MuseumsMagazin 14

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m museumagazin ausgabe

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Ausstellungen in Vorarlberg 70 Jahre Bregenzer Festspiele Bergbau in den Ostalpen Frauenbergsteigen in Hittisau Kinderporträts von Angelika Kauffmann St. Anna in Schlins 25 Jahre Jüdisches Museum Hohenems Vergangenheit und Zukunft im Montafon

Herausgegeben vom Vorarlberger Landesmuseumsverein und dem vorarlberg museum


Editorial

Inhalt, Editorial (2), Das Sehnsuchts-Festival 70 Jahre Bregenzer Festspiele (3), Bergauf Bergab. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen (6), Bou­tha­ina Fabach (8), Die Liebe zur sichtbaren Welt Hubert Dietrich im Rohner­­haus (10), Stephanie Hollenstein Aus­­stellung in der Galerie Hollenstein (11), Rhein-Schauen Museum und Rhein­bähnle (12), Zeigen und Ver­­ber­gen Eine Aus­­stel­ lungs-Koope­ration (13), Flicken, Stopfen, Re­passieren im Stadt­museum Dornbirn (14), Das bin ich Kinder­porträts von Angelika Kauffmann (15), Handgemach­tes aus dem Bre­­gen­­­­zer­­wald (16), Zur Koazwil allar­hand treabo 150 Jahre Amateur­theater im Bregenzerwald (17), Klaus Pfeifer (18), Ich, am Gipfel im Frauenmuseum Hitti­sau (20), 64 Reisen nach Wien Das Kleine Walsertal und sein Zollanschluss­­vertrag (21), Vom Aufbewah­ren, Erinnern und Ver­­ges­sen Übrig. Ein Blick in die Bestände zum 25. Geburtstag des Jüdischen Museums Hohen­ems (22),

Gottlieb Nuder­scher Ein malender Zeitzeuge des 20. Jahr­­­hunderts (24), Wesentlich ist das Detail Raimund Rhom­berg und die Bauforschung in Vorarl­berg (26),

Vorarl­ber­ger Museums­welt Ein Haus mit Migra­tions­ge­schichte (28), St. Anna in Schlins Wo die Zeit stehen geblie­ben ist (30), StockWerke und StixelWerk im Museum Großes Walser­tal (32), Skifahren und Kunst auf Tuchfühlung Die Damülser Kulisse Pfarrhof (33), Sterb­­ stund Ausstellung im Lechmuseum (35), Haselfichten Klänge der Natur (36), So sin miar halt Ausstellung im Klostertal Museum (37), Vergangenheit und Zukunft Zwei Aus­stellungen der Montafoner Museen (38) Hubert Fritz Eine Ausstellung in der Galerie allerArt (40), Ein Museum als Experimentierfeld Das Hidden Museum in Fraxern (41), Reiseziel Museum! (42), Gemeinsam unterwegs Tag des Denkmals 2016, Impressum (43) 2

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Editorial D

em 70-jährigen Jubiläum der Bregenzer Festspiele widmet sich eine von vielen Geschichten dieses Magazins. Was die Dornbirner Messe in wirtschaftlicher Hinsicht bedeutete, gilt für die Festspiele im Kultur­leben: Sie standen stellvertretend für den Neuanfang einer aus den Trümmern der NSDiktatur entstehenden Zweiten Republik, in der viele der zuvor verübten Gräuel unter den Tisch gekehrt wurden. Wenn auch niemals mit dem Jahr 1945 vergleichbar, so wird dereinst vielleicht auch 2015 als bedeutendes „Wendejahr“ in die Geschichte eingehen, angesichts der vielen Bilder von Menschen auf der Flucht nach Europa und der Reaktion der EU-Staaten darauf. Über die Geschichten solcher Menschen, die in Vorarlberg eine neue Heimat gefunden haben, spricht Bouthaina Fabach in einem Inter­view für dieses Magazin. Im vergangenen Jahr wurde das „Sommermagazin“ als Versuch gestartet. Abseits des üblichen Formats des Museumsmagazins sollte ein umfassender Überblick über Ausstellungsprojekte in Vorarlberg gegeben werden. Die Akzeptanz war durchaus positiv, weshalb die nunmehr vorliegende Ausgabe die gleiche Richtung verfolgt. Ergänzt wird sie mit Geschichten von Menschen, die sich besonders der Kulturlandschaft Vorarlbergs verschrieben haben. Schön wäre es, wenn möglichst viele Einhei­ mische und Gäste, aber auch nach Vorarlberg zugewanderte Personen wertvolle Informatio­ nen darin finden und zum Besuch der einen oder anderen Ausstellung angeregt würden. Andreas Rudigier, Christof Thöny

Das Vorarlberger Ausstellungsprogramm: Menschen und Geschichten, Foto: Petra Rainer


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Bregenz

Bregenzer Festspiele 1977, Spiel auf dem See: „Oberon“ von Carl Maria von Weber

Foto: Helmut Klapper, Vorarlberger Landesbibliothek

Das Sehnsuchts-Festival Die Bregenzer Festspiele feiern ihr 70-jähriges Bestehen mit einer Ausstellung im vorarlberg museum

August 1946 auf zwei Kieskähnen im Bregenzer Gondel­hafen das erste „Spiel auf dem See“ über die Bühne ging, ahnte niemand, dass daraus ein weltweit renommiertes Festival ent­stehen könnte. Immerhin hatte man die mehrtägige Veranstaltung vorsichtshalber als „Festwoche“ Als im

bezeichnet, um nicht an den traditionsreichen Salzburger oder Bayreuther Fest­spielen gemessen zu werden.

70 Jahre später können die Bregenzer Festspiele auf eine äußerst erfolgreiche, wenn auch von einigen Krisen getrübte Geschichte zurückblicken.

Text: Markus Barnay

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Bregenz

Kaiser legte auch gemeinsam mit dem Dirigenten und Pianisten Otmar Suitner das erste schriftliche Konzept für die – von ihnen so bezeichnete – „Festspielwoche“ 1946 vor und war schließlich für die künstlerische Umsetzung der Theaterproduktion „Die Sieben gegen Theben“ verantwortlich. Und auch Adolf Salzmann, der für Fremdenverkehr zuständige Bregenzer Stadtrat, engagierte sich tatkräftig für die Durchführung der Festwochen, die er zugleich als Motor für den Fremdenverkehr betrachtete.

Bregenzer Festspiele 1962 Spiel auf dem See: „Die Trauminsel“ von Robert Strolz Fotos: Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek

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nlässlich der Programmpräsentation für die Saison 2016 erklärte der derzeitige Festspiel-Präsident Hans-Peter Metzler im Rückblick auf die Anfänge vor 70 Jahren: „Die Bregenzer Festspiele waren von Anfang an eine Bürgerinitiative.“ Tatsächlich waren Bregenzer Bürger (und allem Anschein nach keine Bürgerinnen) maßgeblich an der Entstehung des Festivals beteiligt. Wer genau welche Rolle spielte, und vor allem: wer die Königsidee hatte, eine Musiktheaterproduktion nicht nur am Ufer, sondern direkt im Bodensee anzusiedeln, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit klären. Der einzige Überlebende der ersten Stunde, der damalige Medizinstudent und spätere Frauenarzt Ivo Fischer, ist sich ziemlich sicher, dass er der „alleinige Initiator“ der Bregenzer Festspiele war.

Wer waren die Väter des Erfolgs? Die bisher über die Anfänge der Bregenzer Festspiele verfassten Studien und Dokumenta­ tionen nennen andere Namen: Eugen Leissing, für Kultur zuständiges Mitglied der Landesregierung (damals noch Landesausschuss ge­nannt), war zweifellos der wichtigste Förderer des Kulturlebens in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Kurt Kaiser, ehemaliger Ballett­ tänzer an der Wiener Staatsoper, war mit Sicherheit aktiv dabei: Der Anfang 1945 nach Vorarlberg gekommene Wiener gründete schon Monate zuvor die erste Vorarlberger Landesbühne, das spätere Theater für Vorarlberg. 4

Diese Rechnung ging schon bei der ersten Festwoche 1946 auf: Über 80 % der 25.500 Besucher kamen aus der Schweiz. Damit das möglich wurde, musste die Grenze für den „kleinen Grenzverkehr“ geöffnet werden. Und dafür brauchte es die Kooperation der französischen Besatzungsmacht, die somit – neben den Bregenzer Politikern und den vor allem aus Wien stammenden Künstlern – zum dritten Geburtshelfer der Bregenzer Festspiele wurde. Deutsche Gäste waren übrigens erst ab 1948 zugelassen, sie stellten aber von da an bis heute stets das Gros der Besucher.

Sechs Wochen Vorbereitungszeit für Festwoche 1946 Ob die Festspiele also eine klassische „Bürger­ initiative“ waren, mag dahingestellt bleiben. Ohne die tatkräftige Mithilfe vieler Bürger (und sicher auch Bürgerinnen) wäre die erste Fest­ woche aber tatsächlich nicht durchführbar gewesen. Schließlich erfolgte der Beschluss der Bregenzer Stadtvertretung, im August 1946 eine „Kultur- und Sportwoche“ durchzuführen und dafür eine Ausfallhaftung in Höhe von 20.000 Schilling zu übernehmen, erst sechs Wochen vor dem geplanten Beginn. In der verbliebenen Zeit mussten nicht nur das Programm fixiert, die auftretenden Künstler enga­ giert, Plakate und Programmhefte gestaltet, gedruckt und verteilt sowie die Verhandlungen über die vorübergehende Öffnung der Grenze zur Schweiz geführt, sondern auch die Spielstätten vorbereitet werden: Die beiden Kieskähne für das Spiel auf dem See organisierte der kommunistische Stadtrat Max Haller, im Brotberuf Geschäftsführer eines Kiesunternehmens. Parallel musste die Spielstätte für Theateraufführungen und Konzerte fertiggestellt werden: die rund 1600 Sitzplätze bietende Sporthalle am See, deren Bau erst im Mai begonnen hatte.

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Die Sporthalle (später Stadthalle) war ein Mehr­­zweckbau, der viele Jahre lang nicht nur als Konzerthalle für die Festspiele, sondern auch für größere Kulturveranstaltungen während des Jahres und für Sportereignisse – vom Handballspiel bis zum Boxkampf – genutzt wurde.

Traditionsbildende Mischung aus Musik und Wort Der Sport war übrigens auch Teil des Programmes der ersten Festwoche. Nach dem einleitenden Festgottesdienst mit Mozarts Krö­nungsmesse fand im Bregenzer Stadion ein Fußball- und Handballturnier statt, zum Abschluss versammelten sich Leichtathleten und Kunstturner zum Wettkampf. Dieser Teil des Programmes überlebte die folgenden Jahre nicht, während die künstlerischen Darbietungen des Sommers 1946 traditionsbildend für die Bregenzer Festspiele wurden. Die Mischung aus Musik und Wort, aus Veranstaltungen unter freiem Himmel und im Saal, aus Weltläufigkeit und regionaler Verwurzelung findet sich bis heute im Programm des Festivals. Die Verankerung der Festspiele im lokalen Bürgertum kam auch durch die Struktur des Veranstalters zum Ausdruck: 1949 wurde die Festspielgemeinde Bregenz gegründet, ein privater Verein, der den Bregenzer Verkehrsverein als Veranstalter ablöste. Diese Konstruktion erwies sich erst mit den gewaltig steigenden Umsätzen – und der entsprechend größeren Verantwortung der großteils ehrenamtlichen Funktionäre – als problematisch und wurde 1989 durch die Gründung einer GmbH und 2002 durch eine Stiftung ergänzt, die nun als Eigentümer der Festspielgesellschaft fungiert.

Achse Bregenz–Wien als Fundament der Festspiele Von Beginn an prägend für die Bregenzer Festspiele war aber auch die Achse Bregenz–Wien. Es waren nicht nur die am Ende des Krieges nach Vorarlberg gekommenen Wiener Künstler, die hier die Initiative für kulturelle Aktivitäten ergriffen, sondern auch künstlerische Aushängeschilder der Bundeshauptstadt, die mit ihrem Engagement die als typisch österreichisch an­gesehene Kultur in den Bundesländern populär machen sollten. Die legendären Gastspiele des Burgtheaters in Bregenz wurden dement­


Das Sehnsuchts-Festival

Bregenz

sprechend vom dafür verantwortlichen Unterrichtsministerium gefördert. Schließlich sollte der gerade beendete politische Irrlauf des „tausendjährigen“ Deutschen Reiches durch ein wieder erstandenes Österreich ersetzt werden, das sich seiner kulturellen Eigenständigkeit erinnert. Das Engagement der Wiener Symphoniker, die von Anfang an das Festspielorchester bildeten und in den Jahrzehnten seit der Gründung der Festspiele vielfältige künstlerische und private Verbindungen mit Bregenz und Vorarlberg knüpften, hatte dagegen ursprünglich eher etwas mit der wirtschaftlichen Situation in der unmittelbaren Nachkriegszeit zu tun: Die Musiker wurden unter anderem durch das Versprechen nach Bregenz gelockt, dort besser verpflegt zu werden als im hungerleidenden und zu erheblichen Teilen zerstörten Wien. Tatsächlich sorgte die Schweizer Caritas dafür, dass die Festspiel-Künstler jenseits aller Lebensmittelbezugsscheine kalorienmäßig auf ihre Kosten kamen.

Bregenzer Festspiele 1962 Ballett auf dem See: „Der Nußknacker“ rechts: Bregenzer Festspiele 1964, Spiel auf dem See: „Das Land des Lächelns“, Operette von Franz Lehar

Hunger nach Essbarem und einer schöneren Existenz

Bregenzer Festspiele 1960 Spiel auf dem See: „Wiener Blut“

Verköstigt wurden aber auch die Besucher der ersten Bregenzer Festspiele: mit kultureller Nahrung, die die Bedürfnisse nach Ablenkung und Vergessenwollen befriedigte. Dass sich nach den anfänglichen Versuchen mit Mozart in den folgenden Jahren die Operette als Verdrängungshilfe durchsetzte, hat also nicht nur mit der Kulisse am Bodensee zu tun, sondern wohl auch mit der Sehnsucht nach einer schöneren Existenz nach den trostlosen Kriegsjahren. Festspiele Bregenz 1957

Lesetipps Meinrad Pichler: Hunger, Verdrängungs­hilfe und Sehnsucht. Von der „Festwoche“ zu den „Festspielen“, in: Andrea Meuli (Hg.), Die Bregenzer Festspiele, Salzburg 1995, S. 159–170 Walter Lingenhöle: 65 Jahre Bregenzer Festspiele. Eine Dokumentation. Hg. Bregenzer Festspiele GmbH, Bregenz 2012

Spiel auf dem See: „Zar und Zimmermann“

Bregenzer Festspiele 1946 | 2016 Atrium vorarlberg museum Kornmarktplatz 1 6900 Bregenz T: +43 5574 46050 www.vorarlbergmuseum.at

Ausstellungsdauer 14. Juli bis 11. September 2016

Öffnungszeiten Juli und August: täglich 10.00 bis 20.00 Uhr September: Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 10.00 bis 20.00 Uhr 5


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Bregenz

Bergauf Bergab. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen

Fotos: Christa Engstler

Eine Zeitreise durch die Bergbaugeschichte Vorarlbergs und darüber hinaus

Süden des Landes konzentrierende Bergbaugeschichte Vorarlbergs wird in der AusstelDie sich auf den

lung räumlich und zeitlich in einen größeren Kontext eingebettet, hebt sich aber mit sehenswerten Objekten wie dem

romanischen Bartholomäberger Vortragekreuz oder dem spätgotischen Silbertaler Flügelaltar bemerkenswert hervor. Text: Michael Kasper

I oben: Das Gauertal mit den wolkenverhangenen Drei Türmen unten links: Blick auf Bartholomäberg unten rechts: Pinge am Kristberg

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n den letzten 15 Jahren wurde der (prä)historische Bergbau in Vorarlberg gemeinsam mit der Bergbaugeschichte anderer Regionen der Ostalpen interdiszipli­ när und umfassend erforscht. Das gesamte Projekt wurde vom Forschungszentrum „HiMAT – Die Geschichte des Bergbaus in Tirol und seinen angrenzenden Gebieten: Auswirkungen auf Umwelt und menschliche Gesellschaften“, das an der Universität Innsbruck angesiedelt ist, koordi­niert. Der zeitliche Rahmen spannt sich von der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit über die vergangenen 10.000 Jahre. Räumlich liegt der Schwerpunkt auf dem Gebiet von Tirol, Süd­tirol, Salzburg und Vorarlberg.


