UN-PLAQUED 13 Glück

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Warum ist die Parodontologie in Berlin etwas Besonderes? Die Parodontologie als Teilgebiet der Zahnmedizin hat in Berlin schon Anfang des letzten Jahrhunderts eine hervorgehobene nationale und internationale Bedeutung gehabt (Berliner Schule). Nach dem 2. Weltkrieg entwickelten sich – durch die politischen Verhältnisse bedingt – jeweils an der HUB und an der FUB getrennte Abteilungen für Parodontologie, die für die fachspezifische Ausbildung der Studenten zuständig waren. Nach der Vereinigung 1990 waren die Bedingungen vorhanden, in der eigenständigen Abteilung Parodontologie der HUB eine fortschrittliche Lehre für die Studierenden anzubieten. Mit der Schaffung einer Lehrveranstaltung „Synoptische Zahnmedizin“ wurde zu dieser Zeit, Beispiel gebend in Deutschland, die Integration aller zahnmedizinischen Fachgebiete und zunehmend auch medizinischer Lehrgebiete in der Art des POL (Problemorientiertes Lernen) unter der Federführung der Parodontologie eingeführt. In jener Zeit gelang es ebenfalls, das bisher einzige zahnmedizinische Graduiertenkolleg in der Abteilung Parodontologie zu etablieren, dass über 9 Jahre (dreimaliger Verlauf) kontinuierlich junge Wissenschaftler in spezifischen Fragen der Grundlagen- sowie der klinischen Forschung und besonderen Therapiemethoden, bis hin zu Implantationen ausbildete. Die Überführung des Graduiertenkollegs in einen universitären Masterstudiengang ist wohl am Unverständnis oder an nicht ausreichender Unterstützung durch die Fakultätsleitung, sowie den veränderten Voraussetzungen einer erneuten Fusion, gescheitert. Hat die Parodontologie eine eigene Abteilung/ Professur an den zahnmedizinischen Fakultäten verdient? Die Parodontologie ist eines der innovativsten Teilgebiete in der Zahnmedizin. Ein Blick in die wissenschaftliche Literatur der letzten Jahrzehnte lässt dies erkennen. So wäre z. B. die heute oft geübte und notwendige Augmentation von Alveolarknochen in der Vorbereitung für eine Implantation ohne die Erkenntnisse und Erfahrungen der gesteuerten Geweberegeneration (GTR) undenkbar. Die Grundlagenforschung, zusammen mit anderen medizinischen Teilgebieten, hat Erkenntnisse der gegenseitigen Assoziation von

- Prof. Dr. B. M. Kleber -

chronischen Entzündungen des Parodontiums u. a. mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD), mit cerebro-vaskulären Schädigungen, mit Frühgeburten aufgezeigt. Andere Zusammenhänge mit Übergewicht oder Fettleibigkeit, Rauchen oder Medikamentennebenwirkungen sind Themen aktueller Forschung. Es ist keine Frage, dass die Parodontologie an den Universitäten durch eine der Bedeutung des Faches angemessene, eigenständige Struktur geführt werden muss. Nur so sind gewünschte und notwendige Forschungsergebnisse zu erwarten. Dies hat übrigens der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zur Entwicklung der Zahnmedizin in Deutschland 2005 59


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