UN-PLAQUED 20 Leben

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un-plaqued Magazin für Mensch und Bildung

No 20 Leben un-plaqued Magazin für Mensch und Bildung

Leben

AUSGABE  No 20 / D 8 €


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10

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BdZA und VDDI laden euch herzlich ein in die GENERATIONLOUNGE auf der IDS 2013: _ entspannte Atmosphäre und Raum für Gespräche _ Treffpunkt der nationalen und internationalen Studenten und jungen Zahnärzte _ Aktion »Dein Rat an die nächste Generation« _ tägliche Gewinnspiele mit iPads, Reisen, Fahrertraining uvm. _ Generationlounge Think Tank mit Diskussionen, Interviews und Seminaren


1

Editorial

9

Contributor

10

Zahn der Zeit

12

Leben in Zahlen

THEMA 14

*†

16

So ist das Leben

22

Der seltene Vogel Mensch

28

The best things in Life are for free

38

Leben in Freiheit

42

Ein Interview mit dem Gesundheitsminister

46

Grübelst du noch oder lebst du schon?

52

Leben – daneben!

56

Am Anfang war das Licht

63

Was ist dein Leben? Interviews

80

Die Suche nach Unsterblichkeit

IDS 92

Bigger & Better

FOREVER YOUNG 102 Was vom Leben übrig bleIbt 106 Ein Plädoyer für ein lebendiges Leben 112 After Winter comes Summer 116 10. VOCO Dental Challenge 120 Das Leben der Rose

THEORIE & PRAXIS 126 Wissen lebt! 130 Kann man Lebensqualität implantieren?

6 | un-plaqued No 20


134

Ich lebe! Meine Mitarbeiter auch?

136

Äpfel sind nicht nur für Zähne gut

140

Clubbing mal anders

142

Making of »You are the Voice«

un-plaqued  No20

Good bye dentist 146

Das echte Leben

154

Onons Traum Teil 2: Alles neu!

158

Zahnheilkunde für Pferde

UN-PLAQUE YOUR LIFE 164

Das aufregende Leben der CassandraMichelle: 32 Leben

168

Musik, Harmonie und Angst

172

Music in the Box

174

Wusstet ihr schon?

176

Der gesunde Menschenverstand

un-plaqued No 20 | 7


IMPRESSUM un-plaqued # 20 Leben Auflage Erscheinung Format Bezugspreis

12.000 Winter 12/13 / deutschlandweit 230 x 160 mm 8 Euro

Herausgeber Ingmar Dobberstein Verlag un-plaqued:multimedia Verlagsgesellschaft mbH Oranienburger Str. 91, 10178 Berlin un-plaqued REDAKTION Chefredakteur Ingmar Dobberstein / i_dee @ un-plaqued.com Chefin vom Dienst Hanna Buttenberg / hanna @ worldoptimizer.com Politik Eric Weigel / eric @ un-plaqued.com Wirtschaft Jan-Philipp Schmidt / jp.schmidt @ bdza.de Hochschule Karen Dobberstein / kmd @ un-plaqued.com Mila Greiwe / mila.greiwe @ stud.uni-goettingen.de International David Rieforth / david @ un-plaqued.com Wissenschaft Hans-Christian Lux / h-c-l @ alumni-magazine.com Ina Scharenberg / ina@un-plaqued.com Fortbildung Patrik Halfin / maisterhp @ gmx.de Lifestyle Eike Wendland / icke @ graphicenvironment.com Musik Mieze Katz / mieze @ un-plaqued.com Mike Hellmich / mikerubin @ gmx.net Redaktionsassistenz Sascha Kötter / sascha @ un-plaqued.com Bildredaktion Anna K. Olthoff / annako @ un-plaqued.com Britta Zwarg / b @ quasigrafik.de Illustration Ion Jonas Schmidt / i @ quasigrafik.de Steffen Seeger / info @ steffenseeger.com Fotografie anna.k.o / Ingmar Dobberstein Schlussredaktion Dr. Antje Taffelt Gestaltung quasigrafik / pixel  @ quasigrafik.de 8 | un-plaqued No 20

Kontakt info  @  un-plaqued.com un-plaqued.com alumni-magazine.com Anzeigen Ingmar Dobberstein / i_dee @ un-plaqued.com / +49.170.559 23 05 Sascha Kötter / sascha @ un-plaqued.com / +49.151.1169 09 16 Druck Königsdruck, Alt-Reinickendorf 28, 13407 Berlin Unser Dank gilt allen wachen Geistern, die ihren Alltag mit bewussten Sinnen wahrnehmen, Fragen stellen, wenn Antworten gewünscht sind und Aussagen treffen, wenn Ruhe erbeten wurde, denen, die ihre Meinung äußern, auch wenn es gerade nicht der allgemeinen Auffassung entspricht. Und all denen, die ihr Leben leben, des Lebens wegen, auf allen Wegen. Ganz besonderer Dank geht an meine Familie und besten Freunde, weil sie mich immer wieder auffangen, wenn ich gerade Zick-Zack laufe & Hanna, Phili, Apparat und seiner Musik, Mila, Melchior, Karen, Britta & Jonas & Anouk, Mike, Eric, Lars, Alexander, Axelander, Adriane & Robin, Onon, Nadja, Barbara & Birgit, Sascha, Basti, meene Oma Erni, die Dobbersteine und die Freunde und Familien. Und an alle Frauen in meinem Leben ... =) Für die schönen Fotos unter dem Motto »The best things in life are for free« danken wir unseren lieben Fotografen: Birgit Kaulfuß / birgitkaulfuss.com Alexander Klebe / alexanderklebe.de Franziska Taffelt / franziskataffelt.com Max Blume / flickr.com/photos/mxblume Szary of Modeselektor / modeselektor.com Die in den Artikeln und Mitteilungen ausgedrückten Meinungen sind die der Autoren und nicht unbedingt die der Redakteure oder des Herausgebers. Redakteure und Herausgeber lehnen jede Verantwortung oder Haftung für den Inhalt ab und geben keinerlei Garantie, Gewährleistung oder Empfehlung für die Produkte, für die in dieser Zeitschrift geworben wird, oder für die Behauptungen, die von den Herstellern derartiger Produkte oder Dienstleistungen gemacht werden. Eine Haftung für Folgen aus unrichtigen oder fehlerhaften Darstellungen wird in jedem Falle ausgeschlossen. Die im Magazin veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung oder Verwertung der Texte und Bilder sind mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ohne Einwilligung des Verlages strafbar.

© un-plaqued:multimedia 2013//


CONTRIBUTOR Karen Dobberstein ist Diplom-Psychologin und Coach, und arbeitet im Bereich Burn-out-Prävention, Resilienzberatung und Kommunikationstraining. Die Urberlinerin berät die UN-PLAQUED-Redaktion seit vielen Jahren in allen psychologischen Fragestellungen. In dieser Ausgabe geht sie der Frage auf den Grund, warum es Psychologen gibt, was sie tun, wie sie arbeiten und wozu es nützlich ist, ab und zu ein professionelles Gespräch über das eigene Leben mit seinen Herausforderungen und Zielen zu führen (ab Seite 46). Karen Dobberstein ist als Coach und Trainerin bundesweit tätig und berät verschiedene Unternehmen und Zahnarztpraxen in den Bereichen Kommunikation, Qualitätsmanagement und Mitarbeiterführung.

Melchior Moss lebt in Berlin und gründete zusammen mit seiner Schwester Felicia Kraus das Modelabel slowmo. Unter dem Motto »organic is not a fashion. it is a commitment.« entwerfen und produzieren sie Mode, die Natur und Großstadtflair verbindet. Der Ansatz der Nachhaltigkeit bildet die Grundlage für alle Produkte und Aktivitäten des Labels. Alle Kollektionen bestehen aus 100% kontrolliert-biologischen Materialien und sind frei von Kinderarbeit, Genmanipulation und Umweltverschmutzung. Melchior, der nebenbei das Magazin SLOWMAG herausgibt, schreibt zum ersten Mal für UN-PLAQUED – über Nachhaltigkeit in der Modeindustrie und die Herausforderung, lokale Unternehmen zu fördern … ab Seite 38.

Mila Greiwe lebt und studiert in Göttingen. Ihre große Leidenschaft sind ferne Länder und Kulturen und nicht zuletzt die Zähne. Von grenzenloser Neugier gepackt, zog sie nach dem Abitur einmal um den Globus, bevor sie in Osnabrück das Handwerk der Zahntechnik erlernte und im Anschluss für einige Monate in Südamerika praktizierte. Leben heißt für sie, all ihre Leidenschaften zu kombinieren. Fasziniert von den Geschichten der Menschen hinter den zahntechnischen Arbeiten, begann sie das Studium der Zahnmedizin. Mit dem Göttinger Magazin »Plaquativ« und der UN-PLAQUED entdeckte sie ihre Leidenschaft für´s Schreiben. Für die UN-PLAQUED »Leben« interviewte Mila unter anderem Gesundheitsminister Daniel Bahr, ab Seite 42.

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SVZM: Die Sommer-BuFaTa 2013 in Berlin!

Hause buchen, denn auch der wird euch viel zu

Nach 12 Jahren ist es wieder soweit: die Bundes-

Meldet Euch schnell an, die Teilnehmerzahl ist

fachschaftstagung kehrt zurück in die Haupt-

auf 200 begrenzt. Das BuFaTa-Hauptstadt-Pa-

stadt. Die Berliner Zahnis sind stolz, den Fach-

ckage wird 75 Euro kosten, nicht umsonst sind

schaftlern aus ganz Deutschland die Klinik für

wir arm, … aber sexy.

Zahn- Mund- und Kieferheilkunde in Berlin Wil-

Wir freuen uns auf Euch. //

früh vorkommen.

mersdorf im Südwesten der Stadt präsentieren

bufata-berlin.de

zu können. Die BuFaTa wird im Sommersemester 2013, vom 3. bis 5. Mai stattfinden. Alle Teilnehmer wohnen gemeinsam im »Happygolucky«-Hotel und werden am Freitagabend den legendärganz im Zeichen der studentischen Zusam-

Zaend: 2030 fehlen in Deutschland 300.000 medizinische Fachkräfte

menarbeit und mit Klinikführung, Workshops

In wenigen Jahren werden bei Ärzten und Pfle-

und Seminaren beginnen. Hier sollte man sich

gekräften mehrere zehntausend Vollzeitstellen

rechtzeitig über www.bufata-berlin.de anmel-

unbesetzt bleiben. Dies berichtet die »Welt«

den, denn die Plätze in den Workshops sind be-

und bezieht sich auf eine Studie der Unter-

gehrt und schnell vergriffen. Der Fachschafts-

nehmensberatung PricewaterhouseCoopers.

aussprache wird ab 14.00 Uhr stattfinden und

Auffallend sei, dass viele Absolventen auf die

einige Überraschungen bereit halten. Wir bit-

Facharztausbildung verzichteten und in berufs-

ten die Fachschaftsvertreter all ihre Gedanken,

fremde Branchen abwanderten.

Sorgen und Vorschläge zu sammeln, damit wir

In dem Bericht der »Welt« heißt es, dass zudem

eine produktive Diskussionsplattform schaffen

fast jeder vierte Arzt die ärztliche Tätigkeit frü-

können. Natürlich wird zu guter letzt die tradi-

her oder später aufgebe und in die Pharmain-

tionelle Präpolympiade mit Live-Übertragung

dustrie, die Wirtschaft oder die Verwaltung

in den großen Hörsaal veranstaltet werden. Bis

wechsele.

dahin heißt es üben, üben, üben! Nur die Bes-

In den medizinischen Berufen könnten 2020

ten kommen in den Präpolymp.

rund 33.000 Vollzeitstellen nicht besetzt werden,

Samstag Abend wird voll von Überraschungen

bei den Pflegekräften seien es sogar 212.000. Für

sein, damit die Gäste Berlin auf keinen Fall ver-

2030 werde prognostiziert, dass knapp 18 Pro-

gessen werden! Der Dresscode ist typisch Ber-

zent aller benötigten Vollzeitstellen unbesetzt

lin: So wie du bist und mit viel guter Laune.

blieben. In Rheinland-Pfalz und Brandenburg

Berliner Nächte sind lang und nehmen gerne

liege die Quote des Fachkräftemangels bei 28

unerwartete Ausgänge. Wer seinen Weg ins

Prozent.

Hotel zurück gefunden hat, kann mit den Berli-

Als hauptsächliche Gründe führe die Studie die

nern am Sonntag zum Alexanderplatz und nach

weiterhin ungünstige demografische Entwick-

ausführlichem Brunch die Stadt bei Tag erkun-

lung und den daraus resultierenden steigen-

den. Definitiv solltet ihr den letzten Zug nach

den Bedarf an Fachpersonal im medizinischen

en Stadtbezirk Mitte erkunden. Samstag steht

10 | un-plaqued No 20


Bereich an. Demgegenüber stünden vor allem

IDS 2013: Die Welt zu Gast in Köln

bei Ärzten veränderte Vorstellungen zur Ver-

Vom 12. bis 16. März findet die 35. Internationa-

einbarkeit von Privat- und Arbeitsleben. //

le Dental-Schau in Köln statt und wird ein weiteres Mal über 100.000 nationale und interna-

Ärzte Zeitung: Krank nach der Krise

tionale Besucher anziehen. Mit Sicherheit wird

Die Sparbemühungen in Folge der Finanzkri-

die Leitmesse in der Zahnmedizin und Zahn-

se gehen in mehreren EU-Mitgliedstaaten zu-

technik weltweit viele technische Innovatio-

lasten der Gesundheitsbudgets und treffen vor

nen bereit halten, immerhin findet sie nur alle

allem Patienten mit chronischen Krankheiten.

zwei Jahre statt.

Wachsende Arbeitslosigkeit in der EU hat zu einer Zunahme der Suizidraten und psychischer

Die größten Fortschritte sind weiterhin im Be-

Erkrankungen geführt. Dies zeigt der OECD-

reich des digitalen Workflows durch alle Ebe-

Gesundheitsbericht 2012. »Arbeitslosigkeit

nen und Fachbereiche hinweg zu erwarten.

und Hausverlust treiben Selbsttötungsraten

Ganz neu wird in diesem Jahr aber auch die

und Depressionen erschreckend in die Höhe«,

»Generationlounge« des BdZA in Kooperation

erklärte Professor Martin McKee von der Lon-

mit dem VDDI sein. Neben der Präsenz des Ver-

don School of Hygiene and Tropical Medici-

bandes auf dem Stand der Bundeszahnärzte-

ne. Eine jüngste Studie aus London belege die-

kammer gibt es nun erstmals die Möglichkeit,

sen Zusammenhang. Demnach geht ein Anstieg

im Rahmen der IDS ein auf junge Zahnärzte und

der Arbeitslosenrate um einen Prozentpunkt

-ärztinnen abgestimmtes Programm zu gestal-

mit einem Anstieg der Selbsttötungen um 0,79

ten. Die Generationlounge bietet neben einer

Prozent einher. Steige die Arbeitslosenrate um

entspannten Rückzugsmöglichkeit im Messetru-

mehr als drei Prozentpunkte, steige die Sui-

bel vor allem die Austauschmöglichkeit mit den

zidrate sogar um 4,45 Prozent. So suchten bei-

nationalen und internationalen Kollegen, Assis-

spielsweise in Spanien deutlich mehr Menschen

tenten und Studenten. Unter der Aktion »Dein

wegen psychischer Probleme wie etwa Depres-

Rat für die nächste Generation« werden tägli-

sionen einen Arzt auf als vor der Krise. In Grie-

che Gewinnspiele stattfinden und satte Preise

chenland stieg 2010 im Vergleich zum Jahr zuvor

verlost.

die Zahl der Aufnahmen in öffentliche Krankenhäuser um 24 Prozent. Außerdem werden dort

Der BdZA bemüht sich, mit Projekten wie der

je 1000 Einwohner die meisten Kernspinauf-

Generationlounge die Kommunikation und das

nahmen im OECD-Vergleich gemacht. Gleiches

Verständnis zwischen den Generationen der

gilt für die Zahl der Fachärzte je 1000 Einwoh-

Zahnmedizin zu fördern. Kommt vorbei.

ner. Dagegen ist der Anteil an Pflegekräften so

Passage zwischen Halle 4 und 5 //

niedrig wie in keinem anderen OECD-Land. // ec.europa.eu

generationlounge.de

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THEMA / Leben

Leben IN ZAHLEN Zahl der Menschen, die 1970 auf dem Jakobsweg pilgerten················ 68

Menschen, die 2006 in Deutschland die katholische Messe besucht haben ·························3,6 Mio

Anteil der Kleinkinder, für die es in der DDR im Jahr 1989 einen Krippenplatz gab ···································80 %

Zahl der Menschen, die 2007 auf dem Jakobsweg pilgerten······114.026

Menschen, die in der Bundesliga-Fußball-Saison 2005/06 die Stadien be­sucht haben··············11,7 Mio

Anteil der Kleinkinder, für die es in Deutschland im Jahr 2011 einen Krippenplatz gab ···································25 %

Quellen  Statistisches Bundesamt; »Die Welt in Zahlen 2012«; brand eins; statista.com

Jahresbruttolohn und -gehalt je Arbeitnehmer, in Euro 1980········15.052 1990········20.584 2000········25.347 2010········28.421

Lebensversicherungsbeiträge je Einwohner, in Euro 1980········214,30 1990········430,40 2000········744,30 2010········1.066,20

Anteil der Deutschen, die glauben, dass Stress hässlich macht ····································57 %

Anteil deutscher Arbeitnehmer, die 2009 pro Woche 50 Stunden und mehr gearbeitet haben ·······································5 %

Anteil der Deutschen, die nie unter Stress leiden ····································17 %

Anteil türkischer Arbeitnehmer, die 2009 pro Woche 50 Stunden und mehr gearbeitet haben ·······································45 %

Anzahl der Deutschen die glauben, dass Außerirdische insektenähnlich aussehen ···············30 %

Jährliche Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in den USA, in Dollar······················7.410 Jährliche Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben auf Kuba, in Dollar·························503 Durchschnittliche Selbstbeteiligung der Bürger an den Arztkosten in den USA··75,8 % Durchschnittliche Selbstbeteiligung der Bürger an den Arztkosten auf Kuba·····0 % Zahl der Ärzte pro 10.000 Einwohner in den USA············································26,7 Zahl der Ärzte pro 10.000 Einwohner auf Kuba···············································64

12 | un-plaqued No 20


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Thema / Leben

* 14 | un-plaqued No 20


Thema / leben

â€

un-plaqued No 20 | 15


so ist das leben TEXT und Foto Ingmar Dobberstein

16 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

A

nkommen möchte ich! Endlich ankom-

nur ein Moment und nie ein Dauerzustand sein

men, eine wohlige Ruhe spüren und Ge-

wird, schon allein deshalb, weil die Lebensre-

wissheit haben, dass die Dinge so, wie

alität uns schnell wieder erdet. Es ist unzwei-

sie sind, richtig sind.

fehaft so, dass das Leben nun mal nicht in einer geraden Linie verläuft, sondern eher einer

Was für ein Gefühl ist das eigentlich, und wel-

verworrenen Zickzackstruktur entspricht. Den

ches Bedürfnis steckt dahinter? Würde man

Gang des Lebens zu verstehen, ist vielleicht

den chinesischen Philosophen folgen, wäre

zum Ende unseres Lebens möglich. So oder so,

der Weg das Ziel und damit ein Ankommen gar

ganz gleich welches Bedürfnis wir betrachten,

nicht erstrebenswert. Würde man Heisenbergs

und unabhängig davon, wie viel Zeit und Auf-

Unschärferelation als quantenphysikalisches

wand wir investieren, um es zu erfüllen – es gibt

Naturgesetz hinzuziehen, könnten wir ohne-

einfach keine Garantie für das Gelingen oder

hin nicht unsere Position und die Bewegung un-

für die dauerhafte Befriedigung aller Grund-

seres Lebens gleichzeitig bestimmen. Da Bewe-

bedürfnisse.

gung, Dynamik und damit Veränderung ebenso zu den geltenden Naturgesetzen gehören, kann

Ohne Zweifel gibt es aber einen »Ort«, an dem

ein Ankommen maximal für einen Moment gel-

wir längst angekommen sind, wo wir höchst

ten, für eine Zwischenbilanz – für das ganze Le-

präsent sind: der neue Tag im Hier und Jetzt.

ben bleibt es nahezu unmöglich.

Wie lässt sich verstehen, dass wir zwar mit bei-

Und wo würden wir denn eigentlich ankom-

den Beinen im Hier und Jetzt stehen und Anwe-

men wollen? Unsere Grundbedürfnisse nach Si-

sende in unserem Leben sind, aber gleichzeitig

cherheit, sozialer Anerkennung oder auch un-

immer wieder von dem träumen, was wir noch

ser Streben nach Sinn und Glück sind in ihrem

nicht haben? Ist das das höhere Streben, das

Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken. Marcus Aurelius

komplexen Zusammenhang verständlich, aber

den Menschen ausmacht? Ist das die viel be-

bei genauerer Betrachtung kaum stetig und in

sagte Rastlosigkeit des menschlichen Wesens?

Gänze erfüllbar: Der Zufall in Gestalt von Unfällen, Krankheiten und anderer unvorherseh-

Dass das Schneller-höher-weiter-Prinzip nicht

barer Ereignisse kann trotz guter Lebensweise

zu den Naturgesetzen gehört, ist seit vielen

unsere Sicherheit aufs Schwerste erschüttern;

Jahren an der Entwicklung der abendländi-

und Anerkennung ist nie nur von unserem Ver-

schen Wohlstandsgesellschaft ablesbar. Nicht

halten und unseren Fähigkeiten abhängig,

nur dass sich statistisch nachweisen lässt (gap-

sondern immer auch von der sozialen Grup-

minder.org), dass die Entwicklung des Men-

pe, in der wir agieren. Und auch das Streben

schen auf einem gewissen Punkt der Quantität

nach Sinnhaftigkeit wird so sehr durch unser

stagniert und sich im Anschluss vielmehr auf

Wertesystem bestimmt, dass beides der glei-

der Ebene der Qualität fortentwickelt, auch

chen steten Veränderung unterliegt. Nicht zu-

der Blick in die Natur, auf biologische Prozes-

letzt das Glück, das bei genauerer Betrachtung

se lehrt uns, dass bestimmte Lebensumstände un-plaqued No 20 | 17


THEMA / Leben

das Einstellen eines Gleichgewichtes bewir-

wird außerdem deutlich, dass die meisten

ken, bei dem die Quantität als angestrebtes Ziel

westlichen Länder mit den vermeintlich höchst-

nicht vorkommt. Wir selbst sind der beste Be-

entwickelten Gesellschaften nicht im ersten

weis für dieses Phänomen, wenn man bedenkt,

Drittel der Glückseligkeit zu finden sind. Man

dass wir uns seit Jahren mit Krisen herumschla-

könnte daraus schließen, dass je höher der

gen, die durch unser eigenes Denken, Handeln

Wohlstand, umso geringer die Fähigkeit ausge-

und den fehlenden Willen zur Veränderung der

prägt ist, diesen Wohlstand als Glück zu emp-

Gesellschaft hervorgerufen wurden. Beispiels-

finden. Können wir also den Rachen einfach

Das einzige Mittel, das Leben zu ertragen, ist: es schön zu finden.

Rudolf Leonard

weise das Streben nach maximalen Gewinnen

nicht voll kriegen? Oder haben wir in der Situ-

auf Basis eines Wertpapierhandels, der zu oft

ation, nahezu nichts mehr entbehren zu müs-

einer wirtschaftlich-produktiven Grundlage

sen, verlernt, das Glück in unserem Hier und

entbehrt, oder der weitläufig verbreitete An-

Jetzt überhaupt wahrzunehmen?

satz der Industrie, durch vermeintliche Opti-

Vielleicht schlägt sich in den Statistiken nie-

mierungen der Produktion, meist auf Kosten

der, dass der Happy Planet Index zusätzlich

der schaffenden Menschen, jeden letztmögli-

den ökologischen Fußabdruck eines Landes

chen Cent aus dem System zu quetschen. Unter

berücksichtigt und ihn in den Gesamtindex mit

diesen Vorraussetzungen muss sich niemand

der subjektiv empfundenen Lebensqualität so-

wundern, wenn die Bürger dieses Landes, das

wie der statistischen Lebenserwartung in Rela-

eines der reichsten und bestentwickelten der

tion stellt. Allerdings ist Deutschland auch in

Welt ist, wieder Marx lesen und das System in

anderen Indizes bei Weitem nicht auf den vor-

Bezug auf seine Gerechtigkeit hinterfragen.

deren Plätzen. In der Database of Happiness

Beim Vergleich der persönlichen materiellen

landen wir gerade mal auf Platz 30, im Better

Ressourcen mit denen der Hilfs- und Rettungs-

Life Index der OECD auf Platz 17.

pakete für versiebende Banken und Länder

Ist alles nur eine Frage der Akzeptanz des ei-

kann der Gedanke aufkommen, die Bürger wä-

genen Glücks – eine Frage der Wahrnehmung?

ren Stückvieh der Gesellschaft, die zur Produktion verdonnert, aber nicht wirklich um echte

Das Leben ist ungerecht, ohne Zweifel. Man

Mündigkeit und Mitarbeit an der Gesellschaft

würde das auch Menschen in Deutschland sa-

gebeten werden.

gen hören, aber wirklich ungerecht kann man das Leben erst beim Blick auf die gesamte

In Deutschland haben wir dennoch die Mög-

Menschheit nennen. Wahrscheinlich ist es heu-

lichkeit, eines der schönsten Leben zu genie-

te genauso entscheidend wie vor 2.000 Jahren,

ßen, die auf diesem Planeten möglich sind. Er-

in welche Region, welche Familie und welchen

staunlicherweise sind die Deutschen im Happy

sozialen Stand man hineingeboren wird. Bewe-

Planet Index gerade mal auf Platz 46 gelandet,

gen wir uns einmal aus dem nationalen, ja so-

und das nach Ländern wie Costa Rica (Platz 1),

gar europäischen Dunstkreis hinaus, werden

Nicaragua (Platz 8) und Cuba (Platz 12). Betrach-

wir in vielen Ländern, die über uns gerankt

tet man die Statistik auf happyplanetindex.org

sind, Lebensumstände vorfinden, die deutlich

18 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

ungerechter sind als hierzulande. Die Beispie-

Menschen ist ja durchaus normal und notwen-

le dafür sind uns allen bekannt, denn sie wer-

dig, um sich irgendwo einordnen zu können.

den täglich in unseren Medien ausgestrahlt.

Wichtiger aber ist die Frage, wie man mit den

Obwohl wir diese Informationen auf allen uns

Ergebnissen dieser Standortbestimmung des

zur Verfügung stehenden Kanälen erhalten,

eigenen Lebens umgeht. Diese können schnell

scheinen sie keine Veränderung in der Wahr-

negativ wirken, wenn sie verdeutlichen, dass

nehmung unseres eigenen Glücks, nicht unter

andere Menschen in ihrem Leben mehr »er-

derartigen Umständen leben zu müssen, her-

reicht« haben. Vergleiche helfen aber auch

beizurufen. Klagen und Unzufriedenheit über

dabei, sich der eigenen Lebensentscheidungen

die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten –

bewusster zu werden. Dieser eigenverantwort-

landauf, landab immer wieder zu hören – sind

liche Ansatz wird entweder die Wahrnehmung

ein armseliges Zeugnis unserer mangelnden

des persönlichen Lebensglücks ermöglichen

Fähigkeit zu erkennen, dass gerade in diesem

oder aber die nötige Handlungsfähigkeit her-

Teil der Welt nahezu jede Chance besteht, sein

beiführen, neue Weichen für ein erfüllteres Le-

Leben mit Sinn und Glückseligkeit zu erfüllen.

ben zu stellen, sich der Dynamik des Lebens an-

Zumindest solange man sich dafür entscheidet

zupassen und trotz aller Veränderungen in der

und sich ein klein wenig dafür einsetzt.

Außenwelt eine Glücksfähigkeit zu entwickeln.

Diese Einstellung hat allerdings weder mit dem Gefühl des Ankommen-Wollens zu tun noch mit

Wir sollten uns allerdings bewusst machen,

der Forderung an die Gesellschaft, Glückselig-

dass Veränderung immer etwas mit dem Ver-

keit für seine Bürger bereitstellen zu müssen.

lassen des sicheren Hafens zu tun hat und es

Die Indizes wie auch die ganz persönlichen

nur menschlich wäre, wenn uns das zunächst

Glücksmomente des eigenen Lebens betrach-

verängstigt. Doch gibt es keine Alternative,

tend, wird man mit etwas Ehrlichkeit feststel-

keinen Weg, die Naturgesetze der Dynamik

len, dass Glücksempfinden unter Umständen

und Veränderung zu beeinflussen.

nicht zu unserem vorherrschenden Wertesys-

Wir können denken und uns zurechtreden, was

tem passt. Dabei haben schon Janet Jackson

wir wollen, die sogenannte Natur oder auch die

und Luther Vandross davon gesungen, dass

biologischen, chemischen und physikalischen

In der einen Hälfte des Lebens opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu erwerben. In der anderen Hälfte opfern wir Geld, um die Gesundheit wiederzuerlangen. Voltaire

die besten Dinge im Leben ohne Geld zu haben

Naturgesetze sind da völlig wertfrei und ken-

sind. Der Materialismus in unserem Denken,

nen das Bedürfnis nach Sicherheit nicht. Das

das Verständnis von Erfolg und angestrebten

Leben ist Veränderung!

Zielen scheinen dabei häufig sogar der Auslö-

Gerne unterscheide ich meine Mitmenschen

ser für unglückliche Momente zu sein. Der Ver-

in diesem Zusammenhang in Systement-

gleich des eigenen Lebens mit denen anderer

wickler und Systemerhalter, sowohl auf die un-plaqued No 20 | 19


THEMA / Leben

gesellschaftlichen und sozialen Prozesse als

über und hat eher zur Vernichtung einer Popu-

auch auf das jeweilig persönliche Leben bezo-

lation beigetragen als zu deren Zukunftsfähig-

gen. Dass der Mensch die Fähigkeit zu großen

keit. Beim Blick auf die Menschheitsgeschichte,

Veränderungen hat, wurde in der Geschich-

von unserem Sesshaft-Werden bis in die Mo-

te der Menschheit unzählige Male bewiesen.

derne, wird mehr als offensichtlich, dass nicht

Ebenso wie der Fakt, dass diese Veränderun-

wir Menschen dem Planeten sagen, wo die Rei-

gen nur aus einem selbst kommen können.

se hingeht, sondern er uns. Die Limitierung des

Natürlich wird alles, was wir tun und lassen,

Erreichbaren könnte uns heute klarer sein denn

durch äußere Reize oder andere Menschen be-

je zuvor, wenn wir den Gedanken nur akzeptie-

einflusst, aber eben auch nicht mehr. Die Su-

ren könnten. Er würde uns in das Hier und Jetzt

che nach Sinnhaftigkeit, Glückseligkeit und

katapultieren und die Fähigkeit herstellen, den

dem Ort unseres »Ankommens« ist also viel-

Moment zu genießen, gerade weil man nicht in

mehr eine Frage der eigenen Entscheidung als

jeder Situation nach etwas noch Höherem und

Das Leben ist hart und demnächst vorbei.

Klaus Olthoff

die der äußeren Lebensumstände – eine Ein-

doch Unerreichbarem streben würde. Der Blick

stellungsfrage also , die viel mit dem erlern-

in die Möglichkeiten des Augenblicks offen-

ten Wissen über Menschen, Gesellschaft und

bart die sehr realistische Handlungsfähigkeit,

Umwelt zu tun hat und an deren Anfang Selbst-

in diesem Moment entweder glücklich zu sein

erkenntnis und Selbstbekenntnis stehen: Ich

oder sich auch dagegen zu entschieden, weil lei-

darf so sein wie ich bin, natürlich unter Wah-

den gerade mehr zu einem passt.

rung der Regeln des sozialen Miteinanders,

Leonardo da Vinci sagte: »Wer das Leben nicht

aber eben auch unter Wahrung meiner Indi-

schätzt, der verdient es nicht.« Und ja, das Le-

vidualität inklusive des eingeschlagenen Le-

ben hat uns alle Fähigkeiten zum Empfinden

bensweges.

und Herstellen von Glückseligkeit gegeben: ein Gehirn zum bewussten Wahrnehmen der

Bei genauerem Blick auf meine Mitmenschen,

unbewussten Sinne und Gefühle; die Zeit, dies

aber auch auf mich selbst ist es erstaunlich, wie

zu üben, ohne dass wir uns dabei um das Funk-

häufig wir tradierten und überlieferten Le-

tionieren des biologischen Lebens unseres Kör-

benskonzepten und -weisheiten folgen. Dabei

pers kümmern müssten, sowie die Fähigkeit,

ist nichts gegen Traditionen zu sagen, die Kultur

dies an nachfolgende Generationen zu vermit-

bewahren und eine Herkunft vermitteln. Zu viel

teln, auf dass die Erfahrungen des Lebens nicht

Bewahrung stand allerdings schon immer eben

einfach mit dem Tode verpuffen.

dieser naturgesetzlichen Veränderung gegen-

So ist das Leben – Just do it! //

DAS LEBEN IST SCHÖN.

20 | un-plaqued No 20


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RUBRIK / leben

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un-plaqued No 20 | 21


Thema / Leben

Der seltene Vogel Mensch TEXT Eric Weigel

Dieses Leben ist eines der schwierigsten. Für alle diejenigen, denen es noch nicht ins Auge gefallen ist: Der Begriff Leben erfährt in unserer Kultur eine inflationäre Verwendung. Ein Werbeblock, ein Blick in die gängigen Lifestylemagazine genügt, um festzustellen, dass mit dem Begriff »Leben« gespielt, gearbeitet, gedacht wird. Mach mehr aus deinem Leben! Besser leben! Wahres Leben! Es überhäufen sich die rezeptartigen Heilsversprechungen der Industrien angesichts einer wachsenden Zivilisationsnachfrage auf der Suche nach dem ›guten Leben‹. Offensichtlich gibt es einen ideellen Bedarf nach Hilfestellung bezüglich dieser Frage. Woraus resultiert dieser Bedarf? Ist dies eine den Menschen schon immer belastende Frage? Oder gibt es ein kritisches Geschichtsmoment, in dem die Frage nach dem guten Leben besonders intensiv wird? 22 | un-plaqued No 20


K

THEMA / leben

aum jemand charakterisiert die indivi-

Form zu verleihen, ein ethisches Moment, das

duelle Befindlichkeit des Menschen in

dem Gläubigen jederzeit und in jeder Lebens-

der Moderne so eindringlich wie der por-

lage beratschlägt, tröstet und führt. Gott war

tugiesische Schriftsteller Fernando Pessoa.

sozusagen der stets an die postmortale Exis-

Sein Tagebuchroman, »Das Buch der Unruhe«,

tenz im Jenseits erinnernde, beängstigende

ist ein perfekt ausformulierter Existenzialis-

Lifestyleberater im Diesseits. Diese Fremdbe-

mus avant les lettres, lange bevor Sartre ver-

stimmtheit ist eine psychologisch kuschelige

sucht hat, seiner Existenzphilosophie litera-

Blase: Das Leben scheint einfacher und leichter,

risch-illustratives Leben einzuhauchen. Schon

wenn eine höhere Instanz das Denken und die

Gott war sozusagen der stets an die postmortale Existenz im Jenseits erinnernde, beängstigende Lifestyleberater im Diesseits.

Entscheidungen abnimmt. Es ist bequem und verteilt die Verantwortung auf viele Schultern. Neben religiösen Anleitungen giert der Mensch praktisch nach ihn erleichternden Autoritäten: einem Gott, Therapeuten, Chef oder sogar dem Fernsehen. Die Kant´sche Maxime »Wage dich, zu denken« unterfütterte das ideelle Substrat, sich von religiösen Führungen zu lösen. Die Konsequenz dieses Paradigmas ist dichterisch erlebbar in Goethes Prometheus:

der Beginn eröffnet die Problemrahmung eines veränderten Zeitgeistes, der unmittelbar die

Ich dich ehren? Wofür?

Abwesenheit vormals lebensanleitender Ins-

Hast du die Schmerzen gelindert

tanzen feststellt:

Je des Beladenen? Hast du die Tränen gestillet

»Als die Generation geboren wurde, der ich an-

Je des Geängstigten?

gehöre, fand sie die Welt ohne Stützen […] vor.

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet

Die zerstörerische Arbeit der vorangegangenen

Die allmächtige Zeit

Generation hatte bewirkt, dass die Welt […] uns keinerlei Sicherheit in religiöser Hinsicht, kei-

So weicht die Idee von einem führenden Gott

nerlei Halt in moralischer Hinsicht und keinerlei

der Idee von einem selbstbestimmten Men-

Ruhe in politischer Hinsicht bieten konnte. […]«

schen, der als Konsequenz (zunächst) befreit erscheint. Tenor ist stets, dass der Mensch

Tatsächlich lässt sich anhand gebündelter ide-

stark genug sei, durch eigene Kraft das Leben

engeschichtlicher Entwicklungen argumen-

zu meistern. Die der Macht Gottes vorbehalte-

tieren, dass spätestens mit dem ausgehenden

nen Wunder des Lebens wurden entkräftet. Die

19. Jahrhundert, der Mensch zu neuen Lebens-

Welt wurde durch Wissenschaft entzaubert.

wahrnehmungen gezwungen wird. Grob skizzierte Gründe dafür sind vor allem die zuneh-

Euphorisch warf man sich in dieses neue Zeital-

mende Verwissenschaftlichung der Welt und

ter, aber gerade jene Hineingeworfenheit wur-

damit des eigenen Lebens, gepaart mit einer

de alsbald zum Problem. Nunmehr losgelöst

überstürzenden Flut von Möglichkeiten ide-

sind wir aufgefordert, unser Leben selbst zu

eller und technischer Art. Von den Religionen

bestimmen. Die Moderne gewährt uns ein kaum

kann behauptet werden, es sei geradezu ihre

zu fassendes Angebot an Lebensentwürfen und

Elementarfunktion, dem sonst haltlosen Leben

aus der Werbung allseits bekannte lebensopti-

eine sinnstiftende und strukturierte moralische

mierende Mittelchen. Der Soziologe Gerhard un-plaqued No 20 | 23


Thema / Leben

Schulze formuliert, »Erlebe dein Leben!« sei

stehenden, anderen, besseren Lebensentwür-

der kategorische Imperativ unserer Zeit.

fe lässt uns zweifeln. Wieder mal sind die Hölle

Die Suche danach beginnt mit der Frage, wie

die anderen: Diesmal die anderen Leben. Diese

das eigene Leben sein soll? Bin ich eigentlich

offensichtliche ideelle Nachfrage ist der perfek-

kein Tankwart, sondern Deutschlands neu-

te Nährboden vermeintlich lebensbereichern-

er Superstar? Mit wem möchte ich mein Leben

der Konsumgüter. Ständig versprechen uns die

verbringen? Wo sollte ich wohnen, um mein Le-

Konsumstrategen, Instrumente für ein besser

ben optimal entfalten zu können? Wie möchte

gelingendes, glücklicheres Leben bereitzustel-

ich aussehen, damit ich glücklicher durch mein

len: Man sei glücklicher mit dem neuen iPho-

Leben gehe?

ne, das Leben werde gesünder durch die neu-

Die Entwicklung führte den Menschen zu einer

en linksdrehenden Joghurtkulturen, durch die

Kultur des »Ich-könnte«. Zwar kann man auch

sichere Altersvorsorge werde mein Leben auch

einer mittlelalterlichen Magd Träume von ei-

im Alter gut sein. Die Biorhythmus-App rech-

nem anderen Leben zutrauen, aber nie war

net anhand unserer Atmung aus, wann wir auf-

das Bewusstsein für die tatsächlich ergreifbare

stehen sollten, um ausgeruhter durch das an-

Möglichkeit eines anderen, erfüllten Lebens in

strengende Leben zu gehen. Mit Ritalin führst

einem so großen Machbarkeitsbereich wie heu-

du ein aktiveres, erfolgreicheres Leben. Jedem

te. Jeder ist sich über die Einzigartigkeit seines

Lebensbereich und jedem Lebensalter steht ein

Lebens im Klaren. Nach einem ersten Befrei-

gigantischer Werkzeugkasten der Optimierung

ungsrausch wächst alsbald der Druck, die Tor-

zur Verfügung: pharmazeutisch, technologisch,

schlusspanik, ein Entfaltungs- und Verwirkli-

fiskalstrukturell, stilistisch und auch in den Fra-

chungszwang und damit eine sich hinterrücks

gen der Liebe.

einschleichende Verzweiflung. Bilderreich beschreibt der häufig zitierte Verzweiflungsex-

Dabei sollen wir nur kurzfristig glücklicher wer-

perte Sören Kierkegaard moderne Möglich-

den. Unverkennbar ist die Industrie daran inte-

keitsverkettungen:

ressiert, den modernen Menschen nur bis zur nächsten Möglichkeit glücklich zu machen. So

»Man kann sich in der Möglichkeit auf jede

entspinnt sich ein sich ständig neu entfachen-

mögliche Weise verirren […] Wie sooft in Mär-

der Brand, ein sich immer wieder von selbst neu

chen und Volkssagen von einem Ritter erzählt

mit der Möglichkeit des Wunsches.«

Nie war das Bewusstsein für tatsächlich ergreifbare Möglichkeiten in einem so großen Machbarkeitsbereich wie heute.

