranstaltung für Finfluencer statt. Es gebe steigende Unsicherheit, aber derzeit keine verfolgten Fälle, erfährt der „Börsianer“.

Geldgeber. Ex-Banker Andreas Treichl (Mitte) – hier mit den Gründern – ist als Investor an Bord.

FROOTS WÄCHST

Das auf digitale Vermögensverwaltung spezialisierte Wiener Fintech Froots sichert sich 2,9 Millionen Euro frisches Kapital. CEO David Mayer-Heinisch betont das Ziel, ein gesellschaftliches Umdenken hin zu nachhaltiger Altersvorsorge zu fördern. Das neue Angebot „Froots Wealth“ richtet sich an vermögende Kunden und kombiniert digitale Services mit individueller Beratung. Mit dem Kapital will Froots Technik und Service weiterentwickeln, insbesondere die Nutzererfahrung modernisieren.

FNG-Report zeigt Wachstum STUDIE. Nachhaltige Investments in Österreich sind 2024 um 15,7 Prozent auf ein Volumen von 114,7 Milliarden Euro gestiegen. Laut dem aktuellen Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) hatten 64 Prozent der Befragten mit einem Wachstum von maximal zehn Prozent gerechnet. Kritisch sehen viele Akteure die fehlenden Standards bei sozialen Kriterien innerhalb der ESG-Systematik. Zudem zeigt der Bericht: In Österreich und Deutschland schließen nachhaltige Fonds Investitionen in Rüstungsunternehmen weiterhin mehrheitlich aus – trotz kontroverser öffentlicher Debatten.

Blackrock auf Social Media sichtbarster Assetmanager Bloomberg präsentiert neue KI-Lösung für Finanzanalysten

Erste Asset Management schließt Übernahme von Inter Capital Asset Management ab Safra-Sarasin-Gruppe übernimmt MIV Asset Management

Kolumne

Semperit

MEINE, DEINE –UNSERE KENNZAHL

„Das ist ‚deine‘ Kennzahl, mit der habe ich nichts zu tun. Vorne im Lagebericht kannst du bereinigen und rechnen, was du willst“, sagte in früheren Jahren der für den prüfungspflichtigen Abschluss verantwortliche Kollege lächelnd zu mir. Das machten wir dann auch, denn für die Kommunikation nach außen sind branchenspezifische KPIs oder so manche Bereinigung um Sonder- oder andere Effekte eben notwendig. Das Thema – vom Management definierte und extern kommunizierte Kennzahlen, die bislang im IFRS-Abschluss eigentlich keinen Platz hatten – wird es schon bald nicht mehr geben. Denn der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 18 zielt auf eine Verbesserung von Einheitlichkeit, Verständlichkeit und Transparenz der Finanzberichterstattung ab. Eine Änderung betrifft die Gliederung der GuV, bei der etwa die Zuordnung der Posten zu den Kategorien operativ, investitions- und finanzierungsbezogen zu erfolgen hat. Weiters müssen Kennzahlen, die extern kommuniziert, aber nicht durch IFRS vorgeschrieben sind, im Anhang erläutertet werden. IFRS 18 ist ab 2027 verpflichtend. Da Vergleichszahlen für 2026 erforderlich sind, laufen bereits die Vorarbeiten. Aus IR- und Investorensicht ein spannendes Thema – ich werde es auch hier wieder aufgreifen. Eines kann für die IR-Arbeit schon jetzt gesagt werden: Von der ZahlenBereinigung verlagert sie sich zur Erläuterung der nach IFRS standardisierten Zahlen – und zwar aller. b.schragl@derboersianer.com

FRAUENANTEIL

STUDIE Mario Hübler bei der Präsentation der Studienergebnisse in der Nationalbank.

STEIGERT PERFORMANCE

Die Nationalbank-Ökonomen Mario Hübler und Michael Sigmund analysierten die Datensätze der im S&P 500 gelisteten US-Unternehmen und fanden heraus, dass ein höherer Frauenanteil im Board of Directors, was etwa dem Aufsichtsrat entspricht, zu besserer Performance führt. Der Börsianer fragte bei den Autoren nach.

Wie lässt sich der positive Input von Aufsichtsrätinnen genau festmachen? – Wir untersuchten in der Literatur diskutierte Variablen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen durch ihre direkten qualitativen Beiträge wie neue Perspektiven, strategische Impulse oder bessere Teamdynamik maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitragen.

Vergangene Studien zu dem Thema kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Wieso? – Das liegt vor allem am Fehlen struktureller Modelle zur Identifikation des tatsächlichen kausalen Effekts des Frauenanteils in Führungsgremien auf die Unternehmensleistung. Weitere methodische Probleme ergeben sich häufig durch unzureichende Berücksichtigung relevanter Kontrollvariablen sowie reziproker Kausalität, also der Ursache-Wirkung-Beziehung.

Welche konkreten Empfehlungen würden Sie Unternehmen geben, die den Frauenanteil in ihren Aufsichtsräten erhöhen möchten? – Ein höherer Frauenanteil verbessert messbar Profitabilität, Wachstum und Risikoprofil. Studien deuten darauf hin, dass ab etwa 30 Prozent Frauenanteil die positiven Effekte von Frauen im Board besonders deutlich werden.

ZWEI NEUE

ATX-KANDIDATEN

Die Aktien der beiden Baukonzerne Strabag SE und Porr AG sind sehr stark unterwegs. Das spiegelt sich auch in der aktuellen ATX-Beobachtungsliste wider. Diese gibt an, welche Unternehmen per Umsatz und kapitalisierten Streubesitz in den erlesenen Kreis der 20 Unternehmen aufgenommen werden. Strabag SE und Porr AG wären derzeit dabei. Die Mayr Melnhof Karton AG und die Telekom Austria AG müssten die Segel, was den ATX betrifft, streichen. Die Entscheidung fällt am 2. September.

RÜCKTRITTE UND FIXBESTELLUNG

Beim Feuerwehrausrüster Rosenbauer International AG kommt es erneut zu Veränderungen im Vorstand: CFO Markus Richter legt sein Mandat zurück, Neo-CEO Robert Ottel übernimmt interimistisch. CTO Thomas Biringer, seit Februar 2024 interimistisch im Amt, wurde nun fix für drei Jahre bestellt. Hintergrund ist der Einstieg des Robau-Konsortiums um Stefan Pierer, Mark Mateschitz und der RLB OÖ im März. Im April folgte eine Umbesetzung im Aufsichtsrat mit neuen Vertretern der Robau-Gruppe.

Agrana übernimmt

Austria Juice

Die Agrana Beteiligungs AG übernimmt nun auch die restlichen 49,99 Prozent der Austria Juice GmbH von der RWA Raiffeisen Ware Austria AG für 54,7 Millionen Euro. Damit hält Agrana künftig 100 Prozent der Anteile. Die Komplettübernahme kommt nicht überraschend – CEO Stephan Büttner hatte diesen Schritt lange angestrebt. Austria Juice, mit 13 Produktionsstätten weltweit und einem Umsatz von rund 330 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2024/25, ist ein führender Anbieter von Saftkonzentraten und Aromen. Die Transaktion soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein und ist Teil der „Next Level“-Strategie zur globalen Expansion und Effizienzsteigerung. Für die RWA dürfte der Verkauf auch finanziell willkommen sein –nicht zuletzt nach dem Rückkauf der Bay-Wa-Anteile im Mai.

Mehr Österreicher investieren

Karriere

Alfred Stern

tritt mit Ablauf seines Mandats im Sommer 2026 als Vorstandschef der OMV AG ab. Wichtigster Meilenstein seiner Amtszeit seit 2021 war die Gründung der Borouge Group International.

Nikolaos Lykos wechselt in den Aufsichtsrat der Austrocard Holdings AG und legt sein Mandat als CEO mit Ende Juni nieder.

Georg Kasperkovitz ist neuer Chief Operations Officer (COO) der Lenzing AG. Er soll die unternehmensweite Leitung der Faserproduktionsstandorte übernehmen.

KAPITALERHÖHUNG GEPLATZT

Die WEB Windenergie AG wollte über eine Kapitalerhöhung 30 Millionen Euro einsammeln, um ihren Wachstumskurs in der Energiewende zu beschleunigen. Doch die Aktionäre lehnten ab: Der Preis von 115 bis 130 Euro je junge Aktie war vielen zu niedrig – vor einem Jahr lag der Kurs noch bei rund 150 Euro. Rund 40 Prozent des Kapitals waren auf der 26. Hauptversammlung vertreten. Die Folge: Der Vorstand muss umplanen. Große Projekte wie der 94,4-Megawatt-Windpark in Kanada stehen an, Kapital wird dringend benötigt. Finanzvorstand Michael Trcka kündigt gegenüber dem Börsianer an, alternative Finanzierungswege zu prüfen. Im Spätsommer dürfte eine Anleihe in ähnlichem Volumen wie die Kapitalerhöhung auf den Markt kommen. Ein Börsengang steht übrigens auf dem Plan, wenn man die Aktionäre davon überzeugen kann, frühestens im Herbst 2026.

STUDIE. Laut dem aktuellen Aktienbarometer 2025 besitzen 30 Prozent der österreichischen Bevölkerung Wertpapiere – ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Das entspricht rund 2,3 Millionen Menschen. Besonders erfreulich: Auch Personen mit geringerem Einkommen und Pflicht- oder Fachschulabschluss investieren zunehmend. Zwei Drittel setzen dabei auf heimische Aktien. 18 Prozent der Noch-nicht-Investierenden zeigen Interesse – das Potenzial bleibt hoch.

Lenzing-Aktie: Oddo-Analyst sorgt für Kurssturz — Bajaj übernimmt die Finanzierung der KTM-Sanierung AT&S startet Produktion in Malaysia Frauenthal will Automotive-Sparte verkaufen Post: Neustart als Mobilfunker Öbag liefert dem Staat über Dividenden 1,26 Milliarden Euro — Neue OMV-Anleihe mit 750 Millionen

Kommentar

Vorstandsvorsitzender

UBM Development AG

WANN LICHTEN SICH DIE NEBEL?

Dass die Immobilienbranche unter Druck ist, stellt eine krasse Untertreibung dar. Wenn neun der zehn größten österreichischen Insolvenzen im ersten Quartal die Immobilienbranche betreffen, muss man wohl eher von einer Existenzkrise sprechen. Was man dabei aber auch nicht übersehen darf: den Verzögerungseffekt, mit dem sich die Statistik füllt. Während sich der Nebel nämlich im Wohnen lichtet, sehen wir im Rückspiegel erst jetzt das volle Ausmaß der Karambolage. Der Hauptgrund für die Besserung liegt dabei im Gesetz von Angebot und Nachfrage. Die Zahl der fertiggestellten Neubauwohnungen ist in Österreich und Deutschland in den letzten Jahren rapid gesunken, während der Zuzug in die attraktiven Städte kontinuierlich steigt. Durch staatliche Eingriffe bei den Mieten schmilzt die Zahl der Neugenehmigungen noch weiter. Anders schaut die Lage in der Assetklasse Büro aus. Hier hält sich der Nebel der Verunsicherung hartnäckig. Instinktiv reagiert der Mensch auf Verunsicherung mit Abwarten – also in den alten Büros sitzen bleiben. Dabei würde ein Blick auf die Personalkosten gegenüber den Mietkosten helfen, um zu erkennen, wo die wahren Effizienzen gehoben werden können.

ERTRAGSBILANZ OFFENER IMMO-FONDS

FONDSNAME ISIN

Erste Immobilienfonds AT0000A08SH5

Erste Responsible

Immobilienfonds AT0000A1LNU6

Immofonds 1 AT0000A0S392

LLB Semper Real Estate AT0000615158

Real Invest Austria

RENDITE

per 16. Juni 2025; Quelle: BAHA

SAND IM GETRIEBE

Die Immobranche schwächelt. Und wenig weiter geht seit Jahren auch bei offenen Immobilienfonds. Die Renditen sind mau, am besten schneidet noch der Real Invest Austria ab. Aber auch bei diesem Fonds, der aktuell ein Volumen von rund 2,7 Milliarden Euro aufweist, beträgt die in den vergangenen fünf Jahren erzielte Gesamtrendite nur 13 Prozent. Wie schwer sich die Immo-Branche tut, lässt sich speziell am LLB Semper Real Estate ermessen. Seit Jahren kam der knapp 607 Millionen Euro schwere Immo-Fonds nicht aus den roten Zahlen. Nachdem ein Liquiditätsengpass nicht zu vermeiden war, wird der Fonds ab dem 24. Oktober 2025 abgewickelt. Schlechte Zeiten haben auch Investoren heimischer Immo-Aktien. Auf Jahressicht konnte das Papier der UBM Development AG den Verlust mit minus 4,2 Prozent in Grenzen halten. Bei der CA Immobilien AG ging der Kurs um 16 Prozent zurück, bei der CPI Europe AG um 24 Prozent. Ein große Ertragslücke klaffte zwischen dem Immobilien-ATX und dem ATX-Total-Return-Index auf Fünf-JahresSicht per Mitte Juni. Der Immo-Index legte in diesem Zeitraum um knapp zwölf Prozent zu, während beim Austro-Stock-Barometer plus 137,5 Prozent zu Buche standen.

HISTORISCHES ZUR IMMOFINANZ

Die CPI Europe AG, die früher Immofinanz AG hieß, kam 1994 über die Verschmelzung mit der C&S Immobilien mit einer Erstnotierung in Höhe von 5.050 Schilling je Aktie an die Börse in Wien – zur selben Zeit wie die Mayr Melnhof. Laut dem historischen Währungsrechner der Oesterreichischen Nationalbank entspricht das heute einer Kaufkraft von 737,10 Euro, damals waren es 366,99 Euro. Nun notiert die Aktie der CPI Europe AG nach einem Aktiensplit von 1:70 und einem Reverse-Aktiensplit von 1:10 aktuell bei 18,24 Euro. Von der reinen Preisperformance ergibt das nach Bloomberg-Daten ein Minus von 52 Prozent. Übrigens: Vor 30 Jahren lag der ATX-Index bei 1.250 Punkten (jetzt bei 4.364 Punkten), der DAXIndex bei 4.800 Punkten (jetzt bei 23.718 Punkten). Es waren die Jahre hoher Inflation und hoher Renditen.

