Visit
Nr. 2/Sommer 2024
Magazin von Pro Senectute Kanton Zürich www.pszh.ch
Mobil bleiben im Alter
Ob mit dem Fahrrad, dem öV oder dem Auto: Wer mobil ist, hat mehr vom Leben
Armut ist still
Wie man älteren Menschen in Geldnot helfen kann
Coole Gelassenheit
Christine Brand über einen Vorteil des Älterwerdens
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Liebe Leserin, lieber Leser
Das Erfreuliche vorweg: Die meisten älteren Menschen in der Schweiz sind finanziell gut gestellt. Das spiegelt auch der Altersmonitor, eine Studie von Pro Senectute in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der Universität Genf. Die Untersuchung zeigt aber auch, dass rund 300 000 Seniorinnen und Senioren arm oder armutsgefährdet sind (siehe Seite 18). Die Gründe dafür sind vielfältig. Pro Senectute Kanton Zürich hilft, wo sie kann. Dazu gehört auch, Betroffene auf ihre rechtmässigen Ansprüche hinzuweisen und sie zu einem Antrag auf Ergänzungsleistungen (EL) zu ermutigen. Denn EL sind keine Almosen; sie stehen einem im Bedarfsfall zu. Ihr Bezug darf kein Tabu sein. Um eine ganz andere Frage kreist unsere Titelgeschichte: Wie bleibt man mobil im
Viele ältere Menschen schwingen sich noch regelmässig auf den Sattel – und sind auch sonst gern mobil. > Seite 6
Alter? «Mobilität garantiert soziale Teilhabe und ist deshalb extrem wichtig», sagt der Verkehrsexperte Conrad Wagner (Seite 12). Er weiss, dass namentlich das Auto bei älteren Menschen oft noch eine besondere Rolle spielt. Umso bemerkenswerter finde ich, wie Hannes Ramsauer mit diesem Thema umgeht: Der 82 Jährige lässt seine Fahrtüchtigkeit regelmässig und freiwillig von einer Fahrlehrerin prüfen (Seite 10). Er geniesst den Taxidienst für seine Enkel, weiss aber auch: Wenn Schluss ist, ist Schluss.
Véronique Tischhauser-Ducrot Vorsitzende der Geschäftsleitung
Lebensraum
4 kurz und gut
6 Wer mobil ist, hat mehr vom Leben
10 Hannes Ramsauer: «Das Auto ist nice to have»
11 Ilse Mäder-Truninger: «Ich kann den E-Bike-Kurs allen empfehlen»
12 Conrad Wagner: «Verkehrsräume teilen statt aufteilen»
17 Medientipps
Lebensweg
18 Armut kommt selten allein
21 Ratgeber: Geldprobleme –was tun?
22 Regula Kyburz-Graber: Allen Widerständen zum Trotz
27 Kolumne Christine Brand
Lebenslust
28 Magischer Ort: Seleger Moor
30 Wanderung: Durch malerische Felder und Wiesen
32 Aus unserem Kursangebot
33 Meine Passion
34 Agenda
35 Ernährung
36 Rätsel
38 Marktplatz, Impressum
39 Goldene Zeiten
Beilage Aktiv Aktuelle Veranstaltungen und Kurse von Pro Senectute Kanton Zürich
3 Visit 2/2024 Editorial /Inhalt Foto Titelseite : Renate Wernli, Fotos Seite 3: Renate Wernli, Christian Roth, PSZH
Kampf gegen Widerstände: Regula Kyburz. > Seite 22
Visionär in Mobilitätsfragen: Conrad Wagner. > Seite 12
Waldbaden Bewegung und Sport Bildung Aktiv
Wie man EnkeltrickBetrüger austrickst
Eine repräsentative Umfrage von Pro Senectute schätzt, dass Menschen ab 55 Jahren jährlich um rund 675 Millionen Franken betrogen werden. Ein Dokumentarfilm des Onlinemagazins «Izzy» wirft Licht auf diese Problematik und enthüllt die dreisten Methoden der EnkeltrickBetrüger. Cedric Schild, bekannter Comedian, Schauspieler und Journalist, lockt Betrüger in eine Falle, dokumentiert alles vor laufender Kamera und zeigt auf, wie raffiniert und professionell diese Täter vorgehen. Die Kantonspolizei Zürich bietet zudem hilfreiche Ratschläge, um sich vor Telefonbetrug zu schützen. enkeltrickbetrueger.ch, telefonbetrug.ch
Wädenswil, Donnerstag, 11 . April 2024
Die Ortsvertretungen Wädenswil und RichterswilSamstagern organisieren einmal im Monat das TanzCafé im Wädi-Brau-Huus. Tanzbegeisterte der Generation 60 plus schwingen zur Livemusik von Geri Knobel (Bild unten) das Tanzbein. Auch wenn Sie nur zuhören möchten, sind Sie herzlich willkommen!
