KOLUMNE
Warum der Garten und die Musik nicht in die Waschmaschine gehören Von zufriedenen Momenten und warum GlĂŒck nichts mit Perfektionismus zu tun hat. und bin glĂŒcklich auch dann, wenn ich Ănderungen im Garten vornehmen muss, weil die eine oder andere Naturschönheit ĂŒberbordet.
Doris Wyss Ringgenberg
FĂŒr mich ist es keine Illusion, wenn ich sage, dass Garten und Musik bei mir zusammengehören. Gut, ein Skeptiker wird mir antworten: «GlĂŒck kommt vor der Einsicht». NatĂŒrlich, ein Garten macht viel Arbeit. Ein Musikinstrument zu erlernen, braucht viel Zeit. Nach dem Fahrplan eines Skeptikers wĂ€re ich jetzt bei der Planung meines Gartens und bei meinem Wunsch, ein Musikinstrument zu erlernen, glĂŒcklich. Sobald ich meine Garten- und MusikplĂ€ne in die Tat umsetze und zur Einsicht komme, mĂŒsste ich traurig und frustriert sein. Bei mir ist das nicht so. Ich kann stundenlang in meinem Garten arbeiten
Mein Garten hat sich mit mir verĂ€ndert. Vor mehr als 30 Jahren habe ich drei HaselnussbĂŒsche, einen Goldregen und einen Jasminstrauch gepflanzt. Mit viel Wasser, Kompost und «ChĂŒderle» wurden sie schnell gross und stark. Nachdem ich mehrere Jahre Berge von Ăsten entsorgen musste, die HandbaumsĂ€ge stumpf wurde und meine Arme nach getaner Arbeit nur noch jammerten, musste ich handeln. Ich pflanzte zwei Blutpflaumen-BĂ€ume, die sich freundlicherweise sehr gut in die Höhe entwickelten, wo in fast jedem Garten ja genĂŒgend Platz vorhanden ist. In der Breite hielten sie sich zurĂŒck, was mir sehr entgegen kam und mir viel weniger Arbeit machte. Auch in der Musikwelt erlebe ich wunderschöne, glĂŒckliche Momente, obwohl ich meinem Traum, Klavier spielen zu lernen, vor 20 Jahren aufgab. Ich dachte, das schaffe ich locker, weil ich in ganz jungen Jahren mit VergnĂŒgen Xylophon gespielt hatte.
Gut, im Teenageralter sah ich dieses Musikinstrument dann von einer anderen Seite an und beschloss, meine zwei krummen Xylophon-SchlĂ€ger einer Grillparty am See zu spenden. Die SchlĂ€ger konnte ich ohne grossen Aufwand dorthin transportieren und sie eigneten sich vorzĂŒglich als kleine Spende beim Anfeuern. Weil man beim Klavier spielen und Xylophon spielen «so richtig schön hĂ€mmern kann» sollte es also keine Probleme geben, das neue, unbekannte Tasteninstrument zu erlernen. Nach ein paar unvergesslichen Klavierstunden, von denen ich Knicke in den Pupillen bekam, musste ich aufgeben. Der Grund: Ich hatte die Klavierpedale nicht eingeplant. Ich beschloss zielstrebig mein kĂŒnstlerisches Können in den Garten zu verlegen, wo mir garantiert keine Pedale begegnen wĂŒrden, ausser jemand parkiert sein Velo in meinem Garten. Auf Musik und Gesang muss ich trotzdem nicht verzichten, Knopf an und ich habe all meine Lieblingsmusik im Ohr. Von Modern Jazz ĂŒber Tom Waits, Ădith Piaf, Billie Eilish, Stephan Eicher, Schlager (nur bedingt), Classic, Naturjodel und Orgelmusik höre ich gerne alles und viel.
«Wenn es im Garten und in der Musik die Melancholie nicht geben wĂŒrde, wĂŒrde die Amsel rĂŒlpsen.» Doris Wyss
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Bödeli-â/âBrienzInfoâ |â Mai 2021