USZinside – Ausgabe 2/21

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Nr. 2 — 2021

Dossier: Blut 16

«Blutgerinnung: in der Medizin zentral.» Jan-Dirk Studt, Oberarzt meV Hämatologie

Wenn Herz und Seele Hilfe brauchen 13

Therapien gegen Blutkrebs 26


Inhalt 16

Blut: Saft des Lebens Blut hält den menschlichen Körper am Leben. Es hat unzählige Funktionen.

5 Listerien und Salmonellen Bakterien können beim Grillfest zu grossen Spielverderbern werden

20 Zu dickes Blut, zu dünnes Blut

28 «Angst hatte ich nie» Die CAR-T-Zelltherapie hat Toni Bachofner geholfen

Eine Störung der Blutgerinnung kann gefährlich werden

30 «Ein anderer Spitalalltag» 7

Unendlich erschöpft Fatigue: nicht nur nach einer Coronavirus-Erkrankung

Daniel Eberli und sein Team operieren in Togo Männer mit Prostatavergrösserungen

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8 Mit Herz und Verstand

32 Impfung schützt vor Krebs

Klinikdirektor Paul Vogt im Gespräch

Humane Papillomaviren können Gebärmutterhalskrebs auslösen

«Ich bin ein Spitalfan» Alexander Stuber ist seit seiner Kindheit ein Bluter

10 Ein Wasserreservoir wird zum Treffpunkt Die Zukunft des Spitalparks

34 mRNA 24 Unverzichtbare Laborleistung Aufwändige und blitzschnelle Analysen rund um die Uhr

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Eine zukunftsträchtige Technologie

35 Gastbeitrag Individuelle Therapie bei Leukämie und Lymphomen

26 Zurück ins Leben finden

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Ein krankes Herz macht Angst: Die Psychokardiologie hilft

Therapien gegen Blutkrebs 18 Jeder Tropfen zählt Was ist das Patient Blood Management?

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Immer präzisere Behandlungen möglich

Übung macht den Meister Ein Einblick ins Simulationszentrum


Liebe Leserin, lieber Leser

D

ie Forschung hat am USZ einen hohen Stellenwert. Sie ist es, die es uns erlaubt, unseren Patientinnen und Patienten die jeweils neusten Erkenntnisse in Behandlung und Therapie zukommen zu lassen, immer mit dem Ziel der bestmöglichen Lebensqualität.

Gregor Zünd Prof. Dr. med., CEO

Krankheiten besser verstehen, bestehende Verfahren und Therapien verbessern, weiterentwickeln oder gar ganz neu denken: Dieses Denken und Handeln sind bei den Mitarbeitenden des USZ stark ausgeprägt. In dieser Ausgabe werden Sie diesem Aspekt unter verschiedenen Gesichtspunkten begegnen: sei es beim Thema Patient Blood Management, einem über die Jahre stets verbesserten Verfahren zur Minimierung des Blutverbrauchs und zur Vermeidung von Komplikationen, sei es in Zusammenhang mit modernsten Tumortherapien mittels CAR-T-Zellen oder bei der Entwicklung neuartiger Krebstherapien mittels mRNA-Technologie, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das Bestreben, sich neues Wissen anzueignen, es unmittelbar zu integrieren, zu ergänzen und daraus Schlüsse für Vorsorge, Therapie und Nachsorge zu ziehen, hat sich in der Corona-Pandemie exemplarisch gezeigt. Die Vielzahl an Forschungsprojekten, deren thematische Breite und die Geschwindigkeit, mit der sie aufgesetzt und entwickelt worden sind, sind eindrücklich. Der diesjährige Day of Clinical Research war deshalb ausnahmsweise monothematisch angesetzt, um der Forschung zu SARS-CoV-2 die verdiente Bühne zu geben. Einen kleinen Einblick in die vielfältigen Themen erhalten nun auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mit unserer Forschungsbeilage. Ich wünsche Ihnen allen einen entspannten Sommer, eine umso spannendere Lektüre und bedanke mich bei allen unseren Mitarbeitenden herzlich für ihr tägliches Engagement für unsere Patientinnen und Patienten.

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Das USZ lebt die Vielfalt Vielfalt äussert sich am USZ in verschiedenster Art und Weise. Unsere Mitarbeitenden kommen aus 89 Nationen, arbeiten in über 120 verschiedenen ­Berufen, von der 16-jährigen Lernenden bis zu den Helferinnen im Frei­

willigendienst mit 70 und mehr Jahren Lebenserfahrung. Vorurteilslos jeden Menschen gleich behandeln: Dieser Grundsatz gilt am USZ für unsere ­Patientinnen und Patienten ebenso wie für unsere Mitarbeitenden. Des-

halb setzen wir uns auch für die LGBTI-Community ein. Damit das im Spital sichtbar ist, haben die Mitarbeitenden am USZ in der Pride-Woche Farbe bekannt und bunte Masken getragen.

500 Herztransplantationen wurden bis Ende Mai 2021 am USZ durchgeführt.

1967

wurde in Kapstadt weltweit das erste Herz transplantiert. Das USZ führte als erstes Zentrum in der Schweiz

1969

Herztransplantationen durch. Derzeit transplantieren drei Zentren in der Schweiz: Neben Zürich sind das Bern und Lausanne. Ebenso wichtig wie die eigentliche Chirurgie ist eine lebenslange, individuelle Betreuung der Patientinnen und Patienten nach einer Transplantation.

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Listerien und Salmonellen am Grillfest Gewisse Bakterien können beim Grillfest zu grossen Spielverderbern werden. Für Schwangere und immungeschwächte Menschen können sie schwerwiegende Folgen haben. Text: Jolanda van de Graaf Bilder: iStock, Christoph Stulz

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st eine Grillwurst komplett durchgebraten, können Listerien keine Gefahr mehr darstellen», erklärt Miriam Vázquez, Oberärztin an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene. Die Bakterien werden durch die Hitze abgetötet. Problematisch sind aber trotzdem nicht etwa saftige Steaks, sondern wenn, dann vorverarbeitete Grillwürste. «Bei den Verarbeitungsprozessen tierischer Produkte können sich Listerien auf den Oberflächen befinden. Eine rigorose und kontrollierte Hygiene ist darum unverzichtbar.» Entsprechend sind in der Hygieneverordnung des Bundes Prozesshygiene- und Sicher­ heitskriterien für verschiedene Lebensmittel festgelegt. Der weitaus grössere Verursacher von Lebensmittelvergiftungen sind von der Fallzahl her jedoch Salmonellen. Enteritische Salmonellen sind gar eine der häufigsten Ursachen von Durchfallerkrankungen. Lebensmittelvergiftungen treten nach Konsum von tierischen Lebensmitteln – Milch, rohe Eier oder halbgares Poulet oder Fisch – auf und sind meist auf eine falsche Lagerung oder Zubereitung zurückzuführen. Zudem können sich die Keime bei Zimmertemperatur rasch vermehren. Innerhalb von 20 Minuten verdoppelt sich die Zahl der Bakterien, nach 40 Minuten hat sich ihre Zahl vervierfacht. Eine korrekte Lagerung der Lebensmittel ist deshalb wichtig. Selbst bei Kühlschranktemperaturen können sich Listerien weitervermeh-

ren. Miriam Vázquez erläutert: «Bei Listerien reichen weniger als zehn ­Bakterien, um eine Erkrankung auszulösen.» Dennoch sind Listerienerkrankungen in der Schweiz selten. Die schweiz‑ weit bekanntesten Listerienfälle stammen von Käseprodukten aus Rohmilch.

«Bei Listerien reichen weniger als zehn Bakterien, um eine Erkrankung auszulösen.» Miriam Vázquez, Oberärztin an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene

Bei einer Lebensmittelvergiftung durch Salmonellen erkrankt der Mensch innerhalb weniger Stunden. Die listigen Listerien hingegen lassen sich Zeit. Die Inkubationszeit liegt zwischen drei Tagen und mehreren Wochen. «Bei vermehrt auftretenden Krankheitsfällen sind oft detektivische Arbeit und Ursachenforschung gefragt», sagt Miriam Vázquez. Nicht ohne Grund sind Erkrankungen durch Listerien meldepflichtig.

Erkrankte Menschen mit einem in‑ takten Immunsystem leiden an Durchfall, teilweise begleitet von Fieber. Immungeschwächte und Schwangere sind anfälliger für schwerwiegende Listerieninfektionen: Es kann zu Einschwemmen von Bakterien über die Blutbahn ins Hirn, zu Hirnhautentzündungen sowie Fehlgeburten kommen. Dann ist eine Hospitalisation notwendig, und die Patientinnen werden mit Antibiotika behandelt. «Es ist sinnvoll, während der Schwangerschaft neun Monate lang keine Rohmilch und keinen Käse auf Rohmilchbasis zu konsumieren», rät Miriam Vázquez deshalb. Gut gegarte Würste stellen kein Problem dar. Ähnliche Empfehlungen gelten für immungeschwächte Menschen.

I N KÜ R Z E

Durch Salmonellen kontaminierte Lebensmittel sind vorwiegend tierischer Herkunft. Diese Krankheitserreger können sich bei Zimmertemperatur vermehren. Entsprechend ist eine strikte Lebensmittelhygiene wichtig. Listerieninfektionen treten meist nach dem Genuss von Rohmilchprodukten auf. Wer schwanger oder immungeschwächt ist, sollte diese Produkte meiden.

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Not amused!

Welcome!

Von der Aussensicht lernen Ein Sounding Board mit Vertreter*innen unterschiedlicher Interessengruppen soll das gegenseitige Verständnis fördern und das USZ in seiner Entwicklung unterstützen.

Das USZ stand im vergangenen Jahr stark im Fokus der Öffentlichkeit. Aufgrund der Corona-Pandemie und des ausserordentlichen Engagements des USZ und seiner Mitarbeitenden im positiven, wegen verschiedener Vorfälle in mehreren Kliniken im negativen Sinn. Aufgrund letzterer Vorkommnisse wurden zwei verschiedene externe Berichte verfasst und publiziert: – der Bericht von Res Publica im Auftrag der Gesundheitsdirektion – der Bericht der Aufsichtskommission für Bildung und Gesundheit (ABG) für das Parlament

Insgesamt formulieren die beiden Berichte, deren Erkenntnisse im Übrigen in weiten Teilen deckungsgleich sind, über hundert Empfehlungen für das USZ, die Universität, aber auch die Politik. Das USZ will diesen Fundus nutzen, um sich weiterzuentwickeln. Erste Massnahmen wurden bereits umgesetzt, so zum Beispiel die Erarbeitung eines Code of Conduct bzw. «Verhaltenskompasses». Die Spitaldirektion hat es sich aber auch zum Ziel gesetzt, stärker in den Dialog mit Dritten zu treten, von Wahrnehmungen anderer zu lernen – und zugleich die eigenen Herausforderun-

OK!

gen und Ziele im direkten Austausch zu erläutern. Zu diesem Zweck hat sie ein Sounding Board ins Leben gerufen: ein Gremium mit Vertreterinnen und Vertretern von Patientenorganisationen, der Ärztegesellschaft und von Berufsverbänden. Ein erstes Treffen fand Ende April statt, vier sollen es pro Jahr jeweils sein. Die rege Teilnahme und die engagierten Diskussionen haben das Bedürfnis, ja die Notwendigkeit eines solchen Austauschs ein erstes Mal unter Beweis gestellt. Die Spitaldirektion freut sich auf die kommenden Treffen, denn «speaking up» gilt am USZ auf allen Ebenen.

Über den Wolken Keine Beton-Tristesse mehr in der Radio-Onkologie im UG des USZ Flughafen: Die Warte- und Behandlungsräume wurden mittels Tapeten optisch erweitert, damit sich Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende möglichst wohlfühlen.

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Unendlich erschöpft Immer häufiger stolpert man im Zusammenhang mit dem Coronavirus und seinen Folgen über den Begriff «Fatigue». Betroffene leiden unter Erschöpfungszuständen, chronischer Müdigkeit, Kopfschmerzen, Überanstrengung und Unwohlsein nach Anstrengung. Text: Maja Rose Bild: Adobe Stock

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ine Fatigue kann auf bestimmte virale Infektionen, wie zum Beispiel das Coronavirus, folgen. Aber auch Krebs oder Autoimmunerkrankungen können ein Grund für diese Erschöpfungszustände sein. Die Diagnose einer Fatigue ist problematisch, da es keine medizinisch messbaren Indikatoren gibt. «Laborwerte kann man in diesem Fall nicht bestimmen. Stattdessen führen wir eine gezielte Befragung durch und bewerten anschliessend die Ergebnisse», erklärt Ilijas Jelcic, Oberarzt der Klinik für Neurologie. Seit Januar 2021 bietet das USZ eine Sprechstunde für Long-COVID-Betroffene an. Seitdem hat Iljas Jelcic 30 Patientinnen und Patienten betreut, die unter einer Fatigue leiden. Eine Therapie gibt es bisher nicht. «Dazu müssen wir zunächst verstehen, was eine Fatigue genau ist.» In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden nach wenigen Monaten von alleine. Auch eine Impfung kann helfen. «Viele Patienten sind besorgt, ob sie sich impfen lassen können», so Ilijas Jelcic. «Eine Impfung schadet jedoch nicht, ganz im Gegenteil: Bei 30 Prozent der Patientinnen und Patienten stellen wir eine Verbesserung des Zustands fest.» Warum das so ist, ist wissenschaftlich noch nicht erwiesen.

Energiemanagement im Alltag Hilfe im persönlichen Umgang mit Fatigue bietet die Ergotherapie des USZ

in der Energiemanagement-Schulung. Uta Caduff, Ergotherapeutin im Team Rheumatologie, leitet Gruppensitzungen für Betroffene. «Ursprünglich war dieses Angebot für autoimmun­ erkrankte Patienten mit Fatigue ins Leben gerufen worden. Aufgrund der Situation häufen sich aber die Fälle mit Long-COVID-Beschwerden», er-

klärt sie. Im Programm – das unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt wurde – lernen die Betroffenen während insgesamt acht Lektionen, ihre vorhandene Energie im Alltag optimal einzusetzen, Einbrüche zu vermeiden und die Belastung sinnvoll aufzuteilen. Die Teilnehmenden geben einander dabei auch konkrete Tipps und tauschen Empfehlun­gen aus. «Das Wichtige ist die Selbstreflexion. Wir sind auf die Mitarbeit der Patientinnen und Patienten angewiesen, denn sie kennen sich selbst am besten und wissen um ihre Möglichkeiten und Grenzen. Die Energiemanagement-Schulung in der Gruppe und die individuelle Betreuung durch die Physiotherapie sehen wir als zwei sich perfekt ergänzende Angebote bei dieser Problematik», sagt Uta Caduff.