pszh.ch/waedenswil
Ein Spiel rund ums Wohnen im Alter
Wie möchten Sie im Alter wohnen? Es ist wichtig, sich frühzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern und dem Unternehmen Gebrüder Frei GmbH hat Pro Senectute Schweiz das Wohnspiel «Dahause und Zuheim» entwickelt, das diese Fragen auf eine überraschende, ungezwungene Art thematisiert. Das innovative Lernund Rollenspiel bietet Menschen ab 55 Jahren und Beratungspersonen anregende Momente und ermöglicht, über eigene Wünsche nachzudenken und eigene Bedürfnisse für die zukünftige Wohnsituation zu klären. prosenectute.ch/spiel
4 Visit 2/2024 kurz und gut
Fotos:
Reto
Schlatter
Wer mobil ist, hat mehr vom Leben
Ob mit dem Fahrrad, zu Fuss, mit dem öV oder dem Auto: Wer mobil ist, verfügt über mehr Optionen in der Lebensgestaltung - gerade auch im Alter.
Mehrere Institutionen stehen bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite.
Text: Markus Sutter Fotos: Renate Wernli
6 Visit 2/2024 Lebensraum
Sicher unterwegs sein – dafür lässt sich im Alter vieles tun, wie die Beispiele von Ilse Mäder-Truninger (links) und Hannes Ramsauer (rechts oben) zeigen.
7 Visit 2/2024 Lebensraum
Es genügt nicht, im Leben auf beiden Beinen zu stehen. Man muss sie auch in Bewegung halten», besagt ein altes Sprichwort. Forscher der NASA haben einmal untersucht, was eigentlich mit Menschen passiert, die sich überhaupt nicht bewegen, bloss im Bett oder auf der Couch liegen. Das Ergebnis fiel niederschmetternd aus. Obwohl sich die Probanden nicht anstrengten, fühlten sie sich körperlich erschöpft. Der Grund war schnell gefunden. Im Körper wurden erhöhte Entzündungsmarker registriert. Das Fazit der Forscher: Der menschliche Körper ist nicht darauf ausgerichtet, zu ruhen. Ohne Bewegung kann er nicht gesund sein respektive werden. Dessen scheinen sich viele auch im höheren Alter bewusst zu sein. Immerhin ein Drittel der älteren Menschen ab 65 Jahren schwingt sich noch regelmässig auf den Sattel, rund ein Viertel benützt ein E Bike, wie Erhebungen zeigen. Ein E Bike bietet gerade im Alter, wenn die Kraft langsam nachlässt, viele Vorteile. Man ist immer noch in Bewegung, tut etwas für seine Gesundheit. Das mühsame Aufwärtsfahren jedoch wird durch entlastende Stromzufuhr erleichtert.
E-BIKE-KURSE UND FAHRTRAININGS
Ein Elektrovelo weist allerdings auch ein paar Tücken auf. In EBikeKursen werden Interessierte mit solchen Problemen in Theorie und Praxis vertraut gemacht. Die 75 jährige Ilse MäderTruninger hat einen solchen Kurs besucht und dabei viel gelernt. «Ich kann ihn jedermann empfehlen», bilanziert sie (siehe Seite 11).
