Chance 2015

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Selbsthilfe · Gesundheit · Prävention

Infos · Angebote · Adressen · Veranstaltungen · Projekte

JENA

CHANCE


NÄCHSTENLIEBEND MOBIL GENESEND ZUGEHÖRT UNGERN ALLEIN GELUNGEN WIEDER FREI ERINNERT GELÖST BEWUSST GENUSSREICH ERMUTIGEND BEGLEITET NICHT ALLEIN VERTRAUT STÜTZEND GEMEINSAM NATUR PUR LOS GEHT‘S VIELFÄLTIG AUFRECHT DAHEIM IDEENREICH GEWALTFREI GESTÄRKT INDIVIDUELL TAUSENDFACH FEINFÜHLIG NEUTRAL UNTERWEGS NACHHALTIG GLEICH? IM BLICK LEBENSWERT LESBAR BEWOHNBAR HILFREICH VORGESTELLT ACHTSAM EINLADEND GEERDET BEREICHERT BEGEGNEND KLANGVOLL STÄRKEND AUSGENUTZT KLANGREICH MELODIE DER WORTE

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CHANCE - Jenaer Selbsthilfezeitung

Editorial der IKOS Info-Tour vom ANAT e. V. Al-Anon Familiengruppen in Jena Die CampusCouch für Studierende Junge Menschen auf der Suche Blaukreuzgruppe beim Selbsthilfetag 2015 Chamäleon, die ambulante Drogenhilfe in Jena Biografiearbeit bei Menschen mit Demenz Musiktherapie mit demenziell Erkrankten Gedanken und Emotionen steuern den Stoffwechsel Ernährungsberatung bei der AWO CARENET GmbH LV Legasthenie und Dyskalkulie Thüringen e. V. Projekt Tele.TAnDem der FSU Jena Sternenkinder-Café Kindertrauergruppe beim Förderverein Hospiz Jena e. V. Selbsthilfegruppe Verwaiste Eltern beim Hospizverein Trauergruppe junger Erwachsener Unterwegs mit Ursula Schäfer, Schottland Teil 2 Projekt „Perspektive Wiedereinstieg“ Jena Die Fachstelle Interkulturelle Öffnung stellt sich vor Junge Menschen mit Multipler Sklerose „Betreutes Wohnen in Familien“ bei Aktion Wandlungswelten Freizeitclub für psychisch kranke Menschen Gewaltfreie Kommunikation im täglichen Leben Selbsthilfegruppe Parkinson Jena Ambulant Betreutes Wohnen bei der SiT in Jena Zwei Projekte beim Tausend Taten e. V. Selbsthilfegruppe für hochsensible Menschen Beratungsangebote in Jena in der Goethe Galerie Selbsthilfegruppe TRANS Jena Zentrum für seelische Gesundheit in Jena Die Gleichstellungstelle der Stadt Jena Überregionale Frühförderstelle für sehgeschädigte und blinde Kinder Aufruf zum Leben – Die psychosoziale Lage in Deutschland Schriftdolmetschen in Deutschland Wohnberatung und Begegnungsstätte der AWO im LISA Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. Beratungsstelle „Blickpunkt Auge“ neu in Jena Der Appell des Dalai Lama „Ethik ist wichtiger als Religion“ Frauenfrühstück des Tauschringes „Der Stern“ Jena „Ich hörte die Eule, sie rief meinen Namen“ – Buchvorstellung Tauschring Jena „Der Stern“ Älter werden im Quartier – SeniorInnen im Gespräch Der IKOS-Chor lädt zum Singen und Musizieren ein 25 Jahre Frauenzentrum TOWANDA Jena e. V. Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks – Buchvorstellung Die 7. Woche der seelischen Gesundheit im Rückblick Worte der Achtsamkeit – Buchvorstellung

IMPRESSUM Herausgeber: IKOS Jena Beratungszentrum für Selbsthilfe Redaktionsteam: Gabriele Knorr Annika Näder Gabriele Wiesner Layout & DTP: Studio eljott Lothar Jähnichen Dornburg/Saale Umschlagfotos: Gabriele Wiesner Auflage: 4.000 Stück Redaktionsschluss: 30. November 2015 Der Inhalt der Beiträge entspricht nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers.

Mit freundlicher Unterstützung durch Ihre AOK PLUS.

© IKOS Jena

IKOS

JENA

INHALT


CHANCE JENA Ein buntes und belebtes Haus für alle Altersgruppen und viele Interessenlagen...

NÄCHSTENLIEBEND Editorial der IKOS

K affeeduft und der leckere Geruch von frisch gebackenem Kuchen wabern durch den Flur…,

aber ein Kaffeehaus oder eine Kaffeekränzchenrunde ist es nicht. Gesprächsfetzen zu gesundheitlichen Themen und Stimmengewirr dringen ans Ohr…, aber ein übervolles Wartezimmer in einer Arztpraxis ist es nicht. Keyboardklänge zu fröhlichem Gesang kommen aus einem gekippten Fenster…, aber eine Musikund Kunstschule ist es auch nicht. Selbst Tai Chi in seiner ausdrucksstarken Form, die Lehren der Gewaltfreien Kommunikation, salutogenetische Ideen oder die fünf Elemente der Traditionellen Chinesischen Medizin lassen nicht zweifelsfrei erkennen, zu welchem Zweck hier in der Kastanienstraße 11 bei IKOS Menschen zusammenkommen. Die Fans vom Kultfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ unter Ihnen haben sicher bemerkt, dass ich metapherhaft „geklaut“ habe, um nur ein paar Aspekte der Jenaer Selbsthilfe zu beschreiben. Im zweiten Jahr schon befindet sich die Anlaufstelle für Menschen mit Interesse an Selbsthilfe im Sozialen Zentrum der AWO Jena-Weimar in der Kastanienstraße 11 in Lobeda-Ost. Ein buntes belebtes Haus für alle Altersgruppen und zahlreiche soziale und gesundheitliche Themen. Menschen finden den Weg für Beratungsgespräche, haben teil an Selbsthilfegruppenarbeit oder brauchen eine kostenlose Rechtsberatung an jedem letzten Donnerstagnachmittag im Monat. Der „heiße soziale“ Herbst fand seine Höhepunkte in der Woche der seelischen Gesundheit und den 25. Jenaer Selbsthilfetagen, beides sehr intensiv besuchte informative Veranstaltungsreihen, die zur aktiven Teilhabe einluden, vom freiwilligen Engagement lebten und zum „Seelenklang“ anregten (siehe S. 55). Viel Unruhe, Empörung und das Gefühl der Ungleichbehandlung rief im Frühjahr die plötzliche Verweigerung der Mitnahme von E-Scooter-FahrerInnen durch den Jenaer Nahverkehr hervor. Die neue Selbsthilfegruppe „Rollende BürgerInnen“ bewegte und bewegt sich für gleiche Rechte zur Teilhabe am täglichen Leben und für den fast

schon inflationär gebrauchten Begriff der Inklusion durch die Medien und die politischen Plattformen unserer Stadt. Wir sind ein kleines Stück vorangekommen, allerdings noch längst nicht bei einer gleichberechtigten Fortbewegungsmöglichkeit für Menschen mit Einschränkung angelangt. In dem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass auch sogenannte Fernbusse für Menschen mit einer nachweislichen Schwerbehinderung reduzierte Fahrpreise anbieten. Im sozialen und menschlichen Miteinander in unserer Stadt hat sich noch immer Nachhaltigkeit bewährt. Schnellschüsse gehen bekanntlich eher nach hinten los. Die AWO hat sich schon 1990 in Thüringen und Jena wiedergegründet. Ursprung unserer sozialen Arbeit waren neben der Familienberatungsstelle und IKOS ein Jugendgemeinschaftswerk und eine Bundesstelle zur Familienberatung für deutschstämmige Spätaussiedler. Daraus sind 25 Jahre später mehr als 40 Einrichtungen mit mehr als 600 MitarbeiterInnen geworden. Menschen auf dem Weg und unser soziales Engagement und unsere Professionalität im Leben mit ihnen bestimmen auch heute unsere nachhaltige Arbeitsumwelt. So liegt es nahe, dass wir am Sozialen Zentrum ein Willkommenshaus entstehen lassen für Menschen, die ihr Herkunftsland verlassen mussten und ihre Perspektive in Jena sehen. Turnhallen und Container können auch in Jena nur Notlösungen und vorübergehend sein. Aus meiner Beratungsarbeit mit Spätaussiedlerfamilien erinnere ich Folgendes: “…unsere Vorfahren sind in Schwaben geboren, meine Eltern sind an der Wolga geboren, ich bin in Sibirien geboren, meine Kinder sind in Kasachstan geboren. Wo werden meine Enkel geboren sein? Ich weiß das nicht. Ich habe Angst…“ Diese Worte schrieb Alexander Schütz, Rektor einer Grundschule in Luxemburg, einem deutschen Dorf in Kirgisien, im November 1989. Als Spätaussiedler ist er Anfang der 90er Jahre nach Deutschland gekommen. Ist das das endgültige Ziel seiner Reise? Der Geburtsort seiner Enkel und Urenkel? Während eines Auslandsjahres im Rahmen meines Studiums verinnerlichte ich Schopenhauers Worte:

„Wer plötzlich in ein ganz fremdes Land…versetzt wird, wo eine von der seinigen sehr verschiedene Lebensweise, wohl gar auch Sprache herrscht, dem ist zuerst wie dem, der ins kalte Wasser gestiegen: ihn berührt plötzlich eine von der seinigen weit verschiedene Temperatur, er fühlt eine gewaltsame, überlegene Einwirkung von außen, die ihn beängstigt.“ Und dabei kam ich aus einem befriedeten Land, konnte dorthin auch wieder zurückkehren und hatte lediglich die irrige Androhung einer Exmatrikulation auszuhalten, nur ja keine „verbotenen“ Drittländerkontakte pflegen zu dürfen. Wie human und nächstenliebend… „Ganz so weit muss ich gar nicht zurückschauen“, sagt Frank Albrecht, Geschäftsführer des AWOKreisverbandes. „Bei meinem jüngsten Mittagsbesuch in unserer Weimarer Flüchtlingsunterkunft habe ich gemeinsam mit einer Bewohnerfamilie am Tisch gesessen, und wir haben zusammen Mittag gegessen. Die kleinste Tochter der fünfköpfigen Familie war bereits mit dem Essen fertig und blickte mich mit wachen dunklen Augen an. Sie beobachtete mich sehr genau, und ihr Blick folgte ganz genau meinem Tun. Als ich sie dann auch genau anschaute, traf ich auf sehr viel Neugier und Interesse in ihren fast schwarzen Augen, und ich dachte so für mich…was hat dieses kleine Kind wohl im zurückliegenden Jahr alles erlebt? Sie war mit ihren Eltern seit etwa einem Jahr aus ihrer Heimat in Syrien geflüchtet. Wie oft mag sie hungrig mit leerem Magen eingeschlafen sein? Wie oft konnte sie vor Kälte nicht einschlafen? Wie oft hatte sie wohl Angst um ihre Geschwister und Eltern? Und dann sitzt sie hier in Weimar, in einem ehemaligen Internat in einem völlig fremden Land. Und es gelingt ihr, mir mit so viel Neugier, mit jeder Menge menschlicher Neugier in die Augen zu schauen. Ganz ohne Angst. Ich war überwältigt und traurig zugleich. Ich war auch traurig, weil es uns hier so schwer fällt, die zu uns gekommenen Flüchtlinge mit dieser menschlichen Neugier anzuschauen. Ganz ohne Angst. Einfach den Menschen zu sehen. Herzlich Willkommen zu sagen und ihn kennenzulernen. Genau diese Begegnungen und Momente sind es, in denen wir, die AWO JenaWeimar uns vornehmen, eine Unterkunft in unserer Kastanienstraße zu bauen. Seid herzlich willkommen, seid mit uns, seid ohne Angst. Wir sind es auch.“ Herzlichst Gabriele Wiesner von der IKOS

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CHANCE JENA

MOBIL

Aufklärung und Wissen sind hilfreich ...

Info-Tour vom ANAT e. V. · Allergien, Neurodermitis, Atemwegserkrankungen

JAsthmahilfe edes Jahr gehen Mitarbeiter von ANAT (Allergie-, Neurodermitis- und Thüringen) e. V. für zwei Wochen auf Tour. Mit Unterstützung der AOK PLUS rollt dann das Mobil durch Thüringen und macht Station in verschiedenen Städten, so auch jedes Jahr in Jena.

Die Aufklärungstour ist ein wichtiger Beitrag zu Information und Aufklärung über die Krankheitsbilder: Allergien, Neurodermitis und Atemwegserkrankungen. Am und im Mobil gibt es Informationen und persönliche Beratungen zu Diagnostik und Therapie. Sehr gern in Anspruch genommen wird die Lungenfunktionsmessung. Diese gibt Aufschluss über das Lungenvolumen und den Fluss. Wen dieses und andere Angebote von ANAT e. V. interessieren, der kann sich unter www. anat-ev.de informieren.

KONTAKT: Allergie-, Neurodermitis- und Asthmahilfe Thüringen (ANAT) e. V. Wallstraße 18/Eingang C; 99084 Erfurt Tel.: 0361 2253103; Fax: 0361 64431021 E-mail: info@anat-ev.de

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GENESEND

Ein Rettungsanker in meinem Leben ...

Al-Anon Familiengruppen

D ie Al-Anon Familiengruppen, zu denen Al-Anon und Alateen gehören, sind Selbsthilfegruppen für Frauen, Männer, Kinder, Eltern, andere Verwandte und Freunde von Alkoholikern. Die meisten Menschen wissen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist und wissen auch, dass das Leben von Familienangehörigen durch das Trinken nachteilig beeinflusst wird oder wurde. Daher sind die Al-Anon Familiengruppen für Angehörige das, was die Anonymen Alkoholiker (AA) für den Alkoholiker sind. Für mich war Al-Anon ein Rettungsanker. Endlich hatte ich Menschen gefunden, die mich verstanden, die ähnliches erlebt hatten und mir ihre Geschichte und von ihrem Weg heraus erzählten. Ich habe in den Gruppengesprächen (Meetings genannt) viel über die Krankheit Alkoholismus lernen dürfen. Z. B.: Ich bin nicht die Ursache dieser Krankheit und ich kann sie nicht heilen. Dass ich meinen Partner lange Zeit vor den Folgen seines Trinkens geschützt habe, hat ihm nicht geholfen, sondern den Leidensweg verlängert. In der Zeit, als mein Partner noch trank, war ich höchst empfindlich für Kränkungen. Ich habe ihm oft Vorwürfe gemacht, war selbstgerecht, verzweifelt und verbittert. Meine innere Unzufriedenheit ließ mich zynisch reagieren, und ich lief über vor Selbstmitleid. Meine gedankenlose Nörgelei und Bevormundung waren auch nicht hilfreich. Der Kummer hat mich rebellieren lassen wie einen Teenager. Ich fühlte mich meist sehr einsam. Mit Hilfe von Al-Anon habe ich angefangen, meine Einstellungen zu überprüfen und die verworrenen Gedanken zu ordnen. Im Erfahrungsaustausch mit anderen Al-Anon Mitgliedern fand ich die notwendige Kraft und durch das einfache 12-Schritte-Programm die erforderliche Hoffnung und Gelassenheit. Dieses positive Programm beruht auf den gemeinsamen Erfahrungen der Mitglieder in Al-Anon und bewirkt eine positive Veränderung im Denken und Handeln, fördert unsere Gelassenheit und bringt uns Schritt um Schritt zur Genesung. Wenn Sie mehr über die Al-Anon Familiengruppen wissen möchten oder glauben, dass Sie Hilfe brauchen, wenden Sie sich an:

KONTAKT: Al-Anon Familiengruppen Zentrales Dienstbüro, Emilienstr. 4, 45128 Essen Tel.: 0201 773007; Fax: 0201 773008 E-mail: zdb@al-anon.de; www.al-anon.de Oder besuchen Sie die Al-Anon Familiengruppe in Jena in den Räumen der Landeskirchlichen Gemeinschaft, Wagnergasse 28, Jugendraum, 1.OG. Wir treffen uns jeden Freitag um 19:00 Uhr.


ZUGEHÖRT

Den Perspektivwechsel wagen ...

CampusCouch - ein offenes Ohr von und für Studierende

D ie CampusCouch ist eine Gruppe von Studierenden der Psychologie und Erziehungswissenschaft, die anderen Studierenden und Auszubildenden ein

offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte anbietet. Wenn man mit einer neutralen Person über ein bestimmtes Thema sprechen möchte, stehen wir gern für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Themen, mit denen man zu uns kommen kann, können beispielsweise Konflikte mit Freunden/Familie/ Mitbewohnern sein oder auch Liebeskummer, Aufschieberei und Prüfungsschwierigkeiten.

CHANCE JENA Möchte man ein Gespräch mit der CampusCouch führen, kann man uns jederzeit eine E-mail an campuscouch@googlemail.com senden. Wir melden uns zeitnah und vereinbaren einen Termin zu einem persönlichen Gespräch innerhalb einer Woche. Dieses findet an einem neutralen Ort der Wahl des Sprechers statt – das könnten ein ruhiges Café oder auch ein Spaziergang im Park sein. Wir haben uns eine Schweigepflicht auferlegt, da uns die Privatsphäre und die Anonymität unserer Sprecher sehr wichtig sind, ganz besonders in einer kleinen Stadt wie Jena. Allerdings legen wir hohen Wert auf die Qualität unseres Zuhörens und führen zu jedem Gespräch eine Nachbesprechung in unserem Team durch. Außerdem schulen wir uns regelmäßig in internen Weiterbildungen, so dass wir Professionalität im Rahmen unseres Zuhörangebots garantieren können. Wenn du jemanden brauchst, mit dem du reden oder dich zu einem bestimmten Thema auseinander setzen möchtest oder jemanden kennst, auf den das zutrifft, dann melde dich bei uns oder reich unsere Kontaktdaten weiter.

KONTAKT:

! Wir bezeichnen uns bewusst als Zuhörer, das heißt, unsere Aufgaben bestehen darin, aktiv zuzuhören, dabei zu helfen, das Verstandene zu strukturieren und in einen Zusammenhang zu setzen, so dass man den Inhalt des Gesprächs gemeinsam von einer anderen Perspektive betrachten kann und neue Denkanstöße bekommt. Wir geben keine Ratschläge und haben keine Lösung parat, denn wir sehen den Sprecher als kompetenten Experten für sich selbst wie für sein Problem und dessen Lösung. Ebenso wenig werden wir diagnostizieren oder psycho-analysieren. Da wir selbst Studierende sind, ist es uns wichtig, dem Sprecher auf Augenhöhe zu begegnen. Die Niedrigschwelligkeit unseres Angebots ist entscheidend. Damit kein therapeutischer oder ähnlicher Charakter entsteht, kann der Sprecher mit ein und demselben Zuhörer von CampusCouch lediglich ein Gespräch führen. Falls es zu einem weiteren Gespräch kommt, wird man einen anderen Zuhörer haben.

E-mail: campuscouch@googlemail.com

Rezept: Rote-Linsen-Suppe mit Spinat für 2 Personen

1 Beutel Pfefferminztee mit 600 ml kochend heißem Wasser übergießen und 5 min ziehen lassen. 1 Zwiebel und 2 Knoblauchzehen schälen und fein würfeln. 1 EL Öl in einem Topf erhitzen, Zwiebel darin andünsten. 1 EL Ahornsirup oder Agavendicksaft und 2 EL Tomatenmark unterrühren. Dann 100 g rote Linsen, 1 Pck. TK-Suppengemüse, 1 TL gemahlenen Koriander und den Knoblauch dazugeben, andünsten, Tee dazugießen, mit Salz würzen, aufkochen und 12-15 min bei geringer bis mittlerer Hitze köcheln lassen, bis die Linsen weich sind. 100 g gefrorenen TKBlattspinat dazugeben und ziehen lassen, bis er aufgetaut und heiß ist. 1 TL edelsüßes Paprikapulver, 2 EL Limettensaft und 50 g Sojasahne unterrühren. Suppe mit Salz und Pfeffer würzen…und servieren. Aus „VEGAN für Faule“, GU Verlag München 2015, S. 86

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CHANCE JENA Eine kleine Gemeinschaft, in der ich herzlich willkommen bin ...

UNGERN ALLEIN

Hilfe! Ich habe keine Freunde, und es gibt niemanden, dem ich etwas bedeute!

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s gibt niemanden, dem ich wichtig bin oder dem ich etwas bedeute. Oder zumindest niemanden, der sich wirklich für mich ALS PERSON interessiert. Geht es dir genauso? Hast du das Gefühl, zu vereinsamen, da sich niemand mit dir verabredet oder sich für dein Leben interessiert? Niemanden, dem du mehr bedeutest als ein flüchtiges "Hallo XX"? Vor allem Leute in deinem Alter (Studenten) interessieren sich nicht für dich? Vielleicht kommt dir die eine oder andere Situation ja auch bekannt vor: • Hörst du nie Sätze wie: „Hey XX, was machst du am Wochenende? Wir wollen YY machen - hast du Lust mitzukommen?“ oder ist die Frage: „Hey XX, wollen wir mal wieder zusammen einen Kaffee trinken gehen oder morgen gemeinsam Mittagessen?“ eher eine Wunschfrage, die du gerne ab und an gestellt bekommen würdest? • D. h., du wirst nie (oder nur sehr selten) von anderen Leuten gefragt, an einer Unternehmung teilzunehmen bzw. es äußert nie jemand an deiner Gesellschaft Interesse? Es kommt einfach nie jemand auf dich zu? Und wenn doch, dann geschieht das mehr aus Höflichkeit und am Ende fühlst du dich immer wie ein 5. Rad am Wagen, das eigentlich nur zusätzlichen Ballast bedeutet und das eigentlich niemand dabei haben will? • Ab und an triffst du dich tatsächlich mit jemandem, aber nur, wenn die Initiative VON DIR ausging? Und außerdem merkst du, dass es den Leuten nicht wirklich viel bedeutet, sich mit dir zu treffen, denn sobald es eine Alternative gibt, sagen sie dir ab und melden sich später auch nicht wieder bei dir? • Genauso äußert nie jemand Interesse an deinen Unternehmungen? Nie hat jemand Interesse daran, dich zu begleiten? „Oh, du machst dies oder jenes am Wochenende? Darauf hätt ich ja auch Lust – kann ich mitkommen/mich dir anschließen?“ Oder etwas wie: „Oh, das hört sich aber gut an – darauf hätt‘ ich auch Lust!" All das sind Sätze, die du zu gerne auch mal hören würdest? • D. h. es äußert nie jemand Interesse an deinen Unternehmungen? Zumindest nie von sich aus? Und wenn du nun doch jemanden direkt ansprichst, ob er/sie Lust hat mitzukommen, dann tritt bereits beschriebenes Szenario ein, dass die Gefragten zwar mitkommen, die gemeinsame Unternehmung ihnen aber nicht viel bedeutet oder sie kurz vor knapp doch noch absagen, da sie eigentlich gar keine Lust auf dich haben oder sich ihnen eine Alternative geboten hat.

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• Musst du immer alleine in die Mensa zum Essen gehen und wirst dabei jedes Mal traurig, da du allein am Tisch sitzt und niemanden hast, mit dem du dich unterhalten kannst? • Hast du niemanden, der einen Sportkurs mit dir zusammen belegt; niemanden, der einmal die Woche mit dir Schwimmen/Joggen/Inlineskaten gehen mag? Oder niemanden, der mal ein Wochenende mit dir wegfährt? Eine Stadt besichtigen oder zum Camping in die Natur? • Wünschst du dir manchmal, es gäbe jemanden, der dich ab und an anruft? Dass sich mal jemand BEI DIR meldet? Dass sich jemand für dich interessiert und sich nach deinem Wohlergehen erkundet? Wünschst du dir jemanden, der dir Fragen wie "Und? Wie geht's dir?", "Und? Was hast du am Wochenende gemacht?" oder "Und? Was gibt's Neues?" stellt und dann auch wirklich an der Antwort interessiert ist, anstatt nur die Frage zu stellen und im nächsten Moment aber schon gar nicht mehr hinhört und von der Antwort eigentlich gar nichts mehr mitbekommt? Also alles in allem: wünschst du dir jemanden, dem du wirklich am Herzen liegst? • Gibt es niemanden, dem du dein Leid klagen kannst, ohne dass er/sie sich gleich von dir abwendet mit dem Gedanken „mit diesen Problemen will ich nichts zu tun haben“? Niemanden, der erkennt, wenn es dir schlecht geht oder wenn du traurig oder gestresst bist und niemanden, der in solchen Situationen für dich da ist und Zeit mit dir verbringt oder versucht, dich aufzumuntern/auf andere Gedanken zu bringen? Ich bin ein lebensfroher Mensch und mache gern alle möglichen Dinge. Ich wünsche mir jemanden zum Reden und jemanden, dem etwas an mir liegt. Vielleicht eine kleine Gemeinschaft, in der ich herzlich willkommen bin und mit der ich schöne Unternehmungen und entspannte Momente erleben kann.

KONTAKT: Geht es dir genauso? Dann melde dich bei IKOS per Mail ikos@awo-jena-weimar.de oder telefonisch unter 03641 8741160. IKOS Jena, Kastanienstraße 11 in Lobeda-Ost im AWO-Zentrum, 1. Etage Vielleicht entwickelt sich ja demnächst die eine oder andere Freundschaft!

Zu viele Leute geben Geld aus, das sie nicht

verdient haben, um Dinge zu kaufen, die sie nicht wollen, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen.

Will Rogers


CHANCE JENA

GELUNGEN

Auf dem Weg aus der Abhängigkeit ...

25. Selbsthilfetage in Jena - Goethe Galerie am 26. Oktober 2015

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in Aktionstag für unsere Blau-Kreuz-Gruppe, um ihre Arbeit der Öffentlichkeit vorzustellen

Am Morgen um 8.00 Uhr haben wir (Ingrid und Harald) Dittersdorf verlassen und uns auf den Weg nach Jena gemacht. Ca. 9.00 Uhr haben wir begonnen, den Stand mit Infomaterial vom Blauen Kreuz und DHS zu bestücken. In Jena gibt es ca. 120 verschiedene Selbsthilfegruppen, und zum Selbsthilfetag hatten sich ca. 50 Gruppen angemeldet. Organisiert von der IKOS (Informations- und Kontaktstelle für Selbsthilfe) in Jena waren Stellwände, Tische und Stühle aufgebaut.

trinken, und ab wann bin ich abhängig. Es ist aber für uns schon ein positives Signal, wenn überhaupt Bürger an unserem Stand stehengeblieben sind und die Aushänge an der Stellwand gelesen haben. Daraus ergaben sich manche Fragen, und wir konnten ins Gespräch kommen. Von unserer Gruppe wurde der Stand alle zwei Stunden mit neuen Blaukreuzlern besetzt. Danke allen für ihren Einsatz. Ein weiterer positiver Aspekt für uns war der Nachbarstand. Selbsthilfegruppe für Lebertransplantierte. Eine Übereinstimmung war die Alkoholproblematik und deren Einfluss auf die Leber. Hier gab es für uns beide immer wieder Anknüpfungspunkte. Im Laufe des Tages entwickelten sich interessante Gespräche über alle möglichen Fragen der Therapie, Prävention und Suchtproblematik. Es besuchten unseren Stand ehemalige Ärzte von Suchtstationen, Berufsschullehrer, eine Dame vom Arbeitsamt und viele interessierte Bürger der Stadt Jena. 20.00 Uhr wurde dann der Stand abgebaut, und nach einem langen Tag waren wir 21.30 Uhr wieder in Dittersdorf. Als Fazit: Es war eine gelungene Veranstaltung, die einige Menschen ins Nachdenken gebracht hat, wie wir aus den Gesprächen gut erkennen konnten. Wir werden immer wieder solche Gelegenheiten wahrnehmen, um die Blau-Kreuz-Gruppe und ihre Arbeit der Öffentlichkeit zu präsentieren.

In der Goethe Galerie gibt es ständig wechselnden Publikumsverkehr. Eine günstige Stelle mitten in der Stadt, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Wahrscheinlich die öffentlichste Stelle. Um 10.00 Uhr, zur Eröffnung der Geschäfte, wurde auch der 25. Selbsthilfetag vom Oberbürgermeister, Herrn Dr. Albrecht Schröter, eröffnet. Er lobte das Engagement der IKOS und der Selbsthilfegruppen in den zurückliegenden 24 Jahren und auch das aktuelle Engagement heute. Am Blau-Kreuz-Stand entwickelte sich ein reger Publikumsverkehr, aber meistens wurden Fragen der allgemeinen Art gestellt, z. B. wie viel kann ich

KONTAKT: Die Blaukreuzgruppe Jena Harald Falke Ortsstraße 34 07907 Dittersdorf Tel.: 036648 22060 Treffen an jedem Dienstag, 17.00 Uhr, Wagnergasse 28

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CHANCE JENA

WIEDER FREI

Unabhängig und selbstbestimmt leben ...

CHAMÄLEON - ambulante Drogenhilfe in Jena

D as Leben ist Veränderung und Abhängigkeit, das Gegenteil von Freiheit und Genussfähigkeit. Sucht ist eine komplexe Erkrankung, die nicht nur medizinische und psychologische Aspekte hat, sondern vor allem auch erhebliche soziale Auswirkungen, die alleine nicht mehr zu bewältigen sind. Hier ist die ambulante Drogenberatungsstelle CHAMÄLEON eine wichtige Anlaufstelle.

Die Hilfsangebote richten sich nicht nur an Menschen, deren Suchtmittelthematik hauptsächlich durch den Konsum illegaler Drogen bestimmt wird, sondern auch an deren Angehörige und Bezugspersonen. Die Einrichtung in Jena basiert auf bedarfsorientierten Angeboten. Neben Hilfen in akuten Krisensituationen und ausführlichen Beratungen gibt es eine breite Palette ambulanter Hilfsangebote. Dazu zählen Prävention, aufsuchende Arbeit und Streetwork, Schadensminimierung, Kontaktcafé-Angebote und soziale Begleitung, Integrationshilfen in Freizeit, Beratung und Vermittlung in Therapie sowie psychosoziale Substitutionsbegleitung und ambulante Nachsorge nach einer erfolgreich beendeten Therapie.

KONTAKT: Ambulante Drogenberatungsstelle CHAMÄLEON Saalbahnhofstraße 9, 07743 Jena Tel.: 03641 239540; Fax: 03641 309425 E-mail: drogenhilfe-chamaeleon@drk-jena.de www.drk-jena.de Öffnungszeiten: Mo, Mi, Fr: 9.00 - 16.00 Uhr Di, Do: 9.00 - 18.00 Uhr Jeden Donnerstag gibt es ein warmes Mittagessen und saisonale Bastelangebote.

