Viertelvor Ausgabe 13

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VIERTELVOR

Das Heft f端rs Nauwieserviertel

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juli 2012 kostenlos

Nauwieserfest-Programm im Innenteil


Großes Theaterfest am 2. September! SCHAUSPIEL

OPER

Ödön von Horváth

Wolfgang Amadeus Mozart

GESCHICHTEN AUS DEM WIENER WALD

DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL

7. September 2012, Staatstheater

16. September 2012, Staatstheater

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Roland Schimmelpfennig

DER GOLDENE DRACHE

BALLETT

8. September 2012, Alte Feuerwache

U R A U F F ÜH R U N G

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nach Joseph Conrad

Bernard Baumgarten, Marguerite Donlon, Fernando Hernando Magadan

HERZ DER FINSTERNIS

TRINITY

14. September 2012, sparte4

6. Oktober 2012, Alte Feuerwache

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konzert 1. Sinfoniekonzert Giuseppe Verdi »Messa da Requiem« 26. / 27. August 2012, Congresshalle

Wieder auf dem Spielplan: EUGEN ONEGIN / DIE ZAUBERFLÖTE / THE ROCKY HORROR SHOW / ENDSTATION SEHNSUCHT / WORST CASE / Casa Azul – Inspired by Frida Kahlo / SCHWANENSEE – AUFGETAUCHT

www.saarlaendisches-staatstheater.de • www.sparte4.de

Saarländisches Staatstheater Spielzeit 2012/2013

Die eröffnungspremieren


Werke aus der viertelumspannenden Aktion „1001 ZEICHNUNG“, entstanden beim Zeichenmarathon im Herbst 2011. Organisiert von: Valérie Hendrich, Ingrid Kraus, Izabella Markiewicz, Orang, Regine Ratke, Purk Reuleaux-Fournelle, Daniela Russo, Ekkehart Schmidt-Fink, Volker Schütz, Steffi Westermayer Webgalerie unter: 1001zeichnung.de

Willkommen zur 13. Ausgabe von VIERTELVOR!

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m aktuellen MERIAN-Heft „Saarland“ erschien ein recht treffender Bericht von Manuel Andrack über das Viertel, bei dem netterweise auch unsere kleine Fachzeitschrift Erwähnung fand. Einer aus unserer Mitte wurde dabei allerdings mit einem etwas despektierlichen und zu kurz gefassten Zitat über einen gewissen Bus aus Lebach wiedergegeben, dem wir etwas entgegen setzen mussten: Wir haben uns aufgemacht, unserer großstädtischen Szeneviertel-Arroganz die Demut zu lehren. Wir sind mit dem Bus nach Lebach gefahren und haben uns etwas umgeschaut. Das unterhaltsame Ergebnis liest sich flüssig auf Seite 42. Glücklich sind wir über unsere WG-Fotostrecke – sind doch Wohngemeinschaften schon sehr lange ein prägendes Merkmal des Viertels. Unserem Fotografen André Mailänder hat das sogar so großen Spaß gemacht, dass er die Strecke weiterverfolgen möchte. Wir bitten also alle WGs, die sich ebenfalls ablichten lassen wollen, sich bei André zu melden: p Tel. 0681.589 62 61, a.mailaender@arcor.de. Ansonsten können wir nur wieder betonen, wie froh wir sind, immer neue Menschen aus dem Viertel kennenzulernen und porträtieren zu dürfen. Ob das nun die netten WGler sind oder der überaus symphatische Nationalmannschaftsarzt Prof. Dr. Tim Meyer, es gibt noch einiges zu entdecken. Viel Vergnügen! Ralf Leis & Falk Kuckert 3


Inhalt

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in der ruhe liegt die kraft Die Geschichte vom Kurzen Eck – von Ralf Leis und Falk Kuckert

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wgs Fotografien von André Mailänder

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unser mann bei jogi Interview mit Prof. Dr. Tim Meyer – von Ralf Leis und Falk Kuckert

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programm nauwieserfest Das Fest der Feste

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der bus nach lebach Viertelvor unterwegs – von Katinka Morlok, Ralf Leis und Falk Kuckert

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jupp

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bingert

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claude jaté

Texte von Mohsen Ramazani, Illustrationen von Ekkehard Schmidt-Fink

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fortbewegung im viertel von Stefan „Ede“ Grenner und Katinka Morlok

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impressum WerWieWas, Fotografien von Marisa Villareale

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nachschlag präsentiert von Merle Müller und Jasmin Kaege

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Kurzes Unser aktueller Lieblings-AntifaLaternen-Aufkleber Foto Ralf Leis

Kirche auf Rädern? Katholikencamping? Beicht-Imbiss? Man weiß es nicht. Foto Ralf Leis

Ein Bild aus der Vergangenheit. Albert und Maria auf dem Weg in die Geschichte.... det Foto Véronique Ver

A propos Geschichte: Hoffentlich gehört dieser Quatsch bald der Geschichte an. Foto Falk Kuckert

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Nauwieserstraße 48

Billard / Dart Öffnungszeiten: Mo-Fr 16.00 - 1.00 Uhr Sa- So 18.00 - 1.00 Uhr Reklame

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Nauwieserstraße 16 66111 Saarbrücken 0681 / 940 65 658 Reklame

Ga s t h a u s B i n g e r t täglich geöffnet ab 17.00 Uhr

Nauwieserviertel

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Nauwieserstraße 7

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66111 Saarbrücken

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auf ein grosses zwickel mit... ... Andreas Bucklisch, Stefan Gemballa und Berthold König, den beiden aktuellen und dem vorherigen Chef des Kurzen Ecks. Den Kneipen-Dinosaurier im Nauwieserviertel gibt es nun schon ein halbes Jahrhundert. von Ralf Leis, Fotos von Falk Kuckert

in der ruhe liegt die kraft

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ls erstes wollen wir klären, woher das wunderbare Honecker-Portrait stammt, das seit Jahr und Tag die Eck-Küche ziert. Mit landesväterlicher Güte schaut uns der gute Erich vom Küchenkühlschrank aus aufmunternd beim Zwickelbestellen zu. Berthold König erzählt, dass er kurz nach der Wende, um 1990 herum, das Portrait bei einem Antiquitätenhändler in Berlin gekauft hatte. Kurzzeitig wechselte es danach den Besitzer, denn unser geschätzter Paketpostmann Kai Orth verliebte sich in das Bild und kaufte es Berthold für ein ordentliches Sümmchen ab. Einige Zeit – und eine Weltreise – später brachte er es allerdings zum Rückkauf wieder ins Eck, wo es seitdem schon mehrmals (meist besoffenen) Kunstdieben beinahe zum Opfer fiel. Nachdem die Herkunft vom blauen Erich geklärt ist, wenden wir uns bei unserem Treffen mit den drei Kurze-Eck-Protagonisten Andreas, Stefan und Berthold der Geschichte des Gasthauses zu. Berthold, der das Gebäude in der Nauwieserstraße 1993 gekauft hat, erzählt uns von seiner eigenen Recherche. „Im Grundbuch ist es mit seinem Baujahr 1868 als eines der 10

allerersten Häuser überhaupt im Nauwieserviertel eingetragen.“, berichtet er. „Die Nauwieserstraße war damals lediglich ein Pfad, der hoch zum Friedhof führte. Das Gebäude war ursprünglich als Stall und Schmiede errichtet worden.“ 1891 beherbergte es dann erstmals Gastronomie: die „Restauration Weckmüller“, aus der kurz vor dem ersten Weltkrieg die „Restauration Weckler“ wurde. Familie Weckler betrieb das Gasthaus ewige Zeiten, bis in den frühen 1960er Jahren erstmals der Name „Kurze Eck“ entstand. Somit dürfte zumindest der Kneipenname irgendwann in diesen Tagen seinen fünfzigsten Geburtstag feiern... Aus den sechziger und siebziger Jahren ist leider relativ wenig bekannt. Lediglich von den Bruch-Bierfahrern ist überliefert, dass das Eck in dieser Zeit verschiedene Spelunken berherbergte und die Besitzer sich damals die Klinke in die Hand gaben. 1984 kehrte wieder Qualität und Kontinuität ein, als das Lokal von Jutta und Christian Bunge übernommen wurde. Die beiden betrieben drei


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Seit 2010 die neuen Chefs im Ring: Andreas Bucklisch (links) und Stefan Gemballa (Mitte)

Jahre lang eine gemütlich-rustikale und erfolgreiche Mischung aus Speiserestaurant und Bierkneipe. Der bekannte Maler Otto Lackenmacher, der gegenüber sein Atelier hatte, schoss sich hier gerne lautstark die Lichter aus. 1987 bis 1989 übernahm dann ein Kollektiv die Kneipe, dem so illustre Personen wie der heutige Orthopäde Dr. Marcus Lembert und „Rami“ (der danach das Tabaklädchen „Tabak Portugal“ in der Nauwieserstraße führte) angehörten. Auch Roland Brycz war im Dunstkreis der Kneipe zu finden und jobbte dort vor seiner Karriere als Konzertveranstalter. Mit Beginn des Kollektivs gab es einen richtigen Schnitt. In dieser Zeit wurde das Eck zur Szene-Kneipe mit regelmäßigem Konzertbetrieb. Obwohl der Laden regen Zulauf hatte, war die Organisation durch eine gewisse Laxheit geprägt. Zudem machten sich die Kollektivisten selbst Konkurrenz, da sie zeitgleich auch den Live-Club „Wellblech“ (später „Heaven“) managten. Die Herren verstreuten sich also nach zwei Jahren wieder in alle Winde und die „Ära Berthold“ begann. Sie sollte die nächsten einundzwanzig Jahre andauern. „Ich hatte in Berlin als Sozialarbeiter gearbeitet und das Kurze Eck erinnerte mich bei meiner Rückkehr nach Saarbrücken exakt an den Stil der Berliner Punkrock-Kneipen.“, erzählt Berthold. Nachdem er die Kneipe 1989 übernommen hatte, ersetzte er als einzige konzeptionelle Veränderung die normalen Kneipentische und -stühle durch die heute noch aktuellen Stehtische mit Barhockern, um so mehr Bewegung in der Kneipe zu haben. „Die Kneipe lief eigentlich 12

Berthold König verpachtete die Kneipe unter der Bedingung, dass der Geist derselben bewahrt wird.

von Anfang an ziemlich gut.“, berichtet Berthold. Den schon etablierten Konzertbetrieb übernahm er von den Vorgängern. Alle zwei Wochen spielten lokale und überregional bekannte Bands in der Kneipe. Das Kurze Eck war die amtliche IndieNewWave-Punk-Zentrale im Viertel. Mitte der neunziger Jahre allerdings begann für das Eck eine Durststrecke, als die komplette Szene in die Nassauerstraße abwanderte. Eine richtige Zäsur fand statt. Die Haifischbar, später Hellmut und KarateKlub beherbergten nun die Punkrocker und das Eck galt nicht mehr als „en vogue“. Berthold und der Punk hatten sich entzweit... Ihren zweiten Frühling erlebte die Kneipe dann um die Jahrtausendwende, als die neue Landesregierung unter Peter Müller die strikte Sperrstundenregelung aufhob. Gaststätten konnten nun den immer späteren Ausgehzeiten der jungen Damen und Herren entgegenkommen und das Kurze Eck verlängerte als eine der ersten Kneipen die Ausschankzeiten bis in die frühen Morgenstunden. Man geriet danach bei einem späten Eck-Besuch nicht selten in eine zünftige Fete. Bei der Internetrecherche findet man noch aussagekräftige Einträge auf Bewertungsportalen: „Manchmal tanzen ältere Menschen zu seltsamer Musik“. Hinzu kam, dass die dogmatische Ausrichtung der Kneipen insgesamt etwas aufweichte. Die Musikauswahl als klares Identifikationsund Abgrenzungsmerkmal galt als solches nicht mehr so stark. Durch differenzierte Musikgeschmäcker sind mittlerweile die Frontlinien zwischen Rock, Pop, Alternative/Indie etc. fließend


