VISIER 08/2025 Leseprobe

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Long-Range

The Impact of Precision

C.G. Haenel aus Suhl bietet moderne System-Präzisionsgewehre für das Schießen auf weite Distanzen. Sie verbinden hohe Funktionalität mit beeindruckender Präzision. Gegenüber der Vorgänger-Generation glänzen die neuen LongRange-Waffen mit reduziertem Gewicht, vereinfachtem Handling – und einem bedarfsgerechten Sortiment.

Ausziehbare Schulterstütze mit verstellbarer Wangenauflage

3-StellungsSchlagbolzensicherung

Zylinderverschluss mit 60 Grad Öffnungswinkel

Eingefräste Picatinny-Schiene

Handschutz mit NAR und M-LOK kaltgehämmerter Matchlauf

Direktabzug

Höhenverstellbare Schulterstützkappe

Für Waffen gilt:

ARCA Aufnahme

Magazin mit 5 Schuss Kapazität

M15x1 Gewinde für Schalldämpfer oder Mündungsbremse HAENEL LR / ONE

Abgabe nur an Inhaber einer gültigen Erwerbserlaubnis. Bitte gültige Erwerbsberechtigung mit Personen NWR ID und WBK NWR ID einsenden. Bitte beachten Sie die Versandkosten in den AGB.

Nähere Informationen erhalten Sie bei FRANKONIA – unter frankonia.de und im gut sortierten Fachhandel.

Zum Digitalabo:

Evaluierung und Novellierung...

... da stand doch mit Blick aufs Waffenrecht etwas im Koalitionsvertrag, oder? Ich zitiere einfach mal wieder, kann man ja gar nicht oft genug lesen: „Wir bekämpfen illegalen Waffenbesitz und evaluieren unter Einbeziehung aller Betroffenen und Experten das Waffenrecht umfassend und entwickeln es bis 2026 fort, unter den Maßgaben,

• es praxisorientierter und anwenderfreundlicher zu machen und die Verhältnismäßigkeit zu wahren,

• die Verfahren effektiver und digitaler zu machen und die Dauer wesentlich zu reduzieren und

• noch zuverlässiger sicherzustellen, dass insbesondere Extremisten oder Menschen mit ernsthaften psychischen Erkrankungen nicht legal Waffen besitzen.“

Dabei schwingt natürlich der Gedanke mit, dass jeder angedachten Änderung eine Prüfung zur Effektivität und Notwendigkeit der vorhandenen Regelungen vorangehen müsse – ich betone: aller Regelungen. Dies auch unter Umständen mit der Folge, das Gesetz neu aufsetzen zu müssen. Was geschieht stattdessen? Man bastelt weiter. Das zeigen aktuell die Einschränkungen zu Druckluft-Nadelrevolvern des Typs „SixNeedler“. Dazu wurde am 26. Juni die WaffG-Anlage 2, Abschnitt 2, Unterabschnitt 2, Nr. 1.1 durch Einfügen eines Satzbausteins geändert: „[...] in Bezug auf Geschosse mit einer Länge von mehr als 30 mm mehrschüssig sind.“ Heißt: Demnach sind solche Druckluftwaffen verboten, wenn sie für Pfeile jenseits dieses Maßes eingerichtet sind. Mal abgesehen davon, dass das Sportschützen und Jäger kaum betrifft – diese Einschränkung wird kaum zum Verschwinden der Nadelrevolver beitragen, sondern wohl nur zur Produktionsverlagerung ins weniger heikle Ausland führen und von da aus zu munterem Schmuggel einladen. Mit der Verschärfung einher gingen auch Korrekturen am kürzlich erst verabschiedeten Sicherheitspaket, dessen waffenrechtliche Regelungen vor allem den braven Bürger (m/w/d) treffen, aber nichts dazu tun, um Messerstechereien und Ähnliches zu vereiteln. Hier sei entschieden gefordert, die WaffG-Evaluierung nicht länger auszusitzen. Nur so gibt’s valide Erkenntnisse dazu, wo Nachbesserungsbedarf besteht, wo überreguliert wurde, wo vermeidbare Kosten (für Behörden wie Bürger) au aufen und wo vielleicht inhaltlich alles im Reinen ist. Bis dahin höre man aber damit auf, Mikrokorrekturen und Ein-Satz-Verschärfungen vorzunehmen – das ist nämlich nichts anderes als das Fortführen der altbekannten Salamitaktik.

Die dritte Generation der erfolgreichen PolymerrahmenPistolen-Serie mit dem OMEGA SA/DA Abzugsmechanismus.

 MIL-STD-1913-Schiene  auswechselbare Backstraps

 neue Optic-Ready-Schnittstelle mit Shield RMS und Holosun K-Footprints

Abgabe nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis.

Proof Research MTR 2.0:

Kurz, leicht, mit viel Carbon und im Kaliber 6 mm Arc – die neue Spielart der MTR.

Armi Dallera Custom Cerberus: Höllenhund, so lautet der martialische Name dieses AR-15.

Panzerbüchsen 38 und 39:

Die deutschen Gustloff-Panzerbüchsen des Zweiten Weltkriegs.

Rheinmetall SSW40:

Der neue mehrschüssige Granatwerfer für starke „Medium Velocity“-Munition.

EM Leichte Feldartillerie 2025:

10 mm Auto-Pistolen:

Leistung satt und gut kontrollierbar: Glock 20 MOS Hunter, P320 XTEN, S & W M & P 2.0.

Aus allen Ländern und aus allen Rohren: VISIER besuchte die Europameisterschaft der Leichten Feldartillerie. 24

Victrix Venus Pro:

Dieser Wettkampf-Repetierer kann sehr viel mehr, als nur optisch hervorzustechen. Auf Seite 24 geht’s zum ausführlichen Test der Büchse im Kaliber 6 XC.

Test & Technik

Pistolen-Vergleich

in 10 mm Auto: 8

Das Trio von Glock, SIG Sauer und Smith & Wesson im Ballistik-Test.

