Chance 2016

Page 1

Selbsthilfe · Gesundheit · Prävention

Infos · Angebote · Adressen · Veranstaltungen · Projekte

JENA

CHANCE


SICHTBAR VIELFÄLTIG HOFFNUNGSVOLL WACHSAM VERBINDEND STÄRKEND BEISTEHEND GEMEINSAM LERNEND NEUGIERIG ZUSAMMEN LEBEN BEWUSST HILFREICH NATURVERBUNDEN BEGREIFBAR AUSGEBREMST TEILHABEND GESUCHT WILLKOMMEN NICHT ALLEIN BEGLEITET VERNETZT BEWEGT UNTERSTÜTZEND VIELSEITIG BARRIEREFREI NICHT ALLEIN STABIL UNGEWOHNT? UNBEGRENZT ÖFFENTLICH? TRAINIERT GENESEND TATENREICH SCHWEIGSAM AUFKLÄREND LÖSUNGSORIENTIERT BEWOHNBAR GEWUSST WIE BERÜHRT PERSÖNLICH FRAU UND MUTTER IN GRÜNDUNG AKTIV SCHMERZLOS? VERSTÄNDNISVOLL RESPEKTVOLL SEELISCH GESUND BEFREIEND FRÜHZEITIG GEBILDET

3 4 6 7 8 9 9 10 12 13 14 16 17 18 20 22 23 24 25 26 27 28 29 30 30 31 32 33 34 36 38 40 42 43 44 45 46 48 49 50 52 54 54 55 56 57 58 60 63 63 66

CHANCE - Jenaer Selbsthilfezeitung

Editorial der IKOS blocProjects – Psychosoziales Klettern 15 Jahre Myelom-Hilfe Thüringen Bundesverband Polio e. V. Interkulturelle Öffnung bei der AWO Notfallseelsorge Klinikseelsorge am UKJ Projekt „Lebenswege – Paths of Life“ Kindersprachbrücke Jena e. V. AWO-Treff Immergrün Aktion Wandlungsleben Wohnverbund gGmbH Diabetiker-SHG „Diabetes JenA“ Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. WaldWeise das Leben im Alter gestalten! Wunderbares Jena – ich fühle das, was Du siehst! Selbsthilfegruppe von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen Elternmentoren – Eltern beraten Eltern Appell an Menschen mit einer psychiatrischen Erkrankung Selbsthilfegruppe Harnblasentumor Selbsthilfegruppe für alleinerziehende Mütter und Väter Selbsthilfegruppe Trans Jena Gleichmaß e. V. – ein Männerberatungsnetzwerk Selbsthilfegruppe „Rollende BürgerInnen in Jena“ Tauschring Jena „Freundeskreis“ 2016 Begegnungsstätte für SeniorInnen im LISA Barrierefreie Musterküche bei der AWO im LISA Gruppe für Geschwister seelisch erkrankter Kinder Gesunde Ernährung für unsere Knochen Die Macht der Gewohnheit – 6 gute Nachrichten Grenzenlos e. V. Jena für Menschen mit Einschränkungen Datenschutz im Internet – eine Recherche der NAKOS Diagnose ADHS – Online-Trainer für Eltern Al-Anon Familiengruppe in Jena Tausend Taten e. V. mit zwei Projekten „Und dann diese Stille“ – Buchvorstellung Aufklärung gegen Tabak e. V. Jena Projekt TIZIAN plus in Jena Wohnraumbörse für rollstuhlgeeignete Wohnungen in Jena Beratung „Alter & Technik“ und Sendereihe „Ja zum Alter“ Mein Weg zur Gesundheit auch mithilfe der Kunst „Auf der Spur des Morgensterns“ – Buchvorstellung Die Mutterglücklüge – Buchvorstellung Emotions anonymous – eine neue Gruppe Selbsthilfegruppe Osteoporose Jena Selbsthilfegruppe für Menschen mit chronischen Schmerzen Selbsthilfegruppe Endometriose – neu! „Die Hälfte des Himmels - 99 Frauen und du – Ausstellung in der Jenaer Stadtkirche Woche der seelischen Gesundheit 2016 in Jena Das Brave-Tochter-Syndrom – Buchvorstellung Familienprofis – das neue Portal für Familien Selbsthilfe im Dialog – Weiterbildung in Thüringen

IMPRESSUM Herausgeber: IKOS Jena - Beratungszentrum für Selbsthilfe Redaktionsteam: Gabriele Knorr Gabriele Wiesner Layout & DTP: Studio eljott Lothar Jähnichen Dornburg/Saale Umschlagfotos: Rita Müller, Jena Öl auf Leinwand (U1) Gabriele Wiesner (U4) Auflage: 4.000 Stück Redaktionsschluss: 30. November 2016 Der Inhalt der Beiträge entspricht nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers.

Mit freundlicher Unterstützung durch Ihre AOK PLUS.

© IKOS Jena

JENA

INHALT


SICHTBAR

CHANCE JENA

Unsere Spuren im Netz... derlich erachtet, um eigenes Denken und damit

Editorial der IKOS

M

eine Daten, Deine Daten… Daten, Daten, Daten… George Orwell wüsste gar nicht, wie er das alles in einen Roman packen sollte. Es gibt fast nichts, was man nicht im Netz findet und was manche Menschen über sich oder andere in Umlauf bringen. Wir hinterlassen unsere Spuren, ob wir das nun wollen und gut finden oder nicht. Florian Goldberg hat es im Deutschlandradio KULTUR in seinem Politischen Feuilleton am 21.11.2016 so treffend ausgedrückt: „Die digitale Verformung Halten wir es nicht mehr mit uns selbst aus?

Gewissen zu entwickeln. Nur wer es verstehe, mit sich selbst zu leben, sei geeignet für das Leben mit anderen. Ein spannender Ansatz…

Ein weiteres Thema, an dem wir uns abarbeiten könnten, ist der unbegrenzte Konsum mit seiner überdimensionierten Werbung. Dazu kommt noch die ganze (Un)Kultur des „Mit-auf-den-Weg-Nehmens“. Was gibt es nicht alles „to go“? Mit Kaffee fing es wahrscheinlich an. Und mit Millionen Müll-Bechern-to-go hört es noch lange nicht auf. Entsorgung unklar und schon längst eine Plage für die öffentliche Müllabfuhr. Nach einem Gespräch in der Jenaer Bücherstube über kaffeetrinkende, döneressende und eisleckende Buchladen-BesucherInnen, die es wahrlich gibt und eine zunehmende „to-go-Neigung“, bei der ich ja die Wahl des Entsagens oder der Anhängerschaft habe, stieß ich wenige Minuten später auf ein Produkt, das ich nicht für möglich gehalten hätte und das mir bis dahin noch nicht untergekommen war: den „Weihnachtskalender-to-go“, ohjeh. Welche Blüten treibt das noch? Sie finden einen erschreckend aufklärenden Artikel von der NAKOS – der Nationalen Kontaktstelle für Selbsthilfe in Berlin – zu Datentracking im Netz in diesem Heft. Welche Spuren findet man von seiner Suche nach gesundheitlichen Themen im Netz und wird sie nicht wieder los? Lesen Sie bei uns und der NAKOS nach.

Es ist bereits eine resigniert hingenommene Binse, dass die Überwachungsmaßnahmen früherer totalitärer Regime ein müder Witz sind gegen die Möglichkeiten heutiger Demokratien. Wie fiebrige Junkies checken wir unsere Messages und Mails, telefonieren, skypen, durchblättern Nachrichten-Apps, bewerten oder liken irgendeinen Unsinn. Ich frage mich, ob wir uns nicht im Prozess einer schleichenden digitalen Deformation befinden, bei dem etwas Grundlegendes verloren zu gehen droht: Die Fähigkeit, auf ganz einfache, analoge Weise mit uns allein zu sein. Ohne Außenreiz und Stimulation. Mit nichts anderem beschäftigt als den eigenen Gedanken und Gefühlen…“ Er zitiert Hannah Arendt, die Alleinsein als erfor -

Unser aktuelles Heft punktet mit den Themen Familie, Psyche, Lebensqualität, Prävention und auch Kunst. Schon unser Coverfoto ist diesmal kein Natur-Schnappschuss und auch kein 16-mStativ-Foto vom in Jena gut bekannten Fotografen Christian Krause, sondern ein Bild der Jenaer

Künstlerin Rita Müller, die wir durch ihr Engagement über unseren Träger AWO Jena-Weimar kennen. Ihre Ausstellungen schmückten z. B. unseren AWO-Wohnpark „Lebenszeit“ in Lobeda-Ost und erfreuten die dortigen BewohnerInnen und BesucherInnen. Frau Müller unterstützt mit ihrer Kunst intensiv den Bau eines Hospiz in Jena und wir somit indirekt auch ein klein wenig durch den Abdruck ihres Bildes „Jena 2016“. Prof. Dr. Bernd Wiederanders, Vorsitzender des Hospizvereins Jena, setzt sich mit seinen MitstreiterInnen für schwerstkranke und sterbende Menschen im Großraum Jena und Apolda ein. Sein aktives Wirken fürs Hospiz und den Thüringer Hospiz- und Palliativverband geben PatientInnen und ihren Angehörigen Rückhalt und Stärkung. Wenn Sie sich für dieses Thema engagieren und eventuell gar durch eine Spende den Hospizneubau unterstützen wollen, finden Sie hier den Kontakt und das Spendenkonto. Hospiz- und Palliativstiftung Jena IBAN: DE16830530300000000612 BIC: HELADEF1JEN; Sparkasse Jena-SHK Kontakt für Nachfragen - Prof. Wiederanders: 03641 447764 Wir wünschen Ihnen entspanntes Lesen und hier und da vielleicht eine zündende Idee für Ihre Gesundheit. Herzlichst Gabriele Wiesner von der IKOS

3


CHANCE JENA

VIELFÄLTIG

Gemeinsam etwas schaffen ...

blocProjects - Psychosoziales Klettern mit Kindern und Jugendlichen

b

locProjects steht für Vielfalt, Offenheit, Verständnis, aber auch für klare Grenzen. Projekte rund um das Medium Klettern und Outdoor sollen Kindern und Jugendlichen mit psychiatrischen Auffälligkeiten die Chance geben, Erfolge greifbar zu spüren. Sie werden gemeinsam lernen, an einer Aufgabe dran zu bleiben und nicht nur die eigenen Grenzen, sondern auch die des Anderen zu erkennen und zu akzeptieren – Psychosoziale Ressourcen nutzen und die Anforderungen des Alltags meistern. Gemeinsam etwas schaffen ist der Grundgedanke der gesamten Projekte. Kinder und Jugendliche auffangen und ihnen in einer Gruppe von Gleichaltrigen Mut und Zuspruch entgegenbringen und ihre positiven Eigenschaften vergegenwärtigen. Darüber hinaus sollen Familienbündnisse durch Halt und Sicherheit, im Zusammenspiel mit klaren Regeln und Grenzen wachsen.

Zielgruppe / Teilnehmer: Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 17 Jahren mit diagnostiziertem ADHS, mit Verdachtsdiagnose, deren Eltern alternative Wege suchen. Aber auch Betroffene, die durch ihr impulsives, hyperaktives und unkonzentriertes Verhalten in sozialen Verbänden auffallen und hiervon ausgeschlossen werden. Für die Teilnahme an einem angebotenen Projekt sind nicht die Diagnose, sondern vielmehr die Symptomatik und der Leidensweg des Kindes und dessen Eltern auschlaggebend. blocProjects steht für Vielfalt, Toleranz und schließt niemanden aus. Weiterhin werden Erziehungsberechtigte in das Setting eingebunden, um die Kommunikation in der Familie zu verbessern oder wieder herzustellen.

2017 werden zwei Projekte fest angeboten

Die beiden Projekte „wAchsen Durch Halt und Sicherheit“ und „irgendwie Anders“ zielen thematisch auf folgende Wirkungsbereiche ab: • Alltagstransfer • Was ist Vertrauen? • Wie fühlt sich Vertrauen an? • Verantwortung übernehmen und abgeben • Kooperation und Kommunikation • Konzentration • eigene Grenzen und die des Gegenübers erkennen • Reflektion und Wertschätzung • Steigern des Selbstwertgefühles • Handlungsplanung / Strategien entwickeln blocProjects stützt seine Projekte auf den Säulen Kommunikation, Kooperation, Konzentration, Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung. In Verbindung mit therapeutischen Aspekten des Kletterns profitieren betroffene Kinder / Jugendliche von den Wirkungsbereichen. Das Konzept ist alltagsübergreifend und baut seine Inhalte nach methodischen Reihen auf.

4

„wAchsen Durch Halt und Sicherheit“ Das Projekt „wAchsen Durch Halt und Sicherheit“ soll in erster Linie Familien ansprechen, deren Kinder Schwierigkeiten haben, sich im Alltag zu konzentrieren, strukturell an Aufgaben dran zu bleiben und die den Halt in einem Verein / Schule schwer finden. Angesprochen sind nicht nur Ihre Kinder, sondern in vielen Situationen können nur Sie als Eltern den Halt geben. Das Project „wAchsen Durch Halt und Sicherheit“ läuft über 10 Einheiten. Eine Einheit umfasst ca. 75 Minuten. Pro Woche werden zwei Einheiten durchgeführt, jedoch nie an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Die Umsetzung der genannten Wirkungsbereiche wird methodisch an einer therapeutischen Boulderwand nach klaren Regeln realisiert. Das Schaffen des Alltagstransfers ist für die Teilnehmer das wichtigste Ziel. Zudem werden eine Eingangs- bzw. Ausgangsdiagnostik durchgeführt und ein Elternfragebogen zu Evaluationszwecken angeboten. „irgendwie Anders“ Das Projekt „irgendwie Anders“ schafft Zusammenhalt, Kommunikation, Vertrauen und möchte hoch hinaus. blocProjects und Bergvagabund nehmen Kinder und Jugendliche und einen Teil der Erziehungsberechtigten mit auf die fantastische Reise ins Elbsandsteingebirge der Sächsischen Schweiz. Klingt irgendwie nicht anders? Doch, denn dieses Kooperationsprojekt hat das Ziel, Kinder und Jugendliche mit psychiatrischen Auffälligkeiten / Erkrankungen am Abendteuer Klettern teilhaben zu lassen. Zusammen mit einem Erziehungsberechtigten beginnt die Reise in Jena. Fragen, wie zum Beispiel, was sind Kommunikation, Kooperation, Vertrauen, und was bedeutet es, Verantwortung zu übernehmen und abzugeben, werden nicht nur erörtert, sondern vielmehr erlebt. Zusammen mit beiden Kooperationspartnern werden Sie und Ihr Kind in die Welt des ursprünglichen Kletterns eintauchen und dabei feststellen, welches vielfältige Potenzial in Ihrem Familienbund steckt.


CHANCE JENA Das Angebot wird 2 mal im Jahr durchgeführt. Es beginnt in Jena mit Terminen in den Räumlichkeiten von blocProjects. Anschließend wird ein Exkurs in die Knotentechnik, Abseiltechnik und Sicherungstechnik auf das gemeinsame Wochenende hinarbeiten. Am darauffolgenden Freitag startet das Abenteuer gegen 16:00 Uhr in Jena und führt die Teilnehmer nach Rathen (Sächsische Schweiz). Wir freuen uns darauf. Weitere Projekte sind in der Planung und warten darauf, Kinder und Jugendliche in ihren Bann zu ziehen und Spuren bei ihnen zu hinterlassen. Aktuelle und neue Projekte sind immer auf der Homepage www.bloc-projects.de zu finden.

Häufig gestellte Fragen Ist so ein Projekt förderbar? Für diese Projekte besteht die Möglichkeit, im Rahmen des Bildungs + Teilhabepakets einen Antrag zur Förderung zu stellen. Der Antrag wird von den zuständigen Sachbearbeitern geprüft. Ob eine Förderung genehmigt wird, entscheidet der zuständige Sachbearbeiter. Antragvoraussetzungen für die Stadt Jena finden Sie unter: www.jenarbeit.de oder www.jena.de/ bildungspaket. blocProjects ist immer aktiv auf der Suche nach Unterstützung und Förderung der Projekte. Wir bedanken uns bei der Elterninitiative für das seelisch erkrankte und verhaltensauffällige Kind Thüringen e. V. Desweiteren ist der zweiten Männermannschaft von SV Jenapharm Jena zu danken, die sich die Idee von blocProjects im wahrsten Sinne auf die Brust geschrieben haben. Werden Kosten von den Krankenkassen übernommen? Diese Frage muss ich bis jetzt nach wie vor mit Nein beantworten. Die offensichtlichen Erfolge des therapeutischen Kletterns im Allgemeinen werden von blocProjects als Chance und Forschungsanreiz angesehen, um zielgerichtete Untersuchungen voranzubringen und das psychosoziale Klettern als Therapieform zu etablieren. Eine tiefergehende Recherche bei Ihrer Krankenkasse bezüglich eines klettertherapeutischen Settings sollte jedoch von Ihnen nicht vernachlässigt werden. Benötigt mein Kind dann Kletterschuhe / Material? Für das Projekt „wAchsen Durch Halt und Sicherheit“ benötigen die Kinder bequeme Kleidung und Socken. Weitere Materialien werden nicht benötigt. Die therapeutische Kletterwand ist kindgerecht geschraubt und die Griffe/Tritte entsprechen der Physiologie von Heranwachsenden. Für das Kooperationsproject „irgendwie Anders“ werden den Teilnehmern Schuhe, Gurte, Helme und weitere sicherheitsrelevante Materialien zur Verfügung gestellt. Darf ein Schulbegleiter an dem Setting teilnehmen? Das ist immer möglich und ist durchaus sinnvoll. Besonders, wenn das Kind einen neuen Schulbegleiter bekommen hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass Schulbegleiter als Ersatz für die Erziehungsberechtigten eintreten. Zudem ist es für das Kind sehr viel wert, wenn die Begleitperson die Einheit aktiv mitgestaltet. Wie kann ich mich anmelden? Auf der www.bloc-projects.de finden Sie einen Reiter „ Anmeldung“. Wenn Sie diesen öffnen, gelangen Sie zu einem Feld, wo Sie auswählen können, welches Projekt / Angebot Sie wahrnehmen möchten. Namen und Adressen

bitte ausfüllen und absenden. Haben Sie keine Möglichkeit, im Internet das gewünschte Project/ Angebot zu wählen, können Sie mich gern telefonisch kontaktieren. Wo findet das Projekt in Jena statt? Die Räumlichkeiten befinden sich in der Carl-Pulfrich-Straße 1, 1. OG links, in 07745 Jena. Wer ist blocProjects? Hinter blocProjects stehe ich, Peter Lorenz. Ich bin Initiator der Projekte und zudem Kooperationspartner von Bergvagabund. Referenzen / Qualifikationen Ausbildung: Dipl. Sportwissenschaftler (Uni) Seit 6 Jahren tätig in der Kinderund Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Uniklinikums Jena Ausbildung: Medizinische Trainings Therapie (MTT/ MAT) Ausbildung: Skilehrer des DLVS Weiterbildung: Therapeutisches Klettern Fortbildung: „Sport und ADHS“ Fortbildung: „Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen“ Fortbildung: „MFT auf einer Eltern - Kind Station“ Fortbildung: „Ringen, Rangeln, Toben“ Weitere Angebote von blocProjects: • Weiterbildung „psychosoziales Klettern mit Kindern und Jugendlichen“ • Lehrerworkshops „Boulderspiele / Kletterspiele mal Anders“ • Workshops • Vorträge • Inhouseschulungen

„Der wichtigste Muskel des Menschen ist das Gehirn“ Wolfgang Güllich

Kontakt: blocProjects Carl-Pulfrich-Straße 1 07745 Jena Website: bloc-projects.de E-Mail: bloc.projects@gmx.de

5


CHANCE JENA Die Lebensqualität fördern und Eigenverantwortung stärken ...

HOFFNUNGSVOLL 15 Jahre Myelom - Hilfe Thüringen (gemeinnütziger Verein)

AThüringen m 17. September 2016 beging die Selbsthilfegruppe Myelom-Hilfe ihr 15-jähriges Jubiläum. Viele unserer Mitglieder haben sich mit

glieder, auch derer, die inzwischen verstorben sind und schilderte ihre eigene Arbeit seit der Übernahme der Gruppe im Jahr 2014. Wir haben Kontakt zu Menschen und Organisationen, die gleiche Interessen, Sorgen und Probleme haben, die uns im Kampf gegen unsere Erkrankung mit ihrem Wissen und aktuellen Informationen unterstützen. Wir wollen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Patienten und Experten und eine bestmögliche medizinische Versorgung. Wir wollen die Lebensqualität trotz Erkrankung fördern und die Eigenverantwortung der Patienten stärken. Wir leisten seelischen Beistand und wollen Hoffnung, Mut und Zuversicht vermitteln.

ihren Angehörigen an diesem Tag im Lehmhof in Lindig getroffen, um dieses Ereignis würdig zu begehen.

Wir bieten umfangreiche Beratung über alle Aspekte des Myeloms aus der Sicht von Patienten.

Vor 15 Jahren gründete Gerlinde Fuhrmann die Selbsthilfegruppe für ebenfalls am Plasmozytom/Multiplem Myelom erkrankte Menschen mit dem Ziel, ein Netzwerk aufzubauen, sich gegenseitig zu unterstützen und ihr Wissen mit anderen zu teilen.

Wenn Sie Interesse haben, sich bei uns zu informieren oder mitmachen wollen, können Sie uns gern kontaktieren.

Das Multiple Myelom / Plasmozytom ist eine zurzeit noch unheilbare, bösartige Tumorerkrankung von Zellen des Immunsystems, den Plasmazellen. Unsere Mitglieder kommen aus dem gesamten mitteldeutschen Raum. Mehrmals im Jahr treffen wir uns zu Vorträgen und zum Informationsaustausch. Wir wollen zeigen, dass bei Diagnosestellung nicht gleichzeitig das Leben zu Ende ist, sondern, dass man mit positiver Lebenseinstellung und durch immer besser werdende Behandlungsmöglichkeiten nie die Hoffnung auf eine gute Zukunft verlieren darf. In diesem Sinne haben wir gemeinsam unser 15-jähriges Bestehen der Gruppe gefeiert. Die amtierende Vorsitzende der Gruppe, Jutta Eismann, erinnerte an die Anfänge der Selbsthilfegruppe, würdigte den Fleiß der Gründungsmit-

Kontakt: Selbsthilfegruppe Myelom-Hilfe Thüringen E-Mail: msht@gmx.de www.myelom-deutschland.de

Menschsein

Solange der Mensch atmet, solange er überhaupt noch bei Bewusstsein ist, trägt er Verantwortung für die jeweilige Beantwortung der Lebens-Fragen. Dies braucht uns nicht zu wundern in dem Moment, wo wir uns darauf zurückbesinnen, was wohl die große Grundtatsache des Menschseins ausmacht – Menschsein ist nämlich nichts anderes als: Bewusst sein und verantwortlich sein! Viktor E. Frankl (aus: „Es kommt der Tag, da bist du frei“, Kösel Verlag 2015, in; Natur & Heilen, 1/2016, S. 7)

6


CHANCE JENA

WACHSAM

Nicht nachlassen im Kampf gegen die Seuche ...

Jubiläumsbroschüre zum 25-jährigen Bestehen des Bundesverbandes Polio e. V.

D

er 28. Oktober 1988 wurde von der WHO zum Weltpoliotag ernannt. Der Tag ist dem weltweiten Kampf gegen die Kinderlähmung gewidmet. Er soll aber auch an die unzähligen Opfer dieser Seuche erinnern. Der Erfinder der Polioschutzimpfung, Edward Salk, hat an diesem Tag Geburtstag. Ihm ist es zu verdanken, dass die Krankheit ihren größten Schrecken verloren hat. Viel Geld und Kraft wurden investiert, die Poliomyelitis auszurotten. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es noch heute weltweit hunderttausende Betroffene gibt, die an den schlimmen Folgen der Infektion leiden. Sie sind eine lebende Mahnung, nicht nachzulassen im Kampf gegen die Seuche, denn trotz der globalen Anstrengungen kommt es sporadisch immer wieder zum erneuten Aufflackern. Kriege, Krisen, Ignoranz und Unwissenheit sowie die zunehmende Impfmüdigkeit in den Industrieländern stellen die endgültige weltweite Ausrottung in Frage. Wie wichtig es ist, wachsam zu sein, zeigt das vorjährige Geschehen in der Ukraine. Obwohl das Land seit 1996 als poliofrei galt, erkrankten plötzlich zwei Kinder an Kinderlähmung. Weil von den Infizierten nur ein geringer Prozentsatz klinisch erkrankt, aber alle Infizierten ansteckend sind, ist die Gefahr eines Seuchenausbruchs groß. Pakistan und Afghanistan sind nach Angaben der WHO die Länder, in denen die Übertragung der Polio nie gestoppt wurde. Da die Taliban behaupten, die Impfaktionen der WHO seien eine Verschwörung zur Sterilisation von Muslimen, arbeiten die Impfteams unter Lebensgefahr. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und mit bewaffnetem Schutz wurden im September dieses Jahres in einer gewaltigen Aktion innerhalb von drei Tagen 37 Millionen Kinder geimpft. Auch in Deutschland gibt es noch sehr viele Betroffene, die an den Spätfolgen der Krankheit, dem Postpoliosyndrom (PPS) leiden. Der Bundesverband Polio e. V. vertritt ihre Interessen und hilft beratend. Der Verband besteht jetzt 25 Jahre und feiert dieses Jubiläum am Weltpoliotag mit einer Fachtagung in der Miriquidiklinik in Thermalbad-Wiesenbad. Diese Kureinrichtung war Mitte der fünfziger Jahre von der DDR für die vielen Opfer der Kinderlähmung eingerichtet worden. Regelmäßig alle ein bis zwei Jahre wurden die betroffenen Kinder und Jugendlichen dort über 4 bis 6 Wochen behandelt. Anfang der neunziger Jahre erfolgte eine Modernisierung. Seit 10 Jahren ist die Klinik auch Sitz der Geschäftsleitung des Bundesverbandes Polio e. V. Dadurch sind Beratung, Aufklärung und Kontakt vor Ort möglich, und das medizinische Behandlungskonzept der Klinik wird so wirkungsvoll ergänzt.

Wiesenbad er Impres sionen Herausg

egeben des Bun anläßlich des desverb 25 andes P -jährigen Jub oliomye ilä litis e. V ums .

Die zu diesem Jubiläum erschienene Broschüre zeigt künstlerische Arbeiten, die von Poliobetroffenen im Laufe der Jahre während der Kuraufenthalte im Thermalbad geschaffen wurden. Sie vereint ein breites Spektrum bildnerischen Schaffens, angefangen von Linolschnitten über Tusche- und Kohlezeichnungen, Aquarelle, Ölmalerei und Computergrafiken. Kleine Texte zu Stimmungsbildern aus dem Kurleben beleben den Inhalt. Sowohl Bilder als auch Texte zeigen die trotz aller Einschränkungen, Schmerzen und Problemen durchweg positive Grundeinstellung der Betroffenen. Ursula Schäfer

Eine Auswahl von künstlerischen Arbeiten der Wiesenbader Impressionen wird in dieser CHANCE in lockerer Folge vorgestellt.

Kontakt: Selbsthilfegruppe Polio Jena Tel.: 03641 607108

Unsere Verabredung mit dem Leben

findet im gegenwärtigen Augenblick statt. Und der Treffpunkt ist genau da, wo wir uns gerade befinden. Buddha

7


CHANCE JENA

VERBINDEND

Wir unterstützen Sie bei interkulturellen Themen ...

Interkulturelle Öffnung - was soll das sein?!

Beispiel 1… Es ist es wieder soweit. Jedes Jahr im Herbst erscheint der Interkulturelle Kalender. Darauf sind die wichtigsten Fest- und Feiertage in unterschiedlichen Ländern und Religionen eingezeichnet. Aus dem Kalender lassen sich beispielsweise Ramadanbeginn und -ende, die Zeit des orthodoxen Weihnachtsfestes oder das Datum des amerikanischen Thanksgiving entnehmen. Das hört sich nach einer schönen Spielerei an. Gleichzeitig ist er ein gutes Medium, um Informationen über weltweite Feier- und Festtage zu bekommen. Und vielleicht lässt sich so auch mal das eine oder andere Fest in den eigenen Reihen ausprobieren?

Kontakt: AWO Kreisverband Jena-Weimar e. V. AMIF Projekt „Chance! - Chancengerechtigkeit durch Bildung, Teilhabe und Engagement" „Jena l(i)ebt Vielfalt“ IQ Projekt „Servicestelle Pflege“ „Stark im Beruf – Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein“ Kastanienstraße 11 07747 Jena Tel.: 03641 8741110 Fax: 03641 8741109 www.fs-ikoe.de www.iq-thueringen.de

Beispiel 2… „Bir lisan bir insan, iki lisan iki insan!“ Haben Sie es verstanden? Das war Türkisch und würde sich übersetzen lassen mit „Eine Sprache ein Mensch, zwei Sprachen zwei Menschen“. Wussten Sie, dass rund jeder siebte Erwerbstätige in Deutschland Probleme damit hat, unsere Alltagssprache zu verstehen? Das sind z. B. Menschen mit funktionalem Analphabetismus oder Menschen mit wenigen Deutschkenntnissen. Was hierbei helfen kann, sind die Übersetzungen wichtiger Informationen oder der Rückgriff auf einen einfachen Sprachgebrauch… Beispiel 3… Ein Team besteht meist aus unterschiedlichen Charakteren – häufig sehr unterschiedlichen Charakteren. Und wo Charaktere aufeinandertreffen, kann es zu Konflikten kommen. Ob in der Freizeit oder im Beruf, egal. Und wenn die Menschen unterschiedliche Erwartungen haben, unterschiedliche Hintergründe und unterschiedliche Weisen der Kommunikation, können Konflikte erst recht auftreten. Manchmal ist es jedoch gar nicht so einfach, diese Konflikte aufzugreifen und konstruktiv zu lösen… Sicher hatten Sie mit einem der Beispiele schon mal Berührungspunkte? Die Fachstelle Interkulturelle Öffnung unterstützt Sie gern bei Fragen zu interkulturellen Themen, bei der Teamentwicklung oder durch Seminare zur interkulturellen Kommunikation. Judith Wiedemann

8

Wiesenbader Impressionen

Schäfer, Ursula


CHANCE JENA

BEISTEHEND

STÄRKEND

Begleiten ... Zuhören ... Trösten ...

Wenn uns ein unvorhergesehenes Ereignis trifft ...

KLINIKSEELSORGE

NOTFALLSEELSORGE

Z

u den Einsatzindikationen der Notfallseelsorge Jena / Saale-Holzland-Kreis gehören die Betreuung, Begleitung und Unterstützung bei/von: • erfolgloser Reanimation und unerwartetem, natürlichem Versterben im häuslichen Bereich • der Überbringung einer Todesnachricht (in enger Zusammenarbeit mit der Polizei) • Suizid / Suizidversuch • Unfalltod von Kindern • Plötzlichem Kindstod • Verkehrsunfällen, tödlichen Arbeitsunfällen • Räumung / Evakuierung / Wohnungsbränden • Großschadenslagen sowie von Lokführern, Straßenbahn- und Busfahrern nach Unfällen mit Personenschaden • Ersthelfern und Augenzeugen • Opfern von öffentlicher und häuslicher Gewalt / Opfern von Straftaten • Schülern in Krisensituationen an Schulen Darüber hinaus gehört zu den Angeboten der Notfallseelsorge die Einsatznachsorge für Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Rettungsdienstes, der Polizei oder des Technischen Hilfswerkes sowie unzählige Helfer aus ehrenamtlichen Hilfsorganisationen. Die Einsatznachsorgeteams sind in der Regel über die jeweiligen Rettungsleitstellen alarmierbar. Aktiv arbeiten in der Notfallseelsorge Jena/SHK derzeit 14 Teammitglieder. Wir alle sind ehrenamtlich und unentgeltlich im Einsatz. Spenden unterstützen unsere Arbeit.

L

iebe Patientin, lieber Patient, wer ist schon gern im Krankenhaus? Und doch bedeutet hier zu sein, eine gute Behandlung zu erwarten. Kranksein bringt oft Fragen mit sich, die Ihr Leben, liebe Patientin, lieber Patient, im Ganzen betreffen: • Sie nehmen persönliche Probleme deutlicher wahr • Einsamkeit, Ungewissheit und Angst können belasten • Entscheidungen müssen getroffen werden • Beziehungen zu Mitmenschen müssen geklärt werden • Manchmal brechen Glaubensfragen auf. •… Wünschen Sie sich in dieser Zeit ein persönliches Gespräch im Vertrauen? Wir KlinikseelsorgerInnen besuchen Sie gern. Wir kommen auf Wunsch zu Ihnen oder zu Ihren Angehörigen (unabhängig von Ihrer Religionszugehörigkeit).

Kontakt: Evangelische Klinikseelsorge Pfarrerin Dorothee Müller Tel.: 0151 17101494; E-Mail: Dorothee.Mueller@med.uni-jena.de Pfarrerin Babet Lehmann Tel.: 0151 17101493; E-Mail: Babet.Lehmann@med.uni-jena.de Pfarrer Heinz Bächer Tel.: 0151 17101492; E-Mail: Heinz.Baecher@med.uni-jena.de Katholische Klinikseelsorge Pfarrer Michael Ipolt Tel.: 0151 17105460; E-Mail: Michael.Ipolt@med.uni-jena.de

Wenn Sie Interesse an unserer Arbeit haben oder uns unterstützen möchten, freuen wir uns über Ihre Kontaktanfrage.

Kontakt:

Du kannst an Geschwindigkeit nicht wettmachen, was dir an Richtung fehlt.

E-Mail: nfs-jena@web.de

anonym

9


CHANCE JENA

GEMEINSAM

getüftelt, geschrieben, gemalt und illustriert ...

