Energiezukunft Schweiz 2024

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energiezukunft

10. Jahrgang

Schweiz 2024

Jahrbuch für unsere Energie von morgen


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Anmeldung Ihres Projekts bei EM ecowin

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Ermittlung des Einsparpotenzials beim Stromverbrauch

In 3 Schritten zur Förderung von Stromeffizienz.

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Auszahlung der Fördergelder


energiezukunft editorial

Erneuerbare Energien im Aufwind In den vergangenen Jahren hat sich der weltweite Trend, von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energie umzusteigen, verstärkt. Dies gilt auch für die Schweiz, wo sowohl Unternehmen als auch Verbraucher vermehrt Wert auf eine nachhaltige Energieversorgung legen und nach innovativen Lösungen zur Verringerung des CO2-Ausstosses suchen. Der Stand heute zeigt, dass bereits viele Fortschritte erreicht wurden. In der Schweiz wird mittlerweile ein Drittel des gesamten Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien gewonnen. Doch wir dürfen uns darauf nicht ausruhen, denn es gibt noch viel zu tun. Die Schweiz hat das Potenzial, bis 2050 praktisch klimaneutral zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt es einen breiten Einsatz von erneuerbaren Energien wie Wind-, Geothermie- und Solarenergie sowie intelligente Stromnetze und Speichersysteme. Dabei sollten innovative Lösungen gefördert werden, um den notwendigen Wandel voranzutreiben. Auch die Entwicklung von Elektromobilität darf nicht vernachlässigt werden. Hierbei sind sowohl zusätzliche Lademöglichkeiten als auch bezahlbare Fahrzeuge entscheidend. Ein Umdenken im Individualverkehr ist unumgänglich.

Harald Fessler Herausgeber

Jörg Schelling Chefredaktor

Im vorliegenden Jahrbuch präsentieren sowohl Unternehmen als auch Autorinnen und Autoren verschiedene Facetten einer energieeffizienten Zukunft und verdeutlichen, welche Massnahmen wir ergreifen müssen, um die Energiewende nachhaltig zu unterstützen. Jörg Schelling, Chefredaktor

Martin Hofer Beirat

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energiezukunft inhaltsverzeichnis

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infrastruktur

4 Punkte damit die Energiewende gelingt

Frank Schürch, lic. rer. pol. UNIL ist Geschäftsleiter beim Netzwerk energie-cluster.ch 26: St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG 28: Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation KliK 30: Alternative Bank Schweiz AG

7: Vorwort Jean-Philippe Kohl, Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik, Swissmem   8: Nachhaltige Energiepolitik denkt die Versorgungssicherheit mit Susanne Vincenz-Stauffacher, Nationalrätin 10: Alternative Treibstoffe für die Mobilität «made in Switzerland» Prof. Dr. Frédéric Vogel, Stellvertretender Institutsleiter am Institut für Biomasse und Ressourceneffizienz, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW 12: Wie kann sich die Schweiz in Zukunft mit Energie versorgen – sicher und nachhaltig Dr. Gianfranco Guidati, Stellvertretender Direktor des Energy Science Center der ETH Zürich 14: Eine ökologische Energieversorgung ist möglich! Stella Jegher leitet die Abteilung Politik und Internationales im Zentralsekretariat von Pro Natura 16: Die Energiewende braucht ein radikal neues Energiepreisdenken Dr. Florian Habermacher, Dozent und Projektleiter am Kompetenzzentrum Regionalökonomie des Instituts für Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern. 18: Grosse Speicher für thermische Netze Florian Ruesch, Projektleiter beim SPF Institut für Solartechnik, OST – Ostschweizer Fachhochschule 20: Keine Energiewende ohne Fachkräfte Nadja Germann, Bereichsleiterin Weiterbildung Energie beim VSE – Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen 22: Strom sparen und Kosten senken mit ProKilowatt Förderprogramm ProKilowatt

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industrie

Wie sich die Wirtschaft gegen Stromversorgungsengpässe wappnet ... Dr. Christian Zeyer ist Co-Geschäftsführer swisscleantech und Leiter Research

34: act Cleantech Agentur Schweiz 36: Schneider Electric (Schweiz) AG 38: Agrola AG

Bilder: stock.adobe.com/Have a nice day, AdobeStock.com/Tanarat, stock.adobe.com/ Anucha, stock.adobe.com/ U. J. Alexander


energiezukunft inhaltsverzeichnis

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INHALT 40

gebäudetechnik

Zusammenarbeit für gemeinsame Ziele

Konrad Imbach ist Geschäftsleiter GebäudeKlima Schweiz 42: Meier Tobler AG 44: Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz FWS 46: Stiebel Eltron AG 48: Zürcher Kantonalbank 50: Elektro-Material AG

mobilität

Die Vollelektrifizierung kommt – sind wir bereit? Krispin Romang, Direktor Swiss eMobility 54: simplee AG 56: VUE naturmade

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energiemanagement

Wie Energiemanagement für ein ganzes Quartier funktioniert

David Fähndrich ist Leiter Verkauf Westschweiz bei Energie 360° 60: Electrosuisse 62: BELIMO Automation AG 64: Energie Wasser Bern

IMPRESSUM Energiezukunft Schweiz, Ausgabe 2024 – 10. Jahrgang Erscheinung: 1x jährlich, Herausgeber: Harald Fessler, harald.fessler@bluewin.ch; Verlag: UTK Media GmbH, Auerstrasse 43, 9442 Berneck, Tel. +41 71 744 94 90, info@utk.ch, www.utk.ch; Chefredaktion: Jörg Schelling, Tel. +41 71 511 50 54, joerg.schelling@utk.ch; Anzeigenverkauf: UTK Media GmbH, Harald Fessler, harald.fessler@utk.ch, Tel. +41 79 631 50 21, Improov GmbH: Martin Hofer, Tel. +41 44 500 71 24, martin.hofer@improov.ch; Fachbeirat: Martin Hofer, Titelbild: © vegefox.com/stock.adobe.com; Layout: Lea Fessler, UTK Media GmbH; Koordination und Druck: international media solutions IMS AG, 9442 Berneck; Buchbestellung: www.energiezukunftjahrbuch.utk.ch

© Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.

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Wir bauen Seewasserheizungen. Auch für kommende Generationen.

Energiezukunft neu denken. Heizen und Kühlen mit Seewassernutzung Zürich Tiefenbrunnen. Setzen Sie mit uns sind wichtige Bausteine für eine nach- auf nachhaltige Energie- und Mobilitätshaltige und klimaschonende Energiever- lösungen für kommende Generationen. sorgung von morgen. Diese Art der EnerGerne unterstützen wir Sie auch bei nachgienutzung eignet sich hervorragend für haltigen Wärmelösungen mit Holz, Biogas, Städte und Gemeinden in Seenähe. Erdwärme oder beim Aufbau von WärmeEnergie 360° entwickelt und realisiert diese verbünden und ganzen Areallösungen. Energieversorgung der Zukunft bereits für Zudem elektrisieren wir für Sie die E-Momehrere Grossprojekte wie z.B. in Meilen, bilität mit neuester Ladetechnologie und Wohlen bei Bern, Tolochenaz, Thalwil und Ladelösungen.

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energiezukunft vorwort

Schritt für Schritt in Richtung Netto Null Der vom Parlament verabschiedete Mantelerlass ist ein wichtiger Schritt in Richtung Netto Null. Damit soll der rasche Zubau erneuerbarer Energien möglich werden. Dieser Zubau muss nun tatsächlich erfolgen! An der Industrie wird es nicht liegen, sollten Grossprojekte wie Alpensolaranlagen, Wasserkraftwerke oder Windparks wegen irgendwelchen Widerständen scheitern.

Jean-Philippe Kohl Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik Swissmem

Der notwendige Zubau an Stromproduktion muss aber auch wirtschaftlich tragbar sein. Das ist wichtig sowohl für die Bevölkerung als auch für die im internationalen Wettbewerb geforderten Industriefirmen. Dabei sind nicht die Gestehungskosten einzelner Stromerzeugungsarten massgebend, sondern die Kosten des Gesamtsystems. Angesichts des massiven Ausbaus intermittierend produzierender Energien wie Photovoltaik und Wind werden umfangreiche Backup-Kapazitäten nötig, um «Dunkelflauten» abzudecken. Diese Reservekraftwerke müssen gebaut, finanziert und unterhalten werden, auch wenn sie jeweils nur für kurze Zeit im Betrieb sind. Die Kosten dieses parallelen Kraftwerkparks werden auf das Netznutzungsentgelt geschlagen und erhöhen den Strompreis. Sollten diese Kosten aus dem Ruder laufen, dann sind rechtzeitig Anpassungen am Ziel von 45 TWh neuem erneuerbarem Strom per 2050 vorzunehmen. Schliesslich braucht es Technologieoffenheit. Konkret geht es um Kernenergie, welche ausserhalb des deutschsprachigen Raums genauso wie Erneuerbare als Teil der Lösung für Netto Null betrachtet wird. In dieser Diskussion braucht es dringend eine Entkrampfung.

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Nachhaltige Energiepolitik denkt die Versorgungssicherheit mit

Bild:Pixabay/Lukas Bieri

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Vor dem letztjährigen Winter mussten wir uns mit ungewohnten Problemstellungen befassen: «Drohende Strommangellage» war in aller Munde – und zwar nicht theoretisch, sondern ganz akut. Hinzu kamen massiv erhöhte Energiepreise. Im Rekordtempo wurden politische Rahmenbedingungen gesetzt, dank Wasserkraft zuverlässige Speicherreserven aufgebaut, Rettungsschirme aufgespannt und Reservekraftwerke realisiert. Gezeigt hat sich dabei aber auch: Zukunftsgerichtete Klimapolitik ist mehrheitsfähig geworden. Es scheint fast so, als hätte die Energiekrise Mut und Kraft freigesetzt. Den Mut, ambitionierte Ziele zu setzen und die Kraft, entsprechende Entscheide zu fällen. Denn nach dem Volks-Nein zum CO2-Gesetz im Sommer 2021 herrschte eine eigentliche Blockade. Mit dem indirekten Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative, dem Klimaschutzgesetz, hat das nationale Parlament diese beseitigt. Es hat ein Gesetz verabschiedet, welches Ziele hin zu Netto-Null 2050 definiert, Innovationen fördert und einen «Booster» für den Heizungsersatz sowie Effizienzmassnahmen implementiert. Dieses Klimaschutzgesetz hat sich in der Folge auch als referendumsresistent erwiesen und wurde vom Volk deutlich mit 59,1 % Ja-Stimmen angenommen.

voreingenommen geprüft und wo sinnvoll konsequent umgesetzt werden. Dabei gilt es selbstverständlich jeweils Mass zu halten. Die zusätzliche Energiegewinnung muss stets in einem vernünftigen Verhältnis zu den Umwelteinwirkungen stehen. Gemeinsam die Probleme lösen

Das alles sind keine einfachen Diskussionen. Indem aber verschiedene Seiten aufeinander zugehen und die sprichwörtlichen Kröten schlucken, sind auch in Zukunft mehrheitsfähige Kompromisse möglich. Genau so geht konstruktive Politik – wenn nicht das eigene Parteiprogramm oder das eigene Renommee in Zentrum steht, sondern der Wille zur Lösung eines Problems zum Wohle der ganzen Bevölkerung. Mein persönliches Fazit: Oberstes Ziel einer konstruktiven zukunftsgerichteten Energie- und Klimapolitik muss die Mehrheitsfähigkeit sein. Sonst droht Blockade und Stillstand. Dies ist für den Standort Schweiz in verschiedener Hinsicht schädlich – ökologisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Das Erfolgsrezept ist das Zusammenspiel zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Packen wir es an und bleiben wir dran – es lohnt sich!

Energieversorgungssicherheit mitdenken

Für nachhaltige Lösungen im Energiebereich scheint mir für die Zukunft wichtig: Silodenken durchbrechen. Klimaschutz ist wichtig, Umweltschutz ist wichtig, Biodiversität ist wichtig, Natur- und Heimatschutz ist wichtig – wer wollte dem widersprechen? Aber die Energieversorgungssicherheit ist zwingend und dringend immer mitzudenken. Somit ist klar: Es muss eine Schutz-Nutzen-Diskussion geführt werden. Wieviel Nutzen im Verhältnis zu wieviel Schutz? Realistischerweise werden wir nicht darum herumkommen, zugunsten eines beschleunigten Aus- und Zubaus von Solar-, Wasser- und Windkraftanlagen im Landschaftsschutz vernünftige Abstriche zu machen. Unsere Vorstellungen, wie unsere Landschaft idealerweise auszusehen hat, sollten wir überdenken. Dabei müssen wir uns selbstverständlich nicht an ein gänzlich anderes Landschaftsbild gewöhnen – aber etwas weniger «Ballenberg» und etwas mehr Fortschritt schadet nicht. So wünsche ich mir, dass zum Beispiel Solar- und Windkraftanlagen auf dafür geeigneten Freiflächen nicht schon von vorneherein als Eingriff und damit negativ gesehen werden, sondern durchaus auch als Bereicherung. Oder dass neue Möglichkeiten für einen Ausbau der Wasserkraft un-

Susanne Vincenz-Stauffacher Nationalrätin, Mitglied der UREK-N Präsidentin Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband Vorstandsmitglied swisscleantech

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Alternative Treibstoffe für die Mobilität «made in Switzerland»

AdobeStock.com/ scharfsinn86

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Die Generation meiner Grosseltern baute während des Zweiten Weltkriegs praktisch auf jeder freien Landfläche Kartoffeln und andere Nahrungsmittel an. Dadurch mussten in der Schweiz diese Grundnahrungsmittel nicht rationiert werden. Sollen wir diese «Anbauschlacht» wiederholen, um unser Energiesystem zu dekarbonisieren und uns vom Import unabhängiger zu machen? Die Antwort lautet ganz klar: nein. Ein solcher Anbau hätte weitreichende, negative Folgen für die Umwelt. Hingegen ist es sinnvoll, Abfall- und Restbiomasse, wie sie in der Land- und Forstwirtschaft, und bei der Verarbeitung und dem Konsum von Lebensmitteln anfällt, zu verwenden. Diese Abfallstoffe ersetzen vor ihrer endgültigen Umwandlung zu CO2 und Wärme fossile Treibstoffe. Entscheidend dabei: Das entstehende CO2 wurde vorher der Atmosphäre beim Wachstum der Pflanzen entnommen und bewirkt somit keine Erhöhung des CO2-Anteils in der Atmosphäre. Der steinige Weg von der Forschung zur Umsetzung

Die Forschung zu Biotreibstoffen und anderen alternativen Treibstoffen ist in der Schweiz sehr gut aufgestellt und international vernetzt. So haben in den letzten zwanzig Jahren mehrere öffentlich geförderte Schweizer Konsortien und solche aus der EU mit Schweizer Beteiligung wichtige wissenschaftliche und technische Grundlagen erarbeitet, um Abfall- und Restbiomasse nachhaltig und effizient in saubere Biotreibstoffe umzuwandeln. Einige dieser neuen Verfahren haben einen hohen technischen Reifegrad erreicht. Nun ist die Zeit der Umsetzung gekommen, damit die Biotreibstoffe einen messbaren Beitrag zur Energiestrategie 2050 und der Dekarbonisierung unseres Energiesystems liefern können. Doch hier hapert es. Leider haben es die grossen Schweizer Technologiefirmen bisher verpasst, substanziell in neue Verfahren im Bereich der alternativen Treibstoffe zu investieren. Den Lead haben vor allem Start-ups übernommen. Die grossen Akteure beschränken sich meist auf unmittelbar profitabel erscheinende Teilbereiche, wie beispielsweise das Zumischen von (importiertem) Biotreibstoff zu fossilem Benzin oder Diesel. Dabei bietet sich jetzt eine grosse Chance, sich von alten Prozessen und Technologien zu verabschieden und in neue, nachhaltige Verfahren zu investieren.

Wo macht eine Umstellung Sinn?

Das Potenzial alternativer Treibstoffe, insbesondere von Biotreibstoffen, ist begrenzt. Deshalb sollten diese in erster Linie in schwierig zu elektrifizierenden Bereichen eingesetzt werden. Dazu zählen die Luftfahrt, die Schifffahrt und der Gütertransport auf der Strasse. In einigen Bereichen ist die Wirtschaftlichkeit der Umstellung auf Biotreibstoffe bereits gegeben. Bis 2050 sollen sich die Kosten für den Endkunden grossflächig an diejenigen der fossilen Treibstoffe angeglichen haben. Aktuelle Beispiele in der Schweiz für die erfolgreiche Umstellung sind zahlreiche Logistikunternehmen, die ihre Lastwagenflotte auf Biogas, Biodiesel oder Wasserstoff umgestellt haben. Die Schweizer Armee führt in verschiedenen Bereichen Versuche mit alternativen Treibstoffen durch, aktuell auch bei der Luftwaffe. Und die Fluggesellschaft Swiss hat mit der Start-up-Firma Synhelion bereits eine Zusammenarbeit für die Markteinführung des weltweit ersten Solar-Kerosins unterschrieben, das aus CO2, Wasser und Solarwärme hergestellt wird. Wo klemmt es noch?

Grundsätzlich stehen die Vorzeichen für alternative Treibstoffe gut, nicht zuletzt dank der seit längerem hohen Energiepreise. Vor kurzem wurde die bisher grösste Forschungs- und Demonstrationsinitiative reFuel.ch im Bereich alternativer Flugtreibstoffe lanciert – gefördert vom Bund und unter Beteiligung namhafter Schweizer Industriepartner. Was jetzt noch fehlt, sind Investitionen in grosse Demonstrationsanlagen.

Prof. Dr. Frédéric Vogel ist Dozent für Erneuerbare Energien im Bachelor in Energie- und Umwelttechnik und Stellvertretender Institutsleiter am Institut für Biomasse und Ressourceneffizienz bei der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Zudem leitet er eine Forschungsgruppe am Paul Scherrer Institut.

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Wie kann sich die Schweiz in Zukunft mit Energie versorgen – sicher und nachhaltig

Bilder:AdobeStock.com/gopixa, AdobeStock.com/DifferR

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Die Welt der Energie war einfach als ich aufwuchs im Deutschland der 70er Jahre: Grundlaststrom von Atom- und Kohlekraftwerken, dazu Gaskraftwerke für die Flexibilität, Mobilität mit Benzin und Diesel, Wärme aus Heizöl und Gas. Das ergab dann über 10 Tonnen CO2 pro Einwohner und Jahr. Die zukünftige Netto-Null Welt wird eine andere sein: bunt, divers und komplizierter. Die Schweiz hat die besten Voraussetzungen, vor allem dank ihrer Topographie, die es uns erlaubt, mehr als die Hälfte des Stroms aus der Wasserkraft zu gewinnen. Auch bei den Wärmepumpen sind wir schon sehr weit. Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch und in unserem Land der kurzen Wege ist Reichweitenangst kein Thema.

hafte «Winterlücke» kann jedoch geschlossen werden, wieder durch das Zusammenspiel vieler Komponenten des «Energie-Organismus». Zunächst einmal ist der Winterstrombedarf keine feste Grösse, er wird stark getrieben durch die Wärmepumpen. Jede Effizienzmassnahme und jede alternative Energiequelle (Kehricht/Holz/Gas-Wärmekraftwerke, Geothermie, Solarthermie) können diesen reduzieren. Auch grosse Wärmespeicher könne helfen, sie erlauben, eine Grosswärmepumpe auch im Sommer laufen zu lassen, was genau den Winterstrombedarf reduziert.

Jetzt kommt die Herausforderung: Der Stromverbrauch wird trotz Effizienzgewinnen durch die Sektorkopplung – also die Elektrifizierung von Wärme und Mobilität – steigen, wahrscheinlich um mehr als ein Drittel. Wie stellen wir diesen zu jeder Stunde und in jeder Jahreszeit sicher?