Doch nicht alle sind in der Lage oder willens, sich im Alter mit Fahrrädern oder einem E Bike zu begnügen. Bei längeren Reisen oder beim Einkaufen sind sie oft auf ein eigenes Auto angewiesen, vor allem auf dem Land. Medizinische Tests ab 75 Jahren sollen periodisch darüber Auskunft geben, ob das Hörvermögen, die Sehschärfe oder das Gesichtsfeld den Anforderungen beim Autofahren noch genügen. Ergänzend dazu empfiehlt sich eine Abklärung bei einer Fahrlehrerin oder einem Fahrlehrer, also bei einer Fachperson, die das Fahrverhalten einer älteren Person in der täglichen Praxis auf der Strasse richtig einzuordnen weiss. Der 82jährige Hannes Ramsauer hat eine derartige Prüfung absolviert (Seite 10). Automobilverbände wie ACS und TCS bieten auch im Raum Zürich Kurse und Fahrtrainings für Seniorinnen und Senioren an. «Prüfung gestern – Fahren heute», heisst es etwa beim ACS.
AUTONOME FAHRZEUGE SIND NOCH ZUKUNFTSMUSIK
Ein derzeit stark diskutiertes Thema sind autonome Autos. Während schienengebundene Fahrzeuge heute schon im Einsatz sind – zum Beispiel am Flughafen Zürich –, ist es bei den strassengebundenen in nennenswertem Ausmass noch nicht so weit.
Die Akzeptanz vorausgesetzt, liegen die Vorteile auf der Hand: «Die Fähigkeiten, ein Auto zu lenken, sind für die Nutzung eines Autos nicht mehr nötig, was die Unabhängigkeit älterer Personen zeitlich stark ausdehnt.» Zu diesem Schluss kommen die Verfasser einer 2018 veröffentlichten Studie über Mobilitätsbedürfnisse und verhalten von zukünftigen älteren Personen im öffentlichen Verkehr, an der sich auch die Universität Zürich beteiligt hat. Vollautonome Fahrzeuge ermöglichten es, ein Auto selbst bei körperlichen Einschränkungen zu benützen, solange die Fahrzeuge eigenständig bestiegen und wieder verlassen werden könnten. Eine andere Möglichkeit, die Bedürfnisse älterer Menschen besser zu befriedigen, sieht der Stanser Mobilitätsfachmann Conrad Wagner in Sammeltaxis und ähnlichen Angeboten, wie sie im Ausland zum Teil bereits funktionieren (siehe Inter view ab Seite 12).
Doch das ist – zumindest hierzulande – noch Zukunftsmusik. Eine ganz zentrale Rolle für viele Seniorinnen und Senioren, die über kein Auto verfügen, spielt deshalb nach wie vor der öffentliche Verkehr. Laut Angaben von Eva Nebel vom Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) besteht denn auch ein reger Austausch mit Gruppen und Organisationen wie Pro Senectute Kanton Zürich, um die Bedürfnisse älterer Menschen in diesem Bereich näher kennenzulernen und ihnen im Rahmen des wirtschaftlich Vertretbaren nach Möglichkeit auch nachzukommen.
ZÜRCHER VERKEHRSVERBUND ALS VORREITER
«Gemeinsam vorwärts»: Dieses Motto des ZVV soll für alle gelten, also auch für Personen, für die Reisen im öffentlichen Verkehr eine grössere Herausforderung darstellt. Eva Nebel verweist unter anderem auf die kostenlosen Kurse «Mobil sein und bleiben», die im Kanton Zürich in Zusammenarbeit mit dem ZVV organisiert werden. «Wir beziehen die Ortsvertretungen von Pro Senectute Kanton Zürich mit ein», ergänzt sie.
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Auf konkrete Massnahmen angesprochen, nennt sie mehrere Beispiele. Etwa die schon vor einigen Jahren eingeführte Fernsteuerung der Ticketautomaten: «Fahrgäste können das Kundencenter anrufen und die Nummer des Automaten mitteilen. Die Kundendienstmitarbeitenden haben dann die Möglichkeit, den Ticketautomaten fernzusteuern und das gewünschte Ticket zu lösen.» Die Person vor Ort müsse dann nur noch die Bezahlung übernehmen.
