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Wie lautet Ihre Perspektive für die Luxushotellerie?

Frage an Michael Smithuis (Präsident) und Jan E. Brucker (Managing Director) von Swiss Deluxe Hotels:

Wie lautet Ihre Perspektive für die Luxushotellerie?

39 Schweizer Luxushäuser haben sich in der Vereinigung «Swiss Deluxe Hotels» (SDH) zusammengeschlossen. Wie haben die 5-Sterne-Hotels die bisherige Krise überstanden? Wir sehen der Präsident und der Managing Director die Post-Corona-Zukunft?

Wenn Sie auf die letzten rund 20 Monate «Coronakrise» zurückschauen, wie lautet Ihr Fazit für die Swiss Deluxe Hotels?

Es war eine sehr schwierige Zeit, in der vor allem unsere Anpassungsfähigkeit und Flexibilität gefragt waren. Man sah sich plötzlich mit einer neuen sozialen Distanzierung konfrontiert und musste schnell lernen, sich entsprechend anzupassen, nicht zuletzt, um auch den neuen Sicherheitsmassnahmen zu entsprechen. Wenn der persönliche Kontakt zu den Gästen eigentlich im Vordergrund steht, ist solch eine Umstellung alles andere als einfach. Die Einführung von Kurzarbeit hat vorübergehende Beschäftigungseinbrüche ausgeglichen und Arbeitsplätze erhalten. Es ist für die Swiss Deluxe Hotels unerlässlich geworden, sich aufgrund der neuen Gegebenheiten ständig zu erneuern und sich innovativ und modern zu zeigen.

Was erwartet die Schweizer «Luxushoteliers» in den kommenden Monaten?

Der Fokus wird weiterhin auf dem Schweizer Markt liegen, bevor wir wieder internationale Gäste empfangen werden. In den Sommermonaten fokussieren wir uns auf den Individualreisenden und hoffen, dass das «Gruppengeschäft» ab September wieder anzieht.

Den Stadthotels ging es während der Krise schlecht, den Resorthotels mit Schweizer Gästen dagegen hervorragend (Beispiel: The Chedi Andermatt). Wie erklären Sie sich diesen markanten Unterschied?

Stadthotels leben hauptsächlich von internationalen Gästen, sei es für Privat- oder Geschäftsreisen. Gerade in einer Zeit, in der es unmöglich war, zu verreisen und man weder shoppen noch auswärts essen gehen konnte, waren Hotels wie das Chedi Andermatt mit ihrem umfangreichen Angebot sehr interessant. Hier standen Wellness, Gourmetküche und Aktivitäten im Freien dann sehr hoch im Kurs.

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Wie lauten Ihre Perspektiven für die FünfsterneHotellerie in den nächsten Jahren – national und international?

Man wird sich geduldig zeigen müssen. Es kann durchaus bis 2023 dauern, bis wir das Niveau von 2019 wieder erreichen können. Wichtig ist im Moment vor allem, umzudenken und das Angebot den aktuellen Begebenheiten anzupassen. Digitale Lösungen wie Hybrid-Meetings sind heute beispielsweise sehr gefragt. Für uns gilt es, sich den Kundenbedürfnissen anzupassen und den Gästen zum Beispiel mit flexibleren Stornierungsfristen entgegenzukommen.

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Was haben Sie als Vereinigung Swiss Deluxe Hotels Ihren Mitgliedern während der eigentlichen Krise (März 2020 bis Mai 2021) geboten?

Wir haben unseren Mitgliedern für beide Jahre einen Teil des Jahresbeitrags erlassen. Ausserdem haben wir gemeinsam mit unserem Partner Schweiz Tourismus die «Grand Tour Deluxe» als neues Reiseformat lanciert, mit dem explizit der Fokus auf den Heimmarkt Schweiz und das nahe europäische Ausland gelegt wird. Dazu läuft seit letzten Sommer eine grossangelegte Kampagne und wir streuen das sehr prominent in den relevanten Medien. Als Geschäftsstelle haben wir uns gleich zu Beginn der Krise proaktiv als Anlaufstelle angeboten und haben allen Mitgliedern unsere Unterstützung und Dienstleistung im Falle von personellen Engpässen oder finanziellen Schwierigkeiten angeboten. Mit der Lancierung unserer eigenen Buchungsplattform «Private Deal» im letzten Sommer bieten wir direkt über unsere Website die Möglichkeit der Direktbuchung in den Swiss Deluxe Hotels, was ein grosser Befreiungsschlag bezüglich der aktuellen Kommissionen bedeutet.

Michael Smithuis ist Niederländer. Er studierte an der Steigenberger Hotelfachschule Bad Reichenhall sowie an der IHTTI School of Hotel Management in Neuenburg, bevor er 1996 seine berufliche Laufbahn als Executive Assistant Manager im Mandarin Oriental Hotel in Jakarta begann. Später arbeitete er als Resident Manager im Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg und sammelte anschliessend Erfahrungen bei der Raffles-Gruppe in Singapur. Nach einer spannenden Zeit in Asien kehrte er in die Niederlande zurück, wo er das Swissôtel in Amsterdam leitete. Im Jahr 2003 übernahm er die Rolle des General Managers des Fairmont Le Montreux Palace Hotels. Seit 2018 ist er ebenfalls als Regional Vice President Accor tätig.