Der seltene Vogel ist das mögliche Leben, das

schürendes Feuer, das unsere Konsumbereit-

wir führen könnten, das unablässige Verfol-

schaft atemlos auf Stand-by stellt. Kaum noch ist

gen, der subtile Druck, die Gier, das bestmög-

es nötig, dass der Markt uns befragen muss, was

liche Leben zu erreichen. Die Nacht ist die über

wir gerne hätten, denn wir selbst bringen unse-

das Individuum hereinbrechende Verlorenheit.

re geheimsten Wünschen zu den Märkten: mit

Das Wissen um die eventuell zur Verfügung

jedem gegoogelten Begriff, jedem »I like« und

wird, der einen seltenen Vogel erblickt, dem er unablässig verfolgt, wobei es anfangs so aussieht, als wäre er ihm ganz nah – aber dann fliegt er wieder weiter, bis es Nacht darüber geworden ist und er von den Seinen abgekommen ist, ohne den Weg in der Einöde finden zu können, in der er sich jetzt befindet: so ist es

24 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

mit jeder Treue-Kunden-Payback-Herzchen-

systematisch gewinnbringend bestellt und be-

Karte. Jede App, die wir herunterladen, zeigt

ackert, um den optimalen Ertrag zu erzielen.

dem interessierten Markt unsere Bedürfnisse,

Somit wird der Faktor Menschenleben zu ei-

Wünsche und Hoffnungen. Und unsere Lebens-

nem industriellen Bestandsstück, das versorgt

leerstellen, also all jenes, was wir uns für un-

werden will. Die dahinter wirkenden real-emo-

ser Leben wünschen. Perfekt, um neue Produk-

tionalen Existenzen sind dem auf Gewinnmaxi-

te zur Lebensverbesserung zu entwerfen. Jede

mierung ausgerichteten Markt egal; er stopft

Ecke des Lebens wird hinsichtlich ihrer ideellen

sie nur, mehrt sie, unterfüttert sie, bedient sie

und praktischen Bedürfnisse durchleuchtet. Für

und schürt neue Bedürfnisse.

jede Altersgruppe und jede Sinnkrise überbietet sich der Markt mit Angeboten. Im Sinne des

Wie also sollen wir in diesen Zeiten leben? Wie

deutschen Philosophen Martin Heideggers lässt

sollte unser Leben dem Leben begegnen, um ein

sich mit einer gewissen Kälte sagen, der Mensch

glückliches zu sein? Sicherlich sind Möglichkei-

wird innerhalb dieses Systems zu einer Art be-

ten begrüßenswert. Die Rückkehr in möglich-

stellbarem Feld. Die Bedürfnisse des Menschen

keitsärmere Gefilde wäre ein Rückschritt. Zu-

können bestellt werden, wie ein Bauer das Feld

weilen beobachtet man eine Lebensführung in un-plaqued No 20 | 25


Thema / Leben

der Askese; oft ideell untermauert von der Re-

ebene eine bestimmte ästhetische Haltung zum

kursion auf fernöstliche Lehren. Motiviert ist

Leben kultiviert werden, die uns helfe, das Le-

diese Methode leider allzu oft von einer reakti-

ben besser zu verstehen.

onären Nostalgie, die ihr Heil in der Entsagung sucht. Die Systemflucht wird zur Lebensflucht,

Zumindest unterhaltsam ist das Leben in ei-

die nichtsdestotrotz systemintern bleibt. Was

ner möglichkeitsüberfluteten Zeit. Blendend

also empfiehlt die Philosophie? Paradoxerwei-

ist das strahlende Lächeln der glücklichen jun-

se hat man auch hier die Auswahl zwischen un-

gen Menschen oder des Werbeidylls. Still und

zähligen lebensanleitenden Modellen, denn ein

unterschlagen sind die Momente, in denen uns

Großteil der Philosophie hat als Endkonsequenz

das Lachen vergeht. Allein und alleingelassen

Wage dich, zu denken.

besucht uns die Sorge um das eigene Leben in manchen Nachtstunden, wenn der Zweifel Einkehr hält. Tröstend ist die Einsicht, dass es kaum ein Erdenalter gab, in dem das Leben so span-

immer die Absicht, natürlich auch das Leben zu

nend war, in dem das Leben so von Geschichten

verbessern, und sei es durch die Einsicht in eine

angereichert, frei und narrativ war. Wir wan-

mitunter schmerzliche Wahrheit. Methodisch

dern durch ein Sammelsurium an hell erleuch-

kommen diese oft daher wie eine philosophi-

teten, uns anschreienden Artefakten. Glücklich

sche Dreiländerwirtschaft, wenn a) ein vergan-

scheint derjenige Idiot zu sein, dem es gelingt,

gener paradiesischer Zustand skizziert wird,

ein dichterisches Leben zu führen, das Leben

b) der Zerfall dieses Idylls analysiert wird, um

dichterisch wahrzunehmen, die Sorge umzukeh-

dann c) zu einer weiseren Rückkehr ins Paradies

ren in ein Erlebnis. Langsam werden wir muti-

zu gelangen. Der olle Schiller glorifiziert bei-

ger darin, auch Zweifel und Verzweiflung zu ar-

spielsweise in seinen »Briefen zur ästhetischen

tikulieren und sehen voller Erstaunen, dass die

Erziehung« dauernd den Hellenismus, dem eine

anderen mit ihren Schwächen mitleiden, mit-

Lebensführung inne gewesen wäre, die die quä-

fühlen, sich mitteilen, sich solidarisieren. Und

lende Kluft zwischen rein mechanischem Trieb

siehe da: Wir bemerken, wir sind nicht allein.

und zivilisierter Sittenkultur mittels einer äs-

Der Ritter, der dem seltenen Vogel folgt und

thetischen Wahrnehmung geschlossen hätte.

sich darüber verliert, reitet nicht alleine aus. Es

Interessanterweise entspinnt sich seitens mo-

sind ganze Armeen, mit denen wir unsere Le-

derner Philosophen immer wieder die Idee ei-

bensmöglichkeiten und die damit verbundenen

ner versöhnlich wirkenden und dadurch lebens-

schmerzlichen Symptome teilen können. Ma-

bereichernden Ästhetisierung des Denkens.

chen wir also selbst verloren im tiefsten Nacht-

Vollkommen systemintern solle auf Individual-

wald noch ein wärmendes Feuer. //

26 | un-plaqued No 20


Ein Sortiment mit unendlichen Möglichkeiten. Es gibt für alles eine Lösung. Von A wie AlphaKite bis Z wie ZR-Schleifer. Denn bei Komet finden Sie eines der umfassendsten Hersteller- und Lieferprogramme an rotierenden Instrumenten und Systemen für die Zahnheil-

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Thema / Leben

Das Leben in Freiheit TEXT Melchior Moss

F

reiheit in meinem Leben ist, meine Meinung äußern zu können, mich frei zu bewegen, frei zu sein von Hunger oder anderen Nöten. Freiheit bedeutet für

mich auch, die Wahl zu haben, eigene Entscheidungen zu treffen und mein Leben selbst gestalten zu können.

Nicht immer sind wir uns der Freiheiten im Alltag bewusst, und oft bemerken wir sie erst, wenn sie uns entzogen wurden oder wenn wir auf sie aufmerksam gemacht werden. Erst wenn sie nicht vorhanden sind, spürt man, wie wertvoll sogar die kleinsten Freiheiten sein können. Wir haben die Wahl und können deswegen Entscheidungen treffen. Je freier wir dabei sind, desto stärker wächst die Verantwortung. Unsere Entscheidungen beeinflussen dabei nicht nur uns selbst, sondern ebenso unsere Mitmenschen und unsere natürliche Umwelt. Die Tatsache, dass die Erde sieben Milliarden Menschen als Lebensgrundlage dient, sollte Grund genug sein, ihren Erhalt und Schutz in unsere Wahl mit einzubeziehen. Doch inwieweit stellen wir uns dieser Notwendigkeit, wenn wir eine Entscheidung treffen? Wo ziehen wir dabei die persönlichen Grenzen? Denkt man nicht eher zuerst an sich und die eigene Sicherheit? Schließen wir unsere Familie, Freunde, Bekannten und Verwandten selbstverständlich in unsere Entscheidungen mit ein? Denkt man auch an die Menschen, denen wir noch nie begegnet sind und die wir vielleicht auch niemals treffen werden, die aber genauso von unseren Entscheidungen betroffen sein könnten?

38 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Solange wir Entscheidungen frei treffen können, stehen wir auch in der Verantwortung für die Konsequenzen. An dieser Verantwortung gibt es nichts schönzureden, denn nur so geben wir auch allen anderen das Recht auf ein freies Leben, und das wäre der einfachste Weg zur Wertschätzung unserer eigenen Freiheit. Die Basis. Vor sieben Jahren habe ich eine Entscheidung getroffen, die mein Leben komplett verändert hat. Seither wächst meine Bewunderung für jene Menschen, die ihre Kraft und ihr Wissen in das Wohl aller investieren und die Gemeinschaft an ihrem immateriellen Reichtum teilhaben lassen. Damals hatte ich zusammen mit meiner Schwester Felicia das Modelabel slowmo gegründet. Unsere größte Herausforderung erwuchs aus der Frage: Ist es möglich, ein nachhaltig wirkendes, faires Unternehmen zu gründen und damit am Markt bestehen zu können? Der gemeinschaftliche Erfolg und die Wertschätzung jedes einzelnen Arbeitsschrittes sollten dabei im Vordergrund stehen. Faire Entlohnung für freie Arbeit. Es sollte ein Raum geschaffen werden für die persönliche Weiterentwicklung und die Freude an dem, was man tut, ohne dies auf Kosten anderer auszutragen. Slowmo war der passende Name für ein Unternehmen mit solchen Zielen. Das Wort ist abgeleitet von dem englischen Begriff »slow motion«, welches in der direkten Übersetzung »Zeitlupe« bedeutet. Für mich bedeutet slowmo jedoch eher eine Aufforderung zur Entschleunigung in der Gesellschaft. Ein Aufruf, sich Zeit zu nehmen, bewusst zu leben. Wie schwer dieses Unterfangen werden sollte, zeigte sich von Anfang an. Wir begannen im halbjährlichen Rhythmus eine Damen- und Herrenkollektion zu entwerfen und sie regional produzieren zu lassen. Mit der Textilbranche hatten wir uns allerdings einen der Wirtschaftszweige gewählt, der nach der Lebensmittelbranche weltweit die meisten Beschäftigten unterhält, einem enormem Konkurrenzdruck am Markt ausgesetzt ist und der ebenso zu den verantwortungslosesten Industrien zählt. In diesem Umfeld schienen Entscheidungen für eine soziale Struktur und einen gesunden Kreislauf in der Herstellung zunichte gemacht zu werden. Fast alle in der Branche ansässigen Unternehmen haben sich über die Zeit un-plaqued No 20 | 39


Thema / Leben

ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. So fanden auch die Banken den slowmo-Businessplan aufgrund des Finanzteils mangelhaft. Unser anfänglicher Traum wurde schnell vom Alltag überschattet. Und neben der Verantwortung stieg auch der finanzielle Druck. Für Veränderungen muss man sich einsetzen, man muss an sie glauben, und glücklicherweise kommt nach jedem Tal, auch wenn es teilweise endlos schien, auch wieder ein Gipfel oder zumindest eine Aussicht. Die wichtigste Erkenntnis dabei war, die Firmenphilosophie nicht dem Finanzdruck unterzuordnen. Wir suchten nach alternativen Möglichkeiten für eine lokale Produktion und mussten schnell feststellen, dass viele der benötigten Maschinen für unsere Produktion schon längst nicht mehr vorhanden waren. Bis heute fehlt der Nachwuchs, und die Schwierigkeiten und Probleme der verbliebenen Textilmanufakturen und Strickereien sind enorm. Noch gibt es einige dieser alten Betriebe und vor allem auch das große, traditionsreiche Wissen dahinter. Für unsere Zwecke fanden wir Firmen in Berlin, Thüringen und Sachsen, die wir je nach den zu verarbeitenden Materialien nutzen. Wir haben hier die Möglichkeit, durch den engen Kontakt zu den regionalen Herstellern unsere Firmenphilosophie und Entscheidungen umzusetzen. Dabei ist vor allem wichtig, dass sowohl die Arbeitsbedingungen, egal wo auf dieser Erde, als auch eine faire Entlohnung unseren Entscheidungen als Grundlage dienen sollten. Gerade weil Mode immer auch eine Geschmacksfrage bleiben wird und weil sie von Überproduktion geprägt ist, ist es von so hoher Bedeutung, dass große und kleine Unternehmen hier einlenken, umdenken und neue Wege beschreiten. Das Jahr 2013. Wir stehen weiterhin hinter unserer Grundentscheidung für eine regionale Produktion. Alle verwendeten Stoffe und Garne sind kontrolliert biologisch oder recycelt hergestellt. Ein Beispiel dafür, wie wichtig das Umdenken für die gesamte Branche sein wird, zeigt die industrielle Produktion der am häufigsten verwendeten Baumwolle. Der konventionelle Anbau von Baumwolle auf allen sechs Kontinenten dieser Erde ist für etwa sechs Prozent des globalen Süßwasserverbrauchs verantwortlich. Obwohl Baumwolle nur auf 2,5 Prozent der weltweit verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche 40 | un-plaqued No 20


16 % RUBRIK THEMA / leben

18 16

Anteil der Insektizide, der für

14

Baumwolle verspritzt wird

12 10 8

Anteil von Baumwolle auf

6

weltweit verfügbarer Landwirtschaftsfläche

4

2,5

2 0

angepflanzt wird, werden 16 Prozent aller Insektizide auf Baumwolläckern verspritzt. Für kein anderes landwirtschaftliches Produkt werden so viele Pflanzengifte eingesetzt. Nach Schätzungen der WHO sterben weltweit pro

Jahr 20.000 Menschen an einer Pestizidvergiftung beim Baumwollanbau. Doch neben den Fragen zum alternativen, ökologischen Anbau von Baumwolle muss man sich auch der Frage stellen: Ist Baumwolle überhaupt noch ein zeitgemäßes Material?

Es gibt unzählige weitere Beispiele dafür, warum es lohnenswert ist, sich für etwas Wichtiges einzusetzen. Und es gäbe noch mehr Beispiele dafür, die Freiheit des Lebens zu beschützen und dabei sein nahes, fernes und auch unbekanntes Umfeld in die unzähligen Entscheidungsprozesse mit einfließen zu lassen. Dass dies nur möglich ist, wenn ich mein eigenes Leben schätze und mir der Freiheiten, Zusammenhänge und Verantwortungen bewusst bin, versteht sich von selbst. Nehmen wir uns doch einfach etwas mehr Zeit für die weiteren anstehenden Entscheidungen. // un-plaqued No 20 | 41


Thema / Leben

Ein Interview mit Dem Gesundheitsminister Interview Mila Greiwe 路 FOTO Bundesministerium f眉r Gesundheit

42 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Vor 37 Jahren wurde Daniel Bahr in der Nähe von Koblenz im beschaulichen Lahnstein geboren. Nach Abschluss der Ausbildung zum Bankkaufmann, studierte er Volkswirtschaftslehre und Business Management an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Kurz vor der Jahrtausendwende begann seine politische Karriere als Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen. Seit 2011 ist er Bundesminister für Gesundheit in Deutschland und somit verantwortlich für das Wohlergehen von 80 Millionen Menschen. Dieser Verantwortung begegnet der Familienmensch Daniel Bahr mit großer Leidenschaft und dem Anspruch, neue Wege für ein soziales Gesundheitswesen zu finden. Für UN-PLAQUED beantwortet er einige essenzielle Fragen um die Zukunft der Gesundheitsversorgung und den Umgang mit den Menschen im Gesundheitswesen und natürlich auch zum Leben eines Gesundheitsministers.

UN-P: Angesichts der langjährigen Diskussi-

ärztlichen Versorgung – also mit ihren Ärztin-

onen über Vergütungen bei Ärzten und

nen und Ärzten – zufrieden sind. Auch speziell

Zahnärzten auch unter Berücksichtigung

für die Zahnärzte sieht es gut aus: 90 Prozent der

der sich demografisch wandelnden Gesell-

Deutschen bleiben ihrem Zahnarzt langfristig

schaft: Wie steht es um die Wertschätzung

treu und sind mit ihrem Zahnarzt »zufrieden«

der Millionen von Beschäftigten im Gesund-

bzw. »sehr zufrieden«. Zu diesem Ergebnis kam

heitswesen in Deutschland?

eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Al-

DB: Ärzte und Zahnärzte leisten eine wichti-

90 Prozent der Deutschen bleiben ihrem Zahnarzt langfristig treu.

ge und unverzichtbare Arbeit, und ihre Leistung muss angemessen honoriert werden. Das steht außer Frage, und dafür habe ich mich immer eingesetzt. Anfang 2012 ist die neue Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) in Kraft getreten. Auch ohne Erhöhung des Punktwertes gibt es einen Honorarzuwachs von 345 Millionen

lensbach (IfD) in Zusammenarbeit mit dem Ins-

Euro. Das sind umgerechnet im Schnitt mehr als

titut der Deutschen Zahnärzte. Auch aus mei-

6.000 Euro für jeden Praxisinhaber. Manch ei-

nen Gesprächen mit Ärztinnen und Ärzten weiß

ner mag sich mehr erwartet haben. Tatsache ist

ich, dass ihnen die Bestätigung durch ihre Pati-

aber, dass dies die erste GOZ-Novellierung seit

entinnen und Patienten viel wert ist. Und dass

1988 war, wir den Stillstand überwunden ha-

sie das täglich erfahren dürfen!

ben und Zuwächse von sechs Prozent erreicht wurden. Auch wurde auf die Einführung ei-

UN-P: Hat ein soziales Gesundheitssystem in

ner Öffnungsklausel – ein Hauptanliegen der

Deutschland zukünftig noch eine Chance?

Zahnärzteschaft – verzichtet, und die Kassen-

DB: Wir haben in Deutschland ein weltweit ein-

zahnärztlichen Vereinigungen haben wieder

zigartiges Modell: Ein weitgehend selbstver-

die alleinige Verantwortung für die Honorar-

waltetes Gesundheitswesen sowie ein duales

verteilung erhalten.

Krankenversicherungssystem, das sich durch die Koexistenz von gesetzlicher Krankenver-

Wertschätzung bedeutet aber mehr als das,

sicherung und privater Krankenversicherung

was auf dem Girokonto landet. Erst Mitte De-

kennzeichnet. Sowohl das Eine als auch das An-

zember gab es eine Studie der Bertelsmann Stif-

dere ist historisch gewachsen. Obwohl es ei-

tung und der Barmer GEK, die feststellte, dass

nem ständigen Reformbedarf unterliegt, ste-

90 Prozent der Befragten mit der ambulanten

hen wir zu diesem Modell. Wir wollen weder un-plaqued No 20 | 43


Thema / Leben

eine Staatsmedizin noch die Einheitskasse oder

liche Versorgung immer Bestandteil der medi-

ein steuerfinanziertes Gesundheitswesen mit

zinischen Grundversorgung der Menschen sein.

Wartelisten für wichtige Therapien. Unser Sys-

Die Voraussetzungen für den Beruf des Zahn-

tem ist anspruchsvoll – aber es funktioniert. Es

arztes sind gut. Ich appelliere an die Mobilität

ist gut für die Leistungserbringer und sorgt für

junger Zahnärztinnen und Zahnärzte: Gehen

eine hohe Qualität der medizinischen Versor-

Sie dort hin, wo man Sie braucht!

gung. UN-P: Wodurch haben Sie erkannt, was Sie UN-P: Was macht die Arbeit im Gesund-

im Leben machen wollen?

heitswesen in Zukunft attraktiv?

DB: Ich gehöre der Spezies Homo politicus an.

DB: Im Jahr 2010 waren in Deutschland rund

Politik hat mich schon immer interessiert und

4,8 Millionen Menschen im Gesundheitswesen

fasziniert.

beschäftigt. In keinem Wirtschaftszweig arbeiten mehr Menschen. Angesichts der demo-

UN-P: Wie steht es um Ihre Work-Life-Ba-

grafischen Entwicklung wird der Bedarf noch

lance?

steigen. Klar ist, dass wir hierfür verlässliche

DB: Die Arbeitsverdichtung seit meinem Antritt

Rahmenbedingungen brauchen. Wir haben im

als Gesundheitsminister ist in der Tat enorm.

Gesundheitswesen stabile Finanzstrukturen,

Aber ich mache das gern und ziehe viel Kraft

das hat sich in der jüngsten Wirtschaftskrise ge-

aus den Terminen. Trotzdem muss man sich In-

zeigt. Was die ambulante ärztliche Versorgung

Ich appelliere an junge Zahnärztinnen und Zahnärzte: Gehen Sie dort hin, wo man Sie braucht!

betrifft, haben wir hier mit dem Versorgungsstrukturgesetz zukunftsweisende Entscheidungen getroffen. Wir haben hier gezielte Anreize gesetzt, dass Ärztinnen und Ärzte Leistungsgerechtigkeit und Motivation gerade dort erfahren, wo die Anforderungen an sie besonders hoch sind – beispielsweise in strukturschwachen urbanen und ländlichen Gebieten. Auch haben wir Regelungen getroffen für eine bessere Ver-

seln schaffen, die »heilig« sind, zum Bespiel

einbarkeit von Familie und Beruf, zum Beispiel

die Zeit mit meiner Frau und meiner Familie,

die längeren Vertretungszeiten nach der Geburt

Essen mit Freunden usw. Ein Schlüssel für Aus-

eines Kindes. Bürokratie ist unattraktiv – wir

geglichenheit ist für mich Sport, ohne regelmä-

wollen daher den Bürokratieabbau im Versor-

ßige sportliche Betätigung könnte ich mir mein

gungsalltag weiter abbauen. Der jüngste Mei-

Leben nicht vorstellen.

lenstein ist hier die Abschaffung der Praxisgebühr zum 1. Januar 2013. UN-P: Was würden Sie jungen Zahnärzten/ -ärztinnen für die Zukunft mit auf den Weg geben? DB: Berufswahl ist und bleibt eine persönliche Entscheidung. Was möchte ich im Leben erreichen? Was bringt mir Spaß? Was füllt mich aus? Motivation ist immer eine gute Basis. Was die berufliche Zukunft betrifft, wird die zahnärzt44 | un-plaqued No 20

UN-P: Vielen Dank! //


RUBRIK / leben

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Thema / Leben

GRÜBELST du noch oder lebst du schon? Wozu braucht man Psychologen?

Die Landschaft sah für Psychotherapeuten, Coaches und Berater noch nie so gut aus wie heute. Therapeuten haben monatelange Wartezeiten, und für die menschlichen Probleme, die keiner psychischen Störungsdiagnose zugeordnet werden können, gibt es unzählige Coaches zum Abnehmen, zur Raucherentwöhnung und fürs Auftreten und Sprechen vor Gruppen. Egal, ob es um Ernährung, Bewerbungen, Paarbeziehungen, Kindererziehung oder Führungskräfte geht – für alles und jeden gibt es einen Spezialisten.

46 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Text Karen Dobberstein · IllustrationEN Maximilian Buttenberg

B

raucht ein Mensch all diese Angebote

zur

Optimie-

rung seines Lebens? Nein.

Aber ein Mensch, der sich mit Problemen konfrontiert sieht, die er aus eigener Kraft nicht lösen kann, braucht Unterstützung genau für sein Problem. Das könnte das Übergewicht sein, das lästig gewordene Raucherverhalten oder auch der Umgang mit ei-

»Man muss eine Weile nachdenken, um zu erkennen, dass man unglücklich ist, doch es lohnt sich.« Shirley Bassey

oder Psychologen ist nicht selten mit dem Klischee behaftet, man sei zu schwach, um es allein zu schaffen, oder zu doof, um ein Problem selbst zu lösen. Jede Medaille hat zwei Seiten, und daher lohnt es sich, nicht erst auf den totalen Zusammenbruch, ein Burn-out oder die Trennung vom Lebenspartner zu warten. Rechtzeitig aktiv zu werden und

nem hektischen Chef oder der

das eigene Verhalten und Den-

ungeliebten Kollegin.

ken zu hinterfragen und zu än-

Im Prinzip sind die meisten Men-

dern, ist mehr als sinnvoll.

schen kompetente Macher ihres Alltagslebens. Sie wissen, wie sie

Zu Beginn dieses dritten Jahrtau-

sich in bestimmten Kontexten zu verhalten ha-

sends vollzieht sich ein enormer gesellschaftli-

ben, und erleben positive Gefühle wie Wohl-

cher Wandel. Ich habe den Eindruck, dass der

befinden, Zufriedenheit und Freude. Diese Le-

rasante technische Fortschritt dabei zum Teil

benskontexte bleiben jedoch selten lange so,

auf Kosten der so hoch gepriesenen mensch-

wie sie sind. Die Welt ist ständig in Bewegung,

lichen Ressourcen geht. In Zeiten von Arbeits-

und so ist es auch unser Leben. Der Umgang mit

platzunsicherheit, sich verändernden Lebens-

anderen Menschen ist ebenso dynamisch und

bedingungen, ständiger Erreichbarkeit und

herausfordernd. Mit meiner Tätigkeit als Coach

Informationsflut sowie einer Vielzahl von Zu-

und Trainerin zeige ich Wege auf, die das Zu-

kunftsängsten, die allesamt Stress auslösen,

sammenarbeiten und Zusammenleben erleich-

wird die individuelle Gesunderhaltung immer

tern und neue Perspektiven für sich wandelnde

wichtiger.

Lebenskontexte eröffnen.

Training und Coaching sind für Unternehmen immer interessanter geworden, da Kranken-

Im Sportbereich ist es gang und

fehltage und Mitarbeiter, die in-

gäbe, sich zur Verbesserung kör-

nerlich gekündigt haben, ein Un-

perlicher Leistungen eines Per-

ternehmen mehr kosten, als dass

sonal Trainers zu bedienen. Kein

sie nutzen. Die Zunahme dieser

ne Trainer und Coaches zurück-

»Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.«

zugreifen. Der Gang zum Coach

Albert Einstein

Ressource hier falsch gewählt

Spitzensportler ist ohne ein umfangreiches Trainer- und Coaching-Team erfolgreich. Für die Entwicklung unserer geistigen Fähigkeiten oder unseres allgemeinen Wohlbefindens scheint es hierzulande allerdings immer noch verpönt zu sein, auf exter-

Ausfälle geht nicht zuletzt auf erhöhte Arbeitsanforderungen und den zunehmenden Druck auf die Arbeitnehmer zurück. Die Frage drängt sich auf, ob dies der angemessene Umgang mit den angeblich so geschätzten human resources ist. Mir scheint, dass auch der Begriff

un-plaqued No 20 | 47


Thema / Leben

sein könnte. Im Schulunterricht bedeuteten Res-

Die Fähigkeit zu schwimmen, wie in obiger

sourcen das Vorkommen von Bodenschätzen in

Flussmetapher beschrieben, entspricht einer

verschiedenen Regionen der Erde. Diese Boden-

Persönlichkeitseigenschaft, die Antonovsky

schätze wurden entdeckt, ein Zugang zu ihnen

»Kohärenzgefühl« (Sense of Coherence, SOC)

geschaffen und sodann abgebaut, bis sie aufge-

nennt. Dieses Kohärenzgefühl setzt sich nach

braucht waren. Übertragen auf das Arbeitsle-

Antonovsky aus drei Komponenten zusam-

ben bedeutet das für mich, Menschen werden

men: Erstens einem Gefühl von Verstehbarkeit

ausgebildet, für die besten, sprich produktivs-

(Sense of Comprehensibility), zweitens einem

ten Jahre ihres Lebens ausgebeutet und dann

Gefühl von Handhabbarkeit bzw. Bewältigbar-

wieder in das »Restleben«

keit (Sense of Manageability)

entlassen.

und drittens dem Gefühl von Sinnhaftigkeit bzw. Bedeut-

In der Gesundheitspsycho-

samkeit (Sense of Meaning-

logie werden personale, so-

fulness). Diese drei Gefühle

ziale, externe und interne

stellen gleichzeitig fundamen-

»Ressourcen« und Fähigkei-

tale Bedürfnisse des Menschen

ten diskutiert und ihre Wirk-

dar. Antonovsky beschreibt

samkeit auf das individuelle

diese drei Aspekte in seiner De-

Wohlbefinden erforscht. Be-

finition des Kohärenzgefühls als

sonders die personalen Res-

»… eine globale Orientierung,

sourcen können und werden

die das Ausmaß ausdrückt, in

im Coachingprozess erforscht,

dem jemand ein durchdringen-

gestärkt und ausgebaut.

des, überdauerndes und den-

Das Konzept der Salutoge-

noch dynamisches Gefühl des

nese von Antonovsky fragt

Vertrauens hat, dass 1.) die An-

im Gegensatz zur Pathogene-

forderungen aus der inneren

se nicht, wie Krankheiten entstehen, sondern

oder äußeren Erfahrenswelt im Verlauf des Le-

wie sich Gesundheit entwickelt, wie sie erhal-

bens strukturiert, vorhersagbar und erklärbar

ten bleibt und gefördert werden kann. Das fol-

sind und das 2.) die Ressourcen verfügbar sind,

gende Zitat beschreibt den Ausgangspunkt von

die nötig sind, um den Anforderungen gerecht

Antonovskys Überlegungen: »… meine funda-

zu werden und dass 3.) diese Anforderungen

mentale philosophische Annahme ist, dass der

Herausforderungen sind, die Investition und

Fluss der Strom des Lebens ist. Niemand geht

Engagement verdienen«. (Antonovsky, 1993).

sicher am Ufer entlang. Darüber hinaus ist für mich klar, dass ein Großteil des Flusses sowohl

Die Arbeitspsychologen Udris und Rimann

im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn

stellten sich in einer Untersuchung der Fra-

verschmutzt ist. Es gibt Gabelungen im Fluss,

ge: »Warum bleiben Menschen trotz Belastun-

die zu leichten Strömungen oder in gefährliche

gen gesund?«, und benutzten die SOC-Skala

Stromschnellen und Strudel führen. Meine Ar-

zur Messung des Kohärenzgefühls. Die Längs-

beit ist der Auseinandersetzung mit folgender

schnittstudie zeigte, dass eine »hohe Belastung

Frage gewidmet: Wie wird man, wo immer man

und wenig Ressourcen« zu einer überdurch-

sich im Fluss befindet, dessen Natur von histo-

schnittlichen Schwächung des Kohärenzgefühls

rischen, soziokulturellen und physikalischen

führten, während eine Stärkung des Kohärenz-

Umweltbedingungen bestimmt wird, ein guter

gefühls bei »hoher Belastung und viel Ressour-

Schwimmer?« (Antonovsky, 1997)

cen« eintrat. Das Kohärenzgefühl beeinflusst

48 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

dementsprechend die subjektive Einschätzung

nahmen vorgestellt, die unter anderem die Ba-

der Anforderungen und Belastungen.

sis meiner Coaching-Arbeit bilden:

Die Bewältigung schwieriger Situationen ist al-

Menschen reagieren auf ihr Bild von der

lerdings auch davon abhängig, wie sehr jemand

Realität und nicht auf die Realität selbst.

soziale Unterstützung annehmen kann und of-

Im eigentlichen Sinne sind wir zugleich Zu-

fen für Veränderungen ist. Der Mensch ist ein

schauer und Akteure im Spielfilm unseres Le-

soziales Wesen, ein Herdentier, welcher früher

bens. Manchmal vergisst man allerdings, dass

schon in Clans unterwegs war. Die wenigsten

man auch Drehbuchautor und Regisseur ist. Es

Menschen überleben und lieben die Abgeschie-

gibt ein paar externe Produzenten am Anfang

denheit. Soziale Unterstützung hat in unserer

unseres Lebens, die anderen suchen wir uns

Gesellschaft viele verschiedene Formen ange-

aus, und schließlich werden wir selbst zu Pro-

nommen: von Notfall-Hotlines über Beratungs-

duzenten unseres Lebens. Wenn wir es schaf-

stellen, Therapeuten und Coaches bis hin zu den

fen, diese ganze Szenerie von einer distanzier-

Freunden, der Familie und den Partnern. Sozia-

ten Zwischen-(Meta)-Position aus zu betrachten,

le Unterstützung wird als eine wichtige externe

können wir die Handlung, die Hintergrundmu-

Ressource angesehen.

sik, die Nebenrollen unseres Lebensfilms neu schreiben, auswählen, erleben und mitspielen

Es gibt Situationen im Leben, die ohne frem-

lassen.

de Hilfe schwer zu bewältigen sind und in denen man der Verzweiflung näher ist als einem

Eine Veränderung kann schnell gehen und

selbstwirksamen und selbstbewussten Erleben

darf Spaß machen.

und Verhalten. Mich begeistert es immer wie-

Im provokativen Coaching-Prozess geht es vor

der, Menschen bei der Bewältigung von Kon-

allem darum, die Absurditäten und hinderli-

fliktthemen und Problemen zu begleiten und

chen Glaubenssätze aufzudecken und das Lus-

die Reflexion ihres Erlebens und Verhaltens

tige, Komische an einer Problemsituation zu

zu fördern. Coaching kann diese individuelle

sehen, um so wieder offen für eine neue Pers-

Weiterentwicklung unterstützen und als akti-

pektive zu sein. Nur wer sich angesichts der He-

ver und gleichzeitig unbewusster

rausforderungen im Leben selbst

Prozess zeitnah Veränderungen

behaupten kann, erfährt eine

initiieren. Im Gegensatz zur Therapie liegt der Fokus hier mehr auf der Gegenwart als auf der Vergangenheit.

»Wer an nichts glaubt, verzweifelt an sich selber.« Johann Wolfgang von Goethe

Weiterentwicklung in die gewünschte Richtung. Menschen verändern sich – sie wachsen innerlich, wenn sie

Ich identifiziere mich als Coach

auf eine Herausforderung re-

mit den Grundsätzen der huma-

agieren.

nistischen Psychologie, welche

Gemeint sind hier die Wahrneh-

großen Wert auf Eigenverant-

mung und der Umgang mit An-

wortung, Ressourcenarbeit und

forderungen aus der Umwelt,

Lösungsorientierung legt. Coa-

also die Bewertung und Bewäl-

ching ist ein interaktiver, indivi-

tigung situativer Reize. Eine

duell verschiedener Prozess. Im

Herausforderung, sofern sie

Folgenden werden drei philoso-

weder eine Unter- noch Überfor-

phisch-psychologische Grundan-

derung darstellt, löst im Menschen un-plaqued No 20 | 49


Thema / Leben

Interesse am Coaching? info@karendobberstein.de verschiedene Reaktionen aus. Kampfreakti-

ich als wesentliche Aufgabe der Coaching-Ar-

onen sind in der Provokativen Therapie er-

beit, da zufriedene und glückliche Menschen

wünschter als Fluchtreaktionen. Als provokati-

auch gesünder und leistungsfähiger sind.

ver Coach nutzt man den konstruktiven Ärger,

Der Mensch wird auf seinen verschiedenen

den der Klient auf sich selbst hat bzw. im provo-

Entwicklungsstufen immer wieder vor neue

kativen Interview entwickelt, und schafft somit

Herausforderungen gestellt. Zusätzlich zu den

einen Antrieb zur Veränderung. Dadurch ist

modernen Arbeitsbelastungen stehen beson-

Wachstum möglich, denn der Klient bewältigt

ders Eltern unter dem Druck, ständig funktio-

eine Herausforderung, die ihn nicht überfor-

nieren zu müssen. Maschinen werden gewar-

dert, die er aber auch nicht vermeiden kann.

tet, Autos werden gepflegt und wenn ein Gerät überhitzt wegen Dauerbetrieb, dann brennt es

Was können Sie tun?

aus. Vielleicht ist es reparabel, vielleicht ist es

Ein Stressmanagement-, Entspannungskwurs

kaputt.

oder Coaching kann helfen, mit neuen und alten Anforderungen anders umzugehen. Im

Doch wer repariert den Menschen? Wann

besten Fall erlebt man ein ausgewogenes und

merkt die menschliche »Ressource«, dass sie

angenehmes Verhältnis von Arbeit und Frei-

aufgrund des Dauerbetriebs ausbrennt?

zeit, von Bewegung und Ruhe, von Lachen und

Ich glaube, dass es weniger darum geht, im Le-

Weinen. Coaching bedeutet, Me-

ben keine Fehler zu machen oder

thoden zur Selbstanwendung zu

auch mal ins Strudeln zu geraten.

lernen und wieder Selbstwirksamkeit und ein selbst gesteuertes Lebensgefühl zu erfahren. Selbstmanagementtechniken helfen, privat und beruflich mehr Wohlbefinden und Kontrolle zu erleben. Körperliche und psychische Gesundheit bedingen einander und beeinflussen sich gegenseitig. Die Gesunderhaltung im Sinne von Antonovskys Salutogenese zu fördern, sehe

50 | un-plaqued No 20

»ScheiSSe passiert … und auf ScheiSSe wachsen die schönsten Rosen! Man muss ihr nur ein wenig Zeit geben, um zu Dünger zu werden.« Virginia Satir

Ich glaube vielmehr, dass es um die Entwicklung zu einem »besser« geht, im Sinne von angenehmer, gelassener und leichter. Anstatt permanent in dem Problem zu kreisen, kann jeder mehr in Richtung eines Lösungsraumes gehen. Dass dieser Weg mit einem wohlmeinenden Freund, der Familie oder auch einem Coach leichter gegangen wird als allein, ist selbstverständlich. //


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Thema / Leben

Leben – daneben! Text Ronny Schlömer; Lebemann, Werbeikone und Exmodel

Das Leben ist schön, eigentlich fast immer. Dennoch gibt es diese Menschen, die jeden Tag wie ihr eigenes Leiden Christi rumlaufen. Das ist fürchterlich und eine einzige Zeitverschwendung: Hallo Leute, vielleicht werdet ihr gleich vom Bus überfahren, aber Hauptsache ihr habt vorher noch mal richtig schön innerlich geheult, auf den Boden geguckt und jemanden aus Frust dumm angemacht?

52 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

E

in klassisches Beispiel : Ich habe eine Kolschenkte sie einer Kol legin, die läuft jeden legin zum Ausstand ein Tag mit hängendem e Tüte Süßigkeiten. Nachd Kopf durch die Agent em wir bereits den ein ur. Dabei spricht sie oder anderen Softgu unentwegt mit weine mmi-Frosch runtergerlicher Stimme und ne rvt schlungen hatten, sah alle zu Tode. Die ist fur en wir es: ein benutzt zunglücklich über alles es gelbes Ohrstäbchen!!! und jeden. Natürlich Sorry Leute, aber geh hat sie eine »Lebensm t itmir bitte nicht auf die telunverträglichkeit«, Eier. Jeder darf Proble frau will ja dürr bleibe n me haben, jeder darf und dabei nicht erwach mir sein Herz ausschü sen werden. Zu feierl titen und Hilfe einforde chen Anlässen verteilt rn, aber Menschen, die sie dann an alle Schoko ger ne »das Opfer« sein mö lade – sie selbst würde chten, müssen bitte das Zeug niemals anrüh in Therapie. Schön, da ren! Immer das gleich ss manche dabei wenig e Strickmuster, dafür stens saubere Ohren ha muss man kein Psycho ben! loge sein. Neulich ers t

un-plaqued No 20 | 53


Thema / Leben

Oder meine lieben Freundinnen, die teilwei-

ständig über ihren Job aufregen. Wechseln Leu-

se schon ihr drittes Gör bekommen haben und

te! So wie eine Mietwohnung, wo man die feuch-

sich unentwegt über zu wenig Schlaf, keine Zeit

ten Wände nicht mehr einatmen möchte. Und

für den Partner oder ihre schlaffen Brüste är-

dann noch die Fraktion: Ich hasse Bahn fahren.

gern. Da frage ich mich: Warum weiß ICH das

Aber sie fahren niemals Bus. Sie sind dann die

eigentlich als Homomann schon vorher? Warum

Ersten, die ihre Nerven bei Stau und Parkplatz-

sind alle Menschen, die sich gerne fortpflanzen

mangel verlieren. Ja, beamen wäre echt super

möchten, immer so erschrocken über ihren neu-

– ihr Frustschnecken!

en Lebensrhythmus? Huch, schon wieder hat »es« geschrien. Es ist bestimmt auch was ganz

Luxusleben ohne Luxus

Tolles, Kinder zu haben, aber bitte nur an zwei

Um glücklich zu sein, bedarf es nicht viel. Die

Tagen im Monat ... ein ausgeschlafenes Sorry

Zutaten sind doch nur Gesundheit, Liebe und

meinerseits!

ein bisschen Kohle. Warum muss man dafür in ein frauenverachtendes Land wie Indien fah-

Die Ausrede für alles

ren und unentwegt Yoga machen, nur um zu er-

Nicht jeder hatte das Glück, in einer tollen Fami-

kennen, dass man nicht viel zum Leben braucht?

lie groß geworden zu sein, mit Eltern, die einem

Geht das nicht auch in der Abendsonne am

alles mitgaben. Liebe, Fürsorge, eben ein gu-

Spreeufer, zumindest da, wo noch kein Büro-

tes Fundament. Wenn es dagegen schlecht lief,

komplex steht? Warum meckern so viele an al-

kann das die Erklärung für vieles sein: Zwänge,

lem rum, anstatt sich über den kleinen Luxus zu

Psychosen und Ängste. Allerdings ist das mit

freuen, der viel zu oft als Selbstverständlichkeit

Mitte dreißig nicht mehr die Entschuldigung

wahrgenommen wird?

für alles! Viele Menschen baden in ihren unzähligen Mal-, Tanz-, und Atemtherapien. »Huch,

Ich weiß nicht wieso, aber ich freue mich bei je-

ich wusste ja nicht, dass du immer noch unter

dem Waschgang, dass die Maschine mir die Ar-

der Scheidung deiner Eltern vor 25 Jahren lei-

beit abnimmt. Ich genieße bei jeder Fahrt in

dest und seitdem Flugangst hast und nur in Rei-

meinem Auto, dass es eine Heizung gibt, und

he 25 entspannt bist!« Geht’s noch?

ich spreche hier von einem Trabant 601 deluxe!