Projekt „LEBENSWEGE - PATHS OF LIFE Wenn Lebenswege zusammenführen

W as kann eine Einrichtung tun, um gleichzeitig Generatio-

nen zu verbinden, verschiedene Kulturen an einem Tisch zusammenkommen zu lassen, Menschen die Möglichkeit zu geben, kreativ zu werden und aus ihrem Leben zu erzählen? Menschen dazu einladen, ein gemeinsames Buch zu schreiben!

Mit dem Projekt „LEBENSWEGE: PATHS OF LIFE“ waren das die zentralen Ziele des AWO Mehrgenerationenhauses, der AWO Kita Kinderzeit, und des Teams der Buchkinder Jena. Am 16. März 2016 ging es dann nach vielen Vorbereitungen los und die „Gute Stube“ des Mehrgenerationenhauses füllte sich nun jeden Mittwochnachmittag mit einer Gruppe von über 20 motivierten TeilnehmerInnen. Zuvor wurde das Projekt, am 3. Februar 2016, mit einem Druck-Workshop innerhalb der „Teestunde“ für Geflüchtete im Stadtteilbüro Lobeda vorgestellt. Zudem wurde auch die Gemeinschaftsunterkunft „Emil- Wölk-Straße“ aufgesucht, um dort Teilnehmer für das Buchprojekt zu gewinnen. Groß und Klein, Alt und Jung, Deutsche, Syrer, Perser, Nigerianer und noch weitere Nationen trafen sich nun ab März wöchentlich über sechs Monate. Vorschulkinder, Eltern sowie ältere Menschen und Menschen mit Fluchtgeschichte verschiedener Generationen fanden nun zusammen und brachten meist sehr persönliche Geschichten, Geschichten von Krieg und Flucht aber auch ihre Träume und Fantasiegeschichten mit in die „Gute Stube“ des Mehrgenerationenhauses. Fleißig wurde zusammen an den eigenen Geschichten für das Buch getüftelt und geschrieben, gemalt und illustriert bis der Kopf rauchte und die Stifte leer waren. In ihrem Arbeitsprozess wurden die insgesamt 25 Teilnehmer durch das Team der Buchkinder Jena unterstützt. Franziska Pochert und Andreas Dürer standen den Teilnehmer zur Seite und halfen bei inhaltlichen und kreativen Entscheidungen und unterstützten die Kinder beim Schreiben der Geschichten sowie einige der Teilnehmer bei sprachlichen Barrieren. Ebenso gab es während der sechsmonatigen Projektphase vielseitige Workshops, in denen die Teilnehmer das Buchhandwerk, von der Herstellung von Papier bis hin zum Linoldruck, kennenlernen konnten.

10

Graphik: Refat Khdair

Mit viel Freude war zu beobachten, wie sich die Teilnehmer von Treffen zu Treffen immer mehr mit dem Projekt, ihren und den Geschichten der Anderen identifizierten, wie sie sich gegenseitig halfen und wie man miteinander etwas Gemeinsames sehr Persönliches schaffte. Natürlich begeisterte dabei nicht nur das Geschriebene, sondern vor allem das Gemalte. Die Kinder warendie Meister der Kreativität und steckten die etwas weniger Kreativen das eine oder andere Mal damit an. Andersrum waren es die älteren Teilnehmer, die manchmal mit dem Schreiben nicht aufhören konnten. Gesammelt wurde alles, was die Teilnehmer herstellten, und die Buchkinder Jena setzten die Geschichten dann in mühevoller und professioneller Arbeit zu einem 256 Seiten starken Gemeinschaftsbuch um. Zeichnung: Esther Eseola


CHANCE JENA

Zeichnung: Lea Winkens

Graphik: Lebensstationen Reiner Hofmann

Am 26. August 2016 wurde das Buch „LEBENSWEGE: PATHS OF LIFE“ im Rahmen der Jenaer „Woche der Generationen“ den Teilnehmern und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Lesung war ein echtes Highlight im gesamten Projekt, denn alle Teilnehmer waren gespannt auf das Gesamtergebnis. Bei sommerlichen Temperaturen lauschten die vielen Besucher mit großem Interesse den vorgetragenen Geschichten. Auch wenn der Kurs nun beendet und die Buchlieferung bald erfolgt ist, ist das Projekt „LEBENSWEGE: PATHS OF LIFE“ damit noch nicht vorbei und wird auch nicht in Vergessenheit geraten. Nein, mit dieser Idee und diesen Erfahrungen muss etwas passieren. Fortgesetzt wird das Projekt mit einer Lesereise durch öffentliche Einrichtungen in Jena und Umgebung, zudem sind weitere Folgeprojekte in der Entwicklung. Die Idee, Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters zusammenzubringen, für eine Sache zu begeistern und damit zwischen diesen Menschen Brücken zu bauen, wird unser gemeinsames Ziel auch für andere Orte und Einrichtungen bleiben. Mandy Oberländer (Mehrgenerationenhaus)

Kontakt: Weitere Informationen zum Buchprojekt und Buch „LEBENSWEGE: PATHS OF LIFE“, oder zur Buchbestellung bekommen Sie über: Frau Oberländer (AWO Mehrgenerationenhaus) Tel.: 03641 8724500; E-Mail: lebenszeit@awo-jena-weimar.de

oder über Andreas Dürer (Buchkinder Jena) Tel.: 0179 9701280 E-Mail: buchkinder.jena@googlemail.com

S chritt für Schritt

Ich will nicht dauerhaft so dahinleben, von einem Tag zu dem anderen und mich dann darüber beklagen, dass mir das Dasein langweilig wird. Ich werde mir heute wieder ein Ziel setzen, das ich mit all meiner Kraft angehen und in die Tat umsetzen will. Dann beginnen die Energien neu zu fließen, und am Abend werde ich stolz sein können auf den Schritt, den ich vorangekommen bin. Christa Spilling-Nöker Aus: „Wege zur Mitte“; Verlag Herder, Freiburg, 2016 In: Natur & Heilen 5/2016, S. 11

11


CHANCE JENA

LERNEND

Schnell und unkompliziert kulturelle Brücken schlagen ...

Deutschbegleitung (-förderung) als Hilfe zur Selbsthilfe - Unterstützung für Ehrenamtliche, die Geflüchteten das Ankommen in Deutschland erleichtern

M

it dem Ankommen vieler in Deutschland schutzsuchender Geflüchteter hat sich seit dem letzten Jahr eine enorme Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung gezeigt. Menschen unterschiedlichen Alters, mit ganz verschiedenen Hintergründen und Biografien engagieren sich ehrenamtlich in der Arbeit mit Geflüchteten. Der Wert dieses Engagements darf nicht unterschätzt werden und es verdient höchste Achtung. Gemeinsam bürokratische Hürden nehmen, erste Schritte im Alltag gehen und kulturelle Brücken schlagen: das alles geht jedoch kaum ohne den Blick auf die deutsche Sprache. Und so stellen sich viele Ehrenamtliche zwangsläufig die Frage, wie sie Geflüchteten beim Deutschlernen helfen können. Wer in der Vermittlung von Deutschkenntnissen schon Erfahrungen gesammelt hat, der weiß, dass es einige Herausforderungen zu meistern gilt: So hat man es etwa mit Lerngruppen zu tun, in denen die Deutschvorkenntnisse unterschiedlich sind oder in denen die TeilnehmerInnen wechseln. Sehr oft haben die Hobby-LehrerInnen hohe Ansprüche, vor allem an sich selbst. Die Arbeit mit grammatikorientierten Übungen und komplexen Lehrwerken, aber auch geringe Motivation bei so manchem Teilnehmer führen schnell zu Überforderung und Frust, und der Enthusiasmus der ersten Zeit ebbt merklich ab. Hinzu kommen vielleicht interkulturelle Missverständnisse und die sich aufdrängende Frage, was ein/e Ehrenamtliche/r leisten kann und was einfach zu viel ist. Die SprachbegleiterInnen an diesem Punkt aufzufangen oder diese Erfahrungen am besten gleich von vornherein durch gezielte Förderangebote abzuwenden, das hat sich das Sprachnetz Thüringen auf die Fahnen geschrieben. Getragen von der Kindersprachbrücke Jena e. V., die seit Jahren Erfahrung in der ehrenamtlichen Sprachförderung mit jungen Menschen mit Migrationshintergrund hat, steht das Sprachnetz seit Anfang 2016 Ehrenamtlichen in ganz Thüringen mit Unterstützungsangeboten zur Seite. Neben individueller Beratung und zweitägigen Weiterbildungen zu Deutsch-als-ZweitspracheGrundlagen und methodischen Kniffen erhalten Ehrenamtliche kommentierte Materialien und haben die Chance, mit anderen ehrenamtlichen DeutschbegleiterInnen in den Austausch zu kommen. Von den Ehrenamtsschulungen profitieren letztlich nicht nur die Teilnehmenden selbst, sondern auch diejenigen, die die Unterstützung dringlich brauchen, um sich in Deutschland zurecht zu finden – die Geflüchteten. Integrationskurse leisten viel, aber besonders die Alltagskommunikation lässt sich

12

im Ehrenamt besonders nachhaltig fördern. Denn wer alltägliche Probleme, individuelle Bedürfnisse und Sprachbarrieren möglichst schnell und unkompliziert angehen kann, der erfährt nicht nur Bestätigung, sondern auch Autonomie. Ehrenamtliche können anderen dann am besten helfen, wenn sie ihre eigenen Möglichkeiten, Grenzen und Ressourcen einschätzen können und wissen, wen sie bei Problemen um fachlichen Rat fragen können. Insofern lässt sich die Arbeit des Sprachnetzes als Hilfe zur Selbsthilfe verstehen, und zwar sowohl für die geflüchteten DeutschlernerInnen, als auch für die ehrenamtlichen Sprachförderkräfte.

Kontakt: Wenn Sie mehr erfahren möchten oder mit uns in Kontakt treten wollen, haben Sie folgende Möglichkeiten: Facebook: Sprachnetz Thüringen Telefon: 03641 420269 E-Mail: sprachnetz@kindersprachbruecke.de Ansprechpartnerinnen: Frauke Peisker und Franziska Förster

Der Linden-Blüten-Blätterbaum von Edelgard Rossbach

Der Linden-Blüten-Blätterbaum steht beim Hotel als „Parkplatz-Saum“. Wenn süßer Duft herüberweht, der Baum in voller Blüte steht. Dann sammle ich mir Blüten ein. Koch’ ich mir mal ’nen Tee daraus, kommt auch noch Honig mit hinein. Da nimmt das Fieber schnell Reißaus!


CHANCE JENA

NEUGIERIG Es grünt so grün ...

AWO-Treff Immergrün

D urch die vermehrte Technik in unserem Leben haben wir

zunehmend den Kontakt zu den Mitmenschen, Nachbarn und Freunden vernachlässigt. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit findet in der heutigen stressigen Alltagswelt kaum mehr Aufmerksamkeit. Wir trauen uns nicht, den Hörer in die Hand zu nehmen oder schieben die Teilnahme an interessanten Aktivitäten vor uns her. Dabei ist uns bewusst, dass wir neugierig sind. Doch anstatt einen ersten Schritt zu wagen, nehmen wir dies unentwegt hin. Denn dieser erste Schritt ist oftmals der schwierigste.

Aussenansicht „Treff Immergrün“

Wagen Sie den ersten Schritt ins Miteinander. Unser „Treff Immergrün“ bietet abwechslungsreiche Freizeitangebote für alle Altersklassen. Verschiedene Angebote wie Sturzprophylaxe, Rommeé, Fachvorträge und Handarbeits-Kaffee laden Sie in Nachbarschaftsnähe ein. Damit die Freizeitaktivitäten/Kurse nicht vorgefertigt daherkommen, kann hier jeder sein Hobby mit anderen teilen. Wer also gern Yoga macht, gern mit Kindern Plätzchen backen möchte oder gern auf Leinwand malt, kann dies hier in einer Kleingruppe ungezwungen tun. Ohne dabei perfekt sein zu müssen! Das Miteinander und Füreinander lässt unseren Treff lebendig werden. Zurzeit bieten wir monatlich variierende Veranstaltungen. Unsere aktuellen Angebote finden Sie auf unserer Internetseite www.awojena-weimar.de und auch auf unserer Facebook-Seite „Treff Immergrün“. Der Treff ermöglicht es, Freizeitangebote nicht nur zu nutzen, sondern auch selbst zu gestalten. So finden sich zunehmend mehr Engagierte, die Veranstaltungen anbieten: • Gitarrenunterricht bieten wir ab Oktober 2016 unter fachlicher Leitung an. • „Hausaufgaben-Treff“ findet ab Januar 2017 jeden Donnerstag ab 15:00 Uhr statt. Hier haben Schüler die Möglichkeit, zu lernen, sich auszutauschen und unter fachlicher Leitung Nachhilfe anzunehmen. • „Krabbelgruppen-Treff“ - Junge Eltern können ab Februar 2017, immer dienstags, ab 9:30 Uhr zusammen frühstücken und sich austauschen. Schauen Sie doch einfach mal rein!

Eingangsbereich „Treff Immergrün“

Kontakt: AWO KV Jena-Weimar e. V. Ansprechpartnerin Josefin Vopel „Treff Immergrün“ Camburger Straße 73 Tel.: 0151 27629033

Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen.

Igor Strawinsky

13


CHANCE JENA Die Gemeinschaft ist Unterstützung und Herausforderung zugleich ...

ZUSAMMEN LEBEN

Aktion Wandlungswelten Wohnverbund gGmbH

W

ohnverbund – 25 Jahre Erfahrung - 25 Jahre Wohn- und Betreuungsangebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen Als Erwachsener in einer WG leben? Was für viele Menschen undenkbar erscheint, ist für die 25 Bewohnerinnen und Bewohner des stationären Teils des Wohnverbundes selbstgewählter Alltag. Wenn Ängste in der Nacht es nicht zulassen, allein zu leben. Wenn der Weg zum Supermarkt zu einer unüberwindlichen Herausforderung wird. Wenn die vielen Gedanken im Kopf die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, nahezu unmöglich machen - dann unterstützen die Mitarbeiter des Wohnund Übergangswohnheimes, die gewählte Tagesstruktur zu schaffen, sich zu versorgen und die notwendigen Handgriffe im Haushalt zu verrichten. Die Gemeinschaft der 4-6 Mitbewohner ist für viele BewohnerInnen Unterstützung und Herausforderung zugleich. Es ist ganz unkompliziert möglich, in Kontakt zu kommen, neue Bekanntschaften und Freundschaften aufzubauen oder sich zum Essen oder Spazieren gehen zu verabreden. Zugleich muss der Alltag gemeinsam organisiert werden. Wie in jeder WG ist es notwendig, sich mit allen Gewohnheiten aufeinander einzustellen. Die BewohnerInnen müssen klären, wer abwäscht oder den Müll entsorgt. Konflikte bleiben dabei nicht aus. Die Kollegen im Präsenzdienst sind im Alltag dabei und können zeitnah mit Hilfe von Gesprächen Entlastung geben oder in persönlich schwierigen Situationen gemeinsam Wege suchen, mit Spannungen und Ängsten umzugehen. Das Betreuungskonzept hat sich in den 25 Jahren der Arbeit immer wieder verändert. Von Anfang an wurde eine hohe Betreuungsflexibilität und Angebotsbreite je nach Bedarf gefordert. Es sollte für die Betroffenen möglich sein, trotz der Einschränkungen durch die Erkrankung, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. „Ich hätte nie gedacht, dass die Selbstversorgung bei meinem Neffen klappt!“ äußerte spontan Frau Pasch, Angehörige eines Bewohners der Kerneinheit, zum letzten Hilfeplangespräch. Die Sorge war groß, als ihr Neffe von einer Einrichtung mit Vollversorgung Anfang des Jahres in die Kerneinheit des Wohnverbundes wechselte. Doch dieser fand sich nach wenigen Einkaufstrainings sehr schnell mit der neuen Verantwortung zurecht und nutzt das Kochtraining 2x in der Woche und die Verabredungen zum gemeinsamen Kochen im Haus, um sich selbst leckere Mahlzeiten zuzubereiten.

14

Wohneinrichtung und Servicezentrum in der Fritz-KriegerStraße 3 Der kleine Kräuter- und Naschgarten wird gemeinsam mit den Bewohnern gepflegt

Die Auflösung der Versorgungsgemeinschaft zugunsten von Selbstversorgung mit individueller Unterstützung ist einer der jüngsten Meilensteine des Wohnverbundes zu konsequent personenzentrierten Hilfen seit der Einführung des Jenaer Modells. Dezentrale und im Stadtgebiet verteilte Wohneinheiten, individuelle Hilfeleistung und konsequente Vorbereitung auf das Leben in eigenem Wohnraum kennzeichnen das fachliche Konzept des Wohnverbundes. Durchschnittlich 2-3 Jahre nutzen die BewohnerInnen das Übergangswohnheim, um ausreichend psychische Stabilität zu entwickeln, Struktur im Alltag zu finden, persönliche Netzwerke aufzubauen, die Unterstützung durch die Angehörigen auszuloten, Aufgaben und die richtige Balance zwischen Belastung und Erholung zu finden. Wenn für Sebastian Lück* morgens der Wecker klingelt, erscheint das Aufstehen oft undenkbar und schwer. Mehrere Ausbildungsversuche sind genau daran gescheitert, ebenso eine eigene Wohnung, so dass mit seinen fast 30 Jahren ein eigenständiges Leben noch nicht möglich erscheint. Die Mitarbeiter im Präsenzdienst geben täglich und gezielt Unterstützung, trotz der morgendlichen Antriebsschwäche in den Tag zu starten, zur Tagesstätte zu gehen oder Termine wahrzunehmen. Dabei werden alle Schritte mit Sebastian


CHANCE JENA

Individuell eingerichtete Wohnbereiche

Begrüßung zum Sommerfest

Lück abgestimmt. Die Zukunftsplanung ist dabei ebenso wichtig, wie das Bewältigen von Krisen/Konflikten.

1990 wurde der Verein „Aktion Psychisch Kranke Jena e. V.“, heute Aktion Wandlungswelten Jena e. V., gegründet. Ein Jahr später öffneten sich die Türen des Wohn- und Übergangswohnheimes für Erwachsene mit psychischen Erkrankungen. Das Angebot wurde seitdem Jahr für Jahr weiterentwickelt und erweitert, so dass der Wohnverbund nach den 25 Jahren seines Bestehens eine von 14 spezialisierten Einrichtungen der Aktion Wandlungswelten darstellt. Je nach persönlicher Situation, Vorlieben und Hilfebedarf gibt es Angebote in unterschiedlicher Abstufung und Betreuungsintensität.

Bei Sabine Krüger* werden die Ängste in der Nacht durch Schlaflosigkeit und Grübelgedanken besonders groß. Hilfreich ist die Sicherheit, dass der Nachtdienst im Haus jederzeit ansprechbar ist. Durch die kontinuierliche Arbeit mit dem Krisenplan ist es für Sabine Krüger mittlerweile möglich, ohne Klinikaufenthalte psychische Krisen zu überwinden. Die Bezugsbetreuung übernimmt einen wichtigen Part, da sie Frau Krüger mittlerweile gut kennt. In dieser Phase müssen Pläne für das Leben und den Beruf oft neu überdacht und von alten Lebensumständen Abschied genommen werden. Gemeinsam mit den Mitarbeitern werden neue Wege und neue Aufgaben gesucht und diese Vorhaben gezielt unterstützt. Ein weiterer wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Zusammenarbeit mit den Angehörigen und/oder den bisherigen vertrauten Personen. Diese bilden letztlich einen großen Teil des Netzwerkes, welches nach dem Aufenthalt im Wohnverbund weiter tragen soll.

Die Besonderheiten des Wohnverbundes zeigen sich in den unkomplizierten Übergängen zwischen ambulanten und stationären Angeboten, der kontinuierlichen Bezugsbetreuung unabhängig von der Wohnform sowie seinen zusätzlichen Angeboten wie Sozialtherapie, Skillstraining, Angehörigenberatung oder Kunsttherapie. Die Kooperationen im Gemeindepsychiatrischen Verbund ermöglichen den KlientInnen kurze Wege zu Tagestruktur und Krisenbegleitung. Ulrich Hänsel (Kunsttherapeut) mit einer Teilnehmerin der Kunsttherapie

Die Unterstützung durch den Wohnverbundes ist prinzipiell auch in der eigenen Wohnung möglich, was von ca. 30 unserer (ambulanten) Klienten genutzt wird. Manchmal aber reichen die 1-3maligen Kontakte in der Woche nicht aus, um langfristig stabil zu werden und trotz und mit der psychischen Erkrankung ein zufriedenes Leben zu führen. Insbesondere wenn die sozialen Kontakte fehlen, wird ein zeitweiliges gemeinsames Wohnen immer wieder als hilfreich und stabilisierend erlebt. Nach 1989 gab es nur wenige spezielle Wohn- bzw. Unterstützungsangebote für die Gruppe der Menschen mit psychischen Erkrankungen. Inspiriert von den Forderungen der Psychiatrie-Enquete aus den 1970ern in der BRD und den in Folge neu entstandenen gemeindepsychiatrischen Versorgungsstrukturen in den alten Bundesländern, nahmen engagierte Klinikärzte und Pädagogen der Jenaer Psychiatrie die Versorgungslücken vor Ort zum Anlass, nun auch in Jena ein solches System auf den Weg zu bringen.

15


CHANCE JENA Sebastian Lück schafft es mittlerweile fast jeden Tag, die Tagesstätte zu besuchen. Gelingt ihm das jeden Tag, dann rückt auch sein großes Ziel, noch einmal eine Ausbildung zu beginnen, in greifbare Nähe. Sabine Krüger wird die Unterstützung des Wohnheimes noch eine Weile in Anspruch nehmen. Der nächste Schritt wird die Übernahme einer gemeinnützigen Arbeit sein. *Namen geändert

Die Entwicklung ist damit sicher noch nicht zu Ende. Wir – das Team des Wohnverbundes – bedanken uns bei unseren KlientInnen für ihr Vertrauen und bei unseren zahlreichen Wegbegleitern in den letzten 25 Jahren für ihr Engagement!

Kontakt: Aktion Wandlungswelten Wohnverbund gGmbH -Wohnverbund – Leiterin: Heike Hoffmann Fritz-Krieger-Straße 3, 07743 Jena Tel.: 03641 449785; Mobil: 0176 20579022 E-Mail: wohnverbund@aww-jena.de Weitere Informationen erhalten Sie gern bei einem persönlichen Gespräch oder im Internet unter: www.wandlungswelten.de

Wir beschäftigen uns unter anderem mit folgenden Themen: • Ernährung • Insulinbehandlung • Tablettenbehandlung • Spritz- und Blutzuckermesstechnik • Verhinderung von Folgeerkrankungen (Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenschäden, Polyneuropathie, diabetischer Fuß u. a.) • Diabetes und Sport • Diabetes und Urlaub / Reisen • Diabetes und Feiertage mit Festtagsessen • Diabetes und Fahrerlaubnis • Diabetes und Schwerbehinderung • Diabetes und Arbeitsrecht • Diabetes und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben • Teilnahme an Diabetestagen Unser Landesverband, der DDH-M, fördert maßgeblich unsere Aktivitäten zur Selbsthilfe materiell und ideell. Dadurch können wir uns monatlich treffen und unsere Unternehmungen und gemeinsamen Ideen auch finanzieren. Diabetes ohne schwere Folgeerkrankungen! Das Verhindern und Verzögern von Folgeerkrankungen ist durch Selbstmanagement und Selbsthilfe möglich. Selbsthilfe ist ein Teil der Behandlung, denn die Menschen mit Diabetes sind in 99% ihrer Zeit allein, da ist die Selbsthilfegruppe eine große Stütze in der eigenen Lebensgestaltung. Für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben ohne zu leiden ist ein bewusstes Leben mit dem Diabetes wichtig, weil ein unbewusstes Leben mit dem Diabetes schnell zum Leiden für sich und andere wird.

BEWUSST

Mit Diabetes aktiv leben lernen ...

Diabetiker - SHG „Diabetes JenA“

U nsere Selbsthilfegruppe hat sich 1992 gegründet und ist seit 2015 Mitglied im Selbsthilfeverband Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes – Landesverband Mitteldeutschland e. V. (DDH-M-LVMD), zuständig für die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Regelmäßig monatlich treffen wir uns und hören uns Vorträge zu medizinischen und alltäglichen Themen an, die besonders uns Betroffenen wichtig sind. Wir führen Freizeitund Sportaktivitäten durch und stärken uns fürs Leben mit unserer chronischen Erkrankung durch viele andere gemeinsame Aktionen.

16

Wir helfen uns und wir helfen Anderen. Kommen Sie zu uns in die Gemeinschaft Gleichgesinnter und Betroffener! Wir treffen uns jeden zweiten Dienstag im Monat um 15:45 Uhr in der Goethe Galerie Jena (vor der Centrum-Apotheke), Goethestraße 3, 07743 Jena. Sie sind herzlich willkommen! Jens Ludewig, Leiter der Selbsthilfegruppe Jochem Stachula, stellv. Leiter der SHG Karl-Heinz Engel, Schatzmeister der SHG

Kontakt: Diabetiker-SHG „Diabetes JenA“ Tel.: 03641 7935443 (AB) Fax: 03212 1044136 E-Mail: SHGDiabetesJena@telecolumbus.net


HILFREICH

Ein relativ normales Leben ist möglich ...

Selbsthilfeorganisation Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V.

D

ie Selbsthilfeorganisation Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. weiß, dass der Weg zur richtigen Diagnose bei Bauchspeicheldrüsenerkrankungen oft lang ist. Bauchspeicheldrüsenkranke und Mitglieder der Selbsthilfeorganisation Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. berichten immer wieder, dass es bis zur richtigen Diagnose ihrer Bauchspeicheldrüsenerkrankung oft ein mühevoller Leidensweg war. Das muss aber heute dank einer modernen medizinischer Diagnostik und gut ausgebildeter Fachspezialisten nicht mehr sein. Längere wiederkehrende unspezifische Beschwerden im Oberbauch sollten grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden. Wenn damit Verdauungsstörungen und Schmerzen verbunden sind, die auch zum Rücken ausstrahlen können oder noch Gelbfärbungen von Auge und Haut oder auch plötzlich auftretender Diabetes hinzukommen, muss auch an eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse gedacht werden. Sollte die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) erkrankt sein, muss unbedingt abgeklärt werden, ob eine gutartige oder bösartige Erkrankung vorliegt.

CHANCE JENA die akute Pankreatitis sehr schmerzhaft und lebensbedrohlich sein, muss aber nicht zu Langzeitschäden führen. Die Auslöser von Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sind vielfältig. Hierbei können z. B. Gallensteine, Alkoholmissbrauch, Medikamente, Trauma, Infektionen oder erbliche Veranlagung eine Rolle spielen. Auch Bauchspeicheldrüsen-Patienten profitieren heute vom medizinischen Fortschritt. Selbst wenn das Organ teilweise oder vollständig entfernt werden musste, kann mit eingeschränkter und disziplinierter Lebensweise ein relativ normales Leben geführt werden. Da die Bauchspeicheldrüse wichtige Verdauungsenzyme und Hormone bildet, spielt sie eine zentrale Rolle in unserem Stoffwechsel. Für Bauchspeicheldrüsenkranke, die mit eingeschränkter oder fehlender Drüsenfunktion leben müssen, ist daher der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe, wie der Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. (AdP), bei der Krankheitsbewältigung sehr hilfreich.

Kontakt: Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. (AdP) RG Gera/Erfurt Bernd Rühling Tel.: 0365 7100905 E-Mail: adp.thueringen@gmx.de

Bauchspeicheldrüsenerkrankungen können sehr starke aber auch minimale Schmerzen verursachen. Gutartige Entzündungen der Drüse sind oft schmerzhafter als bösartige Tumore. Eine chronische Pankreatitis schreitet schleichend voran und verursacht dabei bleibende Schäden. Dagegen kann

Wiesenbader Impressionen

Neidhardt, Hans-Joachim

17


CHANCE JENA

NATURVERBUNDEN Solange man lebt ...

WaldWeise das Leben im Alter gestalten!

D

as ist möglich, z. B. mit der „Offenen Waldzeit für den verletzlichen Menschen“ - von der Waldvisite (3h Dauer) zum Waldtag (bis 6h Dauer) - ein waldgeragogisches Angebot in Trägerschaft des Waldkinder Jena e. V. in und um Jena und Erfurt, das bestens geeignet ist, den Alltag eines zu betreuenden Menschen mit der wesentlichen Komponente des Naturbezugs zu bereichern.

Hier wird es möglich, im geschützten Rahmen Gast im Wald zu sein. Pflege und Wald ergänzen sich auf wunderbare Weise. Diese Kombination weckt die Lebensgeister und macht Mut, sich den Herausforderungen zu stellen, die das Leben im Alter neu bestimmen z. B. die Abhängigkeit von anderen oder die Langsamkeit oder der Abschied. Der Wald schenkt Bewegung und Stille, und mitnichten hört die Liebe zur Natur im Alter plötzlich auf, weil die Mobilität eingeschränkt ist. Die Sehnsucht zur Natur bleibt, und wenn sie gestillt wird, ist gewiss, dass sie ihren Teil zur Gesundheit des Menschen im Alter beiträgt. 2014/15 erforschten wir im Zusammenwirken mit 10 Bewohnern einer Gerontopsychiatrischen und DemenzWG in Jena ein Praxiswissen, welches in seiner Einmaligkeit überzeugt und zum Wiederholen auffordert. Ganz unterschiedlich zeigten sich Vorlieben und Gewohnheiten des Einzelnen im Hinblick zur Natur. Und doch war es bemerkenswert, in welch gesam-

melter Kraft das Wetter, die Bewegung, der Tapetenwechsel, das Grün des Waldes willkommene Abwechslung brachten und Entspannung nach vergessener Anstrengung bewirkten, wie auch Erinnerungen an das Leben in früheren Jahren weckten. Auch wenn ein Waldtag von 6 Stunden Dauer erst einmal ungewöhnlich lang anmutet, so ist dieser doch im Nu vorbei und in seiner Länge optimal, damit das Eintauchen in gewünschtem Maße gelingt. Wie folgt kann es aussehen: Ein professionelles Transportunternehmen sammelt nach der Frühstückszeit interessierte TeilnehmerInnen ein. Zielort ist ein zufahrtsoffener und schöner Ort im Wald, der in unmittelbarer Nähe zum Platznehmen einlädt. Die Wege sind ausgesucht, eben und gut begehbar. Technische Gehhilfen sind also kein Ausschlusskriterium, stabile Campingstühle und Liegen haben wir im Gepäck. Ebenso ist eine mobile Toilette vorhanden, platziert an einem ausgesuchten mit Tüchern behangenem Platz, um die für das Wohlgefühl so wichtige Intimsphäre zu gewährleisten. Eine Willkommensrunde lädt ein, die Gemeinschaft von max. 10 Waldgästen wahrzunehmen, in Kontakt zu gehen, zu erzählen, zu singen und zu lauschen. Grundlage unserer Arbeitsweise ist die Systemische Prozessgestaltung in der Natur. So arbeiten wir im Vertrauen, dass wir all jene Kompetenzen mit uns führen, die wir brauchen, um gut über den Tag zu kommen. Wir kochen unser Mittagessen gemeinsam am Feuer. Der Chefkoch bzw. die Köchin findet sich aus dem Kreis der Teilnehmenden. Das Feuer wird gehütet, der Platz bekommt ein ganz eigenes Kleid. Die Mittagsruhe, auch das Nickerchen kann am Feuer auf einer Liege geschehen. Wer den Wald erkunden möchte, wird

Dinge, die man als Kind geliebt hat,

bleiben im Besitz des Herzens bis ins hohe Alter. Khalil Gibran

18


CHANCE JENA

!

ermuntert und bekommt dafür Begleitung. Wir sind mindestens zu zweit im Team und ergänzen uns in den Professionen, d. h. dass wir von der Geragogik und Medizin wissen und ein ganzheitliches Körperverständnis üben wie auch die Welt der Pflanzen und Tiere kennen. Gibt es den Wunsch, dem Wald aus z. T. ungewohnter Perspektive zu begegnen, ist hierfür nach der Mittagszeit die Gelegenheit. Dabei kann es Impulse zu individuellen Aktivitäten geben, die zum Gestalten mit der Hand einladen, Lebensthemen oder Augenblicksmomente einfangen und/oder elementare Berührung zulassen. Mit dem Kaffeetrinken und einer Abschlussrunde findet der Tag seinen Ausklang. Dann kommen die Aufräumarbeiten, und das Transportunternehmen holt die Waldgäste des Tages nach Hause. Oft ist dann der Schlaf auch für die kommende Nacht gesichert. Angehörige sind in der Begleitung gern gesehene Gäste. Ebenso kann mit anderem Veranstaltungsprofil der Fokus direkt auf die Gruppe von Angehörigen von Zu Pflegenden oder auf intergeneratives Zusammensein von Jung und Alt gerichtet werden. Bei gewecktem Interesse melden Sie sich bitte bei uns. Und um genauere Vorstellungen zu wecken und in Kontakt mit in Pflege seienden Menschen zu kommen, engagieren Sie mich gern für eine kostenfreie, ca. 30-minütige Informationsveranstaltung vor Ort. Ich freue mich. Ines Flade, Jena, August 2016

Kontakt: Ines Flade Systemische Prozessgestaltung in der Natur, Pädagogin und Geragogin Tel.: 0162 5953307 E-Mail: info@waldweise-jena.de www.waldweise-jena.de

Rezept Walnuss-Oliven-Bratling für 4 Bratlinge

80 g Couscous nach Packungsanweisung zubereiten. 65 g Walnüsse klein hacken. 1 Zwiebel und 1 Knoblauchzehe schälen und fein würfeln. 25 g schwarze Oliven vierteln. In einer Schüssel Couscous, Nüsse, Zwiebel, Knoblauch, Oliven, 2 Eier, 50 g geriebenen Emmentaler und 2 EL Semmelbrösel mischen, salzen und pfeffern. Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen. Aus der Masse vier Bratlinge formen und bei mittlerer Hitze je Seite 6-7 min braten. Aus: Dagmar von Cramm, Inga Pfannenbecker, Michael König, Veggie For Family, Gräfe und Unzer Verlag GmbH München 2015, S. 60

B ewegung Wenn du das loslässt, was sein sollte, und ganz und gar und voller Dankbarkeit das annimmst, was ist, wirst du feststellen, dass dein Leben in Bewegung gerät.