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Selbsthilfegruppe Wir suchen Interessierte für eine neue Selbsthilfegruppe! In dieser sollen Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung ins Gespräch kommen, ihre Erfahrungen austauschen und lösungsorientiert am Thema arbeiten. Im besten Falle bietet die Selbsthilfegruppe den Gruppenteilnehmern die Chance, sich gegenseitig dabei zu unterstützen, ein abstinentes und somit glücklicheres Leben zu führen und sich psychisch wie physisch zu stabilisieren. Vorteile: • unter Gleichgesinnten kommt es nicht zu Stigmatisierungen - es kann offen und frei gesprochen werden • der Konsum kann kritisch betrachtet werden • man wird mit der Wahrheit konfrontiert, die ein wichtiger Schritt in die Drogenfreiheit ist • Möglichkeit der individuellen Problemeinsicht und Persönlichkeitsentwicklung • Tipps und Anregungen für die Gestaltung des Alltags • Entwicklung eines Gemeinschaftsgefühls • Starthilfe oder Aufbau anderer sozialer Kontakte • eigene Probleme können von anderen nachempfunden werden Interessenten können sich bei Frau Wiesner von der IKOS melden und/oder in der ambulanten Drogenhilfe CHAMÄLEON.

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Gesundheitsinfo: Hautkrankheit und seelisches Leiden Hautkrankheiten, wie Neurodermitis und Schuppenflechte, haben in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen – und offenbar sind viele davon seelischen Ursprungs. Denn jeder dritte Hautkranke leidet gleichzeitig unter einer psychischen Erkrankung. Dies bewies eine neue europäische Studie, in der Forscher insgesamt 3.600 Patienten mit Hauterkrankungen in 13 Staaten befragten: 29 % dieser Betroffenen waren gleichzeitig von einem psychischen Leiden betroffen. Unter den Hauterkrankten waren Menschen mit Depressionen doppelt so häufig vertreten, Angsterkrankungen und Suizidgedanken kamen eineinhalbmal so oft vor wie in der Kontrollgruppe ohne Hauterkrankung. In Anbetracht dieser Ergebnisse fordert die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin (DGPM), bei der Behandlung von Hautkrankheiten die Diagnostik und Behandlung gleichzeitig auftretender seelischer Beschwerden stärker als bisher zu berücksichtigen. in natur & heilen, 7/2015, S. 8


ERINNERT

GELÖST

Die erfahrenen Emotionen bleiben ...

„Bitte füllen Sie diesen Biografiebogen aus“ Die Bedeutung der Biografiearbeit bei Menschen mit Demenz

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ussten Sie schon einmal einen Biografiebogen ausfüllen? Den eigenen oder für einen Angehörigen? Manchmal hat man das Gefühl, „die wollen aber viel wissen“ oder aber: „Woher soll ich das wissen?“. Gerade wenn es nötig wird, dass wir für unseren Angehörigen einen solchen Bogen ausfüllen sollen, merken wir oft, was wir vielleicht gar nicht wissen. Doch warum wollen Pflegeeinrichtungen und andere überhaupt diese Angaben? Die Biografie eines Menschen macht ihn zu dem, der er heute ist – auch in einer Demenzerkrankung. All unser Verhalten wird gespeist aus dem reichen Schatz unserer Erfahrungen des bisherigen Lebens. Auch wenn bei Menschen mit Demenz die Erinnerungen gehen, die erfahrenen Emotionen bleiben. So werden auch Menschen mit einer ausgeprägten Demenz oft gelenkt von den tiefliegenden Emotionen des gelebten Lebens – mit einer Hürde: sie können uns oft nicht mehr erzählen, warum sie traurig oder wütend sind. Wir müssen raten. Doch wenn wir wissen, können wir wenigstens ahnen. So gab es in einer Einrichtung einen Herrn, der sich nicht so recht zur Beschäftigung motivieren ließ. In seiner Biografie stand, dass er Buchhalter war (mit Leib und Seele). Er brauchte ein Büro. Basteln, Spielen und Singen erschienen ihm nicht sinnvoll für seinen Tag. Er hatte das Gefühl, der Papierstapel im Büro muss noch bearbeitet werden. Durch die Kenntnis seines Pflichtbewusstseins und seiner beruflichen Leidenschaft konnte auch er motiviert werden und war zufrieden. Biografiearbeit kann aber noch mehr: sie hilft dem Betroffenen, einen Bezug zu seinem Leben zu finden. In Erinnerungen schwelgen, obwohl sie manchmal auf dem Weg in die Vergangenheit Begleitung benötigen. Wenn wir sie kennen – die Lebensgeschichten – so können wir gemeinsam gehen in eine Zeit der Gefühle und der Erinnerungen.

KONTAKT: Alzheimer Gesellschaft Thüringen e. V. Pfeiffersgasse 12, 99084 Erfurt Tel.: 0361 21031555 E-mail: info@alzheimer-thueringen.de

CHANCE JENA

Ein Medium zur Kommunikation ...

Was hat Demenz mit Musik zu tun? - Musik als nichtmedikamentöse Therapie

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s gibt Erkrankungen, für die es Allheilmittel gibt, die die Erkrankung verschwinden lassen. Bei Demenz ist das leider nicht so. Demenz kann zwar medikamentös behandelt werden, ist jedoch nicht heilbar. So stehen bei einer medikamentösen Behandlung einer Demenzerkrankung vor allem die Erhaltung und Wiederherstellung der Lebensqualität aller Beteiligten im Mittelpunkt. Doch neben Medikamenten, die oft unerwünschte Nebenwirkungen nach sich ziehen, gibt es noch andere Möglichkeiten, bei einem Menschen mit Demenz das Wohlbefinden und die Lebensqualität zu steigern. Eine dieser Möglichkeiten ist Musik. Musik kann bei dementiell erkrankten Menschen als Schlüssel funktionieren: Musik findet nämlich gerade bei den Menschen einen Zugang, bei denen die Sprache oftmals verstummt. Vor allem bekannte Musik, zum Beispiel Lieder aus der Kindheit und Jugend, wird auch bei einer Demenz erkannt und kann Emotionen auslösen. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass nicht nur positive Gefühle entstehen können, sondern auch negative. So zum Beispiel, wenn ein Lied gespielt wird, das den Betroffenen an die Beerdigung eines nahen Verwandten erinnert. Wird aber beispielsweise das Lieblingslied aus der Jugend gespielt, kann das zu Freude und einem Zugehörigkeitsgefühl des an Demenz erkrankten Menschen führen. Musik dient auf diese Weise ganz individuell als Kommunikationsmittel mit den Menschen mit Demenz, da durch dieses Medium Vorlieben und Abneigungen sowie Bedürfnisse und Interessen erschlossen werden können. Ein Mensch mit Demenz wird besser verstanden und kann in seine Umwelt integriert werden, sei es zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen. Vor allem positiv erlebte Musik kann Unruhe- oder Angstzustände lösen und so zu Wohlbefinden bei allen Beteiligten führen. Probieren Sie es selbst aus: Suchen Sie sich ein Lied, das Sie in Ihrer Jugend gern gehört haben! Was spüren Sie, welche Gefühle löst es bei Ihnen aus? Bei dem an Demenz erkrankten Menschen wird es keinen Unterschied geben. Gefühle erlebe ich ein Leben lang, egal ob ich krank oder gesund bin.

KONTAKT: Alzheimer Gesellschaft Thüringen e. V. Pfeiffersgasse 12, 99084 Erfurt Tel.: 0361 21031555 E-mail: info@alzheimer-thueringen.de

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BEWUSST

Kommen Sie in die Regulation ...

Gedanken und Emotionen steuern den Stoffwechsel

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lle kennen das: Wir geraten in eine Situation, die so gar nicht unseren Vorstellungen entspricht. Jemand verhält sich „unmöglich“, und wir sind entsetzt. Bei manchem fällt das sehr auf, andere arbeiten den Groll in sich ein, wie Rosinen in den Stollen. Noch auf dem Heimweg legen wir uns die Argumente zurecht, die unseren Unmut darüber untermauern. Ganz nebenbei laufen im Hintergrund aber jene Prozesse ab, die ein körperliches Unbehagen bescheren. Ich möchte Sie nun im folgenden Beitrag einem Grundverständnis für diese Wirkmechanismen näherbringen. Vorab erwähne ich gern, dass die Verwendung von neuerdings als „rein maskulin“ definierten Pronomen und Endungen keineswegs als Geringschätzung der Weiblichkeit gemeint ist, sondern lediglich eine umständliche Schreib- und Leseweise vermeiden soll. Wir Menschen haben - wie alles Lebendige - eine sehr komplexe Wahrnehmung. Die Sinnesorgane verleihen uns die Möglichkeit, alles, was um uns herum von einem materiellen Ursprung ausgeht, aufzunehmen. Der Welt „da draußen“ ist es völlig egal, auf wen irgendeine Botschaft trifft. Wenn nun eine bestimmte Person im Wege steht und Schall, Licht, Düfte oder Wind auf sie prallen, dann wird es im wahrsten Sinne „persönlich“. Hierbei finden wir schon die ersten Unterschiede. Es gibt Menschen, die über das Bildhafte den stärksten Eindruck erfahren. Damit bleibt ein auffällig gekleideter Passant länger im Gedächtnis, und eine Orientierung an räumlichen Punkten fällt leicht.

Andere müssen an allem riechen, bevor sie sich darauf einlassen. Denken wir an die Beurteilung von Speisen, dann wird der Überlebensvorteil deutlich. In ausgeprägter Form wird schon mal am verschlossenen Glas geschnuppert. Und wenn Sie mit einem sensorischen Kind einen Stein- und MineralienLaden betreten, erlebt das Personal eine aufregende Zeit! Mit dieser Kanalisierung entsteht im Gehirn ein erster Eindruck von der Situation. Nun haben wir noch weitere Prägungen aus unserem Leben abgespeichert. Denken Sie an einen Menschen, der als Kind von einem Dackel unerwartet in die Wade gekniffen wurde. Wenn dieser Vorfall nicht im richtigen Kontext erklärt und verarbeitet wurde, wähnt sich die Person auch heute noch „in Lebensgefahr“, wenn ein Hund auf der anderen Straßenseite gesichtet wird. Dieser ganz individuelle Filter sorgt dafür, dass der Organismus auf „Flucht“ schaltet. Das Hormon Adrenalin (gleichsam auch Neurotransmitter) bewirkt eine fokussierte Versorgung von Hirn und Muskulatur. Alles andere ist jetzt Luxus. Tatsächlich ist der gesichtete Hund friedfertig und kinderlieb und würde nur bei Bedrohung beißen. Sie können selbst weitere Beispiele finden, in denen Sie oder Bekannte einem sehr eigenen GedankenMuster folgten, das sich später als irrig herausstellte. Dabei ist aber mehr oder weniger Stress entstanden. Hektischer Geschäftsmann

Antenne Mensch Visuell-Auge; Auditiv-Ohr; Olphaktorisch-Nase; Gustatorisch-Zunge; HaptischSensor-Zellen; Termisch-Haut; 7. Sinn: Intuition-Bindegewebe/Zellgedächtnis-ohne Bewertung durch das ZNS

Oder der Fahrer eines Autos, das in der Tempo-30-Zone mit 80 km/h durchbläst … Was bewegt diesen dazu (im wahrsten Sinne)? Er ist etwas spät dran und meint, sein Termin wäre wichtig. Er stuft sein Treffen für nahezu „überlebenswichtig“ ein! Es ist ein sehr fokussierter Gedanke und dieser lässt seine kognitive, logische Hirnhälfte auf Hochtouren laufen. Der StressModus ist unausweichlich, und das Auto braucht nur den Tritt aufs GasPedal. Mit dem Fahrrad wäre der Hormon-Überschuss bald abgebaut. Erst die rote Ampel bringt ihn zum Halten, aber der Stress geht weiter … es sei denn, der Fahrer besinnt sich in einer weiteren Denkschleife darauf, dass „der Andere vielleicht auch nicht pünktlich ist und sowieso noch mehr zu tun hat“, usw.

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CHANCE JENA Negativer Stress ist für uns Menschen nur in kurzen Zeitabschnitten vorgesehen. Anhaltend und zu viel davon führt auf gesundheitliche Abwege. An diesen Beispielen wird leicht erkennbar, dass Gedanken und im Unbewussten abgelegte Muster der Ausgangspunkt sind. Die Wissenschaft versucht seit einigen Jahren, Emotionen darstellbar zu machen. Man bedient sich dazu der modernsten bildgebenden Technik. Aber alles, was mit Bildgebung sichtbar wird, ist bereits rein körperlicher Natur. Emotionen sind jedoch „nicht-körperlich“! Emotionen sind die Brücke zwischen Unterbewusstsein und Verstand auf der einen Seite und Körper auf der anderen. Erst, wenn durch die Emotionen die Hormondrüsen angesprochen werden, läuft der Stoffwechsel an. Wenn der Verstand eines Menschen zu dem persönlichen Ergebnis kommt, dass ihm ein Unrecht widerfährt (etwa die Fremd-Benutzung seines angemieteten Parkplatzes), dann kann es zu einem spontanen Wut-Anfall kommen. Was wir als Beobachter sehen, ist aber schon die Reaktion des Körpers, der wiederum erst den Hormon-Kick benötigt. Die Emotion „Wut“ ist nicht zu sehen, wohl aber das bewegte Ergebnis (Motion) als Aggression. Nicht alle werden in dieser Situation aggressiv. Diese Person hat eine vorbereitete Bahn für die Erst-Reaktion, nämlich hier über Leber/Galle. Wem es „an die Nieren“ geht, der wird eher enttäuscht bis depressiv. Dazu passend gibt es dann auch das Gefühl. Denn fühlen können wir nur, wenn der Stoffwechsel in den Zellen angekommen ist. Filter-Emotion Das Leben wirkt auf uns, indem der persönliche Filter die Wahrnehmungen in den Stoffwechsel übersetzt.

in einem ausgewogenen Zustand zu befinden. Jedenfalls ist das der Ausgangspunkt für die ersehnte Harmonie. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie überwiegend das machen, was andere von Ihnen erwarten? Oder schaffen Sie es schon, gelegentlich aus der Gewohnheit auszubrechen …? Können wir wirklich wissen, was andere erwarten, oder meinen wir nur, sie würden es erwarten? Eines dieser wichtigen Selbstgefühle ist die Innere Freiheit. Sich die Freiheit nehmen zu können, das zu tun, was mit dem eigenen Wesen übereinstimmt. Haben Sie keine Angst, dass Sie zum Schmarotzer werden könnten! Sie haben ganz natürlich eine Verbindung zu Familie und Freunden und werden weiterhin auch tun, was Ihrem Herzen wichtig ist. Doch sollten wir lernen zu prüfen, ob wir etwas leisten, um andere zu besänftigen oder gar eine eigene Meinung nicht äußern zu müssen. Wenn wir etwas gelernt und das Gelernte auch erfolgreich angewendet haben, sind wir meist im Besitz von Selbstvertrauen. Es ist dieses Element, das uns loslaufen lässt, wenn wir etwas erledigen wollen. Es lässt uns zum Telefon greifen, wenn etwas zu klären ist oder gar vor ein Publikum treten, wenn etwas vorzutragen ist. Wir wissen, dass wir es schon mal hinbekommen haben. Sollte aber zu wenig davon im Lager sein, können wir zwar manches wollen, aber der letzte Mut zur Unternehmung wird nicht aufgebracht. Die innere Zufriedenheit ist das Ruhekissen, auf dem wir alles um uns herum vergessen und auch sollten. Hier laufen die Reparatur-Mechanismen im Körper an. Hier geschehen Heilung und Regeneration. Die Ausstrahlung ist fried- und liebevoll, und es kann uns nichts so leicht aus der Ruhe bringen. Ja, so sollte es sein … um am nächsten Tag gestärkt die Arbeit wieder zu beginnen. Der Parasympathikus, das Wachstumshormon und Melatonin bei Nacht sind hier am Ruder. Farben + Gefühle In der PsychoLogik nach Lüscher stehen definierte Farben für die emotionale Verarbeitung und damit für die Selbstgefühle. Dieses System hat in allen Kulturkreisen Gültigkeit. (aufgrund drucktechnischer Eigenheiten sind die Farben hier nicht als Kriterium zu gebrauchen)

Einen wichtigen Weg von Wahrnehmung möchte ich ergänzen. Meist betrifft dies sensible Menschen, die weniger kopflastig unterwegs sind. Hierbei kann es zu einem echten Körpergefühl kommen, auch wenn der Verstand als Bewertungsinstanz über die üblichen Sinnesorgane nicht beteiligt ist. Dies läuft dann über die große Antenne von Bindegewebe, Zell-Gedächtnis und Unterbewusstsein ab. Es ist dabei jedoch von „wunsch-gesteuerten“ Gefühlen zu unterscheiden! Da spielt das Hirn schon wieder mit... Wir wünschen uns so sehr Ausgeglichenheit und Harmonie. Ist es nicht gar der ganze Sinn unseres Tuns? Was aber sollte denn zum Harmonie-Empfinden vorhanden sein? Prof. Max Lüscher (* 1923) ist Psychologe und hat durch aufwendige Untersuchungen herausgefunden, dass es ganzer 4 Selbstgefühle bedarf, um sich als Mensch

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CHANCE JENA Das folgende Segment unseres Daseins kann wohl als das Wichtigste gelten. Deshalb soll es etwas ausführlicher beleuchtet werden. Wenn es an Selbstachtung fehlt, können wichtige Situationen nicht immer im Sinne des eigenen Anspruchs geregelt werden. Ein gesundes Ego steht jedem zu! Schauen wir uns am Beispiel der Selbstachtung die typischen Spielarten etwas genauer an. Haben Eltern, Verwandte oder Lehrer (also wichtige Personen im Leben eines Kindes) den Eindruck vermittelt, „Lass sein, Du kannst das nicht!“, oder für gute Leistungen wurde keine Anerkennung gezollt, dann baut sich Selbstachtung gar nicht erst auf. (Wir Erwachsenen haben eben auch diese Defizite und spielen uns Kindern gegenüber auf.) Und haben wir doch was in der Kindheit gespeichert, kann es später noch flöten gehen. Immer dann, wenn wir später Dinge tun, die weit von dem entfernt sind, was wir aus eigenem Antrieb tun würden, raspeln wir ein Stück Selbstwert ab. Mögen uns andere später noch so sehr für gelungene Aktionen loben: Wir können Selbstachtung (Selbstwert) nur in uns finden! Es liegt in der menschlichen Natur, wichtige aber fehlende Aspekte zu kompensieren. Wir legen quasi eine Maske an, um nicht die Realität erkennbar zu machen … vor allem für uns selbst! Je nach hormoneller Ausstattung und Verfügbarkeit bestehen drei Möglichkeiten. Im konkreten Zustand eines Selbstwert-Mangels sind sie nachfolgend kurz beschrieben. Überlegen Sie kurz, ob Ihnen dazu auch lebende Beispiele in den Sinn kommen. Nur sollten wir dabei vor Augen haben, dass all dies potentiell auch in derzeit nicht betroffenen Menschen steckt. Möglichkeit 1: Die Person wird unverbindlich und unsicher; sucht in neuen Kontakten und flüchtigen Begegnungen nach Anerkennung; reist evtl. viel, um neue Eindrücke zu erleben. Schwelgt mitunter in Phantasien von Situationen, die allgemeine Anerkennung bringen. In ausgeprägter Form werden diese Träumereien schon als Wahrheit verkauft. Auch eine gewisse Partyund Event-Neigung kann Ausdruck für eine Suche nach Anerkennung sein. Möglichkeit 2: Selbstwert-Mangel wird durch Aktivität überspielt. Das kann bloßer Aktionismus sein, aber auch ein echt großes Projekt mit überzogenen Ansprüchen. „Seht, was ich doch für ein prima Typ bin!“ Hierher gehört auch das teure Sport-Auto als Status-Symbol. Wenn in diesem Bereich Aggression ins Spiel kommt, dann werden andere erniedrigt. So erhöht sich der Akteur künstlich. Die schlimmste Form der Erniedrigung ist allerdings die Körperverletzung. Alle brutalen Übergriffe geschehen aus Angst vor der eigenen Winzigkeit. Möglichkeit 3: Die Suche nach Zufriedenheit, um sich nicht so klein zu fühlen… oder gar nichts zu fühlen. Statt mental einen Weg zur Stärkung zu finden, führt diese Art der Kompensation zur Sucht. Dabei kann es auch nur eine der Varianten sein: Rauchen, Drogen, Sex, Alkohol, Spiel. Die hier beschriebenen Verhaltensweisen haben immer mit einer speziellen Angst zu tun und treten dann ein, wenn der Selbstwert zu gering ist. (Insgesamt haben wir es bei solchen emotionalen „Ausweichmanövern“ mit 12 möglichen Ängsten zu tun.) Wie sieht das Verhalten denn aus, wenn zu viel des Guten im Spiel ist? Was meinen Sie? Die vor Ego strotzenden Menschen sind zuweilen unnahbar, lassen sich nicht in die Karten schauen oder neigen zu starren Überzeugungen nach dem Motto „Ich weiß es besser!“. Dabei können sie schon mal den Sinn und das Mitgefühl für andere verlieren (Empathie). Rituale werden

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zur Zwanghaftigkeit, und Abweichungen von gewohnten Handlungen fühlen sich nahezu gefährlich an. Nur keinen fremden Einfluss zulassen... Wir können resümieren, dass hinter jeder Abweichung von einem normalen Selbstgefühl – ob nach oben oder unten - eine Angst steckt. Abweichende Gefühle Geraten wir aus der „Norm“, wird unser Verhalten auffällig.

Noch ein Beispiel aus dem Alltag zum Thema Selbstwert: Nun wünschen wir uns ja als Eltern schon mal, dass die eigenen Kinder was „Ordentliches“ werden. Es darf auch ruhig was Besonderes sein: Schlaumeier, Popstar oder Champion! Doch es sind nicht wenige Eltern, die sich mit ihren Kindern selbst aufwerten wollen. Etwa der Vater, der sein Kind sehr früh zu sportlich unangemessenen Leistungen antreibt..., oder die Mutter, die ihre Tochter zur Schuleinführung wie eine Prinzessin ausstaffiert. Kein 8-Jähriger würde freiwillig aus sich selbst heraus ein hartes Training absolvieren und keine 7-Jährige käme allein auf die Idee mit der schicken Kleidung! Es geht in diesen und ähnlichen Fällen immer darum: „Seht, was wir für tolle Eltern sind!“ Was aber hat das nun mit dem Stoffwechsel und sogar mit Krankheiten zu tun? Jedem dieser Selbstgefühle lassen sich Hormone, Elektrolyte, Minerale, Lebensmittel und Organe zuordnen. So finden sich im Rot-Bereich (Selbstvertrauen) die Schilddrüsen-Hormone T3/T4. Die Schilddrüse kann als Stoffwechsel-Signalgeber angesehen werden. Wird hierbei übertrieben (lebt jemand aktuell zu viel im roten Element), werden Gefäße, Muskulatur und Herz einseitig überansprucht. Das führt unausweichlich zu kleinen und mit der Zeit größeren Problemen in diesen Organen. Die hier vorherrschende Krankheitsgruppe betrifft Herz/Kreislauf und auch Infarkte aller Art. Das Gegenteil ist der Mangel an Aktivität. Es fehlt der Antrieb, weil die zuständigen Hormonkaskaden nicht geschlossen sind. Wer viel arbeiten muss und immer


CHANCE JENA wieder versucht, kurz- und langfristige Arbeitsaufgaben zu erledigen, um dann ohne Pause und einkehrende Zufriedenheit gleich den nächsten Stapel abzuhecheln, verschleißt seine Ressourcen. Nicht nur die Schilddrüse, sondern auch die Nebennieren als die Haupt-Stress-Drüsen können die Anfragen aus dem Gehirn nicht bedienen. So kommt es für manche zu einem Einbruch der nötigen Hormonversorgung, und die Medizin spricht dann vom Burnout. Es ist das schon lang anhaltende „Gefühl der Vergeblichkeit“, das uns das Fenster für Interessen aller Art zu macht. Nur noch einfach in Frieden gelassen werden. Das ist Depression. Das Spannende bei diesen Zusammenhängen ist, dass wir bei einem Farbtest auf ungünstige Entwicklungen hinweisen können. So wird erkennbar, ob ein möglicher Grund für die momentane Situation oder Krankheit z. B. bei der Zugehörigkeit, also den Beziehungen zu anderen Menschen liegt oder aber in der Ich-Steuerung. Mit diesen Erkenntnissen kann dann gegengesteuert werden. Andererseits schlägt sich die hormonell schon eingefahrene Stoffwechsel-Lage in der Farbwahl nieder. Ein weiterer Zusammenhang mit dem Stoffwechsel lässt sich sehr gut an der Osteoporose aufzeigen. Bei Menschen, die in der Jugend und später wenig sportlich (bevorzugt Ball-Spielarten) unterwegs waren und in den vergangenen Jahren in ihrem gefühlten Dasein nicht so recht die Konstanz und Festigkeit erfahren konnten, ist die Wahrscheinlichkeit für diese Krankheit gegeben. Sie muss nicht eintreten, wenn andere Faktoren wie Ernährung und Säure-Basen-Haushalt günstig sind. Osteoporose ist ein Prozess mit abbauendem Charakter, also katabol. Die vorherrschende Lehrmeinung der Medizin ist der Ansicht, dass nur Kalzium aus dem Knochen verschwindet. (Das ist zwar so nicht korrekt, reicht aber für den nächsten Gedanken.) Üblicherweise wird allen Patienten Kalzium verordnet. Nun steht das Mineral Kalzium dem Wesen nach auch in einem katabolen, also abbauendem Bereich. Es ist in diesem Fall kontraproduktiv! Das ist dann so, als würden Sie sich an die Heizung setzen, wenn Sie ohnehin schon schwitzen! Osteoporose muss, wie viele andere Krankheiten mit Sicht auf die individuelle GesamtLage behandelt werden. Wenn ein Kind geboren wird, dann ist es ein einzigartiges Original, ein Unikat. Es kommt in die Umgebung, die seine künftige Entwicklung prägen wird. Die Eltern (und Großeltern) meinen es in 99% gut und versuchen, diesem Kind die Regeln für das Leben beizubringen. Der Maßstab dafür ist das, was an Weltsicht und eigener Erziehung in ihnen selbst wohnt. Konnte der Vater die wiederum selbst erfahrene Strenge seiner Erziehung noch nicht mit seiner Persönlichkeit versöhnen, dann wird er sehr wahrscheinlich seinem Kind gegenüber wenig Toleranz zeigen. Wenn das Kind jedoch ein eher rezeptives Wesen besitzt und als richtige Ansprache eine Fragestellung statt das laute Kommando braucht, dann entwickelt sich in diesem Kind eine schleichende Stress-Disposition. Diese hat Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Hormonen, wenn es wirklich darauf ankommt. Wenn also ein Kind im alltäglichen „Normal-Modus“ ständig Adrenalin benötigt, braucht es entweder eine erhöhte Kapazität in den Nebennieren oder es dreht am Rad. Kein ADHS-Kind hat genügend frei verfügbares Adrenalin! Wenn es unter Druck gerät oder nur meint, es sei unter Druck, reagiert dieses Kind mit unkontrolliertem Aktionismus oder Flüchtigkeit. Bei athletischer Disposition (latente Anlage zu mehr Testosteron) kann manche Situation zu Aggression führen.

Dies soll nicht heißen, dass ADHS nur durch Eltern entsteht, die ihr Kind überfordern. Viele Eltern sind besorgt und selbst mit der Lage überfordert. Es gibt auch andere Entstehungsgeschichten. Kinder brauchen die Eckpfeiler fürs Leben..., und dazwischen sollten sie sich typgerecht tummeln können. Das Wertvollste, was wir Eltern bekommen können, ist Vertrauen bis in die Ewigkeit. Mit einem Tipp möchte ich den kleinen Einblick in die nicht-materielle Steuerung unseres Körpers für diesmal beschließen: Begegnen Sie jeder neuen Situation, die Sie überrascht oder die Sie sich wünschen mit Offenheit und Unvoreingenommenheit (Innere Freiheit). Im Abgleich mit Ihren gefestigten Überzeugungen (Selbstachtung) kommen Sie aktiv in eine Handlung (Selbstvertrauen). Die Handlung hält solange an, bis Ihre persönliche Norm erreicht ist. Dann verbuchen Sie dieses Erreichen symbolisch als einen Stein im Fundament Ihrer Burg. Und als wirklichen Abschluss gönnen Sie sich rückblickend die volle Zufriedenheit und lassen alle Anspannung fallen. Denn nach dem Gefecht muss die Ruhe einkehren, sonst fehlt die nötige Reparatur. Dieser Prozess gilt für alle Vorgänge, ob kurz oder lang, ob groß oder klein. Versuchen Sie Ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken, und es wird leichter. Kommen Sie in die Regulation! In diesem Sinne Ihr

Ralf Melzer

KONTAKT: Symbios-Institut - Ganzheitliches Coaching Therapiebegleitung – Energie-Testungen – Persönlichkeitsanalysen – Beratungen Reinhardtstraße 56 07318 Saalfeld E-mail: rm@symbios-institut.de Tel.: 03671 5272918 / 0151 67707402

Im Wald zwei Wege boten sich mir dar,

und ich ging den, der weniger betreten war. Und das veränderte mein Leben. Two roads diverged in a wood, and I – I took the one less traveled by. And that has made all the difference. Robert Lee Frost

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CHANCE JENA

GENUSSREICH Schokolade erlaubt ...

Besser essen - bunte Vielfalt statt schlechtem Gewissen

Adasppetit auf Fastfood, Heißhunger auf Chips und Gefühl, auf Schokolade niemals verzichten zu können? Warum können wir so schwer von diesen fett- und zuckerreichen Lebensmitteln lassen? Nicht mangelnde Selbstdisziplin sondern Stoffwechselvorgänge führen zu ungezügeltem Konsum, Pfunden, die nicht mehr weichen wollen, und schlimmstenfalls ersten Krankheitsanzeichen. Warten Sie nicht erst, bis es zu spät ist. Wir, Dr. Kerstin Oßwald und Dr. Silvia Steiner, schauen genau hin, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass Sie an dem Punkt sind, wo Sie jetzt gerade stehen und was Ihnen hilft, sich besser zu fühlen.

Als kompetente Ansprechpartnerinnen in Sachen Ernährungsberatung stehen wir Ihnen mit unseren Kooperationspartnern Medifit (Jena Nord) und Ambulantes Reha Zentrum Jena (Lobeda-Ost) zur Seite, Sie gemeinsam auf dem Weg zur Verbesserung Ihrer Ernährungssituation zu begleiten. Unser Angebot umfasst: • Analyse Ihres persönlichen Essverhaltens • Individuelle Planung bei ernährungsabhängigen Krankheiten (z. B. Übergewicht, Diabetes, Rheuma, Gicht, Bluthochdruck, Osteoporose, Allergien, Unverträglichkeiten, Krebs) • Praktische Anleitung für den Alltag, inkl. Rezepte fürs Büro, unterwegs und zu Hause Wir bieten sowohl Einzelberatung als auch Gruppenberatung an und sind für alle Kassen zugelassen. Eine Kostenübernahme durch Ihre Krankenversicherung ist in der Regel möglich. Das Ambulante Reha Zentrum Jena ergänzt die vier Rehabilitations-Fachkliniken (Bad Driburg, Bad Klosterlausnitz) der Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff, die seit über 230 Jahren qualitativ hochwertige

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Gesundheitsleistungen anbieten. Fragen Sie nach den aktuellen Präventionskursangeboten „Schokolade erlaubt“ oder „Fit in Form“ oder besuchen Sie uns einfach vor Ort (www.arz-jena.de).