Bergauf Bergab. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen

Prähistorischer Bergbau: Von der Steinzeit bis zu den Römern Am Ende der letzten Eiszeit vor gut 10.000 Jahren kamen die ersten Menschen wieder als Jäger und Sammler in die nunmehr eisfreien Alpen. In einigen Regionen – etwa im Kleinwalsertal – fanden sie den Feuerstein, aus dem sich scharfe Werkzeuge herstellen ließen. Außerdem wurden aus Bergkristall Schmuck und andere Gerätschaften hergestellt. Nach dieser ersten Rohstoffnutzung, die über Jahrtausende belegt ist, gewann zunehmend auch der Abbau von Salz große Bedeutung. In der Bronzezeit folgte der Abbau von Kupfer, das in Salzburg in regelrechten Großbergwerken gefördert wurde. Beide Rohstoffe, Salz und Kupfer, wurden über weite Distanzen gehandelt und so findet man in ganz Europa Bronzeobjekte, in denen alpines Kupfer steckt. Auch für das Montafon gilt ein prähistorischer Kupferbergbau als wahrschein­ lich, der endgültige Nachweis dafür konnte aber trotz intensiver archäologischer Forschungen noch nicht erbracht werden. Eindeutig belegt sind jedoch starke Siedlungstätigkeiten im Bereich von Bartholomäberg, die bis in die Bronzezeit zurückreichen.

Historischer Bergbau im Montafon: Vom Mittelalter bis in die Neuzeit Mit dem frühmittelalterlichen churrätischen Reichsguturbar (842 / 43) setzt in karolingischer Zeit die schriftliche Überlieferung zum Bergbau in Vorarlberg äußerst früh ein. Zwar kann der dort genannte Eisenabbau nicht genau

lokalisiert werden, doch liegt eine Verortung im Bereich Bludenz / Bürs bzw. Bartholomäberg /  Silbertal nahe. Im 11. Jahrhundert ist der Bergbau am Kristberg zwischen Klostertal und Montafon dann erstmals eindeutig archäologisch nachgewiesen, die nächste schriftliche Erwähnung im Bereich des Montafons erfolgte aber erst 1319. Dabei handelt es sich um die älteste Nennung von Silbergewinnung für den gesamten westösterreichischen Raum. Insgesamt ist vor allem der archäologische Nachweis für den mittelalterlichen Bergbau im Montafon vom 11. bis zum 14. Jahrhundert herausra­ gend, denn in dieser Zeit gibt es für zahlreiche größere Bergbaureviere wie etwa Schwaz in Tirol keine Belege. Es fällt dabei auf, dass der Abbau bis in Höhen von 2400 m betrieben wor­ den war. Neben Silber spielte in erster Linie der Abbau von Eisen und Kupfer eine wichtige Rolle. Im 16. und 17. Jahrhundert ging die Bedeutung des alpinen Bergbaus stark zurück und zu Beginn des 30-jährigen Krieges waren die Bergbautätigkeiten in Vorarlberg gänzlich erloschen. Trotz mehrerer Wiederbelebungsversuche in den folgenden Jahrhunderten kam es nie mehr zu umfassenderen Bergbauaktivitäten im Süden des Landes.

Reminiszenzen Die vielfältigen Spuren dieses Bergbaus finden sich heute noch in der Landschaft und in mehreren Museen wieder. Am Kristberg und im Bereich von Bartholomäberg belegen große Pingenfelder und beeindruckend große Abraumhalden an den ehemaligen Stollenmund­

Bregenz

Vortragekreuz Bartholomäberg, 1225 – 1250 Foto: vorarlberg museum & Deutsches BergbauMuseum Bochum

löchern die einstige Bedeutung des Bergbaus in dieser Region. Ein Schaubergwerk, die Kirchen in Bartholomäberg und am Kristberg sowie das Bergbaumuseum Silbertal, der Silberpfad und das Museum Frühmesshaus Bartholomäberg ergänzen als Außenstellen vor Ort die über­ regional angelegte Ausstellung und verdeutlichen den Bergbauboom im Süden Vorarlbergs im Mittelalter und in der frühen Neuzeit.

Silbertaler oder Kristberger Flügelaltar: Das Kleinod spätmittelalterlicher Altarbaukunst (1478) kehrt nach mehr als 100 Jahren nach Vorarlberg zurück. Foto: Dieter Petras

Bergauf Bergab. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen vorarlberg museum Kornmarktplatz 1, 6900 Bregenz T: +43 5574 46050, www.vorarlbergmuseum.at

Ausstellungsdauer 11. Juni bis 26. Oktober 2016

Öffnungszeiten Juli und August: täglich 10.00 bis 20.00 Uhr Regulär: Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 10.00 bis 20.00 Uhr 7


Dann bin ich zur Aktivistin geworden … Bouthaina Fabach erzählt über ihre Herkunft, ihre Tätigkeit im vorarlberg museum und die Arbeit mit geflüchteten Menschen


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Im Gespräch

Die in Tunesien aufgewachsene Molekularbiologin und

Immungenetikerin Bouthaina Fabach lebt seit 2012 in Vorarlberg. Die Tochter eines Politikers und einer Sprachlehrerin organisiert heute Führungen für Menschen unter­schiedlichster Herkunft durch das vorarlberg museum. Im Auftrag des Museums dokumentiert sie auch Geschichten von Männern und Frauen, die vor Krieg und politischer Verfolgung geflüchtet sind und in Vorarlberg Aufnahme gefunden haben. Daraus ist ein umfassendes Netzwerk an freiwillig Engagierten entstanden. Interview: Christof Thöny Bouthaina Fabach führt durch die Ausstellung „Ich bin ich. Mira Lobe und Susi Weigel“, Fotos: Miro Kuzmanovic

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m: Bouthaina Fabach, inwiefern sind dein heutiges Engagement und deine Tätigkeit durch die Herkunft geprägt? BF: Meine Eltern haben dazu sicherlich ganz maßgeblich beigetragen. Mein Vater war in Tunesien Politiker und meine Mutter eine – wie ich es bezeichne – faszinierende Sonderpädagogin. Sie hat sich für die Rechte von Mädchen und die Inklusion von Behinderten eingesetzt, in einer Zeit, in der es in Tunesien sehr gegensätzliche Tendenzen gab. Als ich aufgewachsen bin, habe ich sie dabei begleitet, das war für meine Erziehung äußerst prägend. mm: Inwiefern haben die politischen Ereig­nisse in Tunesien die Geschicke eurer Familie geprägt? BF: Sehr sogar. Als Oppositioneller musste mein Vater nach der Machtübernahme durch Ben Ali das Land verlassen. Für sein Exil hat er sich Österreich ausgesucht, da ihm in Wien seine Kontakte bei der UNO und der OPEC zugutekamen. Abgesehen davon sind politische Flüchtlinge hier freundlich aufgenommen worden, im Gegensatz zu anderen Ländern. Mein Vater ist stolz darauf, dass er sich Österreich als neue Heimat ausgesucht hat, und ehrlich gesagt bin ich es auch. mm: Wann und wie bist du deinem Vater nach Österreich gefolgt? BF: Nach seiner Flucht durfte der Rest der Familie das Land zunächst nicht verlassen. 2002 hat sich dann sehr vieles verändert. Meine

Mutter ist gestorben, sie wurde – wie sich später herausgestellt hat – vergiftet. Mich hat das sehr durcheinander gebracht, da ich nicht wusste, ob ich gehen oder bleiben sollte. Meine Schwestern hatten das Land zu diesem Zeitpunkt schon verlassen. Ich wollte mir einen Reisepass zulegen, was mir aber versagt geblieben ist. Mein Vater hat mir dann aufgetragen, Tunesien heimlich zu verlassen. Das musste ich dann auch tun, ohne jemanden zu informieren. Ich habe alles zurückgelassen und bin mit 250 kg Gepäck in Wien angekommen. Das war 2004, im Winter bei minus 20 Grad, was im Unterschied zum Klima in Tunesien zunächst einmal ein kräftiger Schock für mich war. mm: Letztlich haben deine Wege ja dann nach Vorarlberg geführt … BF: Nachdem ich an der ETH Zürich als Biologin und in Wien bei einem pädagogischen Zentrum sowie für einen französisch-tunesischen Verlag in Paris gearbeitet habe, bin ich sehr viel zwischen den drei Ländern gependelt. Auch mei­nen Mann Robert habe ich 2010 bei einer langen Zugreise kennengelernt. 2012 bin ich dann schließlich in Vorarlberg wohnhaft geworden. mm: … wo du auch mit dem vorarlberg museum in Berührung gekommen bist. BF: Genau. Von Beginn an habe ich Menschen in dieses Haus geführt, vor allem solche, die mich aus anderen Ländern besucht haben. Bei einem museumspädagogischen Programm im

Zuge der Aktion „Reiseziel Museum“ war ich dann mit Flüchtlingen im Museum. Da hat Fatih Özcelik mich „geschnappt“. Seither führe ich im Auftrag des vorarlberg museums Interviews mit Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten und in Vorarlberg wohnhaft geworden sind. Gleichzeitig sammle ich auch Objekte, die Geschichten von Flucht erzählen, oft sind dies Kleinigkeiten, die ansonsten kaum beachtet werden. Kleine Souvenirs erzählen Geschichten von Bombardierung und Tötung, da die Menschen keine Möglichkeiten hatten, ihr Land mit viel Gepäck zu verlassen. mm: Wie sieht, abgesehen von der Tätigkeit für das vorarlberg museum, dein Engagement für Flüchtlinge in Vorarlberg aus? BF: Seit ich hier wohnhaft bin, habe ich den Kontakt zu geflüchteten Menschen gesucht, wobei mir meine Sprachkenntnisse natürlich zugutegekommen sind. Institutionen wie das Kinderdorf und das Westend spielen dabei eine wesentliche Rolle. Als Dolmetscherin übernehme ich oft sehr wichtige Aufgaben. Durch die Ereignisse des Jahres 2015 bin ich dann natürlich mit Anfragen überrannt worden. Ich habe versucht, mein Netzwerk immer mehr aufzubauen, um vielen Menschen Perspektiven zu ermöglichen. Die Begleitung durch Paten, die in Projekten von Caritas und Kinderdorf organi­ siert wird, finde ich beispielsweise besonders wichtig. Wenn man als Fremder im Ausland ist, braucht man Kontakte, das haben wir als Familie selbst erlebt. 9


Lauterach

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Die Liebe zur sichtbaren Welt Hubert Dietrich im Kontext von Rudolf Wacker und anderen Künstlern

Das Rohnerhaus in Lauterach gibt Einblick in das Werk Hubert

Dietrichs. Text: Susanne Emerich Hubert Dietrich wurde am 12. September 1930 als jüngstes von sechs Kindern in Mellau im Bregenzerwald geboren. Der Vater war Jagdaufseher und betrieb eine kleine Landwirtschaft. Die Mutter starb, als Hubert sieben Jahre alt war. Nach einer abgebrochenen Jagdlehre besuchte er von 1948 bis 1951 die Gewerbeschule in Innsbruck. Dort traf er Oswald Oberhuber, mit dem ihn in den 1950er Jahren eine enge Freundschaft verband. Sein Interesse galt dem Maler-Handwerk und der grafischen Gestaltung.

Hubert Dietrich, Porträt Maria Jäger, 1986 – 1988 Öl auf Leinwand, 95 x 75 cm, vorarlberg museum, Bregenz

S

o beschrieb Hubert Dietrich sein künstlerisches Schaffen in einem Interview aus dem Jahr 1972: „Meine Malerei stellt einen Versuch dar, einen kleinen geordneten Platz einem Chaos entgegenzustellen.“ In einer Kooperation zeigt das vorarlberg museum im Rohnerhaus vom 30. April bis 1. Okto­ber 2016 Werke von Hubert Dietrich. Die Ausstellung ist von Margarete Dietrich, der Tochter des Künstlers, kuratiert. Sie thematisiert die Suche Dietrichs nach einer persön­ lichen Ausdrucksform und zeigt seine Arbeiten im Kontext mit jenen Künstlern, die ihn geprägt haben: Leopold Fetz und Max Weiler haben ihm in frühester Jugend den Zugang zur Kunst eröffnet. Oswald Oberhuber war früher Wegbegleiter, Willi Baumeister einfühlsamer Lehrer. Rudolf Wacker war Dietrichs verehrtes Vorbild und Walter Salzmann ein Freund und von ihm hochgeschätzter Künstler.

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Ein weiterer Ausbildungsweg führte Dietrich Anfang der 1950er Jahre an die Kunstakademie nach Stuttgart, wo er bei Willi Baumeister Malerei studierte. Danach kehrte er in den Bregenzerwald zurück, um dort mit Malerjobs Geld zu verdienen und gemeinsam mit Oswald Oberhuber künstlerisch zu arbeiten: „Das Wesentliche in Wien war das strenge Zeichnen nach der Natur, in Stuttgart dagegen, bei Willi Baumeister, der Umgang mit den gestalterischen Mitteln und deren Anwendung in der ungegenständlichen Malerei.“

Wien berufen. Dort baute er die Meisterklasse für Restaurierung auf. Diese beiden Funktionen übte er bis zu seiner Emeritierung 1998 aus. Neben seiner Tätigkeit als Restaurator und Hochschullehrer blieb das eigene künstlerische Schaffen im Zentrum seines Interesses. Nach der Pensionierung widmete er sich bis zum Lebensende ausschließlich der Malerei. Hubert Dietrich starb am 20. März 2006 in Wien. Dem Bregenzerwald blieb Dietrich bis zu seinem Tod eng verbunden. Regelmäßige Reisen nach Mellau inspirierten ihn zu seinen Bild­ motiven: „Das Erlebnis der Naturschönheit rief in mir mit 16 Jahren den Wunsch hervor, das mit Freude Beobachtete darzustellen. Damals begann ich zu zeichnen und zu malen. […] Das Malen der Stillleben ist eine Extremsituation. Das Ziel ist äußerste Klarheit, so geordnet möchte ich selbst sein. Im Stillleben kann ich die Ordnung schaffen, die ich in meinem Leben gerne hätte. Könnte ich selbst das Stillleben sein, das wäre das Ideal.“

1954 / 55 besuchte er an der Kunstakademie in Wien die Klasse von Albert Paris Gütersloh. Anschließend machte er im Bregenzerwald die Meisterprüfung als Maler und Anstreicher.