CHRONISCHE MÜDIGKEIT SPRECHSTUNDE

Infos und Kontakt unter: www.usz.ch/ chronische-muedigkeit

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Mit Herz und Verstand Eine Person alleine kann nichts ausrichten, das Team ist zentral. Es braucht aber den Willen jedes Einzelnen, voneinander zu lernen und stets nach der höchstmöglichen Qualität zu streben. Nach diesen Grundsätzen leitet Paul R. Vogt die Klinik für Herzchirurgie. Text: Cindy Mäder Bild: privat

Paul Vogt, Sie sind in unruhigen Zeiten an Bord gekommen. Wie sieht die Situation heute aus? Ich bin schon relativ zufrieden. Wir haben ein sehr gutes Team, ausgewogen und stabil, das alle Kompetenzen und Spezialgebiete abdeckt. Wichtig ist, dass es von den Assistenz­ ärzten bis zum obersten Kader stimmt. Das ist heute der Fall. Dennoch: Es gibt noch einiges zu tun.

Können Sie das etwas ausführen? Es braucht eine Art Pyramide. Auf ­jeder Stufe, vom Assistenzarzt bis zum Leitenden Arzt, sollte es eine abgestimmte Anzahl Mitarbeitende geben. Nur dann ist einerseits sichergestellt, dass wir genügend Nachwuchs ausbilden, aber auch, dass die Kaderärzte in ihren Spezialgebieten zum Zug kommen.

Die Pyramide ist aber zuoberst ziemlich breit. Mit Thierry Carrel haben Sie einen ehemaligen Chefarzt als Stellvertreter.

Seinen grossen Erfahrungsschatz will Paul Vogt den Mitarbeitenden mitgeben.

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Das ist tatsächlich eine wohl ziemlich einmalige Situation und eine riesige Chance für das Herzzentrum und das USZ. Wir bringen beide sehr viel Er­ fahrung mit, die wir einsetzen wollen, um die nächste Generation fort- und weiterzubilden. Und um die Herzchirurgie am USZ wieder als national und international anerkanntes Zentrum zu etablieren.


Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitenden? Jeder Einzelne muss bestrebt sein, eine möglichst hohe Qualität zu erbringen. Um dies zu erreichen, kann jeder von den Erfahrungen der anderen profitieren. Es sollen alle ihre Ideen einbringen, Fragen stellen und auch Kritik üben. Es zählt immer das beste Argument, Befindlichkeiten haben keinen Platz. Umgekehrt sollen die Mitarbeitenden wissen, dass immer jemand bereitsteht und sie unterstützt, wenn es Probleme gibt. Das gegenseitige Vertrauen ist mir ein grosses Anliegen.

Gespräche und Diskussionen brauchen aber auch Raum. Wie stellen Sie diesen im Alltag sicher? Zwei Mal täglich besprechen wir die einzelnen Patientinnen und Patienten. Jeder Patient ist etwas anders, bringt andere Voraussetzungen mit. Deshalb kann man als Arzt nicht nur einer Guideline folgen, sondern muss stets das Individuum vor Augen haben. Wir haben eine riesige Bandbreite an Behandlungsmöglichkeiten. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir aufgrund der Indikationen für den einzelnen Patienten das jeweils beste Vorgehen wählen. Und es muss jeder und jede im Team verstehen, weshalb wir so vorgehen und nicht anders. Deshalb diese intensiven Besprechungen.

Was muss ein guter Herzchirurg mitbringen? Ein guter Herzchirurg braucht ein breites Wissen über die eigentliche Herzchirurgie hinaus. Besonders wichtig sind Fächer wie Intensivmedizin, Kardiologie, Infektiologie oder medikamentöse Therapien. Nur so ist es möglich, die Patienten umfassend zu beurteilen und zu behandeln.

Operation muss man manchmal unter Druck rasch eine Entscheidung treffen. Dies im Wissen, dass der Tod bei jeder Operation ein möglicher Ausgang ist. Das ist ein grosser Unterschied zu vielen anderen operativen Fächern. Das muss man aushalten können. Und gerade weil der Grat oft schmal ist, ist die Demut vor dem Leben und dem, was wir tun, so wichtig.

Der Tod ist immer ein möglicher Ausgang – die Aufklärung der Patientinnen und Patienten ist umso wichtiger. Das ist richtig. Wir erklären den Patienten alle Möglichkeiten und sprechen dabei natürlich auch über die Risiken. Gerade bei schwierigen Entscheidungen sind eine umfassende Beratung und eine möglichst klare Empfehlung für die Patienten von zentraler Bedeutung.

«Gegenseitiges Vertrauen ist mir sehr wichtig.» Paul R. Vogt, Direktor der Klinik für Herzchirurgie

Auch für das Personal ist es nicht einfach, Patienten zu verlieren. Wie gehen Sie damit um? Wir haben hier am USZ viele sehr schwer kranke Patienten. Diese Menschen kommen hierher, weil es ihre letzte Chance ist. Das bedeutet, dass die Grundmortalität an einem USZ höher ist als in einem anderen Spital. Wenn eine Abteilung sehr viele Patienten mit einem hohen Risiko hat, dann ist das für das Team tatsächlich sehr belastend. Es braucht daher eine gute Durchmischung, es braucht auch Standardoperationen mit durchschnittlichen Risiken. Auf die Dauer ist das sonst fast nicht zumutbar.

Und welche Eigenschaften braucht es? Zentral sind aus meiner Sicht zwei: Entscheidungsfreudigkeit und Demut. In der Herzchirurgie geht es meist sehr schnell: Wir sehen rasch Erfolge – ebenso rasch kann man aber auch einen Misserfolg haben. Während einer

Die grossen Herzoperationen werden aber auch seltener, viele Eingriffe können heute minimalinvasiv durchgeführt werden. Das ist so. Die Möglichkeiten für minimalinvasive oder interventionelle Ein-

griffe sind heute viel grösser. Das ist vor allem bei sehr alten Patientinnen und Patienten ein grosser Glücksfall. Generell sehen wir, dass die Herzpatienten älter sind und meist eine ganze Reihe von Nebendiagnosen haben. Und oft sind Letztere bestimmend für das Vorgehen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir immer den Patienten als Ganzes betrachten und nicht nur auf eine einzelne Erkrankung, ein einzelnes Organ fokussieren. Aus demselben Grund ist die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit so zentral. Keiner kann einen Patienten alleine behandeln, es braucht immer ein Team.

Sie selbst gehen auf die Pensionierung zu – was treibt Sie an? Primär will ich eine Klinik mit einer Top-Reputation und internationaler Strahlkraft übergeben, mit tiefer Mortalität und tiefer Infektionsrate. Wir haben hervorragende Nachwuchschirurgen. Ihnen wollen Thierry Carrel und ich unser Wissen und unsere Erfahrung weitergeben. Und über unsere beiden Stiftungen auch die Möglichkeit, im Ausland Erfahrungen zu sammeln. Gerade in der internationalen Arbeit lernt man sehr viel und öffnet seinen Horizont.

KU R Z P O R T R ÄT

Paul R. Vogt Paul R. Vogt leitet die Klinik für Herzchirurgie am USZ bereits seit Juli 2020. Zuvor war er während mehrerer Jahre als Konsiliararzt am USZ tätig. Eine echte Herzenssache ist für ihn die EurAsia Heart Foundation, die er initiiert hat und deren Stiftungsratspräsident er bis heute ist. Paul Vogt war sowohl in China wie auch in Russland, der Ukraine, in Usbekistan und in Myanmar als Chefarzt und Gastprofessor tätig. In diesen Ländern ist er mit seiner Stiftung nach wie vor aktiv.

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Auf einen Drink im Wasserreservoir In Zukunft wird sich der heutige USZ-Spitalpark dem Hochschulgebiet stärker öffnen und Gloriapark heissen. In Vergessenheit geratene Wasserhallen eines unterirdischen Trinkwasserreservoirs werden zu einem Treffpunkt mit Restaurant und Bar. Text: Claudio Jörg Bilder: Hochschulgebiet Zürich Zentrum, Tim Klauser

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en Spitalpark, der heute von der Strasse her etwas versteckt ist, wird man künftig bewusster wahrnehmen. Ab dem Jahr 2030 wird die neu gestaltete Grünfläche Gloriapark heissen. Als grosszügiger, zentral gelegener öffentlicher Raum wird er zu einem wichtigen Treffpunkt und Erholungsgebiet im Hochschulquartier. Dem Übergang vom Strassenbereich zum Park kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Er wird offener gestaltet, wodurch der Park sichtbarer und einfacher zugänglich wird.

Treffpunkt im Grünen Bei der Ecke Rämi- und Gloriastrasse entsteht der «Pavillon im Park», ein lebendiger Ort, der die Bevölkerung zum Verweilen einlädt – zum Beispiel Stu-

dierende, Mitarbeitende der umliegenden Institutionen oder Anwohne­ rinnen und Anwohner. Hier kann man sich einen Drink gönnen oder etwas Kleines essen. Der Pavillon dient als Erkennungsmerkmal der Grünanlage und wird somit die Identität des Hochschulgebiets stark mitprägen. Auf den Plänen wurde die Idee des Pavillons bisher mit einem runden Dach dargestellt. Um die Idee zu konkretisieren, führte die Geschäftsstelle Hochschulgebiet Zürich Zentrum (HGZZ) einen Projektwettbewerb durch, an dem sich über 200 Architekturbüros beteiligt haben. Als Siegerteam ging Squadrat Architekten aus Zürich mit dem Projekt «Reservoir» hervor. Die Architekten setzten sich eingehend mit der Geschichte des Orts auseinander und präsentierten schliesslich

Die Querschnitt-Ansicht des Siegerprojekts «Reservoir».

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Wasserhallen Wasserhallen

ein unkonventionelles Projekt, das die Jury auch punkto Nachhaltigkeit überzeugte.

Spürbare Vorgeschichte Das Projekt nimmt Bezug auf das unter dem Park liegende und in Vergessenheit geratene Trinkwasserreservoir der Stadt Zürich von 1871. Der Bau wurde Ende der 1970er-Jahre ausser Betrieb genommen; heute sieht man nichts mehr von ihm. Die Architekten stiessen bei ihrer Recherche auf das Reservoir. Sie fanden es auf alten Karten, Bildern und Plänen der Wasserversorgung. Sie entwickelten die Idee, die ausrangierte Infrastruktur des 19. Jahrhunderts in das PavillonProjekt einfliessen zu lassen: Ein Teil des Reservoirs wird ausgegraben, ein Teil wird abgerissen, und ein Teil


Modell des Siegerprojekts «Reservoir»: Links sind die Wasserhallen zu sehen, rechts der offene Bereich. Links geht die Rämistrasse weg, rechts die Gloriastrasse.

wird umgenutzt. Dazu werden die alten Gemäuer in der Mitte halbiert und mit einer Fensterfront ausgestattet. Das Konzept beinhaltet ein Gartenund ein Innenrestaurant mit Bar. Weitere Wasserhallen und ihre alten Gewölbebogen könnten für Veranstaltungen genutzt werden.

Die alten Hallen des Wasserreservoirs werden teilweise ausgegraben und in den Pavillon mit Restaurant- und Barbetrieb integriert.

Symbol der Kreislaufwirtschaft Auch in Sachen ressourcenschonendes Bauen überzeugt das Projekt. Denn durch die Umnutzung des Reservoirs lassen sich die Materialflüsse stark reduzieren. Zum einen kommt das Projekt mit weniger Aushub aus. Zum anderen ist weniger Baumaterial notwendig. Beides spart graue Energie ein und entspricht den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft.

R E S E R V O I R

Gasse Gasse

Reservoirgarten Reservoirgarten

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Veranstaltungen September

Oktober

15.09.2021, 18.30 – 20.00 Uhr

06.10.2021, 18.30 – 20.00 Uhr

Schilddrüsenknoten: Wann muss operiert werden? > online und am USZ Campus www.usz.ch/forum

Warum Frauen und Männer in der Medizin anders behandelt werden sollten > online und am USZ Campus www.usz.ch/forum

V E R A N S T A LT U N G E N

Was am USZ läuft, erfahren Sie auf www.usz.ch/veranstaltungen

22.09.2021, 18.30 – 20.00 Uhr Schwindel: Was hilft, wenn sich alles dreht? > online und am USZ Campus www.usz.ch/forum

27.10.2021, 18.30 – 20.00 Uhr Blasenprobleme bei Mann und Frau > online und am USZ Campus www.usz.ch/forum

November 03.11.2021, 18.30 – 20.00 Uhr Herzklappenerkrankungen: moderne Diagnostik und Therapie > online und am USZ Campus www.usz.ch/forum

Die Forum-Veranstaltungen werden immer live auf dem Facebook-Kanal des USZ übertragen. Die Vorträge können zudem auf www.usz.ch/forum/ vergangene-veranstaltungen später jederzeit nachgeschaut werden.

FACHBEGRIFF EINFACH ERKL ÄRT

Was ist eigentlich Ösophagitis?