KONTAKT: AWOCARENET GmbH Dr. Silvia Steiner Ernährungswissenschaftlerin AWO – Soziales Zentrum Lobeda Kastanienstraße 11, 07747 Jena Tel.: 03641 8741205 E-mail: steiner@awo-carenet.de


CHANCE JENA

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ERMUTIGEND Trau dich ...

Gesundheitstipp:

Avocado (auch Alligatorbirne, Butterfrucht) Die Avocado wird meist roh verwendet. In der Regel halbiert man die Frucht mit dem Messer. Bleibt das Fleisch am Kern haften, dreht man die beiden Hälften vorsichtig gegeneinander, bis sie sich voneinander lösen und entfernt den Kern mit einem Messer oder Löffel. Avocados eignen sich gut als Brotaufstrich oder für Salate und können auch Suppen, Kaltschalen, Cremes und Obstsalaten beigegeben werden. Guacamole, eines der beliebtesten mexikanischen Gerichte, wird aus pürierten Avocados, Chili, Zwiebeln, verschiedenen Gewürzen und Limonensaft zubereitet und zu Tortillas serviert. Die Avocado liefert reichlich Kalium, Folsäure und Vitamin B6. Außerdem enthält sie Vitamin A und C, Magnesium, Eisen und Zink. Die sehr nahrhafte und leicht verdauliche Frucht ist ein guter Energiespender, deren ungesättigte Fettsäuren sich positiv auf die Blutfettwerte auswirken. Quelle: Das große Lexikon der Lebensmittel, S. 58

Der Landesverband Legasthenie und Dyskalkulie Thüringen e. V. vertritt die Interessen von Menschen mit Lese-Rechtschreibschwäche und Rechenschwäche, insbesondere aber mit Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) sowie mit Rechenstörung (Dyskalkulie).

U nser Leitbild: • Wir unterstützen Betroffene, Eltern, Lehrer, Therapeuten und Lernende

durch Rat und Tat (individuelle Betreuung, Fachinformationen, Fachtagungen). • Wir setzten uns für ein Umfeld ein, das Stärken von Menschen erkennt und sie fordert (Abbau von Barrieren in der Schule, in Ausbildung, Studium und Beruf). • Wir fördern die Akzeptanz der Vielfalt und sorgen für Chancengleichheit (Lobbyarbeit und aktive Öffentlichkeitsarbeit).

Legastheniker sind sehr intelligent und können komplexe Vorgänge gut verstehen, trotz Schwierigkeiten im Lesen und/oder Schreiben. Dyskalkuliker sind sehr intelligent, kreativ und empathisch trotz Schwierigkeiten beim Rechnen.

Und hier noch ein Rezept von der AWOCARENET: Avocadocreme ca. 2-3 Portionen (ein Tag im Kühlschrank haltbar) - eine Avocado - 3 Esslöffel Zitronensaft - 200 g Magerquark - 50 g Frischkäse - 2-3 Esslöffel Honig oder Agavendicksaft (oder Zucker) zum Verfeinern - Vanillemark - evtl. Abrieb von Bio-Zitrone oder Bio-Orange, Minze Avocado schälen, den Kern entfernen und das Fruchtfleisch in Stücke schneiden. Zitronensaft, Quark, Frischkäse und Honig dazugeben. Alles pürieren und nach Geschmack verfeinern.

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CHANCE JENA Von Goethe ist das Zitat: "Die Leute wissen nicht, was es einen Zeit und Mühe kostet, um lesen zu lernen. Ich habe achtzig Jahre dazu gebraucht und kann noch nicht sagen, dass ich am Ziele wäre." Wenn ich als Kind gewusst hätte, dass sich Goethe schon mit dem Lesen lernen schwer getan hat, wäre mir viel erspart geblieben. Ich wusste schon als Kind, dass ich irgendwie anders war, aber ich konnte mir nicht erklären wie. Als ich dann in die Schule kam, malte ich fleißig in Schönschrift die Buchstaben von der Tafel ab, konnte aber die Bedeutung der Buchstaben lange nicht ergründen. Die Bilder der Fibel halfen mir, die Texte auswendig zu lernen. Meine Mutter raufte sich verzweifelt die Haare, wenn sie mit mir die Hausaufgaben durchging. Ich hielt mich für dumm und unfähig und tat alles, um nicht aufzufallen. Ich zog nie rote Pullover an und saß immer in der letzten Reihe, wo der Lehrer mich nicht wahrnehmen konnte bis zur 12. Klasse. Ich lernte Lesen nach vielen vergossenen Tränen und mit vielen Rückschritten, um dann doch kleine Erfolge zu erzielen. Ich konnte mit niemandem über meine Ängste sprechen und fühlte mich sehr isoliert. Als ich dann selbst Mutter wurde und am Bett meines kleinen Sohnes saß und ihm den Unterschied zwischen d und b erklärte und es im nächsten Satz wieder durcheinander brachte, flossen bei uns beiden Tränen. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich in der gleichen Situation als Kind schon mal war. Ich wurde aktiv und suchte das Gespräch mit Lehrern und Betroffenen. Mein Sohn wurde getestet und bekam eine gezielte Förderung. Dabei stellte ich fest, dass ich gar nicht alleine mit dem Problem war und dass die Störung sogar einen Namen hat. Legasthenie. Durch den Erfahrungsaustausch bei den Elterntreffen bin ich viel entspannter geworden und habe meinem Sohn mehr Verständnis entgegengebracht. Der Austausch hat auch mir sehr geholfen. Mein Sohn ist durch die Treffen mit anderen betroffenen Jugendlichen viel selbstbewusster und selbstsicherer geworden. Mein Sohn und ich können über unsere Probleme offen miteinander reden, entdecken oft Gemeinsamkeiten und lachen viel miteinander. Wir haben einen Weg gefunden, mit dieser Störung entspannt zu leben. Und ich brauche mich nicht mehr zu verstecken und trage auch manchmal rote Pullover und setze mich bei Weiterbildungen nicht mehr in die letzte Reihe.

KONTAKT: E-mail: info@e3net.de Zentrales Beratungstelefon Inge Palme, Tel.: 02761 660041 Beratungszeiten: Mo, Di 10.00 - 12.00 Uhr, Mi 16.00 - 18.00 Uhr Vorsitzende Thüringen Katrin Marquardt Tel.: 0361 5419584, wochentags ab 20.00 Uhr E-mail: info@e3net.de Ansprechpartner für Jugendliche Alexander Schmitt, E-mail: alex@e3net.de

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BEGLEITET

Gesundheit und Wohlbefinden der Angehörigen stärken ...

Projekt Tele.TAnDem – psychologische Unterstützung für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz Christina Reiter, M.Sc. und Prof. Dr. Gabriele Wilz, Institut für Psychologie der Universität Jena, Abteilung Klinisch-Psychologische Intervention

Belastung pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz

Gegenwärtig leben in Deutschland etwa 1,5 Mio. Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind. Die Zahl der Erkrankten wird sich bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf etwa 3 Mio. erhöhen (Deutsche Alzheimer Gesellschaft, 2012). Dabei hat die Demenzerkrankung einer Person nicht nur unmittelbare Folgen für den Erkrankten, sondern sie geht auch mit vielen Herausforderungen und Belastungen für die pflegenden Angehörigen einher. Die Mehrzahl der Erkrankten (etwa 75 %) wird von Familienangehörigen in häuslicher Pflege betreut, ein Großteil von ihnen in ländlichen Regionen. Dabei sind die pflegenden Angehörigen häufig mit schwierigen Aufgaben und speziellen Anforderungen in der Pflege, Verhaltensproblemen der Demenzerkrankten sowie Trauer- und Verlusterleben konfrontiert.

Neben diesen Pflegeaufgaben ist es für die pflegenden Angehörigen oftmals schwierig, auch die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Folglich führt die Vielzahl von Anforderungen häufig zu negativen psychischen und körperlichen Folgen für die pflegenden Angehörigen. So zeigen Untersuchungen, dass pflegende Angehörige häufig körperlich und seelisch belastet sind. Daher sind adäquate Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige erforderlich, um auch langfristig die Betreuung im Wohnumfeld der Betroffenen zu ermöglichen und die Gesundheit sowie das Wohlbefinden der Angehörigen zu stärken. Psychologische Unterstützung per Telefon für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz Die Arbeitsgruppe von Frau Prof. Dr. Gabriele Wilz (Friedrich-Schiller-Universität Jena) beschäftigt sich mit den Belastungen pflegender Angehöriger und der Entwicklung spezifischer Unterstützungsangebote mit dem Ziel, diese für pflegende Angehörige perspektivisch im Gesundheitssystem zu verankern. In den bisher durchgeführten Tele.TAnDem-Projekten hat sich gezeigt, dass Angehörige von Demenzerkrankten durch die Hilfe qualifizierter PsychologInnen leichter mit den Schwierigkeiten im Pflegealltag umgehen können, was sich wiederum positiv auf ihre Gesundheit und Lebensqualität auswirkt. Innovativ an den Behandlungsangeboten ist, dass die Kontakte telefonisch durchgeführt wurden. Telefonbasierte Interventionen stellen eine niedrigschwellige Alternative zu herkömmlichen Interventionen dar. Denn die Unterstützung kann von den Angehörigen flexibel und bequem von zu Hause


CHANCE JENA stützungsangebots und kann damit die Notwendigkeit der Verankerung im Gesundheitssystem verdeutlichen.

aus in Anspruch genommen werden, wodurch das Angebot gut in den zeitintensiven Pflegealltag integriert und auch von pflegenden Angehörigen in ländlichen Regionen problemlos in Anspruch genommen werden kann. Demnach kann mit telefonischen Interventionen durch deren zeitliche und örtliche Flexibilität den Bedürfnissen der pflegenden Angehörigen adäquat begegnet werden. Inhaltliche Themen der psychologischen Unterstützung sind der Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitsveränderungen des Erkrankten, Selbstfürsorge und das Nutzen von Hilfsangeboten, der Umgang mit belastenden Emotionen und Gedanken sowie das Wahrnehmen eigener Belastungsgrenzen. Hierbei orientiert sich das Konzept an erfolgreichen Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. In einem zwischen 2008 und 2010 durchgeführten Projekt berichteten die über 100 Angehörigen nach der Intervention eine geringere Erschöpfung, eine Verbesserung der Lebensqualität und der Stimmung sowie eine verbesserte Problembewältigung. Ein weiteres Projekt wurde von 2012 bis 2015 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit über 300 Angehörigen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. und der Alzheimer Gesellschaft München e. V. durchgeführt. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Gesundheit mit dem Ziel, den Transfer des Angebots in der gesundheitlichen Versorgung bundesweit zu erproben. In diesem Projekt bestätigten sich die positiven Effekte. 99,1 bis 100 % der TeilnehmerInnen gaben an, das Projekt anderen pflegenden Angehörigen empfehlen zu können. Laufende Projekte mit telefonischer und internetbasierter Unterstützung Aktuell wird ein entsprechendes telefonbasiertes Unterstützungsangebot angeboten. Fokus dieses Tele.TAnDem-Folgeprojekts ist das Verstehen und Annehmen der Demenzerkrankung, der Umgang mit belastenden Emotionen und die Selbstfürsorge, indem die eigenen Werte und Bedürfnisse nicht vernachlässigt werden. Die TeilnehmerInnen werden von einer erfahrenen Psychologin zwei Monate lang durch regelmäßige telefonische Gespräche unterstützt. Da es sich um ein wissenschaftliches Forschungsprojekt handelt, wird ein Teil der TeilnehmerInnen per Zufall einer reinen Befragungsgruppe zugeordnet, die wertvolle Informationen zur Demenzerkrankung und eine Aufwandsentschädigung für die Beteiligung am Projekt erhält. Der Vergleich der beiden Gruppen ermöglicht die wissenschaftliche Evaluation des Unter-

Seit 2015 wird zudem mit dem neuen Projekt Tele.TAnDem.Online professionelle psychologische Unterstützung als Online-Intervention für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz angeboten. Die TeilnehmerInnen haben über einen Zeitraum von zwei Monaten über ein speziell gesichertes Internetportal regelmäßige schriftliche Kontakte mit einer qualifizierten Psychologin. Dabei werden die Angehörigen bei ihren persönlichen Sorgen und Belastungen im Pflegealltag unterstützt und erhalten Informationen zu Pflegethemen sowie der Demenzerkrankung. Zur wissenschaftlichen Untersuchung des Unterstützungsangebots wird ein Teil der TeilnehmerInnen per Zufall einer zweiten Gruppe zugeordnet, welche nach einer Wartezeit von fünf Monaten ebenfalls die psychologische Unterstützung per Internet erhält. StudienteilnehmerInnen gesucht: An den beiden beschriebenen laufenden Projekten können noch bundesweit Angehörige teilnehmen, die einen demenzerkrankten Menschen zu Hause pflegen.

KONTAKT: Wenn Sie an weiteren Informationen interessiert sind oder am Projekt teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte an Frau Christina Reiter, M.Sc. Tel.: 03641 945948 (Montag 14.00 - 15.00 Uhr) oder Frau Lisette Weise, M.Sc. Tel.: 03641 945174 (Mittwoch 15.00 - 16.00 Uhr, Donnerstag 10.00 - 11.00 Uhr). Sie können uns auch eine E-mail schreiben: teletandem.online@uni-jena.de christina.reiter@uni-jena.de gabriele.wilz@uni-jena.de Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auch unter www.teletandem.uni-jena.de

Man muss sich für das, womit man

eins werden will, interessieren, sich für es verantwortlich fühlen, es achten und verstehen. Erich Fromm

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CHANCE JENA

NICHT ALLEIN

VERTRAUT

Gute Hoffnung, jähes Ende ...

Über sich hinausgewachsen ...

Kindertrauergruppe des Förderverein Hospiz Jena e. V.

Sternenkinder - Café

S

elbsthilfegruppe für Eltern, deren Babys in der Schwangerschaft, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind

„Es geschieht, dass eine kleine Seele die Erde nur streift…“ … wenn Eltern ein Baby in der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz nach der Entbindung verlieren, bricht für die Eltern eine Welt zusammen. Sie haben sich auf ein neues Leben vorbereitet, nicht auf den Tod. Für die Eltern bleibt eine Leerstelle in all ihren Vorstellungen, Erwartungen und Gefühlen, die sie auf das Kind ausgerichtet haben. Verzweiflung, Schuldgefühle und unzählige Fragen brechen über die betroffenen Eltern ein. Obwohl viele Eltern von diesem Schicksal betroffen sind, finden sie häufig kein Gehör für ihre Situation im gesellschaftlichen Umfeld und geraten oftmals in Vergessenheit. Die meisten Eltern fühlen sich in dieser Situation oft allein gelassen. Niemand versteht betroffene Eltern so gut wie andere trauernde Eltern. Nach dem Tod eines Babys brauchen wir die Unterstützung von Menschen, die wissen, wie es uns geht. Diejenigen, die schon ein Stück des Weges gegangen sind, können frisch Betroffenen Orientierung und Hoffnung geben. Im Sternenkinder-Café erhalten betroffene Eltern einen Ort, an dem sie ihre Trauer ausdrücken und das Erlebte mit anderen Eltern teilen können. In einem solchen Gesprächskreis können viele Themen besprochen werden, zum Beispiel über die Erfahrung während des Krankenhausaufenthaltes, über die individuelle und familiäre Trauerarbeit oder über Reaktionen aus dem Umfeld. Vor allem wird für Sternenkinder-Eltern ein Raum geschaffen, in dem sie mit anderen Eltern, die ihr Schicksal teilen, über ihre ganz persönlichen Gefühle und Erfahrungen, die mit dem Schicksalsschlag verbunden sind, sprechen können. Das Sternenkinder-Café möchte daher ein Gesprächsangebot an alle machen, die ihr Kind in der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz nach der Entbindung verloren haben. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei der IKOS Jena, dem Beratungszentrum für Selbsthilfe.

KONTAKT: IKOS Jena Kastanienstraße 11 - Soziales Zentrum der AWO in Lobeda-Ost Tel.: 03641 8741160; Fax: 03641 8741169 E-mail: ikos@awo-jena-weimar.de oder nutzen Sie unser Kontaktformular unter www.selbsthilfe-thueringen.de

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icht nur Schwerstkranke und Sterbende, sondern auch ihre Angehörigen finden Unterstützung beim Förderverein Hospiz Jena e. V. Seit drei Jahren gibt es auch ein spezielles Angebot für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, die "Kindertrauergruppe". Bis zu 12 Kinder werden dabei von dafür ausgebildeten Fachkräften und Ehrenamtlichen in ihrem Trauerprozess auf ganz besondere Weise begleitet. Denn "darüber reden" fällt Kindern meistens schwer. Sie brauchen andere Zugänge, um ihre Gefühle zu zeigen und zu verarbeiten. Wie und was mit den Kindern bearbeitet wird, das macht dieser Bericht der ehrenamtlichen Betreuerin Marion Clausing deutlich. Das Thema des Nachmittags war "Vertrauen", hier ihr Bericht: "Vertrauen“ ist ein wesentlicher Aspekt im Trauerprozess, den die Kinder an diesem Nachmittag spielerisch bearbeiten konnten. Mit dem Bemalen eines „Gefühlssteines“ konnten sie mit Farben und Symbolen ihren Emotionen ein Gesicht geben. Malen als eine andere Form des Ausdrucks, des Sich-Zeigens. Und danach darüber reden in der Gruppe, vor den Anderen sagen: Wie fühle ich mich bei der Farbe blau oder gelb? Und was ist mit mir, wenn das Smiley lacht? Darauf aufbauend die Fragen: Wem würdest Du auch die traurigen Seiten Deines Steines zeigen? Mit wem würdest Du reden wollen, wer hört Dir zu? Nach dem Gedankenaustausch wurde den Kids in spielerischer Form Gelegenheit gegeben, Sinneserfahrungen zu teilen. Mit verbundenen Augen ließen sie sich gegenseitig führen. Oder das Spiel „An den Armen halten“: Ein Kind in der Mitte, die anderen drum-herum – Fallenlassen nach hinten, nach vorn, zur Seite: Fallenlassen und gehalten werden. Und immer wieder im Gespräch bleiben – Reden über das, was geschieht und wie es sich anfühlt. Und die Verbindung finden zum realen Leben: Vertrauen zu nahestehenden Menschen fassen, um nicht allein zu sein mit seiner Trauer. Sich Einlassen und Verantwortung übernehmen – das sind wichtige Schritte auf dem Weg durch die Trauer ins Leben.


CHANCE JENA Symbolischer Abschluss dieser Themenarbeit war der Besuch einer Kletterhalle in Jena. Das Ziel: Ich bezwinge die Kletterwand mit dem Bewusstsein: „Ich traue mich, denn ich werde gehalten von Menschen, auf die ich zählen kann.“ Und umgekehrt: „Ich habe Verantwortung und passe auf die Anderen auf, die die Wand hinaufklettern. Ich halte sie.“ Und tatsächlich: Jedes Kind wagte den Aufstieg! Stolz konnten alle auf sich sein! Zu Beginn ein wenig unsicher und ängstlich, ließen sie sich auf das Abenteuer Klettern ein und wuchsen im wahrsten Sinne des Wortes über sich hinaus.“ Für die Teilnahme ist eine Anmeldung erforderlich.

KONTAKT: Begegnungsstätte des Fördervereins Hospiz Jena e. V. Drackendorfer Straße 12 a, 07747 Jena Leitung und Kontakt für Rückfragen: Kerstin Löschner (Koordinatorin Förderverein Hospiz Jena e. V.) Tel.: 03641 226373 E-mail: kontakt@hospiz-jena.de

Der Gedankenaustausch in der Gruppe tut uns gut, wir helfen uns gegenseitig, manches besser zu ertragen und die Seele etwas zu befreien. Dieser Austausch darüber, wie jeder auf seine Weise damit umgeht, wie seine Gefühlslage aussieht ist verbunden mit der gemeinsamen Suche danach, was wohltuend und hilfreich sein kann. Somit kommen die Freude am Leben und der Optimismus leichter zurück. Wir treffen uns jeden ersten Mittwoch zwischen 19.30 und 21.00 Uhr im Hospiz Begegnungszentrum Jena, Drackendorfer Straße 12a, 07747 Jena. Außerdem fahren wir einmal im Jahr für ein Wochenende gemeinsam weg, um in einem anderen Umfeld abzuschalten und neue Kraft zu tanken. An jedem 2. Sonntag im Dezember stellen wir anlässlich des Weltgedenktages für verstorbene Kinder um 19.00 Uhr im Gedenken an unsere Kinder eine Kerze ins Fenster, so daß vor dem inneren Auge eine Lichterkette 24 Stunden lang rund um die Welt entstehen kann. Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass unsere Kinder das Leben erhellt haben und somit nie vergessen werden. Unsere Kinder haben uns so viel Liebe hinterlassen, dass es sinnvoll ist, weiterzuleben. Trotzdem werden die atemlosen Momente des tiefen Schmerzes, die Lücke in unseren Herzen bleiben, sie begleiten nun unser Leben und wir müssen lernen, mit diesem Schicksal umzugehen – ein Leben lang. Eltern, die zum ersten Mal zur Selbsthilfegruppe kommen wollen, bitten wir um vorherige telefonische Kontaktaufnahme.

STÜTZEND Neue Kraft tanken ...

Selbsthilfegruppe Verwaiste Eltern

… und für einen Augenblick hörte die Welt auf, sich zu drehen. Als sie sich weiterdrehte, war nichts mehr wie vorher …

Der Tod eines lieben Menschen, vielleicht auch der Eltern, der Großeltern oder sogar des Partners, ist immer schwer zu ertragen, aber der Tod des

eigenen Kindes ist nicht auszuhalten. Diesen Schmerz, den man so noch nie erlebt hat, kann man nicht in Worte fassen. Man hat das Gefühl, nichts geht mehr, die Zeit bleibt stehen. Nichts nimmt die Last, die so schwer auf dem Herzen liegt. Unsere Kinder, der Mittelpunkt unseres Lebens – es gibt ihn nicht mehr. Der Trauerweg nach dem Verlust eines Kindes ist ein besonderer. Hier steht deshalb den Betroffenen unsere Selbsthilfegruppe Verwaiste Eltern zur Seite. Seit über 10 Jahren treffen sich hier Mütter und Väter. Unsere Kinder sind durch Krankheit, Unfall oder Suizid nicht mehr bei uns. Wir geben uns gegenseitig Mut, Kraft und Zuversicht für die Bewältigung des Lebens und tauschen uns aus über verschiedene Formen der Trauer, mit denen wir Eltern und manchmal auch Großeltern leben, wobei wir alle voneinander lernen können.

KONTAKT: Förderverein Hospiz Jena e. V. Drackendorfer Straße 12 A 07747 Jena Ansprechpartnerin: Kerstin Nobis Tel.: 03641 226373 E-mail: kontakt@hospiz-jena.de

Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet,

ist es zwecklos, sie an einem anderen Ort zu suchen. Francois de La Rochefoucauld

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GEMEINSAM

Viel Mitgefühl, Verständnis und Gemeinsinn spürbar ...

Trauergruppe junge Erwachsene

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m Jahr 2012 entstand in Zusammenarbeit mit der psychosozialen Beratungsstelle des Studentenwerks eine Neuauflage der Trauergruppe junge Erwachsene, in der trauernde An- und Zugehörige zusammen kommen können, um sich über ihren Verlust auszutauschen und mit „Gleichgesinnten“ ins Gespräch zu kommen. In den offenen Treffen wird in der Gruppe ein bestimmtes Thema bearbeitet, welches mit der Trauer im Zusammenhang steht. Es wird über Erinnerungen gesprochen, über Gefühle und Rituale, über positive und negative Ereignisse, Chancen und Umbrüche als auch über den Umgang mit Feier- oder Jahrestagen. Und all dies verknüpfen wir zumeist mit kreativen Methoden: wir schreiben kleine Gedichte, malen, töpfern, und oft entstehen beeindruckende Werke, hinter denen viel Tiefgang steckt und eine innige Verbundenheit zum verstorbenen Menschen zum Ausdruck kommt. Das muss nicht immer Aussöhnung bedeuten, sondern kann auch Enttäuschung, Wut und Leid sein. In der Trauergruppe für junge Erwachsene sind viel Mitgefühl, Verständnis und Gemeinsinn wahrnehmbar – und dies macht das Arbeiten in der Gruppe trotz schwerer Themen angenehm. Wir treffen uns regelmäßig im Pflegestützpunkt in der Goethe Galerie Jena, freitags ca. alle drei Wochen. Termine sind im Büro des Fördervereins Hospiz Jena zu erfahren. Die Leitung liegt in den Händen eines Dreierteams, Sandra Kürschner, Kathrin Weiland und Michael Wutzler. Wir heißen jeden Menschen, der den Weg in seiner Trauer zu uns findet, willkommen.

KONTAKT: Fördervereins Hospiz Jena Tel.: 03641 226373 Homepage www.hospiz-jena.de oder nach Anmeldung auf unserer Facebook-Seite (Trauergruppe junge Erwachsene).

Alles hat seine Zeit, auch schwierige Zeiten

müssen in eigenem Tempo durchlebt werden. Regine Bergmann-Schilling

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Eine unternehmungslustige Frau mit „Hummeln im Hintern“ ...

NATUR PUR

Wieder im Land der Schafe, der Berge und des Whiskeys, Teil 2 (Teil 1 für Interessierte in der vorjährigen „Chance“)

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urück auf dem Festland wollen wir die Nord- und die Westküste mit ihren herrlichen wilden Steilküsten, wunderschönen bewaldeten Tälern und ihren attraktiven Gärten weiter erkunden. Das Castle of Mey, den Palast der Königinmutter, können wir leider nur von außen betrachten. Für eine Besichtigung ist es zu spät. Wir wollen heute noch weiterfahren und verzichten deshalb darauf. Unsere Route führt durch eine wilde, ursprüngliche Landschaft von herbem Reiz. Schroffe kahle Berge wechseln mit düsteren Mooren, blühender Heide und verwunschenen Seen. Wilde Wolkenformationen rasen über das Land. Sonne wechselt mit Regen in einer rasanten Geschwindigkeit. So spannend die Stimmung auch ist, ich will nicht bleiben. Irgendwie ist mir ein bisschen unVerwunschene Seen

heimlich, so als wären hier schlimme Dinge geschehen. Wir fahren deshalb weiter und finden in Tongue einen schönen Übernachtungsplatz mit Blick auf Bucht und Burgruine. Ist das romantisch! Wolken und Sonne wechseln einander ab und zaubern ständig andere Beleuchtung für diese tolle Kulisse. Mein Mann Rudolf ist müde und schläft schon. Ich gebe mich der Stimmung hin und habe noch gar keine Lust, zu Bett zu gehen. Aber irgendwann werde auch ich müde, reiße mich von dem Anblick los und gehe ebenfalls schlafen. Im Touristenzentrum von Durness bekommen wir von einem deutschen Ehepaar den Tipp zum Besuch einer Künstlerkolonie. Eine Gruppe von Künstlern ganz unterschiedlicher Couleur hat sich in einem ehemaligen Fliegerhorst niedergelassen und betreibt ihn als Künstlerdorf. Das müssen wir natürlich sehen! Besonders fasziniert mich der Keramiker. Sein Atelier ist auch außen total mit Keramikkacheln belegt. Die meisten Motive sehen aus, als hätte er sie aus dem Meer geholt. Alles ist in einer Mischung von Blautönen, weiß, gelblich und sparsamen warmen Rottönen gehalten. Es gibt auch Maler, Grafiker, Fotografen und viele andere in der Kolonie. Zum Abschluss des Besuches lassen wir uns in der Schokoladenfactory mit der besten heißen Schokolade verwöhnen, die wir jemals getrunken haben. (Für Liebhaber dieser süßen Köstlichkeit, sie ist unter folgenden Koordinaten zu finden: 58°34’11,70“N, 4°45’48,15“W). Frisch gestärkt fahren wir weiter gen Westen, immer die Küste entlang. Das Wetter hat sich geändert. Es ist wunderbar, gar nicht so, wie man es sich für Schottlandwetter vorstellt. Türkis leuchtet das Wasser. In der Ferne geht die Mit dem Scooter im Gelände - traumhaft

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CHANCE JENA Farbe in ein Stahlblau über. Grau und massiv wachsen die Felsen aus dem Meer. Der Himmel leuchtet wirklich himmelblau, und kleine weiße WolkenWattebäusche ziehen darüber hin. Über Kinlochbrevie fahren wir nach Balchrick und an das Ende der Welt. Es ist ein wunderschönes Ende, eine kleine paradiesische Bucht am äußersten nordwestlichen Zipfel vom schottischen Festland, Sheigra Bay. Hier lasst uns Wurzeln schlagen! Spontan sind wir beide der Meinung, hier wollen wir bleiben, wenigstens ein paar Tage. Sheigra Bay

Die Meereszunge setzt sich in einer sanften begrünten Mulde fort, die zwischen den Felsen eingebettet liegt. Sogar einen kleinen Sandstrand gibt es. Einige wenige Zelte, bzw. Wohnmobile stehen verstreut auf der Wiese, Individualisten wie wir, die das Gedränge und den Lärm auf den Campingplätzen meiden und die schlechte Wege nicht scheuen. Wir bleiben ein paar Tage, lassen die Seele baumeln und genießen Sonne Wind und Meer. Ich habe Zeit für ein paar Landschaftsskizzen und für jede Menge Fotos. Spaß macht es auch, die Schafe zu beobachten, die dort leben wie Wildtiere. Sie sind nicht eingehegt und zumindest im Sommer Tag und Auf dem Weg zum Achiltbuie Garten

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Nacht im Freien. Jeden Morgen kommt eine kleine Schaffamilie, um oberhalb unseres Autos am Hang zu weiden. Von der anderen Seite kommt eine zweite. Wenn sie sich treffen ist es, als würden sie sich ‚Guten Morgen‘ sagen. Die älteren laufen aufeinander zu und reiben die Köpfe aneinander. Eigentlich sieht es genauso aus wie bei uns, wenn wir unsere Freunde mit einer Umarmung begrüßen. Leider geht auch die schönste Zeit einmal zu Ende. Wir müssen weiter, denn der Weg ist noch weit. Unbedingt möchte ich mir den Garten Hydroponicum ansehen. Dazu müssen wir über 20 km auf Single Track Roads (Straßen, die nur für ein Fahrzeug breit genug sind) nach Achiltbuie fahren. Die Wege sind zum Teil unbefestigt, schmaler als unser Auto und durch hohe Hecken sehr unübersichtlich. In größeren Abständen kommen kleine Ausweichbuchten. Landwirtschaftsfahrzeuge brettern die Wege entlang. Wir müssen höllisch aufpassen und können die Schönheit der Landschaft gar nicht richtig genießen. Aber es muss sich ja lohnen, wenn der Garten im Reiseführer steht. Rudolf wird schon langsam ungeduldig. Als wir bereits denken, es geht nicht mehr weiter, gibt es ein Hinweisschild. Wir sind auf dem richtigen Weg. An einer Wildnis mit zwei Gewächshäusern sind wir am Ziel. Der Garten besteht ausschließlich aus diesen beiden Folienzelten, in denen Blumen und Gemüse in Aquakultur gezüchtet werden, ähnlich wie in Holland. Der lange, schwierige Weg hat sich nicht gelohnt, das Ganze ist ein echter Reinfall! Mein Mann ist ziemlich gestresst und kommt gar nicht mit in das Objekt hinein. Ob ich ihn ein weiteres Mal in einen Garten locken kann, ist im Moment fraglich. Ich tröste ihn und gehe alleine, Eintritt 4 Pfund. Als Geschenk wird mir eine rosa angehauchte Erdbeere überreicht, na ja, süß ist sie ja. Die junge Chefin führt mich ganz stolz durch ihr Reich, sie ist so engagiert und begeistert von ihrer Geschäftsidee und besonders von ihrem Energiekonzept, dass ich mir Mühe gebe nicht zu zeigen, wie enttäuscht ich bin. Unangenehm ist, wir müssen die gleichen unwegsamen 20 km zurück fahren, um wieder auf unsere Route zu kommen. Die Hafenstadt Ullapool liegt an unserem Wege. Ein Stadtbummel in diesem hübschen, kleinen Ort und ein Tee in einer Hafenbar heben die Stimmung. Ullapool


CHANCE JENA Wir sitzen geruhsam mit Blick auf den Kai und das herrliche Bergpanorama im Hintergrund, genießen den Tee und beobachten die vorüber flanierenden Touristen. Frisch gestärkt fahren wir weiter. Für die Nacht wollen wir wieder in die Berge und einen Stellplatz mit Meeresblick suchen. Fündig werden wir auf einem kleinen Parkplatz oberhalb der Gruinard Bay. Ein gewaltiges Panorama öffnet sich zu unseren Füßen. Rechts stehen gewaltige kahle Berge, vor uns liegt die weite Wasserfläche des Nordatlantik mit tiefen Buchten und kleinen Inseln. Es ist die Kulisse für einen traumhaften Sonnenuntergang. Eine Farbsinfonie belohnt uns für die Mühen des Tages. Die untergehende Sonne zaubert Farbspiele am Himmel, die sich im Meer spiegeln. Großen dicken Walfischen gleich ragen ein paar kleine Inselchen aus dem Wasser. Wie purpurüberhauchtes geschmolzenes Silber liegt der Ozean vor uns. Als mächtige graue Silhouette ragen die Berge in den Himmel. Es ist so schön, dass es fast weh tut. Gegen 23 Uhr sind auch die letzten Farbspiele erloschen, und wir können uns in Ruhe schlafen legen. Ich wache auf, weil ich am Arm gerüttelt werde. „Werd wach, die Sonne geht gerade auf.“ Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen und komme keinen Moment zu früh. Der Himmel erstrahlt in allen Dunkelrot- und Violetttönen, die man sich vorstellen kann. Das Meer spiegelt die Farben wieder und die Berge stehen als schwarze Kulisse dagegen. Ein glutroter Sonnenball schiebt sich über den Berg. Wir fotografieren was die Kameras hergeben. So klar erlebt man die schottische Westküste nur selten, das muss zum Fotografieren genutzt werden.