HOHE NPL-QUOTE

ERFORDERT

RISIKOPUFFER

Laut dem 49. Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank haben sich die Risiken speziell bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung weiter verschärft. Österreich verzeichnete im Vergleich mit anderen europäischen Ländern einen der stärksten Anstiege der NPL-Quote in diesem Segment. Die hohe Exponierung und das Risikopotenzial machen die Überwachung der CRE-Risiken weiter zu einer aufsichtlichen Priorität. Wegen der erhöhten systemischen Risiken wurde Anfang Juli 2025 ein sektoraler Systemrisikopuffer für Banken in Höhe von zunächst einem Prozent eingeführt.

BEWEGUNG AM WIENER BÜROMARKT

Karriere

Magdalena Krasser verstärkt als Senior Associate die Immobilienrechtspraxis der Wirtschaftskanzlei DLA Piper.

Die Neuproduktion von Büroflächen in Wien hat sich im Vorjahr mit rund 95.000 Quadratmetern im Vergleich zu 2023 laut dem Maklernetzwerk Re/Max fast verdoppelt. Alleine 47.700 Quadratmeter entfielen dabei auf das Projekt Francis am Julius-Tandler-Platz in Wien. Für 2025 wird mit neuen Flächen von 100.000 bis 120.000 Quadratmetern gerechnet, 2026 könnten es bis zu 130.000 Quadratmeter werden. Die historisch geringe Neuflächenproduktion führt laut Re/Max zu steigenden Spitzenmieten und fallenden Leerstandsraten. Dennoch liegen die Vermietungsleistungen auf einem mit 2021 vergleichbaren Niveau.

Mietern kostet Wohnen 55 Prozent mehr

ANALYSE. Laut einer Analyse der Raiffeisen Bausparkasse zählt Österreich europaweit zu den Schlusslichtern in puncto Eigentumsquote. Nur in Deutschland ist Wohneigentum noch weniger verbreitet. Österreich ist ein Land der Mieter – und das kostet. Mieterhaushalte gaben im Vorjahr um 55 Prozent mehr für Wohnen aus als Haushalte, die über eigene vier Wände verfügen. Angesichts des hohen Mieteranteils verwundert es nicht, dass österreichische Haushalte kaufkraftbereinigt die sechsthöchste Wohnkostenbelastung in der EU haben.

Porr AG errichtet mit einer Arge in Wien die größte privat finanzierte Gesundheitsimmobilie Österreichs Laut PWC investieren Österreichs Family-Offices 59 Prozent der Mittel in Immobilien Porr AG hat eigene Aktien vekauft, Syndikatsanteil sinkt auf 47,4 Prozent

UBM Development AG platziert erste grüne Hybridanleihe

Kolumne

MANAGEMENT-TOPPRIORITÄT KI: CHANCEN NUTZEN, VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN

Künstliche Intelligenz (KI) ist nicht nur eine Schlüsseltechnologie, sondern auch eine Herausforderung. Um ihr Potenzial auszuschöpfen, brauchen Unternehmen klare Rahmenbedingungen, die Innovation ermöglichen und gleichzeitig Verantwortung fördern. Der EU AI Act definiert, welche KIAnwendungen erlaubt, eingeschränkt oder verboten sind. Unternehmen sollten diese Vorgaben nutzen, um einen eigenen Rahmen für den KI-Einsatz zu schaffen. Dieser muss Innovation und Entwicklung neuer Use Cases fördern, gleichzeitig aber ethische und rechtliche Grenzen setzen. Ein zentraler Überblick über alle Projekte – etwa durch eine KI-GovernanceStruktur – hilft, Potenziale zu heben und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. Da der Mensch im Mittelpunkt des KI-Einsatzes steht, müssen Mitarbeiter laufend geschult werden, um ein „KI-Mindset“ zu fördern und KI effektiv und verantwortungsvoll zu nutzen. Neben technischen Grundlagen sind ethische und rechtliche Aspekte essenziell. Weiters erfordert die DSGVO auch einen strengen Datenschutz. Unternehmen müssen daher klare Verfahren zur Datennutzung etablieren und durch eine eigene Infrastruktur oder transparente Verträge die Hoheit über Daten sichern. Fazit: Ein strukturierter Rahmen, die Etablierung eines KI-Mindsets und ein verantwortungsvoller Umgang mit Daten sind die Basis für den erfolgreichen Einsatz von KI. Wer diese Balance meistert, kann die Chancen nachhaltig nutzen. p.bartos@derboersianer.com

WACHSENDE GEFAHR AUS

DEM CYBERSPACE

Im Interview. Thomas Simon ist Experte für Cybersicherheit und Director bei BDO Austria.

Speziell CEO-Frauds haben in Österreich in den letzten Jahren zugenommen. Wie groß ist das Problem, welche Rolle spielt dabei Künstliche Intelligenz? – Thomas Simon: CEO-Fraud ist in Österreich ein wachsendes Problem. Laut dem Bundeskriminalamt wurden in den letzten Jahren jährlich mehrere Hundert Fälle gemeldet, wobei der verursachte Schaden oft im zweistelligen Millionenbereich liegt. KI verschärft das Problem massiv: Deepfakes (Stimmen oder Videos von Führungskräften, Anm.), generierte E-Mails und Social-Engineering-Angriffe auf Basis öffentlich zugänglicher Daten machen CEO-Fraud heute noch glaubwürdiger und schwerer erkennbar.

Welche Schwachstellen sehen Sie derzeit am häufigsten in österreichischen Unternehmen? – Österreichische Unternehmen kämpfen oft mit fehlender Mitarbeitersensibilisierung, veralteten IT-Systemen, mangelnder Multi-Faktor-Authentifizierung, unklaren Freigabeprozessen und fehlenden Notfallplänen. Diese Schwächen machen sie besonders anfällig für Social Engineering und gezielte Cyberangriffe.

Gibt es aus Ihrer Sicht regulatorische oder strategische Maßnahmen, die Unternehmen jetzt setzen sollten, um 2025 resilienter gegen Cyberangriffe zu sein? – Unternehmen sollten die im Bereich Cybersecurity geltenden Regularien wie NIS2, DORA und Cyber Resilience Act umsetzen, Zero-Trust-Modelle einführen, Security-by-Design verankern und in Awareness sowie KI-basierte Erkennung investieren. Regelmäßige Penetration-Tests und klare Incident-Response-Pläne erhöhen die Resilienz gegenüber modernen Cyberbedrohungen erheblich.

WACHSTUM:

KI ALS TREIBER, KLIMAWANDEL ALS BREMSE

Vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz (KI) kann das globale Wirtschaftswachstum bis 2035 um bis zu 15 Prozentpunkte steigern – vorausgesetzt, Unternehmen und Gesellschaft bauen Vertrauen in die Technologie auf. Gleichzeitig drohen Klimarisiken das Wachstum um sieben Prozent-

punkte zu schmälern. Laut PWC-Studie ist eine Überkompensation durch KI möglich, wenn industrieübergreifende Ökosysteme entstehen und ethische Standards eingehalten werden. Der Transformationsdruck steigt: Allein 2025 sind 7,1 Billionen USDollar an Wertschöpfung im Wandel.

M&A: Weniger Deals, höhere Volumina

Die Zahl globaler M&A-Transaktionen sank 2024 um 17 Prozent, während der Gesamtwert um fünf Prozent stieg. Grund dafür ist ein Anstieg großvolumiger Deals. In Österreich zeigte sich ein ähnliches Bild – mit stabiler Aktivität im TMT-Sektor und hoher Dynamik in der Energiebranche. Für das zweite Halbjahr 2025 wird ein Aufschwung erwartet, vor allem durch Distressed M&A und Refinanzierungen. Laut PWC nutzen Unternehmen Übernahmen zunehmend strategisch –zur Konsolidierung, Transformation und Stärkung ihrer Marktposition.

CRSD SETZT

SICH DURCH

Für die meisten Unternehmen im Prime Market der Wiener Börse heißt es, für 2024 erstmals CSRD-Nachhaltigkeitsberichte vorzulegen. Von 38 berichtenden Unternehmen haben das bis April 2025 bereits 30 getan, wie Monika Kovarova-Simecek (FH St. Pölten) und Melinda Busáné Bellér (Pierer Mobility AG) untersuchten. Die Umsetzung nach dem EUStandard ESRS ist mit 93 Prozent hoch, altbekannte Standards wie SDG oder GRI haben aber nicht ausgedient. Die Berichte umfassen im Durchschnitt 110 Seiten. Herausforderungen bestehen in der uneinheitlichen Darstellung der „Auswirkungen, Risiken und Chancen“ (IROs) und der Transparenz bei ESG-Zielen, die vorwiegend immer noch qualitativ sind. Die Berichterstattung zu Scope-3-Emissionen bleibt lückenhaft. Einer freiwilligen Prüfung haben sich bisher 77 Prozent unterzogen. Nicht CRSD-relevant, aber interessant: ESG-Ratings werden in den ESG-Berichten wohl erwähnt, auf die Darlegung der konkreten Ergebnisse wird aber gern verzichtet.

BLOCKPIT UND RIBBON BIO AUSGEZEICHNET

Beim vierten EY Scale-up Award wurden Blockpit als „Scale-up des Jahres“ und Ribbon Bio als „Rising Star des Jahres“ prämiert. Über 250 Start-ups bewarben sich um die Auszeichnung, die von EY gemeinsam mit 32 Partnern vergeben wurde. Die Sieger überzeugten in einem mehrstufigen Auswahlverfahren mit Pitch-Präsentationen und Benchmarks. Blockpit punktete mit seiner Kryptosteuer-Software, Ribbon Bio mit einer innovativen DNA-Syntheseplattform. Insgesamt wurden Beratungspakete im Wert von rund 150.000 Euro vergeben.

IT-Sicherheit als Innovationsbremse?

STUDIE. Der Global Security Research Report 2024 von Fastly zeigt, dass Unternehmen trotz steigender Bedrohungen mit Budgetkürzungen und unklarer Verantwortlichkeit in der Cybersicherheit kämpfen. 87 Prozent erwarten höhere Investitionen, aber viele Führungskräfte betrachten Sicherheitsmaßnahmen als Innovationsbremse. Firmen unterschätzen ihre Wiederherstellungszeiten nach Cyberangriffen, wobei Investitionsrückgänge die Erholung zusätzlich verzögern. Zudem herrscht Unzufriedenheit mit der Talentlage im Sicherheitsbereich. Die Fragmentierung von Sicherheitslösungen erschwert die Effizienz – Konsolidierung und frühzeitige Sicherheitsintegration sind dringend nötig.

Strategy&: Vorsorge ist Österreichern 230 Euro pro Monat wert PWC: Mehr als ein Drittel will mehr Urlaub statt mehr Gehalt Deloitte Standort Radar: Österreich verliert zehn Plätze EY: KI in Österreichs Unternehmen noch in Kinderschuhen

Kolumne

VERSCHWOMMENE ZIELE

Unter Hinweis darauf, dass die Wohnkosten in Österreich stark gestiegen sind, werden für den regulierten Wohnmarkt die Mieten in Altbau-, Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen vorübergehend eingefroren und erst ab 2026 wieder teilweise valorisiert. Das erfolgt nicht zum ersten Mal, die mietrechtlichen Inflationslinderungsgesetze haben fast schon Tradition, liegt doch derzeit bereits das vierte seiner Art vor. Auch ein genereller Mietpreisstopp für alle Mieten bis Ende 2026, ein Verbot von befristeten Wohnungsmietverträgen für gewerbliche Vermieter und ein Zinspreisdeckel für Hypothekarkredite wurde gefordert. Ein Betriebskostenlinderungsgesetz etwa für öffentliche Abgaben, Wasser, Kanal, Müllabfuhr gibt es nicht. In der EU sind nach dem EU-Parlament zwischen 2015 und 2023 die Hauspreise im Durchschnitt um 47 Prozent gestiegen, vor allem wegen steigender Baukosten, höherer Hypothekenzinsen und einer rückläufigen Bautätigkeit. Die Mieten stiegen jedoch zwischen 2010 und 2022 im EU-Durchschnitt nur um 18 Prozent. Vermieter verlieren effektiv Mieterlöse, die Sanierung der Mietobjekte wird teurer. Ist die nächste Antwort des Gesetzgebers die Leerstandsabgabe oder eine Vermietungspflicht für gewerbliche Vermieter? Wollen wir das in einer sozialen Marktwirtschaft? a.birkner@derboersianer.com

Peter Wagesreiter leitet das Banking-&Finance-Team der Kanzlei HSPlaw.

VERMÖGENSREGISTER DURCH DIE HINTERTÜR

Das ursprünglich von der EU-Kommission für 2025 geplante Vermögensregister soll nun wegen rechtlicher Schwierigkeiten so nicht bzw. erst später kommen, aber vieles, was es hätte leisten sollen, steht bereits im sechsten Geldwäschepaket, das bis 2027 umzusetzen ist. Der Börsianer hat darüber mit dem Finanzrechtsexperten Peter Wagesreiter von der Kanzlei HSPlaw gesprochen:

Wie ist der aktuelle Stand, soll das von der EU geplante zentrale Vermögensregister nun umgesetzt werden? – Peter Wagesreiter: Laut Auskunft der EU-Kommission ist man nach einer Machbarkeitsstudie wieder von dem Plan abgekommen, aber das im letzten Jahr verabschiedete sechste Geldwäschepaket enthält viele Elemente dieses Vermögensregisters. Eine zentrale Geldwäschebehörde (AMLA) soll etwa ein zentrales Register aller Bankkonten anlegen. Außerdem sollen jetzt auch Luxusgüter wie Gemälde oder Yachten ab einem gewissen Wert in ein Vermögensregister aufgenommen werden. Händler müssen also Zahlungen ab 250.000 Euro künftig melden. Auch Kryptoplattformen müssen derartige Meldungen machen. Bisher gab es die Verpflichtung ja nur bei Gesellschaften oder Immobilien. Damit ist jetzt praktisch das gesamte Vermögen öffentlich erfasst.