Tanfoglio Stock III Pro: 16

Die Ganzstahl-Match-Neun Para im ausführlichen Schießstand-Check.

Victrix Venus Pro: 24

Die italienische Match-Büchse, hier in 6 XC im Test auf 100 und 300 Meter.

ADC Cerberus: 32

Ein kompakter Selbstlader des AR-15Spezialisten Armi Dallera Custom.

Proof Research, 6 mm Arc: 40

Der leichte US-Repetierer Elevation MTR 2.0 im Praxis-Check.

Walther LG500 Blacktec: 46

Die preisgünstige Variante des Match-Luftgewehrs von Carl Walther.

Rheinmetall SSW40: 50

Automatisch, magazingeladen und für MV-Munition – der neue Granatwerfer.

Vor Ort

Lynx Brutality 2025: 54

VISIER war auf der slowakischen RDA-Shooting Range mit am Start.

Europameisterschaft

Leichte Feldartillerie 2025: 58

Reportage aus Sondershausen: Wettkampf der Kanoniere, organisiert vom VDSK.

Recht & Ordnung

True Crime – Der Zahnarzt: 62

Ein brutaler Dreifachmord, der nicht nur Norddeutschland schockte.

WaffG und AGV: 66

Sie sorgen für Irritationen: die allgemeinen Verbotsverfügungen der Bundespolizei.

Sammeln

& Selbermachen

Mit ihr begann die Historie deutscher Taschenpistolen – heute eine Rarität.

Geschichte & Geschichten

Panzerbüchsen 38 und 39: 92 Die Gustloff-Panzerbüchsen der Wehrmacht in 7,92 x 94 mm.

TA30C MAX

& Nachrichten

Hier geht‘s zu all4shooters:

Diese Einsatzlampe mit echten 3000 Lumen sorgt bei jeder Mission für das notwendige Licht Carbon Green

Glock 20, SIG Sauer P320 XTEN und S & W M & P 2.0

Kaliber 10 mm Auto im Test:

Beherrschbare Kraftpakete

Die vor einigen Ausgaben gemessenen Leistungen einer 10 mm Auto-Pistole beeindruckten auch altgediente Tester. Denn die enorme Kraftentfaltung ließ sich überraschend gut handhaben. Zeit für einen Blick auf gängige Pistolen dieses offensichtlich kommenden Kalibers. Wo VISIER genau hingeschaut hat und was dabei herauskam, das steht hier:

Links die Mündungsansicht der im Verschluss geporteten SIG Sauer. Mittig die biedere Glock-Mündung. Zackig sieht rechts die Mündung der S & W aus, am Verschluss wie am Lauf geportet.

Fotos: Marcus Heilscher, Robert Riegel
Drei Pistolen Kaliber 10 mm Auto

Tanfoglio Stock III Pro 9 mm Luger im Test:

Für IPSC zu schade?

Die Tanfoglio Stock III Pro wirkt wie eine der vielen Pistolen für den Einsatz in der IPSC-Production Class. Doch die massive fünfzöllige Ganzstahlwaffe kann deutlich mehr als nur schnell schießen.

Was genau, steht hier:

Fotos: Marcus Heilscher & Robert Riegel

Long Range-Repetierer im Kaliber 6 XC:

Pretty in

Die Farbe ist heftig – die Leistung aber auch. Die Match-Büchse Venus Pro des italienischen Herstellers Victrix lieferte auf 100 und 300 Meter absolute Spitzenpräzision ab. Wie gut sich der Repetierer im Detail bewährte, lesen Sie hier:

Als die Reimer Johannsen GmbH aus Neumünster der Redaktion

VISIER eine Victrix Venus Pro im Kaliber 6 XC für einen Test anbot, war eine gewisse Vorfreude bei den Testern spürbar. Zum einem sind die Waffen von Victrix technisch interessant und sehr gut verarbeitet, zum anderen verspricht das Kaliber 6 XC sehr enge Streukreise. Als die Tester jedoch den Waffenkoffer das erste Mal öffneten, hielt sich die Be-

geisterung etwas in Grenzen. Das komplette Aluminium-Chassis, Teile vom Zweibein und der Schalldämpfer begrüßten die Tester in einem Pink-Farbton. Folglich lautete der erste unwillkürliche Gedanke: „Wann ist ein Schießstandbesuch möglich, bei dem man am besten allein ist?“ Nach dem Studium des Lieferscheines wurde jedoch schnell klar, warum die Waffe in Pink gehalten ist. Sie soll samt umfangreichem Zube-

hör für einen guten Zweck versteigert werden. Zuvor soll sie jedoch möglichst viel herumkommen, auf Events, Veranstaltungen und in der Fachpresse. Die pinke Farbe soll dabei Aufsehen erregen und beweisen, dass nicht nur schwarze Waffen, also Black Guns, präzise schießen können. Um den guten Zweck zu unterstützen, stellten Firmen wie Victrix, ZCO, Roedale, Fortmeier, Recknagel, Brownells und Johannsen die kom-

Pink?

plette Testwaffe zur Verfügung. Der Erlös der geplanten Versteigerung soll der deutschen Brustkrebshilfe zugute kommen. Zuvor bekommt die dann hoffentlich viel gereiste und geschossene Waffe jedoch noch einen neuen Lauf. Die nachfolgenden Seiten sollen die technischen Details der Victrix Venus Pro beleuchten und verraten, ob ein pinkes Gewehr treffen kann oder vielleicht auch gerade deswegen.