Daniel Pohl, Leitender Arzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie

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Ösophagitis ist eine Schleimhautentzündung in der Speiseröhre, dem Ösophagus. Zu den Ursachen gehören Verletzungen durch Fremdkörper sowie Schleimhautschädigung durch Bestrahlung oder Infektionen. Selten sind Autoimmunerkrankungen wie eosinophile Ösophagitis, bei der das Immunsystem die eigene Ösophagus-Schleimhaut angreift. Die häufigste Ursache ist der Rückfluss des sauren Mageninhalts in die Speiseröhre, der Reflux. Ohne Behandlung bilden sich durch die Ösophagitis Narben oder Geschwüre. Diese können zu Ösophagus-Verengungen, Blutungen oder selten zu Krebsvorstufen führen. Zu den Symptomen gehören Schluckbeschwerden mit Schmerzen hinter dem Brustbein und im Oberbauch, Engegefühl im Hals, Erbrechen, Durchfall und beim Reflux auch Sodbrennen. Für die Diagnose ist eine Ösophagus-Spiegelung wichtig. Die Refluxkrankheit kann eine 24 h-Säuremessung im Ösophagus bestätigen. Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Beim Reflux werden säurehemmende Medikamente verabreicht. Betroffene sollen mit erhöhtem Oberkörper schlafen und enge Kleidung meiden. Normales Körpergewicht und Verzicht auf scharfe, süsse und fette Speisen, Kaffee, Nikotin und Alkohol reduzieren den Reflux und unterstützen die Heilung.


Zurück ins Leben finden Ein krankes Herz macht Angst. Selbst wenn medizinisch alles wieder in Ordnung ist, bleibt häufig eine Verunsicherung. In der psychokardiologischen Sprechstunde helfen Fachleute Betroffenen zurück auf den Weg in den Alltag. Text: Barbara Beccaro Bilder: iStock, Christoph Stulz

V

or wenigen Wochen hatte Jonas K. einen Herzinfarkt. Plötzlich und unerwartet wurde er aus seinem Alltag gerissen. Im Spital war er schnell medizinisch gut versorgt. Wenige Tage nach dem Ereignis konnte er bereits nach Hause. Alles wieder gut? Nochmals Glück ge‑ habt? Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Auf diese Fragen hatte er keine Antworten. «Mit den heutigen medizinischen Möglichkeiten sind viele Patientin‑ ­nen und Patienten selbst nach einem grösseren Eingriff am Herzen rela‑ tiv schnell wieder zu Hause», bestätigt Aju Pazhenkottil, Facharzt für Kar‑ diologie, Oberarzt und Spezialist für Psychokardiologie und Kardiale Bildgebung. Neben der akuten medizi‑ nischen Versorgung erhalten sie zahl‑ reiche Informationen und Anleitungen für das Leben nach dem Ereignis. «Die Patienten sind häufig überfordert und verunsichert mit ihrer neuen Diagnose und den lebensbedrohlichen Situati­ onen, aus denen sie gerettet wurden», sagt Aju Pazhenkottil.

Über Ängste und Sorgen sprechen Mitten in der Pandemie wurde Gustav S. mit einer koronaren Herzkrank­‑ heit konfrontiert. Gleich zwei Eingriffe musste er über sich ergehen lassen, seine Herzkranzgefässe waren arg in Mitleidenschaft gezogen. Der Kar­ diologe sagte ihm, man habe jetzt seine

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«Lebensuhr adjustiert», sein Hausarzt bestätigte ihm, er hätte wohl einen weiteren Infarkt nicht überlebt. Sein Leben geriet völlig aus den Fugen. Im Anschluss an den Spitalaufenthalt begab er sich in die ambulante HerzReha. «Das hat mir zwar gutgetan, ich habe aber schnell gemerkt, dass es nicht reicht. Die Physiotherapeutinnen haben mich auf die psychokardio­ logische Sprechstunde aufmerksam gemacht. Ich wusste von ähnlichen Angeboten aus der Onkologie.» Gustav S. schätzt, dass er in der Sprechstunde von Fachleuten betreut wird, die ihn sowohl psychologisch als auch kardiologisch unterstützen können. «Ich kann ‹technische› Fragen zu meinem Herzen oder zur aktuellen Medika‑ tion stellen. Dank dieser Gespräche habe ich ein besseres Verständnis dafür gewonnen, was eigentlich passiert ist mit meinem Herzen, und kann dadurch besser damit umgehen.» Vielen Patienten, erklärt Aju Pazhenkottil, hilft es bereits, über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Sie wissen, dass medizinisch mit ihrem Herzen soweit alles in Ordnung ist. Dennoch können sie im Laufe der Zeit eine Angststörung entwickeln, oder sie haben ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Das geschieht oft schleichend. Der Besuch beim Kardiologen oder der Hausärztin ist knapp getaktet, und der Fokus liegt meist auf den medizinischen Befunden.

Symptome richtig einordnen «Das Herz ist besser geeignet, um von der Psyche ‹gekapert› zu werden, als andere Organe», erklärt Lena Jellestad, Psychiaterin und Oberärztin an der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik. Das Herz, führt sie aus, kann man im Gegensatz zu anderen Organen hören und sogar spüren, dadurch aber auch Veränderungen unmittelbar bemerken, zum Beispiel einen schnelleren Herzschlag bei Angst. So kann ein Teufelskreis aus Angst und Zunahme der Beschwerden entstehen. Es ist daher wichtig, dass die Symptome von Ärzten richtig eingeordnet werden. Auch bei einer fehlenden organischen Ursache ist

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es wichtig, das Leid hinter den Symptomen zu sehen und anzuerkennen. Wenn die empfundenen Beschwerden derart ins Zentrum der Aufmerks­amkeit der Betroffenen rücken, dass sie sich aus Sorgen stark schonen, kaum sozialen Austausch mehr pflegen und sich viel weniger zutrauen, kann ihre Lebensqualität und oft auch die ihres Umfelds erheblich leiden.

«Betroffene sind häufig verunsichert mit der neuen Diagnose.» Aju Pazhenkottil, Kardiologe

Interprofessionelle Zusammenarbeit Auch Hadassa Brito da Silva sieht viele Patientinnen und Patienten über längere Zeit in der Rehabilitation, etwa nach einem Herzinfarkt. Sie ist Physiotherapeutin und als Fachbereichsex‑ pertin Kardiologische Therapie für die Therapie bei verschiedenen Herzerkrankungen zuständig. Im Rahmen der ambulanten Kardiologischen Rehabi­ litation kommen Patienten zwei bis drei Mal pro Woche in die Physiotherapie. Hadassa Brito da Silva stellt fest, dass sich besonders jüngere Betroffene oft nicht trauen, ihre Ängste und Unsicherheiten anzusprechen. Manche klagen über Schlaflosigkeit, andere wagen es nicht, ihre sportlichen Aktivi­ täten wieder aufzunehmen aus Angst, es könnte wieder etwas passieren. In der Physiotherapie können sie in einem sicheren Rahmen trainieren und Entspannungstechniken lernen. Dennoch benötigen sie häufig auch eine weiterführende psychologische Betreuung. Von grossem Vorteil ist da die enge ­interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen den Physiotherapeutinnen und dem psychokardiologischen Dienst, an den Hadassa Brito da Silva Patienten zuweisen kann.

In der körperlichen Unversehrtheit erschüttert Nach einem Herzereignis zeigen viele Patientinnen und Patienten psychische Reaktionen wie Ängste oder de-

pressive Verstimmungen. Sie sind in ihrer körperlichen Unversehrtheit erschüttert. Ohne entsprechende Behandlung kann es zu psychischen Beeinträchtigungen wie zum Beispiel ­Depressionen, Panikattacken oder einer posttraumatischen Belastungs­ störung kommen, was wiederum eine verminderte Lebensqualität und ein schlechtes Gesundheitsverhalten zur Folge haben kann. Dadurch kann sich auch das Risiko eines erneuten Ereignisses erhöhen. Eine entsprechende Diagnose ist daher wesentlich für betroffene Patienten. Jonas K. empfand es als eine «Frechheit» von seinem Körper, ihn einfach so im Stich zu lassen. «Nach dem Herzinfarkt konnte ich mich plötzlich nicht mehr darauf verlassen, dass mein Körper funktioniert. Das machte mir Angst», erinnert er sich. Nach so einem «Chlapf» sagt er, habe auch er sich gefragt: Was muss ich in meinem Leben ändern? Wo liegen meine Stressfaktoren? Wie gehe ich damit um, dass eine Krankheit in mir schlummert und mich mit meiner eigenen Endlichkeit konfrontiert? Er weiss, dass er eine Veränderung in seinem Leben anstreben muss, um die Muster der letzten Jahre zu durchbrechen. In der psychokardiologischen Sprechstunde kann er den Vorfall verarbeiten und Perspektiven reflektieren, wie es für ihn weitergehen soll. Er lernt dabei auch, seine Nöte und Sorgen zu formulieren.

Eine individuelle psychologische Betreuung Das Ziel eines psychokardiologischen Angebots ist es, über die kardiologische Betreuung hinaus die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern, psychische Beeinträchtigungen zu lindern und das Risiko zu minimieren, solche zu entwickeln. Die Fachleute sind sich einig, dass es dafür eine enge Zusammenarbeit zwischen Kardiologen, Psychologinnen und Hausärzten braucht. Patientin‑ nen und Patienten tendieren dazu, vor‑ handene Versorgungsmöglichkeiten nicht von sich aus zu nutzen. Es reicht also nicht, einfach zu fragen, ob sie


Physische und psychische Rehabilitation sind nach einem Herzinfarkt wichtig. Physotherapeutin Hadassa Brito da Silva trainiert mit den Betroffenen.

bei der Arbeit oder zu Hause Stress hätten. Vielmehr müssen sie regelmäs‑ sig differenziert und standardisiert nach ihrem Befinden befragt werden, damit sie, wenn nötig, schnell das Angebot einer adäquaten individuel‑ len psychologischen Betreuung er‑ halten. «Die Hürde, psychologische

«Das Herz ist psychosomatisch stärker betroffen als andere Organe.» Lena Jellestad, Psychiaterin

Unterstützung in Anspruch zu nehmen, ist hoch. Die interdisziplinäre Psycho‑ kardiologie-Sprechstunde bietet eine Schnittstelle zwischen Herz und Psy‑ che. Uns geht es darum, die Patienten ganzheitlich zu betreuen und ihnen das Vertrauen in ihr Herz zurückzuge‑ ben», sagt Aju Pazhenkottil. «Die grosse Nachfrage nach dem Angebot

der Sprechstunde für Psychokardiolo‑ gie bestätigt die Wichtigkeit einer ­solchen niederschwelligen Anlauf‑ stelle für Betroffene», ergänzt Lena Jellestad. Jonas K. schätzt die Unterstüt‑ zung, die er in der psychokardiologi‑ schen Sprechstunde erhält. Er emp‑ findet die Gespräche als eine Art Brücke nach dem Spitalaufenthalt, die ihm hilft, den Weg zurück in den Alltag zu finden.

PSYC H O K A R D I O LO G I E AM USZ

Die Sprechstunde für Psychokardiologie ist interdisziplinär und kooperiert eng mit dem Herzzentrum des USZ und den damit verbundenen Kliniken für Kardiologie und Herz- und Gefässchirurgie. Geleitet wird sie von Psychiaterin Lena Jellestad. Die Sprechstunde ist im Bereich Konsiliarund Liaisonpsychiatrie unter der Leitung von Sebastian Euler an der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik angesiedelt. Der zuständige Kardiologe der Klinik für Kardiologie ist Aju Pazhenkottil. Weitere Infos: www.usz.ch/psychokardiologiesprechstunde

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Blut: Saft des Lebens Blut hält den menschlichen Körper am Leben. Es hat unzählige Funktionen. Die wichtigsten stellen wir hier vor. Text: Katrin Hürlimann Bild: Nadja Stadelmann

Kapillaren

Proteine Lungenkreislauf Lungenarterien

Elektrolyte

Lungenbläschen

Lungenvenen CO2

Fette

Kohlenhydrate

O2 Wasser

Vitamine

Kapillaren

Aorta

Atmung Eine Funktion des Blutes ist der Transport von Sauerstoff von der Lunge zu den Zellen und von Kohlenstoffdioxid – dem Endprodukt des oxidativen Kohlenstoffwechsels – zurück zur Lunge.

Hohlvenen

Herz

Körpervenen

Körperarterien Körperkreislauf

Transportfunktion Hauptaufgabe ist der Transport von Sauerstoff und Nährstoffen zu den Zellen und der Abtransport von Stoffwechsel-Endprodukten wie Kohlenstoffdioxid oder Harnstoff. Ausserdem werden Hormone und andere Wirkstoffe zwischen den Zellen befördert. Blut dient zudem der Regulation und Aufrechterhaltung des Wasser- und Elektrolythaushalts, des pH-Werts und der Körpertemperatur.

Kapillaren

Blutkreislauf Blut wird vornehmlich durch mechanische Tätigkeit des Herzens in einem Kreislaufsystem durch die Blutgefässe des Körpers gepumpt. Die Gefässe, die vom Herzen wegführen, heissen Arterien und die, die zurück zum Herzen führen, sind die Venen. Das arterielle Blut ist sauerstoffreich und hell, das venöse Blut enthält weniger Sauerstoff und ist daher dunkler.

Bei Kälte verengen sich die Blutgefässe

Bei Wärme erweitern sich die Blutgefässe

Wärmeregulierung Die ständige Zirkulation des Bluts trägt zu einer konstanten Köpertemperatur bei. Diese liegt beim gesunden Menschen bei ca. 36 bis 37 °C.


Blutplasma ca. 55% Hormone

90% Wasser 10% gelöste Substanzen: Eiweisse Elektrolyte

Blutzellen ca.45%

Woraus besteht Blut?

Erythrozyten

Erythrozyten, rote Blutkörperchen Dienen dem Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid. Sie enthalten Hämoglobin, ein Protein, das für Sauerstoffbindung und -transport im Blut verantwortlich ist. Hämoglobin besteht aus dem Eiweiss Globin und der Häm-Gruppe, die mit Eisen einen Komplex bildet. Letzteres verleiht dem Blut seine rote Farbe. Thrombozyten, Blutplättchen Dienen der Blutstillung und bilden damit die Grundlage der ersten Phase der Wundheilung. Sind auch für die Immunfunktion wichtig.

Thrombozyten

Leukozyten, weisse Blutkörperchen Werden in Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten unterteilt. Granulozyten und Monozyten dienen der unspezifischen Immunabwehr. Lymphozyten sind an der spezifischen Immunabwehr beteiligt.