Oben: Berliner Punkrock-Schick. Berthold Kรถnig 1989 vor dem Kurzen Eck. Mitte: Die In-Crowd bei einem Konzert 1990. Unten: Das Eck mit geschlossenen Fenstern 1993. Bevorzugte Haartรถnung damals: Rotbraun. Und geraucht wird: drinnen. 13


Sehr alte Postkartenansichten von der Nauwieserstraße mit Blick auf das EckGebäude. Links ca. 1905, unten ca. 1914.

geworden. Dieser Umstand kommt dem Kurzen Eck zugute, da die Theker in dieser Hinsicht schon immer ihr eigenes Süppchen kochten. Es gibt da keine konzeptionellen Vorgaben „von oben“. Indie-Rock, GypsyPolka, NeoFolk, Jazz und Punkrock führen eine friedliche Koexistenz. Was woanders vielleicht beliebig wirken würde, ergibt hier ein stimmiges Gesamtbild. Diese Individualisierung der Theker verstärkte sich noch, nachdem Andreas Bucklisch und Stefan Gemballa die Kneipe Mitte 2010 übernommen hatten. Beide arbeiteten schon unter Berthold im Eck. Stefan seit 2001 und Andreas seit 2004. Berthold sprach die beiden gezielt auf eine mögliche Übernahme an. „Für ihn war es wichtig, dass sich die Kneipe in ihren Grundzügen nicht verändern sollte. Was für uns auch keinen Sinn ergeben hätte.“, erzählt Stefan. Klar, der Laden lief ja seit Jahren schon erfolgreich und die beiden konnten auf eine intakte Struktur zurückgreifen. Auffällig ist die geringe Fluktuation der Theker. Man merkt, dass man es hier nicht mit einem alles überstrahlenden Peitschenschwinger-Chef und seinen Bierverkaufs-Angestellten zu tun hat, sondern mit einem Team, das zusammen ein intaktes soziales Gefüge bildet. Das Konzept der flachen Hierarchie und sozialer Anspruch sind hier keine leeren Phrasen. Stefan und Andreas verfolgen dieses Konzept sehr konsequent. Realsozialismus bei gleichzeitiger Wahrung der Menschenrechte sozusagen. Ein Merkmal, das in den letzten Jahren allerdings etwas eingeschlafen war und auf das 14

Andreas und Stefan wieder ein größeres Augenmerk legen, ist Live-Musik. „Da wir beide ein großes Interesse an Musik haben und auch selbst Musiker sind, war uns das wichtig.“, erklärt Andreas. Also führten sie die regelmäßige Sonntagabend-Konzert-Reihe mit freiem Eintritt ein, was sehr gut funktioniert.

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ie ein großer Dampfer tuckert das Kurze Eck unaufgeregt durch Zeit und Raum und lässt sich von etwaigen äußeren Veränderungen nicht aus der Ruhe bringen. Insofern kann man den Buddha, der sich in wechselnder Gestalt – aber gleichbleibender Coolness – auf der Theke befindet, durchaus programmatisch verstehen. Das große Spektakel wird definitiv nicht angestrebt und die Getränkekarte bleibt überschaubar. Himbeer-Mango-Weizen, LeuchtreklamenOverkill und Happy-Hours wird man hier nicht finden. Was trotz großen Zulaufs als natürliches Ausschlusskriterium für den ein oder anderen Gast funktioniert, der eben genau dieses Spektakel sucht... Man kann mittlerweile fast schon von einer Generationenkneipe sprechen, da sich hier schon die Eltern der heutigen Jungspunde die Kante gegeben haben. Aufs Eck kann sich also jeder einigen. Selbst der ein oder andere Punkrocker fühlt sich hier wieder aufgehoben. Und mit Sozialisten hatte das Eck ja noch nie Probleme. Sieht man ja an dem Typ in der Küche... Wünschen wir also dem Eck alles Gute für die nächsten fünfzig Jahre. ♠


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Nauwieserviertel // CecilienstraĂ&#x;e 31 // 66111 SaarbrĂźcken // 06 81-3 55 33 Reklame

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wgs Fotografien von André Mailänder

2er-WG in der Schumannstraße

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3er-WG in der RotenbergstraĂ&#x;e

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4er-WG in der FĂśrsterstraĂ&#x;e

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10er-WG in der Kurzen StraĂ&#x;e

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unser mann bei jogi

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auf ein isotonisches getränk mit... ... Prof. Dr. Tim Meyer. Der überzeugte Viertelbewohner ist nicht nur Leiter des Sportmedizinischen Instituts an der Uni, sondern gehört auch als Arzt dem Betreuerstab der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an. Ein Gespräch über Miros Muskel und Jogis Sitzfleisch. Aufgezeichnet von Ralf Leis und Falk Kuckert, Foto linke Seite von Falk Kuckert

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ur wenige werden wissen, dass wir im Viertel jemand wohnen haben, der ganz nah dran ist an unserer Fußball-Elite. Passend zum aktuellen Hype um die Nationalmannschaft haben wir uns also mit Prof. Meyer zu einem kleinen Plausch unter Fußballfreunden verabredet. Auf unsere Interviewanfrage antwortet er prompt und dass er sich dabei auch noch als Fan unseres Heftes outet, nimmt ihn natürlich schon im Vorfeld für uns ein. Diese unkomplizierte Freundlichkeit bestätigt sich in unserem Gespräch. Sehr geerdet und entspannt, der Herr Doktor. Insofern passt er auch gut in diese neue Nationalmannschafts-Generation. Zum Zeitpunkt unseres Interviews, im April dieses Jahres, machten wir uns etwas Sorgen um unseren Liebling Miro Klose und dessen EM-Turnier-Teilnahme, da er erst an einer Muskel- dann an einer Knöchelverletzung laborierte. Deshalb gleich die erste knallharte Frage... Prof. Meyer, wie geht’s Miro? Miro Klose geht’s nicht so schlecht wie man vielleicht befürchten muss. Ich bin ziemlich sicher, dass der zur EM wieder fit ist. Wir (die Interviewer, Anm. d. Red.) kommen beide aus Kusel, da gibt es eine gewisse Affinität zum guten Miroslav... Ja, durch diese räumliche Nähe haben Miro und ich auch eine etwas engere Beziehung als vielleicht sonst so im Team. Wir sind auch schon mal zusammen nach Hause gefahren, er zu seinen Eltern und ich nach Saarbrücken, da lernt man sich doch anders kennen. Außerdem haben wir auch zu einem ähnlichen Zeitpunkt angefangen.

Ist man als Mannschaftsarzt auch eine Vertrauensperson für die Spieler? Sie kennen schließlich jedes Wehwehchen. Ja, kann man schon sagen. Einerseits ist Vertrauen wichtig, so dass ein Spieler mir auch mal sagen kann „Das sag ich jetzt dir, aber das sagst du bitte nicht dem Trainer“. Auf der anderen Seite braucht man eine Mindestdistanz, um sagen zu können „Tut mir leid, du kannst morgen nicht spielen.“ Die Physiotherapeuten, deren Behandlung ja noch körperlicher ist, haben oft ein engeres Verhältnis zu den Spielern. Da halte ich mich eher etwas zurück. Nicht weil ich die Leute nicht mag, sondern weil ich glaube, dass es dann schwierig wird, am nächsten Tag ein Spielverbot aussprechen zu müssen. Die Physiotherapeuten müssen diese Entscheidungen nicht treffen. Was ist das für ein Druck, wenn man entscheiden muss, ob der Superstar jetzt spielen darf oder nicht? Das sind ja Fragen von nationaler Tragweite. Das ist in der Tat Druck. In der Situation selbst – vielleicht ist das mein persönlicher Mechanismus, mich davon frei zu machen – hab ich oft die anderen Sachen ausgeblendet. Das ist jetzt hier der medizinische Befund, und da muss medizinisch entschieden werden. Punkt. Aber es ist mir oft hinterher klar geworden: Hey, das war ja eigentlich ganz schön umfassend. Bei der WM 2002 hab ich das richtig gespürt: Wir waren nach dem 1:0-Sieg gegen Südkorea fürs Finale qualifiziert und am Tag danach kam im Radio die Meldung: „Beide deutschen Spieler positiv getestet bei der Dopingkontrolle“. Da hab ich gedacht, wenn 27


das jetzt wirklich so wäre, brauche ich gar nicht wieder zurück nach Hause zu fahren. Nicht das ich die gedopt hätte, aber die Zuständigkeit für Dopingregularien liegt bei mir. Das war dann wenige Minuten später schon europaweit über Reuters verbreitet. Wie sich dann recht schnell rausstellte, hatte sich diese koreanische Radiosprecherin einen kleinen Scherz erlaubt. Sie haben als Arzt eine sehr sachliche Funktion und bewegen sich im elitären Showgeschäft Fußball. Sind Sie in diesem Kontext auch zuständig für die Erdung der Spieler? Hab ich mir so noch gar nicht überlegt. Ich könnt’s mir schon vorstellen, aber über die Jahre haben sich die Spielertypen auch ein bisschen geändert. Ich finde, die haben alle eine relativ gute Erdung. Die haben auch mal Bekannte, die man nicht aus der Zeitung kennt usw. Also wirklich alles ordentliche Kerle? Ja, im Grunde erlebe ich das so, dass Spieler, die öffentlich eher als divenhaft oder schräg rüberkommen, auch so sind, und andere Spieler – im Moment sind das nahezu alle – die sind völlig normal. Stimmt es, dass man mittlerweile nur mit einer gewissen Intelligenz – im Hinblick auf den eigenen Körper – auf diesem Level erfolgreich sein kann? Das glaube ich eigentlich nicht. Dafür gibt es auch Gegenbeispiele in der Fußballgeschichte. In bestimmten Positionen auf dem Spielfeld, da muss man auch mal hingehen, wo es weh tut, wie man so schön sagt. Den Kopf 28

ausschalten oder mit Schmerzen umgehen können. Da ist Nachdenken nicht immer günstig. Auf der anderen Seite gibt es sicherlich so eine Art Körperintelligenz. Dass die Spieler ein Gespür dafür entwickeln, wann sie sich zurücknehmen müssen. Wie ist die Zusammenarbeit mit Jogi Löw? Grundsätzlich ist es mit Jogi sehr angenehm, weil er wirklich delegiert. Die medizinischen Zuständigkeiten haben wir. Wenn es dazu Fragen gibt, dann sagt er: Tut mir leid, zu dem Thema sag ich nix, wenden Sie sich an die medizinische Abteilung. Das finde ich sehr angenehm. Dann kann ich meinen eigenen Kram vertreten und hab auch gleich die Rückendeckung, weil er sagt, das ist nicht seine Kompetenz. Was nicht heißt, dass er nicht alles erklärt haben will. Aber das machen wir intern. Ist der wirklich so trocken und analytisch wie er in Interviews immer rüberkommt? Ich glaube, gegenüber der Mannschaft schon – obwohl ich bei diesen Mannschaftssitzungen nicht dabei bin. Sonst nicht. Wenn man abends so mit ihm zusammensitzt, ist er eher witzig. Er geht zwar eher mal ins Bett, wo wir vielleicht noch ein Stündchen sitzen bleiben. Aber bis dahin ist er witzig dabei. Steigt die Herzfrequenz so kurz vor einem wichtigen Turnier? Och nö, das wär jetzt zuviel gesagt. Da ist auch viel Profanes zu tun. Die UEFA will vorher Bescheinigungen haben usw. Man braucht evtl. Ausnahmegenehmigungen für bestimmte