Wo ist der Unterschied zum Plan des Vermögensregisters? – Dass es kein zentralisiertes Register gibt, sondern jedes Land dazu verpflichtet wird. Aber ich halte es für gut möglich, dass dann auch noch ein weiterer Schritt Richtung Vereinheitlichung erfolgt.

Sind die Pläne so gestaltet, dass sie Geldwäsche wirklich hintanhalten können? – Manche der Maßnahmen können wirklich nützlich sein, aus der Sicht des Datenschutzes und der Privatsphäre sind sie aber die Hölle. Und die wirklich bösen Buben werden sich an die Regeln auch nicht halten. Man weiß ja auch, dass viele Russen, obwohl sie nicht dürften, in Wien Immobilien besitzen. Die machen das dann eben über Treuhandkonstruktionen. Und die geltenden Geldstrafen schrecken auch kaum jemanden davon ab.

URTEILE IN VW-DIESELAFFÄRE

Vier ehemalige VW-Manager wurden in der Dieselaffäre vom Landesgericht Braunschweig kürzlich wegen Betrugs schuldig gesprochen, wobei zwei Angeklagte Haftstrafen ausfassten, zwei bekamen Bewährungsstrafen. Damit fand ein vier Jahre andauerndes Verfahren vorerst ein Ende. Vorerst, weil mit Rechtsmitteln gegen die Urteile zu rechnen ist und weil in dem Fall noch weitere vier Strafverfahren gegen insgesamt 31 Angeklagte offen sind.

TEILERFOLG FÜR

BANK-AUSTRIAAKTIONÄRE

Ein Beispiel, wie lange sich Gerichtsverfahren in Österreich hinziehen können, bietet das Squeeze-out-Verfahren der Bank Austria. Nach 18 Jahren liegt nun ein erstes Urteil des Handelsgerichts vor. Zur Erinnerung: Bei der Übernahme der Bank Austria durch die Unicredit wurde den Aktionären eine Abfindung von 129,7 Euro pro Aktie geboten. Das war einigen zu wenig, folglich ließen sie das Anbot gerichtlich überprüfen. Mit Erfolg. Denn das Handelsgericht hat nun entschieden, dass eine Nachzahlung im Ausmaß von 24,6 Euro je Aktie geboten wäre. Damit dürfte der Fall aber nicht endgültig entschieden sein, die Unicredit wird voraussichtlich die nächste Instanz anrufen, auch weil viel auf dem Spiel steht. Der IVA spricht von Rückstellungen für die Bank im Ausmaß von 317 Millionen Euro, sollte das Urteil halten.

Karriere

Maria Bejan (37) verstärkt seit kurzem als Partnerin das Arbitration-Team von Fieldfisher. Neben ihrer Anwaltszulassung in Österreich ist Bejan auch Mitglied der New York Bar. Die international erfahrene Disputes-Expertin war davor in der Kanzlei Saxinger tätig.

Linda Poppenwimmer (43) wechselt von der Kanzlei Ainedter zu Brauneis Rechtsanwälte. Die Wirtschaftsstrafrechtsexpertin soll als Partnerin mit Orlin Radinsky eine Doppelspitze im Wirtschaftsstrafrecht bilden

Stefanie Präauer ist jetzt eingetragene Anwältin (37) im Vergaberechtsteam der Kanzlei KWR. Nach dem Wirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Non-ProfitManagement war sie Consultant in einer Marketingagentur.

Rechtliche Absicherung bei Unternehmensnachfolge

WIENER ANWALTSKAMMER MIT NEUEM PRÄSIDENTEN

Mit Peter Csoklich wurde erneut ein Wirtschaftsrechtsanwalt an die Spitze der Wiener Rechtsanwaltskammer gewählt. Der 66-Jährige folgt Michael Rohregger nach, der sein Amt vorzeitig zurücklegte. Csoklich ist Gründungspartner der Kanzlei Doralt Seist Csoklich und ist auf Gesellschafts- und Stiftungsrecht spezialisiert. Die Wiener Anwaltskammer ist mit zuletzt knapp 3.800 Mitgliedern die größte Österreichs. Nach seiner Wahl gab Csoklich die Parole aus: „Es gilt, die Attraktivität unseres Berufs zu stärken, die Selbstverwaltung und Unabhängigkeit der Anwaltschaft zu sichern und den technischen Wandel – Stichwort Künstliche Intelligenz – im Rechtsbereich aktiv mitzugestalten.“

STUDIE: Eine von Ögizin, einer Tochter der Notariatskammer, unter 500 KMUs durchgeführten Befragung ergab, dass ein Drittel der Befragten die rechtliche Absicherung als zentralen Aspekt bei der Unternehmensnachfolge sieht. Bei Unternehmen, die tatsächlich in den nächsten Jahren an eine Übergabe denken, steigt dieser Wert sogar auf 38 Prozent an. 47 Prozent der Befragten wollen in den nächsten zehn Jahren ihr Unternehmen übergeben, 49 Prozent haben dafür aber noch keine geeignete Nachfolge.

Schönherr hat die OMV im behördlichen Verfahren bei der Zusammenlegung von Borealis und Borouge beraten — DLA Piper war als Berater der UBM bei der Platzierung ihrer ersten grünen Hybridanleihe an Bord Die RWA wurde von BPV Hügel beim Verkauf ihrer Austria-Juice-Beteiligung an Agrana begleitet Cerha Hempel war für CA Immo beim Verkauf des Bürogebäudes IP West in Budapest an BYD im Einsatz

Ulrike Hinrichs ist seit 2025 Vorstandssprecherin des Bundesverbands Beteiligungskapital (BVK) in Berlin, der wichtigsten Interessenvertretung der Finanzinvestoren in Deutschland.

PRIVATE EQUITY IST EINE WACHSTUMSLOKOMOTIVE

Die BVK Night des Bundesverbands Beteiligungskapital war ein Höhepunkt der Investorenkonferenz „Super Return International“ in Berlin. Börsianer-Korrespondent Peter Köhler befragte BVK-Vorstandssprecherin Ulrike Hinrichs über die Erwartungen der Investoren an die neue Regierung.

Welche Rahmenbedingungen müssen von der neuen Bundesregierung verbessert werden? – Ulrike Hinrichs: Die Private-EquityBranche ist eine Wachstumslokomotive: 6.000 Portfoliounternehmen sichern 1,6 Millionen Menschen ein sicheres Einkommen in zukunftsfesten Arbeitsplätzen. Und die Unternehmen erwirtschaften einen jährlichen Gesamtumsatz von 280 Milliarden Euro – ein klarer Beleg für unsere gesamtwirtschaftliche Bedeutung. Eine zentrale Herausforderung ist die steuerliche Behandlung von Beteiligungskapital. Insbesondere internationale Investoren brauchen verlässli-

che Regeln. Unsere Fonds wollen keinen Steuerrabatt, sondern rechtssichere und praxisnahe steuerliche Rahmenbedingungen, die der international gängigen Praxis entsprechen. Es ist für uns unverständlich, dass das Zukunftsfinanzierungsgesetz II, das ein erster wichtiger Schritt wäre, noch immer nicht umgesetzt ist. Auch die Kapitalvolumina deutscher Mittelstandsfonds müssen erhöht werden. Dazu bedarf es eines von der staatlichen Förderbank KfW verwalteten Wachstumsfonds, der als Ankerinvestor dazu beiträgt, dass die Fondsvolumina sich hin zu europäisch wettbewerbsfähigen Größen entwickeln können.

Welche Tendenzen zeichnen sich für das erste Halbjahr beim Fundraising, bei den Investments und Exits ab? – Insbesondere Fundraising und Exits bleiben die großen Herausforderungen. Es gibt nur wenige neue Fonds, da auch die Fondsinvestoren ihre Zurückhaltung noch nicht ab-

BOOMT

gelegt haben, auch wenn sich die Situation bereits seit letztem Jahr gegenüber 2023 merklich verbessert hat. Exit-seitig dürften viele Unternehmen reif für den Verkauf sein. Aber leider sind potenzielle Käufer aus gesamtwirtschaftlichen Gründen zurückhaltend. Und die Kaufpreisfindung zwischen Käufer und Verkäufer gestaltet sich in einem volatilen Marktumfeld eben ganz besonders schwierig.

Welche sind die wichtigsten Trends 2025? – Die großen Transformationsthemen Digitalisierung und KI, Nachfolge und Nachhaltigkeit werden weiterhin eine große Rolle spielen und Investment-Opportunitäten bieten. Der Fokus wird dabei wahrscheinlich noch stärker auf relativ konjunkturresistente Sektoren wie IT und Healthcare wandern, die zudem weitgehend unbeeinflusst von geopolitischen Einflüssen wie Zöllen sind. Daneben schauen natürlich alle auf das Thema Defense-Tech.

Laut einer neuen Modellrechnung des Vermögensverwalters Aberdeen Investments müssen die größten Volkswirtschaften der Welt bis 2050 rund 64 Billionen US-Dollar in die Infrastruktur investieren, wenn der Strom weiterfließen und der Verkehr weiterrollen soll. Dies entspreche 1,7 Prozent des weltweiten BIPs pro Jahr. „Wir gehen davon aus, dass der private Sektor zunehmend zur Finanzierung dieser Infrastrukturmaßnahmen herangezogen werden muss“, sagt Robert Gilhooly, Senior Emerging Markets Economist bei Aberdeen Investments.

keine Angaben

Quelle: State Street, 2025 Private Markets Outlook

Laut einer Studie des Finanzdienstleisters State Street werden Privatanleger in den kommenden zwei Jahren zu den wichtigsten Kapitalgebern für Private Equity, Private Debt und Infrastruktur. Bisher dominierten institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen. Nun treiben Produktinnovationen – etwa Private-Asset-ETFs oder die neuen ELTIF-2.0Regeln – die sogenannte Retail-Revolution voran. 44 Prozent der befragten Profis sehen darin den Schlüssel zur Demokratisierung privater Märkte. „Die Nachfrage nach alternativen Anlageprodukten nimmt weiter zu“, sagt Thibaud Roulin von Pic-

RETAILREVOLUTION

tet Alternative Advisors (Foto). Anleger müssten sich jedoch bewusst sein, dass Kapital bei Private-Equity-Produkten oft über Jahre gebunden ist. ELTIFs könnten hier einen Zugang bieten –seien aber erklärungsbedürftig. Auch Julien Zornig von Astorius sieht Chancen, warnt aber vor hohen Gebühren und unrealistischen Renditeerwartungen bei vorzeitiger Rückgabe. Astorius setzt daher auf Dachfonds mit Fokus auf kleinere Unternehmen. Thomas Weinmann von Reia Capital verfolgt einen ähnlichen Ansatz – mit einer angestrebten Nettorendite von 15 Prozent und erheblichem Eigenkapitaleinsatz des Managements.

Argos Index: Kaufpreise für KMUs gehen zurück Schroders Capital Private Equity Global Innovation XI schließt Funding mit 600 Millionen US-Dollar Babcock Wanson Gruppe erwirbt Chr. Møller Oakley Capital investiert in unterirdische Infrastrukturen

Finanzanwälte Österreichs Die

DAS GESCHÄFT der Anwälte brummt. Neue Kanzleien sprießen in Österreich aus dem Boden, die von einem Prachtpalais ins nächste ziehen und Experten von der Konkurrenz abwerben. So geschehen bei der seit Jänner in Wien ansässigen Kanzlei Kinstellar, die Wolf Theiss einige Partner und Teams abspenstig machte. Auch den Schritt in die Selbstständigkeit wagen einige. Das große Geld ist auch allein zu machen. Neue von den Unternehmen kritisierte Regulierungen, schwierige Russlandgeschäfte und Fusionen versprechen den

Anwälten ein Dauergeschäft. Österreichs Unternehmen können dabei in einem Pool aus zahlreichen, exzellenten Rechtsvertretern fischen. Wer sich besonders auszeichnet, hat der Börsianer zum sechsten Mal im goldenen Ranking „Die 50 besten Finanzanwälte Österreichs“ ermittelt, in dem sich 81 Nominierte aus den Bereichen Banking und Finance, Kapitalmarktrecht sowie Corporate M&A gegenseitig mit Punkten von eins bis zehn bewerten konnten. Der Börsianer hatte auf das Ergebnis keinen Einfluss.

