#IMMOBILIEN
3 FRAGEN AN
INGE SCHRATTENECKER STELLVERTRETENDE GENERALSEKRETÄRIN ÖGUT
BAU- UND BETRIEBSFLÄCHEN BEANSPRUCHEN DEN MEISTEN BODEN Der Bodenverbrauch in Österreich ist zur
serundurchlässigen Schicht versiegelt,
Jahreswende 2018/ 2019 erstmals seit 2013
sprich abgedeckt, werden. Dadurch kam
wieder gestiegen. Den größten Anteil am
es 2019 zu einem Verlust von 44 km² an
Bodenverbrauch beanspruchen Bau- und
produktivem Boden, was nicht ohne Fol-
Betriebsflächen aufgrund hoher Nach-
gen bleibt. Der Boden verliert damit sei-
fragen nach Wohnimmobilien und des
ne biologischen Funktionen wie Filterwir-
zunehmenden Trends, in Wohnimmo-
kung für Schadstoffe, Nährstoffversor-
bilien zu investieren. Zu diesem Ergeb-
gung für Pflanzen oder Wasserspeicher-
nis kommt das Umweltbundesamt. 2019
vermögen. Folgen dieser Boden-Inakti-
wurden täglich 13 Hektar Boden neu be-
vität sind Hochwasser, Hitzeeffekte und
verantwortlich, Heizung und Warm-
ansprucht, wovon vier Hektar komplett
die Senkung der biologischen Vielfalt, die
wasserbereitung verursachen rund 16
verlorengehen, weil sie mit einer was-
nächste Generationen betreffen wird.
Wie steht es um die Beziehung Immobilien und CO2? Leistet die Immobilienbranche genug im Bereich Nachhaltigkeit? – Der Gebäudebereich ist für über ein Drittel des Energieverbrauchs in Österreich
Prozent der österreichischen Treib hausgasemissionen in Sektoren außerhalb des Emissionshandels. Das Ziel 2040 ist ein CO2-neutraler Gebäudesektor. Luft nach oben gibt es im Neubau und der Sanierung, das heißt, Neubauten so energieeffizient wie möglich errichten, den Restenergiebedarf mit erneuerbaren Energieträgern abdecken und Bestandsgebäude rasch sanieren. Ist aus Ihrer Sicht eine CO2-Bepreisung für die Immobilienbranche sinnvoll? – Eine der größten Herausforderungen für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors ist der Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Dafür braucht es neben Förderungen und ordnungsrechtlichen Maßnahmen auch klare Kostensignale. Eine CO2-Bepreisung für die Nutzung fossiler Rohstoffe, die nicht dem Emissionshandel unterliegen, ist dazu eine wesentliche Lenkungsmaßnahme. Wie ist der Status der Umweltzeichen-
BEWOHNER WERDEN ZU ENERGIEERZEUGERN
richtlinie 49 für nachhaltige Finanzen? – Immobilien in Fonds, die das öster-
Die Österreichische Gesellschaft für Nach-
Beispiele für einen komplett neuen An-
haltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) geht
satz in der Frage ‚Gebäude und Energie‘.
müssen seit 2016 die Kriterien des
davon aus, dass die Energieversorgung zu-
Trotzdem braucht es Mut und Pioniergeist,
Klimaaktiv-Gebäudestandards erfül-
künftig verstärkt dezentral erfolgen wird.
Zukunftsprojekte umzusetzen. Die wirt-
len. Diese Gebäudekriterien des Kli-
Das heißt, dass die Nutzer oder Eigentü-
schaftlichen Chancen sind aber greifbar,
mer von Gebäuden nicht nur Energie ver-
denn Nachhaltigkeit muss sich rechnen.“
brauchen, sondern auch erzeugen werden.
Sogenannte Energiequartiere – die Ver-
Definition für die Nachhaltigkeit von
Diese These ist jetzt in einem Positionspa-
bindung von Energienetzen mehrerer Ge-
Immobilien. Wir sehen dadurch eine
pier von Experten der ÖGNI festgehalten,
bäude – sollen überregionale Energienet-
steigende Nachfrage der Immobili-
nachdem sie sich über ein Jahr lang mit
ze entlasten und die Gefahr eines interna-
dem Thema „Gebäude und Energie“ be-
tionalen Blackouts verringern. Sämtliche
reichische Umweltzeichen Nachhaltige Finanzprodukte 49 beantragen,
maschutzministeriums
fokussieren
auf Energieeffizienz und Ökologie und bieten eine klare und transparente
enbranche und des Finanzmarktes an Immobilien, die diese Kriterien erfül-
schäftigt haben. Peter Engert, Geschäfts-
gewonnenen Erkenntnisse werden nun
Erstellung eines Sanierungsfahrplans
führer der ÖGNI, sagt: „Es gibt bereits re-
schrittweise in das europäische Qualitäts-
erarbeitet, der Orientierung gibt.
alisierte und wirtschaftlich erfolgreiche
zertifikat DGNB implementiert.
len. Wir haben einen Leitfaden für die
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