Schlimme Dinge passieren im Leben, keine Fra-

Und dabei noch Musik, Hammer!

ge. Aber mussten wir uns nicht schon immer

Wo sind die Menschen, die zufrieden durchs Le-

selbst aus dem Schlamassel ziehen und wert-

ben gehen oder es wenigstens versuchen? Ich

schätzen, dass es uns doch besser geht als vie-

habe einige gefunden, sie sind meine Freunde,

len anderen Menschen? Nein, das ist hier keine

und sie erinnern mich manchmal daran, mich

Dritte-Welt-Debatte, vor der eigenen Haus-

nicht über Kleinigkeiten zu ärgern. Pah, ich doch

tür gibt es schon genug Elend. Angesichts des-

nicht, ich kaufe mir jetzt ’nen Sportwagen, hof-

sen bleibt die Frage, warum sich die Menschen

fentlich ist der mal nicht so teuer, verdammt! //

54 | un-plaqued No 20


Wissen, das in keinem Lehrplan steht: Wo beantrage ich eine Gratis-Mitgliedschaft f체r den MEDI-LEARN Club? Wo bestelle ich kostenlos Famulatur-L채nderinfos und das MEDI-LEARN Biochemie-Poster? Wann macht eine Studienfinanzierung Sinn? Wo gibt es ein geb체hrenfreies Girokonto? Warum brauche ich schon w채hrend des Studiums eine zahnarztspezifische Haftpflichtversicherung?

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Thema / Leben

Am Anfang war d

FOTO Nina Straubinger-Galehr

Interview Mike Rubin · FOTOS Allegro Film

Peter-Arthur Straubinger ist ein österreichischer Regisseur und Filmemacher. Als er 2010 seinen Film »Am Anfang war das Licht« veröffentlichte, erlangte das Thema Lichtnahrung erstmals eine breite internationale Aufmerksamkeit. Der Dokumentarfilm beschäftigt sich mit einer der Grundfragen des Lebens überhaupt: Woher bezieht der Mensch seine Lebensenergie? Da dies auch eine unserer Fragen in dieser Ausgabe ist, schickten wir Mike Rubin ins Rennen, dem österreichischen Querdenker und seinen Beobachtungen auf die Schliche zu kommen. 56 | un-plaqued No 20


das Licht

RUBRIK THEMA / leben LEBEN

UN-P: Als Erstes vielleicht: Ihre Wurzeln lie-

len, worin es in Ihrem Film geht und wie Sie

gen im südlichsten Teil des oberösterreichi-

zu dem Thema gekommen sind?

schen Salzkammerguts, wo Sie Anfang der

PA: »Am Anfang war das Licht« dokumentiert

70er Jahre im Echerntal, nördlich des Dach-

meine eigenen jahrelangen Recherchen, in de-

steingipfels, aufgewachsen sind. Eine wild-

nen ich versuchte herauszufinden, ob es die-

romantische, urtümliche, fast märchenhaf-

ses Phänomen der feinstofflichen Ernährung

te Landschaft. Hat das, was sie bereits als

tatsächlich gibt. Ausgegangen ist diese Suche

Kind umgeben hat, ihren Blick für außerge-

von einer persönlichen Begegnung im Frühjahr

wöhnliche Themen des Lebens geöffnet?

2000, als ich einen Meditationslehrer kennen-

PA: Meine Kindheit in dieser wunderschönen

lernte, der mir damals recht überzeugend ver-

Landschaft hat sicher meine Beziehung zur

mittelte, dass er seit über einem Jahr nur Was-

Natur maßgeblich geprägt. Ich habe sehr viel

ser getrunken hat.

Zeit in diesen steilen, wilden Bergwäldern ver-

Es gibt ja ganz offensichtliche Argumente, die

bracht. Dass es speziell meinen Blick für außer-

dagegensprechen und keine Frage: Im Nor-

gewöhnliche Themen wie die Lichtnahrung ge-

malfall verhungern und verdursten Menschen,

öffnet hat, glaube ich aber nicht. Es gibt zwar

wenn sie nicht essen und trinken.

einen Skeptikerblog, der versucht, eine Ver-

Nach dieser Begegnung im Jahr 2.000 habe ich

bindung diesbezüglich herzustellen, auch weil

zuerst einmal zu recherchieren begonnen und

andere »Esoteriker« wie Viktor Schauberger

gesehen, dass es diese seltsamen Phänome der

oder Barbara Frischmuth aus der gleichen Ge-

physischen Nahrungslosigkeit in allen Kulturen

gend stammen. Ich halte das für eine ziemlich

zu allen Zeiten gegeben hat. Ich habe auch ge-

weit hergeholte Spekulation. Dieser Skepti-

sehen, dass es immer wieder skeptische Über-

kerblog hatte außerdem schlecht recherchiert.

prüfungen gegeben hat, von den Tests durch

Ich habe nur bis zum Alter von sieben Jahren

chinesische Kaiser vor über 2000 Jahren bis zu

in Hallstatt im Salzkammergut gelebt und den

den aufwendigen Studien unter Videoüberwa-

Rest meines Lebens fast durchgehend in Groß-

chung in der Gegenwart.

städten verbracht. Ich war auch am Beginn mei-

Aber für alle diese Argumente gibt es im Inter-

nes Erwachsenenlebens spirituellen Themen

net und in Büchern mindestens genauso viele

gegenüber nicht sehr offen – im Gegenteil. Bis

Gegenargumente. Deshalb bin ich im Jahr 2005

Anfang, Mitte 20 war ich überzeugter Agnosti-

mit meiner Kamera losgestartet und habe alle

ker mit einem streng geschlossenen materialis-

diese Orte und Menschen besucht. Ich wollte

tischen Weltbild.

mir ein eigenes Bild machen, ob es dieses Phänomen geben kann. Ob es tatsächlich Menschen

UN-P: »Am Anfang war das Licht« ist die in-

gibt, die über Jahre und Jahrzehnte nicht zu es-

ternational erfolgreichste österreichische

sen, ja manchmal sogar nicht einmal zu trinken

Kinoproduktion aus dem Jahr 2010, die in

brauchen. Es würde ein einziger Mensch genü-

einem dutzend Territorien rund um den

gen, bei dem das dauerhaft funktioniert, um

Globus, von Japan über Brasilien bis Spani-

das klassische Bild der Biologie und Schulmedi-

en spielt. Können Sie uns bitte kurz erzäh-

zin auf den Kopf zu stellen. un-plaqued No 20 | 57


RUBRIK Thema // Leben Leben

Schlussendlich geht es in meinem Film aber nur

streamwissenschaft widersprechen, oder von

oberflächlich um Lichtnahrung. Die eigentliche

Geheimdiensten und Militärs beauftragt wur-

Essenz ist die Hinterfragung des materialisti-

den. Beides ist etwa bei der Prahlad-Jani-Stu-

schen Weltbildes. Sind Geist und Bewusstsein

die der Fall. Deshalb hat es mich interessiert,

tatsächlich nur Nebeneffekte unserer biologi-

mit den untersuchenden Ärzten selbst zu re-

schen Gehirnaktivität? Oder können sie auch

den, nach ihren Eindrücken und Ergebnissen zu

davon unabhängig existieren und so die Mate-

fragen und zu schauen, wie seriös das Untersu-

rie selbst prägen und beeinflussen?

chungssetting war.

Und da habe ich dann im Bereich der moder-

Im Film zeige ich die Originalaussagen: Das Un-

nen Physik und der Grenzwissenschaft un-

tersuchungsprotokoll wurde sowohl von der

glaubliche Hinweise gefunden, die mich zu Phy-

Ärztekammer von Ahmedabad, als auch von

siknobelpreisträgern wie Brian Josephson oder Mind-Matter-Interaction-Experimenten an der Princeton University geführt haben. UN-P: Laut der vorherrschenden wissenschaftlichen Meinung können Menschen nur ein paar Tage ohne Essen und Trinken überleben. Dass es auch anders sein kann, wird in Ihrem Film gezeigt. Wie verlässlich sind die wissenschaftlichen Untersuchungen und deren Dokumentationen beispielsweise von Michael Werner und dem indi-

Die Leistung der Wissenschaft war, die Welt so weit zu vereinfachen, dass wir sie verstehen. Jetzt verwechseln wir die Vereinfachung mit der Wirklichkeit selbst.

schen Yogi Prahlad Jani, der 70 Jahre nicht gegessen bzw. getrunken haben soll?

der Forschungsabteilung des indischen Vertei-

PA: Ich finde es legitim und notwendig, skep-

digungsministeriums überwacht. Es gibt Sekun-

tisch zu sein, wenn man sich mit einem derart

de für Sekunde Überwachungsmaterial. Prahl-

unkonventionellen Forschungsgebiet beschäf-

ad Jani durfte die ersten sieben Tage nicht

tigt. Das ist integraler Bestandteil der Wissen-

einmal baden, sodass er auch über die Haut

schaft. Die so genannten Skeptikerorganisati-

keinen Kontakt mit Wasser hatte (später wurde

onen schütten aber hier oft das Kind mit dem

das Wasser vor und nach Gebrauch gemessen).

Bade aus, weil sie einfach nur ihren eigenen

Ich halte es einfach für unglaubwürdig, dass

Standpunkt verteidigen wollen, und dann wird

sich Dutzende Ärzte unter Oberaufsicht des in-

aus der Skepsis Ignoranz.

dischen Militärs von einem einzelnen Yogi täu-

Was über die Untersuchungen an Prahlad Jani

schen ließen.

im Internet kursiert, ist eine Mischung aus Ge-

Ich glaube da eher an die Erklärung von Prof.

rüchten, Vermutungen und teilweise auch ge-

Harald Walach in solchen Fällen: Wenn Befun-

rechtfertigten Einwänden. Ein völlig richtiger

de auftreten, die den gängigen Theorien wider-

Einwand ist etwa, dass die Studie nie in ei-

sprechen, wird versucht, sie so lange zu drehen,

nem peer-reviewed journal, einem anerkann-

bis sie reinpassen. Wenn das auch nicht funk-

ten Wissenschaftsjournal, erschienen ist. Da-

tioniert, werden sie ignoriert oder als Betrug

raus zu schließen, dass alles eine Lüge ist, ist

abgestempelt. Es wurden ja alle nur erdenk-

aber ein ebenso bequemer wie haltloser Stand-

lichen medizinischen Tests gemacht, und der

punkt. Das passiert bei Studien immer wieder,

Stoffwechselforscher Prof. Luger von der Wie-

die entweder massiv dem Konsens der Main-

ner Uniklinik sagt zu den Blutwerten Janis:

58 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

»Das ist eine absolute Bombe.« Auf diversen

Zeiträume und mit erweiterten Untersuchungs-

Skeptikerblogs kursieren dann unterschied-

methoden und Settings. Mein Film ist auch eine

lichste Gerüchte, Interpretationen und Unter-

Aufforderung an die Wissenschaft, sich mit die-

stellungen, die sich mittlerweile auf Wikipe-

sen Themenbereichen endlich ernsthaft und of-

dia wiederfinden und so Wahrheitscharakter

fen zu beschäftigen.

bekommen. Dabei handelt es sich größtenteils um Behauptungen, die den Primärquellen und

UN-P: Ist im Zusammenhang mit den For-

den untersuchenden Wissenschaftlern wider-

schungsergebnissen, die im Film präsen-

sprechen und die ausschließlich auf Vermutun-

tiert werden, die Meinung der klassischen

gen basieren.

Schulmedizin überholt?

So wird etwa behauptet, Prahlad Jani hätte

PA: Meiner Ansicht nach zeigt sie eben nur ei-

während der Untersuchung nur Gewicht ver-

nen Teil der Wirklichkeit. Ein Ayurveda-Arzt

loren. Tatsächlich hat sein Gewicht zwischen

hat mir im Zug der Recherchen gesagt: »Die

42 und 38 kg variiert. Der Untersuchungslei-

westliche Schulmedizin hat ihr Wissen, histo-

ter Dr. Urman Dhruv hat mir zudem bestätigt,

risch gesehen, durch das Sezieren von Leichen

dass Jani innerhalb der zehn Tage rund 1 kg zu-

erarbeitet, während die östlichen Medizin-Tra-

genommen hat. Das ist natürlich eine wissen-

ditionen ihr Wissen vom lebenden Körper ab-

schaftliche Sensation. Aber davon wollen die

geleitet haben. Deshalb versteht die westliche

Skeptiker nichts hören. Stattdessen findet sich

Medizin viel von den materiellen, aber wenig

auf den Skeptikerseiten (Scienceblogs, Psiram

von den energetischen Vorgängen im Körper.«

ehemals Esowatch) ein Gewichtswert, der fünf

Ich denke, das ist eine große Chance. Ich plä-

Tage nach (!) der Untersuchung gemessen wur-

diere für ein »sowohl als auch«. Die westliche

de. Dieser wird dann als Endwert der Studie

Schulmedizin ist in vielen Bereichen perfekt ge-

verkauft, um den eigenen Standpunkt zu stüt-

eignet, in anderen Bereichen können aber öst-

zen. Unterm Strich ist meine Beobachtung, dass

liche und alternative Methoden viel mehr er-

die so genannten Skeptiker genau das betrei-

reichen. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass die

ben, was sie ihren Gegnern vorwerfen: Pseudo-

Medizin bzw. die Wissenschaft generell von ih-

wissenschaft.

rem hohen Ross heruntersteigt und erkennt,

Um hier tatsächlich wissenschaftliche Aussagen

dass sie trotz all ihrer Wissensberge noch sehr

und Erklärungen zu finden, bräuchte es noch

wenig verstanden hat – und vieles auch nie ver-

viele weitere Untersuchungen, über längere

stehen wird.

Zinaida Baranova

un-plaqued No 20 | 59


RUBRIK Thema // Leben Leben

Dr. Michael Werner

Der Physiker Prof. Herbert Pietschmann vom

UN-P: Es scheinen Unterschiede zu existie-

Institut für theoretische Physik in Wien sagt:

ren zwischen Menschen, die wenig essen

»Die große Leistung der Wissenschaft war, die

und Menschen, die wenig essen. Die einen

Welt so weit zu vereinfachen, dass wir sie ver-

sehen aus wie ein Gerippe, die Anderen

stehen können. Durch die großen Erfolge der

sind völlig normal, wie Zinaida Baranova,

Wissenschaft und der Technik in den letzten

das Fastenwunder aus Russland, und Dr.

150 Jahren ist es aber zu diesem verheeren-

Michael Werner, der seinen Lichtnahrungs-

den Missverständnis gekommen, dass wir die

prozess im Krankenhaus dokumentieren

Vereinfachung mit der Wirklichkeit selbst ver-

ließ. Haben Sie eine Idee, woher dieser Un-

wechseln.«

terschied kommt?

Was die Wissenschaft braucht, ist Demut und

PA: Es gibt hier viele Faktoren, die mitspielen.

die Bereitschaft, sich auch wieder zu wundern

Im medizinischen Qi Gong werden die Voraus-

und sich neuen Wegen zu öffnen. Ich muss al-

setzungen, um in den Bigu-Zustand zu kommen,

lerdings auch sagen, dass mir sehr viele Wis-

genau beschrieben. Zum Ersten sind wir abhän-

senschaftler und auch Mediziner begegnet

gig von der Umgebung, in der wir Bigu üben.

sind, die sich dessen absolut bewusst sind. Es

Sprich: Die Qi-Felder in der Natur sind im Allge-

ist ein kleiner Kreis von Orthodoxen, die sehr

meinen geordneter als in einer künstlichen Um-

laut schreien und versuchen, alle »ketzeri-

gebung. Es ist also mehr Qi vorhanden, das wir

schen« Umtriebe in der Wissenschaft im Keim

aufnehmen können. Zweitens gibt es vererbtes

zu ersticken.

Qi, das auf physischer Ebene vermutlich den Ge-

Die Mainstream-Wissenschaft agiert in vielen

nen entspricht. Sprich: Die Fähigkeit, nur von Qi

Bereichen ja fast wie die katholische Kirche

zu leben, ist nicht für jedermann gleich leicht.

vor einigen hundert Jahren. Der Physiknobel-

Und drittens gibt es auch die bewusst wählbare

preisträger Brian Josephson hat mir sinnge-

Komponente. Es existieren etwa eigene Qi Gong-

mäß gesagt: Die haben ihre heiligen Schriften,

Übungen, um die feinstoffliche Energieaufnah-

die peer reviewed Journals, wo eine kleine Eli-

me zu verbessern, oder es gibt auch Energie-

te von »Geistlichen« über Wahrheit oder Un-

übertragungen durch Bigu-Meister.

wahrheit entscheidet. Und wer es wagt, etwas

An dieser Stelle möchte ich aber ganz klar aus-

anderes öffentlich auszusprechen, wird »ex-

sprechen, dass niemand den Bigu-Zustand,

kommuniziert«.

»Lichtnahrung« oder wie immer man es nen60 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

nen will, erzwingen soll. Wie auch in den Yoga-

nach mit dem Begriff Licht, wie er hier ge-

Sutren des Pantanjali beschrieben wird, soll

braucht wird, verbunden?

man diese »übernatürlichen« Fähigkeiten, die

PA: Licht ist zweifellos ein missverständlicher

Siddhi, niemals zum Selbstzweck erheben.

Begriff, der viele Menschen irritiert. Gemeint

Die physische Nahrungslosigkeit tritt entwe-

ist das »göttliche Licht« bzw. die feinstoffli-

der natürlich auf, quasi als Nebeneffekt, oder

chen Lebensenergien, die in unterschiedlichen

gar nicht. Was passieren kann, wenn man Licht-

Traditionen unterschiedliche Namen haben.

nahrung sozusagen als »esoterische Sport-Dis-

Wilhelm Reich hat es als Orgon bezeichnet, die

ziplin« betreibt, sieht man an den Todesop-

Inder nennen es Prana, die Chinesen sagen Qi

fern, die es immer wieder im Zusammenhang

dazu. Es geht um diese mysteriöse Energie oder

mit dem Lichtnahrungsprozess gibt. Was nun

Information, die aus toter Materie Leben macht.

den Anfang der Frage, die körperliche Form,

Für die westliche Medizin gibt es so etwas nicht,

betrifft, glaube ich, dass es keinen Unterschied

was umso verblüffender ist, nachdem kein Wis-

macht, ob der Körper Fettzellen, Hornzellen

senschaftler dieser Welt mit den teuersten Ge-

Licht ist ein missverständlicher Begriff. Gemeint sind feinstoffliche Lebensenergien oder Information, die aus toter Materie Leben macht.

räten auch nur eine einzige lebende Zelle herstellen kann. Die Traditionen des Ostens sind uns da offensichtlich um einiges voraus. UN-P: Wie nähren sich die Menschen, die nichts mehr essen und trinken? Gibt es da essenzielle Unterschiede, oder ernähren wir uns eigentlich alle von der Ur-Kraft, der Ur-Energie des Kosmos? Was würden dann die Stoffe, die Menschen in drei bis fünf Mahlzeiten täglich zu sich nehmen, für eine Bedeutung haben? PA: Ich glaube, dass wir uns grundsätzlich von

oder andere Körperzellen »materialisiert«.

dieser Ur-Lebenskraft ernähren. Und dafür

Also kurz gesprochen: Wenn man davon aus-

gibt es verschiedene Trägersubstanzen, u.a. die

geht, dass feinstoffliche Nahrung tatsächlich

Atemluft und die physische Nahrung. In mehr

funktioniert, muss damit jede beliebige physi-

oder weniger großem Umfang können wir die-

sche Form aufrecht erhalten werden können –

se feinstofflichen Energien anscheinend auch

egal ob dick oder dünn.

direkt aufnehmen. Manche Menschen können

Aber auf den ersten Blick ist es natürlich ver-

dann offensichtlich den physischen Nahrungs-

ständlich, dass man einem Übergewichtigen

träger ganz weglassen.

die Nahrungslosigkeit nicht abnimmt. Aber

Aber das ist eine sehr komplexe Frage, und ein-

nicht nur Zinaida Baranova, sondern auch zum

fache Antworten wären sicher falsch. Für mich

Beispiel die deutsche »Nahrungslose« Therese

ist nur ganz klar, dass in der klassischen Bioche-

Neumann hätte man gemeinhin als übergewich-

mie der Aspekt der Information, des Geistes,

tig bezeichnet.

des Lichts fehlt. Wer diesen Aspekt nicht wahrnimmt, beschäftigt sich eben nur mit einem Teil

UN-P: Kennen Sie Situationen mit Men-

des Ganzen. Das Schokoladen-Experiment aus

schen, die mit der Definition »Licht« als

meinem Film, das am Institute of Noetic Scien-

Energie für den Menschen so rein gar nichts

ces durchgeführt wurde, zeigt im Blindversuch,

anfangen können? Was ist Ihrer Meinung

dass die geistige Information in der Nahrung eiun-plaqued No 20 | 61


THEMA / LEBEN

nen entscheidenden Einfluss haben kann. Es macht einen Unterschied, ob das Essen mit Liebe entstanden und zubereitet wurde, oder eben nicht. Auf unseren Körper und vor allem unsere Seele hat das offensichtlich Auswirkungen, auch wenn die Biochemiker da massiv widersprechen würden. UN-P: Was hat die Arbeit an der Dokumentation bei Ihnen ganz persönlich bewirkt? Essen Sie jetzt weniger oder wie sieht Ihr Speiseplan aus? PA: Der Film dokumentiert im Prinzip meinen eigenen Weg vom Materialisten zu jemandem, der sich der spirituellen Welt geöffnet hat. Im echten Leben hat das fast 20 Jahre gedauert – im Film sind es 90 Minuten. Was das Essen betrifft, mache ich hin und wieder Heilfasten und versuche zumindest, jeden Tag 12- bis 14-stündige Nahrungskarenzen einzulegen. Ich versuche auch tendenziell vegetarisch zu leben, esse aber auch immer wieder Fleisch, wenn ich Verlangen danach habe. Ich finde, wie in vielen anderen Lebensbereichen, jede Art von Ideologie kontraproduktiv. Ich finde es sinnvoll, sich Zielvorstellungen zu setzen, aber die-

Es ist ein Unterschied, ob Essen mit Liebe entstanden ist oder nicht. Auf Körper und Seele hat das offensichtlich Auswirkungen.

se natürlich zu handhaben und auch auf die Stimme des eigenen Körpers zu hören. UN-P: Unsere Welt hat sich in den letzten 150 Jahren immens verändert. Die Menschen vor dieser Zeit haben sich wahrscheinlich nichts von dem vorstellen können, was wir heute an technischen Möglichkeiten zur Verfügung haben. Wie werden diese Veränderungsprozesse in Zukunft weitergehen, und wird das »Leben durch die Ur-Energie des Kosmos« dabei eine Rolle spielen?

PA: Ja, davon bin ich überzeugt. Die Vorstellung, dass man am Ende der eigenen Erkenntnisfähigkeit angelangt ist, dass nur noch ein paar Details geklärt und gelöst werden müssen, ist ja so alt wie die Menschheit selbst. Und dann geht die Evolution wieder in eine Richtung, die sich keiner erträumen ließ. Grundsätzlich sehe ich die Lösungen für die meisten Probleme der Menschheit schon fertig auf dem Tisch liegen. Es ist nur eine Frage, wie groß der Leidensdruck werden muss, bis wir sie endlich umsetzen. Aus irgendeinem Grund bin ich da sehr optimistisch. UN-P: Herzlichen Dank für das Interview, Herr Straubinger. //

»Am Anfang war das Licht«, P.A. Straubinger, Thimfilm, Österreich 2010 Dokumentation, 97 min, erhältlich auf DVD und Blu-Ray 62 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Interviews

Was ist dein Leben? Interviews von Mila Greiwe & Ingmar Dobberstein

Wenn es um das Leben geht, kann man sich in unzähligen philosophischen Höhenflügen und Tiefen verlieren, aber das ist nicht unser Ziel. Wir haben stattdessen einige Menschen befragt, was sie für Antworten gefunden haben, und auf welche Weise sie ihrem Leben einen Sinn geben.

un-plaqued No 20 | 63


Thema / Leben

MAX BLUME FOTO Max Blume

64 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Max Blume ist Assistenzzahnarzt in Frankfurt und leidenschaftlicher Fotograf. Ursprünglich wollte er am Theater tätig werden, entdeckte dann aber seine Faszination fürs Basteln und Frickeln und studierte Zahnmedizin in Mainz. In seiner Freizeit portraitiert er heute seine Patienten, Menschen von der Straße oder auf seinen Reisen um die Welt. Für die Zukunft hat er sich fest vorgenommen, beide Leidenschaften gleichwertig auszuleben.

Was ist »das Leben« für dich?

geht und sich bewegt. Man hat in diesem Be-

Das Leben ist für mich die Zeit, in der man

ruf täglich mit einer großen Zahl unterschied-

fühlt, schmeckt, riecht, hört und vor allem

licher Menschen engen Kontakt. Wenn man die

sieht. Das Leben ist für mich die Linsensuppe,

Augen und Ohren offen hält, erfährt man un-

die meine Oma gemacht hat, man muss es ein-

glaubliche Geschichten. Man kann viel lernen,

fach gern haben.

manchmal auch, wie man etwas nicht macht.

Wie verändert sich dein Leben?

Wie verleihst du deinem Inneren Aus-

Die Faszination am zahnärztlichen Beruf ist un-

druck?

gebrochenen groß, aber es macht schon einen

Mir ist es extrem wichtig, mein Innerstes ir-

Unterschied, ob man Zahnmedizin in der Uni

gendwie zu kommunizieren – nur so können

lernt oder ob man der Zahnarzt ist. Es ist ein gu-

wir uns selbst kennenlernen. Manches wird ei-

tes Gefühl, für seine Arbeit die Verantwortung

nem erst bewusst, wenn man es herausschreit.

zu tragen, denn der Beruf bringt viele Freihei-

Dann beginnt man sich selbst zu verstehen und

ten, aber es wird auch mehr von einem ver-

kommt sich näher. Jeder hat dafür so seine

langt. Ich denke, meine Prioritäten sind wei-

Art. Mein Vater ist Fotograf, meine Mutter hat

terhin gleich, und sie dürfen es auch bleiben.

Kunst studiert. Sachen visuell zu erfassen und

Man sollte sich kennen und herausfinden, was

zu kreieren habe ich von klein auf erlebt. Die

einem guttut und dabei die Faszination nicht

Fotografie war dabei nicht die einzige Sprache,

verlieren. Das ist nicht immer leicht, aber ich

die gesprochen wurde, ist aber bestimmt der

arbeite hart daran.

Dialekt, an dem man hört, woher ich komme. Mich begeistert es, Momente festzuhalten, Ge-

Was interessiert dich am Leben anderer?

sichter, Gedanken und Erinnerungen.

Wie sie das machen mit dem Leben, was sie antreibt und wo sie ihre Energie herholen. Mir

Was brauchst du für ein besseres Leben?

fällt immer wieder auf, wie vielseitig die Leu-

Dafür brauche ich nicht viel, aber wenn es et-

te doch sind, und ich mag das – man kann auf

was sein soll, dann Zeit. Mehr Zeit für mei-

so unterschiedliche Wege ein Ziel erreichen.

ne Freundin, meine Familie und Freunde. Die

Auch interessieren mich Gesichter, auf denen

Wochen ziehen manchmal sehr schnell vorbei,

sich das Leben und die Zeit spiegeln, wie einer

und Entfernungen werden immer größer. // un-plaqued No 20 | 65


Thema / Leben

DEIKE BĂ–NING FOTO privat

66 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Deike Böning ist 26 Jahre alt und studiert im ersten Semester Zahnmedizin in Göttingen. Nach erfolgreichem Studium der Soziologie und Humanmedizin, mit einem Doktortitel in der Tasche und einem zweiten zum Greifen nah, widmet sie in den nächsten Jahren einen Großteil ihrer Lebenszeit den Zähnen. Doch das ist bei Weitem nicht alles.

Was ist dein Leben? Mein Leben ist eine rasante Abfolge unter-

sen ist begrenzt«, schreibt Albert Einstein – und

schiedlichster Eindrücke – aus der Medizin, der

genau dieser Umstand ist für mich täglich eine

Soziologie, der Musik und nun der Zahnmedi-

Ressource. Konkrete Pläne helfen, aber ein biss-

zin. Es beinhaltet einen ständigen Perspekti-

chen Träumen kann bereichern und von den all-

venwechsel zwischen Student, Dozent und Pri-

täglichen Problemen ablenken.

vatperson. Eine Vermischung soziologischer, philosophischer, musikalischer, psychologi-

Wodurch hast du erkannt, was du im Leben

scher und medizinischer Denkhorizonte. Mein

machen willst?

Leben ist die Möglichkeit, fern von allen alltäg-

Durch eine sehr enge Freundin habe ich vor

lichen Normen und Pflichten, zu erfahren, wer

mittlerweile sieben Jahren gemerkt, wie wich-

ich selbst bin und was mich ausmacht.

tig positive Energie, Lebensfreude und Handeln sind: »Was du dann wünschst, getan zu haben,

Was ist dein Sinn des Lebens?

das tue jetzt!«, äußerte sich passend Erasmus

Gut, dass die Frage lautet »dein Sinn« und nicht

von Rotterdam – ein Leitspruch, welchen ich mir

»der Sinn des Lebens«! Letzteres hätte ich mich

(manchmal in zu exzessiver Form) zu Herzen ge-

nicht getraut zu beantworten. In einem Hotel

nommen habe. Reisen – als zentraler Bestand-

habe ich vor einigen Jahren eine kleine wei-

teil meines Lebens – haben mich verschiedens-

ße Karteikarte gefunden mit folgendem Aus-

te Kulturen und Sprachen kennenlernen lassen,

spruch Sören Kierkegaards: »Man kann das Le-

ein Umstand, welcher mich persönlich in mei-

ben nur rückwärts verstehen, aber man muss es

nem Verständnis der Welt entscheidend weiter-

vorwärts leben.« Ein Satz, welcher sich auf mei-

gebracht hat.

nem bisherigen Lebensweg immer wieder auf verschiedenste Art und Weise als treffend und

Wie gehst du mit den Erwartungen anderer

wahr erwiesen hat. Für mich ist er zu einem Leit-

an dein Leben um?

faden des Lebens geworden. Der Weg zum letzt-

Mit einem Lächeln ... Chemie-Tutorin, Psycholo-

endlichen Lebensziel muss kein direkter sein, er

gie-Tutorin, Ärztin, Soziologin, Dozentin, Zahn-

kann über verschiedenste sich ggf. widerspre-

medizinstudentin, Sängerin, Saxophonistin,

chende Fachdisziplinen gehen. Entscheidend

Freundin ... Viele kennen mich nur aus einem

für mich ist, eine grobe Richtung zu erkennen.

Teilbereich meines Lebens. Wenn sich plötzlich zwei oder mehrere Bereiche überschneiden und

Was brauchst du für ein besseres Leben?

Menschen mich in anderer Position wiedertref-

Mehr philosophische Gedanken, Musik, Gebor-

fen, sind sie oft verblüfft. Ein Lächeln hilft und

genheit, Kreativität, Freunde, Rückhalt, Frei-

kann die Basis für Freundschaften bilden. Ein

heit, eine Traumvorstellung und Phantasie.

Hauch (Selbst-)Ironie und ein Lächeln können

»Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wis-

nie schaden auf dem Lebensweg. // un-plaqued No 20 | 67


Thema / Leben

Diana Magnay FOTO Ingmar Dobberstein

68 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Diana Magnay ist Reporterin und Journalistin für CNN International und arbeitet grundsätzlich an der vordersten Front der Nachrichtenerstattung. Ihr Job bringt sie dabei zu den Brennpunkten der globalen Politik und gewährt ihr Einblicke in nahezu alle Schichten der Gesellschaft in den verschiedenen Ländern. Diana ist Wahlberlinerin  – und das aus gutem Grund.

Was ist das Leben für dich?

the joys of a myriad forms of technology – but

The wonderful thing about life is that everyone

we’ve lost that meditative time, where man sat

experiences it in different ways so that it is im-

beside the river and pondered the day’s occur-

possible to keep any kind of definition going

rences.« I think of this inner monologue as a

from one moment to the next. To let the clichés

kind of white noise. Thoughts are spawned, most

roll, life throws you down then picks you back

evaporate unfinished, only occasionally and

up, life is bigger than us and it is not at all easy.

when we give ourselves the time do they come to

I would say I wrestle with trying to forge the life

anything, bear fruit. And I find I can only come

that I want for myself with the fact that you can

close to those glimpses of clarity if I exert some

never really have all that much control. In that

serious self-control. That I pause, get out my pen

space we exist and that is to some degree a lux-

… study what my gut’s telling me. I think that’s

ury. I travel to many places for my work where

one of the hardest things to learn – being honest

I see life having spat out its worst on people. I

with yourself, trusting your gut, making sense of

have a wonderful life – especially in Berlin, but

your own whirring subconscious.

I am still a long way from being at peace with

How do I do that? Turn off the phone. Block the

my »lot«. But perhaps this is what keeps us all

internet. And listen out. It doesn’t happen very

striving.

often – or at least not often enough.

Wann fühlst du dich lebendig?

Wodurch hast du erkannt, was du im Leben

In great conversation; when I feel I’ve gained a

machen willst?

revelatory insight into the thinking of a person

Life is long. I hope. I want to feel that I’ve lived

close to me which expands the way I see things;

it. I feel as though life presents a bewilder-

in moments of great exertion and exhilaration –

ing array of fragments, sensory experienc-

so at the tops of mountains, or running fast; in

es, thoughts. And my life within it all is a pro-

moments when I understand not with my head

cess of piecing these together till they unravel

but with my stomach; when I have a sense of na-

through the unexpected, trying to see beyond

ture’s munificence.

the filter that is your own mind, building understanding through empathy. Professionally

Wie verleihst du deinem Inneren Ausdruck?

I think a lifetime holds many options. It’s the

Modern life with all its stresses and demands, the

personal side I think you have to look after

endless telephone calls, emails, 24 hour news,

fiercely. My mother always told me life wasn’t

tweets ... This ceaseless commotion makes it

for enjoying but I don’t agree. The happier you

very easy to block out that inner voice. Someone

are, the happier are those around you. But you

said to me recently: »Yes, we have our health, we

the self should not be the centre. As a journal-

can get from A to B in hours not weeks, we can

ist, I listen rather than tell. That’s where the

reach anyone pretty much anywhere through

emphasis lies for me. // un-plaqued No 20 | 69


Thema / Leben

FELIX MESCHEDE FOTO privat

70 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Felix Meschede wurde 1985 in der Nähe von Münster geboren. Er studierte zunächst Geografie und Medien in Osnabrück und später Journalismus an der Hamburg Media School. Die Herzstücke seiner aktuellen Arbeiten behandeln soziale und energiepolitische Themen. Derzeit lebt Felix in Hamburg und arbeitet beim Norddeutschen Rundfunk sowie als freier Autor und Videojournalist.

Was ist dein Leben?

Wie möchtest du in 10 bis 15 Jahren leben?

Schwierige Frage. Und wenn es schwierig wird,

Das ist ein Zeitraum, der für mich noch zu weit

bemühe ich in der Regel den Fußballvergleich.

weg liegt. Als Journalist denke ich eigentlich

Wenn es also um mein Leben als Ganzes geht,

immer nur an das nächste Projekt. Ich wunde-

ließe sich das wohl als ein Fußballspiel beschrei-

re mich manchmal, wenn mir Freunde sagen,

ben, bei dem ich zugleich Angreifer und Vertei-

wann sie im nächsten Jahr Urlaub haben und

diger bin. Ich bin Platzwart und Trainer, mähe

wo es hingeht. Ich bin gezwungen, sehr viel

den Rasen und wechsle Mitspieler ein und aus.

kurzfristiger zu entscheiden. Allerdings wün-

Ich ändere Strategie, Spieltempo und die Tri-

sche ich mir, dass sich die Anzahl der Variab-

kotfarbe. Wenn es klappt, dann freue ich mich

len in den nächsten 15 Jahren reduzieren wird.

wie mein größter Fan, und wenn es daneben-

Ich will mit meiner Freundin Kinder und ein ge-

geht, dann zweifle ich wie mein größter Kriti-

meinsames Zuhause haben. Außerdem möchte

ker. Es ist eine süchtig machende Kombination

ich meine Freundschaften weiter pflegen. Für

zwischen Leidenschaft, Regelwerk und Schwer-

all das wäre es wahrscheinlich hilfreich, wenn

kraft. Bislang bin ich nicht abgestiegen.

sich mein berufliches Leben ein wenig sortiert. Weniger Freestyle, mehr Verlässlichkeit.

Was macht dich glücklich? Ich trage das Glück im Namen. Der Hausmeis-

Was interessiert dich am Leben anderer?

ter meiner Grundschule rief mir immer nach:

Fast alles. Ich bin neugierig, was die Menschen

»Felix, der Glückliche.« Recht hat er. Ich bin ein

tun, wie sie das tun und besonders warum sie

glücklicher Mensch, mit situativen Unzufrie-

das tun. Es gibt so viele spannende Berufe,

denheiten, wie sie wohl jeder kennt. Wenn es

dass ich mich nicht zwischen ihnen entscheiden

meinen Freunden und meiner Familie gut geht,

könnte. Ich habe natürlich den besten Job von

dann macht mich das am meisten glücklich. Mei-

allen, weil ich als Journalist das Glück habe,

ne Freundin macht mich glücklich. Ein Kaffee aus

viele Menschen und ihre Leben kennenzuler-

meiner Kaffeemühle, eine Runde in Jogging-

nen. So bin ich an einem Tag Mediziner in Ecu-

schuhen um die Alster, mein Rad an Sommerta-

ador und an einem anderen Sozialarbeiter auf

gen, mit der Linie 62 nach Finkenwerder, Fala-

Hamburgs Straßen. Wenn mich die Menschen

fel, Sushi und Rotwein machen mich glücklich.

nicht mehr interessieren würden, dann müsste

So einfach ist das. Mich macht glücklich, wenn

ich den Job wechseln. //

ich an etwas arbeite, an das ich gerne denke, von dem ich überzeugt bin, auf das ich stolz bin. un-plaqued No 20 | 71


Thema / Leben

Anna L端ffe FOTO privat

72 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Anna Lüffe studierte European Studies und Science Politiques in Magdeburg, Osnabrück und Bordeaux, um anschließend ihr eigentliches Wunschstudium Internationale Migration und interkulturelle Beziehungen aufzunehmen. Als Mitarbeiterin bei einem Bildungsträger und als Referentin im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Köln bringt sie Tag für Tag viel Zeit und positive Energie für ihre Arbeit auf. Anna begeistert sich ständig für neue Aufgaben und Ziele und vor allem dafür, das Leben mit anderen Menschen zu leben.