Unter dem Neuseeländischen Liebesbaum Wir stehen darunter und denken uns ins Erdmittelalter zurück. Für mich ist es wunderbar, dass die meisten der Wege mit dem Rollstuhl befahrbar sind. Wir genießen die Anlage bei strahlender Sonne und ungewöhnlichen 28 Grad.

Neuer Tag, neues Glück, mein Mann lässt sich doch wieder zu einer Gartenbesichtigung verführen. Der Inverewe Garten ist der nördlichste botanische Garten der Welt und gilt als einer der schönsten. Und dieses Mal hat der Reiseführer nicht gelogen. Wie eine blühende Oase liegt er an einem Hang am südöstlichen Ende von Loch Ewe. Durch seine günstige Lage am Golfstrom wachsen hier exotische Pflanzen, von denen wir nur träumen können. Immer wieder hat man Sichtachsen zum Wasser. Der Bestand an wunderschönen uralten Bäumen ist atemberaubend. Gleich nahe des Eingangs lodert inmitten von herrlichen Eukalyptusbäumen, kaledonischen Kiefern und riesengroßen Mammutbäumen ein Baum wie eine Fackel in intensivstem Rot. Es ist ein neuseeländischer Liebesbaum. Er ist schon am Abblühen und der Boden ist wie mit einem roten Teppich belegt. Im Garten gibt es auch eine große Sammlung an Hortensien und Rhododendron, die hier zum Teil über fünf Meter Höhe erreichen. Aber das Faszinierendste für uns sind übermannsgroße Baumfarne, Pflanzen, die es schon vor hunderten Millionen Jahren auf der Erde gab.

Baumfarne

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In den Highlands von Western Ross Jetzt geht es durch die Highlands von Western Ross. Diese Landschaft gehört zu dem Abwechslungsreichsten, was ich je auf unseren Reisen gesehen habe. Kahle, glatte Felsen wechseln mit mit Heidekraut bewachsenen Bergen, Hochmooren mit blühendem Wollgras, wilden, naturbelassenen Flüssen, tief eingeschnittenen bewaldeten Tälern und herrlichen Küstenabschnitten. Wir sehen noch Reste vom kaledonischen Urwald mit seinen kräftigen Kiefern und skurrilen Birken. Alte knorrige, mit Flechten behangene Eichen und riesengroße Methasequajas säumen den Weg in den Tälern.

Blick zur Isla of Sky sehr angenehm, aber leider nicht nur für uns. Die Gnitzen haben sich explosionsartig vermehrt und stürzen sich zu tausenden auf uns, als wir das Auto verlassen. Nein, so schön es gewesen wäre, Abendessen in der Sonne geht gar nicht. Selbst nachdem wir uns ins Auto zurückgezogen haben, müssen wir noch gegen diese Viecher kämpfen. Sie kommen sogar durch die Mückengitter am Fenster. Selbst der tolle Sonnenuntergang ist plötzlich nur noch halb so schön. Total zerstochen wachen wir am nächsten Morgen auf, machen pflichtschuldigst ein paar Sonnenaufgangsfotos und verlassen schnellstmöglich den nächtlichen Marterplatz. Gefrühstückt wird erst in Appelcross am Wasser bei einem leichten Wind, der diese Horrorviecher zwingt, sich zurückzuziehen.

Wilde, naturbelassene Flüsse

Über den Bealach na Ba, die höchste Passstraße Englands mit 2.053 Fuß fahren wir in Richtung Loch Carron. Noch bevor die Straße beginnt, stehen große Warnschilder. Ich staune, wer hier alles nicht fahren darf, und wir machen uns auf Einiges gefasst. Natürlich ist der Weg wieder ein Single Track Road, die Ausweichbuchten liegen sogar in noch größeren Abständen als bisher üblich. Beim Befahren erkennen wir die Notwendigkeit der Warntafeln. Die Straße hat es wirklich in sich. Kurz bevor wir den Pass erreichen, kommt uns ein großer LKW entgegen. Weit und breit sehen wir keinen Ausweichplatz. Rechts von uns gibt es einen Entwässerungsgraben und danach ist steiler Felsen, links geht es gleich steil bergab. Was tun? Wir können unmöglich die lange Strecke bergab rückwärts fahren, zumal schon zwei Autos hinter uns sind! Aber der LKW erkennt die Lage. Er schaltet den Rückwärtsgang ein und fährt zurück zum nächsten Ausweichplatz auf seiner Seite. Ob einer unserer deutschen Brummifahrer auch so reagiert hätte? Ich wage es zu bezweifeln. Wir kommen an einen Aussichtsplatz, der einen traumhaften Blick auf Schottlands bekannteste Insel bietet, die Isle of Sky. Der Aussichtspunkt ist bekannt, und die Kameras klicken im Minutentakt.

Unser nächster Übernachtungsplatz mit Blick auf Inner Sound kann idyllischer nicht sein, oder…? Schon als wir Tisch und Stühle vor dem Auto aufbauen, kommen uns Bedenken. Das bereits seit Tagen herrschende gute Wetter und die hohen Temperaturen von zum Teil bis zu 30 Grad sind zwar

Die Straße vom Pass hinunter zum Meer nimmt uns ebenfalls die Luft, zum Teil wegen der atemberaubenden Ausblicke, zum Teil wegen der unübersehbaren, nicht ungefährlichen Kurven. Aber wir schaffen es zum Glück, ohne Kollision wieder auf Meereshöhe zu kommen.

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Donan Castle

Tierplastiken in Attandale Gardens Attandale Gardens ist unsere nächste Station. Ein Kunstfreund hat um seine stattliche Sammlung an Tierplastiken herum einen Garten angelegt. Das interessiert mich natürlich besonders, weil ich selbst einige keramische Tierplastiken für unseren Garten geschaffen habe. Wir genießen die Anlage und die Kunst. Es gibt ein sehr nettes Gespräch mit dem Gartenchef, einem dänischen Ökologen, den die Liebe nach Schottland gebracht hat. Da ich Jahrzehnte in der Gewässerökologie gearbeitet habe, kommen wir natürlich gleich ins Fachsimpeln. Es ist so heiß, dass wir erst einmal eine Ruhepause brauchen. Die Highlands bei den Temperaturen zu erleben, ist schon sehr außergewöhnlich. Am Loch Cluanie finden wir wieder einmal einen sehr schönen, einsamen Übernachtungsplatz mit Blick auf den See und die Berge. Jeder von uns geht seinen Beschäftigungen nach, Rudolf geht ins Bett, um zu lesen, ich male und fotografiere. Langsam wird es dunkel. Wir hören die letzten Vögel ihr Abendlied piepsen. Gegen 23 Uhr habe ich auch das Gefühl der Bettschwere. Mein Mann scheint schon lange zu schlafen. Während ich in der Dusche bin, höre ich es plötzlich rumpeln und poltern und eine schimpfende Stimme: „Das halte ich nicht aus! Nicht noch so eine Nacht!“ Mein Mann stürzt im Schlafanzug hinter das Steuer. „Komm schnall Dich an, wir suchen eine Stelle ohne Gnitzen.“ Auch ich mittlerweile im Schlafanzug, schwinge mich auf den Beifahrersitz. So fahren wir nachts durch das dunkle Land. Und alle Wünsche nach einem idyllischen Übernachtungsplatz stehen plötzlich hintenan. Nach etwa 100 km landen wir um Mitternacht irgendwo im Unterland auf dem betonierten Parkplatz einer ALDI-Filiale. Schön ist der Platz nicht, aber gnitzenfrei! Ich kratze meine Gnitzenstiche und lasse mir die Situationskomik auf der Zunge zergehen. Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht können wir die Reise fortsetzen. An unserem Wege liegt das Commando Monument, ein Mahnmal zum Gedenken an die englischen Soldaten, die bei einem Commando umgekommen sind. Beim Lesen der Gedenksteine kommen mir die Tränen. Diese vielen jungen Menschen, 20 Jahre, 30 Jahre, gestorben in Afghanistan oder sonstwo in der Welt, warum nur, warum! Es ist so schrecklich, und es passiert immer und immer wieder. Wir Menschen werden einfach nicht klüger.

Während unserer Zeit in Schottland haben wir öfter in Fenstern oder hinter Autoscheiben Poster mit der Aufschrift „Yes“ oder seltener „No“ gesehen. Im Herbst gibt es ein Referendum. Die schottische Bevölkerung soll abstimmen, ob Schottland weiterhin ein Teil Englands bleiben oder sich davon trennen soll. Wir haben mit unterschiedlichen Menschen darüber gesprochen. Die Abstimmung könnte knapp werden. Es ist etwas kühler und auch wolkiger geworden, das tut richtig gut. Loch Lomand ist unsere nächste Anlaufstelle. Schließlich wollen wir selbst sehen, ob die Ufer wirklich so schön sind, wie es die alte schottische Ballade beschreibt. Sie sind es! Lauthals singen wir „on the bonny, bonny banks of Loch Lomand” und suchen uns an dem rund 30 km langen See einen schönen Stellplatz. Der Himmel ist bedeckt, ab und an regnet es ein bisschen, und es ist kühl geworden. Die Nacht ist sehr angenehm. Wir stehen dicht am Ufer und hören die Wellen plätschern. Steinmetzarbeiten an der Außenfassade Stirling Castle ist für die Schotten ein Nationalheiligtum. Viele wichtige Personen der schottischen Historie lebten hier, unter anderem hat Maria Stuart ihre Kindheit hier verbracht. Trutzig und stolz thront das alte Königsschloss über der Stadt. Viele Menschen drängen zu einer Besichtigung, aber das Areal ist so riesengroß, dass sich die Massen hier verlaufen. Ich freue mich, denn die Anlage ist zum allergrößten Teil behinderten-

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CHANCE JENA gerecht gestaltet. Im Innenhof fallen die skurrilen Steinfiguren an den Außenwänden auf. So außergewöhnlichen Zierrat habe ich noch nicht gesehen. Was mögen sich die Steinmetze dabei gedacht haben! Neben der festen Ausstellung sind auch viele Erlebnisbereiche eingerichtet. Ein Raum ist den historischen Stoffen und Kleidern gewidmet. Man darf die Stoffe sogar fühlen, das ist schon interessant. In einem anderen Raum gibt es die alten Instrumente zu sehen und zu hören. Viele liebevoll gestaltete Details bringen uns das höfische Leben auf der Burg näher. Im Queen Anne Garden hat der Hof Ball gespielt. Der kleine genähte Lederball ist auf dem Infoposter zu sehen. Scheinbar hat sich das Ballspiel unter den schottischen Monarchen großer Beliebtheit erfreut. Den Gestaltern der Exposition ein großes Kompliment, das ist ganz toll gemacht.

Morgen geht unsere Fähre ab New Castle und wir wollen noch die nächste große Abtei in Jedburgh besuchen. Das hätte ich mir allerdings sparen können. Die größte und am besten erhaltene Abbey sperrt sich leider total für Behinderte. Rudolf wird durch den Besuchereingang gelotst, ich werde für den vollen Eintrittspreis von einem arroganten jungen Schnösel (das kann kein Schotte sein, die sind netter!) auf eine Art Holzplattform geleitet, von der ich mir das Gebäude vom Weiten ansehen kann. Das ist eine bittere Pille zum Abschied. Rudolf hat wie ein Weltmeister auch die allerkleinsten Details fotografiert, damit ich mir das Objekt wenigstens im Foto ansehen kann. Wir nehmen uns noch die Zeit, schauen uns das ganze Gelände von außen an und finden sogar mehrere Möglichkeiten, an denen man ohne große Umbauten und Probleme einen Rollstuhlfahrereingang eröffnen könnte, schade. Jedbourgh Abbey aus der Rollstuhlperspektive gesehen

Die Grenzregion zwischen Schottland und England war in historischen Zeiten von mehreren großen Abteien geschützt. Durch die Religionsstreitigkeiten sind leider alle zerstört worden. Im vorigen Jahr hatten wir uns die Ruinen von Melrose Abbey angesehen. Heute steht Dryburgh Abbey auf unserem Programm. Eine liebevoll gepflegte Anlage nimmt uns auf. Im 18. Jahrhundert bemühte sich der Earl von Buchan, die Reste der Abtei zu sichern und zu erhalten. Um das Gelände legte er einen großen Garten an, der sich bis heute zu einem englischen Park entwickelt hat. Es herrscht eine wunderbare Stimmung, die uns ein kleines bisschen verzaubert. Die Sonne glitzert auf dem saftig grünen Rasen, herrliche große Bäume werfen wohltuenden Schatten und dazwischen stehen die ehrwürdigen grau-roten Ruinen und erzählen ihre Geschichte. Dryburgh Abbey

Die letzte Nacht verbringen wir ganz in der Nähe von New Castle. Pünktlich sind wir an der Fähre. Leb wohl Schottland, Du schönes Land mit Deiner wunderbaren Natur und Deinen liebenswürdigen Menschen. Wir hoffen, dass wir Dich in unserem Leben noch einmal wiedersehen. Ursula Schäfer, Jena

Ich glaube, Caspar David Friedrich hätte seine helle Freude an diesem Fleckchen Erde und würde sicher seine Staffelei auspacken, um alles im Bild festzuhalten. Wir stehen vor der Grabstätte von Sir Walter Scott. Nachdem wir im vorigen Jahr sein Haus in Abbotsford besucht hatten, ist das eine gute Ergänzung. Vor den verschiedenen Bereichen der Abtei wurden große Tafeln aufgestellt, die dem Besucher einen guten Einblick in das Klosterleben geben. Ich könnte hier noch stundenlang bleiben und diesen Ort auf mich wirken lassen, aber wir müssen weiter.

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Nachtrag: Inzwischen ist das Schottlandreferendum schon wieder Geschichte. 55 Prozent der Schotten stimmten gegen die Abspaltung. In Gesprächen mit den Einheimischen hatte ich immer den Eindruck, dass die einfacheren Menschen Angst vor einem Alleingang Schottlands hatten. Alex Salmond, der Vorsitzende der Schottischen Nationalpartei, stand wie kein anderer für die Abspaltungsbewegung. Er hat nach der Niederlage seine Ämter niedergelegt. Für Großbritannien hätte eine Abspaltung gravierende Folgen gehabt. Nicht nur, dass immense Steuereinnahmen aus Schottlands Erdölindustrie und den Whiskey-Brennereien weggebrochen wären, ein größeres Problem wären die britischen Atomwaffen, die in der Nähe von Glasgow liegen. So bleibt es nicht verwunderlich, dass im Vorfeld der Entscheidung Premier Cameron den Schotten mehr Rechte einzuräumen versprochen hat. Das schottische Selbstbewusstsein ist definitiv durch das Referendum gewachsen.

KONTAKT:

Selbsthilfegruppe Polio Jena Ursula Schäfer; Tel.: 03641 607108


CHANCE JENA So gelingt der berufliche Wiedereinstieg nach Ihrer persönlichen Familienpause ...

, LOS GEHT S!

Projekt „Perspektive Wiedereinstieg“ Jena

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„ ur Betreuung meiner Kinder und Bewältigung des Haushaltes bin ich seit knapp drei Jahren nicht mehr in meinem erlernten Beruf tätig gewesen. Zusätzlich widmete ich mich der Betreuung und Pflege meiner Großmutter… Jetzt stand ich vor der Frage, wohin ich mich beruflich orientieren könnte und wie ich Familie und Beruf unter einen Hut bekomme…“ (Teilnehmerin des Projektes 2015) Dies ist nur eine von vielen ganz individuellen Situationen, in der sich Frauen und Männer befinden, denen sich nach einer Familienpause die Frage nach dem beruflichen Wiedereinstieg stellt. WiedereinsteigerInnen wollen ihre Kompetenzen und Ressourcen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen und suchen AnsprechpartnerInnen, die sie dabei begleiten. Die Gründe für einen beruflichen Wiedereinstieg sind vielschichtig, genau wie die persönlichen Situationen und beruflichen Voraussetzungen der WiedereinsteigerInnen. Unser Team „Perspektive Wiedereinstieg“ der ÜAG gGmbH Jena agiert seit 2009 als eine von mehreren, bundesweit tätigen Beratungsstellen im Rahmen des gleichnamigen Aktionsprogramms des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Bundesagentur für Arbeit. Wir beraten Frauen und Männer mit abgeschlossener Ausbildung und/oder Studium, die nach einer Familien- oder Pflegephase den Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag planen oder Angehörige pflegen und gleichzeitig im Berufsleben stehen. Sowohl Eltern, als auch Menschen die den Partner, ein Kind mit Behinderung oder andere Angehörige pflegen, stehen vor der Herausforderung, Beruf und Familie im Alltag miteinander zu vereinbaren. Aufgrund des demografischen Wandels ist der Unterstützungsbedarf von Menschen, die im Berufsleben stehen und Verantwortung in der Pflege von Angehörigen übernehmen, gestiegen. Familiäre Pflegefälle stellen auch Unternehmen vor weitreichende Herausforderungen. Wir sensibilisieren Unternehmen für einen offenen Umgang mit dem Thema Pflege und Beruf, um gemeinsam individuelle Lösungen für die pflegenden Beschäftigten zu erarbeiten. „…Im Projekt ´Perspektive Wiedereinstieg´ konnte ich mir durch Gespräche und Beratungen Klarheit über meine persönlichen Ziele und die möglichen Wege dahin verschaffen, sowie meine Selbstsicherheit steigern und Stärken erkennen…“ Wir bieten individuelle Unterstützung und Beratung zur Entwicklung einer persönlichen Wiedereinstiegsstrategie sowie ein breites Spektrum an Angeboten. Neben dem Einzelcoaching können Familien- und Bewerbungscoachings in Anspruch genommen werden. Monatlich veranstalten wir in Jena offene, kostenlose Workshop- und Seminarangebote unter dem Motto „Wiedereinstieg leicht gemacht“. Die thematische Vielfalt orientiert sich an den Interessen und Bedarfen unserer WiedereinsteigerInnen z. B.: „Entspannte

Eltern – glückliche Kinder“, „Das Vorstellungsgespräch – geübt ist besser“, „Kommunikation im Arbeitskontext“, oder „Bewerbungen online – der erste Eindruck ist entscheidend“. Weitere Schwerpunkte sind die Vermittlung an Experten und Unterstützer des lokalen und regionalen Bildungsmarktes und seiner Netzwerke und alles darüber hinaus, was hilfreich für Ihren persönlichen Wiedereinstieg ist. Ergänzt wird unsere Arbeit durch ein bundesweites Online-Angebot von „Perspektive Wiedereinstieg“ in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit. Die durch die Agentur für Arbeit und das Jobcenter bereitgestellte „Lernbörse“ sowie das Lernen im virtuellen Klassenzimmer und in gemeinsamen Foren, unter Anleitung fachkundiger E-Tutoren, ermöglichen es den WiedereinsteigerInnen, meist zeitlich flexibel und individuell auf verschiedene Lerninhalte zurückzugreifen und sich so auch von Zuhause aus weiterzubilden. Damit schließt „Perspektive Wiedereinstieg“ eine Lücke im Bereich Weiterbildung, welche bisher Frauen und Männer in Familienverantwortung davon abgehalten hat, aufwendige Qualifikationen zu nutzen. Das Aktionsprogramm "Perspektive Wiedereinstieg" wurde 2013 mit dem United Nations Public Service Award ausgezeichnet. Damit haben auch die Vereinten Nationen die innovative Umsetzung der Wiedereinstiegsidee durch die Kooperationspartner und ihre Netzwerke gewürdigt. Ein wichtiger Baustein des Aktionsprogrammes ist das Lotsenportal www.perspektivewiedereinstieg.de. Es weist den Weg zu Beratungsangeboten und Programmen von Bund, Ländern, Kommunen sowie Arbeitsagenturen. Neben Frauen, ihren Partnern und Familien werden hier auch Unternehmen angesprochen. Profitieren Sie von unseren Kompetenzen! Fordern Sie uns heraus! Bitte vereinbaren Sie einen persönlichen Beratungstermin, damit wir uns ausreichend Zeit für Sie nehmen können. Zur Anlaufstelle in Jena sind seit Beginn des Jahres 2015 die Beratungsstandorte Saalfeld, Gera und Weimar hinzugekommen. Unser Angebot ist vertraulich, individuell und kostenfrei.

KONTAKT:

Projekt „Perspektive Wiedereinstieg“ Tel.: 03641 806856 (-866) E-mail: wiedereinstieg@ueag-jena.de Weitere Informationen finden Sie unter: www.ueag-jena.de/beratung www.perspektive-wiedereinstieg.de

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CHANCE JENA

AUFRECHT

Ein konstruktiver und wertschätzender Umgang mit Vielfalt...

Gemeinsam fällt vieles leichter ...

VIELFÄLTIG

Junge Menschen mit Multipler Sklerose aus Jena und Umgebung

Die Fachstelle Interkulturelle Öffnung

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u hast die Diagnose MS und bist auf der Suche nach Menschen, die das gleiche Schicksal teilen? Wir möchten Dich herzlich in unsere Selbsthilfegruppe einladen!

Ikannnterkulturalität ist immer da, wo etwas entsteht zwischen Menschen. Das bei privaten Begegnungen, ebenso wie in der Freizeit oder bei der

Arbeit sein. Als Fachstelle Interkulturelle Öffnung liegt uns dabei am Herzen, diese Begegnungen für alle so erfolgreich und angenehm wie möglich zu gestalten. Gelebte Interkulturelle Öffnung heißt deshalb auch: Aufeinander zugehen, miteinander sprechen, voneinander lernen. Zur Unterstützung bieten wir Seminare zur Interkulturellen Kommunikation, Interkulturelle Teamentwicklungen sowie Beratung und Begleitung für Einrichtungen bei Interkulturellen Fragestellungen. Unsere Angebote richten sich an alle Einrichtungen der Stadt Jena, sowie Bildungseinrichtungen und Pflegeeinrichtungen in der Region.

KONTAKT: AWO KV Jena-Weimar e. V. Fachstelle Interkulturelle Öffnung Kastanienstraße 11 07747 Jena Tel.: 03641 8741110/-115 E-mail: ikoe@awo-jena-weimar.de www.fs-ikoe.de

Wenn du viele Fragen hast und nach Antworten suchst, dann trau dich und melde dich bei uns. Wir freuen uns sehr auf dich!

KONTAKT: E-mail: ms.jena@gmx.de

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Trunken von den Fortschritten des Wissens und Könnens, die über unsere Zeit hereinbrachen, vergaßen wir, uns um den Fortschritt in der Geistigkeit der Menschen zu sorgen. Albert Schweitzer

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Hier tauschen wir Erfahrungen und Informationen aus, essen gemeinsam in gemütlicher Runde oder besprechen die Herausforderungen des Alltags. Unser monatliches Treffen findet jeden ersten Montag um 16.00 Uhr im Lélek statt. (Sonnenhof 1, 07743 Jena)

Gesundheitsinfo: Vorsicht bei Druckfarben an Nahrungsmitteln Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin weist darauf hin, dass Druckfarben für Papierservietten und andere Lebensmittelverpackungen aus Papier sogeannnte primäre aromatische Amine (paA) enthalten. Diese Druckfarbenbestandteile sollen krebserregende und erbgutverändernde Eigenschaften haben. Betroffen sind vor allem die Farben Gelb, Orange und Rot. Bei längerem Kontakt von bedrucktem Papier mit Lebensmitteln könnten diese schädigenden Stoffe auf die Nahrung übergehen und so vom Menschen aufgenommen werden. Brötchen und Brot, Kuchen oder Obst sollten also am besten in unbedrucktes, weißes Papier verpackt werden. in natur & heilen, 3/2015, S. 9


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DAHEIM

Ein neues Zuhause gefunden ...

Aufgenommen und angekommen – „Betreutes Wohnen in Familien“ stellt sich vor und sucht Gastfamilien

Z urück von seiner Arbeit in einer geschützten Werkstatt sitzt Herr Scholz* auf seinem Stammplatz im Garten und raucht eine Feierabendzigarette. Da-

bei grübelt er über seine Vergangenheit nach. Erst die Arbeit bei den Tieren in der LPG, dann die Familie und schließlich die Wohnung - alles hat er verloren, weil er krank wurde. Als er allein gar nicht mehr klar kam, musste Herr Scholz in ein Wohnheim ziehen. Dort war er erst mal sicher und hatte seinen Platz. Doch wirklich gefallen hat es ihm dort nie. Ein Ruf reißt ihn aus seinen Gedanken. Frau Müller* fragt, ob er bei der Wäsche helfe. „Na klar!“ antwortet Herr Scholz und macht sich auf den Weg. Seit über vier Jahren schon lebt Herr Scholz bei Familie Frank und hat hier ein neues Zuhause gefunden. Wie Familie Müller haben sich viele Familien in Thüringen entschlossen, einen erwachsenen Menschen mit seelischer oder geistiger Beeinträchtigung in ihren eigenen Haushalt aufzunehmen und zu betreuen. Neben einer steuerfreien Aufwandsentschädigung sowie Kosten für Unterkunft und Verpflegung erhalten sie dabei regelmäßige Unterstützung durch die MitarbeiterInnen des „Betreuten Wohnens in Familien“. Da viele Menschen wie Herr Scholz ihren Platz im Leben suchen, ist die Nachfrage nach Gastfamilien vor allem in der Region Jena entsprechend groß. Vielleicht fühlen Sie sich angesprochen und möchten mehr erfahren? Wir informieren Sie gern! * Namen geändert

KONTAKT: Aktion Wandlungswelten Jena e. V. Betreutes Wohnen in Familien Schenkstraße 21, 07749 Jena Tel.: 03641 3102350 E-mail: bwf@aww-jena.de www.wandlungswelten.de

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IDEENREICH

Kontakt mit anderen Menschen schafft Wärme ...

„Macht über Menschen“ oder „Macht mit Menschen“ ...

GEWALTFREI

Freizeitclub für psychisch kranke Menschen

Die Gewaltfreie Kommunikation als verbindendes Element einer gesundheitsorientierten Führung

W ir sind eine Selbsthilfegruppe für psychisch erkrankte Menschen, dabei gibt es keine Beschränkung auf bestimmte Erkrankungen. Der Freizeitclub wurde 1990 von Betroffenen und einer Mitarbeiterin der Klinik gegründet und hat gegenwärtig etwa 10 MitstreiterInnen, die zwischen 40 und Mitte 60 sind. Der Schwerpunkt der Gruppe liegt in der gemeinsamen Freizeitgestaltung. Zur Zeit treffen wir uns zweimal monatlich im Gruppenraum der IKOS in Lobeda-Ost. Wir bieten seelisch erkrankten Menschen die Möglichkeit, gemeinsam etwas zu unternehmen oder einfach nur miteinander zu reden, nicht nur über Krankheit, Therapien und Klinik, sondern auch über Alltägliches wie Zeitgeschehen, Hobbies u.ä. Gemeinsam feiern wir unsere Geburtstage, gehen z. B. zum Bowling, Kegeln, in Museen, zur Kleinkunstbühne und unternehmen Tagesreisen. Für neue Ideen und Impulse sind wir stets offen. Wenn Sie sich allein fühlen und GesprächspartnerInnen suchen, die wie Sie seelisch erkrankt sind, kann Ihnen die Gruppe vielleicht eine Hilfe sein. Sie sind bei uns willkommen.

KONTAKT: Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: Erhard Drawe, Tel.: 03641 373083 oder Regina Habelt, Tel.: 03641 396097 Sie können natürlich jederzeit zu unseren 14-tägigen Treffen donnerstags ab 15.00 Uhr bei IKOS in Lobeda-Ost, Kastanienstraße 11, kommen.

