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Präsident als Nicht-VDH-Mitglied Wie kommt das?
8 Fragen an Roland Gasche, neuer Präsident der Vereinigung dipl. Hoteliers (VDH)
Präsident als Nicht-VDHMitglied. Wie kommt das?
39 Schweizer Luxushäuser haben sich in der Vereinigung «Swiss Deluxe Hotels» (SDH) zusammengeschlossen. Wie haben die 5-Sterne-Hotels die bisherige Krise überstanden? Wie sehen der Präsident und der Managing Director die Post-Corona-Zukunft?
Roland, du bist NDS-Leiter und hast das NDS selbst nicht abgeschlossen. Wie kann es sein, dass du nun als Nicht-VDH-Mitglied das Präsidium übernimmst?
Grundsätzlich ist die Normalität die, dass in vielen Alumni-Vereinigungen der Lehrgangsleiter auch die Leitung der Vereinigung innehat. Das hat den Vorteil, dass er die Absolventinnen und Absolventen sehr gut kennt, begleitet er sie doch währen rund 1½ Jahren sehr intensiv. Es stellt sich ja dann auch die Frage, was man sich davon verspricht, dass ein Präsident zwingend Mitglied sein und den Lehrgang selber abgeschlossen haben muss.
Gewisse VDH-Mitglieder haben «Angst», dass die VDH von der HotellerieSuisse übernommen wird. Kannst du Ihnen diese Ängste nehmen?
Ich verstehe diese Ängste sehr gut, das hat aber vermutlich eher mit der Vergangenheit zu tun. Eine Übernahme macht ja nur dann Sinn, wenn man damit erheblichen Nutzen, wie Mitgliedergewinnung, generiert, das ist hier nicht der Fall. Viele Absolventinnen und Absolventen sind ja bereits Mitglied bei HotellerieSuisse.
Hat der Vorstand seine Arbeit «nicht gemacht», weil er keinen Präsidenten gesucht hat?
Mit Fug und Recht darf gesagt werden: Doch, das hat er. Bereits 2019 hat der Vorstand, in dem ich seit fünf Jahren Mitglied bin, kommuniziert, dass wir auf der Suche nach einem Präsidenten sind, auch das Datum von Michaels Demission war klar. Trotz mehrmaliger Aufrufe und persönlichen Gesprächen hat sich niemand zur Verfügung gestellt. Von den sehr spärlich eingegangenen Vorschlägen wollte niemand das Amt übernehmen.
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Einige Mitglieder haben im Vorfeld «Alarm» geschlagen und es wurden von früheren Zyklen Rund-Mails verschickt, mit denen man versuchte, deine Kandidatur zu boykottieren. Manche Mitglieder waren beleidigt und drohten bei der MV nicht zu erscheinen. Hast du davon etwas gespürt?
Es fällt mir schwer, das alles nachvollziehen zu können. Dass man beleidigt sein kann, wenn man sich selbst nicht zur Verfügung stellt … Tatsache ist, ich hätte die Wahl nicht angenommen, wenn ich an der Mitgliederversammlung nur mit Ach und Krach gewählt worden wäre. Da sowohl das Rahmenprogramm am Sonntag innerhalb kurzer Zeit ausgebucht war und meine Wahl einstimmig ohne Enthaltungen und ohne Gegenstimmen bestätigt wurde, kann ich mir Boykott-Gedanken gar nicht vorstellen.
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Es heisst sehr häufig: «Die VDH ist völlig veraltet». Stimmt das?
Natürlich nimmt das Durchschnittalter eines Vereins zu, wenn nur wenige junge Absolventinnen und Absolventen Mitglieder werden. Tatsache aber ist, von den rund 440 Mitgliedern sind über drei Viertel der Mitglieder berufstätig, also am Puls des Geschehens. Dass es pensionierte Mitglieder einfacher haben, an Veranstaltungen teilzunehmen, ist offensichtlich, darum ist es wichtig, darüber nachzudenken, wie eine Veranstaltung ausgestattet wird, um unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen gerecht zu werden. Es darf dabei aber nie um «Jung» gegen «Alt» gehen, der Fokus muss immer auf «Jung» gemeinsam mit «Alt» gerichtet sein.
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Wie lautet die Strategie, um junge Mitglieder zu motivieren, bei der Alumni-Vereinigung zu bleiben und nicht nach dem Gratisjahr auszutreten?
Es hat etwas mit meiner Antwort bei der Frage 5 zu tun. NDS-Absolventinnen und -Absolventen stehen mitten im Ausbau ihrer Karriere. Das bedeutet, ihre Zeit ist voll auf ihre Topposition und den damit verbundenen Aufgaben und Verantwortungen im Betrieb ausgerichtet. Wenn sie dann Zeit für ihr Netzwerk investieren, dann
Der neue VDH-Präsident, Roland Gasche, nach seiner Wahl im The Dolder Grand in Zürich.
reicht es ihnen nicht aus, zwei Tage nach Zürich zu reisen, um an Ausflügen, Besichtigungen und einer Mitgliederversammlung teilzunehmen. Wir tun also gut daran, zuerst einmal darüber nachzudenken, wo sich und wie sich die VDH in Zukunft positionieren will, um für Berufstätige, wie auch Mitglieder, die im wohlverdienten Ruhestand sind, attraktiv zu sein. Von diesem Entscheid kann dann abgeleitet werden, welche Bedeutung das für die Planung, Organisation, Gestaltung und für die Durchführung von Anlässen haben wird.