Die Liebe zur sichtbaren Welt

1960 erfolgte der Umzug nach Wien. Am Kunsthistorischen Museum begann Dietrich die Ausbildung zum Gemälderestaurator.

Ausstellungsdauer

Kunst im Rohnerhaus Kirchstraße 14, 6923 Lauterach T: +43 5574 72923, www.rohnerhaus.at

bis 1. Oktober 2016

Öffnungszeiten Ab 1970 war er als selbstständiger Res­tau­ ra­tor tätig, unter anderen für den Sammler Rudolf Leopold, 1979 übernahm Dietrich die Leitung der Restaur­ierwerkstätte des Kunsthistorischen Museums. Wenig später wurde er an die Hochschule für Angewandte Kunst in

Mittwoch, Donnerstag und Samstag 11.00 bis 17.00 Uhr, Freitag 11.00 bis 20.00 Uhr Mit der Eintrittskarte des vorarlberg museums kann bis Ende Dezember 2016 auch das Rohnerhaus besucht werden.


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Lustenau

Ausstellung in der Galerie Hollenstein: Stephanie Hollenstein Die Galerie Hollenstein in Lustenau zeigt vom 13. Mai bis 26. Juni 2016 eine Ausstellung zum Werk der Künstlerin, die der Galerie ihren Namen gegeben hat: Stephanie Hollenstein.

Stephanie Hollenstein gehört zu den bedeutendsten und auch umstrittendsten Künstlerpersönlichkeiten Vorarlbergs. Die Ausstellung, die vom 13. Mai bis 26. Juni 2016 in der Galerie Hollenstein zu sehen ist, schöpft aus den umfassenden Beständen der hauseigenen Sammlung und gibt Einblicke in Leben

und Werk der Lustenauer Künstlerin. Dabei wird auch ihr Engagement für den Nationalsozialismus dokumentiert. Text: Susanne Emerich

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m 8. Juli 1886 in Lustenau geboren, besuchte Hollenstein 1904 die Kunstgewerbeschule in München. Auf Grund ihrer zeichnerischen Leistungen und eines Gutachtens des dort tätigen Prof. Franz von Defregger erhielt sie ein Stipendium des Vorarlberger Landesausschusses. 1908 erfolgte die Gründung einer eigenen Malschule, 1912 dann die erste Kollektivausstellung in Innsbruck. 1913 / 1914 unternahm sie auf Grund eines Stipendiums der Französischen Akademie in Rom ihre erste Italienreise mit den Stationen Venedig, Florenz und Rom, die einen entscheidenden Einfluss auf ihr Kolorit haben sollte.

zahlreiche Ausstellungen in Berlin, Basel, Stockholm, Reval und Helsingför. Ende der 1920er Jahre entstanden im Tiroler Oberland und in Südtirol unzählige Skizzen. Ansichten von Dörfern und Bergen zählten zu ihren Lieblingsmotiven, auch Porträts und Stillleben gehören zu ihrem Schaffen. Ihre Arbeiten aus den 1920er und 1930er Jahren zeigen eine für sie typische, farbenprächtige Malweise und räumliche Verzerrung, die ihr den Spitznamen „die Schiefmalerin“ einbrachte. 1931 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis, 1932 den Preis der Marianne-Hainisch-Stiftung.

Herzleiden und verstarb in einer Wiener Klinik. Die oftmals tabuisierte Rolle Stephanie Hollensteins während des Nationalsozialismus wird in der Ausstellung thematisiert.

Stephanie Hollenstein Leben und Werk Galerie Hollenstein Pontenstraße 20. 6890 Lustenau T: +43 5577 84542 www.lustenau.at/galerie-hollenstein

Ausstellungsdauer 13. Mai bis 26. Juni 2016

Erster Weltkrieg, Zwischenkriegszeit

Die Künstlerin in der Zeit des Nationalsozialismus

Nach Ausbruch des Krieges wurde die Künstlerin mit kurzgeschorenem Haar und männlicher Kleidung als Stephan Hollenstein zu den Stand­ schützen in Südtirol aufgenommen, wo sie bald als malender Kriegsberichterstatter dem Kriegs­pressequartier der Südfront zugeteilt wurde. 1916 kam sie nach Wien und bestückte

Nach dem Anschluss Österreichs an HitlerDeutschland im Jahr 1938 wurde Hollenstein Vorsitzende der Vereinigung bildender Künstlerinnen der Reichsgaue der „Ostmark“, dadurch konnte sie ihre Position festigen und wurde zu einer der einflussreichsten Künstlerinnen des Dritten Reichs. 1944 erkrankte sie an einem

Öffnungszeiten Freitag und Samstag 17.00 bis 20.00 Uhr Sonn- und Feiertage 10.00 bis 12.00 und 14.00 bis 17.00 Uhr rechts: Selbstporträt Stephanie Hollenstein, 1929 links: Als „Stephan Hollenstein“ nahm die Künstlerin am Krieg teil, Fotografie 1929 Abbildungen: Galerie Hollenstein

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Rhein-Schauen Museum und Rheinbähnle

Mit dem schweizerisch-österreichischen

nale Rheinregulierung IRR

Staatsvertrag von 1892 begann die internatio­

mit der hochwassersicheren Verbauung des Alpenrheins zwischen

Illmündung und Bodensee. Diese europaweit einmalige, schmalspurige Werkbahn hat eine 120-jährige

Geschichte vorzuweisen. Bis vor wenigen Jahren wurden täglich rund 400 Tonnen Steinmaterial vom Steinbruch Kadelberg in Mäder / Koblach zu den Verladestationen und Steindepots am Bodensee geführt. Mit einer der historischen Elektrolokomotiven aus den 1940er Jahren oder einer Dampflokomotive von 1910 bzw. 1920 geht die Strecke durch das Naturschutzgebiet am Bodensee, oder von Lustenau aus entlang des Rheins zur Schweizer Grenze und weiter über die historische Rheinbrücke nach Widnau. Text: Redaktion Rhein-Schauen Museum und Rheinbähnle Höchster Straße 4, 6890 Lustenau T: +43 5577 20539, www.rheinschauen.at

Öffnungszeiten Mittwoch und Freitag bis Sonntag 13.00 bis 17.30 Uhr Vielfältige Fahrangebote und Veranstaltungen siehe Homepage, Sonderfahrten und individuelle Fahrten oder Gruppenführungen auf Anfrage

oben: Rheinmündung bei Fußach, Foto: Hanno Thurnher unten: Dampfzug mit Hohentwiel, Foto: Rhein-Schauen

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Dornbirn

Eine Ausstellungskooperation zum Thema „Zeigen und Verbergen“ regionaler und internationaler Kunst sowie zwischen privater und öffentlicher Sammlung ist eine neue Ausstellungsreihe ange­ Als „Dialog“ zwischen

dacht, die ab 2016 einmal jährlich zeitgenössische Kunstwerke aus der Sammlung

Erhard Witzel ausgewählten Arbeiten aus der Sammlung des vorarl­berg museums gegenüberstellt. Text: Kathrin Dünser Ruben Aubrecht, Ohne Titel (Flimmern), 2008 Foto: Ruben Aubrecht

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eit 2009 betreiben Uta Belina Waeger und Erhard Witzel in der Sebastianstraße im Dornbirner Oberdorf einen Raum für zeitgenössische Kunst. Auf zwei Etagen bietet das QuadrART ein Forum für Ausstellungen, Projekte, Vorträge und Diskussionen mit dem Ziel, den anspruchsvollen Dialog über Kunst zu fördern und zu fordern. Dazu wurden bislang viermal im Jahr Kuratorinnen und Kuratoren aus dem In- und Ausland eingeladen, eine Position aus der „Sammlung Erhard Witzel“ auszuwählen und diese mit zeitgenössischer Kunst ihrer Wahl zu konfrontieren. Diese „Ansichten“ werden künftig um das Format des „Dialogs“ erweitert: Ausgewählte Werke aus der Sammlung des vorarlberg museums werden Exponaten aus der Privatsammlung Witzels gegenüberstellt.

Der Startschuss dieser Zusammenarbeit fällt am Freitag, den 24. Juni um 19.00 Uhr. Unter dem Titel „Zeigen und Verbergen“ präsentiert Kathrin Dünser vom vorarlberg museum eine Auswahl an Kunstwerken, die sich auf mannigfaltige Art und Weise dem Thema nähern. Das Zeigen und Verbergen findet dabei ganz unterschiedlichen Ausdruck: Es kann rein formale Aspekte bedienen, als Synonym für das männliche und weibliche Prinzip oder für soziologische, politische oder religiöse Aus­einandersetzungen stehen. Im Dialog mit Werken internationaler Künstlerinnen und Künstler können die Arbeiten aus der Sammlung des vorarlberg museums aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachtet und erfahren werden. Gezeigt werden unter anderem Werke von Maria Anwander, Ruben Aubrecht, Richard Bösch, Christian Boltanski, Candice Breitz,

Jürgen Brodwolf, Desiree Dolron, Thomas Emde, Arno Gisinger, Peppi Hanser, Anne Marie Jehle, Ulrike Müller, Drago Persic, Mariella Scherling Elia und Jan Ulrich Schmidt.

QuadrART Dornbirn Sebastianstraße 9, 6850 Dornbirn T: +43 5572 909958 www.quadrart-dornbirn.com

Eröffnung 24. Juni 2016, 19.00 Uhr

Ausstellungsdauer 25. Juni bis 16. Oktober 2016

Öffnungszeiten Donnerstag bis Sonntag 17.00 bis 20.00 Uhr 13


museum magazin 14 / 2016

Dornbirn

Flicken, Stopfen, Repassieren im Stadtmuseum Dornbirn Eine Sonderausstellung zum Thema Ressourcenschonung

Text: Susanne Emerich

Flicken, Stopfen, Repassieren Stadtmuseum Dornbirn Marktplatz 11, 6850 Dornbirn T: 43 5572 33077 www.stadtmuseum.dornbirn.at

Eröffnung 3. Juni 2016, 19.00 Uhr

Ausstellungsdauer 4. Juni bis 30. Oktober 2016

Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 12.00 und 14.00 bis 17.00 Uhr und nach Vereinbarung

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n letzter Zeit steht das neu erwachte Bewusstsein am Selbermachen, sinnvolles ökologisches Tun und der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen im Mittelpunkt. Schon seit jeher spielt das Reparieren, Wieder­ verwerten und Umfunktionieren von Gegenständen eine wichtige Rolle im Alltagsleben und galt erst in der Wegwerfgesellschaft der westlichen Industriestaaten der letzten Jahrzehnte als rückständig. Am Beispiel von Texti­ lien möchte die Sonderausstellung „Flicken, Stopfen, Repassieren“ im Spannungsfeld von textilen Strategien zwischen Frausein, Sparsamkeit, Ressourcenschonung vom 4. Juni bis 30. Oktober 2016 die Kultur des „Do-it-yourself“ zelebrieren. Dabei kann auf einen reich-

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haltigen Fundus aus den eigenen Beständen zurückgegriffen werden, denn das Stadtmuseum Dornbirn sammelt seit langem auch diese auf den ersten Blick unscheinbaren Zeugen der Vergangenheit, die textile Kulturtechniken wie das Stopfen ebenso thematisieren wie die moralischen Tugenden Sparsamkeit und Fleiß.

links: Ressourcenschonung: Socken flicken wie anno dazumal rechts: Frau Martha Grabher an der Repassiermaschine Fotos: Gerti Furrer


Schwarzenberg

„Das bin ich“

– unter diesem

Titel widmet sich die

lungstrilogie

Ausstel­

vom 1. Mai bis

26. Okto­ber 2016 dem umfassen­den Werk

Angelika Kauff-

manns im gleich­namigen Muse­

Das bin ich

um in Schwarzenberg. Eröffnet wird

Kinderporträts von Angelika Kauffmann

Kinderporträts, gefolgt von Frauen- und Männerbildnissen. Text: Susanne Emerich

der Reigen, wie auch schon in den letzten Jahren von Petra Zudrell kuratiert, mit

Angelika Kauffmann, Drei Kinder mit zwei Vögeln und Blüten, 1779 Öl auf Leinwand, 62,5 cm x 75 cm, Privatsammlung, Foto: Robert Fessler

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chon früh malte Angelika Kauffmann Kinder, darunter auch ihr eigenes „Selbst­bildnis als Sängerin mit Notenblatt“, das sie als Zwölfjährige zeigt. In der Ausstellung werden zwei frühe Kinderporträts von Hercules und Anton von Salis-Soglio zu sehen sein. Auch in ihren Lehrjahren in Italien beschäftigte sich Angelika Kauffmann mit der Darstellung von Kindern. Der englische Porträtmarkt boomte, als die junge Künstlerin 1766 nach London kam. Neben vielen Frauenbildnissen entstand auch eine große Zahl an Kinderporträts, die Nachfrage war groß und Kauffmann als Porträtistin sehr gefragt. Präsentiert werden ausgewählte Beispiele wie „Das Blumenmädchen“ oder die beiden Pendants „Drei Kinder mit zwei Vögeln und Blüten“ und „Vier Kinder mit einem Früchtekorb“, die 1779 in der Royal Academy in London ausgestellt waren. Darstellungen des Jesuskindes und Kinderfiguren aus Historiengemälden ergänzen die Schau.

Königliche Familie von Neapel Kauffmanns Karriere wurde durch die königlichen Aufträge in England gefördert, auch das Familienbildnis der Königlichen Familie von Neapel hatte weitere wichtige Aufträge zur

Folge. Der Entstehungsprozess dieses Fami­ lienbildnisses mit sieben Kindern aus den Jahren 1782 / 83 kann in der Ausstellung nachvollzogen werden. Kauffmann malte in Neapel Kopfstudien der einzelnen Personen und schuf die in der Ausstellung präsentierten Ölstudien. Im nächsten Schritt entstand ein Komposi­ tionsentwurf für das endgültige Ölgemälde, das sich noch heute im Museo di Capodimonte in Neapel befindet.

Das bin ich. Kinderporträts von Angelika Kauffmann

Zehn Jahre Förderverein

Öffnungszeiten

Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg Brand 34 6867 Schwarzenberg T: +43 5512 26455 www.angelika-kauffmann.com

Ausstellungsdauer bis 26. Oktober 2016

Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Fördervereins „Freunde des Angelika Kauff­ mann Museums Schwarzenberg“ und der zehnten Angelika Kauffmann gewidmeten Sommer­ ausstellung lud das Museum zehnjährige Kinder zur Beteiligung ein. Die Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse von der Volksschule Schwarzenberg beschäftigten sich schon im Vorfeld der Ausstellung mit den porträtierten Kindern. Jedes Kind übernahm eine symbolische Patenschaft für ein porträ­ tiertes Kind und suchte ihm aus der histo­ rischen Spielzeugsammlung von Iris Alge (mittlerweile übernommen vom vorarlberg museum) ein Spielzeug aus. Diese von den Kindern zusammengestellte Spielzeugauswahl wird ebenfalls Teil der Ausstellung sein.

