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MENSCHEN

«Spagat zwischen Kunst und Geschäft ermöglichen»

Seit 12 Jahren leitet Peggy Kübler mit ihrem Geschäftspartner Reto Tschan in Thun die dap2000 GmbH. Die erfolgreiche Tänzerin bringt den Teilnehmern der Region nicht nur trendige Tanzstile bei, sondern feiert mit den Tanzgruppen auch Erfolge im In- und Ausland.

Für Peggy Kübler ist die Abgeschiedenheit der Natur rund um die Schwarzenegg Balsam für die Seele.

Peggy Kübler, was steckt hinter dem Namen dap2000? Ich habe 1996 mit Unterrichten begonnen und damit mein Studium an der Uni St.Gallen finanziert. Damals unter dem Namen «dance attack». Aus den anfänglich vier Stunden Unterricht in Thun und Interlaken hat sich eine Show-Gruppe formiert, der ich den Namen «dance attack project» gab. Bei der Erweiterung des Tanzcenters mit meinem Geschäftspartner Reto Tschan hatte sich das Kürzel «dap» schon etabliert, und mit der Gründung der GmbH im Jahr 2000 war der heutige Name komplett. Damals war der Standort noch im Buchholz, erst 2004 konnten wir die ehemaligen Swisscom-Räume an bester Lage neben dem Parkhaus City West beziehen.

Weshalb entwickeln Sie das Angebot immer breiter? Zum Tanz noch Schauspiel, Gesang/Rap und Graffiti? Nach meiner Erfahrung ist es so, dass in unserer Region – im Vergleich zu Grossstädten wie zum Beispiel Zürich –die Nachfrage selten von alleine kommt, das Angebot muss präsentiert und ein entsprechendes Interesse geweckt werden. Mein Herz, mein Ursprung ist im Tanz, aber es gibt ja noch viele andere Kunst formen, die dem einen oder anderen Teilnehmer mehr zusagen. Zudem haben wir gesehen, dass es ein unglaublich wertvolles Gefäss für Kinder wie Erwachsene ist, sich in ver schiedens ten Formen ausdrücken zu können; je mehr unterschiedliche Plattformen, desto besser. Ausserdem ermöglicht eine breite Palette spannende, bereichsübergreifende Projekte. Sie wurden mit der Gruppe daKidz Weltmeister. Ist die Gruppe zusammengeblieben? Die Gruppe wurde 2006 umbenannt in «Soul Society», eine Kerngruppe besteht erstaunlicherweise nach wie vor. Daraus hervorgegangen sind auch Lehrer mit eigenen Tanzgruppen an der Schule sowie international bekannte Solisten. Von Jugendlichen, die nicht mehr dabei sind, erhalte ich immer wieder mal Rückmeldungen, was die Tanzausbildung, bzw. die Mitgliedschaft in der Gruppe bei ihnen ausgelöst hat. Ich bin dankbar für den Erfolg, aber nicht wegen Titel und Pokal, vielmehr für die Erfahrung, wie sich die Gruppe entwickelte und was es bei jedem Einzelnen bewirkte.

Kann man von einer Tanzschule leben? Sagen wir es so: Wenn ich mit meinem Abschluss nach dem Studium gearbeitet hätte, könnte ich mir wesentlich mehr leisten. Zudem braucht es beide Inhaber, die immer wieder Geld und Leis tungen einschiessen – aus dem einfachen Grund, weil uns im Vergleich zu andern Ländern oder sogar Regionen in der Schweiz hier die Unterstützung fehlt. Eines ist klar: So etwas macht man nicht wegen dem Geld.

Sie betreiben Jugendarbeit und ein soziales Engagement… Bei unserer Arbeit haben wir immer das Ziel, den heranwachsenden Jugendlichen ein Mittel anzubieten, sich auszudrücken. Zudem ist es sozial sehr schön: Wenn ich in unsere Tanzsäle und die Lobby schaue, sieht es aus wie in einer Benetton-Werbung. Es gehen so viele Kulturen und Nationalitäten ein und aus, es kom-

men so viele unterschiedliche Menschen miteinander in Kontakt. Zum gesundheitlichen Aspekt kommt auch der integrative. Wir suchen und finden auch Wege, wenn mal das Geld für den Unterricht fehlt, zum Beispiel in Form von Wochenplatzarbeit.

