VISIER 02/2024 Leseprobe

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Startschuss | EDITORIAL

Zum Digitalabo:

Auf zu den Messen ... ... nach den Messen: Während ich dies schreibe, bereitet unser Kollegenteam die Besuche der anstehenden Events vor – das sind die SHOT Show in Las Vegas, die Jagd & Hund in Dortmund und die Enforce Tac/IWA in Nürnberg. Wenn Sie wiederum diese Zeilen hier zu Gesicht bekommen, wird die SHOT Show gerade zu Ende gegangen sein, da ihr letzter Tag am 26. Januar und der Erstverkaufstag dieser Ausgabe zusammenfallen. Und nur wenige Tage später startet am 30. Januar die Messe im schwarz-gelben Revier. Für Zeitschriftenmacher wie uns sind solche Termine freilich eine Crux, da wir als Ersteller einer Monatszeitschrift über die damit verbundenen Veranstaltungen erst vergleichsweise spät schreiben können: Frühestens im Folgeheft und das erscheint erst Ende Februar. Was nicht heißt, dass Sie seitens unseres Hauses nicht aktuell informiert werden – die Kollegen von all4shooters werden natürlich täglich von diesen Veranstaltungen berichten und Sie so zeitlich wie inhaltlich punktgenau auf dem Laufenden halten. Jenseits solcher Terminfragen haben die 2024 anstehenden Messen noch eine Bedeutung. Es geht darum, inwieweit sie sich nach der (in ihren Ausläufern ja immer noch spürbaren) Corona-Pandemie verändert zeigen. Sprich: Werden sich die Messen mit Ständen in vergrößerter oder verkleinerter Form zeigen, mit dem Fehlen dieses und dem Dazukommen jenes Ausstellers? Als wie wichtig werden sich diese Events zur Darstellung von Neuheiten und zum Kontakt des Großhandels zum Fachhandel, zum Importeur, zur Behörde und auch zum Endverbraucher präsentieren? Denn es bleibt zu klären, ob mancher überhaupt noch hinfährt: In der Pandemie hat man sich seine fachlich-beruflichen Informationen auf anderem Wege besorgt, statt wie früher bei zum Teil erheblichen Auslagen und mit spürbarem Zeiteinsatz zur Messe zu fahren, um schlimmstenfalls zu merken, dass ihm das keinen Erkenntnisgewinn gebracht hat. Dies ist der eine Aspekt. Der andere besteht in dem, den mit Horst Wecklein von Frankonia ein geschätzter und langjähriger Branchen-Insider einmal lebensnah so formuliert hat: „Geschäfte macht man mit Leuten“. Und die wollen sich bei allem Blick aufs Technische und Ökonomische treffen, wollen beim Business-Talk auch übers Private reden. Unprofessionell? Nein, das gehört dazu. Es ist sogar der Punkt, an dem Messen neben der konzentrierten Präsenz der Aussteller ihr Alleinstellungsmerkmal haben. Deswegen mache ich mir um Messen als solches keine Sorgen, sondern freue mich drauf.

Hier geht‘s zu all4shooters:

Matthias S. Recktenwald Leiter des redaktionellen Beirats Februar 2024

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INHALT | In dieser Ausgabe

12 28 Browning BAR 4X Hunter: Die jüngste Iteration des berühmten jagdlichen Halbautomaten im Test.

Spohr 283 und 285 : Bei B & H gibt’s Exklusiv-Versionen der noblen 357er Revolver von Spohr GmbH und die passende 9-mm-Wechseltrommel gleich noch dazu.

Stahl-Revolver:

88 20

Die seltenen Revolver Made in Germany, damals technisch „State of the Art“.

106

Q The Fix: Der ultrahandliche Repetierter geht auch konstruktionstechnisch manch eigenen Weg.

Erstbewaffnung der Bundeswehr: In den 1950er Jahren wurde die noch junge Parlamentsarmee mit einem bunten Mix an Handwaffen ausgestattet – ein Überblick.

Vollmer 1935: Handlich, wahlweise vollautomatisch schießend, dazu eine eigens dafür konstruierte Mittelpatrone – das Vollmer 1935 war seiner Zeit weit voraus.

94 Raketenbombe auf Rädern: The Great Panjandrum – so hieß eine völlig einzigartige Waffe, mit welcher die Briten im Zweiten Weltkrieg experimentierten: Lesen Sie die Geschichte dazu.

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In dieser Ausgabe | INHALT Stahl-Revolver

Test & Technik B & H Exklusivmodelle des Spohr 283 und 285

12

Deutsche Revolver: Zwei Laufl ängen und drei Kaliber im Test.

Q The Fix

20

Der kompakte Repetierer in .308 Winchester im Praxistest.

Browning BAR 4X Hunter

Geschichte & Geschichten The Great Panjandrum

94

Die rollende Sprengladung aus dem Zweiten Weltkrieg – so skurril wie einmalig.

Vollmer M35 28

Der Jagd-Halbautomat mit modularen Konfigurationsmöglichkeiten.

100

Eine handliche deutsche MilitärgewehrKonstruktion,die ihrer Zeit voraus war.

Erstbewaffnung Bundeswehr 106

Professor Optiken Ammersee 34 Das Zielfernrohr 2 – 16 x 44 der Ammersee-Baureihe im Praxis-Check.

Česká zbrojovka 122

88

Seltene Revolver aus Deutschland, mit amerikanischen und britischen Ahnen.

38

Zu Anfang gab es beim Bund einen bunten Mix an Waffen – der Überblick dazu.

News all4shooters-News

6

75 Jahre Ruger

8

Know How

HK-Waffen für Polizei SH

9

Eindringtiefe von Geschossen 44

Barrett MRADELR

11

Die tschechische 22er GanzmetallPistole im Youngtimer-Test.