Solano

(Aus: „Was die Seele sieht“ von LD Thompson, Amra Verlag, Hanau)

19


CHANCE JENA

!

Rezept Linsentaler mit Ajvardip und Spinat 300 g gelbe Linsen 50 g getrocknete Softtomaten 200 g Schmand 3 EL Ajvar Salz, Pfeffer, Muskat 1 Bund Schnittlauch 1 Bund Lauchzwiebeln 1 Zwiebel 1 Knoblauchzehe 5 EL Olivenöl 60 g Parmesan (Stück) 5 EL Mehl 2 Eier (Gr. M) 2 EL Butter 500 g Blattspinat Linsen in ein Sieb geben und kurz abspülen. In kochendem Wasser ca. 10 min garen. Abgießen und gut abtropfen lassen. Für den Dip Tomaten fein hacken. Mit Schmand und Ajvar verrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Für die Taler Schnittlauch waschen, trocken schütteln und in Röllchen schneiden. Lauchzwiebeln putzen, waschen und in Ringe schneiden. Zwiebel und Knoblauch schälen und fein würfeln. 1 EL Öl erhitzen, Zwiebeln und Knoblauch darin ca. 3 min glasig dünsten. Parmesan fein reiben. Käse, Linsen, Schnittlauch, ¼ Lauchzwiebeln, Zwiebel, Knoblauch, Mehl und Eier verrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Aus der Masse 12 Taler formen. Für den Spinat Butter in einem großen Topf erhitzen. Rest Lauchzwiebeln darin andünsten. Gefrorenen Spinat und ca. 4 EL Wasser zugeben. Mit Salz und Muskat würzen. Aufkochen und zugedeckt bei mittlerer Hitze 10-15 min dünsten. 4 EL Öl nach und nach in einer großen Pfanne erhitzen. Linsentaler darin portionsweise von jeder Seite ca. 3 min braten. Linsentaler mit Spinat und Dip anrichten. Aus LECKER, 3/2016, S. 75

20

Lass uns das mal anschauen… das ist ganz deutlich sichtbar… lass mal sehen… das haben wir im Blick… mit genügend Augenmaß… das sieht man doch…

BEGREIFBAR

WUNDERBARES JENA - Ich fühle das, was Du siehst!

W ie oft kommen im täglichen Sprachgebrauch die oben ge-

nannten oder ähnliche Worte über unsere Lippen, ohne dass wir ihnen tiefere Bedeutung beimessen? Bei vielen Menschen sind Sehen und etwas sichtbar Machen ganz geläufige Vorgänge, wobei wir uns lediglich eines unserer Sinne bedienen. Eines ganz wichtigen, rudimentären, ohne den wir schnell hilflos und verlassen im Dunkeln stehen würden, nähme man uns Sehenden den einfach weg, oder ginge er durch eine schleichende Krankheit oder einen plötzlichen Unfall verloren. In Thüringen leben ca. 5.000 blinde Menschen und 15.000 hochgradig Sehbehinderte, zahlreiche davon auch in unserer Stadt Jena. Nicht immer sind sie gleich erkennbar, wenn wir durch die Stadt gehen. Blindenführhunde, weiße Langstöcke und Anstecker mit drei schwarzen Punkten auf gelbem Untergrund können helfen, einen seheingeschränkten Menschen zu bemerken. Über diese äußeren Zeichen verfügt allerdings längst nicht jeder. Mit der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist das so eine Sache. Die echte Teilhabe meine ich ohne Wenn und Aber. Auf dem Papier gibt es so manche Vorschrift, Hinweise zur Umsetzung von gesetzlichen Vorgaben und Regeln für ein gemeinsames gleichberechtigtes Miteinander. Die kleinen und großen Stolpersteine und Fußschlingen zeigen sich dann oft erst im Tagtäglichen. Wie zum Beispiel im Rahmen einer Stadtführung in unserem Stadtzentrum, wenn ein Stadtbilderklärer viel Wissenswertes zu den Jenaer sieben Wundern berichtet. Auch hier hören wir im Vorbeigehen oft: „ und dort drüben sehen Sie….“. Wenn ich gut sehen kann. Wenn nicht, habe ich ein Problem und überlasse mich ganz meiner Phantasie beim Überlegen, wie denn der Schnapphans so beschaffen sein könnte… Kugel… offener Mund… hmmm. Und hier setzt unsere Idee an… Die Selbsthilfe in Jena und IKOS leben mit ihren Projekten – z. B. Fotowanderausstellungen, Selbsthilfezeitungen, Radiosendungen, Selbsthilfeaktionstage, Arzt-Patienten-Tage. Was wir bisher noch nicht in Angriff genommen hatten, ist ein Antrag bei AKTION MENSCH. Gehört hatten wir schon immer mal davon, dass einige unserer AWO-Kindertagesstätten erfolgreich ihre Anträge in die Tat umsetzen konnten. Unsere Kollegin, Dr. Kerstin Oßwald, hat hier über die Jahre gute Erfahrungen gesammelt und stand auch IKOS sehr hilfreich zur Seite.


CHANCE JENA Wir hatten die Idee, den seheingeschränkten Menschen in unserer Stadt etwas Hilfreiches für ihr tägliches Leben zur Verfügung zu stellen. Ziel unseres Projektes ist es, benachteiligte, vor allem visuell benachteiligte Menschen mit anderen Menschen in Kontakt und in gemeinsame Aktivitäten zu bringen. Wir wollen Medien entstehen lassen, die visuell benachteiligten Menschen ermöglichen, Sehenswürdigkeiten von Jena taktil zu erleben. Unser Kooperationspartner bei der Verwirklichung dieses Projektes ist die Kreisorganisation Jena des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Thüringen e. V. mit ihrer Beratungsstelle Blickpunkt Auge, in der ca. 500 blinde und sehbehinderte Menschen aktiv sind. Mit Silke Aepfler, der Vorsitzenden des Vereins, die sich seit mehr als zwanzig Jahren für die Rechte und Gleichberechtigung der Menschen mit Seheinschränkungen einsetzt, arbeiten wir aktiv zusammen. Zweck des Verbandes ist der Zusammenschluss der Blinden und Sehbehinderten in Jena und Umgebung zur Vertretung ihrer Interessen und zur Förderung ihrer sozialen Stellung sowie der gesellschaftlichen und beruflichen Eingliederung.

Foto Schnapphans: Christian Krause, j-airpix & pixerell

Derzeit ist ein Wunder, der "Schnapphans" - Caput, der in über 50 m Höhe am Rathaus angebracht und als Kulturgut in aller Munde ist, für seheingeschränkte Menschen in seinem Aufbau und seiner Wirkungsweise weder vorstellbar noch sichtbar. Ein taktiles Modell dieser Sehenswürdigkeit könnte blinde und sehbehinderte Menschen erfreuen und bereichern. Die weiteren Wunder, die in nahezu jeder Stadtführung vorgestellt werden, sind Draco, der Siebenköpfige Drache; Pons, die Camsdorfer Brücke; Mons, der Jenzig; Vulpecula Turris, der Fuchsturm; Weigeliana Domus, das Weigelsche Haus; Ara, die Altarunterführung der Stadtkirche. Ziel ist es, mit sehbehinderten Menschen gemeinsam auf die Suche nach Möglichkeiten der Erfahrbarkeit dieser Kulturgüter zu gehen. In Erfurt haben wir mit der Firma Grenzenlos einen Verlag und eine Druckerei gefunden, die in mühevoller Kleinarbeit die Modelle für taktil erfahrbare Drucksachen herstellt. Hier werden wir die ersten vier Sehenswürdigkeiten als Hilfsmittel und mit Brailleschrift beschrieben entstehen lassen. Foto: Frau Aepfler in der Beratungsstelle Blickpunkt Auge – hier probieren die zwei Frauen „Mensch ärgere dich nicht“ für seheingeschränkte Menschen.

Ein erster Schritt hin zu mehr Teilhabe am kulturellen Leben unserer Stadt!

Das Projekt "Wunderbares Jena" steht Menschen aus Jena und Umgebung mit und ohne Einschränkung offen. Vorrangig werden seheingeschränkte und blinde Menschen aktiv in die Vorbereitung und Durchführung des Projektes einbezogen. Die Ergebnisse aus dem Projekt dienen nicht nur den ortsansässigen seheingeschränkten Menschen, sondern können nachhaltig für Gäste mit kulturellem Interesse an unserer Stadt eingesetzt werden. Sowohl das Projekt an sich, als auch die daraus hervorgehenden Projektarbeiten sollen Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Generationen und unterschiedlicher Nationalitäten in Kontakt bzw. in Begegnung bringen. Perspektivisch und nachhaltig profitieren auch eingeschränkte BesucherInnen unserer Stadt von den Projektergebnissen.

Gabriele Wiesner

Das Ziel unseres Projektes ist, die Teilhabe von eingeschränkten Menschen am kulturellen Erleben unserer Stadt zu ermöglichen und zu fördern. Derzeit können blinde und sehbehinderte Menschen die Kulturgüter unserer Stadt bei Museumsbesuchen und Stadtrundgängen ausschließlich auditiv erkunden. Wir werden die "Sieben Wunder von Jena" gemeinsam mit eingeschränkten Menschen so gestalten, dass sie taktil erlebbar werden.

Beratungsstelle „Blickpunkt Auge“ Westbahnhofstraße 8, 07745 Jena Tel.: 03641 2259400 und 0157 73303641 (Mo - Fr 8:00 - 17:00 Uhr) E-Mail: thueringen@blickpunkt-auge.de Sprechzeit jeden Donnerstag von 13:00 bis 18:00 Uhr

Kontakt: IKOS Jena – Beratungszentrum für Selbsthilfe Kastanienstraße 11, 07747 Jena Tel.: 03641 8741160 E-Mail: ikos@awo-jena-weimar.de

21


CHANCE JENA Und immer wieder gibt es einen Funken Hoffnung ...

AUSGEBREMST

Selbsthilfegruppe von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen

W iir sind eine Selbsthilfegruppe von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen. Uns allen ist Eines gemeinsam, die Bewältigung aller Konflikte, die eine psychische Krankheit mit sich bringt. Wir hören von den Sorgen anderer, geben Ratschläge, trösten einander.

Oft ändert sich das Leben psychisch Erkrankter schlagartig - die Krankheit führt häufig zum Verlust der beruflichen Tätigkeit, bringt die Betroffenen in finanzielle Nöte, lässt sie den Rückzug vertrauter Freunde oder Partner erleben. Dem eigenen Krankheitsgeschehen sind sie zunächst hilflos ausgeliefert, es lässt sie in einen Strudel von Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit und Hilflosigkeit versinken, der größer ist, als sie die meisten Menschen je erlebt haben. In diesen Phasen sind die meisten Angehörigen völlig überfordert, und es fällt ihnen schwer, richtige Entscheidungen zu treffen oder sogar Zuversicht zu vermitteln. Meist sind es Mütter oder Ehefrauen, die sich einmal im Monat treffen, um über ihre Sorgen zu sprechen. Ja, es fließen oft Tränen, weil das Maß der erlebten Dinge so schwer zu ertragen ist. Immer wieder ist es die Frage, wie soll man weiter verfahren, wie die Symptome lindern und dem Kranken wieder Hoffnung geben. Wir sprechen darüber, wie viel Verantwortung der Angehörige übernehmen kann, was seine Kräfte übersteigt und aus welchen Bereichen er sich Hilfe holen kann. Es gibt in Jena eine Vielzahl psychiatrischer Hilfsangebote unterschiedlicher Leistungsträger. Die meisten Einrichtungen sind uns recht gut bekannt und können von uns auch eingeschätzt werden. Ich erlebe es oft, dass mich eine völlig verzweifelte Mutter anruft und mir die Geschichte ihres Sohnes erzählt, der keinen Kontakt mehr wünscht, dessen Leben völlig aus dem Ruder gelaufen ist, der sich hoch verschuldet hat und keine Möglichkeiten mehr sieht, aus dem Teufelskreis herauszukommen. Oder es ist der Bruder, der sich Sorgen um seine Schwester macht, die plötzlich ihr Studium nicht mehr bewältigt, irrationale Dinge erlebt und seltsame Reden führt. Dann wieder ist es die Tochter, die in einer schweren Depression nicht mehr leben möchte oder sich selber schadet. Sie alle haben keinerlei Erfahrung, wie sie mit den Ereignissen umgehen sollen. In solchen und ähnlichen Fällen sind die Angehörigen in unserer Gruppe willkommen und können sich Rat und Hilfe holen. Es gibt kein allgemein gültiges Konzept, jeder Fall ist anders, erfordert aber, dass man aus der Vielzahl der Möglichkeiten, die es glücklicherweise in Jena

22

gibt, die richtigen Ansprechpartner nennt. Grundlegend sollte eine ausreichende ärztliche Versorgung der Kranken veranlasst werden. Leider ist oftmals die Verordnung von Psychopharmaka die einzige Möglichkeit, die Situation erst einmal zu entschärfen, um dann gemeinsam mit dem Arzt über weitere Maßnahmen zu sprechen. Fast immer ist es ein weiter Weg, das richtige Medikament zu finden. Teilweise gibt es erhebliche Nebenwirkungen, mit denen sich besonders junge Erkrankte nur schwer abfinden können. Immer wieder werden dann Rückschläge erlebt, weil die Medikamente abgesetzt werden. Und natürlich, weil es immer einen Funken Hoffnung gibt, dass vielleicht alles nur ein einmaliger böser Spuk war. Ein Thema, über welches in der Gruppe häufig gesprochen wird, ist das Schaffen einer Tagesstruktur, um so der negativen gedanklichen Abwärtsspirale Einhalt zu gebieten. Auch hier hat jeder Betroffene andere Voraussetzungen, ist die Belastungsgrenze sehr unterschiedlich und muss bei der Wahl der Beschäftigung berücksichtigt werden. Wir erleben immer wieder, dass psychische Krankheiten mit einem Stigma belegt sind und so die Möglichkeiten einer sinnvollen Beschäftigung sehr eingeschränkt sind und auf Ablehnung stoßen. Uns allen gemeinsam ist die große Sorge, was geschehen wird, wenn die wichtigste Bezugsperson für den psychisch Erkrankten, der Ansprechpartner und Hilfegebende für alle Tücken einer psychischen Krankheit nicht mehr da sein wird, sei es durch eigene Krankheit oder Tod. Wird es dann Menschen geben, die durch Zuwendung und Verständnis unseren Kranken helfen, ihre eigenen Wege zu finden? B. D.

Kontakt: Wer zu uns kommen möchte: Wir treffen uns jeden letzten Mittwoch im Monat 17:00 Uhr im „Grenzenlos e. V.“ Rathausgasse 4, Jena. Kontakt über IKOS Jena Tel.: 03641 8741160

!

Wir sind umgezogen! Gleichstellungsstelle Jena Cornelia Bartlau Löbdergraben 12 (Bürgerservice) 07743 Jena 5. Etage / Fahrstuhl vorhanden Tel.: 03641 492003


CHANCE JENA Wir sind über die Hilfe durch andere Eltern stark geworden ...

TEILHABEND

Elternmentoren - Eltern beraten Eltern

W enn ein Kind geboren wird, es wächst und beginnt seinen Weg zu suchen, er-

leben viele Eltern es als ein hohes Glück, doch es kann schnell zu einem Bruch kommen. Die Entwicklung des Kindes bleibt stehen oder geht sogar zurück - die Familie rutscht in eine besondere Lebenssituation. Eine Situation, die wir kennen als einen Weg ohne Wegweiser, ohne greifbare Vorbilder. Die Entwicklung des Kindes ist gestört, sei es durch eine chronische Erkrankung, sei es durch eine drohende Behinderung. Die betroffenen Familien sind häufig ratlos, verzweifelt und verunsichert. Wie können sie ihr Kind bestmöglich fördern? Kann es einen „normalen“ Schulweg absolvieren?

!

Gesundheitsinfo Heimische Superfoods mit besonderer Vitalkraft – Kraftpakete vor der Haustür Sie strotzen vor Nährstoffen und gelten als Geschenke der Natur – die Superfoods. Auch wenn Exoten, wie die Chia-Samen oder die Goji-Beeren, die Bio- und Supermärkte im nu erobert haben, findet man diese Vitalstoffpakete zum Glück auch vor der heimischen Haustür! Der Vorteil: Aus der Region stammend sind sie frischer, enthalten kaum Schadstoffe und sind weniger belastend für die Umwelt.

Was können wir tun? Durch die Selbsthilfebewegung ist bekannt, wie wichtig und förderlich die Beratung und Begleitung von Betroffenen zu Betroffen sind. Wir, Eltern von Kindern mit speziellem Förderbedarf, haben selbst die Schwere dieser besonderen Lebenssituation kennen gelernt. Wir sind wiederum über die Hilfe von anderen betroffenen Eltern stark geworden, haben Erfahrungen und Wissen gesammelt. Und wir wissen, diese Eltern brauchen rasche Hilfe und Unterstützung, um ihre Kinder bestmöglich zu fördern, um wieder einen „normalen“ Lebensweg zu finden und um eine umfassende Teilhabe an der Gesellschaft zu erfahren. Wir wissen auch, Tipps und Ratschläge reichen nicht aus, können sich sogar widersprechen. Sie können die Familien überfordern oder sie noch mehr entfremden von ihrer Lebenswirklichkeit. Viele Familien brauchen eine langfristige Begleitung, sie brauchen einen Zuhörer, einfach, dass jemand da ist, dem das Thema chronische Erkrankung oder Entwicklungsverzögerung vertraut ist und manchmal sogar einen „Übersetzer“ ihrer Bedürfnisse gegenüber Dritten. Wir stellen uns dieser Aufgabe als „Elternmentoren“. Sie als betroffene Familie, wie aber auch Sie, welche uns helfen will, können sich per Mail bei uns melden.

Kontakt:

Das Gute liegt so nah: Knoblauch, Porree, Spinat, Leinsamen, Hanfsamen, Rettich, Lauch, Radieschen, Brokkoli, Beerenfrüchte, Nüsse, Rote Bete… Hanfsamen – sind gut für Haut und Gehirn, harmonisieren den Hormonhaushalt Sprossen – geben die tägliche Ration an Vitalstoffen Walnüsse – verhelfen zu besserer Gehirnleistung und stabilisieren Herz und Kreislauf Wildkräuter – vor allem bittere Kräuter wie Löwenzahn regen den Stoffwechsel sowie die Entgiftung an (Anm. der Red.: den Tee, z. B. Grüntee oder Zistrose ruhig mal etwas länger ziehen lassen, wenn Sie nicht unbedingt gleich schlafen gehen wollen und den leicht bitteren Geschmack zulassen – diese Bitterstoffe sind gesundheitsfördernd) Brennnessel – sorgt für die Reinigung des Blutes Mariendistel – reinigt und regeneriert das Leber- und Gallensystem Kresse – die auch im Meerrettich enthaltenen Senfölglykoside lindern Erkältungskrankheiten und beugen Krebs vor Brokkoli – wird ebenfalls zur Krebsvorsorge empfohlen Grünkohl – übertrifft viele andere Gemüse an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen, an Omega-3-Fettsäuren und hohem Chlorophyll-Gehalt. Er ist vor allem in Form von grünen Smoothies zu empfehlen. Aus: Natur & Heilen, 5/2016, S. 12-16

kontakt@elternmentoren-jena.de oder direkt über die IKOS.

23


CHANCE JENA

GESUCHT

Die Chance zum Mitreden nutzen ...

Appell an die Mitglieder aller Selbsthilfegruppen und auch an alle nicht so eingebundenen Menschen aus Jena und Umgebung mit einer psychiatrischen Erkrankung!

Gleichermaßen wende ich mich auch an alle interessierten Angehörigen!

Es geht um die Mitsprache und Mitarbeit in den nachfolgend genannten Gremien, also um Beteiligung in eigener Sache: Es gibt aktuell zwei Gremien auf örtlicher Ebene in Jena. Die psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG), die bereits seit vielen Jahren für eine möglichst gute Versorgung von Betroffenen die verschiedenen Träger/Anbieter an einen Tisch holt. PSAG-Treffen in großer Runde finden momentan 4-mal im Jahr statt. Der Sprecherrat als Vorbereitungsgruppe der Treffen ist dementsprechend auch 4-mal aktiv. Ein weiteres, noch neues Gremium ist der Gemeindepsychiatrische Verbund (GPV), welcher direkt als Organ der Stadtverwaltung über das Gesundheitsamt/den Sozialpsychiatrischen Dienst koordiniert wird und die Aufgabe hat, Anbieter und Angebote zu bündeln. Er trifft sich ein- bis zweimal im Jahr. Mein „Steckbrief“ – Christa Scholz: Ich bin seit vielen Jahren in der Selbsthilfe aktiv, habe 1991 die erste SHG für Betroffene in Jena ins Leben gerufen. Dadurch bin ich auch fast automatisch in der PSAG und nun auch im GPV angekommen. Weitere Mitstreiter sind zurzeit aus gesundheitlichen Gründen in den Hintergrund getreten, so dass dringender Bedarf besteht, stabile Nachfolger zu finden, und Verjüngung tut ohnehin Not! Ich bin gern bereit, mich mit potentiellen Interessierten zu treffen, um von meinen Erfahrungen über die Jahre zu berichten, Ängste zu nehmen usw. Rückmeldungen zu dieser dringenden Bitte/Anfrage über die IKOS werden ggf. an mich weitergeleitet.

Christa Scholz Jena im September 2016

Kontakt: IKOS Kastanienstraße 11, 07747 Jena Tel.: 03641 8741160 E-Mail: ikos@awo-jena-weimar.de

24

Wiesenbader Impressionen

!

Walther, Heinz

Rezept Warmer Kichererbsensalat mit Minzjoghurt Orientalisch schmeckt diese schnell zubereitete Vorspeise für 4 Personen. Ein Glas frischer Minztee dazu – lecker! Zutaten 250 g Sojajoghurt, 1 Zwiebel, 1 Dose Kichererbsen (400 g) 2 EL Kokosöl, 1 gehäufter EL Currypulver, 1 TL Koriandersamen Salz, 1 Stiel Minze, frisch gemahlener Pfeffer, Pitabrot Zubereitung Den Sojajoghurt in einem Sieb abtropfen lassen (evtl. vorher ein Küchenpapier in das Sieb legen). Die Zwiebel pellen und in Würfel schneiden. Die Kichererbsen abtropfen lassen, den Sud auffangen. In einem Topf das Kokosöl erhitzen. Die Zwiebelwürfel mit dem Currypulver und den Koriandersamen im Öl andünsten. Die Kichererbsen in den Topf geben, 1-2 EL des Suds und ½ TL Salz hinzufügen und alles unter Rühren kurz aufkochen lassen. Etwas abkühlen lassen, evtl. nochmal mit Salz abschmecken. Die Minze waschen, die Blätter abzupfen und klein schneiden. Den Sojajoghurt in eine Schale geben, mit der Minze verrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Kichererbsensalat lauwarm mit Minzjoghurt und Pitabrot servieren! Aus: Helene Holunder, Meine Familie isst vegan, Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2016, S. 74


CHANCE JENA

WILLKOMMEN Wir reden offen miteinander ...

Selbsthilfegruppe Harnblasentumor

D

ie Selbsthilfegruppe „Harnblasentumor Jena“ besteht seit über 11 Jahren und hat sich unter dem Dach des Selbsthilfebundes Blasenkrebs e. V. gegründet. Damals waren in der Gruppe 6 Personen. Heute haben wir 5 Selbsthilfegruppen mit über 100 Mitgliedern in Thüringen. Nach neuesten Schätzungen gibt es in Deutschland jährlich ca. 28.500 Neuerkrankungen. Männer sind fast dreimal so häufig betroffen wie Frauen, und das Durchschnittsalter für Männer liegt bei 71, für Frauen bei 74 Jahren. Dies spiegelt sich auch in unserer Gruppe wider. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der von der Diagnose Krebs nicht zutiefst betroffen ist und sich nicht aus seinem bisherigen Leben geworfen fühlt. Man sieht sich in seiner gesamten Existenz bedroht und ist extrem verunsichert, da das Gefühl entsteht, zu wenig über die Krankheit zu wissen, zu wenig zu verstehen, was die Mediziner sagen und zu wenig die nächsten Schritte beurteilen und für sich bewerten zu können. In einer solchen Situation kann unsere Gruppe helfen, sich mit Menschen auszutauschen, die gleiche oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Selbsthilfe bedeutet für uns, dass Betroffene einander unterstützen, Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten austauschen. Vor allem aber reden wir offen miteinander über die Krankheit und die damit verbundenen Sorgen, Nöte und Ängste. Was sehen wir als unsere Aufgabe an und was machen wir: • Wir informieren über die Krankheit Blasenkrebs, die Risikofaktoren und die Therapiemöglichkeiten offen oder auch vertraulich im Vier-Augengespräch. • Wir bereiten die medizinischen und versorgungsrechtlichen Informationen zum Thema Blasenkrebs verständlich auf und stellen sie bereit. • Betroffenen, Familienangehörigen und Interessierten bieten wir ein Gesprächsforum. • Wir stellen den Kontakt zu medizinisch thematisch angrenzenden Selbsthilfegruppen her. • Wir wollen die Krankheit mehr in den Fokus der Öffentlichkeit bringen. Dazu nutzen wir unterschiedliche Informationsmöglichkeiten, z. B. Teilnahme an Selbsthilfetagen mit dem Ziel, die Früherkennung von Blasenkrebs insbesondere für Risikogruppen erheblich zu verbessern. • Wir stellen die Zeitschrift „Die Harnblase“ bereit, in der über neue Entwicklungen der Medizin berichtet wird, insbesondere bei Blasenkrebs: von Vorsorge und Früherkennung über die Therapie bis zur Nachsorge. • Wir arbeiten aktiv im Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e. V. mit, indem wir Erfahrungsberichte aufnehmen und über Ereignisse und Entwicklungen informieren. • Auf der Webseite vom Bund - www.blasenkrebs-shb.de - werden Hinweise bundesweit zu Veranstaltungen und zu Fachtagungen, Kongressen, gegeben. • Außerdem informieren wir über wichtige Neuigkeiten aus den Bereichen Medizin, Recht und Soziales sowie Gesundheitspolitik.

• In unserer Gruppe wird auch über neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten informiert, häufig in der Zusammenarbeit mit Fachärzten, die die ergänzenden Leistungen unserer Selbsthilfegruppe schätzen und unterstützen. • Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz. So wandern wir beispielsweise, oder wir treffen uns in gemeinsamer Runde mit anderen Mitgliedern aus Thüringen. Am Beispiel unserer Gruppenmitglieder können wir zeigen, wie es gelingen kann, mit der Krankheit zu leben und wieder Freude am Leben zu empfinden. Betroffene Frauen, Männer und Angehörige sind jederzeit bei uns willkommen. Unsere monatlichen Treffen finden im zentrumsnahen Evangelischen Gemeindehaus, August-Bebel-Straße 17 (Ecke Wilhelm-Külz-Straße), in 07743 Jena, statt. Die Termine sind im Internet bzw. bei IKOS zu erfahren. Tel.: 03641 8741160 Internet: www.harnblasentumor-thueringen.de www.blasenkrebs-shb.de

Kontakt: Monika Piehler Tel.: 036601 555640 E-Mail: shg-jena-mp@harnblasentumor-thueringen.de Dieter Neubert Tel.: 03641 829029 E-Mail: SHG-Blasenkrebs-Jena-DN@t-online.de

25


CHANCE JENA

NICHT ALLEIN

Sich gegenseitig stärken und gut fühlen ...

NEU IN JENA! Gruppe der Alleinerziehenden

D

as Leben allein mit Kind kann schön sein bis sehr anstrengend. Am Anfang steht der Verlust des Partners / der Partnerin. Das gemeinsame Kind muss sich an die Situation gewöhnen. Schuldgefühle können im Raum stehen. Plötzlich müssen die Vereinbarkeit von Beruf, Kind und Haushalt umgesetzt und viele wichtigen Entscheidungen allein getroffen werden. Alleinerziehende können da an ihre Grenzen stoßen und benötigen, am besten bevor es zur völligen Erschöpfung kommt, Unterstützung und Beratung, um im neuen Leben zurecht zu kommen.

Alleinerziehende leisten viel und sind vom Stressniveau auf dem Level eines Managers. Die Gruppe der Alleinerziehenden sind Mütter, Väter, Verwitwete, Berufstätige, Studierende, Arbeitssuchende, in Elternzeit. Sie haben unterschiedliche Bildungs- und Berufsabschlüsse, verfügen über unterschiedliche Einkommen, von ALG II bis zum Einkommen einer Politikerin wie Andrea Nahles. Die Gruppe ist heterogen! Aber alle müssen sich die Frage stellen: Wie finde ich mich mit der neuen Situation zurecht? Wie kann ich das alles schaffen und was benötige ich für mich und mein Kind? Die Gruppe kann eine Gemeinschaft werden, in der sich Rat und Unterstützung eingeholt, in der Zeit miteinander durch gemeinsame Unternehmungen verbracht werden kann, um sich gemeinsam zu fühlen und nicht allein zu sein. Es geht in der Gruppe darum, sich gegenseitig zu stärken und sich gut zu fühlen. Was wir brauchen und welche Themen wichtig sind, besprechen wir bei den ersten Treffen. Für Kaffee und Kuchen wird gesorgt. Um eine kleine Spende wird gebeten. Kinder sind herzlich willkommen. Ein Spielzimmer ist vorhanden. Kinderwagen und Buggys können auf dem Flur vor den Gruppenräumen abgestellt werden. Im Haus befindet sich ein Fahrstuhl, so dass Sie gut in die 1. Etage kommen. Wir sind uns sicher, dass dieses Thema auf Interesse stoßen wird und freuen uns über Mütter und Väter, die mitwirken wollen.

Kontakt: IKOS Jena – Beratungszentrum für Selbsthilfe Kastanienstraße 11, 07747 Jena Tel.: 03641 8741160 E-Mail: ikos@awo-jena-weimar.de

Dein Kind ist dir für dein Verstehen dankbarer als für deine Fürsorge.

26

Lisa Wenger


BEGLEITET

Sich in einem geschützten Umfeld austauschen ...

Selbsthilfegruppe Trans Jena

Wir als Selbsthilfegruppe Trans Jena stehen für:

Eine Anlauf- und Beratungsstelle für transidente Menschen, deren Angehörige, Freunde, Bekannte und am Thema Trans* Interessierte. Wir als Gruppe bieten Gespräche, Erfahrungsaustausch und Informationen an. Dies geschieht vor allem zu den monatlichen Gruppentreffen jeweils am dritten Samstag im Monat ab 14:00 Uhr. Im Bedarfsfall können auch einzelne Gespräche außerhalb der Gruppentreffen angeboten werden.

CHANCE JENA Rat und Hilfe an uns wenden. Eine obere Altersgrenze gibt es bei uns nicht. Zu erreichen sind wir jederzeit über unsere Mail-Adresse. Aber auch auf unserer Website finden Sie viele nützliche Informationen über uns und das Thema Trans*. Hier stehen auch die Termine unserer moderierten Gruppentreffen, aber auch weitere Veranstaltungen, die wir als Gruppe organisieren. Die Gruppentreffen finden jeden dritten Samstag im Monat ab 14:00 Uhr in den Räumlichkeiten der IKOS Jena statt. Im Bedarfsfall können wir auch für Individualgespräche andere Termine finden. Die IKOS-Räumlichkeiten gestatten uns, Betroffenen auch eine diskrete Umgebung für die Treffen zu bieten.

Kontakt:

Selbsthilfegruppe Trans Jena Tel.: 0152 07148821 E-Mail: jena@transhilfe-thueringen.de

Projekte und Kontakte unserer Gruppe: Wir unterstützen derzeit mehrere Schulprojekte. Hier vor allem Gruppenund Seminararbeiten an verschiedenen Gymnasien. Im Februar 2015 konnte ein von uns begleitetes Schulprojekt im Rahmen einer Seminararbeit mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen werden. Ende 2016 wurde ein weiteres Seminarprojekt beendet. Auch hier steht ein sehr gutes Ergebnis in Aussicht. Zu anderen sozialen und Bildungseinrichtungen, nicht nur in Jena, halten wir regelmäßige Kontakte. Dies betrifft auch im Rahmen des Gesamtprojektes „Transhilfe Thüringen“ Kontakte zu anderen transidenten Selbsthilfegruppen in Thüringen. Die Zusammenarbeit mit der Universität Jena, über „Queerweg“ und „QueerParadies“ Jena, bauen wir auch in den kommenden Jahren weiter aus. Dort nutzen vor allem transidente StudentInnen den Kontakt auch zu uns. Erreichbarkeit und Zusammensetzung unserer SHG: Den Kontakt zu uns suchen Betroffene, Angehörige, Freunde und am Thema Trans* Interessierte aller Altersschichten. Dies beginnt teilweise schon im Schulalter, wenn sich Betroffene mit ihren Eltern um

Wiesenbader Impressionen

Wrobel, Christel

27


CHANCE JENA Konfliktberatung und Gewaltschutz sind unsere Themen ...