Auf der Erzeugungsseite ist vor allem die Wasserkraft zu nennen. Eine Erhöhung der Staumauern vergrössert das Speichervolumen und damit die Winterstromerzeugung. Auch alpine Photovoltaik und Windkraft liefern vor allem im Winter Strom. Holz sollte für die Erzeugung von hoch-Temperatur Prozesswärme in der Industrie eingesetzt werden – oder eben für die Stromerzeugung im Winter. Gülle, Grünabfälle und Klärschlämme müssen konsequent in Biogas umgewandelt werden, was gespeichert und im Winter verstromt werden kann.

Das Energiesystem als Netzwerk

Die Schweiz liegt mitten in Europa!

Dazu muss man das Energiesystem als Netzwerk begreifen, das alle Energieformen (elektrisch, chemisch, thermisch) mit einander verbindet. Es gibt Umwandlungen, z.B. von Strom in Wärme in einer Wärmepumpe, oder Speicher wie Batterien. Was es nicht gibt ist die eine dominante Technologie, die alle unsere Probleme löst. Es ist eher ein Organismus mit einer Vielzahl von Komponenten, die jede ihren Beitrag zum Gedeihen des Ganzen leistet.

Das entscheidende Element ist aber die Vernetzung mit Europa. Diese erlaubt uns, am Stromhandel teilzunehmen und damit auch in den Wintermonaten netto zu importieren. Auch an ein zukünftiges Wasserstoffnetz muss die Schweiz angeschlossen werden.

Zwei Beispiele sollen das erläutern. Das erste ist der Mythos vom flatterhaften «Überschussstrom» im Sommer. Tatsächlich werden wir so viel Photovoltaik haben, dass an einem sonnigen Tag um die Mittagszeit mehr erzeugt, als in diesem Moment verbraucht wird. Aber es gibt Elemente in diesem neuen «Energie-Organismus», die diesen Überschuss nutzbringend verwerten, vor allem flexible Batteriefahrzeuge, Wärmepumpen und industrielle Stromheizungen mit Wärmespeichern. Was dann noch übrig bleibt, kann in Batterien oder Pumpspeicherkraftwerken gespeichert und in der Nacht zur Verfügung gestellt werden. Das zweite Beispiel ist der jahreszeitliche Ausgleich von Energieangebot und -verbrauch. Hier ist es tatsächlich so, dass der Strombedarf in den Wintermonaten die Erzeugung aus Wasserkraft und Photovoltaik im Flachland übersteigt. Diese geister-

Eine letzte Komponente des «Energie-Organismus» ist die Abscheidung von CO2 an grossen Punktquellen und die dauerhafte unterirdische Lagerung. Wir brauchen diese Carbon Capture & Storage (CCS) Technologie, um das Netto-Null Ziel tatsächlich zu erreichen: einerseits für unvermeidbare Emissionen wie von Zementwerken, andererseits um negative Emissionen zu erzeugen, die dann die Emissionen der Landwirtschaft kompensieren können. Auch CCS kann die Schweiz nicht alleine realisieren, es braucht eine enge Zusammenarbeit mit Europa.

Dr. Gianfranco Guidati ist Stellvertretender Direktor des Energy Science Center der ETH Zürich und Experte für Energiesystemmodellierung. esc.ethz.ch

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Bild: ewz

Bild: Thomas Bürli

Eine ökologische Energieversorgung ist möglich!

Ein Stück Schweizer Regenwald: Die Auenrenaturierung Chly Rhy in Rietheim wurde aus dem naturemade star Ökofonds von ewz mitfinanziert.

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Weg von Öl, Gas und Atomkraft, hin zur erneuerbaren Energieversorgung – ist das zu schaffen ohne massive Abstriche am Schutz der Natur? Diese Frage beschäftigt Parlament und Öffentlichkeit gleichermassen. Die Antwort der Politik im Herbst 2023 war ein «Jein»: Das Parlament hat eine neue Energiegesetzgebung verabschiedet, die einen «grundsätzlichen» Vorrang für 16 Wasserkraftprojekte und für die Erzeugung von Solar- und Windenergie in so genannten «Eignungsgebieten» vorsieht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Naturschutz ignoriert werden kann. Im Gegenteil: Die Kantone müssen bei Ausweisung der Eignungsgebiete für erneuerbare Energien die Schutzinteressen sorgfältig abwägen und ausreichende Grundlagen dafür liefern. Eindeutiger ist die Antwort der Bevölkerung: Eine Mehrheit ist gemäss einer im Frühjahr 2023 vom WWF durchgeführten GFS-Umfrage nicht bereit, den Naturschutz der Energieproduktion zu opfern. Nur 17 Prozent finden, der Ausbau der Energieproduktion sollte immer höher gewichtet werden als der Schutz der Natur. naturemade: Natur und Energieproduktion zusammen denken

Keine Frage von Entweder-Oder sind Biodiversitätsschutz und erneuerbare Energieproduktion für den VUE Verein für umweltgerechte Energie: Seit bald 25 Jahren verfolgt er die Vision einer 100 % ökologischen Energieversorgung und vergibt das Gütesiegel naturemade. Dabei verleugnet der VUE nicht, dass auch die Produktion erneuerbarer Energien teilweise stark in die Natur eingreift – von der Beeinträchtigung der Gewässerlebensräume durch Wasserkraftwerke, über die Gefahr von Windenenergieanlagen für Vögel und Fledermäuse, bis zu den Auswirkungen von PV-Anlagen je nach Standort. Im Bestreben, diese Eingriffe so gering wie möglich zu halten, erfüllen Energieproduzenten, die ihre Produkte mit dem Gütesiegel naturemade zertifizieren lassen wollen, strenge Umweltauflagen. Das gilt ganz besonders für die Wasserkraft, deren ökologisch verträgliche Produktion das Kernanliegen des VUE bei dessen Gründung war. Wasserkraftwerke, die mit dem Gütesiegel naturemade star ausgezeichnet sind, garantieren für höchste Energiequalität: Sie müssen so gestaltet und betrieben werden, dass zentrale ökologische Gewässerfunktionen gewährleistet bleiben und die Landschaft geschont wird.

naturemade star Anlagen und Produkte stehen aber nicht nur für den schonenden Umgang mit der Natur, sondern tragen aktiv zum Naturschutz bei: Pro verkaufte Kilowattstunde naturemade star zertifiziertem Strom fliessen 0,7 Rappen in einen Ökofonds. Ein Teil des naturemade star Stroms ist auch in allen anderen naturemade zertifizierten Stromprodukten enthalten. Mit den Mitteln aus diesen Fonds werden zum Beispiel Renaturierungsprojekte finanziert, Lebensräume für Amphibien geschaffen und weitere Massnahmen zur Erhaltung der Biodiversität unterstützt. Ein sichtbarer Mehrwert für Kund:innen, die sich beim Kauf von Energieprodukten für naturemade entscheiden! Glaubwürdigkeit dank Kontrollmechanismen und breiter Abstützung

Mit jährlichen Audits und vertieften Kontrollen im Rahmen von Rezertifizierungen stellen unabhängige Auditor:innen sicher, dass die naturemade Zertifizierungsrichtlinien eingehalten werden. Das naturemade Gütesiegel garantiert, dass nur so viel zertifizierte Energie verkauft wird, wie auch produziert wurde. Das Label gibt Orientierung und schafft Vertrauen. Es stellt sicher, dass die Energie aus der betreffenden Anlage hohen ökologischen Anforderungen entspricht und erleichtert so die richtige Wahl. Energiebezüger:innen können damit nicht nur ihre Treibhausgasemissionen reduzieren, sondern auch die Umweltbelastung massiv senken, welche mit der Produktion verbunden ist. Der VUE ist eine starke Stimme für die erneuerbare und ökologische Energiezukunft der Schweiz. Er vereint Akteure der Umwelt- und Konsument:innenschutzorganisationen, Grossverbraucher und Produzenten von erneuerbarer Energien, die sich gemeinsam für eine nachhaltige Energieversorgung einsetzen. Sie sind überzeugt, dass Naturschutz und Energieproduktion zusammenarbeiten müssen, um unsere natürlichen Ressourcen zu schützen und unsere Lebensgrundlagen auch für kommende Generationen zu erhalten.

Stella Jegher leitet die Abteilung Politik und Internationales im Zentralsekretariat von Pro Natura. Seit sechs Jahren vertritt sie Pro Natura im Vorstand des VUE (Trägerverein des Gütesiegels «naturemade»).

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Die Energiewende braucht ein radikal neues Energiepreisdenken

Bild:AdobeStock.com/Andreas Gruhl

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Ein sommerlicher Mittag, 2040: Viel Solarstrom, Energiepreis nahe Null. Der Verbraucher zahlt jedoch eine feste Netzgebühr pro kWh. Eine winterliche Dunkelflaute mit hoher Netzbelastung: Hoher Energiepreis, gleiche Netzgebühr wie im Sommer. Für die Energiekomponente im Strompreis passt sich der Preis also der Knappheit an. Für die Netzkomponente gilt das Solidaritätsprinzip: Gleiche Gebühr pro kWh für fast alle. Das sichert die Netzfinanzierung. Somit ist alles im Lot. Ausser? Ausser, dass es die Energiewende unnötig ins Stocken bringt. Was ist mit Langzeitspeichern, um den üppigen Sommerstrom in den Winter zu retten? Sie gibt es nicht. Die Netzgebühren für den Ladestrom im Sommer verunmöglichen das Businessmodell. Ähnlich z.B. für die Stromendabnehmer: Fixe Gebühren; fehlender Anreiz, Schwankungen abzufedern. Verursachergerechte Preise, stattdessen, wären Knappheitspreise. Nicht nur für die Energie selbst, sondern auch bei den steigenden restlichen Gebühren. Natürlich wäre es leichter, Netz und Erneuerbare weiterhin über Fixgebühren zu finanzieren. Jammerschade aber, sollten die Skeptiker – «Zappelstrom – das geht nie und nimmer» – letztlich mangels unserer Kreativität bei Preisanreizen recht behalten. Und recht zu behalten drohen sie, bei heutigen Rahmenbedingungen. Denn Flexibilität auf allen Seiten, inklusive Speicher, sind A und O der Energiewende. Sträflich verhindert sie das aktuelle System.

null sein, dafür im tiefen Winter auch mal die Grössenordnung 1.–/kWh erreichen. Gerade solche Zustände führen zu einer Reorganisation, bei der Haushalte, Industrie, etc. gewisse Aktivitäten (saisonal) verschieben. Alle empirischen Studien dazu unterschätzen das Potenzial. Denn nur mittelfristig führt der Markt zu entsprechenden Anpassungen; zu einem nur in groben Zügen vorhersehbaren, robusten Gleichgewicht zwischen Reorganisation und ausgeprägten Preismustern. Vernünftige Preisdiskriminierung: Bei Gebühren Ausweicheffekte minimieren

Extragebühren sind nötig, falls Knappheitspreise die Systemkosten nicht decken, und falls nicht z.B. der Staatshaushalt die Restfinanzierung übernimmt – wobei letzteres, wie bei Armee und Schulen, Vorteile hätte. Genauso wie bei jedem guten Steuersystem sollen dabei die Ausweicheffekte minimiert werden. Speichermodelle sollen also nicht abgewürgt, Überschussstrom nicht verschwendet werden. Ob dafür z.B. einzelne Businessmodelle oder generell Strom bei tiefen Knappheitspreisen von Extragebühren befreit werden, bleibt im Detail zu klären, aber immer unter Berücksichtigung des Primats der effizienten Preisdiskriminierung. Die Hochschule Luzern untersucht das Thema im Projekt «Incentives for New Energy». Noch liegen keine abschliessenden quantitative Resultate vor. Was sich aber abzeichnet: Ohne radikale Preis-Reformation keine vernünftige Energiewende in der Schweiz oder in Europa.

Deshalb ist ein neues Paradigma gefragt: Knappheits-Bepreisung und vernünftige Preisdiskriminierung als oberstes Credo, für Energie und Energietransport zusammen. Umverteilungsfragen sind – mit Verlaub – erst nachrangig durch gezielte Massnahmen anzugehen. Auch künftig wird Strom nicht Hauptausgabenpunkt für Haushalte sein. Und nichts ist gewonnen, wenn die Energiewende zwar «gerecht» konzipiert (z.B. mit fixen 20 Rappen für jede kWh oder so), aber gerade deshalb gar nicht machbar ist. Knappheits-Bepreisung: Nicht Bürokratie, nur die unsichtbare Hand kann es regeln

Big Data erlaubt in Echtzeit Engpässe zu analysieren, Knappheits-Bepreisung kann so problemlos umgesetzt werden. Die Konsumenten erwartet kein Chaos. Vorhersagen und gewohnte Muster helfen beim Organisieren; Apps und schlaue Geräte auch. Mittelfristig könnten Preise in Sommermonaten oft nahe

Dr. Florian Habermacher ist Dozent und Projektleiter am Kompetenzzentrum Regionalökonomie des Instituts für Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern. www.hslu.ch

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Grosse Speicher für thermische Netze

Wärmespeicher für das Wärmenetz der Agroenergie Schwyz AG.

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Bild: © AgroEnergie Schwyz AG


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Die grossen Schweizer Städte geben Milliarden für den Ausbau der Fernwärme aus, damit auch dicht bebaute Stadtzentren mit nachhaltiger Wärme versorgt werden können. Grosse thermische Speicher zum Ausgleich von Lastschwankungen spielen dabei eine immer wichtigere Rolle. Die Versorgung von Gebäuden mit nachhaltiger Wärme ist eine grosse Herausforderung, vor allem auch für die dicht bebauten Stadtzentren in denen individuelle, herkömmlichen Wärmepumpen oder Holzfeuerungen an ihre Grenzen stossen. In den letzten Jahren haben die grossen Schweizer Städte allesamt Milliardenkredite für den Ausbau der Fernwärme bewilligt. Dabei werden unterschiedliche Wärmequellen grosstechnisch erschlossen und mittels Fernwärmeleitungen in den Quartieren verteilt. In Genf wird beispielsweise auf Energie aus dem Genfersee gesetzt, welche als Quelle für Wärmepumpen genutzt werden kann. Bern nutzt hauptsächlich Abwärme aus der Kehrichtverbrennung. In Zürich werden diese beiden Quellen mit Abwärme aus der Kläranlage Werdhölzli ergänzt. In ländlichen Regionen wird oft auch lokales Energieholz als Quelle für kleinere Fernwärmenetze genutzt. An sehr kalten Wintertagen treten in den meisten Wärmenetzen Lastspitzen auf, welche in vielen Fällen mit fossilen Spitzenlastkesseln gedeckt werden. Diese Lastspitzen können aber auch durch thermische Speicher versorgt werden, welche zuvor mit erneuerbaren Energieträgern beladen wurden. Wärmespeicher in Wärmenetzen können auch andere Funktionen übernehmen und beispielsweise den kontinuierlichen und somit emissionsarmen Betrieb von Biomassekesseln ermöglichen. Speicher lassen auch immer eine gewisse Entkoppelung von Wärmeproduktion und -bedarf zu und können somit indirekt das elektrische Netz entlasten. Zum einen können Strom produzierende Wärme-Kraft-Anlagen bei hohen Strompreisen weiter betrieben werden, um die Speicher zu beladen, auch wenn keine Wärme im Netz benötigt wird. Zum anderen können Wärmepumpen die Speicher dann beladen, wenn genügend günstiger erneuerbarer Strom verfügbar ist. Das BFE-Projekt «BigStoreDH» des SPF Instituts für Solartechnik der OST – Ostschweizer Fachhochschule untersucht die Vorteile der Integration von thermischen Speichern in die schweizerischen Wärmenetze. Darin werden unterschiedliche

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Speichertechnologien analysiert. Sie reichen von grossen Stahltanks, die je nach Netzgrösse Energie für einige Stunden oder Tage speichern können, bis zu gigantischen erdgebundenen saisonalen Wärmespeichern. In der Schweiz wurden in den letzen Jahren einige grosse Stahlspeicher in Wärmenetze eingebaut – mit 280 000 m3 der grösste bei der Agroenergie Schwyz (siehe Abbildung). Im nahen Ausland gibt es bereits einige Beispiele von Erdsondenspeichern bis 95°C, Aquiferspeichern und mehreren hunderttausend Kubikmeter grossen Erdbeckenspeichern. Auch in solchen oben abgedeckten und wärmegedämmten künstlichen Seen kann heisses Wasser über mehrere Monate ohne grosse Verluste für den Winter gespeichert werden. Um Projektergebnisse einfach zugänglich zu machen, hat das SPF in Zusammenarbeit mit der deutschen Solites acht Factsheets erstellt, welche einen Überblick über die verfügbaren Speichertechnologien für Wärmenetze sowie deren Integration und Kosten geben1). Das Thema von grossen saisonalen Speichern für Wärmenetze ist hoch aktuell und wird auch vom neuen Innosuisse-FlagshipProjekt «SwissSTES» aufgegriffen. Ein grosses Konsortium mit Schweizer Hochschulen, Wärmeversorgern und Planungsbüros untersucht darin neue Technologieentwicklungen, aber auch raumplanerische, rechtliche, soziologische und wirtschaftliche Aspekte grosser saisonaler Wärmespeicher in der Schweiz. Im Projekt werden viele konkrete Machbarkeitsstudien durchgeführt, mit dem Ziel mehrere Pilot- und Demonstrationsprojekte in der Schweiz zu initiieren.

Florian Ruesch ist Projektleiter beim SPF Institut für Solartechnik, OST – Ostschweizer Fachhochschule. www.ost.ch

https://www.ost.ch/de/forschung-und-dienstleistungen/technik/erneuerbare-energien-und-umwelttechnik/spf-institut-fuer-solartechnik/forschung/projekte/details/bigstoredh-grosse-waermespeicher-fuer-waermenetze-1194

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Keine Energiewende ohne Fachkräfte

Bild: stock.adobe.com/3asy60lf

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Um die Energie- und Klimaziele des Bundes zu erreichen, muss das Energiesystem dekarbonisiert werden. Wir müssen uns also von den fossilen Energiequellen emanzipieren und den Ausbau der erneuerbaren Energien mit Vehemenz vorantreiben. Doch auch wenn die dazu notwendigen neuen Produktionsanlagen dereinst gebaut sein werden, muss der produzierte Strom irgendwie zu uns Verbrauchern gelangen. Dazu muss das heutige Stromnetz erweitert und verstärkt werden. Erweitert, weil beispielsweise die Winter-PV primär im alpinen Raum gewonnen werden muss und die Kapazität der dort bestehenden Netzinfrastruktur nicht ausreichen wird. Und verstärkt werden muss das Netz, weil es in seiner heutigen Form gar nicht in der Lage ist, die künftigen Lastflüsse alle «zu schlucken».

berät. Hier kommen Energie- und Effizienzberater/innen ins Spiel. Ihre Aufgabe ist, Privathaushalte und KMU in Sachen Effizienz und Energiesparmöglichkeiten zu beraten. Und dank ihrer Ausbildung und Erfahrung können sie ihren Kunden passende und sinnvolle Lösungen aufzeigen. Zum erfolgreichen Umbau des Energiesystems und damit zu einer sicheren Energieversorgung der Schweiz sind also drei Faktoren zentral: der Ausbau der erneuerbaren Energien inklusive der benötigen Netzkapazitäten, der effiziente Umgang mit Energie und gut ausgebildete Fachkräfte, die mit ihrem Knowhow, ihrem Engagement und ihrer Erfahrung am Anfang dieses Umbaus stehen. Dafür braucht es ein vielfältiges und modernes Aus- und Weiterbildungsangebot von Fachleuten für Fachleute. Und dann kann die Energiezukunft kommen.

