44 /NATIONALPARK/
Vinschgerwind 13-21
24.06.21
Nationalpark Stilfserjoch
Noch einmal Wolf
Foto: Matteo Riccardo De Nicola
Es geht um die Art, nicht um das Einzelindividuum
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Antonius von Padua
S
chon wiederholt habe ich auf diesen Seiten zum Wolf geschrieben. Aus mehreren Gründen komme ich heute nochmals auf dieses Thema zurück. Die Bilder von gerissenen Nutztieren auf Heim- und Almweiden nach Wolfrissen sind auch für mich schwer auszuhalten. Nahrungskette und Pflanzen- und Fleischfresser hin oder her. Eine Lösung zum Wolfsmanagement ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht und die Positionen von Artenschützern und geschädigten Tierhaltern und Standesvertretern werden immer fundamentalistischer und extremer. Das Südtiroler Landesgesetz zur Landeszuständigkeit mit Einschränkungen zum eigenständigen Wolfsmanagement hat vor dem Verfassungsgerichtshof bestanden. Aber das vorgeschriebene Gutachten des wildbiologischen Institutes ISPRA zur Entnahme von Problemwölfen wird nicht gelegt und verzögert.
Dem Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti wird vom Innenministerium Personenschutz zugewiesen, weil er ob seiner Äußerungen zu den Großen Beutegreifern Morddrohungen erhält! Die Wolfrisse nehmen in immer weiteren Landesteilen zu und geschehen auch auf hofnahen und eingezäunten Heimweiden. Die Almsömmerung von Schafen ist im Wolfsgebiet Südtirols gefährdet. Einige Schafhalter aus dem Eisacktal, dem Deutschnonsberg und Ulten bringen ihre wertvollen Zuchttiere zur Sommerweide von den traditionellen Heimalmen ersatzweise in das derzeit noch wolffreie Gebiet des Hinteren Ötztales. Andere Züchter und Hobbyhalter geben enttäuscht auf. Wieder andere stellen auf Ziegen um. Nach den Angaben der Geschäftsführerin im Südtiroler Kleintierzüchterverband Barbara Mock ist der Schafbestand in Südtirol seit der letzten Landwirtschaftszählung vor zehn Jahren von 45.000 stark rückläufig, wäh-
rend die Ziegen von 16.000 Stück auf heute 25.000 zugenommen haben. Im Martelltal haben die Schafe in den letzten fünf Jahren trotz aufmerksamer und anerkannt guter Behirtung um 12% abgenommen.
Almweiden sind Pools der Biodiversität Inzwischen schon mehrere wissenschaftliche Studien belegen, dass die pflanzliche Artenvielfalt auf extensiv genutzten Almweiden besonders hoch ist. Werden diese Almweiden nicht mehr genutzt, verstrauchen und verbuschen sie, in Zeiten der Erderwärmung noch schneller als sonst. Der Wald kehrt zurück und die Artenvielfalt in der Pflanzengemeinschaft nimmt ab. Oder umgekehrt formuliert: Wo das Schaf geht, wird schonend aufgeräumt, die Biodiversität wird erhalten. Schon die Ziege hat ein anderes Fressverhalten und eine andere Weidenutzung: Sie ist ein wählerischer Nahrungs-Selektierer und verursacht auch Verbiss-Schäden.