Die Eindringtiefe von Geschossen, schnell zum Nachschlagen per Nomogramm.

VISIER vor Ort Bix’n Andy

Colt CZ Group kauft S & B 48

Ein Firmenbesuch bei dem österreichischen Gewehrspezialisten.

DM Sportliche Flinte BDMP

54

Der Bericht zur Deutschen Meisterschaft in den dynamischen Flintendisziplinen.

Recht & Ordnung Deutschlands wilder Süden

Namen & Nachrichten

56

Schießereien mit illegalen Waffen in Baden-Württemberg.

72

Remington: Ilion geschlossen 73 Handwerkspreis für Frankonia-Gesellen

74

Ständige Rubriken Startschuss

3

Marktseiten

60

Leserbriefe / Service

68

VISIER Leser werben Leser 75

Sammeln & Selbermachen

Termine

70

Römische Torsionsgeschütze 78

Impressum

77

Vorschau

114

Nachbauten der antiken Geschütze im Feldversuch.

Wiederladen der .450 Boxer 82 So wird die betagte britische Revolverpatrone auf der Ladebank wiederbelebt.

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TEST & TECHNIK | Spohr-Revolver 283 Carry und 285 Universal

Spohr-Modelle 283 Carry mit 9 mm-Wechseltrommel, und 285 Universal in den Kalibern .357 Magnum und .38 Special im Test:

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Wechseltrommeln Kaliber 9 mm Luger für Revolver in .357 Magnum sind nicht neu. Neu sind einige beeindruckende Ergebnisse der Spohr-Variante mit nur 76 Millimeter Laufl änge. Darüber hinaus hat VISIER auch den Spohr-Revolver mit ungewöhnlicher Laufl änge von fünf Zoll getestet. Die Ergebnisse stehen hier: 12 | V ISIER. de

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t durchdacht!

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ugegeben: Die Nachricht von B & H, exklusiv von Spohr gefertigte 357er Revolver mit einer Wechseltrommel 9 mm Luger in ihr Programm aufzunehmen, riss redaktionell erst niemanden vom Hocker. Denn öfters fertigten in den letzten Jahrzehnten Hersteller von Revolvern im Kaliber .357 Magnum auch Wechseltrommeln in 9 mm Luger. Und mancher Kleinbetrieb auch nur Wechseltrommeln. Smith & Wesson stellt seit 1980 bis heute direkt für 9 mm Luger konfigurierte Revolver her. So gesehen, Februar 2024

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im Westen nichts neues. Die zweite Neuheit, das Spohr-Modell 285 Universal mit der selten verwendeten Laufl änge von 127 Millimeter (5“), schien daher anfangs etwas interessanter als das kurzrohrige Modell 283 Carry mit der 9 mm Luger-Wechseltrommel. Doch wieder einmal hat der Schein getrogen.

Der Spohr 283 Carry im Detail: Die unkannelierte 9 mm-Trommel ist keine 20 Gramm schwerer als die geflutete, mit den typischen Kanneluren versehe-

ne, klassische Trommel für die langen Revolverpatronen. Doch mitnichten dient der massiger wirkende Zylinder nur optischen Zwecken. Durch den auffälligen Unterschied sieht jeder sofort, auch nach längerer, das Vergessen fördernder Lagerzeit im Tresor, ob die gewünschte Trommel im Rahmen sitzt. Im Gegensatz zur Club 30 RL-Range-Serie muss beim technisch etwas abgespeckten 283 statt Druckknopf-Betätigung noch geschraubt werden, damit sich die Sperrschraube der Trommelachse löst. V ISIER. de

Fotos: Marcus Heilscher, Robert Riegel

Spohr-Revolver 283 Carry und 285 Universal | TEST & TECHNIK

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TEST & TECHNIK | Repetierbüchse Q The Fix

Kompakter Zylinderverschluss-Repetierer von Q LLC:

Nicht Fisch, nicht Fleisch Ein Multitalent, besonders handlich, ergonomisch vielfach an den Nutzer anpassbar und dazu mit massig Schnittstellen für Anbauteile ausgestattet: Solch ein Gewehr kommt in Form des „Q The Fix“ aus den Vereinigten Staaten.

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Repetierbüchse Q The Fix | TEST & TECHNIK

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und bei angelegtem Klappschaft sogar nur noch 65,5 cm bei einem Waffengewicht von 2,9 kg wäre die Büchse natürlich prädestiniert für die Jagd im unwegsamen Gebirge oder zum Pirschen. Dagegen spricht allerdings die derzeit geringe Kaliberauswahl und die kurze Laufl änge von 412 mm (16,2 Zoll). Damit wird dem Geschoss nicht genügend Geschwindigkeit für die teils großen Distanzen bei der Gebirgsjagd mitgegeben. Prinzipiell wäre die The Fix auch für den sportlichen Einsatz geeignet. Die Schulterstütze ist vielfach verstellbar, der Handschutz bietet zahlreiche der sogenannten Q-Sert-Aufnahmen zur Montage von Zweibein und weiterem Zubehör. Eine lange Picatinny Toprail auf System und Handschutz sowie ein aufwendig gefertigter Kompensator gehören zur Grundausstattung der Waffe. Alles Attribute also, die bei Sportschützen gern gesehen sind. Für die in Deutschland üblichen Distanzen von 100 und 300 m ist die Q The Fix gut gerüstet. Für Dis-

tanzen jenseits der 800 Meter dürfte der Repetierer jedoch aufgrund der verfügbaren kurzen Laufl ängen und Kaliber an seine Grenzen gelangen. Kurzum – die Q The Fix lässt sich dank ihrer geringen Abmessungen in vielen Bereichen einsetzen. Wie die Waffe technisch aufgebaut ist und was sie ihrem potenziellen Besitzer bietet, verraten die folgenden Zeilen.