Der Lauf:

Victrix bietet die Venus Pro in den Kalibern 6 und 6,5 Creedmoor, 6 XC, 6,5 x 47 Lapua und .308 Winchester an. Die verfügbaren Dralllängen betragen je nach Kaliber 1:7,5“ bis 1:11“. Bei der Lau änge steht nur ein 664 mm langer Matchlauf für alle Kaliber zur Verfügung. Schaut man sich die Dimensionen des Laufes genauer an, fällt dieser in die Kategorie Bull Barrel. Hinter dem M18x1-

Mündungsgewinde beträgt der Durchmesser bereits mächtige 26,3 mm. Diese nehmen dann kontinuierlich auf 31,6 mm direkt vor dem System zu. Der Lauf ist mit dem System verschraubt. Der Verschlussabstand wird mittels eines 7,1 mm starken Rückstoßstollens eingestellt, der zwischen den Lauf und das System geklemmt ist. Der Edelstahllauf hat eine geschliffene und somit sehr glatte Ober äche, im Inneren

Fotos: Christopher Hocke

Kompakter Halbautomat von Armi Dallera Custom:

Der Höll

enhund

WBenannt nach dem Höllenhund der griechischen Mythologie, zeichnet sich die halbautomatische Büchse Cerberus von Armi Dallera Custom in erster Linie durch ihre kompakten Abmessungen aus.

er solch einen Hund hat, um vor seiner Pforte zu wachen, der macht sich keine Sorgen mehr um ungebetenen Publikumsverkehr. Für Hades, Herrn der Unterwelt in der griechischen Sagenwelt, erledigte diesen Job der Höllenhund Cerberus: Drei Köpfe und ein Speichel so giftig, dass sein Geifer Eisenhut sprießen ließ. Cerberus zu überwältigen, dieser Kraftakt gehörte der Legende nach gar zu den Herkules-Aufgaben. Wer heutzutage Tür und Tor von einem Cerberus bewachen lassen will, für den hat der italienische Hersteller Armi Dallera Custom möglicherweise den Namen und die Kon guration des handlichen Halbautomaten im AR-15-Stil ausgewählt.

Die vorliegende Cerberus wurde von der Firma Leader Trading aus Ratingen gestellt. Das Unternehmen importiert zudem neben der 223er Cerberus auch eine kleine Auswahl anderer AR-15 von Armi Dallera Custom. Preislich bildet die Cerberus so etwas wie die Mittelklasse der ADC-Gewehre ab. Das günstigste über Leader Trading erhältliche Modell ist ein

Fotos: Marcus Heilscher, Hamza Malalla

Proof Research Elevation MTR 2.0

Kaliber 6 mm ARC:

Ganz kurz, ganz leicht

Auf große Schussentfernungen akkurat treffen und das in möglichst kompaktem Design – dies die Vorgabe, unter der ihr Hersteller die Repetierbüchse Elevation MTR 2.0 erstellt hat. Einmal dabei, gab es für diesen Test auch ein neues Kaliber und dazu eine technische Finesse aus dem Hunsrück.

Im Nordwesten von Montana liegt Columbia Falls, ein Ort von gut 5000 Einwohnern. Diese Gemeinde auf dem einstigen Gebiet der Salishoder Flathead-Indianer wäre hier kein Thema, gäbe es dort nicht ein spezielles Unternehmen: Proof Research (PR), ein führender Hersteller für geschmiedete Präzisionsläufe sowie Rohre mit Kohlefaserummantelung. Jedoch bietet die Firma längst auch komplette Gewehre, ausgelegt für hohe Langlebigkeit, niedriges Gewicht und – selbstverständlich – höchstmögliche Präzision. Erstmals wurde ich 2022 auf PR aufmerksam. Das war beim SavageRepetierer 110 Ultralite Camo, in dem ein PR-Carbon-Lauf steckte. Dann folgte der Test des Repetierers PR Elevation MTR in 6,5 Creedmoor (VISIER 10/2024). Jetzt der dritte Durchlauf: Es ging um die 2.0-Version. Wieder waren wir gespannt, auch wegen des Kalibers der Waffe: 6 mm ARC.

MTR in 6,5 Creedmoor (VISIER 10/2024).

Das Kaliber 6 mm ARC: Den Patronentyp brachte die US-Firma Hornady 2020 aufs Tapet. „ARC“ steht für

„Advanced Ri e Cartridge“. Die Patrone ist konzipiert für AR-Gewehre und für präzises Schießen auf weitere Distanzen, sprich: ab 600 m aufwärts. Laut Hornady leistet dieses Kaliber das, was größere Patronen können und zudem das, was kleine Patronen nicht schaffen. Das gilt fürs Sportliche und auch fürs Militärische; nicht zuletzt deshalb hat das US-Verteidigungsministerium die 6 mm ARC für einige Dienstzwecke zugelassen. Und zur Jagd? Für RehwildReviere wäre die 6 mm ARC sicher eine schöne Ergänzung, spielt sie doch locker im Bereich einer .243 Winchester mit. Ein Vorteil: Die 6 mm ARC sollte wegen des kurzen Dralls aerodynamisch efzient bleifreie Geschosse stabilisieren können. Die .243 Winchester erreicht ihre gestreckte Flugbahn durch viel Pulver und hohes Anfangstempo. Die 6 mm ARC hat ein ballistisch ausgereifteres Geschoss und kann so eine windstabilere Flugbahn bei niedrigerer Startgeschwindigkeit erreichen. Die Gleichmäßigkeit bringt hinten heraus einen weiteren Vorteil: in der Energie. Dank des niedrigeren Tempos tendiert die 6 mm ARC zu geringerer Hämatombildung.

Unterwegs mit der Proof Research Elevation MTR 2.0. In der neuen Version hat die Waffe einen 16,5“-Lauf in Sendero-Kontur.

Fotos: Carola Rathjens

LG 500 Blacktec von Walther:

Black is back

Mit dem neuen LG 500 Blacktec bietet der Hersteller Carl Walther GmbH ein preiswertes Matchluftgewehr für Einsteiger und Vereine an. Worauf muss man im Vergleich zu den Topmodellen verzichten?