Wie vielen Jugendlichen und Erwachsenen bieten Sie eine Trainingsmöglichkeit? Total sind es rund 800 Kunden, die von 25 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden. Der Grossteil davon ist unter 20-jährig. Kinder, die den Tanz als normales Hobby betreiben, kommen in der Regel für eine Wochenstunde, aber viele steigern recht schnell auf mehrere Stunden in der Woche.

Benötigen Sie neben dem Training als Tanz-Instruktorin noch viel Bewegung? Fixe Stunden unterrichte ich nur noch zwei. Die Grösse des Betriebs erfordert es, dass ich mehr administrativ tätig bin. Wenn ich Projekte leite, ist es dann wieder etwas mehr. Ich habe einen freien Tag in der Woche, den ich vor allem für mein zweites Studium in Psychologie nutze. Das geht, weil ich ein sehr gutes Team und eine sehr starke Administration habe. Sie geben mir die Möglichkeit, den Spagat zwischen Kunst und Geschäft zu machen. Als Ausgleich gehe ich täglich mit meinen zwei Hunden hinaus in die Natur, zu Fuss oder mit dem Fahrrad.

Sie wohnen sehr ländlich, abgelegen. Brauchts die Ruhe als Ausgleich zur Hektik? Ich lebte lange Zeit in Zürich und verbrachte viel Zeit in New York, bin mir also Städte gewohnt. Mehr durch Zufall bin ich vor fünf Jahren mit meinen Hunden in die Schwarzenegg gezogen, an einen der schönsten Flecken Erde, die ich je gesehen habe. Wenn man den ganzen Tag um so viele Leute herum oder bei internationalen Projekten im sehr extrovertierten Showbusiness ist, dann

Peggy Kübler ist in einem Interlakner Hotel aufgewachsen. Bereits im Alter von sieben Jahren hat sie mit der Tanzaus bildung begonnen. Als Teenager entdeckte sie ihre Liebe zu Jazz, Funk, Soul und Hip Hop und den damit verbundenen Tanzstilen. Peggy Kübler studierte an der Universität St.Gallen Volkswirtschaft und absolviert seit zwei Jahren ein Zweit studium in Psychologie. Die 36-Jährige ist ledig und wohnt in der Schwarzenegg. Zu den Hobbys gehören Lesen, Musik, Fotografieren und die Natur allgemein. Mit dabei sind ihre zwei Hunde, Mutter und Sohn aus einer spanischen Auffangstation.

PEGGY KÜBLER – GESCHÄFTSLEITERIN DAP2000 GMBH

Mit viel Power und voller Konzentration beim Unterricht.

ist ein ruhiger Wohnort Balsam für die Seele. Ich fühle mich hier oben sehr wohl, geerdet mit der Natur.

Wie sieht die unmittelbare Zukunft des dap aus? Nach den Frühlingsferien erfolgt der Probestart zum alle zwei Jahre stattfindenden Tanz Traum Thun, einer Schüleraufführung mit dem ehrgeizigen Anspruch, eine professionelle Aufführung auf die Beine zu stellen, auch wenn von den 200 Teilnehmenden hauptsächlich Amateure auf der Bühne stehen werden. Diese Plattform ist mir sehr wichtig. In diesem Jahr wird der Zauberer von Oz, wiederum in der Aula des Schulhauses Gotthelf, aufgeführt. Dort geniessen wir ein super Gastrecht mit einem sehr zuvorkommenden Team. Das wird erneut ein wunderschönes Erlebnis für alle.

Was liegt Ihnen sonst noch so am Herzen...? Wenn ich schon die Möglichkeit habe, wäre es ein Anliegen an Thun. Ich stelle immer wieder fest, dass viele Leute gegenüber Tanz, Schau spiel etc. oder einer Tanzschule wie der unseren eine gewisse Schwellenangst haben. Es herrscht oftmals die Meinung vor, im dap dance & fitness gingen nur Könner ein und aus. Dabei sind wir doch gerade dazu da, den Menschen den Einstieg in ihre bevorzugte Kunstform zu erleichtern. Ich wünschte mir, dass mehr Leute etwas Mut hätten, etwas Neues zu probieren und sich selbst mehr zuzutrauen. Das liegt mir am Herzen, weil ich immer wieder beobachten darf, wie viel es dem Einzelnen schliesslich bringt.

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