Lauf und Mündungskompensator: In das filigrane und kompakte Erscheinungsbild der Waffe reiht sich auch der Mündungskompensator ein. Dieser ist sehr aufwendig spanend bearbeitet. Eine Vielzahl von radialen Bohrungen in mehreren Ebenen reduziert das Mündungsfeuer der meisten Laborierungen sehr effektiv. Die Anbindung an den hingegen eher bullig konturierten Lauf findet via 5/8“x24-Zollgewinde statt. Der Laufdurchmesser nimmt Richtung Laufaufnahme kontinuierlich zu und misst an der Wurzel 25,4 mm. Die Laufoberfl äche

Fotos: Markus Heilscher

ie Firma Q LLC aus Portsmouth im Bundesstaat New Hampshire dürfte hierzulande nur wenigen Personen ein Begriff sein. Für Technikaffine jedoch könnte der kleine Hersteller mit den Modellen „The Fix“ und „Mini Fix“ durchaus interessante Modelle im Fertigungsprogramm haben. Neben den beiden „Fix“-Repetierbüchsen sind auch zwei Halbautomaten-Modelle namens „Honey Badger“ und „Sugar Weasel“ sowie eine eigene Schalldämpferlinie im Programm. Der Importeur, die Firma Helmut Hofmann GmbH aus Mellrichstadt, stellte der Redaktion ein Testexemplar der Q The Fix im Kaliber .308 Winchester für einen Test zur Verfügung. Der erste Eindruck: Nach dem Auspacken der Q The Fix herrschte bei den Testern etwas Uneinigkeit. Auf den ersten Blick ließ sich die Waffe nicht wie gewohnt schnell einer entsprechenden Kategorie wie der Jagd, dem dynamischen oder statischen Sportschießen zuordnen. Mit einer Waffenlänge von lediglich 91,1 cm

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TEST & TECHNIK | Selbstladebüchse Browning BAR 4X Hunter

Jagdlicher Halbautomat in .308 Winchester:

Baukastenprinzip Browning spendiert der Selbstladebüchse BAR eine kleine Modellpflege und versieht die neuen Modelle mit dem Zusatz „4X“. Über einen Konfigurator kann man die Waffe hinsichtlich der Schäftung, dem Verschlussgehäuse und einiger Ausstattungsdetails ganz nach eigenem Geschmack konfigurieren.

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ast gebetsmühlenartig kommt zum Aufgang der Drückjagdsaison auch die Diskussion über den Einsatz von Halbautomaten aufs Tapet. Oftmals werden diese Gespräche genährt von gefährlichem Halbwissen und geschürt mit „waidgerechten““ Parolen. Gern genommene Sprüche wie „wer wer einen Halbautomaten nötig hat, der kann einfach nicht

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schießen“ oder „derjenige, derjenige, der einen Halbautomaten mitbringt, wird nächstes Jahr nicht wieder eingeladen““ gefolgt von „alle alle Jäger mit Halbautomaten sind schießwütige Jagdterroristen“. “. In einer Welt, in der Jäger und Legalwaffenbesitzer eh schon mit Argusaugen von dem Rest der Gesellschaft beäugt werden, sicherlich eine solide Basis, sich innerhalb

der eigenen Reihen gegenseitig in Misskredit zu bringen. Zum Glück sind die meisten Jäger heute gegenüber Selbstladebüchsen aufgeschlossener. Für diese hat Browning das berühmte Modell BAR mit der 4X Hunter auf den neuesten Stand gebracht. Das Grundmodell des Gasdruckladers mit im Lauf verriegelndem Drehkopfverschluss wurde von Februar 2024

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Selbstladebüchse Browning BAR 4X Hunter | TEST & TECHNIK

Browning in einigen Bereichen überarbeitet. Diese beinhalten die Präzision aufgrund der Verschraubung von Lauf und Gehäuse, kannelierte Läufe, einen ergonomischeren Handspanner, die Schaftform sowie ein insgesamt neues Design. Für die individuelle Konfiguration stehen vier Modelle zur Wahl: Hunter und Elite haben jeweils ein schwarzes Februar 2024

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Systemgehäuse, wobei die Elite noch eine kleine Gravur aufweist. Die Varianten Ultimate sowie die Platinum werden mit vernickelten Gehäusen ausgeliefert und unterscheiden sich in der Aufwendigkeit der Gravuren. Jedes dieser Modelle kann nach Kundengeschmack konfiguriert werden, ganz einfach auf der Internetseite von Browning.

Allen Modellen gemein ist die Holzschäftung. Der Käufer hat hier jedoch zwei Optionen: zum einen das Design mit Pistolengriff und Vorderschaft-Set in den Holzklassen 2 und 3 und zum anderen mit Bayrischer Backe und Vorderschaft-Set in den Holzklassen 2, 3 und 4. Die Testwaffe war mit dem PistolengriffSet vormontiert. Das Set mit Bayrischer V ISIER. de

Fotos: Carola Rathjens

Die neue Browning BAR 4X kann man sich in einem Konfigurator zusammenstellen. Die Auswahl umfasst unter anderem mehrere Optionen von Farbe und Verzierung der Leichtmetall-Systenmgehäuse sowie unterschiedliche Holzschäftungen in diversen Qualitätsstufen, dazu noch eine ungewöhnlich große Auswahl an verschiedenen Lösungen für Kimme und Korn.

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TEST & TECHNIK | Zielfernrohr Professor Optiken Ammersee 2-16x44 HD

Professor Optiken-ZF mit Achtfach-Zoom:

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Zielfernrohr Professor Optiken Ammersee 2-16x44 HD | TEST & TECHNIK

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Das Ammersee 2 – 16 x 44 HD von Professor Optiken bietet achtfachen Zoom zu einem überschaubaren Preis. Damit eignet es sich für Drückjagd wie Ansitz und durch den Parallaxeausgleich auch in Kombination mit Wärmebild-Vorsatzgeräten.