Wofür lebst du? Es ist das Miteinander, was das Leben lebenswert macht. Ich lebe, um das Leben mit anderen Menschen zu leben. Das ist nicht immer einfach und macht es deshalb zur besonderen Herausforderung. Eine Reise, die ich mit keinem teilen könnte oder Schmerzen, die ich völlig allein ausstehen müsste, das wäre für mich kein Leben. Was brauchst du für ein besseres Leben? Ich hätte manchmal gerne etwas mehr Zeit für meine Freunde und Familie. Der Alltag lässt einem manchmal nicht viel Raum, sich ausreichend um seine Liebsten zu kümmern. Wie machst du dich und deine Mitmenschen glücklich? Mich persönlich macht es sehr glücklich, wenn ich anderen Menschen durch meine Hilfe eine Stütze sein kann, in welcher Lebenslage auch immer. Die Sache wird natürlich erst dann rund, wenn ich nicht nur Hilfe leiste, sondern diese meinen Gegenüber so unterstützt, dass beide Seiten etwas glücklicher werden. Wodurch hast du erkannt, was du im Leben machen willst? Ich empfinde das immer als einen Prozess. Ich habe nie groß geplant, sondern habe es eher auf mich zukommen lassen. Meistens haben sich über den einen oder anderen Umweg neue interessante Wege aufgetan. Ich hoffe, das Leben hält noch eine Menge neuer Perspektiven für mich bereit. Zu erkennen, wohin der Weg einen führt, und diesen dann auch zu beschreiten, ist immer spannend. Wann fühlst du dich lebendig? Wenn ich unter Menschen bin, die mir sehr nahestehen. Es kann auch mal ein Streit sein, bei dem man sich sehr lebendig fühlt. Routine und Trägheit geben mir oft das Gefühl, auf der Stelle zu tappen. Zu wenig Bewegung ist nicht gut. Vielmehr machen mich die stetige Auseinandersetzung mit meinen Mitmenschen, das Philosophieren über die Zukunft oder die Vergangenheit lebendig. // un-plaqued No 20 | 73


Thema / Leben

Joachim Eriksen FOTO Archiv Atelier

74 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Die Kunst war im Leben von Joachim Eriksen schon immer fest verwurzelt. Vor über 30 Jahren widmete er sich dann dem Material, das ihn am meisten herausforderte: dem Stein. Er wurde Steinmetz, um die Techniken und das Material intensiv kennenzulernen, und verwirklichte anschließend seinen Wunsch, bildhauerisch-künstlerisch tätig zu werden. Als Autodidakt suchte er sich seine Lehrer und studierte begleitend Kunstgeschichte, Archäologie und Anthropologie. Über die Jahre schuf er zahlreiche Skulpturen, Plastiken und Zeichnungen für den öffentlichen Raum und private Sammler. Joachim Eriksen arbeitet derzeit in seinem Atelier in der Göttinger Innenstadt.

Wie bist du dazu gekommen, hauptberuf-

fentlichkeit zu stehen. Das ist auch der Grund

lich Künstler zu sein?

dafür, dass ich mir manchmal einen Stein mit

Was man beruflich macht, ist eine Entschei-

nach draußen nehme und dort arbeite, damit

dung dafür, von welcher Perspektive und

Leute einen Berührungspunkt mit der Kunst

von welcher Plattform aus man das Leben be-

erfahren und Schwellen überwunden werden

trachten und die Dinge verstehen möchte. Je-

können. Damit erreiche ich, dass meine Arbeit

der Mensch hat Fragen. Wenn man Dinge be-

für die Öffentlichkeit zugänglich wird. Ich ver-

urteilt, dann nimmt man sie meist von der

suche, in die Gesellschaft eingebunden zu sein

Grundlage seines Berufes wahr. Die Bildhau-

und der Gesellschaft einen sinnvollen Dienst zu

erei ist für mich der beste Weg, die Fragen zu

erweisen.

beantworten, die mich in meinem Leben inte-

Ich arbeite figürlich und abstrakt, jedes Kunst-

ressieren. Mein Interesse ist breit gefächert.

werk ist einzigartig. Der Inhalt meiner Skulp-

Das Schöne am künstlerischen Beruf ist, dass

turen bezieht sich auf die wahrlich feinen Mo-

er mir eine breite Palette von Möglichkeiten

mente des Seins. Ich suche nach Augenblicken,

bietet.

in denen Menschen etwas Außergewöhnliches wahrnehmen, einem bestimmten Gedanken

Was ist dein Leben?

folgen oder eines besonderen Gefühls gewahr

Mein Leben ist das Bestreben, demselben ei-

werden.

nen Sinn zu geben. Es ist wie mit einer Skulptur, bei der nicht, wie oft angenommen, die

Was macht dich glücklich?

fertige Skulptur schon im Stein enthalten

Ich bin glücklich, wenn ich die Reflexion des

ist und man sie nur noch herauszuschlagen

Sonnenlichtes im Auge meiner Freundin sehe,

braucht, sondern eine Skulptur hat immer nur

wenn ich ein gutes Gespräch mit meinem Sohn

die Form, die irgendein Bildhauer in der Lage

führe oder dem Schlaf meiner Chihuahuas

ist, ihr zu geben.

zuhöre. Auch macht es mich glücklich, einen schönen Stein zu berühren und all die gefro-

Wie arbeitest du?

rene Zeit unter meinen Fingerkuppen zu spü-

Meine Konzeption sieht vor, als Künstler zu ar-

ren. Und schließlich ist es das kleine Glück des

beiten und gleichzeitig als Künstler in der Öf-

Tages, einen sehr guten Kaffee zu genießen. // un-plaqued No 20 | 75


Thema / Leben

Adam Rice FOTO Ingmar Dobberstein

76 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Adam Rice ist Amerikaner. Geboren in Las Vegas und aufgewachsen in Michigan und Florida, entschied sich Adam 2004 aufgrund seiner Erfahrungen während eines Austauschjahres in Deutschland Ende der 80er Jahre für ein Leben in Berlin. Mit seinem Abschluss in Politischer Wissenschaft und Russisch und ursprünglich aus der Bankenbranche kommend, hat Adam bis heute in vielen verschiedenen Jobs gearbeitet, unter anderem als Manager, Yogalehrer, Marketingchef bis hin zum Exklusivvertreter für E-TukTuks in Europa.

Was ist das Leben für dich? Life, for me, is the ultimate adventure. It is like

owning a bigger TV, or making that unnecessary

a playground with a million different toys to ex-

addition to their house, that I learned what suc-

plore, a million different ways to enjoy, savor,

cess was supposed to be. And this idea creat-

and stimulate the senses. But, as with any ad-

ed a tremendous amount of expectation – not

venture, it can also be a challenge – and therein

so much from my family, but from myself. Get

lies the best part. The most exciting thing about

good grades so you can get into a good univer-

life is that we don't always get what we want, but

sity, play and excel at sports so you can get a

instead what we need. The duality of life – the

scholarship to that University, study hard at

light, the dark, the joy, the sorrow, constant up

University so you can get a good job, get a good

and down – is what keeps us in a permanent state

job so you can make a lot of money, make a lot

of development and evolution. As a person, in

of money so you can buy that fancy car, that big

my job, in my sprituality, I feel I am constantly

TV and a nice house. And suddenly, there you

changing, adapting and growing. And this, for

are, defined by your »success«, or lack of it.

me, is what life is all about.

The first question anyone asks you in the States when they meet you is: »So, what do you do for

Wie gehst du mit den Erwartungen anderer

a living?« Job and career define who a person

an dein Leben um?

is, and whether they are worthy of your further

In the United States, where I grew up, there has

attention. It immediately places a person into

always been a tremendous amount of focus on

a pre-defined place in the questioners mind –

achievement and the idea of being »number

winner or loser.

one«. It is an idea that is bred into you from your earliest school days – that anything is pos-

As you can imagine, living up to these perceived

sible and that all you have to do is work hard and

expectations creates a lot of pressure. For me,

you will be successful. The big question, howev-

that pressure, that desire to be a »winner« led

er, is what does it mean to be successful? For me,

me to do things I now look back upon with dis-

the idea of success was mostly defined by the

dain. I was a corporate ladder-climber, willing

culture of consumerism and materialism of the

to do anything and step on anyone I needed to

1980s. The concept of »Who has the most toys,

in order to get ahead. I was very competitive

wins« was made even more prominent by the

and, because my greatest fear was being a los-

media and by films such as »Wall Street«.

er, caused me to despise those around me who

It was in front of the television and in the mov-

were »not on my level«. All this in the pursuit

ie theaters and along the streets of my mid-

of »success«. And, eventually, I was there. I had

dle-class neighborhood, where everyone tried

the suit, the briefcase, the BMW, the house – all

to out-do the other by driving a fancier car,

by the time I was 24. I had lived up to all the exun-plaqued No 20 | 77


Thema / Leben

pectations. But had I? There was always the

and look at my life from a distance, I can say that

feeling that there should be more – and that is

this is exactly what makes it so much fun! I en-

the drug, the danger of expectation.

joy having a lot going on in my life – I need it to

In 1999, I began doing yoga – as a way to cope

be challenging and colorful. And because I want

with my stress and all the physical problems

so much at once, it is especially important for

that come with it. Yoga changed my life. It

me to keep things in perspective. I try to han-

taught me that only by letting go of expec-

dle all aspects of my life with attention and re-

tations and following our hearts can we find

spect, and have learned, through my yoga, that

true inner freedom. My perspectives began to

the best way of maintaining a life of balance is

change, and I realized that my pursuit of success

to live in the moment, don't take yourself too

was merely an ego-based pursuit for attention

seriously, go with the flow of what comes your

and love. We all want to be loved, appreciated

way, and to sometimes just sit in stillness and

and respected, and many of us believe the only

take it all in.

way to achieve this is by being admired through our work or status in life.

Was interessiert dich am Leben anderer?

As the years went on, I began to drop the ex-

What interests me the most in the lives of oth-

pectations I had of myself, and began to define

ers are the things that they can do that I either

success in other ways. Success began to be more

can't, or haven't yet tried. I am a very curious

about being the best person I can be, helping

and adventurous person by nature, so it is in-

others, contributing to the world in some posi-

spiring to meet people that activate some im-

tive way, and having the courage to follow my

pulse in me to try something new. When I was

heart and my dreams – regardless of whether

younger, I used to compare myself to others as

the result of that pursuit ended in something

to whether they were »better« than me or not,

that the rest of the world would define as »suc-

and put myself under a lot of pressure because

cess« or »failure«.

of this. Today, I have learned to appreciate and

I've been teaching yoga now for 13 years, and

admire the talents and skills of others, and en-

also run a successful marketing business. Com-

joy enriching my life by learning from them. //

bining these two aspects of my life have helped me to lead a much more balanced and holistic existence, and has provided me with a personal freedom I never thought possible. Wie bringst du die verschiedenen Aspekte des Lebens unter einen Hut? I have been working 14 hour days building my business for the last 2 years, teach yoga 4-5 times per week, recently went through a breakup and now a new relationship, and am trying to maintain my private life and hobbies. So, to be honest, at the moment I feel as though I'm on the edge of not keeping it all together, of becoming overwhelmed, and I wonder every day if I will be able to keep my priorities in balance. My life can often be challenging or exciting, but always intense. And when I zoom out, 78 | un-plaqued No 20


Wir leben nicht nur den Laboralltag …

… sondern auch die Zukunft.

cctechnik.com

Halle 10.2 Stand V058


Thema / Leben

Die Suche nach Unsterblichkeit Text Mike Rubin

Der Mensch braucht Philosophie, Religion, Wissenschaft und Kunst, weil er die Begrenztheit seines Selbst permanent spürt und nach dem strebt, das über diese spürbaren Grenzen hinausreicht. Seit der Mensch sich dem Rätsel seiner Existenz stellt und ihr einen Sinn verleihen möchte, um unter anderem seine Sterblichkeit ertragen zu können, sucht er Antworten auf das Unbeantwortbare. Fasziniert von der Idee des Fortlebens in einer anderen Welt, schöpft er Hoffnung aus der Vorstellung von der Überwindbarkeit des Todes. Das Wunschbild, Unsterblichkeit zu erreichen, dass es dafür Mittel und Wege geben könnte, ja sogar einen ganz konkreten Ort, an dem sich jene aufhalten, die Unsterblichkeit erlangt haben – dieses Wunschbild bewegte die Menschen zu allen Zeiten. 80 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

»Selbst wissenschaftlich bewiesen würde die Reinkarnationslehre unseren Fragen kein Ende machen.« Maurice Maeterlinck

D

ie Vorstellung eines Lebens nach dem

in einem weiteren behoben werden. Wird die

Tod ist in vielen Kulturen und den spiri-

Bereinigungschance in einem oder mehreren

tuellen Lehren der meisten Weltreligio-

Erdenleben nicht genutzt, dann wird das Ge-

nen verbreitet: in der altägyptischen Religion,

setz der Abtragung aktiv: Was ich einem an-

im Griechenland der Antike, in der Hermetik,

deren an Schmerz und Leid zugefügt habe, er-

im römischen Kaiserkult, im Manichäismus und

leide ich selbst – im Diesseits, im Jenseits oder

weiteren gnostischen Strömungen, in der jüdi-

in weiteren Erdenleben. Das Gesetz von Ursa-

schen Kabbala, in der Mystik des Islam, in der

che und Wirkung (Karma) lässt die wiederhol-

Philosophie Arthur Schopenhauers sowie in

te Einverleibung zu, als Chance zur geistigen

der neuzeitlichen Esoterik.

Evolution und zur Höherentwicklung der Seele

Hinduismus, Jainismus und Buddhismus pfle-

des Menschen. Das Ziel besteht darin, den ewi-

gen die Idee der Wiederkehr der persönlichen

gen und mit ständigen Leiderfahrungen ver-

Seele auf der Erde bis zu ihrer Erlösung (Hindu-

bundenen Kreislauf von Werden und Vergehen

ismus: Moksha; Buddhismus: Nirwana) am in-

(Samsara) zu überwinden, um mit gereifter

tensivsten und geben vielen Menschen bis heu-

Seele zur Erlösung zu gelangen. Die Erlösung

te ein substanzielles Gedankenmodell für ihre

aus diesem Kreislauf stellen sich einige hindu-

Lebensreise. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts

istische Richtungen durch göttliche Gnade vor,

kam die Idee der Reinkarnation über die Leh-

die Karma vernichtet und das Individuum er-

re des Yoga und des Buddhismus verstärkt in

retten kann. Diese göttliche Hilfe ist ein Haupt-

die abendländische Welt und begeistert seit-

thema in hinduistischen Gebeten. Andere hin-

dem immer mehr Menschen. Statistiken zufolge

duistische Richtungen glauben daran, dass ein

glauben 20 bis 40 Prozent der Menschen in Euro-

Individuum ausschließlich selbst für seine Erlö-

pa und den USA an Reinkarnation. Die zahlen-

sung verantwortlich ist und dass diese auf dem

mäßig bedeutendsten Glaubensrichtungen, in

Wege des Loslassens von allen Bindungen, Be-

denen Reinkarnation eine zentrale Rolle spielt,

gierden und Wunschvorstellungen sowie durch

sind der Hinduismus mit weltweit etwa 900 Mil-

Erkenntnis geschieht. Nach der endgültigen Er-

lionen und der Buddhismus mit etwa 500 Millio-

lösung (Moksha/Nirwana) soll das Individuum

nen Anhängern.

in der Weltseele (Brahman) aufgehen und in zeitloser Ewigkeit glückselig sein.

Was bedeutet Reinkarnation? Reinkarnation bedeutet soviel wie Wieder-

Im Buddhismus kann die Wiedergeburt in Men-

fleischwerdung. Hiernach soll unsere Seele

schenform oder bei gutem Karma in einer Him-

nach dem Ableben (Exkarnation) erneut in die-

melswelt geschehen. Bei schlechtem Karma

se Welt geboren werden. Die Seele wird zur Rei-

kann sie sowohl im Tierreich als auch im Reich

nigung von anhängenden Schlacken und zur Bü-

der Hungergeister und Dämonen oder als ge-

ßung für begangene Vergehen durch mehrere

quälter Insasse in einer der acht Haupt- und 160

Vervollkommnungsstufen gehend betrachtet.

Nebenhöllen stattfinden. Neben den positiven

Was in einem Leben nicht bereinigt wurde, soll

oder negativen Umständen der Geburt soll das un-plaqued No 20 | 81


Thema / Leben

Karma auch den Charakter des Wiedergebore-

ner vollkommenen Läuterung die Wanderung

nen bedingen, da die sechs Wurzeln des Karma

zur Urquelle des Lichts und des Lebens möglich

(Gier und Selbstlosigkeit, Hass und Güte sowie

wird. Es wird unterschieden in Neulingsseelen,

Verblendung und Weisheit) die Tendenz haben,

die aus ihrem himmlischen, ätherischen Le-

Ähnliches im selben oder einem nachfolgenden

ben zum ersten Male austreten und in die Hül-

Leben hervorzurufen. Um diesem Leid zu ent-

le sterblicher Wesen eingehen und in büßende

gehen, strebt der Buddhist nach dem »Achtfa-

Seelen, welche bereits als Mensch gelebt haben

chen Pfad« der Erleuchtung (Bodhi), wodurch

und sich zum zweiten oder wiederholten Male

er die Verblendung und in der Folge auch Gier

verkörpern. Darüber hinaus soll es Seelen ge-

und Hass überwinden und den Zustand des Nir-

ben, die aus Neigung zum irdischen Leben in die

wana erlangen kann. Damit endet der Kreislauf

Sinnenwelt, die physische Welt, herabkommen.

der Wiedergeburten (Samsara). Der Erleuchtete kann jedoch weitere Verkörperungen auf

Am kuriosesten verfuhren die Juden mit der

sich nehmen, um anderen Menschen auf dem

Seelenwanderung, indem sie behaupteten,

Weg zur Erleuchtung und Erlösung zu helfen

Gott habe nur eine gewisse Anzahl Judensee-

(Weg des Bodhisattva).

len geschaffen, welche, solange es Bekenner des Mosaismus gäbe, immer wiederkämen und

Bei den Griechen nahm Pythagoras die Wie-

von denen einige zur Strafe in Tierkörper ver-

dergeburt in seine Philosophie als Zeugnis für

pflanzt würden. Sie alle würden sich jedoch am

die ewige Fortdauer der Seele auf. Der Geist

Auferstehungstage in den Leibern der Gerech-

des Menschen, von seinen materiellen Fesseln

ten in Palästina befinden und in deren Gestalt

befreit, geht in einen Zwischenzustand zwi-

auferstehen. Das »Haus Israel« oder das »Volk

schen Himmel und Erde über, von wo er früher

Israel« hat in der gesamten Bibel, auch im Al-

oder später zur Erde zurückkehrt, um irgend-

ten Testament, diese auf die spirituelle Jünger-

eine sterbliche Hülle zu beseelen, bis nach sei-

schaft bezogene Bedeutung.

82 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

»Wie einer handelt, wie einer wandelt, ein solcher wird er. Aus guter Handlung entsteht Gutes, aus schlechter Handlung entsteht Schlechtes.« Upanishaden Das frühe Christentum unterscheidet sich vom

einen Holzes multipliziert (Kreuz) mit den 12

Neuzeitlichen insofern, als dort noch die Idee

Stämmen des anderen Holzes ergibt 144. Davon

der Wiederverkörperung durch Kenntnis der

»ganz viele« ergibt die für damalige Verhält-

platonischen Philosophie geläufig war und

nisse übliche Analogie mit Tausend. Das Sym-

durch konvertierte Heiden in christliche Mili-

bol für die Vereinigung ist das Kreuz, welches

eus eingebracht worden ist – in den sogenann-

aus den zwei Hölzern des Gleichnisses besteht.

ten gnostischen Strömungen. Das ist allerdings

Die Zeugen Jehovas gehen, als christlich chili-

Vergangenheit, da die Kirchenväter Reinkarna-

astische Religionsgemeinschaft, von nur einem

tion in mehrfacher Hinsicht als mit dem christ-

irdisch-persönlichen Leben aus. Darauf folgt,

lichen Glauben unvereinbar betrachteten und

nur für die Auserwählten natürlich, das Him-

dies bis heute die Haltung der großen christ-

melreich mit Ewigkeitscharakter.

lichen Kirchen bestimmt. Der Mensch besitzt

Innerhalb des Islam wird das Konzept der Re-

nur dieses eine irdisch-persönliche Leben, und

inkarnation, wie auch im Christentum, von den

nur wenn er an Jesus Christus glaubt und ihm

meisten Vertretern der Hauptströmungen (Sun-

folgt, wird er in das Reich Gottes, in den Him-

niten und Schiiten) abgelehnt. Die mystische In-

mel, dem Ort und Zustand vollendeter Glückse-

terpretation des Sufismus, als Sammelbezeich-

ligkeit, aufgenommen. Es gibt keine unsterbli-

nung für spirituelle Randgruppen des Islam mit

che Seele, aber die Unsterblichkeit würde als

asketischen Tendenzen, lässt wiederum eine is-

Gabe im himmlischen Reich gewährt werden.

lamimmanente Reinkarnationslehre zu.

»Jeder Mensch muss nur einmal sterben, danach kommt er vor Gottes Gericht.« Bibel: Hebräer, Kapitel 9, Vers 27

Bei den Zeugen Jehovas hat man die Vorstel-

Geprägt wurde der Begriff Reinkarnation ur-

lung entwickelt, dass allein 144.000 auserwähl-

sprünglich durch den französischen Spiritisten

te »Superchristen« vom heiligen Geist erfüllt

Allan Kardec in dessen »Buch der Geister« (»Li-

werden und über die sogenannte Auferste-

vre des esprits«, 1857, auf dt. 1868).

hung in das himmlische Reich gelangen dürfen. Bei weltweit 7,6 Millionen Zeugen Jehovas (2011)

Davor waren Synonyme und vergleichbare Kon-

wird es da wohl ziemlich eng werden. Dabei ist

zepte wie Palingenesia (Wiederentstehung),

die aus der Johannes-Offenbarung entnomme-

Metempsychose (Wiederverseelung, Seelen-

ne Zahl 144.000 allein eine symbolische Zahl.

wechsel) und Metemsomatose (Wiederverkör-

Gemäß der Offenbarung errechnet sich diese

perung, Körperwechsel) gebräuchlich, die be-

Zahl aus den 12 Stämmen Israel: 12 Stämme des

reits in der Antike Verwendung fanden. un-plaqued No 20 | 83


Thema / Leben

Eine andere Perspektive »Wer an seine Unsterblichkeit glaubt, tut gut,

Wenn man sich der Frage stellt, warum die Re-

den Akzent nicht auf die Fortdauer nach dem

inkarnation mit ihren oben aufgeführten Ideen

Tode, sondern das Leben vor der Geburt, die

wahr sein soll, wird man weder durch Wissen-

›Ungeborenheit‹, zu legen. Wer nämlich den

schaft noch durch persönliche Einsichten und

Nachdruck auf das ›nachher‹ legt, unterliegt

Erfahrungen zu einem sicheren und schon gar

allzu leicht der Versuchung, sein Erleiden als

nicht einheitlichen Ergebnis kommen. Der per-

Frucht der empirischen Daten dieses Lebens zu

sönliche Glaube des Menschen und die ihm in-

deuten und damit moralistisch, was ganz ge-

newohnende individuelle Vorstellung von der

wiss verfehlt ist. Es ist ganz sicher nicht so, dass

Wirklichkeit kann die Idee der Reinkarnation

in diesem Leben einfach Verdienste gehäuft

allein durch eine metaphysische, jede Erfah-

oder Schulden gemacht, die dann später ver-

rung überschreitende Sichtweise erahnen.

golten oder bezahlt würden. Wer nun inner-

Die Inhalte, die uns durch die Bücher der Weis-

lich von seiner Ungeborenheit ausgeht, dem

heit, wie dem »Veda« (Hinduismus), dem »Dao

bedeuten die Leiden und Freuden dieses Le-

De Jing« (Daoisten), »Avesta« (Zoroastrismus),

bens nicht mehr, als sie tatsächlich bedeuten,

der »Bibel« (Christentum), dem »Koran« (Is-

sie bedeuten nichts von der Geburt Wesens-

lam), »Tanach« und »Talmud« (Judentum)

verschiedenes. Bin ich von je unsterblich, dann

wie auch dem »Pali-Kanon« (Buddhismus) er-

können Sühne und Strafe kein letztes Wort be-

reichen, dienen der spirituellen Entwicklung

deuten, und ebenso wenig der Lohn. Dann stellt

und Erhebung des Menschen und der gesam-

sich auch die Frage der Gerechtigkeit im bana-

ten Menschheit. Der Geist und die Philosophie

len Verstand nicht mehr. Das Urgesetz der Welt

dieser Schriften beinhalten zudem »äußere

ist nicht das von Ursache und Wirkung, son-

Gesetze«, die als Vorgänger unseres heutigen

dern dasjenige der Metamorphose. Gleich wie

Rechtssystems verstanden werden können. Sie

aus der Raupe durch die Puppe hindurch, in

dienen dazu, das wertvolle »innere Gesetz«,

der sich jene restlos auflöst, der Schmetterling

welches Vernunft, Ethik und Moral beinhaltet,

wird, ähnlich verwandelt sich alle Realität fort-

im Einzelnen zu entwickeln. Sie zeigen den Men-

laufend.« Hermann von Keyserling, 1944

schen Wege auf, ihr Zusammenleben friedlich,

84 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Bin ich von je unsterblich, dann können Sühne und Strafe kein letztes Wort bedeuten, und ebenso wenig der Lohn. verständnisvoll und geordnet zu gestalten und

Hoffnung und tiefe Zuversicht, alles könne gut

bieten gemeinsame Bezugspunkte an, an de-

werden, und ein immerwährender Frieden der

nen sich eine Gemeinschaft orientieren kann,

persönlichen Seele wäre möglich.

um wohlwollend, friedlich und sicher zu leben.

Die Frage sowohl nach der Seele und der Mög-

Das ist die grundlegende Absicht dieser Wer-

lichkeit einer vom Leib losgelösten Existenz als

ke und ihrer Autoren. Auf Fehldeutungen und

auch die Frage, inwieweit beide das Ich ausma-

Missbrauch der sogenannten Heiligen Schriften

chen, beschäftigten mich dabei vorrangig. In-

möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen.

spiriert durch die Schriften von Graf Hermann Keyserling und Hans Driesch sowie durch einen

Auch wenn die Ursprünge der Heiligen Schrif-

Vortrag von Gerrit Ullrich, Leiter des Wilhelm-

ten weit in der Vergangenheit liegen, so haben

Kammeier-Instituts, möchte ich diesen Zusam-

sie für die meisten Menschen ihre inspirieren-

menhängen im Folgenden auf den Grund gehen.

de Kraft nicht verloren. Es deutet einiges darauf hin, dass die Menschen seit Urzeiten dieselben

Der physische Leib ist eines der Hauptzentren

Bedürfnisse und Sehnsüchte, wie Wertschät-

der persönlichen Identität und hat eine zeitlich

zung, Gemeinschaft, Selbstverwirklichung,

begrenzte Existenz auf der Erde. Zwar gibt es ei-

Anerkennung, Vertrauen, Sicherheit, Kommu-

nige Erzählungen über Unsterblichkeit, selbst

nikation, Entwicklung, Liebe, Freiheit und Ewig-

des physischen Körpers, oder es wird von Men-

keit haben. Die aufgrund der erfüllten bzw.

schen berichtet, die mehrere hundert Jahre alt

unerfüllten Bedürfnisse hervorgerufenen Ge-

geworden sein sollen, aber mir persönlich ist

fühle sind ein Fingerzeig der tiefen Wesens-

trotz aller Bemühungen noch keiner begegnet.

verwandtschaft aller Menschen, ungeachtet

Den offiziellen Altersweltrekord hält bisher die

jeglicher äußerlichen, kulturellen und regio-

Südfranzösin Jeanne Calment mit 122,5 Jahren

nalen Unterschiede.

(1875–1997).

Aus diesem Grund stellt auch die Idee der Reinkarnation mit all ihren Facetten ein Faszinosum

Der Leib ist das materielle Vehikel des persönli-

dar, welches ich hier um eine Sichtweise erwei-

chen Bewusstseins und Resonanzkörper zur ma-

tern möchte, die der Wahrheit möglicherwei-

teriellen, psychischen, ätherischen und ener-

se nähersteht als alle bisherigen Auslegungen.

getischen Welt. Er sollte gepflegt, gehegt und nicht verletzt werden, weder durch religiöse

Leib, Seele, Persönlichkeit und Geist

Kulte noch durch Unachtsamkeit oder Leicht-

Das Leben hält ständig neue Herausforderun-

sinn. Sinnbildlich passt hier die Metapher von

gen, Unwägbarkeiten und Unruhen bereit, nicht

der Hard- und Software eines Computers, der

selten hat es eine gewisse Tragik, und definitiv

bestimmte Systemstärken und -leistungen (Po-

ist es nicht immer leicht. Mit dem Konzept der

tenziale) mitbringt und auf dem die unter-

Reinkarnation hat man eine Chance, dem Auf

schiedlichste Software (Programme/Erfahrun-

und Ab dieses Daseins entrinnen zu können. Es

gen) aufgespielt, geupdatet und modifiziert

ermöglicht unter anderem die sehnsuchtsvolle

werden kann. un-plaqued No 20 | 85


Thema / Leben

Dass allein das Gehirn denkt und Gefühle ver-

vielmehr der Mensch mit seinem gesamten geis-

mittelt, ist eine begrenzte und veraltete Vor-

tigen und physischen Organismus, mit jeder Zel-

stellung, obwohl das gesamte Gehirn, inklusive

le und all seinen Organen. Erfahrungen, Gedan-

seiner endokrinen Drüsen, wie der Zirbeldrü-

ken und Worte sind Kräfte, die mit Zellen und

se (Kronenchakra) und der Hypophyse (Stirn-

Organen wie auch dem geistigen Organismus

chakra/Drittes Auge), eines der »Hauptschalt-

des Einzelnen in Korrespondenz stehen. Weite-

zentralen« des Körpers ist. Es denkt und fühlt

re »Hauptschaltzentralen« sind:

· Schilddrüse und Nebenschilddrüsen (Halschakra) · Herz mit der Thymusdrüse (Herzchakra) · Solarplexus und Bauchspeicheldrüse (Solarplexuschakra) · der Bauch mit den Geschlechtsdrüsen (Gonaden) (Sakralchakra) · und die Nebennierendrüse (Wurzelchakra)

Die Drüsen sind in den Heilslehren sieben Chakren zugeordnet, die man sich als die Hauptenergiezentren zur ätherischen, energetischen bzw. geistigen Welt vorstellt. 7. Chakra

Nach Wilhelm Reich (Psychoanalytiker, Wissen-

6. Chakra

schaftler, Schüler von Sigmund Freud) bilden

5. Chakra

zungen im Körpersystem ab, die beispielswei-

4. Chakra 3. Chakra

sich gestaute Energien und emotionale Verletse als Verspannungen und Verhärtungen spürbar werden können. Dr. Ryke Geerd Hamer (Germanische Heilkunde) hat wissenschaftlich festgestellt, dass der Körper auf bestimmte Le-

2. Chakra

bensumstände, vor allem durch akute emotio-

1. Chakra

Organ bzw. am Gewebe reagieren kann. Die

nale Schockereignisse, mit Veränderungen am Germanische Heilkunde mit ihren fünf biologischen Naturgesetzen beschreibt exakt die medizinisch-biologischen Zusammenhänge des Organismus als »Einheit« von Psyche, Gehirn und Organ bei allen sogenannten Krankheiten. Die Erkenntnisse der Germanischen Heilkunde gelten demnach für Menschen, Tiere und Pflanzen bis hin zu einzelligen Lebewesen. Der Infektionstheorie mit der Idee der Ansteckung durch Viren und Bakterien wird durch die von Dr. Hamer postulierten Naturgesetze widersprochen. Die Infektionstheorie hat ihren Ursprung bei den Wissenschaftlern und Ärzten der frühen Kirche, mit der zur damaligen Zeit Wissen-

86 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Das Ich und die Welt – beide »Dinge« sind immer nur zusammen zu haben. schaft und Forschung allein möglich war. Diese

Auch wenn Bakterien und Viren selbstverständ-

Idee wurde ursprünglich als »Säftelehre« be-

lich existieren, werden sie in dieser Lehre in kei-

kannt und bis in die Gegenwart transportiert.

nem Fall als Krankheitsverursacher angesehen.

Sehr empfehlenswert ist in diesem Zusammen-

Während die beiden Auslöser Vergiftung und

hang der Vortrag von Dr. Stefan Lanka zum The-

Unfall kaum Gegenstand der Diskussion sein

ma »Impfen« (Youtube) sowie das im Internet

dürften, ist der Hintergrund des emotionalen

lesbare »Gutachten zur neuen Medizin« von

Konfliktschocks oder auch biologischen Konflik-

Prof. Dr. Hans-Ulrich Niemitz, welches die Wis-

tes so zu verstehen, dass ein dem Individuum

senschaftlichkeit der vorherrschenden Schul-

lebensnotwendig erscheinender Lebenszusam-

medizin und der Germanischen Heilkunde ge-

menhang die Sicherheit des Überlebens mehr

genüberstellt und prüft.

oder minder gefährdet.

Die tiefe Verbindung zwischen Geist (Psyche),

Die persönliche Seele, mit welcher sich jeder

Seele (Gehirn) und Körper (Organ) wird in der

Mensch ursprünglich identifiziert, ist nichts

Germanischen Heilkunde als Hauptursache von

anderes als der Organismus seiner Gefühle, die

Krankheiten angenommen. Alle positiven und

durch Erfahrungen gesammelt werden. Ihr Be-

negativen Erfahrungen werden auf allen diesen

griff bezeichnet ein qualitativ bestimmbares

Ebenen durchlebt, je nach Intensität und Wich-

einmaliges Sein des Individuums, dessen letzte

tigkeit unterschiedlich stark, aber immer mit

Instanz das Subjektive ist. Die Seele lebt in ih-

allen Wesensanteilen.

rem eigenen Recht und auf einer eigenen Ebene. Durch ihre subjektive Artung fällt sie mit keinerlei objektiven Zusammenhängen not-

Die drei möglichen Ursachen von Krankheiten*

wendigerweise zusammen. (Siehe un-plaqued

sind demnach:

Nr. 19: »Die Wahrheit steht uns gut!«) Die Seele steht in einem tiefen Zusammenhang mit dem,

1. Konfliktschock (unerwartete, emotionale Traumata) 2. Unfall (mechanische Einwirkungen) 3. Vergiftung

was der Mensch als Ich, als sein Selbst und sein persönliches Bewusstsein versteht und durch »Selbstbesinnung« erforschen kann. Dieses Sich-Selbst-Erfassen des Bewusstseins wird als der eigentliche Kern aller Philosophie angese-

(z.B. Lebensmittelvergiftung,

hen, jedenfalls als ihre Grundlage und ihr Aus-

Alkohol, Drogen, andere Gifte)

gang. In diesem Zusammenhang verkörpert der Mensch eine Beziehung zwischen Selbst und Welt (Siehe un-plaqued Nr. 18: »Kommunikation ist Bewegung und Wille zum Ich.«) Er lebt,

* Definition von Krankheit nach Dr. Hamer: Sinnvolle Biologische Sonderprogramme (SBS).

webt und bewegt sich auf den »Datenbahnen« seiner Beziehungen. Untrennbar gehört er dem großen Ganzen an – im Raum wie in der Zeit, in un-plaqued No 20 | 87


Thema / Leben

der Dimension des Erscheinenden wie auch in der des Sinns. So wie der Mensch eine Ansammlung von Beziehungen und eben kein Einzelwesen ist und dabei seine Seele zum Persönlichsten gehört, erfährt sich die Seele nicht nur nach innen (Esoterik), sondern ebenso nach außen »Geist« steht hier auch für das persönliche Bewusstsein.

(Exoterik). Damit sind die oben genannten Zusammenhänge – physischer Körper, Seele, Psyche, Krankheit und Gesundheit – tiefer verstehbar. Das Ich und die Welt – beide »Dinge« sind immer nur zusammen zu haben. Wir reden nur dann von Ich, wenn eine Welt vorhanden ist, und wir reden nur dann von Welt, wenn wir ein Ich sind, das dieser Welt gegenübersteht. Dann erst kann sich das, was Platon die Seele nannte, äußern. Die Frage, ob sich die Seele nach dem Tod vom Körper ablösen und unabhängig von ihm existieren kann, um später zu inkarnieren, ist eine der Kernfragen der Reinkarnationslehre. Die Seele kann demnach als etwas zwischen Körper und Geist verstanden werden – das Materielle beseelend aus dem Geist, aus dem Bewusst-

• »Schutz«: Alle natürlichen Urängste des Menschen, die

sein schöpfend. Der Geist sehnt sich von jeher

mit Sicherung und Schutz des persönlichen Lebens zu tun

nach Verkörperung und nicht nach Entkörpe-

haben.

rung. Die Seele steht hinter allem Körperlichen

• »Expansion«: Visionen, Wachstum, Vernunft, Evoluti-

und ist mit ihm auf das engste verbunden, sie

on von Geist und Körper.

erst bildet die Persönlichkeit des Menschen und macht ihn zu etwas Eigenem. Die in der abendländischen Kultur übliche Trennung von Körper und Geist ist daher grundlegend falsch. Jeder Lebensausdruck ist Erscheinung und insofern dem Materiellen zugehörig. Angefangen bei den Buchstaben, die einen Gedanken materialisieren, über die Gegenständlichkeiten (Institutionen, Gesetze, Ideen), wel-

88 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

»Unsterblichkeit ist etwas Biologisches oder vielleicht auch Religiöses. Unendlichkeit spielt mit der Welt der Ideen und ist völlig unabhängig davon, ob wir sterblich oder unsterblich sind.« Albrecht Beutelspacher che der Mensch aus sich herausstellt, bis zur

Die Idee der Enteignung des Ich dagegen, un-

eigentlichen Körperlichkeit. Deshalb darf beim

ter dem Motto der »Befreiung vom Ego«, ist

Leben nicht zwischen Körper und Geist, sondern

eine der absurden Ideen, die derzeit ihr Unwe-

nur zwischen Sinn und Ausdruck unterschieden

sen treiben. Wie bereits erwähnt, stehen das

werden.

Ich und die Welt immer in Korrelation zueinan-

Wenn sich nun der Geist über die Seele im Men-

der. Viel substanzieller als eine Negierung oder

schen definiert und über den persönlichen Leib

»Opferung« des Ego ist die Verwirklichung des

mit ihm verbunden ist, wenn alle Erfahrungen

Selbst, des Ich. Was offensichtlich falsch ver-

die Seele zu etwas Individuellem machen und

standen wird, ist, dass nicht das Ego, sondern

die Persönlichkeit überhaupt erst herausbil-

der Egoismus der größte Antagonist von Bezie-

den – ist es sehr wahrscheinlich, dass die See-

hungsfähigkeit ist. Selbst der Egoismus im Sin-

le grundlegend eines Körpers bedarf. Bedeutet

ne der Selbstbestimmtheit im Ausdruck sollte

das gleichzeitig, dass Körper und Seele nur als

nicht einseitig und vor allem nicht nur negativ

untrennbar angesehen werden können?

betrachtet werden. Wenn man das Ego, das Ich,

Wenn dies der höchsten Wahrheit entsprechen

verneint, kommt dies einem Opfergang, einem

sollte, ist Reinkarnation über mehrere Leben

inneren Märtyrertod oder einer substanziel-

und verschiedene physische Körper nicht mög-

len Selbstvernichtung gleich. Stattdessen gilt

lich. Dementsprechend würde sich die per-

es, das Ich zu entwickeln und das Ego zu stär-

sönliche Seele im Laufe eines Menschenlebens

ken. Unreife Wesen, eben die, die sich ihrer

ausbilden und mit dem Tode ihres zugehörigen

selbst nur gering bewusst sind, die fremde Ide-

Leibes vergehen.

en ohne Herz nachleben, sind eher nicht in der Lage, Verantwortung für eine Gemeinschaft zu

Ein Mysterium neu betrachtet.

übernehmen. Je reifer, erfahrener, stärker, kla-

Was ist unsterblich? Das Leben selbst und der

rer und weiser ein Mensch ist, umso dienlicher

tiefe Sinn dahinter sind unsterblich. Mensch

wird er der Gesamtheit durch seine fruchtbare

und Menschheit, Tiere und Pflanzen sind Teil

Lebendigkeit.

dieses Lebens und führen es durch die Zeit in die Ewigkeit. Zwar ist der Einzelne in erster Li-

Das Leben endet nicht mit dem Tod und

nie sich selbst der Mittelpunkt des Universums,

beginnt nicht mit der Geburt.

doch führen alle möglichen Betrachtungen zu

Der Embryo, der Säugling, ist immer die Spit-

dem Ergebnis, dass die oberste Vorraussetzung

ze des Eisberges seiner Ahnenreihe und besitzt

des ethnischen Menschen, wie er sich auch stel-

umfassende geistige, seelische und kreativ-

len mag, nicht die Person, sondern ein Höheres

künstlerische Potenziale sowie Baupläne für

ist; die Familie, das Volk, die Menschheit. Je-

Körperbau, Organstruktur sowie den Phänoty-

der fühlt sich ursprünglich als Mitglied der Ge-

pen des Menschen. Die einzigartige persönliche

samtheit und lebt für diese, ob er sich dessen

Reise eines Menschen wird besiegelt mit seinem

bewusst ist oder nicht.