Medikamente. Wenn man Pech hat, hat man 10 Allergiker in der Mannschaft, dann hat man echt zu tun. Dann war im März ein TeamWorkshop in Warschau. Da gehts dann auch um Medikamente, wie man die deklariert. Und ihr Adrenalinspiegel? Manchmal denkt man schon so ans Turnier, oder wenn ich mit meiner Frau abends dasitze, sprechen wir schon mal drüber, „Mensch sind ja gute Chancen dieses Jahr“ oder was weiß ich. Aber dafür ist der Alltag auch zu dominierend. Im Moment bleibt da wenig Gelegenheit, insofern bleibt der Puls unten. Nach so vielen EMs und WMs, die Sie mitgemacht haben, ist so ein Turnier also Alltag? Nein, das Turnier ist nicht Alltag. Auf keinen Fall. Ab dem Beginn der Vorbereitung merkt man die Fokussierung. Wenn es dann losgeht, das ist toll. Man schaut die Spiele der anderen, man rechnet die Tabelle aus und denkt „Mann, spielt der mies“, dann ist man richtig drin. Wobei ein Turnier in Japan/ Südkorea, eine WM im eigenen Land oder in Südafrika irgendwie medizinisch doch noch eine andere Nummer ist als die EM in Polen/ Ukraine. Obwohl Europameisterschaften schwerer sind. Man hat sechs Spiele und keines davon ist geschenkt. Bei der WM man hat meistens ein oder zwei einfachere Teams dabei. Das ist hier bei der EM nicht so. Sind Sie auch Fan? Von einer Vereinsmannschaft? Nö, das hab ich mir irgendwie abgewöhnt. Zwar war ich früher selbst Fußballer mit Ambitionen. Aber es hat eben über die Verbandsliga hinaus nicht gereicht… Also gibt’s auch keine Affinität zu einer bestimmten Mannschaft? Wo man vielleicht auch mal ein bisschen auf den Kader Einfluss nehmen könnte... Nö nö. Volker Finke war mein Sportlehrer,

Prof. Dr. Tim Meyer (44) gehört seit 2001 der medizinischen Abteilung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an. Er hat mit der A-Mannschaft die Weltmeisterschaften 2002, 2006, 2010, die Europameisterschaften 2004, 2008, 2012 erlebt und betreute vorher schon die U 20 bei WMs in Nigeria und Argentinien. Zu seinen Aufgaben gehören neben der medizinischen Versorgung aller nicht-orthopädischen Probleme das Anti-Doping-Management und die Leistungsdiagnostik. Neun Jahre arbeitete Meyer in der Sportmedizin Saarbrücken als Wissenschaftlicher Assistent von Prof. Kindermann, ehe er dem Ruf auf eine Professur an der Universität Paderborn folgte. Seit Oktober 2008 besetzt er die Professur für Sportund Präventivmedizin an der Saar-Universität.

deswegen hatte ich mal eine Affinität zu Freiburg. Das interessiert einen natürlich, was der ehemalige Lehrer so macht. Mein ehemaliger Sportlehrer in Kusel war Horst Eckel. Horst Eckel war Lehrer in seinem zivilen Leben? Ja. Wir haben bei ihm immer nur Fußball gespielt. Ich glaube, einmal Alibi-Volleyball, ansonsten Fußball. Super. Aber zurück zum Turnier. Millionenpublikum, man steht am Rand. Ist man dann ein bisschen aufgeregt, wenn man sieht, es bleibt einer liegen? Wenn man gleich auf den Platz rennen muss und eine Fantastilliarde Menschen schaut einem zu? Jetzt bloß nicht ausrutschen!! Sitzt die Frisur?? Also letzteres gar nicht. Ich kann mich noch erinnern, als es mir das erste Mal richtig so ging. Das war beim Endspiel in Japan. Es war gegen Abend, es war dunkel. Wir fuhren auf 29


diesen ausverkauften, hell erleuchteten Kessel zu. Die Japaner hatten rundherum alle Straßen gesperrt. Wir waren wirklich alleine auf der Straße (und nebenbei bemerkt, unser japanischer Busfahrer hielt dann an einer roten Ampel). Dort in dem Stadion – da hat noch Madonna gesungen – hatte man wirklich das Gefühl, hier guckt die Welt jetzt hin. Und dann denkt man „Jetzt keinen Fehler machen“. Ich ziehe mich dann eher zurück, denke nochmal nach, ob ich auch nichts vergessen habe, irgendein Medikament nicht aufgeschrieben oder so. Und dieses Auf-das-Spielfeld-laufen ist ja nicht meine Aufgabe. Beim einem Länderspiel kurz vor der EM hab ich Sie aber genau dort gesehen. Ja, stimmt, beim Spiel gegen Frankreich. Das war, weil unsere Orthopäden bei einer Verletzung einfach beide mit in die Kabine gegangen sind. Ich hab auch während des Spiels eine SMS von einem Mannschaftsarzt bekommen, „Dass ich dich nochmal auf dem Spielfeld sehe...“ Sehen Sie sich eher als Teil der Mannschaft oder eher als Dienstleister des DFB? Ich bin sicherlich objektiv Dienstleister des DFB. Aber ich sehe uns eigentlich zunehmend als Team, und mich auch als Teil des Teams. Das trifft eher zu. Natürlich machen wir da alle eine Dienstleistung, aber das ist im Moment echt ein Team, das ist keine Show. Wurden sie bei Ihrem Anfang 2001 schnell akzeptiert? Da waren ja schließlich noch so Althauer wie Olli Kahn am Start. Das ging schon gut, aber ich möchte nicht behaupten, dass das gleich die volle Akzeptanz war. Die schauen schon erst, was macht der, wie ist der. Es hat sicherlich nicht geschadet, dass ich mich im Fußball etwas auskenne. Kann man denn diesen Job überhaupt machen, ohne sich im Fußball auszukennen? Ich kenne einzelne, die haben keine Ahnung von Fußball und arbeiten trotzdem gut. Ich könnte es nicht, ich hätte auch keine Lust z.B. Volleyball-Arzt zu sein oder so. Das wär nicht so meins. Könnte es heute noch passieren, dass einer mit gebrochenem Wadenbein durch30

spielt wie damals bei Wolfgang Weber? (Anm. der Red.: Viertelfinalspiel 1965 im Europapokal der Landesmeister gegen den FC Liverpool). Die überlieferte Geschichte besagt, dass der Arzt von Weber verlangt hat, als Belastungstest ein paar mal von der Mannschaftsbank in der Kabine zu springen. Und dann hat er mit gebrochenem Wadenbein weitergespielt, der arme Kerl. Ganz früher durfte man ja noch nicht auswechseln. Ich weiß nicht, ob das damals noch mit im Hintergrund stand. Nach dem Motto, selbst wenn der nur da steht, ist es ja immer noch besser als wenn keiner da steht. Aber heute kann ich mir das nicht mehr vorstellen. Ich frag mich immer, wie man in Sekundenschnelle eine Diagnose auf dem Platz treffen kann... Die Diagnose läuft ja auf die Schwarz/WeißEntscheidung hinaus: Ist hier etwas so kaputt, dass er nicht weiterspielen kann? Die Therapie ist ja immer erstmal ein paar Sekunden Ruhe und Kälte. Vielleicht noch Druck. Mehr an Therapie steht einem sowieso nicht zur Verfügung. Das schwierige ist halt die Entscheidung, ob etwas so kaputt ist, dass er nicht weiterspielen darf. Man muss nicht unterscheiden, ob das Schultergelenk 1., 2. oder 3. Grades gesprengt ist, sondern nur, ob es so kaputt ist, dass er nicht mehr kann. Das Heft erscheint ja leider kurz nach dem Endspiel, d.h. wir wissen nicht, wie hoch das Finale gewonnen wird. Wie ist die Stimmung? Gewinnen wir? Gewinnen wir nicht? Ich bin schon für das Turnier sehr optimistisch. Ich glaube, wir haben die beste Mannschaft, die wir – seit ich Fußball beobachte – je hatten. Allerdings haben wir auch den besten Gegner dabei, den ich je gesehen habe. Ich kann mich nicht mehr erinnern, dass eine Mannschaft so gut war wie Spanien. Und Portugal und die Niederlande sind ja jetzt auch keine Laufkundschaft. Die Nationalmannschaft wartet jetzt schon ein paar Jahre auf einen Titel, da ist die Erwartungshaltung groß. Sind diese jungen Spieler abgeklärt genug? Weiß ich auch noch nicht. Bislang hatten


sie die Situation noch nicht. Nach Südafrika sind wir in einer anderen Ausgangssituation gefahren, so gut wie jetzt ist die Mannschaft da auch noch nicht gewesen. Wichtig wird sein, der Mannschaft auch zu vermitteln, euer Selbstbewusstsein ist schön, aber lasst es nicht zuviel werden. Wir wissen, die Bevölkerung hat Erwartungen, die sind teilweise auch unrealistisch. Ein Durchmarsch wird das auf keinen Fall. Es wird enge Spiele geben. Und diese Spiele kann man auch verlieren, sonst wären sie ja nicht eng. Dass da auch Glück dabei ist, sagt zwar jeder, aber es wird dann nicht mehr zur Bewertung herangezogen, wenn man verloren hat. Kommen wir mal auf’s Viertel zu sprechen. Seit wann wohnen Sie hier? Seit Beginn meiner Saarbrücker Zeit. Seit 1996. Sind Sie zufällig oder bewusst im Viertel gelandet? Ich kam ja aus Göttingen. Ich bin hierher gezogen und habe eine Wohnung gesucht, die nicht zuweit von der Uni weg ist, wollte aber auch nicht außerhalb wohnen. Ohne dass ich Saarbrücken näher kannte, habe ich dann immer die Leute am Telefon gefragt und dann den Stadtplan dazu genommen. Es war aber schon ein gewisser Zufall, dass diese erste Wohnung dann in der Bruchwiesenstraße war. Sehen Sie sich selbst denn als Viertler? Also ich bin ja dreimal umgezogen. Und zwar dreimal nur innerhalb des Viertels. Insofern bin ich ein vollkommen überzeugter Viertelbewohner. Als ich 2008 den Ruf auf meinen jetzigen Lehrstuhl bekam, war gleich klar, wir suchen uns wieder eine Wohnung im Viertel. Wir haben dann auch neun Monate gesucht bis wir eine hatten. Aber ein Kneipentyp sind Sie eher nicht? Doch, schon. Im KarateKlub sitzen und Fußball gucken? Nicht im KarateKlub, Fußball gucken eher im Fleur. Also, wir leben ja hier, wir sind hier unterwegs, versorgen uns hier. Nicht, dass wir hier gar nicht rauskommen, aber es ist schon so, dass wir diesen Flair lieben. 1996 war es ja auch schon sehr zivil hier. Ich kenne es vorher nur aus Erzählungen.