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Das vorliegende Ammersee 2 – 16 x 44 HD reiht sich mit 729 Euro genau dazwischen ein. Beim Zoomfaktor fällt es dagegen aus dem Rahmen: Anstelle des SechsfachZooms bietet es einen Achtfach-Zoom. Abseits des großzügig bemessenen Zoomfaktors hält sich das Ammersee meist an die für einen mittelgroßen jagdlichen Generalisten typischen Parameter: Mattschwarz eloxiertes Leichtmetall als Gehäuse, voll vergütete Linsen, Absehen 4, ein Dioptrienausgleich im europäischen Stil und ein 30-mm-Mittelrohr, Februar 2024

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Fotos: Marcus Heilscher

as Chemnitzer Unternehmen Professor Optiken bietet ein Komplettprogramm an Optiken für Jagd und Sport, vom klassischen Fernglas bis hinauf zu Nachtsicht- und Wärmebildgeräten meist nach berühmten deutschen Landstrichen oder Bergen benannt. Visiereinrichtungen wie Reflexvisierungen oder Zielfernrohre sind bei Professor Optiken üblicherweise nach einem See benannt, so auch das vorliegende Testmuster. Aktuell umfasst die Baureihe „Ammersee“ vier Modelle. Die kompakte Drückjagdversion Ammersee 1 – 6 x 24 HD kommt mit einem sechsfachen Vergrößerungsfaktor, ebenso die großen Spezialisten für den Ansitz in Form des Ammersee 2,5 – 15 x 50 HD und des 2,5 – 15 x 56 HD. Die Preise starten bei 629 Euro für das Drückjagdglas, das Ansitz-Modell mit 56-mm-Objektiv ist mit 829 Euro die teuerste Version der Modellreihe.

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TEST & TECHNIK | KK-Pistole CZ 122 Sport

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KK-Pistole CZ 122 Sport | TEST & TECHNIK

CZ 122 Sport im Youngtimer-Test:

Warum nur? Die CZ 122 Sport wurde nur zwischen 1998 und 2006 gefertigt. Warum sie nach nicht mal 6200 Exemplaren wieder eingestellt wurde, fragt sich Jakub Ondrušek in den CZ History Books. Auch VISIER ist dieser Frage in einem ausgiebigen Test nachgegangen. Was dabei herauskam, steht hier:

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Fotos: Marcus Heilscher

ft sind in den letzten Jahrzehnten innovative, wie auch für einen Hersteller neue Pistolen redaktionell von VISIER verarbeitet, sprich getestet worden. Manche sind nach relativ kurzer Zeit sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden. Vielleicht waren einige dieser Neuheiten zu innovativ, und die recht konservativen Schützen oder Jäger haben erst mal (zu) lange gewartet, ob es das neue Ding auch „wirklich“ tut. Erschwerte oder strich der Gesetzgeber mal wieder die Erwerbsmöglichkeiten? Oder litt das Produkt unter einigen für manche Märkte eher unpassenden Konfigurationen?

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VOR ORT | Besuch bei Bix’n Andy

Bix‘n Andy in Kufstein:

Höchste Präzision von Hand Unverwechselbar: die Systemhülse einer Repetierbüchse de zum Jager’n mit ihrer typischen Handspannung. Im Bild ein Exemplar mit Carbon-Schaft.

Besuch bei Bix’n Andy in Kufstein – wer Präzision sucht, der wird Andreas Atzl finden: VISIER-Autorin Carola Rathjens erzählt von ihrem Besuch bei einem Büchsenmacherbetrieb, der in den vergangenen vier Jahrzehnten weit über Tirols Grenzen hinaus bekannt geworden ist.

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er den Begriff Geduld in eine Suchmaschine eingibt, erhält folgende Erklärung: „Ruhiges und beherrschtes Ertragen von etwas, was unangenehm ist oder sehr lange dauert.“ Wie lang solch eine Zeitspanne ist, in der man auf etwas wartet, bleibt unbeantwortet. In meinem Fall waren es drei Jahre, drei Monate, zwölf Tage und eine Pandemie. Und dann kam er zustande, der Termin bei Bix’n Andy – genauer: im Familienbetrieb von Andreas Atzl mit ihren über 20 Mitarbeitern. Die Fahrt nach Kufstein verging wie im Flug. Weder der stockende Verkehr noch der Regen trübten die so lang gehegte Vorfreude auf die Begegnung. Wir – sprich: mein Freund und begeisterter Mitjäger Philipp Sing und ich – trafen auf einen gut gelaunten Andreas Atzl in seinem kleinen Verkaufsraum. Während

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der herzlichen Begrüßung konnte ich schon einen Blick nach nebenan werfen. Aha, das ist also die Werkstatt. Sehr übersichtlich, aber gut, so viel Platz braucht man wohl nicht. Die paar Abzüge, Läufe und die eine oder andere Kundenwaffe nehmen nicht so viel Platz weg. Was wir dann erleben sollten, war atemberaubendes Staunen mit offenem Mund.

In der Werkstatt: Andreas Atzl, Chef der weltweit renommierten Kufsteiner Firma Bix’n Andy mit ihren über 20 Mitarbeitern. Heute leitet sein Sohn die Produktion.