EFlorian Klimscha Freshfields

Friedrich Jergitsch Reidlinger Schatzmann Jergitsch

Markus Fellner Fellner Wratzfeld

3

2

1 Platz Platz Platz

DIE AUFSTEIGER

Platz Zuletzt Name

Unternehmen

5. (24.) Moser Christoph Schönherr

12. (21.) Birkner Albert Cerha Hempel

28. (35.) Kusznier Florian Wolf Theiss

6. (12.) Herbst Christian Schönherr

13. (17.) Khol Florian Binder Grösswang

Die Top-Platzierten

Fünfmal hat Friedrich Jergitsch (Platz 1 / 74,10 Punkte) in der Vergangenheit bereits gewonnen, auch beim sechsten Mal sonnt er sich weiter ganz oben auf dem Stockerl. 19-mal bekam er erneut die Höchstnote 10 von seinen Peers, ein starkes Zeichen, dass auch nach einem Kanzleiwechsel nach 20 Jahren –Jergitsch verließ Freshfields und startete im November 2023 bei Reidlinger Schatzmann Jergitsch – Persönlichkeit und Exzellenz punkten. Eine g’mahte Wiesn war es trotzdem nicht, denn im

Vergleich zum letzten Mal, als 12 Punkte die ersten zwei trennten, hat Markus Fellner (73,42 Punkte) als Zweitplatzierter im goldenen Ranking den Abstand auf 0,68 Punkte verkürzen können – neunmal die Höchstnote half. Markus Fellner war zuletzt ordentlich gefragt. Mit seinen ebenfalls nominierten Partnern Paul Luiki (Platz 44 / 36,32 Punkte) und Florian Kranebitter (Platz 42 / 37,89 Punkte) hat er federführend die Banken im KTMSanierungsverfahren begleitet und beraten. Der Drittplatzierte Florian Klimscha (68,42 Punkte) von der Kanzlei Fresh-

Platz Zuletzt Punkte Trend Name

RANKING

Unternehmen

1. (1.) 74,10  Jergitsch Friedrich Reidlinger Schatzmann Jergitsch

2. (2.) 73,42  Fellner Markus Fellner Wratzfeld

3. (4.) 68,42  Klimscha Florian Freshfields

4. (3.) 63,50  Zahradnik Andreas Dorda Rechtsanwälte

5. (24.) 60,81  Moser Christoph Schönherr

6. (12.) 59,73  Herbst Christian Schönherr

7. (8.) 58,75  Diregger Christoph DSC Doralt Seist Csoklich

8. (7.) 58,72  Weber Stefan Weber & Co

9. (9.) 58,38  Ebner Martin Schönherr

10. (5.) 57,18  Schneider Claus Wolf Theiss

11. (–) 56,76  Rath Ursula Schönherr

12. (21.) 54,74  Birkner Albert Cerha Hempel

13. (17.) 53,24  Khol Florian Binder Grösswang

14. (14.) 52,89  Hasenauer Clemens Cerha Hempel

15. (16.) 52,70  Tiefenthaler Stefan

Binder Grösswang

16. (6.) 52,56  Oppitz Martin Eunomia

17. (11.) 50,51  Hanslik Günther CMS

18. (20.) 50,00  Benes Marcus E + H Rechtsanwälte

19. (19.) 49,49  Hausmaninger Christian Hausmaninger Kletter

20. (18.) 49,21  Pachinger Stephan

21. (15.) 48,95  Temmel Christian

Freshfields

DLA Piper Weiss-Tessbach

22. (27.) 47,50  Diwok Georg Baker & McKenzie

23. (26.) 46,41  Napokoj Elke

24. (23.) 46,32  Herbst Christoph

25. (13.) 45,13  Winkler Peter

BPV Hügel

Herbst Kinsky

E + H Rechtsanwälte

26. (32.) 44,10  Huber Peter CMS

27. (22.) 43,85  Nauer Christoph

28. (35.) 43,59  Kusznier Florian

29. (–) 43,33  Gall Mario

30. (–) 43,08  Ebhardt Horst

31. (–) 42,89  Doralt Maria

32. (36.) 42,63  Schirmer Thomas

33. (25.) 42,31  Illigasch Alexander

34. (30.) 42,00  Brodey Martin

35. (28.) 41,84  Kinsky Philipp

BPV Hügel

Wolf Theiss

EY Law

Kinstellar

DLA Piper

Binder Grösswang

Barnert Egermann Illigasch

Dorda Rechtsanwälte

Herbst Kinsky

36. (37.) 41,79  Barnert Michael Barnert Egermann Illigasch

37. (34.) 41,75  Jank Andreas

38. (29.) 41,25  Mayr Andreas

39. (–) 40,00  Huber Wolfram

Deloitte Legal / Jank Weiler Operenyi

Dorda Rechtsanwälte

PHH Rechtsanwälte

40. (31.) 39,74  Talos Thomas Brandl Talos

41. (47.) 37,95  Gritsch Andrea Wolf Theiss

42. (50.) 37,89  Kranebitter Florian

43. (33.) 36,84  Zivny Thomas

44. (43.) 36,32  Luiki Paul

45. (–) 34,74  Zwitter-Tehovnik Jasna

46. (45.) 34,10  Zuffer Martin

47. (42.) 33,85  Kletter Mark

48. (39.) 33,75  Ségur-Cabanac Eva-Maria

49. (41.) 33,16  Wildmoser Christoph

50. (44.) 31,79  Oberhammer Ewald

Fellner Wratzfeld

Cerha Hempel

Fellner Wratzfeld

DLA Piper Weiss-Tessbach

CMS

Hausmaninger Kletter

Baker & McKenzie

Herbst Kinsky

Oberhammer Rechtsanwälte

DIE ABSTEIGER

Platz Zuletzt Name Unternehmen

21. (15.) Temmel Christian DLA Piper Weiss-Tessbach

25. (13.) Winkler Peter E + H Rechtsanwälte

43. (33.) Zivny Thomas Cerha Hempel

38. (29.) Mayr Andreas Dorda Rechtsanwälte

40. (31.) Talos Thomas Brandl Talos

fields schafft es zum ersten Mal aufs Stockerl und verdrängt Andreas Zahradnik (63,50 Punkte) von Dorda doch recht deutlich auf Platz vier. Beide bekommen sechsmal die Höchstnote von ihrer Kollegenschaft, sieben 10er stauben Christoph Diregger (Platz 7 / 58,75 Punkte) von DSC und Claus Schneider (Platz 10 / 57,18 Punkte) von Wolf Theiss ab.

Aufsteiger, Absteiger, Neueinsteiger

Die stärkste Kanzlei im Ranking ist Schönherr, die mit Christoph Moser (Platz 5 / 60,81 Punkte), Christian Herbst (Platz 6 / 59,73 Punkte) und Martin Ebner (Platz 9 / 58,38 Punkte) gleich drei Anwälte unter den ersten zehn platzieren kann, Ursula Rath (Platz 11 / 56,76 Punkte) komplettiert das exzellente Ergebnis.

Aufsteiger des Rankings ist Christoph Moser, der sich von Platz 24 auf Platz fünf verbessert und wie Ursula Rath vier 10er abstaubt, Christian Ebner bekommt sogar fünfmal die Höchstbewertung. Als Kanzlei stand Schönherr zuletzt etwa beratend der OMV AG in kartellrechtlichen Fragen bei der Fusion der OMV-Tochter Borealis mit der Adnoc-Tochter Borouge und Nova Chemicals (Seite 20) zur Seite. Stark verbessern konnte sich auch Albert Birkner (Platz 12 / 54,74 Punkte) von Cerha Hempel, der neun Plätze gutmachte. Weniger gut lief es diesmal im goldenen Ranking für Christian Temmel (Platz 21 / 48,95 Punkte) von DLA Piper,

Platz Zuletzt Name

DIE NEUEINSTEIGER

Unternehmen

11. (–) Rath Ursula Schönherr

29. (–) Gall Mario EY Law

30. (–) Ebhardt Horst Kinstellar

31. (–) Doralt Maria DLA Piper

39. (–) Huber Wolfram PHH Rechtsanwälte

der sechs Plätze nach unten rutschte. Geschäftlich hat er im Mai 2025 die UBM Development AG bei der Platzierung der grünen Hybridanleihe beraten, bei der die Raiffeisen Bank International AG als durchführende Bank von Claus Schneider von Wolf Theiss begleitet wurde.

Noch ein großer Deal sorgte für Aufsehen am Kapitalmarkt: Die Agrana Beteiligungs AG, die von Schönherr beraten wurde, setzt ihrer Strategie „Next Level“ mit dem Kauf der Austria Juice ein neues Kapperl auf. Verkäufer war die Raiffeisen Ware Austria, die unter anderem von Christoph Nauer (Platz 27 / 43,85 Punkte) von BPV Hügel kräftig unterstützt wurde.

Unter den Neueinsteigern ist etwa der ehemalige Wolf-Theiss-Partner Horst Ebhardt (Platz 30 / 43,08 Punkte), der die Kanzlei Kinstellar in Wien aufbaut, sowie Wolfram Huber (Platz 39 / 40,00 Punkte), Teamleiter des Banking-&-FinanceTeams bei PHH Rechtsanwälte, der zuletzt die Kommunalkredit Austria AG bei einer Portfoliofinanzierung und deutsche institutionelle Finanzgläubiger im Insolvenzverfahren der Signa Prime beriet.

10er-Reigen

Die Anwälte sind sehr großzügig gegenüber ihren Peers und vergeben mit Freude die Höchstnote von zehn Punkten –ganz im Gegensatz zu anderen Branchen. Die Wertschätzung ist einfach höher.

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN

Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (PeergroupBewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten einander gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Kanzleikollegen abgeben.

#NERIO ALESSANDRI

Er macht die Muskeln der Stars

NERIO ALESSANDRI

In seiner Kindheit in Cesena entwickelte Alessandri einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik und ein Gespür für Geschäfte. Für den Börsianer nahm sich der 64-Jährige, der sich derzeit auf die Olympischen Spiele in Mailand vorbereitet, Zeit für ein Gespräch über Innovation, Gründerwille und KI als Gamechanger.

Text: Micaela Taroni

„Die Olympischen Spiele sind für uns ein Innovationslabor“

Italiens Fitness-König Nerio Alessandri ist mit seinem Konzern Technogym weltweit auf Erfolgskurs. Er zählt Bill Gates, George Clooney, Giorgio Armani und Madonna zu seinen Kunden.

DDie Erfolgsgeschichte von Technogym beginnt in den frühen 1980er-Jahren in einer einfachen Garage im Haus von Nerio Alessandris (64) Eltern in der Nähe der Adria-Kleinstadt Cesena. Damals war Nerio 22 Jahre alt und arbeitete als Industriedesigner.

Er stammt aus einfachen Verhältnissen: Sein Vater war Maurer, seine Mutter Fabriksarbeiterin. Die Banken liehen Jungunternehmern ohne Sicherheiten damals kein Geld. Getrieben von seiner Leidenschaft für Sport und Technik, entwickelte Alessandri 1983 in Eigenregie sein erstes Fitnessgerät. So entstand eine Art Presse zur Stärkung der Oberschenkelmuskeln. Die improvisierte Werkstatt in der Garage des Vaters wurde zum Geburtsort Technogyms. Der Vater unterstützte Alessandri anfangs mit Werkzeug, Materialien und viel Vertrauen. „Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Sport und für Design. Also habe ich Technologie und Fitness miteinander verbunden und auch im Namen Technogym untergebracht. Der Name spiegelt den Anspruch wider, Technik und Bewegung auf innovative Weise zu verbinden“, sagt der Unternehmer.

Selbst sportlich aktiv war Alessandri in den Jugendmannschaften. Sein Fußballklub AC Cesena kickte seinerzeit in der ersten und zweiten italienischen Liga. Seine Karriere als Profi-Fußballer scheiterte aber, die Wellness-Welle war auch noch nicht ins Rollen gekommen. Aus einem Fitnesshobby wurde vorerst nur ein Nebenberuf. Erst einige Zeit später gab er seinen festen Arbeitsplatz auf und widmete sich ganz seinen Sportgeräten, Laufbändern und Indoor-Bikes. Alessandri hat einst muffige Sporthallen in Fitnesscenter umgewandelt, Gesundheit, Wohlbefinden und innovatives Design stünden dabei im Vordergrund, sagt er.

Mit der Internetrevolution begann der kreative Unternehmer Apps, Fitness- und Trainingsprogramme für seine Kunden auszuarbeiten, um das Training immer individueller zu gestalten. Die Zusammenarbeit mit Sportstars wie Ayrton Senna, Michael Schumacher und diversen Fußballern kam ihm besonders zugute. Das Geschäft kam allmählich in Schwung. Doch Nerio Alessandri hat sich eine Philosophie zu eigen gemacht, die er von den Athleten gelernt hat: Nach einem Erfolg nie stehen bleiben, sondern sich sofort für das nächste Ziel rüsten.

So begann er sich auf bestimmte medizinische Bereiche zu spezialisieren, mit Physiotherapeuten und Kardiologen sowie mit Krebs- und DiabetikerInstituten zusammenzuarbeiten, um so zum weltweit renommierten Wellnessgeräteanbieter zu avancieren. Italienisches Design verband er mit Innovation, seinen Wirkungsbereich weitete er

ZUM UNTERNEHMEN

Das an der Mailänder Börse notierte Unternehmen setze 2024 901 Millionen Euro um, der Nettogewinn betrug 90 Millionen Euro, 15 Prozent mehr als im Jahr davor. Das Unternehmen mit Sitz in Cesena beschäftigt 2.500 Mitarbeiter und unterhält 14 internationale Niederlassungen. 90 Prozent der Produkte werden in mehr als 100 Länder ausgeliefert. Die Aktie legte auf Sicht von drei Jahren rund 87 Prozent zu.

vom Fitnesstraining zur Vorbeugung von Krankheiten aus.

2016 ging Technogym an die Mailänder Börse, seitdem wächst das Unternehmen kontinuierlich. Seit 2000 liefert es die Geräte für die Olympia-Stars. Neun Monate fehlen bis zu den Olympischen Winterspielen in Mailand-Cortina, doch

Interview

„Wenn es funktioniert, ist es veraltet“

In 42 Jahren hat er sein Unternehmen von einer Garage auf dem Land ins Metaversum geführt: Technogym-Gründer Nerio Alessandri ist visionär und konkret zugleich.

War Sport in Ihrem Leben immer schon ein Thema? – Eigentlich war mein Traum, Designer zu werden. Ich schrieb sogar an Giorgio Armani, um einen Termin zu bekommen, aber er hat mir nicht geantwortet. So habe ich beschlossen, ganz in mein eigenes Unternehmen zu investieren. Bei Besuchen im Fitnessstudio in Cesena ist mir klar geworden, dass ich mein Wissen über Mechanik auf diese ersten rudimentären Geräte anwenden konnte. Ich hab die Neuheiten in amerikanischen Fachzeitschriften studiert, die ich mir bei einem Bodybuilder kaufte, und begann, mein erstes Modell zu entwerfen. Das war die Geburtsstunde von Technogym.