VERNETZT

Gleichmaß e. V. im Männerberatungsnetzwerk - Unterstützung für Trennungseltern & Gewaltschutz für Männer

D

as Männerberatungsnetzwerk ist eine unabhängige Vernetzungsplattform existierender Notrufe, Beratungseinrichtungen und Schutzwohnungen im deutschsprachigen Raum, die von häuslicher Gewalt betroffenen Männern professionelle Hilfe anbieten. Der Anspruch des Netzwerkes ist es, einen Überblick über vorhandene Angebote zu ermöglichen, regionale Angebote vermitteln zu können, die Inanspruchnahme von Hilfeleistungen zu erleichtern sowie eine stärkere Sensibilisierung zu erreichen. BETROFFENE Wir bitten Hilfesuchende darum, ausschließlich im Rahmen der angebotenen Leistungen und Erreichbarkeitszeiten an die in Frage kommenden Beratungsangebote heranzutreten. Eine zeitliche Rundum-Erreichbarkeit ist aufgrund der personellen Auslastung nicht in jedem Fall möglich. Eine telefonische Kontaktaufnahme vor einem persönlichen Gespräch ist auf jeden Fall empfehlenswert. Sollten Sie aus Kostengründen keine längeren Telefonate führen können, wird auf Ihre persönliche nationale Rückrufbitte gern zurückgerufen. FACHLEUTE / INITIATIVEN Wir interessieren uns für Vernetzungen und Kooperationen mit im Bereich der Gewaltschutzarbeit tätigen Professionen. Bitte setzen Sie sich bei Interesse mit uns in Verbindung. Aktuelle Schwerpunkte / Projekte: Männerberatungsnetzwerk für den deutschsprachigen Raum Unsere Initiative initiierte und koordiniert mit dem „Männerberatungsnetzwerk“ eine Plattform für Gewaltschutz- und Konfliktberatungsangebote für Männer im deutschsprachigen Raum, deren Mitglieder deutschlandweit sowie in Österreich und der Schweiz Beratung und Hilfe anbieten.

28

Beratung und Schutz für von häuslicher Gewalt betroffene Männer aus Gera und Ostthüringen In Gera bewirtschaftet und koordiniert unsere Initiative in engem Zusammenwirken mit dem Konfliktberatungsnetzwerk verschiedener Fachleute (u. a. ein Trauma-Therapeut, eine Familienberaterin, eine Schuldnerberaterin, ein Seelsorger) eine Gewaltschutzwohnung für Männer. NGO-Beraterstatus des Menschenrechtsrates der UN Der Beraterstatus ermöglicht es uns, aktiv bei ECOSOC und seinen Nebenorganen sowie mit dem Sekretariat der Vereinten Nationen an dessen Programmen, Fonds und Organisationen mitzuarbeiten. Die Chance, über diese verantwortliche Position mehr Gewicht bei der außenpolitischen Einflussnahme für die Schaffung eines fachlichen Kontrollsystems für die Jugendämter zu erlangen, ist groß. Hilfe zur Selbsthilfe Für Trennungs- und Stiefeltern und von häuslicher Gewalt betroffene Männer sowie Interessenten unserer Arbeit stehen wir nach Terminabsprache zur Verfügung, um Hilfe zur Selbsthilfe sowie Kontakte zu Fachleuten zu vermitteln.

Kontakt: Vereinsleitung und Hilfe zur Selbsthilfe für Patchwork- und Stiefeltern Ilona Resch, Tel.: 0160 95163120 Hilfe zur Selbsthilfe für Trennungseltern / Kindschaftsrecht Henry Gießwein, Tel.: 0162 9488725 Projektkoordination Gewaltschutzwohnung / Männerberatungsnetzwerk Tel.: 0365 22773110 Notruf Gewaltschutzwohnung: 0160 95101547 E-Mail Gleichmaß e. V.: info@gleichmass-ev.de E-Mail Männerberatungsnetzwerk: info@maennerberatungsnetz.de

!

Wir sind umgezogen! Bildungszentrum Saalfeld GmbH Integrationsfachdienst, Fachdienst des Integrationsamtes Thüringen Sabine Koch Außenstelle Jena, Löbdergraben 27, 07743 Jena Tel.: 03641 548968; Fax: 03641 479395 E-Mail: s.koch@bz-saalfeld.de www.bz-saalfeld.de


CHANCE JENA

BEWEGT

Wir wollen mobil sein und mobil bleiben ...

Selbsthilfegruppe „Rollende BürgerInnen in Jena“

Sstuhl, ie sind auf einen E-Scooter, (E-)Rolloder Rollator angewiesen oder

anders in Ihrer Bewegung eingeschränkt? • Sie tauschen sich oft mit anderen Menschen über Erfahrungen im täglichen Leben mit einem Handicap aus? • Sie unternehmen gern etwas gemeinsam mit Anderen? • Ihnen ist Ihre Mobilität wichtig, und Sie lassen sich nur ungern in Ihrer Bewegungsfreiheit einschränken? Dann laden wir Sie herzlich zu unseren Gruppentreffen ein! Wir sind eine Gruppe aktiver Menschen, die MOBIL sein will! Als im März 2015 von einem Tag zum anderen keine E-Scooter mehr im Öffentlichen Nahverkehr befördert worden sind, war das eine schockierende Nachricht und gleichzeitige das tägliche Leben verändernde Entscheidung für alle E-Scooter-FahrerInnen in Jena, die nun plötzlich überhaupt nicht mehr beweglich sein konnten. Ein E-Scooter ist kein „Spaß-Fahrzeug“, sondern ein für bestimmte Menschen verordnetes Hilfsmittel im täglichen Leben. Aus dieser Not heraus entstand das Bedürfnis, gleich betroffene und interessierte Menschen zusammenzubringen und in einer Selbsthilfegruppe zu vereinen. Gemeinsam wird man besser gehört und gesehen und kann andere nicht betroffene Menschen sensibilisieren und überhaupt erstmal ins Thema einweihen. Monatlich kommt seitdem eine Gruppe von Menschen mit Einschränkungen zusammen, ob nun auf E-Scooter, Rollstuhl, Rollator oder andere Hilfsmittel bei der Fortbewegung angewiesen. Neben Gesprächen in geselliger Runde, Erfahrungsaustausch und Fragen zu sozialen und gesundheitlichen Lebensthemen sind wir natürlich auch Sprachrohr für die Bedarfe von Menschen mit Einschränkungen. So konnten wir im Dialog mit der Stadt Jena und dem Städtischen Nahverkehr spürbare Verbesserungen in der Fortbewegung der Scooter-FahrerInnen errreichen. Jena ist einer der wenigen Orte in Deutschland, in dem konstruktiv nach Lösungen gesucht und gehandelt wurde. Inzwischen nutzen die meisten Scooter-FahrerInnen wieder die Straßenbahnen unserer Stadt. Wir sind auf einem guten Weg und wachsen als Gruppe zusammen. Ein immer offenes Ohr und Unterstützung haben wir beim Beauftragten für Menschen mit Behinderungen der Stadt Jena, Herrn Barth, und bei Frau Dr. Lukin, politisch aktiv in Stadt und Land für die Partei Die LINKE.

Informationsbroschüre „Barrierefrei unterwegs mit dem Jenaer Nahverkehr“

Scooter-FahrerInnen erhielten vom Jenaer Nahverkehr das Angebot, sich im Ein- und Ausfahren in Straßenbahnen zu üben, also eine Art „Fahrprüfung“ abzulegen. Es gibt in den Bahnen jetzt einen extra für Scooter ausgelegten Sitzplatz, den die FahrerInnen nutzen MÜSSEN, um während der Fahrt vom Fahrzeug abzusitzen. Das hier abgebildete Piktogramm ist in den Straßenbahnen gut sichtbar angebracht und sollte von allen NutzerInnen unserer Straßenbahnen akzeptiert werden. Wir werben hiermit gleichzeitig um Ihr Verständnis für dieses Thema und möchten den Scooter-FahrerInnen so auch ein Stück Eigenständigkeit zurückgewinnen. Unsere Gruppe ist offen für neue Interessierte. Wenn Sie neugierig geworden sind und sich ebenso mit einer Geheinschränkung durchs Leben bewegen, oder uns als „laufender“ Mensch unterstützen möchten, sind Sie jederzeit willkommen. Wir treffen uns an jedem zweiten Montag im Monat von 14:00 bis 16:00 Uhr am Lutherplatz 3, beim Fachdienst Soziales, im Beratungsraum im Erdgeschoss (barrierefrei). Mehr Informationen können Sie über Herrn Barth, den Beauftragten für Menschen mit Behinderungen der Stadt Jena, erhalten.

Kontakt: Tel.: 03641 494303 E-Mail: marcus.barth@jena.de Informationen vom Jenaer Nahverkehr unter www.nahverkehr-jena.de Anmeldung für neue Termine zum E-Scooter-Mobilitätstraining übers Service-Telefon möglich

29


CHANCE JENA

UNTERSTÜTZEND

VIELSEITIG

Ganz moderne Nachbarschaftshilfe ...

Selbstständig sein bis ins hohe Alter ...

Tauschring Jena „Freundeskreis“ 2016

Tinzwischen auschring Jena… wir befinden uns im zehnten Jahr unseres

Begegnungsstätte für SeniorInnen im Stadtteilzentrum LISA

U

Bestehens. Unser Ursprung liegt beim Projekt von Jenarbeit „COOP 50 Plus“. Einige unserer Mitglieder sind ALG II Empfänger und alleinstehend. Für diejenigen, die sich vom Leben ausgeschlossen fühlen, können wir so die soziale Bindung unterstützen, und das harmonische Zusammenleben fördern. Wir betreiben eine moderne Nachbarschaftshilfe, und unsere Mitgliedschaft ist nach wie vor kostenlos. Sogar unsere monatlichen Treffen werden im Sommer in den Gärten einiger Mitglieder abgehalten. Computer- oder Handy-Fragen konnten immer gut untereinander geklärt werden. Der Friseur zu teuer….. kein Problem den gleichen Haarschnitt tragen wir trotzdem noch nicht. Feierlichkeiten bleiben nicht aus, egal ob es nach der Umzugshilfe ist oder ein runder Geburtstag gefeiert wird. Sehenswürdigkeiten in und um Thüringen werden oft zu Fuß erlaufen, mit dem Rad erfahren oder mit dem Boot erpaddelt. Gesundheitsvorträgen oder Referaten zu unterschiedlichen uns interessierende Themen haben wir schon lauschen können, und Haustiere werden im Urlaub ebenfalls versorgt oder Pflanzen gegossen. Des Öfteren haben wir der Jenaer Tafel geholfen, zum Beispiel Zuckertüten zu füllen oder Stände bei Jubiläumsfesten zu unterstützen.

nsere Begegnungsstätte der AWO im LISA in Lobeda-West bietet Ihnen vielseitige, interessante Angebote aus den Bereichen Gesundheit, Sport und Kultur, wie z. B. regelmäßige Wanderungen, Ausfahrten, Feierlichkeiten, Sportkurse, Lesungen und Vorträge. Hier haben Sie die Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu kommen und sich selbst aktiv einzubringen. Wir bieten Raum für kreative Betätigungsfelder, wie z. B. im Malkurs, durch kreatives Basteln, im Kochkurs oder bei Handarbeiten. Auch im Ehrenamt können Sie sich engagieren, was wir zu schätzen und zu würdigen wissen. Sie können sich zu sozialen Fragen beraten lassen oder eine Formularhilfe in Anspruch nehmen. Außerdem findet jeden Mittwoch von 9:00 bis 12:00 Uhr eine Sprechstunde zur Wohnberatung in der Begegnungsstätte statt. Im Mittelpunkt unserer täglichen Arbeit stehen die Stärkung des Selbstbewusstseins, die Vorbeugung von Vereinsamung sowie die Bewahrung der Aktivität, Individualität und Selbstständigkeit bis ins hohe Alter. Ansprechpartner: Jan Sakris

Kontakt: AWO Begegnungsstätte für Senioren im LISA Werner-Seelenbinder-Straße 28a, 07747 Jena; Tel.: 03641 358771 Ansprechpartnerin Wohnberatung: Eva-Maria Voigt Tel.: 03641 394887 Büro Begegnungsstätte (Mi. 09:00 - 12:00 Uhr) Tel.: 03641 507508 Büro Goethe Galerie (Di. und Do. 14:00 - 18:00 Uhr)

Es ist nicht jedermanns Sache, im Garten zu helfen oder zu wandern, aber das sportliche und auch kulturelle Leben hat uns sehr erfasst. Neugierig geworden? Komm doch mal vorbei.

Kontakt:

B. Pech Tel.: 03641 391477

Du lächelst - und die Welt verändert sich.

30

Buddha

Wiesenbader Impressionen

Gröbler, Bernhard


CHANCE JENA

BARRIEREFREI

Am gemütlichsten ist es meist in der Küche ...

Barrierefreie Musterküche in der Wohnberatungs- und Begegnungsstätte für Senioren der AWO im Stadtteilzentrum „LISA“ in Jena

D

ie Mitarbeiter der Wohnberatung und der Seniorenbegegnungsstätte, die Senioren und besonders der Kochkurs freuen sich über eine neue Küche, die als Musterküche barrierefreie Elemente enthält. Geplant sind nun zukünftig weitere Angebote zu Gesundheitsthemen und Kurse zur gesunden Ernährung. Die Anschaffung einer neuen Küche war dringend notwendig. Dazu passend der Gedanke, in der Wohnberatung Interessierten und Ratsuchenden eine Musterküche zeigen zu können, die für Senioren oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen barrierefreie Elemente enthält. So sind z. B. alle Geräte auf einer angenehmen Arbeitshöhe installiert. Besonders auch beim Geschirrspüler ist das sehr vorteilhaft und erleichtert das Ein- und Ausräumen. Das Kochfeld ist unterfahrbar. Ebenso unterfahrbar und gut als Sitzarbeitsplatz geeignet ist eine variabel höhenverstellbare Arbeitsfläche. Ein Oberschrank ist mit einem Lift ausgestattet. Dadurch ist auch aus der Sitzposition in einem Rollstuhl das Geschirr gut erreichbar.

wenn ein Umzug notwendig wird und zum Thema „Alter und Technik“. Die Beratung zu technischen Alltagshilfen erfolgt mit Unterstützung fachlich kompetenter Ehrenamtlicher. Schwerpunkt sind Haus- und Wohnungssicherungssysteme / Einbruchsicherung, Notrufsysteme z. B. Hausnotruf oder Notruf für unterwegs, Hilfe bei Problemen mit dem PC, dem Laptop, Tablet oder Handy.

Kontakt: Eva Voigt & Jan Sakris Werner-Seelenbinder-Straße 28a 07747 Jena Tel.: 03641 358771 oder 394887 E-Mail: kontakt@wohnberatung-jena.de www.wohnberatung-jena.de

Von Vorteil ist, dass die Musterküche täglich während der Öffnungszeiten der Begegnungsstätte von Interessierten angeschaut werden kann. Neben weiteren Sprechzeiten in der Goethe Galerie findet mittwochs die Wohnberatung von 9:00 - 12:00 Uhr im Stadtteilzentrum „LISA“ statt. Die Wohnberatung bietet folgende Themenschwerpunkte an: Wohnungsanpassung an geänderte Bedürfnisse im Alter, bei Krankheit und Behinderung oder Pflegebedarf, Beratung zum barrierefreien Bauen und Umbauen, zu ambulanten Unterstützungsangeboten für Senioren, alternativen Wohnformen

Es gibt zwei großartige Tage im Leben eines

Menschen: Der Tag, an dem wir geboren wurden und der Tag, an dem wir entdecken wofür. William Barclay

31


CHANCE JENA

NICHT ALLEIN „Hier geht‘s um mich“ ...

Gruppe für Geschwister seelisch erkrankter Kinder

D

ie seelische Erkrankung eines Kindes stellt Familien vor große Herausforderungen. Eltern und andere Familienmitglieder müssen viel Kraft und Zeit aufbringen, um ihr Kind zu unterstützen und das Familienleben trotz Erkrankung zu meistern. Für Geschwister bleibt deshalb oft weniger Zeit. Besonders jüngeren Kindern fällt es schwer, dies zu verstehen, und sie fühlen sich allein gelassen. Wir möchten diesen Kindern die Möglichkeit bieten, bei Gruppentreffen miteinander ins Gespräch zu kommen und bei gemeinsamen Erlebnissen über ihre Sorgen und Erfahrungen zu sprechen und möchten Ansprechpartner für die Kinder sein. Wer? Kinder im Alter von ca. 7 -14 Jahren Wo? Therapiezentrum der Elterninitiative für das seelisch erkrankte und verhaltensauffällige Kind Thüringen e. V.; Sophienstraße 13, 07743 Jena Wann? 8 Treffen voraussichtlich jeweils Dienstag von 15:00 - 16.:30 Uhr Anmeldung und weitere Informationen: Tel.: 03641 666735 E-Mail: elterninitiative.jena@t-online.de Dienstag und Donnerstag 10:00 - 12:00 Uhr Mittwoch 15:00 - 17:00 Uhr DIE TEILNAHME IST KOSTENLOS! Unser Verein: Die Elterninitiative für das seelisch erkrankte und verhaltensauffällige Kind Thüringen e. V. ist ein gemeinnützig anerkannter Verein, der sich bemüht, Familien zu helfen, deren Kinder aufgrund einer seelischen Erkrankung oder Verhaltensauffälligkeit zu Hause, in der Schule oder in der Kindereinrichtung Probleme haben.

!

Beratungsangebot Hilfe zur Gewaltprävention und beim Thema Stalking In Jena gibt es für von häuslicher Gewalt oder Stalking betroffene Menschen die Möglichkeit, sich von einer Mitarbeiterin der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt beraten zu lassen. Unser vorrangiges Ziel ist es, Schutz und Sicherheit für Sie zu erhöhen und weitere Gewalt zu verhindern. Im Beratungsgespräch werden wir auf Ihre persönliche Situation eingehen und Ihnen mögliche Lösungswege aufzeigen. Die Beratung findet auf der Polizeiinspektion Jena statt, sie ist kostenlos, vertraulich und kann auf Wunsch auch anonym stattfinden. Sie können sich an der Pforte melden oder vorher einen Termin vereinbaren unter der Nummer: 0361 5416868. Mit der Beratung ist nicht automatisch eine Anzeige verbunden. Die Termine werden in der örtlichen Presse bekannt gegeben. Ellen Van Hooff, Birgit Löwe und Esra Scholz

Kontakt: Ev. Stadtmission und Gemeindedienst Erfurt gGmbH Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt Anger 12, 99084 Erfurt Tel.: 0361 5416868 www.interventionsstelle-erfurt.de

Wiesenbader Impressionen 32

Walther, Undine


STABIL

Für eine bessere Calciumbilanz ...

Quark macht doch nicht stark! Wie unsere Knochen wirklich stabil bleiben

W

as brauchen unsere Knochen, um gesund zu bleiben? CALCIUM würden vermutlich die meisten Menschen antworten. Richtig ist, dass Calcium der mengenmäßig wichtigste Mineralstoff unseres Körpers ist. 99 % des Calciums, das sind ungefähr 1 bis 2 kg, befinden sich in unseren Knochen und Zähnen. Calcium wird bis zum 30. Lebensjahr aktiv eingelagert.

CHANCE JENA Quellen: Deutsche Rentenversicherung: Handbuch Ernährungsmedizin in der Rehabilitation, 2013 R. Dijkinga: Ehrlich, herrlich, köstlich. 1. Ausgabe 2013 Wacker: 300 Fragen zur Säure-Basen-Balance, Gräfe und Unzer Verlag, 1. Auflage 2016

Kontakt: Dr. Silvia Steiner, Ernährungswissenschaftlerin AWOCARENET GmbH, AWO – Soziales Zentrum Lobeda Kastanienstraße 11 07747 Jena Tel.: 03641 8741205 E-Mail: steiner@awo-carenet.de

Die Resorptionsrate schwankt zwischen 10 und 60 Prozent je nach Angebot aus der Nahrung. Unser Körper reagiert genial: je weniger Calcium über die Lebensmittel zur Verfügung steht, desto mehr wird vom Körper tatsächlich resorbiert. Ist das Calciumangebot (z. B. durch Calciumtabletten) übermäßig hoch, wird die Aufnahme im Körper gedrosselt und der Überschuss ausgeschieden. Wichtig: eine ausreichende Calciumzufuhr kann auch ohne Milchprodukte erreicht werden. Die Autoren der China Study kommen zu dem Ergebnis, dass das Osteoporoserisiko und die Hüftfrakturraten sogar in den Ländern am höchsten sind, in denen besonders viel Milch konsumiert wird. Die Gesundheitsvorteile fallen umso größer aus, je geringer der Anteil tierischer Nahrungsmittel an der Ernährung ist. Empfohlen wird eine pflanzenbetonte Kost mit ballaststoffreichen, wenig verarbeiteten Lebensmitteln. Lebensmittel für starke Knochen: • Brokkoli • Grünkohl • Kohlrabi • Fenchel • Lauch/Porree • Brennnessel • Petersilie • Kresse • Basilikum • Sesam • Mohn • Calciumreiches Mineralwasser (z. B. Gerolsteiner) Eine überwiegend vegetarische Ernährungsweise verzichtet bewusst auf phosphat- und kochsalzreiche Lebensmittel wie Wurst, Fleisch, Käse und daraus hergestellte Produkte. Die Zufuhr von Phosphat sollte die des Calciums nicht übersteigen. Quark und Frischkäse enthalten sogar doppelt so viel mg Phosphat wie Calcium - Naturjoghurt und Buttermilch dagegen nicht. Ein starker Überschuss an Phosphat vermindert die Calciumaufnahme aus dem Darm und baut vermehrt Knochen ab. Auch Milchschokolade und häufiger Verzehr von Brot oder Getreideprodukten (z. B. Nudeln) verschlechtern die Calciumbilanz, da sie im Körper als Säurebildner fungieren. Optimal wäre, mindestens 80 Prozent Basenbildner (Obst, Gemüse, Kräuter, Nüsse, Trockenobst, pflanzliche Aufstriche) und 20 Prozent Säurebildner (Fleisch, Käse, Eidotter, Zucker, Weißmehlprodukte, Kaffee) zu verzehren. Calcium allein macht noch keine starken Knochen. Um den Knochenstoffwechsel anzuregen, braucht es vor allem regelmäßige Bewegung idealerweise an der frischen Luft. Durch Sonnenlicht wird in unserer Haut Vitamin D gebildet, das für die Calciumeinlagerung unabdingbar ist.

!

Rezept Walnusstapenade Zutaten: • 100 g Walnüsse • 2 Esslöffel Sonnenblumen- oder Pinienkerne • 5 getrocknete Tomaten und 1 frische Tomate • Basilikum, Petersilie (frisch) • 1 Schuss Walnussöl • 1 Schuss Zitronensaft • Pfeffer Walnüsse in den Mixer geben oder feinhacken. Dann die Sonnenblumen- oder Pinienkerne dazugeben. Danach die in Stücke geschnittenen Tomaten und Kräuter zugeben und pürieren. Die Tapenade mit Öl, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken. (Rezept aus R. Dijkinga: Ehrlich, herrlich, köstlich, S. 47)

33


CHANCE JENA

UNGEWOHNT?

Bald wird es sich für Sie sehr vertraut anfühlen ...

Die Macht der Gewohnheit? 6 gute Nachrichten

N

ach meinen Seminaren für Selbsthilfegruppen sind die TeilnehmerInnen regelmäßig froh, wichtige Anstöße bekommen zu haben und sehen Vieles in ihrem Leben aus einer neuen, frischeren Perspektive. Die meisten sind hoch motiviert, die gewonnenen Erkenntnisse und vorgestellten Übungen gleich in ihren Alltag zu übernehmen. Einige fragen mich aber auch, wie sie es denn hinkriegen sollen, dass sie nach dem ersten Schwung nicht nachlassen und doch wieder im gewohnten Alltag landen. Kennen Sie das auch? Mit Elan etwas Neues anzufangen, es dann vielleicht eine Weile zu praktizieren und dann Dipl.-Psych. Anna-Maria Steyer, Jena wieder in den "alten Trott" zu fallen? Das geht vielen so, doch warum? Warum erliegen wir so oft der "Macht der Gewohnheit"? Warum ist diese - meist als "innerer Schweinehund" bezeichnete - innere Instanz offenbar so stark, dass sie sich gegen die ursprüngliche Absicht problemlos durchsetzt? Und was machen bloß diejenigen Menschen anders, die scheinbar mühelos etwas Neues anfangen und dabei bleiben? Gibt es da ein Geheimnis zu lüften oder ist die Lage aussichtslos? Gewohnheiten zu bilden ist unsere Natur Die 1. gute Nachricht: Die vermeintlich „andere Instanz“ ist unsere Biologie, das natürliche Zusammenwirken aller physikalischen und biochemischen Vorgänge in unserem Körper. Und die macht alles genau richtig. Wir brauchen also gegen niemanden zu kämpfen, auch nicht gegen den angeblichen inneren Schweinehund. Dass es uns manchmal so vorkommt, ist nur eine Denk-Gewohnheit. Auch die lässt sich ändern. Die 2. gute Nachricht: Die Macht der Gewohnheit ist kein Handicap, sondern essentiell wichtig für unser Überleben. Diese natürliche Neigung, Gewohnheiten zu bilden, können wir nutzen. Wenn unser Organismus nicht in der Lage wäre, Gewohnheiten zu bilden und ihnen zu folgen, wären wir ziemlich hilflose Wesen, die weder laufen, noch sprechen könnten, die keinen Löffel zum Mund führen oder sich in der Umgebung orientieren könnten.

schneller und effizienter als eine ganz neue, bewusste Handlung. Daher wehrt sich in uns zunächst einmal alles gegen ein Zuviel an Aufwand, den eine völlig neue Handlung mit sich bringt. Aber: Auf der anderen Seite nimmt das Gehirn alles, was man wiederholt, sofort auf die "Liste" neuer Gewohnheiten auf. Wiederholung ist das eindeutige Signal an das Gehirn, dass jetzt eine wichtige Handlung stattfindet. Wenn sie nicht wichtig wäre, würde man sie ja nicht wiederholen. Bei jeder Wiederholung werden die zuvor angelegten neuronalen Bahnen im Gehirn breiter und stabiler. Sie können sich das so vorstellen, als ob sie querfeldein laufen und dabei Gräser umknicken. Wenn Sie den gleichen Weg kurz darauf später noch ein paar Mal laufen, wird sich ein kleiner Pfad gebildet haben. Eine Gewohnheit fühlt sich gut und richtig an Die 4. gute Nachricht: Gewohnten Pfaden zu folgen, ist mit Wohlgefühl verbunden. Sie werden also mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Ihrem Weg durch das Feld wieder diesen Pfad wählen und nicht irgendwo daneben durch das hohe Gras stapfen, stimmt's? Es wird sich einfach besser anfühlen. Das hat damit zu tun, dass Gewohnheiten mit Wohlgefühl gekoppelt sind. Das, was sich gut anfühlt, hat hohe Anziehungskraft. Diese Kopplung hat sich in der Evolution herausgebildet, weil dadurch sichergestellt wird, dass wir dem Bewährten folgen. Daher fühlt sich alles Gewohnte gut und richtig an und alles Neue fühlt sich – genau! – ungewohnt an. Was wiederholt wird, wird automatisch zur Gewohnheit

Gewohnheiten zu bilden ist einfach

Die 5. gute Nachricht: Die „Pfade“ im Gehirn werden automatisch breiter und fester, sobald sie benutzt werden. Sie müssen nicht an der Pfaderweiterung mitarbeiten. Das erledigt Ihr Gehirn nebenbei von selbst. Sie müssen sich zu Anfang lediglich bewusst entscheiden, diesen Pfad zu gehen und solange zu gehen, bis er sich vertraut anfühlt. Bildhaft gesprochen entscheiden Sie: „Ich verlasse die viel befahrene Straße (die sich für mich irgendwie gewohnt anfühlt) und laufe jetzt querfeldein, auch wenn sich das erst mal komisch anfühlt.“

Die 3. gute Nachricht: Es ist einfach, neue Gewohnheiten zu bilden. Der Organismus liebt Gewohnheiten. Alles, was automatisch abläuft, ist

Bedenken Sie: Am Anfang WIRD es sich "komisch" anfühlen. Davon dürfen Sie sich aber nicht beirren lassen!

34


CHANCE JENA Wenn Sie diesen Weg aber regelmäßig nehmen, bildet sich mit der Zeit ein Pfad. Dieser wird breiter und stabiler, je öfter Sie ihn nutzen. Bald wird es sich für Sie sehr vertraut anfühlen, auf ihm zu gehen. Darauf können Sie sich verlassen. Das ist der erste Teil des "Geheimnisses": Sich vom anfangs ungewohnten und komischen Gefühl nicht beirren zu lassen. Es kann sich ja noch gar nicht vertraut anfühlen! Wenn Sie allerdings nach den ersten Versuchen nicht mehr den kleinen Pfad durch das Feld nehmen, werden sich die Gräser wieder aufgerichtet haben. Alles sieht dann wieder aus wie vorher. Es ist ein ganz einfacher Mechanismus. Ihr Gehirn braucht lediglich ein bisschen Zeit, um eine stabile Verbindung herzustellen. Eine Gewohnheit ist nach ca. 6 Wochen gebildet Die 6. gute Nachricht: Ein neues Verhalten ist bei täglicher Anwendung nach nur ca. 4 bis 6 Wochen im Gehirn als Automatismus „verankert“. Das ist der zweite Teil des „Geheimnisses“: Sie brauchen gar nicht gegen alte Gewohnheiten zu kämpfen! Stattdessen führen Sie das neue Verhalten täglich (mindestens 5 Mal pro Woche) 6 Wochen lang durch. Es wird sich von Mal zu Mal für Sie immer natürlicher anfühlen. Nach dieser Zeit werden Sie nicht anders wollen; das Neue wird zu Ihrer Gewohnheit geworden sein und Ihnen Wohlgefühl bescheren. Etwas länger dauert es, wenn Sie eine neue Gewohnheit schaffen wollen, die Sie nur einmal pro Woche ausführen, z. B. laufen oder ins Fitnessstudio gehen und Ähnliches. Hier brauchen Sie ein klein wenig länger Ihren festen Entschluss, um die Zeit zu überbrücken, bis sich das Wohlgefühl der Gewohnheit von selbst eingestellt hat. Der Mechanismus bleibt aber der gleiche. Nutzen Sie mit diesem Wissen also den Schwung, den Sie zum Beispiel in einem Seminar oder durch ein anderes Ereignis bekommen haben und legen Sie noch heute los!

Kontakt: Dipl.-Psych. Anna-Maria Steyer Inspirierende Problemlösungen An der Osterwiese 10 07749 Jena Tel.: 03641 826732 www.steyer-inspiration.de

V erlorene Jahre Neuroleptika – Fluch und Segen Nun schon fünfzig Jahre alt – Aber wie viele Jahre davon gelebt? Bald dreißig Jahre Psychopharmaka, die mich über weite Strecken fast stumpfsinnig gemacht haben. Sieben Semester Unistudium, wobei die Fahrt bereits mühevoll war. Kaum etwas begriffen, kaum etwas behalten. Jahrelang viel geschlafen, gegessen, kaum ferngesehen. Hochdosiert konventionelle Neuroleptika, als wäre mein Hirn zubetoniert. Wie ein Weichzeichner, aber sich kalt anfühlend, ohne angenehmes Wohlgefühl. Viele Jahre ohne Partnerin. Keine sanfte Nähe, kein inniglicher Kuss, der mich das Leben leichter ertragen ließe. Kein Aufarbeiten der Psychoseinhalte, nur Tabletten, Tabletten, Tabletten. In trauriger Stimmung Gedanken an Jacques Brell und sein Zitat: „Was im Leben wirklich zählt, ist die Intensität eines Lebens, und nicht dessen Dauer.“ (aus Niels Schmitt: anderssein - Gedichte CoCon Verlag Hanau 2016)

35


CHANCE JENA

UNBEGRENZT

Wir wollen Grenzen überwinden ...

Grenzenlos e. V. - Verein für behinderte Menschen und Menschen in Notsituationen

D

er gemeinnützige Verein „Grenzenlos e. V.“ gründete sich im Jahr 2009. Ziel des Vereins ist es, umfassende Angebote für Menschen mit Behinderungen und Menschen in Notsituationen zu schaffen und umzusetzen. Die Zielgruppe des Vereins sind dabei keineswegs „nur“ von Behinderung betroffene Menschen, sondern auch diejenigen, welche von einer Behinderung bedroht sind. Bei unserer Arbeit mit den KlientenInnen sind Grundsätze wie „Hilfe zur Selbsthilfe“ und „ambulant vor stationär“ selbstverständlich und unsere stetigen Begleiter. Ein Team aus professionellen MitarbeiterInnen binden diese Grundsätze in ihre tägliche Arbeit ein und pflegen regelmäßigen Kontakt sowohl zu den KlientenInnen als auch zu den VertreterInnen anderer Fachrichtungen und Institutionen. Die Umsetzung der Vereinsziele erfolgt in unterschiedlichen Geschäftsbereichen, welche in einem engen Kontakt zueinander stehen und eine Verbindung der verschiedenen Angebote ermöglichen. Somit stellt der Verein ein umfassendes und am Bedarf der KlientenInnen orientiertes Hilfesystem zur Verfügung. Im Juni 2010 erfolgte die Anerkennung des Grenzenlos e. V. als Betreuungsverein durch das Land Thüringen. Die VereinsbetreuerInnen führen gesetzliche Betreuungen und vertreten ihre KlientenInnen rechtlich in verschiedenen Bereichen z. B. in der Gesundheits- oder Vermögenssorge. Des Weiteren führt der Betreuungsverein Querschnittsaufgaben aus, zu denen die Gewinnung, Beratung und Vernetzung von ehrenamtlichen BetreuerInnen und die Durchführung von Modulschulungen zählen. Außerdem berät er zu Themen wie der Vorsorgevollmacht oder der Patientenverfügung.