Angelika Kauffmann, Modello für das Porträt König Ferdinand IV., König von Neapel und Sizilien, mit seiner Familie, 1783, Öl auf Leinwand, 71 x 99 cm, Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz – Wien

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museum magazin 14 / 2016

Andelsbuch

Handgemachtes aus dem Bregenzerwald Eine Ausstellung im Werkraum

Wir machen vieles mit

unseren

Händen. Manchmal ist das Prestige des von Handgemachten groß, manchmal ist das Resultat der mit den Händen geleisteten Arbeit kaum der Rede wert oder wird gar nicht sichtbar.

Künstler,

die malen, zeichnen

und gestalten sprechen von der

Intuition der Hand, Handlanger am Fließband erzählen andere Geschichten. In der

„handgemacht“ möchten wir mit filmischen Mitteln im Werkraum eine Bestandsaufnahme von Dingen Ausstellung

zeigen, die mit der Hand gemacht werden. Ohne Wertung. Fragen, die sich heute zum Thema der Arbeit unserer Hände stellen, sollen von einem begleitenden

sion

besprochen und diskutiert

werden. Text: Susanne Emerich

Filmstills: Matthias Günter, 2016

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Sympo-

Ausstellungskonzept Peter Zumthor

Werkraum Bregenzerwald Hof 800, 6866 Andelsbuch T: +43 5512 26386 www.werkraum.at

Ausstellungsdauer 18. Juni bis 1. Oktober 2016

Öffnungszeiten Dienstag bis Samstag 10.00 bis 18.00 Uhr 19. Juni bis 28. August 2016 auch Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr

Rahmenprogramm 3. September 2016, 19.00 Uhr kochen = handwerk Ein kulinarisches Fest im Werkraum veranstaltet vom Verein der Werkraum Freunde, mit der Köchin Milena Broger


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Egg

Zur Koazwil allarhand treabo 150 Jahre Amateurtheater im Bregenzerwald

Vor 150 Jahren begann auf Initiative des Bauern Gebhard Wölfe und des Lehrers Johann Michael Feuerstein ein reges Theatertreiben zuerst in Bizau, dann auch in Theatervereinen, in Kirchen­ chören, Piusvereinen und Feuerwehren im gesamten Bregenzerwald. Zu verdanken ist das dem Engagement Hunderter begeisterter Menschen, regelrechter Theaterfamilien, die das Theater­ schaffen in dieser Region vorantrieben und dies auch heute noch tun. Text: Susanne Emerich

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ie Aufführungen der einzelnen Theatergesellschaften beschränkten sich nicht nur auf ihre Gemeinden, Gastauftritte waren bis in die 1950er Jahre in Dörfern des Bregenzerwaldes üblich. Hauptsächlich agierten Laienschauspieler unter dem Motto: Theater von Menschen aus der Region für Menschen aus der Region. Im Anschluss an so manche Aufführung wurde gemeinsam musi­ ziert und diskutiert: ma hat a ghörige Reos kea, für Nicht-Bregenzerwälder: man ließ den Abend vergnügt ausklingen.

Zensur In der Theaterordnung von 1850 wurden Aufführungen verboten, die „(u)nverbindlich mit der Loyalität gegen das Staatsoberhaupt“, „gegen das regierende Kaiserhaus (oder) gegen die bestehende Staatsverfassung“ waren oder eine Verletzung der „Vaterlandsliebe der Bürger“ darstellten. Auch „Gehässigkeit zwischen Nationalitäten“, Verstöße gegen die Moral, den Anstand oder Beleidigungen der Religionsgenossenschaften wurden geahndet. Der austrofaschistische Ständestaat erkannte im Theater ein probates Mittel zur Rekatholisierung der Arbeiter- und Mittelschicht und zur Schmälerung des Einflusses der NSDAP in Österreich.

Die Kriegsjahre In Doren wie auch in Sulzberg wurde während des Ersten Weltkrieges Theater gespielt. Anlässlich des Besuchs von Gauleiter Hofer beim Bezauer Trachtenfest im Jahr 1940 wurde das

Stück „A Kranzaubot“ der Bregenzerwälder Autorin Hedwig Kohler aufgeführt, das auf humoristische Art und Weise die Bildung des Gaus Tirol-Vorarlberg und das Spitzelwesen dar­stellt. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, da im selben Jahr alle Bregenzerwälder Theatervereine – bis auf den Bizauer – durch den Reichsstatthalter in Innsbruck aufgelöst wurden.

Zeichen eines Theaters, das Spiegel der Gesell­ schaft sein will. Darauf nimmt die Ausstellung „Zur Koazwil allarhand treabo. 150 Jahre Amateurtheater im Bregenzerwald“ Bezug. Sie skizziert Theater als aufrührerisches Werkzeug der rebellischen Bregenzerwälder, zeigt Tendenzen auf und ermöglicht einen Überblick über die Fülle des dortigen Theaterschaffens von gestern bis heute.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Zur Koazwil allarhand treabo Nach Kriegsende wurden die Theatertätig­ 150 Jahre Amateurtheater keiten in vielen Dörfern wieder rasch aufge- im Bregenzerwald nommen. Alfred Steurer aus Buch, geboren 1918 und zeitlebens aktiver Theaterspieler, empfand das Theater als Aufmunterung, als wichtige Sache dafür, dass ma wiedr uf dean richtigo Weag kunnt, wio as früher war. Danand wieder besser verstoht, wänigr Politik machot. Erwin Vögel, treibende Kraft des Amateur­ theaterspieles in Mellau, versuchte sich mit seiner Schauspieltruppe an einem ernsten Stoff: „Die Fremde“. Doch auch in Mellau war der Hunger nach einfacher Kost groß, deshalb der Besuch des Stückes spärlich. So wurde auf Altbekanntes vor dem Zweiten Weltkrieg zurückgegriffen. Schwänke wie „Die Junggesellensteuer“ oder „Der verkaufte Großvater“ und Volkskomödien standen auf dem Programm.

Identitätsstiftendes Theater Die Fülle an Theaterstücken, die das Bregenzer­ wälder Amateurtheater in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat, steht ganz im

Egg Museum Pfarrhof 5, 6863 Egg www.eggmuseum.at

Ausstellungsdauer 15. April bis 2. November 2016

Öffnungszeiten Freitag bis Sonntag 15.00 bis 18.00 Uhr

Rahmenprogramm siehe www.eggmuseum.at Führungen nach Vereinbarung Kooperationspartner: Bregenzerwaldarchiv, Bregenzerwälder Theatervereine, Kulturforum Bregenzerwald, Landesverband für Amateurtheater, Theaterverein Bizau Förderer: Gemeinde Egg, Land Vorarlberg, Raiffeisenbank Mittelbregenzerwald Kuratorin: Natalie Winkel, Theater-, Film- und Medienwissenschaftlerin 17


Der Kulturlandschaftsforscher Klaus Pfeifer aus Egg

Vorarlbergs Kulturlandschaft wird noch immer über weite Strecken durch Zeugnisse der über Jahrhunderte dominierenden Land- und Alpwirtschaft geprägt. Im Besonderen gilt dies für die Täler und die alpinen Lagen – und das trotz der dort durch Elektrizitätswirtschaft und Tourismus hervorgerufenen massiven Umwälzungen im vergangenen Jahrhundert. Wenn es um die Kenntnisse und das detaillierte Wissen zu diesen Dokumenten vornehmlich baulicher Art geht, dann zählt der Bregenzerwälder Klaus Pfeifer zu den besten Fachleuten. Das Museumsmagazin stellt ihn vor. Text: Andreas Rudigier


museum magazin 14 / 2016

K

laus Pfeifer (geboren 1967) ist der ältere zweier Söhne einer Bregenzerwälder-Tiroler Verbindung. Seine Mutter stammt aus Schwarzenberg, bekannte Namen wie Metzler und Feuerstein sind in den Stammbäumen ihrer Familie zu finden. Sein Vater kam als angehender Lehrer nach Vorarlberg. Dem Studium an der Pädagogischen Akademie folgten Lehrämter in Schwarzenberg und ab 1964 eine Anstellung als Hauptschullehrer in Egg. Schwerpunkt seiner regionalen Studien war das Volkslied. Er stellte sein musikalisches Talent in den Dienst des Vorarlberger Chor­ wesens. Auch als Komponist machte er sich einen Namen. Die Neugier für regionalgeschichtliche Phäno­ mene erbte Klaus Pfeifer von seinem Vater. Das Museum in Egg ist mit seinem Gründungs­ datum 1904 das älteste in Vorarlberg. In den 1980er Jahren bemühten sich die Egger das Museum mit Landeshilfe (zum Beispiel Elmar Vonbank, Paul Rachbauer) zu revitalisieren, der Vater von Klaus Pfeifer war mit dabei und führte nach 2000 für einige Jahre das Museum als Kustos. Pläne eines Neustarts mit einer Unterbringung im neu errichteten Impuls­ zentrum in der Nähe des Dorfzentrums scheiterten beziehungsweise endeten in der Tiefgarage der Gemeinde. Mit der Einrichtung des Bregenzerwald-Archivs (unter der Leitung von Katrin Netter) ergaben sich schließlich neue Impulse, die vom Team um Andreas Hammerer in Sonderausstellungen umgesetzt werden.

Studium der Botanik Klaus Pfeifer studierte in Innsbruck Biologie. Sein Ziel war es, freischaffend tätig zu sein. Die Spezialisierung auf die Botanik stand am Ende, und der ausgebildete Waldsoziologe war schließlich ein Spezialist auf dem Gebiet der Ver­gesellschaftung von Pflanzen, Kräutern, Sträuchern, Moosen und dergleichen. Im Zusammenhang mit dem Schwerpunkt Laub- und Mischwälder spielt Altholz eine wichtige Rolle. Und wenn es verbaut ist, fällt es auch in die Kategorie Totholz. Als sogenannter Freelancer arbeitete Klaus Pfeifer in der Folge bei Biotopkartierungen der Landesforstdirektion oder im Rahmen der Naturnäheuntersuchungen österreichischer Wäl­der unter der Leitung des Umweltschutz­ pioniers Georg Grabherr. Dabei kam Pfeifer in

Porträt

fast alle österreichischen Bundesländer. Mit Peilstange, Kompass und Maßband von Inventurpunkt zu Inventurpunkt sozusagen. Urwälder gibt es in Vorarlberg kaum mehr welche, vielleicht noch in der Gegend von Möggers, naturnahe Wälder sind etwa in den Steilhängen des Klostertals zu finden, ansonsten sprechen wir von Kultur- oder Wirtschaftswäldern, die den Großteil der Wälder ausmachen.

Die Dendrochronologie Nach seinem Studienabschluss nahm Pfeifer an dendroökologischen Feldwochen in der Schweiz teil, die Fritz Schweingruber etwa im Münstertal oder im Wallis durchführte. Auch drei Wochen in Russland waren darunter. Die Gründung einer Familie ließ Klaus Pfeifer den Sprung ins kalte Wasser wagen. Er entschied sich für ein Nischenfach, die Dendrochrono­­ logie. Neben seiner Ausbildung als Biologe kam ihm da auch das Interesse für Häuserkunde und Archäologie sehr entgegen. Fachliche Voraus­setzungen sind das eine, die Besessen­ heit und die Netzwerke waren das andere. Am Anfang stand zum Beispiel ein Auftrag, der als Geschenk an den viel zu früh verstorbenen Walserforscher Tiburt Fritz im Kleinen Walsertal gedacht war. Es ging um die Datierung eines Objekts aus seinem Umfeld. Oder die Datierung des Dachstuhls des Adolf-Rhomberg-Hauses in Dornbirn, das vor 20 Jahren zum Museum und Archiv umfunktioniert wurde. Die Dendrochronologie meint die dem letzten Wuchsring eines Holzes erfolgte Zuordnung eines Kalenderjahres, basierend auf einem Vergleich des Wachstumsverlaufes von anderen Hölzern. Hierzu gibt es eine Kartei, die Idealkurven für eine Region beinhaltet, sowie Litera­ tur, die Referenzkurven zeigt. Eine Irrtumswahrscheinlichkeit gibt es, sie ist aber nicht hoch, so etwa 1 : 1000. Klaus Pfeifer verfügt heute über ein Archiv, das mehr als 10.000 Einzelteile (vornehmlich Bohrproben) umfasst, die nach Region, Adresse und Bauteil geordnet sind. Pfeifer könnte damit wohl ein Jahr lang sein Haus heizen.

gen von Standorten können über diese Daten erkannt werden. Historische Umweltbedingungen sind etwa im Schesamurbruch in Bürserberg oder im Schwarzen See erforscht worden.

Wie geht’s einem Dendrochronologen? Klaus Pfeifer kann sich nicht über mangelnde Aufträge beklagen. Allerdings muss er auch deutlich über Vorarlberg hinausdenken, stehen doch die Regionen Tirols, Südtirols, aber auch Graubünden und das Allgäu ebenfalls in seinem beruflichen Blickfeld. Der Architekt Thomas Mennel und der Bauforscher Raimund Rhomberg gehören zu seinen wichtigsten fachlichen Partnern, das Bundesdenkmalamt und regionale Einrichtungen wie vor allem Museen zählen zu seinen wichtigsten Auftraggebern. Der interdisziplinäre Zugang ist Voraussetzung, so spielen Archäologie, Geschichte, Architektur, Bauforschung, Kunstgeschichte, Volkskunde und andere zusammen. Das zeigt sich zum Beispiel in der Erforschung der Maisäßlandschaft, die im Montafon in den vergangenen Jahren viele interessante Ergebnisse zutage gefördert hat. Klaus Pfeifer beklagt ein wenig die Austauschbarkeit, die in der Architektur immer deutlicher Einzug hält. Sowohl die wissenschaftliche Basis als auch die Sensibilität fehlen oder sind in vielen Regionen zu wenig ausgeprägt. Die Arbeit Pfeifers wirkt diesem Trend zweifellos entgegen.

Klaus Pfeifer bei der Dendroprobenentnahme in der Sebastianskapelle in Satteins, Fotos: Dieter Petras

Wie war das Klima früher? Die Dendrochronologie ermöglicht Pfeifer auch den Gewinn von Daten, die Aussagen über Standortbedingungen und Klima früherer Jahrhunderte geben. Vor allem Bewegun19


Hittisau

museum magazin 14 / 2016

Ich, am Gipfel Das Frauenmuseum

in Hittisau bietet noch bis zum

26. Oktober 2016 mit der Ausstellung „Ich, am Gipfel“ eine Annäherung an die Frauenalpingeschichte. Der Bo­gen spannt sich vom Leben und Arbeiten in den Ber­gen bis hin zum weiblichen Blick auf die Berge und zeigt sozial- und kulturhistorische Zusammenhänge auf, die es Frauen ermöglichten, die Bergwelt für sich zu erobern.

Text: Susanne Emerich

Gipfelstürmerinnen, um 1900, Fotograf unbekannt, Frauenmuseum Hittisau

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emeinsam mit der Leiterin des Frauenmuseums, Stefania Pitscheider-Soraperra, kuratierte die Südtirolerin Ingrid Runggaldier die Ausstellung. Im Gespräch er­­läutert Runggaldier, unter anderem Autorin der Publikation „Frauen im Aufstieg. Auf Spuren­ suche in der Alpingeschichte“, ihr Ausstellungskonzept. mm: Welche Intention steht hinter dem Interesse, eine Alpingeschichte aus weiblicher Sicht aufzuzeigen? IR: Die Intention war aufzuzeigen, dass es in der Geschichte des Alpinismus von Anfang an sehr wohl viele gute Bergsteigerinnen gab, dass ihre Namen und Unternehmungen jedoch fast gänzlich unbekannt oder vergessen waren. mm: Gibt es einen weiblichen Blick auf die Ber­ge? Und inwieweit unterscheidet sich dieser von der männlichen Wahrnehmung der Bergwelt? IR: Die Voraussetzungen für Frauen, die Berge zu betrachten und zu besteigen waren andere als jene der Männer. Deshalb ist auch die Geschichte der Alpinistinnen eine andere. Zuerst hing es, auch wenn sie aus privilegierten Kreisen kamen, meistens von den Männern ihrer Familien ab, ob sie überhaupt auf Berge klettern durften. Später waren sie autonomer und konnten selbst entscheiden, ob sie bergsteigen wollten, und dann taten sie es auch. Ihr Blick auf die Berge war vielleicht weniger von Leistung bestimmt, als vom Bewusstsein, eine Freiheit genießen zu können, die ihnen in der Gesellschaft oft verwehrt war.