Wie früher in der Fernsehwerbung: Wer etwas auf sich hält, knallt dem Gegenüber die Trumpfkarten seines Wohlstands nacheinander auf den Tisch: „Mein Haus, meine Yacht … und hier mein Luftgewehr!“ Mit Preisen bis knapp an die 6000-Euro-Marke für ein Top-Matchluftgewehr mit elektronischem Abzug (etwa das Walther LG 500 itec BTe, laut Liste bei 5698 Euro) müssen viele Sportschützen entweder lange sparen oder kleinere Brötchen backen. Für viele Nachwuchsschützen und für

Vereine, die ihren Mitgliedern Leihwaffen zur Verfügung stellen möchten, müssen andere Lösungen her. Mit dem Zusatz „Blacktec“ versieht Sportwaffenhersteller Carl Walther schon längere Zeit günstigere Einsteigermodelle mit abgespeckter Ausstattung. Das in Nürnberg auf der IWA 2025 vorgestellte und jetzt lieferbare Walther LG 500 Blacktec liegt laut Preisliste mit 1999 Euro unter der 2000-Euro-Schallgrenze, bei verschie-

denen Händlern ist es bereits für knapp über 1600 Euro zu bekommen. Und was bekommt der Kunde dafür?

Zunächst einmal erhält er eine nach dem Öffnen des Koffers (gehört zum Set) und dem Füllen der Stahlkartusche mit 200 oder 300 bar Pressluft direkt einsetzbare Sportwaffe für die 10-Meter-Disziplin. Zwar müssen auch erst das aus Verpackungsgründen separat beigelegte Basisdiopter und der einfache 22-mmKorntunnel auf den Prismenschienen hinten über dem Abzug und vorn auf dem

Das Einsteiger- und Vereinsluftgewehr Walther LG 500 Blacktec, für Links- wie Rechtsschützen geeignet und durchaus matchtauglich.

Mündungsaufsatz festgeklemmt werden, aber das geht schnell. Kein Zweifel, das mit nur einer Rändelschraube festzuklemmende Diopter entspricht nicht mehr dem Stand der Technik; es rastet laut und etwas grob. Dafür kostet es aber auch einzeln knapp 460 Euro weniger als das Top-Diopter im Programm der Ulmer, das Visionic mit Kugellagerführung für 698 Euro. Wer mit einer direkt auf den Prismenschienen montierten Visierung von der Kopfposition im Anschlag nicht zielen kann, braucht als Zubehör Montageblöcke vorn und hinten. Für ein günstiges Basisluftgewehr und die Vereinsausrüstung reicht es aber aus. Da die Höhe der Blöcke ohnehin von der Halslänge und anderen individuellen Anschlagsfaktoren abhängt, schießt wohl kein erfahrener Schütze ohne eine solche Visierlinien-Erhöhung. Man kauft sie aber meist eh individuell dazu, auch von Fremdanbietern aus dem Zubehörsektor.

legt als beim fast dreimal so teuren TopModell itec BTE: Der Blacktec-Hinterschaft lässt sich nicht aus der Längsachse schränken, die einfache Schaftkappe erlaubt nur eine senkrechte Verstellung. Allerdings bleibt zu berücksichtigen, dass es sich um einen symmetrischen Schaftaufbau handelt, denn das Blacktec lässt sich von Rechts- wie Linksschützen nutzen. Der Pistolengriff ist schon für beidseitigen Zugriff ausgelegt, er hat einen nicht zu dicken Durchmesser und passt erstaunlich gut sowohl in die rechte wie auch die probeweise benutzte linke Hand. Sieht „preisgünstig“ aus, erfüllt aber seinen Zweck.

Auch das LG 500 Blacktec kommt mit einem Aluminiumschaft, dem Namen entsprechend zeigt er sich in mattem Schwarz. Es ist alles einfacher und mit weniger Einstellmöglichkeiten ausge-

Die leicht nach links abgerundete Schaftbacke kann man für den Linksanschlag wenden. Sie wird ohnehin nicht mit den eleganten als Walther-Schleife ausgeführten Rändelschrauben xiert, sondern ganz simpel mit einer Innensechskantschraube. Auch die Schaftlänge ist je nach Körpergröße einstellbar, und zwar über zwei weitere im schmalen Alu-Hinterschaftträger eingelassene Innensechskantschrauben. Wer möchte, kann auch den rechtsseitigen Lade- und

Der Pistolengriff ist symmetrisch für rechts und links, der Ladehebel lässt sich umbauen.

Spannhebel abmontieren und auf die linke Seite verlegen. Dieses praktische Feature der Oberklasse bleibt auch beim Sparmodell erhalten.

Die Schafterhöhung vor dem Abzugsbügel, unter der die Stützhand ansetzt, besitzt keine stufenlos verstellbare Höhe, sondern wird mit Schrauben gehalten. Davon gibt es allerdings drei unterschiedlich lange Zweiersets und vier Distanzstücke, so dass man den Abstand

Fotos: Carl Walther, Ulri ch Eichstädt

Granatwerfer für 40 mm LV- und MV-Munition:

Leistungsstark

In Kombination ihrer wesentlichen Eigenschaften ist Rheinmetalls „Squad

Support Weapon 40“ (Trupp-Unterstützungswaffe 40) ein Novum: ein tragbarer, magazingeladener, automatischer Granatwerfer für das Kaliber 40 x 46 mm MV (Medium Velocity). VISIER zog damit auf die Schießbahn..