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„ r muss das aber machen!“ „Weshalb denken Sie, muss er das machen?“ „Na, weil ich es gesagt habe!“ „Sie haben es angeordnet und können anschließend beobachten, dass er Ihre Anweisung nicht ausführt. Das „Sagen“ reicht also offensichtlich nicht aus. Was denken Sie, weshalb er es nicht tut?“ „Keine Ahnung. Ich bin sein Vorgesetzter und ich weiß genau, was zu tun ist. Und wenn er es nächste Woche nicht macht, dann werde ich eine Abmahnung schreiben lassen. Der wird das noch bereuen, wenn er sich weiter so widersetzt.“ Dies ist ein Dialog aus einem unserer Einführungsseminare in die Gewaltfreie Kommunikation und ist Ihnen in ähnlicher Form vielleicht bekannt. Mein Name ist Anja Palitza. Ich arbeite als Familienberaterin und als freiberufliche Kommunikationstrainerin. Mit der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg bin ich seit über zehn Jahren vertraut und arbeite seit acht Jahren aktiv als Trainerin. Olaf Hartke kenne ich jetzt seit 2009. Wie haben uns auf einem Internationalen Intensivtraining (IIT) mit Marshall B. Rosenberg in der Schweiz kennengelernt. Aus einer gemeinsamen Begeisterung für dieses Thema heraus haben wir Pläne geschmiedet, wie wir unsere Erfahrungen in der Gewaltfreien Kommunikation mit anderen teilen können. Neben Vorträgen, Einführungs- und Vertiefungsseminaren in Gewaltfreier Kommunikation gestalten wir kostenfreie Rundbriefe als wöchentliche Impulse zum Üben und haben das Buch „Heute gewaltfrei“ geschrieben. Wir mögen es, wenn Menschen ein wertschätzendes Miteinander pflegen. Mit unserer Arbeit wollen wir den Samen für eine innere Haltung säen, die es Menschen ermöglicht, öfter so miteinander umzugehen.


CHANCE JENA Die Gewaltfreie Kommunikation schätzen wir vor allem im Bereich der Mitarbeiterführung, da sie eine sehr direkte Sprache ermöglicht, mit der Sie als Führungskraft authentisch auftreten. Mit ihrer Hilfe gewinnen Sie eine präzise Klarheit darüber, was genau Sie brauchen, um beharrlich Ihre Unternehmensziele verfolgen zu können. Dabei zählen gleichfalls die Bedürfnisse der Mitarbeiter. Wer zuhört und die Belange der Mitarbeiter ernst nimmt, schafft Vertrauen. Und gegenseitiges Vertrauen sehen wir als eine Basis, die eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegenüber problematischen Führungssituationen mit sich bringt. Aus unseren Erfahrungen heraus zeigt sich, dass die Zahl der Missverständnisse abnehmen wird, und an deren Stelle treten größere Spielräume, die mit mehr Kreativität und Engagement von Seiten der Mitarbeiter gefüllt werden. Eigenverantwortung bekommt hier eine tragende Rolle, die die Motivation jedes einzelnen Mitarbeiters entscheidend beeinflussen wird. Die Gründe, weshalb der Mitarbeiter sich in unserem Eingangsbeispiel weigerte, die Aufgabe auszuführen, interessierten den Vorgesetzten erst mal nicht so sehr. Vielmehr war er damit beschäftigt seine Machtposition dazu zu nutzen, die Durchführung zu erzwingen. Kurzfristig kann das zum Erfolg führen. Mittel- bis langfristig führt das wahrscheinlich zur inneren Kündigung des Mitarbeiters. Innere Kündigung eines Mitarbeiters geht meist einher mit sinkender Kreativität, einer verringerten Kooperationsbereitschaft und führt zu einer verminderten Bereitwilligkeit, freiwillig Wissen und Tatkraft zur Erreichung von Unternehmenszielen einzubringen. Und genau für diese Eigenschaften wird doch jeder Mitarbeiter eingestellt. Aus unserer Sicht zahlen Führungskräfte mit der „Macht-über-Menschen-Strategie“ einen hohen Preis. In den verschiedenen Hierarchiestufen der meisten Unternehmen ist dies jedoch immer noch ein bewährtes Hilfsmittel. Wirksam führen zu können, bedeutet nach unserer Überzeugung nicht, durch eine Position, die mit Macht versehen ist, Menschen zum gewünschten Verhalten zu bringen. Die Gewaltfreie Kommunikation bietet einen differenzierten Blick auf „Macht“ an. Sie unterscheidet zwischen „Macht-über-Menschen“ und „Macht-mit-Menschen“: Bei der „Macht über Menschen“ stehen vor allem eigene Interessen im Vordergrund. Es werden einsame Entscheidungen getroffen, die oft durch die hierarchische Struktur gerechtfertigt werden. Mitarbeiter werden in ihren Bedürfnissen ausgegrenzt. Es entsteht ein Ungleichgewicht im Geben und Nehmen. Die Freiwilligkeit eines bestimmten Beitrags von Seiten der Mitarbeiter ist nicht gegeben. Bei der „Macht mit Menschen“ sind die Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten wichtig. In den Entscheidungsfindungsprozess werden die beteiligten Mitarbeiter mit einbezogen. Trotz hierarchischer Strukturen ist die Umgangsweise mit den Mitarbeitern partnerschaftlich. Grundsätze von Kooperation und Freiwilligkeit leiten die Handlungen der Führungskräfte. Der Entscheider behält letztendlich die Verantwortung für die Entscheidung. Doch durch das Einbeziehen der Mitarbeiter auf freiwilliger Basis, kann er nach unserer Erfahrung sehr häufig mit einem gemeinsamen Verantwortungsgefühl des ganzen Teams rechnen. Voraussetzung für das Gelingen ist dabei natürlich eine gemeinsame Zielsetzung.

Gleichwertigkeit im Sinne Gewaltfreier Kommunikation bedeutet also, die eigenen Bedürfnisse nicht über die Bedürfnisse des Anderen zu stellen. In der Hierarchie höhere Positionen werden nicht dafür genutzt, Macht gegenüber „Untergebenen“ auszuüben. Es werden vielmehr gemeinsame Lösungen gesucht, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen. Bei einem Ungleichgewicht in der Bedürfniserfüllung treten schnell Verhaltensweisen auf, die wir dann „Widerstand“ nennen. Bei Kindern nennen wir es auch „Trotz“ oder „Bockigkeit“. Bei Kindern wie bei Mitarbeitern tritt das Gleiche auf: Demotivation mit anschließender Verweigerung oder Rückzug. Die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg verstehen wir nicht direkt als eine Methode zum Führen von Mitarbeitern, sondern als eine wertschätzende Haltung, die sich an vielen Stellen entwickeln möchte. Die Bausteine der Gewaltfreien Kommunikation helfen, immer wieder neu zu hinterfragen und sich auch klar darüber zu werden, was man als Führungskraft will und auch wie, oder auf welche Art man persönliche und unternehmerische Ziele erreichen will. Für den einen oder anderen mag dies befremdlich erscheinen. In der Haltung von Gewaltfreier Kommunikation möchte man, dass Menschen nur etwas tun, wenn sie es freiwillig tun. Unsere Erfahrung ist, dass es eine Weile gut funktionieren kann, wenn Menschen etwas aus Furcht, Schuld, Scham, Pflicht oder Gehorsam tun. Doch unsere Erfahrung ist auch, dass es früher oder später Auswirkungen haben wird. So manche Lustlosigkeit, mancher Widerstand, Boykott, manche Resignation und auch manche Krankmeldung sind Folgen einer Kommunikation, bei der die Bedürfnisse der Mitarbeiter nicht wahrgenommen werden. Wir persönlich haben mehr Freude an unserer Arbeit, wenn wir mit anderen Menschen gemeinsam all unsere Fähigkeiten einbringen können, um die Arbeit so gut wie möglich auszuführen. Und wir haben erfahren, dass wir andere Menschen unterstützen können, ihr volles Potential mit Engagement zu entfalten, wenn wir uns selber und dem Anderen Wertschätzung und Achtsamkeit entgegenbringen. Wir gehen davon aus, dass wir Menschen alle die wertschätzende Haltung leben wollen. Oft haben wir sie jedoch nicht verinnerlicht oder denken, in der Haltung zu sein und sind es schon lange nicht mehr. Gerade in schwierigen Situationen fällt es uns schwer, in dieser Offenheit für den anderen zu bleiben. Auch hier hilft das Wissen über die Gewaltfreie Kommunikation, sich immer wieder darauf zu besinnen und immer wieder in die wertschätzende Haltung zurückzukehren. Gewaltfreie Kommunikation wird geschätzt als Methode zur Eigenerziehung, zur Unterstützung anderer und für die Möglichkeit, in Verbindung mit anderen Menschen zu bleiben, auch wenn es knifflige Situationen zu meistern gilt. Gewaltfreie Kommunikation würde sich dann ad absurdum führen, wenn sie die Elemente im Sinne von Manipulation und rhetorischer Macht als eine reine Technik einsetzt. Und wir sind uns sicher, dass sich dann die Menschen nicht mehr voller Motivation und Engagement für das Unternehmen einsetzen werden.

Erfolg ist das, was folgt, wenn du treu deinem Herzen folgst.

Robert Betz

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CHANCE JENA „Mein Konzept beinhaltet nichts Neues. Alles, was in die GFK integriert wurde, ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Es geht also darum, uns an etwas zu erinnern, das wir bereits kennen – nämlich daran, wie unsere zwischenmenschliche Kommunikation ursprünglich gedacht war.“

Heute gewaltfrei 366 Denkanstöße für jeden Tag Gewaltfreie Kommunikation im Alltag Anja Palitza Olaf Hartke 2014 Junfermann Verlag Paderborn 180 Seiten, 16,90 Euro ISBN 978-3-95571-032-3

Marshall B. Rosenberg

Und ganz wichtig an dieser Stelle: Andere zu verstehen heißt keinesfalls, mit ihren Handlungen einverstanden zu sein. Mit Verständnis fällt es jedoch leichter, eine wertschätzende Einstellung gegenüber dem Anderen zu behalten und Lösungen zu finden, die beide akzeptieren können. Die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation bereichert nicht nur Führungskräfte. Sie kommt überall zum Tragen, wo es um Beziehungen geht. Sie ist aus keinem Lebensbereich mehr wegzudenken. Ob es sich um die Partnerschaft, die Familie, den Umgang mit Kindern, den Freundeskreis, oder das Berufsleben dreht, überall wo Menschen in Verbindung treten, kann sie zur Förderung der Beziehungsqualität beitragen. Sie haben noch keine weiteren Kenntnisse über die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg und sind neugierig geworden? Lernen Sie jetzt gleich etwas darüber, weshalb Sie allein durch die Kenntnis der Grundhaltung Konflikte vermeiden können. Und in den darauffolgenden 4 Tagen erfahren Sie, wie Sie mit den 4 Schritten des Modells andere Menschen zur Kooperation einladen. Mit praktischen Übungen an jedem Tag für das Privat- und Berufsleben. Unter http:// giraffenkinder.mit-einander-wandeln.de/CoachingbriefeGratis.

Für jeden Tag des Jahres ein Zitat, das im Einklang mit der Gewaltfreien Kommunikation steht – das bietet dieses Buch. Überwiegend stammen die Zitate von Marshall Rosenberg und werden in jeweils kurzen Texten von Anja Palitza und Olaf Hartke näher erläutert. Die Leser können sich inspirieren lassen, die Haltung von Gewaltfreiheit in der Kommunikation auszuprobieren und jeden Tag ein Stück mehr davon in ihr Leben zu tragen. Tag für Tag bieten die Zitate und Texte die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Durch tägliche kleine Impulse können Leserinnen und Leser mit wenig Zeitaufwand »am Ball bleiben« und sich von gewaltfreiem Gedankengut durch das Jahr begleiten lassen.

KONTAKT: Hartke Unternehmensentwicklung GmbH Dunlopstraße 9, 33689 Bielefeld Tel.: 05205 7290525 Fax: 05205 7290527 E-mail: olaf.hartke@erfolgsschritte.de

Das grenzenlose Abenteuer der Kind-

Oft "Recht zu haben" macht nicht glücklich. Es ist belanglos, dass Du Recht hast, wenn Du die Menschen nicht erreichst. Anja Palitza

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heit, das war das Leseabenteuer. Für mich begann es, als ich zum erstenmal ein eigenes Buch bekam und mich da hineinschnupperte. In diesem Augenblick erwachte mein Lesehunger, und ein besseres Geschenk hat das Leben mir nicht beschert. Astrid Lindgren


CHANCE JENA Gemeinsames Erleben gibt Kraft für die nächste Zeit ...

GESTÄRKT

Selbsthilfegruppe Parkinson Jena

D ie Selbsthilfegruppe Parkinson Jena feierte am 06.07.15 ihr jährliches Gartenfest in der Anlage des Kleingartenvereins „Am Ostbad Jena e. V.“, in der zwei Gruppenmitglieder ihren Garten haben. Trotz großer Hitze waren 47 Mitglieder, Angehörige und Gäste gekommen.

In der schattigen, luftigen Pergola sitzend, konnten wir die schöne Aussicht in die Gärten, zum Jenzig und über die Stadt zum Landgrafen genießen. Selbstgebackene Torten und Kuchen, die mitgebrachten verschiedenen Sorten von Kartoffel- und Nudelsalat sowie Obstkörbe, ein Eimer selbsteingelegter saurer Gurken und Wiener Würstchen mit Brötchen aus Magdala trugen kulinarisch zum Gelingen des Festes bei. Die Leiterin der Gruppe, Marlies Grimmer, begrüßte alle Anwesenden, insbesondere die geladenen Gäste vom Bundes- und Landesverband des dPV, aus der Stadtverwaltung Jena, vom Universitätsklinikum und aus dem LISA, wo die monatlichen Veranstaltungen durchgeführt werden. Informationen, Erfahrungsaustausch, Gespräche untereinander, ein Spaziergang durch die Gartenanlage, gemeinsames Singen mit Frau Dr. Häußler, ein kultureller Beitrag von unserem Norbert Maciejewicz, Kaffeetrinken mit großer Kuchenauswahl und vieles mehr füllten den Nachmittag an. Erwartungsvoll wurden die durch die Leiterin angekündigten besonderen Gäste begrüßt, die „Wildecker Herzbuben“, das heißt, zwei Mitglieder von uns, Peter Lößner und Matthias Bley, haben in Verkleidung deren Lieder nachgesungen.

Die beiden Figuren, die Kleidung, die Ausstrahlung – alles war den Originalen sehr nahe gekommen. Die Kleidung wurde in Teamarbeit angefertigt, alles selbst gemacht. Es wurde mitgesungen, geklatscht und geschunkelt. Diese Bewegungen taten unserem „Parkinson“ gut. Mit Wiener Würstchen, den Salaten und sauren Gurken beendeten wir unser Gartenfest. Danken möchten wir dem Gartenvorstand, der es uns ermöglichte, in der Anlage zu feiern, ohne Miete! Drei Gartenfreunde unterstützten uns bei der Vorbereitung und Durchführung. Dankeschön an Arthur Koch, Bärbel Koch und Marianne Hirsch und auch an Familie Lößner, Eva-Maria Klohr, Matthias Bley und Familie Thieme. Bewundernswert und wie ein roter Faden zog sich durch die Veranstaltung die unermüdliche Fürsorge der Angehörigen, besonders von den Betroffenen, deren Krankheit schon weit fortgeschritten ist, die mit Rollatoren und im Rollstuhl sitzend in die Gemeinschaft kommen. Ein Nachmittag, der von der Krankheit ablenkt, wo gemeinsam gelacht und gesungen wird – das gibt Kraft für die nächste Zeit. Wir freuen uns jederzeit über neue Mitglieder und Angehörige.

KONTAKT: Selbsthilfegruppe Parkinson Jena Marlies Grimmer Tel.: 03641 335993

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Angebot: Dinge und Unterstützung – einfach geben und nehmen. Menschlich leben. Es ist keine Utopie, es ist Realität: im Umsonst(T)raum gibt es alles ohne Gegenleistung, also ohne Bezahlung oder Tausch. Umsonst, jedoch nicht von allein… Umsonst(T)raum Jena Unterm Markt 2 (bei MobB e. V. – gegenüber dem Kirstenschen Haus über dem ABC-Schuhladen) Tel.: 03641 384364 E-mail: kontakt@umsonsttraum.org www.umsonsttraum.org Mo, Die, Mi, Fr 10.00 - 12.00 Uhr Die 16.00 - 18.00 Uhr Do 17.00 - 19.00 Uhr

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CHANCE JENA

INDIVIDUELL

Wir arbeiten aktiv miteinander ...

Das Ambulant Betreute Wohnen der SiT in Jena ist ein Angebot der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke, -gefährdete und deren Angehörige.

D ies ist eine Maßnahme der Eingliederungshilfe, deren Kosten bei

festgestelltem Bedarf vom örtlichen Sozialhilfeträger übernommen wird. Wir sind ein multiprofessionelles Team, welches eng an die Beratungsstelle gekoppelt ist und somit ein reger Austausch zwischen Psychologen, Suchttherapeuten und Sozialarbeitern besteht.

Zielgruppen: chronisch bzw. beeinträchtigte Suchtkranke mit Abstinenzstabilität Unsere Angebote: • Erstellung bzw. Mitwirkung bei der individuellen Hilfeplanung • Hausbesuche und Hilfe bei der Haushaltsführung • Hilfen zur Sicherung der materiellen Existenz • Hilfe bei der alltäglichen Lebensführung • Einzel- und Gruppengespräche/Gespräche über Abstinenzmotivation bzw. Konsumreduktion • Konflikt- und Krisenbewältigung • Planung und Sicherung einer Tagesstruktur/Freizeitgestaltung • Kooperation, Vermittlung und Begleitung zu Behörden und anderen Institutionen • erlebnispädagogische Angebote • Begleitung und Unterstützung im Bereich Wohnungsangelegenheiten Aufnahmekriterien: • persönliche oder schriftliche Kontaktaufnahme • Vorgespräch zur Abklärung eventueller Fragen, Erwartungen und zum gegenseitigen Kennenlernen • Kostenübernahmeerklärung des örtlich zuständigen Sozialhilfeträgers • aktive Mitarbeit

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KONTAKT: SiT – Suchthilfe in Thüringen gGmbH Ambulant Betreutes Wohnen Kritzegraben 4 07743 Jena Handy: weibliche Ansprechpartnerin 0176 22586247 männlicher Ansprechpartner 0176 22586245 Tel.: 03641 449322 Fax: 03641 420476 E-mail: abw-jena@sit-online.org www.sit-online.org


TAUSENDFACH

Es ist ein Geben und Nehmen ...

Zeit schenken - Freude gewinnen

D er Verein Tausend Taten e. V. möchte das bürgerschaftliche Engagement in Jena und Umgebung stärken und ausbauen. Mit seinen Projekten „NAH-

barn“ und „Paten für Demenz“ bringt er ältere, teilweise pflegebedürftige Bewohner Jenas mit Freiwilligen zusammen, die diese regelmäßig besuchen und ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Dies bietet für alle Beteiligten eine Bereicherung. Mit dem Projekt Die NAHbarn bieten wir ein Besuchsangebot für ältere, alleinlebende Menschen an. Wir suchen und vermitteln individuell NAHbarn, die regelmäßig ehrenamtlich einen älteren Menschen besuchen, ihm Gesellschaft leisten, zuhören, spazieren gehen - kurz: Zeit schenken. NAHbarn sind zuverlässige, vertrauensvolle Ansprechpartner, die sich auf die individuellen Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren einstellen und für sie da sind. Ein NAHbar ist kein Nachbar, kein Pflege- oder Haushaltsdienst, sondern ein Mensch, der Nähe gibt. Ein NAHbar tut Gutes, indem er Zeit schenkt. Aber auch er wird beschenkt durch reiche Begegnungen - es ist ein Geben und Nehmen. Ansprechpartnerin im Projekt „NAHbarn“: Kathrin Lange-Knopsmeier Das zweite Projekt, „Paten für Demenz“, besteht seit Anfang 2012 und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Demenz die Chance zu geben, so lange wie möglich in ihrem bekannten Umfeld leben zu können. Paten für Demenz schenken Demenzkranken einige Stunden ihrer Zeit und unterstützen die Betroffenen einmal wöchentlich in deren häuslicher Umgebung. Diese Unterstützung kann für die Angehörigen eine wertvolle, manchmal dringend notwendige Entlastung bedeuten. Ein kurzweiliger Abstand

CHANCE JENA von der Pflegesituation wird so vielleicht seit langem wieder möglich. Durch diese Besuche wird nicht nur der Umzug ins Pflegeheim hinausgezögert, sondern auch der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst. Die Freiwilligen werden im Vorfeld ihres Engagements durch den Verein kostenlos geschult. Sie erfahren grundlegende Informationen zu Krankheitsbild und -verlauf und erlernen spezielle Kommunikationsmöglichkeiten mit den Erkrankten. Ansprechpartnerinnen im Projekt „Paten für Demenz“: Dorothea Petrich und Sindy Meinhardt Wir freuen uns, wenn wir Sie in einer persönlichen Beratung ausführlicher über die Projekte informieren dürfen – ganz gleich, ob Sie diese als Senior/ in in Anspruch nehmen möchten oder als Ehrenamtliche/r in den Projekten aktiv werden wollen.

KONTAKT: Tausend Taten e. V. Neugasse 19 07743 Jena Tel.: 03641 9264171 E-mail: kontakt@tausendtaten.de www.tausendtaten.de

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Rezept: Basilikumcreme a la AWOCARENET Zutaten für ca. 6-8 Portionen 300 g Frischkäse 1 Tomate 1 Prise Rosenpaprika 1 Esslöffel gehackte Walnüsse 1 Teelöffel Agavendicksaft oder Honig Pfeffer, Salz 1 Prise Kardamom 2 Bund Basilikum ggf. 1 Becher geschlagene süße Sahne Alle Zutaten nacheinander in ein hohes Gefäß geben und pürieren. Darauf achten, dass die Basilikumblätter gut abgetropft verwendet werden, damit die Creme nicht zu flüssig wird. Wer möchte, kann unter die Masse einen Becher geschlagene Sahne heben. Die Creme kühl stellen.

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S

Hella Marquardt aus ihrem Buch …Leben – Gedichte amicus-Verlag, 2014 ISBN: 978-3-944039-51-0

FEINFÜHLIG

Eine Wesensart von Menschen ...

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Hochsensibel oder außerordentlich Normal

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ie Stimmung anderer Menschen beeinflusst Sie, wenn um Sie herum Trubel ist, möchten Sie sich gerne zurückziehen? Fühlen Sie eine gewisse „Schüchternheit“, sind Sie scheinbar geringer belastbar, schneller überfordert als andere? Neigen Sie schneller zu Erschöpfung und erschrecken leicht? Empfinden Sie Lärm, grelles Licht, Gerüche, Menschenmassen als unangenehm und schmerzhaft? Haben Sie häufiger das Bedürfnis, sich zurückziehen zu wollen oder brauchen Zeit zum Ausruhen, wenn andere ohne Probleme weitermachen können? Ihnen ist Harmonie wichtig, ebenso können Sie sich gut in andere einfühlen und hervorragend zuhören? Denken Sie oft ganzheitlich, vernetzt, sind sehr kreativ, perfektionistisch, detailgenau und Ideenreich und bemerken und genießen Sie scheinbar mehr als andere? Haben Sie das Gefühl, etwas sei mit Ihnen deshalb nicht in Ordnung? Oder Ihre besonderen Empfindungen seien falsch, da es die meisten gar nicht so wahrnehmen? Sie suchen den Austausch mit anderen Menschen, dann rufen Sie uns an:

KONTAKT: 36

IKOS Jena, Beratungszentrum für Selbsthilfe im AWO Zentrum Lobeda Kastanienstraße11, 07747 Jena Tel.: 03641 8741160 E-mail: ikos@awo-jena-weimar.de


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NEUTRAL

Für ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben ...

Beratungsangebote in Jena für Senioren, Menschen mit Behinderung, Angehörige und interessierte Bürger

Sroetage eit 2008 befindet sich der Pflegestützpunkt der Stadt Jena in der 2. Büder Goethe Galerie im Aufgang B. Er ist die zentrale Anlauf- und

Koordinierungsstelle zum Thema Pflege der Region Jena mit Informationen zu Pflegebedürftigkeit, Versorgungsstrukturen und Hilfsangeboten. Hier beraten Angela Börner und Katrin Gerlach an vier Tagen pro Woche alle Besucher neutral und kostenfrei ohne vorherige Anmeldung. ständiges und selbstbestimmtes Leben im vertrauten Wohnumfeld nach eigenen Vorstellungen und finanziellen Möglichkeiten. Die haupt- und ehDiese Beratungsstelle wurde 2013 durch die Wohnberatung erweitert. Hier renamtlichen Mitarbeiter der Beratungsstellen beraten alle Ratsuchenden berät Eva-Maria Voigt zum altersgerechten Anpassen des Wohnumfeldes, unserer Stadt objektiv und neutral. zu Hilfsmitteln, barrierefreiem Bauen und Umbauen, alternativen Wohnformen sowie zu Finanzierung und Unterstützungsangeboten. Zum gleichen Zeitpunkt bezog das Seniorenbüro der Stadt die dortigen Räumlichkeiten. Verantwortlich für die Vernetzung von Initiativen, Projekten sowie Organisationen wird dieses von Steffen Walther geleitet. Das Seniorenbüro ist Anlaufstelle für Senioren, die ehrenamtlich tätig werden möchten. NEUTRALE UND KOSTENFREIE BERATUNG | HAUSBESUCHE NACH ABSPRACHE Es werden Informationsmaterialien Goethe Galerie | Büroaufgang B (2. OG) | Goethestraße 3b | 07743 Jena zur nachberuflichen Lebensphase, zu Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten zur Verfügung gestellt sowie ehrenamtliche Seniorenberater ausgebildet.  Informationsmaterial zur nachberuflichen Lebensphase,  Zentrale Anlauf– und Koordinationsstelle zum Thema Pflege zu Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten der Region Jena mit Informationen zu Pflegebedürftigkeit, Seit Anfang vorigen Jahres nimmt die  Anlaufstelle für Senioren, die ehrenamtlich tätig werden möchten Versorgungsstrukturen und Hilfsangeboten Stadt Jena an dem Projekt „Besser  Vernetzung von Initiativen, Projekten sowie Organisationen  Beratung von Pflegebedürftigen und Angehörigen jeden Alters Sprechzeiten: Di & Fr 09:00 - 14:00 leben im Alter durch Technik“ des Sprechzeiten: Mo & Mi 09:00 - 14:00, Di & Do 14:00 - 19:00 Telefon: 03641 - 3 10 00 92 Telefon: 03641 - 50 76 60 u. 0162 - 266 3231 Bundesministeriums für Bildung und E-Mail: kontakt@seniorenbuero-jena.de E-Mail: kontakt@pflegestuetzpunkt-jena.de Forschung teil. Als vierte Säule der BeWebsite: www.seniorenbuero-jena.de Website: www.pflegestuetzpunkt-jena.de ratungsstelle informiert Martin Kühne hier und bei Vorträgen sowie bei Kontakten im städtischen Netzwerk über hilfreiche Technik und altersgerechte Assistenzsysteme für ein sicheres und unbeschwertes Leben. Schwerpunkte  Beratung zum altersgerechten Anpassen des Wohnumfeldes,  Informationen über altersgerechte Assistenzsysteme für ein zu Hilfsmitteln, barrierefreiem Bauen und Umbauen, sowie zur selbstbestimmtes Leben sind Kommunikationssysteme, TelefoFinanzierung und Organisation  Besser Leben im Alter durch Technik, AAL (Ambient Assisted Living)  Informationen zu alternativen Wohnformen,  Beratung mit dem Ziel, im vertrauten Wohnumfeld länger ne, Computertechnik, SicherheitstechUmzug und Unterstützungsangeboten selbstständig zu bleiben nik für Wohnungs- und Hauszugänge Sprechzeiten: Di & Do 14:00 - 18:00 Sprechzeiten: Di 14:00 - 18:00 & Do 09:00 - 14:00 sowie viele kleinere und größere HilTelefon: 03641 - 50 75 08 Telefon: 0162 - 266 3217 E-Mail: kontakt@wohnberatung-jena.de fen im Haushalt. E-Mail: kontakt@alterundtechnik-jena.de Website: www.wohnberatung-jena.de Website: www.alterundtechnik-jena.de Oberstes Ziel aller Beratungsangebote in der Goethe Galerie ist ein selbst-

KONTAKT:

BERATUNGSANGEBOTE

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UNTERWEGS Der lange Weg zum ICH ...

SHG Trans Jena stellt sich vor

Wir, als SHG Trans Jena, möchten uns hier etwas näher vorstellen. Wie ist es dazu gekommen, dass es heute eine SHG für transsexuelle Menschen gibt? Wie ist sie entstanden, seit wann gibt es sie?

Die SHG Trans Jena hat sich 2010 in Jena gegründet und existiert seitdem mit regelmäßigen Gruppentreffen. Unsere Gruppengründerin suchte damals Anschluss zu anderen Betroffenen. Weil es zu dem Zeitpunkt noch keine Selbsthilfegruppe in Jena gab, hat sie selbst das Ruder in die Hand genommen und eine Gruppe ins Leben gerufen. Durch gute Kontakte und viel Öffentlichkeitsarbeit, hier vor allem auch durch unsere Gruppenwebseite, hat sich die Gruppe in kurzer Zeit vergrößert. Innerhalb der letzten Jahre sind viele neue Mitglieder hinzugekommen, es haben uns aber auch Mitglieder, die dann ihren Weg gefunden hatten, wieder verlassen. Aufgaben und Ziele Wir sind eine Selbsthilfegruppe in Jena, in der Menschen, die "anders" sind, Aufnahme und Beratung finden und mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden. Ebenso stehen wir Angehörigen, die mit dem Thema der Transsexualität konfrontiert sind, helfend zur Seite. Wir bieten auch hierbei die Möglichkeit von persönlichen Gesprächen. Meistens können Angehörige und Freunde nicht die Probleme transidenter Menschen verstehen. Ob es gegenseitige Hilfe oder Erfahrungsaustausch in der Gruppe, Beratung bei Problemen oder einfach nur Anfragen sind - wir sind da und versuchen, so gut wir es können, zu helfen! Wir stehen nicht nur für Betroffene oder Angehörige und Interessierte aus dem Raum Jena zur Verfügung, sondern auch aus dem näheren und weiteren Umland. Wir bieten jedem, egal woher er oder sie ist, Hilfe, Beratung und die Möglichkeit des Erfahrungs- und Informationsaustauschs an. Wir haben als Gruppe die Möglichkeit, Empfehlungen zu geben, wer Sie medizinisch und psychologisch begleiten kann und welche rechtlichen und medizinischen Schritte notwendig sind, um eine Geschlechtsangleichung vornehmen zu lassen. Wer kann zu uns in die Gruppe kommen? In unsere Gruppe kann jeder kommen, der selbst betroffen ist. Aber auch Angehörige und Interessierte sind bei uns willkommen. Viele Angehörige, ob nun Eltern, Geschwister oder andere Verwandte, haben ein Problem, zu verstehen, weshalb sich der/die Betroffene nicht richtig im Körper und im Geschlecht fühlt. Hier können wir mit aufklären und den Angehörigen das Thema näherbringen.