Wir können also so viel produzieren, wie wir wollen, ohne Netz, das diesen Strom transportiert, nützt uns das nicht viel. Der Bau dieses Netzes ist eine äusserst anspruchsvolle Aufgabe. Dafür braucht es gut ausgebildete Fachleute mit dem gewissen Etwas: Netzelektrikerinnen und Netzelektriker. Als Branchendachverband ist der VSE stark in die Ausgestaltung der beruflichen Grundbildung sowie der Weiterbildungen von Netzelektrikerinnen und Netzelektrikern eingebunden. Grosses Gewicht legt der VSE auch auf die Aus- und Weiterbildung der Berufsbildnerinnen und Berufsbildner. Denn, damit aus Lernenden motivierte Fachkräfte werden, braucht es engagierte Berufsbildnerinnen und Berufsbildner: Menschen, die ihr Fachwissen und ihr Know-how teilen und weitergeben wollen. Sie unterstützen, fördern und begleiten die Nachwuchskräfte während ihrer Ausbildung und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Neben dem Zubau von erneuerbaren Energien ist auch die Energieeffizienz ein wichtiger Pfeiler, um die Energie- und Klimaziele zu erreichen. Energie ist schlicht ein zu kostbares Gut, um es so ineffizient wie in der Vergangenheit zu nutzen. Damit die Akteure ihre Verantwortung auch in diesem Bereich wahrnehmen können, brauchen sie gut ausgebildetes Personal, das seine Kundschaft umfassend, produktneutral und verständlich

Nadja Germann ist Bereichsleiterin Weiterbildung Energie beim VSE – Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen www.strom.ch

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energiezukunft

Strom sparen und Kosten senken mit ProKilowatt

Ausschreibungen 2024 Projektanträge können jederzeit auf www.prokw.ch eingereicht werden. Der Förderbeitrag kann bis zu 30 % Ihrer Investitionskosten betragen. Machen Sie mit!

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energiezukunft

Die Senkung des Stromverbrauchs ist nicht nur eine Frage der Änderung von Gewohnheiten, sondern auch des technologischen Fortschritts. Der Ersatz elektrischer Anlagen durch effizientere Technologien kann jedoch erhebliche Investitionskosten verursachen. Unternehmen, die ihre elektrischen Anlagen modernisieren wollen, können in ProKilowatt einen wertvollen Verbündeten finden, der ihnen hilft, ihre Investitionskosten und ihren Stromverbrauch zu senken. Das Bundesamt für Energie (BFE) hat das Förderprogramm ProKilowatt ins Leben gerufen, um Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, Gemeinden und Haushalte in der Schweiz dazu anzuregen, energieintensive elektrische Anlagen durch effizientere zu ersetzen und so ihren Stromverbrauch zu senken. ProKilowatt gewährt finanzielle Unterstützung für unrentable Projekte zur Verbesserung der Stromeffizienz (Payback > 4 Jahre) in Höhe von bis zu 6 Millionen Franken. Diese Unterstützung kann bis zu 30% der Investitionskosten für die Erneuerung elektrischer Anlagen decken, insbesondere in den Bereichen Beleuchtung, Kälte, Lüftung, Pumpen, Motoren, Industriemaschinen und Rechenzentren.

jekt vom 6. November 2023 bis zum 12. April 2024 eine Unterstützung von mehr als 2 Millionen Franken zu erhalten. Wenn die Investitionskosten für die energetischen Massnahmen unter 300›000 Franken liegen, kann der Antragsteller einen Zuschuss bei einem ProKilowatt Programm beantragen. Jedes Programm legt sein eigenes Verfahren und die Höhe des gewährten Beitrags fest. Wenn die Investitionskosten zwischen 70 000 und 300 000 Franken liegen, kann der Antragsteller wählen, ob er ein Projekt einreicht oder sich bei einem Programm anmeldet. Jedes Projekt durchläuft ein Auswahlverfahren und muss sich unter den 85% der Projekte befinden, die pro investierte Franken am meisten Strom einsparen, um ausgewählt zu werden. Wenn sich ein Antragsteller bei einem Programm anmeldet, ist ihm ein Beitrag sicher, aber die Höhe der finanziellen Unterstützung ist geringer als bei Projekten. Weitere Informationen zu den ProKilowatt Projekten und Programmen: https://prokw.ch.

ProKilowatt bietet zwei Arten von Unterstützung an: Projekte und Programme

Wenn Industrie- und Dienstleistungsbetriebe sowie Gemeinden beschliessen, ihre Stromeffizienz zu verbessern, und die Investitionskosten für die Erneuerung ihrer Anlagen mehr als 70’000 Franken betragen, können sie eine Unterstützung als Projekt beantragen. Sie müssen lediglich das Online-Formular ausfüllen, um die Förderung zu beantragen. Der Vergabeentscheid wird in der Regel innerhalb von vier Wochen mitgeteilt. Sobald der Antrag bewilligt wurde, kann der Antragsteller das Material bestellen und die Erneuerung durchführen. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, schickt er den Nachweis über die Investitionen und Einsparungen, um den Förderbeitrag zu erhalten. Wenn die Investitionskosten 6.6 Millionen Franken übersteigen, ist es möglich, mit Einreichung eines Online-Antrags als Grosspro-

Tel. +41 58 332 21 42 prokilowatt@cimark.ch www.prokw.ch

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energiezukunft infrastruktur

4 Punkte damit die Energiewende gelingt Gesamtheitliche Analyse und Betrachtung eines Gebäudes

In der Schweiz gibt es rund 1,8 Millionen beheizte Gebäude. Davon entsprechen 1,5 Millionen nicht mehr den heutigen Energiestandards. Um die schweizerischen Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen, müssten jährlich mindestens 3 % saniert werden. Aktuell sind es weniger als 1 %. Die Umsetzung scheitert oft an mehreren Faktoren. Um zu beginnen; fast 50 % der Immobilien sind in Händen von Personen im Pensionsalter, die diese Aufgabe oftmals lieber den Erben überlassen wollen. Bei einer Sanierung ist zentral das Gebäude gesamtheitlich zu analysieren, sprich sich jedes Mal mit der Frage der Gebäudehülle, der Energiebereitstellung mittels z.B. Photovoltaikanlagen, der Energiespeicherung, der Konnektivität im Gebäude und des adäquaten Netzanschlusses zu befassen. Wenn all diese Elemente konsequent analysiert und angewandt werden, steigern die Hausbesitzer/-innen mittelfristig nicht nur den Wert ihrer Immobilie, sondern senken kurzfristig vor allem auch ihre Betriebskosten und hinterlassen langfristig den Erben ein zukunftstaugliches Erbe . Optimistisch stimmt uns die Tatsache, dass die Hausbesitzer/-innen die gesamtheitliche Betrachtung immer besser verstehen, dies z.B. dank Initiativen wie jener der Energie- und Klima -Talks der Kantone Bern und Neuenburg, die jährlich über tausend Immobilienbesitzende in diesen Kantonen mit dem notwendigen Wissen versorgen. Die Rolle der Gemeinden in der Energiewende

Die Energiewende findet in den Gemeinden statt. 1700 der rund 2200 Gemeinden sind Kleingemeinden und funktionieren im Milizsystem. Diese Gemeinden sind hinsichtlich der Erarbeitung von Energiestrategien oft überfordert. Die hohe Verschuldung belastet viele von ihnen und erlaubt mit den traditionellen Finanzinstrumenten praktisch keine Energiewende, es sei denn die Projekte werden durch einen externen

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Bild: stock.adobe.com/ Have a nice day


energiezukunft infrastruktur

Contractor umgesetzt, wobei aber der gesamte Profit der Gemeinde entzogen wird. Dies mag in einigen Fällen eine gute Lösung sein. Jedoch ist es gleichermassen wichtig, dass der Besitz und die Wertschöpfung der Energieerzeugung in den Gemeinden bleibt und diese energetisch so unabhängig wie möglich werden. Um dies sicherzustellen, gibt es neue Modelle wie jenes der Innergia SA. Diese Firma vergibt den Gemeinden dank Pensionskassengeldern Bürgschaften, um energetische Infrastruktur aufzubauen. Speziell am Modell ist, dass die Finanzierung über eine gemeinnützige Aktiengesellschaft läuft, die der Gemeinde und der Gemeindegenossenschaft gehört und die Energie den lokalen Abnehmenden zum Selbstkostenpreis abgegeben wird. Somit sind die Gemeinden energetisch unabhängiger und müssen ihr Gemeindebudget nicht belasten und das lokale Gewerbe und die Haushalte sind Energiepreisschwankungen weniger ausgesetzt. Die Graue Energie bei Sanierungen und Neubauten.

Wenn die Graue Energie, sprich die Energie, die für die Herstellung von Baumaterialien im Gebäudesektor benötigt wird, berücksichtigt wird, betragen die CO2-Emmissionen des Gebäudeparks in der Schweiz über 40 %. Oft ziehen Architekt/-innen, Bau- und Generalunternehmen Neubauten einer Sanierung vor. Dies führt zu grossen Abrissquoten, die reduziert werden könnten, wenn sich Investor/-innen, Architekt/innen, Planer/-innen und Generalunternehmungen vermehrt dem Paradigmenwechsel stellen würden. Erste Priorität soll dabei nicht mehr die Raum- und Gebäudeplanung sein, sondern die Vision. Es sollen sich Fragen des Lebenszyklus, der eingesetzten, wenn möglich lokalen oder wiederverwendeten, Materialien gestellt werden und erst im zweiten Schritt die Raumplanung. Im heutigen Ausschreibungsprozess hat die Wiedernutzung von Abbruchmaterial kaum Chancen und deshalb benötigt die Schweiz dazu klare Rahmenbedingungen und ein Umdenken der Planungsverantwortlichen. Nur alleine durch den Rückbau werden in der Schweiz jährlich über 17 Millionen Tonnen Material produziert; davon werden über ein Drittel deponiert. Dieses Deponievolumen entspricht jährlich 18 mal dem Gesamtgewicht des Eiffelturms. Diese Materialien sollten künftig wiederverwendet werden. Es ist heute möglich aus verschiedensten Abbruchelementen, neue Bausteine zu kreieren. Dies ist nicht nur beim Zement der Fall. So erstellt seit diesem Jahr z.B. das energie-cluster-Mitglied Swisspor Dämmungsmaterial ausschliesslich aus Bauschutt. Die Dämmmaterialien können am Ende des Lebenszyklus der Immobilie wieder verwendet werden. Netzdienliches Laden

Ab 2035 wird man auch in der Schweiz, aufgrund der EU-Verbots für Neuwagen mit Verbrennungsmotor, überwiegend mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen unterwegs sein. Das netzdienliche Laden von Elektrofahrzeugen zur Optimierung des Eigenverbrauchs in Gebäuden, zur Stabilisierung des Stromnetzes sowie zur Verfügungstellung von Regelleistung für das nationale Übertragungsnetz ist ein Grundpfeiler für das künftige Energiesystem. Mit dem netzdienlichen Laden können künftig Steuergelder für den Netzausbau in Milliardenhöhe gespart werden. Hierzu wird ein bedarfsgerechtes Lastmanagement für AC- und DC-Ladestationen benötigt. Bidirektionalität von Fahrzeugen und Ladestationen können zusätzlich nicht nur smart laden, sondern auch netzdienlich entladen: die Technologie existiert und funktioniert. Die Lösung des energie-cluster.ch-Mitglieds sun2wheel beweist dies.

Frank Schürch, lic. rer. pol. UNIL ist Geschäftsleiter beim Netzwerk energie-cluster.ch

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energiezukunft infrastruktur

SAK verpflichtet sich der Netto-Null-Zielsetzung von SBTi

Mit Innovationen zur Energiewende Die SAK (St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG) setzt seit Jahren auf einen sorgfältigen Umgang mit den Ressourcen und übernimmt damit eine Vorreiterrolle in der Ostschweiz. Dieses Jahr setzt sie ein weiteres starkes Zeichen und verpflichtet sich, im Rahmen des Net-Zero-Standards der Science Based Targets Initiative (SBTi) unternehmensweite Emissionsreduzierungen festzulegen und zu messen. Als erstes Energieversorgungsunternehmen der Schweiz setzt sich die SAK zum Ziel, bis 2040 Netto-Null zu sein. Damit übernimmt sie nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische, gesellschaftliche und soziale Verantwortung. Die SAK hat den Anspruch innovativste digitale Energiedienstleisterin für die Menschen in der Ostschweiz zu sein. Ihre Kernaufgabe ist die Versorgung der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden mit kostengünstiger elektrischer Energie. Mit dem Bau und Betrieb nachhaltiger Strom- und Wärmeproduktionsanlagen investiert sie in Zukunftsmärkte und unterstützt die Energiewende Ostschweiz. So engagiert sich die SAK unter anderem im Ausbau des öffentlichen Ladenetzes, in der Ausrüstung von Gebäuden mit Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Multi-Energie-Systemen sowie im Bereich Wärmeverbunde und in der Produktion von Wasserstoff als Kraftstoff für den Schwertransport. Zahlreiche Grossprojekte machen das Engagement und die Innovationskraft der SAK für eine nachhaltige Energiezukunft sichtbar. SAK setzt sich ambitioniertes Ziel bis 2040 Solarfaltdach auf dem Parkplatz der Kronbergbahn im Jakobsbad AI (Bild SAK).

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Das Klima- und Innovationsgesetz enthält Zwischenziele für die Verminderung des Treibhausgas-Ausstosses in den wichtigsten Sektoren Gebäude, Verkehr und Industrie. Die SAK ist im Energiesektor in den Sektoren Gebäude und Verkehr aktiv. Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie hat sich SAK das ambitionierte Ziel Netto Null 2040 gesetzt.


energiezukunft infrastruktur

Über die SAK Wir versorgen und vernetzen Menschen und Unternehmen nachhaltig mit Energie und Daten, basierend auf sicheren, zukunftsgerichteten Infrastrukturen. Mit rund 400 Mitarbeitenden decken wir die ganze Wertschöpfungskette ab: von der Energiebeschaffung über Planung,

Der Weg ist das Ziel

Bau, Betrieb sowie Instandhaltung von Netzen

Was die SAK bereits seit Jahren für die Energiewende tut, wollen die Verantwortlichen messen und sichtbar machen. SAK CEO Stefano Garbin sagt: «Mit der Science Based Targets Initiative haben wir eine Methodik ausgewählt, welche wissenschaftlich fundiert und praxisorientiert zugleich ist. Ein Projektteam mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten erarbeitet für die SAK den Massnahmenplan, abgestützt auf interne Analysen und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Zentral ist der Weg zum Ziel, also die sorgfältige Initiierung und konsequente Umsetzung von emissionssenkenden Massnahmen – kurz-, mittel- und langfristig». Der Bund stellt Unternehmen oder Branchen, die bis zum Jahr 2029 entsprechende Fahrpläne ausarbeiten, Grundlagen, Standards sowie fachkundige Beratung zur Verfügung.

und Anlagen bis hin zu Finanzierungslösungen, Vertrieb und Rechnungsstellung. Unsere Geschäftsfelder umfassen Stromerzeugung, Strom- und Wärmelieferung, ein modernes Glasfasernetz, leistungsfähige Internet-, Telefon-, TV- und Mobile-Dienste sowie smarte Gesundheits- und Notrufsysteme unter dem Namen VitaLink. Im Feld Energielösungen bieten wir ein 360°-Angebot, welches NettoNull-Beratungsleistungen zur CO₂-Reduktion

Mit Leuchtturm-Projekten vorgespurt

sowie massgeschneiderte und umweltfreund-

Die SAK hat in den letzten Jahren mit mehreren innovativen Projekten von sich reden gemacht. Weltweit einzigartig war zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme das rund 4 000 m2 grosse Solarfaltdach auf dem Parkplatz der Kronberg Bahn in Jakobsbad AI. Voll ausgefahren spendet das Photovoltaik-Faltdach 152 Personenwagen auf dem Parkplatz Schatten und produziert 350 000 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr, womit man wiederum 80 Haushalte versorgen kann. Das Wasserkraftwerk Kubel in St. Gallen produziert in erster Linie Strom und ist mit dem Label «naturemade» zertifiziert. In der angeschlossenen Wasserstoff-Produktionsanlage werden pro Jahr bis 250 Tonnen CO2-neutraler Wasserstoff aus Wasserkraft gewonnen, womit jährlich rund 40 Langstrecken-Lastwagen mit Kraftstoff versorgt werden können.

liche Lösungen in den Bereichen E-Mobilität,

Erste Multi-Energie-Systeme in Wohnüberbauungen, wo Strom, Wärme und Wasser so gut aufeinander abgestimmt sind, dass der Energieverbrauch der Liegenschaften maximal optimiert, der CO2-Ausstoss gesenkt wird und dadurch sämtliche Vorgaben der Energiestrategie 2050 des Bundes eingehalten werden. Das Rechenzentrum Ostschweiz (RZO) wird von einer Photovoltaikanlage umhüllt und indirekt gekühlt. Somit ist das RZO auch ein Solarkraftwerk, das pro Jahr rund 230 000 kWh Energie erzeugt, was dem jährlichen Bedarf von rund 50 Haushalten entspricht. Die Abwärme des RZO wird von der benachbarten Käserei genutzt, die damit im Betriebsjahr aus rund 15,7 Millionen Kilogramm Milch rund 1,6 Millionen Kilogramm Käse produzierte. Zudem ist das RZO Tier-IV-Level zertifiziert. Zentral für die Planung und Realisation des SAK Verteilnetzes sind die Hauptanforderungen Leistungsfähigkeit, Netzqualität, Versorgungssicherheit und Energieeffizienz. Denn eingesparte Energie muss nicht produziert werden. Im Fokus der SAK Netzstrategie stehen die Aufwertung des Landschaftsbilds durch den Rückbau von Freileitungen und Betonmast-Transformatorenstationen, die Senkung des CO2-Ausstosses sowie die Reduktion von Netzübertragungsverlusten.

Photovoltaik, Wärme und Gebäudetechnik beinhaltet. Unser Anspruch: Wir sind innovativste Energiedienstleisterin für Menschen in der Ostschweiz.

Stefano Garbin, CEO SAK

St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG Vadianstrasse 50 | Postfach 2041

Das vielseitige Engagement mit weiteren Projekten ist ersichtlich unter www.sak.ch/ nachhaltigkeit sowie in den Konzernberichten unter www.sak.ch/konzernbericht.

CH-9001 St. Gallen Tel. +41 71 229 51 51 info@sak.ch | www.sak.ch

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Finanzielle Unterstützung für nachhaltige Energie Ob Heizen mit erneuerbaren Energien, klimafreundliche Mobilität oder effiziente Ressourcennutzung – die Transformation zu einer nachhaltigen kommunalen Energiepolitik unter dem Dach des Netto-Null-Ziels bis 2050 stellt Gemeinden und Städte vor immense Herausforderungen. Unterstützung bieten verschiedene Förderprogramme, darunter auch jene (die) der Stiftung KliK. Drei Projektbeispiele aus den Bereichen Fernwärme und Elektromobilität zeigen die Vorteile auf. Fernwärme in Couvet

Innerhalb von sieben Jahren hat die Gemeinde Couvet, die in der Region Val-de-Travers liegt, ein neues Fernwärmekonzept umgesetzt, an das heute 30 Gebäude angeschlossen sind. Dazu gehören vor allem gemeindeeigene Liegenschaften wie die Gemeindeverwaltung, das Spital, das Sportzentrum mit Hallenbad und eine Schule. Erste grössere Unternehmen schliessen sich ebenfalls an. Masai Conseils SA hat die Machbarkeitsstudie erstellt, das regionale Potenzial der 600 Hektaren Holz aus der Umgebung untersucht und die Kosten berechnet. Für die Gemeinde Couvet war von Anfang an klar, dass die klimafreundliche Wärmeversorgung selbsttragend sein muss. Finanzierung und Förderprogramm Wärmeverbund Um günstige Preise anbieten zu können, muss die Anschlussdichte an einen Wärmeverbund entsprechend hoch sein. Dies führte in Couvet zum Ausbau des Wärmenetzes. Hier kam die Förderung durch die Stiftung KliK ins Spiel. Dank der Teilnahme an deren Förderprogramm Wärmeverbünde können marktgerechte Wärmepreise angeboten werden, was sonst nicht der Fall wäre: Die Kosten werden durch den Preis gedeckt, den die an das Wärmenetz angeschlossenen privaten Liegenschaften bezahlen. Es folgten weitere 38 Anschlüsse auf insgesamt 68 Abnehmer mit einer Leistung von 3600 kW. Das Programm Wärmeverbünde der Stiftung KliK fördert mit einem Beitrag von 100 (Franken) bis (zu) 160 Franken für jede reduzierte Tonne CO2 den Bau, die Erweiterung oder die Umstellung von Wärmeverbünden auf erneuerbare Energiequellen. Die Höhe der Förderung variiert je nach Kanton.

