Börsianer 36. Ausgabe, Q1 2020

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FINANZPLATZ VERANLAGUNG

Die digitalen Vermögensverwalter n ­ ehmen auch in Österreich stark zu. Banken versuchen aus der Tiefzins-Not heraus mit der automatisierten Geldanlage neue Wege zu gehen. Der Börsianer öffnet die Blackbox und blickt hinter die Kulissen der neuen Heilsbringer. TEXT RAJA KORINEK

M

an könnte schon fast von ei-

Die Mathematik entscheidet

nem Hype sprechen. Immer

Doch was passiert mit dem Geld, das bei

mehr Robo-Advisor starte-

den meisten Anbietern mittels börsen-

ten zuletzt auch in Österreich durch.

gehandelten Indexfonds, ETFs, verwaltet

Aus einer Not heraus geboren, wollen

wird? Bei Savity greift man auf elf Anla-

Banken den Sparern den Kapitalmarkt

geklassen mit detaillierten Subklas-

durch die Online-Vermögensverwaltun-

sen zu und stellt daraus Portfolios für

gen schmackhaft machen, denn Spar-

fünf Risikoklassen zusammen. In wel-

einlagen kosten die Banken mittlerweile

che Klasse der Anleger eingestuft wird,

Geld. 2017 wurde die Savity Vermögens-

hängt von seinen Antworten im Online-

verwaltung gegründet, wobei das „Ein-

Fragebogen bei der Anmeldung ab. Die

trittsgeld“ bei 10.000 Euro angesetzt ist.

Risikoeinstufung erfolgt bei allen An-

Vergangenen Sommer kaufte die Bawag

bietern auf diese Weise. „Dabei berück-

PSK 49 Prozent der Anteile an der Fin-

sichtigen wir insbesondere die finanziel-

ventum, dem Savity-Gründer, wodurch

len Verhältnisse, die wir sehr detailliert

Bawag- und Easybank-Kunden eben-

abfragen, sowie die bisherigen Kennt-

falls Zugang zu Savity haben. Was dahin-

nisse und Erfahrungen mit Wertpapie-

ter steckt? „Robo-Advising ist langfris-

ren“, sagt Savity-Geschäftsführerin Ka-

tig insbesondere für jüngere, digitalaffi-

rin Kisling.

ne Zielgruppen eine gute Ergänzung zur

Konkret verfügt jede der fünf Risi-

Personen- und filialbasierten Beratung

koklassen über ein eigenes „Risiko-

im Wertpapiergeschäft“, sagt Markus

budget“, im englischen Fachjargon als

Gremmel, Bereichsleiter Marketing und

„Value-at-Risk“ (VaR) bekannt. Für

Produkte in der Bawag PSK.

das

Savity-Portfolio

„Ausgewogen“,

Vor gut zwei Jahren lancierte das

bei dem maximal 53 Prozent auf Akti-

Bankhaus Spängler „Carl“ ab 30.000

eninvestments entfallen dürfen, liegt

Euro. Und bei der Dadat Bank kann man

das Riskiobudget bei 11,5 Prozent auf

seit März 2019 sein Geld ab 10.000 Euro

ein Jahr. Das heißt, das Portfolio wird

digital verwalten lassen. Vor einigen

bei Abschluss des Vertrags so aufge-

Monaten legte die Erste Bank Österreich

setzt, dass es auf die kommenden zwölf

AG (Erste Bank) mit dem Invest Mana-

Monate nicht mehr als 11,5 Prozent ver-

ger los. Hier ist man ab 5.000 Euro da-

liert, und zwar mit einer Wahrschein-

bei – und muss dazu nicht das Online-

lichkeit von 95 Prozent. Für die Berech-

Banking „George“ haben, sondern kann

nung dieser Wahrscheinlichkeit wird

auf der Webseite der Erste Bank einstei-

eine Menge Marktstatistik ausgewer-

gen. Auch Raiffeisen wird sich bald mit

tet. Zusätzlich werden Prognosen be-

„Will“ - ab 10.000 Euro – zu den flä-

rücksichtigt wie Konjunkturentwick-

chendeckenden Anbietern zählen.

lung und Inflation.

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