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mm: Welche der prominenten Bergsteigerinnen stehen Ihnen persönlich am nächsten und warum? IR: Jene, die weniger von sportlichen Motiva­ tionen angetrieben waren und die Berge eher aus wissenschaftlichem Interesse aufsuchten, zum Beispiel die Geologin Maria Matilda Ogilvie oder die Ethnologin Eugenie Goldstern. Sie waren keine Bergsteigerinnen im engeren Sinne und hätten sich wohl auch nie als solche definiert, aber sie waren Pionierinnen und erforsch­ ten die Berge und das Leben in den Bergen. mm: Welche Rolle spielte die „Frau am Gipfel“ für die Politik – beispielsweise für die Propaganda der Nationalsozialisten? IR: Vor allem in den Zwanziger- und Dreißiger­ jahren, während des Faschismus und National­ sozialismus, dienten Frauen – Sportlerinnen und insbesondere Alpinistinnen – als Aus­­ hänge­schilder für die Nationen, die ihre Vor­ macht und Überlegenheit anderen Ländern gegenüber zeigen wollten. Ihre Namen wurden propagiert und sie waren die ersten Bergsteigerinnen, die auch wirklich weit über die Bergsteigerkreise hinaus bekannt wurden. Trotzdem sollten diese Frauen nicht die Grenzen ihrer vorgegeben Rolle in der Gesellschaft überschreiten. Sie durften nicht besser als ihre männlichen Kollegen sein und sollten jene Attribute aufweisen, die dem nationalsozialistischen Frauenideal entsprachen: dem der physisch und mental gesunden, ausdauernden, unempfindlichen, treuen, pflichtbewussten und selbstlosen Frau.

Ich, am Gipfel Frauenmuseum Hittisau Platz 501, 6952 Hittisau T: +43 5513 620930 www.frauenmuseum.at

Ausstellungsdauer bis 26. Oktober 2016

Sommeröffnungszeiten 1. Mai bis 26. Oktober 2016 Mittwoch 14.00 bis 17.00 Uhr Donnerstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr

Öffentliche Führungen Montags jeweils um 18.00 Uhr sowie am 1. Sonntag im Monat um 17.00 Uhr Keine Anmeldung erforderlich. Eintritt inkl. Führung: 10,00 Euro Am letzten Ausstellungstag findet um 17.00 Uhr eine öffentliche Führung statt. Elizabeth Main Le Blond (1860 – 1932), Am Fornogletscher The Martin and Osa Johnson Safari Museum


museum magazin 14 / 2016

Kleines Walsertal

64 Reisen nach Wien Das Kleine Walsertal und sein Zollanschlussvertrag

Gemeinde Mittelberg widmet die Sommerausstellung 2016 einer Besonderheit, Die

die der Talschaft seit mehr als einem Jahrhundert einen bedeutenden wirtschaftlichen Vorteil beschert:

Zollanschlussvertrag von 1891. Mit diesem Vertrag

dem

gelang es den Walsern, ihren durch

Abgeschiedenheit zu Vorarlberg erlittenen wirtschaftlichen Nachteil – der Handel mit die

dem geografisch nahen Deutschland wurde durch Zollbestimmungen immer mehr eingeschränkt – mittels eines Vertrages

umzu-

kehren und durch den faktischen Anschluss an die deutsche Wirtschaft eine ungeahnte wirtschaftliche Prosperität zu ermöglichen.

Text: Andreas Rudigier

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ie Bemühungen der Bewohner des Kleinen Walsertals um die Klärung der Zollfrage für die Ausfuhr von Waren ins Königreich Bayern prägten fast das ganze 19. Jahrhundert. Nach den Grenzziehungen infolge des Wiener Kongresses und durch die Errichtung einer Zollschranke – die königlichbayerische Mautstation in Oberstdorf wurde bereits 1814 errichtet – wurde der über Jahrhunderte übliche Handel mit dem benachbarten Allgäu immer größeren Einschränkungen unterworfen. 1833 wurde der Deutsche Zollverein gegründet und der sogenannte „Zollver­ einigungsvertrag“ trat am 1. Jänner 1834 in Kraft. Und sogleich begann der Kampf der Wal­ ser um Verbesserungen beziehungsweise Be­ endigung dieser Schranken. Ein geregelter und von den Zollorganen begleiteter Transit­ver­kehr ermöglichte dennoch ansprechende Zei­ten, bis 1878 auch noch der Viehverkauf im Allgäu untersagt und damit eine wesentliche Voraussetzung der Lebensgrundlage entzogen wurde.

Österreichische Gendarmerie, deutsche Zöllner. 125 Jahre Zollanschlussvertrag Kleinwalsertal Eine Ausstellung der Gemeinde Mittelberg Stern Passage Walserstraße 63 6991 Riezlern T: +43 5517 207800 www.raiffeisenholding.at

Ausstellungsdauer 1. Mai bis November 2017

Öffnungszeiten Montag bis Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr Samstag 10.00 bis 13.00 Uhr

Der aus Mittelberg stammende Jurist Tiburtius Fritz reiste in den 1880er Jahren 64 Mal nach Wien, um dort in den zuständigen Ministerien vorzusprechen. Am Ende kam es zur Unterzeichnung der Verträge, der entscheidende Zollanschlussvertrag trat schließlich am 1. Mai 1891 in Kraft. Die Ausstellung zeigt die Geschichte anhand von Objekten, Dokumenten, Fotografien und Interviews.

Fotos: Gemeindearchiv Mittelberg

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Hohenems

museum magazin 14 / 2016

Vom Aufbewahren, Erinnern und Vergessen Übrig. Ein Blick in die Bestände zum 25. Geburtstag des Jüdischen Museums Hohenems

Objekte aus der Sammlung Foto: Dietmar Walser / Jüdisches Museum Hohenems

Vieles, was jahrzehntelang

im Archiv gelagert worden ist und nie Eingang in eine Ausstellung gefunden hat, wird seit April bis zum 2. Oktober 2016 unter dem Titel „Übrig. Ein Blick in die Bestände zum 25. Geburtstag des Jüdischen Museums Hohenems“ in einer Sonderausstellung in Hohenems präsentiert. Text: Susanne Emerich 22


Vom Aufbewahren, Erinnern und Vergessen

Schlüssel aus dem jüdischen Viertel Foto: Dietmar Walser / Jüdisches Museum Hohenems

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ährend anhand einiger Exponate eine exemplarische Geschichte der Diaspora abzulesen ist, sind manche Objekte aufgeladen mit einander widersprechenden Deutungen, Inbesitznahmen und Ver­ leugnungen. Beispielsweise das Grabmal eines jüdischen Zwangsarbeiters aus Polen, der auf dem Bregenzer Soldatenfriedhof hinter der Galluskirche beerdigt wurde. Unter einem David­stern ist zu lesen: „Pisto Wastrika. Pole. * 1903, † 1945“. Was bleibt übrig? Außer diesen spärlichen Informationen? Während der Lebenslauf unbekannt bleibt, sind am Grabmal Spuren der Ablehnung erkennbar. Zweimal wurde es geraubt und in der Bregenzer Ache „entsorgt“, bevor es seine vorerst letzte Ruhestätte in der Sammlung des Museums fand. Die Ausstellung, die vom gesamten Museums­ team kuratiert wurde, gewährt Einblicke in den Reichtum unterschiedlicher Formen des Erinnerns und Vergessens, deren materielle Spuren die Sammlung des Museums bewahrt. Anika Reichwald, Literatur- und Kulturwissen­ schaftlerin, ist seit Juni 2015 Leiterin des Archivs im Jüdischen Museum Hohenems. Sie erläutert die Entstehungsgeschichte der Sonderausstellung. mm: Wie entstand die Idee zu dieser Ausstellung? AR: Im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des Museums kam die Frage auf, ob man sich nicht auf die eigene Sammlung beziehen möchte. Etwa, um Fragen zu stellen, die bisher noch nicht an die eigenen Objekte gerichtet wurden.

Hohenems

mm: Nach welchen Kriterien wurden die Objekte ausgewählt? Welche Cluster wurden gebildet, um einen roten Faden durch die Ausstellung zu ziehen? AR: Wir haben uns bei der Auswahl ganz intui­ tiv angenähert: welche Objekte berühren uns, verstören uns, geben Rätsel auf. Gegenstände, die möglicherweise vergessen oder nicht mehr gewollt waren, die „zweckentfremdet“ wurden, die aus ihrer Tradition, ihrer Verwendung herausfallen, eröffnen ein weiteres Spektrum. Darauf verweist auch der Titel der Ausstellung: Übrig. Die Fragestellung findet sich in den verschiedenen Themengebieten innerhalb der Ausstellung wieder: 1. Was gehört in ein Museum? Hier dreht sich alles um die Frage des Sammelns, Bewahrens und auch um die Entscheidung, wann was speziell in ein Jüdisches Museum gebracht wird, um dort archiviert oder ausgestellt zu werden. 2. Was bleibt von Beziehungen? Hier stellt sich die Frage, welche Objekte auf deutsch-jüdische Beziehungen respektive Beziehungen innerhalb einer Stadt zwischen Juden und Nichtjuden oder aber auch auf jüdische Netzwerke verweisen. 3. Was bleibt vom Leben? An dieser Stelle der Ausstellung werden die Funde in Hohenemser Häusern oder die gefundenen Objekte der sogenannten „Displaced Persons“ thematisiert. Was sagen sie uns über das Leben derer, die sie zurückgelassen haben? 4. Was bleibt von Religion? Schenkungen aus der Synagoge St. Gallen erzählen Geschichten darüber, was mit Objekten passiert, wenn sie ihren zugewiesenen sakralen Raum verlassen. 5. Was bleibt von Personen und Identitäten? Personalausweise und Pässe aus unterschiedlichen Epochen und die Dokumentation von Ivan Landauers Versuch, Asyl in verschiedenen Ländern zu erhalten, während er bereits vor der nationalsozialistischen Verfolgung in die Schweiz geflohen war, sind hier das Thema. 6. Was bleibt nach der Vernichtung von Lebenswelten? Dieses letzte Cluster befragt vor allem die Provenienz und die moralische Dimension verschiedener Objekte, die durch die Zäsur der nationalsozialistischen Herrschaft zu „übrigen“ Objekten wurden.

Zeit nach 1945, oder aus dem 18. Jahrhundert. Insgesamt eine bunte Mischung. mm: Wie gelangten die Gegenstände in das Archiv? AR: Auf ganz unterschiedliche Weise: einige wurden geschenkt, stammen aus Vor- oder Nachlässen; einige wurden angekauft. Andere wurden bewusst ins Museum gebracht, da die vorherigen Besitzer eine solche Institution für den richtigen Ort der Aufbewahrung hielten. Auch hier: eine Mischung unterschied­licher Gründe und Wege ins Museum. mm: Welches Objekt bedeutet Ihnen persönlich am meisten und warum? AR: Es gibt sicherlich einige Objekte, mit denen man enger verbunden ist, weil man sich eingehender mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt hat. Viele dieser Geschichten gehen sehr nahe, überraschen, verwirren oder stimmen nachdenklich. Ich finde es sehr schön, dass es diese breite Vielfalt gibt und der Besucher mit so vielen, sehr persönlichen Geschichten in Berührung kommt.

Kriegserinnerungen aus dem 1. Weltkrieg Foto: Dietmar Walser / Jüdisches Museum Hohenems

Übrig Jüdisches Museum Hohenems Villa Heimann-Rosenthal Schweizer Straße 5, 6845 Hohenems T: +43 5576 739890 http://www.jm-hohenems.at/

Ausstellungsdauer mm: Aus welcher Epoche stammen die Expo­ nate? AR: Die meisten Dinge sind wohl aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts „übrig­ geblieben“. Aber es gibt auch Objekte aus der

bis 2. Oktober 2016

Öffnungszeiten Museum und Café Dienstag bis Sonntag und feiertags 10.00 bis 17.00 Uhr 23


museum magazin 14 / 2016

Altach

Gottlieb Nuderscher

Gottlieb Nuderscher, malend im Montafon ca. 1960 (aus: Von Bergen und Bäumen, Blumen und Wolken – Gottlieb Nuderscher, Aquarelle hg. von Willibald Feinig

Ein malender Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts

Hohenems-Wien-Vaduz, 2015)

Altach hat sich einen Namen gemacht. Im Sport, sicherlich, wenn der Fußballverein heute in einem Atemzug mit Rapid Wien genannt

kulturell steht Altach in der ersten Reihe. Der wird. Aber auch

mit dem Aga Khan Award für Architektur ausgezeichnete und nach Plänen von Bernardo Bader errichtete Islamische Friedhof muss auf der ganzen Welt keinen Vergleich scheuen. Und Altach hat ein Gespür für Menschen mit außerge-

wöhnlichen Fähigkeiten, die nicht das Rampenlicht der Öffentlichkeit genießen konnten oder können. Zum Beispiel für

Gottlieb

Nuderscher. Text: Andreas Rudigier Gottlieb Nuderscher. Aquarelle 1919 – 1994 Eine Ausstellung der Gemeinde Altach KOM Kirchfeldstraße 1a und Pfarrzentrum 6844 Altach www.altach.at/news

Ausstellungsdauer 17. Juni bis 17. Juli 2016

Öffnungszeiten Samstag und Sonntag 11.00 bis 20.00 Uhr sowie auf Anfrage 24

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ie Biografie von Gottlieb Nuderscher steht exemplarisch für das 20. Jahrhundert. Der 1904 geborene Sohn eines Mon­tafoner Schwabenkindes und einer Lin­­ dauer Mutter war 30 Jahre als Bäcker in der Backstube am Altacher Dorfbach tätig. Als Künst­ler war er Autodidakt, Kurse an der Schule für gewerbliches Zeichnen in Bregenz sind aus dem Leben des knapp 20-Jährigen bekannt. Sein Lehrer Alfons Luger („Blaumaler“) empfiehlt ihm den Gang auf die Akademie nach München. Die Not der Zwischenkriegszeit zwingt ihn, den sicheren ‚Brotberuf‘ zu wählen. Die Kunst lässt ihn nicht los. Jede freie Minute führt sie ihn in die Natur. Das Aquarell eignet

sich bestens für das rasche Festhalten von „Bergen, Bäumen, Blumen und Wolken“, um den Titel seiner 2015 erschienenen Monografie zu zitieren. Am Ende steht ein Werk, das mehrere Tausend Arbeiten umfasst, Arbeiten, die der Öffentlichkeit erst seit jüngster Zeit etwas bekannter geworden sind. Sie dokumentieren ein Heimat­ verständnis, das zum Sinnbild des 20. Jahrhunderts geworden ist, einem Jahrhundert, das lange durch Kriege und Not und dann schließlich von einer nie da gewesenen wirtschaftlichen Blütezeit bestimmt worden war. Gottlieb Nuderscher hat sie mitgemacht. Er starb 1995.