Bruchwiesenstraße am Anfang war ja auch eher am Rand. Das war an der Ecke vom Landwehrplatz. Wir sind im letzten Jahr todtraurig gewesen, dass wir nicht zum Viertelfest konnten. Meine Frau ist halt Lehrerin und an Ferien gebunden. Und wenn wir mal was längeres machen wollen, gibt’s eben nur die Sommerferien. Und ich hab hier noch Semestertermine, insofern ist das Fenster sehr klein. Also die Ferien und das Viertelfest waren in den letzten Jahren einfach schlecht zueinander. Beim Viertelfest ist ja Musik sehr präsent. Was gibt es da bei Ihnen für Vorlieben? Peter Gabriel. Nicht so ganz aktuell, aber das wär, was ich als erstes sagen würde. Beim Viertelfest ist es eher nach dem Zufallsprinzip. Wir gehen dann mal hierhin, mal dahin. Da war z.B. mal eine Band aus Frankfurt, die war auf dem Max-Ophüls-Platz‚ Frau Doktor. Das war super dort. Wobei die LP die ich später von meiner Frau geschenkt bekommen hab, fand ich jetzt nicht so doll wie den Live-Auftritt. Was liegt Ihnen im Viertel denn noch am Herzen? Also, wir sind ja absolute Stammgäste im Fellini – man munkelt, dass ich für 10% des Jahresumsatzes zuständig sei. Und zu meinem Friseur Pino gehe ich schon aus Prinzip, weil man dort einfach schön sitzt und auch noch ein bisschen Tratsch hat. Der Pino macht übrigens derzeit in einer Studie über Alte-Herren-Fußball bei uns mit. Das ist eine ganz witzige Untersuchung. Im ersten Teil haben wir hundert saarländische AHSpieler untersucht. Ganz normal Gesundheitscheck und geschaut wie hoch der Puls im Training geht, wie hoch im Spiel. Übrigens geht er bei beidem gleichhoch. Die spielen nämlich im Training genauso wie im Spiel: Ball in die Mitte und los! Und im zweiten Teil versuchen wir jetzt, denen ein bisschen Verletzungsvorbeugung angedeihen zu lassen. Mal schauen, ob’s klappt... ♠

Mehr unter: http://team.dfb.de

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programm nauwieserfest schirmherrschaft: Charlotte Britz, Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Saarbrücken Christa Piper, Bezirksbürgermeisterin

Grußwort

Willkommen beim Nauwieser Fest 2012

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r hat einen speziellen Charme, dieser Teil unserer Stadt. Hier ist es ein bisschen anders. Ein bisschen bunter, ein bisschen alternativer – noch ein bisschen vielfältiger. Die Rede ist vom Nauwieser Viertel, oder Chinesen-Viertel, wie es viele gerne nennen. Vergleichbar bunt und vielfältig wie das Viertel und seine Menschen selbst, ist das Fest, das dort jedes Jahr am letzten JuliWochenende gefeiert wird. In diesem Jahr beginnt das dreitägige „Viertel-Fest“ am Freitag, 27. Juli. Für viele Menschen in und außerhalb Saarbrückens ist es das schönste und ausgefallenste Stadtteilfest an der Saar. Hier feiern in gelassener und friedvoller Atmosphäre Einheimische und Auswärtige, hier trifft man auf alte Bekannte und Exil-Saarbrücker, die ihren Heimat-Urlaub gezielt nach dem Termin des Viertel-Festes planen. Ich habe gerne wieder die Schirmherrschaft für das Fest übernommen, denn gerade diese Veranstaltung ist ein Spiegel unserer weltoffenen und kulturell vielfältigen Stadt. Wir arbeiten seit vielen Jahren daran, den Charakter des Viertels zu bewahren, es zu verschönern und seine Attraktivität als Wohnquartier zu erhalten. Neu gestaltete Straßen und kleinere Plätze, der Kirchgarten an der Johanniskirche, der umgestaltete und inzwischen sehr beliebte Landwehrplatz sowie die Verschönerung des Umfeldes der Alten Feuerwache sind Beispiele dieser Bestrebungen. Hausbesitzer und Geschäftsleute sowie viele Bewohnerinnen und Bewohner haben das 32

Viertel dabei mit viel Herzblut und Engagement mitgestaltet. Ihnen möchte ich dafür an dieser Stelle herzlich danken! Die Besucherinnen und Besucher des Nauwieser Festes erwartet wieder ein anspruchvolles Bühnenprogramm mit vielen renommierten Künstlern. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf lokalen Gruppen und Bands, aber auch nationale und internationale Künstler werden auftreten. Das SOS-Kinderdorf wird erneut ein Programm für Kinder gestalten, zudem gibt es auch in diesem Jahr wieder einen Bücherflohmarkt und eine CD- und Schallplattenbörse. Ich bedanke mich sehr herzlich bei den Organisatoren des Nauwieser Festes, die sich Jahr für Jahr erfolgreich der Herausforderung stellen, den unterschiedlichsten Kunst- und Kulturformen „eine Bühne zu geben“ und damit mit großer Treffsicherheit ein Fest der besonderen Art schaffen. Ein Fest, das die spezifische Lebensart des Viertels widerspiegelt und gleichzeitig unsere Stadt von einer besonders liebenswerten Seite zeigt. Den Besucherinnen und Besuchern wünsche ich eine gute Zeit beim Nauwieser Fest. Saarbrücken, im Juni 2012

Charlotte Britz Oberbürgermeisterin


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programm Freitag 27.07.12

Samstag 28.07.12

hauptbühne max-ophüls-platz:

hauptbühne max-ophüls-platz:

p 19.00 Uhr

p 16.30 Uhr

Nemesis

Big Trouble im Nauwieser Viertel

Feinster Akustik-Rock aus Dillingen

Die Autoren Dj Puma, Bernd Rausch und die Lectrice Nelia Dorscheid lesen

p 20.00 Uhr

Loony

p 17.00 Uhr

Garage-Punk, Power-Pop, Hammond-Rock

Stick Boy

p 21.20 Uhr

Noise-Pop von Erwachsenen für Erwachsene

Fuck Art, Let’s Dance!

p 18.30 Uhr

Tanzbare Mixtur aus Indie, Pop und Elektro

Ultimate Nerd Crew

p 22.30 Uhr

Covers von Audioslave bis The Subways

Bondage Fairies

p 20.00 Uhr

PunkDancePop aus Stockholm

The Roostars Comeback der saarländischen Skapunk-Helden

bleistift, nauwieserstr: p 21.15 Uhr p 19.30 Uhr

Love A

Miller’s Crossing

Punkrockmittelfinger trifft warmherzigen Indie-Rock

Power Blues aus dem Saarland

karateklub meier, nassauerstr:

p 22.30 Uhr

Möfahead Jeans & Teens & Colabier

p 21.00 Uhr

Power

antiquitätenladen, nauwieserstr:

Rock meets Post Punk meets Powerpop

p 19.00 Uhr

Straight-In-4-Mation Fusion vom Feinsten

café kostbar, nauwieserstr: p 18.00 Uhr

Ein Mann eine Gitarre Straßenmusik im Innenhof

p 20.30 Uhr

Hexeschuss Irish Folk, maximale Feierstimmung

bleistift, nauwieserstr: p 19.30 Uhr

Caine Rock'n'Rollfunk aus Saarbrücken

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Von links: Caine, Rausch/Puma/Dorscheid, Global Visions, Die Fahrt von Holzminden nach Oldenburg


nauwieserfest Sonntag 29.07.12 hauptbühne max-ophüls-platz:

sonstiges:

p 16.30 Uhr

Bücherflohmarkt

Dustin Dooley & Band Junger Singer/Songwriter

p 18.00 Uhr

Tobey Trueblood Country/Folk, Singer/Songwriter aus Köln

p 19.30 Uhr

Samstag von 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr im Hinterhof des Buchladens in der Försterstraße. Interessierte melden sich an unter 0681-31171 oder persönlich im Buchladen in der Försterstraße 14.

CD- und Schallplattenbörse

The Original Bitterroot Boys in neuer Besetzung

Samstag und Sonntag ab 13.00 Uhr CD- und Schallplattenbörse auf dem Max-Ophüls-Platz. Infos/Anmeldung: andreas.porger@rocketmail.com

p 21.30 Uhr

Kinderfest / Kinderbetreuung

Sly’n’Boyle

OKU and the Reggaerockers Deutschlands heißester Reggaerock-Act

konkrete utopie, cecilienstr: p 15.00 Uhr

TRIBAP Aus dem großen Schatz der brasilianischen Musik

bar central, nauwieserstr:

Das SOS Kinderdorf Saarbrücken bietet Betreuung für Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren an: Im Innenhof zwischen Seilerstraße und Nauwieser Platz (Eingang 9), p Samstag von 12.00 – 19.00 Uhr p Sonntag von 13.00 – 18.00 Uhr Das diesjährige Motto lautet „Jahrmarkt“. Zusätzlich findet an beiden Tagen von 14.00 bis 16.00 Uhr ein Trommelworkshop statt.

p 17.00 Uhr

Robinson And The Crusoes Surf Music

café kostbar, nauwieserstr: p 17.00 Uhr

Noch ein Mann eine Gitarre Straßenmusik im Innenhof

p 19.00 Uhr

Auch in diesem Jahr wird zudem „Tausch und Plausch“ in der Nauwieserstraße 50 geöffnet sein. Die Kinder können sich schminken lassen und am Glücksrad drehen. Wer Spielsachen tauschen möchte, kann dies selbstverständlich auch tun. Zudem bietet das Familiencafé in der Nauwieserstraße am Samstag und Sonntag verschiedene Aktionen für Kinder an.

Cheeno unplugged Kult-New Metal Band akkustisch mit Cello!

kurze eck, nauwieserstr: p 17.30 Uhr

Global Visions Fesselnde Grooves, Soli, Improvisationen

bleistift, nauwieserstr: p 19.30 Uhr

Crocodile Cowboys Southern Rock, Blues, Psychedelic & Hard Rock

karateklub meier, nassauerstr: p 21.00 Uhr

Die Fahrt von Holzminden nach Oldenburg Trio-Coverband, legendär & kultig!

Suppe und Bier trifft auf Spiel-Kunst und Filme von Kindern im Kultur- und Werkhof Nauwieser 19 p 27.07. ab 19.00 Uhr, 28.07. & 29.07. ab 11.00 Uhr: Suppe zum Fest, mit Spezialfestbier und Festtagsstimmung. Dazu wird ein interaktives audiovisuelles Festprogramm serviert. p 29.07. 15.00 – 17.00 Uhr: Das Saarländische Filmbüro e.V. zeigt zusammen mit dem Förderverein Max Ophüls Grundschule Filme, die Kinder der Schule in Video-Workshops realisiert haben. Außer zwei soeben fertiggestellten Filmen gibt es eine große Retrospektive: Filme aus den Jahren 2004 bis heute – erkennt Ihr Euch wieder? Infos: wwww.filmbuero-saar.de www.nauwieser19.de 35


programm nauwieserfest Grußwort Zum Nauwieser Fest verwandelt sich das Viertel ganz bewusst in eine Partymeile, und das ist gut so: Mittlerweile wird das Fest als das Szenefest im Südwesten gehandelt, Internet und soziale Netze tragen das Ihre dazu bei. Dieses Großereignis im letzten Juliwochenende ist uns allen lieb geworden, wir wollen es nicht missen. Wir sind stolz darauf, dass unser Viertel als weltoffene Gemeinde, in der Jung und Alt inklusives Miteinander vorleben, beliebt und bekannt ist. Wir freuen uns über die große Resonanz, die auch Werbung für ganz Saarbrücken ist. Auch in diesem Jahr haben die Veranstalter für ein anspruchsvolles, interessantes Bühnenprogramm und ein Angebot internationaler kulinarischer Überraschungen gesorgt. Die Festmeile lädt jung und alt ein, sich wohl zu fühlen. Ich wünsche allen Gästen, den Veranstaltern und vor allem den auftretenden Künstlern viel Erfolg und ein positives Echo. Liebe Gäste und Beteiligte, gestatten Sie mir eine Anmerkung: nach der Entlassung aus der Sanierung, gibt es Tendenzen, das Nauwieser Viertel dauerhaft in eine Amüsiermeile umzuwandeln. Ich werde mich im Bezirksrat Mitte weiterhin dafür einsetzen, dass die Ziele Wohnen und Arbeiten in verträglicher Verbindung mit gastronomischer Nutzung Vorrang haben. Eine ausgewogene Mischung tut allen gut: den Menschen, die hier leben, den Gästen, die uns besuchen – und dem Ruf des Viertels. Ihre Christa Piper, Bezirksbürgermeisterin