Das Grundkonzept ist so schlicht wie praktisch: ein handlicher, aber weitreichender Granatwerfer mit Einsteckmagazinen und den Abmessungen eines Sturmgewehrs, von einem Schützen zu bedienen und wahlweise von der Schulter aus zu nutzen oder von einer Ringlafette aus zu schießen. Mehrschüssige, tragbare 40-mm-Waffen gibt es schon seit Längerem. Aber im Verbund seiner wesentlichen Eigenschaften steht die Neuentwicklung des Hauses Rheinmetall allein da. Ein ganz wesentlicher Faktor ist dabei freilich die Möglichkeit, neben herkömmlicher 40er „Standardmunition“ (Low Velocity“) auch die leistungsstärkere „ Medium Velocity “-Munition zu verschießen. Die Wirkmittel und Gewichte

existieren auch Entwicklungen lenkbarer Munitionen, bei denen ein Granatwerfer quasi als Abschussrampe dient – in ein für die 40 x 46 mm ausgerichtetes Magazin passen solche Sonder-„ Geschosse “ aufgrund der Überlänge freilich nicht mehr. Dank des Kipplaufes kann die SSW40 auch Sondermunitionen mit längerern Hülsen verschießen.

der Granatgeschosse unterscheiden sich bei Medium- und Low Velocity nicht. Aber: MV bietet durch die höhere Mündungsgeschwindigkeit gegenüber Low Velocity eine schnellere Flugzeit, eine wesentlich achere Flugbahn und eine Reichweite von bis zu 900 Metern – bei der LV ist es nicht einmal die Hälfte. Bei letaler Munition in 40 x 46 mm (LV und MV) hat sich in den letzten Jahren viel getan und die Entwicklung schreitet stetig voran. Neben Spreng, Brand, Panzerbrechend, teilweise in Kombination verschiedener Effekte gibt es auch Airburst- und spezielle Drohnenabwehr-Granatmunition. Und wenn man es bei 40-mm-Sondermunition mit der Granathülsenlänge von 46 mm nicht genau nehmen muss: Da

Technisch gesehen handelt es sich bei der Squad Support Weapon um einen zwecks Gewichtsreduzierung weitgehend aus Leichtmetall gefertigten, halbautomatischen Rückstoßlader. Für den SSW40Verschluss braucht es aber schon Stahl als Material der Wahl. Zudem sorgt ein ausgeklügeltes hydropneumatisches

Die Squad Support Weapon 40 im Schuss, eine Hülse der 40 x 46 mm Medium Velocity wird justamente nach rechts oben ausgeworfen.

Dämpfersystem dafür, dass man die Waffe auch im Dauereinsatz, stress-, schmerzund ermüdungsfrei aus der Schulter schießen kann. Das v 0 -Upgrade von der althergebrachten 40 x 46 mm Low Velocity zur Medium Velocity liegt bei rund 75 zu 120 m/s. Das klingt auf dem Papier total harmlos, ist aber aus der Schulter geschossen nur durch das aufwendige Dämpfersystem zu bewältigen, weil die Granatgeschosse sehr viel schwerer sind als Gewehrgeschosse. Die Bedienung ist einfach und komplett beidseitig möglich. Als da wären: ein im Abzugsgewicht verstellbarer Abzug kombiniert mit einem extralangen Pistolengriff, damit die SSW40 auch bequem getragen werden und zur Not sogar mit Fäustlingen gem/s.

schossen werden kann. Unterhalb der Schulterstütze wird der Verschluss entriegelt: Schulterstütze zurückziehen, wieder vorschieben, die Waffe ist jetzt für den ersten Schuss gespannt. Eine Taste oben auf der Waffe dient als Verschlussentriegelung. Der (beidseitige ) Multifunktionshebel hat drei Stellungen: Ganz nach vorn gedreht („ feuerbereit “) oder parallel zum Rohr nach oben geschwenkt („ gesichert “). Drückt man gegen kräftigen Federdruck aus der Position „ gesichert “ noch weiter nach oben, entriegelt man das Einsteckmagazin. Letztere lassen sich sehr bequem von oben befüllen, Rheinmetall fertigt sie mit einer Kapazität für drei (wie im Bild), vier oder fünf Granaten, eine weitere passt ins Rohr.

Letzteres lässt sich über eine an der Unterseite angebrachte Taste entriegeln und abkippen. Das sorgt bei Bedarf für schnelle (und gut sichtbare), hundertprozentige Sicherheit. Und so lässt sich eine 40-mm-Granate direkt bequem in das Rohr laden. Dabei kann es sich selbstverständlich um eine andere Munitionssorte handeln als die im Einsteckmagazin bevorratete Sorte und es gibt ja auch eine große Auswahl an Sondermunition, die von der Länge her gar nicht in das Magazin der SSW40 passen würde. Die vorliegenden Testmuster rüstete Rheinmetall mit einer mechanischen höhenverstellbaren Mechanik aus, kombiniert mit einem seitlich daran befestigten Acro-Re exvisier für die

Fotos: Hamza Malalla

Forderndes 2-Gun-Match

in Slowenien:

Aller guten Dinge

Der Name ist Programm: Brutality-Wettbewerbe fordern den Schützen nicht nur gute Schießfertigkeiten ab: Ohne Fitness und Improvisationstalent geht nichts.

Zum vierten Mal fand dieses Jahr der Wettkampf Lynx Brutality in Kočevje / Slowenien statt. Gestartet als 2-Gun Match in den USA, entdeckten die Finnen um das Outdoor-Geschäft Varusteleka da Gemeinsamkeiten zu Veranstaltungen ihres Reservistenverbandes und organisierten das ab 2019 unter dem Namen Finnish Brutality. Seitdem ist dieses Event ein fester jährlicher Bestandteil in der Brutality-Gemeinschaft. Durch die Nähe zum nnischen Reservistenverband erklärt sich auch das teilweise militärisch angehauchte Auftreten der Teilnehmer, die, anders als in anderen Ländern, keine Vorurteile gegenüber Tarnmustern haben. Ab 2022 war es dann

auch für Slowenien soweit: Mit dem Lynx Training Center, einem privaten Anbieter von Outdoor- und Schießkursen, war ein passender Ort gefunden, an dem ein physisch wie mental fordernder Wettkampf ausgetragen werden konnte. Seitdem ist die Teilnehmerzahl stetig von knapp 70 auf gut 140 Starter angestiegen, diese kommen aus der ganzen Welt, genauso wie die Aussteller verschiedener Produkte und Dienstleistungen. Die Zahl der Stationen wuchs ebenfalls von acht auf zehn an. Die Nachfrage nach den Tickets ist groß, in aller Regel sind sie innerhalb von Minuten ausverkauft. Wohl dem, der sich schon vorab ein Benutzerkonto beim Veranstalter Polenar eingerichtet hat und schnell genug reagiert – oder im Vorfeld ein Ticket bei den Verlo-