36

Seit Dezember 2009 besteht eine Vereinbarung zwischen dem Grenzenlos e. V. und der Stadtverwaltung Jena (Fachdienst Soziales) zur Durchführung ambulanter Betreuungen, auf Grundlage der §§ 53, 54 SGB XII. Das dadurch verfolgte Ziel ist es, den zu betreuenden Menschen im eigenen Wohnraum eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen. Dazu gehört auch eine Betreuung in einer unserer zwei ambulanten Wohngruppen. Ziel ist es, den BewohnerInnen unserer Wohngemeinschaften in ihrem persönlichen Wohnraum eine selbstbestimmte und eigenständige Lebensweise zu ermöglichen. Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz im häuslichen Bereich und in der Tagesbetreuung psychosozial zu fördern, ist Aufgabe von unserem Betreuungsservice Grenzenlos. Er arbeitet auf Grundlage der Zulassung nach §§ 45 Abs. 3 und 45 c SGB XI. Pflegende Angehörige sollen bei der Pflege der zu Betreuenden entlastet und somit ein möglichst langer Verbleib des Pflegebedürftigen in der eigenen Häuslichkeit sichergestellt werden. Im Rahmen des Betreuungsservice findet unser Projekt „Eule“ statt. Dabei sollen die gemeinsame Zeit mit Unterstützung eines Mitarbeiters kreativ gestaltet und ein strukturierter Tagesablauf geschaffen werden. Im Auftrag der Stadt Apolda ist der Verein Grenzenlos Betreiber des Obdachlosenheims. Seit 2012 wird somit nicht sesshaften und obdachlosen Menschen die Chance gegeben, ein Zuhause auf Zeit zu erlangen.


CHANCE JENA Niels Schmitt, Meine Jahre als Lungenfisch „Der Lungenfisch, dem Urfisch, von dem die Landtiere abstammen, ähnlich, hat eine Möglichkeit zu überleben, wenn das Wasser sinkt und eine Trockenperiode einsetzt: Er vergräbt sich im Schlamm, lässt den Lehm steinhart werden und atmet, durch einen feinen Luftkanal, zur Oberfläche, einmal und weniger in der Stunde. So kann er sieben Jahre überleben. Kommt das Wasser zurück, wird er aus seiner Trockenheit befreit und lebt weiter sein Leben wie ein gewöhnlicher Fisch.“ Der Verein Grenzenlos e. V. möchte mit diesem vielfältigen Angebot eine Nische im Betreuungsangebot der Stadt Jena und der näheren Umgebung besetzen. Behinderte Menschen oder von Behinderung bedrohte Menschen haben das Recht, wie jeder andere auch, selbstbestimmt und frei zu leben. Diesen Menschen ihren Platz in der Gesellschaft zu sichern und zu festigen, haben wir uns zum Ziel gesetzt.

Kontakt:

Grenzenlos e. V. Rathausgasse 4, 07743 Jena Tel.: 03641 6392637 Fax: 03641 6392634 www.grenzenlos-jena.de

Psychologische Beschreibung: Regressiv, antriebsgestört. Oft 16 Stunden Flucht in den kleinen Tod des Schlafes. Essen, Trinken und Fernsehen. Gedanken und Worte sind oft so spärlich und verlassen nur selten meine Lippen. Gewicht: 83 kg bei einer Körpergröße von 173 Zentimetern – die Psychopharmaka setzen den Grundumsatz herab und vieles andere mehr. Ein starkes Kuschelbedürfnis: Als äußerlich erwachsener Mann liege ich mit Vater und Mutter im Bett und lasse mich streicheln. Eine nachgeholte Kindheit? Vielleicht. Oder nur kostbare verlorene Jahre? Aber erst als ich für das Absenken der Medikamente kämpfte Und auch, als ich eine Aufgabe gestellt bekam, floss das Wasser wieder langsam zurück in den vertrockneten Tümpel meines Lebensweges. Und der Tümpel füllte sich noch schneller, als nach Jahren endlich wieder sanfte Hände meinen ganzen Körper streichelten, als ich eine Frau gefunden hatte, die mich beim erneuten Erlernen des Schwimmens kräftig unterstützte.

Wiesenbader Impressionen

Rosenberger, Horst

(aus: Niels Schmitt: Sehnsucht wie ein Ozean CoCon Verlag Hanau 2017)

37


CHANCE JENA

ÖFFENTLICH?

Wie geschützt sind meine Daten? ...

Datenschutz im Internet

Erschreckendes Ausmaß von Tracking auf Gesundheitsseiten

von Miriam Walther, Dipl. Politologin, wiss. Mitarbeiterin der NAKOS in: NAKOS THEMA 1|2016 https://www.nakos.de/data/Fachpublikationen/2016/NAKOS-Thema-12016.pdf

Informationen zu unserer gesundheitlichen Situation gelten uns als privat und schützenswert. Schon der Eid des Hippokrates enthielt eine Verpflichtung zur Verschwiegenheit. Und auch im heutigen deutschen Rechtssystem ist dieser Gedanke fest verankert: Angaben über die Gesundheit einer Person gelten als „besonders sensible Daten“, die besonders geschützt werden müssen (§ 3 Abs. 9 BDSG). Dahinter steht die Einsicht, dass es ausgehend von solchen Informationen zu einer Diskriminierung kommen kann. Für die bisherige, „analoge“ Welt war der Schutz unserer Gesundheitsdaten auch im Wesentlichen gewährleistet. So ist beispielsweise das ärztliche Schweigegelübde für uns selbstverständlich, und wir gehen auch davon aus, dass nur befugte Personen Einsicht in unsere Krankenakten haben. Für unsere gesundheitsbezogenen Aktivitäten im Internet wie zum Beispiel die Suche nach Gesundheitsinformationen trifft das jedoch nicht zu. Studie offenbart Trackingmechanismen Timothy Libert von der University of Pennsylvania in den USA untersuchte im letzten Jahr mehr als 80.000 prominente überwiegend englischsprachige Internetseiten zu Gesundheitsthemen. Erschreckendes Ergebnis: Auf mehr als 90 Prozent dieser Seiten fand er Trackingmechanismen von Dritten. Über diese Trackingmechanismen wird unser Surfverhalten akribisch dokumentiert: Welche Internetseiten wir besuchen, wie lange wir jeweils verweilen, auf welcher Seite wir zuvor waren, all das wird festgehalten und gespeichert. Es schaut uns beim Surfen quasi jemand über die Schulter, ohne dass wir das bemerken. Diese Informationen werden ausgewertet und zu Nutzer/innenprofilen zusammengeführt. Dies geschieht zumeist mit dem Ziel, personalisierte Werbung einblenden zu können. Das Tracking findet im Hintergrund statt, es ist für die Nutzer/innen von Internetseiten in der Regel nicht zu erkennen. Technisch wird es über verschiedene

38

Wege umgesetzt: Von Cookies über Bilder und so genannte „Tracking Pixel“ bis hin zum neueren, so genannten „Browser Fingerprinting“ und anderen JavaScript-Anwendungen. Solche Trackingmechanismen von Dritten fanden die Forscher nicht nur auf Internetseiten kommerzieller Anbieter, sondern auch auf Seiten von öffentlichen Einrichtungen und von Einrichtungen aus dem Bildungs- und dem NonProfit-Bereich. Im Schnitt befanden sich auf den Internetseiten, bei denen es zu einem Tracking kam, Trackingmechanismen von neun verschiedenen Akteuren. Für die Untersuchung war ein Analyseprogramm entwickelt worden, mit dem nicht nur die Verbreitung und das Ausmaß von Tracking auf Gesundheitsseiten erforscht werden konnte, sondern auch, wer diese trackenden Akteure eigentlich sind. In der großen Mehrheit waren es Wirtschaftsunternehmen, die die Daten zu kommerziellen Zwecken nutzen: Unternehmen, die ihr Geld mit Online-Werbung machen und sogenannte „Data Broker“, deren Geschäftsmodell das Sammeln, Zusammenführen und Verkaufen von Nutzer/ innenprofilen ist. An vorderster Front ist dabei Google aktiv: 78 Prozent der untersuchten Internetseiten enthielten Trackingmechanismen von Google („the gorilla in the room“). Am zweithäufigsten war das Unternehmen comScore anzutreffen, am dritthäufigsten Facebook (38 % und 31 %). "Records of visits to pages for sleep apnoea, depression, or addicition treatment can be resold to organisations that want to know who is interested in these topics. Such information may be sensitive as that contained in electronic health records, and yet little legal oversight regulates how this information is collected, how long it is kept, and how it is used" (Libert 2015c, S. 1) "Daten zu Besuchen von Internetseiten über Schlafapnoe, Depression oder die Behandlung von Suchterkrankungen können an Organisationen weiterverkauft werden, die wissen wollen, wer an diesen Themen interessiert ist. Solche Informationen können genauso sensibel sein, wie diejenigen in elektronischen Patientenakten. Und dennoch gibt es keine rechtliche Aufsicht und Regeln darüber, wie diese Informationen gesammelt, gespeichert und verwendet werden dürfen." Warum ist Tracking auf Internetseiten zu Gesundheitsthemen ein Problem? Das Forscherteam um Libert stellte fest, dass sich bei der Mehrheit des auf Gesundheitsseiten stattfindenden Trackings sehr konkrete Schlüsse über den Gesundheitszustand der surfenden Person ziehen lassen. Bei 70 Prozent wurden Internetadressen (URLs) übermittelt, aus denen spezifische Erkrankungen oder Behandlungswege zu erkennen waren. Libert nennt dafür das Beispiel eines großen britischen Gesundheitsportals: Aus der URL der besuchten Unterseite geht hervor, dass es sich um eine Unterseite zum Thema „Knoten in der Brust“ handelte (www.nhs.uk/conditions/breast-lump). Übertragen auf den deutschen Sprachraum und auf eine vielgenutzte deutsche Internetseite zu Gesundheitsthemen wäre eine entsprechende Schlussfolgerung bei einer URL wie http://www.onmeda.de/krankheiten/brustkrebstherapie-1426-6.html möglich. Als die NAKOS am 29.6.2016 diese spezielle Onmeda-Seite besuchte, waren der Browser-Erweiterung „Ghostery“ zufolge 83 verschiedene trackende Akteure aktiv und es wurden 85 Cookies im Browser abgelegt. Folgt man den Ausführungen von Libert muss davon ausgegangen werden,


CHANCE JENA dass die Information über den Besuch einer solchen Seite mit in die jeweiligen Nutzer/innenprofile einfließt. Wenn die surfende Person auch noch einen Account bei Facebook oder bei Google+ nutzt, kann diese Information sogar mit dem echten Namen der Person verknüpft werden. Und sollte diese Person außerdem für ihre E-Mail-Kommunikation Angebote wie GMail oder YahooMail nutzen, werden unter Umständen auch die Inhalte von geschriebenen wie von empfangenen E-Mails zusätzlich von den Anbietern ausgelesen und zum Nutzerprofil hinzugefügt. "... this study has demonstrated that data on health information seeking is being collected by an array of entities which are not subject to regulation or oversight. Health information may be inadvertently misused by some companies, sold by others, or even stolen by criminals." (Libert 2015a). "Diese Studie hat gezeigt, dass bei der Suche nach Gesundheitsinformationen im Internet Daten von einer Reihe von Unternehmen gesammelt werden, die keiner Regulierung oder Aufsicht unterliegen. Diese Gesundheitsinformationen werden vielleicht von einigen Unternehmen versehentlich missbraucht, von anderen verkauft oder aber auch von Kriminellen gestohlen."

Aus Sicht der NAKOS ist es zudem problematisch, dass den Betreibern von Internetseiten häufig gar nicht bewusst ist, dass auf ihren Seiten trackende Elemente zum Einsatz kommen. Sie haben sich also nicht bewusst entschieden, Informationen über die Nutzer/innen ihrer Seite an Dritte weiterzugeben. Vielmehr ergibt sich dies durch das unbedachte Nutzen von vermeintlich kostenfrei zur Verfügung gestellten Angeboten. Dazu gehört zum Beispiel das Programm Google Analytics, das Seitenadministrator/innen eine Statistik über die Besuche auf der Seite zur Verfügung stellt oder der „Gefällt mir“Button von Facebook, der auf der eigenen Seite eingebunden werden kann. In der Regel kommt es beim Einbinden solcher „Umsonst-Funktionalitäten“ unbemerkt zum Tracking der Seitenbesucher/innen durch diejenigen Unternehmen, die diese Angebote bieten.

Was können Nutzer/innen dagegen tun? Libert verweist in seinen Veröffentlichungen zu der Untersuchung auf existierende technische Anwendungen, um dem Problem Herr zu werden. So gibt es einige Browser-Erweiterungen, die Nutzer/innen installieren können, um Tracking sichtbar zu machen und einzudämmen (zum Beispiel Privacy Badger, Disconnect oder Ghostery). Er benennt aber auch ihre Grenzen: Sie sind nur bedingt effektiv. Sie setzen ein gewisses Maß an technischem KnowHow voraus. Bei Smartphones und Tablets sind die Erweiterungen mehrheitlich gar nicht nutzbar. Und: Die Verantwortung wird auf die Nutzer/innen abgeschoben. Das Hauptproblem ist, dass die Umsatzmargen für Online-Werbung und den Handel mit Nutzer/innenprofilen immens hoch sind. Daher gibt es für Unternehmen genug Anreize, jegliche Versuche der Nutzer/innen, ihre Daten zu schützen, mit immer neuen Entwicklungen auszuhebeln. Libert beschreibt dies folgendermaßen: "... on one hand we have users who are poorly equipped to defend themselves with available technical measures, and on the other, higly motivated and well-funded corporations with cutting-edge technologie" (Libert 2015a). "... auf der einen Seite gibt es Nutzer/innen, die kaum wissen, wie sie sich mit den verfügbaren technischen Anwendungen schützen können, und auf der anderen Seite sind da die hoch motivierten und gut finanzierten Unternehmen mit modernster Technologie." Politische Lösungen gefordert Angesichts dieser Situation spricht sich Libert für politische Lösungen aus. Seiner Ansicht nach sollte Tracking über gesetzliche Regelungen eingedämmt werden. Dies sieht er vor allem für Internetseiten geboten, deren Betreiber öffentliche Fördermittel erhalten, also zum Beispiel öffentliche Einrichtungen, Bildungseinrichtungen oder Non-Profit-Organisationen. Diese Einschätzung teilt die NAKOS. Und für Internetseiten von Selbsthilfegruppen oder -vereinigungen sollte die kommerzielle Ausbeutung von Nutzer/innendaten tabu sein. Vieles was in der Selbsthilfe thematisiert wird, ist sehr persönlich. Es geht um Erkrankungen, um schwierige Lebenssituationen, zum Teil auch um tabuisierte Themen. Für die gemeinschaftliche Selbsthilfe im Internet ergeben sich also besonders hohe Anforderungen an die Wahrung der Privatsphäre. Die Beteiligten müssen sich darauf verlassen können, Internetseiten der Selbsthilfe anonym besuchen zu können und auch in Selbsthilfeforen offen über ihre Situation zu berichten, ohne dass ihnen daraus Nachteile entstehen - weder aktuell, noch zukünftig. Auf Selbsthilfeseiten sollten es daher auch keine Anwendungen geben, durch die ein Tracking der Nutzer/innen erfolgt. Soziale Netzwerke wie Facebook oder Google+ sollten von der Selbsthilfe nur für ihre Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, aber auf keinen Fall, um sich dort über die eigene gesundheitliche Situation oder andere schwierige Lebensumstände auszutauschen. Die NAKOS und die Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle (SEKIS) Berlin haben im vergangenen Jahr einen Prozess für mehr Datenschutz und Datensparsamkeit bei internetbasierten Formen der Selbsthilfe angestoßen. In der "Berliner Erklärung" werden Leitprinzipien zum verantwortungsvollen Umgang mit personenbezogenen Daten beschrieben. An die 150 Selbsthilfekontaktstellen, Selbsthilfevereinigungen, Selbsthilfegruppen sowie Einzelpersonen haben sich der Erklärung angeschlossen.

39


CHANCE JENA Wir appellieren an die öffentliche Hand und die Krankenkassen, die Prinzipien Datenschutz und Datensparsamkeit auch bei der Vergabe von Fördermitteln in den Blick zu nehmen. Der Verzicht auf das Ansammeln und Weitergeben von Nutzerinformationen sollte als Qualitätsmerkmal berücksichtigt werden. Wie sind die Forscher um Timothy Libert methodisch vorgegangen? Die Untersuchung wurde im April 2014 an der University of Pennsylvania durchgeführt. Es wurden 1.986 krankheitsbezogene Suchbegriffe ausgewählt und diese über Suchmaschinen gesucht. Diese Suche führte zu 80.142 Internetseiten. Diese wurden daraufhin untersucht, ob auf ihnen Tracking durch Dritte stattfindet. Bei 91 Prozent dieser Seiten kam es beim Laden zu einem Datenaustausch mit Dritten („third party HTTP request“), 86 Prozent der Seiten luden Javascriptanwendungen von Dritten und führten diese aus, 71 Prozent hinterließen Cookies. Bei 70 Prozent dieser Trackinggeschehen wurden an die trackenden Dritten URLs übermittelt, aus denen spezifische Umstände, Erkrankungen und Behandlungen zu erkennen waren. Quellen: Libert, Timothy: Privacy Implications of Health Information Seeking on the Web. In: Communications of the Association for Computing Machinery; März 2015a (https://timlibert.me/pdf/Libert-2015-Health_Privacy_on_Web.pdf) Libert, Timothy: Exposing the Hidden Web: An Analysis of Third-Party HTTP Requests on One Million Websites. In: International Journal of Communication; Oktober 2015b Libert, Timothy/Grande, David/Asch, David A.: What web browsing reveals about your healther. In: The BMJ November 2015c Siehe auch: https://timlibert.me

Kontakt: NAKOS - Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen Otto-Suhr-Allee 115 10585 Berlin-Charlottenburg Tel.: 030 31018984 Fax: 030 31018970 E-Mail: miriam.walther@nakos.de www.nakos.de www.schon-mal-an-selbsthilfegruppen-gedacht.de www.selbsthilfe-interaktiv.de www.patient-und-selbsthilfe.de

Wer nichts verändern will, wird auch das

verlieren, was er bewahren möchte. Dr. Gustav Walter Heineman

40

TRAINIERT

Schnell und unkompliziert anwendbar ...

Diagnose ADHS Online-Trainer soll Eltern unterstützen

W ie geht man mit kindlichen Wutanfällen um? Wie können Eltern ihr ADHS-Kind im Alltag am besten unterstützen? Was können

Eltern für sich selbst tun? Antworten auf solche Fragen gibt jetzt ein Elterntrainer, der online genutzt werden kann.

Der "ADHS-Elterntrainer" ist ein wissenschaftlich fundiertes Online-Programm und bietet umfassende und kostenlose Unterstützung für Mütter und Väter, die durch Verhaltensprobleme ihrer Kinder besonders belastet sind. Anhand von 44 Filmsequenzen zu typischen Situationen aus dem Familienalltag vermittelt das Trainingsprogramm einfache verhaltenstherapeutische Methoden, die Eltern bei Problemen infolge einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ihres Kindes schnell und unkompliziert anwenden können. Das Angebot der AOK wurde in Kooperation mit dem ADHS-Experten Professor Manfred Döpfner vom Uniklinikum Köln entwickelt und ist unter www.adhs-elterntrainer.de für alle Interessierten frei zugänglich. Das Programm kann kostenfrei und ohne Registrierung von allen Interessenten durchlaufen werden. Auf Wunsch können sich die Nutzer zusätzlich mit einer EMail-Adresse und einem selbst gewählten Passwort beim "ADHS-Elterntrainer" anmelden. Dann werden ihre Eingaben gespeichert, so dass sie beim nächsten Einloggen kontinuierlich im Programm weiterarbeiten können. Zu den Zielen des Programms gehört es ferner, dass Eltern in schwierigen Phasen auch ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und für sich Kraft tanken. Der Elterntrainer vermittelt darüber hinaus Wissen zum Krankheitsbild. "Das Programm kann von Eltern selbstständig genutzt, aber auch als Ergänzung zu ärztlicher oder therapeutischer Behandlung eingesetzt werden", betont Hannelore Strobel, Pressesprecherin der AOK PLUS. Für AOK-Versicherte gibt es ein exklusives Zusatzangebot: Sie können sich von Experten beraten lassen, wenn sie Fragen zur Anwendung der Methoden haben, die im Elterntrainer vermittelt werden. "Mütter und Väter von Kindern mit der Diagnose ADHS sind oft erschöpft und nicht selten der Verzweiflung nah", so Hannelore Strobel weiter. "Sie können in besonderem Maß von unserem Angebot profitieren."


CHANCE JENA

Hintergrundinformationen zu ADHS Nach einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) erhielten 4,4 Prozent der AOK-versicherten Kinder und Jugendlichen von drei bis 17 Jahren im Jahr 2014 die Diagnose ADHS. Damit ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung die häufigste psychische Diagnose im Kindesalter. Bei etwa 6,4 Prozent der Jungen wurde ADHS in der Abrechnung der Ärzte dokumentiert; sie sind damit wesentlich häufiger betroffen als Mädchen mit 2,2 Prozent. Nach einer aktuellen Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) nimmt die Häufigkeit der in den Abrechnungsdaten der Ärzte dokumentierten Diagnose ADHS bei Kindern und Jugendlichen seit 2012 weniger stark zu. Von 2006 bis 2011 war die dokumentierte Prävalenz von 2,5 Prozent auf 3,8 Prozent angestiegen, von 2012 bis 2014 stieg sie nur von 4,2 Prozent auf 4,4 Prozent. Die tatsächliche Krankheitshäufigkeit ist in den letzten drei Jahrzehnten nicht gestiegen. Die zunehmende Rate der von Ärzten dokumentierten ADHS-Diagnosen deutet darauf hin, dass die Aufmerksamkeit für die Erkrankung in den vergangenen Jahren zugenommen hat und ADHS mittlerweile deutlich besser erkannt wird.

https://presseblog.aokplus-online.de/wenn-bis-drei-zaehlennicht-mehr-reicht/

Wiesenbader Impressionen

Neidhardt, Hans-Joachim

41


CHANCE JENA

GENESEND

Ein lebendiges Meeting in Jena ...

Al-Anon in Jena seit 8 Jahren? Was ist Al-Anon?

D

er Name ist die Abkürzung für Alcoholics Anonymous for Family-Groups. Al-Anon ist mehr als eine Selbsthilfegruppe nur in Jena. Al-Anon (www.al-anon.de) ist eine weltweite Gemeinschaft von Menschen, deren Denken, Fühlen und Handeln durch das süchtige Trinken von Alkohol eines nahen Verwandten oder Freundes beeinträchtigt worden ist. Die Gemeinschaft ist, wie die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker (AA), vor etwa 80 Jahren in Amerika gegründet worden und wendet zur Genesung von den Auswirkungen des Alkoholismus das ZwölfSchritte-Programm (www.Zwölf-Schritte-Programm.de) in ihren Gruppen (Meetings) an. Die Menschen teilen in dieser Gemeinschaft Erfahrungen, Kraft und Hoffnung. Als Angehörige von Alkoholikern glauben wir, dass die Erkrankung an Alkoholismus, wie sie sich derzeit überall in unserer westlichen Kultur als Erkrankung, vor allem des Geistes, ausbreitet, eine Familienkrankheit ist. Jedes Familienmitglied, aber auch Freunde, Kollegen, Mitarbeiter werden durch das Verhalten des an Alkoholsucht Erkrankten in Mitleidenschaft gezogen. Die Gemeinschaft Al-Anon ist nicht gebunden an irgendeine Sekte, Konfession, politische Gruppierung, Organisation oder irgendwelche Institutionen. Al-Anon hat nur ein Anliegen: den Familien von Alkoholikern zu helfen. Das geschieht durch das Arbeiten mit den Zwölf Schritten und das Willkommenheißen von Angehörigen von Alkoholikern in den Meetings und Ermutigung zur Genesung durch Selbsthilfe. Der Besuch der Meetings ist kostenfrei und freiwillig. Überall in Deutschland und weltweit gibt es Meetings, Gruppen, die alle mit diesem Programm "arbeiten". Eine Gruppe in der Nähe des Wohnortes kann bei Interesse unter www.al-anon.de gefunden werden. Die Gemeinschaft wahrt die Anonymität jedes Einzelnen. Damit ist ein Klima des Vertrauens geschaffen, indem jeder im Meeting in die Lage versetzt werden kann, über seine Sorgen und Ängste frei zu reden und sich auszutauschen. Mir hat die Gemeinschaft im wahrsten Sinne des Wortes zu neuem Leben verholfen. Ich war in einer Familie aufgewachsen, in der der Alkoholismus gewütet und zerstört hat, was gut und lebendig war. Ich habe viel Leid erfahren müssen und mein Denken hat sich verwirrt. Ich war erkrankt an Co-Abhängigkeit. Diese Erkrankung ist oft eine Folge der Beeinträchtigung durch das süchtige Trinken eines Angehörigen. Ich habe mich nicht mehr um mich selbst gekümmert, wusste gar nicht mehr, wer ich bin und was ich kann. Die Kinder in meiner Ehe haben gelitten, denn auch sie waren von den Auswirkungen des Trinkens betroffen.

42

Heute habe ich nach vielen 24 Stunden in Al-Anon, das heißt: regelmäßigen Besuch der Gemeinschaft und Arbeiten in den Zwölf Schritten einen Tag nach dem anderen wieder Gelassenheit, innere Kraft, Frieden und Lebensqualität gefunden. Auch wenn die Alkoholiker in meinem Leben nicht trocken, also geistig trocken, geworden sind, geht es mir besser und ich finde Unterstützung, Trost und Hoffnung in meinem Leben mit der Hilfe des Programms. In Jena sind wir ein lebendiges Meeting geworden. Wir tauschen Erfahrungen aus, ermutigen uns und schenken Trost und Verständnis. Wir treffen uns einmal pro Woche und laden Dich herzlich ein, das Programm auszuprobieren. Meeting: jeden Freitag von 19:00 - 20:30 Uhr im Jugendraum der Landeskirchlichen Gemeinschaft (1. Etage), Wagnergasse 28, 07743 Jena

Kontakt: Al-Anon Familiengruppen e. V. Zentrales Dienstbüro Emilienstraße 4, 45128 Essen Tel.: 0201 773007 Fax: 0201 773008 E-Mail: al-anon.zdb@t-online.de www.al-anon.de

Tu es oder tu es nicht, aber höre auf, es zu versuchen.

Zen-Weisheit

Wiesenbader Impressionen

Gröbler, Bernhard


CHANCE JENA

TATENREICH

Es ist ein Geben und Nehmen ...

Tausend Taten: Zeit schenken, Freude gewinnen

D

er Verein Tausend Taten e. V. stärkt seit 2011 bürgerschaftliches Engagement in Jena und Umgebung. Mit unseren Projekten „NAHbarn“ und „Paten für Demenz“ bringen wir ältere, teilweise pflegebedürftige Bewohner Jenas mit Freiwilligen zusammen, die diese regelmäßig besuchen und ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Davon profitieren sowohl die Freiwilligen, als auch die Besuchten. NAHBbarn Mit dem Projekt Die NAHbarn bieten wir ein Besuchsangebot für ältere, alleinlebende Menschen. Wir suchen und vermitteln individuell NAHbarn, die regelmäßig ehrenamtlich einen älteren Menschen besuchen, ihm Gesellschaft leisten, zuhören, spazieren gehen – kurz: Zeit schenken. NAHbarn sind zuverlässige, vertrauensvolle AnsprechpartnerInnen, die sich auf die individuellen Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren einstellen und für sie da sind. Ein NAHbar ist kein Nachbar, kein Pflege- oder Haushaltsdienst, sondern ein Mensch, der Nähe gibt. Ein NAHbar tut Gutes, indem er Zeit schenkt. Aber auch er wird beschenkt durch reiche Begegnungen – es ist ein Geben und Nehmen. Ansprechpartnerin im Projekt „NAHbarn“: Kathrin Lange-Knopsmeier Paten für Demenz Das zweite Projekt, „Paten für Demenz“, besteht seit Anfang 2012 und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Demenz die Chance zu geben, so lange wie möglich in ihrem bekannten Umfeld leben zu können. Die Patinnen und Paten schenken Demenzkranken einige Stunden ihrer Zeit und unterstützen die Betroffenen einmal wöchentlich in deren häuslicher Umgebung. Diese Unterstützung kann für die Angehörigen eine wertvolle, manchmal dringend notwendige Entlastung bedeuten. Ein kurzzeitiger Abstand von der Pflegesituation wird so vielleicht seit langem wieder möglich. Durch diese Besuche kann nicht nur der Umzug ins Pflegeheim hinausgezögert, sondern auch der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden. Die Freiwilligen werden im Vorfeld ihres Engagements durch den Verein kostenlos geschult. Sie erfahren grundlegende Informationen zu Krankheitsbild und -verlauf und erlernen spezielle Kommunikationsmöglichkeiten mit den Erkrankten. Ansprechpartnerinnen im Projekt „Paten für Demenz“: Dorothea Petrich und Sindy Meinhardt Wir freuen uns, wenn wir Sie in einer persönlichen Beratung ausführlicher über die Projekte informieren dürfen – ganz gleich, ob Sie diese als SeniorIn in Anspruch nehmen möchten oder als Ehrenamtliche/r in den Projekten aktiv werden wollen.

Kontakt: Tausend Taten e. V. Neugasse 19, 07743 Jena Tel.: 03641 9264171 E-Mail: kontakt@tausendtaten.de www.tausendtaten.de

!

Rezept Zucchinibratling für 4 Bratlinge

300 g Zucchini waschen, raspeln und durch ein Küchentuch auspressen. 1 Zwiebel und 1 Knoblauchzehe schälen und klein würfeln. 25 g Parmesan und ½ Kugel Mozzarella (ca. 60 g) reiben. 3 Vollkornkekse zerbröseln. Alle Zutaten mit 1 Ei und 60 g Mehl in eine Schüssel geben und gut verrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen. Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen. Aus der Zucchinimasse mit den Händen vier Bratlinge formen und diese in der Pfanne bei mittlerer Hitze je Seite in 5-6 min goldbraun braten. Aus: Dagmar von Cramm, Inga Pfannenbecker, Michael König, Veggie For Family, Gräfe und Unzer Verlag GmbH München 2015, S. 60

43


CHANCE JENA

SCHWEIGSAM

Die Stille zwischen den Generationen ...

Der ganze Schrecken und der ganze Trost, den Familie bedeuten kann

H arriet Köhler erzählt eine sehr deutsche Familiengeschichte. Sie verknüpft in dem Roman "Und dann diese Stille" die Lebenslinien von drei Generationen, vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart, von der ostdeutschen Provinz in die westdeutsche Provinz. Zentrum und zugleich Leerstelle sind die Großeltern Walther und Grethe. Mit Grethes Sterben beginnt der Roman, mit dem Tod Walthers endet er. Wie in den Geschichten rechtschaffener deutscher Familien üblich, ist das Verhältnis der Mitglieder untereinander vom Schweigen und Verschweigen geprägt. Grethe, deren Leben durch die Schilderung ihres Mannes, ihres mittler- Harriet Köhler weile 68-jährigen Sohnes Jürgen und Und dann diese Stille durch den Enkel Nicki plastisch wird, btb Band 74200, 2011 war sowohl Mittelpunkt der Familie, als 313 Seiten auch ein verletzter Mensch. Sie musste ISBN-13: 9783442742004 die Vergewaltigung durch Soldaten der russischen Armee ertragen und konnte ihren Mann, der erst 1950 aus russischer Gefangenschaft heimgekehrt war, nicht mit der Freude in die Arme nehmen, die er sich in all den Jahren erhofft hatte. Außer mit ihrer Freundin Lotte Henschel sprach sie mit niemandem über ihr traumatisches Erlebnis. Es ist für diese Lebensläufe symptomatisch, dass es mit der Freundschaft zwischen Grethe und Lotte aus war, als sie den Henschels in den Westen gefolgt waren und diese ihnen sogar das Nachbargrundstück preiswert überlassen hatten. Dankbarkeit ist ein Begriff, der fremd ist, wie die außerhalb liegende Welt. Der Sohn Jürgen, von der Mutter die ersten zehn Jahre allein aufgezogen und aus dieser Mutter-Sohn-Einheit nie entlassen, scheitert in seiner Ehe. Genau, geduldig und in der Langsamkeit quälend dargestellt, darauf bedacht, die kleinbürgerliche Realität, ihre wohlbekannten Mechanismen abzubilden und als psychologisches Gefüge plausibel zu machen, ordnet die Autorin die Sprache dem Thema über zwei emotional verdorrte Männer unter, die sich wie fremde Tiere umschleichen und belauern. Alles, was der träge Jürgen richtig zu machen glaubt, ist in den Augen des Greises überflüssig,

44

Wiesenbader Impressionen

Schäfer, Ursula

störend und falsch. Dass auch Nicki unfähig ist, seiner Verlobten Ruth etwas über seine Familie, seine Trauer beim Tod der Großmutter zu erzählen, ist die Konsequenz familiärer Verstrickung, der Harriet Köhler in diesem düsteren Buch nachgeht. Sie tut das mit psychologischer Schärfe und Gnadenlosigkeit. Die betont realistisch erzählten Sätze und Dialoge des Romans sind schmucklos, "Und das langweilt dich", fragt Ruth und Nicki antwortet: "Nein. Was dann? Nicki zuckte mit dem Schulter und drehte die Tasse vor sich um 180 Grad." Jeder einzelne Satz ordnet sich dem unaufgelösten Verhältnis der Familienmitglieder zueinander unter. Harriet Köhler ist erst 33 Jahre alt. Ihr Roman hat einen abgeklärten, schmucklosen Ton. Die Autorin beweist Mut, wenn sie dieses kleine Familiendrama in seiner alltäglichen Schrecklichkeit mit diesem aufrichtigen Ernst darstellt. Mit Nickis Verlobter Ruth führt sie eine Hoffnungsfigur und die positive Energie der Liebe ein, von der die beiden alten Männer vielleicht geträumt, aber wenig erfahren haben. Harriet Köhlers Roman ist wieder eine der vielen Abhandlungen über die Wunden des Zweiten Weltkriegs und über die Unmöglichkeit, aus dem Gefängnis der Gefühle zu entkommen. Leicht zu ertragen ist das nicht. Harriet Köhler, geboren 1977 in München, studierte Kunstgeschichte und besuchte die deutsche Journalistenschule. In ihrem Debütroman "Ostersonntag", der 2007 erschien, erzählte Harriet Köhler ebenfalls die Geschichte einer schweigsamen Familie. Besprochen von Verena Auffermann

http://www.deutschlandradiokultur.de

Man wird nicht dadurch besser,

dass man andere schlecht macht. Heinrich Nordhoff


CHANCE JENA

AUFKLÄREND

Zu wichtiges Thema, um es stiefmütterlich zu behandeln ...