Nemesis Nemesis ist eine Akustik-Rock Band aus Dillingen (Saar). Seit Anfang 2010 spielen sie selbstgeschriebene Songs und Covers von Bands wie den Foo Fighters oder Nickelback. Zur Zeit nehmen sie in den HOFA Studios ihre erste CD auf. www.myspace.com/nemesisacoustic Fr, 19.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Loony Loony liegen irgendwo zwischen Power-Pop, 90er Rave, 60s und ... Britpop. Wobei hier eher Oasis (oder Blur oder Pulp) und weniger Coldplay gemeint ist. Zuletzt spielten Loony im Vorprogramm von Pete Doherty und konnten zeigen, dass die Songs, die allesamt kleine Popbiester sind, auch akustisch funktionieren. www.we-are-loony.de. Fr, 20.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz 36


Fuck Art, Let’s Dance! Der Name der drei Hamburger ist Programm. Heftige elektronische Beats treiben die atmosphärischen Gitarren geradewegs in die offenen Herzen ihrer tanzenden Fans: dynamisch, inspiriert und verdammt jung. Aktuelles Album: „Lovers Arcade“ (Audiolith Records). www.faldmusic.com Fr, 21.20 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Bondage Fairies Bondage Fairies aus Stockholm haben sich mit ihrer dritten Platte vom Elektro-Duo zur unstoppable Bandsexmachine hochgepokert. Zu viert, maskiert und auf dem unermesslichen Label Audiolith füllen sie die Lücke im System von Punk, Dance und Pop. Und zwar mit Schnaps und Zärtlichkeit. www.facebook.com/BondageFairies Fr, 22.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Ultimate Nerd Crew Die Band entstand aus der saarländischen Vorliebe zu musikalischem Inzest und dem kollektiven Hang zur Nerdness. Das Portfolio besteht zu 48% aus den Cashcows der 90er (Alice in Chains, The Cult, Kyuss etc.), zu 35% aus Post-Millenium Stars (Audioslave, Foo Fighters, Weezer etc.), zu 15% aus aktuellen Questionmarks (Danko Jones, The Subways etc.) und zu 2% aus Verspielen. www.myspace.com/ultimatenerdcrew Sa, 18.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

The Roostars Die Band verlässt sich auf ihr hauseigenes Rezept für Skapunk, den sie kräftig mit Rock, Reggae und Pop würzen. Auf ihrem Weg quer durch die Bundesrepublik und das benachbarte Ausland durften sie sich die Bühne schon mit einigen hochkarätigen Bands teilen: Alpha Boy School, Babylon Circus (F), Bouncing Souls (USA), Frau Doktor, The Busters… www.facebook.com/roostars Sa, 20.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Love A Rotziger Punkrockmittelfinger trifft warmherzigen Indierock. Zwischen NDW-Anleihen und Hamburger Schule einerseits und zwischen deutschsprachigem Punk/-Indierock andererseits. Die Texte torkeln dabei zwischen Angepisstsein und altersmildem Lächeln, zwischen plastisch, kryptisch, zynisch und hoffnungsvoll... www.love-a.de Sa, 21.15 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz 37


programm nauwieserfest Möfahead Die weltbeste Mofarock-Gruppe des Universums. Eine rasante Zweitaktmischung aus 70er Rock, 80er Metal und 90er Tempo. Oder ganz einfach: Jeans & Teens & Colabier. Mit dem aktuellen Album „Zauber der Magie“ (Rookie Records / Buschlee Vinylaceton) wird nun endültig die Weltherrschaft angestrebt. www.facebook.com/mofahead Sa, 22.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Dustin Dooley & Band Dustin Dooley (20) rockt! Und er rockt mit allem, was er hat. Typisch „California“? Richtig! Sein Vater ist Kalifornier, seine Mutter Deutsche. In beiden Ländern fühlt er sich zu Hause. Immer mit am Start: seine Gitarre und sein Skateboard... www.dustindooley.com So, 16.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Tobey Trueblood Abwechslungsreiche, manchmal country-folk angehauchte Singer-Songwriter-Songs. Fans von Chuck Ragan (Hot Water Music) oder Tom Gabel (Against Me!) kommen bei den Kölnern voll auf ihre Kosten. www.tobeytrueblood.de So, 18.00 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

Sly’n’Boyle Neben Klassikern wie „Ring of Fire“ interpretieren die drei Cowboys die größten Hits der letzten Jahrzehnte in flotter Country-Manier – mit Mandoline und Schlaggitarre und Banjo, bzw Pedal Steel Gitarre. Lieder, deren ganze Schönheit sich erst offenbart, wenn sie mit lockerem Bluegrass-Jodeln gewürzt sind. www.slyandboyle.com So, 19.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz

OKU and the Reggaerockers Oku sitzt zwischen den Stühlen, auf einem bequemen Sofa namens Reggaerock. Oku kam erst mit 20 Jahren aus Nigeria nach Deutschland. Bis dahin war sein musikalisches Interesse von der Reggaeszene in dem afrikanischen Land geprägt. Mitgründer und Gitarrist Sepp ist dagegen ein echter Rocker. Diese beiden Eckpunkte bestimmen den Sound der Band. Live brennen sie ein wahres Feuerwerk ab. www.reaggaerock.de So, 21.30 Uhr, Hauptbühne Max-Ophüls-Platz 38


Ringelblume Naturkost CecilienstraĂ&#x;e 23 66111 SaarbrĂźcken Tel: 06 81 / 39 71 35 Reklame

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viertelvor unterwegs

der bus nach lebach oder: Das Leben der Anderen. Ein Reisebericht von Katinka Morlok und Ralf Leis, Fotos: Falk Kuckert

Ein echter Viertler verlässt sein Viertel nicht. NIE. Wozu auch, finden Mann und Frau hier doch alles, was das Herz begehrt: Särge. Friseure. Esoterische Bücher. Und nicht zuletzt: Punkrock, Bier und Zuspruch. Wir wollten es trotzdem wagen, unseren kleinen, auf die nonchalante Niedlichkeit unseres Nauwieserviertels beschränkten Horizont ein wenig zu erweitern. „Was ist eigentlich da draußen?“, grübelten wir, und nicht zum ersten Mal beschäftigte uns diese eine drängende Frage: „Was passiert eigentlich den ganzen Tag in LEBACH, dem ,Grünen Mittelpunkt des Saarlandes’?“ Der vorliegende Bericht ist mehr als nur ein Reisebericht. Er ist ein minutengenaues Protokoll und ein Report. Ein Inside-Report. Von ganz tief inside. Denn wir haben es getan: Wir haben einen Tag in Lebach verbracht.

Freitag, 18. Mai 2012. 12:06 Uhr, Landwehrplatz, Bushaltestelle der Linie R9 nach Lebach. Froher Erwartung steigen wir in „das Himmelblaue Reisevergnügen“ der Firma Ruwer Reisen. Ob wir am Zielort unser blaues Wunder erleben werden? Die Tageskarte für Gruppen bis zu 5 Personen kostet uns 22,50 €. Unser Busfahrer wirkt ganz normal, freundlich. Die Art, wie er uns die verschiedenen Tarife erklärt, hat etwas Weltmännisches an sich. Kein Wunder, er bewältigt mehrmals täglich diese Strecke „nach draußen“, dieser Fuchs der Landstraße, dieser alte Hase der Reisekunst. Eingeschüchtert nehmen wir Platz. Es geht los. 13:01 Uhr, Bahnhof Lebach Die 55 Minuten Fahrt haben keine nennenswerten Spuren hinterlassen. Viel Grün, das eine oder andere Haus, Eiweiler und Rapsfelder. Dennoch sind unsere Nerven mittlerweile zum Zerreißen gespannt. Was erwartet uns? Mit zit42

trigen Knien betreten wir den Freiluftbahnhof. Wir versuchen, uns möglichst unauffällig zu geben. Nicht als Fremde aufzufallen. Als Touristen. Aber eigentlich sind wir genau das. Die schwere Kamera um den Hals unseres Fotografen spricht für sich, wir selbst versuchen, möglichst nicht zu sprechen. Wenn, dann tun wir das nur sehr leise und bewegen uns langsam, zögerlich. Vorsichtig. „Wir kommen als Freunde“, ist das Signal, das wir aussenden wollen. Werden wir die Einheimischen verstehen? Wird man uns verstehen? 13:05 Uhr, Bahnhof Lebach Am Fahrscheinautomat dann die erste Kontaktaufnahme, wir werden angesprochen. Die Einheimischen haben dunkle Haut und sprechen in einem hohen Singsang mit vielen Gesten. Wir sind zunächst hocherfreut über die Einfachheit, ins Gespräch zu kommen. Es stellt sich dann jedoch heraus, dass es sich lediglich um zwei Inder handelt, die sich


eine Fahrkarte nach Bielefeld kaufen möchten. Wir helfen den beiden netten Herren gern. Ein Unterfangen allerdings, das sich über gefühlte zwei Stunden hinzieht. Erschöpft und nachdenklich („Wie ist das wohl, in Lebach einzusteigen und ausgerechnet in Bielefeld anzukommen?“) verlassen wir schließlich unsere neuen Freunde und den Hauptbahnhof und begeben uns Richtung Innenstadt. 13:15 Uhr, Futterkrippe, Poststraße Unser erster Anlaufpunkt ist die „Futterkrippe“, ein traditioneller Brat- und Fritieraufbau auf dem Bahnhofsvorplatz, betrieben von zwei gesetzten Damen, denen anzusehen ist, dass man mit ihnen lieber keine Mätzchen macht. Mit Currywurst, Schnitzelweck und Pommes bewaffnet, lassen wir das muntere Treiben rund um den edlen Holzverschlag auf uns wirken. Schnell wird klar, dass sich hier alles trifft, was Rang und Namen hat. Manchen steht Rang

und Name sogar auf den Leib bzw. das Leibchen geschrieben. Vom Tierarzt („Tierarztpraxis Dr. Frank Spaniol“), über das Baugewerbe („100 Jahre Witwe Alt – Baustoffe“), den wadentätowierten Jungnazi („Hatecore“), bis hin zu „Ralf“ und „Matthias“ mit ihrem Schrottlaster – diese Ecke gehört ganz offensichtlich zu den gesellschaftlichen Hotspots einer Stadt, die über eine vielfältige Szene verfügt. Die Currywurst ist so, wie man es erwartet und auch das Schnitzel ist ordentlich durchfrittiert. Trotz unseres Bemühens, uns auch beim Essen wie echte Einheimische zu geben, ernten wir erste interessierte Blicke. In einem Fenster auf der anderen Straßenseite hebt sich ein vergilbter Spitzenvorhang. Wir werden beobachtet, wenn auch mit höflicher Zurückhaltung. Gestärkt beschließen wir, unsere Entdeckungsreise über die Theel-Brücke Richtung Stadtkern fortzusetzen. 43


Ankunft in Lebach: Im Taumel zwischen Vorfreude und Angst Die Futterkrippe: optischer wie kulinarischer Hotspot.

obendrüber. So was ähnliches wird in der Landeshauptstadt wohl auch gerade geplant Monument der Siebziger: Das