sungen der Sponsoren ergattert. Für den Wettkampf benötigt man noch ein wenig Equipment: Eine Kurzwaffe, eine Langwaffe, beides eingetragen in den europäischen Feuerwaffenpass und je nach Startkategorie (irons/open/armoured) Zusatzausrüstung. Für den Autor hieß das: mindestens 12 Kilo Ausrüstung in Form von Munition, Plattenträger, Erste Hilfe-Set, Messer, Lampe, Ersatzmagazine, mindestens 1 l Wasser, das brauchte es zum Start in „ armoured “. Je Waffe werden zirka 200 bis 300 Patronen benötigt. Inzwischen sind nur noch Mittelkaliber zugelassen und auch die Verwendung von Schalldämpfern wird gern gesehen (vor Ort ausleihbar und legal für Sportschützen, das gilt auch für „ große “ Magazine).

Bei Plastic Fantastic galt es, kleine Plastikziele mit der Pistole zu beschießen – ohne die No Shoots darunter zu treffen.

Sechs sind hier im Bild noch übrig. In der zweiten Hand: eine Kettlebell.

Dinge sind - vier

Die Teilnehmer werden Tage vor dem Start online via practiscore.com in zehn Gruppen mit bis zu zehn Startern eingeteilt, dort werden kurz nach dem Match auch die Ergebnisse veröffentlicht. Die ersten fünf Gruppen starten am Morgen des ersten Tages ab 8 Uhr und teilen sich danach auf die ersten fünf vorbereiteten Stationen auf. Dort erwarten sie mindestens zwei Aufsichten, die am Tag zuvor selbst den gesamten Wettkampf absolviert haben. Der Folgetag beginnt in aller Regel mit Verspannungen und Muskelkater. Der zeitliche Ablauf ist wie am Vortag – nur mit den restlichen fünf fordernden Stationen.

Tag 1 - die Stationen:

halbem Weg und am Ende des Parcours werden die Platten erneut beschossen, insgesamt ist er zweimal zu durchlaufen.

Front Line: Sechs Stahlplatten müssen auf eine Entfernung von rund 40 m mit dem Gewehr getroffen werden, nach Entfernen des Magazins kann mit dem letzten Schuss ein Bonus geholt werden. Mit entladener Waffe und zwei beschwerten Munitionskästen ist ein „ Minenfeld “ zu durchqueren. Bleibt man an einer Schnur hängen, löst man eine Platzpatrone aus und darf ein Tourniquet anlegen (drei hat man). Auf

Sisyphus Drill: Der Name ist Programm. Man besteigt ein überdachtes Podest und legt sein Gewehr in einem Kanalrohr ab. Ab dem Startsignal versucht man, durch einen horizontalen Spalt im Rohr eine Silhouette in 150 m Entfernung zu treffen; Anschlag ist frei wählbar. Nach jedem Treffer muss ein 24-kg-Kettlebell vom Boden auf das Podest geholt und von dort in einen Reifen geworfen werden – gezählt werden nur korrekte Wiederholungen innerhalb der drei Minuten.

Hostage Rescue: Gestartet wird hier per Seilrutsche vom Abseilturm! Danach sind auf 15 m zunächst 5-cm-Platten mit dem Gewehr zu beschießen, für Treffer darunter in das No Shoot-Ziel gelten emp ndliche Abzüge. Am Turm bringt man nach einem kurzen Sprint einen 50-kg-Dummy auf einen Palettenstapel. Zurück an der Feuerlinie beschießt man nun „Texas Stars “ und „ Irish Racks “ mit der Pistole. Der Dummy soll dazwischen auch wieder auf den Boden zurückgelegt werden.

Manual Override: Per Stahlseil mit einer Kurbel einen kleinen Wagen von A nach B ziehen – das hört sich recht einfach an. Und es sieht auf den ersten Blick auch so aus. Allerdings ist die Untersetzung der Kurbel recht tückisch; an den vier Haltepunkten müssen zwei Ziele abwechselnd beschossen werden – nach Entnahme des Magazins können mit der letzten Patrone im Patronenlager Bonussekunden ergattert werden. Auch hier ist die Zeit genauso knapp für die Wiederholungen.

Plastic Fantastic: Hier ging’s nur ums Kurzwaffenschießen – startete man in „ armoured “, war dennoch das entladene Gewehr dabei. Ablauf: Der Teilnehmer beschießt im beidhändigen Anschlag acht kleine Scheiben und dann zweimal sechs Größere mit der schwachen beziehungsweise starken Hand, in der freien Hand dann jeweils einen 16-kg-Kettlebell. Die Kunststoffscheiben waren stellenweise trickreich und wollten ab und an nicht so fallen, wie man es sich wünschte - darunter warteten wieder No Shoot-Scheiben und Strafsekunden.

Sisyphus: Durch das extrem tiefe, winzige Bullauge (r.) gings auf 150 m, im Wechsel damit schleppt man Kettlebells (links).

Fotos: Frank Seßler

Europameisterschaft der leichten Feldartillerie 2025:

Pulverrauch und Präzision

„Feuer

Vom 12. bis 14. Juni kamen Kanoniere aus ganz Europa zusammen, um an der mittlerweile zehnten Europameisterschaft der leichten Feldartillerie teilzunehmen. Einem Event, das Technik, Geschichte und sportlichen Wettkampf vereint. Ausgerichtet wurde der Wettbewerb vom Verband Deutscher Schwarzpulver Kanoniere e.V. (VDSK). VISIER war dabei.