Leukozyt

neutrophiler Granulozyt

esinophiler Granulozyt

Monozyt

Lymphozyt

Abwehrfunktion Als Teil des Immunsystems hat das Blut Aufgaben zum Schutz vor und Abwehr gegen Infektionen und Fremdkörper. Leukozyten haben verschiedene, spezialisierte Funktionen, zum Beispiel gibt es Fresszellen (Phagozyten) oder B-Zellen (Antikörper-bildende Zellen).

inaktiver Thrombozyt

aktiver Thrombozyt

basophiler Granulozyt

Fibrinogen Phagozytose Fibrin

Blutstillung und -gerinnung Die Prozesse, die den Körper vor Blutungen schützen sollen, werden unter dem Oberbegriff der Hämostase zusammengefasst. Für die Blutgerinnung, die zur Blutstillung führt, braucht es Fibrin. Dieses Protein ist der aktivierte, vernetzte «Klebstoff» der Blutgerinnung. Es wird aus der fadenförmigen löslichen Vorstufe, dem Fibrinogen, gebildet. Aggregierte Thrombozyten, Erythrozyten und verbundenes Fibrin bilden das Blutgerinnsel, den Thrombus.

Antikörper


Jeder Tropfen zählt Patient Blood Management ist ein medizinisches Konzept, das die körpereigenen Blutreserven stärkt und damit die Patientensicherheit erhöht. Als Folge benötigen die Behandelten beim Eingriff oftmals keine Bluttransfusion, erleiden seltener Infektionen und erholen sich schneller. Text: Jolanda van de Graaf Bild: Nicolas Zonvi

E

s ist unbestritten, dass Blut‑ transfusionen bei Notfallopera‑ tionen mit grossem Blutver­‑ lust Leben retten können. Allfällige Ab‑ wehrreaktionen des Körpers sind in diesem Fall von untergeordneter Bedeutung. Fakt ist aber, dass der menschliche Körper auf fremdes Blut durchaus negativ reagieren kann. Denn Fremdblut ist ein Fremdkörper im System. Die körpereigenen Re­ aktionen reichen von Fieber bis hin zu Organschäden. Nicht selten kommt es vor, dass sich Patienten nach einer Bluttransfusion, neben der Heilung des Initialleidens, mit zusätzlichen Be­‑ schwerden herumschlagen müssen. Hier setzt das Patient Blood Ma‑ nagement an. Seit über zehn Jahren nimmt das Institut für Anästhesio‑ logie unter der Leitung von Donat R. Spahn weltweit eine Vorreiter‑ rolle ein. «Wer dank optimalen Blut‑ werten während einer Operation nicht auf Fremdblut angewiesen ist, hat ein tieferes Infektionsrisiko, er‑ holt sich besser und kann das Spital schneller verlassen», erklärt Donat Spahn den Grundgedanken von Patient Blood Management. «Das dient einer‑ seits dem Wohl des Patienten und ist anderseits ein wirtschaftlicher Faktor für das Spital.» Eine spitalweite Analyse mit Daten einer knappen Viertelmil‑ lion Patientinnen und Patienten der Jahre 2012 bis 2017 zeigte: Das USZ

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konnte im Beobachtungszeitraum den Einsatz von Bluttransfusionen um 40 Prozent senken. «Dabei geht es in keiner Weise darum, der Blutbank ihre Daseinsberechtigung abzusprechen. Im Gegenteil», betont Donat Spahn die gute Zusammenarbeit zwischen

der USZ-Blutbank und dem Institut für Anästhesiologie. «Wir arbeiten Hand in Hand für eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten, be‑ sprechen die Massnahmen und schöp‑ fen gemeinsam alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten aus.»

Nicht nur während Operationen wichtig: Durch Patient Blood Management werden die körpereigenen Blutreserven optimal eingesetzt.


Operationstermine werden am USZ in der Regel rund zwei bis drei Wochen im Voraus festgelegt. «In diesem Moment beginnt das Zeitfenster von Patient Blood Management», so Donat Spahn. Die verbleibende Zeit bis zum Eingriff wird aktiv genutzt, um die Blutwerte der Patientinnen und Patienten zu optimieren. «Patient Blood Management setzt alle zur Ver‑ fügung stehenden Mittel ein, um bei einem allfälligen Verlust von mehr als 500 Millilitern Blut die Notwendig­‑ keit einer Transfusion zu minimieren.» Patient Blood Management hört in­ dessen nicht an der Tür zum Opera‑ tionssaal auf.

Vor der OP: Eigenblutmenge erhöhen Mit einem halbleeren Tank eine Auto‑ reise anzutreten, macht keinen Sinn. Genauso wenig ratsam ist es, sich mit mangelhaften Blutwerten einer Ope‑ ration zu unterziehen. «Viele Menschen leiden unwissentlich unter Eisenman‑ gel und Blutarmut (Anämie), was sich während einer Operation negativ auswirken kann», erklärt Donat Spahn. Im Rahmen des Patient Blood Management werden das Hämoglobin und das Ferritin bestimmt. Ist die Konzentration an Blutfarbstoff (Hämo‑ globin) zu gering, leiden Patienten unter Blutarmut (Anämie). Das Protein Ferritin im Blut zeigt an, wie hoch die Eisenreserven im Körper sind. Bei 40 Prozent aller Anämien ist Eisen‑ mangel die Ursache. Mit Eisenpräparaten, Erythropoetin (EPO) zur Bil‑ dung roter Blutkörperchen, Vitamin B12 und Folsäure wird das Blut in den Wochen vor dem OP-Termin opti‑ mal angereichert. «Unsere Erfahrun‑ gen zeigen, dass selbst bei kurzfristig angesetzten Operationen die roten Blutkörperchen und das Ferritin durch gezielte Massnahmen noch entschei‑ dend erhöht werden können», betont Donat Spahn. Diesen Teil der OP-Vor‑ bereitung bestreiten die Patientinnen und Patienten grösstenteils gemein‑ sam mit ihrem Hausarzt. Das Patient Blood Management hält den Kontakt zu den Hausärzten und überprüft die Verbesserung der Blutwerte.

Während der OP: Minimieren des Blutverlusts

Vom Behandlungskonzept zum Standard

Jetzt sind sauberes Handwerk und neuste Technologie gefragt. Das An­ ästhesieteam rund um Donat Spahn hat in den letzten Jahren im Operati‑ onssaal Prozesse umgesetzt und Hilfs‑ mittel verbessert, die den Blutverlust deutlich reduzieren. Die Chirurginnen und Chirurgen verwenden blutspa‑ rende Operationstechniken, um den Blutverlust zu minimieren. Durch die maschinelle Autotransfusion wird verlorenes Patientenblut aufgefangen, zentrifugiert und dem Patienten nach einem Waschvorgang per Retrans‑ fusion wieder zurückgeführt. «Bei Tumorpatientinnen und -patienten haben wir sogar die Möglichkeit, das Blut vor der Retransfusion zu be‑ strahlen.» Nicht zuletzt kann das Team durch ein aktives Management der Körperwärme Blutgerinnung und -verlust positiv beeinflussen. Die Schwelle für Transfusionen wäh‑ rend Operationen wird mittlerweile über einen Algorithmus gesteuert und liegt verhältnismässig tief.

Vor rund 15 Jahren entwickelte Donat Spahn zusammen mit einer kleinen Gruppe Kollegen aus Australien, Amerika und Deutschland das medizinische Konzept zu Patient Blood Management. Gemeinsam ent‑ wickelten sie es über die Jahre weiter. In einem bereits 2011 verabschiedeten Memorandum fordert die WHO die Einführung von Patient Blood Management im medizinischen Alltag. Die Universitätsspitäler von Basel und Lausanne haben das Potenzial erkannt und setzen mittler‑ weile ebenfalls auf Patient Blood Management. «Die Logistik aufzubauen und nicht zuletzt eine funktionierende Schnitt­stelle zwischen Operationspla‑ nung und Patient Blood Management umzusetzen, ist aber in vielen Spitälern mit beträchtlichem Aufwand verbun‑ den», gibt Donat Spahn zu.

«Transfusionen sind dank Patient Blood Management weniger häufig notwendig.» Donat R. Spahn, Direktor des Instituts für Anästhesiologie

Nach der OP: Blutwerte erneut optimieren Wer während einer Operation eine be‑ deutende Menge an Blut verloren hat, erhält im Nachgang erneut Eisen, EPO, Vitamin B12 und Folsäure. «Damit können wir die Erholung deutlich ver‑ bessern und beschleunigen», erklärt Donat Spahn. Selbst die zu Diagnose‑ zwecken entnommene Blutmenge wird möglichst tief gehalten. «Patien‑ tinnen und Patienten dank optimier‑ ter Blutwerte vor, während und nach einem Eingriff möglichst sicher durch diese schwierige Phase zu be‑ gleiten, dafür setze ich mich ein.»

Anreiz für das Patientenwohl und die Wirtschaftlichkeit Mit Nachdruck weist Donat Spahn auf das wirtschaftliche Potenzial hin. «Ope‑ rationen, die früher nicht kostende‑ ckend durchgeführt werden konnten, sind gemäss einer Studie aus Austra‑ lien dank Patient Blood Management heute profitabel.» Dies dürfte auch für kleinere Spitäler ein attraktiver Denkanstoss sein. So hat sich das Kantonsspital Zug von Patient Blood Management überzeugen lassen und das Konzept auf seine Bedürfnisse angepasst. Insbesondere für Spitäler mit orthopädischer Chirurgie bestehe ein grosses Potenzial, so Donat Spahn. Vor dem Hintergrund, dass ältere Men‑ schen zu Eisenmangel und Blutarmut neigen und das Ersetzen von Hüft- und Kniegelenken mit einem beträcht‑ lichen Blutverlust einhergehen kann, kann eine optimale Blutanreiche‑ rung ein Erfolgsfaktor sein. Nach einer Operation ohne Fremdblut sind die Behandelten rascher wieder auf den Beinen, können das Spital deutlich früher verlassen und entlasten damit die Infrastruktur. «Das ist von gros‑ sem Wert – für die Behandelten wie für die Klinik.»

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Zu dickes Blut, zu dünnes Blut Auch wenn es der Volksmund oft so sagt: Selbstverständlich haben weder Blutgerinnsel noch die Bluterkrankheit tatsächlich etwas mit zu dickem oder zu dünnem Blut zu tun. Vielmehr kann eine Störung der für den Menschen lebenswichtigen Blutgerinnung zu einer Gefahr werden. Text: Manuela Britschgi Bilder: Christoph Stulz, Nicolas Zonvi

Thrombose

Thrombosen – also Blutgerinnsel in Venen oder Arterien – sind die Ursache für einige der häufigsten und schwerstwiegenden Notfälle in Spitälern. Diese Blutpfropfen können in der Blutbahn mitgespült werden, bis sie an eine zu enge Stelle geraten und das Blutgefäss verstopfen.

Warum sind Thrombosen so häufig? Venöse Thrombosen treten vorrangig in den Blutgefässen der Extremitäten auf, meist in den Beinen. Einer der wichtigsten Gründe ist die Immobilität der Person, beispielsweise nach einer Operation. Aber auch eine partielle Immobilität, wie ein Gipsverband an Arm oder Bein, begünstigt eine Thrombose. Ein weiterer Risikofaktor sind Östrogene, ganz allgemein sind darum mehr Frauen von venösen Thrombo-

Hämophilie

Jedes Kind hat schon von der Bluterkrankheit gehört. Das ist insoweit erstaunlich, als dass die Erbkrankheit selten ist. Die Hämophilie wird über das X-Chromosom vererbt und betrifft Männer. Es werden zwei Formen unterschieden: die Hämophilie A, bei der der Blutgerinnungsfaktor VIII vermindert ist, kommt bei 1:5000–10 000 Männern vor, die Hämophilie B, bei der der Faktor IX betroffen ist, bei 1:25 000–50 000. Durch den Mangel des jeweiligen ­ Fa­ktors funktioniert die Blutstillung nur eingeschränkt.

Plötzliche Blutungen «Was viele nicht wissen, ist, dass schwere Hämophilieformen unbehandelt immer wieder spontane Blutungen in Gelenken und Muskeln verursachen. Das zerstört mit der Zeit

Bei Störungen der Blutgerinnung sind die richtigen Laborabklä‑ rungen essenziell – hier lässt die Biomedizinische Analytikerin Nathalie Huber eine Blutprobe im Gerinnungsanalyzer untersuchen.

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Jan-Dirk Studt berät in seiner Sprechstunde Patientinnen und Patienten mit Bluterkrankungen wie Thrombosen, Hämophilie u. v. m.

sen betroffen. Zudem spielen östrogenhaltige Medikamente hierbei eine Rolle. Aber auch eine Schwangerschaft und das anschliessende Wochenbett sind potenziell begünstigend für eine Venenthrombose. Rauchen ist hingegen vorrangig ein Risikofaktor für Plaque an den Gefässwänden von Arterien. Diese Art der Gefässverengung ist keine eigentliche Thrombose, wenn auch nicht weniger problematisch.

die Gelenke. In schweren Fällen werden die Betroffenen invalide», erläutert Jan-Dirk Studt. «In Europa sieht man das dank der guten Behandlung glücklicherweise nur selten. Wir haben aber schon mehrfach Patienten aus anderen Ländern behandelt, deren Gelenke leider bereits komplett zerstört waren.»

Normales Leben Was tun bei einer Thrombose? Viele Thrombosen können durch den Hausarzt behandelt werden. Treten sie jedoch wiederholt auf oder sind sie

Bei vielen Patienten mit einer schweren Hämophilie wird der fehlende Gerinnungsfaktor in Form einer vorbeugenden Dauerbehandlung verabreicht. Situationen mit hohem

W I E F U N K T I O N I E RT D I E B LU TG E R I N N U N G?