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Welche weiteren Hilfsangebote und Unterstützungen gibt es bei uns? Natürlich können sich nicht nur transsexuelle Menschen Rat und Hilfe holen, sondern auch transidente Menschen aus anderen transidenten Richtungen. Dies aber nicht nur zu unseren regelmäßigen Gruppentreffen, sondern auch in individuellen Gesprächen. Wir haben in den letzten Jahren Projekte außerhalb unserer Gruppe unterstützt. Hierzu zählen Aufklärungsprojekte an Schulen in Form von Seminararbeiten an Gymnasien aber auch Unterstützung von Bachelorarbeiten zum Thema Transidendität / Transsexualität. Selbstverständlich können wir auch weitere Schulen bei der Aufklärung zu diesen Themen unterstützen. Hier stehen wir auch aufgeschlossen als Ansprechpartner zur Verfügung. Woher kommen unsere TeilnehmerInnen? Sie kommen aus ganz Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Aus Gesamtdeutschland erhalten wir auch Online-Anfragen. Auch unterhalten wir Kontakte zu wichtigen Gruppen und Organisationen in ganz Deutschland. Hier möchte ich aber nur einige nennen. Wir sind u. a. bei der IKOS in Jena, in Köln (TXKöln), bei der Transident Berlin / Brandenburg, um hier nur einige zu nennen, registriert. Diese Gruppen und Einrichtungen unterhalten u. a. wichtige Informationsdatenbanken zu Selbsthilfegruppen zum Thema Transidendität. Wie erreicht man uns? Wir als SHG Trans Jena treffen uns jeden dritten Samstag im Monat ab 15.00 Uhr in den Räumlichkeiten der IKOS in Jena. Natürlich können wir auch Individualgespräche an Orten führen, die der/die Betroffene selbst wählen kann. Hier ist es natürlich auch von unseren zeitlichen Möglichkeiten abhängig, wie wir das organisieren können.

KONTAKT: www.jena.transhilfe-thueringen.de E-mail: jena@transhilfe-thueringen.de Tel.: 01520 7148821 oder auch über: AWO Soziales Zentrum Jena IKOS Jena - Beratungszentrum für Selbsthilfe Kastanienstraße 11, 07747 Jena Tel.: 03641 8741160 E-mail: ikos@awo-jena-weimar.de


CHANCE JENA Offene Kontaktmöglichkeiten und vielfältige Gruppenveranstaltungen ...

NACHHALTIG

Zentrum für seelische Gesundheit in Jena - Zwei Angebote stellen sich vor!

IDachm Zentrum für seelische Gesundheit in der Neugasse 13 haben unter dem der Diakonie zwei Angebotsbereiche für Menschen mit psychischen

Problemen bzw. Erkrankungen und Lebenskrisen ihren Platz: die Psychosoziale Beratungsstelle und die Begegnungsstätte - Café13. Die Angebote der Beratungsstelle richten sich an Menschen in Lebenskrisen bzw. an Menschen, die psychisch erkrankt sind und Hilfe oder Begleitung bei der Bewältigung ihrer Lebenssituation suchen. In Einzelgesprächen sowie in angeleiteten thematischen Gruppen und Veranstaltungen gibt es den Raum, sich zu entlasten, zu klären und Lösungen zu finden. Im Café13 werden offene Kontaktmöglichkeiten und vielfältige Gruppenveranstaltungen angeboten. Sie werden genutzt von Menschen, die Kontakt und Austausch gegen Einsamkeit und Rückzug suchen. Der Besuch der Begegnungsstätte kann helfen, psychischen Krisen vorzubeugen oder sie zu bewältigen. Die Vielfalt der Angebote ermöglicht, Können und Fähigkeiten auszuprobieren und zu erweitern. Beispielhaft stellen wir zwei Angebote des Zentrums für seelische Gesundheit vor: „Training sozialer Kompetenzen“ als Angebot der Beratungsstelle Das einmal im Jahr, in Kooperation mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, stattfindende Training sozialer Kompetenzen (auch bekannt als „Selbstsicherheitstraining“) ist ein Gruppentraining und richtet sich an Menschen, die Schwierigkeiten haben, im Kontakt mit Mitmenschen ihre Gefühle, Wünsche, Forderungen und Bedürfnisse einzubringen und für sich selbst befriedigend zu vertreten. Die Grundannahme des Trainings sozialer Kompetenzen lautet: selbstsicheres, sozial kompetentes Verhalten kann genauso gelernt werden wie anderes Verhalten auch.

In den wöchentlich stattfindenden Sitzungen (über einen Zeitraum von 12 Wochen) wird den maximal acht Teilnehmern ein umfassendes Training geboten, welches auf die individuellen Bedürfnisse und Schwierigkeiten der Teilnehmer abgestimmt wird. Sie lernen berechtigte Forderungen und Interessen überzeugender durchzusetzen, Bedürfnisse und Wünsche mit größerer Sicherheit gegenüber Partnern, Freunden oder Bekannten zu vertreten und die Sympathien anderer Menschen zu gewinnen. Wichtig ist die Übung. Im Training geschieht dies durch regelmäßige Aufgaben, die zu Hause durchgeführt werden und angeleitete Rollenspiele in der Gruppe. Der nächste Kurs findet voraussichtlich ab Januar 2016 statt. Interessenten können sich gerne vorab im Zentrum für seelische Gesundheit informieren. „Ich sehe was, siehst Du es auch?“ als ein Fotoprojekt des Café13 Wenn Inklusion allgemein als Beteiligung an der Gesellschaft beschrieben werden kann, so hieß das bei unserem Projekt: Die TeilnehmerInnen waren eingeladen, sich fotografisch aktiv mit ihrer Stadt bzw. mit ihrem Wohnumfeld zu beschäftigen. Ziel des Projektes war es, eine Ausstellung über die spezifischen Besonderheiten der Jenaer Stadtteile zu präsentieren. Die Teilnehmenden des Fototreff des Café 13 bewegten sich dazu an die Orte und Räume der Stadt, waren dort präsent und nahmen auf vielfältige Weise Kontakt auf. Die entstandenen Fotos regen sowohl die Akteure untereinander zum Austausch über das Gesehene/Fotografierte an, als auch die BetrachterInnen der Ausstellungen. Das auf Kooperation setzende Projekt wurde bei der Vorbereitung und Durchführung durch den Unifok Fotoclub begleitet. Finanzielle Unterstützung gab es durch Aktion Mensch. So konnte eine hochwertige Fotoausrüstung angeschafft werden, welche die Freude am Fotografieren fördert und auch zu experimentellem Arbeiten anregt. Der Fototreff wird über das Projekt hinaus Bestand haben und lädt alle Interessierten zu Austausch und Aktivitäten rund um das Fotografieren ein.

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CHANCE JENA Die vorhandene moderne Fotoausrüstung ermöglicht den Einstieg auch ohne eigene Technik. Seit Oktober 2015 ist die Ausstellung „Ich sehe was, siehst du es auch?“ in den Räumen des Zentrums für seelische Gesundheit zu den Öffnungszeiten des Café 13 zu besichtigen. Sprechzeiten der Beratungsstelle Dienstag: 10 - 12 Uhr Mittwoch: 15 - 17 Uhr Donnerstag: 13 - 15 Uhr und nach Vereinbarung

Öffnungszeiten Café 13 14 - 17 Uhr Montag: Dienstag: 14 - 19 Uhr Mittwoch: 14 - 17 Uhr Donnerstag: 10 - 12 Uhr (Frühstückscafé) 12 - 18 Uhr 13 - 17 Uhr Freitag:

Nähere Informationen zu allen Angeboten sowie den aktuellen Monatsplan mit sämtlichen Veranstaltungen des Café 13 finden Sie auch im Internet unter: www.do-diakonie.de

KONTAKT: Zentrum für seelische Gesundheit DO Diakonie Ostthüringen gem.GmbH Neugasse 13 07743 Jena Tel.: 03641 387070 E-mail: pkbs-jena@do-diakonie.de

Wir bewerten das als „normal“, was die Masse macht und das als „unnormal“, was wenige Menschen anders machen. Dr. Kerstin Ramm

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GLEICH?

Der Chancenungleichheit auf den Grund gehen ...

Gleichstellung von Mann und Frau - wie steht es damit in Jena?

IEinwohner, n Jena lebten im Juni 2015 51.689 männliche und 54.028 weibliche Frauen, Schülerinnen, Auszubildende, Studentinnen, Alleinerzie-

hende, Arbeitslose, Berufstätige, Rentnerinnen, Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen und mit unterschiedlichen Lebensentwürfen. Die Themen, die sie bewegen und in denen Chancenungleichheit besteht, sind vielfältig. Deshalb braucht es bedarfsorientierte Angebote und deren finanzielle und politische Absicherung. Nach dem Thüringer Gleichstellungsgesetz von 2013 gibt es in Jena, einer Stadt über 20.000 Einwohnern, eine Gleichstellungsbeauftragte, die in einer 40-Stundenwoche verschiedenste Aufgabengebiete zu betreuen hat. Innerhalb der Stadtverwaltung Jena, inkl. der Eigenbetriebe mit ca. 1.400 weiblichen und 960 männlichen Mitarbeitern gilt es, das Thüringer Gleichstellungsgesetz zu überwachen. Das bedeutet, an Ausschreibungen und Bewerbungsgesprächen beteiligt zu sein, Stellungnahmen zu Teilzeitarbeit und Umgruppierungen abzugeben und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Alle 6 Jahre ist dem Land Thüringen ein Gleichstellungsplan vorzulegen. Die Gleichstellungsstelle ist Beschwerdestelle nach Allgemeinem Gleichstellungsgesetz. Sie nimmt Anregungen und Beschwerden entgegen, die die Gleichberechtigung von Frau und Mann betreffen. Im Stadtbereich unterstützt die Gleichstellungsbeauftragte Frauen bei der Durchsetzung ihrer Rechte, initiiert und unterstützt Frauenförderung innerhalb und außerhalb der Verwaltung, berät Frauen und Männer, die am Arbeitsplatz Mobbing erleben oder sexuell belästigt werden. Die Gleichstellungsbeauftragte begleitet im Rahmen der institutionellen Förderung der Stadt Jena zwei Frauenvereine - „Lucie e. V.“ und „Towanda e. V.“ Sie bringt der Öffentlichkeit durch geeignete Aktionen und Anregungen den Gleichstellungsgedanken näher und führt Projekte durch, die zur Verbesserung der Lebenssituation von Frauen und Mädchen beitragen. Als regelmäßige Veranstaltungsbeispiele stehen: • die Filmreihe „Starke Frauen im Film“ in Zusammenarbeit mit dem KuBuS. Es werden Filme mit frauenpolitischem Hintergrund gezeigt, die Regisseurinnen sind anwesend, um in einen Erfahrungsaustausch zu treten. • Lesungen von Autorinnen zu verschiedensten Themen wie Feminismus oder Gewalt gegen Frauen werden an verschiedenen Orten durchgeführt. • Ende November „Frauen- und Mädchensporttag“ des Stadtsportvereins in Lobeda mit Frauen aller Altersgruppen • Im März werden beim „Girls & Boys Day“ den Jungen typisch weibliche und den Mädchen typisch männliche Berufe vorgestellt.


CHANCE JENA Das Thema Gewalt an Frauen ist oft Gegenstand von Aktionen wie z. B.: • One Billion Rising – am 14.02. ein weltweites Aufstehen gegen Gewalt mit einer Tanzaktion auf dem Marktplatz • Aktionstag am 25.11. - auf dem Abbe-Platz mit jährlich verschiedenen Aktionen • Die Ausstellung zum Thema: „Wer braucht Feminismus“ in Zusammenarbeit mit dem Stura der Uni Jena war ein großer Erfolg. Die nächste Ausstellung ist geplant und soll unter dem Titel „Pionierinnen des Frauenfußballs“ ganz im Fokus des Frauenfußballs stehen. Im März 2016 ist ein Kongress mit Frauen aus den Partnerstädten geplant, bei dem es um den Austausch zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ geht. Während ihrer Reisen in Jenas Partnerstädte hat die Gleichstellungsbeauftragte Frauenhäuser in den USA und Russland besucht, und so lag es nahe, die verschiedenen Methoden der Unterstützungsmöglichkeiten und der Gewaltprävention auszutauschen.

KONTAKT: Cornelia Bartlau Saalbahnhofstraße 9 Tel.: 03641 49-2003 E-mail: gsb@jena.de

Öffnungszeiten: Die 9.00 bis 12.00 Uhr Do 9.00 bis 12.00 Uhr und 15.00 bis 18.00 Uhr

weiterführende Links: http://www.lucie-jena.de/ http://www.frauenzentrum-jena.de/wordpress/ http://www.frauenhaus-jena.de/ https://www.queerweg.de/

Foto: Christian Krause, Jena, j-airpix.de

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CHANCE JENA Einer bleibenden Sehschwäche entgegenwirken ...

IM BLICK

Schwerpunkt Sehen - Sehentwicklung im Blick / Früh(e)förderung

D as Sehen hat eine enorme Bedeutung für die gesamte Entwicklung eines Kindes und ist der präziseste Sinn für den Erhalt von Informationen aus der

Umwelt. Das Sehen macht rund 83% unserer Gesamtwahrnehmung aus. Daher ist es enorm wichtig, das Sehen und seine Entwicklung von Anfang an im Blick zu haben. Sie als Eltern übernehmen dabei eine tragende Rolle. Sie beobachten die Reaktionen Ihres Kindes und können sich mit ganz einfachen Mitteln einen ersten Eindruck von der Sehfähigkeit Ihres Kindes machen. Warnzeichen Der Kinderarzt kann im Rahmen seiner U-Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten und Entwicklungsstörungen beitragen. Das allein genügt aber nicht. Fachärzte warnen, dass jedes zehnte Kind schlecht sieht. Je früher dies festgestellt wird, desto größer sind die Chancen, einer bleibenden Sehschwäche entgegenzuwirken. Auch bei völlig unauffälligen Kindern ist es ratsam, sie spätestens bis zum dritten Lebensjahr wenigstens einmal von einem Augenarzt untersuchen zu lassen. Augenärzte raten Eltern von Risikokindern, diese bis zum ersten Lebensjahr augenärztlich untersuchen zu lassen. Zu dieser Risikogruppe zählen: • Frühgeborene • Geschwister von Kindern mit Sehschädigung • Kinder mit Familienangehörigen mit Sehbeeinträchtigung oder erblichen Augenkrankheiten • Kinder mit Entwicklungsrückständen Das Schielen kann in den ersten Lebenswochen harmlos, aber es kann auch ein Handicap für das ganze Leben sein. Bei Säuglingen können äußerliche Auffälligkeiten der Augen, wie zum Beispiel Augenzittern, Hornhauttrübungen, grau-weißlich verfärbte Pupillen, Lidveränderungen oder große lichtscheue Augen ein erstes Alarmzeichen sein. Bei Kleinkindern und älteren Kindern macht sich eine Sehschwäche oder -beeinträchtigung häufig im Verhalten bemerkbar. Wenn Kinder selten oder keinen Blickkontakt aufnehmen, häufig stolpern oder anecken, wenn oft etwas an- bzw. umgestoßen wird, sie Angst und Unsicherheit in unbekannter Umgebung zeigen, wenn sie Objekte ganz nah an die Augen halten oder den

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Kopf zum Sehen neigen, sollte ein Kind unbedingt einem Augenarzt und einer Orthoptistin vorgestellt werden. Einäugig auftretende Sehschwächen fallen häufig erst in der Augenarztpraxis auf. Sehen will gelernt sein Neugeborene nehmen einen winzigen Ausschnitt aus ihrer Umgebung wahr. Sie sind weitsichtig und erkennen in etwa ein zwanzigstel dessen, was ein Erwachsener wahrnimmt. Sie sehen unscharf. Doch sehr rasch hat das Kind alles bestens im Blick. Mit sechs Monaten erreicht ein Kind rund 30 Prozent der Sehschärfe eines Erwachsenen, mit einem Jahr sind es 50 Prozent. Spätestens mit vier Jahren erreichen Kinder die 100-prozentige Sehschärfe. Voraussetzung für diese Entwicklung ist, dass die Augen organisch völlig gesund sind. Einfallendes Licht wird durch die Sinneszellen im Auge registriert, über den Sehnerv weitergeleitet und im Gehirn verarbeitet. Das bedeutet: Erst durch die Verarbeitung im Gehirn entsteht ein sinnvolles Bild. Diese Entwicklung vollzieht sich ohne Einschränkungen fast wie von selbst, ist aber bei Einschränkungen auch gezielt beeinflussbar. • Droht dem Kind die Beeinträchtigung seines Sehvermögens • liegt auf Grund der Sehschädigung eine Entwicklungsgefährdung vor • ist das Kind blind oder sehbehindert und vielleicht mehrfach beeinträchtigt, am Leben in der Gesellschaft teilzuhaben, bieten wir als Überregionale Frühförderstelle, Ihnen als Familie, unsere Beratung, Begleitung und Förderung an. Wir verstehen uns als eine offene Anlaufstelle für Familien mit Kindern bis zum Schuleintritt. Wenn Sie sich um die Sehentwicklung Ihrer Kinder Sorgen machen, beraten wir Sie gern. Unsere Angebote auf einen Blick: • Fachspezifische Beratung und Begleitung von Eltern, Familienangehörigen und Bezugspersonen • Individuelle Förderung im Wochenrhythmus • Förderdiagnostik des Sehens im Alltag gegebenenfalls mit spezifischen Beobachtungsinstrumentarien, Testverfahren, optischen und nichtoptischen Hilfsmitteln


CHANCE JENA • Okklusionsbegleitung • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften • Vermittlung von weiteren Hilfs- und Beratungsangeboten

seelischer Überforderungen in der Arbeitswelt wurden und werden seitdem öffentlich diskutiert. Die erschütternde und besorgniserregende Entwicklung ist jedoch nahezu ungebremst weiter fortgeschritten. Neben allen Ansätzen zur Verringerung psychosozialer Belastungen benötigen wir jedoch tiefgreifendere Antworten, die zu mehr psychosozialer Kompetenz und Resilienz führen. Um zukunftsfähig zu werden, brauchen wir unsere gesamte Lebenskraft. Darum haben wir uns zu einem erneuten Aufruf entschlossen, nämlich einem Aufruf zum Leben.

KONTAKT: AWO Kreisverband Jena-Weimar e. V. Beate Möbes Überregionale Frühförderstelle für sehgeschädigte und blinde Kinder Soproner Straße 1b, 99427 Weimar Tel.: 03643 2499670 Fax: 03643 2499691 E-mail: fruehfoerderung@awo-jena-weimar.de

Wann, wenn nicht jetzt: Es ist soweit! Wir möchten auch dieses Mal keine Schuldigen suchen, sondern ganz im Gegenteil einen positiven Impuls zu einem gesellschaftlichen Gespräch und zu Initiativen in allen gesellschaftlichen Sektoren auffordern. Wenn Sie unser tiefes inneres Anliegen teilen, bitten wir Sie, diesen erneuten Aufruf mitzuunterzeichnen. Wir werden ihn im Frühjahr mit allen Unterzeichnern (Name, Titel, Funktion und Ort) veröffentlichen. Auch werden wir eine neue Internetseite einrichten, in der wir Teile der bisherigen Internetseite integrieren werden. Darüber hinaus werden wir uns an Presse, Rundfunk und Fernsehen wenden und auf Veranstaltungen auftreten. Wir würden uns auch freuen, wenn Sie dieses Anliegen in Ihren Netzwerken verbreiten und auf uns auf Veranstaltungen, in Veröffentlichungen und Initiativen zu diesem Thema hinweisen. Ihre Zustimmung können Sie ganz einfach per E-mail erklären (bitte mit vollständigem Namen, Titel, beruflicher Funktion, Dienstanschrift und E-mailAdresse) und an die E-mail Anschrift hedy.boehle@heiligenfeld.de schicken. Oder Sie unterzeichnen den Aufruf mit Angabe der entsprechenden Daten und faxen ihn uns zurück an die Faxnummer 0971 844025. Wir würden uns freuen, wenn Sie auch dieses Mal den Aufruf mit Ihrem Herzen, Ihrer Unterschrift und vielleicht der ein oder anderen Aktivität unterstützen.

LEBENSWERT Es ist soweit ! ...

Aufruf zum Leben

L

iebe Unterzeichner des Aufrufs zur psychosozialen Lage in Deutschland! Vor 5 Jahren, im Jahr 2010, haben wir, 21 leitende Ärzte Psychosomatischer Kliniken, in einem Aufruf zur psychosozialen Lage in Deutschland unsere tiefe Erschütterung über das Ausmaß seelischer Erkrankungen und psychosozialer Probleme zum Ausdruck gebracht. Wir wollten damit auf eine besorgniserregende Entwicklung aufmerksam machen und einen offenen gesellschaftlichen Dialog über die möglichen Ursachen und Konsequenzen anstoßen. Über 4.200 Fachleute haben den Aufruf unterzeichnet. Es gab in der Folge eine Fülle von Interviews, Veröffentlichungen und Veranstaltungen zu diesem Thema. Insbesondere die Problematik zunehmender Burnout-Prozesse und

Mit freundlichen Grüßen für den Kreis der Initiatoren Dr. Joachim Galuska Geschäftsführer der Heiligenfeld Kliniken Bad Kissingen

KONTAKT: Heiligenfeld GmbH Haus Villa Altenbergweg 6, 97688 Bad Kissingen Tel.: 0971 844076 Fax: 0971 844025 E-mail: hedy.boehle@heiligenfeld.de www.heiligenfeld.de

In jedem Lebensweg ist mindestens eine Umleitung.

Horst Friedrich

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CHANCE JENA

LESBAR

Eine Alternative zur Gebärdensprache ...

Schriftdolmetschen in Thüringen

Ilen:chIchnehme hier die „Chance“ wahr, meine Tätigkeit und mich vorzustelbin Jahrgang 1985, wohne in Jena und habe Studienabschlüsse in

Sportwissenschaft, Rehabilitationspädagogik und Angewandter Sportpsychologie. Meine Forschungstätigkeit im sportwissenschaftlichen Bereich an der FSU Jena schließt die Inklusion von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen mit ein. Daher war mein Interesse an einer Ausbildung zur Schriftdolmetscherin über den Deutschen Schwerhörigenbund (DSB) naheliegend. Ich absolviere sie seit März 2015 über Wochenendseminare, Online-Übungen und Praktika mit dem Ziel, im November 2015 das DSB-Zertifikat zu erwerben. Schriftdolmetschen bedeutet das Übersetzen von Sprache in Schrift. Es ist eine Alternative zur Gebärdensprache, die insbesondere für spätertaubte und schwerhörige Menschen eine Fremdsprache ist; selten mit Gebärdensprache aufgewachsen, bleibt deren „Muttersprache“ immer die Schriftsprache. Beim Schriftdolmetschen wird Gesprochenes wortwörtlich oder in zusammengefasster Form bzw. unter Verwendung von Kürzeln so schnell mitgeschrieben, dass es hörgeschädigten Menschen möglich ist, Reden, Fachvorträgen, Gesprächen usw. fast zeitnah durch Mitlesen zu folgen und so an der Kommunikation aktiv teilzunehmen. Der Schriftdolmetscher schreibt am Laptop, und der Text ist je nach Veranstaltungsrahmen am Bildschirm oder auf einer Leinwand ablesbar. Hohe Schreibgeschwindigkeit – meine liegt zur Zeit bei 470 Zeichen pro Minute – und Konzentrationsvermögen sind Grundvoraussetzungen für das Schriftdolmetschen. Aber das genügt nicht. Man muss sich in die Situation

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von Menschen mit Hörbeeinträchtigungen einfühlen können und sorgfältig auf die spezifischen Inhalte der Einsätze vorbereiten. Jeder Schriftdolmetscher erarbeitet sich ein eigenes Repertoire an Abkürzungen, die er lernen muss wie Vokabeln, und die während des Schreibens über ein Autokorrekturprogramm im Lesetext zu Worten oder Wortgruppen umgewandelt werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig – vom Termin in der Anwaltskanzlei oder der Arztpraxis über Behörden bis hin zu Ausbildung, Studium und Berufsleben. Im Rahmen des ausbildungsbegleitenden Praktikums beim DSB Ortsverein Weimar und beim Landesverband der Gehörlosen Thüringen in Erfurt begleitete ich schwerhörige und ertaubte Menschen individuell sowie in Selbsthilfegruppen bei unterschiedlichsten Veranstaltungen und habe mich dabei in meiner Entscheidung für diese Zusatzausbildung bestätigt gefühlt. Es ist eine Herausforderung, technische, psychosoziale und fachliche Kompetenzen in dieser Tätigkeit so komplex unter Beweis zu stellen und damit einen Beitrag zur Teilhabe hörgeschädigter Mitmenschen zu leisten. Diese haben laut Sozialgesetzbuch IX, dem Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (Behindertengleichstellungsgesetz sowie Kommunikationshilfeverordnung) einen gesetzlichen Anspruch auf Kommunikationshilfe und Kostenübernahme zuständiger Leistungsträger (z. B. Krankenkassen, Integrationsämter). Der Schriftdolmetscher kann und soll ihnen ermöglichen, Barrieren zu überwinden und am beruflichen und gesellschaftlichen Leben gleichberechtigt teilzunehmen. Ich freue mich darauf, künftig als einer der noch wenigen DSB-zertifizierten Schriftdolmetscher in Thüringen selbstständig tätig zu sein. Ab 2016 werde ich unter "rede.text" erreichbar sein. Der Kontakt zu mir kann ebenso über den DSB Thüringen und über IKOS erfragt werden. Judith Sondermann Schriftdolmetscherin

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CHANCE JENA Barrierefrei Wohnen - ein Gewinn für alle Altersgruppen ...

BEWOHNBAR Wohnberatung Jena

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ohnberatung Jena - eine Beratung für SeniorInnen, Angehörige und Interessierte • Wohnungsanpassung an geänderte Bedürfnisse • barrierefreies Bauen und Umbauen (Unterstützung bei der Planung und Organisation, Beratung zu Finanzierungsmöglichkeiten) • ambulante Hilfsangebote für SeniorInnen • alternative Wohnformen für SeniorInnen (ServiceWohnen, Betreutes Wohnen, Pflegeheim) • Informationen zu Hilfsmitteln, Umzug und Unterstützungsangeboten

Ansprechpartnerin für Beratung, Planung und Begleitung: Eva-Maria Voigt, Dipl. Sozialpäd./Sozialarbeiterin Sprechzeiten: im Pflegestützpunkt Goethe Galerie (Goethestraße 3b, Büroaufgang B, 07743 Jena) Tel.: 03641 507508 Dienstag 14.00 - 18.00 Uhr Donnerstag 14.00 - 18.00 Uhr im Stadtteilzentrum „LISA“ (Werner-Seelenbinder-Straße 28a, Lobeda-West, 07747 Jena) Tel.: 03641 394887 Mittwoch 9.00 - 12.00 Uhr Termine und Hausbesuche nach Vereinbarung Träger: AWO KV Jena-Weimar e. V. www.awo-jena-weimar.de; E-mail: wohnberatung@awo-jena-weimar.de Weitere Angebote in der Wohnberatungs- und Begegnungsstätte der AWO im Stadtteilzentrum „LISA“ Gesundheitskurse mit Diana Lorenz, Praxis für Shiatsu und Qi Gong • Stilles Qi Gong – Achtsame Übungen für die Gesundheit • Rückenschule und Seniorensport • Angebote zur mobilen Massage, Reha-Sport

• Vorträge zu Gesundheitsthemen, z. B. Heilen mit Honig, Heilpflanzen erkennen und sammeln • Die Kunst der Berührung erleben – Massagen • Das eigene Chi sehen und bewegen – Achtsamkeit und Meditation • Heilgymnastik für den Alltag Qi Gong / Heilgymnastik Gemäß der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) nimmt unsere ererbte essentielle Lebensenergie ab dem 19. Lebensjahr kontinuierlich ab. Eine ungesunde Lebensführung und Diana Lorenz schädliche Umweltbedingungen beschleunigen den Abbau zusätzlich. Dies äußert sich im Nachlassen der Kräfte, körperlichem Verschleiß und Anfälligkeiten für physische und psychische Erkrankungen. Qi Gong ist ein Teilgebiet innerhalb der TCM und auch eine ganzheitliche Selbstheilungsmethode. Das Qi lässt sich mittels der Konzentration gezielt in bestimmte Körperbereiche schicken und verbrauchtes Qi wird abgestoßen. Die Qi Gong Praxis stärkt die Lebenskraft und nährt die Lebensenergie und verhilft zu einem langen Leben in Gesundheit in einer guten lebensbejahenden Verfassung. Das Stille Qi Gong oder Yi Qi Gong ist eine stille Energiearbeit, die das Qi mittels Vorstellungskraft führt und die (fast) ohne äußere Bewegungen auskommt. Aber es ist nur scheinbar still, denn der Blick ist auf eigene innere Prozesse gerichtet ohne Ablenkungen durch äußere Formen. Den Augen wird kein zu wertendes Bild geboten, und der Geist hat nicht zu vergleichen/ analysieren. Es geschieht eine Reflexion auf das eigene innere Geschehen - so kann Heilung geschehen und Gesundheit kann erhalten werden. Die Heilgymnastik des medizinischen Qi Gongs (auch Tai Chi) beinhaltet auch Bewegungsfolgen, die die Prozesse der Selbstheilung anregen und unterstützen. Ein Beispiel dafür ist das Tai Chi bei Rheuma. Shiatsu / Massagen Shiatsu ist eine Massageform, die auf dem traditionellen chinesischen Konzept von Gesundheit, dem Verständnis der Lebensbewegung als Ying und Yang, den Aspekten der fünf Wandlungsphasen und den Verläufen und Funktionen der Meridiane im menschlichen Körper basieren. Die Grundlage von Shiatsu beruht auf der Vorstellung der Existenz von Leitbahnen der Lebensenergie (Meridiane), die im Körper aller Lebewesen vorhanden sind. Kommt es zu Störungen und Blockaden in diesen Bahnen, kann dies zu Unwohlsein, Krankheit, Schmerzen führen. Shiatsu hat das Ziel, die Lebensenergie durch Stimulation der Meridiane in Fluss zu bringen. Auf diese Weise werden die Selbstheilungskräfte aktiviert. Durch sanften tiefgehenden Druck mit Daumen, Ellenbogen oder Knie auf

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CHANCE JENA bestimmte, entlang der Meridiane liegende Körperstellen, wird der Energiefluss angeregt. Shiatsu kann zu tiefer Entspannung verhelfen und regt die Selbstheilungskräfte an. Es können sich Blockaden lösen, die sich als Verspanntheit, Steifheit oder Schmerz gezeigt haben oder als emotionale Verstimmungen des psychischen Wohlbefindens. Shiatsu Indikation kann helfend und unterstützend wirken bei: • Aktivierung der Selbstheilungskräfte • der Lockerung von Verspannungen an Kopf, Schulter, Nacken • der Linderung bei Rückenbeschwerden • emotionalen Verstimmungen, Unwohlsein • Übergang in einen neuen Lebensabschnitt (Pubertät, Menopause, Alter) • der Linderung von Nebenwirkungen klassischer Behandlungsmethoden • der Begleitung von schweren körperlichen Erkrankungen • der Gesundheitsvorsorge, für mehr körperliche und seelische Ausgeglichenheit Shiatsu ist auch eine Alternative zu einer empfohlenen Akupunkturbehandlung. Shiatsu wird auch erfolgreich angewandt bei Rehabilitationsmaßnahmen und in der Gesundheitspflege und -erhaltung.