Pulverdampf, den dumpfen Klang alter Geschütze und jede Menge Geschichte: Das gab es vom 12. bis 14. Juni 2025 auf dem Standortübungsplatz der Bundeswehr in Sondershausen. Denn dort fand die 10. Europameisterschaft der leichten Feldartillerie statt. Organisiert vom 650 Mitglieder starken Verband Deutscher Schwarzpul-

ver Kanoniere (VDSK) unter dem Dach der Deutschen Schießsport Union (DSU), trafen sich Teams aus mehreren Ländern Europas, um mit historischen Geschützen um den Titel zu kämpfen. Der Wettbewerb verbindet schießsportliche Präzision mit technischem Fachwissen und viel Geschichte. Was diesen Wettbewerb von gängigen Schießsport-

arten unterscheidet, ist der Start von Besatzungen und vor allem die verwendete Technik: Im Wettbewerb waren Teams aus zwei bis vier Personen, mit historischen Kanonen im Kaliberbereich von 51 bis 90 Millimetern – angetrieben ausschließlich von Schwarzpulver. Als Projektile kamen dabei nur Stahl und Beton zum Einsatz, Blei war explizit verboten.

frei!“ : Vom 12. bis 14. Juni 2025 fand die 10. EM der leichten Feldartillerie in Sondershausen statt.

Wie VISIER bereits bei einer Teilnahme am Training (Bericht in VISIER 12/2021) erfahren hat, kommen als Geschosse gerne ausrangierte Kugellager aus Windkraftanlagen zum Einsatz. Diese Stahlkugeln bieten durch ihre Fertigungsqualität eine bemerkenswerte Maßhaltigkeit, was sie zu beliebten Geschossen in dieser Disziplin macht. Zumindest die Art der Zündung hingegen ist dem Vorderladerschützen wohl bekannt: Entweder über eine Reißleine bei Perkussionszündung oder über einen langen Luntenstab.

Die Besatzungen konnten sich in verschiedenen Disziplinen messen – geschossen wurde auf Distanzen von 100, 200 mit und ohne Visierung und 400 Metern mit offener Visierung. Für jede Distanz galt: Fünf Schuss pro Mannschaft innerhalb von 45 Minuten. Unterschiedliche Klassen gab es für Männer

Der Ladevorgang der Geschütze erfordert teilweise viel körperlichen Einsatz. Einer der Schritte vor jedem Schuss: Das Ausrichten des Geschützes. Moderne Zielhilfen wie Zielfernrohre sind nicht erlaubt.
Fotos: Dario Nothnick

True Crime – Der Zahnarzt:

Mit größter Brutalität

Ein Dreifachmord versetzte Norddeutschland am 19.5.2021 in Aufregung. VISIER zeigt in seiner neuen True Crime-Rubrik die ganze Geschichte.

Es ist der 19. Mai 2021 gegen Mittag, als ein Großeinsatz der Polizei die Bevölkerung der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt in Angst versetzt: Die Innenstadt ist regelrecht abgeriegelt, Spezialkräfte und Hundertschaften sichern Straßenkreuzungen und in den Nachrichten ist die Rede von einem Amoklauf, sogar von einem möglichen Terroranschlag. Währenddessen ist der Mann, der diesen Einsatz ausgelöst hat, bereits in seinem Auto unterwegs nach Hamburg. Neben ihm im Fahrzeug liegt eine Pistole Walther PPK mit aufgeschraubtem Schalldämpfer, mit ihr hatte er zuvor einen langjährigen Bekannten in seiner Werkstatt in Kiel mit sieben Schüssen in den Kopf unbemerkt heimtückisch ermordet.

Unvorstellbare Brutalität: Wenige Stunden zuvor löste der Täter, der als Zahnarzt in der Justizvollzugsanstalt Neumünster arbeitete, einen weiteren Großeinsatz in dem kleinen Ort Dänischenhagen an der Ostseeküste aus. Der 51-jährige Hartmut F. aus Westensee bei Kiel war über Jahrzehnte tief in rechtsextreme Strukturen eingebunden. Die Ermittler werden später Fotos von Wehrsportübungen bei ihm nden, Korrespondenz mit hochrangigen Neonazis auch im Ausland und Kontakte zu namhaften Geschichtsrevisionisten. Sein besonderer Stolz war eine Pistole Walther PP aus den frühen 1930er Jahren mit der eingravierten Unterschrift von Adolf Hitler. Seriennummer und Merkmale der Waffe, wie die frühe 90°-Sicherung, weisen darauf hin, dass diese Pistole tatsächlich echt gewesen sein könnte. Er hat eine umfangreiche Sammlung aufgebaut, die Behörde hatte ihm eine Waffenhandelserlaubnis erteilt. Wie dies überhaupt für den Extremisten möglich war, warum die zuständigen Verfassungsschutzbehörden nicht tätig wurden, ist bis heute ungeklärt.

Aufgrund der Trennung von seiner Ehefrau Hanna F. – einer Ehe, in der es häuger zu Auseinandersetzungen und bevorstehenden Trennungen gekommen sein soll – kam es zu häuslichen Übergriffen, die schließlich zu Strafanzeigen gegen Hartmut F. führten. In der Rekon-

struktion zeigt sich, dass ihm die Erlaubnisse ausgesprochen schonend entzogen wurden, ihm persönlich bekannte Polizeibeamte überzeugten ihn von einer mehr oder weniger freiwilligen Abgabe seiner Erlaubnisse und seiner Waffen, die er bei einem Unternehmen nördlich von Hamburg zunächst kostenp ichtig einlagerte. Zu dieser Zeit warnten Zeugen in Briefen an die Behörden ausdrücklich vor dem 51-jährigen Zahnarzt. Zwar seien ihm seine legalen Waffen abgenommen worden, er verfüge jedoch ebenfalls über illegale Waffen. Maßnahmen der Sicherheitsbehörden löst dies jedoch nicht aus, augenscheinlich betrachtete man Hartmut F. mit dem Entzug der Waffenbesitzkarten und seiner Handelserlaubnis als bereits vollständig entwaffnet.