Der Fachbegriff für die Blutgerinnung ist Hämostase (Altgriechisch; haíma = Blut, stasis = Stockung/ Stillstand), und sie ist ein lebensnotwendiger Schutzmechanismus des Körpers. Bei einer blutenden Wunde reagiert der Körper sofort. Einerseits soll verhindert werden, dass viel Blut verloren geht. Andererseits ist eine Wunde aber auch immer potenzielle Eintrittspforte in den Körper für Erreger wie Bakterien, Viren oder Pilze. Verletzt sich eine Person, verengen sich die Blutgefässe in der betroffenen Region und verringern damit den

Blutdurchfluss. Gleichzeitig wird ein komplexes System zur Blutstillung in Gang gesetzt. In diesem spielen Blutplättchen, Gerinnungsfaktoren und andere Komponenten wie in einem Orchester präzise zusammen. Am Ende resultiert die Abdichtung der Verletzung durch ein Netzwerk des Gerinnungsfaktors Fibrin. Dieser Thrombus ist bei äusseren Verletzungen sichtbar als Schorf auf der Wunde. Zum Schluss wandern Bindegewebszellen ein – die Wundheilung beginnt. Es ist also durchaus ratsam, den Schorf auf einer kleinen Wunde zu belassen, sofern sie nicht verschmutzt ist. So bildet sich schneller neue Haut auf der verletzten Stelle.

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lebensbedrohlich, sind die Spezialistinnen im Spital gefragt. «Verschiedenste Kliniken kümmern sich um Thromboseer­ krankungen, je nachdem, wie sie behandelt werden müssen. In der Regel erfordern Thrombosen eine zeitlich befriste­ te oder unbefristete medikamentöse Blutverdünnung. In manchen Fällen werden sie auch durch eine Intervention entfernt, was heute am USZ oft minimalinvasiv möglich ist», erläutert Jan-Dirk Studt, Oberarzt meV der Klinik für Me­ dizinische Onkologie und Hämatologie. Das Risiko für eine erneute Thrombose ist besonders hoch, wenn das Erster­ eignis nicht durch provozierende Faktoren wie zum Beispiel eine vorausgehende Operation erklärt werden kann, sondern als unprovoziert zu bewerten ist. «Daher ist für die Planung der Dauer einer blutverdünnenden Therapie sehr wichtig, die Krankengeschichte genau zu erheben. In vielen Fällen werden ergänzende Laborabklärungen auf Thrombophilien durchgeführt. Das langfristige Behandlungskonzept ist am erfolgreichsten, wenn alle diese Umstände möglichst genau berücksichtigt werden», präzisiert Jan-Dirk Studt.

Blutungsrisiko, beispielsweise Operationen, müssen zudem gut geplant werden. «Ansonsten führen viele Hämophile in der Schweiz ein weitgehend normales Leben – aus ärztli­ cher Sicht vielleicht mitunter ein etwas zu normales, denn Sportarten mit einem hohen Verletzungsrisiko sind natürlich nicht ideal», erklärt Jan-Dirk Studt.

Neue Therapien Die Therapie mit Gerinnungsfaktoren funktioniert gut, beseitigt aber die Ursache nicht. «Bei der Hämophilie kann der Körper einen Gerinnungsfaktor nicht herstellen. Eine optimale Therapie würde den Faktor nicht einfach von aus­ sen zuführen, sondern dem Körper ermöglichen, ihn selbst herzustellen», erklärt Jan-Dirk Studt. Deshalb wird an Gen­ therapien geforscht, die genau dies ermöglichen sollen. Der Spezialist ergänzt: «Die Gentherapie gibt es bereits in fortgeschrittenen Studienprogrammen. Sie ist also nicht ferne Vision, sondern eine sehr realistische Chance auf Hei‑ lung für Hämophilie-Patienten.»

«Ich bin ein Spitalfan» Alexander Stuber (58) bekam schon als Kleinkind die Diagnose Bluterkrankheit. Er lernte früh, mit der Krankheit umzugehen, leidet aber an den Folgeschäden. Heute gibt es prophylaktische Medikamente. Text: Claudio Jörg Bilder: Nicolas Zonvi

«A

ls ich zwei Jahre alt war, fiel ich nachts aus dem Bett. Ich schlug mit dem Gesicht an der Heizung auf, mein Mund blutete und blutete – und hörte einfach nicht mehr auf. Ich lebte damals wie heute in Braunwald, wo meine Familie das Hotel Tödiblick führte. Das Kinderspital Zürich fand heraus, weshalb ich fast verblutet wäre: Hämophilie, also Bluterkrankheit. Das heisst, dass das Blut bei Verletzun­ gen nicht oder nur ungenügend ge­ rinnt. Ich hatte das Glück, dass meine

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Mutter bald einen pragmatischen ­ mgang damit fand. Sie erlebte einen U Schlüsselmoment, bei dem sie reali­ sierte, dass auch Bluter gewisse Risiken eingehen müssen, um ein lebens­ wertes Leben zu führen: Sie wollte die Rinde einer Scheibe Zopf für mich abschneiden, um einer Verletzung im Gaumen vorzubeugen. Die Absurdi­‑ tät der Situation machte ihr klar, dass sie mich nicht das ganze Leben lang in Watte packen kann. Seither durfte ich mehr Freiheiten geniessen und ging sogar reiten. Die grösste Gefahr

bestand darin, dass eine Verletzung, zum Beispiel des Kopfes oder eines Muskels, zu tödlichen inneren Blutun­ gen führen könnte.

Als Kind oft im Spital Ich musste immer wieder ins Kantons­ spital Glarus, aber auch ins Kinderspi­ tal in Zürich und ins USZ. Meist wegen innerer Blutungen an den Gelenken, die oft ohne ersichtlichen Grund ent­ standen. Im Spital hiess es jeweils «ruhigstellen». Das bedeutete, dass ich einige Wochen im Bett liegen musste.


Als Folge seiner Krankheit hat Alexander Stuber eine Knieprothese, eine Prothese am Fussgelenk und ein steifes rechtes Knie.

Im Spital hatte ich keine Schmerzen und genoss gute Gesellschaft. Ich freundete mich zum Beispiel mit einem Jungen an, der an Leukämie litt, und mit einem magersüchtigen Mädchen. Ich fand es spannend, mich um sie zu kümmern, und wurde ein richtiger Spitalfan. Ich wollte sogar Krankenpfleger oder Arzt werden. Nach der Ru­higstellung versteiften sich jeweils meine Gelenke, und ich musste sie mit Physiotherapie wieder beweglich machen und Muskeln aufbauen. Heute habe ich als Folge der zahlreichen Vorfälle eine Knieprothese am linken Bein und ein steifes rechtes Knie mit verkürzten Sehnen. Zudem habe ich eine Prothese am rechten Fussgelenk. Mit meinem Schicksal habe ich nie gehadert. Meine Krankheit hat, wie alles im Leben, Vor- und Nachteile. Ich lese dadurch zum Beispiel mehr, und ich musste nicht ins Militär. Für mich wird es wohl auch einfacher, mit den Tücken des Alterns klarzu-

kommen, denn ich lernte früh, mit körperlichen Einschränkungen zu ­leben. Meine Frau und ich führen noch heute das Hotel Tödiblick. Die körperl­i­ch schwere Arbeit übernimmt meine Frau. Ich glaube, dass jeder Mensch in seinem Leben eine bestimmte Portion Glück zugute hat. Deshalb fordere ich mein Schicksal nicht heraus, sondern bin vorsichtig. Mein Glück spare ich lieber auf, falls etwas wirklich Schlimmes passieren sollte.

Gewaltiger Fortschritt Seit zwei Jahren spritze ich mir alle vier bis sechs Tage Medikamente, die meine Blutgerinnung normalisieren. Nebenwirkungen spüre ich keine. Die Medikamente verbesserten sich in den letzten Jahren extrem und nahmen der Krankheit ihren Schrecken. Da­‑ für bin ich sehr dankbar. Meine Hämophilie ist wohl genetisch vererbt – obwohl die Krankheit in der Familie nicht bekannt war. Dies wurde klar, als mein Bruder die gleiche Diagnose

erhielt wie ich. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter. Sie alle können die Krankheit aus genetischen Gründen an ihre Söhne weitervererben, im Normalfall aber nicht an Töchter. Sie selbst sind nicht betroffen. Für mich stellte sich nie die Frage, auf Kinder zu verzichten, weil das Leben auch

«Meine Krankheit hat auch Vorteile.» Alexander Stuber, Hämophilie-Patient

mit der Krankheit lebenswert ist. Heute bin ich etwas weniger am USZ als früher – noch etwa zweimal pro Jahr. Die Hämophilie ist relativ selten, sodass es Spezialisten braucht. Ich habe chronische Schmerzen, aber ich nehme möglichst wenig Schmerzmittel. Am USZ wurde ich immer sehr kompetent und menschlich betreut – meistens von Frauen.

»

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Unverzichtbare Laborleistung Damit Spenderblut und Blutprodukte sicher und verträglich sind, braucht es aufwändige und im Notfall blitzschnelle Analysen. Die hochspezialisierten Labore im USZ sind deshalb rund um die Uhr bereit. Text: Martina Pletscher Bild: Christoph Stulz

D

er Patient hat durch den schweren Unfall viel Blut verloren. Noch im Schockraum erhält er Blutkonserven, die sein Leben retten. «Dieses Bild haben die meisten vor Augen beim Stichwort Blutkonserve. Diese absolut dringenden Fälle sind aber glücklicherweise nicht allzu häufig. Fast die Hälfte der Patienten, die Blutprodukte erhalten, haben beispielsweise bei einer Operation einen grossen Blutverlust erlitten, der ausgeglichen werden muss», erklärt Ruth ­Luginbühl, Leiterin des Labors für Immunhämatologie. «Die andere Hälfte sind Patienten, die im Rahmen einer Therapie, zum Beispiel einer Stammzelltherapie wegen einer Krebserkrankung, Blutprodukte erhalten. Oder auch nach einer Transplantation. Wiederum andere sind wegen einer chronischen oder einer erblichen Krankheit auf regelmässige Gaben angewiesen», ergänzt Evelyne Giabbani, Leiterin des Labors für klinische Hämatologie.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich Der Bedarf in dringenden Fällen ist in den letzten Jahren gegenüber der therapeutischen Anwendung sogar massiv gesunken. Die Zahl schwerver‑ letzter Patienten ist beispielsweise dank Airbags in den Autos und anderer Schutzmassnahmen gesunken, die Blutstillung ist besser geworden,

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und auch bei Operationen wird dank des am USZ angewendeten Patient Blood Management weniger Blut gebraucht: Das Blut des Patienten kann während der Operation aufgefangen, aufbereitet und ihm gleich wieder zu‑ geführt werden. Und bei geplanten Operationen wird bei den Patienten schon vorab ein möglicher Blutman‑ gel abgeklärt und behoben. Dadurch sind Blutgaben seltener nötig. Dabei geht es nicht nur darum, mit dem kost-

«In einer lebensbedrohlichen Situation muss passendes Blut innerhalb von Minuten verfügbar sein.» Ruth Luginbühl, Leiterin des Labors für Immunhämatologie

baren Spenderstoff sorgsam umzugehen. Denn auch bestens abgestimmte Blutgaben sind immer eine Belastung für den Körper und können Neben­ wirkungen wie eine allergische Reaktion hervorrufen. Deshalb will man sie wenn immer möglich vermeiden. «Von Blut zu sprechen, ist eigentlich nicht ganz korrekt», erläutert Ruth Luginbühl. «Das Spenderblut wird in seine Bestandteile zerlegt.

Häufig wird nur ein Erythrozytenkon‑ zentrat gebraucht, also rote Blutkörperchen, die den Sauerstoff transportieren. Da ist es sinnvoll, wenn auch nur diese gegeben werden und das Plasma und die Blutplättchen an einem anderen Ort gezielt eingesetzt werden können.»

Höchste Sicherheit, auch wenn es eilt Aufbewahrt und analysiert werden die Blutprodukte in der Immunhämatologie des USZ, geliefert werden sie von Blutspende Zürich, das die Versorg­ung jederzeit sicherstellt. Ein Vorrat ist am USZ dennoch immer vorhanden, täglich werden Bestand und Bedarf geprüft. Erythrozytenkonzentrat ist bis zu 42 Tage haltbar, gefrorenes Plasma kann tiefgefroren bis zu drei Jahre lang gelagert werden, die Blutplättchen dagegen nur wenige Tage. Planbare und selten gebrauchte Produkte werden gezielt bestellt. Zentral ist auch die Sicherheit. Jeder Eingang wird genau kontrolliert, um sicherzustellen, dass Inhalt und Inhaltsangabe übereinstimmen. So wird zum Bei‑ spiel bei allen Erythrozytenkonzentraten noch einmal die Blutgruppe bestimmt. Angefordert werden die Blutspenden über das USZ-System. Eine Blutspende muss wie ein Medikament verordnet werden. Gesetzlich


vorgeschrieben ist auch, dass beim Empfänger zweimal die Blutgruppe bestimmt wird. Zudem werden für eine bestmögliche Übereinstimmung die Antikörper ermittelt.

Alle Analysen am USZ Je nach Verwendung müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden, etwa das Geschlecht, ob eine Frau noch im gebärfähigen Alter ist oder das Ge‑ wicht. Eine genaue Analyse kann bis zu zwei Tage dauern. «Als grosses Spital und weil bei uns schwerver‑ letzte Patienten versorgt werden, füh‑ ren wir sämtliche Analysen selber durch», erklärt die Spezialistin. Die Bestimmung von Blutgruppe und Antikörpern des Empfängers dauert mindestens eine Stunde. In einer akut lebensbedrohlichen Situation muss passendes Blut jedoch inner‑ halb von Minuten verfügbar sein. Des‑ halb wird dann ausnahmsweise auch einmal die grundsätzlich für alle verträgliche Blutgruppe O übertragen – auch wenn dann ein kleines Restrisiko bestehen bleibt, dass der Patient Antikörper gegen ein Blutgruppensystem hat. «Unser Labor ist deshalb rund um die Uhr besetzt und das Team hochqualifiziert, bestens eingespielt, und es behält auch in Stressmomenten ruhig Blut», fasst Ruth Luginbühl zusammen.

sind auf regelmässige Transfusionen angewiesen. So benötigen Menschen mit einer Thalassämie alle paar Wo‑ chen oder Monate Erythrozyten, weil sie rote Blutkörperchen zu schnell abbauen. Evelyne Giabbanis Team im Labor für klinische Hämatologie führt sämtliche Messungen durch, die den Ärzten präzise Aufschluss darüber geben, ob, wie viel und welche Blutpro‑ dukte ein Patient oder eine Patientin braucht für die beste Wirkung bei ge‑ ringster Belastung.