Wie ist die Idee zu Technogym konkret entstanden? – Das ist lange her, das war in den 1980er-Jahren und ich war ein 22-Jähriger mit Leidenschaft für Sport. Damals waren die Fitnessstudios Kellerräume mit sehr einfacher Technik, die nur von Bodybuildern besucht wurden. Mein Traum war es, die Welt in Bewegung zu bringen und mehr Menschen für Sport zu begeistern – mithilfe von Technologie, Design und Innovation. So entstand Technogym.

Wie sehr hat sich die Fitnesswelt seitdem verändert? – Die Entwicklung ist enorm. Früher galt Fitness eher als Freizeitbeschäftigung für eine kleine Gruppe. Heute ist das Bewusstsein für die gesundheitlichen Vorteile körperlicher Bewegung weitverbreitet. Die Technologie ermöglicht es uns, Trainings präzise und individuell auf die Bedürfnisse, Ziele und Vorlieben jedes Einzelnen zuzuschneiden.

Inzwischen sprechen Sie nicht mehr von Wellness, sondern von „Healthness“, was meinen Sie damit? – „Healthness“ ist unsere neue Vision, bei der körperliche Bewegung wie ein Medikament wissen-

schaftlich genau dosiert und verordnet wird – sowohl zur Vorbeugung als auch zur Genesung. Nach 40 Jahren Wellness ist Healthness die nächste Stufe. Mit Technologien wie Technogym Checkup, Biostrength und Biocardio bieten wir stark personalisierte Trainingsprotokolle auf wissenschaftlicher Basis – einzigartig in der Branche. Inzwischen schauen wir schon auf die großen Möglichkeiten, die mit Künstlicher Intelligenz verbunden sind. Diese ermöglicht es uns, Trainingsprogramme individuell zu gestalten – basierend auf Daten und Interessen des Nutzers. Das Programm passt sich im Laufe der Zeit an den Fortschritt und die verfügbaren Geräte – zu Hause, im Fitnessstudio oder Hotel – an.

Sie haben viele Prominente als Kunden. Wer hat Sie am meisten beeindruckt? – Wir hatten das Glück, in den Jahren mit vielen Sportlegenden und führenden Persönlichkeiten zu arbeiten – von Ayrton Senna über Michael Schumacher bis zu Bill Clinton und Bill Gates. Besonders beeindruckt hat mich Michael Schumacher: Seine Disziplin, Obsession fürs kleinste Detail und Teamethik waren außergewöhnlich.

Sie werden oft als „italienischer Steve Jobs“ bezeichnet. Mögen Sie diesen Vergleich? – Es ist eine Ehre, mit einem Genie wie Steve Jobs verglichen zu werden. Apple ist ein viel größeres Unternehmen als Technogym, aber es hat uns stark inspiriert. Auch wir haben ein einzigartiges System aufgebaut, das Produkte, Apps und Inhalte verbindet, um personalisierte und ganzheitliche Trainingserlebnisse zu bieten.

Technogym ist auch auf dem US-Markt stark präsent. Wie bewerten Sie Trumps Zollpolitik? – Technogym ist langjähriger Ausstatter der Trump-Hotels und vieler an-

derer Luxushotelketten weltweit. Zölle sind sicher keine gute Nachricht für Europa, aber für uns ist der Einfluss begrenzt. Die USA sind ein wichtiger Markt, aber nicht entscheidend – wir sind in über 120 Ländern aktiv. Außerdem sind unsere Produkte im Premium- und Designsegment positioniert und daher weniger preisabhängig als Massenprodukte.

Technogym ist seit 2016 an der Börse in Mailand notiert, die Aktie sehr erfolgreich. Was sind die Treiber? – Seit unserem Börsengang vor neun Jahren haben wir uns verpflichtet, ein nachhaltiges und profitables Wachstum zu erzielen. Dank kontinuierlicher Innovation, Leidenschaft und Kompetenz konnten wir dieses Versprechen einhalten. Inzwischen sind wir zum zehnten Mal offizieller Ausrüster der Olympischen Spiele. Für Mailand-Cortina 2026 statten wir über 20 Trainingszentren in den olympischen Dörfern und Wettkampfstätten mit modernster Technologie aus. Die Olympischen Spiele sind für uns ein Innovationslabor – durch den Austausch mit den besten Athleten und Trainern. Zugleich sind sie eine gesellschaftliche Chance, die Menschen weltweit für regelmäßige Bewegung zu begeistern.

Welche Herausforderungen sehen Sie in den kommenden Jahren? – Innovation bleibt unser Wachstumsmotor. Unser Motto lautet: „Wenn es funktioniert, ist es veraltet“. Erfolg ist für uns kein Grund, stillzustehen – im Gegenteil, er ist das Signal zum Wandel. Wir entwickeln ständig neue Produkte und digitale Dienstleistungen, um Fitness-, Sport- und Gesundheitslösungen noch individueller zu gestalten – sei es für allgemeine Fitness, sportliche Höchstleistungen oder vorbeugende und therapeutische Anwendungen.

INNOVATIONS-HUB Die Technogym Village in Cesena ist der Sitz des Unternehmens. Das Design stammt von Stararchitekt Antonio Citterio von ACPV Architects.

Alessandri hat schon seine Goldmedaille erobert: Das italienische Unternehmen punktet mit dem exklusiven Auftrag, Sportgeräte für die Olympia-Athleten zu liefern, die Trainingshallen wurden von Technogym entworfen.

Was als Garagenprojekt begann, ist inzwischen zu einem Symbol für Innovationskraft geworden. Technogym verbindet Bewegung und Technologie – ein zentrales Element dabei ist die Vernetzung von Geräten, Daten und Nutzererlebnissen. Denn das Unternehmen entwickelt immer mehr digitale Lösungen wie Software, Apps und cloudbasierte Plattformen wie Mywellness, die Trainingsdaten aufzeichnen und Hobbysportlern und Profis personalisierte Programme bieten.

Heute nutzt Alessandri Künstliche Intelligenz, damit wird das Training an die gesteckten Ziele, die körperliche Verfassung und die Motivation der Nutzer angepasst. Eine entscheidende Rolle spielt die Kundenerfahrung. „Wir sind wie Apple oder Tesla: Wir stehen nicht nur für Technologie oder Design, sondern

DURCHS SCHLÜSSELLOCH

In der Garage seiner Eltern entwickelte Nerio Alessandri sein erstes Fitnessgerät.

auch für Lifestyle. Das bedeutet, Teil zu sein vom Leben eines Menschen“, lautet Alessandris Slogan. Besonders stolz ist er auf die digitale Plattform Technogym Live. Inhalte aus der MywellnessApp lassen sich auf dem Smartphone, Tablet oder direkt auf den Konsolen der Geräte, sowohl im Fitnessstudio als auch zu Hause, abrufen. Neben interaktiven Trainingsvideos und persönlichen Trainingsplänen bietet die Plattform auch Unterhaltung: Soziale Netzwerke, TVSender oder Streamingdienste wie Netflix können parallel genutzt werden. Inzwischen hat Alessandri sein Technogym Village zwischen Ravenna und Rimini gegründet. Neben Produktionsstätten, Forschungslabors, Büros und einem Ausbildungszentrum gibt es auf

dem Gelände auch ein riesiges Fitnesscenter, in dem sich die Mitarbeiter körperlich betätigen können. Gleichzeitig dient der ovale Glaspalast auch als Showroom für Besucher aus aller Welt. Alessandri blickt von hier aus zuversichtlich in die Zukunft, obwohl weltpolitische Entwicklungen wie die Abschottungspolitik Washingtons unter Donald Trump negative Auswirkungen auf sein Geschäft haben könnten. Schließlich sind die USA doch ein wichtiger Absatzmarkt für Technogym. Da man aber auf allen Kontinenten präsent und das Risiko damit verteilt ist, sieht Alessandri die Lage nicht allzu düster. Der Absatz in China wächst derzeit sehr stark, und auch Südostasien und der Nahe Osten legen zu.

VERANTWORTUNG. Attila Dogudan musste sich nirgends bewerben, er war einfach von Anfang an CEO. Die gesamte Verantwortung des börsennotierten Familienunternehmens Do & Co AG in Sachen Strategie und Weitblick lastet aber auch auf seinen Schultern.

Es sind nur drei Buchstaben, die den Unterschied machen. Aber wie wird man CEO, CFO, COO oder Manager in einer anderen Funktion auf C-Level? Manchmal anders, als man denkt.

EEines hat Do-&-Co-Gründer Attila Dogudan vielen voraus: Der Manager werkt bereits seit dem Börsengang von Do & Co AG vor 27 Jahren als CEO seines Catering-Unternehmens. Dagegen mutet die Spitzenposition etwa bei der Lenzing AG oder der Semperit Holding AG eher wie ein Wanderpokal an, haben sich doch in den vergangenen Jahren mehrmals CEOs die Klinke in die Hand gegeben.

„There is no skill“

Aber wie kann man einen der begehrten C-Level-Jobs ergattern? Eines vorweg: Intelligenz und Fleiß schaden nicht. Diese Tugenden sind aber auch keine zwingenden Voraussetzungen für den Aufstieg in die mit einem Salär in Millionenhöhe dotierten Führungspositionen. Denn, so ein in der Schweiz tätiger Experte, der schon viele Top-Manager aus Österreich, Deutschland und der Schweiz gegrillt hat, haben Ausbildung und Befähigung eine wesentlich geringere Bedeutung, als man glauben mag. „‚There is no skill.‘ Extrem wichtig ist, dass neue Vorstände zur Kultur passen. Ein gutes Netzwerk ist entscheidend. Es taucht kaum jemand ‚out of the blue‘ auf. In den meisten Branchen kommen Kandidaten zum Zug, die bekannt sind", so der Insider weiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Und der Kenner der Szene holt noch weiter aus: „Kommt der oder die Beste zum Zug? Nein, das kann man sich abschminken. Schwache Leute bekommen Jobs, weil sie Beziehungen haben. Und an die Entscheidung angelegte Parameter sind lange nicht so streng gefasst, wie man glaubt. Der Aufsichtsrat gibt die Richtung vor. Headhunter werden oft nur als Alibi herangezogen.“ Und manchmal geht sogar der ganze Recruiting-Prozess ins Leere. „Es kommt vor, dass Milliardenkonzerne aus der Schweiz oder aus Deutschland zwar drei passende Kandidaten gefunden haben. Aber am Ende wird gar nicht mehr genau hingeschaut. Einfach aus dem Bauch heraus erhält einer den Zuschlag“, wundert sich der international aktive Experte.

Königsmacher Aufsichtsrat

Dass sich die Rolle der Kontrollorgane tatsächlich verändert hat, bestätigen auch andere vom Börsianer befragten Consulter. „Aufsichtsräte werden bei der Suche nach Personal immer aktiver“, erklärt Christian Hener, Managing Partner Österreich bei EO Executives. Und ihr Rollenverständnis hat sich geändert, meint Judith Pertl, Consultant bei Egon Zehnder in Wien: „Der Aufsichtsrat fungiert immer öfter als Sparringspartner. Aufsichtsräte agieren nicht nur kontrollierend, sondern auch unterstützend.“ Dazu kommt aber, dass es speziell in Österreich sehr viele Verflechtungen gibt, weiß der anonyme Informant. Er meint: „Es gibt Jobkartelle. Aufsichtsräte tauschen sich unternehmensübergreifend aus. Man kennt sich, frei nach dem Motto ‚Ich bin in deinem Aufsichtsrat, du in meinem‘ werden viele Verflechtungen genutzt. Aber es ist ein Vorteil, dass in Aufsichtsräten viele Profis mit reicher Erfahrung sitzen.“

Nichtsdestoweniger haben sich bei den Anforderungen an Aspiranten für

Jobs auf C-Level Veränderungen eingestellt. Recruitingexperte Hener: „Im Vorjahr hat es noch gereicht, wenn 80 Prozent der geforderten Kompetenzen erfüllt wurden. Jetzt werden 110 Prozent gefordert. Egal ob es um die Position als CEO, CFO und andere Top-Positionen geht – die gesuchten Manager müssen die Kohlen aus dem Feuer holen.“

Dem pflichtet Alexander Kail, Managing Partner bei Stanton Chase Österreich, bei. Kail: „Die Anforderungen werden präziser formuliert. Transformation ist von höchster Bedeutung. Resilienz und Internationalität sind wichtig. Im Kern geht es um eine Vision. Führungskräfte müssen das Team an Bord bekommen und Prozesse anregen.“ Dass der Bogen bei den gefragten Fähigkeiten weit gespannt ist, bringt Egon-Zehnder-Consultant Pertl auf den Punkt: „Man muss in der Lage sein, die Strategie voranzutreiben, im ChangeManagement fit sein und MitarbeiterSkills erkennen. Dazu kommen persönliches Potenzial, ein kultureller Fit oder auch das Verständnis der eigenen Rolle.“ Und nicht zu vergessen auf Selbstreflexion. Pertl: „Es ist eine ständige Aufgabe, sich zu fragen, was man kann und was man nicht kann. Führungskräfte sollen inspirieren, Leute mitnehmen und Raum für Veränderungen schaffen. Bei spezifischen Themen wie der KILeadership ist dafür zu sorgen, dass das Team zwecks Effizienzsteigerung mitmacht.“

Kernig dreinblickende Herren

Stichwort Team: In vielen Fällen sind offenbar nicht die richtigen Führungskräfte am richtigen Ort. „Offen kommunizieren und in Konflikte eingreifen – das wollen und können nicht viele, obwohl es eigentlich trivial ist. Es steckt keine Magie dahinter“, erklärt der Spezialist aus der Schweiz. Darüber hinaus

ist es häufig mit der richtigen Selbsteinschätzung nicht weit her. Der Insider führt aus: „Es ist eine Überhöhung von Menschen erkennbar, die sich als Stars inszenieren. Das sind oft kernig dreinblickende Herren. Man denke nur an die Manager, die als ‚Mann des Jahres‘ gefeiert wurden.“ Aber es geht auch besser. „Die Crux ist, Menschen zu finden, die über genügend Selbstbewusstsein verfügen, um Position zu beziehen, aber gleichzeitig auch bereit sind, ihre Position zu hinterfragen und im Diskurs mit anderen zur Diskussion zu stellen.“