2024 kann Atzl auf eine 40-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Nach der Ausbildung zum Büchsenmacher erfolgte der Schritt in die Selbstständigkeit eher unfreiwillig und ein bisschen aus der Not heraus. Ohne Kunden oder Aufträge, ohne Werkzeug und aus einer Kellerwerkstatt startete er engagiert und ambitioniert durch. Mit dem Meisterbrief eröffneten sich dann neue Möglichkeiten. Neben der Februar 2024

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Besuch bei Bix’n Andy | VOR ORT

Wir gingen also nach nebenan in die kleine, sehr aufgeräumte Werkstatt. Zwei Mitarbeiter an Werkbänken lächelten freundlich und wandten sich wieder ihrer Tätigkeit zu. „Na, dann gehen wir mal weiter“, sagte Atzl und öffnete eine unscheinbar wirkende graue Metalltür. Dahinter verbarg sich dann das Bix’n Andy-Wunderland. Fast beiläufig und in einem Nebensatz erwähnte er, dass er sich nicht gern auf andere verließe und am liebsten alles selbst mache. Was dieses „alles“ beinhaltete, konnten wir sehr eindrücklich auf unserem Rundgang erleben. Wie eine kleine Karawane trotteten wir hinter Andy Atzl her, eine kleine Treppe hinauf in das Reich der Schäfte(r). In den Regalen lagert Schaftholz aller Klassen und jeden Preisgefüges. Wer sich einen Schaft anfertigen lassen möchte, Februar 2024

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kann aus verschiedenen Modellen seinen Favoriten wählen, der selbstverständlich entsprechend an den Verwender angepasst wird. Im Nebenraum wird dann geschliffen, versiegelt, gelackt und geölt. Handarbeit, so weit das Auge reicht. Atzl erklärt, dass die Schäfte mit einem speziellen Hartöl überzogen werden, der dann unter UV-Licht gehärtet wird. Dies spart zum einen Zeit beim Trocknen und ergibt zum anderen ein schönes Finish. „Der Mitarbeiter unter der Treppe taut gerade auf.“ Der Satz ließ mich stutzig werden. Wen oder was taut der Mitarbeiter auf und warum? Die Antwort lautet: Abzugszüngel. Diese bestehen aus Aluminium und lassen sich aufgrund der Größe und Form

weder ein- noch aufspannen oder magnetisch auf einer Bearbeitungsplatte befestigen. Und damit sie nun nachgeschliffen werden können, muss man sie eben festfrieren. Im Anschluss wird jedes Teil einzeln händisch vermessen und geprüft. Ein paar weitere Bearbeitungszentren später und damit im Wissen, dass hier nichts dem Zufall überlassen wird, trippeln wir die nächste Treppe hoch. Wir erfahren, dass Atzl anfangs seine Läufe aus Amerika importierte, dann kam Stahl aus den USA. Die Ansprüche an die Qualität änderten sich im Laufe der Jahre und somit auch die Bezugsquelle für den Stahl: das Nachbarland Italien. Natürlich könnte man nun einfach die Rohlinge nehmen

Mit den diversen Ausführungen seiner Kugelabzüge hat Bix’n Andy ein unverwechselbares Technik-Highlight geschaffen – hier bei der Werksprüfung.

Der Blick in einen Laufrohling, wie sich dessen Seele nach der Tieflochbohrung dem Auge respektive der Kameralinse präsentiert.

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Fotos: Carola Rathjens

Arbeit an eigenen Waffen und der Entwicklung eigener Munition, erzielte und erzielt Atzl immer wieder große Erfolge als Benchrest-Schütze auf Bezirks-, Landes-, Staats-, Europa- und Weltebene. Bix’n Andys Jagdgewehr „de zum Jager’n“ erlangte 2018 Serienreife. Das bei unserem Besuch vorgeführte Modell ist die fünfte Weiterentwicklung der ursprünglichen Konstruktion. Die berühmten und patentierten Kugelabzüge gibt es seit 2012. Atzl exportiert seine Abzüge auch in die USA. Wer dort bestehen will, muss liefern und das auch in entsprechender Stückzahl. Und das tut Bix’n Andy. Extra für die amerikanischen Bedürfnisse bei Schießwettbewerben ersann er das Modell „TacSport“; es ist seitdem dort State of the Art. Das zeigen die Siegerwaffen von Wettkämpfen à la King of 2 Miles und King of 1 Mile sowie die zu Weltrekord-Distanzschüssen von Leuten wie dem Texaner Paul Phillips benutzten Büchsen. Neue Design-Wege beschritt Atzl auch mit dem Benchrest-System Elypse; hier sprechen die Form des Schaftes wie auch die Details eine eigene Sprache. Auf die Idee, den Schlagbolzen in einen Kugelkäfig mit Linearführung zu sperren, muss man erst einmal kommen. Auch das Thema Carbon greift Bix’n Andy auf: Läufe, Schäfte, Systeme, alles kann und wird mit Kohlefaser ummantelt. Und nicht nur das, man möchte fast so weit gehen und sagen, dass sie damit veredelt werden.

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SAMMELN & SELBERMACHEN | Nachbau Römischer Torsionsgeschütze

Im Visier römischer Torsionsgeschütze:

Die FAS I als Nachbau eines römischen Scorpio-Geschützes, eines von etwa 55 pro Legion, spätrepublikanisch-frühkaiserzeitlich (bis 2. Jh. n.Chr.).