«Die Fortschritte in der Medizin bringen auch neue Technologien und Fortschritte in der Analytik. So hat die Molekulargenetik uns völlig neue Möglichkeiten eröffnet, die Analy­‑ sen noch besser und die Blutprodukte noch passender und verträglicher zu wählen», fasst Evelyne Giabbani ihre anhaltende Begeisterung für ihren Beruf zusammen. Die beiden Spezia‑ listinnen für medizinische Analytik sind sich einig: Sie sind und bleiben «mit Herzblut» dabei.

Hilfe bei erblichen Krankheiten und Krebs «Wenigen ist bekannt, dass Blutpro‑ dukte nicht nur bei akutem Blutverlust benötigt werden, sondern auch bei chronischen Krankheiten und Krebs‑ therapien», sagt Evelyne Giabbani. «Manche kennen die Rhesusunverträg‑ lichkeit zwischen Mutter und unge­ borenem Kind. Am USZ behandeln wir diese mit einer Transfusion beim Kind schon vor oder gleich nach der Geburt.» Nach einer Knochenmarkoder Stammzelltransplantation brau‑ chen viele Patientinnen und Patien­t‑ en Thrombozytengaben, also Blutplätt‑ chen, für die Blutgerinnung, weil ihre körpereigene Thrombozytenproduktion eingestellt ist. Und Menschen mit be‑ stimmten erblichen Blutkrankheiten

Notfälle sind glücklicherweise die Ausnahme. Die meisten Blutprodukte werden am USZ für Therapien eingesetzt.

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Therapien gegen Blutkrebs Bei einer Leukämie vermehren sich Zellen, aus denen weisse Blutkörperchen hervorgehen, unkontrolliert. Akute Formen können unbehandelt schnell tödlich verlaufen. In den letzten Jahren hat die Forschung immer mehr über die Ursachen von Blutkrebs her­ausgefunden. Das macht präzisere Behandlungen möglich. Text: Helga Kessler Bilder: Nicolas Zonvi

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ine Entzündung im Mund, die nicht abheilt. Die Nase, die immer wieder blutet. Wunden, die sich nicht verschliessen. Das Ge‑ fühl, ständig müde und schlapp zu sein. «Treten solche Beschwerden über einen längeren Zeitraum auf, könnte das ein Hinweis auf eine Leukämie sein», sagt Antonia Müller, Oberärztin

der Klinik für medizinische Onkologie und Hämatologie: «Oft denkt man nicht daran.» Dabei liefere meist ein einfaches Blutbild den ersten wich­ tigen Hinweis für die Diagnose. Wie bei jedem Krebs vermehren sich beim Blutkrebs Zellen unkon­ trolliert – in diesem Fall handelt es sich um frühe Entwicklungsstadien

von Blutzellen im Knochenmark. Dadurch entstehen viele unreife, nicht funktionsfähige weisse Blutkörper‑ chen. Zwei Arten von Zellen können betroffen sein: myeloische oder lymphatische. Aus den myeloischen entwickeln sich beim gesunden Menschen unter anderem Fresszellen des Immunsystems, aus den lym­ phatischen die für die Immunabwehr wichtigen spezifischen und langlebi‑ gen T- und B-Lymphozyten. «Entarten» die Blutzellen in einem sehr frühen und unreifen Stadium ihrer Entwicklung und teilen sich die Krebszellen entsprechend rasch, spricht man von einer akuten Leu‑ kämie – im Gegensatz zur langsam fortschreitenden Altersleukämie. Oft wird hierbei die gesunde Blutbild­ung verdrängt, was unbehandelt innerhalb weniger Wochen bis Monate zum Tod der Erkrankten führt. Früher standen für die Behandlung lediglich Chemo‑ therapien zur Verfügung. Je aggressiver der Krebs war, desto höher wurde dosiert. Allerdings töten Zytostatika nicht nur Krebszellen, sondern sie richten auch viel Schaden in gesun‑ dem Gewebe an. «Eine brachiale Methode», sagt Antonia Müller.

Chemotherapie als erste Wahl Die Entnahme von Blutstammzellen dauert etwa sechs Stunden.

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Noch heute ist die Chemotherapie die erste Wahl, auch nach einem Rückfall.


Die aufbereiteten Blutzellen werden in Stickstofftanks angeliefert und von Antonia Müller (links) und ihrem Team kontrolliert.

Zusätzlich sind nun aber zielgerichtete Therapien möglich. Das liegt daran, dass die Grundlagenforschung in den letzten Jahren viel über die genaueren Ursachen von Leukämieerkrankungen herausgefunden hat. «Heute können wir viele verschiedene Unterarten von Leukämien unterscheiden und so viel besser sehen, welche Patienten wir besonders intensiv behandeln müssen, damit wir die bestmögliche Heilungschance erreichen», sagt Blutkrebsspezialistin Antonia Müller. Für die exakte Diagnose wird Knochenmark entnommen und mit verschiedenen Methoden untersucht: Um welche Zellarten handelt es sich genau, B- oder T-Zellen, wie reif oder unreif sind sie, sind die Chromoso­‑ men verändert oder Gene usw.? Die Untersuchungsergebnisse bestimmen den künftigen Therapieplan. Häufig wird die Chemotherapie mit einer Im­‑ muntherapie oder einer anderen zielgerichteten Therapie kombiniert. «Einen guten Teil der Leukämien können wir heute so heilen», sagt Antonia Müller. Besonders günstig ist die Prognose bei Kindern, ihre Heilungschancen bei einer akuten lymphatischen Leukämie liegen bei über 80 Prozent, bei

Erwachsenen mit derselben Leukämie‑ art sind es 40 bis 50 Prozent. Ein Grund dafür ist, dass Kinder viel höhere Dosen an Chemotherapeutika ver‑ tragen als ältere, häufig vorerkrankte Er‑ wachsene. «Wahrscheinlich ist aber auch die Biologie der Erkrankung eine andere», sagt Antonia Müller. Ob eine zielgerichtete Therapie oder eine Immuntherapie eingesetzt werden kann und welche genau gewählt wird, hängt von bestimmten Eigenschaften auf den Oberflächen der Krebszellen ab. Kennt man die Zielstruktur, kann man Antikörper oder zielgerichtete kleine Mo‑ leküle herstellen, die dort ansetzen und die Krebszelle entweder direkt angreifen oder indem sie das Immunsystem aktivieren.

weitere Antikörper-basierte Immuntherapeutika zur Behandlung von B-Zell­ tumoren entwickelt, die nicht nur gegen CD20, sondern auch gegen andere Oberflächenmerkmale gerichtet sind. Die neuste Entwicklung sind sogenannte chimäre Antigenrezeptoroder CAR-T-Zellen, die die Immun‑ antwort verstärken und bei Lymphomen, aber auch bei Kindern und jungen Erwachsenen mit akuter lymphatischer Leukämie eingesetzt werden (siehe Box). «Bei den myeloischen Leukämien, die vor allem ältere Menschen betreffen, gibt es erst wenig hochpotente Immuntherapeutika, mit denen wir die Krebszellen attackieren können», sagt Antonia Müller.

Zielgerichtet mit Antikörpern

Je nach Prognose der Erkrankung können die Chemo- und die Immuntherapie durch eine «allogene Stammzelltra­nsplantation» ergänzt werden. Vor der Übertragung von gesunden Spenderzellen wird mit einer hochdosierten Chemotherapie die gesamte Blutbildung und Immunbarriere des Patienten zerstört. Auch die Transplantation mit Spenderzellen ist im Grunde eine Immuntherapie, weil die transplantierten Zellen eben nicht

Transplantation von Stammzellen Der Antikörper Rituximab bindet selektiv an das CD20-Antigen, eine Oberflächenstruktur, die sich auf ­gesunden, aber auch auf vielen ent‑ arteten B-Lymphozyten findet. Rituximab war einer der ersten monoklonalen Antikörper und wurde ab Ende der 1990er-­­Jahre für die Behandlung von Lymphdrüsenkrebs und bei chronischer lymphatischer Leukämie eingesetzt. Inzwischen wurden

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nur Blutstammzellen enthalten, die für die zukünftige Blutbildung im Empfänger zuständig sind, sondern auch Imm­unzellen des Spenders. Dieses Spenderimmunsystem kann im Körper fest anwachsen, dort über Jahre verbleiben und wiederauftau­ chende Krebszellen beseitigen. Eine strenge Altersgrenze für die Stammzelltransplantation gebe es nicht, sagt Müller, selbst 70-Jährige könnten davon profitieren. Allerdings müsse man sehr gut abklären, welche Begleiterkrankungen vorlägen und wie der generelle Gesundheitszustand des Patienten sei: «Es kommt immer auf den Einzelfall an.»

OPTIMIERTE IMMUNZELLEN

T-Zellen sind dafür zuständig, fremde Zellen und Erreger zu erkennen und zu vernichten. Doch Krebszellen werden vom körpereigenen Immunsystem meist nicht gut erkannt – und entgehen so der Zerstörung. Die T-Zellen kann man quasi auf Krebszellen abrichten und in ihrer Wirkung verstärken, indem man sie gentechnisch modifiziert und mit der Information für den chimären Antigenrezeptor (CAR) ausstattet. Für die Herstellung von CAR-T-Zellen werden T-Zellen aus dem Blut des Patienten entnommen, im Labor gentechnisch «optimiert» und anschliessend wieder zurückinfundiert. Die CAR-T-Zelltherapie wurde im Oktober 2018 in der Schweiz zugelassen. Eingesetzt wird die aufwändige und teure Behandlung bei Patienten mit Lymphdrüsenkrebs und bei jungen Erwachsenen mit akuter lymphatischer Leukämie, bei denen andere Verfahren nicht zu einer Heilung geführt haben. Bei etwa der Hälfte der behandelten Patienten zeigt die CAR-T-Zelltherapie gute Erfolge. Besonders gut schlägt die Therapie bei Lymphdrüsenkrebs und Leukämie an.

«Angst hatte ich nie» Wegen eines Lymphoms musste sich Toni Bachofner (77) über Jahre allen erdenklichen Bestrahlungen und Chemotherapien unterziehen. Seit der CAR-T-Zelltherapie hat er sich komplett erholt, und der Krebs ist weg.

«B

egonnen hat alles 2004. Während mei­ ner Ferien in Bots­ wana hatte ich dauernd das Gefühl, mich räuspern zu müssen. Zurück zu Hause, habe ich in meinen Hals ge­ schaut – und neben meinem Hals­ zäpfchen ein zweites, gelbes «Halszäpf­ chen» entdeckt. Ich bin zum Haus­‑ arzt, er hat mir Antibiotika verschrie­ ben. Bei der Kontrolle sechs Tage später war es unverändert. Da hat er mich zum Spezialisten geschickt. Dieser hat eine Biopsie gemacht und

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Text: Katrin Hürlimann Bild: Nicolas Zonvi

mir bei deren Besprechung gesagt: «Ich habe eine schlechte und eine gute Nachricht für Sie. Sie haben ein Lym­ phom, das kann man aber heilen.» Mir wurde eine Mandel entfernt, und dann begann die erste Chemotherapie bei einem Onkologen in Schaffhausen. Danach musste ich 20 Mal nach Win­ terthur ins Spital für die Bestrahlung. Das war sehr unangenehm, weil ich in dieser Zeit fast nichts mehr essen konnte. Nach der Behandlung ging es mir 13 Jahre lang gut, ich hatte absolut keine Beschwerden. Im Sommer 2017 –

wieder in den Ferien, dieses Mal in Ir­ land – entdeckte ich aussen am Kiefer einen kleinen Knoten. Er ist ziemlich schnell gewachsen. Zu Hause habe ich das meinem Hausarzt gezeigt, der mich ins Spital überwiesen hat. Die Untersuchungen zeigten, dass wohl ein kleiner Rest vom Lymphom über­ lebt hatte und so ein neuer Tumor wachsen konnte. Am Kantonsspital Winterthur erhielt ich die vorbereitende Chemotherapie, und dann am USZ eine hochdosierte Chemotherapie und eine Stammzelltransplantation. Das


Die meiste Zeit denkt Toni Bachofner nicht an seine Krebser‑ krankung – obwohl sie ihn schon 17 Jahre lang begleitet.

war ziemlich unangenehm, ich war schwach, mir war übel, und ich hatte Verdauungsprobleme. Kurz vor Weihnachten konnte ich aber nach Hause und hatte für zwei Jahre Ruhe.

Letzte Option: CAR-T-Zelltherapie Ende Januar 2020 bemerkte ich am Oberschenkel ein haselnussgrosses Knötchen. Es hat sich rapide vergrössert und war bald so gross wie ein Hühnerei. Zuerst hiess es, ich müsse mich einer weiteren Bestrahlung unterziehen. Im PET-CT erkannten die Spezialisten, dass in der Nähe der Nieren auch ein Tumor ist, der Krebs also vermutlich gestreut hatte. Nach einer vorbereitenden Chemotherapie begann im April meine Behandlung am USZ. Dieses Mal brauchte ich eine CAR-T-Zelltherapie mit eigenen Zellen. Zuerst musste ich mir Spritzen verabreichen, um das Blut vorzubereiten. Dann wurde mir Blut abgenommen, meine Blutzellen wurden nach Amerika geschickt, dort aufbereitet und wieder zurückgeschickt. Dann konnte die Therapie beginnen. Sie ging zuerst gut, dann hatte ich aber starke Nebenwir-

kungen, und mein Allgemeinzustand verschlechterte sich so sehr, dass ich auf die Intensivstation verlegt werden musste. Insgesamt war ich fast einen Monat am USZ. Die CAR-T-Zelltherapie war vom Empfinden und von den Schmerzen her aber weniger schlimm als die Hochdosis-Chemotherapie. Mein Krebs ist nach dieser Therapie – hoffentlich für immer – vollständig zurückgegangen.