KONTAKT: Diana Lorenz Praxis Stauffenbergstraße 18 07747 Jena Tel.: 0170 2712673

konfrontiert sind. Hierbei kann es sich beispielsweise um Entzündungen (Pankreatitis) oder um Tumore der Bauchspeicheldrüse handeln. Besonders intensiv bemühen wir uns um Patienten, bei denen die Bauchspeicheldrüse teilweise oder vollständig entfernt werden musste oder die von Pankreaskrebs betroffen sind. Bei der Bewältigung von oft erheblichen gesundheitlichen Problemen ist der Kontakt zu Gleichbetroffenen wichtig. Neben dem persönlichen Erfahrungsaustausch bietet der AdP e. V. ein umfangreiches Informationsmaterial von Pankreasspezialisten. Hierzu zählen Ärzte verschiedener Fachgebiete, Ernährungswissenschaftler, Psychotherapeuten und Sozialexperten. Der AdP ist ein hilfreicher Koordinator zwischen Patienten und Fachspezialisten. Mit ca. 1.300 Mitgliedern und durch die Unterstützung durch seinen wissenschaftlichen Beirat und mehrere Fachausschüsse besitzt er eine auch von Fachgremien anerkannte Betroffenenkompetenz.

HILFREICH

Auch in Jena eine Gruppe gründen ...

Angebot für Bauchspeicheldrüsenkranke und deren Angehörige

D er Regionalbereich Thüringen der bundesweiten Selbsthilfeorganisation Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. (AdP) sucht im Raum Jena weitere Interessenten und Unterstützer.

Unsere Regionalgruppen des AdP e. V. sind gefragte Ansprechpartner für Menschen, die mit einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)

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Damit in Thüringen neben unseren Gruppentreffen in Gera und Erfurt auch solche in Jena regelmäßig stattfinden können, ist ein Mitgliederzuwachs in dieser Region hilfreich und erforderlich. Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich bitte bei der angegebenen Kontaktadresse.

KONTAKT: Arbeitskreis der Pankreatektomierten e. V. (AdP) Regionalbereich Thüringen Bernd Rühling Kretschmerstraße 28, 07549 Gera Tel.: 0365 7100905 E-mail : bernd.ruehling@gmx.de


CHANCE JENA Auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben ...

VORGESTELLT

IKOS im Gespräch mit Frau Aepfler, Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Jena e. V., über ein neues Beratungsangebot in Jena – „Blickpunkt Auge“ – Rat und Hilfe bei Sehverlust

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KOS: Was beinhaltet das neue Beratungsangebot „Blickpunkt Auge“? Silke Aepfler: Das ist ein neues Angebot des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, kein neuer eingetragener Verein, für Menschen, die Probleme mit den Augen haben, sich aber nicht zum Blindenverband zugehörig fühlen. Diese Menschen wussten bisher nicht, an wen sie sich wenden können und wo sie Hilfe für die Beantwortung ihrer Fragen bekommen. Sie haben bereits eine Diagnose, wissen aber noch nicht, was da auf sie zukommt. Aus diesem Grund hat der deutsche Blindenverband das Projekt ins Leben gerufen. Es richtet sich an alle Augenpatienten. Vom Brillenträger bis zur hochgradigen Sehbehinderung und Blindheit. IKOS: Also ein niederschwelliges Angebot. Wann haben Sie das erste Mal von dem Projekt „Blickpunkt Auge“ gehört? Gibt es das schon an anderer Stelle? Silke Aepfler: 2012 hat es der Deutsche Blindenverband ins Leben gerufen. Angefangen hat man erfolgreich mit drei Projektländern, denen sich dann andere Bundesländer angeschlossen haben. Ich habe 2013 zur Sehbehindertentagung davon erfahren und dem Landesvorsitzenden gegenüber geäußert, dass dieses Projekt auch bei uns gebraucht wird. Die Marke „Blickpunkt Auge“ klingt freundlich und hilft, die Hemmschwellen bei betroffenen Menschen abzubauen. Der Flyer mit dem Logo ist auch sehr ansprechend. Deshalb sollte dieses Projekt auch in Jena verwirklicht werden. IKOS: Gibt es das thüringenweit oder ist Jena das erste Projekt dieser Art? Silke Aepfler: Ich bin die erste Beraterin hier in Thüringen. Im Mai wurde in Weimar eröffnet und etwas später auch in Nordhausen. Wir wollen das in ferner Zukunft flächendeckend anbieten. Es gibt momentan auch nur ein bis zwei Bundesländer, die noch nicht mitmachen. IKOS: Welche Voraussetzungen sollte man als BeraterIn für „Blickpunkt Auge“ erfüllen? Benötigt man dafür eine spezielle Ausbildung? Silke Aepfler: Ich berate seit 1993 im Blindenverband mit selbst angeeigne-

tem Beraterwissen auch aus Weiterbildungen oder Seminaren. Inzwischen verlangt der Deutsche Blindenverband als Voraussetzung den Besuch eines Grund- und Aufbauseminars, das ich in Würzburg im Berufsförderungswerk absolvieren konnte und eines Seminars in Halle, welches sich direkt mit Augenerkrankungen beschäftigt. Es müssen drei regionale Schulungen besucht und der Nachweis von Hospitationen in Beratungsstellen „Blickpunkt Auge“ geführt werden. Ist das alles absolviert, bekommt man ein Zertifikat, dass man BeraterIn für „Blickpunkt Auge“ ist. IKOS: Also sind Sie zertifizierte Beratungsfachkraft für dieses Fachgebiet? Silke Aepfler: Richtig, die Beratungsangebote im Rahmen der Ausbildung waren sehr vielfältig, und es wurde viel Wissen durch Rollenspiele vermittelt, so dass alles anhand von passenden Beispielen nachvollziehbar wurde. Die Möglichkeit, das alles in der Praxis durchzuspielen, hat sehr geholfen. IKOS: Zur Eröffnung der Beratungsstelle in der Westbahnhofstraße 8 im Frühjahr mit einem Tag der Offenen Tür kamen sehr viele interessierte Menschen, nicht nur aus Jena, sondern aus ganz Thüringen, auch Vertreter der Stadtverwaltung und von Jena TV. Sie konnten viele Details Ihrer Arbeit erklären und praktisch vorführen. Welche Hilfsmittel gibt es in der Beratungsstelle? Was kann man sich persönlich ansehen und ausprobieren? Silke Aepfler: Wir haben eine Vielzahl an Hilfsmitteln, vom sprechenden Computer für hochgradig sehbehinderte Menschen über elektronische Leselupen auch für unterwegs, ein Bildschirmlesegerät und verschiedene Lupen, auch viele Haushaltshilfsmittel wie Messbecher, sprechende Waagen, Blutdruckmesser, Schreibschablonen, um beim Schreiben gerade in der Linie zu bleiben, tastbare Linien-

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CHANCE JENA blöcke, Einfädelhilfen zum Nähen oder Sockensortierer für die Waschmaschine. Es gibt so viele verschiedene Sachen, wobei jeder schauen kann, was für die ganz persönliche Situation zutreffend ist, um ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Ohne ständig jemanden um Hilfe bitten zu müssen. Die Erfahrung zeigt, dass viele sich etwas abnehmen lassen bzw. dass Angehörige gern immer etwas abnehmen wollen. Du siehst schlecht, also muss ich eingreifen!!! Damit machen wir uns noch unselbstständiger. Man muss auch bedenken, dass Angehörige nicht immer da sein können, dann ist es sinnvoll, sich selbst behelfen zu können. IKOS: Uns haben die Spiele bei Ihnen beeindruckt, z. B. Mensch ärgere dich nicht. Unterschiedliche Figuren zum Ertasten, besonders große Würfel, Würfel zum Ertasten. Sehr gut durchdacht und einfallsreich. Welche Kooperationspartner haben Sie hier in Jena und Umgebung? Silke Aepfler: Wir hatten viele Helfer und Sponsoren, um dieses Büro einrichten zu können. Man benötigt viel Geld, über das wir nicht verfügen. Im November 2014 hat das Möbelhaus Porta eröffnet und dabei verschiedene Vereine zur Eröffnung mit einer Spende gefördert. Für uns ergab sich die Möglichkeit, ein Auto gestellt zu bekommen, nur das Benzin sollte von uns getragen werden. Ohne gutes Sehen nützt uns natürlich ein Auto nichts, da haben wir die Chefin gefragt, ob sie uns stattdessen Möbel für unsere Beratungsstelle sponsert. Das hat wunderbar geklappt, und wir bekamen einige Büromöbel vom Möbelhaus Porta. Stühle und Unterschrank von Möbel Boss. Der Glaser Lamprecht hat die Scheiben bearbeitet, wofür er auch nur eine Spendenquittung haben wollte. Die Stadtwerke haben uns gefördert, und die Stadt Jena hat uns einen Zuschuss gewährt. Von der Alternative 54, einer Initiative der LINKEN in Thüringen haben wir ebenso eine Förderung bekommen. Aktion Mensch hat uns die Technik zur Verfügung gestellt. Und von der Bert-Mettmann-Stiftung haben wir die ganzen Hilfsmittel bekommen. Der Dachverband DBSV hat uns die Öffentlichkeitshilfsmittel zur Verfügung gestellt. Vielen Dank an der Stelle für die unkomplizierte Unterstützung. Helfer hatten wir auch aus den eigenen Reihen. Freunde, Bekannte, Familienmitglieder, die beim Umzug und der Vorbereitung geholfen haben. Ganz toll. Alles in allem war es sehr viel Arbeit. Wir haben 2013 damit angefangen, in die Vorbereitung zu gehen und konnten jetzt erst 2015 eröffnen. So lange hat es dann doch gedauert. IKOS: Sie sind ja ebenso an anderen Stellen ehrenamtlich aktiv. Welche Arbeitsfelder gibt es für den Verband noch, außer „Blickpunkt Auge“? Silke Aepfler: Ganz stark engagiert sind wir in der Aufklärung und im Projektunterricht in Schulen nicht nur in Jena. Zielgruppen sind von jüngeren Schülern bis zu Studenten alle möglichen Altersgruppen. Wir haben auch schon mit Kindergartenkindern zum Thema Sehen gearbeitet. Eine Berufsschule in Gera besuchen wir recht regelmäßig zu Projekttagen, an denen wir Augenkrankheiten vorstellen, Hilfsmittel zeigen und uns über den Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen austauschen. Es gibt auch einen sehr praktischen Teil: Riechen, Schmecken, Hören und Fühlen als Quiz und die Chance, auch einmal in Blindenschrift schreiben zu können und Langstocktraining unter der Augenbinde zu testen. Die SchülerInnen sind alle immer sehr begeistert und beeindruckt. IKOS: Sie sind die Profis Ihres Themas, Ihres Handicaps. Das ist erworbene Kompetenz, völlig authentisch und praktisch erlebbar zugleich. Silke Aepfler: Ja, wir nehmen viel zum Ausprobieren für die Teilnehmer mit, damit diese sich etwas in unsere Lebenssituation hineinversetzen können.

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Das macht den Unterricht erlebnisreicher. Weiterhin ist die Barrierefreiheit ganz wichtig und ein großes Thema. Wir arbeiten im Beirat für Menschen mit Behinderung in der Arbeitsgruppe Barrierefreies Jena, Bauen und Wohnen mit. Wir haben viel zu tun. Ich bin seit 1993 in dieser Arbeitsgruppe, und wir haben seitdem in Jena schon viel bewegen können. In anderen Städten wie Gera, Erfurt, Weimar sind wir richtig gut vorangekommen. Es gibt natürlich immer Dinge zum Verbessern, aber es kann nur langsam gehen, denn es ist immer auch eine Geldfrage. Wir können die Leute immer wieder sensibilisieren und aufmerksam machen auf uns, dass wir echte Teilhabe am Leben haben wollen und ins gesellschaftliche Leben integriert werden. Wir wollen erreichen, nicht immer auf Hilfe von außen angewiesen, sondern selbstständig zu sein. Dafür brauchen wir Barrierefreiheit, und diese umfasst nicht nur eine Bürgersteigabsenkung oder Pieptonanlage an Fußgängerampeln, sondern auch Barrierefreiheit im Internet, auf Behörden, bessere Fahrstühle usw. IKOS: Wo und wie sind Sie für interessierte Bürgerinnen und Bürger erreichbar? Silke Aepfler: Sie finden uns in der Westbahnhofstraße 8, direkt gegenüber der Kinderklinik. Unsere Sprechzeiten sind mittwochs von 13.00 - 17.00 Uhr. Im Internet findet man uns unter www.blickpunkt-auge.de oder per Mail an thüringen@blickpunkt-auge.de. Wenn ich außerhalb der Sprechzeit im Büro sein sollte, hängt ein „Geöffnet“-Schild an der Tür. Wer Interesse hat oder gerade Antworten auf seine Fragen braucht und sucht, kann dann auch so zu mir hereinkommen.

KONTAKT: Beratungsstelle Jena Beraterin Silke Aepfler Westbahnhofstraße 8 07745 Jena Tel.: 0157 73303641 E-mail: s.aepfler@blickpunkt-auge.de

Beratungszeiten jeden Mittwoch von 13:00-17:00 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung auch an anderen Tagen Um Anmeldung wird gebeten. Anfahrt: Buslinie 15 bis Westbahnhof, Buslinien 10, 11,12, 13 bis Haltestelle Magdelstieg


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ACHTSAM

„Ethik ist wichtiger als Religion“ ...

Bei angeregten Gesprächen gemeinsam genießen ...

EINLADEND

Der Appell des Dalai Lama

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ir kommen nicht als Mitglied einer bestimmten Religion auf die Welt. Aber Ethik ist uns angeboren. (S. 6) Wesentlicher als Religion ist unsere elementare menschliche Spiritualität. Das ist eine in uns Menschen angelegte Neigung zur Liebe, Güte und Zuneigung – unabhängig davon, welcher Religion wir angehören. (S. 9) Ethik, nicht Religion, ist in der menschlichen Natur verankert…Wir müssen jetzt lernen, dass die Menschheit eine einzige Familie ist. Kinder sollten Moral und Ethik lernen. Das ist hilfreicher als alle Religion. (S. 10/11) Abrüstung ist praktiziertes Mitgefühl. Voraussetzung einer äußeren Abrüstung ist allerdings eine innere Abrüstung von Hass, Vorurteilen und Intoleranz. (S. 14) Unser gemeinsamer Weg heißt doch: Mehr Achtsamkeit gegenüber allem Leben, auch gegenüber Tieren und Pflanzen… und ich habe gesagt, dass ich manchmal den Eindruck habe, dass es der Erde ohne Menschen besser ginge… Praktisch führen wir einen dritten Weltkrieg gegen die Natur. (S. 18/19)

Frauenfrühstück

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ir Frauen des Tauschring Jena „DER STERN“ gründeten Anfang des Jahres das FRAUENFRÜHSTÜCK! Dieses findet jeden 2. Montag im Monat von 10.00 - 13.00 Uhr in den Räumen der IKOS statt. Dieses gemeinsame Frühstück bereitet uns große Freude. Ohne Stress den Vormittag genüsslich und in angeregten Gesprächen zu genießen, ist eine Erholung von unseren Alltagspflichten. Interessierte Frauen sind bei uns herzlich willkommen!!! Das erste Frühstück mit uns ist kostenlos! Die Mitglieder des Tauschrings bringen zu den monatlich verschiedensten Themen an diesem Tag kostenlos ihre Lebensmittel mit! Diese werden auf einem schön gedeckten und einladenden Tisch serviert, und jeder kann sich nach Herzenslust bedienen. Der Mitgliedsbeitrag des Tauschring Jena „DER STERN“ beträgt 0,50 Euro pro Monat! Der Unkostenbeitrag für NICHTMitglieder beträgt nach dem kostenlosen Schnupperfrühstück 3 Euro! KONTAKT siehe Seite 51

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Wir sollten lernen, dass wir alle Freunde sind. Für mich gibt es keine Feinde, sondern nur Menschen, die ich noch nicht kennengelernt habe. (S. 21) Es wollen doch alle sieben Milliarden Menschen glücklich werden – und wir haben das Recht dazu, denn wir leben alle auf demselben Planeten, wir atmen dieselbe Luft und essen vom selben Boden. Meine Zukunft hängt immer auch von anderen ab und die Zukunft der anderen Menschen von meiner. (S. 27) Ich blicke mit Freude dem Tag entgegen, an dem Kinder in der Schule die Grundsätze der Gewaltlosigkeit und der friedlichen Konfliktlösung, also der säkularen Ethik, lernen. (S. 12) aus: Der Appell des Dalai Lama an die Welt – Ethik ist wichtiger als Religion; Benevento Publishing 2015

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GEERDET

Die Tür immer einen Spalt offen ...

Buchvorstellung - Margaret Craven: Ich hörte die Eule, sie rief meinen Namen

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s handelt sich um einen Roman, in dem der todkranke Vikar Mark Brian von seinem Bischof in ein entlegenes Indianerdorf an der Westküste Kanadas geschickt wird. Der Bischof, der um die Diagnose Krebs weiß (Brian kennt sie nicht), möchte, dass sein junger Vikar noch wesentliche Erfahrungen macht, ehe er so früh sterben muss. Mark Brian nimmt die Herausforderung an und begegnet dem ersten Indianer, der sich Jim nennt, und ihn im Floß zum Dorf im Urwald leitet. Jim erzählt Mark Geschichten aus dem Dorf, zu dem sie unterwegs sind. Brian kann seine vielen Fragen stellen. Sie kommen während der langen Flussfahrt zwar ins Gespräch, aber der Vikar spürt die Zurückhaltung, das Misstrauen in den Augen von Jim. Diesem Misstrauen und dazu auch einem spöttischen Lächeln begegnet Mark Brian nach der Landung in allen Gesichtern, die ihm begegnen. Er wird ihr Geheimnis erraten, denn er verhält sich nicht wie ein typischer Weißer, sondern will voller Respekt vor seinen Pfarrkindern ihre Gebräuche kennen lernen, um sie zu achten und, wenn möglich, damit zu leben. Den ersten Respekt erobert sich der Vikar, als er daran geht, sein Pfarrhaus wohnlich zu gestalten. Die Indianer hatten erwartet, dass er sich ein neues Haus bauen lässt. Sein Geschick und seine Bescheidenheit gefallen im Dorf. Zutrauen aber erwirbt er sich das erste Mal bei der Beerdigung eines Kindes. Die Mutter und all die anderen Indianer erleben, wie würdig der Vikar die Trauerzeremonie gestaltet. Er spricht einen alten indianischen Spruch, der die Indianer aufhorchen lässt. Die Mutter des gestorbenen Kindes zupft Mark am Ende des Begräbnisses am Gewand und schaut ihn dankbar an. Der Vikar spürt, dass er auf dem richtigen Weg ist. Er muss genau hinsehen und genau hinhören, so lernt er den Umgang mit den Ureinwohnern. „Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, spürte er, dass er nicht allein war. Er drehte sich langsam um und sah seine ersten Besucher. Sie waren vielleicht sechs Jahre alt – ein kleines Mädchen und ein Junge. Ohne anzuklopfen waren sie hereingekommen – er würde es ihnen nie beibringen können anzuklopfen. Wie Rehkitze standen sie da, zu jung, um sich zu fürchten. Sie verhielten sich ganz still und lächelten zaghaft und freundlich. Als er sie nach ihrem Namen fragte, gaben sie keine Antwort, sondern sahen ihn nur mit ihren sanften, dunklen, traurigen Augen an, wie ihre Vorfahren in den Tagen der Unschuld wohl den ersten weißen Mann angesehen hatten. ‚Ich glaube, ich gehe ein bisschen spazieren‘, sagte er, und der kleine Junge sagte: ‚Wir begleiten Sie‘. Als sie aus der Tür traten, rannte der kleine Junge voraus zu dem eingefetteten Pfahl vor der Kirche und hangelte sich hinauf. Mark strecke dem kleinen Mädchen seine Hand hin, und es nahm sie; so standen sie ein Weilchen da, und blickten zu Whoop-Szo, dem Lärmenden

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Margaret Craven: Ich hörte die Eule, sie rief meinen Namen Verlag rororo ISBN 978-3-499-22786-8

Berg hinauf, und das Mädchen sagte, als sei das etwas höchst Wichtiges: ‚Ich liebe den Schnee auf den Bergen‘. So wurden die Kinder seine ersten Freunde, und da er ihr Lachen gern hatte, ließ er seine Tür immer einen Spalt offen.“ Das Jahr mit seinen wechselnden Jahreszeiten gibt den Dorfbewohnern eine Struktur, an der sie Jahr für Jahr festhalten. Das wird im Buch breit beschrieben. Mark lernt all die Tätigkeiten kennen, mit denen sich die Ureinwohner am Leben erhalten. Er feiert natürlich auch ihre Feste mit ihnen. Es gibt zwei Schwestern im Dorf. Die eine sehnt sich nach draußen in die Welt. Sie lernte einen Weißen kennen, ging mit ihm in die Stadt. Dieser Mann stahl den Indianern ihre schönste Maske, um sie zu verkaufen. Aus Scham kam die Schwester nicht mehr ins Dorf zurück und starb bald an Drogen. Die andere Schwester war tief verwurzelt im Dorf. Ebenso gab es unter den Indianern einen jungen Mann, der sich nach der neuen Welt sehnt. Er schafft den Sprung ins Unbekannte, mit ihm geht eine große Veränderung vor, seine Würde aber behält er. Nach und nach bemerkte Mark körperliche Schwächen. Manch einer sah ihn traurig an. Und eines Tages hörte er die Eule rufen. Zur weisen Frau sagte er: ‚Ich hörte die Eule, sie rief meinen Namen.‘ ‚Ja, mein Sohn‘, sagte die weise Frau zu ihm. Dann schwieg sie. Kurze Zeit, nachdem er sich Gewissheit verschafft hatte, dass er nicht mehr lange leben würde, erschlug ihn bei einer Flussfahrt ein herabstürzender Fels. In allen Ehren trauerten die Indianer um ihren Vikar, der ein Teil von ihnen geworden war. Christine Theml

Würde ist immer mit Sanftmut gepaart.

Alexander Iwanowitsch Herzen


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BEREICHERT

Hilfst Du mir, so helfe ich Dir! ...

Erfahrungsaustausch zu Themen aus dem alltäglichen Leben ...

BEGEGNEND

Wer braucht schon nicht ab und zu einen rettenden (Stern) Engel?

D ie Mitglieder des Tauschring Jena „DER STERN“ sind nicht nur eine Gemeinschaft der gegenseitigen kostenlosen Nachbarschaftshilfen! Unsere Gemeinschaft geht weit über die kostenlosen Dienstleistungen (Haushaltshilfe, Fahrdienste usw.) hinaus. Bei unseren Treffen, die 1x im Monat jeden 4. Montag in Jena in der Kastanienstraße 11 in den Räumen der IKOS um 15.30 Uhr beginnen, werden neben den Dienstleistungsangeboten und Gesuchen auch Themen und Probleme aller Art besprochen. Wir versuchen in unserer Runde, durch gegenseitiges Vertrauen und Lebenserfahrung diese Probleme zu lösen. U n s e r Tauschring ist keine spezielle Selbsthilfegruppe! Durch unseren Teamgeist und unseren Zusammenhalt ist jedes Mitglied bei gesundheitlichen oder seelischen Problemen nicht allein! Nach kurzem Kennenlernen entstand bei vielen Mitgliedern eine Freundschaft untereinander! Sie treffen sich zum Kartenspielen, Schwimmen, Wandern, sie gehen gemeinsam ins Kino, und auch Theaterbesuche stehen auf dem Programm! Es gibt in Deutschland etwa 350 Tauschringe, die alle unter dem Motto der kostenlosen Nachbarschaftshilfe geleitet werden. Hilfst Du mir, so helfe ich Dir! Wir lernen durch gegenseitige Besuche andere Mitglieder der Tauschringe kennen. Der Erfahrungsaustausch und die unterschiedliche Führung und Aktivitäten der einzelnen Tauschringe sind für jedes Mitglied eine Bereicherung.

KONTAKT:

Erika Glüheisen Tel.: 036425 299947

Älter werden im Quartier - Seniorinnen im Gespräch

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ei diesem neuen Angebot in der IKOS geht es um Quartiersarbeit, angefangen in der Kastanienstraße in Lobeda-Ost und geplant für interessierte ältere Menschen aus ganz Lobeda, je nach Bedarf, Interesse und zur Verfügung stehender Zeit. Wir wollen gemeinsam ältere Frauen und bei Interesse natürlich auch Männer zu uns ins Haus in unsere einladenden Gruppenräume holen. Menschen, die häufig allein leben, sich ab und zu gern mit anderen austauschen möchten und dazu wenig Gelegenheit haben, deren Kinder, wenn sie welche haben, lange erwachsen sind und ihr eigenes Leben leben, eventuell weit entfernt von Jena, die möchten wir gern zusammenbringen. Interessante Gespräche miteinander, mal nicht bei REWE an der Kasse oder nur kurz im Treppenhaus beim zufälligen Aufeinandertreffen am Briefkasten, Erfahrungsaustausch zu ganz vielen Themen aus dem täglichen Leben können Inhalte unserer gemeinsamen Treffen sein. Von IKOS erhalten Sie umfangreiche Informationen zu Selbsthilfeangeboten in unserer Stadt - es gibt aktive Gruppen von Aphasie (Sprachverlust z. B. nach Schlaganfall) über Borreliose, Hörschädigungen, Rheuma, Osteoporose, Depressionen, Parkinson, Diabetes, Epilepsie, Multiple Sklerose, Trauer und Pflege und und und... bis zu Beratungs- und Hilfsangeboten des WEISSEN RINGES (Opferschutz), monatliche kostenlose Rechtsberatung oder Tauschringe. Jede Woche dienstags treffen sich sangesfreudige Menschen im sogenannten IKOS-Chor und haben viel Spaß miteinander beim Singen. Die Angebotspalette ist bunt - kommen Sie einfach mal vorbei. Bei diesen Treffen an jedem letzten Montag im Monat vormittags werden Sie uns kennenlernen und sicher mit uns und vor allem miteinander ins Gespräch kommen. Wir bieten Tee, Kaffee, ein paar Brötchen zum kleinen Frühstück, wofür jeder Gast nach seiner Vorstellung einen kleinen Beitrag für die Esszutaten beim nächsten Mal hinterlässt. Wir freuen uns auf Sie - trauen Sie sich heraus aus Ihren vier Wänden und kommen Sie zu uns in die Kastanienstraße 11.

KONTAKT:

IKOS Jena – Beratungszentrum für Selbsthilfe Kastanienstraße 11, 07747 Jena Tel.: 03641 8741160

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KLANGVOLL

Komm, sing mit im IKOS-Chor! ...

Nur die Freude am Singen und Musizieren zählt!

Sschen.ingenDeristIKOS-Chor kein Privileg gesunder Menmöchte allen am gemeinsamen Singen Interessierten und Menschen mit den verschiedensten Krankheitsbildern die Möglichkeit geben, sich musikalisch zu betätigen. Natürlich dürfen auch Gesunde bei uns mitsingen.

Seit unserer Gründung im Herbst 2000 hatten wir bereits zahlreiche Chorauftritte vor Freunden und in der Öffentlichkeit. Der Beifall der Zuhörer stärkt unser Selbstbewusstsein, gibt Kraft für den Alltag und macht uns Mut, auch weiterhin regelmäßig und fleißig gemeinsam zu proben. Wir freuen uns über jede Neuanmeldung. Besondere Vorkenntnisse sind dazu nicht erforderlich. Je nach Einschränkung und psychischer oder physischer Belastbarkeit können Chormitglieder selbst bestimmen, wie weit sie sich in das Proben- und Chorgeschehen einbinden lassen. Dennoch wird durch regelmäßige chorische Stimmbildung und systematisches Arbeiten an der Verbesserung der Klangqualität gearbeitet. Singst Du gern? Dann komm doch einfach ganz unverbindlich zu einer Chorprobe vorbei. Die Chorproben finden statt: jeden Dienstag in der Zeit von 16.00 Uhr - 18.00 Uhr im Gruppenraum 1 der IKOS Jena im AWO Zentrum Lobeda, Kastanienstraße 11, 1. Etage

KONTAKT:

Urte Meinel Tel.: 03641 440101 oder IKOS Jena Kastanienstraße 11 Tel.: 03641 8741160

Sei freundlich zu unfreundlichen Menschen, sie brauchen es am meisten.

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Kurt Haberstich

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Rezept: Kartoffel-Spinat-Curry für 4 Portionen

600 g Kartoffeln (festkochend) 4 Zehen Knoblauch 1 Esslöffel Currypulver (scharf) 1 Esslöffel Mehl 250 ml Gemüsebrühe 125 ml Sahne 350 g Blattspinat (oder Tiefkühlspinat) 350 g Hähnchenbrustfilet 1 Chilischote (rot) 1 Teelöffel Zucker Salz, Öl Kartoffeln schälen, waschen und in dünne Spalten schneiden. Knoblauch schälen und in dünne Scheiben schneiden und im Öl bei mäßiger Hitze glasig dünsten. Abgetropfte Kartoffeln dazugeben, mit Salz würzen und rundherum anbraten. Curry und Mehl untermischen und kurz anschwitzen. Brühe dazugießen, gut verrühren, und die Kartoffeln bei schwacher Hitze zugedeckt 10 min kochen. Ab und zu umrühren. Sahne unterrühren und ohne Deckel weiter 10 min kochen, gelegentlich umrühren. Inzwischen den Spinat waschen und verlesen, grobe Stiele entfernen, große Blätter etwas zerzupfen oder den TK-Spinat auftauen (frisch schmeckt besser). Hähnchenbrustfilet ca. 2 cm groß würfeln und Chilischote längs halbieren, entkernen und in feien Streifen schneiden. Spinat trocken schleudern und mit Hähnchenbrustfleisch (wer will kann dieses auch vorher kurz kräftig anbraten) und Chilischote unter die Kartoffeln mischen. Weitere 7 min offen garen. Mit Zucker und Salz würzen. Die vegetarische Variante ohne Huhn ist ebenso lecker!