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Mobile Pelletheizungen in Freienbach

Stiftung KliK

Energie Ausserschwyz AG ist ein Energieversorgungsunternehmen, das für den Auf- und Ausbau eines Fernwärmenetzes verantwortlich ist. Dieses soll sich in Zukunft über mehr als zehn Ortschaften im Kanton Schwyz erstrecken. Oft fällt die alte Heizung einer Liegenschaft vor der Planung eines Anschlusses an ein Fernwärmenetz aus, und der Liegenschaftsbesitzer muss eine alternative Lösung suchen. Häufig werden in solchen Situationen provisorische Heizlösungen mit fossilen Brennstoffen eingesetzt, sogenannte Übergangslösungen. Damit entgeht dem Wärmeverbund eine zusätzliche wertvolle Auslastung. Um den Umstieg dennoch zu gewährleisten, werden lokale, kleinste Wärmenetze erstellt, die (welche) durch mobile Pelletheizungen versorgt werden. Dies (Das) bringt nicht nur einen zusätzlichen Anschluss (ein), sondern ermöglicht auch eine dem (zum) Wärmeverbund gleichwertige klimafreundliche Wärmeversorgung.

Als spezialisierte Dienstleisterin erfüllt die Stiftung KliK die Kompensationspflicht ihrer Auftraggeber in der Schweiz seit 2013. Mit einem Minimum an Mitteln reduziert die Stiftung ein Maximum an CO₂-Emissionen. Indem sie ausgereifte Technologien und innovative Ideen für den Klimaschutz unterstützt, leistet die Stiftung einen wesentlichen Beitrag zur Verkleinerung des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz. www.klik.ch KliK-Facts • 13.6 Mio. Tonnen CO₂-Emissionen wurden

Finanzierung und Förderprogramm mobile Pelletheizungen Mit der Nutzung der Übergangslösung «Mobile Pelletheizung» beginnt für den Liegenschaftsbesitzer der reguläre Fernwärmeliefervertrag. Dieser beinhaltet die gleichen Konditionen und Vorteile wie bei einem regulären Fernwärmeanschluss. Die Energie Ausserschwyz AG finanziert die temporäre Installation mit eigenen, zusätzlichen Mitteln. Dank der Förderbeiträge aus dem Förderprogramm der Stiftung KliK können die zusätzlichen Aufwendungen abgefedert werden. Das Programm «Mobile Pelletheizungen» der Stiftung KliK fördert den Einsatz von klimafreundlichen mobilen Pelletheizungen und ermöglicht so eine erhebliche Reduktion von CO2-Emissionen. Zum Förderportfolio gehören Warmluft-Pelletheizungen mit 80 Franken pro reduzierter Tonne CO2 und wassergeführte Pelletheizungen mit 140 Franken pro reduzierter Tonne CO2 (bis 2030). Durchschnittlich emittiert eine temporäre Heizung mit fossilen Brennstoffen 4 500 kg Tonnen CO2 pro Haushalt und Jahr. Mit dem Einsatz einer Pelletheizung kann diese CO2-Emission vermieden werden.

seit 2013 mit Unterstützung der Stiftung KliK in der Schweiz eingespart. • Klimaschutzmassnahmen sind in der Schweiz in Form von Verbesserungen der Energieeffizienz und von Emissionsminderungen in den Bereichen Verkehr, Landwirtschaft, Industrie und Gebäude vorgeschrieben. • Die von der Stiftung KliK unterstützten Klimaschutzprogramme reichen von der Biogasnutzung über die Einführung von Elektro- und Hybridbussen, Senkenleistungen von verbautem Schweizer Holz, Gebäudeautomation, Pelletheizungen und klimafreundliche Kälteanlagen bis hin zu

Erstes E-Sammelfahrzeug in Winterthur

Im Jahr 2020 rollte das erste elektrisch betriebene Kehrichtfahrzeug über die Strassen der Stadt Winterthur. Das E-Sammelfahrzeug ist nicht nur ein Blickfang für die Bewohnerinnen und Bewohner, es verursacht auch viel weniger Lärm, stösst keine Abgase aus und verbraucht im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug im Stop-and-Go-Betrieb viel weniger Energie. Damit ist das E-Sammelfahrzeug wesentlich klimafreundlicher. Die Vorteile haben sich in der Praxis bestätigt, sodass in den nächsten drei bis vier Jahren sukzessive sechs weitere E-Sammelfahrzeuge in Betrieb genommen werden. Förderprogramm für mehr Fahrzeug- und Fahrteneffizienz

Ein E-Sammelfahrzeug kostet fast doppelt so viel wie ein Diesel-Sammelfahrzeug. Gemäss Berechnungen sollte sich die Investition nach zehn bis zwölf Jahren amortisiert haben. Bis dahin ist der Einsatz mit hohen Investitionskosten verbunden. Finanzielle Unterstützung hat sich die Stadt Winterthur mit der Teilnahme am «Fahrzeug und Fahrteneffizienzprogramm» geholt. Das Programm, geführt von der Energie-Agentur der Wirtschaft EnAW, einem Partner der Stiftung KliK, fördert Firmen beim Kauf eines elektrischen Nutzfahrzeugs ab 3.5 Tonnen. In den Jahren 2021 und 2022 hat das E-Sammelfahrzeug in Winterthur 12 400 km bzw. 12 700 km zurückgelegt, was einer CO2-Reduktion von 24 Tonnen pro Jahr entspricht. Die Stadt Winterthur hat entsprechend diesen CO2-Reduktionen bisher pro Jahr 3 200 Franken Förderbeiträge erhalten.

Fernwärmeverbünden.

Olivia Guler Kommunikation Inland

Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation KliK Streulistrasse 19 8032 Zürich info@klik.ch www.klik.ch

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Langfristig in nachhaltige Projekte und Unternehmen investieren Photovoltaiklösungen auch für Kleinst-Produzenten

Eine Solaranlage für ein Einfamilienhaus kostet in der Regel zwischen 15 000 und 20 000 Franken. Für viele Eigentümerinnen und Eigentümer ist eine solche Investition nicht einfach zu stemmen. Der Wunsch, den eigenen «grünen» Strom zu produzieren, ist zwar oft vorhanden, aber das nötige Eigenkapital dafür wird an einem anderen Ort mindestens so dringend gebraucht. Mit der Idee, Eigentümern ein «Solar-Abo» anzubieten, hat die 2016 gegründete Firma Younergy Solar E SA eine Lösung für dieses Dilemma gefunden und damit eine Marktlücke entdeckt. Das Prinzip ist einfach: Younergy baut und finanziert die Solaranlage und verkauft den damit gewonnenen Strom an die Bewohnerinnen und Bewohner. Diese verpflichten sich im Gegenzug, den Strom während 20-25 Jahren zu einem vereinbarten Tarif abzukaufen. Die Hausbesitzerinnen und -besitzer müssen sich bei diesem Angebot nicht mit anspruchsvollen Baubewilligungen, Bauabnahmen, Fördergeldanträgen oder Unterhaltsarbeiten herumschlagen – das alles übernimmt Younergy. Zu Beginn hat Younergy mehrheitlich in der französischen Sprachregion der Schweiz Photovoltaikanlagen installiert, inzwischen sind sie aber oft auch in der Deutschschweiz für neue Projekte unterwegs. Bis heute wurden in mehreren Projektetappen gesamthaft über 600 Dächer mit Photovoltaik belegt und in Betrieb genommen. Alle Anlagen in der Schweiz zusammen produzieren so inzwischen gesamthaft ca. 7 000 MWh Solarstrom pro Jahr. Weiterführende Informationen zum Unternehmen finden Sie unter: www.younergy.ch oder über den QR-Code.

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energiezukunft infrastruktur

Die ABS: Sozial, ökologisch und transparent seit über 30 Jahren Die Alternative Bank Schweiz AG (ABS) verwaltet Vermögen im Umfang von 2,7 Milliarden Franken und betreut mehr als 43 000 Kundinnen und Kunden. Die Ausleihungen an Kreditkundinnen und -kunden liegen bei 1.8 Milliarden Franken. Das Geld der Kundinnen und Kunden investiert die ABS langfristig in Projekte und Unternehmen mit sozialer und ökologischer Ausrichtung. Um aufzuzeigen, was das Geld bewirkt, werden sämtliche Kredite veröffentlicht. Darüber hinaus

Regional nachhaltige und bezahlbare Wärmeenergie für drei Gemeinden im Sarganserland

setzt sich die ABS auf verschiedenen Ebenen

«100 % erneuerbare Wärmeenergie für die Region Wangs, Sargans und Mels anbieten» – das war die Vision von drei Unternehmern aus dem Sarganserland. Daraus ist die Pizol Energie AG entstanden, ein Wärmeverbund im Wolfriet Wangs, welcher mit seiner Fernheizzentrale einen Beitrag zu einer nachhaltigen und CO₂-neutralen Energie- und Wärmeproduktion leisten möchte.

zu bewirken.

der Gesellschaft ein, mit dem Ziel, Veränderung

Als sozial und ökologisch orientierte Bank verzichtet die ABS auf Gewinnmaximierung und stellt ihre ethischen Grundsätze immer in den Vordergrund.

Die drei Gründer, Paul Scherrer (Gebrüder Scherrer AG (Haustechnik)), Josef Gall (Josef Gall, Forstunternehmung AG (Holzlieferant)) und Hans Fäh (Hans Fäh AG (Elektroinstallation, Gebäudeautomation und Netzwerk)), haben sich mit dieser Idee zusammengeschlossen und im Jahr 2021 begonnen, die Realisierung des Wärmeverbunds zu planen. Sie wurden dabei unterstützt von Urs Zwingli, welcher mit seinem Ingenieurbüro Calorex AG auf Energietechnik und Wärmeverbünde spezialisiert ist. Der Bau des Wärmeverbunds hat nun im Sommer 2023 begonnen und soll im Herbst 2024 in Betrieb gehen. Die Anlage ist mit einer maximalen Leistung von 6 800 kW ausgestattet und erzeugt damit bis zu 14 000 MWh pro Jahr. Als Brennstoff werden naturbelassene Holzschnitzel aus Wäldern und Sägereien der Region sowie Restholz aus der Holzverarbeitung verwendet. Die Voraussetzungen für eine Holzschnitzelheizung mit Wärmeverbund im Wangser Wolfriet sind ideal. Die hohe Dichte an Grossbezügern auf kurzer Distanz mit den Einkaufszentren und die zentrale Lage der Fernheizzentrale mit sehr guten Verkehrsanbindungen ermöglichen auch für den Ausbau des Fernwärmenetzes Richtung Wangs, Sargans und Mels ein ideales Einzugsgebiet. Letzteres beläuft sich zum jetzigen Zeitpunkt auf 7 500 Trassenmeter. Ihr Erfolgsrezept begann bereits beim Zusammenschluss der Aktionäre: eines Gebäudetechnikers mit langjähriger Erfahrung im Fernwärmebereich, des Holzlieferanten und eines Spezialisten für Elektroinstallationen. Eine Schlüsselrolle für die schnelle Realisierung des Projekts waren die frühzeitige Akquisition der zukünftigen Wärmebezüger und deren Wärmebedarf.

Carola Niederhauser Beraterin Firmenfinanzierung

Peter Senn Berater Firmenfinanzierung

Alternative Bank Schweiz AG Amthausquai 21

Alle diese Aspekte führen dazu, dass die Region um Wangs bald mit 100 % erneuerbarer Wärmeenergie versorgt werden kann.

4600 Olten Tel. +41 62 206 16 16 www.abs.ch

Weiterführende Informationen finden Sie unter www.pizol-energie.ch.

contact@abs.ch

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energiezukunft industrie

Wie sich die Wirtschaft gegen Stromversorgungsengpässe wappnet ...

.... und gleichzeitig die Dekarbonisierung vorantreibt Auch wenn die Abhängigkeit von Energiepreisen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen hat, weil die Industrie weniger energieintensiv geworden ist, bleibt Energieknappheit nach wie vor eine der grössten Bedrohungen für die Wirtschaft. Es gilt daher die Versorgungssicherheit zu stärken. Dieses Bedürfnis lässt sich gut mit dem Kampf gegen die Klimakrise vereinbaren: Klimaschutz und Versorgungssicherheit gehen Hand in Hand.

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AdobeStock.com/Tanarat


energiezukunft industrie

Vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine im Februar 2022 spielten Energieversorgung und Energiekosten in vielen Chefetagen eine untergeordnete Rolle. Dies hat sich dramatisch verändert: Eine kurzfristige Verzehnfachung des Gaspreises und Stromversorgungsengpässe wurden plötzlich Realität. Seither hat sich im Bereich Energieversorgung und Energieeffizienz eine emsige Betriebsamkeit entwickelt. Die Beratungsanfragen bei den Wirtschaftsorganisationen act Cleantech Agentur Schweiz und Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) haben deutlich zugenommen und verschiedene Wirtschaftsverbände – darunter als Gründungsmitglied swisscleantech – haben zusammen mit dem Bundesamt für Energie die Energiespar-Alliance lanciert. Klimaschutz durch Elektrifizierung

swisscleantech, der Verband der klimatauglichen Wirtschaft, setzt sich seit vielen Jahren für eine zuverlässige und erneuerbare Energieversorgung ein – für den Klimaschutz und für die Wirtschaft. Rund 58 % der Schweizer Energieversorgung ist fossiler Natur und muss in den nächsten 25 Jahren durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Wichtigste Massnahme auf diesem Weg ist die Elektrifizierung, welche durch die sinkenden Preise der erneuerbaren Energien möglich wird. Gleichzeitig müssen wir uns aber auf deren Eigenschaften – das schwankende Angebot – einstellen. Vier Strategien für mehr unternehmerische Resilienz

Unternehmen, die ihre Widerstandsfähigkeit in Krisen stärken und die Dekarbonisierung vorantreiben wollen, setzen daher auf vier Strategien: 1. Energieeffizienz durch Betriebsoptimierungen Heute wie in Zukunft bleibt die eingesparte Energie die günstigste. 2. Flexibilisierung der eigenen Nachfrage Wenn das Stromangebot schwankt, schwanken auch die Preise. Wer seine Produktion optimal auf den Strompreis ausrichten kann, wird in Zukunft seine Kosten senken können. 3. Eigenstromproduktion Wer als Firma auf Eigenstromproduktion setzt, macht sich unabhängig. Denn bei der eigenen Solaranlage ist der Preis jeder Kilowattstunde in dem Moment festgelegt, wo die Anlage ans Netz geht. 4. Gemeinsames Engagement für die Versorgungssicherheit Viele Unternehmen verfügen über Notstromaggregate für besonders kritische Geschäftsprozesse. Bringen sie diese Notstromaggregate auch in einen für die Stromversorgung nutzbaren Energiepool ein, kann damit unser Stromsystem weiter gestärkt werden. Eine klimataugliche Energieversorgung bleibt damit eine Herausforderung – auf globaler, nationaler wie unternehmerischer Ebene; eine garantierte Stromversorgungssicherheit war in Vergangenheit eine Illusion und sie wird es auch in Zukunft nicht geben. Doch mit dem richtigen Mindset – mit Wissen, Tatkraft und Optimismus – können wir die Energieversorgung der Zukunft deutlich zuverlässiger und erneuerbar gestalten.

Dr. Christian Zeyer ist Co-Geschäftsführer swisscleantech und Leiter Research. www.swisscleantech.ch

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Dekarbonisierung ist der Schlüssel in die nachhaltige Zukunft Gewerbe und Industrie leisten einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele in der Schweiz. Erste Unternehmen reagieren nicht nur auf verschärfte Vorschriften, sondern haben sich auf den Weg gemacht, ihren CO2-Ausstoss Richtung NettoNull zu reduzieren. Die act Cleantech Agentur Schweiz steht ihnen dabei mit einem massgeschneiderten Angebot zur Seite.

2023 feierte sie ihr 10-Jahres-Jubiläum: Die act Cleantech Agentur Schweiz. Seit Anbeginn unterstützt act im Auftrag des Bundes Unternehmen dabei, ihre Energieeffizienz zu verbessern und ihre Energiekosten zu senken. Das bewährte Netzwerk von erfahrenen Energiespezialist:innen steht inzwischen Hunderten von Betrieben bei, den Grossverbraucherartikel qualifiziert umzusetzen. Energie sparen reicht nicht mehr

Seit der Gründung von act haben sich jedoch die Rahmenbedingungen für die Unternehmen geändert: Einerseits wurden die gesetzlichen Anforderungen im Energiebereich verschärft. Andererseits ist das Treibhausgas CO2 mehr und mehr in den Fokus geraten. Das international vereinbarte Netto-Null-Ziel rückt immer näher und damit die Notwendigkeit, fossile Energieträger komplett zu ersetzen. Das Stichwort heisst «Dekarbonisierung».

Bild: act/Bernard van Dierendonck

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«Viele unserer Kundinnen und Kunden sind über die zunehmend präsenten Auswirkungen der fortschreitenden Klimaerwärmung besorgt. Dazu spüren sie die Schwan-


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kungen der Öl- und Gaspreise», stellt act-Geschäftsleiter Andreas Rothen fest. «Sie merken, dass das fossile Zeitalter zu Ende geht und fragen sich nun, was dies für ihr Unternehmen bedeutet».

act Cleantech Agentur Schweiz Wir unterstützen Unternehmen auf professionelle Weise, ihre CO2-Emissionen zu senken, ihre Energieeffizienz zu verbessern und damit

Um solche Fragen zu beantworten, hat die act Cleantech Agentur Schweiz die «act Dekarbonisierung» entwickelt – ein Programm, das Unternehmen auf ihrem Weg Richtung Netto-Null begleitet. Es bietet ihnen wertvolle Einblicke in ihre Unternehmensprozesse, praxisnahe Instrumente für den Weg Richtung Netto-Null und den bewährten Service aus einer Hand.

Kosten zu sparen. Dank unserer langjährigen Erfahrung bieten wir erprobte Lösungen aus der Praxis und helfen Ihnen, den Weg zum klimaneutralen Unternehmen zu beschreiten. Zusammen mit unserem

Blick auf die Wertschöpfungskette

schweizweiten Netzwerk von branchenspezifi-

Aufgebrochen Richtung Netto-Null ist beispielsweise die Gloor AG in Burgdorf. Das Traditionsunternehmen entwickelt und produziert Armaturen für die Druckregulierund Medizintechnik für den weltweiten Markt. Die Gloor AG hat am Firmenstandort bereits viel investiert, um ihre Umweltbelastung zu reduzieren.

schen Energiespezialist:innen stehen wir Ihnen auch bei der Umsetzung von Massnahmen mit Rat und Tat zur Seite. Melden Sie sich für ein kostenloses Erst-

So ersetzte der Betrieb seine fossile Heizung durch eine Grundwasser-Wärmepumpe. Einen Teil des Stroms dafür liefert eine Solaranlage auf dem Dach. Ausserdem stellte das Unternehmen auf eine energieeffiziente Beleuchtung um. Die Produktionshallen werden derzeit Schritt für Schritt energetisch optimiert.

gespräch und planen Sie mit uns die weiteren Schritte! Damit Sie sich weiterhin mit voller Energie auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

Für die Gloor AG entsprach die Anmeldung zur act Dekarbonisierung einer logischen Fortführung der bereits laufenden Anstrengungen. Wie bei vielen Unternehmen entstehen nebst den Treibhausgasemissionen am Firmenstandort weitere Emissionen entlang der gesamten Lieferkette. Diese gelangen beispielsweise bei der Gewinnung von Rohstoffen, der Herstellung von Vorprodukten oder beim Warentransport in die Atmosphäre. Um die Klimaziele zu erreichen, spielen diese indirekten Emissionen eine entscheidende Rolle, denn sie übersteigen den direkten Ausstoss oft mehrfach. Im Einklang mit anerkannten Standards

Das act-Team analysierte auf Basis international anerkannter Richtlinien sämtliche Geschäftstätigkeiten des Schweizer Industrieunternehmens. Ihre Erkenntnisse fassten die Fachleute in einem sogenannten Corporate Carbon Footprint zusammen: Einem Bericht der sämtliche Treibhausgasemissionen genau bilanziert. Dieser Bericht zeigte auf, dass insbesondere die Produktion sowie der Transport von Rohstoffen wie Messing grosse Mengen an Emissionen verursachen.

