FINANZPLATZ DIMENSIONEN
Es grĂŒnt so grĂŒn. Am Agrarsektor hĂ€ngen im vor- und nachgelagerten Bereich laut der Ăsterreichischen Hagelversicherung 500.000 ArbeitsplĂ€tze.
âÂVersorgungsketten haben ĂŒber ÂLandesgrenzen gut Âfunktioniert.â NICOLE BERKMANN
âBrauchen grĂŒne Kostenwahrheit bei Lebensmittelimporten.â KURT WEINBERGER
keiten. Wenn ein Lieferant in Schweden
âDann wĂŒrden heimisch produzierte Le-
Probleme hat, können wir sofort nach
bensmittel auch einen klaren Preisvor-
Brasilien oder China ausweichenâ, sagt
teil gegenĂŒber den auslĂ€ndischen haben
Palfinger-AG-Vorstand Martin Zehnder
und regionale Produkte von den Konsu-
zum Börsianer. In der Bauindustrie gebe
menten bevorzugt werden. Eine diffe-
es keine Lieferkettenprobleme, bestÀ-
renzierte Bewertung der Globalisierung
tigt die Strabag SE. Im Gesundheitswe-
ist kĂŒnftig notwendigâ, sagt Weinber-
sen sah es am Anfang der Corona-Pan-
ger, der wie die Agentur fĂŒr Gesundheit
demie in puncto Versorgungssicherheit
und ErnÀhrungssicherheit (Ages) auch
im Kampf um Masken und Schutzbe-
auf eine ganz andere Bedrohung in Ăs-
kleidung indes kritischer aus. Preise ex-
terreich hinweist.
© BMLRT / ALEXANDER HAIDEN
plodierten, nationalstaatliche Begehren
gelversicherung AG, der das etwas diffe-
wurden einer EU-Gemeinschaft vorge-
Bedrohung ist eine andere
zogen. Die Austria Airlines baute flugs
FlĂ€chen in der GröĂenordnung von 20
ihre Passagiermaschinen in Frachtflug-
FuĂballfeldern gehen jeden Tag durch
zeuge um und fliegt immer noch fĂŒnfmal
Verbauung verloren, sagt Weinberger.
pro Woche nach China, um mit Schutz-
In Ăsterreich lag der Bodenverbrauch in
ausrĂŒstung wiederzukommen. Umge-
den vergangenen 20 Jahren laut Daten
stellt hat auch die Wolford AG, die jetzt
des Umweltbundesamts zwischen 38 und
ebenso Masken nÀht wie auch ein eigens
104 Quadratkilometer pro Jahr, 32 bis 41
dafĂŒr gegrĂŒndetes Joint Venture zwi-
Prozent davon wurde versiegelt. Zumeist
schen der Lenzing AG und Palmers.
betrifft dies landwirtschaftlich genutz-
renzierter sieht: âWir können uns in Ăs-
te Böden, was sowohl ökologisch als auch
terreich schon lÀngst nicht mehr selbst
Kostenwahrheit der Importe
wirtschaftlich negative Folgen nach sich
ernĂ€hren. Wir haben bei GemĂŒse einen
Der Standort Europa könnte als Gewin-
zieht. âDer Boden muss als kritische In-
Selbstversorgungsgrad von nicht einmal
ner dieser Pandemie hervorgehen, da auf
frastruktur deklariert und so vor weite-
50 Prozent. Die Krise hat uns eines ge-
einmal nicht mehr der Preis, sondern die
rer Verbauung geschĂŒtzt werdenâ, for-
zeigt: Die RegionalitÀt muss und wird in
Versorgungssicherheit an erster Stel-
der Weinberger, denn ohne Boden gebe
Zukunft einen höheren Stellenwert be-
le steht. Dazu passt, dass Lebensmittel
es keine Lebensmittel.
kommen. Bei der Versorgung, beispiels-
bis dato Weltreisende sind, die âgrĂŒnen
Derzeit kann man in Ăsterreich noch
weise mit Medikamenten, im Energie-
Kostenâ jedoch nicht einberechnet wer-
mehr Getreide und Kartoffeln ernten, als
und Lebensmittelbereich. Denn im Kri-
den. âWir brauchen aber gerade bei den
verbraucht werden. Bei Sonnenblumen,
senfall liefern auch Nachbarstaaten wie
Lebensmitteln endlich Kostenwahrheit
Raps und Sojabohnen betragen die Ver-
Deutschland nicht mehr nach Ăsterreich,
beim Import. Kosten wie die Belastung
sorgungsgrade hingegen nur 43 Prozent,
wenn es im eigenen Land Bedarf gibt.â
des Klimas und der Umwelt durch den
34 Prozent und 15 Prozent. Laut der Pro-
zwecks
Transport mĂŒssen abgebildet werden,
gnose der Ages fĂŒr die Periode 2036 bis
funktionierender Lieferketten gibt es aus
wenn Tomaten 2.500 Kilometer mit dem
2065 werden noch weitere Kulturpflanzen
weiten Teilen der Industrie. âDie heuti-
Lkw von Spanien nach Ăsterreich trans-
mit negativem Saldo dazukommen. Nicht
gen Probleme der Lieferketten kommen
portiert werdenâ, fordert Kurt Weinber-
zu vergessen: Am Agrarsektor hÀngen in
hauptsÀchlich aus Italien. Alle anderen
ger. Neben CO2-Ausstoà sollten zusÀtz-
Ăsterreich mit den vor- und nachgela-
LĂ€nder inklusive China liefern fast pro-
lich schlechte Arbeitsbedingungen und
gerten Bereichen 500.000 ArbeitsplÀt-
blemlos. Dank der Globalisierung ha-
niedrigere QualitÀt in der Lebensmittel-
ze. Vielleicht wÀre ja jetzt ein guter Zeit-
ben wir sogar wesentlich mehr Möglich-
produktion preislich bewertet werden.
punkt, um nervös zu werden. n
Positive
RĂŒckmeldungen
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