Waldegg Kalender 15/48

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zur Kuh geben. Immerhin existiert in Zürich und in Basel je ein Restaurant Blindekuh. Doch zurück zum Ochsen. Ihm ist schon in der Weihnachtsgeschichte ein Denkmal gesetzt. Zwar ist er in keinem der vier Evangelien ausdrücklich belegt, aber in der allgemein gültigen, unverrückbaren Überlieferung steht der Ochse zusammen mit dem Esel neben der Krippe Jesu. Er gelangt aber noch in anderer

Hinsicht zu Ehren, hat er doch auch in die Musik Eingang gefunden. Eher zweifelhaft ist diese Ehre bei Wolfgang Amadeus Mozart, dem wir den Kanon „Bona nox, bist a rechter Ox“ verdanken, sowohl was den Text als auch die Melodie betrifft. In A-Dur begibt sich hier der grosse Mozart in die Niederungen leicht grenzwertiger Gedankengänge, wie er das ja auch in anderen Kanons lustvoll tut. Beim französischen Komponisten Darius Milhaud steigt der Ochse – man glaubt

es kaum – aufs Dach, was seinen musikalischen Ausdruck in der schmissige Fantasie „Le Boeuf sur le toit“ findet. Und gar menschliche Gestalt nimmt er in der Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss an. Dort tritt er in der Person des Barons Ochs auf Lerchenau auf. Bei diesem handelt es sich allerdings um einen rüpelhaften Schwerenöter, mit dem sich wohl kein tierischer Ochse gerne auf die gleiche Stufe stellen lassen würde – zumal Letzterer ja kastriert ist...

Ochsengespann in Niederteufen. Undatierte historische Aufnahme aus der Sammlung von Werner Holderegger.

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