Ableben. Damit endet auch die Existenz seiner un-plaqued No 20 | 89


Thema / Leben

persönlichen Seele. Eltern jedoch inkarnieren

zu begleiten und zu entfalten. Der Beobach-

praktisch in ihren Kindern und vererben die ge-

tungs- und Lernwille des Kindes ist immens und

schaffenen Potenziale durch all das, was sie aus

zeigt sich nirgends so deutlich wie bei Kleinkin-

der Ahnenreihe mitgebracht und gepflegt ha-

dern. Die Eltern stehen dabei unter Dauerbeob-

ben, inklusive des über Erziehung vermittelten

achtung, sollten sich dessen bewusst sein und

Bewusstseins, welches sie in ihrem Leben durch

ihr Handeln darauf ausrichten. Von den Eltern

Erfahrung erschaffen haben. Somit trägt jeder

schaut sich ein Kind die ersten Grundmuster des

Mensch viele alte Wesen in sich – die Ahnen, die

sozialen Verhaltens ab und ahmt sie nach – es

seinem Leben vorangegangen sind und die es

imitiert und spiegelt.

praktisch erst ermöglicht bzw. vorbereitet haben. Dadurch wären unter anderem Erlebnisse

Der Begriff »Memetik« wurde 1976 durch den

zu erklären, die durch eine Rückführung, bei-

englischen Zoologen, Verhaltensforscher und

spielsweise unter Hypnose, erfahren werden.

Evolutionsbiologen Richard Dawkins geprägt. Ein »Mem« bezeichnet einen einzelnen Be-

Der Funke des ewigen Lebens, den jedes Lebe-

wusstseinsinhalt, zum Beispiel einen Gedan-

wesen in sich trägt, erhält somit seine sichere

ken, der durch Kommunikation weitergege-

Fassung. Durch die Vereinigung zweier Indivi-

ben und damit vervielfältigt werden kann, wie

duen zu einer temporären liebevollen Einheit

auch Überzeugungen und Verhaltensmuster.

entsteht etwas Neues, weiterentwickeltes Le-

Das Kleinstkind bekommt in mannigfacher Wei-

ben, etwas noch nie Dagewesenes. Die Erfah-

se kommuniziert, wie die Welt zu sehen ist. Ein

rung des gesamten Lebens manifestiert sich

»Mem« ist nach Dawkins das kulturelle Pendant

durch Erkenntnis zu etwas Einzigartigem, zu ei-

zum biologischen Erbgut.

nem ICH. Das »ewige Leben« ist demnach ebenso in der Arterhaltung und der Fortpflanzung

Das Persönliche des Einzelnen wie das Ahnen-

zu suchen. Reinkarnation ist also ganz simpel:

potenzial werden weitergegeben über das

Der Tod ist das Ende des persönlichen Individu-

Erbgut, durch Memetik, das vorgelebte Be-

ums. Das Persönliche lebt allein als Potenzial in

wusstsein (Sozialverhalten, Charakter, Genius,

den eigenen Kindern und durch alle Taten, die

Talent), aber auch über die geschaffenen mate-

fruchtbar waren, weiter.

riellen Gegebenheiten (Vermögen, Besitz). Die Evolution im ganzheitlichen Sinne findet

Erbgut, Gene und Meme

über die sich liebenden Seelen statt, die sich

Sobald der neue Mensch das Licht der Welt er-

einander biologisch und geistig zugehörig füh-

blickt, beginnen die Eltern ihr Kind durch ihre

len. Durch sie entsteht ein weiterentwickelter

Lebensart zu »programmieren«, zu erziehen,

Mensch – die Reinkarnation – mit den entspre-

90 | un-plaqued No 20


THEMA / leben

Gleich wie aus der Raupe durch die Puppe hindurch, in der sich jene restlos auflöst, der Schmetterling wird, ähnlich verwandelt sich alle Realität fortlaufend.« Hermann von Keyserling, 1944

chenden Wesensanteilen der Eltern. Auf die-

nach Graf Hermann Keyserling nicht das von

se Weise verkörpert sich die Menschheit als

Ursache und Wirkung (Karma), sondern das

Gesamtwesenheit wieder und wieder in ihren

der Metamorphose. Wahrhaft sinnbildlich ver-

Kindern.

wandelt sich so das unbewusste Kindwesen, die

Wiedergeburt, im Sinne persönlicher Entwick-

Raupe, über das Erfahrungswesen, die Puppe,

lung und ewiger Neuwerdung findet dement-

die sich restlos auflöst, zum Erkenntniswesen,

sprechend das ganze Erdenleben hindurch

dem Schmetterling. //

statt. Demzufolge ist das Urgesetz der Welt

Ergonomie Perfekt positioniert – Bambach Sattelsitz Ergotherapeutischer Spezialsitz

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un-plaqued No 20 | 91

aus un-plaqued


RUBRIK IDS / Leben / Leben

Bigger & Better Die Internationale Dental-Schau 2013

TEXT Ingmar Dobberstein · Foto Koelnmesse

Alle zwei Jahre dreht sich die zahnmedizinische Welt ein klein wenig anders als gewohnt, wenn die führenden globalen Dentalunternehmen in Köln zur Internationalen Dental-Schau (IDS), der weltgrößten Leitmesse in der Zahnmedizin und Zahntechnik zusammenkommen.

92 | un-plaqued No 20


RUBRIK / leben

Seit Jahren gehört die Zahnmedizin zu den Fachgebieten, in denen technische

Die IDS (Internatio-

Neuerungen mit ungeheurer Geschwindigkeit umgesetzt werden. Ob es um

nale Dental-Schau)

die Anwendung von Lasern, CAD CAM-gefrästen Zahnersatz, computerge-

wird veranstaltet von

stütze Operationsnavigation, Gesundheitsapps oder auch einfach die Erneu-

der GFDI Gesellschaft

erung bekannter Arbeitsprozesse geht – die Zahnmedizin erfindet sich dank

zur Förderung der

einer innovationsfreudigen Dentalindustrie und intensiver Forschung regel-

Dental-Industrie

mäßig neu. So braucht man von der 35. IDS vom 12. bis 16. März 2013 in Köln

mbH, dem Wirt-

nichts anderes erwarten, als dass sie ein weiteres Mal zum Meilenstein der in-

schaftsunternehmen

ternationalen Dentalausstellungen wird, vor allem wenn in diesem Jahr mit

des Verbandes der

1.900 Anbietern aus über 55 Ländern erneut eine Steigerung der ausstellen-

Deutschen Dental-

den Dentalunternehmen zu verzeichnen ist.

Industrie e.V. (VDDI), durchgeführt von

90 Jahre nachdem die erste Dental-Schau in Deutschland stattfand, ist über-

der Koelnmesse

deutlich, dass es sich hier um den internationalen Event der Branche han-

GmbH, Köln.

delt, da mittlerweile über 68 Prozent der Aussteller aus dem Ausland kommen. Das Who is Who der Dentalindustrie, Wissenschaft und Standespolitik präsentiert sich auf 150.000 Quadratmetern in zahlreichen Workshops, Foren und Vorlesungen. Zahlreiche Veranstaltungen begleiten die IDS, so zum Beispiel die Speaker's Corner in Halle 3.1, in der die IDS-Aussteller neue Produkte, Dienstleistungen und Verfahrenstechniken präsentieren. Oder auch die Verleihung des renommierten Gysi-Preises, der im Sinne der Nachwuchsförderung Zahnersatzarbeiten von Zahntechniker-Auszubildenden prämiert. Am Stand der Bundeszahnärztekammer mit ihren Partnerverbänden in Halle 11.2 wird während der ganzen Woche die Möglichkeit bestehen, Gesprächsrunden von Experten zu verfolgen, sich mit Kollegen auszutauschen sowie mit den führenden Standespolitikern zu diskutieren. un-plaqued No 20 | 93


RUBRIK IDS / Leben / Leben

Darüber hinaus ist der Bundesverband der zahnmedizinischen Alumni in Deutschland (BdZA) mit seinen Partnern dem BdZM, Young Dentists Worldwide (YDW) und IADS sowie dem VDDI in diesem Jahr erstmals mit der »Generationlounge« auf der IDS vertreten. Diese dient dem Austausch zwischen den Generationen und spricht damit gleichermaßen Studenten, Berufseinsteiger, praktizierende Zahnärzte und Praxisabgeber an. Mit der Aktion »Dein Rat an die nächste Generation« soll deutlich gemacht werden, wie sehr man in der Zahnmedizin und nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines demografischen Wandels von interdisziplinärer Zusammenarbeit und Networking profitieren kann. Und sollte es mal etwas viel Input sein, kann man sich auf der Generationlounge einfach zurückziehen und die Beine entspannen, um neue Kraft für den weiteren Messebesuch zu tanken – alle sind herzlich eingeladen! Um den Messebesuch optimal zu planen, steht den Besuchern die IDS-App für IDS 2013 App

iPhone, Blackberry und weitere Betriebssysteme auf der IDS-Website zum kostenlosen Download zur Verfügung. Sie beinhaltet den Messe-Katalog und ein Navigationssystem zu den Messeständen und Veranstaltungen. Auf den folgenden Seiten haben wir für euch einige Highlights der kommenden IDS zusammengestellt, die einen kleinen Einblick auf die zu erwartenden Innovationen geben. Kommt vorbei und macht euch selbst ein Bild – von der

generationlounge.de

Zahnmedizin der Zukunft! //

94 | un-plaqued No 20


RUBRIK / leben

Komet Dental: Dentale Stärke zeigen

Halle

Unter dem Motto »Zukunft, neues-

as J. Roggendorf (Uni Marburg, Fr,

ter Stand« können die Besucher bei

12.00 und 16.00 Uhr) mit dem neuen

Komet das frische CI in einer neuen

Feilensystem F360. Ein neues Polier-

4.1

Halle in seiner schönsten Form erle-

system für Composite, Instrumen-

Stand

ben. Komet zeigt Dentale Stärke zur

te zur ZrO-Bearbeitung, ein speziel-

IDS 2013 insbesondere in den Spezi-

ler Kronentrenner und alles für die

algebieten Oralchirurgie und Endo-

selbstlimitierende Kariestherapie

dontie sowie den Klassikern Kons,

machen den neuen Komet-Stand zum

Prothetik und Prophylaxe. So de-

Anziehungspunkt für alle, die Qua-

monstriert Dr. Stefan Neumeyer,

lität, Präzision und Innovationskraft

Eschlkam, das TissueMaster Concept

erleben wollen.

A 80

live (Mi-Do-Fr, 10.00 und 14.00 Uhr), das dem Erhalt und der Regeneration parodontaler und alveolärer Gewebestrukturen durch Replantation und orthodontische Extrusionstechniken dient. Außerdem: Live-Demos zum Bereich Endodontie mit Dr. Johannes Ebert (Uni Erlangen, Mi-Do, 12.00 und 16.00 Uhr) und Dr. Matthi-

kometdental.de

Halle

Die dentale Welt trifft sich im DENTSPLY-Dorf

11.2

Die Fläche von zwei ganzen Hand-

bührt:

ballfeldern umfasst das DENTSPLY

Auf rund

Village, das auf der IDS in Köln Besu-

einem

cher zur Präsentation eines der füh-

Drittel

renden und traditionsreichsten Un-

der Ausstellungsfläche stehen Fak-

ternehmen für zahnmedizinische

ten und Materialien rund um das

Produkte einlädt. Im DENTSPLY Vil-

umfassende Portfolio, über die Neu-

lage kann man sich kompakt über al-

entwicklungen und Serviceangebo-

les informieren, was Zahnärzte und

te bereit. Hier gibt es Fachgespräche

Zahntechniker im dentalen Alltag

und eine kompetente Beratung, auch

benötigen: Dabei sind der Implan-

zum Einstieg in die Implantologie.

tatspezialist DENTSPLY Implants,

Mit Kaffeebar, interaktiven Diskus-

die Experten für Endodontie und

sionen, Hands on-Übungen und Vor-

res­taurative Zahnmedizin DENTSPLY

trägen namhafter Referenten ist das

DeTrey und DENTSPLY Maillefer

DENTSPLY Village der ideale Ort, um

sowie der Prothetikanbieter De-

auf dem Laufenden zu bleiben, alte

guDent. DENTSPLY Implants nimmt

und neue Bekannte zu treffen oder

im DENTSPLY Village den Raum ein,

auch nur zu verschnaufen: Eben wie

der dem neuen‚ »Powerhouse« ge-

ein Gast bei Freunden auf dem Dorf.

Stand

un-plaqued No 20 | 95

k 28   -m 39

dentsplyimplants.de


RUBRIK IDS / Leben / Leben

Halle

VOCO-Highlights zur IDS 2013

10.2

Mit einem besonderen Highlight prä-

esdiagnostik verbindet. Darüber hi-

sentiert sich VOCO auf der IDS: Das

naus gibt es den bewährten Befes-

neue Adhäsiv Futurabond U ermög-

tigungszement Meron jetzt in einer

Stand

licht Self-Etch, Selective-Etch und

neuen Applikationskapsel, die ohne

auch Total-Etch. Das U steht somit

Gebrauch einer Zange aktiviert wer-

für Universal, aber auch für Unique

den kann.

– denn es ist das einzige dualhärten-

Am VOCO-Stand werden in diesem

de Universal-Bonding in einer Single-

Jahr erstmalig Workshops im Dental

Dose, für das kein weiterer Aktivator

Education Center angeboten. Nicht

nötig ist.

nur anschauen, sondern anwenden,

Außerdem weiten die Dentalisten

lautet die Devise: Von Mittwoch bis

ihre Produktpalette im Bereich Pro-

Samstag haben Zahnärzte und ZFA die

phylaxe mit zwei neuen Produkten

Gelegenheit, sich selbst ein Bild von

aus: Clean Joy ist eine fluoridhalti-

den bewährten und neuen Produkten

ge Zahnreinigungs- und Polierpaste;

zu machen und dabei wertvolle Fort-

bei Control Seal handelt es sich um

bildungspunkte zu erwerben.

R 08 S 09 P 10

den ersten transparenten Fissurenversiegeler, der gute physikalische Eigenschaften mit der Möglichkeit voco.de

Halle

10.1 Stand

C 10 D 11

wh.com

zur Laserfluoreszenz-basierten Kari-

W&H: Innovationen für ein besseres Arbeiten Alle zwei Jahre bietet W&H auf der IDS

Chirurgie werden wir unsere Fachbe-

eine internationale Plattform für den

sucher mit zahlreichen Produktneu-

Austausch von Experten und Besu-

heiten aus den Bereichen Prophylaxe

chern auf unserem Messestand. Auf-

und Parodontologie, Endodontie,

grund unserer intensiven Forschungs-

Hygiene, Zahntechnik und natür-

und Entwicklungstätigkeit stehen für

lich der breiten Palette an besonders

unsere Kunden und Interessenten

lichtstarken Turbinen und Winkelstü-

wieder zahlreiche Produktinnovatio-

cken begeis-

nen und einige Weltneuheiten bereit.

tern – getreu

Ein besonderes Highlight in diesem

dem Motto

Jahr ist unser neues 45° Chirurgie-

»Was immer

Winkelstück mit Mini LED und Gene-

auf Sie zu-

rator. Durch den besonderen und ein-

kommt – mit

zigartigen Winkel ermöglicht es eine

den innova-

deutlich bessere Sicht auf die Behand-

tiven

lungsstelle und selbst bei kleinen

dukten von

Mundöffnungen einen wesentlich er-

W&H

leichterten Zugang zu den Oberkie-

Sie auf al-

fer-Molaren. Neben dieser einzigar-

les vorberei-

tigen Innovation aus dem Bereich der

tet«.

96 | un-plaqued No 20

Prosind


RUBRIK / leben

VITA: For more. Fore sure. For digital.

Halle

Auf der IDS 2013 stellt VITA Zahnfab-

zirkondioxid-

rik erneut unter Beweis, dass Zahn-

verstärkte

techniker und Zahnärzte in insge-

Glaskeramik

samt 120 Ländern zurecht auf sie als

für die CAD/CAM Anwendung sowie

Wegbereiter und Pionier der denta-

die weltweite erste dentale Hybrid-

len Welt vertrauen. Dabei stehen auf

keramik »ENAMIC«. Außerdem wird

der IDS nicht nur Produkte und Inno-

pünktlich zur Leitmesse in Köln die

vationen im Mittelpunkt, sondern die

zukunftsweisende Frontzahnlinie

Menschen. Namhafte Referenten zei-

VITAPAN PLUS durch weitere Formen

gen, wie sie die VITA Produkte im Ar-

abschließend komplettiert.Handma-

beitsalltag einsetzen, und geben pra-

de sind auch die VITA ToothFashion–

xisnahe Informationen. Unter dem

Kreationen der Designerin Zofie An-

Motto »For more. For sure. For digi-

gelic – von VITA Zähnen inspiriert und

tal.« können die Besucher sensatio-

aus ihnen gefertigt. Am 14. März 2013

nelle Innovationen für den digitalen

um 11.00 Uhr wird die Ausnahme-

Workflow in Praxis und Labor erle-

Designerin zum persönlichen Inter-

ben. Angefangen bei der Neuaufla-

view vor Ort sein und der Gewinner-

ge des elektronischen Zahnfarbmess-

ziehung zum VITA IDS-Gewinnspiel

geräts VITA Easyshade Advance 4.0

beiwohnen: Fünf edle Schmuckstü-

bis hin zu vollkommen neuen Werk-

cke der VITA ToothFashion-Kollekti-

stoffgenerationen: die erste dentale

on werden verlost!

10.1

DGI: Wissen für die Zukunft der Praxis und für die Praxis der Zukunft (15.3. mit Prof. Dr. Frank Schwarz)

für Implantologie (DGI) auf der IDS in

und »Prägraduale implantologi-

Köln vertreten. Die Mitglieder des

sche Ausbildung« (16.3. mit Dr. Ger-

Vorstands der größten europäischen

hard Iglhaut) deutlich. Mehr als die

Fachgesellschaft auf dem Gebiet der

Hälfte der Mitglieder, die 2012 in die

Implantologie beraten und informie-

DGI eintraten, gehören zur jungen

ren unter dem Motto »Meet the Ex-

Generation bis 35 Jahre. Vom Curri-

pert« an verschiedenen Tagen inte-

culum über das Continuum bis hin

ressierte Messebesucher zu Themen

zum Studiengang »Master of Science

rund um die Implantologie. Hervor-

in Oral Implantology« bietet die DGI

zuheben ist hier das Thema E-Lear-

Implantologie Fortbildungskonzep-

ning (15./ 16.3. mit Dr. Gerhard Igl-

te für Einsteiger bis Fortgeschittene

haut), das auf dem Stand in Form des

an (13.3. mit Prof. Dr. Günter Dhom).

ersten Demo-Moduls für das »DGI-

Darüber hinaus stehen auch Themen

APW-Curriculum Implantologie« ge-

wie »DVT in der Implantologie«

testet werden kann.

(13.3. mit Prof. Dr. Dr. Hendrik Ter-

Wie wichtig die Ausbildung des Nach-

heyden) und »Implantatprothetik

wuchses für die DGI ist, wird an den

und Zahntechnik« (15.3. mit Prof.

Projekten »Next

Dr. Axel Zöllner) auf dem Programm.

Generation«

D 10 - e 19

vita-zahnfabrik.com

Erstmals ist die Deutsche Gesellschaft

e

Stand

Halle

4.2 Stand

n 21

dginet.de

un-plaqued No 20 | 97


RUBRIK IDS / Leben / Leben

Halle

Bündnis für Implantatgesundheit wächst weiter

3.1

Das Aktionsbündnis gesundes Im-

individuelle Pflegehinweise und die

plantat ist eine Initiative von Unter-

nächsten Kontrolltermine.

nehmen, Wissenschaftlern, Verbän-

Die Patientenbroschüre und der Im-

Stand

den und führenden Fachverlagen,

plantatPass liegen auf der IDS kosten-

die die Prophylaxe bei Implantatpa-

frei an den Messeständen von EMS,

tienten fördern will. Auf der IDS 2013

GlaxoSmithKline, Carestream Den-

wird das Bündnis verschiedene Mate-

tal, lege artis Pharma, Bredent medi-

rialien zur Implantatprophylaxe vor-

cal, der Oemus Media AG, dem Deut-

stellen.

schen Ärzte-Verlag und BDIZ EDI zur

Eines der erfolgreichsten Projekte

Mitnahme aus und werden im Rah-

des Aktionsbündnisses ist die Pati-

men der IDS beim goDentis-Meet &

entenbroschüre »Implantate brau-

Greet am 13.3. von 16.00–20.00 Uhr im

chen Pflege«. Die erweiterte 3. Auf-

»HoteLux« (fußläufig zur Koelnmes-

lage der begehrten Broschüre kann

se) erhältlich sein.

j 10 L19 13.3.2013, 17:00 Uhr Speakers Corner

ab sofort beim Aktionsbündnis bestellt werden. Auf der IDS präsentiert das Bündnis erstmals den »ImplantatPass für Sicherheit & Pflege«. gesundes-

Der handliche Pass informiert Pati-

implantat.de

enten über ihre Implantate, enthält

Halle

10.1 Stand

H 30

bauschdental.de

Bausch – Wir machen Occlusion sichtbar. Die Firma Dr. Jean Bausch GmbH &

spiegeln diese Entwicklung durch die

Co. KG wurde 1953 von Dr. Hans Ma-

dort eingesetzten Technologien kon-

thias Bausch gegründet und feiert in

sequent wider. Mit der Entwicklung

diesem Jahr ihr 60-jähriges Beste-

des DentalNavigators, einer interak-

hen. Die Entwicklung und Produkti-

tiven Applikation für das iPad, stellt

on drucksensitiver Artikulationspa-

Bausch außerdem ein modernes in-

piere und Occlusionsprüffolien zur

teraktives Medium bereit, mit dessen

farbschattierten Darstellung von un-

Hilfe Zahnärzte ihre Patienten über

terschiedlichen Kaukräften war und

verschiedene Behandlungsmethoden

ist das Hauptkennzeichen der Firma

informieren können. Auf der IDS kön-

Bausch. Bausch-Produkte werden in

nen die Produkte getestet und die Be-

mehr als 120 Ländern verwendet und

sucher zum

über den Fachhandel sowie die Nie-

aktuellen

derlassungen in den USA, Australien,

Stand

Japan und Brasilien vertrieben.

Okklusions-

Investitionen in neue, moderne Tech-

kontrolle

nologien, der Bau der neuen Produk-

und Funkti-

tionsstätte in Rheinland-Pfalz mit

onsdiagnos-

2000 qm Produktionsfläche sowie ei-

tik beraten

ner Roboter-gestützten Produktion,

werden.

98 | un-plaqued No 20

der


RUBRIK / leben

Acteon: CAREvolution für die Diagnostik bei Karies und Parodontitis Die neue SoproCare der Firma Sopro (Acteon Group) deckt nicht nur Karies auf, sie ist auch die erste Flu-

erstmals Zahnbelag, Zahnstein und Zahnfleischentzündungen in einer chromatischen Aufnahme dar.

Halle

10.2 Stand

oreszenzkamera, mit der durch Plaque verursachte Zahnfleisch-

Tiefe Einblicke gibt es auch im Ta-

entzündungen farblich markiert

geslicht-Modus: So ermöglicht die

und neue von älteren Zahnbelä-

Makro-Vision eine hundertfache

gen unterschieden werden kön-

Vergrößerung und dank des spe-

nen. Das heißt: drei Modi in ein

ziellen Laser-Fokusrings und der

und derselben Kamera – für eine

großen Tiefenschärfe ist jedes

frühzeitige und minimal-invasi-

Bild in Sekundenschnelle ein ge-

ve Karies- und PAR-Diagnostik

zielt scharfes Bild – mit nur einem

sowie eine überzeugende Pati-

Klick kann dabei zwischen den

enten-Aufklärung und -Moti-

vier Ansichten Makro, Lächeln,

vation.

Intraoral und Portrait hin- und

Aufgrund ihrer spezifischen

hergeschaltet werden. Live-De-

Wellenlänge zwischen 440 und

mos, viele weitere Produktinno-

680 nm und der neuesten pho-

vationen und eine persönliche

tonischen Technologie stellt

Beratung erwarten Sie unserem

die SoproCare im Perio-Modus

Stand auf der IDS 2013.

N 60 - O 69

acteongroup.com

Halle

Rübeling+Klar CAD/CAM: Lösungen für die Zukunft R+K CAD/CAM bietet perfekte CAD/

ben unserem bewährten Portfolio In-

CAM-Lösungen für Zahnärzte und La-

novationen wie den mobilen Mund-

bore. Getreu unserem Slogan: »Vom

scanner Organical Scan Oral für die

Anwender für Anwender« entwi-

Zahnarztpraxis zum sehr guten Preis-

ckeln wir anwenderfreundliche, pra-

Leistungs-Verhältnis und unsere

xisorientierte Lösungen. Dabei sind

selbstentwickelte 5-Achs Fräsmaschi-

uns hochwertige Schulungen und

ne Organical Multi, mit der sich tro-

sehr guter Support wichtig. Der Er-

cken und nass alle relevanten denta-

folg, den wir in den letzten sieben

len Materialien fräsen lassen. Neben

Jahren erzielt haben, gibt uns Recht.

neuesten Updates der bewährten

Auf der IDS 2013 präsentieren wir ne-

3shape-Produkte stellen wir auch im

10.2 Stand

V 58

Materialbereich Innovationen wie hochtransluzentes Organical Zirkon vor. Neue Kooperationen mit Pritidenta, Panasonic Health Care und mit dem PEEK-Hersteller Juvora komplettieren unseren Messeauftritt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. cctechnik.de

un-plaqued No 20 | 99


RUBRIK IDS / Leben / Leben

Halle

Hager & Werken: Frühzeitig Entzündungen entdecken – ImplantMarker®

11.2

Pünktlich zur IDS stellt der Speziali-

Anzahl von für den Gewebeabbau

tätenanbieter Hager & Werken das

verantwortlichen Biomarkern, kann

weltweit erste Frühdiagnostikum

durch Therapievarianten und eine

Stand

zum langfristigen Schutz und Er-

Verkürzung des Recalls deutlich früh-

halt von Implantaten als Schnelltest

zeitiger und effizienter mit der Erhal-

auf aMMP-8 Basis vor. Der Praxis-

tung des Implantates begonnen wer-

schnelltest ImplantMarker® wird

den. Als Beispiel sei hier der Einsatz

unmittelbar am Behandlungsstuhl

der antibakteriellen photodynami-

durchgeführt und zeigt innerhalb

schen Therapie (aPDT) mittels Laser

von 5 Minuten und weit vor ersten

oder weiteren unterstützenden Maß-

durch Röntgen oder Sondieren sicht-

nahmen, wie die Gabe von Local De-

baren Anzeichen, ob für den Patien-

livery Devices, genannt. Zusätzlich

ten ein Risiko für die Entwicklung von

erhöht der Test

versteckten Entzündungen besteht.

durch die Vi-

Das Verfahren erfolgt über eine Pro-

sualisierung

benahme des Sulkusfluid am Im-

des Ergebnis-

plantat. Es ist einfach, schmerzfrei,

ses die Moti-

zuverlässig und kann durch die Pro-

vation und die

phylaxeassistentin durchgeführt

Compliance

werden. Zeigt der Test eine kritische

der Patienten.

p 08 q 09

hagerwerken.de

Halle

10.2 Stand

T 30 u 31

Dreve: EyeVolution auf der IDS Wenn perfekte LED-Lichtwellen auf

Silikon-Herstellers aus Unna. Durch

dentale Kunststoffe treffen, dann ist

intelligente Primärverpackung mit

das EyeVolution. Wenn Polymerisa-

scanbarem HIBC-Code wurde jetzt

tions-Rekorde gebrochen werden,

der digitale Workflow entscheidend

mit kaltem Licht und effizienter als

vereinfacht. Wie zertifizierte Quali-

je zuvor, dann ist das EyeVolution.

tät, perfekte Logistik und eindeuti-

Wenn begehrenswertes Design und

ge Rechtssicherheit zum Durchbruch

der Blick durch ein lichtgefiltertes

führten, sehen Sie jetzt bei YouTube

Auge faszinieren, dann ist das EyeVo-

anhand

lution. Das neue Lichtpolymerisati-

der Dreve

onssystem von Dreve hat Premiere

RedLine.

auf der IDS 2013 und ist ab April beim

Zum YouTube-Film

autorisierten Fachhändler erhältlich.

Besuchen

Mindesthaltbarkeit überschritten?

Sie uns auf

Ärgerlich! Ständig rechtliche und lo-

www.den-

gistische Probleme mit Praxismate-

tamid.

rialien! Ob Mindesthaltbarkeit oder

com und

Verweildauer, das geht deutlich ein-

auf der IDS

facher, sagen die Spezialisten vom

in Köln.

HIBC-Projekt-Team des Abform100 | un-plaqued No 20


RUBRIK / leben

CGM - CompuGroup Medical: Aufbruch mit neuen Ideen!

Halle

Fest steht, dass die typische Zahn-

Die Herausforderung vor allem für

arztpraxis in den kommenden Jahren

die junge Generation der Zahnmedi-

nicht mehr ausschließlich über ex-

ziner wird sein, sich bei all den gefor-

11.1

zellentes fachliches Know-how ver-

derten Disziplinen nicht zu verzetteln

Stand

fügen, sondern auch fachübergrei-

und auch die eigene Work-Life-Balan-

fende Kompetenzen haben muss:

ce im Auge zu behalten. Für die CGM

Themen wie Abrechnung und Finan-

Dentalsysteme bedeutet dies auch

zen, Personalführung und Praxismar-

und vor allem, Zahnärztinnen und

keting, Qualitätsmanagement sowie

Zahnärzte auf dem individuellen Weg

Betriebswirtschaft werden immer

zum beruflichen Erfolg zu begleiten.

wichtiger.

Kreative Lösungen? »Zahnärzte mit

f 50 - H 51

Ideen gesucht« lautet der Aufruf der CGM Dentalsysteme auf Facebook. Gesucht werden innovative Ideen zur modernen Praxisführung, etwa für die interne Praxisorganisation, für die Patientenberatung oder für Kooperationsmodelle mit Kollegen. Besuchen Sie uns auf der IDS 2013!

BdZA & VDDI: Networking @ Generationlounge Der BdZA wird in diesem Jahr, neben

me Vision eines generationenüber-

der Verbandspräsenz am Stand der

greifenden Diskurses in der Zahn-

Bundeszahnärztekammer, erstma-

medizin. Zu spannenden Themen wie

lig auch mit einer eigenen Messeprä-

Personalführung, Praxismanage-

senz – der Generationlounge – auf der

ment oder die Rolle der dentalen Me-

IDS in Köln vertreten sein. Die Gene-

dien für die Vernetzung der Genera-

rationlounge, die durch die großzü-

tionen werden in der entspannten

gige Unterstützung des VDDI und der

Atmosphäre der Generation-

Gesellschaft zur Förderung der Den-

lounge Gespräche

talindustrie (GFDI) ermöglicht wur-

stattfinden. In ei-

de, lädt alle Zahnmediziner herzlich

ner Videobox kön-

dazu ein, am generationsübergrei-

nen Zahnmedizi-

fenden Netzwerken teilzunehmen.

ner jeden Alters

Als Treffpunkt für gemeinsame Ver-

eine Botschaft hinter-

anstaltungen und Gesprächsrunden

lassen – unter dem Motto »Dein

von nationalen und internationalen

Rat an die nächste Generation«

Fachverbänden wie Young Dentists

ruft der BdZA alle Zahnmediziner

Worldwide, IADS, BdZM oder Bun-

dazu auf, den gemeinsamen Ideen-

deszahnärztekammer verwirklicht

und

die Generationlounge die gemeinsa-

suchen.

Erfahrungsaustausch

cgm.com

Passage Zwischen Halle

4&5

zu generationlounge.de

un-plaqued No 20 | 101


FOREVER YOUNG / Leben

Was vom Leben übrig bleIbT … oder wie man verhindert, selbst und ständig zu arbeiten TEXT Nadja Alin Jung ‧ ILLUSTRATION Egon Erwin Kitsch

W

enn du auf die Frage nach deinen Hobbys die Antwort vergessen hast und deine Freunde und Familie schon nicht mehr wissen, wie du aussiehst, stimmt definitiv etwas mit deiner Work-Life-Balance

nicht. Dabei ist es trotz stressigen Arbeitsalltags und Selbständigkeit möglich, ein Leben außerhalb der Arbeit zu führen – versprochen! Lebenslänglich Eines ist sicher: Wenn du nicht im Lotto gewinnen oder ein stattliches Erbe antreten wirst, musst du deinen Lebensunterhalt wohl oder übel durch arbeiten bestreiten. Nicht wenige gehen einen Schritt weiter: Die Arbeit wird zum Lebenswerk und damit zum einzigen Inhalt.

Als Zahnarzt/-ärztin im angestellten Verhältnis fällt es sicherlich nicht ganz so schwer, den wohlverdienten Feierabend zu genießen. Nach getaner Arbeit kann man den Bohrer fallen lassen, die Tür hinter sich schließen und unbehelligt nach Hause gehen. Probleme mit den Angestellten, Bestrebungen zur Neupatientengewinnung und die Abwicklung der Lohnbuchhaltung sind Themen für den Chef, und das in der Regel nach Feierabend. Doch was ist, wenn du der 102 | un-plaqued No 20


FOREVER YOUNG / leben

Chef bist? Dann stehen die obigen Themen und noch vieles mehr tagtäglich nach Behandlungsende auf der eigenen Agenda, und du trägst die entsprechende Verantwortung dafür, dass die Praxis rentabel funktioniert. Ein typischer Behandlungstag Das Wartezimmer ist voll besetzt, du rotierst von Zimmer zu Zimmer, die Eingangspost stapelt sich und Heil- und Kostenpläne warten darauf, geschrieben zu werden. Während des operativen Tagesgeschäfts bleibt nur wenig bis gar keine Zeit zur Erfüllung von administrativen und organisatorischen Praxisaufgaben. Also verbringt man die Abende damit, die Leistungseingabe zu kontrollieren, Urlaub und Überstunden der Mitarbeiter zu verwalten, Rechnungen zu überweisen und mit vielem mehr. Das Wochenende muss immer öfter herhalten, denn für Marketingstrategien und Abrechnung braucht man Ruhe und einen klaren Kopf, das ist in der Praxis nur selten der Fall. Eigentlich könntest du rund um die Uhr in der Praxis sein. Schnell ist man so bei einer Wochenarbeitszeit von 60 Stunden, und das Privatleben bleibt auf der Strecke. Wenn es so läuft, gehen mit der Selbstständigkeit nicht nur ein gesteigertes Arbeitspensum und der Druck der eigenen Existenzsicherung einher, sondern auch verlorene Lebensqualität. Ohne innere Bremse sind Rückenschmerzen und kleine gesundheitliche Wehwehchen nur der Anfang – Burn-out, HerzKreislauf-Probleme und Angstzustände sind die nachhaltigen Folgen von anhaltendem Vollgas im Job. Wenn man die Auszeiten nicht aktiv plant und die Prozesse in der Praxis so umstellt, dass die notwendige Entlastung geschaffen wird, ist man mit einem derartigen Arbeitstempo in Kürze bald selbst geschafft. Arbeit ist wichtig – aber das Leben eben auch. Lebenszeit Neben dem beruflichen Alltag ist es wichtig, ausreichend Zeit für Familie, Freunde und einen generellen Arbeitsausgleich zu finden. Beispielsweise ist statistisch belegt, dass auf einer Punkteskala von eins bis zehn, die Lebenszufriedenheit um 1,5 Punkte steigt, wenn man einmal wöchentlich seine Freunde trifft. Mit den folgenden Gedanken sollte es dir gelingen, deine Work-Life-Balance wieder ausgewogen zu gestalten und dich aus den Krallen des Dauerschuftens zu befreien. Schritt 1: Strukturen schaffen Die Möglichkeit zu delegieren, Mitarbeitern ganze Arbeitsbereiche zu übertragen und diese selbstständig ausführen zu lassen, setzt eine professionelle Arbeitsorganisation voraus. Es gilt also auch, alle in der Praxis anfallenden Arbeiten in Prozessschritte einzuteilen, auf Effektivität zu prüfen und die effizienteste Methode zu dokumentieren. Als Kontrollmechanismus und zur permanenten Übersicht eignen sich Listen, Tabellen oder beim Thema Lagerhaltung oder Zeiterfassung auch spezielle digitale Systeme. Lass dir in regelmäßigen Abständen, zu Beginn etwas häufiger und später in größeren Abständen, die Ergebnisse präsentieren. Wichtig ist, dass du aus den Übersichten un-plaqued No 20 | 103


FOREVER YOUNG / Leben

schnell die Tendenzen erkennen kannst, damit die Kontrolle nur ein Mindestmaß deiner Zeit in Anspruch nimmt. Je transparenter das System, desto zeitsparender die Kontrolle. Komplexere Bereiche wie beispielsweise die Materialwirtschaft erfordern anfangs sicher eine längere Einarbeitungszeit. Speziell bei der computergestützten Materialwirtschaft und Lagerhaltung bringt erst das geübte Handling effektive Arbeitserleichterung und spart zudem noch bares Geld. Auch in diesen Bereich lässt sich auf einfache und unaufwendige Art überprüfen, ob die Materialwirtschaft korrekt und gewissenhaft gepflegt wird. Mit einem Mausklick hat man eine Übersicht über Lagerbestände, Einkaufsvolumina, etc. und kann stichprobenartig überprüfen, ob der Warenfluss richtig verbucht ist. Zu guter Letzt lässt sich eine effektive Materialwirtschaft immer noch an der Höhe der Kosten für die Beschaffung ablesen. Beispielsweise lässt sich auch die Erledigung der Finanzbuchhaltung in kürzester Zeit meistern, wenn entsprechend strukturiert gearbeitet wird. Wenn Kassenbuch, Praxisgebühr und bezahlte Rechnungen konsequent und permanent von deinen Mitarbeitern dokumentiert werden, spart dir diese Vorbereitung bei der monatlichen Finanzbuchhaltung einige Stunden. Schritt 2: Delegieren und Personal aktivieren Du zahlst als Praxisinhaber die Gehälter, klar. Wenn du nach Feierabend aber auch selbst noch die Einträge ins Behandlungsblatt machst, die Kassengebühr zählst und die T-Shirts der Mitarbeiter zum Waschen mit nach Hause nimmst, solltest du dringend etwas an deiner Personalpolitik ändern. Schriftliche Stellenbeschreibungen und ein grundlegendes Praxis-Organigramm sind sinnvoll, um für jeden Mitarbeiter das zu erledigende Tätigkeitsfeld zu definieren und Transparenz in Verantwortungsbereiche zu bringen. Klar umschriebene Tätigkeitsgebiete und eigenverantwortliches Arbeiten erhöhen darüber hinaus die Motivation der Mitarbeiter. Jeder fühlt sich für seinen Bereich verantwortlich, unproduktive Doppelarbeit wird vermieden und eine Messung der Leistung jedes Einzelnen möglich. Bevor du eine Aufgabe an einen Mitarbeiter übergibst, solltest du jedoch genaue Absprachen darüber treffen, wie du dir die Erledigung vorstellst. Die gelebte Praxis hat gezeigt, dass bloßes Aufschreiben der einzelnen Positionen alleine nicht ausreicht. Sinnvoll ist es, regelmäßig zu kontrollieren, wie und mit welchem Ergebnis die vergebenen Aufgaben ausgeführt werden. Fordere die notwendige Disziplin für ein funktionierendes System von deinen Mitarbeitern ein, nutze Team-Meetings, um Missstände und schlecht ausgeführte Arbeiten zu besprechen und gemeinsam Verbesserungsmöglichkeiten zu entwickeln. Persönliche Freiräume schaffst du dir, indem du Aufgaben delegierst. Konzentriere dich primär auf die Arbeiten, die du am besten kannst, und nutze deine Mitarbeiter für alle Aufgaben, die darüber hinausgehen. Auch wenn es anfangs schwer fällt, bestimmte Arbeiten abzugeben, musst du lernen, auf die Umsetzungskraft deiner Mitarbeiter zu vertrauen. Vorbehalte wie »Bis ich das jetzt jemandem erklärt habe, habe ich es schneller selbst gemacht« oder 104 | un-plaqued No 20


FOREVER YOUNG / leben

»Wenn ich es nicht selbst mache, geht es bestimmt daneben« sind grundsätzlich nicht hilfreich. Wer glaubt, nur selbst Aufgaben zu 100 Prozent richtig zu erledigen, wird niemals das Potenzial seiner Mitarbeiter voll ausschöpfen und deren Arbeitsmotivation steigern können. Wer es dagegen schafft zu delegieren, erreicht nicht nur bessere Arbeitsergebnisse, sondern auch die für einen selbst so wichtige Entlastung und das Mehr an Freizeit. Schritt 3: Zeitfresser eliminieren Zeit ist wertvoll für uns, und irgendwie haben wir immer das Gefühl, zu wenig davon zu haben. Der Arbeitstag könnte noch länger dauern, damit wir endlich mal etwas geschafft bekommen, Wochenende und Urlaub sind sowieso immer zu schnell um, und irgendwie hängen wir der Zeit immer einen Schritt hinterher. Umso wichtiger ist es, die vorhandene Zeit sinnvoll zu nutzen, Zeitfresser aufzudecken und Verschwendung in jedem Fall zu vermeiden. Um dies umzusetzen, muss man Prioritäten setzen. Hierbei geht es darum, dass du die wirklich wichtigen Aufgaben zuerst erledigst und somit Effektivität schaffst. Wie schnell hält man sich mit vielen Kleinigkeiten auf, verzettelt sich, und die Zeit läuft einem davon. Bringe deine eigenen Aufgaben unbedingt in eine Struktur. To-do- und Checklisten sowie festgesteckte Tagesziele sind eine gute Hilfe. Genau definierte Zeitfenster für die einzelnen Aufgaben sind ebenfalls ein guter Anhaltspunkt, um sich nicht zu lange an einer Aufgabe aufzuhalten. Achte zudem nicht nur bei administrativen und organisatorischen Aufgaben auf entsprechende Zeiteinhaltung, sondern auch bei deiner Behandlung selbst. Wenn im Bestellbuch nur eine 01 eingeplant ist, solltest du die Füllung nicht gleich mitmachen – andernfalls bringst du sehr schnell deinen Behandlungsablauf durcheinander, hängst deinen Terminen hinterher und erzeugst Unmut durch Wartezeit bei deinen Patienten. Lebensweisheiten Mit der eigenen Praxis trägst du Verantwortung – wenn es zu viel wird und du zusammenklappst, sind die Auswirkungen nicht nur für dich, sondern auch für m2c | medical

die gesamte Praxis einschneidend. Gestresst wird man häufig dann, wenn man

concepts &

immer mehr will, seine Ziele zu hoch steckt und sich plötzlich unlösbaren Auf-

consulting

gaben gegenübersieht. Daher ist es nicht nur wichtig, Instrumente des Arbeits-

Nadja Alin Jung

und Zeitmanagements im beruflichen Alltag anzuwenden, sondern auch die zu

info@m-2c.de

erledigen Aufgaben und deine Einstellung gegenüber den zu erreichenden Zie-

www.m-2c.de

len realistisch zu hinterfragen. Letztendlich geht es darum, Erholung, Entspannung und Freiräume zum Arbeitsausgleich zu schaffen, um deine Arbeit auch noch in zehn oder fünfzehn Jahren erfolgreich erledigen zu können. Zudem wird es dir nur durch zeitliche Freiräume gelingen, neue Ideen und Gedanken zu entwickeln, die wiederum deine berufliche Unternehmung einen Schritt weiterbringen. Und noch einen

Mehr von

Vorteil bringt es für dich: Wenn du dein Leben so gestaltest, dass nicht nur die

Nadja Alin Jung

Arbeit darin Platz hat, fallen dir auch deine Hobbys wieder ein. // un-plaqued No 20 | 105


FOREVER YOUNG / Leben

N otizen

Ein Plädoyer für ein lebendiges Leben Text Thomas Julian Herpich

»Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird zu leben.« Marcus Aurelius

Was für ein merkwürdiges Zitat des Mark Aurel. Ist es ein Geheimnis, dem wirklichen Leben auf die Spur zu kommen? Was ist das echte Leben? Ein Plädoyer für ein lebendiges Leben schreiben zu wollen, ist gerade deshalb ein Unterfangen, weil jeder etwas anderes unter diesem Begriff versteht.