Aufklärung gegen Tabak e. V. Jena

M

edizinstudierende und Ärzte von 28 deutschsprachigen Fakultäten klären 20.000 Schüler pro Jahr über das Rauchen auf, verbessern die Lehre, entwickeln Apps, betreiben Forschung und sensibilisieren die Öffentlichkeit. Auch in Jena gibt es eine Gruppe. Tabak ist überall präsent. Auch unsere Kleinsten lernen schon früh, dass einige Erwachsene rauchen und zum Beispiel an der Supermarktkasse Zigaretten kaufen. Viele Plakatwände sind mit Tabakwerbung, die oft vor allem Jugendliche und junge Erwachsene zum Ziel hat, beklebt. Mittlerweile weiß zwar jedes Kind, dass Rauchen schlecht ist, aber wie schädlich es tatsächlich ist, ist oft unbekannt. Tabak ist Hauptursache für einige der häufigsten Erkrankungen unserer Gesellschaft und schadet täglich tausenden Menschen. Um Jugendlichen eine bewusstere Entscheidung darüber zu ermöglichen, wie sie mit Tabak umgehen wollen, besuchen Jenaer Medizinstudenten seit 2014 Schulen in ganz Thüringen. In den zweieinhalbstündigen Kursen erklären die Mitglieder von AGT, was Tabak eigentlich ist, wie er hergestellt wird und warum Menschen mit dem Rauchen anfangen. Spielerisch lernen die Schüler, was es bedeutet, an Raucherhusten zu leiden oder können ihr Gesicht über die „Smokerface“-App digital altern lassen. Dadurch soll gezeigt werden, welche direkten Effekte Rauchen auf die Gesichtshaut hat. Es geht auch um Gruppenzwang, Sucht und die Frage, warum sich Benedikt Höwedes gegen das Rauchen engagiert. Am Ende stehen einige Argumente für und viele Argumente gegen das Rauchen auf der Tafel. Die Entscheidung bleibt immer den Schülern selbst überlassen. Besonders beeindruckt sind die Schüler aber, wenn wir einen Patienten im Klassenraum vorstellen können. Dieser erzählt dann, welche Folgen Tabak bei ihm gezeigt hat, warum er anfing zu rauchen oder ob es eigentlich schwer war, aufzuhören. Die Schüler werden still und stellen

oft neugierige Fragen. Was mit 14 oder 15 oft noch so fern ist, ist dann auf einmal ganz nah. Im Nachhinein sagen uns Schüler und Lehrer oft, dass dieser direkte Kontakt mit einem Betroffenen der intensivste Teil des Kurses war. Tabakkonsum wird nicht nur im Stundenplan der Schüler, sondern auch im Curriculum der Medizinstudenten nur unzureichend behandelt. Daher bietet AGT gemeinsam mit Ärzten der HNO-Klinik des Universitätsklinikums hierzu zwei spezielle Kurse an. „Das Thema ist zu wichtig, um es stiefmütterlich zu behandeln. Wir brauchen Ärzte, die sich später kompetent fühlen, Patienten bei der Rauchentwöhnung zu beraten.“, sagt Dr. Dr. Inhestern, Fachärztin für HNO, die den Kurs anbietet. Menschen, die von Folgekrankheiten des Rauchens betroffen sind und Lust und Zeit haben, über ihre Erfahrungen zu berichten, können sich gern melden, um uns bei unseren Schulbesuchen zu begleiten!

Kontakt: Aufklärung gegen Tabak e. V. Jena E-Mail: agt.jena@gmail.com; www.gegentabak.de

Es gibt nur eine falsche Sicht: Die Überzeugung, meine Sicht ist die einzig Richtige.

Nagarjuna

45


CHANCE JENA

LÖSUNGSORIENTIERT Gemeinsam neue Perspektiven entwickeln ...

Projekt TIZIAN plus in Jena

Wer sind wir und was machen wir?

Das Team von „TIZIAN plus“ in Trägerschaft der ÜAG gGmbH Jena ist im Mai 2016 als eines von mehreren, landesweit tätigen TIZIAN plus Projekten im Rahmen der gleichnamigen Initiative (Thüringer Initiative zur Armutsbekämpfung mit Nachhaltigkeit plus) des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie gestartet. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des europäischen Sozialfonds für eine Laufzeit von 2,5 Jahren bis Dezember 2018. TIZIAN plus in Jena setzt sich für die berufliche, gesellschaftliche und soziale Integration von erwerbsfähigen Menschen in schwierigen Lebenssituationen, insbesondere von Menschen in psychischen Notlagen oder mit Suchterkrankungen, die länger als 12 Monate erwerbslos sind, ein. Diese Menschen begleiten und beraten wir in lösungsorientierten Einzelgesprächen und bedarfsorientierten Gruppenangeboten in einem Zeitraum von 12 bis 18 Monaten. Die Beteiligung und Förderung der Eigenverantwortung unserer Teilnehmenden ist uns dabei besonders wichtig. Neben den Einzelgesprächen können Gruppenangebote in Anspruch genommen werden. Hierfür veranstalten wir monatlich Workshop-, Seminar- und Bewegungsangebote wie z. B. Gesundheitstraining, Wanderungen, gesunde Ernährung, Exkursionen oder Bewerbungstraining. Wir legen großen Wert darauf, die Teilnehmenden partizipativ in den Prozess der Entwicklung von Angeboten einzubinden, um diese bedarfsorientiert zu gestalten und somit die individuelle Motivation und Eigenverantwortung zu fördern.

Arbeitslosigkeit vs. psychische Gesundheit – die Situation unserer Teilnehmenden Erwerbslosigkeit bringt psychosoziale Belastungen mit sich und kann zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit führen. Gesundheitliche Beeinträchtigungen und Erwerbslosigkeit verstärken sich wechselseitig. TIZIAN plus gesundes Frühstück am 09.08.2016

46

Das belegen wissenschaftliche Untersuchungen (vgl. DGB arbeitsmarktaktuell Nr. 9/August 2010 S. 2 ff; IAB Forschungsbericht 12/2013). Im Jahr 2011 wiesen mehr als 40% der SGB-II-Bezieher mindestens eine psychiatrische Diagnose auf (Schubert et al., 2013). Insgesamt weisen arbeitslose Menschen eine höhere Kranken- und Sterblichkeitsrate auf und sind wesentlich höheren gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt als Erwerbstätige. Zudem verfügen sie über geringere gesundheitliche Ressourcen. Sind Erwerbslose gesundheitlich eingeschränkt, ist der berufliche Wiedereinstieg für sie erheblich erschwert, da die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit weiter verloren geht. Wanderung am 07.09.2016


CHANCE JENA Außerdem unterstützen die Sozialpädagogen, eine regelmäßige und sinnstiftende Tagesstruktur wiederzuerlangen, um sich allmählich wieder auf einen möglichen beruflichen Einstieg vorzubereiten. Bei Bedarf erfolgen Vermittlungen von Hilfeleistungen und die Begleitung zu weiteren Unterstützungsangeboten. Im Kontakt mit anderen Teilnehmenden können Erfahrungen ausgetauscht und neue soziale Kontakte geknüpft werden. Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben oder weitere Einblicke in unsere Arbeit haben möchten, setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Wir beraten Sie gern.

Kontakt: Projektleitung: Katrin Fidelak; Integrationscoach: Thomas Schnabelrauch

Eine andauernde wirtschaftliche Unsicherheit, die fehlende soziale Einbindung durch Kollegen, das mangelnde Selbstwertgefühl und die fehlende Tagesstruktur sind zusätzliche psychosoziale Belastungsfaktoren. Verstärkt werden diese Belastungen durch schambesetztes Rückzugsverhalten und dadurch entstehende soziale Isolation und existenzielle Zukunftssorgen. Unsere Teilnehmenden haben oft ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten nicht mehr im Blick. Nach vielen Jahren der Arbeitslosigkeit fällt es oft schwer, einen Sinn und Freude im Leben zu finden. Vielfältige Problemlagen und Belastungen im familiären Umfeld erschweren zusätzlich die Alltagsbewältigung und können zu weiteren psychischen Belastungen führen. Durch den psychisch belastenden Alltag und die vielfältigen Probleme stehen die Teilnehmenden stark und vor allem dauerhaft unter Stress. Darum legt das Projekt TIZIAN plus einen besonderen Fokus darauf, die Gesundheit der Teilnehmenden zu stärken, um ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten oder wieder herzustellen.

Projekt TIZIAN plus Tel.: 03641 806649 oder 0157 80298302 Fax: 03641 806666 E-Mail: tizianplus@ueag-jena.de Weitere Informationen finden Sie unter: www.ueag-jena.de/beratung Katrin Fidelak Projektleiterin E-Mail: katrin.fidelak@ueag-jena.de Thomas Schnabelrauch Integrationscoach E-Mail: thomas.schnabelrauch@ueag-jena.de

Was bringt die Teilnahme am Projekt? Im Projekt werden gemeinsam mit den Teilnehmenden individuelle Lösungen für die aktuelle Lebenssituation und für bestehende Herausforderungen erarbeitet. Die begleitenden Sozialpädagogen stehen im Rahmen von Beratungsgesprächen und individuellen Unterstützungsangeboten zur Verfügung. Hier stehen die persönlichen Fähigkeiten im Vordergrund, und auch die Wünsche und Ideen der Projektteilnehmenden können eingebracht und der Unterstützungsprozess mitgestaltet werden. Dadurch erleben sich die Teilnehmenden wieder als selbstwirksam und können ihr Selbstwertgefühl stärken. Neben der psychischen Stabilisierung und der unterstützenden Verbesserung der Lebensumstände werden die Handlungskompetenzen erweitert sowie Eigenverantwortung eingeübt. Die Teilnehmenden werden bei der Schaffung und Umsetzung neuer Perspektiven begleitet und erhalten einen geschützten Rahmen, um sich ihren zukünftigen persönlichen Lebensweg selbst zu gestalten.

Wiesenbader Impressionen

Schäfer, Ursula

47


CHANCE JENA

BEWOHNBAR

Wohnungen für ihre individuellen Ansprüche ... Sprechzeiten:

Wohnraumbörse – für rollstuhlgeeignete Wohnungen in Jena

Arollstuhlgeeigneten uf ihrer Website bietet die Wohnberatung für Senioren eine Plattform für Wohnraum in Jena und dem nahen Umland. Wohnungssuchende, die barrierefreien Wohnraum benötigen, ob als Rollstuhlfahrer oder weil sie einen Rollator oder Gehhilfen nutzen, sollen somit unterstützt werden, den passenden Wohnraum zu finden. Auch soziale Beratungsstellen können sich schnell einen Überblick verschaffen, ob für Ratsuchende eine passende Wohnung angeboten wird. Unser Ziel ist, rollstuhlgeeignete freie Wohnungen aufzuzeigen, wobei Interessierte vor Ort prüfen sollten, ob die Wohnung ihren individuellen Ansprüchen gerecht wird. Rollstuhlgerechte Wohnungen nach DIN, also großzügige, uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbare Wohnungen, gibt es auf dem Wohnungsmarkt nur wenige, daher beschränkt sich die Wohnraumbörse nicht nur auf diese Wohnungen. Vermieter (Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften, private Vermieter) können in der Wohnraumbörse kostenfrei rollstuhlgeeignete Wohnungen inserieren. http://www.wohnberatung-jena.de/ http://www.wohnberatung-jena.de/wohnraumboerse.html Bei Interesse haben die Wohnungssuchenden die Möglichkeit, sich über die Kontaktdaten sofort mit dem Vermieter in Verbindung zu setzen. Die Wohnberatung ist ein Beratungsangebot, finanziert über die Stadt Jena, und bietet kostenfreie und neutrale Beratung zum altersgerechten Wohnen, barrierefreien Bauen und Umbauen, zum Thema Alter und Technik, zu ambulanten Unterstützungsangeboten im Alter, bei Krankheit und Behinderung oder in Vorbereitung auf das Alter. Des Weiteren beraten wir zu alternativen Wohnformen, wenn das Wohnen in der bisherigen Wohnung nicht mehr möglich ist.

Kontakt: Ansprechpartnerin Eva-Maria Voigt E-Mail: kontakt@wohnberatung-jena.de www.wohnberatung-jena.de

48

Kommunale Beratungsstelle/Pflegestützpunkt Goethe Galerie Goethestraße 3b, Büroaufgang B Tel.: 03641 507508 Dienstag 14:00 - 18:00 Uhr Donnerstag 14:00 - 18:00 Uhr Stadtteilzentrum „LISA“, Lobeda-West, Werner-Seelenbinder-Straße 28 a Tel.: 03641 394887 Mittwoch 9:00 - 12:00 Uhr Termine und Hausbesuche nach Vereinbarung

!

Rezept Frühlings-Ratatatatouille 300 g grüner Spargel 300 g Möhren 600 g vorwiegend festkochende Kartoffeln 2 EL Rapsöl Salz, Pfeffer 200 g Blattspinat 2-3 Frühlingszwiebeln 200 g Erbsen, 100 g Schmand 2 EL grünes Pesto (aus dem Glas), 125 g Mini-Mozzarella Spargel waschen, im unteren Drittel schälen und in 3 cm lange Stücke schneiden. Möhren und Kartoffeln waschen, schälen und in 1 cm große Würfel schneiden. Das Rapsöl in einem Topf oder in einer tiefen Pfanne mit Deckel erhitzen und die Möhren- und Kartoffelwürfel ca. 2 min darin andünsten, mit 400 ml Wasser ablöschen, salzen und pfeffern und bei geschlossenem Deckel in ca. 15 min weich garen. Nach 5 min die Spargelstücke zugeben. Inzwischen Spinat und Frühlingszwiebeln waschen und putzen bzw. schälen. Zwiebeln in kleine Röllchen, Spinat in Streifen schneiden. Zusammen mit Erbsen und Schmand zum Gemüse geben. 2 min bei schwacher Hitze ziehen lassen. Zum Schluss mit Salz, Pfeffer und Pesto abschmecken und die Mini-Mozzarella einlegen. Varianten Für den Eintopf eignet sich jedes junge Gemüse der Saison: Blumenkohl, Mairübchen, Romanesco, Fenchel haben eine ähnliche Gardauer. Mangold braucht nur etwa die halbe Zeit. Statt Mozzarella passen auch 4 kernweich gekochte Eier in den Eintopf… Am schönsten ist es, wenn jeder selbst in seinen Teller rühren darf, was ihm schmeckt: Reibekäse, gerösteten Kernmix oder Hummus. Aus: Dagmar von Cramm, Inga Pfannenbecker, Michael König, Veggie For Family, Gräfe und Unzer Verlag GmbH München 2015, S. 60s


CHANCE JENA

GEWUSST WIE

Im Alter technisch gut unterwegs ...

Beratung Alter & Technik - Sendereihe „Ja zum Alter“ auf Jena TV

N

eben dem Thema Wohnen beraten wir Sie zu neuen technischen Entwicklungen, die das Leben im Alter unterstützen. Unsere ehrenamtlichen Technikberater sind Fachleute aus den verschiedensten technischen Berufsfeldern. So können wir folgende Beratungsthemen anbieten: • Kommunikationssysteme (Telefone, Hausnotruf, Notruf für unterwegs, Ruftonverstärker für Tür- und Telefonklingel) • Computertechnik (Hilfe bei Problemen mit Laptop, Tablet, Smartphone, auch Beratung zu Standard-Softwareeinstellungen von Windows für Sehbehinderte am üblichen Computer/Laptop) • Beleuchtungssysteme (Nachtlichter und Bewegungslichter, Beratung auch zu Lichtkonzepten für Senioreneinrichtungen - Lichtkonzepten, die den Tag- Nacht-Rhythmus unterstützen) • Sicherheitstechnik und Einbruchschutz für Wohnung und Haus • altersgerechte Assistenzsysteme, Hausautomation

Ebenfalls unter dem Namen „Ja zum Alter“, organisiert durch das Seniorenbüro, finden weiterhin Vorträge in unserer Beratungsstelle in der Goethe Galerie statt. In der Kommunalen Beratungsstelle sind Pflegestützpunkt, Seniorenbüro, Alter & Technik und Wohnberatung unter einem Dach vereint.

Kontakt: Ansprechpartnerin Eva-Maria Voigt Wohnberatung / Beratung Alter & Technik in der Goethe Galerie Dienstag und Donnerstag 14.:00 - 18:00 Uhr Tel.: 03641 507508 (Goethestraße 3b, Büroaufgang B, 2. Etage) im Stadtteilzentrum „LISA“ Lobeda West Mittwoch 9:00 - 12:00 Uhr Tel.: 03641 394887 (Werner-Seelenbinder-Straße 28a) E-Mail: kontakt@wohnberatung-jena.de www.wohnberatung-jena.de Wir beraten Sie neutral, die Beratung ist auch als Hausbesuch möglich. In der Mediathek von JenaTV oder auf unserer Website der Wohnberatung und Beratung Alter & Technik http://www.wohnberatung-jena.de/ unter „Aktuelles“ finden Sie den Link zu unserer Sendereihe „Ja zum Alter“ mit Folgen zu den o. g. Themen, zum Einbruchschutz, technischen Alltagshilfen, Mobilität und Badgestaltung. Weitere Folgen sind geplant.

Die ganze Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet.

Pippi Langstrumpf

49


CHANCE JENA

BERÜHRT

geraten, Hilfe sein, wieder auf die Beine zu kommen. Er selbst hatte es in seiner Jugend schwer, musste 8 Jahre auf einer Militärakademie zubringen, wo alles reglementiert war. Selbst beim Essen war der Takt vorgegeben, mit dem man den Löffel zum Munde führte. Dabei hatte er eine tiefe Sehnsucht nach Freiheit, spürte seine dichterische Begabung und sah lange keinen Weg, sie ins Leben zu stellen. Eine Flucht, die seine Existenz bedrohte, war der Anfang zu einem Leben nach seinen Wünschen.

Neugier auf die vielen Facetten des Lebens ...

Mein Weg zur Gesundheit auch mithilfe der Kunst

„Und jedem Anfang liegt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben…“ (Hermann Hesse: Stufen)

Inen.chAlserkrankte am Beginn meines dritten Lebensjahrzehnts an Depressioder erste Schreck überstanden war, dachte ich sehr intensiv darüber

nach, wie ich wieder gesund werden kann. Ich gründete z. B. eine kleine Selbsthilfezeitung und nannte sie „Nicht ohne uns“ – Zeitung für psychisch kranke Menschen und Genesende. Auch wenn ich in der Klinik oft hörte, wie hartnäckig diese Krankheiten sind, glaubte ich immer an Genesung. Die Erfahrung lehrte mich, dass ich es mit einer Krankheit zu tun hatte, die mich lebenslang begleitete, die in Phasen auftritt, mit denen man den Umgang lernen muss. Eine große Hilfe waren mir immer wieder Menschen: Ärzte und Therapeuten, Familie, Freunde, Mitbetroffene. Das ist jetzt keine Rangfolge. Die Zeitung gab vielen Betroffenen und mir selbst auch die Möglichkeiten, über sich, über Erfahrungen mit der Krankheit, eigene Gedichte und Geschichten zu veröffentlichen. Ein Beitrag zur Gesundheit! In der Ergotherapie beim ersten Kliniksaufenthalt konnte ich die kreativen Angebote noch nicht schätzen. Wahrscheinlich steckte ich zu tief im Leid. Aber vor der Erkrankung haben mich die verschiedensten Felder der Kunst schon interessiert. In der Schule sang ich im Chor, rezitierte häufig bei entsprechenden Gelegenheiten, spielte Theater in Laienensembles, las immer gern. Als ich älter wurde, besuchte ich gern Kunstausstellungen. Und nach meinem ersten Kliniksaufenthalt, der 5 Monate dauerte, konnte ich in Jena in einem kleinen Museum – Schillers Gartenhaus – arbeiten. Es war ein versicherungspflichtiger Arbeitsplatz. Das war schon großes Glück, dass ich diese Aufgabe fand, die wie gemacht für mich war. 10 Jahre später wäre es sicher unmöglich gewesen, mit einer psychischen Erkrankung Arbeit zu finden. Schon als Schülerin liebte ich die Balladen und Dramen von Schiller. Gerade dieser Dichter kann Menschen, die in schwierige Lebenssituationen

50

Es war nun meine Arbeit, mich mit diesem Dichter zu beschäftigen, der 10 Jahre in meiner Heimatstadt gelebt hat. Ihn sollte ich den Besuchern des Museums näher bringen. Zusätzlich baute ich eine Veranstaltungsreihe im Museum auf, lud Vortragende ein und hielt auch selber Vorträge. Und schließlich schrieb ich fünf schmale Bücher über Schiller und Zeitgenossen. Da ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Ich wollte Schriftstellerin werden, weil ich so gern Aufsätze schrieb. Was hat das alles mit der Genesung von psychischer Krankheit zu tun? An erster Stelle möchte ich die Liebe zu dieser meiner Arbeit nennen. Sie war nicht gleich da. Am Anfang war viel Angst vor den fremden Menschen, die täglich ins Haus kamen. Angst, meinen Text zu vergessen, Fragen nicht beantworten zu können, den Ablauf beim Ansturm von Gästen nicht bewältigen zu können. Aber, wie sagt es Hermann Hesse „Und jedem Anfang liegt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“ Es war wohl ein Zauber, der mich vor aller Unbill beschützt hat, der Zauber, der von Schillers Persönlichkeit und seiner Kunst ausgeht. Mir selber halte ich zugute, dass dieselbe Empfindsamkeit, die mich krank gemacht hat, mir auch wieder aufgeholfen hat. Ich spürte in Schillers Briefen, in seinen Gedichten und Dramen eine große Kraft, Sensibilität und Feinheit, die mir beim Leben halfen. Es ging nicht darum, selbst so zu werden, sondern manches im Innern zu speichern, das mich kräftigte und stabilisierte. Erst merkte ich es gar nicht. Aber dann doch, einmal indem ich immer sicherer in meiner Arbeit wurde und aus der Angst Freude wuchs und zum anderen wurde ich tatsächlich gesünder. Das führte dann soweit, dass ich eine ziemlich lange Zeit ohne Medikamente auskam. Das Hilfreiche an der Kunst ist, dass man sich selbst in ihr begegnet. Nicht alle Intentionen des Künstlers kommen bei einem an, sondern immer nur das, was man in sich trägt. Was man in sich hat, lernt man u. a. durch die Beschäftigung mit Literatur, Musik oder bildender Kunst kennen. Warum sprechen mich eine bestimmte Melodie, ein Gedicht, ein Film so besonders an? Ich erinnere mich, dass ich im Radio einmal den Anfang von Vivaldis „Jahreszeiten“ hörte, den „Frühling“. Ich bin beinahe ins Radio hineingekrochen, so angerührt war ich. Was war das in mir, was sich da so berühren ließ? Die Freude an der Frische des Frühlings, am Aufbrechen der Natur, an der Sonne, die so mächtig über unserer Welt aufgeht. Das habe ich ja jedes Frühjahr neu erleben können. Anders herum, wenn man selbst Kunst produziert und wenn es ganz einfache Malversuche oder das Ausprobieren von Versen Fotos: „Die Martinsgans Aurora – Ein Familienstück: wer setzt sich durch?“ Theatergruppe Weltenwandler von Aktion Wandlungswelten Jena


CHANCE JENA

C. K. – Nacht über der Stadt, 2013, Acryl auf Leinwand

B. S. – Sonnenuntergang in Paris, 1996, Ölfarbe auf Papier

sind, dann lernt man wieder ein Stück von sich kennen, von einer Kraft, die in uns steckt, an der wir uns freuen können, die Gesundheit in sich trägt. Ich möchte Sie alle ermutigen, es auszuprobieren. Wir kennen das ja alle, wenn wir in der Klinik nach einem Ausbruch unserer Krankheit waren: was macht man den lieben langen Tag? Begegnungen mit Künsten können einen aufrichten, einen ein Stück weit aus der Krankheit befreien. Das ist auch das, was Ergotherapie leisten kann. Das Spiel mit Farben, das sich Versenken beim Herstellen von etwas oder auch ein Gesellschaftsspiel mit mehreren Personen. Schiller schrieb mal: „Der Mensch ist da ganz bei sich, wenn er spielt.“ Umgang mit Kunst hat immer etwas Spielerisches, das die Phantasie herausfordert. Die Freude an der Literatur, am Film, am Theater schärft die Sensibilität für Zwischenmenschliches, für die Lösung von Konflikten, für die Sprache. Wenn die Wahl des Buches, des Filmes oder des Theaterstückes gut war, dann hat man Stunden gefüllt, die ein Wohlgefühl auslösen. Oder man hat Stoff zum Nachdenken oder mit anderen ins Gespräch zu kommen. Das braucht man für ein gutes Leben. Man bildet seinen Geschmack, sein Urteilsvermögen, man hat Gesprächsstoff. Wenn ich mir Bilder in Galerien anschaue, dann freut es mich, wenn ich inzwischen einen Künstler an seinem Stil erkenne. Edvard Munch z. B. litt auch unter Depressionen, ich sah es seinen Bildern an. Als ich in Jena viele seiner Bilder in einer Ausstellung sah, dachte ich, ich komme nach Hause, so vertraut waren sie mir mit ihren gedämpften Farben. Van Gogh wiederum, der auch unter einer schweren psychischen Erkrankung litt, malte die Krankheit nicht. Seine Bilder leuchten. Auch das kann ich genießen. In der Beschäftigung mit seinem Leben aber erfährt man von der zerstörenden Kraft der Krankheit. Das ist auch so ein Interesse, das sich immer stärker entwickelt hat, Biografien lesen. Das erweitert das eigene Leben, macht toleranter, manchmal wird man auch wieder zielstrebiger, weil man sich von etwas anstecken lässt. Theater spielen ist wiederum eine große Hilfe, wieder zu Selbstbewusstsein zu kommen, das in der Krankheit ja verloren geht. Hier kann ich nicht von meinen Erfahrungen berichten, aber von meinen Beobachtungen. In Jena gibt es den inzwischen großen Verein Aktion Wandlungswelten, der in den verschiedensten Bereichen psychisch kranken Menschen hilft, ihr Leben zu leben und zu gestalten.

Der Sozialarbeiter Thomas Schnakenberg hat vor Jahren eine Theatergruppe bei Wandlungswelten gegründet, nachdem er vorher eine Ausbildung absolviert hat. Seit Jahren schaue ich mir alles an, was die Theatergruppe bietet. Meist sind es selbst entwickelte Stücke. Da konnte und kann ich sehen, wie die Spielenden gewachsen sind, wie sicher sie sich inzwischen bewegen. Man merkt ihnen ihre Spielfreude an und hat selbst Freude daran. Für mich war Theater spielen ein bisschen meine Führungen im Schillerhaus. Irgendwie steht man auch auf der Bühne, muss sich zeigen, zu dem stehen, was man sagt. So reich mein Leben an Beschäftigung mit der Kunst war, ob aufnehmend oder selber produzierend, als für mich die Altersrente winkte, kamen die Depressionen zurück. Schubweise. Jetzt nutze ich die Zeiten, in denen es mir gut geht, indem ich wieder Vorträge vor allem vor Senioren halte, lese, ins Kino gehe, auch ins Theater und ins Konzert. Meine und meines Mannes Rente reichen, dass wir es uns leisten können. Mit Reisen müssen wir uns beschränken. Dies sehe ich auch als kreative Leistung, wenn man es schafft, sich auf das Fremde einzulassen, Ungewohntes kennenzulernen. Ja, die Neugier auf die vielen Facetten des Lebens sollte man sich erhalten. In der Depression schwindet sie, aber je älter man wird, umso eher kann man daran glauben, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Jedenfalls ist das meine Erfahrung. Aber ich habe auch in der Depression Mandalas ausgemalt. Mehr nicht. Schnell verlor ich die Geduld, aber wenn eine Seite in einem Buch fertig war, hatte ich Freude an den Farben, die ich gewählt habe. Und Zeit verging mit Ausmalen. In einer früheren Woche der seelischen Gesundheit in Jena ging es thematisch um die Rolle der Kunst im Genesungsprozess und auch um den Erhalt der Fähigkeiten, die die Krankheit einem nicht genommen hat. Im letzten Jahr hatten wir das Thema „Seelenklang“ gewählt und viele Möglichkeiten zur Beschäftigung im Zusammenhang mit Musik angeboten. Meine Beispiele sollen nur ein Anstoß sein, etwas auszuprobieren. Sonst weiß man ja nicht, was einem hilft. Ich wünsche Ihnen allen viel Freude dabei und gute Gesundheit. Christine Theml

51


CHANCE JENA

PERSÖNLICH

Das eigene Glück in die Hand nehmen ...

I ch will Ich will, dass du mir zuhörst, ohne über mich zu urteilen. Ich will, dass du deine Meinung sagst, ohne mir Ratschläge zu erteilen. Ich will, dass du mir vertraust ohne etwas zu erwarten. Ich will, dass du mir hilfst, ohne für mich zu entscheiden. Ich will, dass du für mich sorgst, ohne mich zu erdrücken. Ich will, dass du mich siehst, ohne dich in mir zu sehen. Ich will, dass du mich umarmst, ohne mir den Atem zu rauben. Ich will, dass du mir Mut machst, ohne mich zu bedrängen. Ich will, dass du mich hältst, ohne mich festzuhalten. Ich will, dass du mich beschützt, aufrichtig. Ich will, dass du dich näherst, doch nicht als Eindringling. Ich will, dass du all das kennst, was dir an mir missfällt. Dass du es akzeptierst, versuch es nicht zu ändern. Ich will, dass du weißt... dass du heute auf mich zählen kannst... Bedingungslos. Jorge Bucay

52

Auf der Spur des Morgensterns - Psychose als Selbstfindung

I

m Herbst 1990 erschien im Münchner LIST Verlag das Buch von Dorothea Buck „Auf der Spur des Morgensterns – Psychose als Selbstfindung“. „Dorothea Buck erhält in den Folgejahren hunderte persönliche Rückmeldungen, mal mit, mal ohne Bezug auf ihr MorgensternBuch, die sie auf ihrer Schreibmaschine oder in Telefonaten umfangreich und ebenso persönlich auf die Fragen oder die Lebenssituation der Schreibenden eingehend beantwortet. So entstehen über die Jahre viele einmalige und ebenso viele fortgesetzte Kontakte, und zahlreiche Menschen besuchen Dorothea Buck, einmal oder regelmäßig, in ihrem gemieteten Gartenhaus im Hamburger Stadtteil Schnelsen, das sie seit 1960 bewohnt – zuerst unter kargen Bedingungen ohne Wasserleitungen, später umgeben von einem herrlich blühenden Garten.“ (S.11 f) 2013 zog Dorothea Buck mit 96 Jahren in eine betreute Einrichtung in Hamburg.

Dorothea Buck u. a.: Mit meinen herzlichen Grüßen! Ihre Dorothea Buck Der Gartenhaus-Briefwechsel Hrsg.: Hartwig Hansen und Fritz Bremer Paranus Verlag 2016

Ihren schriftlichen Nachlass übergibt sie dem Paranus Verlag. Das nun vorliegende Buch „Mit meinen herzlichen Grüßen! Ihre Dorothea Buck – Der Gartenhaus-Briefwechsel“ ist die erste Veröffentlichung aus diesem Nachlass. Es sind Briefe an sie im Zeitraum von 1990 bis 2000 und die abgehefteten Durchschläge ihrer Antworten. „Wir haben uns bewusst für diejenigen Briefe und Antworten entschieden, die eine persönliche Rückmeldung auf ein lebenspraktisches Anliegen bzw. einen Beitrag zum eigenen Psychoseverständnis dokumentieren. „ (S. 12) Die Praktikerin, die Ermutigerin, die Ratgeberin Dorothea Buck kommt zu Wort. Sie fordert immer wieder, „das eigene Glück, die eigene Heilung in die Hand zu nehmen, dabei auf die eigene Kraft zu vertrauen, sich unabhängig von anderen zu machen und gleichzeitig den so wichtigen Austausch und Schulterschluss mit ebenfalls Erfahrenen zu suchen.“ (S. 13) Dorothea Buck ist eine der Erfinderinnen des Psychoseseminars, dem Trialog, wo Betroffene, Angehörige und Professionelle ihre Erfahrungen im neutralen Raum austauschen.