Martin Ruff Leiter Verkauf

Die Treibhausgasbilanz der act Dekarbonisierung stützt sich auf die aktuelle Version des Greenhouse Gas (GHG) Protocols. Dabei handelt es sich um die am weitesten verbreitete Standardreihe zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen. Mit der umfassenden Bilanzierung vollzog die Gloor AG einen wichtigen Schritt, um sich auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten. Dank der soliden Datenbasis des Corporate Carbon Footprint kann sich das Unternehmen sinnvolle Reduktionsziele setzen, die im Einklang mit der internationalen Klimaschutzpolitik stehen. Diese Ziele können auf Wunsch des Kunden zusätzlich durch das wissenschaftlich basierte Nachhaltigkeitsprogramm SBTi anerkannt werden. Im Bericht wurden zudem bereits konkrete Massnahmen erarbeitet, um die CO2-Emissionen im Laufe der kommenden Jahre systematisch zu senken.

act Cleantech Agentur Schweiz Brandschenkestrasse 6 8001 Zürich Tel. 058 750 05 00 info@act-schweiz.ch www.act-schweiz.ch

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energiezukunft industrie

Electricity 4.0:

Nachhaltig & rentabel wirtschaften Mit der Zustimmung zum neuen Klimaschutzgesetz hat die Schweiz in diesem Jahr einen wichtigen Schritt in Richtung CO2-Neutralität bis 2050 unternommen. Schon in sieben Jahren soll der C02-Ausstoss gesamthaft um die Hälfte gesenkt werden. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, ist ein konsequenter Verzicht auf fossile Energieträger unabdinglich. Daraus folgt, dass Sektoren wie Gebäude, Mobilität oder Industrie umfassende Massnahmen zur Emissionsreduktion umsetzen müssen. Gemeinsam befähigen sie dazu, die Dekarbonisierung voranzutreiben, Produktionsstätten und Wertschöpfungsketten nachhaltiger zu gestalten und dabei wirtschaftlich rentabel zu arbeiten. Dieses Konzept – die Verheiratung von Elektrizität und Digitaltechnik – heisst bei Schneider Electric Electricity 4.0. Das Konzept Electricity 4.0

Die fortschreitende Elektrifizierung immer neuer Bereiche sowie der damit einhergehende, steigende Energieverbrauch zeugen von der Relevanz des Ansatzes. Denn der Weg in eine klimaneutrale Zukunft hat zwei wesentliche Aspekte. Der erste ist ein stetiger Ausbau regenerativer Energiequellen, was besonders vor dem Hintergrund des mittelfristigen Ausstiegs aus der Kernenergie immer wichtiger wird. Mit der vermehrten Netzeinspeisung dezentraler Erzeuger gehen aber auch neue Anforderungen an die Netze einher. Und hier kommt der zweite Aspekt ins Spiel: Es braucht digita-

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energiezukunft industrie

Firmenhintergrund Schneider Electric Schweiz Wir bei Schneider glauben, dass der Zugang zu Energie und digitaler Technologie ein grundlegendes Menschenrecht ist. Wir befähigen alle, ihre Energie und Ressourcen optimal zu nutzen, und sorgen dafür, dass das Motto «Life Is On» gilt – überall, für jeden, jederzeit.

lisierte und intelligente Steuerungen, um Verfügbarkeit, Sicherheit sowie Netzqualität zu gewährleisten. Intelligente Geräte, Apps und Softwareapplikationen machen dies möglich. Mess- und Überwachungstechnik befähigen dazu, die Verteilung von Energie zu optimieren, und machen zugleich das Unsichtbare sichtbar. Denn im Zuge der Digitalisierung werden Daten verfügbar, die tief greifende Einblicke in Prozesse und Abläufe geben. Mit einer Analyse dieser Daten offenbaren sich Einsparpotentiale, Möglichkeiten der bedarfsgerechten Verteilung oder Speicherung. Und das Schöne dabei: Oft reichen schon kleine Massnahmen aus, um beachtliche Erfolge zu erzielen. Vorteile für die Industrie

Wir bieten digitale Energie- und Automatisierungslösungen für Effizienz und Nachhaltigkeit. Wir kombinieren weltweit führende Energietechnologien, Automatisierung in Echtzeit, Software und Services zu integrierten Lösungen für Häuser, Gebäude, Datacenter, Infrastrukturen und Industrie. Zur Schneider Electric Schweiz gehören die Unternehmen Schneider Electric (Schweiz) AG und Feller AG. Die Gruppe beschäftigt in der Schweiz rund 700 Mitarbeitende und wird von Tanja Vainio, Country President Schneider Electric Switzerland geführt. www.se.com/ch

Insbesondere die Industrie profitiert von Elektrifizierung und Digitalisierung. Elektrische Energie lässt sich vielseitig und effizient in Produktionsstätten einsetzen. Und kaum eine Energieform ist so effizient wie elektrischer Strom. Wird dieser in eine andere Energieform umgewandelt, nimmt nur ein Bruchteil der zugeführten Energie eine unerwünschte Energieform an. So erreichen die effizientesten Elektromotoren Wirkungsgrade von deutlich über 90 Prozent. Im Vergleich dazu schaffen selbst die effizientesten Verbrennungsmotoren kaum 50 Prozent. Zudem schafft die Digitalisierung der Produktion eine zuvor unbekannte Transparenz, um herauszufinden wo, wann und wie viel Energie verbraucht wird. Dabei fallen Daten an, auf deren Basis sich Produktionsprozesse deutlich effizienter gestalten lassen. Gleichermassen Nachhaltig und rentabel

Lassen sich Anlagen auf Basis fundierter Datenanalysen fahren, sind damit deutliche wirtschaftliche Vorteile verbunden. Und dies nicht nur in Sachen Energie. Produktionsprozesse profitieren von einer erhöhten Datentransparenz ebenso wie beispielsweise die Wartung. Technikpersonal, das weiss, wo ein defektes Bauteil zu finden ist, ist um ein Vielfaches effizienter als ein Servicetrupp, der etwa ein fehlerhaftes Ventil lange sucht. Vorausschauend gewartete Anlagen – auch dies macht die Digitalisierung möglich – sind ausfallsichere und damit nachhaltigere Anlagen. Schon dieser kurze Abriss macht deutlich: Electricity 4.0 ist keine Zukunftsmusik. Alle Technologien zur erfolgreichen Umsetzung des Konzepts sind in bewährter Form verfügbar. Für Gebäude, Rechenzentren, Industrie oder Stromnetze stehen intelligente Lösungen bereit. Für deren Einsatz ist es höchste Zeit. Digitalisierung hilft dabei, ökologische und ökonomische Ziele von Unternehmen miteinander zu verbinden, und leistet so einen Beitrag zur Erreichung der Schweizer Dekarbonisierungsziele.

Tanja Vainio Country Präsidentin Schneider Electric Schweiz

Schneider Electric (Schweiz) AG Worbstrasse 187 3073 Gümligen Tel. +41 31 917 33 33 www.se.com/ch

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energiezukunft industrie

Von der Tankstellenbetreiberin zur Elektro-Innovatorin Beim Firmennamen Agrola AG denken viele Leute an Zapfsäulen oder Tanklastwagen. Doch das Unternehmen will auch bei der Schaffung einer nachhaltigen Energiezukunft eine tragende Rolle spielen. Dafür richtet es den Fokus auf Mobilität, Photovoltaik und Wärme.

Die Roadmap des Bundes macht klar, dass die Zukunft der Mobilität elektrisch sein wird. Deshalb engagiert sich Agrola zusammen mit den Landi Genossenschaften für den Aufbau eines nationalen Schnell-Ladenetzes. Dabei werden Standorte im ländlichen Gebiet signifikant ausgebaut. «Wir von Agrola verschliessen uns dem Wandel nicht, sondern nutzen die Chancen, die sich daraus ergeben», erklärt Ueli Wintsch, Leiter Abteilung Tankstellen/POS. Vor über 60 Jahren begann die Reise von Agrola als Pionierin im Tankstellenkonzept. «Doch unsere Vision reicht über Zapfsäulen und Co. hinaus», betont Wintsch. In einer Welt, in der Massnahmen gegen den Klimawandel getroffen werden müssen, hat das Unternehmen seine Rolle neu definiert und gestaltet

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energiezukunft industrie

Über die Agrola AG Agrola ist eine Schweizer Energiedienstleisterin und eine Tochter der fenaco Genossenschaft. 1957 gegründet und im ländlichen Raum verwurzelt, ist die Firma eine Partnerin der lokalen Landi. Agrola gehört zu den grössten Tankstellenanbietern der Schweiz mit über 400 Standorten und baut ihr Angebot an Schnell-Ladestationen und Wasserstoff-Tankstellen laufend aus. Das Unternehmen mit

die Energiezukunft aktiv mit. Dies, indem man der Kundschaft Zugang zu Energielösungen ermöglicht, die sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll sind.

Sitz in Winterthur (ZH) beschäftigt rund 150 Mitarbeitende schweizweit.

Eine Schlüsselrolle spielen die modernen Ladelösungen für Mehrfamilien- und Geschäftshäuser, die Agrola anbietet. Diese bauen gezielt Hürden ab, die beim Wechsel auf Elektrofahrzeuge auftreten. So birgt etwa das Installieren von Ladeinfrastrukturen in Wohn- und Gewerbebauten Konfliktpotenzial, weil unterschiedliche Bedürfnisse, eine unübersichtliche Systemlandschaft sowie Unklarheiten bei der Abrechnung zusammenkommen. «Wir lösen dieses Problem mit einem pragmatischen Rundum-sorglos-Ansatz», erklärt Andreas Maurer, Leiter Abteilung Ladelösungen. Für Verwaltungen bietet man etwa mit «Charge IMMO» ein Paket an, das Beratung, Installation sowie das Heranführen der Mieter:innen umfasst. Die Sonne effizient nutzen

Bei Neubauten oder Sanierungen wird die Integration nachhaltiger Energielösungen immer wichtiger. Denn selbst produzierter Strom trägt zum Klimaschutz bei und bietet ein enormes finanzielles Sparpotenzial. Photovoltaik-Anlagen sind hierfür eine ideale Lösung, vor allem in Kombination mit Batteriespeichern und einer dezentralen Steuereinheit. Damit lässt sich die selbsterzeugte Energie noch effektiver für E-Mobilität und Netzdienstleistungen nutzen. Die sogenannten Microgrids steuern die Energieflüsse im System automatisch, glätten Lastspitzen und entlasten damit auch das öffentliche Stromnetz. Des Weiteren bietet Agrola den Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) an und ermöglicht es Besitzer:innen von Wohn- und Zweckbauten, ihren selbst produzierten, nachhaltigen Solarstrom gemeinsam mit der Nachbarschaft zu nutzen. Auch im Grünen geht’s noch grüner

Die Landwirtschaft bietet ihrerseits enorme Chancen für eine nachhaltige Energiezukunft. So eignen sich etwa die Dachflächen von Ställen ideal, um Solarenergie zu erzeugen. Erweitert man eine PV-Anlage um einen Batteriespeicher, lässt sich der selbst produzierte Solarstrom bedarfsgerecht nutzen. Auf diese Weise steuern Landwirt:innen ihren Eigenverbrauch und verwalten ihre Energie selbst. Nebst der Nutzung des Solarstroms auf dem Hof haben sie zudem die Möglichkeit, diesen zu verkaufen. Klimafreundliche Wärme mit Holz-Pellets

Nebst der nachhaltigen Stromerzeugung steht bei Agrola auch die Heizthematik im Fokus. Hier bietet das Heizen mit Holz-Pellets eine CO2-neutrale Alternative zu fossilen Brennstoffen. «Wir sind sowohl im Handel als auch Vertrieb von Holz-Pellets führend und verfügen über 20 Jahre Erfahrung», sagt Siegfried Blum, Fachspezialist Holz-Pellets. Über 80 Prozent der Pellets stammen aus Schweizer Produktion und für eine erhöhte Versorgungssicherheit investiert Agrola laufend in eine stabile Lager- und Logistiksituation. Heute betreibt sie schweizweit sechs Lager.

AGROLA AG Theaterstrasse 15a 8401 Winterthur Tel. +41 58 433 80 02 www.agrola.ch

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Zusammenarbeit für gemeinsame Ziele

Bild: stock.adobe.com/Anucha

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energiezukunft gebäudetechnik

Ohne moderne Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik werden die Klimaziele nicht erreicht und die Energiewende nicht gelingen. Die Heizungsindustrie ist sich ihrer Aufgabe und Verantwortung bewusst und hat dies auch mit innovativen Produkten bewiesen. Bereits 2019 wurden erstmals mehr erneuerbare Heizsysteme verkauft als fossile. Vor allem Wärmepumpen weisen ein enormes Verkaufswachstum auf. Die Energiewende ist also in vollem Gange. Stellt uns aber auch immer wieder vor Herausforderungen. In den letzten Jahren haben nebst der Klimadiskussion auch weltpolitische Ereignisse die Energiepolitik stark und teilweise unmittelbar beeinflusst. Zudem gibt es immer neue Vorgaben, die es zu beachten gilt, nationale wie internationale. Und nicht zuletzt braucht es Fachkräfte, die die erneuerbaren Wärmesysteme qualitativ hochwertig planen, installieren und unterhalten können. «Zusammenarbeit für gemeinsame Ziele»: Unter dem Dach von GebäudeKlima Schweiz (GKS) haben sich Hersteller und Lieferanten von Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik vor bald 15 Jahren zusammengeschlossen, um genau solche Herausforderungen anzugehen. Kommunikation, Austausch, Bildung

Mit regelmässigen Berichten gibt GKS Einblick in die Branche, zeigt Entwicklungen auf und wirbt für Verständnis, wenn neue Ausgangslagen Zeit zur Anpassung erfordern. Im Austausch mit Partnerverbänden, Behörden und Politik versuchen wir laufend, ideale Rahmenbedingungen für alle zu schaffen, etwa mit Stellungsnahmen zu Vernehmlassungen oder einem jährlichen Round Table Gebäudetechnik. Die Schweiz ist aber auch gefordert, nicht durch vorauseilenden Gehorsam den Markt zu behindern, denn die Heizungs-, Lüftungs- und Klimaindustrie ist europäisch beziehungsweise international organisiert. Als Hilfestellung für Installationsfirmen erarbeitet GKS in Fachgruppen Merkblätter und Normen. 2023 erweiterten wir ausserdem unser Aus- und Weiterbildungsangebot mit einem Quereinsteiger-Kurs Wärmepumpen sowie einem Einführungsmodul im Rahmen des bewährten Lehrgangs Fachfrau/Fachmann für Wärmesysteme, um Fachkräfte für die Zukunft zu begeistern. Stimme der Industrie für alle

Das alles sind aber nur Zwischenetappen. Denn die Energiewende ist längst noch nicht abgeschlossen. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle auch für zukünftige Entwicklungen offen bleiben und weiter mitgestalten. Die Hersteller und Lieferanten von Gebäudetechnik machen dies mit technisch innovativen Lösungen, aber auch mit Knowhow. GKS stellt dieses als gebündelte Stimme der Industrie allen zur Verfügung, die wie wir für gemeinsame Ziele zusammenarbeiten wollen.

Konrad Imbach ist Geschäftsleiter GebäudeKlima Schweiz www.gebaeudeklima-schweiz.ch

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energiezukunft gebäudetechnik

Smarte Wärmepumpen

«SmartGuard ist für alle Beteiligten ein Gewinn» In Merenschwand AG hat Martin Konrad in seinem Einfamilienhaus die 14 Jahre alte Ölheizung durch eine moderne Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Free Cooling von Meier Tobler ersetzt. Wie sie gerade arbeitet, sieht er jederzeit auf der App von Meier Tobler, die nun genauso zu seiner Anlage gehört wie das neue SmartGuard. Bei Bedarf kann Martin Konrad die Wärme regulieren oder sofort erkennen, sollte einmal eine Störung auftreten. «Für mich ist die App wirklich nice to have», betont er, «wichtiger ist jedoch, dass wir nun eine neue und umweltfreundliche Heizung im Haus haben, mit der wir im Sommer zudem von Free Cooling profitieren können.» Die Anlage umfasst zudem neu einen Oertli 400-Liter-Boiler sowie einen Oertli SHW 307 300-Liter-Heizungsspeicher. Eine Steuerung für alle

Die Oertli SI-GEO 3-12 SQ Sole-Wasser-Wärmepumpe, die nun in Martin Konrads Haus zum Einsatz kommt, ist für seinen Installateur Paul Waltenspül von der Pfiffner AG keine Unbekannte: «Ich habe seit vier Jahren dieselbe Wärmepumpe auch bei mir im Haus.» Dieses steht gleich nebenan, er ist der Nachbar der Konrads. «Zudem habe

Die Anlage mit der Oertli SI-GEO 3-12 SQ Sole-Wasser-Wärmepumpe auf einen Blick.

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energiezukunft

gebäudetechnik

Erfreut über die erfolgreiche Umsetzung (v. l.): Urs Oeschger, Selim San, Martin Konrad und Paul Waltenspül; rechts der blaue SmartGuard Gateway.

Für Private und Installationsprofis im Einsatz Meier Tobler ist das sympathische Schweizer Haustechnik-Unternehmen, das mit bestens bewährtem Fachwissen, einem breiten Sortiment und rund 1300 engagierten Mitarbeitenden für seine Installations- und Privatkundschaft im Einsatz steht und für einfach gute Lösungen sorgt. Die eigene Serviceorganisation betreut schweizweit eine Vielzahl an Heizungs- und Klimatierungsanlagen – einerseits über die eigenen Serviceprofis, andererseits über das Online-Diagnostik-Tool SmartGuard. Für Fachleute stellt Meier Tobler über die 47 Marchés sowie den e-Shop die Versorgung mit Handelsund Montageprodukten sicher.

ich sie schon an anderen Orten eingebaut», sagt er. «Es ist eine zuverlässige und effiziente Wärmepumpe, die ich sehr gerne empfehle. Hier im Haus haben wir jetzt die neueste Generation dieses Modells.» Diese verfüge zudem über SmartGuard 2.0, die neueste Version des Online-Diagnostik-Tools von Meier Tobler, fügt Urs Oeschger, Key Account Manager bei Meier Tobler, an. «Im Gegensatz zu früher steuert SmartGuard nun auch die Wärmepumpe.» Mit der Cloud verbunden

Dass die Wärmepumpe über SmartGuard läuft, zeigt sich im Heizungskeller am eleganten blauen Kästchen an der gegenüberliegenden Wand. «Es handelt sich dabei um das Gateway, das über das Mobilfunknetz mit der Ferndiagnostikzentrale in Schwerzenbach verbunden ist», erklärt Servicetechniker Selim San. Er hat nach der Installation durch Paul Waltenspül und sein Team die Inbetriebnahme der Anlage ausgeführt. «Dazu gehörten zum Beispiel die Kontrolle der hydraulischen und elektrischen Anschlüsse, das Programmieren der Grundeinstellungen und das Durchführen verschiedener Tests sowie – für uns ganz besonders wichtig – die persönliche Instruktion für den Kunden.» Bei der Inbetriebnahme wird das Gateway mit der SmartGuard-Cloud verbunden. «Danach kümmern sich die beiden Ferndiagnostiker bei Meier Tobler um die Anlage und erkennen allfällige Warnungen und Störungen laufend online anhand einer Liste. Jedes Problem kann aufgrund des jeweiligen Fehlercodes grob eingeschätzt und daraufhin bearbeitet werden. Das meiste lösen die Ferndiagnostiker direkt hier aus der Ferne, ohne dass ein Mitglied des Meier Tobler Serviceteams vor Ort gehen muss.» Einfache Handhabung

Direkt am Gateway befindet sich auch ein QR-Code, der es sowohl für die Eigentümerinnen und Eigentümer als auch für die Installateurinnen und Installateure einfach macht, mit der nötigen Berechtigung über die App auf die jeweilige Anlage zuzugreifen. Martin Konrads Heizung erscheint entsprechend auch bei Paul Waltenspül auf dem Smartphone: «Das hilft mir ebenso, bei Fragen schnell auf die Wärmepumpe zu schauen und, je nachdem, mit dem Ferndiagnostiker von Meier Tobler Kontakt aufzunehmen.» Er habe bereits einige Anlagen seiner Kundinnen und Kunden in der App von Meier Tobler, was sehr attraktiv sei. «SmartGuard ist dank der einfachen Handhabung und der vielen Vorteile für alle Beteiligten ein Gewinn», sagt Urs Oeschger abschliessend.»