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Kann man also den sogenannten «Generationenkonflikt» auch in der VDH erkennen?
Ich erkenne und anerkenne, dass die Interessen aus bereits erwähnten Gründen unterschiedlich sind, dabei von Generationenkonflikt zu sprechen, halte ich als übertrieben. Zudem gefällt mir das Wort Konflikt überhaupt nicht, es ist sehr negativ behaftet und suggeriert, dass man sich feindlich gegenübersteht, das spüre ich nicht. Meinungsverschiedenheiten sind Teil jeder Organisation und gehören ausgesprochen, mit dem Betroffenen persönlich besprochen und geklärt. Es ist kein Erfolgsmodell, über andere zu sprechen, mit ihnen zu sprechen dagegen wohl.
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Was würdest du dir von den VDHMitgliedern wünschen?
Dass wir gemeinsam am Erfolg unserer Vereinigung arbeiten. Es gibt nicht den Vorstand und die Mitglieder! Wir alle sind Mitglieder, haben teilweise bloss eine etwas andere Rolle. Das ändert aber nichts daran, dass jedes Mitglied einen Beitrag zur Entwicklung und zum Erfolg der Vereinigung leistet, über den Mitgliederbeitrag hinaus. Wenn sich über 400 Mitglieder einsetzen, mit Begeisterung über die VDH zu sprechen und damit deren Attraktivität greifbar zu machen, dann haben wir einen ersten wichtigen gemeinsamen Schritt getan.
Roland Gasche privat
Reben und Wein
Ich besitze einen kleinen Rebberg im Piemont, aus dessen Reben wir in sehr guten Jahren an die 300 Magnumflaschen Rotwein keltern. Es ist eine Assemblage von Nebbiolo, Barbera und Merlot und heisst «Goccia Nera».
Lehrjahre und Studium
Nach der Kochlehre im Old Swiss House und dem Studium an der Hotelfachschule in Luzern wollte ich die Welt und die Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten kennenlernen. Der Kreis schloss sich, als ich mit einem Rucksack voller Erfahrungen und Einsicht in die vielfältigsten Aufgaben die Leitung der Unternehmerbildung und damit auch die Leitung des NDS HF Hotelmanagement-Lehrgangs übernommen habe.
Seine Zeit in Afrika
Ich habe in Afrika in verschiedenen Hotels und Bereichen gearbeitet. Mein Abstecher nach Afrika endete in Durban, wo es darum ging, auf einer Krokodilfarm mit über 2500 Krokodilen ein Tourismusangebot zu schnüren, was auch gelang.
Sein Lieblingshotel
Ich hoffe, ich mache jetzt niemanden traurig oder gar böse, aber «La Couronne» in Solothurn ist mein Lieblingshotel. Die «Couronne» vereint das, war mir als Hotelgast wichtig ist. Ausnahmslos alle Mitarbeitenden aller Stufen machen mir meinen Aufenthalt, egal wie kurz oder lang, jedes Mal zu einem tollen Erlebnis.
VDH Mitglieder-Versammlung im The Dolder Grand
Die diesjährige Mitgliederversammlung 2021 stand ganz im Zeichen des Präsidentenwechsels. Die üblichen Traktanden, so z. B. Protokoll der Mitgliederversammlung des Vorjahres, Geschäftsbericht 2020 und Jahresrechnung 2020 wurden per Akklamation genehmigt. Auch dem Solidaritätsbeitrag wurde zugestimmt. Aufgrund der aktuellen Situation soll gebeutelten VDH-Mitgliedern und in Not geratenen Kompetenzpartnern die Möglichkeit gegeben werden, einen Teil des Mitgliederbeitrages zu erlassen. Die Wiederwahl von Vorstandsmitglied Nicoletta Müller und Vizepräsidentin Verena Kern Nyberg wurde ebenfalls angenommen. Die Vizepräsidentin ist bereit, das Amt ein weiteres Jahr auszuüben, um dem neuen Präsidenten zur Seite zu stehen und ihm den Einstieg zu erleichtern. Auch die beiden Revisoren Patrick Leu und Stefan Boller werden für ein weiteres Jahr gewählt. Spannend war die Wahl des neuen Präsidenten. Michael Müller konnte – nach zwei Jahren Suche – Roland Gasche, Leiter des NDS, als den richtigen Mann gewinnen. Der mit Akklamation neu gewählte Präsident überzeugte in seiner Antrittsrede.