Die Ermittler werden später rekonstruieren können, dass der Täter am Abend des 18. Mai 2021 von seinem Haus in Westensee zu seinen Eltern in Kiel fuhr und dort eine Tasche holte. Aufnahmen der Überwachungskameras in seinem Haus zeigen, dass er später aus dieser Tasche eine Waffe entnahm und schussfertig machte: eine schallgedämpfte Maschinenpistole Uzi. Mit dieser Waffe fährt er am folgenden Tag am Vormittag zum Haus des neuen Partners seiner getrenntlebenden Frau, Tobias H. (53) in Dänischenhagen.

Die Anschrift hatte er durch Verfolgungen und die Verwendung von Wanzen am Auto seiner Frau Hanna gefunden, mehrfach hatte er schon in seinem Wagen vor dem Haus gestanden. Dieses Mal aber beobachtet der Zahnarzt, wie seine Frau zur Eingangstür geht, und steigt selber aus seinem Wagen aus. Gerade als Hanna F. ihren Freund Tobias H. begrüßt, tritt Hartmut F. vor die Tür und eröffnet sofort das Feuer auf seine Ehefrau. 25 Schüsse als Feuerstöße, die seine große Liebe regelrecht zerfetzen. Die Vollmantelgeschosse durchschlagen die Frau und treffen auch den hinter ihr stehenden Tobias H. unmittelbar tödlich. Zeugen, die die Schüsse hören, werden später angeben, dass es zwischen den Serien eine Pause gegeben habe: Hartmut F. wechselte das Magazin und verfeuerte auf seine bereits am Boden liegenden Opfer noch ein weiteres Magazin mit 25 Patronen nahezu vollständig. 48 Schüsse gibt er bei dieser Wahnsinnstat auf das Paar ab. Anschließend üchtet er.

Spurenbeseitigung:

Er fährt zu einem Bekannten in Kiel, die Tatwaffe in einer olivgrünen Tasche verpackt. Angeblich ohne persönlichen Kontakt wirft er die verpackte Maschinenpistole über den hohen Gartenzaun in den Vorgarten von Philipp R. (52), begibt sich wieder zu seinem Auto und

Der Täter verfeuerte das ganze Magazin seiner schallgedämpften Walther PPK in den Kopf seines Opfers. Vor Gericht wurde die Tat als eine regelrechte Hinrichtung beschrieben.

Otto Kesslers Pistole:

aus Suhl

Als die Taschenpistolen der Kaliber 6,35 mm und 7,65 mm zu ihrem boomartigen Siegeszug ansetzten, schauten die deutschen Hersteller erst einmal zu. Bis mit Otto Kessler der Mann kam, der ihnen mit seiner Selbstladepistole die Richtung wies. Und der sollten viele andere folgen: Hier der Blick auf die wegbereitende Pistole aus Thüringen.

Auf dem Oberteil die Beschriftung mit einzeln geschlagenen Lettern und Ziffern: „MOD 05. CAL 7.65 – SYSTEM KESSLER – D.R. & AUSL. PATENT“

Kessler-Pistole mit modifiziertem Polizeiholster aus den 1970ern: Gut zu sehen die Verbindung Handhabe/Verschluss, der Lauf liegt à la FN M 1899 und M 1900 unten im Oberteil.

ut 50 Jahre lang war der Revolver bei Kurzwaffen das Maß der Dinge, jedoch machten sich die Konstrukteure bald Gedanken dazu, in welchen Punkten das Prinzip verbesserungswürdig sei. Auf der Hand lag dabei das Nachladen, es galt als umständlich und zeitraubend. Verbesserungen kamen in Etappen, etwa über Metalleinheitspatronen, dann über Repetierpistolen, die sich mit Paketladungen à la

Etappen, etwa über Metalleinheits-

Repetiergewehr laden ließen. Und schließlich gab es neue Treibladungsmittel – Paul Vieilles rauchschwaches Poudre B von 1882 und die danach folgenden Nitrocellulose-Pulversorten waren im Abbrand viel zuverlässiger als das bislang benutzte Schwarzpulver. Die nun zur Verfügung stehenden funktionssicheren Patronen beschleunigten die nächste Verbesserung, nämlich die Selbstladefunktion, und zwar nicht nur bei Lang-, sondern auch bei Kurz waffen.

Zwischen den Backen des höckerartig aufragenden Griffstückhinterteils sitzt eine Kimme, darunter der senkrecht montierte Haltebolzen.

Kesslers Reichspatent Nr. 155 773, Klasse 72h vom 18. Februar 1904 bezog sich auf einen „Rückstoßlader mit festem Lauf und nicht verriegeltem Verschluss“

Fotos: Hermann Historica, Archiv

Deutsche Panzerbüchsen 38 und 39:

Bande

Panzerknacker-

Gustloff-Panzerbüchse 38: Kaliber 7,92 x 94 mm, einschüssig, Länge 1615 / 1293 mm (Schulterstütze auf / zu), Lauflänge 1085 mm, Gewicht 1620 g, Menge: 1400 Stück, Bauzeit: 1938 bis 1940.

Anfang der 1930er Jahre lagen noch viele Mauser-Tankgewehre aus dem Ersten Weltkrieg in den Depots. Jedoch hatten die damit gewonnenen Erfahrungen gezeigt, dass das Kaliber 13 mm für die Bekämpfung von Panzerfahrzeugen nicht ausreichte. Als Lösung baute man Waffen für neue Patronen – aber nicht mit größerem, sondern kleinerem Kaliber: Lesen Sie nun die Story dazu.

Zwei Landser posieren während der Ausbildung an der Pz.B 39 für ein Erinnerungsfoto.

Links die normale Patrone 318, daneben die Tropenausführung mit zusätzlicher Abdichtung am Hülsenmund.

Mittels einer speziellen Halterung ließ sich die Panzerbüchse 39 auf einem Truppenfahrrad mitführen, die Schulterstütze angeklappt, den Lauf nach hinten.

Fotos: Michael Heidler, Geoffrey Sturgess, Ron Berkeley, National Firearms Center Leeds

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