Meier Tobler AG 8603 Schwerzenbach 8902 Urdorf 7000 Chur 3006 Bern 1806 St-Légier-La Chiésaz 1228 Plan-les-Ouates 6814 Lamone www.meiertobler.ch

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energiezukunft gebäudetechnik

Wärmepumpen seit 25 Jahren mit Gütesiegel Die Qualität von Wärmepumpen, Erdwärmesonden, Heizungsinstallationen und Dienstleistungen stand für die Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz (FWS) und ihre Mitglieder seit ihrer Gründung 1993 im Fokus. Bereits 1998 unterstrich man dieses Anliegen mit der Inkraftsetzung des ersten Gütesiegel-Reglements. Bis heute hat sich die Technologie rund um die Wärmepumpe, aber auch ihr Qualitätsausweis, ständig weiterentwickelt.

Mit der Annahme des Klimaschutzgesetzes hat sich das Schweizer Stimmvolk für die Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 sowie das sogenannte Netto-Null-Ziel sowie entsprechende Zwischenziele ausgesprochen. Auf erneuerbare Energien umzusatteln, insbesondere beim Heizen, ist dabei unverzichtbar. Qualität schafft Vertrauen

Aktuell in der Schweiz gültige Gütesiegel werden auf der Webseite der FWS unter Qualitätssicherung aufgeführt.

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Das heutige Bauen ist verbunden mit vielen Auflagen, Vorgaben und Richtlinien, welche eingehalten werden müssen. Das kann mitunter herausfordernd sein und verlangt von Auftraggebenden viel Vertrauen in die Fachpersonen. Ein Gütesiegel weist aus, dass ein Produkt von offizieller Stelle und unabhängig geprüft wurde. Dass es die Merkmale erfüllt, welche in seinem Zusammenhang für unerlässlich erachtet werden, und dass es seinen Bestimmungszweck in vorgegebener Weise erledigt. Sei es in Bezug auf Technik, Effizienz oder Design. Kurzum, ein Gütesiegel bestätigt Qualität und schafft damit Vertrauen.


energiezukunft gebäudetechnik

Energieeffizienz und Betriebssicherheit

Über die FWS

Für die Wärmepumpe sind Eigenschaften wie die Energieeffizienz und die Betriebssicherheit qualitätsbestimmende Merkmale. Entsprechend zeichnen sich gute Geräte durch Zuverlässigkeit und Langlebigkeit aus. Beim Hauseigentümer-Verband spricht man bei Wärmepumpen von einer Lebensdauer von 20 Jahren, bei Erdwärmesonden von 40 Jahren. Die Investition in eine Heizungsanlage muss über diesen Zyklus betrachtet werden.

Die Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz FWS ist ein Zusammenschluss von Unternehmen aus den Bereichen Wärmepumpenhersteller/-lieferanten, Bohrfirmen, Planungs- und Installationsunternehmen, Energieversorger, Verbände und kantonale Organisationen. Er ist hierzulande der führende Fachverband im Be-

Ein Wärmesystem soll auch ohne Aufsicht verlässlich die eingestellte Temperatur halten können. Ausserdem ist es Voraussetzung, dass der Endkunde einfache Regulierungen und Veränderungen der Einstellungen dank einfacher Bedienung selbstständig vornehmen kann. Wenn Wärmepumpen mit möglichst wenig elektrischer Antriebsenergie möglichst viel Wärme produzieren, sind sie energieeffizient.

reich Wärmepumpen. Der Verein zählt heute über 750 Mitglieder. Firmen, welche sich für erneuerbare Energien einsetzen, befinden sich unter einem Dach. www.fws.ch Die FWS zeigt sich seit einem Vierteljahrhun-

Entscheidungshilfe beim Wärmepumpenkauf

dert verantwortlich für Qualitätssicherung bei

Das Gütesiegel bei einer Wärmepumpe unterstützt Endverbraucher bei der Beurteilung der unterschiedlichen Fabrikate. Die Bemessungskriterien sind klar definiert und einheitlich, womit ein Vergleich gut möglich ist. Man muss nicht fachkundig sein, denn das von unabhängiger Seite geprüfte Produkt besitzt mit dem Label einen wichtigen Qualitätsausweis. Die von der Branche vorgegebenen Merkmale sind bei einer Wärmepumpe mit Gütesiegel erfüllt, was als Orientierungshilfe dient und das Auswahlverfahren vereinfacht. Zusätzlich sichert man mit dem Kauf eines qualitativ hochstehenden Produktes seine Investition in die Heizungsanlage ab.

Wärmepumpen, Bohrfirmen und Wärmepumpen-Warmwasserbereiter. In Zusammenhang mit diesem Auftrag bildet sie zusammen mit weiteren führenden Verbänden der Gebäudetechnik die Trägerschaft des WärmepumpenSystem-Moduls, eines Schweizer Standards für die optimale Planung, Erstellung und den Betrieb von Wärmepumpe-Anlagen bis 15 kW Heizleistung. Dieser wurde in Kooperation von

Beurteilungskriterien für Wärmepumpen

Herstellern, Lieferanten, Installateuren und Ver-

Seit 2005 sind die Qualitätssicherungsverfahren der Fachverbände Wärmepumpen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland 2005 konsolidiert. Heute vergeben die nationalen Verbände Gütesiegel für Raumheizungs-Wärmepumpen und Wärmepumpenboiler. Bei allen Bauarten von elektrisch angetriebenen und in Serie hergestellten Wärmepumpen bis 400 kW Heizleistung wird in einem akkreditierten Prüf- und Testzentrum die unabhängige Messung von Effizienz, Schallemissionen, Einsatzgrenzen und Sicherheitseinrichtungen basierend auf aktuellen europäischen Prüfnormen durchgeführt. Das Gerät muss minimale Effizienzwerte erfüllen, welche höher als die gesetzlichen Mindestwerte liegen.

bänden hin begründet und entwickelt.

Qualität dank Weiterbildung

Stephan Peterhans Ressort Politik/Rahmenbedingungen

In Bezug auf die Installationsfirmen engagiert sich die FWS mit Aus- und Weiterbildungen in der Qualitätssicherung. Heizungsfachleute erlangen ihr Wissen in der Grundausbildung, in Meister- und Technikerlehrgängen sowie im Studium Gebäudetechnik. Es gibt aber spezifisches Know-how, welches in den genannten Ausbildungen (noch) nicht behandelt wird. Auf diese Kenntnisse sowie die technologischen Entwicklungen konzentrieren sich die Lehrangebote der FWS, welche in Zusammenarbeit und mit der Unterstützung von Branchenführern erarbeitet werden. Die regelmässigen Tagungen, ERFA-Workshops und Ausbildungsmodule stellen sicher, dass Heizungsfachbetriebe auf dem neuesten Stand der Technik sind. Die Mitglieder der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz unterstützen den Verband in seinen Aktivitäten. Somit engagieren sie sich hinsichtlich der Weiterentwicklung und Formulierung von vernünftigen und anwendbaren Normen, Richtlinien, Gesetzen und Verordnungen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele gemäss Pariser Klimaabkommen.

Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz FWS Steinerstrasse 37 3006 Bern Tel. 031 350 40 65 Fax. 031 350 40 51 info@fws.ch

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energiezukunft gebäudetechnik

Gutes Raumklima dank modernem Lüftungssystem

Gute Luft für gute Laune

Das alte Bauernhaus wurde über die Jahre immer wieder sanft renoviert. Doch aufgrund fehlender Abdichtungen und Lüftungsmöglichkeiten blieben stets da und dort Schimmelprobleme bestehen. Diese gehören nun der Vergangenheit an: Dank des modernen Lüftungssystems ist ein kontinuierlicher Lüftungsintervall garantiert und das Raumklima konnte deutlich verbessert werden. Dank Lüftungssystemen hat Schimmel keine Chance

Das Spezielle dieses Projektes ist es, eine montagefreundliche und platzsparende Lösung für eine moderne Wohnraumlüftung in einem alten Wohnhaus gefunden zu haben.

«Trotz kontinuierlicher Renovationsmassnahmen hatten wir in den letzten Jahren immer wieder Schimmelprobleme», erklärt Reto Hürlimann, Eigentümer des 6 ½-Zimmer Bauernhauses. Denn durch das 60-70 cm dicke Mauerwerk dringt kapillar Feuchtigkeit durch. Zudem liegt der Kellerraum halbgeschossig im Erdreich. «Mit dem Lüftungssystem wollten wir den Luftaustausch verbessern, was wir auch erreicht haben», erläutert Hürlimann weiter. Durch die in verschiedenen Räumen installierten Lüftungsgeräte konnte der manuelle Lüftungsintervall deutlich reduziert werden. «Zudem ist auch Querlüftung möglich, was zu einem sehr raschen Luftaustausch führt. Das ist gerade bei starken Geruchsausdünstungen, zum Beispiel nach einem feinen Fondue, hilfreich», erzählt Hürlimann. Gute Luft dank Lüftungsgeräten

«Bei der Planung einer Lüftungsanlage ist es wichtig, einen geeigneten Standort zu finden», erklärt Stefan Schürmann, Berater für Planer und Architekten bei STIEBEL ELTRON. «Bei einem bestehenden Gebäude ist das nicht immer ganz einfach.» Dies auch deshalb, weil bei einer Sanierung das Unterbringen der erforderlichen Lüftungsrohre einer zentralen Lüftungsanlage erschwert ist. Beim Bauernhaus in Densbüren waren die Pendellüfter auch deshalb die ideale Lösung, weil ein zentrales Gerät vom Objekt her gar nicht in Frage gekommen wäre. Darüber hinaus ist die Auslegung wichtig, damit die Anlage richtig dimensioniert und an das Luftvolumen der Räume angepasst wird. Sind solche Probleme in der Theorie einmal gelöst, steht in der Praxis nichts mehr im Weg. «In der Tat ist die Montage an sich wirklich sehr einfach», erzählt der Eigentümer weiter. Zwar ist er auch ein Mann vom Fach. Aber dennoch bestätigt er: «Wir haben alles in ein paar wenigen Tagen fertig installieren können.» Und ist das Gerät einmal installiert, ist die verbesserte Luftqualität deutlich spürbar. «Wir können das aus Erfahrung und mittels Messungen bestätigen», bekräftigt Oliver Joss, Technischer Vertriebsingenieur bei STIEBEL ELTRON. In der Lüftungsanlage integriert ist nämlich ein Luftqualitätssensor, welcher permanent den CO2-Gehalt der Luft misst und entsprechend die Lüftung reguliert. Das dezentrale Lüftungsgerät LWE-W 115 P Plus

Das dezentrale Lüftungsgerät LWE-W 115 P Plus ist dank seiner Installationsfreundlichkeit besonders gut geeignet sowohl für Neubau aber auch bei Sanierungen. Der

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energiezukunft gebäudetechnik

STIEBEL ELTRON AG Seit der Firmengründung in der Schweiz ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen. Mittlerweile beschäftigt STIEBEL ELTRON Schweiz gegen 220 Mitarbeitende im Innenund Aussendienst. Die Firma erzielt einen Jahresumsatz von ca. 170 Mio. Franken. 2006 wurde ein eigener Kundenservice aufgebaut und damit das Dienstleistungskonzept erweitert. 2012 konnte der neue ENERGY CAMPUS an verkehrsgünstiger Lage in Lupfig eröffnet werden. Der neue Firmensitz steht ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit: Als erstes Gebäude im Kanton Aargau erhielt das Kompetenzzentrum das Minergie-P-Label inklusive Lagerhalle. Der Einbau erfolgt über quadratische Wanddurchbrüche.

Einbau erfolgt über quadratische Wanddurchbrüche. Der Elektroanschluss kann ganz einfach auf der Innenseite der Ventilatoreneinheit vorgenommen werden und ist dadurch äusserst leicht zugänglich. Der AC-Lüfter sorgt für eine optimierte und leise Betriebsweise. Dank des gegendruckstabilen Axiallüfters ist es auch für den Einsatz an windexponierten Lagen geeignet. Dank der schlagregendichten Aussenblende kann das Lüftungsgerät direkt an der Fassade angebracht werden. Der effiziente Wärmeübertrager aus Aluminium sorgt dafür, dass eine Wärmerückgewinnung möglich ist. Die einströmende Luft wird durch den Pollenfilter gereinigt – was ideal ist für Allergiker. Davon kann auch der Eigentümer berichten, der rundum zufrieden ist mit der Lösung. «Unsere bisherigen Erfahrungen sind wirklich sehr positiv», bestätigt Hürlimann. «Der Pendellüfter erspart das manuelle Lüften. Wir haben tatsächlich keinen Schimmel mehr und allgemein eine bessere Luftqualität.»

André Prévôt vom Labor für Atmosphärenchemie am PSI (Foto: Paul Scherrer Institut/Markus Fischer)

Zum Projekt

Das Spezielle dieses Projektes ist eine montagefreundliche und platzsparende Lösung für eine moderne Wohnraumlüftung in einem alten Wohnhaus gefunden zu haben. Die grösste Herausforderung war es, sämtliche Stromkabel sauber in Kabelkanälen unterzubringen und zu einem zentralen Punkt für die Regelung zu führen. Besonders gelungen ist der einfache Einbau der dezentralen Lüftungsgeräte, die effiziente Wärmerückgewinnung und die Tatsache, dass die Geräte so leise sind. Am meisten Freude bereitet die stets sehr gute Luftqualität im Haus! Zudem ist keine Luftzugwirkung spürbar und die Schimmelprobleme gehören der Vergangenheit an. Die verwendete Technik: LWE-W 115 P Plus

- Dezentrales Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung für Neubau und Sanierung - Kompakte Lüftereinheit ermöglicht schnellen Filterwechsel und Sichtkontrolle des Wärmeübertragers ohne Werkzeug - Keine Laufspuren an der Fassade durch Wegleitung des Kondensats vom Mauerwerk - Leise im Betrieb - Wärmeübertrager aus Aluminium ermöglicht eine besonders schnelle und hygienische Reinigung - Hohe Feuchterückgewinnung durch Aluminium-Wärmeübertrager

Stiebel Eltron AG Gass 8 5242 Lupfig Tel. 056 464 05 00 info@stiebel-eltron.ch www.stiebel-eltron.ch

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energiezukunft gebäudetechnik

Nachhaltigkeit kostet erst mal, und das ist gut so Ökologie und Ökonomie auf einen Nenner zu bringen, ist im Immobilienbereich herausfordernd, aber möglich. Rafik Awad, Portfoliomanager Real Estate, erklärt, wie dabei vorgegangen wird. Der Immobiliensektor emittiert rund 25 Prozent der gesamten Treibhausgase der Schweiz. Welchen Beitrag leistet das Asset Management der Zürcher Kantonalbank, um die CO2Emissionen zu senken?

Rafik Awad: Das Ziel ist klar: Spätestens 2050 sind die vom Asset Management der Zürcher Kantonalbank betreuten Immobilienportfolios klimaneutral. Gleichzeitig haben wir die finanzielle Verantwortung für unsere Anlegerinnen und Anleger im Blick. Es sind dies mehrheitlich Vorsorgeinstitute, die auf eine stete und marktgerechte Rendite zur Sicherung der Rentenversprechen angewiesen sind. Wir müssen also beides schaffen, Nachhaltigkeit und Rentabilität. Und wie schafft ihr das? Nachhaltigkeit ist nicht gratis.

«Wir sind auf gutem Weg, alle unsere Immobilien bis 2050 klimaneutral betreiben zu können.» (Foto: David Ramseier)

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Nachhaltigkeit kostet uns erst mal was, und das ist gut so. Weshalb? Ein Preisschild wirkt disziplinierend auf Investitionsentscheide und verlangt eine vorausschauende Planung, bevor man zugreift. Fakt ist: Nachhaltig betriebene Immobilien generieren auf diversen Ebenen Mehrwerte wie tiefere Nebenkosten für Mieterinnen und Mieter oder eine höhere Zahlungsbereitschaft im Transaktionsmarkt.


energiezukunft gebäudetechnik

Emissions-Intensität in kg CO2e pro m2 Energiebezugsfläche 18

2020 Startwert

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2030 Best Effort

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2040 unter Zielpfad

8 2050 Netto-Null

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Heizgas Elektrizität Wärmepumpe Zielpunkte

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Heizöl Umweltwärme Zielpfad Scope 1+2

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Fernwärme Zielpfad Scope1

Rafik Awad Rafik Awad ist im Asset Management der Zürcher Kantonalbank verantwortlich für das

Ganz konkret: Wie viel CO2 habt ihr bislang einsparen können?

strategische und operative Management

In den von der Zürcher Kantonalbank betreuten Swisscanto-Immobilienprodukten arbeiten wir seit 2016 an Nachhaltigkeitsmassnahmen. Unter anderem deshalb war unsere durchschnittliche Emissionsintensität im Jahr 2021 mit 11,3 Kilogramm CO2 pro beheiztem Quadratmeter im Vergleich zum Gebäudepark der Schweiz mit über 15 kg/m2 deutlich tiefer.

Anlagestiftung mit über 260 Liegenschaften

des Immobilienportfolios der Swisscanto und Projekten. Der Diplom-Ingenieur ist seit 2017 für die Zürcher Kantonalbank tätig. Zuvor arbeitete er mehrere Jahre als Projektleiter für den Baukonzern Implenia und für das renommierte Architektenbüro Werner Sobek.

Welche Kriterien entscheiden über Implementationen von CO2-Reduktions-Massnahmen in einem Portfolio?

Im Kern stellen wir uns zwei Fragen: Investieren wir in die richtigen Massnahmen aus einer Kosten-Nutzen-Perspektive und entsprechen die Massnahmen auch der Liegenschaftsstrategie? Bei der Kosten-Nutzen-Analyse fokussieren wir auf die Vermeidungskosten verschiedener Massnahmen. Das heisst: Wie viel kostet es, eine Tonne CO2 pro Jahr einzusparen? Der Nutzen ist hier nicht ökonomischer, sondern ökologischer Natur. Die Vermeidungskosten variieren je nach Massnahme und Liegenschaft teils deutlich. Um diese verlässlich zu berechnen, haben wir in Kooperation mit einem spezialisierten Ingenieurbüro ein Absenkpfad-Tool entwickelt. Damit lassen sich für jede Immobilie Investitionskosten und CO2-Sparquoten verschiedener Massnahmen wie Wärmepumpen, Fernwärme, Biomasse, Hüllensanierung oder Photovoltaik vergleichen. Was heisst das konkret? Wann wird eine CO2-Reduktionsmassnahme vorgezogen, wann zurückgestellt?