G

oogelt man das Wort »Leben«, wird

verzückt an unsere Angebeteten denken. Der

man auf Angaben zu den biologischen

geliebte Mensch wird in diesem Fall ganz be-

Voraussetzungen für Leben stoßen, bei

sonders wahrgenommen, weil wir auf einmal

denen unter anderem ein Begriff wie Homöos-

sehr offen sind für das Neue und uns damit völ-

tase auftaucht. Homöostase bedeutet: Selbst-

lig auf den anderen einlassen.

regulierung, das Gleichgewicht schaffen, falls

Diese Selbsthingabe öffnet unser Wesen für die

Zellen bedroht oder vernichtet werden sollen.

widersprüchlichen Gegensätze der Welt. Sie

In dem Maße, wie diese Selbstregulierung Na-

ziehen uns dieses Mal magisch an und jenes Mal

turprinzip unserer Zellapparate ist, ist es eine

wieder fort; sie verschlingen und vereinen uns

Herausforderung für den Menschen, das The-

zugleich. In diesem Zustand des Liebens neh-

ma der Selbstbestimmung und Selbstregulie-

men wir das Unerklärliche an, schalten jede Lo-

rung für sich zu verwirklichen.

gik aus und folgen unserem Herzen. Ein derart

Um dies zu erreichen, bedarf es viel Aufmerk-

intensives Leben ist ein lebendiges Leben und

samkeit und Hingabe, wie wir sie am ehes-

gleichzeitig höchste Wonne. Solange es so ist,

ten von der Liebe kennen, dem anfänglichen

nehmen wir diesen Zustand gerne als Geschenk

Stadium der Verliebtheit, wenn wir immerzu

an, wie es Dante 1293 in seinem Jugendwerk

106 | un-plaqued No 20


N otizen

»Das Neue Leben« festhielt, als er die Geschich-

Während der letzten Wochen habe ich eine

te von sich und seiner Geliebten beschrieb.

neue Liebe zu Berlin entdeckt, weil ich wusste,

Aber was ist mit der Liebe zu uns selbst? Sie ist

dass ich die Stadt für einige Zeit verlassen wer-

die Fortführung und Basis der Liebe zu ande-

de. In dem Augenblick, in dem wir uns klar dar-

ren Menschen. Damit meine ich keine narziss-

über werden, dass wir etwas nicht mehr haben,

tische Liebe, sondern die Fähigkeit, sich selbst

wachen wir plötzlich auf: Unsere Augen sind

zu ertragen und etwas mit sich anfangen zu kön-

auf einmal ganz wach und aufmerksam, weil

nen. Doch seien wir ehrlich, wer von uns befin-

wir uns über den bevorstehenden Verlust be-

det sich in einem solchen Zustand der Dauereks­

wusst werden. Warum ist das so? Vielleicht weil

tase, Verbundenheit und Nähe zu sich selbst?

wir uns der Dinge irgendwann zu sicher gewor-

Wie wir einst als Kinder die Zeit im Spiel genos-

den sind und sie für selbstverständlich halten.

sen, so wurden wir erwachsen und zählen und messen nun alles mit unserem Verstand ab. Wir

Da sich die Theorie meist besser anhört, als dass

können davon nicht ablassen, weil der unver-

sie sich in der Praxis niederschlägt, möchte ich

liebte Kopf viele Gründe braucht, das Leben der

euch nun in den grau-blauen Alltag entführen,

anderen und deren Anderssein zu akzeptieren.

dem ich selbst unterworfen bin, und mit ver-

Befindet man sich in diesem nüchternen Zu-

schiedenen kleinen Übungen Denkanstöße lie-

stand des Lebens, könnte der Satz von Mark

fern, um die eigenen Realitäten zu verändern:

Twain weiterhelfen:

»Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.«


FOREVER YOUNG / Leben

M ontag 6

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D ienstag

Arbeit

Konzentration & Fokus

Wie so oft bin ich im Autopilot gefangen … der

Heute Morgen fühle ich mich etwas leichter als

Wecker klingelt um 7 Uhr. Ich drehe mich noch-

am Tag zuvor. Ich benutze einen Trick, indem

mal um, doch das Ding piepst in modernen

ich durch das Fenster etwas Licht hereinschei-

Loungetönen, bis ich mich nach zehn Minuten ins

nen lasse, so liege ich nicht völlig im Dunkeln

Wohnzimmer schleppe. Ich öffne das Fenster,

und abgeriegelt vom Tagesgeschehen; denn

sodass mir schlaftrunken die Geräusche des Ta-

alles beginnt im Kopf. Wenn ich mit dem Hell-

ges entgegenströmen und die frische, kühle Luft

wach-Gedanken einschlafe, fällt es mir leichter,

… Mich stört meine ständige Müdigkeit, weil ich

aufzustehen. Heute bin ich eine Minute vor der

zu spät ins Bett gehe. Ich erinnere mich an die

Zeit aufgewacht, von selbst. Ich massiere meinen

Worte meiner Freundin Moma: »Es liegt an dir,

Hinterkopf mit den Fingerspitzen, denn diese

ob du dich hängen lässt wie ein nasser Sack oder

Impulse wecken mich auf und geben Kraft.

dich mit dem Gedanken vertraut machst, frisch

Ich gehe meine Straße im Brunnenviertel ent-

und wach aufzustehen.«

lang, mehr auf Routine eingestellt denn auf

Ich mache mich fertig und rattere mit der

Entdeckungsmodus, doch ich bin offen. Ich sehe

U-Bahn zu meiner Wirkungsstätte. Dort warten

eine neue Galerie mit Fotos, Bildern und Bü-

meine Studenten auf den Unterricht. Ich kon-

chern. Es drängt mich, dort einzutreten, und

zentriere mich auf ihre Belange und Bedürfnis-

ich komme mit den Inhabern ins Gespräch. Sei

se und versuche geduldig ihnen acht abwechs-

offen für die Gunst des Augenblicks – du weißt

lungsreiche Unterrichtsstunden zu bieten, in

nicht, was aus der Lebendigkeit der Gegenwart

denen sie Tempo sowie Faszination mitziehen.

erwachsen kann. Ich beobachte eine Veränderung in meinem Verhalten: Je lockerer und kla-

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17

Übung

rer ich bin, desto mehr sind meine Augen für

Der Montag ist ein guter Tag dafür, kurz Re-

Neues geöffnet und lassen mich den Alltag neu

vue passieren zu lassen, was in der kommen-

entdecken.

den Woche alles ansteht und wie du deine Tätigkeiten am besten verteilen kannst. Nimm dir

18

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20

21

Übung

einen Moment Zeit und schreibe alle wichtigen

Wenn du heute wieder in die Welt hinaus-

Angelegenheiten auf. Zum einen die, die dir al-

ziehst, frage dich: Was oder wem könnte ich

lein wichtig sind und die dir kein anderer vor-

heute mehr Aufmerksamkeit entgegenbrin-

schreibt. Schreibe außerdem zum anderen die

gen? Schenke diesen Dingen oder Menschen

dringenden Aufgaben auf, die vor allem für an-

drei Wochen lang für eine kurze Zeit morgens

dere wichtig sind, und achte auf das Verhältnis

und abends deine Konzentration und Dankbar-

beider.

keit und beobachte, was sich in dir und deinem Gegenüber verändert.

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108 | un-plaqued No 20


M ittwoch

D onnerstag

Wahrnehmung & Inspiration

Donnerstag: Vertrauen & Hoffnung

Inspirationen sind feine Eingebungen, die Goe-

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Beziehun-

the einmal »Fügunge« nannte –wenn sich die

gen, Freundschaften, Partnerschaften und Ge-

rechte Person zur rechten Zeit am rechten Ort

schäftsbeziehungen am besten laufen, wenn sie

befindet. Wir tun das heute als Zufall ab. Es gibt

von Vertrauen und Ehrlichkeit geprägt sind. Ohne

die schöne Redewendung »Alles wird sich fü-

Vertrauen geht es nicht! Vertrauen ist der Leim,

gen«. Demnach bräuchten wir uns eigentlich

der alles zusammenhält. Natürlich machen wir

keine Sorgen um irgendetwas zu machen.

die Erfahrung, dass unser Vertrauen manchmal

Um Inspirationen folgen zu können, müssen wir

missbraucht und ausgenutzt wird. Doch ist das ein

uns während des Tages Zeiten gönnen, in denen

Grund, es nicht mehr zu verschenken? Aber woher

wir uns aus dem Strudel des Alltags heraussteh-

Vertrauen nehmen, wenn nicht stehlen?

len, um in unserem eigenen Rhythmus zu ticken.

Es gibt vertrauenswürdige Menschen und solche,

Dafür eignen sich verschiedene Aktivitäten: ko-

die es nicht verdienen. Das hat mit dem Vertrau-

chen, joggen, Musik hören, baden, Auto fahren,

en in die eigene Kraft und Integrität zu tun bzw.

in der Natur spazieren, schweigen, die Augen

in die des anderen. Das Vertrauen wächst in dem

schließen, Sport treiben, meditieren usw. Et-

Moment, wo ich ein gegebenes Versprechen hal-

was Entspannendes, das Freude macht und das

te. Wenn ich es breche, verdorrt es und wird schal

wir nicht als Zwang empfinden.

und leer. Vor allem aber muss ich meinen eigenen

Inspirationen wahrzunehmen, erfordert eine

Talenten trauen können. Ich muss sie kennen. Erst

gute Verbindung zu uns selbst, um die ange-

wenn ich meine Stärken und Talente kenne und

nehmen wie unangenehmen Regungen zu spü-

sie anwende, kann ich ihnen vertrauen. Dadurch

ren. Ein Gefühl oder eine kleine Stimme, die uns

baue ich mir ein Leben und eine Karriere auf, die

sagt: Tu dies oder tu das. Wir laufen Gefahr, die-

eben auf diesen Fähigkeiten fußt. Dieses Vertrau-

se zarten Regungen zu überhören, weil sie uns

en in mich selbst und dass ich diese Möglichkeiten

nicht gleich Argumente liefern, die logisch ein-

abrufen kann und stolz auf sie bin, gibt mir die

leuchtend sind.

Selbstsicherheit, mit mir und anderen umzugehen. Dieses Selbstvertrauen konnte ich in vielen

Übung Sei aufmerksam und bewerte Situationen und

Begegnungen mit Menschen als überzogen oder unterentwickelt beobachten.

Menschen nicht sofort! Denke positiv, und halte an dem fest, was du gerne erreichen möchtest!

Übung

Mache nicht den Fehler, gleich zu fragen, wie du

Das ganze Leben besteht aus Problemen – sie sind

etwas erreichen kannst. Wenn du das jetzt schon

da, damit wir an ihnen wachsen. Werde dir be-

wüsstest, hättest du es bereits erreicht. Sage

wusst, dass ein unzerstörbares starkes Wesen in

dir stattdessen: Es wird sich eine Lösung zeigen.

dir ist, das bisher immer geholfen hat, Notsituati-

Vertraue darauf.

onen zu überleben und die schlimmsten Anfechtungen zu überstehen. An diese aufladbaren Batterien solltest du dich immer wieder erinnern. Dein innerer Kern hat die Fähigkeit, immer neue Energie zu schöpfen. Auf diese Weise nimmst du die Lösung einer Sache nicht nur selbst in die Hand, sondern beziehst deine innere Weisheit mit ein. un-plaqued No 20 | 109


FOREVER YOUNG / Leben

F reitag 6

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S onnabend

Liebe & Beziehungen

Ordnung, Struktur & Feiern

Unsere Anwesenheit hinterlässt bei anderen

Heute Ordnung schaffen: in der Wohnung, in

Menschen Spuren. Wenn wir uns häufiger da-

den Schränken, mindestens einmal im halben

ran erinnern würden, wären wir großzügiger

Jahr. Ich beginne jetzt, mich von Dingen zu

und freundlicher zu unseren Mitmenschen.

trennen, die ich nicht wirklich brauche. Mei-

Viele wissen nicht, was sie hinterlassen, weil

ne Erfahrung ist immer die gewesen: Wenn

sie als produktive Menschen nur an das ma-

ich etwas weggeworfen habe, kamen neue

terielle Erbe denken und weniger an die Art

Dinge ins Haus, die besser gepasst haben.

und Weise, wie sie mit Menschen umgehen.

Was passiert letztlich? Ich werfe Ballast ab,

Gewiss vergessen viele Menschen diese Acht-

denn erst dann kann der Ballon fliegen. So-

samkeit so leicht, weil sie es nicht gewohnt

lange ich an alten Dingen festhalte, gibt es

sind, die Beziehung zu sich selbst zu pflegen.

keinen Platz für das Neue. Erst in einem Vaku-

Jeder Mensch braucht eine gewisse Aufmerk-

um, einem leeren Raum, kann das Neue Platz

samkeit. Wo willst du denn beginnen, wenn

finden. Es ist absolut notwendig, dass ich die-

nicht bei dir selbst? Behandelst du dich gut?

sem geistig und emotional seinen Platz zuge-

Bist du sehr streng zu dir? Opferst du dich nur

stehe. Nicht umsonst wird der Frühjahrsputz

für andere auf? Gönnst du dir etwas?

gemacht, bei dem man sich der toten Dinge des alten Jahres entledigt.

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In erster Linie ist das Arbeit an sich selbst, und der setzen

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sich Menschen nur ungern aus.

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Danach wirst du dich leichter fühlen. Verzeih auch Menschen, die dir »etwas« angetan haben. Der Ärger darüber wird dich in deinem Wachstum behindern.

» Du brauchst nur zu lieben, und alles ist Freude.«

Liebe! Wenn es dir schwerfällt, Liebe auszustrahlen, erinnere dich an einen Menschen, tung des Teilens und Gebens, die zählt, nicht etwas, das wir geben können – das Mindeste ist ein Lächeln, ein gutes Wort, ein Blick oder

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ein bis zwei Jahre nicht mehr verwendet hast.

Es gibt ein Heilmittel: Schenke den anderen

irgendein materieller Wert. Und da ist immer 23

Trenne dich regelmäßig von Dingen, die du

Übung

bei dem dir das leichtfiel. Es ist diese Hal22

Übung

eine Geste der Wertschätzung.

110 | un-plaqued No 20

L. N. Tolstoi


S onntag Gemeinschaft & Familie Eine Stadt wie Berlin macht es mir schwerer, Gemeinschaft zu pflegen. Sie strahlt für mich Individualismus und Kreativität aus. Das mag von Vorteil sein, wenn man kreativ tätig ist, aber die Gemeinschaft mit anderen leidet darunter. Ich bin mit meiner Familie in den Alpen zum Wandern gewesen. Die Freundlichkeit der Menschen und die Vertrautheit des Dialekts haben mich mehr berührt, als ich mir hätte vorstellen können. Auch scheint das Landleben die eigenen Flausen etwas geradezurücken. Die Ursprünglichkeit und Einfachheit des Landlebens sind ein guter Ausgleich für den großstädtischen Spleen.

Übung Überrasche dich und deine Liebsten mit etwas Besonderem. Lass dich nicht von der Routine des Alltags auffressen, sondern widme bestimmte Aktivitäten bestimmten Personen. Kleine Gesten unterstreichen deine Wertschätzung für den anderen. //

Thomas Julian Herpich ist Autor der »Sieben Sterne zur Kreativität« (2012), Botschafter für Kreativität und Dozent an verschiedenen Berliner Hochschulen. Er lebt derzeit in Berlin und Bayern und gibt Workshops zur kreativen Persönlichkeitsentfaltung, Kommunikation und Potenzialcoaching. creative-embassy.com

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RUBRIK Forever/ Young Leben / Leben

After Winter comes Summer

Text Ingmar Dobberstein 路 Fotos Cyril Niederquell, Susann Lochthofen

Die Winter in Deutschland sind hart und lang, dunkel und kalt. Deswegen sollte man das Beste daraus machen und den Winter so nutzen, wie es der liebe Gott vorgesehen hat: Ski fahren, boarden und abends bei einer Birne zusammen kuscheln.

112 | un-plaqued No 20


Forever young / leben

U

m das Schöne mit dem Nützlichen zu

im Winterurlaub nicht denkbar, solange drau-

verbinden, hat der BdZA diesbezüglich

ßen die Sonne scheint und meterweise Schnee

bereits vor drei Jahren das erste Ge-

liegt. Dementsprechend fanden die Kurse von

spräch mit dem Fortbildungspartner Internati-

acht bis elf Uhr statt und entließen die Teilneh-

onale Fortbildungsgesellschaft mbH (IFG) ge-

mer anschließend auf die traumhaften Berge

sucht. Nachdem der Dental Summer eine

und Pisten. Man könnte denken, dass für die-

unglaublich erfolgreiche Veranstaltung für

sen reduzierten Zeitaufwand kaum namhafte

junge Zahnärzte und Zahnärztinnen geworden

Referenten anreisen würden, aber das Gegen-

ist und 2013 bereits zum vierten Mal an die 300

teil war der Fall. Ganz wie beim Dental Summer

Assistenten zum Timmendorfer Strand kom-

war jeder Tag mit anderen spannenden Refe-

men, wurde es endlich Zeit, dieses Konzept

renten besetzt, die sich vor allem spezifisch mit

auch im Winter anzubieten.

der jungen Zielgruppe auseinandergesetzt ha-

Was böte sich bei diesem Gedanken besser an,

ben. Die Themen kamen grundsätzlich aus dem

als ins Österreichische Ischgl zu fahren, wo sich

Praxisalltag, sensibilisierten die Teilnehmer

ein hervorragendes Skigebiet mit dem Ort der

aber gleichzeitig für die bevorstehenden Ent-

Alpen für Après Ski und Party mischt. Ohnehin

scheidungen bei der weiteren Berufsentwick-

veranstaltet die IFG in Ischgl seit Jahren eine

lung oder Praxisgründung. So referierten Prof.

sehr erfolgreiche Fortbildung im Bereich Pra-

Riegl aus Augsburg über Patientenerwartun-

xismanagement & -führung mit dem bekann-

gen und die Möglichkeiten einer dienstleis-

ten Coach und Trainer Hans Uwe Köhler, sodass

tungsstarken Praxis, Prof. Kniha aus München

im Februar 2013 zusätzlich 30 junge Zahnärzte

über die Markenbildung der Praxis und ande-

mit ihrem Dental-Winter-Programm nach Ös-

re Erfolgsfaktoren und ZA Ingmar Dobberstein

terreich reisten.

aus Berlin über den Mehrwert und die Umset-

Nun lassen sich Fortbildungskonzepte nicht

zung eines echten Prophylaxekonzepts in der

einfach zwischen den Jahreszeiten und Orten

Praxis. Der Wiesbadener Dr. Bernhard Sane-

beliebig verpflanzen, sodass wir sehr genau

ke, der sowohl als Zahnarzt und als Lufthansa-

überlegen mussten, mit welchen Themen die

pilot arbeitet, hinterfragte auf sehr interaktive

Woche bestückt werden sollte. Während beim

Weise zusammen mit den Teilnehmern den Um-

Dental Summer ganztägige Kurse gut besucht

gang mit der Personalsuche und -auswahl. Mit

werden und man trotzdem ein erholtes Gefühl

Hilfe psychologischer Herangehensweisen als

und ausreichend Zeit am Strand hat, ist dies

auch der Auswahlverfahren aus der Indus­trie

un-plaqued No 20 | 113


Forever Young / Leben

veranschaulichte er unter anderem, welches Entwicklungspotenzial in einer Praxis steckt, wenn die richtigen Mitarbeiter am passenden Arbeitsplatz arbeiten. Der Freitagvormittag wurde von Diana Christine Brendel aus Hünstetten gestaltet, die den jungen Zahnmedizinern, die während des Studiums an den Universitäten in keiner Weise in Betriebswirtschaft oder Unternehmensführung ausgebildet werden, das Verständnis für die Kennzahlen einer Praxis und das Lesen einer BWA näherbrachte. Abgeschlossen wurde die Woche durch den Coach und Trainer Hans Uwe Köhler, der die Teilnehmer unter dem Aspekt des Patientengespräches für ihre unbewusste Kommunikation und Körpersprache sensibilisierte. Ein Thema, von dem man am Ende nicht nur für die Praxis, sondern alle anderen zwischenmenschlichen Beziehungen ebenso profitiert. Natürlich war die Fortbildung nicht der alleinige Grund für die lange Reise nach Österreich. Das Skigebiet in Ischgl verbindet die österreichische und Schweizer Seite des Silvretta Gebirges, sodass man mal in dem einen oder anderen Land abfährt. Das bis 2.800 Meter hohe Skigebiet ist weitläufig erschlossen, hat modernste Lifte und ist die komplette Saison über schneesicher. Wir hatten das Glück, dass es jede Nacht Neuschnee gab und wir im Anschluss an die Fortbildungen frische Spuren abseits der Pisten fahren konnten. Gekrönt von einigen sonnigen Tagen und dem sicheren nachmittäglichen Treffen aller auf der Patznauener Taja, einer wunderschön gelegenen Après-Ski-Hütte, war der Spaß garantiert. Nicht nur dass die sportliche Aktivität ein guter Gegenpart zur Fortbildung war, auch dass man mit allen Teilnehmern beider Fortbildungen und den Veranstaltern und Referenten gemeinsam die Nachmittage oder Abende ganz unkonventionell verbrachte, machte das besondere Flair des ersten Dental Winters aus. Damit hatte sich dann doch etwas vom Dental Summer auf den Winter übertragen lassen, wofür ich mich an dieser Stelle im Namen des BdZA bei den Teilnehmern, den Veranstaltern und den Sponsoren (Straumann, W&H, Ethadent, starMed, APO Bank, Pluradent und BmedS) herzlich bedanken möchte. Aller restlicher Dank geht an die fantastischen Menschen, die mich über die Berge begleiteten und die wir im Tal wieder getroffen haben. Ich hoffe, möglichst viele beim nächsten Dental Summer wiederzusehen. 114 | un-plaqued No 20


Forever young / leben

Wer lange Strandspaziergänge, gute Gespräche in entspannter Atmosphäre und hochqualitative Fortbildung mag, sollte nicht so viel über den nächsten Winterurlaub als vielmehr über den nächsten Dental Summer nachdenken. Die vom 3. Juli bis 6. Juli 2013 stattfindende Veranstaltung hat sich in den letzten drei Jahren zu dem Sommerevent für junge Zahnmediziner entwickelt. Interessierte Examenssemester und Assistenten können sich unter www.dents.de/ifg noch eine der begehrten Gratiskarten für zwei Seminartage nach Wahl sichern. Allein die Liste der Referenten ist beeindruckend, weswegen viele die kompletten vier Fortbildungstage mitnehmen: Hans-Uwe L. Köhler, Prof. Dr. Axel Bumann, Prof. Dr. Urs Belser, Prof. Dr. Bernd Klaiber, Dr. Otto Zuhr, Prof. Dr. Markus Hürzeler, Prof. Dr. Thomas Attin und Dr. Uwe Blunck sowie Dr. Ulrich Strunz, Dr. Markus Striegel zusammen mit Dr. Thomas Schwenk. Natürlich wird wie immer an den Abenden der Veranstaltungstage das Leben genossen, miteinander gefeiert, Volleyball gespielt, gesprochen und getanzt. Einer der Höhepunkte wird die IFG-Summer-Party am 5. Juli 2013 im – direkt am Strand gelegenen – MARITIM Seehotel Timmendorfer Strand sein. Das Internationale Fortbildungsinstitut mbH (IFG) hat als Veranstalter speziell für Examenssemester und Assistenten der Zahnmedizin Gratisteilnahmekarten für zwei Seminartage nach Wahl reserviert. Wer sich jetzt noch eine der begehrten Karten aus diesem Kontingent sichern möchte, muss sich dazu nur auf www.dents.de/ifg regis­ trieren und einen Nachweis über sein Fachsemester oder seine Assistenztätigkeit einreichen. Jede weitere Tageskarte kann zum Sonderpreis von 100 Euro + MwSt. dazugebucht werden – günstige und gute Unterbringungsmöglichkeiten findet ihr unter www.dental-summer.de. Wer sich vorab über die konkreten Inhalte einzelner Seminare informieren möchte, kann auf dem Portal dents.de oder auch auf dentapress.de Nachberichte einzelner, ausgewählter Veranstaltungen nachlesen. //

un-plaqued No 20 | 115


RUBRIK / Leben

10. VOCO Dental Challenge Das Finale bei den Dentalisten Wenn fundiertes Fachwissen akribische Forschungsarbeit trifft – dann kommen junge Zahnmediziner und Nachwuchswissenschaftler aus ganz Deutschland und der Schweiz zur VOCO Dental Challenge in Cuxhaven zusammen. Zum zehnjährigen Jubiläum des renommierten Forschungswettbewerbs stellten sich elf Teilnehmer mit anspruchsvollen Präsentationen der wissenschaftlichen Herausforderung im Endausscheid.

Preisträger 2012 kommen aus Marburg,

terstützende Team Preisgelder in Gesamthöhe

Witten-Herdecke und Würzburg

von 6.000, 4.000 bzw. 2.000 Euro sowie Publika-

In ihren Vorträgen präsentierten sie die Ergeb-

tionszuschüsse von jeweils 2.000 Euro zur Unter-

nisse ihrer jüngsten Studien zu dentalspezifi-

stützung ihrer weiteren Arbeit hinzu.

schen Themen und stellten sich anschließend

Die auf der VOCO Dental Challenge 2012 prä-

den kritischen Fragen der unabhängigen Jury.

sentierten Vorträge zeichneten sich insgesamt

Diese bestand erstmals aus drei Wissenschaft-

durch ein hohes wissenschaftliches Niveau so-

lern, die selbst schon erfolgreich an der Dental

wie durch eine fachlich überzeugende und an-

Challenge teilgenommen haben: PD Dr. Sebas-

schauliche Darstellung aus. Das Gremium der

tian Hahnel (Oberarzt der Poliklinik für Zahn-

Juroren gab nach eingehenden Beratungen die

ärztliche Prothetik am Universitätsklinikum

drei Preisträger bekannt, die sich in dem star-

Regensburg), der Sieger von 2009, sowie Dr.

ken Teilnehmerfeld behaupteten.

Anne-Katrin Lührs (Oberärztin der Klinik für

Simone Dudda (22), Zahnmedizin-Studentin im

Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventi-

neunten Semester an der Universität Marburg,

ve Zahnheilkunde an der Medizinischen Hoch-

belegte den ersten Platz der diesjährigen VOCO

schule Hannover) und Dr. Arzu Tuna (Zahnärztin

Dental Challenge mit einer spektakulären Prä-

in eigener Praxis in Attendorn), die beide 2006

sentation zu einer interessanten Erfindung. Im

zu den Preisträgern zählten.

Rahmen ihrer Arbeit »Optimierung der Kompositverarbeitung zur Reduktion schrumpfungs-

Es war ein breites Spektrum komplexer wissen-

bedingter Spannungen« entwickelte sie eine

schaftlicher Beiträge, das die elf Teilnehmer

neue elektronisch gesteuerte Licht-Polymeri-

dem kritischen Fachpublikum boten. Zum wis-

sationstechnik, mit der sich Spannungen beim

senschaftlichen Achtungserfolg gesellen sich

Legen von Komposit-Füllungen signifikant re-

für die drei Preisträger und das sie jeweils un-

duzieren lassen.

116 | un-plaqued No 20


Forever young / leben

Den zweiten Platz belegte Sabine Kragt (28),

dann auch auf alle Teilnehmer: Eine Fahrt mit

Assistenzzahnärztin in Moers und Doktorandin

der Hansekogge »Ubena von Bremen« bildete

der Zahnmedizin in der Abteilung für Zahner-

den letzten Höhepunkt der spannenden zehnten

haltung und Präventive Zahnheilkunde an der

VOCO Dental Challenge.

Universität Witten-Herdecke. In ihrer Arbeit widmete sie sich der »Remineralisation von hu-

Förderung des wissenschaftlichen Nach-

manem Dentin nach Applikation von Cerivtec®

wuchses

und Bifluorid 10® – eine in-situ-Studie«. Hierbei

Die VOCO Dental Challenge besitzt als For-

fand sie heraus, dass die Dentinoberflächen so-

schungswettbewerb für junge Akademiker mit

wohl der mit Cervitec als auch mit Bifluorid 10

dentalspezifischer Ausrichtung eine hohe Anzie-

behandelten Probanden deutlich verminderte

hungskraft und hat sich längst als renommierter

Mineralverluste aufwiesen als die der Kontroll-

Forschungswettbewerb zur Förderung und Mo-

gruppe ohne Behandlung.

tivation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Mona Seyfried (29), Chemikerin und wissen-

etabliert. Hier haben sie die Möglichkeit, ihre

schaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer Ins-

Forschungs- und Studienergebnisse in profes-

titut für Silicatforschung, errang den dritten

sionellem Rahmen und vor fachkundigem Pub-

Platz. Ihre Arbeit hatte zum Ziel, »Neuartige

likum zu präsentieren und sich so auf künftige

selbstätzende Adhäsivsysteme auf Basis von

Vorträge, etwa im Rahmen von wissenschaftli-

Sulfonsäure-funktionalisierten Ormocer®en«

chen Tagungen und Kongressen, vorzubereiten.

zu entwickeln. Tatsächlich zeigte sich, dass Sul-

Aber auch in anderer Hinsicht erweist sich die

fonsäure-funktionalisierte Ormocere ein iden-

VOCO Dental Challenge als ein attraktives Fo-

tisches Ätzmuster auf Schmelz bilden wie Ver-

rum für Nachwuchswissenschaftler. So erlaubt

gleichssubstanzen und die gewünschte starke

sie einen Blick auf den aktuellen Forschungs-

Ätzwirkung erzielt wird.

stand und gibt Gelegenheit zum Gedankenaustausch und Knüpfen wichtiger Kontakte für die

Das Fazit der Preisträger

künftige Forschungsarbeit. Die Förderung des

Die Teilnehmer der VOCO Dental Challenge

wissenschaftlichen Nachwuchses entspricht der

zeigten sich beeindruckt vom hohen fachli-

Unternehmensphilosophie des mittelständi-

chen Niveau und Anspruch der Veranstaltung.

schen, konzernunabhängigen Dentalmaterial-

Insbesondere die jeweils im Nachgang der Prä-

herstellers, der eine intensive Forschungs- und

sentationen gestellten Fragen der Jury und

Entwicklungsarbeit in engem Kontakt mit über

aus dem Ple-

150 Univer-

num hätten

sitäten und

es in sich ge-

weiteren an-

habt, erklär-

gesehenen

ten unisono

Forschungs-

die Preisträ-

einrichtungen im In-

ger. Die erstplatzierte Simone Dudda wertete ihre Teilnah-

und Ausland betreibt. VOCO-Geschäftsführer

me auch deshalb als gute Vorbereitung für die

Manfred Thomas Plaumann: »VOCO sieht sich

Verteidigung ihrer Doktorarbeit. Sie hatte zu-

als Partner der Hochschulen. Mit dieser Veran-

nächst Human-Medizin studieren wollen, dann

staltung und den hier ausgelobten Preisen wol-

aber über ein Praktikum die Zahnmedizin für

len wir junge Wissenschaftler ausdrücklich er-

sich entdeckt.

mutigen und einen Beitrag zur Unterstützung

Ein entspannter Ausklang wartete zu guter Letzt

der Forschungslandschaft leisten.« un-plaqued No 20 | 117


Forever Young / Leben

Fachliches Renommee und attraktive Preise

Fachkreis die eigene wissenschaftliche Arbeit

auf der Dental Challenge 2013

zu präsentieren und Erfahrungen in der Dis-

Am 21. September 2013 findet die VOCO Dental

kussion zu sammeln. Die Anmeldung und Ab-

Challege zum elften Mal in Cuxhaven statt. Der

gabe der einzureichenden Unterlagen (Abs-

renommierte Forschungswettbewerb für junge

tract von ca. einer A4-Seite, Lebenslauf) läuft

Zahnmediziner und Wissenschaftler bietet seit

bereits und muss spätestens bis zum 30.04.2013

seinem Premierenjahr 2003 jedem jungen For-

(es gilt das Datum des Poststempels) einge-

scher die einmalige Chance, in ausgewähltem

reicht sein. //

Teilnahmebedingungen für die VOCO Dental Challenge 2013 Teilnehmen können Studenten und Absolventen, die ihr Studium 2008 oder später beendet haben. Eine weitere Teilnahmevoraussetzung ist die Präsentation einer Studie, an der zumindest ein VOCO-Präparat beteiligt ist. Außerdem dürfen die Untersuchungsergebnisse vor dem 30.04.2013 noch nicht öffentlich präsentiert worden sein. Zu den Bewertungskriterien der Jury zählen neben einer wissenschaftlich überzeugenden Untersuchung und ihrem medizinischen Nutzen auch deren Darstellung und Präsentation. Zudem gibt eine kurze Fragerunde nach den einzelnen Vorträgen Aufschluss darüber, wie intensiv sich die Wettbewerbsteilnehmer mit ihrem jeweiligen Thema beschäftigt haben. Bewerbungsschluss ist der 30.04.2013 (es gilt das Datum des Poststempels). Anmeldung für Bewerber: VOCO GmbH Dr. Martin Danebrock Postfach 767 27457 Cuxhaven Tel.: (04721) 719 – 209 Fax: (04721) 719 – 219 E-Mail: m.danebrock@voco.de 118 | un-plaqued No 20


Köln, 12. – 16. März 2013 A l l e F i n a l i st e n d e r VO CO D e nt a l Challenge 2012 und ihre Themen: Dinh Quoc-Viet Nguyen (Universität Witten-Herdecke): »Effektivität eines lichthärtenden vs. Eines chemisch härtenden Komposits im Seitenzahnbereich der Kavitätenklasse II nach 20 Monaten Funktionszeit – eine klinisch-kontrollierte Studie«

Entspannung für Ihre Praxis und sicher in die Zukunft: CGM Dentalsysteme auf der IDS 2013

Thomas Haenel (Hochschule Bonn-RheinSieg): »Einfluss der Intensitätsverteilung von Aushärtungslampen auf die lokale Verteilung der mechanischen Eigenschaften von Dentalkompositen« Dr. Tobias Tauböck (Universität Zürich): »Einfluss modifizierter Lichtpolymerisati-

ZUKUNFT JETZT!

onsprotokolle auf das Schrumpfungsverhalten dentaler Kompositmaterialien« Theresa Ganz (Universität Köln): »Haltbarkeit von Klasse V Komposit-Füllungen in vitro« Jeanette Hoffmann (Fraunhofer Institut für Silicatforschung, Dental- und Mikromedizin, Würzburg): »Einfluss verschiedener Füllkombinationen und Einarbeitungsverfahren auf die physikalischen Eigenschaften monomerfreier dentaler OROMOCER®basierter Nano-Hybridkomposite« Philipp-Cornelius Pott (Medizinische Hochschule Hannover): »Einfluss eines experimentellen Zirkoniumdioxid-Primers auf die Verbundfestigkeit«

12. bis 16. März 2013 Halle 11.1 Stand F050 / H051

Susanne Datz (Universität Erlangen-Nürnberg): »Lifetime estimation of temporary crown and bridge materials« Svenja Memmert (Universität Bonn): »Koronale Dichtigkeit von Wurzelkanälen nach Eingliederung von Glasfaserstiften«

Wir laden Sie ein: Besuchen Sie uns auf der IDS in Köln und erleben Sie, wie CGM Dentalsysteme mit überzeugenden Innovationen auch Ihnen noch mehr Zeit für Ihre Patienten geben.

www.cgm-dentalsysteme.com


Forever Young / Leben

Das Leben der Rose – Das Familienunternehmen »Komet« feiert 90-jähriges Jubiläum TEXT Ingmar Dobberstein · FOTOS Komet

Es wäre eine Wunschvorstellung, dass der Komet-Gründer Peter Brasseler (1897– 1978) im Jahr 2013 zum 90-jährigen Jubiläum auf das Ergebnis seiner Unternehmenskraft blicken könnte: auf Komet als führenden Hersteller für rotierende Qualitätsinstrumente und weltweit agierenden Global Player. Genau deshalb ist ein Porträt des Rosenbohrers, dem »Brot- und Butter«-Instrument der Zahnärzte, an dieser Stelle richtig platziert, dessen Entwicklung Komet in einem knappen Jahrhundert maßgeblich mit beeinflusste. 120 | un-plaqued No 20


Forever young / leben

I

n den Anfängen der Kariesexkavation, die gleichermaßen unsensibel wie simpel waren, behalf man sich damit, nadelartige Instrumente zwischen den Fingern zu drehen. Bereits damals war klar, dass die Schmerzen verur-

sachende, weiche und übel riechende Substanz irgendwie aus dem Zahn transportiert werden musste. 1871 brachte die von dem Zahnarzt James B. Morrison für das Patent angemeldete Tretbohrmaschine Bohrer mit bis zu 2000 min-1 in Rotation. Was auf mechanische Weise seinen Anfang nahm, führte über die Batterie sukzessive zum Elektrobetrieb. So schaffte es 1936 die Ritter-Unit, in der die Behandlungsgeräte wie Bohrmaschine, Spray, Luftgebläse, Beleuchtungsquellen, Speifontäne und Kauter erstmals zu einer Einheit zusammengefasst waren, unter Einlegung eines Schnellganges eine Umlaufgeschwindigkeit von 24.000 min-1 [1]. Diese Entwicklung fiel in etwa in die Zeit, in der Peter Brasseler in Düsseldorf die Zahnbohrfabrik Gebr. Brasseler mit der Marke Komet gründete – ein in Deutschland für die damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse mutiger Schritt, denn in dem von der Inflation gebeutelten Land war es denkbar schwierig, die anfangs kleine Fräserei in einen renommierten Fertigungsbetrieb zu überführen. Die Anfänge mit Zahnbohrstahl 1933 machte Komet mit dem so genannten Drallbohrer auf sich aufmerksam. Man setzte für die Produktion niedrig legiertes Zahnbohrstahl (1% Wolfram, 0,1% Vanadium) ein [1] und orientierte sich bei der Kopfform an dem bereits 1890 von Arthur Browne skizzierten Rosenbohrern – die Kugel, die übrigens in ihrer Form bis heute wegweisend geblieben ist, da sich die grundsätzliche Geometrie seitdem nur unwesentlich verändert hat. In altdeutscher Schrift bewarb Komet damals das Einstiegsprodukt mit folgenden Worten: »Die unsichtbare Spirale, die um den Kopf des Drallbohrers konstruiert wurde, ist das Geheimnis unserer Erfindung! Sie lässt die Späne ungestört fortfließen und vermeidet dadurch ein Heißlaufen des Bohrers. Die Schneidwirkung wird erhöht und arbeitet ohne jede Anwendung von Druck.« Die Mitarbeiter der Komet eigenen un-plaqued No 20 | 121


Forever Young / Leben

1

2

3

4

Abb.  1: Vibrationsarm durch Kreuzverzahnung: der H1SE Abb. 2:  Schlanker Hals und schnittfreudig: der H1SEM Abb. 3: Hohe Biegefestigkeit und lange Standzeit: der K1SM Abb. 4: Selbstlimitierend aufgrund seiner Härte im Vergleich zum Dentin: der PolyBur P1

F&E-Abteilung werden an dieser Stelle schmun-

Das wachsende Instrumentensortiment aus

zeln, denn die aufgezählten Kriterien – Schnitt-

Stahl und Hartmetall in Lemgo erforderte aber

freudigkeit, Hitzeentwicklung, Spanabfuhr

bald eine schlaue Form der Codierung, um Ver-

und hohe Standzeit – stehen damals wie heute

wechslungen für den Zahnarzt während der Be-

in gleichem Maße im Mittelpunkt für die Eigen-

handlung auszuschließen. Komet meldete des-

schaften eines Rosenbohrers.

halb 1964 ein Patent für im gleichen Abstand auf

Komet etablierte sich in Düsseldorf schnell über

dem Schaftumfang angebrachte Vertiefungen

den konsequenten Direktvertrieb und wurde

an (Schmiertaschen). Ein derart mit Schmierta-

zum internationalen Markenzeichen für Quali-

schen versehener Bohrer, Fräser oder derglei-

tätsinstrumente. Der Zweite Weltkrieg bereite-

chen zeigt einen einwandfreien Lauf und ge-

te der positiven Entwicklung ein jähes Ende. In

währleistet fortwährende, gute Schmierung

Brake bei Lemgo (1943) und schließlich in Lem-

in einem Hand- oder Winkelstück, ohne dass

go selbst (seit 1949) baute Komet die Produkti-

dabei der zentrische Lauf des Bohrers negativ

on von Dentalinstrumenten komplett neu auf.

beeinflusst wird. Auch heute sind Instrumente von Komet qualitativ hochwertig codiert.