CHANCE JENA und Veranstaltungen für Frauen aller Altersgruppen – von Entspannung über Aus der aktuellen politischen und VereinsGewaltfreie Kommunikation und Selbstbehauptung bis hin landschaft Jenas nicht mehr wegzudenken ... Gesprächskreise, zu kreativen Angeboten wie Schreiben, Töpfern und Singen – wird erweitert

STÄRKEND

durch psychosoziale Beratung und Begleitung von Frauen für Frauen und eine Frauen-Fach-Bibliothek.

25 Jahre Frauenzentrum TOWANDA Jena e. V.

D as Frauenzentrum TOWANDA Jena e. V. gibt es ein Vierteljahrhundert! Heute wie vor 25 Jahren ist es unverändert wichtig, in Jena, in unserer Gesellschaft und weltweit für die Rechte von Frauen einzutreten und Frauen aus Jena und Umgebung einen sicheren und geschützten Ort für Kommunikation, Bildung, Selbststärkung, Wohlbefinden und Kreativität zu bieten. Im Oktober 2015 gab es die Gelegenheit, bei einer Festveranstaltung zum 25-jährigen Jubiläum mit Gründerinnen und Wegbegleiterinnen des Frauenzentrums ins Gespräch zu kommen.

Am 26. Juni 1990 gründeten feministisch engagierte und frauenbewegte Jenaer Frauen den Verein Frauenzentrum Jena e. V., um einen Ort und eine Institution in Jena zu schaffen, die sich ausschließlich den Bedürfnissen, Rechten und der Lebenssituation von Frauen, Müttern und Lesben widmen. Das Engagement für die gesellschaftliche Akzeptanz weiblicher Homosexualität bildete in dieser Zeit einen wichtigen Schwerpunkt, wie die von Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums herausgegebene inoffizielle Zeitschrift „frau anders“ (1989-1996) dokumentiert. Seit der Gründung hat das am 30. April 1996 auf den Namen TOWANDA getaufte Frauenzentrum im Kampf für Frauenrechte zahlreiche Erfolge gefeiert, aber auch einige Niederlagen erfahren, vielfältige sozio-kulturelle sowie politische Veranstaltungen durchgeführt, und es ist aus der aktuellen politischen und Vereinslandschaft Jenas nicht mehr wegzudenken. Politische und gesellschaftliche Themen, wie die aktuelle Ausstellung „Frauennamen für Jenas Straßen“, stehen ebenso im Mittelpunkt wie die individuelle Stärkung und Unterstützung der Frauen. Ein breites Spektrum an regelmäßigen Kursen

Ganz aktuell engagiert sich das Frauenzentrum TOWANDA Jena e. V. auch für die in Jena lebenden geflüchteten Frauen. Ein wöchentliches WelcomeCafé für geflüchtete Frauen, das gemeinsam mit refugio thüringen e. V., der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Jena, Übersetzerinnen und zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen durchgeführt wird, bietet den Frauen einen geschützten, sicheren Raum für Begegnung und Gespräch miteinander. Auch niedrigschwellige Beratungsgespräche finden hier statt. Darüber hinaus wurde auf Wunsch der Frauen ein regelmäßiger Sport-Kurs für geflüchtete Frauen ins Leben gerufen. Und Mitte Dezember 2015 startet das TOWANDA in Zusammenarbeit mit der ÜAG den ersten Deutsch-Einstiegskurs für geflüchtete Frauen in Jena. Aus der Perspektive der Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums TOWANDA Jena e. V. ist ein geschützter und sicherer Rahmen eine wesentliche Grundvoraussetzung dafür, dass die zum großen Teil traumatisierten Frauen hier wirklich ankommen können und beginnen, sich sicher und wohl zu fühlen. Das wiederum sind Voraussetzungen für eine gelingende Integration. Dr. Beatrice Osdrowski Koordinatorin im Frauenzentrum Towanda Jena e.V.

KONTAKT:

Wagnergasse 25, 07743 Jena Tel.: 03641 443968 E-mail: towanda_jena@web.de www.frauenzentrum-jena.de

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AUSGENUTZT

Im Andenken an Henrietta Lacks ...

Rebecca Skloot Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks Geschichte der HeLa-Zellen

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ebecca Skloot, eine amerikanische Wissenschaftsjournalistin, erzählt aus dem Leben einer Frau, deren Name einfach nicht vergessen werden darf. Das Kürzel HeLa ist in den medizinischen Laboratorien dieser Welt ein Begriff. Ihre Existenz und ihr Leiden hat die medizinische Forschung revolutioniert. Über den Menschen, der hinter dem Kürzel steht, ist nur wenig bekannt. Henrietta Lacks war eine farbige Amerikanerin. Sie stammte aus armen Verhältnissen. Im Januar 1951 erkrankte sie an einem Gebärmutterhalstumor. Wie alle Farbigen der Unterklasse hatte auch die Familie Lacks keine Krankenversicherung. Das John Hopkins Hospital in Baltimore war zu dieser Zeit im großen Umkreis das Rebecca Skloot einzige Hospital, das farbige AmeriDie Unsterblichkeit der Henrietta kaner in Sonderabteilungen kostenlos Lacks - Geschichte der HeLaZellen behandelte. Ein Teil der Ärzte nutzte Wilhelm Goldmann Verlag die Patienten dieser Stationen ohne München 2013 deren Wissen für ihre wissenschaftISBN 978-3-442-15750-1 lichen Arbeiten. So erging es auch Henrietta Lacks. Noch vor ihrer ersten Behandlung mit Radiumstäbchen wurden ohne ihre Kenntnis Gewebeproben ihres Tumors entnommen, mit dem Kürzel HeLa bezeichnet und zum Ansetzen einer Zellkultur ins Labor gegeben. Schon seit Jahren wurde in den medizinischen Laboratorien der ganzen Welt nach einer Möglichkeit gesucht, menschliche Zellen außerhalb des Organismus zu kultivieren. Mit den Zellkulturen wollte man die Fragen der Tumorentstehung und -behandlung klären. Sie wurden ebenfalls dringend benötigt, um Medikamente und Impfseren zu testen. Leider starben die meisten Zellen schon nach kurzer Zeit im Nährmedium ab. Umso größer war die Überraschung, dass die Zellen der HeLa-Kultur nicht nur überlebten, sondern sich auch in einer rätselhaften Geschwindigkeit vermehrten. Schon bald konnte die Kultur geteilt werden, die Zellzahl verdoppelte sich jeweils binnen 24 Stunden. Schnell wurde der Erfolg bekannt, und die Anfragen an das Krankenhaus um Lieferung von HeLa-Kulturen häuften sich.

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So rasend schnell, wie sich Henriettas Zellen in der Kultur vermehrten, wuchsen sie auch in ihr. Trotz mehrmaliger Behandlung mit Radiumstäbchen und Bestrahlungen war ihr Körper schon im Herbst vollkommen mit Tochtergeschwülsten besiedelt. Henrietta Lacks starb qualvoll im Oktober 1951 mit nur 31 Jahren. Sie hinterließ ihren Ehemann und fünf minderjährige Kinder, das jüngste gerade ein Jahr alt. Etwa in dieser Zeit begannen die Planungen für eine HeLa-Fabrik. Wöchentlich sollten Billionen von HeLa-Zellen produziert und ausgeliefert werden. Die damals wütenden Polioepidemien machten das Problem so dringlich. Präsident Roosevelt, selbst an Polio erkrankt, hatte eine Stiftung zum Kampf gegen die Kinderlähmung ins Leben gerufen. Die Poliobekämpfung hatte höchste Priorität. Zwar hatte Jonas Salk bereits einen Impfstoff entwickelt, aber der durfte ohne entsprechende Tests nicht an Menschen angewendet werden. Bis dahin wurden Impfseren an Affen getestet. Abgesehen vom Tierschutz, der damals noch kein Thema war, war das eine sehr teure und zeitaufwändige Methode. Zum Glück reagierten die HeLa-Zellen auf Polioviren. Dass sie sich im flüssigen Nährmedium züchten ließen, vereinfachte die Massenproduktion. Die Schlacht gegen die schreckliche Seuche trat in eine entscheidende Phase. Während ihrer Ausbildung hatte Rebecca Skloot von der Geschichte der HeLa-Zellen gehört und war von dem Thema sofort fasziniert. Sie wollte mehr über Henrietta Lacks erfahren und nahm Kontakt zu den Hinterbliebenen auf. Sie traf auf eine frustrierte und enttäuschte Familie. Die Nachkommen waren so arm, dass keiner von ihnen eine Gesundheitsversicherung hatte, während die Pharmafirmen an den Zellen ihrer Mutter Millionen verdienten. HeLa-Produkte wurden mit bis zu 10.000 Dollar gehandelt. Zufällig erfuhr die Familie Jahrzehnte nach Henriettas Tod von den lebenden Zellen ihrer Mutter. Auf Grund ihres geringen Bildungsstandes stellten sie sich schreckliche Dinge vor, die ihr widerfahren waren. Deborah, Henriettas jüngste Tochter, erkrankte darüber. Ergreifend ist der Bericht, wie sie mit R. Skloot zusammen versuchte, die Krankenakten einzusehen und einen Blick auf die Zellen ihrer Mutter zu werfen. Bereits selbst im reifen Alter, holte sie ihren Schulabschluss der 10. Klasse in Lesen und Rechnen nach, um die Krankenakte ihrer Mutter selbst lesen zu können. Das Buch ist ein Sachbuch, aber es liest sich spannend wie ein Krimi. Erschütternd sind die sozialen Zustände, die die Autorin schildert. Für uns ist es unvorstellbar, dass arme Patienten in den Spezialabteilungen der kostenlosen medizinischen Versorgung für Schwarze als Versuchspersonen missbraucht wurden. Das ging sogar so weit, dass sie ohne ihr Wissen und Einverständnis die aggressiven Krebszellen von Henrietta implantiert bekamen, und das ein Jahrzehnt nach den Nürnberger Urteilen gegen Menschenversuche im KZ! Rebecca Skloot setzt Henrietta Lacks mit ihrem Werk ein Denkmal. HeLaZellen gibt es noch heute in allen Zelllaboratorien dieser Welt. Unendlich viele Versuche wurden mit ihnen gemacht. Sie wurden mit Gift behandelt, sie wurden bestrahlt, sie wurden sogar in den Weltraum geschossen. Mittel gegen die schlimmsten Viren und ein Großteil der krebshemmenden Substanzen wurden an ihnen erprobt. Vermutlich hat jeder von uns schon einmal ein Medikament bekommen, das an HeLa-Zellen getestet wurde. Henrietta Lacks, ihr Leben, ihr Leiden und ihr Sterben dürfen nicht vergessen werden. Ursula Schäfer


KLANGREICH

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Wie Musik seelische Gesundheit fördern kann ... Das Augenmerk legen die Organisatoren dabei nie bewusst auf seelische

Woche der seelischen Gesundheit 2015 in Jena

D ie 7. Woche der seelischen Gesundheit in Jena 2015 stand unter dem Motto: „Seelenklang“. Der inhaltliche Schwerpunkt beschäftigte sich in diesem Jahr mit dem Zusammenhang von Musik im Besonderen und akustischer Wahrnehmung im Allgemeinen auf die seelische bzw. psychische Gesundheit und Ausgeglichenheit. Es ging u. a. darum, wie Musik unsere Stimmung beeinflusst, seelische Gesundheit fördern kann, einen Ausgleich schafft für Alltagsbelastungen und gerade im Zusammenhang mit anderen Menschen Gemeinschaftserlebnisse vermittelt.

Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden. Da spricht Seele zu Seele. Moses Baruch Auerbacher

Erkrankungen und psychiatrische Diagnosen, sondern auf eine gesunde Psychohygiene. Darauf, wie es uns gelingen kann, gesund zu bleiben, Lebensqualität zu sichern oder wiederherzustellen, bewusst auf Resilienz zu achten und entsprechend salutogenetischen Wissens unsere selbstregulativen Kräfte zu aktivieren.

SEELENKLANG Im Vorfeld gab es einen Aufruf an interessierte Menschen, uns ihre Gedanken zu den Themen Seele, Musik, Klang mitzuteilen. Drei Einsendungen drucken wir hier für ein noch breiteres Publikum ab:

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usik berührt meine Seele auf verschiedene Weise, sie kann für mich sein: inspirierend, aufrüttelnd, energetisierend, kraftvoll, lebendig, melancholisch, emotional, deprimierend, freudvoll, zärtlich, bewusst machend, fröhlich, traurig, sinnlich, lieblich, optimistisch, würdevoll, streichelnd, sensibilisierend, poetisch, erhaben, beruhigend, träumerisch, in eine andere Welt entführend, stressabbauend, anstrengend, in den Schlaf bringend, lustig, erschütternd, ekstatisch, vereinend, trennend, Meeresrauschen, bombastisch, befreiend, langweilig, sehnsuchtsvoll, niederdrückend, Fernweh auslösend, kritisch, erhaben, einfach, kompliziert, lebensbejahend, interessant, umfassend, verbindend, niederdrückend, lebhaft, theatralisch, verstörend, angsteinflößend, düster, eigenartig, bedrohlich, aufklärend, berührend, leidenschaftlich, wütend, verführend, erotisch, schmelzend, zum Mitsingen anregend, werbewirksam, leistungssteigernd, mitten ins Herz treffend, dramatisch, Einsamkeit erleichternd, Gemeinsamkeit bringend, harmonisch, disharmonisch, dramatisch, roh, Lebensphasen begleitend, Erinnerungen auslösend, zum Tanzen anregend, atemlos machend, berauschend, romantisch, unglücklich, schockierend, schmerzvoll, guttuend, stressig, ruhig, entspannend, motivierend, stimmungsaufhellend, aktivierend, beflügelnd, mich lebendiger fühlen lassen und mich glücklich machen Anonym

In der Woche vom 19. bis 25. Oktober 2015 boten ganz unterschiedliche Veranstalter mit ganz verschiedenen und vielseitigen Beiträgen in über 40 Veranstaltungen wunderbare Erlebnisse für alle, die sich darauf eingelassen haben. Es gelang uns, breite Anteile aller Altersklassen der Bevölkerung auf die Beine zu bringen und zu den Ereignisorten zu „locken“. In der Ernst-Abbe-Bücherei stand zudem ein Büchertisch bereit, der zum Thema „Seele und Musik“ passende Medien zur Auswahl und Ausleihe stellte. Natur, Seele und Klänge, Chorgesang, Tanz in vielen Variationen, Musik für alle Geschmacksrichtungen, Kinofilme, musiktherapeutische Ansätze, Konzerte, Klangyoga und Mantrasingen, Fotoausstellungen, Theateraufführungen, Philharmonieschnuppern… diese Aufzählung lässt in Ansätzen erahnen, wie toll und bunt diese Woche gewesen ist und bringt so manchem Leser, der nicht dabei sein konnte das Gefühl, SCHADE, dass mir das entgangen ist. Nach der Woche der seelischen Gesundheit ist auch immer wieder vor der nächsten Woche… Es wird auf jeden Fall 2016 die 8. Auflage geben.

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usik ist im Wesentlichen eine Wellenbewegung, eine Art Schwingung von Energien. Wenn wir sie hören, insbesondere intensiv hören und uns vollständig öffnen, reagiert etwas in uns auf diese Wellen und versetzt uns selbst in Schwingung. Musikgenuss ist demnach das bewusste Erleben einer Resonanz, einer Verschmelzung von Vibrationsfeldern und ihrer gegenseitigen Verstärkung. Unser Körper ist nämlich, wenn wir tief genug schauen, auch selber nur ein Schwingungsfeld. Wir sind selbst ein Wellenmeer, also Musik. Deshalb trifft Musik so leicht in unser Herz. Sobald wir uns für ihre Schwingungsebene öffnen, schwingen wir synchron, was die Wahrnehmung unseres Körpergefühls immens verstärkt. Dennoch wäre die Aussage “Ich bin Musik“ bloß die halbe Wahrheit, denn du bist auch das formlose Bewusstsein, das sich der Schwingung der Energien bewusst ist. Wir sind also nicht nur Musik, sondern Musik und Stille. Höre einmal ein Lied, das dir am Herzen, das „voll auf deiner Wellenlänge“ liegt, mit größtmöglicher Aufmerksamkeit. Sicher bemerkst du dann, wie das, was von außen kommt, dein Inneres massiv in Wallung bringt. Du wirst selber zur Musik. Innen und Außen verschmelzen. Es drängt dich womöglich, mitzusummen, mitzusingen, zu tanzen oder zu weinen. Bekommst du vielleicht eine Gänsehaut? Spürst du Freude oder Trauer oder beides zugleich? Dem Anschein nach mag die gut komponierte Musik die Heftigkeit der Reaktion und das Wohlbefinden verursachen, doch das ist nur bedingt wahr. Das Äußere allein bewirkt wenig. Nur in Verbindung mit der inneren Öffnung des Zuhörenden kann es dessen Tiefen bis ins Innerste durchdringen. Der Körper wird sozusagen weniger dicht, wenn man sich öffnet. Er sperrt sich nicht ab, wird empfänglicher und schlussendlich durchlässig für Klangenergie. Dann allerdings kann sich das angenehme Empfinden übersteigern zu einem wahren Feuerwerk der Lebensfreude. Es ist dann so, als würden sich zwei Meeresströmungen zu einer einzigen gleichgerichteten Strömung vereinen, deren Wogenkraft und -höhe alles Bisherige weit übertrifft. Das Entscheidende ist also nicht die Musik, sondern die innere Öffnung. Du bist entscheidend! Denn was bestimmt den Grad dieser Öffnung? Es ist deine Fähigkeit, dich auf den Moment einzulassen. Dein Zulassen des momentanen Seins, deine Bereitschaft, das Leben zu umarmen, deine bewusste Hingabe an das Hier und Jetzt bestimmen deine Öffnung und damit die Empfänglichkeit für Freude und Schönheit. Wenn du dich vollkommen an die Musik hingibst, dann bist du eins damit Raul Jordan und grenzenlos frei.

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a hast du Töne Augenweide – Ohrenschmaus manch Bächlein fließt mit viel Gebraus, ein andres murmelt leise da hört man noch die Meise. Der Natur gibt’s viele Töne das ist für mich stets auch das Schöne. Mal laut, mal leise geht es zu, doch selten hört man den Uhu. Blitz und Donner, Krach und Brumm, im Nuh ist da ein Jahr herum. Bienen summen, Lerchen singen und bringen unser Ohr zum Klingen. Meeresrauschen find ich toll, doch leider ist der Strand zu voll mit Menschen, die selbst lärmen, anstatt am schönen Ort zu schwärmen. Musik natürlich ist auch schön, doch muss ich leider passen, kriegt‘ nie ein Instrument zu fassen, was ich sehr schade finde, da fühl ich mich wie eine Blinde. Christa Scholz, Mai 2015 für die Woche der seelischen Gesundheit

Die Musik drückt das aus,

was nicht gesagt werden kann

und worüber es unmöglich ist zu schweigen. Victor Hugo


CHANCE JENA der Zwang zu scheinen, wer und was Du nicht bist, verschwindet – Kräfte werden frei. Du wirst Dir selbst gerechter und richtiger – das Richten nimmt ab… Das RENNEN liegt hinter Dir - das Glück anhaltend, wahre Lebendigkeit ist da. Du fühlst, wer Du bist…Du bist ent-täuscht – DU BIST BEI DIR. WERDE UND BLEIBE LEBENSKÜNSTLER ! -LEBEN IST EINFACHSei achtsam - lebe zum Wohle aller Wesen. Lebe so, dass unter Deiner Lebensart NICHTS und NIEMAND zu leiden hat.

Die Hauptveranstaltung am 24. Oktober hatte sich als Klangraum den Kulturbahnhof erobert. Dort konnten Interessierte eine Führung durch den früheren und jetzt unter Denkmalschutz stehenden Saalbahnhof erhalten, an drei unterschiedlichen Workshops teilhaben, abends junger selbstgemachter moderner Musik lauschen und ein Klang-Welten-Konzert genießen.

Keinen verderben zu lassen, auch nicht sich selber, jeden mit Glück zu erfüllen, auch sich, das ist gut. Bertolt Brecht, Gedichte über die Liebe, S. 218 Volker Lauckner, 1. September 2015 www.feld-kraft.de

Volker Lauckner aus Delitzsch brachte seine Planetengongs, Klangschalen, Trommeln, Didgeridoos, Obertonflöten, Schlitztrommeln… zum Klingen und verzauberte eine mit vielen Menschen sehr gut gefüllte ehemalige Schalterhalle in ein Klangparadies. Hier noch einige seiner Gedanken: ESSENZ Nr.1

Die höchste aller Künste ist die Lebenskunst… Ja, renn nur nach dem Glück doch renne nicht zu sehr denn alle rennen nach dem Glück das Glück rennt hinterher. Bertolt Brecht, Dreigroschenoper

Ab und zu einmal langsam gehen, an halten, still halten, hören was an-klingt… sich einholen, zu sich kommen, bei sich sein und bleiben, sich Zeit für das Wesentliche nehmen, sich auf Fortschritt und weniger auf Vorsprung einlassen, …sich erlauben zu werden der man ist… Erkenne Dich selbst – werde der Du wirklich bist! Sei Dir GENUG und es wird GENÜGEND in Dein Leben fließen… Mit einem „sich selbst genügend zu sein“ hört weitgehend das falsche Leben auf –

Ich glaube nicht an Beziehungen, die aus

einem Defizit heraus geschlossen werden, sondern an jene, die aus innerer Fülle heraus entstehen. Aus Freiheit.

Katrin Ammon

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CHANCE JENA Die Melodie unseres Lebens spielt ihr Lied in unseren Worten ...

MELODIE DER WORTE Worte der Achtsamkeit

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iele tausende Worte verlassen täglich unseren Körper und Geist, seien sie gedacht, gesprochen oder geschrieben. Wie bewusst sind wir uns dieser Gedanken, Laute und Buchstaben? Achtsamkeit vermag die Energie der Worte zu bündeln und ihre Kraft aufleuchten zu lassen. Der Klang unserer Worte sollte sein wie eine wunderbare Melodie: ob laut oder leise, tief oder hoch, schnell oder langsam, kraftvoll oder zart. Die Melodie unseres Lebens spielt ihr Lied in unseren Worten. Spielen wir es voll Achtsamkeit, damit kein Ton, kein Klang unbewusst verhallt. Die Melodie unserer Worte soll die Herzensblume des anderen zum Vorwort aus Thich Nhat Hanh – Worte der Blühen bringen, soll Frieden stiften Achtsamkeit und beruhigen, soll beleben, ÄngsVerlag Herder, Freiburg, 1997/1999 te verscheuchen, Mut machen und in natur & heilen, 6/2015, S. 10/11 Trauernde trösten. Üben wir vorsichtig und sehr bewusst, die Wirkung unserer Worte auf andere Menschen, auf Pflanzen und Tiere, auf alle Lebewesen und den ganzen Kosmos einzuschätzen. Welche Kraft entfaltet sich in heilenden und wohlklingenden Lauten! Friedvoll soll unsere Lebensmelodie erklingen. „Worte sind Energie, die auf alle Dinge und Aktivitäten ihr Licht werfen.“ Thich Nhat Hanh

Gesundheitstipp: Traubenkerne: Bitter, aber sehr gesund Kindern schmecken sie besonders gut, die süßen kernlosen Trauben, sogenannte Seedless Trauben. Allerdings: „Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun will, sollte Trauben mit Kernen bevorzugen“, sagt Heidrun Schubert, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern. Denn die Traubenkerne enthalten mehr sekundäre Pflanzenstoffe als das Fruchtfleisch. Diese Antioxidantien wirken entzündungshemmend und keimtötend. Und blaue Trauben wiederum enthalten mehr davon als weiße Weintrauben Wer diese gesunden Substanzen für seinen Körper nutzen will, sollte die Traubenkerne sogar zerbeißen, rät die Expertin. Erst dadurch würden sie gut aufgenommen werden, die Magensäure schaffe das nicht allein. in natur & heilen, 9/2015, S. 8

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Wortinhalte sollten deshalb so achtsam wie möglich gewählt werden. Seien wir uns dessen bewusst, wie oft wir täglich urteilen und verurteilen, befehlen und verletzen! Gehen wir morgens mit liebevollen Worten aus dem Haus, geben wir unseren Familienmitgliedern Kraft und Stärke und Freude mit auf den Weg des Tages! An unserer Arbeitsstätte helfen aufmunternde Worte unseren Mitarbeitern, Freude am Tagwerk zu empfinden. Und am Abend schenkt der beruhigende Klang unserer Sprache einen friedlichen Schlaf. Worte der Achtsamkeit werfen ein Licht auf alle Dinge, geben Kraft und Energie, führen zum Erwachen und sind ein Schlüssel zum spirituellen Leben. So klingt unsere Lebensmelodie heilsam und belebend. Adelheid Meutes-Wilsing

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Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.

Marc Aurel


CHANCE JENA

AUFGELISTET

P sychosoziale Themen/ besondere soziale Situationen:

Selbsthilfegruppen und Hilfsangebote im Überblick

H andicap/E inschränkung:

Behindertensport Blinde und Sehbehinderte Erwachsene CI-Träger Gehörlose Kleinwuchs (überregional) Körperbehinderung Lippen-Gaumen-Fehlbildungen Netzhautablösung/-degeneration Rollende BürgerInnen Schwerhörigkeit Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen

K

rankheit: Adipositas/Übergewicht AIDS Akustikus Neurinom Aphasiker Allergie Asthma/COPD Borreliose Brandverletzte Colitis ulcerosa Demenz/auch Angehörige Diabetiker Dialyse/Nierentransplantierte Endometriose (überregional) Epilepsie Fibromyalgie Forum Gehirn (überregional) Frauenselbsthilfe nach Krebs Harnblasentumor Hepatitis-C (überregional) Herzerkrankungen Hirnschädigungen IKOS-Chor (versch. Handicaps) Jüngere Herzkranke (JEMAH/überregional) Junge Menschen mit MS Kehlkopfoperierte (überregional) Klinefelter Syndrom (überregional) Kontinenz/Inkontinenz Krebserkrankungen Leberzirrhose/-transplantation Lungenkrebs Lungensport Marfan-Syndrom Migräne Morbus Bechterew

Morbus Crohn Mukoviszidose (Gera/Jena) Multiple Sklerose Mutismus Narkolepsie (überregional) Neurodermitis Neurofibromatose/Morbus Recklinghausen Osteoporose Pankreatektomie (überregional) Parkinson PCO-Syndrom (überregional) Plasmozytom/Multiples Myelom/Lymphom Polio Prostatakrebs Pulmonale Hypertonie/Lungenhochdruck Rheuma Schilddrüsenerkrankungen Schlaganfall Sepsis (überregional) Sportgruppe ADDI FIT FOR FUN Stomaträger (ILCO) Tinnitus Tumor Vestibularis Schwannom Vitiligo - Weißfleckenkrankheit (Wach-) Komapatienten (überregional)

E

.K

ltern inder: Diabetes-Kinder Typ 1 Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche Eltern beraten Eltern - Elternmentoren für Familien mit Kindern mit Förderbedarf Eltern von Kindern mit Down-Syndrom Eltern von hochbegabten Kindern Eltern von hochgradig hörgeschädigten Kindern (CI-Träger) Eltern von krebskranken Kindern Eltern von verhaltensauffälligen/seelisch erkrankten Kindern Eltern von Kindern mit Legasthenie oder Dyskalkulie „Grünes Herz“ - Verein Herzkind (überreg.) Hilfe für das autistische Kind (überregional) INTENSIVkinder (schwerstpflegebedürftig) neuroKind (mehrfach behinderte Kinder)

FFrauen rauen: in Not

Frauenzentrum Kreativ-Café

P

sychiatrische Diagnosen: Angehörige von psychisch Kranken Angst und Depressionen Beschwerdestelle für Psychiatrie Borderline-Syndrom Depressiv erkrankte Menschen Freizeitclub für psychisch Kranke Gesprächskreis für psychisch erkrankte Menschen – „Wir für uns“ Gruppe Halle - Frauen Gruppe Halle – Männer Panik-Angst-Depression (PAD) Postpartale Depression/Psychose Psychiatrieerfahrene Menschen Psychisch Kranke – „Lichtblick“ & „Sonnenaufgang“

A

bhängigkeitsverhalten: Al-Anon Familiengruppen Alkoholerkrankte und medikamentenabhängige Menschen/auch Angehörige Anonyme Alkoholiker Anonyme Sexaholiker Blaues Kreuz - Alkoholerkrankung „Hilfe zur Selbsthilfe“ Begegnung Jena: SHG „Mittwochsgruppe“ SHG „Neueinsteiger“ SHG „Neues Leben“ SHG „Neuer Weg“ SHG „NOFUM“ SHG „Trockene Gesellschaft“ Angehörigengruppe Tagesstätte Essstörungen/auch Angehörige

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Adoption/Erwachsene Adoptierte Alleinerziehende Ambulanter Kinderhospizdienst Analphabetismus Arbeitslose Ausstieg aus Rechtsextremismus und Gewalt Begegnung und Bildung in der nachberuflichen Lebensphase Erstbesuchsdienst nach Geburt Flüchtlingshilfe Geburtshaus Grüne Damen und Herren Hochsensibilität Homosexualität Hospiz: Geschwister kranker Kinder Kinder krebskranker Eltern Kindertrauergruppe Trauergruppe für junge Erwachsene Trauercafé Verwaiste Eltern Initiative für verwaiste Familien Interkulturelle Öffnung Jugendliche Migranten Junge Menschen allein und auf der Suche Krisen rund um die Geburt Menschen ohne bezahlte Beschäftigung Menschen und Asyl miteinAnderS - Aufklärungsprojekt Notfallseelsorge Opfer rechtsextremer Gewalt Pflegestützpunkt Queerparadies – StudentInnen und Geschlechtsidentität QueerWeg – schwul-lesbischer Verein Scheidungskinder Spätaussiedler und Kontingentflüchtlinge Sternenkinder-Café Straßenzeitung „Notausgang“ Tauschring Transsexualität Umgeschulte Linkshänder Väteraufbruch für Kinder Weisser Ring – Opferhilfe

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KONTAKT: Die Kontaktadressen der Selbsthilfegruppen sind bei IKOS Jena zu erfragen: Kastanienstraße 11, 07747 Jena Telefon: 03641 8741160 oder 8741161

Beratungszentrum für Selbsthilfe


JENA

IKOS

Beratungszentrum für Selbsthilfe Träger: AWO KV Jena-Weimar e. V. Kastanienstraße 11 · 07747 Jena Tel.: 03641 8741160 oder 8741161 Fax: 03641 8741169 E-mail: ikos@awo-jena-weimar.de Internet: www.selbsthilfe-thueringen.de

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Sprechzeiten: Montag - Donnerstag 8.00 - 12.00 Uhr und 13.00 - 16.00 Uhr Mittwoch 8.00 - 12.00 Uhr und nach Vereinbarung

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© studio eljott 2015

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