CO2-Reduktionsmassnahmen bei Liegenschaften an attraktiven Wohnlagen, hohem CO2-Ausstoss und relativ tiefen Vermeidungskosten werden vorgezogen. Nach hinten priorisiert werden indes CO2-Reduktionsmassnahmen mit aktuell hohen Vermeidungskosten oder Objekten mit unpassenden Liegenschaftsstrategien. Das betrifft zum Beispiel Immobilien an Standorten, die künftig an das Fernwärmenetz angeschlossen werden, oder solche, für die mittelfristig ein Ersatzneubau geplant ist. Lassen sich alle im Asset Management der Zürcher Kantonalbank verwalteten Liegenschaften fristgerecht klimaneutral betreiben?

Wir sind auf gutem Weg, all unsere Immobilien bis 2050 klimaneutral betreiben zu können. Allerdings sind wir auch auf Partnerleistungen angewiesen. Dies gilt insbesondere für die Strom- und Fernwärmeproduktion. Beides muss in den nächsten Jahren flächendeckend auf nachhaltige Energiequellen umgestellt werden.

Zürcher Kantonalbank Postfach 8010 Zürich http://www.zkb.ch/asset-management

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energiezukunft gebäudetechnik

Beleuchtungssanierung Messe Basel

Nachhaltige LED-Umrüstung bestehender Leuchten In der Halle 1 der Messe Basel mussten 1400 Pendelleuchten aufgrund des Alters der Anlage, der bestehenden Verordnungen und des hohen Wartungs- sowie Energieaufwands ausgetauscht werden. Eine Sonderlösung, die EM Licht zusammen mit der Schweizer Firma smarterion ag entwickelt hat, hauchte den bestehenden Leuchten neues Leben ein. Die Optik der auffälligen Leuchte, die mit ihrem AluminiumDruckguss der Halle ihren Charakter verleiht, blieb vollständig erhalten. Nur das Innenleben wurde durch effiziente LED-Technik ausgetauscht: eine nachhaltige Lösung in jeder Hinsicht.

Die sanierte Beleuchtung ist heute dank der LED-Sonderlösung auf dem neuesten Stand der Technik und optisch gleich geblieben. Geringerer Wartungsaufwand, um bis zu 80 % reduzierte Stromkosten sowie die flexible Steuerung überzeugen. Nicht zuletzt: Das Licht ist subjektiv besser, objektiv heller.

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Seit einigen Jahren befasst sich die Messe Basel mit der nachhaltigen Beleuchtung ihrer Messehallen. Grosse Flächen brauchen viel Licht – da ist ein wirtschaftliches, flexibles und zukunftsfähiges Lichtkonzept massgebend, um Ressourcen und Energie sinnvoll einzusetzen. Für die Entwicklung eines solchen Konzepts hat sich die Messe Basel an EM Licht gewendet. Sanierung der Beleuchtung durch LED-Umrüstung

René Weiss, Verkaufsberater im Aussendienst und Lichtplaner bei EM Licht, setzte sich vor Ort mit den Verantwortlichen zusammen, um ihre Bedürfnisse zu verstehen


energiezukunft gebäudetechnik

Über EM Licht EM Licht unterstützt Elektroinstallateure und gewerbliche Kunden in der gesamten Schweiz bei der Durchführung von Lichtprojekten. EM Licht ist herstellerneutral und unterstützt Sie von der ersten Besprechung bis zur Inbetriebnahme. Persönlich und individuell in allen Fragen der Lichtberatung und Lichtplanung. Kombiniert mit zuverlässigen GrosshandelsDie Lichtberater von EM Licht nahmen die Herausforderung an, analysierten gemeinsam mit dem Schweizer Hersteller Smarterion die Situation und auch die Leuchten und fanden eine Sonderlösung, welche die Beleuchtungssanierung mit dem Erhalt der bisherigen Leuchten ermöglichte.

dienstleistungen. Unser Team besteht aus über 30 erfahrenen Lichtberatern, Lichtplanern, Projektleitern und Produktspezialisten. EM Licht gehört zum führenden Schweizer Elektrogrosshändler Elektro-Material AG.

und die optimale Lösung für die Messe Basel zu finden. Die vorhandene Beleuchtung ist seit vielen Jahren in Betrieb und nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik. Das neue Lichtkonzept sollte mit Effizienz, hoher Lichtqualität und Nachhaltigkeit überzeugen. Weitere Wünsche waren die Umrüstung auf LED, die Steuerbarkeit der einzelnen Leuchten sowie mehr Licht bei gleichzeitiger Energieersparnis. Auch sollte das Erscheinungsbild beibehalten werden. Nach gründlicher Prüfung verschiedener Angebote hat sich die Messe Basel für das Konzept von EM Licht entschieden. Aus Alt mach Neu: Wie eine nachhaltige Lichtlösung aus bestehenden Leuchten entsteht

In der Messehalle sind 1400 Leuchten im Einsatz, die durch ihre Optik und Materialität die Halle gestalten. Die auffällige Rippenstruktur aus Aluminium-Druckguss dient der Wärmeabfuhr und vereint Technik und formale Elemente. LED-Umrüstung durch Sonderlösung möglich

Die Idee, die bestehenden Leuchten auf LED-Technik umzurüsten und weiterzuverwenden, erfüllte sämtliche Anforderungen. Gemeinsam mit EM Licht entwickelte die smarterion ag einen Umbausatz, bei der das Gehäuse unverändert bleibt und lediglich das Innenleben optimiert wird. Der Grossteil der Komponenten wird wiederverwendet und aufgearbeitet. So bleiben funktionstüchtige Bauteile erhalten und Abfall wird vermieden. Hinsichtlich Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit setzt dieses Projekt somit ein deutliches Zeichen: Anstatt 1400 Leuchten zu entsorgen, wurde kein Abfall produziert, sondern das hochwertige Gehäuse erhalten und mit effizienter Technologie aufgewertet. Die neue Lösung nutzte die bestehenden Vorteile und bot dank neuer Technologie ein hochwertiges, stimmiges und wirtschaftliches Lichtkonzept. Und obwohl die Umrüstung einer Bestandsleuchte für alle Beteiligten Neuland war, hat sich die Investition in eine ungewöhnliche Lösung gelohnt: Neue Technik strahlt in bewährtem Design. Und Stephan Müller, Director Building & Operations Messe Basel, ergänzt: Es ist möglich, eine bestehende Beleuchtung nachhaltig auf LED umzurüsten. Dabei muss man nicht 1400 Leuchten wegwerfen, sondern kann mit einem Bausatz den Bestand nutzen. Das ist für uns Nachhaltigkeit.

Elektro-Material AG EM Licht Kompetenzzentrum Juchstrasse 9

Mehr erfahren

8404 Zürich

e-m.info/158

licht@e-m.ch www.elektro-material.ch

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energiezukunft mobilität

Die Vollelektrifizierung kommt – sind wir bereit?

Bild: AdobeStock.com/ U. J. Alexander

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energiezukunft mobilität

Der Ständerat will das Ladeinfrastrukturprogramm wieder aus dem CO2-Gesetz streichen und der Bundesrat hebt in Rekordzeit die Befreiung der Importsteuer für Elektroautos auf. Gleichzeitig treibt die EU den Umstieg auf den fossilfreien Verkehr mit regulatorischen Erleichterungen oder finanzieller Unterstützung voran. Unsere Nachbaren gewähren Mietenden Anspruch auf Ladestationen. Bei uns befindet sich der entsprechende Gesetzesvorstoss nach wie vor in der Warteschlaufe. Der erste Versuch wurde nach zweijähriger Untätigkeit des Parlaments abgeschrieben. Die Dienstwagenbesteuerung wurde nicht nur in Deutschland längst angepasst, die Schweiz kam nie über die Evaluationsphase hinaus. Die EU hat dem fossilen Antrieb ein Enddatum gesetzt. Uns ginge das sogenannte Verbrennerverbot viel zu weit. Wie die Länder des Balkans, Weissrussland, Ukraine und Moldawien wollen wir uns noch nicht definitiv festlegen. Dafür haben findige Kantone herausgefunden, dass man Ladestationen mit einer Automatensteuer belegen kann. Gemäss Infoschreiben sind diese vergleichbar mit der Herausgabe von «Videokassetten und/oder DVDs». Die Beispiele zeigen, voran es in der Schweiz hackt. Gesetze und Verordnungen, welche die Elektromobilität betreffen, sind veraltet und werden nicht angepasst. Und so hämmern wir wie ein Kleinkind seit einem Jahrzehnt auf der Klopfbank herum und versuchen, das Rundholz durch die eckige Form zu bringen. Nebst dem regulatorischen Stillstand führt der hohe Mieteranteil für die europaweit schlechtesten Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der Elektromobilität. Wir fallen im Elektrifizierungsranking kontinuierlich zurück. Der fehlende Wille zur Energie- und Mobilitätswende wird grösstenteils von engagierten und innovativen Unternehmen wettgemacht. Agrola und die Post bauen zusammen ein Schnellladenetz auf dem Lande, GoFast bietet zukünftig bei ALDI schnellen Strom an, Mobility treibt das bidirektionale Laden voran, helvetische Ladestationsurgesteine wie Juice Technology, EVTEC oder ABB haben sich längst international etabliert. Starke Marktakteure haben bei uns Tradition, zukunftsfähige Rahmenbedingungen hingegen nicht. Auf den gefällten Entscheid zur vollelektrifizerten Zukunft hat der kleine Schweizer Markt keinen Einfluss. Wir tun aber gut daran, uns darauf einzustellen.

Krispin Romang Direktor Swiss eMobility www.swiss-emobility.ch

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energiezukunft mobilität

Immobilieneigentümer sind besonders gefordert

2 Mio. Ladepunkte bis 2035: Woher?

Überall, wo parkiert wird, braucht es künftig eine Ladeinfrastruktur. Was vor wenigen Jahren vielerorts noch als übertrieben empfunden wurde, findet angesichts des ungebremsten Wachstums der Emobility immer mehr Anklang. Nur – wie steht es um das Wachstum der Ladeinfrastruktur? Öffentliche und private Ladepunkte

Seit 2021 hat sich sowohl die Anzahl öffentlicher Ladepunkte als auch die Anzahl neu zugelassener Steckerfahrzeuge in der Schweiz verdoppelt. Rund 16 000 öffentliche Ladepunkte waren im September 2023 schweizweit verfügbar, gemäss Studie des BFE werden bis 2035 jedoch ca. 84 000 solcher Ladepunkte benötigt. Wir stehen erst bei ca. 20 % des Ziels.

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energiezukunft mobilität

simplee AG Die simplee AG ist der exklusive Importeur der norwegischen Easee-AC-Laderoboter für die Schweiz sowie mit den Produkten von Alpitronic im DC-Markt vertreten. Mit Easee vertreibt simplee die meistverkaufte und beliebteste Ladestation Europas, welche dank Innovationsführerschaft bezüglich Funktionalität, Einfachheit und Sicherheit Markttrends setzt. Die Kernkompetenz liegt in der Umsetzung und im Betrieb von Ladeinfrastrukturen für Elektromobilität. Mit Fachexpertise begleiten wir unsere Kundschaft durch den gesamten Prozess – von der Projektanfrage bis zum ersten Ladevorgang und darüber hinaus.

Wie viele öffentliche Ladepunkte genau benötigt werden, wird heiss diskutiert. In einer Sache ist sich das BFE jedoch sicher: Der Anteil der Steckerfahrzeuge, die privat zu Hause laden können, soll maximiert werden. Von beachtlichen 2 Millionen privaten Ladepunkten in der Schweiz bis 2035 ist die Rede! Wie weiter?

Die Forderung nach mehr privaten Ladepunkten ist unweigerlich mit der Frage verbunden, wie und durch wen diese umgesetzt werden sollen. Im Mieterland Schweiz ist der Wunsch nach einer privaten Ladestation nämlich häufig mit unverhältnismässig grossem Aufwand verbunden. Genau hier kann simplee unterstützen. Wir übernehmen die Gesamtverantwortung für Ladeinfrastrukturen von institutionellen Immobilieneigentümern. Wir sind zuständig für die Planung, den Betrieb und den Support der Ladeinfrastruktur und koordinieren entlang den technischen und organisatorischen Schnittstellen mit allen involvierten Parteien.

Deborah Bottana Geschäftsführung

Michi Keel Geschäftsführung

Unsere Kunden erhalten eine schlüsselfertige Ladeinfrastruktur und können sich auf ihre eigene Arbeit fokussieren. Unsere langjährige Erfahrung im Gesamtprojektgeschäft, unter anderem mit der Allianz und weiteren namhaften Kunden, kommt unseren Kunden wie auch deren Mieterinnen und Mietern zugute. Institutionelle Immobilieneigentümer besonders gefordert

simplee AG

Nachdem der Bundesrat die mieterfreundliche Motion zum Recht auf Laden abgelehnt hat und diese nicht abschliessend im Rat behandelt wurde, liegt der Ball nun besonders bei den Wohnungseigentümern. Gerade institutionelle Immobilieneigentümer haben jetzt die Chance, mit einem zukunftsfähigen Konzept für die Ladeinfrastruktur ihres Portfolios die dringend benötigten privaten Ladepunkte in der Schweiz zu fördern.

Im Schörli 5 8600 Dübendorf Tel. +41 58 510 89 00 hallo@simplee-energy.ch www.simplee-energy.ch

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energiezukunft mobilität

naturemade zertifizierter Ökostrom schont Klima und Natur

Wie ökologisch sind Sie unterwegs?

Mehr als ein Drittel des Energieverbrauchs in der Schweiz geht auf das Konto des Verkehrs. Dieser deckt seinen Energiebedarf nahezu vollständig mit Erdölprodukten. Dabei gäbe es zahlreiche Möglichkeiten, ökologisch(er) unterwegs zu sein: Ferien in der Nähe (um lange Autofahrten zu vermeiden), den öffentlichen Verkehr oder bei kurzen Distanzen das Fahrrad. Sollte sich das Auto nicht vermeiden lassen, dann führt fast kein Weg mehr am Elektroauto vorbei. Der Energieträger Strom ist deutlich klima- und umweltverträglicher als Benzin oder Diesel. Dies gilt besonders dann, wenn naturemade star zertifizierter Ökostrom eingesetzt wird. naturemade star Ökostrom schont Klima und Natur

Das Gütesiegel «naturemade star» garantiert, dass der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Sonne, Biomasse und Wind gewonnen wird. Zusätzlich müssen die Anbieter umfassende ökologische Anforderungen erfüllen. Bei der Wasserkraft sind der Schutz und die Aufwertung der Umgebung besonders wichtig, damit Pflanzen und Tiere möglichst wenig beeinträchtigt werden. Darüber hinaus leisten die Kund:innen mit jeder Kilowattstunde Strom, welche über ein naturemade zertifiziertes Stromprodukt konsumiert wird, einen Beitrag zu einem Ökofonds. Dieser Fonds finanziert ökologische Aufwertungsmassnahmen sowie den Ausbau ökologischer Energieproduktion und Energieeffizienzmassnahmen. Bis heute sind CHF 156 Millionen zur Förderung der Biodiversität zusammengekommen, wovon knapp CHF 100 Mio. bereits in entsprechende Projekte investiert worden sind. Als konkrete Massnahme werden beispielsweise Uferböschungen renaturiert, alte Flussläufe wiederbelebt oder Auenlandschaften gefördert. Je ökologischer der Strom, desto grüner das Elektroauto

Mit der bewussten Auswahl von ökologisch produzierter Energie kann man nicht nur einen Beitrag zum Schutz des Klimas leisten, sondern auch zur Erhaltung der stark bedrohten Artenvielfalt. Das Schweizer Gütesiegel «naturemade star» ist dafür ein verlässlicher Wegweiser. (Bild: Jan Ryser)

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Nur mit garantiert ökologischem Strom fährt ein Elektroauto wirklich sauber. Darum bieten immer mehr Anbieter von öffentlichen Ladestationen 100 % naturemade star Ökostrom an. Auch zu Hause haben Besitzer:innen von Elektroautos in den meisten Fällen die Wahl, mit welchem Stromprodukt sie dieses laden möchten. Über ein Postleitzahl-Tool auf www.naturemade.ch lässt sich herausfinden, ob der lokale Energieversorger naturemade star Ökostrom anbietet. Sollte dies nicht der Fall sein, kann dank der «Ökostrom-Vignette» die benötigte Menge naturemade star Strom gekauft werden – unabhängig davon, ob das Fahrzeug daheim oder unterwegs geladen wird. Unterwegs kann zudem mit einer naturemade star Ladekarte an jeder beliebigen Ladestation in Europa Ökostrom bezogen werden. Plug'n Roll als Anbieter der Karte sorgt dafür, dass die getankte Menge naturemade star Strom produziert wird, und übernimmt den Aufpreis für die Qualität.


energiezukunft mobilität

Über VUE naturemade Träger des naturemade Gütesiegels ist der VUE Verein für umweltgerechte Energie. Er wurde 1999 gegründet und setzt sich für die Förderung der ökologischen Energieproduktion in Wasser-, Wind-, Sonne- und Biomassekraftwerken ein. Im Verein sind Umwelt- und Konsumentenorganisationen (WWF, Pro Natura, Konsumentenforum), Verbände erneuerbarer Energien, Grosskonsumenten von Energie sowie Energielieferanten, -händler und -produzenten vertreten. Diese breite Abstützung gewährleistet die Glaubwürdigkeit des Gütesiegels. Der Verein zählt gut 150 Mitglieder.

Die Post elektrifiziert schrittweise ihre Zustellflotte, um Briefe und Pakete ab 2030 in der ganzen Schweiz klimaneutral mit Elektrofahrzeugen zuzustellen. Die Elektrozustellfahrzeuge werden mit «naturemade star»-zertifiziertem Ökostrom betrieben. (Bild: Die Schweizerische Post)

«Als Betreiberin der grössten Elektrofahrzeugflotte der Schweiz können wir einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Stromqualität ist für uns dabei zentral. Unsere Elektrofahrzeuge sind deshalb seit Anfang an mit «naturemade star»-Strom unterwegs.» Brigitt Hausammann, Senior Managerin Corporate Responsibility, die Schweizerische Post

Florian Brunner Koordination Bereich Kommunikation & Mobilität

Elektroflotte: Logistik-Unternehmen übernimmt Vorreiterrolle

Dass man mit der Wahl des Stromprodukts nicht nur etwas zur Eindämmung der Klimakrise tun kann, sondern auch gegen das nicht minder dramatische Artensterben, ist leider noch wenig im allgemeinen Bewusstsein verankert. Eine Vorreiterrolle nimmt hier die Schweizerische Post ein. Als bundesnahes Unternehmen hat sie sich das Ziel gesetzt, Vorbild und Vorreiterin im Klimaschutz zu sein. Ab 2030 will die Post im eigenen Betrieb klimaneutral sein, diese Verschärfung des Klimaziels hat auch zu einer Beschleunigung der Massnahmen geführt. So hat die Post zu Beginn dieses Jahres ihre Zustellflotte in den Städten Bern und Zürich vollständig elektrifiziert. Voraussichtlich ab Ende 2023 werden in Genf und bis Ende 2024 in Basel Briefe und Pakete ausschliesslich mit Elektrofahrzeugen zugestellt. Damit die Elektrofahrzeuge der Post neben dem Klima- auch im Umweltbereich Teil der Lösung sein können, ist es entscheidend, dass die ökologische Stromproduktion stärker ausgebaut wird. Besitzer:innen von Elektroautos können dies unterstützen, indem sie ausschliesslich zertifizierten Ökostrom laden. Die Elektrifizierung der Fahrzeuge und deren Betrieb mit naturemade star-zertifiziertem Ökostrom gehören für die Post zu wichtigen Massnahmen zum Klima- und darüber hinaus auch zum Naturschutz.