Gottlieb Nuderscher

Gottlieb Nuderscher, Blumenstillleben Aquarell, ca. 1993

Gottlieb Nuderscher, Kummenberg von Süden Herbst(?), Aquarell, ca. 1930

Gottlieb Nuderscher Ried und Schweizer Berge Herbst, Aquarell, ca. 1960 (aus: Von Bergen und Bäumen, Blumen und Wolken) Fotos: Günter König

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Feldkirch

museum magazin 14 / 2016

Wesentlich ist das Detail

Fotos: Dieter Petras

Raimund Rhomberg und die Bauforschung in Vorarlberg Mit seiner Tätigkeit als Bauforscher kann Raimund Rhomberg ein Alleinstellungsmerkmal in Vorarlberg vorweisen. Der gelernte Architekt ist der Einzige, der diesem Beruf in professioneller Art und Weise nachgeht. Insofern kennt Rhomberg viele historische Gemäuer und Objekte des Landes wie kein Zweiter, gewisser­

kulturgeschichtlich bedeutsamen Häusern, auf denen der Schwerpunkt seiner Forschung liegt, zählen auch zahlreiche Burganlagen und Ruinen dazu. „Wesent-

maßen „in- und auswändig“. Neben

lich ist dabei immer das Detail“, wie der Bauforscher im Gespräch mit dem Museumsmagazin festhält. Text: Christof Thöny

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Wesentlich ist das Detail

D

as Treffen mit Raimund Rhomberg findet bei winterlichen Verhältnissen mit Schneefall im Februar in der Schattenburg statt. Die Burganlage ist als erstes unter seinen Projekten auf der Webseite angeführt. Vor etwas mehr als drei Jahren hat er sie – bei teilweise ähnlicher Witterung – von Dezember bis Februar untersucht, wobei große Teile auch dendrochronologisch durch Klaus Pfeifer datiert wurden. Eine Anlage wie die Schattenburg beinhaltet eine äußerst komplexe Bauhistorie, wie nach wenigen Erläuterungen des Bauforschers klar wird. Das Offensichtliche kann oft trügerisch sein, so wurde die im Innenhof sichtbare Jahreszahl 1641 erst 1979 von Florus Scheel angebracht, wobei die Grund­ lage für die Datierung fraglich ist. Wesentliche Bereiche der Burg mit dem Bergfried, dem Palas, der Hubertusstube und dem Toggenburger Trakt konnten bisher erfasst und beschrieben werden. Sehr komplex gestaltet sich die Analyse des Küchentrakts, hier fehlen noch entsprechende Aufnahmen. Dendrochronologische Datierungen lassen auch für den Bereich des Tores sowie des Eingangs noch neue Erkenntnisse erwarten. Äußerst spannend könnte nach Einschätzung des Bauforschers eine Ausräumung und Untersuchung der Zisterne sein, da dadurch wesentliche Schlüsse auf das einstige Wirtschaftsleben in der Burg gezogen werden könnten. Rund 20 Burgen und Ruinen hat Raimund Rhomberg (der ob dieser Tatsache in Hohenems als der „Burgbaumeister“ bezeichnet wird) bisher untersucht, beginnend mit der Neuburg vor mittlerweile mehr als 20

Feldkirch

Jahren. Die Anzahl der von ihm dokumentierten Profanbauten ist naturgemäß erheblich größer, machen diese Untersuchungen – die überwiegend vom Bundesdenkmalamt in Auftrag gegeben werden – rund 90 Prozent seiner Arbeit aus. Hinzu kommen rund zwei untersuchte Sakralbauten pro Jahr.

Methodik der Bauforschung Heute geschieht die Bauforschung fast ausschließlich auf digitalem Wege, nur noch sehr knifflige Details werden von Hand gezeichnet. Seit 2008 arbeitet Raimund Rhomberg mit dem Tachymeter, mit dem der Bestand sehr praktisch und vor allem genau auf- und eingemessen werden kann. Ein steter Begleiter ist die Digitalkamera. Pro Objekt werden je nach Komplexität der Analyse von 400 bis weit über 1000 Fotos gemacht. Im Zuge der Bauaufnahmen entstehen zweidimensionale Pläne, die laut Aussage des Bauforschers wesentlich besser für die Analyse und Planung verwertbar sind als dreidimensionale, die im Detail seiner Meinung nach oft versagen. Anhand eines Wohn­objektes in der Bludenzer Innenstadt führt uns Rhomberg anschaulich vor Augen, wie in einem Plan die Geschichte eines Objekts detailreich dargestellt werden kann. Bei der Arbeit ist Konzentration gefragt, müssen doch Vorsprünge, zurückversetzte Mauern und Putz­unterschiede umfassend erkannt und in­ ter­­pretiert werden. Sie können für die ganze Aussage über ein Gebäude entscheidend sein. So gestaltet sich die Bauforschung als eine

ausgesprochen spannende Reise in die Vergangenheit, an der Raimund Rhomberg nicht zuletzt auch die Mitglieder des Vorarlberger Landesmuseumsvereins immer wieder bei Exkursionen und Vorträgen teilhaben lässt.

Schattenburgmuseum Feldkirch Burggasse 1, 6800 Feldkirch T: +43 5522 71982 www.schattenburg.at

Öffnungszeiten April bis Oktober, Montag bis Freitag 9.00 bis 12.00 Uhr und 13.30 bis 17.00 Uhr Samstag, Sonn- und Feiertage 10.00 bis 17.00 Uhr

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museum magazin 14 / 2016

Frastanz

oben: Einblick ins Jagdmuseum, Foto: Albrecht Schnabel unten: Gesamtansicht des Gebäudes der Museumswelt, Foto: Peter Schmid

Vorarlberger Museumswelt Ein Haus mit Migrationsgeschichte

In Frastanz öffnet sich für interessierte Besu-

neue Vorarlberger Museumswelt, die mit einer Vielfalt an interessanten Sammlungen überrascht. Text: Susanne Emerich cher eine

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Vorarlberger Museumswelt

N

eben dem Elektromuseum sind auch das Landesfeuerwehrmuseum, das Vorarlberger Jagdmuseum und das Rettungsmuseum zu besichtigen.

Elektromuseum Das Elektromuseum gibt Einblick in die Stromerzeugung, zeigt eine interessante Mischung aus „alten Geräten“, spektakulären Experimen­ ten und stellt Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, Telekommunikation usw. praxisnah dar. Sonderausstellungen rücken spezielle Aspekte in den Mittelpunkt, wie derzeit das Thema „Kommunikation“. Speziell bei der Unterhaltungselektronik werden Geschichte und Fortschritt der letzten Jahrzehnte augenscheinlich demonstriert. Wer kennt denn schon ein „Drahttongerät“ oder ein „Tefifon“?

Landesfeuerwehrmuseum Im „Wollaschopf“ werden Fahrzeuge und Großgeräte aus mehreren Jahrhunderten gezeigt. Die Objekte stammen aus Vorarlberg und

Frastanz

reichen von der ältesten Handdruckspritze aus dem Jahre 1814 bis zum „modernen“ Drehleiterfahrzeug, Baujahr 1981. Ein besonderes Highlight ist die Vorführung eines imaginären Brandeinsatzes.

Vorarlberger Jagdmuseum Hier wird die historische Entwicklung der Jagd als menschliche Grundkultur genauso dargestellt wie die der Vorarlberger Jägerschaft vom 20. Jahrhundert bis heute. Im Rahmen eines modernen Museumskonzeptes, dessen Grundstruktur 20 Schausäulen bilden, stellt die Jäger­ schaft selbst die Geschichte und die aktuellen Herausforderungen dar, denen die heutige Jagd gegenübersteht. Ebenso werden die Themen Wald- und Jagdpädagogik berücksichtigt.

Rettungsmuseum Neben dem Roten Kreuz und dem Arbeiter Samariterbund wird auch die Geschichte und Arbeit der Berg- und Wasserrettung demonstriert. Beeindruckend sind die alten Transport-

mittel, mit denen die Verletzten ins Krankenhaus gebracht wurden. Zu sehen ist auch eine alte Druckkammer, die bei Taucherunfällen zum Einsatz kam.

Zukünftige Projekte Die Phonographieausstellung des Sammlers Reinhard Häfele wird einen würdigen Platz im Museum erhalten, außerdem ist die Realisierung eines Tabakmuseums in Kooperation mit der Marktgemeinde Frastanz geplant.

Vorarlberger Museumswelt Obere Lände 3b 6820 Frastanz T: +43 676 5440970 www.museumswelt.com

Öffnungszeiten Mittwoch und Samstag 13.00 bis 17.00 Uhr Für Gruppen ist der Besuch nach vorheriger Anmeldung jederzeit möglich

Die Geschichte der Vorarlberger Feuerwehr wird auf 1500 m² präsentiert, Foto: Peter Schmid

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Schlins

museum magazin 14 / 2016

Außenansicht der Kirche, Fotos: Dieter Petras

St. Anna in Schlins Wo die Zeit stehen geblieben ist

Das Museumsmagazin möchte im Rahmen seiner Sommerausgabe auch auf

rechts oben: Hl. Anna rechts unten: Hauptaltar im Kircheninneren

St. Anna Hauptstraße 2, 6824 Schlins

kulturlandschaftliche

beziehungsweise kulturgeschichtliche Schätze Vorarlbergs aufmerksam machen. Museumsarbeit ist ohne die Kulturlandschaft nicht denkbar, auch wenn sie meist nicht die Rolle spielt, die ihr gebühren würde.

St. Anna im Schlinser Ortsteil Frommengärsch steht für die hohe Tradition mittelalterlicher Kultur und Kunst, die sich vor allem im Walgau erhalten hat. Sie steht für die Arbeit des Bundesdenk­ malamtes, einem wichtigen, aber oft nicht gehörten Partner der Museen. Und sie steht für Menschen, die sich mit diesem Kulturgut auseinandersetzen, in diesem Fall mit dem hier im Magazin näher vorgestellten

Dendro­chronologen Klaus Pfeifer. Text: Andreas Rudigier 30


St. Anna in Schlins

D

er Erhalt mittelalterlicher Bausubstanz und Kunstwerke ist in Vorarlberg wie auch andernorts vor allem vom Umgang damit im 19. Jahrhundert abhängig. Während in barocker Zeit vielfach nur Umgestaltungen im neuen Zeitgeschmack vorgenommen wurden, ermöglichte das wirtschaftlich aufblühende 19. Jahrhundert mit seinen neuen technischen Möglichkeiten eine radikale Erneuerung, die sich sehr negativ auf die Konservierung mittelalterlicher Bauwerke auswirkte. Während woanders die Armut ein geeigneter Konservator war, wurde in Vorarlberg, gerade wenn wir das Rheintal betrachten, die Architektur sakraler Bauten ziemlich radikal erneuert. Die vielen, heute überdimensioniert wirkenden historis­ tischen Kirchen legen Zeugnis dafür ab. Im Walgau gibt es eine Sondersituation. Nüziders, Ludesch, Thüringen, Bludesch, Schlins und Nenzing können auf mittelalterliche Bauwerke verweisen, deren Überleben auch damit im Zusammenhang steht, dass sich in nachfolgenden Zeiten neue kirchliche Zentren an anderen Plätzen bildeten. Gerade Ludesch ist vielleicht das beste Beispiel dafür. Auch Schlins besteht aus zwei Ortsteilen, wovon Frommengärsch als der ältere, angeblich auf eine alte Käsehandelsstation („fromagerium“) zurückgehende Teil davon ein außergewöhnliches mittelalterliches Kleinod sein Eigen nennt, dessen Inneres zu den schönsten Sakralräumen Vorarlbergs gehört.

Ein besonderes Jubiläum Die Wahl der Schutzpatronin, der hl. Anna, verweist schon ein wenig auf die Zeit nach 1500, ist doch die Mutter Mariens eine der in der Zeit um 1500 / 1520 am meisten verehrten Heiligen. Der Hochaltar trägt die Jahreszahl 1516 und bringt damit ein außergewöhnliches Jubiläum ins Spiel, welches dieser Altar 2016 feiern darf. Im Schrein des Altars steht die hl. Anna Selbdritt, eine Darstellung der hl. Anna mit ihrer Tochter Maria und ihrem Enkel, dem Jesuskind. Der Dreikönigsaltar ist ebenfalls spätmittelalterlichen Ursprungs. Die Werke sind wohl in den süddeutschen Raum zu verorten. Von dort wurden in Vorarlberg fast alle Kirchen und Kapellen im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert beliefert. Eine kunsthistorische Besonderheit ist das Epitaph des Achilles von Altmannshausen, das 1562 von Moritz Frosch gemalt wurde und damit ein Zeugnis Feldkircher Malkunst des 16. Jahrhunderts darstellt. 31


Sonntag

museum magazin 14 / 2016

StockWerke und StixelWerk Das Museum Großes Walsertal zeigt in den Sommersaisonen 2016 und 2017 zwei Sonderausstellungen zum Thema

kultu­relles Erbe, die einen Aus­flug nach Sonntag wert sind: In „StockWerke und StixelWerk“ treten die Ar­­bei­ten eines Esslinger Künstler­­­paares in Dialog miteinander und mit der Sammlung des Museums. Außerdem erinnert eine kleine,

Fotoschau an den Museumsbrand 1986. Text: Barbara Motter aber eindrückliche

oben: Museumsbrand 1986, Foto: Gernot Ganahl / unten: „Stockwerk“ von Wolfgang Scherieble

Museum Großes Walsertal Flecken 17, 6731 Sonntag www.grosseswalsertal.at/Heimatpflege­verein

Ausstellungsdauer 22. Mai bis 9. Oktober 2016

Öffnungszeiten Sonntag und Donnerstag 14.00 bis 17.00 Uhr

I

n der gemeinsamen Ausstellung von Wolf­­gang Scherieble und Gaby Burckhardt stehen ausgemusterte Alltags­ gegenstände als Teil unseres kulturellen Erbes im Mittelpunkt. Der Künstler und die Künst­lerin lassen sich in ihren Arbeiten von der Ästhetik und Funktion der Gegenstände anregen und schaffen neue, verblüffende Zusammenhänge und Lesarten. Wolfgang Scherieble hat in „StockWerke“ alte Bienenkästen und andere Fundstücke zu installativen Objekten verarbeitet, an denen sich auch seine Tätigkeit als Schauspieler und Bühnenbildner erkennen lässt. Wie bei Bühnen­ modellen oder bei Guckkästen eröffnen sich für den Betrachter szenische Mikrokosmen in und auf den Objekten. Ins „Innere“ schauen kann man auch im „StixelWerk“ von Gaby Burckhardt. Mittels gestickter QR-Codes bildet sie Texte aus unserem Kulturerbe ab. Die Stickereien, die man früher im Alltag zahlreich auf Geschirr­ tüchern oder an der Wand fand, werden von der Künstlerin für Sprachbotschaften eingesetzt, ihr „Archiv 2.0“ reicht von Küchen­ sprüchen über Zitate bis zu ersten Sätzen aus

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Romanen und Gedichten. Entschlüsseln lassen sich die Stickbilder mittels Smartphone. Für die Ausstellung im Großen Walsertal hat Gaby Burckhardt ihr Archiv um Texte mit Regional­ bezug erweitert.