13:30 Uhr, Brücke über den Theel-Fluß Überhaupt: Kern. Wollte man sich Lebach als eine Frucht vorstellen, dann wohl als langgezogene Affenbrotschote, die man mit einem Fleischerbeil quer in zwei Teile zerhackt hat. Die Zerhackung zeigt sich hier in Form der Bundesstraße 268, die sich durch den ganzen Innenstadtbereich zieht und dort für optische, akustische und gefahrentechnische Würze sorgt. Sie ist es auch, die die meisten Menschen einfach nur durch Lebach hindurch fahren lässt, ohne dass der eine oder die andere innehält, um die einzigartige Atmosphäre zu genießen. Schade. Wir haben längst jegliche Arroganz der Landeshauptstädter abgelegt: Tapsig wie junge Welpen, die zahlreichen Eindrücke in uns aufsaugend, überqueren wir einen schaumig-grauen Fluss, die Theel, schaffen es über die 268, ohne zu sterben und outen uns durch unsere verwirrten Blicke wohl endgültig als Ortsfremde. 13:32 Uhr, Marktstraße In einer scheibenlosen Telefonzelle steht eine Frau und schreit in den Telefonhörer. Laut. Sehr laut. Sie bietet dem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung an, ihm fest in die Genitalien zu treten. Verunsichert beschließen wir, auf eine weitere Kontaktaufnahme zu verzichten. 13:35 Uhr, Marktplatz, Am Markt Das Bild, dass sich uns beim Betreten des Mark44

tes bietet, ist atemberaubend. Atemberaubend leer. Vielleicht liegt es an der Uhrzeit. Der NKD hat über Mittag geschlossen. Die gefühlten 80 Tische und Stühle vor dem Eiscafé warten vergebens auf eishungrige Kunden. In der Drogerie „Ihr Platz“ feudelt eine einsame Servicekraft die Regale. Dazwischen: pittoreske Leerstände in stilechten Siebziger-Jahre-Bauten. Und keine Menschenseele. Wo sind die alle? Suchend schauen wir uns um, den traurigen Blicken des Eismannes ausweichend. Aber das tiefste Innere der Stadt wirkt weiterhin wie ausgestorben. Nicht einmal Tauben befinden sich hier. Noch dazu hat exakt bei unserem Betreten des Marktes ein leichter Nieselregen eingesetzt. 13:40 Uhr, Rathaus, Am Markt 1 Das Lebacher Rathaus erweist sich als ein Fanal an die Unbuntheit, als in Beton gegossene Philosophie – diese Stadt ist nichts für Schwarz-WeißFanatiker, diese Stadt gehört denen, die die Zwischentöne zu schätzen wissen: Grau. Hell- und dunkelgrau liegen Stadtverwaltung und Polizei vor uns im Nieselregen – hinter uns erstreckt sich ein beeindruckend schickes Schwimmbad und ein verwaister Kinderspielplatz. Wir atmen Leere. Und verspüren eine leichte und durchaus heitere Melancholie, ein dumpfes, undefinierbares Gefühl der Verlassenheit. Das jedoch schnell der Freude weicht, denn


Sowas gibt’s im Viertel nicht Interessanterweise geht die Umgehungsstraße hier mitten durch den Ort. Nur eben

Lebacher Rathaus Siesta in Lebach. Wo sind denn alle?

genau hier, vor dem Grau in Grau des Rathauses, begegnen wir einem weiteren Einheimischen. Regungslos, ja geradezu friedlich, sitzt er in seinem Auto und hört Musik. Das Bild von regungslos im Auto sitzenden und Musik hörenden Lebachern wird uns an diesem Tage noch mehrmals begegnen und erstaunen – ein interessanter Teil der Lebacher Lebensart. 13:50 Uhr, Ebay-Shop Hans W. Engel, Am Markt Was den Lebacher ebenfalls auszeichnet, ist die außerordentliche Begabung zum Multitalent. Bei unserem weiteren Rundgang stoßen wir auf den sogenannten „Ebay-Shop“ des Hans W. Engel, einen An- und Verkauf, in dem der gute Mann Schnitzkunst, afrikanische Wallegewänder und pinkfarbene Damentangas mit Eingriff vertreibt (5 Stück für 3 €!). Des Weiteren, so künden zwei verschiedene Aushänge an der Ladentür, vollbringt Hans W. auch in seinen Funktionen als Demenzbetreuer („Sturzprävention“) sowie Umwelttechniker („Dienstleistungen aller Art“) wahre Wunder. Zu gerne möchten wir von diesem Hans (W.) Dampf in allen Gassen erfahren, ob sich seine drei Berufsbereiche gelegentlich überschneiden, und wenn ja, wie. Außerdem hätten wir mit Freuden die Eingriff-Tangas anprobiert. Leider ist sein Geschäft freitags geschlossen. Aber wenigstens hat der NKD mittlerweile wieder geöffnet.

14:00 Uhr, Verkehrsverein Lebach, Am Markt 17 In Lebach kann man aber nicht nur ganz prima im Auto sitzen – in Lebach kann man auch hervorragend altern. Das zumindest berichtet uns der Aushang des Verkehrsvereins Lebach. Ein Handwerkernetzwerk kümmert sich in einem einzigartigen Modellprojekt speziell und liebevoll um die „Best Ager“ der Stadt (www.lebacher-unternehmen-bewegen.de). Vielleicht deswegen auch diese Ruhe im Stadtkern. Wir fragen uns, ob Hans W. Engel dabei seine Hände im Spiel hat. 14:15 Uhr, Bäckerei Bost, Marktstraße 24 Wir beschließen in die Vollen zu gehen und, ja: einen Kaffee zu trinken. Zufällig hört der Regen genau dann auf, als wir den Außenbereich des Marktes verlassen. In der Buche-Vollausstattung („Hier raucht nur der Kamin“) der Café-Bäckerei Bost sitzt man hell und freundlich. Außerdem kommen wir in den Genuss des wohlklingenden Lebacher Dialektes – ein weich und freundlich gerolltes „R“ begleitet das auch in Saarbrücken obligate „Sch“ des Saarlandes. Die Toilettenbenutzung erweist sich hier als komplizierter als anderswo – einzig der rituell auf der Thekenecke hinterlegte Schlüssel öffnet uns die ersehnte Tür und muss danach auch punktgenau wieder dort platziert werden. Zum Glück werden wir von den anwesenden Einheimischen (1 Person) genauestens instruiert 45


Apotheke von M. Waters (Was macht eigentlich Jim Morrison? Und Janis Joplin? Ist Elvis etwa auch hier?) Zeit für Dreifaltigkeit und Sankt Marien“ Interessante Öffnungszeiten des Gasthauses „Schlossquelle“ Auszeichnung vom

(„Schlüssel! De Schlüssel! Do hin! De Schlüssel!“). Man begegnet uns Touristen mit milder Geduld. Wir sind froh. Leicht übermütig und an später denkend, erkundigen wir uns nach einer Lokation, wo man hier „gut bürgerlich“ etwas zu Essen bekommt. Die Antwort stimmt nachdenklich und hoffnungsvoll zugleich: „Hmm, oh je... vielleicht Don Camillo...awwer sonscht?“ 14:45 Uhr, Markt, Pfarrgasse Aufgepeitscht von der Wirkung des konsumierten Koffeins betreten wir den Markt erneut. Diesmal mit klarem Ziel in Richtung der oberen Innenstadt. Wie es der Zufall so will, setzt der Nieselregen erneut in genau dem Moment ein, als wir das Marktpflaster betreten. Der Platz präsentiert sich wie zuvor: in andächtiger Leere. Dazu die hektische Betriebsamkeit der Bundesstraße 268. Es wird schnell unangenehm. Wir waren zu voreilig, zu ungestüm. Typischer Anfängerfehler. Nass und von der Fülle der Eindrücke überfordert, flüchten wir uns in die katholische Kirche „Heilige Dreifaltigkeit und Sankt Marien“, die in ihrer altertümlichen Schönheit hoheitsvoll ihren Platz in der City-Skyline zwischen der „Möbelfundgrube“ und der „Fußbodentechnik Britz GmbH“ behauptet. Lebach, Stadt der Vielfalt. Die Kirchentür schließt sich hinter uns, und sofort kehrt eine himmlische Ruhe ein, abseits der Wirren der Metropole. Die Kirche ist hoch, 46

hell und schön. Knarzende Holzbänke. Stille. Ein seitlich angebrachter, dreitüriger Beichtschrank mit dem Schild „Pastor“ auf der mittleren Tür wirft Fragen auf: Werden hier die Pastoren aufbewahrt? Eine vorsichtige Prüfung ergibt: keiner drin. Weitere Überlegungen drängen sich flüsternd ins kollektive Bewusstsein unserer Gruppe: „Was tun, wenn man dringend mal muss, also beichten, und es ist keiner da? Ein Post-It hinterlassen: Habe Scheiße gebaut, aber so richtig. Bitte um Rückruf!?“, „Warum werden Kirchen eigentlich nie vollgetaggt?“ und: „Darf man in einer Kirche kichern?“. Der Regen hat aufgehört. 15:45 Uhr, Tholeyer Straße Jetzt gibt’s kein Halten mehr: Straße hoch, Straße runter. Wir begegnen Einheimischen. Mindestens fünf. Manche agen vorbildlich, andere nicht. Eine Sache sticht jedoch ganz klar ins Auge: Wir werden gegrüßt. Unaufgefordert. Zurückhaltend wohl, dennoch mit einer bemerkenswerten und einzigartigen Mischung aus Anerkennung und Distanz. Wir werden erstmals Zeuge und begeisterte Nutznießer der allseits gerühmten „Lebacher Galanterie“. Des Weiteren: Ein Elektrofachhandel. Eine Haifischbar. Ein Filmstudio. Eine Pizzeria. Ein Unterwäsche-Fachhandel. Und ein Villenviertel, das aus genau zwei Häusern besteht. Auf unserem Rückweg kommen wir über den Markt: Regen. Das kann kein Zufall mehr sein.


Zen. Zeit für Besinnung. Zeit für den Japanischen Garten Besinnung, die Zweite: Katholische Kirche „Heilige Schlemmerlexikon für Don Camillo. Die Fliesen kommen uns irgendwie bekannt vor

16:10 Uhr, Asiatischer Garten, Am Theelufer Der „Asiatische Garten“ wurde uns als Highlight empfohlen. Er ist tatsächlich eins. Ein knapp zwei qm großes Schild erklärt detailgetreu die liebevoll angelegte, etwa zehn qm große Fläche dahinter: Wasserfall, Goldfischteich, Zickzackbrücke, Pavillon. Wie schön. Im Pavillon hat sich die gesamte linksalternative Szene Lebachs versammelt: Fünf Jugendliche, fünf Zigaretten, fünf Bier. Wir beäugen und werden beäugt. Vornehme Zurückhaltung auf beiden Seiten. Die Stimmung ist entspannt. Bei den Wasservögeln am Theel-Ufer scheint hingegen ein gewisser Männerüberschuss zu herrschen: Wir sehen acht Erpel und nur eine Ente. Sie wirkt etwas müde. Arme Ente. 16:35 Uhr, Dillinger Straße, Jabacher Straße, Pickardstraße 35 Durstig. Wir sind durstig. Und begeben uns darum ins Gebiet um die Dillinger Straße. Augenscheinlich das Bohème-Viertel Lebachs, hier wirkt alles irgendwie kreativer als anderswo. Da noch keine Kneipe geöffnet hat, lassen wir uns auf einer Bank gegenüber des örtlichen Filmverleihs („Video Total“) nieder. Wie sich herausstellt, gehört die Bank zur „Tierarztpraxis Frank Spaniol“. Frank hat seine Öffnungszeiten geändert, soviel wird schnell klar. Und er hat keinem Bescheid gesagt. Ständig nähern sich, zum Teil humpelnde Lebacher, grüßen („Lebacher Galanterie“), rüt-

teln an der verschlossenen Türe, wenden sich enttäuscht ab und thematisieren mit uns die Situation („Die han wohl die Öffnungszeide geännert…“). Seltsames Detail: Sie haben alle keine Tiere dabei. 16:50 Uhr, immer noch Pickardstraße 35 Vor dem „Video Total“ tobt das Leben. Ein ständiges Kommen und Gehen. Sogar zwei Tauben haben sich eingefunden. Schnell zeigt sich, wer hier die Hosen anhat und wer lieber kleine Brötchen backt. Wir fühlen uns an unser heimisches Viertel erinnert und direkt ein wenig „zuhause“, ja: „dahemm“. Hallo, Lebach. Wir sind angekommen. 17:10 Uhr, Pickardstraße 37 Kneipenzeit. Wir haben die Wahl zwischen „Knutschfleck“ und „Gekko Islands“. Die an der Gekko-Fassade verteilten Botschaften klingen verheißungsvoll: „Fun“, „Gusto“, „Vita“, „Beach“ und „Spirit“. Drinnen erwartet uns der Versuch eines Spektakels: Ochsenblutroter Anstrich, bunte Ölfässer, ein goldenes Kanalisationsnetz an der Decke. Wir sind hingerissen. Der Fun hier weckt tatsächlich unseren Gusto. Die Bierpreise hingegen empfinden wir als weniger vital für unseren Spirit: 2,50 € für ein Becks. Aber wir hätten ja auch den durchaus günstigen „Turm“ (5 Liter für 28 €) bestellen können… 47


Geballtes Leben: Video Total, Gekko Islands, Der lachende Fön

Noch zu: Das Strondcafé. Mit „o“. Wie in „Strond“.