H1: der Klassiker

Bernd Otto von der Komet-Produktentwicklung

Die 50er Jahre waren prall gefüllt mit Innova-

beschreibt die Technik von heute: »Wird Farbe

tionen. 1952 inspirierte Willi Lohmann aus Ber-

aufgemalt, entsteht eine Erhöhung, die beim

lin den Markt mit einem Patent: Er erfand den

Einsatz des Instrumentes leicht abplatzen bzw.

Zahnbohrer aus gesintertem Hartmetall. Damit

abgerieben werden kann. Deshalb schleifen wir

löste er das Problem des schnellen Schärfever-

eine Nut in den Schaft und bringen dort die Far-

lustes bei der Verwendung in der Zahnmedizin.

be ein, sodass die Kennzeichnung geschützt ist

Bohrer aus gesintertem Hartmetall behielten

und sich plan an die Oberfläche anschließt.«

länger ihre Schärfe, wodurch das Schmerzempfinden, das auch durch die Hitzeentwicklung

HIP-Prozess: der Meilenstein

entsteht, für die Patienten merklich herabge-

Um die HIP-Innovation im Jahre 1982 zu verste-

setzt werden konnte.

hen, ist ein Exkurs in die Werkstofftechnologie

122 | un-plaqued No 20


Forever young / leben

notwendig. Die Hauptbestandteile von gesin-

Werkstoffen. Dazu gehörten die CeraPost-

tertem Hartmetall sind Wolfram-Karbide als

Wurzelstifte aus Zirkonoxid-Keramik, die Ce-

Hartstoff und Kobalt als Bindemittel. Bei der

rafil-Füllkörper aus leuzitverstärkter Dental-

Produktion wird ein Pulvergemisch durch Pres-

Keramik und die CERACAP aus Glaskeramik.

sen in Form gebracht und anschließend bei zir-

Bereits zum damaligen Zeitpunkt prüfte man

ka 1300°C gesintert [2]. Das anfangs eingesetzte

in Lemgo, ob sich aus der zur Verfügung ste-

grobkörnige Hartmetall führte beim Schleifen

henden Zirkonoxid-Keramik auch rotierende

zu Mikroausbrüchen an den Schneiden. Komet

Instrumente fertigen ließen. Das Material war

setzte auf Feinkorn und brachte dies durch das

jedoch aufgrund der Eigenschaften für rotie-

einzigartige HIP-Verfahren (hot isostatic pres-

rende Instrumente nicht geeignet. Man suchte

sing), also durch Verdichtung, zu genialen Ei-

intensiv nach Kooperationen mit potenziellen

genschaften: Bei gleicher Härte zeigten die

Lieferanten und stieß 2003 auf die Firma Met-

»gehippten« Hartmetalle deutlich höhere Bie-

oxit High Tech Ceramics in der Schweiz. Deren

gefestigkeiten und bewirkten somit ein ver-

Hochleistungskeramik ermöglichte die Herstel-

bessertes Sprödbruchverhalten der daraus ge-

lung eines weißen Bohrers, der den zahnärzt-

fertigten Instrumente. Dies war die Geburt des

lichen Anforderungen mehr als gerecht wird.

H1S, wobei das »S« für schnittfreudig steht.

Metoxit Geschäftsführer Stefan Leyen erinnert

Für viele Jahre sollte der Hartmetall-Rundboh-

sich an die Geburt des K1SM (Abb. 3): »Unsere

rer H1S in Zahnarztpraxen das Maß aller Dinge

Zusammenarbeit mit Komet, aus der der erste

sein. Doch nichts ist so gut, als dass es nicht noch

keramische Rosenbohrer resultierte, ist ein he-

verbessert werden könnte. Insbesondere wenn

rausragendes Beispiel. Mit der ATZ-Mischoxid-

der H1S beim Exkavieren langsam eingesetzt

keramik hat die Metoxit einen hochfesten

wurde, entstanden unschöne Vibrationen, die

Werkstoff entwickelt, aus dem heute Halswir-

Komet 1997 elegant durch die Entwicklung des

belimplantate (Cervicalspacer) für die Ortho-

H1SE (Abb. 1) mit einer Kreuzverzahnung in den

pädie und Zahnimplantate produziert wer-

Griff bekam. Insgesamt brachte die Kreuzver-

den. Die Idee, hieraus auch keramische Bohrer

zahnung in den 90ern mehr Laufruhe in das Ex-

(CeraDrill) und Knochenfräser (CeraBur) für die

kavieren und die Familie des H1 wuchs weiter:

Implantologie zu entwickeln, entstand damals

Heute sind beliebte Variationen des H1SE der

sehr schnell, auch wenn der Entwicklungspro-

H1SM (mit schlankem Hals für bessere Sicht) und

zess bis zum sicheren und zuverlässigen Pro-

der H1SEM (mit schlankem Hals und schnittfreu-

dukt ein langer und noch heute spannender

diger Kreuzverzahnung) (Abb. 2).

Weg ist.« Die ATZ-Mischoxidkeramik, aus der der K1SM

Umdenken in Weiß

gefertigt wird, erreicht eine überproportional

Bereits 1995 startete Komet mit den ersten

hohe Biegefestigkeit von 2.000 MPa. Aufgrund

Produkten aus verschiedenen keramischen

ihrer Beständigkeit gegenüber Desinfektionsun-plaqued No 20 | 123


Forever Young / Leben

flüssigkeiten ergibt sich eine bisher unerreichte Standzeit. Und nicht zuletzt

1923–1965

lieben Zahnärzte den K1SM, weil er sie zwischen gesundem und krankem Dentin aufgrund seiner hohen Taktilität leicht unterscheiden lässt. Das Arbeiten nahe der Pulpa und die Kinderzahnheilkunde sind inzwischen die prädestinierten Indikationen für das Instrument. Mit diesen Eigenschaften löste der K1SM eine wahre Begeisterungswelle aus und führte in den Praxen einen neuen Sinn für Ästhetik, Bioverträglichkeit und Feingefühl ein. Keramik bleibt vorläufig speziellen Instrumenten vorbehalten und ist eine sinnvolle Ergänzung zu

1966–1987

den Standardinstrumenten aus Hartmetall, Stahl und Diamant. P1: Weniger ist mehr 2009 wendete sich Prof. Karl-Heinz Kunzelmann aus München an Komet, um seine Ideen einer minimal-invasiven Exkavation in einem neuen Rosenbohrer umgesetzt zu sehen. Er störte sich an der »alten Schule« des Exkavierens, die die klirrende Sonde und einen schneeweißen Kavitätenboden als Ziel lehrt. Außerdem

1988–2011

tragen herkömmliche Instrumente aufgrund ihrer Härte auch gesundes Dentin problemlos ab, sodass bisher allein die Taktilität und Erfahrung des Zahnarztes – also rein subjektive Kriterien – die Grenze beim Exkavieren bestimmten. Wertvolle Zahnsubstanz wird auf diese Weise entfernt, obwohl eine remineralisierbare, erhaltungswürdige Dentinschicht in der Kavität belassen werden könnte, die im ein oder anderen Fall einen endodontischen Eingriff verhindert. Der Trend unter den Kariesforschern geht inzwischen eindeutig hin zu mehr Substanzschonung. Mit dem PolyBur P1 (Abb. 4) sollte der Rückzug aus der Übertherapie angetreten werden. Ursprünglich stammte die Idee von Dr. Daniel Boston, Temple University USA [3]. Herr Boston entwickelte ein Instrument, dessen Härte geringer als gesundes und höher als kariös verändertes weiches Dentin ist. Sobald die Schneiden auf gesundes Dentin treffen, sollen sie verrunden, damit das Instrument unbrauchbar wird. Der erste Versuch der Firma SS White Burs, der SmartPrep, besitzt einen Polymerarbeitsteil auf dem Metallschaft – eine Zweistückkonstruktion. 2010 wurde schließlich die zweite Generation aus Vollkunststoff, die SmartBurs II, auf den Markt gebracht. SmartBurs II hat eine ähnliche Schneidengeometrie wie der Vorgänger, ist aber etwas härter. Der PolyBur unterscheidet sich vom SmartBurs II durch die Schneidengeometrie, die bei dem 124 | un-plaqued No 20

ab 2012


Forever young / leben

Komet-Instrument an einen Rosenbohrer ange-

gibt. Für die Zukunft gilt es, das minimal-in-

lehnt ist. Beim PolyBur ist außerdem der Hals

vasive Vorgehen mit noch mehr klinischen Da-

wesentlich schlanker gefertigt, wodurch sich

ten zu untermauern, damit einer überzeu-

das Instrument auch für Mikrokavitäten eignet.

genden Empfehlung von Seiten der Hochschu-

Der wohl größte Unterschied ist jedoch die An-

len an die Praktiker und der Verbreitung in der

druckkontrolle durch den elastischen Hals, was

Lehre nichts mehr im Wege steht.

besonderes bei der kleinen Größe 014 zum Tragen kommt. Indikationen für den P1 sind die wei-

Großartige Akzente

che, pulpanahe Karies bei klinisch symptomlo-

In der historischen Abhandlung der Rosenboh-

sen Milch- und bleibenden Zähnen [4] .

rer wird auf jeden Fall deutlich: Während sich

Der von Prof. Kunzelmann geprägte Begriff

die Kopfform, wie sie Arthur Browne bereits

»selbstlimitierende Zahnheilkunde« läute-

1890 beschrieb, nur in geringem Maße über die

te eine neue Ära in der Exkavation ein, der alte

Jahrzehnte veränderte, wurde der Schneid-

Theorien auf den Kopf stellte und die Kollegen

stoff hingegen zum Experimentierfeld der Ab-

an Hochschule und Praxis anfangs kritisch auf-

teilung für Forschung und Entwicklung: vom

horchen ließ. Prof. Kunzelmann: »An unserem

Zahnbohrstahl über gesintertes Hartmetall zu

Lehrstuhl führe ich für jede Endo, die uns durch

Keramik und Kunststoff. Damit setzte Komet

den PolyBur erspart bleibt, eine mentale ›Pul-

über 90 Jahre großartige Akzente, stets ange-

pa-Lebensrettungsliste‹. Rückblickend war es

spornt durch Visionen aus Praxis und Hochschu-

für mich ein tolles Erlebnis, den PolyBur gemein-

le. Viele Studenten werden inzwischen mit den

sam mit Komet zu entwickeln. Meine Ideen und

Möglichkeiten der selbstlimitierenden Kariest-

Aussagen wurden sehr integer behandelt.« [5]

herapie groß, und das Prinzip wird mittelfris-

Komet unterstützt die Trendwende beim Exka-

tig von den Universitäten ausgehend die Praxen

vieren, in dem es renommierten deutschen Ka-

erobern. Dieser Entwicklung wird Komet auch in

riesforschern durch regelmäßige Treffen ein Fo-

Zukunft mit größtmöglichem Forschergeist in-

rum für den intensiven persönlichen Austausch

novativ zur Seite stehen. //

Literatur zum Thema:  1 Marxkors, R., Danger, K.H., Form- und funktionsgerechtes Präparieren, Komet: 9 2 Gebr. Brasseler, Hartmetallinstrumente für die Präparationstechnik. Zahnarzt Magazin 1998; 1: 26–28 3 Boston, D. W., New device for selective dentin caries removal. Quintessence Int 2003; 34(9): 678–685. 4 Holsten, D., Selbstlimitierende Kariestherapie. Dental Magazin 2011; 6: 38–40 5 Holsten, D., Limitierende Kariestherapie: das große Umdenken. ZMK 2011; 12 6 Holsten, D., Danger, K.-H., Meier, A., Geschichte einer Kugel. Dental Magazin 2012; 4: 63–66

un-plaqued No 20 | 125


Theorie & Praxis / Leben

Wissen lebt! Von Master- und anderen Fortbildungen


Theorie & Praxis / leben

Elisabeth Niggl arbeitet als Zahnärztin in einer oberbayerischen Gemeinschaftspraxis. Die dreifache Mutter entschied sich 2005 für den Studiengang Master of Science in Oral Implantology, den die Deutsche Gesellschaft für Implantologie in Zusammenarbeit mit der Steinbeis-Hochschule-Berlin gerade etabliert hatte. Das nächste Masterstudium hat sie bereits fest vor Augen. UN-PLAQUED befragte die Fortbildungsbegeisterte nach ihren Erfahrungen mit Masterstudiengängen sowie ihren Kriterien für die Auswahl der richtigen Fortbildung.

Interview Barbara Ritzert · FOTO David Knipping

Wie hat sich die Masterfortbildung, als

che beispielsweise keine Beckenkammtrans-

umfangreichste und kostenaufwendigste

plantate. Zum anderen wird es durch die zu-

Fortbildungsmöglichkeit in Deutschland,

nehmende implantologische Tätigkeit in den

über die Jahre für die Arbeit in der Praxis

Praxen immer wichtiger, rechtlich abgesichert

ausgezahlt?

zu sein. Dabei ist der Master sicher nicht von

Ich weiß zwar nicht, wie es ohne Master of Sci-

Nachteil. Wie gesagt, mir nützt er schon rein

ence (M.Sc.) gelaufen wäre, aber ich kann ei-

psychologisch.

nes sagen: Die Ausbildung gibt mir ganz einfach Sicherheit. Wenn ich mir vorstelle, dass

Wie viel und welche Fortbildung hat sich

vor zehn Jahren im Umkreis von 40 Kilometern

über die Jahre als sinnvoll herausgestellt?

um meine Praxis kein implantologisch tätiger

Das Fortbildungsangebot für Zahnärzte ist ja

Zahnarzt zu finden war, so sind es heute mehr

sehr reichhaltig. Ich nehme immer gerne an

als 50 Prozent. Das heißt zum einen, dass man

verschiedenen, bunt gemischten Kursen teil.

sich abheben muss, indem man sich eben nicht

Natürlich überschneiden sich die Inhalte da-

nur Wissen aus gesponserten Wochenend-

bei. Ich gehe auch nicht auf einen Kurs mit der

kursen aneignet, sondern eine fundierte und

Erwartung, nur Neues zu erfahren. Im Gegen-

strukturierte anerkannte Ausbildung durch-

teil: Ich möchte die Bestätigung bekommen,

laufen hat – ein Merkmal, das ansonsten nur

dass ich immer noch auf dem aktuellen Stand

durch eine chirurgische Facharztausbildung zu

bin, und versuche dann, die wenigen neuen

erreichen ist. Viele Kollegen sehen durch eine

Dinge, die ich erfahren habe, auch gleich um-

gelegentliche Teilnahme an entsprechenden

zusetzen. Ich habe in meinen Anfangsjahren

Kursen durchaus die Möglichkeit, implantolo-

die Erfahrung gemacht, dass ich nicht mehr

gische Standard­eingriffe vorzunehmen, gelan-

hinterherkam, das Gelernte umzusetzen. Da-

gen aber bei anspruchsvolleren Fällen schnell

her sehe ich die Problematik, dass man als An-

an ihre Grenzen. Ich habe mir vor dem Master-

fänger auf einem bestimmten Gebiet bei Ein-

studium auch nicht vorstellen können, dass ich

zelkursen leicht den Überblick verliert.

eines Tages ein derartig breites Spektrum der Implantologie abdecken würde. Das Studium,

Wie wählt man die für sich richtige Fortbil-

das einen mit der gesamten Bandbreite kon-

dung aus dem großen Angebot aus?

frontiert, hat mir dies ermöglicht, und gerade

Die richtige Fortbildung auszuwählen ist

deswegen kenne ich meine Grenzen. Ich ma-

schwierig und gelingt oft nicht. Mit der Zeit un-plaqued No 20 | 127


Theorie & Praxis / Leben

kennt man die Leute und entwickelt auch ein

ankommt. Das Ganze hat nur einen Haken. Es

Gespür dafür. Aber ein gewisses Lehrgeld,

findet in Greifswald statt. Das liegt von mir aus

denke ich, muss jeder selbst bezahlen. Sicher

gesehen sozusagen genau am anderen Ende

sollte man dabei die Vielzahl der neu gegrün-

Deutschlands. Das wäre auch noch nicht das

deten Fortbildungsveranstalter kritisch be-

Problem, wenn es eine halbwegs vernünftige

äugen, immerhin wird damit ein ganz schö-

Flug- oder Zugverbindung gäbe. Ich hätte bei-

nes Geschäft gemacht. Meinen Einstieg in die

nahe alles in Kauf genommen, nachdem mir

Fortbildung habe ich im Kemptener Arbeits-

Herr Prof. Splieth bei unseren Konversationen

kreis gemacht, ein sehr persönlicher Kreis mit

auch noch so ans Herz gewachsen ist. Am Ende

äußerst engagierten hochqualifizierten Leu-

habe ich doch schweren Herzens abgesagt,

ten, der mich sicherlich geprägt hat.

denn da sind ja noch meine drei Kinder (3, 5, 7 Jahre), mein Mann und dann noch die bevor-

Wie ist der Mehraufwand an Zeit und Ar-

stehende Übernahme der Gemeinschaftspra-

beit für die Fortbildung mit dem Leben

xis. Momentan habe ich etwas zu wenig Frei-

vereinbar?

zeit, aber das kommt auch wieder ins Lot, und

Wer glaubt, dass mit dem Schließen der Pra-

dann mache ich den Kinder-Master auch noch.

xistür der Arbeitstag zu Ende ist, hat meines Erachtens die vollkommen falsche Einstellung.

Würden Sie heute etwas anders machen?

Daher zählte für mich die stetige Fortbildung

Natürlich würde ich heute einiges anders an-

von Anfang an mit zu meinem Beruf. Natür-

gehen, was nicht heißt, dass ich unzufrieden

lich muss man dafür Zeit opfern, die andere

bin. Wahrscheinlich würde ich mich bereits

als Freizeit verbringen würden. Das kann man

früher spezialisieren. Dafür ist aber notwen-

wahrscheinlich auch nur machen, wenn man

dig, dass man bereits vieles kennengelernt

Spaß am Lernen hat. Man hat ja mittlerweile

hat. Also doch wieder erst einmal hier und da

eine andere Sichtweise als zur Schulzeit.

ein Kurs, aber dann ein zwei Sachen intensiv.

Ich habe mich im Dezember für das Master-

Dafür gibt es ja heute so viele Möglichkeiten.

studium Kinderzahnheilkunde beworben.

Das wurde uns im Studium überhaupt nicht

Kinderzahnheilkunde ist mein zweiter Tätig-

vermittelt. Wir dachten wirklich, wir wären

keitsschwerpunkt. Auch wenn sich das auf

nach der Ausbildungsassistenz fertige Zahn-

den ersten Blick gar nicht so zusammenfügt:

ärzte. Mit ein oder zwei Schwerpunkten kann

Ich finde es eine herrlich ausgleichende Kon-

man sich gut zusammenschließen mit ein oder

stellation. Ich habe den Zeitpunkt herbeige-

zwei weiteren Kollegen, wie ich mir es auch für

sehnt, bis es endlich das erste Masterstudi-

die Zukunft wünsche. Auf diese Weise kann

um in Kinderzahnheilkunde gibt. Ich sammle

man als allgemeinzahnärztliche Praxis ein wei-

schon lange Datenmaterial in der Praxis, nach

tes Feld der Zahnmedizin abdecken und das ist

einem Masterstudium weiß man ja, worauf es

zumindest in der ländlichen Region sinnvoll. //

128 | un-plaqued No 20


„I want you for dental Challenge“

2013 dent al challenge

VoCo dental Challenge 2013: die herausforderung lockt

Fo r s chun g für die Zukunf t

Schon seit 2003 fördern wir den wissenschaftlichen Nachwuchs im Rahmen der VOCO Dental Challenge. Im elften Jahr unseres renommierten Forschungswettbewerbs warten neben attraktiven Preisgeldern zahlreiche Überraschungen und ein Ausflug auf die Nordseeinsel Helgoland auf unsere Teilnehmer. Alle Informationen auch unter www.voco.de. Wir freuen uns auf Sie – bewerben Sie sich jetzt!

Seien Sie dabei! QR-Code scannen und alle Infos zur VOCO Dental Challenge 2013 erhalten!

VOCO GmbH · Anton-Flettner-Straße 1-3 · 27472 Cuxhaven · Tel. 04721 719-0 · www.voco.de

Halle 10.2, R8/S9 + P10


Theorie & Praxis / Leben

Kann man Lebensqualität implantieren? Text Katja Geis · FOTO Dentsply Implants

Lebensqualität – da sind sich alle einig – ist ein höchst subjektiver Begriff. Reicht dem einen ein perfekter Sonnenuntergang zum vollständigen Glück, muss es für andere schon ein schnittiger Sportwagen oder eine sechswöchige Weltreise sein. Nur wenige Wünsche sind so unangefochtener Konsens wie der Wunsch nach Gesundheit und einem langen Leben. Auch Implantathersteller wie DENTSPLY Implants stellen sich der Frage, wie Implantate die Lebensqualität verändern und wie man das messen kann.

I

st Lebensqualität schwer messbar, hat es der

zwischen Lebensstandard (Haben) und Le-

Gegenbegriff deutlich einfacher: Der Le-

bensqualität (Sein) so deutlich beschrieben

bensstandard kann per definierten Parame-

wie Erich Fromm. In »Haben oder Sein«1 be-

tern quantitative Größen unserer Lebensum-

schreibt er, wie das Haben zwangsläufig mit

stände ermitteln. Dabei geht es zum Beispiel

Verlustängsten verbunden ist, während das

um das Einkommen in Relation zu einem be-

Sein mit allen Chancen der Welt verknüpft ist:

stimmten Warenkorb, um Zugang zu medizini-

an das Leben zu glauben, die eigenen produk-

scher Versorgung oder um Bildungschancen. In

tiven Kräfte kennenzulernen, kurz: das Leben

der Philosophie hat keiner den Antagonismus

zu lieben.

130 | un-plaqued No 20


Theorie & Praxis / leben

Der wichtigste gesellschaftliche Antrieb

rund 1.000 Befragten aus dem Jahr 2010 ergab,

Sogar der Deutsche Bundestag hat erkannt, dass

dass vier von fünf Deutschen mit guten und ge-

die Fragen nach der Lebensqualität in der heu-

pflegten Zähnen eine positive Ausstrahlung

tigen Zeit neu justiert werden muss. Es wurde

und Attraktivität verbinden.

eigens eine Enquete-Kommission eingerichtet, die sich dem Thema »Wachstum, Wohlstand,

Dieselbe Umfrage kam außerdem zu dem Er-

Lebensqualität« widmet und prüft, ob Ziele

gebnis, dass fast jeder Fünfte in Deutschland

wie Lebensqualität, Teilhabe oder sogar Glück

mit der Gesundheit und dem Aussehen seiner

ausschließlich auf Wachstum und Wohlstand

Zähne unzufrieden ist. Gleichzeitig kennt man

beruhen. Einem ähnlichen Thema widmet sich

vielfältige Aussagen über die subjektive Ver-

der Autor Magnus Lindkvist. Der schwedische

besserung der Lebensqualität durch Implanta-

Futurologe nennt sich selber »Trendspotter«

te: »Ich konnte nach 15 Jahren das erste Mal wie-

und geht der Frage nach, ob die Zukunftsfor-

der in einen Apfel beißen«, »Es war für mich

schung tatsächlich nur das mehr oder weniger

eine Erlösung, endlich diese Implantate zu ha-

konsequente Weiterdenken der Gegenwart ist.

ben« oder »Ich habe das Gebiss völlig integ-

Lindkvist, Autor unter anderem des Zukunfts-

riert, auch psychologisch. Wenn zum Beispiel

buches »Trendspotting«2, stellt grundsätzlich

ein Salatblatt hängenbleibt, spüre ich das, als

fest: »Für eine aufstrebende Wirtschaft, wie

wenn es die eigenen Zähne wären«. Doch ist die

wir sie in Asien und zunehmend auch in Tei-

wissenschaftliche Relevanz solcher Aussagen

len von Afrika vorfinden, spielt Lebensqualität

zurzeit wenig untermauert. Hier versucht eine

eine untergeordnete Rolle. Für eine sich lang-

Studie der Universität Bergen, Norwegen, unter

samer bewegende Wirtschaft wie in Schweden

der Leitung von Dr. Harald Gjengedal nachzu-

oder in Deutschland ist die Qualität des Lebens

bessern und relevante Daten zu sammeln.

immer der wichtigste gesellschaftliche An-

Zweifelsohne können Zahnerkrankungen ei-

trieb.«

nen großen Einfluss auf die allgemeine Gesund-

Lindkvist setzt Lebensqualität auch in Bezug zur

heit und Lebensqualität haben. Gjengedal be-

Gesundheit: »Lebensqualität hat in den letz-

schreibt auf der Homepage der Universität

ten zwei Jahrhunderten stetig zugenommen, dies wird sich fortsetzen. Aber: Die Tatsache, dass wir länger leben, wird gesundheitliche Probleme aufzeigen, mit denen wir vorher nicht konfrontiert waren.« In einer immer älter werdenden Gesellschaft trifft dies in besonderem Maß auf die Zahngesundheit zu. Zähne als »Aushängeschild« Zähne sind das Aushängeschild eines Menschen: Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa bei

Bergen die Situation: »Redu-

Für eine sich langsamer bewegende Wirtschaft ist die Qualität des Lebens immer der wichtigste gesellschaftliche Antrieb.

zierte mechanische und physiologische Funktionen der Zähne verringern die Fähigkeit, feste und faserige Nahrung zu genießen. Dies hat negative Auswirkungen auf die Ernährung und möglicherweise auch auf die allgemeine Gesundheit. Schwerwiegendere Folgen entstehen zum Beispiel durch ein verändertes Selbstbild, die Selbstwahrnehmung

und

eine

Unsicherheit in sozialen Situationen.« Die Universität Bergen führte die Studie durch, um ein besseres

un-plaqued No 20 | 131


Theorie & Praxis / Leben

Verständnis vom Leben mit einer Totalprothese bezogen auf die Lebensqualität zu gewinnen. 100 Personen mit teils konventionellen und teils Implantatgetragenen Deckprothesen wurden auf verschiedene Parameter untersucht. Auch soziale, persönliche, psychologische und physiologische Faktoren flossen ein, da diese das Ernährungsverhalten und den Ernährungsstatus mit beeinflussen können. Die Untersuchung begann im Jahr 2005,

Zweifelsohne können Zahn­ erkrankungen einen großen Einfluss auf die allgemeine Gesundheit und Lebens­qualität haben.

wurde 2011 abgeschlossen und 2012 vorgestellt.

design wie Gjengedal der Frage nach, ob sich der Zugewinn an Lebensqualität durch Implantate in Relation zu den notwendigen Investitionen setzen lässt. Befragt wurde eine Gruppe von Senioren mit konventionellen (n = 13) und mit Implantatgetragenen Deckprothesen (n = 23). Das Ergebnis zeigt, dass sich der Wert von Lebensqualität durchaus beziffern lässt: 46 Prozent der konventionell versorgten Patienten und 70 Prozent der Implantatträger waren bereit, in eine implantologische Versorgung das Dreifache der

Als Ergebnis stellte Gjengedal mit seinem Team

Kosten der konventionellen Alternative zu inves-

fest, dass die subjektiv empfundene Mundge-

tieren. Diese Prozentsätze wurden ein weiteres

sundheit und Lebensqualität bei Implantatpa-

Mal erhöht (77 bzw. 96 Prozent), wenn die Op-

tienten tatsächlich höher war als bei denen mit

tion einer monatlichen Ratenzahlung bestand.

konventioneller Totalprothese, eine objektive Verbesserung der Lebensqualität hingegen

Implantate bei Tumorpatienten

konnte wissenschaftlich nicht nachgewiesen

Deutlich lassen sich auch Aussagen zur Erhö-

werden. In der Studie wurden auch Aspekte

hung der Lebensqualität bei Tumorpatien-

in Bezug auf die Atmosphäre rund um Betreu-

ten machen. Nach einer Tumorerkrankung im

ung und Behandlung untersucht. Hier zeigt sich

Kopf- oder Halsbereich müssen aufgrund von

die Crux der wissenschaftlichen Relevanz: Es ist

chirurgischen Eingriffen und Strahlentherapie

nachvollziehbar, dass schon die schlichte Sym-

teilweise erhebliche Rekonstruktionen am Ge-

pathie mit dem jeweiligen Behandler die Com-

biss vorgenommen werden. Dr. Lars Nygaard,

pliance positiv beeinflusst.

niedergelassener Zahnarzt aus Kopenhagen, hat viele Tumorpatienten zahnmedizinisch ver-

Was ist Lebensqualität wert?

sorgt. Er weist insbesondere auf die Bedeutung

In eine ähnliche Richtung forscht Jocelyne Fei-

einer gründlichen Beurteilung der physiologi-

ne von der McGill University in Montreal. Sie

schen, aber auch psychologischen Ausgangs-

beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem

situation hin. Dabei ist eine interdisziplinä-

Thema »Lebensqualität und Zahngesundheit«

re Zusammenarbeit unabdingbar, gleichzeitig

und sammelt in verschiedenen Studien Infor-

müssen die Grenzen des Machbaren ausgelotet

mationen, wie zufrieden Patienten mit ihrer

und respektiert werden. Mit dieser Ausgangs-

jeweiligen Therapie sind und inwieweit diese

basis könne, so Nygaard, für Tumorpatienten

die Lebensqualität verbessert. Die Erkenntnis-

sowohl ein vorhersagbares Ergebnis durch die

se sollen dazu dienen, Entscheidungen für oder

Implantatbehandlung erreicht als auch die Le-

gegen bestimmte Therapien besser begründen

bensqualität der Patienten verbessert werden.

zu können. In einer Studie aus dem Jahr 2008

Implantate sind heute für jede Zielgruppe

ging Feine mit einem vergleichbaren Studien-

eine wichtige Option, unabhängig vom Zahn-

3

132 | un-plaqued No 20


forever young / leben

status, vom Alter oder von Vorerkrankungen. Das bestätigen alle drei erwähnten Wissenschaftler und Zahnärzte. Eine implantologische Versorgung kann viele Facetten von Lebensqualität wiederherstellen: zum Beispiel der Genuss beim Essen, ein entspanntes Lachen, ein natürlicheres Gesichtsprofil und eine deutliche Sprache. Zahnärzten kommt dabei eine größe-

Intelligent!*

re Rolle zu als nur die der medizinischen Versorgung: Die Kommunikation über genau diese Aspekte der Lebensqualität muss ebenfalls in die Beratung der Patienten einfließen. Implantathersteller wiederum unterliegen der Verpflichtung, nicht nur die optimalen implantologischen Produkte für die Behandler bereitzustellen, sondern auch die Lebensqualität der Patienten nie aus dem Auge zu verlieren. Das tut auch der Implantatspezialist DENTSPLY Implants durch intensive Forschung und Entwicklung: Ob die CAD/CAM-Technologien zur Sicherung des ästhetischen Langzeiterfolgs beitragen oder die Option Sofortbelastung den Patientenwünschen entgegenkommt – der Patient steht immer im Mittelpunkt. // Literatur: 1 Fromm, Erich: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. München: dtv, 2010, 37. Aufl., 271 S. ISBN 978-3-423-34234-6. 2 Lindkvist, Magnus: Trendspotting. Zürich: Midas Management Verlag AG, 2010, 192 S. ISBN: 3907100360. 3 Esfandiari, S., Lund, J.P., Penrod, J.R., Savard, A., Mark Thomason, J., Feine, J.S..: Implant overdentures for edentulous elders: study of patient preference. Gerodontology. 2009 Mar; 26(1): 3–10. dentsplyimplants.de

Die RedLine. *Einfachste Praxis-Logistik durch HIBC-Code auf jeder Kartusche! www.dreve-hibc.de www.dreve.com

2013 un-plaqued No 20 | 133

Besuchen Sie uns in Halle 10.2 Stand T030 U031 Wir freuen uns auf Sie!


Theorie & Praxis / Leben

Ich lebe! Meine Mitarbeiter auch? Text Anja Fink · Illustration Maximilian Buttenberg

Stellen sie sich einmal Folgendes vor: Sie haben monatlich einen Geldbetrag auf dem Konto, von dem sie kaum Ihre Miete und ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Die Handykarte müsste auch mal wieder aufgeladen werden, und ein paar neue Schuhe sind längst überfällig … Ihr Chef fährt Montag Morgen nach einem Golf-Wochenende mit seinem Porsche vor, nimmt sie am Empfang kaum wahr und hat auch ansonsten selten ein Lob, eine Anerkennung oder ein Lächeln für sie übrig.

H

and aufs Herz: Was würde sie in dieser

Mitarbeiter die »eierlegende Wollmilchsau«

Situation motivieren, Ihren Chef mit al-

wünschten und diese möglichst für ein kleines

len Kräften und vollem Einsatz zu unter-

Taschengeld. Die zahnmedizinischen Fachange-

stützen, ihm Ideen zu präsentieren, ihn weiter

stellten sollten möglichst über einen so genann-

nach vorne zu brin-

ten unternehmeri-

gen, ihm mehr Pati-

schen Blickwinkel

enten und mehr Umsatz zu verschaffen? Was lässt sie den ganzen Tag lächeln, liebevoll die Patienten umsorgen und die zusätzliche Pro-

Alles im Leben ist ein Geben und Nehmen.

phylaxe verkaufen? Das volle Bankkon-

verfügen, die Praxis nach vorne bringen, mitdenken, ein Organisationsgenie sein und niemals das Lächeln verlieren. Wenn sie dann noch Marketingkenntnisse hätten und zum

to? Das Lob und die Anerkennung vom Chef?

Beispiel unsere Flyer entwerfen könnten …

Die Wertschätzung, die er ihnen täglich entge-

Wie schafft man es, Mitarbeiter Schritt für

genbringt?

Schritt in diese Richtung zu entwickeln? Ein Anfang wäre mit Sicherheit, das Augenmerk auf

Ich hatte die Gelegenheit, in den letzten zwei-

die guten Taten zu richten und diesen auch ent-

einhalb Jahren seit Bestehen meiner Jobver-

sprechend Anerkennung zu schenken. Nach und

mittlungsbörse jobDENTAL viele Gespräche mit

nach würde so das Positive mehr ins Blickfeld

Zahnärzten und ebenso einige mit dem Praxis-

rücken, denn jeder Mensch möchte anerkannt

personal zu führen und sehe mich dabei in ei-

werden. Diese Entwicklung hin zu einem har-

ner außenstehenden, neutralen Rolle. Häufiger

monischen Betriebsklima wäre schließlich auch

ist mir aufgefallen, dass sich viele Zahnärzte als

nach außen wahrnehmbar.

134 | un-plaqued No 20


Theorie & Praxis / leben

Eine weitere Möglichkeit ist die Installation von

ärzte werden bereit sein müssen, für gute Ar-

Umsatzbeteiligungen oder Prämien, um Anrei-

beit gutes Geld zu zahlen und darüber hinaus

ze bei den Mitarbeitern zu schaffen. Die da-

die so genannte Attraktivität des Berufsbildes

für nötigen Rahmenbedingungen müssen in-

neu zu definieren. Die Fachkräfte und Berufs-

dividuell und je nach Arbeitsbereich festgelegt

anwärter werden ansonsten einfach in andere

werden. Wenn die Mitarbeiter das erste Mal

Berufsfelder abwandern, denn Angebote und

ein höheres Gehalt auf dem Kontoauszug sehen,

Möglichkeiten gibt es genug. Diese »Mehrin-

werden sie es mit Sicherheit durch eine gestei-

vestition« in die Mitarbeiter, die bei Weitem

gerte Motivation danken. Plötzlich ist das Ma-

nicht nur mit Geld zu tun hat, wird durch mehr

terial pünktlich bestellt, das Wartezimmer or-

Umsatz und zufriedenere Patienten belohnt

dentlich, es gibt weniger Fehlzeiten, und mehr

werden.

Prophylaxeleistungen werden verkauft etc. Ganz nebenbei könnten Zahnärzte den größten Alles im Leben ist ein Geben und ein Nehmen.