Artillerie der Antike

Es gibt Sportschützen, die nichts mehr lieben, als wenn es raucht und qualmt. Und es gibt Sportschützen, die hellauf begeistert sind, wenn der Pfeil im Goldenen landet. Gerade die Geschichte des Sportschießen ist eng verknüpft mit der Waffen- und Militärgeschichte. Die heutigen Sportgeräte sind auf Technologien zurückzuführen, welche tausende Jahre zurückreichen. Dazu gehören auch die Bolzenwerfer, welche es mit heutigen Mündungsenergien einer Neun Para aufnehmen können. Umso interessanter ist es, wenn Universitäten gemeinsam mit Sportschützen und Vereinen versuchen, hier neue Wege zu gehen und die Wissenschaft mit dem Sport zu verbinden. Worum handelt es sich bei Torsionsgeschützen grundsätzlich? 78 | V ISIER. de

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Nachbau Römischer Torsionsgeschütze | SAMMELN & SELBERMACHEN

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in Torsionsgeschütz wird über zwei Federelemente gespannt, auch Torsionselemente genannt. Die Wurfarme werden links und rechts jeweils in den Torsionsbuchsen befestigt. Hierbei werden die Wurfarme in der Mitte von Schlaufen, welche senkrecht in den Buchsen verlaufen, eingewickelt, die dann wiederum ineinander verdreht werden, um eine Federspannung zu erzeugen. Durch das Spannen der Sehne werden dann im engeren Sinne die Federelemente aufgezogen. Beim Auslösen der Sehne wird diese Energie auf einen Bolzen übertragen und freigesetzt. Die Energie der Torsionsbuchsen bemisst sich schließlich an der Menge an Schlaufen und am Grad der Verdrehung der Torsionselemente. In der Professur der Alten Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wird seit 2016 systematisch versucht, verlorengegangenes Wissen durch historisch fundierte Rekonstruktion und systematisch-methodische Leistungsprüfung wiederzuge-

winnen. Angesichts der Tatsache, dass aus der griechisch-römischen Antike etwa 95 Prozent aller Überlieferung (literarisch und materiell) verloren gegangen ist, ist diese methodische Vorgehensweise sowie die Publikation dieser in ihrer Konsequenz wegweisend: Aufbauend auf diesen Ergebnissen können weitere Initiativen unsere Erkenntnisse über Transport, Militär und Lebensführung erweitern. Mit einigen Initiativen, etwa auf dem Gebiet der römischen Seefahrt und der römischen Artillerie, sind die Rekonstruktionen und Leistungstests bis 2020 veröffentlicht worden ((etwa: B. Dreyer (Hrsg.), Die Fridericiana Alexandrina Navis (F.A.N.). Ein Römerboot auf dem Prüfstand – Bau und Test für Wissenschaft und Öffentlichkeit (Darmstadt 2022)). Seither sind die Tests vorangeschritten, besonders erfolgreich auf dem Gebiet der Artillerie. Bis Ende Oktober 2023 haben insbesondere die Tests mit unseren Torsionsgeschützen eine neue Ebene erreicht. Bei diesen praktischen

Experimenten kommen erfahrene Sportschützen, Militärwissenschaftler und Historiker zusammen, um unser Verständnis für römische Militärgeschichte auszubauen. Zu unserem „Artilleriepark“ gehören ein Torsions-Bolzen-Geschütz der spätrepublikanischen (und frühkaiserzeitlichen) Ära, ein „Scorpio“, der nach den unvergänglichen Resten eines Fundes im spanischen Ampurias nachgebaut (unter der Bezeichnung: FAS I: Friedericiana Alexandrina Spina/Stachel I) und bei Vitruv, einem römischen Architekten zur Zeit Caesars beschrieben wurde (de architectura, Buch 10). Der Scorpio war ein Standardgeschütz, das auf Festungen und im Feld (auf Karren) eingesetzt wurde. Jede Legion hatte 55 dieser Torsionsgeschütze. Heute kennt man solch ein Scorpio-Geschütz aus zahlreichen Illustrationen und Hollywood-Filmen, ein prominentes Beispiel wäre Ridley Scotts Film Gladiator. Der Scorpio-Nachbau „FAS I“ erfolgte in den Jahren 2017 und 2018. (siehe Abbildung Seite 78).

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Fotos: Alexander Hauenstein, A. Werner

FAS II als Nachbau eines römischen Torsionsgeschützes, das ab 2. Jh. n. Chr. in Gebrauch war, Projektverantwortlicher: Alexander Hauenstein.

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SAMMELN & SELBERMACHEN | Wiederladen .450 Boxer

Wiederladen eines britischen Patronenklassikers:

Selbstfindung

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Wiederladen .450 Boxer | SAMMELN & SELBERMACHEN

VISIER-Autor Stephan Rudloff sammelt – und probiert die Stücke seiner Kollektion auch aus. Was dann bei diesem Experimentieren herauskam, war auch dieser Artikel zu einer der frühen britischen Revolverpatronen mit Zentralfeuerzündung.

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wei Seelen wohnen, ach – nicht nur in der Brust von Goethes „Faust“, sondern oft auch in der Brust von Waffensammlern: Jahrelang, mitunter über Jahrzehnte hinweg, suchen sie nach diesem oder jenem guten Stück. Haben sie es endlich ergattert, möchten sie es möglichst im jetzigen Zustand für die Nachwelt erhalten. Jedoch will der technisch Interessierte auch die Funktion und das Schussverhalten testen. Damit gerät er schnell in Konflikt zur Mehrheit seiner Zunft, die solche nunmehr sorgsam eingeölten Waffen nur noch mit Baumwollhandschuhen über den Fingern berührt. Ich bin aber ein Vertreter der „Probieren geht über Studieren“-Fraktion und will auch die Oldies funktionieren sehen. Natürlich mit aller Rück- und Vorsicht auf oft aus dem vorvorigen Jahrhundert stammende Konstruktionen. Nicht einfach und meist eine Gratwanderung, dabei immer spannend und eine Herausforderung.