«Ich lebe bewusst und bin positiv eingestellt.» Toni Bachofner, Lymphom-Patient

Volles Vertrauen in die Medizin Einmal im Monat muss ich zum Onkologen für eine Blutprobe, und jeden dritten Monat steht die grosse Blutentnahme an, die am USZ ganz genau untersucht wird. Meine Werte werden jedes Mal ein bisschen besser. Ich habe mich nie verrückt machen lassen, und ich kenne kein Selbstmitleid. Sollte jetzt wieder etwas auftreten,

wäre ich aber schon beunruhigt. Weil es dann keine Optionen mehr gibt. Die CAR-T-Zelltherapie war die letzte Möglichkeit. Das wird nur gemacht, wenn man vorher schon zwei Chemotherapien hatte und der Krebs wiederkommt. Ich habe volles Vertrauen in die medizinische Behandlung und die Ärzte. Angst hatte ich nie. Man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen. Ich habe mich immer auf das Positive fokussiert. Die Behandlungen waren unangenehm, und jedes Mal brauchte ich eine Zeit, bis ich wieder voll da war. Ich wünsche mir jetzt einfach, gesund zu bleiben, und freue mich über alles, was ich noch kann. Ich lebe bewusst. Zum Glück habe ich in meinem Leben viel erlebt und gelebt. In der Natur zu sein, bedeutet mir viel: Vor wenigen Wochen habe ich mit einem Kollegen im Wald Holz gespalten. Es hat mir richtig Freude gemacht, dass das ohne Beschwerden so gut geht.

»

Toni Bachofner ist ein passionierter Maler. Seine Bilder zeigt er unter https://bachofner.jimdofree.com

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«Ein anderer Spitalalltag als bei uns» Ein engagiertes Ärzteteam um den Urologen Daniel Eberli hat in Togo Operationen bei Patienten mit gutartiger Prostatavergrösserung durchgeführt. Kurze Zeit nach dem erfolgreichen Eingriff waren diese wieder bei ihren Familien. Sie konnten es kaum glauben, ohne Hautschnitt operiert worden zu sein. Text: Barbara Beccaro Bilder: Daniel Eberli

Togo Hauptstadt: Lomé Einwohner: 7,07 Mio. Sprachen: Französisch, Ewe und Kabiyé

Daniel Eberli und seine Kollegen in Kara prüfen die gespendeten Geräte.

Das beteiligte Ärzteteam und der Bürgermeister (dritter von rechts) in der Klinik von Kara.

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Daniel Eberli, designierter Direktor der Klinik für Urologie

ENGAGIERT

Immer wieder zieht es ­Mitarbeitende des USZ zu ­humanitären oder bezahlten Einsätzen in die ganze Welt. Ob für ein Hilfswerk, einen Rettungseinsatz oder einen speziellen Eingriff: Die Grün‑ de sind vielfältig.

Visite des Ärzteteams nach dem Eingriff.

In Togo haben die Menschen ein durch‑ schnittliches Einkommen von zwei Fran‑ ken pro Tag. Damit ist das Land am Golf von Guinea eines der ärmsten Länder der Welt, mit grossen ökonomischen Proble‑ men und einer begrenzten medizinischen Versorgung. Nur sehr wenige Männer, die unter einer gutartigen Prostatavergrös‑ serung leiden, können sich eine offene Prostataoperation leisten. Häufig ster‑ ben die Patienten nach einem solchen Eingriff an Blutverlust oder Infektionen. In der Schweiz kann diese Operation routinemässig endoskopisch mit L­aser, ­Wasserdampf oder Elektroschlinge durch die Harnröhre durchgeführt werden. Die Sterberate ist verschwindend klein. Mit anderen Urologen hatte ich deshalb die Idee, diese schonende Operationstech‑ nik in der Universitäts­klinik in Kara einzu‑ führen und dafür das nötige Equipment zu beschaffen. Auf einer Reise durch Togo habe ich von den grossen medizinischen Nöten des Landes erfahren und Kontakt mit Kollegen in Kara aufgenommen. Das war vor zwei Jahren. Im Februar dieses Jahres bin ich mit einem Oberarzt der Urologie am USZ, Dominik Högger, wie‑ ­ ereist, die benötigten der nach Kara g ­Medizingeräte im Gepäck, die vom Her‑ steller gespendet worden sind. Kara ist die drittgrösste Stadt des Landes. In einer siebenstündigen Fahrt über gefährliche Pisten sind wir mit dem Jeep von der Hauptstadt Lomé nach Kara gelangt. Das Spital dort ist in ein‑ stöckigen Gebäuden rund um einen grossen, sandigen Zentralplatz organi‑ siert. Die Patientinnen und Patienten er‑ holen sich von Eingriffen und Therapi‑ en in offenen Zimmern unter Moskitonet‑ zen und werden von ihren Angehörigen ­versorgt, die unter den Vordächern der Klinik die Mahlzeiten zubereiten. Mit dem Spitalalltag in der Schweiz ist das nicht zu vergleichen.

Nach unserer Ankunft mussten wir fest­­ ­ stellen, dass nicht alle Geräte die halsbrecherische Fahrt unbeschadet überstanden hatten. Dennoch konnten wir noch am ersten Tag an einer frischen Orange eine Testoperation durchführen. Für die Operation benötigt man 40 Li‑ ter sterile Spüllösung, die in der Schweiz üblicherweise in einem grossen Spüllö‑ sungstank zugeführt wird. Diese be‑ trächtliche Menge stellte sich als gros­‑ se Herausforderung für die Mitarbei‑ tenden der Spitalapotheke heraus. Die Spüllösung wird dort üblicherweise nur in 500 ml-Flaschen portioniert. Mit etwas Improvisation bei der Zufuhr der Spüllö‑ sung und häufigem Wechsel der Behäl‑ ter konnten wir das Problem lösen und schon nach kurzer Zeit den ersten Pa‑ tienten erfolgreich operieren. Wir waren sehr erleichtert, dass schliesslich alles gut geklappt hat. Die weiteren Operati‑ onen haben wir auch dafür genutzt, die togolesischen Urologen für diesen Ein‑ griff zu schulen. Der gute Verlauf, den die Patienten hier erleben durften, hat sich schnell herumgesprochen, und so be‑ suchte der Bürgermeister von Kara am Abschlusstag die Klinik, und das staat‑ liche Satelliten-TV strahlte sogar einen Bericht darüber in den Nachrichten aus. Eine grosse Hürde ist genommen. Doch nun gilt es sicherzustellen, dass unsere Arbeit nachhaltig vielen Togo‑ lesen zugutekommt. Dafür setzen mein Team und ich uns nun ein. Der bisherige Erfolg der Zusammenarbeit stimmt mich zu­versichtlich. Wir haben bereits weitere Unterstützungsreisen durch Fachperso‑ nen aus dem USZ in Togo geplant. Für das Projekt in Togo sammelt die USZ Foundation Spenden für medizi­ nisches Equipment, Logistik, Unterhalt und Schulung durch Schweizer Fach­ personal: usz-foundation.com

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Impfung schützt vor Krebs Die Mehrheit der sexuell aktiven Männer und Frauen infiziert sich mit den Humanen Papillomaviren. HPV – so die Kurzform – sind verantwortlich für die Entstehung verschiedener Krebsarten, insbesondere Gebärmutterhalskrebs. Eine Impfung sorgt für Schutz. Text: Flavian Cajacob Bild: Adobe Stock

S

chätzungen gehen davon aus, dass sich 70 bis 80 Prozent der sexuell aktiven Männer und Frauen im Laufe ihres Lebens mit Humanen Papillomaviren (HPV) infizieren. Die allermeisten der 200 von der Wissenschaft bis heute identifizierten HPV-Typen sind für den Menschen gelegentlich lästig, darüber hinaus aber nicht wirklich gefährlich. Sie verantworten beispielsweise Warzen an Händen oder Füssen. Einige wenige HP-­Viren indes, vorab die «Hochrisiko-­Typen» 16 und 18 sowie gut zehn weitere, ­kön‑ nen zu Gebärmutterhals-, Scheidenund Schamlippenkrebs oder aber zu After-, Mund-Rachen- und Penis‑ krebs führen.

Auch für Männer ein Thema Gerade Letzteres zeigt, dass HPV nicht ausschliesslich ein «Frauenthema» ist, wie landläufig angenommen wird. Und dennoch: Ist der Begriff HPV den meisten Frauen spätestens nach dem ersten Besuch bei der Frauen­ ärztin geläufig, so ist sich die Männerwelt der Problematik mehrheitlich nicht bewusst. Zu Unrecht, wie GianPiero Ghisu, Oberarzt an der Klinik für Gynäkologie, erörtert: «Männer erkranken zwar seltener schwer an

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HPV-bedingtem Genitalkrebs, sie sind grundsätzlich aber genauso betroffen wie Frauen – und sie sind nicht zu‑ letzt die direkten Überträger des Virus.» Weil dieses nur selten deutlich wahrnehmbare Symptome entwickelt, wird es in den meisten Fällen auch ­unbewusst weitergegeben. Dies haupt-

SPEZIALSPRECHSTUNDE

Die Klinik für Gynäkologie am USZ bietet regelmässig Spezialsprechstunden an, die bei Verdacht auf eine Infektion oder eine Dysplasie (Krebsvorstufe, oberflächliche Zellveränderung am Gebärmutterhals) an, die regulären Krebsvorsorgeuntersuchungen anknüpfen. Die Überweisung erfolgt in der Regel durch die Frauenärztin oder den Frauenarzt. Ebenfalls Gegenstand der Dysplasie-Sprechstunde ist die grundsätzliche Prävention hinsichtlich einer HPV-Infektion oder die Risikominderung des Wiederauftretens einer Krebsvorstufe. Des Weiteren führt das USZ Impfungen gegen die sieben häufigsten potenziell krebserregenden und die zwei häufigsten für Feigwarzen ursächlichen HPV-Typen durch. Weitere Infos: www.usz.ch/dysplasie-sprechstunde


sächlich über die Schleimhäute bei ­vaginalem, oralem und analem ­G­eschlechtsverkehr. Da das hoch­­­an‑ steckende HP-Virus bereits beim Petting übertragen werden kann, ist es insbesondere für junge, sexuell unerfahrene Frauen und Männer ge‑ fährlich. «Das Ansteckungsrisiko erhöht sich mit steigender Anzahl Geschlechtspartnerinnen und Ge‑ schlechtspartner. Deshalb ist heute gerade die Altersgruppe der 16–25Jährigen am stärksten vom HP-Virus betroffen», so Gian-Piero Ghisu.

Früherkennung ist das A und O HPV selbst ist nicht heilbar. In den allermeisten Fällen (+/–70 Prozent) verschwindet das Virus allerdings inner‑ halb eines Jahres nach der Infektion wieder, in 90 Prozent binnen zweier Jahre. Trotz alledem sehen sich in der Schweiz gemäss Bundesamt für Ge‑ sundheit jährlich mehr als 5000 Frauen mit der Diagnose einer Krebsvorstufe am Ge­­bär­­­mutterhals konfrontiert, aus‑ gelöst durch HP-Viren. Im selben Zeit‑ raum sterben etwa 80 Frauen an einem Zervixkarzinom. Gebärmutterhals‑ krebs ist bei Frauen zwischen 20 und 49 Jahren die fünfthäufigste Krebsart. Umso wichtiger ist die Früherken‑ nung. «Dass wir gemessen an der generellen Verbreitung des Virus ei‑ gentlich recht wenige schwere Ver‑ läufe haben, ist genau dieser Vorsorge zu verdanken», sagt Gian-Piero Ghisu. «Dank der Früherkennung von Gebär‑ mutterhalskrebs weist die Schweiz im weltweiten Vergleich eine der tiefs‑ ten Raten an Neuerkrankungen auf.» Die grösste Bedeutung im Um­gang mit den HP-Viren kommt der Prophy­ laxe zu. Eine strikte Einhaltung von Safer-Sex-Regeln wie etwa die Benut‑ zung eines Kondoms oder eines Fe­ midoms mindert zwar das Risiko einer Ansteckung, sie kann eine solche aber nicht gänzlich unterbinden. Weit effektiver wirkt sich dahingehend eine Impfung gegen HPV aus. Eine sol‑ che ist in der Schweiz seit 2006 mög‑ lich, die zugelassenen Impfstoffe wir‑ ken sowohl gegen tumorerzeugende HPV-Typen wie gegen solche, die zu Genitalwarzen führen. «Die Impfung

veranlasst das Immunsystem zu einer Abwehrreaktion, die weit stärker aus‑ fällt, als wenn man mit dem Virus di‑ rekt Kontakt gehabt hätte», erklärt ­Gian-Piero Ghisu. Die Impfung schützt unter anderem vor den sieben am häufigsten für die Entstehung von Krebs verantwortlichen HP-Viren. Idealerweise wird die Impfung durchgeführt, noch bevor es zur Aufnahme sexueller Kontakte kommt. Das optimale Alter für die HPV-Imp‑ fung liegt zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr. Da der Impfstoff erst seit ein paar Jahren verfügbar ist, wird eine Nach­impfung bei jungen Erwach‑ senen bis 26 empfohlen. Bei Jugendli‑ chen bis 15 sind zwei HPV-Impfungen im Abstand von sechs Monaten notwen‑ dig, nach dem 15. Geburtstag braucht es deren drei. Für Erwachsene gilt: Die Wahrscheinlichkeit, von der Imp‑ fung zu profitieren, nimmt mit der Anzahl wechselnder respektive frühe‑ rer Sexualpartnerinnen und -partner ab, da eventuell bereits eine Ansteckung stattgefunden hat. Wird die Imp‑ f­ung im Rahmen eines kantonalen Programms gemacht, übernimmt dieser die Kosten. Ab dem 27. Lebens‑ jahr deckt die Krankenkasse gelegent‑ lich einen Teil oder die gesamten Kos‑ ten ab, die sich auf rund CHF 800 be‑ laufen. Krankenkassen und Arzt oder Ärztin können hierzu Auskunft geben.

Positive Erfahrungen mit Impfung Am USZ seien die Erfahrungen mit der HPV-Impfung durchwegs positiv, er‑ klärt Gian-Piero Ghisu; auch zeichne sich der verwendete Impfstoff Gardasil 9 durch eine grosse Verträglichkeit aus. Geimpfte würden auch nach zehn Jahren einen anhaltenden Schutz ­gegenüber den HP-Viren aufweisen. «Das lässt auf eine langfristige Wir‑ kung schliessen», so Ghisu. «Ob irgend‑ wann eine Auffrischung notwendig sein wird, ist im Moment nicht klar.» Internationale Studien bescheinigen der Impfung ihrerseits eine Reduktion der Ansteckungsrate hinsichtlich der humanen Papillomaviren, aber auch der weniger gefährlichen Warzen. In der Schweiz gehen die Fachleute davon aus, dass dank der HPV-Impfung jedes

Jahr 80 bis 180 neue Krebsfälle bei Männern und 300 Krebsfälle bei Frauen vermieden werden können. «Eine Impfung ist also durchaus sinnvoll», betont Gian-Piero Ghisu. «Man tut damit nicht nur sich selbst einen Gefallen, sondern auch der Partnerin oder dem Partner und nicht zuletzt der Gesellschaft.»

