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Regionale Energieberatung: Wie viel ist genug?
Wie viel ist genug?
Die Nichte hat zur Geburt ein «Nuscheli» erhalten. Ihr ist es nicht bewusst, doch es wird über Jahre ihr liebster, treuster Begleiter sein. Womöglich zehnmal genäht und geflickt, da ein Wegwerfen den emotionalen «Weltuntergang» bedeutete.
Dieses Verhalten geht meistens verloren. Öfters wird etwas entsorgt. Zugegebenermassen geht’s manchmal nicht anders. Bereits bei der Produktion steht nicht immer Langlebigkeit an erster Stelle und Qualität hat ihren Preis. Doch auch Günstigeres, wie das «Nuscheli», kann lange überleben. Haben Sie eine Hose, die bei jeder Reise dabei ist? Bereits x-mal genäht? Genau, reparieren statt wegwerfen. Unter anderem hierfür sollten wir uns wieder vermehrt sensibilisieren. Es gibt Leute, die sind gut im Werkeln und bieten ihre Hilfe auch Dritten an.
Wie viele Dinge sind wirklich wichtig? Benötigen wir alles ständig und zu jeder Zeit? Muss alles neu sein? Hat nicht vielleicht ein alter Küchentisch aus der Brockenstube viel mehr Seele … Würde es genügen, manche Gegenstände mit Nachbarn, Freunden zu teilen? Beispielsweise ein Hochdruckreiniger, eine Stichsäge, eine Velopumpe, ein Zelt oder eine Nähmaschine. Nicht selten wird beim Austausch solcher Gegenstände gefachsimpelt, ein Schwatz über den Zaun gehalten. Die Geselligkeit als netter Nebeneffekt. Selbst in Pandemie-Zeiten kein Ding der Unmöglichkeit. Es gibt Verleih-Plattformen für Alltagsgegenstände! Wer weiss, vielleicht sucht jemand in Ihrer Nähe genau das, was Sie zu Hause haben und selten nutzen. Warum nicht ausleihen und nebenbei neue Kontakte knüpfen.
Herstellungsverfahren, die auf Einweg setzen, verschwenden wertvolle Ressourcen und Energie. Besser wird die Umweltbilanz, wenn sich Güter in einem geschlossenen Kreislauf befinden. Schon bei der Entwicklung dieser Pro-
Wissen Sie…
…über das Repair-Cafe.ch Bescheid? …dass pumpipume.ch dem Teilen in der Nachbarschaft dient? …was kreislauffähige Produkte sind? epeaswitzerland.com/cradle-to-cradle …wo sich Ideen holen, um Zeit-statt-Zeug.de zu schenken? dukte wird deren Reparierbarkeit und Weiterverwendung mitberücksichtigt. Als Beispiel erfüllen Glasflaschen mit Bügelverschluss viele dieser Kriterien. Sie sind langlebig, reparierbar – die Dichtung kann bei Bedarf ersetzt werden – und der Hauptbestandteil der Flasche ist wiederverwendbar. Produkte mit diesen Eigenschaften können zu einem langjährigen Begleiter werden – in gewisser Weise trifft dies auch auf das eingangs erwähnte «Nuscheli» zu.
Text: Regionale Energieberatung Bild: unsplash.com, John Cameron
Regionale Energieberatung
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125 Jahre Strom vom Elektrizitätswerk Thun – Folge 1
Von der «allmächtigen Zauberin unserer Zeit» bis hin zur Selbstverständlichkeit. Die Geschichte des Stroms in Thun in mehreren Episoden. Seien Sie gespannt…

rat Ende 1895. Knapp ein Jahr später ging das erste Thuner Elektrizitätswerk – zusammen mit dem Gas- und Wasserwerk nun «Licht- und Wasserwerke Thun» genannt – in Betrieb. Mögen Sie Zahlen? In fünf Monaten wurden vom EW Thun 36 Glühbirnen und 41 Kohlebogenlampen für die öffentliche Beleuchtung angeschlossen, dazu 3800 private Glühbirnen, 22 Elektromotoren, 20 elektrische Kochapparate und eine grössere Anzahl von Bügeleisen. Auch Schaufensterbesitzer kamen in den Genuss von Strom und Glühbirnen, um ihre Waren ins rechte Licht zu rücken. Elf Jahre später baute das EW eine Dampfzentrale, mit der die Stromerzeugung mehr als verdoppelt werden konnte. Diese war mit Unterbruch 40 Jahre lang im Einsatz. Das ist längst nicht alles…
Recherchearbeiten: Anna Bähler, Historikerin
Angefangen hat die Strom-Geschichte natürlich nicht erst 1896. Das elektrische Licht trat 1880 seinen Siegeszug an und begeisterte weit mehr als Kerzen-, Petrol- oder Gaslicht, denn es war nicht greifbar. Besonders beliebt war die Verbindung von Elektrizität und magischer Weiblichkeit. Die Lichtgöttin war bis zum Ersten Weltkrieg das wohl beliebteste Werbesujet. In wallende Tücher gehüllt oder gleich ganz nackt und mit einem elektrischen Licht in der Hand stand sie auf Ausstellungssäulen, schmückte Poster und warb für Elektrofirmen. Sie wurde als «allmächtige Zauberin unserer Zeit» und «wunderbare Fee» betitelt.
Ab 1891 konnte in Thun die überschüssige Wasserkraft in elektrische Energie umgewandelt werden. Bald entstanden auch kleine private Stromproduktionsanlagen, besonders im Ge-
Oben: Erste Kohlenbogenlampe Thuns auf dem Rathausplatz direkt neben der alten Gaslampe auf dem Brunnen. (Kolorierte Postkarte, um 1900, Stadtarchiv Thun)
biet der Alten Öle, wo Wasserkraft schon seit Jahrhunderten mit Wasserrädern für mechanische Energie genutzt worden war. Da es nicht unbeschränkt geeignete Standorte gab, entstand eine Konkurrenzsituation zwischen Privaten und der Stadt. Gottfried Feller, der in seiner Brauerei einen Wassermotor zur Stromerzeugung betrieb, schlug an einer Einwohnerversammlung 1891 vor, der Gemeinderat solle sich um die Konzession für die Wasserkräfte der Inneren Aare bewerben. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Das Konzessionsgesuch bewilligte der Regierungs-
…ist Ihre Neugierde geweckt?
Weiteres rund um die Entwicklung des Stroms in 125 Jahren unter Beleuchtung unterschiedlicher Themen wie Freizeit, Tourismus und Haushalt werden Sie in den nächsten Ausgaben dieses Magazins und im quartalsweise erscheinenden Magazin der Energie Thun AG finden.
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