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Der Schweizer Heimmarkt hat 2020/21 zugelegt – mit einem aktuellen Marktanteil von 52 Prozent. Werden in Zukunft mehr Schweizer Ferien oder Wochenenden in Schweizer Luxushäusern verbringen?

Bis Ende Jahr wird sich an dieser Situation wohl kaum etwas ändern. Auslandreisen werden aber sicherlich zu Beginn des kommenden Jahres wieder stark zunehmen, was den Marktanteil des Schweizer Heimmarktes wieder senken wird.

Wer ist Jan E. Brucker?

Jan E. Brucker, Absolvent der Ecole Hôtelière de Lausanne, hat nach reicher Berufserfahrung in der internationalen Spitzenhotellerie, wie in Häusern der Peninsula Group of Hotels in Hong Kong und Beijing, verschiedene Direktionen in der Schweizer Erstklass- und Luxushotellerie innegehabt, so im Hotel Beatus in Merligen am Thunersee, im Seiler Hotel Schweizerhof in Zermatt und im Grand Park Gstaad. Nach einem Abstecher nach Berlin, wo er als General Manager für die Neueröffnung des Swissôtels Berlin am Kurfürstendamm zuständig war, übernahm er zusammen mit seiner Frau Regula die Direktion des Widder Hotels in Zürich. Diesem Hoteljuwel in der Zürcher Altstadt stand das Ehepaar Brucker fast 20 Jahre vor. Als aktiver Hotelier war Brucker von 2011 bis 2019 Präsident der Swiss Deluxe Hotels. Seit der Gründung seiner eigenen Firma Brucker Hospitality Consulting GmbH im Jahre 2020 führt er die Swiss Deluxe Hotels als Managing Director im Mandat.

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Sie haben jetzt eine eigene Kreditkarte lanciert («Swiss Deluxe Hotels Visa Prestige»). Was bringt das dem Hotelier und (vor allem) dem Gast?

Die Lancierung unserer eigenen Kreditkarte in Kooperation mit VISA Bonus Card ist ein weiterer Meilenstein bei unserem Bestreben um Stärkung und Wahrnehmung unserer Marke. Zudem bildet die Zahlkarte das Fundament für ein gruppeneigenes Loyalitätsprogramm.

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Derzeit sind 39 Hotels bei Swiss Deluxe Hotels dabei. Wollen Sie weitere Hotels aufnehmen? In der Schweiz gibt es rund 100 Fünfsterne-Häuser …

Grundsätzlich sind wir natürlich an neuen Mitgliedern und einer Erweiterung unseres Kreises interessiert. Da für den Bewerbungsprozess und die Aufnahme einige Hürden zu meistern sind, ist der Kreis an potenziellen Anwärtern überschaubar und eine gewisse Exklusivität sollte auf jeden Fall immer erhalten bleiben. Eine konkrete Zielsetzung betreffend die Mitgliederzahl gibt es nicht. Ein Hotel, das beitritt, muss einfach zu uns passen.

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Wie lauten eigentlich die aktuellen Aufnahmekriterien? Und: Muss man zwangsläufig Mitglied von «The Leading Hotels of the World» sein?

Für eine Aufnahme muss das Hotel mindestens ein Jahr in Betrieb sein und einen «Five Star superior»-Status vorweisen können. Neben einem ordentlichen Antragsschreiben braucht es zwei Mitgliederhotels in nächster geografischer Nähe, die als Paten auftreten. Die LQA-Softwarekontrolle muss mit mindestens 80Prozent erfüllt und die Hardwarekontrolle erfolgreich abgeschlossen werden, hierbei wird nach insgesamt 800 Kriterien bewertet. Im Anschluss kommt der Antrag vor die Generalversammlung, bei der mindestens drei Viertel aller Mitglieder der Aufnahme zustimmen müssen.

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Michael Smithuis, wie geht es eigentlich Ihrem Hotel am Genfersee, dem Fairmont Montreux Palace?

Das Montreux Palace musste zweimal seine Türen schliessen, gleich zu Beginn der Pandemie für drei Monate und Ende des Jahres für weitere sechs Monate. Alle Mitarbeiter waren in Kurzarbeit und viele arbeiteten vom Homeoffice aus. Wir haben die Zeit genutzt, um wichtige Renovationsarbeiten durchzuführen. So wurde mittlerweile unsere Penthouse-Suite eröffnet. Ausserdem freuen sich unsere Gäste und Mitglieder, dass seit Anfang Mai unser neuer Wellnessbereich unter dem Namen «Fairmont Spa» wieder zugänglich gemacht wurde. 

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