Aber wer kommt überhaupt für einen Top-Job infrage, und wo nehmen Headhunter geeignete Kandidaten her? Stanton-Chase-Experte Kail: „Wir reden mit unserem Netzwerk. Ein Drittel der Kandidaten kommt über Empfehlungen von Personen, die wir kennen. Die Branchenrecherche erfolgt national und international und ist in den meisten Fällen sehr spezifisch auf Transformationsthemen ausgerichtet. Es sind verstärkt auch Mitarbeiter aus anderen Branchen und Staaten gefragt.“

Bei der Suche können Personalberater aus dem Vollen schöpfen. Bei Egon Zehnder wird neben der persönlichen Kontaktaufnahme mit potenziellen Kandidaten mit Datenbanken ebenso gearbeitet wie mit allen Informationen, die über Internetkanäle öffentlich verfügbar sind. EO-Executives-ManagingPartner Hener: „Ich schätze die Direktansprache am wichtigsten ein. Früher umfasste die Liste an Kandidaten 40 Personen, heute sind es bis zu 150 Bewerber.“ Dass sich darunter auch Hinz und Kunz finden, macht die Rekrutierung mühsam. Hener: „Viele der Bewer-

»Ein Drittel der Kandidaten kommt über Empfehlungen.«

Alexander Kail

»Viele der Bewerber sind einfach nicht zu gebrauchen.«

Christian Hener

»Führungskräfte sollen inspirieren und Raum für Veränderungen schaffen.«

Judith Pertl

ber sind einfach nicht zu gebrauchen.“ Dass beim Auswahlprozess ausgesiebt werden muss, streicht auch StantonChase-Recruiter Kail hervor: „Auf einer Longlist finden sich zwischen 30 und 100 Personen. Auf der Shortlist sind es nur noch drei bis sechs.“

Beim Aufspüren geeigneten Personals gehen die Recruiter teils unterschiedliche Wege. Bei EO Executives spielen digitale Kanäle eine wichtige Rolle. „Wir haben die Präsenz über sieben bis acht Jahre hinweg aufgebaut und treffen damit 40.000 Führungskräfte“, erklärt Christian Hener. Skeptisch gegenüber einschlägigen Portalen ist dagegen Stanton-Chase-Recruiter Kail: „Plattformen wie Linkedin bringen nichts. Deutlich mehr Chancen bieten KI-Tools.“

Angetreten, um zu scheitern

Es stellt sich auch die Frage, woran Aspiranten für einen C-Level-Job in der Regel scheitern. „An Kommunikationsschwäche. Und auch daran, dass sich fast niemand auf geopolitische Rahmenbedingungen bezieht. Darüber hinaus hört man zum Thema Klima samt verantwortlichem Handeln und Reduktion des CO2-Ausstoßes fast nie etwas. In Hearings fehlen Kandidaten auch oft die Worte. Bei der Aufforderung ‚Bitte beantworten Sie meine Frage‘ herrscht bisweilen Schweigen im Walde. Wenn Antworten gegeben werden, sind diese oft nicht brauchbar. Überraschend ist auch der Mangel an Selbstvertrauen und Bestimmtheit. Wenn es um viel Geld geht, also bei großen Unternehmen, möchte ich natürlich jemanden haben, der oder die sagt: Hier geht’s lang“, resümiert der Brancheninsider.

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LEISTUNGSSCHAU. Ein Panzer des österreichischen Bundesheers auf dem Wiener Heldenplatz am Nationalfeiertag.

#UMFRAGE

Mehr Geld fürs

Heer – und was

bringt’s?

Österreich investiert mehr in die Landesverteidigung. Doch wie sinnvoll ist das –wirtschaftlich, sicherheitspolitisch und neutralitätskonform? Die Parlamentsparteien im Börsianer-Check.

Text: Daniel Nutz

DDie Zeiten der Friedensdividende sind vorbei. Die österreichische Bundesregierung will das Verteidigungsbudget massiv erhöhen. 1,5 Prozent des BIPs sollen es bereits 2027 sein. Und in selten dagewesener Einigkeit unterstützen im Prinzip alle fünf Parlamentsparteien diesen Plan. Auffallend bei der vom Börsianer durchgeführten Befragung ist das allgemeine Bekenntnis zur Wehrpflicht. Zur Erinnerung: In der Vergangenheit liebäugelten die Parteien, mit wechselnder Meinungsund Rollenverteilung, mit deren Abschaffung. Die neue geopolitische Situation verändert alles. Dabei stellt sich die Frage, was bringt es volkswirtschaftlich, wenn staatliche Finanzimpulse in die Rüstung anstatt in zukunftsfähigere Bereiche fließen, verfügt doch das neutrale Österreich über keine nennenswerte Rüstungsindustrie. Hier geben sich die Parteien in Zweckoptimismus. Trotz fehlender Rüstungsindustrie könne Österreichs Wirtschaft durch Gegengeschäfte, Technologietransfer und spezialisierte Zulieferungen profitieren, so die Einschätzung der jeweiligen Sprecher der Parlamentsparteien. Genannt werden die Bereiche Elektronik, Fahrzeugbau, Aviation und Automotive. Unternehmen wie Glock und Steyr Arms zeigen vorhandenes Potenzial. Bürokratische Hürden und fehlende Industriekooperationen schadeten dem Vorhaben bisher nur. Eine geplante Rüstungsagentur könnte neue Chancen eröffnen, so die Idee der Regierungsparteien.

Die Bundesregierung plant, das Verteidigungsbudget bis 2027 auf 1,5 Prozent des BIPs zu erhöhen. Halten Sie das für angemessen?

– Angesichts der großen sicherheits- und verteidigungspolitischen Herausforderungen – wie des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, der Terrorgefahr, Desinformations-Offensiven und Gefahren aus dem Cyberbereich – ist es wichtig und richtig, in die Landesverteidigung zu investieren. Die Zeiten der sogenannten Friedensdividende sind vorbei – und Neutralität schützt nur dann, wenn man sie auch verteidigen kann.

Wie sehen Sie die langfristige Zukunft der österreichischen Landesverteidigung? Soll Österreich stärker auf europäische Kooperation setzen – etwa im Rahmen einer gemeinsamen EU-Verteidigungsstrategie? – Die Republik Österreich setzt seit Jahrzehnten auf Kooperationen im Verteidigungsbereich, die mit unserer Neutralität auch vereinbar sind. Etwa im Rahmen des „Partnership for Peace“-Programms der Nato. Angesichts der bereits erwähnten Bedrohungsbilder ist eine stärkere Zusammenarbeit natürlich immer ein Thema. Mit der Beschaffungsinitiative Sky Shield, bei der wir gemeinsam mit anderen Staaten für einen effizienten Schutz des Luftraums sorgen, gehen wir nun einen weiteren Schritt.

Das österreichische Bundesheer basiert auf Wehrpflicht und Miliz. Halten Sie dieses Modell angesichts neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen für zukunftsfähig? – Über Reformen darf und soll selbstverständlich immer diskutiert werden, wenn sie der Verbesserung der Rahmenbedingungen für unsere Soldatinnen und Soldaten dienen. Unser auf Wehrpflicht und dem Milizsystem basierendes Modell ist gut und bewährt – zudem wird aber auch eine von Bundesministerin Klaudia Tanner eingesetzte Expertenkommission Vorschläge zur Weiterentwicklung des Wehrdienstes erarbeiten. Das ist auch ein Beitrag, um die Landesverteidigung innerhalb der Bevölkerung breit zu verankern. Schließlich ist die geistige Landesverteidigung neben der militärischen und wirtschaftlichen ein tragender Eckpfeiler unserer Verteidigungspolitik.

Sprecher für Landesverteidigung SPÖ

Die Bundesregierung plant, das Verteidigungsbudget bis 2027 auf 1,5 Prozent des BIPs zu erhöhen. Wie beurteilen Sie dieses Ziel?

Halten Sie es für angemessen? – Eine Stärkung der Landesverteidigung ist grundsätzlich zu begrüßen, doch Geld allein schafft noch keine Sicherheit. Die Mittel müssen zielgerichtet eingesetzt werden: in moderne Ausrüstung, bessere Ausbildung und – wie verfassungsrechtlich vorgesehen – in die Miliz. Die SPÖ steht für ein Bundesheer, das funktionstüchtig ist, konsequent demokratisch kontrolliert und transparent finanziert wird.

Wie sehen Sie die langfristige Zukunft der österreichischen Landesverteidigung? Soll Österreich stärker auf europäische Kooperation setzen – etwa im Rahmen einer gemeinsamen EU-Verteidigungsstrategie? Falls ja: Wie könnte eine solche Strategie konkret aussehen, auch unter Berücksichtigung der österreichischen Neutralität? – Die sicherheitspolitischen Herausforderungen machen stärkere europäische Zusammenarbeit zwingend notwendig. Österreich kann und muss sich im Rahmen der EU engagieren – unter Wahrung der Neutralität. Das heißt: Teilnahme an gemeinsamen friedensunterstützenden und humanitären Missionen, Abstimmung bei Ausrüstung und Infrastruktur, aber keine Beistandsverpflichtung! Unsere Neutralität ist kein Hindernis, sondern ein Auftrag zur aktiven Friedenspolitik, die wir im Rahmen von internationalen Institutionen wie Uno, OSZE und dergleichen aktiv nutzen und vorantreiben.

Das österreichische Bundesheer basiert auf Wehrpflicht und Miliz. Halten Sie dieses Modell angesichts neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen für zukunftsfähig? – Die SPÖ bekennt sich klar zur allgemeinen Wehrpflicht und zum Milizsystem. Aber: Es braucht dringend Reformen. Wir wollen die Ausbildung modernisieren, die Einsatzbereitschaft der Miliz erhöhen und das Zusammenspiel mit Katastrophenschutz kollektiv stärken.

Die Bundesregierung plant, das Verteidigungsbudget bis 2027 auf 1,5 Prozent des BIPs zu erhöhen. Wie beurteilen Sie dieses Ziel? Halten Sie das für angemessen? – Wir unterstützen das Ziel, das Verteidigungsbudget bis 2027 auf 1,5 Prozent des BIPs zu erhöhen. Damit wird ein wichtiger Schritt gesetzt, um die Versäumnisse der Vergangenheit in der Landesverteidigung auszugleichen. Klar ist aber: Trotz der Erhöhung der Mittel ist es wichtig, genau hinzusehen, wo die Prioritäten des Bundesheeres in Hinblick auf das Risikobild in der Zukunft liegen. Das Ziel muss sein, dass die zusätzlichen Mittel effizient und zielgerichtet für eine moderne, einsatzbereite Landesverteidigung verwendet werden.

Wie sehen Sie die langfristige Zukunft der österreichischen Landesverteidigung? Soll Österreich stärker auf europäische Kooperation setzen – etwa im Rahmen einer gemeinsamen EU-Verteidigungsstrategie? – Österreich ist keine einsame Insel in Europa. Es ist unmöglich, als kleines Land allein seine Sicherheit zu gewährleisten. Bedrohungen wie Cyberattacken, hybride Kriegsführung oder Drohnenattacken können nur im europäischen Verbund abgewehrt werden. Deshalb ist es auch gut, dass wir uns im Regierungsprogramm zur Beteiligung an Sky Shield bekannt haben. Die Neutralität steht einer gemeinsamen europäischen Sicherheitsstrategie nicht im Weg, da Österreich mit dem EUBeitritt auch der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik vollumfänglich beigetreten ist.

Das österreichische Bundesheer basiert auf Wehrpflicht und Miliz. Halten Sie dieses Modell angesichts neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen für zukunftsfähig? – Wir haben uns immer schon für eine Professionalisierung der Landesverteidigung und eine starke europäische Zusammenarbeit ausgesprochen. Im Regierungsprogramm haben wir uns mit ÖVP und SPÖ darauf geeinigt, dass eine Kommission verschiedene Modelle zur Verbesserung der aktuellen Wehrpflichtregelung erarbeiten soll. Das passiert aktuell, und daher können und werden wir dieser Kommission nicht vorgreifen.

Die Bundesregierung plant, das Verteidigungsbudget bis 2027 auf 1,5 Prozent des BIPs zu erhöhen. Wie beurteilen Sie dieses Ziel? Halten Sie es das für angemessen? – Wegen jahrzehntelanger Unterfinanzierung des Bundesheers ist ein enormer Investitionsrückstau in allen Bereichen entstanden. Der Aufholbedarf ist riesig. Bis in das Jahr 2032 sollte das Verteidigungsbudget auf zwei Prozent des BIPs steigen. Im Jahr 2027 sehe ich daher eine Höhe von 1,5 Prozent des BIPs als das Minimum an. Nato-Staaten diskutieren gerade über eine Anhebung des Ziels von zwei Prozent auf fünf Prozent des BIPs – wobei hier „nur“ 3,5 Prozent Verteidigungsausgaben im engeren Sinn sind.

Wie sehen Sie die langfristige Zukunft der österreichischen Landesverteidigung? Soll Österreich stärker auf europäische Kooperation setzen – etwa im Rahmen einer gemeinsamen EU-Verteidigungsstrategie? – Landesverteidigung ist grundsätzlich Sache der Nationalstaaten. Österreich als neutrales Land hat seine Landesverteidigung eigenständig sicherzustellen, ohne Abstützung auf ein Militärbündnis. Wir lehnen sowohl einen Nato-Beitritt als auch eine EU-Armee ab. Unser neutralitätspolitisches Vorbild sollte vielmehr die Schweiz sein. Das Ziel einer EU-Verteidigungsunion lehnen wir ab und legen Wert auf die sogenannte Irische Klausel, die in den EU-Verträgen unsere Neutralität absichert.