Man sollte Wiederlader sein. Warum? Originalmunition ist oft nicht mehr zu bekommen, wenn doch, zu selten oder zu teuer, um verschossen zu werden. Also Selbermachen. Nun gilt es zu überlegen, welche Pulversorte man verwenden kann und will. Viele der in Frage kommenden Stücke waren für Schwarzpulver eingerichtet. Damit einher gehen entsprechende Nachteile wie erhöhter Reinigungsaufwand und Beanspruchung der meist sehr empfindlichen Oberfl ächenvergütung. Darüber muss man sich klar sein. Oft wurde der benötigte Patronentyp aber in seinen letzten Dienstjahren auf NC-Pulver umgestellt. Das geschah mit Rücksicht auf die ursprüngliche Auslegung der Waffen auf Schwarzpulver. NC-Patronen sind also unter Umständen beim Reaktivieren möglich – um vorzugreifen: Nach eingehender Prüfung zeigte sich, dass das bei den zwei hier geprüften Stücken so war. Jetzt musste ich mir Ladedaten beschaffen. Mit aller Vorsicht verglich ich mehrere Datensätze und versuchte, mich zum Abbrandverhalten der Treibladungsmittel und damit deren jeweiliger Gasdruckentwicklung zu informieren. Denn die anno Sherlock Holmes verwandten Waffenstähle sind längst nicht so widerstandsfähig wie Februar 2024

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Fotos: Stephan Rudloff

Voraussetzungen:

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SAMMELN & SELBERMACHEN | Vorderlader-Perkussionsrevolver Stahl

Bayerischer Vorderlader:

Ein Revolver von Stahl

Einer der Revolver trägt diese Laufadresse: „R. STAHL IN HASSFURT“.

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Vorderlader-Perkussionsrevolver Stahl | SAMMELN & SELBERMACHEN

Auf den ersten Blick ist die Überschrift grammatikalisch nicht korrekt, auf den zweiten schon: Gemeint ist nicht das Material dieser bayerischen Drehpistole, sondern ihr Fabrikant Reinhard Stahl aus Unterfranken. Oh, noch ein Fehler: Franken ist nicht Bayern. Das sollte man bedenken, um nicht den Zorn beider Volksstämme zu entfachen. Genug der regionalen Unterschiede, nun mehr zu Waffe und Hersteller.

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ragt man nach der Entwicklung des Revolvers, erfolgt meist der Verweis auf Samuel Colt und die USA, als seien Kurzwaffen mit rotierenden Trommelmagazinen nur eine amerikanische Sache. Wer tiefer schürft, stellt bald etwas ganz anderes fest – Europa brachte bei militärischen wie zivilen Revolvern die höchste Variantenzahl an eigenständig kreierten Modellen heraus: In dem Vierteljahrhundert ab 1850 schufen Erfinder aus Großbritannien, Frankreich, Belgien und Italien peu à peu das, worauf der moderne Revolver basiert. Wenn es aber ein Land auf dem alten Kontinent gibt, dass die „Drehpistole“ recht stiefmütterlich behandelt hat, dann Deutschland. Was nicht heißt, dass zwischen Alpenrand und Waterkant keine eigenen Entwürfe erfolgt wären. Im Gegenteil. Sammler kennen Revolver nach Dreyseund Mauser-Konzept, die Reichsrevolver M 79 und M 83 sowie den sächsischen Armeerevolver. War’s das? Nein: Aus Süddeutschland kam schon in den 1860er Jahren ein Revolver: der PerkussionsVorderlader von Reinhard Stahl.

Dieser Stahl-Perkussionsrevolver mit der prächtig erhaltenen Bläuung und dem gewaffelten Holzgriff stammt aus der frühen Phase der Fertigung. Februar 2024

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Stahl wurde am 10. Juni 1832 in Selb bei Hof, Oberfranken, geboren. Nach einer Büchsenmacherlehre in Würzburg ging er zur „Gewehrfabrik“ von Carl Stiegele in München. Stiegele, ab 1866 Hof-Lieferant, belieferte das japanische und russische Kaiserhaus, die bayerische Monarchie und den internationalen Adel. Um da Arbeit zu finden, musste Stahl Spitzenfähigkeiten vorweisen. Dann trieb es ihn in die USA. Der Zeitpunkt ist unbekannt, jedenfalls erzählte Stahl später, er habe bei Colt in Connecticut gearbeitet. Gut möglich, Colt stellte gern gut ausgebildete deutsche Facharbeiter ein. Nachweisen lässt sich nur ein Wohnsitz in New York. Das „City Directory“ führt „Reinhard Stahl, Guns“ an der Ecke Franklin und Elm Street (heute Lafayette) auf. Im fraglichen Zeitraum 1858 bis 1861 keine gute Adresse, lagen Geschäft und/oder Werkstatt doch im Armenviertel Five Points – dort, wo Martin Scorceses Filmklassiker „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio und Daniel Day-Lewis spielte. Aus diesem Lebensabschnitt Stahls ist eine einzige V ISIER. de

Fotos: Stadtarchiv Hassfurt, Hermann Historica

Der Mann dahinter:

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GESCHICHTE & GESCHICHTEN | Panjandrum-Sprengsatz

Mit rollenden Bomben gegen den Atlantikwall:

The Great P a

Kein Rhönrad: Die Panjandrum war mit Blick auf den Atlantikwall gedacht als rollender Sprengsatz, angetrieben von Raketen. Hier ein frühes Versuchsstück: in der Mitte der Sprengsatz, an den Rädern 18 Antriebsraketen.