Dramatischer Juni 1986 Vor 30 Jahren, am 10. Juni 1986, entging das Heimatmuseum Großes Walsertal nur knapp der kompletten Zerstörung. Im noch bewohnten Westflügel des denkmalgeschützten Hauses in Sonntag brach Feuer aus. Aus dem erst fünf Jahre alten Museum konnten die wertvollsten Schaustücke nur dank dem raschen Einsatz der Feuerwehren und freiwilligen Helfer in letzter Sekunde gerettet werden. Mehrere großformatige Fototafeln, die David Ganahl für die Sonderschau zusammengestellt hat, erinnern an den Unglückstag. In der Ausstellung wird auch an den Kraftakt erinnert, der nach dem Brand bis zur raschen Wieder­ eröffnung 1988 geleistet wurde. Tipp: Vor dem Ausstellungsbesuch wird der Download einer kostenlosen QR-Code-ReaderApp auf das Smartphone empfohlen.


Skifahren und Kunst auf Tuchfühlung Die Damülser Kulisse Pfarrhof

Verbindung zwischen Kirche und Skisport ist eine alte, zumindest wissen wir, dass die Anfänge des Skisports in Vorarlberg auf einen Warther Pfarrer zurückgehen und ins ausgehenDie

de 19. Jahrhundert datieren. Längst ist der Skisport eine Massenbewegung geworden und die frühen Jahre sind vielfach Gegenstand von musealen Dar-

stellungen geworden. In diesen Reigen fügt sich nun das Skimuseum in der Kulisse des Pfarrhofs in Damüls ein. Text: Andreas Rudigier

Damüls mit seinen Wahrzeichen Kirche und Mittagsspitze (sichtbar unten rechts) Fotos oben und unten rechts: Karl Huber, Huber Images Foto unten links: Foto Felder Mellau

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Damüls

Skifahren und Kunst auf Tuchfühlung

Kulisse Pfarrhof Öffnungszeiten auf Anfrage bei Damüls Faschina Tourismus www.damuels.travel

D

as hoch gelegene Bergdorf am Übergang vom Walsertal in den Bregenzerwald, das die Existenz der im späten Mittelalter eingewanderten Walser bereits für das Jahr 1313 nachweisen kann, vermittelt eine bekannte Geschichte: Lange Zeit ein armes Bergbauerndorf, geprägt von Land- und Alpwirtschaft sowie von saisonaler Auswanderung, blüht die Gemeinde im 20. Jahrhundert infolge des Skitourismus wirtschaftlich auf, und das Bild des Ortes ändert sich nachhaltig.

Pfarrkirche Die Damülser Kirche ist für den Ort ein Wahrzeichen der Sonderklasse, wohl ähnlich wie die über dem Ort thronende Mittagspitze. Die Kirche ist einem der wichtigsten Walserpa­ trone, dem hl. Nikolaus gewidmet. Der einstige Schirmherr gegen die allgegenwärtigen Wassergefahren wird aber in der Kirche von dem am rechten Seitenaltar stehenden hl. Theodul verdrängt, der als richtiger Walserpatron (weil von dort kommend) das Bild der im späten Mittelalter nach Vorarlberg drängenden Walliser (Walser) bestimmt. Das Damülser Gotteshaus gehört zu den interessantesten spätmittel­ alterlichen Bauten des Landes, auch die der Früh­gotik zuzurechnenden Werke des Feldkircher Bildhauers Erasmus Kern zählen zu den herausragenden Beispielen Vorarlberger Kunstgeschichte.

Pfarrhof

Skimuseum Damüls Fotos: Karl Huber Huber Images

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Das schon seit dem Jahr 2000 leerstehende Pfarrhaus wurde 2013 mit dem angrenzenden Stall zur Kulisse Pfarrhof umfunktioniert. Im Mittelpunkt steht die museale Verwendung, die vor allem auf der Skisammlung und dem Wissen des Bregenzers Christian Lingenhöle aufbaut. Produkte verschiedenster Vorarlberger Wagnerbetriebe, die Anfänge des Vorarlberger Skipioniers Viktor Sohm sowie manche Kuriositäten der Skigeschichte (wie etwa der legendäre wie erfolglose Düsenski) sind Gegenstand der Ausstellung.


Sterbstund Eine Ausstellung des Lechmuseums über den Tod als Teil vom Leben

Sonderausstellung im Huber-Hus Lech wurde von der Verlegerin und Kuratorin Rita Bertolini zusammengestellt. Die Schau macht seit Oktober 2015 in verschiedenen Museen des Landes Station. Wie für die Gastgeber in Bregenz und Schruns war das Thema „Sterbstund“ für das Lechmuseum auch Anlass zur Erarbeitung eines eigenständigen Ausstellungsbeitrages. Text: Barbara Motter Die

D

ie Idee des Museumsteams in Lech ist gewagt, aber dadurch umso gewichtiger. Der regionale Beitrag zur ohnehin schon anspruchsvollen Ausstellung „Sterbstund“ ist, neben Ergänzungen im Museum, ein KinderParcours. Das in unserer Gesellschaft vielfach verdrängte Thema Tod, das wir von unseren Kindern – wenn möglich – am liebsten fernhalten würden, wird hier im Rahmen eines speziellen Vermittlungsformats mit dem Namen „ME-MO-RI“ direkt an Kinder und Jugendliche adressiert. Familien und Schülergruppen können sich in Lech auf den Weg zu verschiedenen denkwürdigen Plätzen machen, die zum Staunen und Erinnern anregen. In der Ausstellung selbst berichten Lecher­ innen und Lecher von ihren Berührungspunkten mit dem Sterben. Wie klingt Abschied-

nehmen durch die Lecher Kirchenglocke? Wer „traut“ sich während der Saison zu sterben? Warum verhinderte einst der Schneefall ein Begräbnis? „Sterbstund“ zeigt anhand zahlreicher eindrucksvoller historischer Fotografien, wie der Tod ein Stück Leben war und ein sehr trauriges, aber auch feierliches Ereignis im Familienleben und der Dorfgemeinschaft darstellte.

Sterbstund Lechmuseum Huber-Hus Dorf 329 6764 Lech am Arlberg www.lechmuseum.at

Eröffnung 17. Juni 2016, 17.00 Uhr Pfarrkirche Lech

Ausstellungsdauer 19. Juni 2016 bis 30. April 2017

Anlässlich der Ausstellung ist im Bertolini Verlag die reich bebilderte Publikation „Sterbstund“ mit Beiträgen unterschiedlichster Expertinnen und Experten erschienen.

Öffnungszeiten Dienstag, Donnerstag und Sonntag 15.00 bis 18.00 Uhr

Ein Sterbezimmer im Bregenzerwald um 1900 Foto: Johann Jakob Greuss, Bregenzerwald Archiv

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Vorbereitungen für ein Haselfichtenkonzert 2011, Forum Haselfichte, Foto: Kassian Erhart

Haselfichten Klänge der Natur

Schon der Name dieser Wuchsvariante der Gemei-

nen Fichte ist ungewöhnlich, genauso wie ihre Nutzung. Haselfichtenholz ist seit Jahrhunderten eines der bestgeeigneten Hölzer für den Instru­ mentenbau und zählt offiziell zum immateriellen Kulturerbe Österreichs. Eine Wanderausstellung, die

Marylebone Cello von Antonio Stradivari, 1688 Foto: Benjamin Chan, wikimedia commons

Tipp http://immaterielleskulturerbe.unesco.at

Klostertal Museum Obere Gasse 11, 6752 Wald am Arlberg www.museumsverein-klostertal.at

Eröffnung 7. Juli 2016, 19.30 Uhr

Ausstellungsdauer 7. Juli bis 25. September 2016

Öffnungszeiten Mittwoch und Sonntag 14.00 bis 17.00 Uhr

Symposium 21. bis 24. September 2016

Reiseziel Museum zum Thema „Klostertaler Haselfichte“ Auf spielerische Art und Weise sollen Kinder mit der Nutzung von Haselfichten als Klanghölzer vertraut gemacht werden. Termine: 3.7. / 7.8. / 4.9.2016 siehe Seite 42 in diesem Magazin

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diesen Sommer

im

Klostertal Museum

startet, widmet sich dieser Kulturpflanze. Text: Barbara Motter

G

emeinsam mit dem Tiroler Verein Forum Haselfichte und dem Vorarlberger Waldverband erarbeitete das Team vom Klostertal Museum eine Wanderausstellung. Diese wird, ausgehend von Wald am Arlberg, an verschiedenen Orten des Landes präsentiert werden. Schwerpunkt ist die Vermittlung des historischen Wissens um die Nutzung von Haselfichten. Deren Name stammt übrigens von den leicht gewellten Jahresringen und kleinen, braunen Einschlüssen in der Maserung, die an Haselnussholz erinnern. Die Entscheidung des Museums, eine Ausstellung zu diesem Thema zu machen, hat eine Vorgeschichte: Auf Vermittlung der Tiroler Objektkünstlerin Helene Keller, die bereits 2008 ihre Arbeiten im Museum präsentiert hat, machten sich Mitglieder des Tiroler Vereins Forum Haselfichte in den vergangenen Jahren in den Wäldern des Klostertals auf Spuren­ suche und entdeckten dabei bemerkenswerte Vorkommen der Haselfichte. Der Baum ist zwar im gesamten Alpenraum, dem Bayerischen Wald und dem Böhmerwald anzutreffen, be­schränkt sich allerdings auf bestimmte

regionale Inseln. Das bekannteste Vorkommen ist der sogenannte „Foresta dei Violini“, der Geigenwald in den Dolomiten. Dort holte angeblich schon Stradivari das Material für seine Geigen. Das spezielle Fichtenholz eignet sich nicht nur für Streichinstrumente, sondern genauso für Gitarren, Harfen, Klangbretter und Alphörner sowie als Werkstoff für künstlerische Objekte. Die Haselfichten interessieren aber auch Forstexpertinnen und -experten und Waldfreundinnen und -freunde, da die Wachstumsbedingungen komplex sind und die spezielle Wuchsform wissenschaftlich noch nicht genau erklärt werden kann. Was also auf den ersten Blick vielleicht eine Ausstellung über einen unscheinbaren Baum zu sein scheint, vermittelt den interessierten Gästen eine höchst abwechslungsreiche kulturgeschichtliche, forstkundliche und handwerk­ liche Perspektive auf eine alpine Kulturpflanze. Wer weiß, vielleicht kommt beim im September 2016 geplanten Symposium ans Licht, dass es auch in Vorarlberg noch viele unentdeckte „Foreste dei Violini“ gibt?


museum magazin 14 / 2016

Wald am Arlberg

So sin miar halt

Fotos: Anna-Lisa Engstler

ungeschminkten Blick auf die eigene unmittelbare Lebenswelt wirft Anna-Lisa Engstler aus Dalaas. Sie porträtiert für ihre Ausstellung im Klostertal Museum die Menschen ihres Heimatdorfes. Nicht-Vorarlbergern lässt sich der Titel sinngemäß mit „So wie wir eben sind“ übersetzen. Text: Barbara Motter Einen

E

in Gespräch mit Christof Thöny, dem Obmann des Museumsvereins, über Heimat und Identitäten, brachte Anna-Lisa Engstler auf die Idee, die Bewohnerinnen und Bewohner ihrer Heimatgemeinde so zu zeigen, wie sie im Alltag leben:

Zur Person Anna-Lisa Engstler ist seit den 1990er Jahren als Fotografin aktiv. Sie ist Absolventin der Prager Fotoschule und präsentierte bereits 2006 im Klostertalmuseum eine Fotoschau und ein Buch zu einem regionalspezifischen Thema – dem sonntäglichen Kartenspielen „Sunntigjass“.

„Wenn ich mit meiner Kamera durch unser Dorf gehe, treffe ich oft auf Leute, die ich gut kenne, und komme mit ihnen öfters ins Gespräch. Sie sind gerade bei einer Beschäftigung oder auch nicht. Dann frage ich sie, ob ich Aufnahmen von ihnen machen darf. Meistens haben sie nichts dagegen, sondern sogar eine Freude“ so AnnaLisa Engstler. Das Ergebnis dieser Dorfrunden ist eine außer­ gewöhnliche Schwarz-Weiß-Fotoserie, bei der man den meisten Menschen den Spaß am Foto­grafiertwerden ansieht. Die Bilder geben nicht nur Einblick in das fotografische Oeuvre der Urheberin, sondern sind auch eine aktu­ elle Dokumentation der Dorfgemeinschaft. Die neu geschaffenen Bildquellen passen gut ins Klostertal Museum, wo bereits einige wichtige historische Fotobestände von früheren Doku-

mentaren des Tales, wie etwa Nikolaus Walter, aufbewahrt werden.

Klostertal Museum

In der Sonderausstellung 2016 werden circa fünfzig ausgewählte Porträts als 40 x 50 cm große Abzüge in der Tenne des Museums präsentiert. Parallel dazu gibt es in der Kleinen Schriftreihe des Museumsvereins einen Begleitband.

Ausstellungsdauer

Obere Gasse 11, 6752 Wald am Arlberg

bis 30. Juni 2016

Öffnungszeiten Mittwoch und Sonntag 14.00 bis 17.00 Uhr www.museumsverein-klostertal.at 37


Schruns

museum magazin 14 / 2016

Vergangenheit und Zukunft In zwei Sonderausstellungen der Montafoner Museen spielt heuer das Thema Zeit eine besondere Rolle. Die Ausstellung Holzräderuhren

& Co: Meisterwerke aus dem Montafon und darüber

hinaus begegnet dem Thema ganz fassbar und konkret mit einer Auswahl aus der museumseigenen Uhrensammlung sowie weiteren Chronometern mit Bezug zum Montafon. Im Alpin- und Tourismusmuseum Gaschurn werden in der Ausstellung „Ferner,

Gletscher & Vadret“ – Das ewige Eis in der Silvretta die

Gletscher und deren Veränderungen im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte thematisiert. Text: Barbara Motter

D

ie umfangreiche Uhrensammlung der Montafoner Museen wurde seit dem Jahr 2014 durch den Frastanzer Sammler und Uhrenexperten Reinhard Häfele nach und nach restauriert. Dabei wurde klar: Die Funktionsweise und die spezielle Bauart der Holzräderuhren, die nahezu gänzlich aus Holz bestehen und sehr einfach, aber äußerst genau angefertigt wurden, sind handwerklich beein­ druckend. Die in der Forschung häufig als „Vorarlberger Holzräderuhren“ bezeichneten Werke stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus einer Montafoner Werkstatt. Im Montafoner Heimatmuseum werden daher mehrere Exemplare, die im 18. Jahrhundert in einer Montafoner Werkstatt hergestellt wurden, ge­ zeigt. Eine Rarität der Sammlung ist etwa die einzige bekannte Holzräderuhr mit separatem Holzwecker – ihre Funktionsweise wird in der Ausstellung genau erläutert. Aber nicht nur technische Details sind zu sehen: Über die wichtigsten Träger des historischen Uhrmacherhandwerks im Montafon wurde für die Ausstellung zum ersten Mal intensiv recherchiert. Neben Objekten aus der eigenen Sammlung sind im Heimatmuseum auch mehrere Leihgaben aus Privatbesitz, dem vorarlberg museum und dem Tiroler Volkskunstmuseum Innsbruck zu sehen. Neben den Holzräderuhren, die aus dem Tal selbst stammen, werden noch weitere Uhren mit Bezug zum Montafon in der Sonderschau präsentiert.