Das österreichische Bundesheer basiert auf Wehrpflicht und Miliz. Halten Sie dieses Modell angesichts neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen für zukunftsfähig? – Die Wehrpflicht und das Milizsystem sind für die Zukunft absolut richtungsweisend. Andere Staaten bereuen es, dass sie die Wehrpflicht abgeschafft haben. Nur durch ein Milizsystem kann man im Ernstfall eine hohe Anzahl Soldaten aufbieten. Dass dies notwendig sein kann, sehen wir gerade in der Ukraine. Ein großes stehendes Heer wäre unfinanzierbar. Wir wollen ein „Volksheer“, also Bürger in Uniform. Dazu müssen der Grundwehrdienst verlängert und wieder verpflichtende Milizübungen eingeführt werden.

Die Bundesregierung plant, das Verteidigungsbudget bis 2027 auf 1,5 Prozent des BIPs zu erhöhen. Wie beurteilen Sie dieses Ziel? Halten Sie das für angemessen? – Wir sehen die Notwendigkeit, die Selbstverteidigungsfähigkeit des österreichischen Bundesheeres wiederherstellen zu müssen. Deshalb haben wir die notwendigen Gesetze während unserer Regierungsbeteiligung mitgetragen. Zwei Punkte sind dabei zentral: Zum einen müssen Investitionen transparent und nachvollziehbar sein, es geht um sehr viel Steuergeld; auf der anderen Seite wollen wir, dass die Sicherheit und das Wohl der Grundwehrdienstleistenden, Soldatinnen und Soldaten im Vordergrund steht.

Wie sehen Sie die langfristige Zukunft der österreichischen Landesverteidigung? Soll Österreich stärker auf europäische Kooperation setzen – etwa im Rahmen einer gemeinsamen EU-Verteidigungsstrategie? – Wir sehen die Zukunft der österreichischen Landesverteidigung stark mit der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union verzahnt. Die österreichische Verfassung gibt uns dafür – auch unter Berücksichtigung der Neutralität – den größtmöglichen Spielraum, den wir auch ausschöpfen wollen. Jedenfalls müsste diese Verteidigungsstrategie auf den Grundpfeilern der EU basieren: Solidarität, Menschenrechte und Berücksichtigung der jeweiligen Stärken und Schwächen.

Das österreichische Bundesheer basiert auf Wehrpflicht und Miliz. Halten Sie dieses Modell angesichts neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen für zukunftsfähig? – Das Wehrpflicht- und Milizsystem bleibt zukunftsfähig, wenn es reformiert wird. Wir lehnen eine verpflichtende Verlängerung des Wehrdiensts ab. Stattdessen müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden – etwa moderne Unterkünfte und eine zukunftsrelevante, praxisnahe Ausbildung. Nur so wird das Bundesheer als Arbeitgeber attraktiver und motiviert Grundwehrdiener, sich freiwillig weiter in der Miliz zu engagieren.

Wiener Börse-Party

Der ATX-Preis geht an die Erste Group: Börse-CEO Christoph Boschan und Stefan Dörfler, CFO der Erste Group Bank AG, strahlten um die Wette.

BMF-Staatssekretärin Barbara EibingerMiedl und Öbag-Chefin Edith Hlawati freuten sich über das gelungene Kapitalmarktfest.

Reinhard Florey (OMV AG) nahm den Corporate-BondPreis mit nach Hause, Andreas Böcskör (Arthur D. Little) freute sich mit ihm.

Peter Kollmann (Verbund AG) und Georg Knill (IV-Chef) genossen das Bad in der Menge.

WIENER BÖRSE 13. Mai 2025

Palais Niederösterreich

Am 13. Mai 2025 wurde im Palais Niederösterreich in Wien zum 18. Mal der Wiener Börse Preis verliehen –die bedeutendste Auszeichnung des österreichischen Kapitalmarkts. Insgesamt wurden elf Unternehmen in 13 Kategorien prämiert. Die Erste Group Bank AG sicherte sich den ATX-Preis sowie den Media-Relations-Preis. Den Mid-Cap-Preis gewann erstmals die Porr AG. Die OMV AG holte den Corporate-Bond-Preis, während BKS Bank AG, Telekom Austria AG und Lenzing AG mit den Vönix-Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichnet wurden. Die Entscheidungen trafen unabhängige Jurys aus Kapitalmarktexperten und Wirtschaftsjournalisten.

Dieter Hengl (Unicredit Bank Austria AG) und Klemens Eiter (Porr AG) unterhielten sich prächtig.

Christoph Boschan (Wiener Börse) war Gastgeber im wunderschönen Ambiente des Palais Niederösterreich in Wien.

125 Jahre auf der Albertina

Mitgefeiert haben Volkmar Angermeier (RLB OÖ AG), Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer, Gastgeber Reinhard Schwendtbauer und die Bundesminister Claudia Plakolm und Wolfgang Hattmannsdorfer.

Fehlen auf kaum einem Fest: Andreas Klauser (Palfinger AG) und Jolanta Klauser, Patricia Neumann (Siemens Österreich), Herbert Eibensteiner (Voestalpine AG) und Michaela Keplinger-Mitterlehner (RLB OÖ AG).

RLB-OÖ-Risikovorstand Michael Glaser feierte mit Ulrike und Bernhard Henhappel (Tatra Banka).

RLB OÖ AG 24. Juni 2025 Reiterplattform Albertina

1.400 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kultur folgten dem Ruf von Generaldirektor Reinhard Schwendtbauer zum Kundenempfang der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich AG. In entspannter Atmosphäre wurden trotz dichten Gedränges Netzwerke gepflegt und auf 125 Jahre RLB OÖ AG angestoßen. Mitgefeiert haben neben Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer viele CEOs, darunter Andreas Klauser (Palfinger AG), Karl-Heinz Strauss (Porr AG), Walter Oblin (Post AG), Siemens ÖsterreichChefin Patricia Neumann, Michael Strugl (Verbund AG), Herbert Eibensteiner (Voestalpine AG), Günther Ofner (Flughafen Wien AG), Robert Ottel (Rosenbauer International AG), Klaus Mader (SBO AG), Kurt Weinberger (Hagelversicherung) und viele mehr.

Stefan Stallinger (EVN AG), Klaus Schörghofer (Egger Getränke), Bundesministerin Claudia Plakolm und Gerald Aichhorn (RLB OÖ AG) hatten Spaß.

Viel zu bereden gab es bei Sigrid Burkowski (RLB OÖ AG), Bundesministerin Klaudia Tanner und Gerald Aichhorn (RLB OÖ AG).

Genossen den Abend: Klaus Mader (SBO), Michael Längle (RAGAustria) und Stefan Sandberger (RLB OÖ AG).

Sommercocktail im Gartenpalais

Karl-Heinz

RBI-Aufsichtsrätin Birgit Noggler unterhielt sich prächtig mit Andrea Gaal, RBI-Aufsichtsrätin und Vorsitzende des Digitalisierungsausschusses.

RBI-Vorstandschef Johann Strobl begrüßte seine 900 Gäste und wünschte einen genussvollen Abend.

Erwin

RAIFFEISEN BANK INTERNATIONAL AG 17. Juni 2025

Gartenpalais Liechtenstein, Wien

900 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Medien und Gesellschaft folgten der Einladung von Vorstandschef Johann Strobl zum Sommercocktail der Raiffeisen Bank International AG ins Gartenpalais Liechtenstein. Wetter und Stimmung waren top, Do & Co sorgte als Caterer für lukullische Genüsse. Mit dabei waren unter anderen Beate Meinl-Reisinger, Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten, die eine Keynote hielt, Wolfgang Litzlbauer (Umdasch Group AG), Michael Strugl (Verbund AG), Edith Hlawati (Öbag), RBI-Aufsichtsrätin Birgit Noggler, Karl-Heinz Strauss (Porr AG), Thomas G. Winkler (UBM Development AG), Martin Grüll (Wüstenrot-Gruppe), Herbert Stepic, Harald Hagenauer (Österreichische Post AG), Angelika Sommer-Hemetsberger (OeKB), Stefan Szyszkowitz (EVN AG), Erika Hochrieser (Frauenthal AG), Investor Rupert Staller, Clemens Billek (Kontron AG), Claudia Süssenbacher (RLB NÖ-Wien AG), Valerie Brunner und Harald Kröger (beide RBI).

Strauss (Porr AG) genoss den Abend mit Claudia Süssenbacher (RLB NÖ-Wien AG) und Genetiker Markus Hengstschläger.
Michael Strugl (Verbund AG),
Hameseder und Johann Strobl (beide RBI) waren sichtlich gut gelaunt.
Erwin Hameseder, Valearie Brunner und Johann Strobl (alle RBI) hießen Ministerin Beate Meinl-Reisinger (2. v. l.) herzlich willkommen.

The Future of Banking

Das Netzwerken gehört gleich am Anfang dazu.

Die Zukunft der Bankservices war Thema des Expertinnen-Podiums. Sandra Golser (Accenture Österreich), Patricia Kasandziev (Bank99 AG), Ingrid Krawarik (Moderation), Johanna Ronay (Froots) und Carmen RedmannWippel (Taylor Wessing).

Das Frühstück für den Börsianer Salon ist angerichtet.

Gute Stimmung unter den Gästen: Der 32.

32. BÖRSIANER SALON

3. Juni 2025

Boxwood, Wien

Der 32. Börsianer Salon – das Netzwerkevent für Frauen in der österreichischen Finanzwelt – widmete sich dem Wandel im Bankensektor. Expertinnen diskutierten beim Frühstück über Neobroker, neue Kundenbedürfnisse, Regulierung und den Einsatz von KI im Banking. Sandra Golser (Accenture) betonte die Stärken von Neobrokern, Patricia Kasandziev (Bank99) hob die Rolle klassischer Banken hervor, Carmen Redmann-Wippel (Taylor Wessing) verwies auf einheitliche Regulierungen, und Johanna Ronay (Froots) zeigte, wie Mensch und Maschine in der Kundenkommunikation zusammenspielen. Der Vormittag machte klar: Der Finanzsektor wandelt sich – und bietet neue Chancen. Der Salon bot wie immer fachliche Impulse und Raum für Austausch unter Frauen der Branche.

Wieder mal

volles Haus beim Börsianer Salon im Boxwood.
Börsianer Salon macht es möglich.
Carmen Redmann-Wippel (Taylor Wessing), Johanna Ronay (Froots) und Ingrid Krawarik („Börsianer“) freuten sich auf die Diskussion.

66. ROADSHOW WIEN

18. März 2025 Boxwood, Wien

Bei der 66. Börsianer Roadshow in Wien wurden die aktuellen Chancen und Risiken an den Finanzmärkten diskutiert. Während Experten wie Kurt Schappelwein (Raiffeisen Capital Management) die jüngsten Kursverluste an den US-Börsen relativierten, verwies Uli Krämer (Kepler Fonds KAG) auf die strategischen Manöver Donald Trumps, die für zusätzliche Unsicherheit sorgen. Günther Ofner (Flughafen Wien AG) prognostiziert eine Verdoppelung des Flugverkehrs in den nächsten 20 Jahren. Uniqa-CEO Andreas Brandstetter sieht Zukunftspotenzial vor allem in den Bereichen Gesundheit, Vorsorge und Cybersecurity. Wie immer bot die Roadshow auch reichlich Gelegenheit zum Networking.

Das hochkarätige Podium: Andreas Brandstetter, Uli Krämer, Ingrid Krawarik, Günther Ofner, Kurt Schappelwein, Bernhard Selinger, Jürgen Wurzer.

Sebastian Firlinger (Kommunalkredit Austria AG) diskutierte mit Daniel Nutz (Börsianer) über Investitionen in grünen Stahl.

Andreas Brandstetter (Uniqa Insurance Group AG) und Günther Ofner (Flughafen Wien AG) waren ein schwungvolles Duo, Bonmot folgte auf Bonmot.

Michael Trcka (WEB Windenergie AG) erzählte von den Plänen einer Kapitalerhöhung und dem Wunsch nach einem Börsengang.

Börsianer Roadshow Linz: Investieren in einer Welt im Umbruch

Das hochkarätige Podium bot vielfältige Einblicke und spannende Ausblicke auf die Märkte.

Stefan Szyszkowitz (EVN AG) meinte, die Energiewende wird wegen des Zollkriegs zwischen den USA und China ihr Fett abbekommen.

Heutige Aussagen sind morgen schon wieder veraltet, meinte Klaus Kumpfmüller (Hypo OÖ AG). Die Welt ist ein großes Casino.

Klaus Kumpfmüller, Stefan Szyszkowitz, Christian Petter, Ingrid Krawarik, Mario Schmidt, Anton Fischer und Daniel Nutz posen.

67. ROADSHOW LINZ 9. April 2025

Bruckner's im Brucknerhaus, Linz

Bei der 67. Börsianer Roadshow in Linz wurde die aktuelle Lage an den globalen Finanzmärkten intensiv diskutiert. Christian Petter (J. Safra Sarasin) empfahl Small Caps und Unternehmen mit Preissetzungsmacht als robustere Anlageoptionen. Klaus Kumpfmüller (Hypo Oberösterreich) setzt aktuell auf Anleihen und Pfandbriefe und erwartet weitere Zinssenkungen der EZB. EVN-CEO Stefan Szyszkowitz gab Einblicke in die Herausforderungen der Energiewende: Milliardeninvestitionen in Netze und Speicher seien nötig, um grüne Energie künftig flexibler verfügbar zu machen. Trotz aller Unsicherheiten nutzten die Gäste die Roadshow wie gewohnt auch für intensives Networking.

FMA

Nach intensiven Monaten des Lernens, fachlichen Austauschs und der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit haben 34 engagierte Kolleg:innen das neue Weiterbildungsprogramm der FMA erfolgreich abgeschlossen – in Kooperation mit der Universität für Weiterbildung Krems. Wir gratulieren allen Absolvent:innen herzlich zu dieser großartigen Leistung! Ein starkes Signal für Qualität, Stabilität und Vertrauen in unsere Aufsichtstätigkeit. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten für die erfolgreiche Umsetzung dieses zukunftsweisenden Lehrgangs.