Zur Abwehr einer feindlichen Landung hatten die Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Atlantikküste mit zahlreichen Befestigungsanlagen überzogen. Um diese zu knacken, erdachten sich die Alliierten interessante und kuriose Geräte – wie etwa einen rollenden Sprengsatz mit Raketenantrieb. 94 | V ISIER. de

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Panjandrum-Sprengsatz | GESCHICHTE & GESCHICHTEN

P anjandrum

Die Operation zeigte klar, wie sehr die Küstenbefestigungen den anlandenden Truppen bei einer Invasion in großem Stil zu schaffen machen würden. Die offenen Landungsstrände erwiesen sich geradezu als Todeszonen. Hindernisse aller Art, oftmals bestückt mit Minen, Februar 2024

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Diese Bilder stammen aus einer offiziellen Film-Dokumentation, die einen PanjandrumPrototypen bei den Praxis-Versuchen an der südwestenglischen Küste zeigt. V ISIER. de

Fotos: Royal Armouries Museum, Leeds, Thomas Jason Wieger

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m 19. August 1942 in den frühen Morgenstunden landeten alliierte Truppen in und um die französische Hafenstadt Dieppe in der Normandie. Ziel dieser „Operation Jubilee“ war es, einen Hafen auf dem besetzten Festland einzunehmen und über einen Zeitraum von 24 Stunden zu halten. Außerdem sollten nachrichtendienstliche Informationen gesammelt, das Verhalten der deutschen Besatzer analysiert und Abwehrmaßnahmen dokumentiert werden. Doch die gut organisierten Verteidiger brachten den Feind bald in eine hoffnungslose Lage und bereits um 10:50 Uhr erteilte die alliierte Führung den Rückzugsbefehl. Bis dahin gab es über 4000 Mann an Gefallenen und Gefangenen zu beklagen.

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GESCHICHTE & GESCHICHTEN | Vollmer M35 Kaliber 7,75 x 40,5 mm

Der Vollmer-Maschinenkarabiner M35:

Welches war das er deutsche Sturmge w Jetzt denken viele Leser: „Sturmgewehr 44“! Und liegen für serienreife, einsatzerprobte Modelle richtig. Mit fast 430 000 Exemplaren war das StG44 im Zweiten Weltkrieg die erfolgreichste Waffe ihrer Art. Werden nur konstruktive Elemente betrachtet, ist aber die Antwort differenzierter.

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Vollmer M35 Kaliber 7,75 x 40,5 mm | GESCHICHTE & GESCHICHTEN Der M35 – visionär und erfolglos: Die Firma Gustav Genschow & Co. (heute GECO) entwickelt, zugeschnitten auf die neuen Anforderungen, die Patrone 7,75 x 40,5 mm. Heinrich Vollmer wird 1935 mit der Konstruktion der zugehörigen „verriegelten Maschinen-Pistole“ beauftragt. Er nutzt als Grundlage sein M29-Selbstladegewehr und fertigt den ersten Prototyp des M35 im selben Jahr. Dieser ist ein zuschießender Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss. Im Gegensatz zu heutigen Konzepten hat dies keine Gasentnahme-Bohrung im Lauf, sondern eine Gashülse an der Mündung, welche der Schwadendruck nach vorn beschleunigt. Ein Gestänge und ein Schleuderhebel kehren die Bewegung wieder um, wodurch der Verschlussträger nach hinten beschleunigt wird. Das Gestänge läuft unten im Vorderschaft und unter einer Blechabdeckung, was die Klemmgefahr reduziert. Die Waffe hat ein Gesamtgewicht von 4,25 kg und eine Länge von 960 mm. Das Magazin fasst 20 Patronen. Nach eigenen Erprobungen und Verbesserungen kann Vollmer den M35 am 16. Dezember 1935 in Kummersdorf auf dem Gelände der Heeresversuchsanstalt

Fotos: Marcus Heilscher

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um besseren Verständnis erst die weithin akzeptierte Definition des Sturmgewehres: Die Fähigkeit zum vollautomatischen Feuer, die Verwendung einer Mittelpatrone mit der ballistischen Leistung zwischen einer Kurzwaffen- und einer Gewehrpatrone sowie die Munitionszufuhr über ein entnehmbares Magazin. Mit der Definition stößt man in Deutschland zweifelsohne auf den Maschinenkarabiner M35 des Konstrukteurs Heinrich Vollmer. Dessen Modell wird bereits 1935 erfolgreich durch das Heereswaffenamt (HWA) erprobt, ganze sieben Jahre früher als der MKb42, aus dem wiederum später das StG44 entsteht. Auslöser ist eine interne Untersuchung der Reichswehr zu Beginn der 30er Jahre, die zu folgendem Ergebnis kommt: Künftige Gefechte werden zu 50 bis 60 Prozent nur in Kampfentfernungen bis maximal 400 m geführt. Die Bedeutung vollautomatischen Feuers wird hervorgehoben, daher eine Mittelpatrone vorgeschlagen, die wegen des geringeren Rückstoßes für diesen Zweck besser geeignet wäre als eine Vollpatrone. Und genau hier beginnt die Geschichte des Vollmer M35.

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Der Club30: ein Bund von Büchsenmachern der ganz besonderen Art. Ursprünglich als Zusammenschluss von Experten rund um das Tuning und Verfeinern von S & W-Revolvern gegründet, geht es bei den feinen Kurzwaffen heute bevorzugt um edle Revolver und Pistolen aus eigener Fertigung „Made in Germany“. Und längst kommen die Mitglieder der renommierten Vereinigung nicht mehr nur aus Deutschland. Dann ist da auch noch das Jubiläum: Zum 30-Jahr-Bestehen stellt das VISIERSpecial Nr. 111 nicht nur alle Mitglieder dieses illustren Clubs vor – 30 an der Zahl sind es nicht, aber fast. Natürlich fehlt es auch nicht an ausführlichen Testberichten zu verschiedenen Pistolen und Revolvern aus dem umfangreichen Angebot des Club30. Gibt es da weitere Club-Aktivitäten? Na klar, der Club hat bereits mehrere „Road Shows“ in Deutschland organisiert. Da können sich Schützen im Gespräch und auf dem Schießstand selbst von den Qualitäten und Ausstattungs-Möglichkeiten überzeugen, die in den feinmechanischen Kunstwerken dieses speziellen Büchsenmacher-Bündnisses gibt. Wie so eine Club30-Road Show abläuft, darüber lesen sie mehr im neuen VISIER Special. Das VISIER Special Nr. 111 erscheint am 20.12.2023 im Fachhandel.

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