18:30 Uhr, Don Camillo, Dillinger Straße Das Restaurant Don Camillo wurde 1984/85 vom „Schlemmerlexikon“ ausgezeichnet. Grund genug für uns, dort zu speisen. Das Interieur gleicht einer Mischung aus Sahnetorte und Eiche rustikal. Pizza Hawaii, Cordon Bleu, Pizza Diavolo. Das Essen ist gut. Die Geräuschkulisse gewöhnungsbedürftig: das Telefon des Lieferservice klingelt im 2-Minutentakt, verbunden mit einem lustigen „Sproing“-Geräusch. Wir sind angetan, lehnen den „Schnaps auf’s Haus“ jedoch ab. 19:55 Uhr, Strondcafé, An den Pavillons Ein letzter Absacker in Lebach. Die Uferpromenade (der „Strond“) präsentiert sich eher wild. Man könnte auch sagen: verwahrlost. Aber wir wollen nicht so sein. Das Innere des Strondcafés ist sympathisch unprätentiös und erinnert an vergangene Zeiten (die 80er! Die 80er!), ebenso die dargebotene Musik: R.E.M., Pink Floyd, Alphaville, Nickelback (na gut, es gibt überall mal einen Ausreißer), Terence Trent D’Arby, Prince. Bierpreise fein – sollte es uns noch einmal nach Lebach verschlagen, dann mit Sicherheit auch wieder hierher.

stellen wir uns unserer finalen Herausforderung und besteigen an diesem Freitagabend IHN: den vielbesungenen „Bus aus Lebach“. Wir rechnen mit hysterischen Menschenmassen, wollüstig-kreischenden Teenies, aufgepeitschten Rentnern und trinkwütigen Mittdreißigern mit nur einem Ziel: Saarbrücken, Nauwieserviertel. Tatsächlich sitzen außer uns nur acht Leute im Bus. Und die fahren, genau: nach Eiweiler, Heusweiler und Riegelsberg. Uns bleibt letztendlich nur eine Einsicht: der berühmt-berüchtigte „Bus aus Lebach“ spuckt am Ende dieses Freitags, um 21.20 Uhr am Landwehrplatz, Nauwieserviertel, Saarbrücken, lediglich drei Leute aus: uns selbst. ♠

Lebachs Harte Fakten: „Grüne“/Geographische Mitte des Saarlandes • ca. 19.700 Einwohner • Bürgermeister: Arno Schmidt (CDU) • Kfz-Kennzeichen: SLS • Stadtrechte seit 1. Juni 1977 • Standort des Fallschirmjägerbataillons 261, 1.200 Soldaten • Standort Landesamt für Ausländer- und Flüchtlingsangelegenheiten („Landeswohnsiedlung“) • Saar-

20:25 Uhr, Lebach Bahnhof Unser Tag in der grünen Mitte neigt sich dem Ende zu. Ganz benommen von den vielen Eindrücken (vielleicht auch ein bisschen vom Bier), 48

bahn soll ab 2013 bis nach Lebach fahren • www.lebach.de


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Mohsen Ramazani, langjähriges Gasthaus-Bingert-Kollektiv-Mitglied arbeitet gerade an Texten über die glorreiche Bingert-Vergangenheit. Ein sehr schönes Sammelsurium an Geschichten und Menschen, die das Nauwieserviertel entscheidend geprägt haben. Wir durften einen kleinen Blick in diese Erinnerungen werfen. Texte von Mohsen Ramazani, Illustrationen von Ekkehart Schmidt-Fink

jupp e

s gibt Menschen, die die Gefühle der Anwesenden in Zuneigung oder Ablehnung polarisieren, sobald sie den Raum betreten. Es gibt andere Menschen, die kommen und gehen und niemand hat auch nur bemerkt, dass sie da waren. Außerdem gibt es Menschen – wenige zwar – die einen Raum betreten, und den Anwesenden ein Gefühl guter Kameradschaft geben. Der Mann mit dem Chapeau, mit fettigen langen Haaren und dunkler Brille, der jahrelang hinter der Theke stand, gehörte zur letzten Kategorie. Er kam mit jedermann leicht ins Gespräch und vermittelte auch Zufallsbekanntschaften das Gefühl, man kenne sich schon seit ewigen Zeiten. Generell pflegte er das Image eines intellektuellen Kritikers der Gesellschaft, der sich trotz seines akademischen Abschlusses einer bürgerlichen Karriere aus politischen Gründen verweigert. Eines seiner Markenzeichen war auch, dass er in der Kneipe jedes Essen, egal ob Spaghetti, Fleischkäse oder Quark mit Bratkartoffeln immer mit einem Petersilienbäumchen dekoriert servierte. Sobald er in die Kneipe kam, sagte er als erstes: „Ich hann Brand.“ Für einen Immigranten ist das nicht zu verstehen. Sollte er es dennoch verstehen, müsste man ihm eigentlich sofort einen deutschen Pass aushändigen. Der Mann mit dem Chapeau begann häufig seine schwere lange Schicht hinter dem Zapfhahn mit der gründlichen Lektüre des Spiegels. Ansonsten war er täglich vom frühen Nachmittag bis zum nächsten Morgengrauen damit beschäftigt, seinen „Brand“ zu löschen. Manchmal auch 52

ohne Pause rund um die Uhr zwei Tage lang hintereinander. Wenn er einen Gast fragte, ob der noch ein Bier wolle und dieser antwortete, dass er noch etwas in seinem Glas habe, trank er dieses Bier einfach aus und meinte: „Jetzt ist dein Glas leer. Willst du ein Neues?“ Dann kam er hinter die Theke und sagte uns, dass er sich mal wieder für uns geopfert habe. Er hatte halt so seine speziellen Methoden in der Brandbekämpfung. Wenn er auf Reisen war, hatte er keine Zeit für Museum, Kirchen, Konzerte und Künste, weil die Erkundung der zahlreichen fremden Kneipen ihn vollauf ausfüllte. Eines Tages stürzte er im Suff und verletzte sich an der Schulter. Er wurde sofort ins städtische Krankenhaus eingeliefert. Denn er hatte sich den Arm gebrochen. Eine Operation war unumgänglich. Die Ärzte stellten fest, dass der Patient ein leidenschaftliches Liebesverhältnis zum Alkohol pflegte. Sie setzten ihn aufs Trockene, und so wurde sein Brand immer stärker und stärker, und als auch seine Pinkelflasche kein einziges Promillchen Alkohol mehr enthielt, fiel der Patient ins Delirium. Weil er auf Grund seiner Freigiebigkeit sehr beliebt war, besuchten ihn viele Menschen im Krankenhaus. Beinahe alle hatten für ihn ein Buch dabei. Wahrscheinlich nahmen sie an, dass im Zustand des Deliriums die Aufnahmefähigkeit exponentiell zunimmt, und die Lesegeschwindigkeit sich wenn nicht bis hin zur Lichtgeschwindigkeit, so doch mindestens bis hin zur Schallgeschwindigkeit entwickelt. Denn wie sonst hätte der Gute die vier Meter Bücherware


bingert e

verschlingen sollen, die in wenigen Tagen angeschleppt wurden? Außerdem hatte er große Angst vor Feuerwerkskörpern und ließ an Silvester kurz vor Mitternacht stets die Rollläden herunter. Selbst als einmal beim Spiel seiner Lieblingsmannschaft in Kaiserslautern Knaller gezündet wurden, verließ er das Stadion in Panik und sah sich den Rest des Spiels lieber im Fernsehen der nächsten Kneipe an. Meistens gegen zwei Uhr in der Frühe hatte er seinen Brand soweit unter Kontrolle, dass er gesprächig wurde und für ein bis zwei Stunden in der Lage war, sich mitzuteilen. Sein Wunsch war es, im geselligen Kreise mit einem „Angedokterten“, ein Fernet mit ein paar Tropfen Ricard, in der Kehle zu sterben. Die Mittel, die er brauchte, um seinen Brand zu löschen, löschten ihn langsam aber sicher selber aus. Er tat seinen letzten Atemzug in der Silvesternacht des Jahres 2002 im Gasthaus Bingert. Umgeben von Feuerwerkskörpern feierten die Leute auf der Straße und wünschten sich ein frohes neues und erfolgreiches Jahr. Aber im Bingert waren die Rollläden heruntergelassen und er starb allein. ♠

inige Menschen entdeckten in der Atmosphäre der Kneipe ihre künstlerische Ader. Einer wollte Photograph, der andere Maler und ein weiterer wollte Schriftsteller sein. Jedoch fehlte ihnen häufig jegliche Eignung. So beherrschten z.B. die potenziellen Schriftsteller grammatikalische Formen wie Dativ und Akkusativ ganz gut, aber sie hatten wenig Erfahrung und noch weniger Phantasie. Zusätzlich waren ihnen Begriffe wie Kausalität ein Fremdwort. Außer für die Stammgäste war das Gasthaus Bingert immer auch ein Zufluchtsort für einsame Menschen und Leute mit psychischen Problemen, auch für solche Gäste, die in anderen Kneipen nicht willkommen waren. Es fand sich fast immer jemand, der ihnen zuhörte und das Gefühl vermittelte, wichtig zu sein. Eines Abends kam ein kleiner Mann mit einem Mofa-Helm auf dem Kopf in die Kneipe. Er sagte „Ich habe Durst“ und bestellte ein Bier. Den Helm behielt er auf. Einige Minuten später schrie er unvermittelt und laut „Die rote Armee ist wachsam!“. Dann blieb er eine Zeit lang ruhig sitzen, bis es wieder aus ihm herausbrach und er seinen Ausruf wiederholte. Bis zur Sperrstunde blieb er und repetierte seinen Spruch in regelmäßigen Abständen. Erst am frühen Morgen verließ er die Kneipe, stieg auf sein Mofa und fuhr weg. Am nächsten Abend war er wieder da. Immer der gleiche Ablauf. Bis ihn eines Tages jemand rauswarf, weil er wieder mal kein Geld hatte und die Zeche prellte. Mit seinem Verhalten wollte er eigentlich nur bewirken, dass er in dieser Gesellschaft toleriert wurde, dass er dazu gehören durfte. 53