HPV IN ZAHLEN

70–80 % aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV 200 verschiedene HPV-Typen sind bekannt 4,5 % aller Krebserkrankungen weltweit sind auf Infektionen mit dem HP-Virus zurückzuführen 50 % aller infektionsbedingten Krebserkrankungen in den entwickelten Ländern stehen in Zusammenhang mit HPV 5000 Frauen in der Schweiz sind jährlich mit der Diagnose einer Krebsvorstufe am Gebärmutterhals konfrontiert 2400 Männer in Europa erkranken jährlich an Analkrebs (Quelle: hpv-info.ch)

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«Die Aufbereitung dauert nur eine Stunde» Mit den Impfungen gegen das Coronavirus wurde auch die mRNA-Technologie breit bekannt. Die Entwicklung dieser Technologie begann schon vor rund zwanzig Jahren mit dem Ziel, Krebs und chronische Erkrankungen zu behandeln. Und sie gilt als zukunftsträchtiges und mächtiges Instrument für die Behandlung vieler weiterer Krankheiten. Ein Team am USZ will die Technologie nun einsetzen, um damit die Immuntherapie bei Krebserkrankungen massgeblich zu verbessern. Text: Martina Pletscher Bilder: Adobe Stock, USZ

Wie setzen Sie mRNA und die Eigenschaften von mRNA für die Verbes‑ serung der Immuntherapie ein?

Patrick Roth, Leitender Arzt Neurologie Patrick Roth, die Therapie mit ge‑ netisch veränderten Immunzellen gehört zu den vielversprechendsten Krebstherapien der letzten Jahre. Wie funktioniert sie? Aus dem Blut des Patienten werden Immunzellen entnommen und mit Vi‑ ren im Labor genetisch verändert. Dann werden sie dem Patienten wieder verabreicht in der Hoffnung, dass die veränderten Immunzellen Tumorzellen besser erkennen und zerstören kön‑ nen. Für einige Tumorerkrankungen ist die Therapie zugelassen, bei Hirn‑ tumoren befinden wir uns aber in einem frühen Stadium der klinischen Ent‑ wicklung. Die Anpassung der Immun‑ zellen mittels Viren birgt einige Nach‑ teile, zum Beispiel ist das Verfahren teu‑ er und logistisch aufwändig.

Das Prinzip der Therapie bleibt unver‑ ändert. Unser neuartiges Verfahren soll den Prozess aber schneller und ­sicherer machen, weil mRNA unter ­anderem keine bleibende Genverände‑ rung bewirken kann und schnell ab­ gebaut wird. Die Immunzellen werden über Blutentnahme gewonnen, dann werden über eine Durchfluss-Elektropo‑ ration mRNA-Moleküle in die Zellen eingeschleust, die die Anti-Tumor-Wir‑ kung der Immunzellen verbessern. Statt mehrerer Wochen dauert das nur eine Stunde. Anschliessend werden die Zellen dem Patienten oder der Pati‑ entin wieder zugeführt. Sie erkennen und zerstören Tumorzellen für einen Zeitraum von mehreren Tagen. Da‑ nach ist die Wirkung beendet. Bei Be‑ darf kann der Ablauf mehrfach wie­ derholt werden. Und nicht zuletzt ist dieser Prozess natürlich auch viel kosten­günstiger.

Wo stehen Sie mit dem Vorhaben? Wir haben umfangreiche präklinische Experimente abgeschlossen, die das therapeutische Potenzial dieses Ansat‑ zes gezeigt haben. In einem nächsten Schritt möchten wir diese Therapiestra‑ tegie einigen Patientinnen und Pati‑ enten im Rahmen individueller experi‑

menteller Heilversuche und in einer systematischen Phase-I-Studie anbieten. Sind auch andere Fachgebiete an dieser Studie beteiligt? Die Klinik für Neurologie und die Kli‑ nik für Medizinische Onkologie und Hämatologie kooperieren dafür eng. Das Projekt ist zudem in den von der Universität Zürich geförderten Kli­ nischen Forschungsschwerpunkt «Im‑ munoCure» eingebunden (www.im‑ munocure.uzh.ch), und mit Steve Pas‑ colo von der Klinik für Dermatologie ist ein Experte für die mRNA-Techno‑ logie im Team. mRNA – DER ZELLBRIEFTRÄGER

Das «m» bei mRNA steht für Messenger oder Bote. Denn anders als bei einer Gentherapie dient mRNA nur als Bote, mit dem ein Bauplan für die erwünschte Reaktion an die Zellen geschickt wird; die zugeführte mRNA selbst wird innerhalb kurzer Zeit im Körper abgebaut. Deshalb kann eine Therapie oder auch eine Impfung mit mRNA keine Genveränderung hervorrufen.


GASTBEITRAG

Die INTeRCePT-Studie – individuelle Therapie bei Leukämie und Lymphomen Noch immer sterben in der Schweiz jedes Jahr über 1100 Menschen an Leukämien und Lymphomen. Zwar existiert eine Vielzahl an zugelassenen Medikamenten. Im Einzelfall lässt sich aber kaum vorhersagen, auf welches Medikament ein Patient ansprechen wird. Eine Gruppe von Ärzten und Forschenden der ETH, der UZH sowie des USZ und des KISPI hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, mittels ­hochmoderner Verfahren besser vorhersagen zu können, welche Therapie für welchen Patienten die richtige ist. Tumore sind sehr verschieden, kleine Unterschiede im Erbgut oder in der vorhandenen Menge bestimmter Proteine führen dazu, dass sich kein Tumor wie der an‑ dere verhält. Hinzu kommt, dass Tumore keine Gebi­­l­‑ de immer gleicher Zellen sind. Stattdessen entstehen im Verlauf der Erkrankung verschiedene Zellgruppen (Klone), die miteinander und mit dem gesunden umlie‑ genden Gewebe interagieren. Der Krebs bleibt dadurch sehr anpassungsfähig, sodass unter Therapie resistente Klone empfindliche ersetzen. All dies führt dazu, dass einige Patienten auf ein Medikament ansprechen, während andere es nicht tun oder zumindest nicht dauerhaft. Die INTeRCePT-Studie hat sich vorgenommen, Licht in dieses Dunkel zu bringen. Über fünf Jahre wird sie Pa‑ tientinnen und Patienten mit aggressiven Lymphomen und akuter lymphatischer Leukämie rekrutieren, die auf ihre aktuelle Therapie nicht mehr ansprechen – Er‑ wachsene und Kinder. Von den Patienten entnomme‑ nes Tumormaterial wird auf Medikamentenempfind‑ lichkeit untersucht und anschliessend mittels hoch­ moderner Analysemethoden auf Einzelzellebene er‑ forscht. Die Forschenden erfassen DNA, RNA und ­Proteine einzelner Tumorzellen und des umliegenden Gewebes. Zur Auswertung nutzen sie neuartige An­a‑ lysemethoden, die das Vernetzen der einzelnen Daten­‑

sätze erlauben. So entsteht für jeden Patienten und jede Patientin ein detaillierter Datensatz, der tiefe ­Einblicke in das Zusammenspiel der einzelnen Tumor‑ zellen erlaubt. Im vergangenen Herbst fand ein Pilotprojekt statt. ­ aterial von neun Patientinnen und Patienten wurde M mit verschiedenen Medikamenten behandelt und an‑ schliessend untersucht. Die Ergebnisse waren vielver‑ sprechend: Die Forschenden konnten zeigen, wie sich das Ansprechen der Krebszellen auf die Therapie von Patient zu Patient unterscheidet. Für die INTeRCePT-Studie ist nun geplant, dass die ­ atienten von den gewonnenen Daten auch klinisch P profitieren. Anhand der Pilotdaten und derjenigen weiterer Patienten erwarten die Forschenden, Biomar‑ ker zu entdecken, die ein Therapieansprechen vor­ hersagen. Die Gültigkeit dieser Biomarker soll in einer klinischen Studie bestätigt werden, indem deren vor‑ hergesagte Therapie mit den aktuellen Standardthera‑ pien verglichen wird. Die Verbindung hochmoderner Analysemethoden auf Einzelzellebene mit klinischer Validierung unterschei‑ det die INTeRCePT-Studie von anderen Forschungs‑ projekten. Die Hoffnung der Forschenden ist es, so die Krebsabklärung und -therapie zu erweitern, sodass ein Schritt in Richtung individuelle Krebstherapie möglich wird. Die INTeRCePT-Studie ist eine Zusammenarbeit von ETH, UZH, USZ und KISPI und wird durch den LOOP Zurich gefördert: www.theloopzurich.ch Marcel Pohly, Doktorand, Laboratory for Systems Physiology, ETH Zürich Andreas Moor, Professor für Systembiologie, Laboratory for Systems Physiology, ETH Zürich

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Übung macht den Meister Im Simulationszentrum trainieren Mitarbeitende des USZ und externe Gesundheitsfachpersonen verschiedene Situationen. An Hightech-Mannequins und echten Menschen üben sie realitätsnah komplexe Situationen – immer in gemischten Teams aus unterschiedlichen Berufen. Trainings, Weiterbildungen und Forschung tragen viel zur Patientensicherheit bei. Text: Katrin Hürlimann Bilder: Thomas Egli Ein interprofessio­ nelles Team der jeweiligen Klinik oder Abteilung wird speziell als Simulations­ instruktoren geschult. Dieses Team leitet dann das Training.

Mit Simulationen können neue Methoden, Arbeitsabläufe oder Prozesse risikofrei getestet und verbessert werden, bevor sie im klinischen Alltag angewendet werden. Insbesondere In-situ-Simulationen, das heisst Simulations­ trainings am Arbeitsplatz, eignen sich hervorragend zur Analyse von Prozessen und Arbeitsabläufen.

Im Teamtraining trainieren die Mitarbeitenden die optimal koordinierte Versorgung von Patientinnen und Patienten. Zusammenarbeit, Führung und Kommunikation im Team stehen im Mittelpunkt. Die Simulationsinstrukto­ rinnen beobachten das Team live und leiten das Debriefing nach dem Szenario.

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Im Schockraum lernen die Teammit‑ glieder, sich schnell als interdisziplinär‑ es und interprofessionelles Team zu organisieren und die Patienten struk­ turiert zu versorgen. Sie lernen auch, so zu führen, dass «speaking up» – das Äussern von Ideen und Bedenken – möglich ist und Gehör findet.

Trainings an Puppen ermöglichen das Üben von invasiven Proze­ duren – so können beispielsweise Geburten oder Operationen realitätsgetreu geübt werden. Die Mannequins können spre‑ chen, fühlen sich warm an und haben die Anatomie echter Menschen.

Wenn immer möglich simulieren echte Menschen die Patientinnen und Patienten. Das ermöglicht eine realistischere Kommunikation.

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Das medizinische Bilderrätsel Bild: Martin Oeggerli mit Institut für Virologie, Universität Ulm

Erkennen Sie das Motiv auf dem Bild? Raten Sie mit beim medizinischen Bilderrätsel. Die Auflösung finden Sie unterhalb des Bildes, kopfüber geschrieben.

Impressum USZinside Das Magazin richtet sich an Mitarbeitende sowie Besucherinnen und Besucher des USZ. Herausgeberin Universitätsspital Zürich, ­Unternehmenskommunikation Redaktionsleitung Katrin Hürlimann Redaktion USZ Barbara Beccaro, Manuela Britschgi, Claudio Jörg, Cindy Mäder, Martina Pletscher, Maja Rose, Ingrid Slavik Externe Autoren Flavian Cajacob, Helga Kessler, Andreas Moor, Marcel Pohly, Jolanda van de Graaf Layout Partner & Partner Druck Vogt-Schild Druck AG Korrektorat Susanne Brülhart Bilder Adobe Stock, Daniel Eberli, Thomas Egli, Hochschulgebiet Zürich Zentrum, iStock, Tim Klauser, Martin Oeggerli mit Institut für Virologie, Nadja Stadelmann, Christoph Stulz, Universität Ulm, USZ, Nicolas Zonvi, Auflage 12’500 Exemplare Erscheinungsweise Dreimal jährlich: März/Juli/November Kontakt uszinside@usz.ch

F O LG E N S I E U NS !

Coronavirus Ziemlich hübsch, aber auch potenziell ziemlich gefährlich: Dieses Virus bestimmte die

letzten 18 Monate unseren Alltag. Unter dem Elektronenmikroskop kann man deutlich seine Struktur erkennen.

UniversitaetsspitalZuerich Unispital_USZ universitaetsspitalzuerich Universitaetsspital Zuerich Universitätsspital Zürich

Drucksache myclimate.org/01-20-868598

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Universitätsspital Zürich


Wissen rettet Leben Wir wissen weiter. usz.ch


Blutgerinnung Die Blutgerinnung ist ein lebenswichtiger Prozess – bei Verletzungen sorgt sie dafür, dass eine Blutung stoppt. Ist die Blutgerinnung gestört, gerinnt das Blut zu stark oder zu schwach, wird das zum Problem. Am USZ ist ein interdisziplinäres Team für Patientinnen und Patienten mit Blutgerinnungs­störungen wie Hämophilie oder Thrombophilie da. In der ambulanten Gerinnungssprechstunde werden Be­troffene individuell abgeklärt und beraten.

500’000

Analysen hat das Gerinnungslabor des USZ im Jahr 2020 durchgeführt.

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Patienten mit einer schweren Hämophilie werden am Hämophiliezentrum des USZ – dem grössten der Schweiz – derzeit betreut.

Hämatologe Jan-Dirk Studt, Angiologe Stefano Barco und Hämatologin Inga Hegemann (v. l. n. r.) besprechen einen Patienten.


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