VUE naturemade Molkenstrasse 21 8004 Zürich Tel. + 41 44 213 10 21 info@naturemade.ch www.naturemade.ch

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energiezukunft energiemanagement

Wie Energiemanagement für ein ganzes Quartier funktioniert

Hier entsteht das Quartier Bourse aux fleurs mit einer 100 % erneuerbaren Energielösung

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energiezukunft energiemanagement

Die innovative Energielösung für das Quartier Bourse aux fleurs in Chavannes-prèsRenens (VD) ist ein gutes Beispiel für eine integrale und nachhaltige Versorgung mit erneuerbaren Energien. Das Projekt umfasst 90 Wohnungen, Büros und Geschäfte, die von einer Energiezentrale mit Wärmepumpen, Erdwärmesonden und einer Photovoltaikanlage versorgt werden. Optimale Synergien, maximaler Eigenverbrauch

Die Energiezentrale mit einer modernen Management- und Verwaltungslösung ermöglicht die Kopplung von Heizung, Kühlung, Strom und Elektromobilität. Die Bewohner*innen und die Geschäfte können so über 70 % des selbst erzeugten Stroms nutzen. Eingesetzten Komponenten:

• Zwei Wärmepumpen mit Erdsonden, die die Heizung und Warmwasserbereitung übernehmen. • Photovoltaikanlagen auf den Dächern, die Strom aus Sonnenenergie erzeugen. Die Photovoltaikanlagen sind an einen ZEV (Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) angeschlossen, der es den Bewohner*innen ermöglicht, den selbst erzeugten Strom zu nutzen oder zu verkaufen. • Ladelösung: charge@immo, die eine einfache und sichere Abrechnung von Elektroauto-Ladungen ermöglicht. So funktioniert die Energielösung

Die integrale Lösung umfasst eine Energiezentrale mit zwei Wärmepumpen, die von 42 Erdwärmesonden gespeist werden. Mit dieser effizienten Anlage können jährlich 665 MWh Wärme und Warmwasser sowie 125 MWh Klimakälte erzeugt werden. Die 900 Quadratmeter grosse Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt Strom für die Gebäude, die Wohnungen, die Wärmepumpen, aber auch für die 15 Ladestationen der Elektroautos. Fazit

Die Energielösung reduziert den CO2-Fussabdruck des Quartiers und trägt zu einer umweltfreundlichen Mobilität bei. Dank dem Zusammenspiel der verschiedensten erneuerbaren Energiequellen wird eine sichere und kostengünstige Versorgung mit ausschliesslich erneuerbarer Energie garantiert und gleichzeitig profitieren Bewohner*innen von günstigen Energiekosten. David Fähndrich ist Leiter Verkauf Westschweiz bei Energie 360°. energie360.ch

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energiezukunft energiemanagement

Dekarbonisierung als Chance für die Schweizer Industrie Was ist Dekarbonisierung?

Die Dekarbonisierung bezieht sich auf den Prozess der Reduzierung oder Beseitigung von Kohlenstoffemissionen (engl. Carbon), insbesondere aus fossilen Energieträgern für die Bekämpfung des Klimawandels und die Förderung einer nachhaltigen Zukunft. Wo entstehen Emissionen?

Anhand des Greenhouse Gas Protocols (GHG Protocol) werden alle Emissionen von Treibhausgasen entlang der Wertschöpfungskette drei Bereichen, sog. Scopes, zugeordnet. Scope 1 beinhaltet direkte Emissionen, welche im Unternehmen entstehen. Die eingekaufte Energie für den Eigengebrauch ist in Scope 2 enthalten. Alle indirekten Emissionen für vor- und nachgelagerte Tätigkeiten sind Scope 3 zugeordnet. Unternehmen können sowohl Emissionen in ihrem direkten Verantwortungsbereich (Scope 1) reduzieren als auch entlang dem gesamten Produktions- und Lieferweg. Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette nach GHG Protocol

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energiezukunft energiemanagement

Über Electrosuisse Als anerkannte und unabhängige Fachorgani-

«Die Massnahmen zur Reduzierung von Emissionen sind für jedes Unternehmen individuell – die Vorteile dagegen umfassend und vielfältig.»

sation bietet Electrosuisse erstklassige Dienstleistungen und Produkte rund um Inspektion, Beratung, Engineering, Normung und Weiterbildung an. Mit der Veranstaltung etablierter Branchen-Events und Fachtagungen setzt sich Electrosuisse für den Wissenstransfer

Wo und wie kann man Emissionen reduzieren?

und fachlichen Austausch ein. Bei allen

Wirtschaftlich und prozessrelevant sind vor allem die Auswirkungen von Massnahmen in Scope 1. Diese direkten Emissionen sind eng mit den internen Prozessen eines Unternehmens verbunden, Verbesserungen an dieser Stelle bringen daher zusätzliche Vorteile. In Scope 2 liegt bei energieintensiven Unternehmen oft das grösste Potenzial. Mittels Energieeinsparmassnahmen oder durch den Wechsel zu erneuerbaren Energieträgern – oft sogar durch einen Tarifwechsel möglich – können erhebliche Mengen CO2 vermieden werden. Dabei werden Massnahmen auf die Energieversorger ausgelagert und bringen dem Unternehmen selbst wenig, es sei denn, es wird eine eigene Energieversorgung aufgebaut. In Scope 3 können Unternehmen hauptsächlich durch nachhaltige Einkaufsentscheidungen, Zertifikatkäufe und eine Anpassung ihrer strategischen Ausrichtung ihre CO2-Bilanz verbessern.

Tätigkeiten steht die Förderung der sicheren, wirtschaftlichen und umweltgerechten Anwendung der Elektrotechnik im Zentrum. Zudem vertritt Electrosuisse die Schweizer Wirtschaft im Bereich der Elektrotechnik in den internationalen Normungsgremien.

Welches sind die zusätzlichen Benefits?

Eine gut durchdachte CO2-Strategie bietet neben den unmittelbaren Kosteneinsparungen durch die effizienteren Prozesse noch weitere Vorteile: Mit der Integration von erneuerbaren Energien werden Unternehmen unabhängiger von Energielieferanten und volatilen Energiepreisen. Auch das Risiko eines Versorgungsengpasses wird verringert, wenn Lieferketten im Zuge der CO2-Analyse überprüft, optimiert, diversifiziert und regionalisiert werden. Damit steigt die Nachhaltigkeit auch im Umgang mit Rohstoffen und das Unternehmen wird für Kunden und Fachkräfte attraktiver. Mit dem Überblick über die Prozesse können die behördlichen Vorgaben einfach überwacht und nachgewiesen werden. Schliesslich werden auch sicherheitsrelevante Aspekte aufgedeckt, die es ermöglichen, einen sicheren Betrieb zu gewährleisten und eine zukunftssichere Strategie zu entwickeln. Die Dekarbonisierung bringt finanzielle Vorteile und stärkt die Widerstandsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und das langfristige Wachstumspotenzial eines Unternehmens.

Alain Schwab Leiter Engineering

Wieso Electrosuisse? Bei Electrosuisse nutzen wir unser Fachwissen und die interdisziplinäre Systembetrachtung für Optimierungen von Prozessen und Energiesystemen – und nun auch zur CO2-Reduktion. Mit einer umfassenden Analyse erarbeiten wir wirksame, umsetzbare und individuelle Lösungen und unterstützen gerne bei weiteren Energiethemen wie: – Stromeffizienz – Netzberechnung – Versorgungssicherheit – Netzqualität – uvm.

Electrosuisse Luppmenstrasse 1 8320 Fehraltorf www.electrosuisse.ch

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energiezukunft energiemanagement

Der Schlüssel zur Energiewende Die Schweiz zählt landesweit rund 2.3 Millionen Gebäude. Mehr als die Hälfte wird nicht energieeffizient betrieben. Ein besonders hohes Einsparungspotenzial birgt die Modernisierung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen in Gebäuden. Eine professionelle Beratung durch Fachspezialisten, die transparente Messung und bedarfsgerechte Regelung von Energie mithilfe energieeffizienter Feldgeräte sind entscheidende Faktoren, auf die es bei einem zukunftstauglichen Gebäudebetrieb ankommt.

MID-zertifizierte Belimo Energy Valves der neuesten Generation im Forschungsgebäude Empa NEST HiLo in Dübendorf (ZH).

Etwa 100 TWh verbraucht der Gebäudepark in der Schweiz und damit ca. 45 % des landesweiten Energiebedarfs. Bis 2050 soll dieser um 55 TWh reduziert und der Gebäudepark gleichzeitig CO2-neutral werden. Eine derart drastische Kürzung des Energieverbrauchs mag zunächst schwierig umsetzbar erscheinen. Sieht man jedoch genauer hin, ergibt sich ein anderes Bild: Welch hohes Einsparungspotenzial die effiziente Nutzung von Gebäudeenergie birgt, zeigte nämlich bereits die 2016 veröffentlichte Studie von EnergieSchweiz. Gemäss dieser könne der Gebäudeenergiebedarf bis 2050 um 23 % reduziert werden, und dies trotz des erwarteten Nutzflächenwachstums in den kommenden Jahrzehnten. Durch Effizienzmassnamen bei der Gebäudetechnik könnten zudem 15 % Energie eingespart und 40 % der Treibhausgasemissionen vermieden werden. Besonderes Augenmerk gilt es dabei, auf die Heizung, Lüftung und

Belimo-Atrium: energieeffiziente Renovierung des Belimo-Hauptsitzes in Hinwil.

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energiezukunft energiemanagement

Klimatisierung von Gebäuden zu legen, für die derzeit etwa 40 % der Gebäudeenergie anfallen und deren Betriebsoptimierung damit in erheblichem Mass zur Energiewende beitragen kann.

BELIMO AUTOMATION AG Die BELIMO Automation AG setzt jährlich 7 bis 8 Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung ein. So ermöglichen die von

Schwachstellen identifizieren

Belimo hergestellten Komponenten und

Die Gründe für eine geringe Energieeffizienz in Heizungs-, Kühlungs- und Lüftungsanlagen sind dabei vielschichtig. Es wird oft immer noch mit zu grossen Reserven geplant, woraus eine suboptimale Dimensionierung der Komponenten resultiert. So zum Beispiel zu grosse Ventile, die grössere Antriebe mit höherer Leistung benötigen, was zu höherem Stromverbrauch führt. Auch werden zu grosse Pumpen und Ventilatoren eingesetzt oder sie werden nicht optimal konfiguriert, was ebenfalls zu überhöhtem Stromverbrauch führt. Oft wird auch festgestellt, dass Heiz- oder Kühlkreisläufe schlecht oder gar nicht hydraulisch abgeglichen, also ausbalanciert sind. Hierdurch entstehen im gesamten System Durchflussschwankungen und folglich eine zu hohe oder zu tiefe Leistungsabgabe an den Wärmetauschern. Also ebenfalls Ineffizienz. Die negativen Konsequenzen tragen dabei nicht nur Gebäudeinhaber im Sinne zu hoher Betriebskosten. Eine ineffiziente und nicht an den Bedarf angepasste Heizung, Lüftung und Kühlung in Gebäuden kann auch die Raumluftqualität in Mitleidenschaft ziehen. Dies wiederum wirkt sich negativ auf die Gesundheit, Konzentration und Leistungsfähigkeit der Gebäudenutzer aus. Nicht zuletzt belasten vermeidbare Schadstoffemissionen auch die Umwelt. Welche Modernisierungsmassnahmen sinnvoll sind, um die Energieeffizienz eines HLK-Systems nachhaltig zu optimieren, kann ein qualifizierter Fachplaner mithilfe eines System-Assessments ermitteln.

Lösungen bei HLK-Anlagen in Gebäuden messbare und nachhaltige Energieeinsparungen. Gerne unterstützt Belimo Vorhaben bereits in frühen Projektphasen, damit die Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen modern und zukunftsorientiert gebaut werden.

Kosten und Energie im Griff

Was nicht gemessen werden kann, lässt sich auch nicht regeln oder optimieren. Eine zentrale Massnahme zur Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden liegt daher in der Messung von Daten, die Auskunft über die Energieströme sowie den Innenraumkomfort geben. Wie viel Energie wird beim Heizen, Kühlen oder Belüften eines Gebäudes zugeführt und wie viel wird tatsächlich benötigt? Wie hoch ist die Luftqualität im Raum und wann müssen Luft, Wärme oder Kälte zu- bzw. abgeführt werden? Sensoren zur präzisen Messung von Werten wie Temperatur, Kondensation, statischem Druck, Differenzdruck und Durchfluss im Rohr oder an der Oberfläche geben Antwort auf diese Fragen. Durch die dadurch gewonnene Transparenz können gebäudetechnische Anlagen mit nur so viel Energie betrieben werden, wie tatsächlich nötig ist. Für eine bedarfsgeregelte Nutzung der Gebäudeenergie zum Heizen, Lüften und Kühlen müssen die entsprechenden Anlagen miteinander kommunizieren. Hierzu ist es unerlässlich, veraltete Feldgeräte durch intelligente zu ersetzen, die die notwendigen Informationen an das Gebäudeautomationssystem senden können. Basierend auf dem langjährigen Know-how in puncto Nachhaltigkeit und Energieeffizienz unterstützt Belimo mit RetroFIT+ Bauherren, Fachplaner und Architekten bei der gezielten Optimierung von HLK-Systemen. Realisierte Projekte zeigen, dass sich bereits mit überschaubaren Investitionen grosse Schritte in Richtung Energiewende gehen lassen – und dies bei langfristig geringeren Betriebskosten und gleichzeitig gesteigertem Raumkomfort. Als Weltmarktführer in Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Feldgeräten zur energieeffizienten Regelung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen bietet Belimo ein breites Sortiment an Klappenantrieben, Regelventilen, Sensoren und Zählern. Die intelligenten Belimo Feldgeräte unterstützen alle gängigen Kommunikationsprotokolle der Gebäudeautomation und bieten daher die optimale Basis für bedarfsgeregeltes Heizen, Lüften und Kühlen.

Daniel Senn Leiter Marketing & RetroFIT+

BELIMO Automation AG Brunnenbachstrasse 1 8304 Hinwil verkauf@belimo.ch www.belimo.ch

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energiezukunft energiemanagement

Nachhaltig beeindruckend Am 23. September 2023 hat die Stadt Bern die Schwimmhalle Neufeld feierlich eröffnet. Die Schwimmer*innen können sich auf das 50 Meter lange Becken freuen. Aber nicht nur mit den Dimensionen beeindruckt der Neubau. Dank Fernwärme und PV-Anlage setzt Energie Wasser Bern in Bezug auf Innovation und Nachhaltigkeit Massstäbe. Schwimmen liegt bei den Bernerinnen und Bernern voll im Trend. Die Anzahl der Gäste in den städtischen Hallenbädern kennt daher nur eine Richtung – steil nach oben. Mit dem Bau des ersten 50-Meter-Beckens schafft die Stadt das passende Angebot. Vorbild beim Klimaschutz

Photovoltaikanlage bei der Montage

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Die Stadt Bern verfolgt anspruchsvolle und verbindliche Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und nimmt im Bereich des Klimaschutzes eine Vorbildfunktion wahr. Gleichzeitig haben Schwimmhallen und Bäder aber einen hohen Bedarf an Strom und Wärme. Wie kann also dieser Spagat gelingen? Beim Bau der neuen Schwimmhalle stand die Nachhaltigkeit von Beginn an im Fokus. Für die Versorgung mit Wärme aus erneuerbarer Energie hat Energie Wasser Bern die Schwimmhalle an das Berner Fernwärmenetz angeschlossen. Und für nachhaltig produzierten Strom sorgt die Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Das Gebäude erfüllt den Minergie-P-Eco-Standard und damit alle Aspekte


energiezukunft energiemanagement

Energie Wasser Bern Energie Wasser Bern engagiert sich an 365 Tagen während 24 Stunden für modernes Leben und Arbeiten in der Stadt und in der Umgebung von Bern. Das Unternehmen stellt die Versorgung der Stadt und der umliegenden Gemeinden mit Strom, Erdgas, Biogas, Fernwärme und Wasser sicher. Ebenso verwertet Energie Wasser Bern Kehricht zu Energie, bietet Dienstleistungen im Bereich der Mobilität Grünfläche an der Buswendeschlaufe Länggasse

an und baut in der Stadt Bern das Glasfasernetz aus. Als erfolgreicher Gesamtenergie-

für maximale Energieeffizienz. Für die technische Umsetzung waren jede Menge Knowhow und Fachwissen gefragt.

spezialist entwirft, plant, realisiert und betreibt Energie Wasser Bern auch massgeschneiderte Produktions- und Kundenanlagen inklusive

Quadratur des Kreises gelungen

integrierter Abrechnungsdienstleistungen.

Besonders beeindruckend ist das Dach der Schwimmhalle, das wellenförmig die Bewegung des Wassers darstellt. Doch wie bekommt man mehr als 2 500 flache Solarmodule auf eine gewölbte Dachkonstruktion? Mit dieser kniffligen Frage durfte sich Thomas Gonschiorek, Projektleiter für dezentrale Energielösungen bei Energie Wasser Bern, auseinandersetzen. Nach dem Motto «geht nicht gibt’s nicht» hat er mit seinem Team eine innovative Lösung erarbeitet. Wie die Schuppen eines Fisches sollen sich die Solarmodule an das gewellte Dach schmiegen. An einem hölzernen Nachbau einer solchen Welle – notabene in Originalgrösse – wurde eine spezielle Haltekonstruktion entwickelt und konstruiert. Mit diesem einzigartigen Ansatz gelingt die Kombination aus moderner Architektur und nachhaltiger Energieproduktion.

Ganz nach dem Motto: Gemeinsam produzieren – individuell verbrauchen und abrechnen. Für Grossanlagen wie Nahwärmeverbünde, grossflächige PV-Anlagen sowie Gesamtlösungen für Überbauungen oder grosse Wohnblöcke bietet der städtische Energieversorger mit dem Contracting zudem ein nachhaltiges Finanzierungsmodell. Ist ein Anlage-Contracting auch die richtige Lösung für Sie? Kontaktieren Sie uns:

Die Module produzieren rund 540 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Dies entspricht dem Verbrauch von rund 250 typischen Zweipersonenhaushalten. Der produzierte Solarstrom wird direkt von der Schwimmhalle bezogen. Das senkt die Betriebskosten der Anlage. Und überschüssiger Strom wird in das Verteilnetz von Energie Wasser Bern eingespeist. Mehr Grün in der Stadt

Auch den Wärmebedarf der Schwimmhalle stellt Energie Wasser Bern mit erneuerbarer Energie sicher. Verantwortlich für den Anschluss der rund 1.5 Kilometer langen Fernwärmeleitung an die Energiezentrale Forsthaus ist ewb-Projektleiter Walter Burch. «Die Arbeiten konnten in gerade einmal zwei Jahren abgeschlossen werden. In Anbetracht des dicht besiedelten Wohnquartiers und der hohen Anforderungen an die Sicherheit und den Verkehr war das eine wahre Mammutaufgabe.» An der Bushaltestelle Länggasse befindet sich die «Quartierzentrale». Hier wird die Temperatur der Fernwärme für den Weitertransport und die Feinverteilung angepasst. So eine Umformstation benötigt viel Platz und Technik. Wer nun vor Ort ist, wird verwundert feststellen, dass hier kaum Technik zu sehen ist. Walter Burch: «Energie Wasser Bern hat die moderne Anlage unter der Erde versteckt und von den Rohren und Pumpen ist nichts zu sehen. Lediglich ein paar Lüftungskamine stehen zwischen den Bäumen. So bleibt mehr Platz für Grün und einige Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum.»

Roland Wittwer Leiter dezentrale Energielösungen & Beratung roland.wittwer@ewb.ch Tel. +41 31 321 31 59

Energie Wasser Bern Monbijoustrasse 11 3001 Bern

Die Fotovoltaikanlage und die Quartierzentrale zeigen eindrücklich, wie mit innovativen und einzigartigen Lösungen unsere Stadt nachhaltiger und zugleich lebenswerter gestaltet werden kann.

Tel. +41 31 321 31 11 kundendienst@ewb.ch www.ewb.ch

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