Ein weiteres Beispiel betrifft den Ticketkauf per Telefon. «Seit März 2024 ist der telefonische Ticketkauf mit sofortiger Verfügbarkeit auf dem eigenen Swiss Pass möglich», sagt Eva Nebel. Der ZVV sei schweizweit der erste Anbieter einer solchen Dienstleistung. «Fahrgäste können auch ohne Smartphone und mit Unterstützung von Fachmitarbeitenden ihre ZVVTickets bequem von zuhause aus oder unterwegs lösen.» Die Bezahlung erfolge dann auf Rechnung, damit auch keine Kreditkarte eingesetzt werden müsse.
VIELE WÜNSCHE
Bereits seit Jahrzehnten ein grosses Thema ist der hindernisfreie Zugang zum öffentlichen Verkehr. Auch da ist inzwischen schon viel passiert. So sei die ZVVFlotte inzwischen fast vollständig auf niederflurige Fahrzeuge umgestellt worden, sagt Eva Nebel. Und dank der baulichen Umrüstung sind heute rund 90 Prozent der Fahrgäste im Verbundgebiet Zürich an Haltestellen unterwegs, die auch spontan von Personen im Rollstuhl genutzt werden können. Dieser Anteil soll sich in den nächsten Jahren noch erhöhen. «Die Verantwortung für die baulichen Anpassungen liegt jedoch bei den Strasseneigentümern, also dem Kanton und den Gemeinden», erklärt Eva Nebel.
Bei nicht stufenfreien Haltestellen, an denen keine Hilfe durch das Fahrpersonal möglich ist, organisiert der ZVV einen Shuttle Service als Ersatzfahrdienst für Menschen im Rollstuhl. Dieser erfolgt durch regionale Anbieter. Der Onlinefahrplan gibt darüber Auskunft, an welchen Haltestellen Shuttle Fahrdienste in Anspruch genommen werden können.
«Damit die nötige durchgängige Mobilitätskette hält, müssen verschiedene Elemente zusammenspielen, angefangen vom sicheren Fussweg zur Haltestelle über den problemlosen Billettbezug –auch für Senioren ohne Zugang zur Online Welt – bis zu Sitzbänken für eine Pause», geht aus einem Gutachten des Verkehrs Clubs der Schweiz (VCS)
hervor. Fast 600 Seniorinnen und Senioren wurden vom VCS zum Thema öffentlicher Verkehr konsultiert und nach ihren Bedürfnissen befragt. Von mehr Mittelinseln auf breiten Strassen, längeren Grünphasen bei Ampeln bis zum Abbau von Bordsteinkanten: Der Wunschkatalog ist gross.
Nötig sei ein Perspektivenwechsel, wird in der Studie festgehalten: «Vieles von dem, was Seniorinnen und Senioren stark herausfordert, ist jüngeren Semestern nicht bewusst. In den Augen der Senioren sieht die Verkehrswelt anders aus.»
So bleiben Sie mobil
Persönliche Fitness ist entscheidend für die Mobilität im Alter. Hier ein paar Tipps für Sportarten, die älteren Menschen besonders empfohlen werden:
Radfahren: Die zyklischen Bewegungen beim Radfahren sind sehr gelenkschonend – vor allem für die im Alter oft angegriffenen Kniegelenke.
Nordic Walking: Nordic Walking trainiert die Kniegelenke. Wenn Sie unter Schulterproblemen oder Arthrose leiden, sollten Sie sich aber zuerst mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin absprechen, ob Nordic Walking für Sie sinnvoll ist.
Wandern: Schon leichte Wanderungen wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und verbessern die Ausdauer.
Schwimmen und Wassergymnastik: Beim Schwimmen wird das eigene Körpergewicht verringert. Die Bewegungen in der «Schwerelosigkeit» sind gelenkschonend wie sonst bei keiner anderen Sportart.
Tanzen: Beim Tanzen wird nicht nur die Beweglichkeit gefördert, sondern auch das Gleichgewicht. Und nicht zu vergessen: Tanzen hat auch eine soziale Komponente und eignet sich gut zum Knüpfen von Kontakten.
Gymnastik/Yoga: Mit Gymnastik und Yoga können Seniorinnen und Senioren ihre Beweglichkeit trainieren und ihre Muskulatur stärken.
Machen Sie mit! Zahlreiche Angebote finden Sie in der Beilage «Aktiv», die diesem Visit beiliegt, sowie auf pszh.ch/begegnung
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