Montafoner Holzräderuhr, 1742 Volkskunstmuseum Innsbruck

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Holzräderuhren & Co: Meister­werke aus dem Monta­fon und darüber hinaus Montafoner Heimatmuseum Schruns Kirchplatz 15, 6780 Schruns

Eröffnung 29. Juni 2016, 19.30 Uhr

Ausstellungsdauer 30. Juni bis 26. Oktober 2016

Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag und Sonntag 14.00 bis 18.00 Uhr

Montafoner Holzräderuhr mit Wachsoldat undatiert, Privatsammlung Fotos: Montafoner Museen


Gaschurn

oben: Das Ochsental mit dem Piz Buin, 2014 unten: Der Seegletscher mit Großem Litzner, Großem Seehorn und Kleinen Seehörnern um 1925 und 2015 Fotos: Sammlung Günther Groß Thüringerberg

Im internationalen Silvrettamassiv weist der österreichische Anteil mit dem Ochsentaler Glet­scher und dem Vermuntgletscher die größ­ te Vergletscherung auf. Seit Mitte des 19. Jahr­hunderts schrumpfen die Eisflächen jedoch und der Gletscherforscher Günther Groß doku­ mentiert diese Entwicklung seit über 35 Jahren. Das „ewige Eis“ scheint auf eine Ende zuzu­ gehen. In jüngerer Vergangenheit wird dies von der absoluten Mehrheit der Forscher als Resultat des durch den Menschen verursachten Klimawandels gesehen. Manche Gletscher­ forscher sind aber auch der Auffassung, dass es die Größenschwankungen im Laufe der Geschichte schon immer gegeben hat und sie kein besonderer Anlass zur Sorge sind. So ist in der Sonderausstellung im Alpin- und Tourismusmuseum Gaschurn etwa ein mehrere tausend Jahre alter Baumstamm aus der Silvretta zu sehen, der in einer Höhenlage gewachsen ist, die heute (noch) nicht bewaldet ist. Gletscher haben aber nicht nur für das Klima, sondern auch für den Tourismus eine große Bedeutung. Für Alpinisten gehören sie zum Charakter des Hochgebirges und werden seit den Anfängen des Alpintourismus intensiv begangen. In der Ausstellung gezeigte Funde aus dem Gletschervorfeld verdeutlichen diese „Nutzung“ der Eismassen, mit all den Gefahren, die dort lauerten und lauern.

„Ferner, Gletscher & Vadret“ – Das ewige Eis in der Silvretta Montafoner Alpin- und Tourismusmuseum Gaschurn, Frühmesshaus, 6793 Gaschurn

Eröffnung 5. Juli 2016, 19.30 Uhr

Ausstellungsdauer 6. Juli bis 26. Oktober 2016

Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag und Sonntag 14.00 bis 18.00 Uhr

Details zu beiden Ausstellungen http://www.montafoner-museen.at 39


museum magazin 14 / 2016

Bludenz

Hubert Fritz Eine Ausstellung in Kooperation mit dem vorarlberg museum

Hubert Fritz kommt am 16. Jänner 1914 zur Welt. Sein Vater und Großvater üben den Beruf des Malermeisters aus, der Vater ist zudem als Tierpräparator tätig. In der väterlichen Werkstatt kommt der kleine Hubert nicht nur mit den Materialien früh in Kontakt, die Jagdtrophäen des Vaters sind auch seine ersten Motive. Sein Talent wird vom Vater erkannt, schon im Vorschulalter bringt dieser ihm erste Malkenntnisse bei, und nach der Pflichtschule tritt Hubert Fritz 1928 in die dreijährige

Kunstgewerbeschule in

Innsbruck ein. Nach deren Abschluss ermöglichen ihm die Eltern das Studium an der Meisterschule in Wien. Mit nur 19 Jahren schließt er das Studium mit sehr gutem Erfolg ab.

I

n den folgenden Jahren hilft er dem Vater in der Werkstatt, widmet sich in der Freizeit jedoch ganz der Malerei. In dieser Zeit entstehen Blumenbilder und Landschaften in Aquarell und Öl, insbesondere zeichnet und malt er in diesen Jahren alte Bludenzer Stadtwinkel. 22-jährig wird er 1936 zum österreichischen Militärdienst eingezogen und tritt den Dienst in Bludenz an. Bereits 1937 erhält er die Freistellung vom Militärdienst, um für die Nachbargemeinde Bürs ein Heiliges Grab in der Pfarrkirche zu gestalten. In den beiden Jahren vor Kriegsausbruch studiert er an der Kunstakademie in München, wird dann kurz vor Kriegsausbruch zur Deutschen Wehrmacht einberufen. In Finnland zieht er sich Erfrie­ rungen an beiden Beinen zu, die Amputation beider Unterschenkel wird notwendig. Wieder daheim setzt seine Malerei fort. In den folgenden Jahrzehnten erreichen ihn zahlreiche Aufträge zur Gestaltung von sakralen Innenräumen und profanen Außenfassaden. Daneben malt er hunderte Aquarelle und Ölbilder vornehmlich in Vorarlberg, entwirft Ehrenurkunden, Medaillen, Fahnen, Abzeichen, Teppiche

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Text: Dieter Petras

und Wandschmuck. Seine Behinderung und die damit verbundenen Schmerzen – oft fesseln sie ihn für Tage ans Bett – erträgt er klaglos. Sein tiefer Glauben aber auch seine Frohnatur helfen ihm, das Schicksal nicht nur zu tragen sondern auch anzunehmen. 1976 stirbt er an den Folgen eines Herzinfarktes.

Hubert Fritz Ausstellung in Kooperation mit dem vorarlberg museum

Galerie allerArt Remise, Raiffeisenplatz 1, 6700 Bludenz

Eröffnung 8. September 2016, 20.00 Uhr

Ausstellungsdauer 9. September bis 16. Oktober 2016

Öffnungszeiten Galerie

oben: Hubert Fritz, Selbstporträt, Gouache, 1974

Mittwoch bis Samstag, Sonn- und Feiertag 15.00 bis 18.00 Uhr

unten: Hubert Fritz, Bludenz, Herrengasse mit Laurentiuskirche, Aquarell, undatiert


Ein Museum als Experimentierfeld Das Hidden Museum in Fraxern

„Raum des Todes“, 2012

Das Hidden

Museum liegt in Vorarlberg. Erreichbar ist es über die Straße und per Telefon. „Gutes Schuhwerk ist erforderlich, bei schlechtem Wetter entsprechende Kleidung“, heißt es auf der Website des Museums, und: „Es ist sinnlos, nach einem versteckten Museum zu fragen.“ Text: Andreas Rudigier „Serbe 3009 ist auch mitbeteiligt“, 2011 Fotos: Bernhard Kathan

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as Hidden Museum in Fraxern ist ein Experimentierraum des Kulturhistorikers, Schriftstellers und Künstlers Bernhard Kathan, der heute in Innsbruck lebt. Der 1953 geborene Kathan sieht das Museum als Erfah­ rungsraum, in welchem es ein entscheidender Faktor ist, was die Besucherinnen und Besu­ cher einbringen. Kathans Themen setzen sich mit dem sozialen Umfeld der Menschen auseinander. Manches kreist um traditionell volks­kundliche Themen aus der bäuerlichen

Geschichte, immer aber geht es auch um den kritischen Bezug zur Gegenwart. „In Vorarlberg interessieren sich nur ganz wenige Leute für meine Arbeit“, äußerte sich Bernhard Kathan im Interview mit Petra Nachbaur in der Ausgabe 10 / 2015 des Museumsmagazins. Bernhard Kathans Interesse gilt dem Schönen und nicht dem Gefälligen. „Kunst muss sich gesellschaftlichen Fragen stellen, und deren gibt es viele.“ Wagen auch Sie das Experiment,

melden Sie sich im Hidden Museum an, sprechen Sie mit Bernhard Kathan und bringen Sie Ihre Erfahrungen, Ihre Geschichten ein!

Hidden Museum irgendwo in Vorarlberg Öffnungszeiten auf Anfrage T: +43 664 5514528 info@hiddenmuseum.net www.hiddenmuseum.net 41


museum magazin 14 / 2016

Vorarlberg / Liechtenstein

Reiseziel Museum! Sommerferien

Kunst und Kultur für Kinder und deren Familien bietet die Aktion „Reiseziel Museum“, die am jeweils ersten Sonntag im Juli, August und September in vielen Museen in ganz Vorarlberg und auch in Liechtenstein mit abwechslungsreichem Familienprogramm zahlreiche Kinder begeistert. Verschiedene Themenbereiche bieten den Kindern die Möglichkeit, als Reise­ leiter durch die Museen viel Neues auf spannende und kreative Zugang zu

Art zu entdecken und zu erforschen. Text: Susanne Emerich

A

usgestattet mit einem Museums-Reisepass und einem Holzkoffer, in dem die zahlreichen Schätze, die in den Museen gebastelt werden, mitgenommen werden, kann jedes Kind zur Museums-Reiseleiterin oder zum Museums-Reiseleiter werden. Voraussetzung dafür ist ein gültiger Vorarlberger Familienpass oder die Reisezielkarte Liechtenstein. In jedem Museum kommt ein neuer Stempel in den Pass – und ab drei Stempeln ist die Teilnahme am Gewinnspiel möglich. Jedes Kind, das schon einen Reisekoffer besitzt, erhält beim ersten Museumsbesuch eine kleine Überraschung. Der Eintrittspreis beträgt 1,– Euro / 1,– CHF pro Person und Museum, gültig für alle Familien­ mitglieder. Aber natürlich nur, wenn ein „echter“ Museums-Reiseleiter oder Reiseleiterin die Familie begleitet.

Der Reiseziel-Rucksack Alle Familienmitglieder können sich als mutige, forschende, kreative und neugierige Geschichtenerzähler und Weltenbummler auf den Weg machen. Zusätzlich gibt es in diesem Jahr auch die Möglichkeit, eine Outdoor-Route zu wählen. In fünf Museen (Jüdisches Museum Hohenems, Egg Museum, Lechmuseum, Alamannen-Museumsdorf Mäder, Alter Pfarrhof Balzers) können 42

sich die Familien mit einem eigens ausgestatteten Reiseziel-Rucksack auf den Weg machen. Die erwanderten Orte können so auf besondere Art und Weise erlebt werden.

Neues Design Auch gestalterisch hat sich „Reiseziel Museum“ verändert. Durch die Kinderbuch-Illustratorin Monika Hehle nehmen die Programme der Museen in Booklet und Landkarte neue Gestalt an und erwachen zum Leben. Liebevoll gestaltete Zeichnungen machen Lust auf den Museums­besuch.

Termine Die Aktion „Reiseziel Museum!“ wird 2016 an folgenden drei Terminen durchgeführt: Sonntag, 3. Juli 2016 Sonntag, 7. August 2016 Sonntag, 4. September 2016

Kontakt Reiseziel Museum! Amt der Vorarlberger Landesregierung Abteilung Kultur und Initiative „Kinder in die Mitte“ T: +43 5574 511 24144 www.vorarlberg.at/kinderindiemitte

Teilnehmende Museen Vorarlberg Alamannenmuseum, Angelika Kauffmann Mu­ seum, Egg Museum, Feuerwehr-Oldtimer-Verein Hard, Frauenmuseum, Freilichtmuseum Römervilla, Frühmesshaus Bartholomäberg, Hei­mat-­ museum Bezau, inatura Dornbirn, Jüdisches Museum Hohenems, Juppenwerkstatt Riefensberg, Klostertalmuseum Wald am Arlberg, Kunsthaus Bregenz, Kunstraum Dornbirn, Lech­museum, Montafoner Bergbaumuseum Sil­bertal, Montafoner Heimatmuseum Schruns, Montafoner Tourismusmuseum Gaschurn, Museum Großes Walsertal, Rhein-Schauen Koblach, Rhein-Schauen Lustenau, Schattenburgmuseum Feldkirch, Stadtmuseum Dornbirn, Stoffels Sägemühle Hohenems, Textildruck­ museum Mittelweiherburg, vorarlberg museum, Vorarlberger Militärmuseum Bregenz, Vorarlberger Museumswelt Liechtenstein domus, Gasometer, Küefer-Martis-Huus, Ruggell, Kunstmuseum Liechtenstein, Landesmuse­ um Liechtenstein, MuseumMura, Walsermuseum Triesenberg, Alter Pfarrhof Balzers

Illustration: Monika Hehle


museum magazin 14 / 2016

Vorarlberg

Gemeinsam unterwegs Tag des Denkmals 2016

An diesem Tag sind wir tatsächlich zu Fuß gemeinsam unterwegs. Text: Barbara Keiler

S

o zum Beispiel bei den Feldkircher Stadt­­ führungen, den Hohenemser Kapellen­­­­ füh­rungen, der Orgelwanderung im Mon­­­­­ta­­fon oder auf alten Saumpfaden am Nen­­zin­gerberg. Bei allen beteiligten Projekten muss­ten bis zur geglückten Erhaltung viele Men­schen gemeinsam an einem Strang zie­hen. Denn Denkmalschutz funktioniert nur, wenn alle in eine Richtung gehen.

oben: Saumpfade Nenzingerberg Foto: Thomas Gamon unten: Drei Häuser am Kolpingplatz Bregenz, Foto: Studio 22 – Architekten Wimmer-Armellini

In erster Linie die Bauherren und Eigentümer mit der großen Bereitschaft, ihre Objekte – unser aller Kulturgut – im Sinne des öffentlichen Interesses zu erhalten. Außerdem Architekten, die sich auf das Abenteuer historischer Bauten einlassen, hervorragende Handwerker, die Freude an der Überlieferung und Anwendung historischer Materialien und Techniken haben, bis zu Restauratoren, die ihr Fachwissen für das jeweilige Kunstwerk einsetzen. Wie das Ergebnis einer solchen Zusammenarbeit aussieht, kann zum Beispiel am Kolpingplatz in Bregenz erlebt werden. Als weitere Besonderheit werden an dem Tag im Bundesdenkmalamt in der Bregenzer Oberstadt Handwerkskunst und Restaurationstechniken live gezeigt und man kann mit den Experten ins Gespräch kommen. Wir freuen uns wenn Sie sich mit ihren Freunden und ihrer Fa­milie am Tag des Denkmals in Vor­arl­berg auf den Weg machen!

Weitere Infos www.tagdesdenkmals.at und auf Facebook (https://www.facebook.com/ TagDesDenkmalsInOsterreich)

Impressum Herausgeber: Vorarlberger Landesmuseumsverein und vorarlberg museum, Kornmarktplatz 1, A-6900 Bregenz in Kooperation mit dem Amt der Vorarlberger Landesregierung. Für den Inhalt sind die angeführten Autorinnen und Autoren verantwortlich. / Idee und inhaltliches Konzept: Andreas Rudigier, Christof Thöny / Redaktion: Eva Fichtner / Korrektorat: Birgit Fitz / Beiträge: Markus Barnay, Kathrin Dünser, Susanne Emerich, Michael Kasper, Barbara Keiler, Barbara Motter, Dieter Petras, Andreas Rudigier, Christof Thöny / Gestaltung: Verena Petrasch / Druck: Buch­ druckerei Lustenau / Lithografie: Günter König / Auflage: 5000 43



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