CHANCE JENA

Wiesenbader Impressionen

Gröbler, Bernhard

Die Herausgeber dieses Buches, Hartwig Hansen und Fritz Bremer, regen Dorothea Buck zur Herausgabe eines Teiles ihrer Briefe mit folgender Idee an: „Ich finde es eine der Hauptsachen, dass es von mehr allgemeinen Einsichten, zum Beispiel: `Es muss einen Dialog geben`, zum wirklichen Dialog kommt. Einen solchen Dialog habe ich ja auch im Psychose-Seminar miterlebt, aber er bestand eigentlich im Berichten und Zuhören und dem Gefühl der Solidarität. Aber es fehlte auch zwangsläufig ein tieferes Eingehen auf den Einzelnen. … Berichten und Zuhören ist nun ja bestimmt erst einmal die Hauptsache. Aber dann kommt eben die große Frage: Was soll und kann ich tun? Und die könnte in solchen Briefen mehr im Mittelpunkt stehen als im öffentlichen Auftritt.“ (S. 15) Nun ist das Buch mit den Briefen auf dem Markt. Jeden Briefwechsel haben die Herausgeber mit einer Überschrift versehen, sodass man nicht unbedingt chronologisch lesen muss. 67 kleine Briefwechsel sind so nachzulesen. So groß die Zahl ist, so bunt sind die Themen. Im Zentrum aber steht das Psychoseverständnis, von dem Dorothea Buck überzeugt ist, dass es der Einbruch des Unbewussten ins Bewusste ist. Als erklärendes Beispiel dient ihr der Traum. Es ist wie im Traum. In einem der ersten Briefe kann man unter der Überschrift „Es war wie eine Offenbarung“ lesen: „Was mich am meisten ergriffen hat, ist die Helligkeit, die trotz der furchtbaren Wahrheiten in Ihrem Buch zu spüren ist. Und es kam Freude in mir hoch, ein großes Verstehen der vielfältigen Art der Psyche des Menschen. Warum ich auch Freude empfand? Deshalb, weil mich vieles an das Schicksal meiner Schwester erinnerte und ich jetzt einen kleinen Hoffnungsschimmer verspüre.“ (S.16) Dieses Hoffnungsvolle, was Dorothea Buck ausstrahlt in der persönlichen Begegnung, gibt sie in ihren Briefen vielfach zurück. Sie vermag es, ausufernde Vorstellungen von einer möglichen Zukunft in praktikable Bahnen zu lenken. Sie beantwortet Fragen nach der Art: „Was soll ich nur machen?“ sehr konkret. Das tut sie auch im politischen Feld, in dem sie sich wegen ihres vielfältigen Engagements gut auskennt. So antwortet sie Frau Soltau:

„Ob Sie sich schon mal an die für Ihre Region zuständigen Politiker gewandt haben mit der Forderung, das Therapie-Angebot zu erweitern? Man darf da nicht locker lassen, wenn sich etwas ändern soll. Wenn Angehörige und Psychiatrie-Erfahrene den dafür zuständigen Leuten im Amt alle zusammen auf die Bude rücken, bis sich etwas ändert, wird das aller Voraussicht nach auch Erfolg haben. Wenn jeder dazu ein Stiefmütterchen in die Hand nimmt, um die stiefmütterliche Behandlung psychisch erkrankter Menschen in unserer Gesellschaft blumig darzustellen, würde das vielleicht ankommen.“ (S. 40) An Sonja schreibt Dorothea Buck: „Ich wäre nicht darauf gekommen, dass Deine Lebendigkeit und Spontanität vielleicht auch mit Deiner Kindheit zusammenhängen, mit Deinem Widerstand, sich durch sie reduzieren zu lassen. Der erlebte Mangel setzt ja auch Kräfte frei, ihn auszugleichen… So könnte man sich denken, dass die Entwicklung der Fantasie eher aus dem Mangel als aus der Fülle geschieht… In den Märchen sind es meistens die in ihrer Kindheit Benachteiligten, die schließlich zu Glückskindern werden. … Aber man muss auch das Glück, das sich wohl immer nur als eigene Entwicklung verwirklichen kann, wollen…“ (S. 43) Es ist eine wahre Schatzgrube, die sich auftut, wenn man in den Briefen liest. Bertolt Brecht bedankt sich in seinem Gedicht „ Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration“ bei dem Zöllner, der durch seine Frage den Weisen zu Antworten veranlasst. „Aber rühmen wir nicht nur den Weisen, dessen Name auf dem Buche prangt! Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen. Darum sei der Zöllner auch bedankt: Er hat sie ihm abverlangt.“ Wobei Dorothea Buck immer sehr freigebig mit ihrer Weisheit ist, die ein langes engagiertes aktives Leben reifen ließ. Wir danken ihr und ihren Briefschreibern! Christine Theml

!

Rezept Brutzel-Tofu-Bulette

für 6 Buletten 1 kleine Zwiebel und Knoblauchzehe schälen, ½ rote Paprika waschen, putzen und alles mit 2 getrockneten Tomaten fein würfeln. 200 g Räuchertofu mit dem Stabmixer pürieren und mit 1 Ei, etwa 35 g Weizenmehl (Type 1050) und 2-3 EL Tomatenmark verkneten. Das gehackte Gemüse zugeben, alles mit Salz, Pfeffer und mildem Paprikapulver würzen. 20 min quellen lassen. Mit nassen Händen sechs Buletten formen und in Rapsöl von beiden Seiten in der Pfanne braten oder grillen. Aus: Dagmar von Cramm, Inga Pfannenbecker, Michael König, Veggie For Family, Gräfe und Unzer Verlag GmbH München 2015, S. 60

53


CHANCE JENA Meterweise Bücher über Schwangerschaft und Als Sarah Fischer von der Studie „Regretting Motherhood“ hört, beschließt sich zu outen, die Geschichte ihrer Wandlung von der Frau zur Mutter zu Muttersein bringen nicht unbedingt Klarheit ... sie, erzählen und damit die Missstände anzuprangern. Denn sie liebt ihre Tochter

FRAU und MUTTER

und möchte, dass diese es einmal besser hat, wenn sie eines Tages selbst Mutter wird. (Klappentext)

Die Mutterglücklüge

D

ie wenigsten wagen es auszusprechen: „Ich liebe mein Kind – aber an der Rolle als Mutter könnte ich verzweifeln.“ Sarah Fischer, Jahrgang 1972, wird zwei Wochen nach ihrer Geburt adoptiert und wächst glücklich in Süddeutschland auf. Nach Stationen bei Virgin Records und MTV widmet sie sich dem Reisen. Als Mongolei-Expertin betreut sie Film- und Fernsehteams unter anderem von ARD, ZDF und arte und arbeitet als Vortragsreferentin. Doch dann wird sie Mutter. Was viele Frauen sich nur insgeheim eingestehen, gibt Sarah Fischer öffentlich zu: Sie bereut es, Mutter geworden zu sein. Gnadenlos ehrlich beschreibt sie, wie ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben seit der Geburt ihrer Tochter mehr und mehr verloren ging. Und traut sich, an einem Tabu zu rütteln: Warum erwarten wir eigentlich von Frauen, dass sie ihre Bedürfnisse vollkommen zurückstellen und sich für ihr Kind aufopfern – und darüber auch noch glücklich sind? Ein kämpferischer Bericht, der deutlich macht, was es heißt, Mutter zu sein, und die Frage aufwirft: Welches Mutterbild ist heute zeitgemäß, und vor allem: frauenfreundlich? – Reden wir darüber! (Buchrückseite) Sarah Fischer wollte nie hauptberuflich Mutter sein. Sie ist nicht der Typ, der es genießt, mit seinem Kind Zeit auf dem Spielplatz zu verbringen. Sarah Fischer, Die Mutterglücklüge REGRETTING MOTHERHOOD – Warum ich lieber Vater geworden wäre Ludwig Verlag München 2016 ISBN: 978-3-453-28079-3

Sie liest nicht gern vor, und Basteln mag sie auch nicht. Sie fragt: Muss ich alles mögen, was meiner Tochter gefällt? Wieso soll ich als erwachsene Frau ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich kein Glück dabei empfinde, mein Leben auf den Erlebnishorizont einer Zweijährigen zu beschränken? Doch dann schleicht sich das schlechte Gewissen auch bei ihr ein. Nicht zuletzt, weil ihr Umfeld mit Unverständnis reagiert, als sie in ihren Job zurück will. Sie sei jetzt nun mal Mutter, da müsse sie eben Abstriche machen. Die Mutterrolle ist hierzulande mit Ideologien überfrachtet. Sobald eine Frau ein Kind bekommt, stellt die Gesellschaft unbarmherzige Regeln darüber auf, was sie als Mutter darf, und vor allem, was sie nicht darf. Die Folge: Das Leben als Mutter ist mit einer Vielzahl beruflicher und persönlicher Einschränkungen verbunden. Während die Frau nahezu vollständig hinter der Mutter verschwindet, haben es die Väter leichter: Sie übernehmen meist nur ein Nebenröllchen, für sie bleibt in der Regel fast alles, wie es ist – mit dem Kind als schönes Plus.

54

IN GRÜNDUNG

Wir urteilen und argumentieren nicht ...

Gruppengründung!

E motions Anonymous (EA) ist eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, die ihre ganze Erfahrung, Kraft und Hoffnung miteinander teilen, um ihre

emotionalen Probleme zu lösen. Wir sind mit keiner Sekte, Konfession, politischen Partei oder Organisation verbunden und erhalten uns selbst nur durch unsere freiwilligen Spenden. Wir kommen zu Meetings zusammen, um mit Hilfe des von den Anonymen Alkoholikern übernommenen Programms eine neue Lebensweise zu lernen und zu üben. Wir können in den Meetings alles sagen und haben die Gewissheit, dass das Gesagte unter uns bleibt. Wir respektieren die Anonymität eines jeden und stellen keine Fragen. Wir urteilen und argumentieren nicht. Wir machen auch keine Vorschriften in persönlichen Dingen. Jeder hat seine Meinung und kann diese im Meeting mitteilen. „Experten“ sind wir nur in unseren persönlichen Erfahrungen und darin, wie wir versuchen, nach dem Programm zu leben, wie das Programm auf uns wirkt und wie EA uns hilft. Wir besuchen die Meetings nur um unseretwillen, um uns selbst zu helfen, nicht aus anderen Gründen oder einer anderen Person zuliebe. Unser gemeinsames Wohlergehen steht an erster Stelle. Jeder hilft jedem, und unser einziges Ziel ist, uns und anderen emotional gestörten Menschen zu helfen, gesund zu werden und diese Gesundheit zu erhalten. Wenn Du Dich auf die oben genannten Punkte einlassen kannst, bist Du zu unseren Meetings herzlich eingeladen. Treffen Die Gruppe befindet sich in Gründung. Bei Interesse melde Dich bitte bei IKOS.

Kontakt: IKOS, Kastanienstraße 11, 07747 Jena Tel.: 03641 8741160


CHANCE JENA

AKTIV

Optimale Ernährung und regelmäßige Bewegung sind hilfreich ...

Selbsthilfegruppe Osteoporose Jena

W

as ist Osteoporose? Mit Osteoporose bezeichnet man eine Stoffwechselkrankheit, die mit einem Verlust von Knochensubstanz verbunden ist. Beim gesunden Erwachsenen halten sich Knochenneubildung und Knochenabbaurate die Waage. Bei der Osteoporose ist dieses ausgewogene Verhältnis gestört: Entweder wird zu wenig Knochenmasse neu gebildet, oder vermehrt abgebaut. Als Folge wird der Knochen porös und brüchig. Zu Knochenbrüchen kommt es hauptsächlich an Wirbelsäule und Oberschenkelknochen. Die Osteoporose ist eine über Jahre hin schleichende Krankheit, die oft lange unbemerkt bleibt. Wer hat ein erhöhtes Risiko? Die häufigste Ursache der Osteoporose ist der Östrogenmangel bei Frauen. Männer sind von Osteoporose deutlich weniger betroffen. Auch genetische Faktoren und damit ein gehäuftes Auftreten von Osteoporose innerhalb der Familie werden als Ursache vermutet. Der Mangel an Calcium und Vitamin D bzw. zuviel phosphathaltige Nahrungsmittel fördern die Osteoporose. Die fehlende körperliche Bewegung ist eine wesentliche Ursache für die Entwicklung von Osteoporose. Kaffee, Alkohol und Nikotin sind drei Stoffe, die sich ausgesprochen ungünstig auf die Knochen auswirken. Wie kann Osteoporose erkannt werden? Die Möglichkeiten der Früherkennung und Behandlung haben sich in den letzten Jahren wesentlich verbessert. Ihr Arzt kann Osteoporose bereits im Frühstadium mit verschiedenen Methoden erkennen, wie • Anamnese • Knochendichtemessung • DXA/DEXA • Computertomografie und Ultraschall • Knochenbiopsie • Röntgen • Labormedizinische Analyse Was können Erkrankte dagegen tun? Osteoporose gehört zu den chronischen Erkrankungen, die gut behandelbar sind. Eine erfolgreiche Therapie erfordert jedoch mehr vom Patienten als eine regelmäßige Medikamenteneinnahme.

Wiesenbader Impressionen

Rosenberger, Horst

Sie können hauptsächlich mit einer optimalen Ernährung und regelmäßiger Bewegung / Gymnastik dem weiteren Knochenabbau vorbeugen. Vor allem sind konsequentes und langfristiges Handeln notwendig, denn so schleichend, wie sich die Krankheit einstellt, so „schleichend“ verläuft auch die Besserung. Hierbei kann Sie die Selbsthilfegruppe unterstützen! Wir bieten Ihnen an: 1. Osteoporose-Gymnastik; Funktionstraining mit zertifizierten Physiotherapeuten 2. Regelmäßige Gruppentreffen 3. Gemeinsame Aktivitäten 4. Vorträge von erfahrenen Ärzten und Experten 5. Aufklärung und Information 6. Vertretung der Interessen der Mitglieder durch den Bundesselbsthilfeverband Kommen Sie einfach mal bei uns vorbei und werden Sie Mitglied in unserer Gemeinschaft!

Kontakt: Dr. Karl-Heinz Geier Tel.: 03641 363238

Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.

Albert Einstein

55


CHANCE JENA

SCHMERZLOS?

Wir wollen unsere Lebensqualität verbessern ... Schmerzen sind ein Symptom, chronische Schmerzen sind eine Krankheit,

NEUGRÜNDUNG IN JENA !!! Selbsthilfegruppe für Menschen mit chronischen Schmerzen

AzummThema 17. September 2016 fand im Universitätsklinikum ein Patientenforum „Chronischen Schmerzen aktiv begegnen“ statt. In Jena hat sich aus interessierten TeilnehmerInnen dieses Forums eine Selbsthilfegruppe für SchmerzpatientInnen gegründet. Hilfreiche Hinweise und eine gute fachliche Begleitung erhielten wir durch einen schon seit 2011 aktiven Verein – Schmerzlos e. V. aus Lübeck – dessen Leiterin sowohl beim Patientenforum als auch beim ersten „Schnuppertreffen“ der Jenaer Interessierten anwesend war und mit ihrem Wissen zur Seite stand. Hier das Leitbild als Auszug aus dem Internetauftritt des Vereins SchmerzLOS e. V. Lübeck: Gemeinsam gegen den Schmerz. Jeder Mensch kennt Schmerzen. Aber jeder weiß auch, dass diese nach einer gewissen Zeit wieder vorübergehen. Trotzdem gibt es Millionen Menschen in Deutschland, bei denen Schmerzen auch nach der ursächlichen Erkrankung oder Verletzung ohne erkennbaren Grund weiter bestehen. Sie brennen sich in das Gedächtnis ein und treiben allein in Deutschland jedes Jahr viele Menschen in den Freitod.

Wiesenbader Impressionen 56

und diese bedarf einer Behandlung. Leider wissen dies nur wenige der Betroffenen. Auch in der Ärzteschaft herrscht noch viel Unkenntnis über die Notwendigkeit der rechtzeitigen Schmerzbehandlung. Dies alles führt dazu, dass Menschen trotz ihrer starken Schmerzen nicht die notwendige Behandlung bekommen und sie oft über Jahre hinweg unnötig leiden. Eine unserer wichtigsten Aufgaben besteht darin, die betroffenen Menschen aufzuklären und ihnen Wege zu den vielen bestehenden Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen. Diese umzusetzen, bleibt Aufgabe der Betroffenen selbst. Wir vermitteln ihnen Fachwissen, aktivieren und beraten sie. Darüber hinaus gründen und betreuen wir Selbsthilfegruppen, in denen der Austausch und die Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund stehen. Mit den Gruppen-Gesprächen soll u. a. die Akzeptanz der Betroffenen im Hinblick auf die eigene Erkrankung gefördert werden. Bei unserer Arbeit folgen wir den Grundsätzen von Unabhängigkeit und Transparenz. Auf politischer Ebene wollen wir außerdem darauf hinwirken, dass die Voraussetzungen für eine adäquate Versorgung und Behandlung von chronisch erkrankten Schmerzpatienten verbessert werden. (siehe www.schmerzlos-ev.de) Diese Worte beschreiben gut nachvollziehbar die Situation von SchmerzpatientInnen auch hier in Jena und Umgebung. Gemeinsam fällt es uns leichter, eine bessere Lebensqualität trotz unserer Einschränkungen und unter Berücksichtigung unserer Bedürfnisse in Angriff zu nehmen. Wir wollen eine aktive Gemeinschaft sein, die einmal im Monat zusammen kommt. Unsere Themen bestimmen wir selbst. Wichtig sind uns Verständnis füreinander, Erfahrungsaustausch und gegenseitige Unterstützung. Interessierte sind herzlich eingeladen!

Wrobel, Christel


CHANCE JENA Vorerst wollen wir uns an jedem ersten Montag im Monat von jeweils 18:00 - 20:00 Uhr treffen. Wo? IKOS Jena, AWO – Soziales Zentrum Kastanienstraße 11, 07747 Jena, 1. Etage (barrierefrei + Parkplätze)

Kontakt: IKOS Jena Tel.: 03641 8741160 E-Mail: ikos@awo-jena-weimar.de

VERSTÄNDNISVOLL

Viele Wege der Krankheitsbewältigung möglich ...

NEU - SHG Endometriose, - eine Krankheit wie ein Chamäleon

B

ei etwa einem Drittel der Frauen mit Regelschmerzen wird Endometriose diagnostiziert. Dabei sagen die Intensität der Schmerzen und die Ausbreitung der Endometrioseherde nichts über die krankmachende Bedeutung der Endometriose aus. Es gibt Frauen mit wenigen Herden, die heftige Beschwerden haben. Andere Frauen haben ausgedehnte Herde und merken wenig oder gar nichts von der Endometriose. So verschieden wie Ausprägung und Schweregrad sind, können der Sitz von Beschwerden (Eierstöcke, Gebärmutter, Blase, Darm etc.) und die Farbe der Endometrioseherde sein. Die Erkrankung wird deshalb gern mit einem Chamäleon verglichen. Sie ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung und betrifft ca. 15% aller Frauen im reproduktiven Alter. Die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr entspricht der des Mammakarzinoms. Zwischen den Erstsymptomen und der Diagnosestellung können bis zu sechs Jahre vergehen. Da die Ursache für die Entstehung nicht bekannt ist, gibt es auch nicht den EINEN Weg zur Behandlung einer jeden Betroffenen. Genauso verschieden wie das Krankheitsbild sind auch die Wege der Krankheitsbewältigung. Deshalb sammelt die Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. das Erfahrungswissen und gibt es weiter. Jede Betroffene ist eingeladen vor dem Hintergrund ihrer Lebenssituation und ihren Bedürfnissen herauszufinden, was ganz speziell ihr im Umgang mit Endometriose gut tut.

Leiden Sie unter einem oder mehreren der folgenden Symptome? • starke Unterleibsschmerzen, vor allem vor und während der Menstruation oder auch durchgehend und zyklusunabhängig • Rückenschmerzen, die oft auch in die Beine ausstrahlen, vor und während der Menstruation • starke und unregelmäßige Monatsblutung • Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr, bei gynäkologischen Untersuchungen, während des Eisprunges • Schmerzen bei Blasen- und Darmentleerung sowie Darmbewegungen • zyklische Blutungen aus Blase und Darm • bewegungsabhängige Unterbauchschmerzen und/oder Schmerzen im Lendenwirbelbereich • ungewollte Kinderlosigkeit Oder bewegen Sie folgende Gedanken? • Sie haben die Diagnose Endometriose erhalten oder/und stehen vor einer OP und sind verunsichert. • Sie müssen eine Entscheidung zur Therapie treffen und wissen nicht, was richtig ist. • Sie suchen den „richtigen“ Arzt, das „richtige“ Krankenhaus. • Sie haben viele unbeantwortete Fragen oder die Antworten schon wieder vergessen. • Sie trauen sich nicht, mit Ihrem Arzt zu sprechen. • Sie suchen jemanden, der Sie und Ihre Lebenssituation versteht. • Sie haben bereits viele Informationen, z. B. aus dem Internet, sind dadurch verunsichert und suchen Rat. • Sie wissen nicht mehr weiter. • Sie finden sich im „Dschungel“ des Gesundheitssystems nicht zurecht. • Sie brauchen eine Reha oder AHB. Sie wissen nicht, was das ist und was das bringen soll bzw. wie Sie dazu kommen. • Sie haben auf Grund Ihrer Erkrankung berufliche Probleme oder Probleme in Ihrer Partnerschaft bzw. Familie. • Sie wollen sich einfach mal aussprechen bei jemandem, der weiß wovon Sie reden. Dann sind Sie in einer Selbsthilfegruppe gemeinsam mit anderen Frauen an der richtigen Stelle. In Jena wird eine solche Gruppe entstehen, die auch überregional zur Verfügung stehen will. Als professionelle Begleitung steht in Jena die Spezialsprechstunde im Endometriosezentrum der Universitäts-Frauenklinik Jena zur Seite. Hier erhalten betroffene Frauen Rat und Hilfe nach ausführlichen Untersuchungen und individueller Beratung. Endometriose-Sprechstunde: Universitätsklinikum Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Terminvereinbarung: 03641 933529 und 933492 E-Mail: endometriosezentrum@med.uni-jena.de FOÄ Dr. med. Kristin Nicolaus Prof. Dr. med. Ingo B. Runnebaum, MBA Wenn Sie Interesse an der Teilnahme in der Endomatriose-Selbsthilfegruppe haben, melden Sie sich bitte direkt in der Frauenklinik oder bei IKOS.

Kontakt:

IKOS, Kastanienstraße 11, 07747 Jena Tel.: 03641 8741160 E-Mail: ikos@awo-jena-weimar.de

57


CHANCE JENA

RESPEKTVOLL Zahlen sind nur Zahlen ...

„Die Hälfte des Himmels - 99 Frauen und du“

I

n der Jenaer Stadtkirche war im September 2016 die Ausstellung „Die Hälfte des Himmels - 99 Frauen und du " von Annette Schiffmann zu Gast, als Teil der Konferenz „Gemeinsam gegen häusliche Gewalt". Veranstaltet wurde sie von Frauen aus den Jenaer Partnerstädten, der Gleichstellungsbeauftragten, dem Eine-Welt-Haus e. V. und dem „Netzwerk gegen häusliche Gewalt". Uns haben die ganz persönlichen Gedanken von Frauen zwischen 15 und 92 Jahren berührt, ihre Offenheit und ihr Mut. Sie haben unsere Seele berührt. 99 Frauen haben Antworten auf folgende Fragen gegeben: • Worauf sind Sie in Ihrem Leben stolz? • Was ist für Sie das Schöne daran, eine Frau zu sein? • Was haben Sie als Nachteil erlebt? • Sind Sie jemals mit Gewalt in Berührung gekommen? • Was wünschen Sie sich von der guten Fee, damit unsere Mädchen und Jungen in Würde leben können?

Frau Schiffmann eröffnete persönlich diese Ausstellung u. a. mit folgenden Worten: „Wenn wir lernen, jedem anderen Lebewesen Respekt entgegen zu bringen, dann ist die Schwelle, Gewalt auszuüben, viel höher.“ Aus dem hässlichen Thema Gewalt etwas Schönes machen und Frauen eine gut hörbare und auch sichtbare Stimme geben, das war Annette Schiffmanns Ziel. Hier einige Auszüge aus dem Ausstellungskatalog. Die Hälfte des Himmels – 99 Frauen und Du - Wander-Ausstellung zu Selbstbewusstsein und Gewalt - Frauen sprechen über ihr Leben, ihren Stolz, ihre Erfahrungen mit Gewalt Eine Frau zu sein ist eine Herausforderung. Nicht, dass Männer es leichter hätten. Aber Frauen haben es – fast immer und fast überall – schwerer. Noch schwerer. Wir müssen uns mehr anstrengen, mehr beweisen, mehr können, mehr ertragen. Wir verdienen weniger, bekommen weniger Anerkennung, weniger Achtung, weniger Respekt. Wir sind „die Hälfte des Himmels“ (Lao Tse) und „die Nigger dieser Welt“ (John Lennon). Wir sind nicht besser. Aber wir sind anders. Wir werden nicht immer Opfer. Aber wir werden es zu oft. Nicht alle Frauen erleben Gewalt. Oder Vergewaltigung. Oder Missbrauch. Aber zu viele. In europäischen Ländern, auch in Deutschland, sind es durchschnittlich 25 von 100. Ein Viertel aller Frauen. In den USA und Südafrika sind es fast 33 von 100. Ein Drittel. In den meisten anderen Ländern ist es eine Zahl dazwischen. Aber Zahlen sind nur Zahlen sind nur Zahlen… Was uns etwas bedeutet, ist ein Gesicht. Es ist NICHT wichtig, ob die, die ich anschaue, Gewalt erlebt haben oder nicht. Wichtig ist, dass wir alle uns gemeinsam zeigen. Als Frauen. Als Menschen. Ein Opfer von Gewalt ist nicht jede. Es könnte jede sein. Es sollte keine sein. 15 dieser Frauen haben niemals eine bedrohliche Situation erlebt. 23 dieser Frauen haben eine Vergewaltigung erlebt. 14 dieser Frauen sind als Kind sexuell missbraucht worden. 12 von ihnen sind als Kind oder später schwer geprügelt worden. 1 hat selbst schon Schwächere geschlagen. 26 von ihnen haben insgesamt 4600 Stunden mit Psychotherapie verbracht und 35.300 Euro dafür ausgeben müssen. 7 leiden noch heute immer wieder an Schlaflosigkeit und Alpträumen. 1 von ihnen ist von 11 Polizisten bewusstlos getreten worden. 1 von ihnen musste als kleines Mädchen den Mord an ihrer Mutter mit ansehen. 81 haben schon einmal oder mehrmals eine Situation erlebt, in der sie Angst vor einem sexuellen Übergriff hatten. 12 lieben Frauen – 7 lieben Frauen und Männer – 42 haben Kinder – 18 leben allein – 37 haben studiert – 33 sind Hausfrauen – 29 haben einen akademischen Beruf – 9 sind arbeitslos. ALLE haben Freundinnen. Foto: Ausstellungseröffnung mit Annette Schiffmann, Bildmitte in grün

58


CHANCE JENA Gewalt geschieht meistens unsichtbar für andere. Sie ist in dieser Ausstellung auch nicht sichtbar. Mit Absicht. Wir zeigen keine Opfer. Wir zeigen uns selbst. Und dich. Eine von 99 Frauen

Saltanat, 28, Kasachin in Deutschland, Doktorandin Internationales Recht, Aktivistin bei Terre des Femmes, lebt bei Heidelberg Wenn die Fee es schaffen könnte, dass die Mädchen sich nicht schämen, dass sie Mädchen sind, wäre ich froh. Und dass sie es nicht als Schande sehen, wenn sie so was erlebt haben, sondern als eine Erfahrung, und dass sie es laut sagen können. Dass sie nicht in sich selbst stecken, sondern es zeigen, damit auch andere wissen, dass es sowas gibt. Ich genieße es, Frau zu sein. Ich glaube, weibliche Qualitäten sind spirituelle Qualitäten. Mein Leben bisher war hart – und trotzdem bin ich glücklich, zu sein, wer ich geworden bin. Wir leben im Kreis, alles war immer schon da. Auch die Gewalt. Aber wir können es besser machen. Wir können unsere Mädchen schützen. Wenn sie den ersten Angriff sehen, dann müssen sie sich schon wehren. Das müssen sie von der Fee lernen. Aber es geht auch um mehr als um Männer und Frauen. Es geht um Krieg und Frieden. In Kriegsgebieten passiert mehr Gewalt, sterben Männer, Frauen und Kinder, werden mehr Mädchen vergewaltigt. Wie im Kongo, wie im Kosovo. Oder im Iran oder Afghanistan. Das liegt am Krieg selbst. Er ist die größte Gewalt von allen. Davon wird niemand frei. Wirklich niemand. Frei wird man vom Frieden. Den Frieden können wir erschaffen. Das können wir wirklich. Es gibt ja keine schlechten Menschen, sondern nur schlechte Taten. Wenn wir wirklich bereit sind, können wir verzeihen und gemeinsam Frieden erschaffen. Ich wünsche den Frauen überall in der Welt, dass sie nicht Schatten vom Mann, von Männern sind. Dass sie sich wehren können. Und dass sie sich wählen könnten, wen sie heiraten. Oder überhaupt nicht heiraten. Dass ein Mädchen nicht mit 14 heiraten muss oder mit 16. Das ist mein großer Wunsch Männern wünsche ich, dass sie keine Angst vor Frauen haben. Ein Mann hat immer Angst zu versagen. Wovor Angst, wovor zu versagen? Ich glaube, ihre größte Angst ist, dass sie vor Frauen versagen. Aber das ist Quatsch, das ist Blödsinn. Eine Frau ist ein Mensch, genauso wie ein Mann. Vielleicht können wir lernen, dass Menschen keine Angst voreinander haben müssen.

Und eine zweite von 99 Frauen:

Fatou „Sister Fa“, 27, Senegalesin in Berlin, Hip-Hop-Künstlerin und Aktivistin gegen Genitalverstümmelung an Frauen, 1 Tochter Das hat nichts mit Kultur oder Islam zu tun – es ist einfach eine krasse Menschenrechtsverletzung. Aber beenden können das nur wir selber. Nicht ihr. Egal wie gut ihr es meint. Freiheit muss immer von innen kommen. Mein erstes Album Feminine gewann im Senegal den Preis der Neuentdeckungen. Dann kamen einige Videoclips, und plötzlich war ich die Hip-Hop-Queen. Na ja. Aber stolz bin ich nicht da drauf, sondern, dass ich meine Energie dafür einsetze, Menschen zu helfen. Ich singe, ich mache anderen Freude, sie kriegen Lust, etwas zu tun und auch zu ändern, wenn sie mich hören. Darauf bin ich stolz. Ja. Ich bin froh, eine Frau zu sein, weil wir die sind, die Leben schenken. Wie man bei uns sagt: wir sind wichtiger für die Menschheit, wir sind die, die all diesen Präsidenten, all diesen Ministern, all diesen Königen, und all den verkehrten Leuten das Leben schenken, auch wenn wir uns für diese Tatsache schämen. Für mich gibt es immer noch Vieles, über das ich bisher nie den Mut hatte zu sprechen. Ich leide immer noch unter der Genitalverstümmelung. Werde es wohl immer tun. Sie ist gemacht worden, weil das in der Gesellschaft, aus der ich komme, einfach das Normale ist. Ich leide immer noch, weil ich mich nicht vollständig fühle. Ein Teil meines Körpers fehlt. Aber ich versuche, etwas Gutes daraus zu machen. Ich glaube nicht, dass ich mit meiner Musik die Welt verändern kann, aber ich kann vielleicht den einen oder anderen zum Denken anregen. Kunst kann vielleicht keine Kriege beenden, aber sie kann, wie in meinem Fall, helfen, viele Menschen auf das Thema Beschneidung mal ganz anders aufmerksam zu machen. In meinen Workshops gegen Verstümmelung im Senegal, da verbinde ich Musik mit Film und Theater, und ich bin überzeugt davon, wenn ich Unterstützung von anderen Künstlern bekomme, dann werden wir auch etwas erreichen. Es muss aufhören, und es wird aufhören. Das Leben ist zu schön, um aufzugeben. Weitere Informationen zur Ausstellung und Möglichkeit zur Ausleihe:

Kontakt:

Annette Schiffmann E-Mail: anna.schiff@t-online.de www.haelfte-des-himmels.de

Alle Fotos von Annette Schiffmann

59


CHANCE JENA Urvertrauen... Verlust... Glück... Gefühlslosigkeit... Entlastung... Vergebung... Fremdheit... Schmerz... Liebe...