RAIFFEISENLANDESBANK

NIEDERÖSTERREICH-WIEN AG

ÖBB

Habemus ÖBB-Blühwiese! 14.977 ÖBBBienen- und -Blumenbiker:innen und 1.330.534 erradelte Kilometer machen eine neue ÖBB-Blühwiese in Altach möglich! 700.000 km in 8 Aktionstagen: Ziel geknackt! Wir freuen uns über eine neue ÖBB-Blühwiese in Altach. Die 1.400 m2 große Augenweide ist ein Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und andere heimische Tierarten. Das #TeamOEBB wird gut auf diesen Lebensraum aufpassen!

STRABAG SE

Von der Werkstudentin zur Projektingenieurin. Ob Werkstattumbau oder Neubauplanung: Mit Blick fürs Detail und nachhaltige Lösungen steuert Nathalie Projekte bei STRABAG BMTI. Im neuesten Blogbeitrag erzählt unsere Kollegin, wie sie Studium und Teilzeitjob vereint und welche Rolle digitale Tools spielen.

Ein starkes Zeichen für Mut, Zusammenhalt und Selbstvertrauen setzten beim 37. Österreichischen Frauenlauf wieder rund 29.000 Teilnehmerinnen – mittendrin waren auch unsere Kolleginnen. Unter dem Motto #causewecan gingen sie in leuchtenden T-Shirts an den Start und zeigten, wie viel Power in ihnen steckt. Denn ob im Job oder auf der Laufstrecke im Wiener Prater – unsere Kolleginnen geben gemeinsam Vollgas. Herzliche Gratulation an alle Läuferinnen. Danke an unsere Kolleginnen, die so zahlreich für Raiffeisen NÖ-Wien dabei waren!

Kolumne

STARKE MARKEN KOMMEN BESSER DURCH DIE KRISE

Als global führender Stahl- und Technologiekonzern müssen wir in die Zukunft investieren, um die Marktpräsenz zu stärken, Fachkräfte zu gewinnen und Innovationen voranzutreiben. Eine starke Marke schafft das notwendige Vertrauen: Studien, etwa von McKinsey, zeigen, dass starke Marken besser durch Krisen kommen und vom Aufschwung stärker profitieren. Diesen Effekt wollen wir nutzen. Daher haben wir uns zum Start unserer neuen Markenkampagne in dem aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfeld entschieden. Kunden bleiben starken Marken in Krisen treu und intensivieren die Zusammenarbeit. Darauf bauen wir in der Imagekommunikation und sind überzeugt, dass uns die neue Marken- und Imagekampagne dabei unterstützen wird. #FavoriteMoments folgt auf #FavoriteThings von 2023. Diesmal stehen bedeutende Momente im Fokus, die durch unsere Produkte ermöglicht werden: vom Lehrabschluss bis zu sicheren Bahn- und Flugzeugverbindungen oder hochfesten Stählen für das eigene Auto. Unsere Mitarbeiter sind erneut Botschafter der Kampagne. Wir setzen auf Bewegtbild, um die umfassende Relevanz unserer Produkte im Alltag abzubilden und dadurch unsere Glaubwürdigkeit und Sichtbarkeit bei Mitarbeitenden und externen Stakeholdern zu erhöhen. In einem kritischen Umfeld für die Industrie setzen wir damit ein Zeichen für Zukunftsorientierung. Unser Vertrauen in die Zukunft basiert auf kontinuierlichen Investitionen in Forschung, Förderung junger Menschen sowie in unsere starke Marke. p.felsbach@derboersianer.com

NACHHALTIGE ATOMBOMBEN

Bisher galten Waffen in nachhaltigen Fonds als Tabu. Doch angesichts der geänderten geopolitischen Großwetterlage nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump wollen viele Fondsanbieter die Regeln aufweichen. Künftig sollen auch in nachhaltigen Fonds Waffenproduzenten als investierbar gelten. Sogar Atombomben gelten vielfach als gut.

ES IST NICHT LANGE HER, dass Fonds massiv in Richtung nachhaltig umgestellt wurden und ein hellgrünes Mäntelchen bekamen. Manche Fondshäuser sortierten ihre Fondspalette fast sortenrein gemäß Artikel 8 nach der EU-Offenlegungsverordnung ein, um ja keinen Kunden zu verlieren. Doch jetzt heißt es Kommando zurück. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump brechen die Dämme für Rüstungsinvestitionen in nachhaltigen Investments. Da Trump und Mitstreiter unverhohlen den militärischen Schutz für Europa infrage stellen, ist Feuer am Dach. Die europäischen Nato-Staaten wollen ihre Ausgaben für Waffen enorm steigern. Jetzt geht in der europäischen Fondsbranche die „fear of missing out“ um, also des Verpassen sprudelnder Gewinne. Dazu kam Druck von europäischen Regierungen, dass die Investmentbranche zig Milliarden für Rüstung lockermachen soll. Viele Häuser ließen sich nicht lange bitten. Jetzt soll auch bei nachhaltigen Fonds in Rüstung investiert werden.

Zum Jahreswechsel wurde in Deutschland das Verbändekonzept gekübelt. Darin verpflichteten sich bis dahin Banken, Versicherungen sowie Anbieter von Fonds und Zertifikaten, in allen nachhaltigen Investments Waffen auszuschließen. Die beiden Platzhirsche Allianz Global Investor und DWS nahmen die Freigabe zum Anlass, umgehend bei bestimmten Artikel-8-Fonds Waffen zu erlauben, wobei Fonds mit nachhaltigen Namensbestandteilen wie ESG ausgenommen sind. Ausgeschlossen bleiben außerdem Investitionen in kontroverse Waffen wie zum Beispiel biologische und chemische Kampfstoffe oder Landminen, die international geächtet sind. Nuklearwaffen aus England, Frankreich und den USA sind dagegen prinzipiell erlaubt. Kurios: Die französische Gesellschaft BNP Paribas sieht Munition von abgereichertem Uran, einem Abfallprodukt der Waffenerzeugung, als

»Unter dem Banner der Nachhaltigkeit haben Waffen nichts zu suchen.«

Vita

Der leidenschaftliche

Weinbauer (67) ist seit 23 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

böse an. Diese könnten wegen des hohen spezifischen Gewichts als panzerbrechende Waffe dienen. Nato-Atombomben sind dagegen gut und nachhaltig. Falls das Schule macht, gefährdet es das gesamte ESG-Thema: Wenn man als Kunde genau hinschauen muss, ob nicht Erzeuger und Zulieferer von Massenvernichtungswaffen unter hellgrüner Flagge segeln, wird mancher sagen, da kann ich gleich ganz auf Nachhaltigkeit verzichten. In Österreich sind die Diskussionen noch nicht abgeschlossen. Die Allianz Invest folgt der Konzernentscheidung der deutschen Mutter. Kepler will bei manchen Artikel-8-Fonds die Regeln aufweichen, nicht aber bei der Ethik-Schiene. Erste Asset Management und Raiffeisen schließen bei nachhaltigen Fonds Waffen weiterhin aus. Laut einer Studie des Forums Nachhaltiger Geldanlagen (FNG) über die rund 100 Milliarden Euro, die in Österreichs nachhaltigen Fonds investiert sind, galt im Jahr 2024 für zwölf Prozent der Produkte kein dezidierter Ausschluss von Atomwaffen. Generell Waffen sind sogar in 22 Prozent der Vehikel gemäß Artikel 8 erlaubt. Dieser Anteil dürfte sich heuer weiter erhöhen. Klar ist nur, dass in Fonds mit österreichischem Umweltzeichen und auch bei den Trägern des FNGSiegels Waffen weiterhin ausgeschlossen sind. Die österreichische FMA sieht das Thema Rüstung in nachhaltigen Fonds bisher als unbedeutend an und verweist auf die große Anzahl an Fonds mit Umweltzeichen. Man will sich aber auf europäischer Ebene abstimmen. Hoffentlich wächst bei der FMA bald das Problembewusstsein: Es werden künftig hunderte Artikel-8-Fonds aus dem In- und Ausland auch in Panzer, Kampflugzeuge und Co investieren. Wer gern in Waffen investieren will, kann konventionelle Fonds kaufen. Unter dem Banner der Nachhaltigkeit haben Waffen nichts zu suchen.

Unternehmen

IN DIESER AUSGABE

FIRMENINDEX

Accenture 56 MKP Invest

Amundi 36 VBV Pensionskasse

Athos Immobilien AG 17 Gutmann KAG

Baker McKenzie 17, 76 Leonardo

Bawag Group AG 56 Israel Aerospace Industries

BDO Austria 68 Elta Systems

Binder Grösswang 76

Fellner & Wratzfeld 76 Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG

Finanzmarktaufsicht FMA 16, 59, 60, 63 Bitpanda

FPÖ 89 ZEB

Freshfields 76 Oesterreichische Nationalbank

Grüne 89 Allianz SE

Hypo Vorarlberg AG 58 Swiss Re

Matejka

IMPRESSUM/SERVICE

Herausgeber:

Wayne Financial Media GmbH

Chefredaktion:

Ingrid Krawarik (Projektleiterin), i.krawarik@boersianer.at

Daniel Nutz, d.nutz@boersianer.at

Redaktion:

Irmgard Kischko, Julia Kistner, Angelika Kramer, Raja Korinek, Peter Köhler, Martin Kwauka (Chefkommentator), Thomas Müller, Hedwig Schneid, Robert Winter

Chefökonom:

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Korrespondenten:

Deutschland/Düsseldorf: Oliver Stock

Schweiz/Zürich: Daniel Zulauf

Italien/Rom: Micaela Taroni

Anzeigenverkauf:

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Marketing:

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WAYNE

Geschäftsführung:

Valentina Stark

Produktion:

Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß Werbeagentur GmbH; Fotos: Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: baha GmbH, Schlusskurse vom 20. 6. 2025, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten. Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.

Druckerei/Nachhaltigkeit:

Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens und der nachhaltigen Waldbewirtschaftung (PEFC) bei der Druckerei Ferdinand Berger und Söhne GmbH (10.000 Stück) auf nachhaltigem Papier (Umschlag: holzfrei 250g, Kern: fast holzfrei 80g) gedruckt.

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH.

Korrespondent Deutschland

Weltblick

DIE WIRTSCHAFT IST EIN GLOBALES GESCHÄFT. EIN BLICK DER KORRESPONDENTEN ÜBER DIE GRENZEN.

WARUM KEINER DAS ENERGIEWENDE-JUBILÄUM FEIERT

VOR 25 JAHREN hat Deutschland den ersten Schritt zur Energiewende gemacht. Aber keinem kommen die Freudentränen. Deutschland hat ein Jubiläum: Im Jahr 2000 ist die damalige rot-grüne Bundesregierung mit Kernkraftwerksbetreibern übereingekommen, die Atomkraftwerke abzuschalten. Deutschland müsste eigentlich im Freudentaumel versinken: ein Vierteljahrhundert Energiewende. Wow! Tatsächlich kommt inzwischen mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien. Nur – keiner feiert. Das liegt daran, dass sich die Strompreise von rund 14 Cent pro Kilowattstunde auf inzwischen 35 Cent deutlich mehr als verdoppelt haben – auch abzüglich der Inflation ein happiger Anstieg. Dabei behaupteten die Treiber der Energiewende stets das Gegenteil: Die Kosten würden sich allenfalls um den „Preis einer Kugel Eis im Monat“ verteuern, sagte der eine Spitzengrüne. Und die andere fügte hinzu: „Wind und Sonne schicken keine Rechnung.“ Auch half es nichts, wie Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck es in seiner Amtszeit tat, die steigenden Energiepreise Putin und seinem Ukrainekrieg zuzuschieben. Gleichzeitig die letzten Atomkraftwerke abzuschalten und den Kohleausstieg in Deutschland zu forcieren war eben keine Strategie, die den Strompreis stabilisieren konnte. Wahrscheinlich ist das der Grund, weswegen die Feierlichkeiten zu 25 Jahren Energiewende auf Sparflamme laufen. Ein rauschendes Fest kann sich bei den Strompreisen keiner leisten.

Korrespondent Schweiz

DIE RÜCKKEHR ZUM NULLZINSREGIME IST EIN PARTY-CRASHER

DIE SCHWEIZ feiert heuer den 175. Geburtstag des Franken. Der eminente Schweizer Geldtheoretiker Ernst Baltensperger hat in seinem Buch „Der Schweizer Franken“ dessen Erfolgsgeschichte schon vor über zehn Jahren detailreich aufgeschrieben und festgestellt: „Das in der Schweiz ausgeprägte Bewusstsein für die grundlegende gesellschaftliche Bedeutung der monetären Ordnung, ihrer Stabilität und Zuverlässigkeit hat stark (…) zum wirtschaftlichen und politischen Erfolg des Landes seit der Errichtung des Bundesstaates beigetragen.“ Es gibt eine Vielzahl von Belegen, welche die Aussage des emeritierten Professors stützen. Der wichtigste ist, dass in den letzten Jahrzehnten alle politischen Versuche, die Kreise der Notenbank zu stören oder deren Unabhängigkeit infrage zu stellen, absolut chancenlos geblieben sind. Dabei hat es an kritischen Momenten nicht gefehlt: Vor zehn Jahren führte die Aufhebung des Euro-Mindestkurses zu einer schlagartigen Aufwertung des Franken um 20 Prozent. Darauf folgte eine siebenjährige Phase mit Negativzinsen. Zwar musste sich später auch die EZB mit dieser unbeliebten geldpolitischen Krücke behelfen. Aber nirgends auf der Welt gab es jemals so hohe Negativzinsen wie in der Schweiz. Nach einer dreijährigen Episode mit positiven Zinsen ist das Land seit Juni zurück im Nullzinsregime. Das ist frustrierend und ärgerlich für große Teile der Wirtschaft und der Bevölkerung. Deren Bewusstsein um die langfristigen Vorteile der herrschenden monetären Ordnung wird erneut auf die Probe gestellt.

OLIVER STOCK
DANIEL ZULAUF

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