Ein paar Jahre später – der eiserne Vorhang war gefallen, und die Sowjetunion existierte nicht mehr – wurde er wieder gesehen. Sein Gesicht war aufgedunsen, seine Augen glänzten. Man merkte sofort, dass er unter dem Einfluss von Psychopharmaka stand. Ein Bingert-Kollektivist fragte ihn vorsichtig: „Die rote Armee, hat die kein Benzin mehr?“ Er schaute sich um und antwortete leise: „Doch, sie ist immer noch wachsam.“. Seitdem ist er nicht wieder aufgetaucht. Ein anderer Spezialist kam öfters in die Kneipe, warf ein Markstück in die Musikbox, wählte irgendeine Platte und begann zu tanzen. Manchmal entwickelte sich seine Vorstellung zu einem Striptease, der allerdings immer bei der roten Feinrippunterhose endete. Die behielt er an. Wenn die Nummer zu Ende war, rief er: „Lokalrunde bitte!“ und verließ sofort die Kneipe. Zeitweise entwickelte sich das Gasthaus Bingert zu einer Außenstelle des Sonnenbergs. Sowohl psychisch Kranke als auch ihre Betreuer ließen es sich im Bingert gut gehen. Die Patienten vertraten die Auffassung, dass durch den Besuch der Kneipe für ihre Betreuer die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit aufgehoben und so die Entfremdung der Arbeit überwunden wird. 54

Baghwan Auch von Mode-Sekten blieb das Bingert nicht verschont. Die liebevoll „Backzwangs“ oder Backwahn (Dr. Oetker) genannten Jünger des Gurus Baghwan fanden hier eine zeitweilige Heimat. In diesem Zusammenhang wurde zwischen Ganz-Backzwangs (vollständig in Rot gekleidet) und Halb-Backzwangs unterschieden. Vor allem die Jüngerinnen erfreuten sich auf Grund des sie umgebenden Nimbus besonderer sexueller Freizügigkeit großer Beliebtheit – allerdings mehr bei den männlichen Stammgästen. Ausbildung in Deutschland Eines frühen Abends spielte sich folgende Szene im Gasthaus Bingert ab: Während der Wirt in der Küche werkelte, unterhielten sich am Stammtisch zwei ältere Punks mit einem jüngeren über erfolgreiche Methoden des Bettelns. Am Fenstertisch saß ein Mann, augenscheinlich ein Migrant. „Du musst da positive Vibrations rüberbingen“, meinte einer der älteren Punks. „Verstehe“, sagte der junge, „damit die keine Angst kriegen und mit der Kohle rüberwachsen.“ „Genau, und auch wenn der nix gibt, musst du trotzdem einen schönen Tag wünschen, dann gibt der vielleicht beim nächsten mal was.“, sagte der andere Ältere. Nach einiger Zeit fassten die beiden älteren Punks den Entschluss zur Praxis überzugehen: „Komm, wir gehen mal vor die Tür und zeigen dir, wie du am besten auf die Leute zugehst.“, meinten sie, zahlten ihre Zeche und verließen die Kneipe. Der Migrant rief Ihnen nach: „Scheiße, in Deutschland braucht man wohl für alles eine Ausbildung, sogar für die Bettelei!“ ♠


Brot, Brötchen, Kuchen und Gebäck.

claude jaté

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er Maler, der eine Galerie seiner Gemälde immer in den Händen oder auf seinem Rücken mit sich trug, besuchte regelmäßig das Gasthaus Bingert. Wenn er ein großes Bild dabei hatte, stellte er es unter den Zigarettenautomaten, zündete sich eine Zigarette an, drehte sich zweimal um die eigene Achse, betrachtete sein Bild und setzte sich dann irgendwo hin. Führte er ein kleines Bild mit sich, so präsentierte er das gute Stück jedem Gast im Bingert einzeln. Dann nahm er Platz, bestellte „geduschten Fleischkäse“ oder Spaghetti Bolognese und trank dazu ein Bier oder ein alkoholfreies Getränk. Nach dem Essen stand er auf, nahm seine Bilder und verließ ohne ein Wort das Gasthaus. Wenn wir ihn freundlich aufforderten, seine Rechnung zu bezahlen, wies er uns darauf hin, dass er ein Schüler von Beuys und Freund von Heinrich Böll sei. Damit war das Thema für ihn erledigt. Höchstens ließ er sich zu einem genuschelten „Schreib’s auf den Deckel“ hinreißen. Als wir nach einiger Zeit insistierten, dass er nun wirklich endlich seine Rechnung begleichen müsse, brüllte er: „Brot für die Welt, Kuchen für Claude, Scheiße für Euch!“, nahm sein Bier, warf es an die Wand und verschwand für’s Erste. Nach 2 Wochen kam er dann wieder, als sei nichts gewesen und das Spiel begann von Neuem. Übrigens – Claudes offene Deckel wurden später einmal bei einer Gedenkveranstaltung von jemandem ersteigert. Von dem Erlös wurde dem Mann mit dem Chapeau ein Grabstein finanziert. ♠

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Försterstraße 39 66111 Saarbrücken 0681 / 3885-289 0681 / 3885-294 freiwilliges@soziales-jahr.info www.soziales-jahr.info

Das Freiwillige Soziale Jahr wird gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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Der Bundesfreiwilligendienst wird gefördert durch das

Paritätisches Servicecenter für Vermittlung (PSV) BUNDESFREIWILLIGENDIENST (BFD)

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viertelvortbewegung Zeichnungen von Stefan Ede Grenner, Texte von Ede und Katinka Morlok

Das Geheim-Rad Getarnt mit harmlosem Herzchen lassen sich damit die tollsten Dinge durchs Viertel schmuggeln: Exotische Eis-Rezepte, Klobrillen vom Emmaus oder Baudezernententeile.

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Das Anti-Gravitations-Rad Von einem Physiker speziell fßrs Viertel entwickeltes Flanier-Rad, das allen Newtonschen Erdanziehungsgesetzen trotzt – gut zu erkennen an den Staus dahinter.

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Das Holland-Rad Wir behaupten jetzt mal was: Der wahre Jazz kommt aus Holland. Und er fährt Rad. Holland-Rad. Amen.

Das Senioren-Rad Die Zeit, sie eilt im Sauseschritt. Und mit fortschreitendem Alter steigt auch der Viertler gerne mal vom Zwei- auf’s Vierrad um. Hier das Modell „Shopper“ mit Einkaufskorb und Bahn-frei-Funktion.

Das Rad der Kunst Die Kunst begegnet uns Viertlern überall: an Hausecken, Laternenmasten, auf Stromkästen, Flyern oder Postern. Und seit Längerem auch auf Rädern. Manchmal kommt sie etwas bärtig daher, die gute alte Kunst. Dafür aber stets schnell, aktiv und gnadenlos multimedial. Die Kunst überholt uns alle – wenn sie uns nicht sogar zuweilen überfährt. Aber dafür ist sie ja da, die Kunst. Roll on, Kunst!

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Das Ruhestands-Rad Ruhestand impliziert ja zwei Dinge: Zuerst einmal „Ruhe“. Wie „ruhig“. Still. Unauffälliges Ruhigsein. Und dann noch „Stand“. Wie „rumstehen“. Was wir hier jedoch erleben, hat weder was mit „Ruhe“, noch mit „Still irgendwo rumstehen“ zu tun – ganz im Gegenteil! Introducing: the Speedy Gonzales of Ruhestand.

Das Rad des spontanen Hörsturzes Gerade noch hast Du dich bei einem sonnigen Milchkaffee einer kleinen anregenden Konversation hingegeben, dann urplötzlich: ein ohrenbetäubendes Geknatter! Ein INFERNALISCHER Krach! Dein Trommelfell möchte sich vor lauter Schmerz und Empörung am liebsten aus dem Gehörgang werfen! Danach: Unendliche Stille. Du siehst, wie dein Gesprächspartner den Mund bewegt, siehst singende Vögel, fahrende Autos, schreiende Säuglinge. Jedoch vernimmst du – außer einem irritierten Fiepen im Innern deines Kopfes – keinen Laut mehr. In der Ferne verschwindet ein orangefarbenes Etwas.

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Das Tandem „Alles kein Beinbruch!“, möchte man den Betroffenen zurufen. Wenn es aber wie hier um Beinbrüche geht, die sich ständig wiederholen, lässt man das lieber bleiben. Und erfreut sich stattdessen an den Anblicken brüderlicher Zuneigung, die sich einem im Viertel präsentieren. PS: Hatte Lazarus eigentlich noch andere Kumpels außer Jesus?

Das Rad der Geschichte Vergangene Liebschaften, gemachte Diplome, beendete Gastrokarrieren. Urplötzliche Hochzeiten, auf dem Land gekaufte Häuser, schwellende Leiber, neugeborene Kinder. Und auf einmal kann man nach einer durchsoffenen Nacht nicht mehr so einfach aufstehen und weitermachen: das Rad der Geschichte dreht sich stetig, wunderschön, lebendig, aber auch unerbittlich.

Das Rad an sich

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RAFI, MIKE, GABRIEL UND DER ÜBERFALL AUF DIE MENSA Premierenlesung in Saarbrücken | Sparte 4, 15. 9. 2012

Frank P. Meyer Normal passiert da nichts ISBN 978-3-941657-51-9 416 S., 18,90 €

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impressum Herausgeber, Gestaltung, Chefredaktion: Ralf Leis & Falk Kuckert Schmollerstraße 5 66111 Saarbrücken info@leisundkuckert.de www.leisundkuckert.de Fotos, Illustrationen, Texte: Ede Grenner, Falk Kuckert, Ralf Leis, André Mailänder, Katinka Morlok, Mohsen Ramazani, Ekkehart Schmidt-Fink, Véronique Verdet, Marisa Villareale.

Die bereits erschienenen Ausgaben von VIERTELVOR sind kostenlos erhältlich im buchladen in der Försterstraße – solange Vorrat reicht! Außerdem gibts alle Ausgaben zum Durchblättern unter: leisundkuckert.de Danke an Anna+Jakob+Henri, Stefan, Andreas, Berthold, Merle und Jasmin, Prof. Dr. Tim Meyer, Purk, Volker, Mazze, Sven, Schlöh und alle WG-Bewohner

Auflage: 7.500 Druck: repa druck, Ensheim Für Anzeigenschaltung fordern Sie bitte unsere Mediadaten an: 0681-965 23 28 oder info@leisundkuckert.de

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Ebenso bedanken wir uns bei unseren Anzeigenkunden, die dieses Projekt ermöglicht haben. Alle Rechte vorbehalten. Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren oder des Herausgebers.


Smartphone-Fotos von Marisa Villareale

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Nachschlag -----von Merle und Jasmin *

GEMUSEPFANNE Zutaten: Olivenöl Auberginen Balsamico Salz / Pfeffer Paprika Tomaten Pilze

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Olivenöl in die Pfanne eine Aubergine in dünne Scheiben schneiden diese dann rein in die Pfanne bis die Scheiben schön labberig sind dann ein Schuss Balsamico und bisschen Wasser drüber, verdunsten lassen mit Salz und Pfeffer würzen dann kommt das nächste Gemüse in Pfanne, aber extra (also die Auberginen raus): anbraten von Paprika, Tomaten (wahlweise noch Pilze oder Zucchini) * ne gute Hand voll Kichererbsen rein * die janze Chose zusammen nun würzen mit Salz, Pfeffer, Kurkuma, bissl Basilikum und dann nen Bund klein gehackten frischen Koriander rein * nu kleine Würfel Schafskäse mit rein in die Pfanne, bis alles ein schöner bunter Mix ist Serviervorschlag: dazu zwei, drei große Löffel türkischen Joghurt * siehe Seite 18 66


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