SEELISCH GESUND Woche der seelischen Gesundheit 2016 in Jena

Wenn Sie die oben angeführte Ansammlung von Begriffen le-

WOCHE

DER

SEELISCHEN GESUNDHEIT

Als meine Erkrankung begann, stand meine Familie hinter mir. Mein Mann und meine Kinder besuchten mich regelmäßig in der Klinik. Sie gaben mir die Kraft, mich so zu stabilisieren, dass ich nach einiger Zeit wieder nach Hause durfte. Im Laufe der Jahre kam es allerdings immer wieder vor, dass mein Mann mit dem ganzen Hin und Her nicht mehr zurechtkam. Auch sah er keinen Weg, sich in meine Krankheit hineinzuversetzen, so dass es zur Trennung kam. Meine beiden Kinder helfen mir dennoch immer wieder, auf die Beine zu kommen. Bis heute ist das so. Jetzt ist es mir möglich, mich zu freuen, wenn sie mich, inzwischen mit den Enkeln, besuchen. Das war nicht immer so. Ich habe sehr viel Unterstützung in meiner Wohngruppe und durch Gespräche und Therapeuten erhalten. Anonym Familienbaum

© Studio eljott 2016 · Foto: Arlett Findeis

sen, welches Thema assoziieren Sie damit? Wo finden Sie sich eventuell wieder? In der Familie? Vielleicht nicht unbedingt. Oder doch? Die diesjährige Woche der seelischen Gesundheit stand unter dem Motto „Familie – Frust und Lust“ (04.10.-10.10.16) und hatte sich bewusst diese gegenF a m il sätzlich anmutenden Begriffe für Fr us t un die Lu st die Überschrift gewählt. Im Prozess der Vorbereitung haben wir Woche der seelischen Gesundheit folgende Fragen in die Öffentlich* 4. - 10. Oktober 2016 in Jena * keit gegeben und uns über Zusendungen von Gedanken, Erfahrungen, Geschichten, stärkenden oder entmutigenden Erlebnissen gefreut: Was bedeutet Familie für mich? Welchen Einfluss hat Familie auf mein Befinden? Wie unterstützt mich Familie? Wie belastet mich Familie? Wie beeinflusst sie meine seelische Gesundheit?

men ist. Nun heißt es, sich selbst wieder finden, besonders die Liebe zu sich selbst! So kehrt der Zauber in den Alltag zurück und die verloren geglaubte Liebe, in Abhängigkeit von einem anderen Menschen, kann sich wieder neu entfalten. Unabhängig von Anderen, sondern ganz aus sich selbst heraus wird der Raum frei für Liebe. Und dann fühlt man deutlich Familie = Leben = Liebe, unabhängig von der äußeren Erscheinung. Anonym

Aus der Vielzahl der Einsendungen, die wir im Rahmen der Woche zur Eröffnungsveranstaltung in der Rathausdiele ausstellen konnten, haben wir für unsere Zeitung einige für Sie zum Lesen ausgewählt. Familie – Frust und Lust? Ein Plädoyer an die Selbstliebe Familie bedeutet im Ursprung, zwei sich liebende Menschen und ein, aus der Liebe entstandenes Menschenkind. Der Beginn einer unglaublichen Kraft, die vieles vermag. Doch nicht selten ist diese Liebe nicht von Dauer, und dann bleibt die Familie zurück, ohne die Kraft dieser einen Liebe. Was nun folgt ist Kampf! Kampf um die Leichtigkeit, Kampf im Alltag, Kampf gegen sich selbst. Dem Leben fehlt der Zauber der Liebe. Was ist passiert? Zwei Menschen haben sich so sehr voneinander abhängig gemacht, dass ihnen das Gespür für die Allgegenwärtigkeit von Liebe abhanden gekom-

60

Familienbaum


CHANCE JENA Familie ist sehr wichtig für mich. Man sitzt zusammen, schmiedet Pläne und hilft sich gegenseitig. Wenn es manchmal auch Differenzen gibt, ist es doch möglich, sie gemeinsam aus dem Weg zu schaffen. Familie ist etwas Wunderbares. Man ist nicht alleine. Es gibt jemanden, der sich um einen sorgt und vielleicht beim Einkaufen einen günstigen Sack Kartoffeln mitbringt. Familie ist zusammen essen. Auch wenn dem einen oder dem anderen ein Gericht nicht schmeckt, so gibt es doch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit wenn man zusammen sitzt und über seinen Tag redet. Familie ist reden und sich sicher fühlen. Familie ist, bei Erkältung eine Hühnersuppe für den anderen zu kochen. Familie ist die Tomatenpflanzen zu gießen, wenn der andere mal im Urlaub ist. Familie ist, einem die Meinung zu sagen und sie zu akzeptieren, was manchmal schwer fällt. Familie ist Hilfe, ganz selbstverständlich. Familie ist vielschichtig. Freunde können zur Familie gehören, die Nachbarschaft und Kollegen von der Arbeit. Familie ist zusammen zu lachen und zu weinen, beim Tapezieren zu helfen. Sich zu kümmern, umsorgt zu sein und sich umsorgen zu lassen. Selbst Tiere und Pflanzen können zur Familie gehören, man sieht es daran, dass manche Menschen wie selbstverständlich mit ihren Tieren und ihren Zimmerpflanzen sprechen. Sie umsorgen und behandeln sie nach ihren Bedürfnissen. Andere wiederum lassen sie vertrocknen oder übergießen sie. Man muss das richtige Mittelmaß finden, denn dann gibt einem Familie Kraft und Liebe zurück. A. G. Familie bedeutet für mich Zuhause, Liebe, Geborgenheit. Menschen, denen ich vertraue und die mich auffangen, wenn es mir schlecht geht. Familie bedeutet für mich aber auch Streit, Leid und Verlust. Familie hängt für mich immer mit widersprüchlichen Gefühlen und Erlebnissen zusammen. Einerseits gibt sie Halt und Sicherheit, andererseits kann sie auch einengend und überfordernd sein. Sie war für mich auch Fürsorge aber auch Unselbstständigkeit, Kraft und Angst, Ruhe und Chaos – (eine) Hilfe und gleichzeitig Stolperstein fürs Leben. Anonym

Podiumsdiskussion und Ausstellungseröffnung

Früher habe ich nur an meinen Beruf und meine Karriere gedacht. Für mich lief die Familie „nebenbei“, und ich war zufrieden, wenn die Kinder keine Probleme machten und ich mit meinem Mann gut zurecht kam. Ich habe nie an der Familie an sich gezweifelt, meine Eltern haben eine sehr glückliche Ehe geführt und so dachte ich, dass das selbstverständlich ist, dass man als Familie durch Hochs und Tiefs geht und trotzdem zusammenbleibt. Vor fünf Jahren habe ich ein Burnout bekommen und musste im Beruf zurückstecken. Mein Mann wollte sich von mir trennen, und das alles zog eine tiefe Lebenskrise nach sich. Nach langer Krankheitsdauer arbeite ich nun „nur“ noch halbtags und habe die Familie neu für mich entdeckt. Heute ist die Familie für mich der Ort, an dem ich viel Energie lasse, aber von dem ich auch die meiste Kraft und innere Zufriedenheit schöpfe. Anonym Diese Gedankensplitter und Lebenseinblicke bringen uns beim Lesen sehr schnell zum Nachdenken, zum Nachspüren in eigene Kindheit, ins Familienleben in welcher Form auch immer.

Was ist Familie für mich? Schutz, Sicherheit, Verantwortung, Zusammengehörigkeitsgefühl, Vertrauen, Bestimmung, Schicksal, Verpflichtung, Kommunikation, Liebe, gebraucht werden, Fürsorge, Gemeinsamkeit, Lernen, Lob, Überlebenshilfe, Förderung, Unterstützung, Hilfe, Zusammenwachsen, Geschichte, Blutsverwandtschaft, Regeln, Beistand, Austausch, Glück, Entlastung, Harmonie, Urvertrauen, Kraft, Hoffnung, Heilung, die Wurzel, Vertrautheit, Akzeptanz, Einsatz, Starthilfe, Nähe, Vergebung, verzeihen… aber auch Sorge, Zwist, Verletzung, Entfremdung, Abnabelung, Schweigen, Widersprüchlichkeiten, Misstrauen, Machtkampf, Strafen, Egoismus, Lieblosigkeit, Krankheitsursache, Konfliktfeld, Alleinsein, Einsamkeit, Belastung, Neid, Übergriffigkeiten, Arbeit, Schuld, sich schuldig fühlen/machen, falsche Erziehung, sich fremd fühlen, Andersartigkeit, Loslassen, Schmerz, Wut, Trauer, Verlust, Verlassenheit, Fremdheit, Gefühllosigkeit, Sentimentalität, die Welt im Kleinen, Spießigkeit, Verlorenheit, Kontaktabbruch, Überforderung… Anonym

61


CHANCE JENA Die Resonanz nach der Woche zahlenmäßig: 48 Veranstaltungen von insgesamt 33 Veranstaltern. Eine sehr themen- und erlebnisreiche Woche, die bunte Facetten des Familienthemas abbilden konnte.

Podiumsdiskussion und Ausstellungseröffnung

WOCHE

DER

SEELISCHEN GESUNDHEIT Nach der Woche der seelischen Gesundheit ist wie in jedem Jahr vor der nächsten Woche. Wir sind gespannt auf das folgende Thema, das uns wieder über Monate der Vorbereitung beschäftigen wird. Akteure und Vorbereitungsteam • Sozialpsychiatrischer Dienst der Stadt Jena • Aktion Wandlungswelten • Diakonie Ostthüringen • IKOS Jena

Das von der Vorbereitungsgruppe so offen gedachte Thema „Familie“ schien für viele Menschen ein sehr schwerwiegendes Thema zu sein, sozusagen wird möglicherweise der „Frust“ vordergründig gefühlt. Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen und beim Thema „Familie“ kommen den meisten Menschen zuerst eher die frustrierenden, ärgerlichen oder traurigen Aspekte in den Sinn. All das, was nicht so gut funktioniert, die Beziehungen, die stressen und zum Teil auch krank machen, sind vor allem präsent. Gleichwohl bietet genau solch eine Woche in ihrer Vielfalt Möglichkeiten zum Perspektivwechsel, zum Zulassen anderer Gedanken und Gefühle, die in einem selbst angestoßen werden durch die kennengelernten Menschen und die besuchten Veranstaltungen. Dazu, den Blick in eine andere Richtung zu lenken, auf die Menschen, die einem gut tun (seien dies nun die unterstützenden anderen Familienmitglieder oder auch Freunde, Nachbarn, Kollegen etc.). So gelang es vielleicht dem einen oder anderen Familienskeptiker, einen „Aha-Effekt“ zu streifen und einen versöhnlicheren (Rück-)Blick auf die eigene Familie zu bekommen. Oder die Chance darauf zu erspüren, Begriffe, die wir bisher vor allem der eigenen Familie zugeordnet haben, auf andere Menschen zu beziehen und somit auch bei anderen Menschen außerhalb der Familie zu finden. Ob mit den Polten-Wanderwelten unterwegs, mit bestimmten Gedanken aufgeladene Gegenstände wegwerfend oder wegseitig niederlegend, im Austausch zu Weltsichten und Partnerwahlen, oder bei Fachtagen, Schnupperakupunkturen, bioenergetischen Behandlungsweisen, beim Ernährungsvortrag – es gab breites Interesse. Auch Mütter in seelischer Not, Menschen mit psychiatrischen Diagnosen oder Betreuungsbedarf, zurückbleibende Eltern, wenn die Kinder in die Welt „ausfliegen“, Menschen mit Balance und innerer Kraft unterwegs im Alltag waren Zielgruppen von Veranstaltungsangeboten.

Vorbereitungsgruppe der Woche der seelischen Gesundheit in Jena

Großen Zuspruch fand ein Vortrag von Dr. Hans-Joachim Maaz aus Halle zu Mütterlichkeit und Väterlichkeit und deren Bedeutung für unsere Entwicklung. Wer an der Lesung „Ostdeutsche Geschichten“ teilhaben konnte, merkte schnell, wie uns das Gehörte in Kindheit, familiäre Zusammenhänge, „Lüste und Früste“ hineinzog. Mitten aus dem Leben und aus den Geschichten von Familien auf ihren verschlungenen Wegen. Dr. Hans-Joachim Maaz, Halle/Saale

W er inne hält, erhält Innen Halt.

62

Laotse

Wie in jedem Jahr war uns das Kino im Schillerhof ein sehr guter Partner, nun auch neu im Kino am Markt. Für SeniorInnen, Familien mit Kindern und alle anderen Interessierten hatten wir Filme im Angebot.


CHANCE JENA

BEFREIEND

FRÜHZEITIG

Für die Betroffenen ein befreiendes Buch ...

Ein zuverlässiger Überblick ...

Das Brave-Tochter-Syndrom ... und wie frau sich davon befreit

W

enn sie gebraucht werden, sind sie da. Dem Mann und den Kindern fehlt es an nichts, auch außerhalb der engsten Familie sind sie ständig aktiv und hilfsbereit. In Verwandtschaft, Vereinen und Ehrenämtern, in der Kirchgemeinde, und natürlich auch in der Firma bei Kolleginnen und Kollegen wird ihre Einsatzfreude geschätzt. Sie denken immer ein bisschen zu viel für andere und ein bisschen zu wenig an sich selbst – bis die unausweichliche Krise kommt, Erschöpfung und ständige Unzufriedenheit nicht mehr weichen. Dann kann die brave Tochter zum „bösen“ Mädchen werden. Aber das ist allenfalls ein Zwischenschritt im Prozess einer notwendigen Bewusstwerdung und Selbstfindung, zu dem dieses Buch einlädt. Die Leserinnen lernen, „nein“ zu sagen, sich abzugrenzen gegenüber den Ansprüchen anderer, wahrzunehmen und zu spüren, was ihr Eigenes ist, was sie selbst wollen ohne Rücksicht auf Papas und Mamas freundliches Lächeln und Nicken im Hintergrund.

I

n der frühen Familienphase haben Eltern viel um die Ohren. Nicht nur die Versorgung des Kindes, sondern auch berufliche Verpflichtungen, der Haushalt und die eigenen Bedürfnisse und Sorgen bestimmen den Alltag. Gut, wenn ein enges regionales Netzwerk unterstützt und bei Bedarf Hilfe bietet. Mit den „FamilienProfis Thüringen“ werden die Angebote dieses Netzwerkes für Frühe Hilfen sichtbar und für (werdende) Eltern zugänglich. Ihr Internetportal für werdende und junge Familien in Jena

B. Scherrmann-Gerstetter/ M. Scherrmann Das Brave-Tochter-Syndrom ... und wie frau sich davon befreit Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2006, 8. Auflage 2015 Herder spektrum Band 5674 ISBN 978-3-451-05674-1

An vielen Beispielen erfahren die Leserinnen, wo das „Brave-Tochter-Syndrom“ herkommt, und wo konkret die Veränderungsmöglichkeiten liegen. Ein aufregendes Buch. Und für die Betroffenen ein befreiendes Buch. Die Autoren Manfred Scherrmann Paar- und Familientherapeut mit Schwerpunkt Systemische Beratung und Therapie. Praxis für systemische Lösungen für Paare und Einzelpersonen in Schwäbisch Hall. Beate Scherrmann-Gerstetter Diplompädagogin und Theologin; Ausbildung in Einzel- und Paar-Beratung (DAJEB) (aus der Inhaltsbeschreibung zum Buch, S. 2)

Familienprofis - Ein Internetportal für werdende und junge Familien in Jena www.familienprofis-thueringen.de

Direkt von den Fachkräften vor Ort gepflegt, bietet das Onlineportal Bürgerinnen und Bürgern einen zuverlässigen Überblick über eine Vielzahl konkreter Leistungen – vom Geburtsvorbereitungskurs über Krabbel- und Spielgruppen bis hin zu Elterngeldberatung und Ansprechpartnern zur Vermittlung eines Kitaplatzes. Eltern mit Kindern bis zum Grundschulalter erhalten im Portal www.familienprofis-thueringen.de eine Übersicht über alle Angebote im Bereich der Frühen Hilfen auf einer einzigen Homepage. Eine Karte zeigt den Standort der Einrichtung, Telefonnummern und Ansprechpartner an.

Kontakt: Koordinatorin des Netzwerks Frühe Hilfen und Betreuung des Internetportals in Jena: Y. Hoyer-Bachmann, FD Jugendhilfe Tel.: 03641 492783 E-Mail: yvonne.hoyer-bachmann@jena.de

63


CHANCE JENA

G ESUNDHEITSNACHRICHTEN querbeet

Stillen schützt Mütter vor Diabetes

Schlafstörungen durch blaues Laptop-Licht am Abend

Für Säuglinge ist Muttermilch die beste Nahrung – aber auch die stillenden Mütter, die während ihrer Schwangerschaft Diabetes entwickelt hatten, profitierten laut einer Untersuchung auf Dauer davon. Stillten die Frauen mehr als drei Monate, führte dies zu langfristigen positiven Veränderungen ihres Stoffwechsels; und das Risiko, während der nächsten zehn Jahre Diabetes Typ 2 zu bekommen, sank um 40 Prozent. Das Ergebnis der Studie eines Forscherteams am Helmholtz Zentrum in München ist im Fachmagazin „Diabetologia“ nachzulesen. Eine frühere Untersuchung zeigte bereits, dass der Schutzeffekt bis zu 15 Jahre nach einem Schwangerschaftsdiabetes anhalten kann. Das Stillen wirke wie ein „Reset“ vermuten die Wissenschaftler. Gestörte Pfade des Stoffwechsels werden wieder auf den Ursprung zurückversetzt und bleiben viele Jahre in diesem natürlichen Zustand. Das Ziel sei es nun, Strategien zu entwickeln, die langfristig das generelle Stillverhalten insbesondere von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes verbessern. Denn diese stillen im Durchschnitt seltener und kürzer im Vergleich zu nicht-diabetischen Müttern.

Um am Abend gut einschlafen zu können, steigt mit der einbrechenden Dunkelheit der Pegel des Schlafhormons Melatonin. Die Produktion dieses Hormons wird gestört, wenn man vor dem Zubettgehen noch auf das Display von Handy, Tablet oder Laptop schaut. Grund ist das künstliche Blaulicht, das die Geräte ausstrahlen. Es hat die gleiche Wellenlänge wie Tageslicht und macht daher wach anstatt schläfrig. Auf diese Weise kann der Schlaf-WachRhythmus empfindlich gestört werden – man schläft schlechter ein und ist am nächsten Morgen weniger aufnahmefähig. Eine Studie, in der Probanden eine Stunde vor dem Schlaf entweder in einem Buch oder in einem modernen E-Reader lasen, stellte diesen Zusammenhang fest. Lässt sich die abendliche Nutzung eines Displays gar nicht vermeiden, sollte man eine zusätzliche warme Lichtquelle benutzen, um den negativen Effekt des blauen Lichtes zu entschärfen. Aus Natur & Heilen, 2/2016, S. 8

Aus Natur & Heilen, 10/2016, S. 8

Oft verkannt. Vitamin B12-Mangel richtig deuten

Geschirrspülen: gut gegen Stress

Aufgrund der vielfältigen neurologischen Symptome werde ein Vitamin-B12-Mangel nur sehr selten richtig erkannt, so der Arzt Prof. Karlheinz Reiners. Doch bei Anzeichen einer Leistungsschwäche, Abgeschlagenheit und Unsicherheit auf den Beinen lohne sich der Blick auf einen Vitamin-B12-Mangel. Konkret macht sich dieser in Sensibilitätsstörungen bemerkbar in Form von Taubheit und Brennen an den Füßen kombiniert mit Enge-Missempfindungen um die Unterschenkel. Auch Gangunsicherheit und Sturzneigung sind mögliche Anzeichen, ebenso können sich Gedächtnis und Stimmung verschlechtern. Schließlich kann ein Mangel des Vitamins auch Demenz zur Folge haben. Ist ein Vitamin-B12-Mangel erst einmal diagnostiziert, lässt sich dieser therapeutisch beheben.

Auf achtsame Weise Geschirr zu waschen, führt offenbar zu einer positiven Stimmung, die wiederum gegen die Folgen von Stress helfen kann. Einen Beweis dafür erbrachte eine Studie mit 51 Teilnehmern, die die Aufgabe bekamen, sich bewusst auf das Geschirrspülen einzulassen. Ein Teil der Gruppe las vorher einen Text, der sie geistig auf die Tätigkeit des Geschirrspülens fokussierte, während die Kontrollgruppe eine einfache Beschreibung der Tätigkeit erhielt. Allein die Aufmerksamkeit auf die Temperatur des Wassers, den Geruch des Spülmittels und das Material des Geschirrs zu richten, hat einen entspannenden Effekt. Die Teilnehmer der Achtsamkeitsgruppe empfanden nach der Tellerwäsche einen positiveren Zustand ihres Bewusstseins: Ihre Nervosität war im Vergleich zur Kontrollgruppe merklich verringert und ihre Inspiration erhöht.

Aus Natur & Heilen, 11/2016, S. 8

Aus: Natur & Heilen, 5/2016, S. 8

64


CHANCE JENA Auf Palmöl-Produkte möglichst verzichten

Zistrose: Pflanzliche Waffe gegen aggressive Viren

Die Nummer Eins unter den Pflanzenölen, das Palmöl, ist inzwischen in nahezu jedem zweiten Supermarktprodukt enthalten: In Pizza, Margarine und Shampoo, Fast Food, „gesunden“ Müsliriegeln – das ist nur eine kleine Auswahl. Der Grund für die massenhafte industrielle Verwendung von Palmöl: Es ist billig und sehr ergiebig – jedoch mit katastrophalen Folgen für die Umwelt, für Tausende vertriebene Kleinbauern und für das Klima. Denn riesige Flächen tropischen Regenwaldes werden gerodet, um Platz für die Palmölplantagen zu schaffen, insbesondere in den Hauptanbauländern Indonesien und Malaysia. Als Verbraucher Palmöl zu umgehen, ist nicht einfach. Vor allem, weil die Umweltsiegel, die beispielsweise der World Wide Fund For Nature (WWF) seit 2004 vergibt, laut Greenpeace nicht zuverlässig sind. Auch das blau-grüne Fairtrade-Logo gibt keine 100-prozentige Garantie, da im schlechtesten Fall nur 20 Prozent des Produktes fair gehandelt sind. Strengere Siegel findet man etwa bei der GEPA. Aufgrund verschiedener chemischer Bezeichnungen für Fett ist es besonders schwer, Kosmetika mit Palmöl zu erkennen. Mehr Transparenz herrscht im Lebensmittelbereich, denn seit 2014 muss „Palmöl“ auf dem Etikett stehen, wenn es im Erzeugnis enthalten ist. Wer auf Palmöl verzichten will, sollte statt auf vorgefertigte Lebensmittel auf frisches Obst und Gemüse setzen, denn auch alternative Produkte, die kein Palmöl enthalten, gibt es nur wenige. Einen Überblick über die Produkte ohne Palmöl verschafft die Internetseite www.umweltblick.de.

Ein Extrakt der Zistrose (Cistus incanus) ist in der Lage, Ebola- und Marburgviren zu inaktivieren bzw. deren Vermehrung zu hemmen. Die Forscher des Helmholtz Zentrums München (HMGU) zeigten in ihrer Arbeit an Zellkulturen, dass der Zistrosen-Extrakt bestimmte Hüllproteine an den Viren blockiert und dadurch verhindert, dass die Viren an den Wirtszellen andocken und eine Infektion hervorrufen. Es müssten zwar noch weitere Studien über die Labortests hinaus durchgeführt werden, aber es ergebe sich eindeutig ein Potential zur globalen Bekämpfung lebensbedrohlicher Virusinfektionen mithilfe von Cistus-Extrakten, so die Forscher des Instituts. (Anm. der Redaktion: Wir regen hiermit an, reinen Zistrosentee zu trinken – eine Tasse am Tag. Ein wohlschmeckender Kräutertee aus dem Mittelmeerraum mit unsagbaren Antioxidantien, der hilft, Ihr Immunsystem auf Vordermann zu bringen. Unsere sehr guten Erfahrungen sprechen für sich…) Aus Natur & Heilen, 7/2016, S. 8

Fruktose gefährdet die Herzgesundheit

Schon morgens ayurvedisch entgiften Im Ayurveda ist die tägliche Reinigung von der Zungenwurzel her bis zur Zungenspitze ein Muss am Anfang des Tages. In Indien verspricht man sich davon, Schlacken und Gifte von der Zunge zu entfernen, auch, um die Atemwege von Keimen freizuhalten und die Geschmackswahrnehmung zu verbessern. Da man auf diese Weise täglich entgiftet, soll sich dieses Ritual nachhaltig auf unser Wohlbefinden auswirken. Ein Zungenschaber aus nicht rostendem Edelstahl ist kostengünstig zum Beispiel im Versandhandel oder in Apotheken erhältlich.

Längst ist der Fruchtzucker keine empfehlenswerte Zuckeralternative mehr. Zwar ist er in gesundem Maße in Früchten enthalten, doch künstlich zugesetzt in Limonaden, Fertigprodukten und sogar in Fruchtsäften, nehmen ihn viele in Mengen zu sich, die der Gesundheit schaden. Schweizer Forscher haben nun einen molekularen Mechanismus entdeckt, bei dem die Fruktose ein unkontrollierbares Wachstum des Herzmuskels antreibt. Hoher Fruktosekonsum kann also zu Herzvergrößerung bis hin zum Herzversagen führen. Der Mechanismus käme insbesondere dann in Gang, wenn zu einem übermäßigen Konsum an Fruktose noch Stressfaktoren, wie eine Herzklappenerkrankung oder Bluthochdruck, vorhanden seien, Faktoren, die an sich schon für einen vergrößerten Herzmuskel sorgen. Um im Falle von Bluthochdruck zu mehr Muskelmasse zu kommen, brauchen die Herzmuskelzellen viel Energie. Steht Fruktose zu Verfügung, verselbstständigt sich dieser Prozess, und es wird mehr und mehr Energie produziert, die den Herzmuskel immer weiter wachsen lässt – ein Teufelskreislauf bis hin zu einem möglichen Herzversagen.

Aus Natur & Heilen, 5/2016, S. 52

Aus Natur & Heilen, 1/2016, S. 9

Aus Natur & Heilen, 8/2016, S. 8

Zungenschaber

65


CHANCE JENA

GEBILDET

Miteinander lernen, erfahren und austauschen ...

Selbsthilfe im Dialog Weiterbildungsangebote für Selbsthilfegruppen in Thüringen 2017

V

iele Menschen nutzen die Chance, in einer Selbsthilfegruppe gesundheitliche Probleme auf einer unmittelbar persönlichen Ebene anzugehen. Dies geschieht zusammen mit anderen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden. Ärztliche Betreuung und professionelle Hilfe werden zwar nicht überflüssig, aber sie können sehr wohl sinnvoll ergänzt werden. Die Gruppen bieten eine Plattform für den Erfahrungsaustausch, zeigen Lösungsmöglichkeiten auf und die Betroffenen erleben sich als Teil einer Gemeinschaft. Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe kann neue Lebensperspektiven eröffnen und so zu einer besseren Krankheitsbewältigung führen. Ihre präventive und gesundheitsfördernde Wirkung ist unbestritten. Um die Aktiven in der Selbsthilfe in ihrer verdienstvollen ehrenamtlichen Tätigkeit zu unterstützen und häufig gewünschte neue Impulse für die Selbsthilfearbeit zu geben, entstand in Kooperation mit der AOK PLUS - Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen, der Landesarbeitsgemeinschaft Thüringer Selbsthilfeplenum (Vertretung der Thüringer Selbsthilfekontaktstellen) sowie dem PARITÄTISCHEN das Projekt „Selbsthilfe im Dialog – miteinander lernen, erfahren und austauschen“. Die organisatorische Umsetzung der Schulungen erfolgt durch die PARITÄTISCHE Akademie Thüringen an drei Standorten: Tabarz, Jena, Sondershausen.

Je stiller man ist, desto mehr kann man hören. Chinesische Weisheit

Das 3-jährige Modellprojekt, das 2017 in Thüringen startet, beinhaltet Weiterbildungsangebote für Aktive in Selbsthilfegruppen, aber auch für direkte Selbsthilfenutzer, die durch die AOK PLUS finanziert werden. Die Weiterbildungsangebote sind bewusst indikationsübergreifend gewählt, das heißt, Sie haben die Möglichkeit in den Weiterbildungen mit Selbsthilfe-Aktiven auch aus Gruppen mit anderen Krankheitsschwerpunkten ins Gespräch zu kommen. Der Austausch über das eigene Thema hinaus wird oft als sehr bereichernd erlebt. Die Angebote für 2017 wurden aus Rückmeldungen und Erfahrungen bisheriger Fortbildungsinteressierter zusammengestellt. Sie sollen erprobt, ausgewertet und in den Folgejahren weiterentwickelt werden. Über Ihre Rückmeldungen und Anregungen freuen wir uns.

Kontakt: Daniela Kahl Referentin Bildung PARITÄTISCHE Akademie Thüringen parisat OT Neudietendorf, Bergstraße 11, 99192 Nesse-Apfelstädt Tel.: 036202 26151; Fax: 036202 26234 E-Mail: dkahl@parisat.de; www.parisat.de IKOS Jena Tel.: 03641 8741160; E-Mail: ikos@awo-jena-weimar.de

Wiesenbader Impressionen 66

Wrobel, Christel


CHANCE JENA

AUFGELISTET

Selbsthilfegruppen und Hilfsangebote im Überblick

H andicap/E inschränkung:

Behindertensport Blinde und sehbehinderte Menschen Erwachsene CI-Träger Gehörlose Menschen Kleinwuchs (überregional) Körperbehinderung Lippen-Gaumen-Fehlbildungen Netzhautablösung/-degeneration Rollende BürgerInnen Schwerhörigkeit Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen

K

rankheit: Adipositas/Übergewicht AIDS Akustikus Neurinom Aphasiker Allergie Asthma/COPD Borreliose Brandverletzte Menschen Colitis ulcerosa Demenz/auch Angehörige Diabetiker Dialyse/Nierentransplantierte Endometriose (überregional) Epilepsie Fibromyalgie Forum Gehirn (überregional) Frauenselbsthilfe nach Krebs Harnblasentumor Hepatitis-C (überregional) Herzerkrankungen Hirnschädigungen IKOS-Chor (versch. Handicaps) Jüngere Herzkranke (JEMAH/überregional) Junge Menschen mit MS Kehlkopfoperierte (überregional) Klinefelter Syndrom (überregional) Kontinenz/Inkontinenz Krebserkrankungen Leberzirrhose/-transplantation Lungenkrebs Lungensport Menschen mit chronischen Schmerzen Morbus Bechterew

Morbus Crohn Mukoviszidose (Gera/Jena) Multiple Sklerose Mutismus Narkolepsie (überregional) Neurodermitis Neurofibromatose/Morbus Recklinghausen Osteoporose Pankreatektomie (überregional) Parkinson PCO-Syndrom (überregional) Plasmozytom/Multiples Myelom/Lymphom Polio Prostatakrebs Pulmonale Hypertonie/Lungenhochdruck Rheuma Schilddrüsenerkrankungen Schlaganfall Sepsis (überregional) Sportgruppe ADDI FIT FOR FUN Stomaträger (ILCO) Tinnitus Tumor Vestibularis Schwannom Vitiligo - Weißfleckenkrankheit (Wach-) Komapatienten (überregional)

.

E ltern K inder:

Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche Eltern beraten Eltern - Elternmentoren für Familien mit Kindern mit Förderbedarf Eltern von Kindern mit Down-Syndrom Eltern von hochbegabten Kindern Eltern von hochgradig hörgeschädigten Kindern (CI-Träger) Eltern von krebskranken Kindern Eltern von verhaltensauffälligen/seelisch erkrankten Kindern Eltern von Kindern mit Legasthenie oder Dyskalkulie „Grünes Herz“ - Verein Herzkind (überreg.) Hilfe für das autistische Kind (überregional) INTENSIVkinder (schwerstpflegebedürftig) neuroKind (mehrfach behinderte Kinder)

Frauen:

Frauen in Not Frauenzentrum Kreativ-Café

P

sychiatrische Diagnosen: Angehörige von psychisch Kranken Angst und Depressionen Beschwerdestelle für Psychiatrie Depressiv erkrankte Menschen Freizeitclub für psychisch Kranke Gesprächskreis für psychisch erkrankte Menschen – „Wir für uns“ Gruppe Halle - Frauen Gruppe Halle – Männer Panik-Angst-Depression (PAD) Postpartale Depression/Psychose Psychiatrieerfahrene Menschen Psychisch Kranke – „Lichtblick“ & „Sonnenaufgang“

A

bhängigkeitsverhalten: Al-Anon Familiengruppen Alkoholerkrankte und medikamentenabhängige Menschen/auch Angehörige Anonyme Alkoholiker Anonyme Sexaholiker Blaues Kreuz - Alkoholerkrankung „Hilfe zur Selbsthilfe“ Begegnung Jena: Gruppen für Menschen mit Alkoholund Medikamentenabhängigkeit Angehörigengruppe Tagesstätte Essstörungen/auch Angehörige

. ..

Psychosoziale Themen/

besondere soziale Situationen: ADHS - Kinder und Erwachsene Adoption/Erwachsene Adoptierte

Alleinerziehende Mütter und Väter Ambulanter Kinderhospizdienst Analphabetismus Arbeitslose Menschen Ausstieg aus Rechtsextremismus und Gewalt Begegnung und Bildung in der nachberuflichen Lebensphase Emotions anonymous (EA) Erstbesuchsdienst nach Geburt Flüchtlingshilfe Geburtshaus Grüne Damen und Herren Hochsensibilität Homosexualität Hospiz: Geschwister kranker Kinder Kinder krebskranker Eltern Kindertrauergruppe Trauergruppe für junge Erwachsene Trauercafé Verwaiste Eltern Initiative für verwaiste Familien Interkulturelle Öffnung Jugendliche Migranten Krisen rund um die Geburt Menschen ohne bezahlte Beschäftigung Menschen und Asyl miteinAnderS - Aufklärungsprojekt Notfallseelsorge Opfer rechtsextremer Gewalt Pflegestützpunkt Queerparadies – StudentInnen und Geschlechtsidentität QueerWeg – schwul-lesbischer Verein Scheidungskinder SeniorInnen im Gespräch Spätaussiedler und Kontingentflüchtlinge Sprachverwender Sternenkinder-Café Straßenzeitung „Notausgang“ Tauschring Transsexualität Umgeschulte Linkshänder Väteraufbruch für Kinder Weisser Ring – Opferhilfe

.. .. ..

Kontakt: Die Kontaktadressen der Selbsthilfegruppen sind bei IKOS Jena zu erfragen: Kastanienstraße 11, 07747 Jena Telefon: 03641 8741160 oder 8741161

Beratungszentrum für Selbsthilfe


JENA

IKOS

Beratungszentrum für Selbsthilfe Träger: AWO KV Jena-Weimar e. V.

Kastanienstraße 11 · 07747 Jena Tel.: 03641 8741160 oder 8741161 Fax: 03641 8741203 E-Mail: ikos@awo-jena-weimar.de Internet: www.selbsthilfe-thueringen.de ��

�����

�����������

���

��

���

���

��

���

��

��

��

��

��

���

���

� ��

��

��

���

��

��� �� � ���

����

�� ��� ��� ��

����

��

���

��

�����

��

���

� � ����

��

���

� �����

���� ����

��

© studio eljott 2016

�� ���

���

����

�� ���

�� ��

���

���

����

�� ��

�� ���

���

���

��

���

���

���

��

���

��

���

���

� ���

�������������������������

�������������

��

��

Sprechzeiten: Montag - Donnerstag 8:00 - 12:00 Uhr und 13:00 - 16:00 Uhr Mittwoch 8:00 - 12:00 Uhr und nach Vereinbarung

������������

�� ���

alen im lok E C AN m Kabel auf H C n i z /i ga im lfema 103,4 MHz i h ochen t s W b 4 Sel e W l K al auf U stags Radio Hz donner M 0 Uhr 107,9 5:00 - 16:0 t1 Mona

� ��

��

����


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.