Teil ihres Marketingbudgets einsparen, wenn

Darüber hinaus gibt es viele Möglichkeiten, den

sie verinnerlichen würden, dass zufriedene

»Teamspirit« zu steigern. Angefangen mit re-

Mitarbeiter das wichtigste und beste Marke-

gelmäßigen Besprechungen im gesamten Team,

tinginstrument sind. Dies gilt es entsprechend

der Möglichkeit eines ehrlichen Feedbacks auf

zu fördern und zu honorieren. Die Mitarbeiter

Augenhöhe bis hin zur Betriebsfeier oder einem

werden es mit Treue und Engagement danken!

gemeinsamen Ausflug sollte man versuchen,

//

den Zusammenhalt untereinander zu stärken. Ich denke, ein Umdenken ist überfällig. Zahnärzte und Zahnärztinnen suchen gute und

Kontakt

qualifizierte Mitarbeiter, aber die Rahmen-

jobDENTAL | Anja Fink

bedingungen haben sich nicht nur durch den

Fon 06126 2290410

demografischen Wandel geändert. Die Zahn-

jobdental.de un-plaqued No 20 | 135


Theorie & Praxis / Leben

Digitale Zahnmedizin ohne Windows

Äpfel sind nicht nur für Zähne gut Interview mit Patrick Märthesheimer, Zahnarzt in Düsseldorf · FOTOS Dirk Küpper

Bei der Planung einer jeden Zahnarztpraxis

Wartung, den Lizenzen und dem Support für

stellt sich die Frage der EDV. Neben der Pra-

das System. Nachdem die verfügbaren Gerä-

xissoftware ist die grundlegende Entschei-

te alle auf Mac OS X liefen, stellte sich nur noch

dung, mit welchem System man die nächs-

die Frage eines möglichst reibungslosen Auf-

ten Jahre arbeiten möchte – Windows,

baus. Dieser ging dank der Apple-Maschinen

Linux oder Mac OS X?

recht schnell. Ein Mac OS X Server 10.6 Snow Le-

P

opard kam zum Einsatz, da er wesentlich kosten-

atrick Märthesheimer ist Zahnarzt. Als es

günstiger als ein Windows-Server ist. Zusätzlich

an die Gründung seiner neuen Praxis

wurden zwei Mac Minis und drei iMacs verhält-

ging, beauftragte er den Systemadmi-

nismäßig schnell aufgebaut, verkabelt und in-

nistrator Dirk Küpper mit dem Aufbau seiner

stalliert. Zusammengerechnet dauerte es gera-

Praxis-EDV. Der hatte bisher keine Zahnarzt-

de mal zwei Tage, das Netzwerk, die Soft- und

praxis mit EDV ausgestattet, weshalb es für ihn

Hardware und einen Internetzugang einzurich-

als Erstes die Umgebungsstruktur einer Praxis-

ten. Nach diesen Erfahrungen kann man jedem

EDV zu analysieren galt. Da sind zum Beispiel

Zahnarzt eigentlich nur einen Wechsel des Com-

digitale Röntgengeräte, Kartenleser, Praxis-

putersystems empfehlen.

verwaltungssoftware, Netzwerk, Drucker, Faxgeräte und Telefonie. Nach umfangreicher und

Mittlerweile läuft das System der Düsseldorfer

langer Suche, unzähligen Reisestunden und Te-

Zahnarztpraxis komplett und reibungslos auf

lefonaten entdeckte das Team einige Werkzeu-

Apple Macintosh. Der gesamte Praxisbetrieb

ge, die nun auf ihre Praktikabilität getestet

läuft ohne parallel installiertes Windows-Be-

werden mussten. Sie erhielten dabei Unter-

triebsystem. Überall, auch beim digitalen Rönt-

stützung von anderen Zahnärzten, die bereits

gen (aus dem Hause Planmeca), kommt das in-

Mac-Systeme verwendeten. Alle hatten aller-

tuitiv bedienbare und wartungsarme Mac OS

dings eines gemeinsam, denn auf den Macs war

X-System zum Einsatz. Die Behandlungsräume

am Ende doch Windows installiert. Patricks

sind mit 21-Zoll-iMac-Computern ausgestattet.

und Dirks Anspruch war aber anders: Sie woll-

Im Serverraum werkelt ein stationärer Mac Pro

ten die erste Zahnarztpraxis in Düsseldorf wer-

mit Mac OS X Server 10.6 Snow Leopard Server,

den, die ohne Windows auskommt.

und für das Panoramaröntgen verrichtet ein

Nach einer Kostengegenüberstellung fiel die

Mac Mini Server 2010, der als Workstation läuft,

Wahl auf Mac OS X. Warum, ist ganz einfach er-

stetig seinen Dienst. Am Empfang verwaltet ein

klärt: OS X liegt in den Gesamtkosten im Ver-

Mac Mini das USB-Kartenlesegerät und die Dru-

gleich zu den anderen Systemen am niedrigs-

cker. Die Patientenverwaltungsoftware Charly

ten. Sowohl in der Anschaffung ist das Apple

aus dem Hause Solutio rundet das IT-Paket ab.

System um 1.000 Euro günstiger, auch in der

Soweit die technischen Details.

136 | un-plaqued No 20


Theorie & Praxis / leben

Da am Ende immer die Menschen in der Praxis

es weit nach unten gefahren werden kann, um

mit der Technik arbeiten müssen, hat UN-PLA-

auch im Rollstuhl sitzende Patienten röntgen zu

QUED ein paar Fragen an Zahnarzt Patrick Mär-

können. Das Einzelbild-Röntgen ist am Behand-

thesheimer zu seinen Erfahrungen mit dieser

lungsstuhl montiert, so dass der Patient für Ein-

EDV-Strategie gestellt.

zelbilder nicht aufstehen und in einen separaten Röntgenraum gehen muss.

Warum haben Sie eine eigene Zahnarztpraxis gegründet?

Welche Besonderheiten hat Ihre Praxis?

Da ich meinen Beruf liebe und gerne qualitativ

Die voll digitalisierte Praxis, in der möglichst

hochwertige Arbeit liefere, wollte ich seit jeher

papierlos gearbeitet wird, setzt sich zuneh-

ein Umfeld schaffen, in dem dies nach meinen

mend durch. Die Besonderheit ist, das ich kom-

Vorstellungen möglich ist. Nach meiner Studi-

plett in der Mac OS X-Betriebssystemumgebung

en- und Assistenzzeit kehrte ich in meine Hei-

arbeite und auf virtualisierte Windows-Syste-

matstadt zurück und gründete die Praxis in

me verzichte.

dem Stadtteil, in dem ich aufwuchs, da ich die-

Die Backup-Systeme sind auf hohe Sicherheit

ses Umfeld sehr schätze.

der Patientendaten sowie auf eine schnelle Wiederherstellung des Betriebszustandes aus-

Können Sie beschreiben, welche Hindernis-

gelegt, so dass bei einer Softwarestörung, in

se bei der Neugründung Ihrer Praxis bewäl-

kürzester Zeit ein Weiterarbeiten möglich ist.

tigt werden mussten?

Das Netzwerk ist so ausgelegt, das bei einem

Es gibt keine direkten Hindernisse, jedoch muss

Defekt in der Hardware ein Notbetrieb mit ei-

jedes Detail im Vorfeld gut durchdacht und ge-

nem Teil des Netzes möglich ist. Falls Techniker­

prüft werden, um die eigenen Vorstellungen

eingriffe von außen nötig sind, kann zunächst

an die Machbarkeit anzupassen. Was die in-

über eine Fernwartung versucht werden, den

teressante Computerisierung angeht, war die

Fehler zu beheben bzw. ihn zu reproduzieren,

spezielle Herausforderung, Praxissoftware

um auf eine Vor-Ort-Reparatur besser vorberei-

und Röntgensysteme so auszusuchen und ein-

tet zu sein. Alle Bestandteile der EDV sind neben

zurichten, dass Sie nativ auf Mac OS X (ohne

der Funktionalität auch nach dem Kriterium der

Windows!) laufen. Außerdem hatte ich es mir

Energieeffizienz ausgesucht, damit neben der

zum Ziel gesetzt, die Praxis – trotz eines ein-

Stromrechnung auch die Umweltbelastung ge-

geschränkten Platzangebotes – für Menschen

ring gehalten wird.

mit Mobilitätseinschränkungen gut benutzbar zu machen, sodass alle Bereiche mit Gehhilfen

Welche Ziele haben Sie mit Ihrer Praxis?

oder sogar Rollstühlen erreichbar sind. Das Pa-

Ich möchte ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem

norama-Röntgengerät ist so konstruiert, dass

meine Mitarbeiterinnen und ich angenehm und un-plaqued No 20 | 137


Theorie & Praxis / Leben

motiviert im Dienste des Patienten und des Be-

Dass die neueren Gerätegenerationen immer

handlungserfolges arbeiten können. Die tech-

kleiner, leiser und energiesparender werden

nische Seite soll dabei einfach rund laufen, um

ist ein weiterer Faktor, der mich sehr beein-

den Kopf freizuhalten für die menschlichen Be-

druckt. Da dies Kriterien sind, die gerade auch

lange, für Dokumentation und Verwaltung.

im medizinischen Bereich einen hohen Stellenwert haben, wollte ich auch in meiner Ar-

Es gibt drei große Systeme im Markt: Linux,

beitsumgebung nicht darauf verzichten.

Windows, Mac OS X. Warum ist in Ihrer Praxis die Entscheidung für Mac OS X gefallen?

Wie beurteilen Sie das Preis-Leistungs-Ver-

Seit den neunziger Jahren verwende ich privat

hältnis der Apple-Lösung auch im Hinblick

Apple-Computer und bin nach kurzen Ausflü-

auf die Gesamtbetriebskosten?

gen auf andere Systeme immer wieder dorthin

Da die Systeme zumeist störungsfrei laufen,

zurückgekehrt. Mich hatten die leichte Bedien-

sind kaum Ausfälle aufgrund von Wartungs-

barkeit, die Langlebigkeit der Geräte und de-

unterbrechungen zu erwarten. Auch das lan-

ren hohe Zuverlässigkeit seit jeher überzeugt.

ge Intervall, bis sie technisch obsolet werden

138 | un-plaqued No 20


Theorie & Praxis / leben

und ausgetauscht werden müssen, zahlt sich

Würden Sie anderen Kollegen zu einem

aus. Darüber hinaus ist der geringe Energiever-

Apple Macintosh-System raten?

brauch ein weiterer Faktor, der die Betriebskos-

Die genannten Vorteile der Betriebssicherheit,

ten gering hält.

Energieeffizienz, Geräuschlosigkeit und einfachen Bedienbarkeit sprechen in wirtschaftli-

Haben Ihre Mitarbeiterinnen Erfahrungen

cher Hinsicht für sich. Da die Geräte auch sehr

mit Mac OS X-Systemen?

ansprechend im Design und platzsparend sind,

Bisher nicht. Sie konnten jedoch in den für sie

werden auch ästhetische Ansprüche bedient.

relevanten Bereichen sofort arbeiten. Für das

Aus persönlichen Gesprächen weiß ich, dass

Personal spielt das Betriebssystem eine eher

ein großes Interesse an Apple-Systemen be-

untergeordnete Rolle, da es die bekannte Pra-

steht. Zusätzlich kann man auf einen Apple-IT-

xissoftware benutzt und sich in einer vertrau-

Spezialisten wie Herrn Dirk Küpper zurückgrei-

ten Programmumgebung bewegen will. Daher

fen, der mit Rat und Tat zur Seite steht. //

war bei den Mitarbeiterinnen die Erleichterung groß, dass sie trotz eines zunächst unbekannten Systems nicht von Grund auf umlernen mussten. Mit der zunehmenden Beschäftigung mit dem System werden sie sich die Feinheiten und Besonderheiten von Mac OS ganz nebenbei erarbeiten.

dirkkuepper.de

un-plaqued No 20 | 139


THEORIE & PRAXIS / LEBEN

Clubbing mal anders Der MEDI-LEARN Club in der Zahnmedizin

TEXT Jan-Philipp Schmidt

Seit dem Wintersemester 2012 bietet der MEDI-LEARN Club den Studenten der Zahnmedizin exklusive und auf ihr Studium abgestimmte Leistungen an. Der Club besteht bereits seit 2007 für Humanmediziner und hat zur Zeit ca. 32.000 aktive Mitglieder – darunter bereits 2.000 Studenten der Zahnmedizin. In der Konzeptionsphase des MEDI-LEARN Club für Zahnmediziner haben die Verbände BdZM und BdZA mitgewirkt, damit studentische Vertreter verschiedener Semester gemeinsam mit den Initiatoren des Clubs Ideen und Anregungen austauschen, um ein optimales Leistungspaket zu schnüren. Wofür steht der MEDI-LEARN Club? Bis zur Approbation stehen 5 Jahre Regelstudienzeit vor den Studenten. Der MEDI-LEARN Club begleitet durch die Ausbildungs- und Studienzeit und unterstützt die Studenten mit zahlreichen Services und Angeboten, die nur den Mitgliedern zur Verfügung stehen. Die Leistungen werden durch ein breit gefächertes Netzwerk sichergestellt, das in jeder Situation den richtigen Ansprechpartner bietet. Damit das Angebot attraktiv und für alle Zahnmedizinstudenten kostenfrei ist, wird der Club dauerhaft durch die Träger MEDI-LEARN, Deutsche Ärzte Finanz und dem Clubpartner Freier Verband Deutscher Zahnärzte e.V. (FVDZ) finanziert. Und das ohne Verpflichtungen für das Clubmitglied. Jederzeit kann die Mitgliedschaft gekündigt werden, automatisch endet sie mit der Approbation. 140 | un-plaqued No 20


THEORIE UND PRAXIS / LEBEN

Was bietet der MEDI-LEARN Club?

taldepots gleichzeitig anfragen und unter dem

Der MEDI-LEARN Club für Zahnmediziner of-

Gedanken des Powershoppings von den Rabat-

feriert zahlreiche Leistungen, unter ande-

ten profitieren.

rem einen Anatomiebildband aus der MEDI-

Der »Kofferkonfigurator« zeigt die Material-

LEARN Skriptenreihe, den Lernschnelltest mit

listen genauso an, wie sie in den Kursen aus-

einer Lernverhaltensanalyse und den Work-

geteilt werden. Sogar die empfohlene Materi-

shop »Effektive Examensvorbereitung«. Hin-

almenge ist schon voreingestellt, kann aber je

zu kommen Seminare zu Präsentationstechni-

nach Bedarf verändert werden. Aus jeder Liste

ken und Studienfinanzierung. Der FVDZ bietet

müssen nur die Produkte gewählt werden, die

seinen studentischen Mitgliedern zusätzlich in

man tatsächlich benötigt. Um Großpackungen

Verbindung mit der Clubmitgliedschaft eine

mit Kommilitonen zu teilen, kann man sie im

weltweit geltende Berufs- und Privathaft-

»Kofferkonfigurator« einfach an das Schwar-

pflichtversicherung an. Diese gilt vom ersten

ze Brett heften.

Studienjahr bis maximal zum ersten Assistenz-

Im Anschluss kann aus den Angeboten ver-

jahr und ist in der gesamten Zeit kostenfrei.

schiedener Dentaldepots für die jeweilige

Weitere Angebote des FVDZ in Verbindung mit

Kofferkonfiguration das Optimale ausgewählt

der Clubmitgliedschaft sind eine kostenfreie

und beim Händler der Wahl bestellt werden.

Auslandskrankenversicherung für Famulatu-

Auf diese Weise wird die Materialbeschaffung

ren über den Zahnmedizinischer Austausch-

so einfach wie noch nie – denn schneller und

dienst (ZAD) und die kostenfreie Prüfung des

komfortabler können Anfragen an verschie-

ersten Arbeitsvertrages. Neben vielen ande-

dene Fachhändler für genau die Produkte, die

ren Leistungen vergibt der Club auch attrak-

im eigenen Kurs gebraucht werden, nicht ge-

tive Geschenke. Zu Beginn bekommen neue

stellt werden.

Mitglieder ein Begrüßungsgeschenk und ge-

Um diese Anwendung auf Herz und Nieren zu

gen Ende des Studiums ein hochwertiges Exa-

prüfen, steht der Kofferkonfigurator als Pilot-

mensgeschenk.

anwendung den Clubmitgliedern bis Mai zur Ver-

Was plant der MEDI-LEARN Club bereits an

fügung. Einfach über die

weiteren Leistungen?

Internetseite

Da das Zahnmedizinstudium durch die hohen

und shoppen, shoppen,

Materialkosten sehr teuer ist, plant der Club

shoppen.

Kofferkonfigurator

anmelden

den so genannten »Kofferkonfigurator« exklusiv und kostenfrei für seine Mitglieder zur

Wie wird man Mitglied

Verfügung zu stellen. Hierbei handelt es sich

im MEDI-LEARN Club?

um einen Service in Kooperation mit zahnipor-

Der Club ist direkt on-

tal.de, Mit dem Kofferkonfigurator können die

line erreichbar. Registrie-

Studenten ihre Materialkoffer aus den zur Ver-

rungsmöglichkeiten gibt

fügung stehenden Materiallisten der zahnme-

es neben der persönli-

dizinischen Universitäten einfach online zu-

chen Beratung außerdem

sammenstellen, mit einem Klick Angebote für

bei der Deutschen Ärzte

diesen individuellen Koffer von mehreren Den-

Finanz und dem FVDZ. // un-plaqued No 20 | 141

MEDI-LEARN Club


THEORIE & PRAXIS / LEBEN

»You are the Voice« Ein Blick hinter die Kulissen des neuen Imagefilms von Acteon zur IDS

TEXT Lars Kroupa · FOTOS White & White

Je stärker die Bilder, umso größer die Wirkung. Filme leben von der Kraft schöner Bilder und von den Emotionen, die sie beim Betrachter freisetzen. Sie sagen oft mehr als tausend Worte. Das gilt besonders auch für Intraoralaufnahmen und Röntgenbilder in der Zahnarztpraxis: je höher die Bildqualität, umso exakter die Aussagekraft und Diagnose.

Der neue Imagefilm der Acteon Group zeichnet

wicklungen für die Zahnarztpraxen geht. Die

ein beeindruckendes Bild der gesamten den-

Zahnärzte sind bei Acteon ›the Voice‹!«

talen Imaging-Linie der Firma – von den intra-

Seit vielen Jahren verwendet die Acteon Group

oralen Sopro-Kameras und Röntgensystemen

bereits den Slogan »We love to create«, und ge-

X-Mind Unity über das digitale Bildgebungs-

nau diese Begeisterung für das Kreieren neue

system PSP!X bis hin zum leistungsstarken DVT-

Produkte veranschaulicht der Imagefilm im

Gerät WhiteFox. Unterlegt mit einem eigens für

ersten Handlungsstrang perfekt. Das Engage-

den Film komponierten Song und speziellen Ho-

ment der Mitarbeiter bildet einen roten Faden,

logrammen wird die Entwicklungsgeschichte

der sich durch den gesamten Film zieht. Zu se-

der Hightech-Geräte in Mailand bis zu ihrer An-

hen sind die Mitarbeiter in den Mailänder Pro-

wendung in einer Berliner Praxis erzählt.

duktionsstätten der Firma De Götzen, die seit 2007 zur Unternehmensgruppe gehört, wie sie

Cecilia singt: »You have the choice, that we

sich Gedanken um neue Materialien und techni-

create!«

sche Details machen, wie sie miteinander disku-

Lars Kroupa, Agenturchef von WHITE & WHITE,

tieren und ihre Ideen überprüfen – immer mit

der den Film für Acteon produziert hat, er-

der Stimme und den Wünschen der Zahnärzte

klärt: »Der Titel der Filmmusik lautet ›You are

im Kopf. Die Leidenschaft und der persönliche

the Voice‹ und bildet gleichzeitig die Hauptbot­

Einsatz von der Entstehung des Produkts bis hin

schaft des Films: Die Firma Acteon hört auf die

zur Anwendung machen schlussendlich den Er-

Stimmen ihrer Kunden, wenn es um Produktent-

folg am Patienten aus.

142 | un-plaqued No 20


THEORIE UND PRAXIS / LEBEN

dass wir dem Zuschauer alle Produkte der den-

Die Stimme der charismatischen Sängerin Ceci-

talen Imaging-Linie auf leidenschaftliche Wei-

lia unterstreicht dabei nicht nur die Emotionali-

se vorstellen sollten. Unsere erste Frage war da-

tät der Filmszenen, sie verbindet sie auch mitei-

bei: Was macht diese Geräte aus? Hochwertige

nander, denn immer wieder werden zusätzlich

Bilder für höchste Qualität in der Zahnarztpra-

Bilder von der Gesangsaufnahme im Tonstudio

xis, über die Menschen ins Gespräch kommen.

eingeblendet – auch in die Szenen des zweiten

Hier lag dann auch unser Ansatz: Bilder, die für

Handlungsstrangs, in dem die Zahnarztpraxis

sich sprechen, die verbinden, die uns berüh-

regelrecht »zum Bild« wird. Gedreht wurde in

ren. Die Emotionalität vermittelt der Image-

einer modernen Praxis am Potsdamer Platz mit

film durch den Einsatz eines eigens geschaf-

dem Berliner Zahnarzt Ingmar Dobberstein und

fenen Genres, einer Mischung aus Musikclip,

mehreren Patienten. In verschiedenen Szenen

Produktfilm und Dokumentation, kombiniert

wird gezeigt, wie der Anwender mit den unter-

mit einem ausdrucksstarken Song!«

schiedlichen Sopro-Kameras umgeht, wie er mit

Nachdem der Text und die Musik für den Song

dem Patienten über intra- und extraorale Bilder

feststanden, wurde er im Studio aufgenom-

spricht und sie ihm erklärt und wie alle Beteilig-

men. Dann ging es an die Umsetzung der Story

ten dabei erleben, wie sinnvoll und zusammen-

mit den zwei Handlungssträngen. In nur zwei-

führend solche Hochleistungsgeräte in der Pra-

einhalb Tagen wurden die Szenen an den zwei

xis sein können.

Drehorten gefilmt, anschließend ging es zum

Für dramaturgische Spannung im Film sorgen

Schnitt ins Filmstudio. Kroupa: »Während der

Überblendungen, Zeitlupen, diverse Farbfilter

ganzen Vorbereitungs- und Produktionszeit,

und Hologramme mit Bildern und Schlüsselwor-

die ziemlich aufwendig und stressig war, summ-

ten zu den Produkten. »Mehr Emotionalität in

ten wir immer wieder das Lied von Cecilia. So

der Produktkommunikation«, so lautete auch

wurde die Musik auch für uns zu einem emotio-

der Auftrag an Lars Kroupa: »Marie Gaspar

nalen Anker. Sie hat uns inspiriert und harmo-

von der Firma Acteon briefte uns dahingehend,

nisiert – das spürt man auch im Film.«

»Aufpasser«

Bewegende Szenen aus Praxis und Produktion

un-plaqued No 20 | 143


THEORIE & PRAXIS / LEBEN

Das Ohr direkt am Kunden So war die Atmosphäre am Set über die ganze

bestimmte Branchen einen Unternehmensfilm,

Zeit locker und entspannt – ob in Mailand oder

ist er heute zu einem unverzichtbaren Teil der

in Berlin. Die Darsteller haben viel gelacht, mit

Außendarstellung einer Firma geworden – erst

Händen und Augen kommuniziert, und die Mit-

recht, wenn sie bildgebende Produkte anbietet!

arbeiter von Acteon haben vor Tatendrang ge-

Bilder werden viel schneller verstanden als ge-

sprüht. Der Film bewegt sich zwischen einem

schriebener Text, und sie wirken deutlich stär-

atmosphärisch dichten Werbespot und einer

ker auf der Gefühlsebene.«

anspruchsvollen Dokumentation mit ästheti-

Hoof abschließend: »Acteon ist ein tolles Un-

schem Wert. Kroupa: »Es geht hier nicht nur

ternehmen mit tollen Produkten und Mitarbei-

um die Geräte; es geht um die Menschen, die

tern – das wollten wir zeigen. Von jeher haben

sie entwickeln und mit ihnen arbeiten. Insofern

wir unser Ohr direkt am Kunden. Seine Stimme

spricht der Film jeden an.«

und seine Wünsche sind unser Ansporn, krea-

Doch wozu benötigt man überhaupt einen

tiv zu sein. Spätestens während der IDS kann

Imagefilm? Hans-Joachim Hoof, Geschäftsfüh-

das jeder gern an unserem Messestand über-

rer der Acteon Germany, erklärt dazu: »Die Zei-

prüfen und sich dabei natürlich auch den Film

ten haben sich geändert. Brauchten früher nur

ansehen.« //

Zum Making-of des Acteon-Musiktrailers »You are the voice« auf youtube.com 144 | un-plaqued No 20


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Good bye dentist / Leben

Das echte Leben TEXT und FOTOS Christine Bellmann

146 | un-plaqued No 20


Good bye dentist / leben

un-plaqued No 20 | 147


Good bye dentist / Leben

Sonne, Strand, Meer und vielleicht noch einen Cocktail in der Hand – das ist das Bild eines perfekten Urlaubs vieler Menschen. Die Sehnsucht nach der Ferne und dem Neuen, Unbekannten hat mich in regelmäßigen Abständen immer wieder gepackt. Schon während meiner Schulzeit habe ich ein Jahr im Ausland gelebt und zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, allein auf Reisen zu gehen und unter völlig unbekannten Gegebenheiten zu leben. Wer einmal Auslandsluft in diesem Sinne geschnuppert hat, will immer wieder weg.

D

ie Sehnsucht nach fernen Ländern und

tische Attraktionen und hat vielleicht auch das

fremden Kulturen ist bei mir seit meiner

ein oder andere amüsante und einprägsame

ersten Reise nie wieder zum Erliegen ge-

Erlebnis. Aber nur sehr selten gewinnt man ei-

kommen. Die Aufregung der letzten Tage vor

nen realen Einblick in das Leben der Menschen,

dem Abflug, die Vorfreude, die immer größer

ihre Traditionen, ihre Wünsche und Sehnsüch-

wird. Ich zähle die Tage, bis ich wieder zum

te. Nimmt man sich die Zeit, ein bisschen länger

Flughafen fahren kann, das ist vergleichbar

zu verweilen oder wie alle anderen in diesem

mit der kindlichen Vorfreude auf Weihnach-

Land zu arbeiten, bekommt man eine tieferen

ten.

Einblick und lernt die normale Lebensweise der

Auf vielen Reisen ist mir klar geworden, wie

Menschen vor Ort kennen. Man ist kein Tourist

schwierig es ist, als Tourist das Land, in dem

mehr, sondern eben ein Ausländer, der wie je-

man Urlaub macht, wirklich kennenzulernen.

der andere auch arbeiten geht, um Geld zu ver-

Natürlich besucht man interessante touris­

dienen.

148 | un-plaqued No 20


Good bye dentist / leben

un-plaqued No 20 | 149


Good bye dentist / Leben

Trotz meiner Vollzeitstelle als Assistenzzahnärz-

eine gewisse Flucht vor dem Arbeitstrott im

tin in Deutschland konnte ich der Versuchung

deutschen Gesundheitssystem, der einen lei-

nicht dauerhaft widerstehen, im Ausland mehr

der nicht ausschließlich Zahnärztin, sondern

als einfach nur Urlaub zu machen. Ich nutzte

vielmehr auch Schreibkraft und Aktensortie-

meinen Jahresurlaub dafür, auf die Seychel-

rer sein lässt.

len zu fliegen, um dort als Zahnärztin in einem kleinen, netten und recht gut ausgestatteten

Meine Zeit auf den Seychellen war nur auf ein

Medical Center zu arbeiten. Für einige mag das

paar Wochen begrenzt, aber schon in dieser

verrückt klingen, denn warum sollte man im Ur-

Zeit konnte ich viele wertvolle Erfahrungen

laub auch noch arbeiten wollen? Ich konnte mir

sammeln. Diese waren nicht nur zahnmedizini-

nichts Schöneres vorstellen.

schen, sondern vielmehr sozialen oder interkul-

Der Wunsch, dauerhaft im Ausland als Zahn-

turellen Charakters.

ärztin tätig zu sein, wurde immer allgegenwär-

Denkt man an die Seychellen, kommt nicht sel-

tiger. Die Vernunft sagte mir allerdings, dass

ten die Frage, wo diese Inselgruppe überhaupt

ich meine Assistenzzeit in Deutschland beenden

liegt? Der Inselstaat, der aus 115 teils Korallen-

sollte, zudem es nicht so einfach ist, im Ausland

und teils Granitinseln besteht, ist im westlichen

eine Lizenz als Zahnärztin zu erhalten, ohne die

Indischen Ozean, östlich von Afrika und nörd-

entsprechende Berufserfahrung vorzuweisen.

lich von Madagaskar beheimatet. Die Haupt-

Für mich war es bis dahin die beste Möglichkeit,

stadt Victoria ist auf der Hauptinsel Mahé ge-

meinen Urlaub dafür zu nutzen, wenigstens für

legen, die mit ihrem 72.000 Einwohnern nahezu

eine kurze Zeit zum Beispiel auf den Seychellen

90 Prozent der Bevölkerung der Seychellen be-

praktizieren zu können. Neben dem Aspekt,

herbergt. Die Seychellen waren nach ihrer Ent-

den Menschen vor Ort eine adäquate zahnme-

deckung durch die Engländer 1609 zunächst eine

dizinische Versorgung anzubieten, ist es auch

französische (1756–1903) und später, bis zu ihrer

150 | un-plaqued No 20


Good bye dentist / leben

Unabhängigkeit britische Kolonie (1903–1976).

auf mich. Das Bestellbuch war voll, und so blieb

Überreste dieser Zeit sind auf allen Inseln zu

nur wenig Zeit, mich mit meiner Assistentin be-

finden, seien es Denkmäler oder historische

kannt zu machen und mir die technischen Vor-

Farmhäuser aus dieser Epoche. Die drei offizi-

aussetzungen anzusehen. Auf den ersten Blick

ellen Amtssprachen Kreol, Französisch und Eng-

schien alles recht normal und so, wie man es aus

lisch sind ein Überbleibsel der bewegten Ge-

Deutschland kannte, aber bereits nach dem ers-

schichte der Seychellen.

ten Patienten stellte ich fest, dass einiges doch

Die Seychelloise sind offenherzige, freundliche

recht improvisiert war. Ich lernte schnell, dass

und weltgewandte Menschen, die ich als sehr

man immer damit rechnen musste, dass nach

zuvorkommend und dankbar kennengelernt

ein paar Patienten irgendetwas kaputtging

habe. Zum größten Teil leben sie vom Touris-

und man den Techniker rufen musste oder

mus, der 70 Prozent des Bruttoinlandsproduk-

auch selbst versuchte, das Problem zu behe-

tes ausmacht. Diese einseitige Abhängigkeit ist

ben. Meist griff der Techniker auch nur zur gro-

nicht nur vorteilhaft, doch allein die geografi-

ßen Klebebandrolle, was sich oft als sehr stabile

sche Lage der Insel verhindert jeglichen Aufbau

Lösung herausstellte. Trotz mancher Improvisa-

einer Exportindustrie.

tion konnten die Patienten gut behandelt wer-

Mein Einsatzziel war ein kleines Medical Cen-

den, da aber weder ein Zahntechniker noch ein

ter auf einer wunderschönen Hotelinsel in der

zahntechnisches Labor vorhanden waren, be-

Nähe von Mahé. Bei der Ankunft fühlte ich mich

schränkte sich die Behandlung auf Zahnerhal-

doch noch ein bisschen wie ein Tourist, denn ich

tung oder chirurgische Maßnahmen.

wurde sehr herzlich und zuvorkommend emp-

Die Patienten waren zum großen Teil einheimi-

fangen. Aber schon nach den ersten Minuten im

sche oder ausländische Hotelangestellte, vom

Medical Center war dieses Gefühl ganz schnell

bangladeschischen Gärtner über den seychelli-

vergangen, denn es wartete eine Menge Arbeit

schen Tauchlehrer, indischen Salesmanager bis

un-plaqued No 20 | 151


Good bye dentist / Leben

hin zu den Kindern des belgischen Hotelmanagers. Internationaler kann man sich seine Patienten kaum vorstellen. Da ich gemeinsam mit meinen Patienten auf der recht kleinen Insel wohnte, hatte sich schnell herumgesprochen, dass eine neue Zahnärztin anwesend war. Mein Bestellbuch wurde noch voller. Die Patienten waren überaus dankbar für meine Mühen und bescherten mir so an jedem Tag ein zufriedenes Lächeln auf dem Heimweg. Ein herrliches Gefühl, welches ich in Deutschland oft vermisst hatte. Die teils unangenehmen und eher undankbaren Patienten, die ich aus Deutschland kannte, gab es auf den Seychellen nicht. Obwohl die Arbeitszeiten durch das prall gefüllte Bestellbuch ein bisschen länger wurden, hatte ich noch ausreichend Freizeit, um die Insel und das Meer zu genießen und am Abend, gemeinsam mit ein paar Hotelangestellten unterschiedlichster Nationalität, ein kühles Getränk am Strand zu genießen. Die entspannte Atmosphäre und die interessanten Gespräche waren unvergleichlich spannend und ein tolle Erfahrung für mich. Gerade nach diesen Wochen auf den Seychellen war der Wunsch, im Ausland zu arbeiten, noch mehr gewachsen. Internationale, freundliche und meine Arbeit schätzende Patienten sind meine persönliche berufliche Wunschvorstellung. Unverändert zieht es mich in die Ferne, und ich warte bereits auf die nächste Möglichkeit, in ein Flugzeug zu steigen und wo auch immer zu arbeiten – vielleicht auch bald für eine längere Zeit. //

152 | un-plaqued No 20


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Good bye dentist / leben

154 | un-plaqued No 20


Good bye dentist / leben

TEIL 2

Alles neu!

Endlich, nach zehn Jahren, bin ich wieder zu Hause in Ulan-Bator, meiner Heimatstadt und Hauptstadt der Mongolei. Es fühlte sich alles so unglaublich beruhigend an, als ich im Hochsommer, Ende Juli, in der sonnigen Mongolei gelandet bin. Die ganze Familie freute sich mit mir über mein erfolgreich bestandenes Examen, ganz besonders mein geliebter Ehemann und meine Eltern. Die stolzen »jungen« Großeltern meiner beiden Söhne, die ich während meines Studiums bekommen hatte, waren und sind eine große Stütze und ein fester Anker für mich.

A

ls Erstes musste ich mich vom ganzen

golei, bei dem die Mongolische Demokrati-

Prüfungs- und Umzugsstress erholen,

sche Partei (MDP) zusammen mit dem Partei-

mich von meiner Familie verwöhnen

enbündnis MVRP/NDP eine Koalition bildet.

lassen und einfach meine Zeit zu Hause bei

Der große Machtwechsel findet dabei prak-

dem guten Wetter genießen. Der mongolische

tisch auf allen zentralen und mittleren Ebe-

Sommer ist eine sehr besondere Jahreszeit

nen der Regierungsstrukturen statt. Auch im

mit unendlich vielen Facetten von Grün und

Gesundheitsministerium und dessen Struktu-

den tausenden aromatischen Düften der Step-

ren erfolgten grundsätzliche Änderungen, die

pe, der Frische der Wälder und Berge, dem

zum Beispiel auch zur Verzögerung von meiner

ewigen Sonnenschein.

Approbationsprüfung für meine Arbeitser-

Meine Freunde hatten eine große Home-Co-

laubnis als Zahnärztin führten. Heute, Anfang

ming-Party organisiert, und ich fühlte mich

2013, warte ich immer noch auf meinen Prü-

unendlich stolz und glücklich, mein Ziel, das

fungstermin. Die Prüfung ist trotz all meines

Zahnmedizinstudium in Deutschland zu ab-

deutschen Fachwissens eine echte Herausfor-

solvieren, erreicht zu haben. Der Sommer da-

derung, da sie sehr auf den mongolischen Cur-

nach war schön, aber wie immer zu kurz. Im

ricula beruht und zu einem Drittel aus Fragen

September startete ich in den Alltag und so-

zu gesundheitsrelevanten Gesetzen und natio-

mit in die mongolische Realität, die ich nur we-

nalen Rahmenbedingungen besteht.

nig oder vielleicht gar nicht kannte. Natürlich war ich in den vergangenen MonaIm Juni 2012 fanden in der Mongolei politische

ten sehr aktiv, das Wort Langeweile kenne ich

Wahlen statt. Wie überall auf der Welt, insbe-

hier nicht. Ich widmete meinen kleinen Söh-

sondere in vielen Entwicklungs- und Schwel-

nen und der Familie und Freunden viel Zeit, es

lenländern, bedeuten politische Wahlen einen

macht mir Spaß eine glückliche Mutter, Ehe-

Regierungswechsel und damit verbundene

frau, Freundin und Tochter zu sein. Gleichzei-

Strukturänderungen der Ministerien und Be-

tig sind in meinem Herzen und Hinterkopf sehr

hörden sowie einen umfassenden Personal-

intensive Gedanken verankert, so schnell wie

wechsel. Die Parlamentswahlen 2012 brachten

möglich meine eigene Praxis zu etablieren und

einen politischen Machtwechsel in der Mon-

endlich meinen Beruf so auszuüben, wie ich es

un-plaqued No 20 | 155


Good bye dentist / leben

mir vorgenommen hatte. Um Zwischenzeit zu überbrücken, habe ich angefangen, bei einem engen Freund und Kollegen in der Praxis zu arbeiten. Hier kann ich derzeit meine Patienten behandeln und professionell beraten. Es ist ein schönes Gefühl, selbstständig zu arbeiten, auch wenn ich weiß, dass es ganz anders läuft als in Deutschland. Trotzdem macht es viel Spaß, endlich zu arbeiten und die dankbaren Menschen zu sehen.

In diesem Zusammenhang meine Bitte: Jede Hilfe und Unterstüt-

Nach meinen aktuellen Informationen befindet sich das mongolische Gesundheitsministerium derzeit im Reorganisierungsprozess, Ende

zung für eine moderne »deutsche« Zahnarztpraxis in der Mon-

Dezember 2012 erst wurden die Fragen, die mit

golei sind willkommen! Sei es in

dem Approbationsprozedere verbunden sind,

Form von Beratungen zu Führung

annonciert. Ich habe mich für die nächsten Prü-

und Management einer Praxis,

fungstermine eingetragen und bin guter Hoffnung und Zuversicht, dass die offiziellen Schrit-

materielle Unterstützung mit Ge-

te bald erfolgen werden. Ich halte euch auf dem

räten und Technik, Instrumenten

Laufenden ...

und Materialien oder auch eine

Eure Onon

Zusammenarbeit vor Ort, verbunden mit dem Kennenlernen der

Onon

Disda

abaza

Fon: 0

Konta

wunderschönen Mongolei. Danke!

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156 | un-plaqued No 20


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Good bye dentist / leben

Zahnheilkunde f체r Pferde TEXT und FOTOS Stefan Had탑i-Longinovic

un-plaqued No 20 | 159


Good bye dentist / Leben

Pferdezahnmedizin ist eine alte Kunst, die bereits 600 Jahre vor unserer Zeitrechnung in China praktiziert wurde. Auch spielt die Kenntnis der Zähne eine bedeutende Rolle bei der Bestimmung des Alters eines Pferdes. In Europa haben die alten Griechen und Römer großes Interesse an Pferdezahnmedizin gezeigt, was zum Beispiel in den Aufzeichnungen von Aristoteles und Vegetius überliefert ist.

D

ie Schriften des griechischen Philosophen und Universalgelehrten Aristoteles reichten von Physik und Philosophie über Theater, Musik, Logik, Ethik, Rhetorik, Politik und Staatswesen bis zur Biologie und

Zoologie. Aristoteles, zusammen mit anderen Gelehrten seiner Zeit, zeigte großes Interesse speziell an parodontalen Erkrankungen von Pferden und ver-

fasste dazu viele Notizen. Im alten Rom veröffentlichte Vegetius seine Schrift zur Pferdezahnmedizin mit dem Titel »Digesta Artis Mulomedicinae« (Die Kunst der Tiermedizin). Pferdezahnmedizin ist eine praktische Kunst, die sowohl zahnmedizinisches Wissen als auch das analytische Vermögen des Veterinärs benötigt. Der praktizierende Arzt muss in der Lage sein, sich mit Diagnose, Prävention und Behandlung von Krankheiten, den Störungen der Zahnhartgewebe, des oralen Weichgewebes sowie des maxillofazialen Bereiches mit den angrenzenden Strukturen zu beschäftigen. Reiten als meine Leidenschaft und Zahnheilkunde als meine berufliche Seite nehmen heute großen Raum in meinem Leben ein. In meiner Arbeitszeit behandle ich zu gleichen Teilen Menschen und Tiere.

Abszess in der Oberlippe eines Pferdes

160 | un-plaqued No 20


Good bye dentist / leben

Ursprünglich inspirierten mich meine Eltern, meinen Traum zu verwirklichen und beides, Human- und Pferdezahnmediziner zu werden. Für sie war Wissen und ein ständiger wissenschaftlicher Fortschritt die Grundlage für jeden Erfolg. Obwohl es in den letzten 13 Jahren schwer und zeitintensiv war, sich einen Namen in der nationalen und internationalen Welt der Zahnmedizin zu machen, ist auch meine Entwicklung noch nicht abgeschlossen und wird es hoffentlich noch lange nicht sein. Für mich ist dieser Weg aufregend, inspirierend und belebend. Während meiner Ausbildung hatte ich die großartige Gelegenheit, unterschiedlichste Vertreter sowohl der Human- als auch der Pferdezahnmedizin in meinem Heimatland Serbien als auch im Ausland zu treffen. Außerdem hatte ich

1

das Glück, an einigen großartigen internationalen Austauschprogrammen teilnehmen zu können. Pferdezahnmedizin erfordert ein hohes Niveau an Motivation, um beste Ergebnisse zu erzielen. Ein Weiterbildungskurs, den ich an der Neuseeländischen Schule für Pferdezahnmedizin absolvierte, brachte mir fortgeschrittenes Wissen im Bereich der Pferdezahnmedizin. Außerdem lernte ich dort Unternehmensführung und Management, was ein wichtiger und integraler Teil für meine selbstständige Arbeit ist. Ich trat in die IAED (International Association of Equine Dentistry) ein und kann so mein Wissen auf den weltweiten Konferenzen aktuell halten

2

sowie mein Netzwerk ausbauen. Die Zertifizierung durch die IAED ist eine wichtige Vorraussetzung für meine geschäftliche Zukunft als Pferdezahnmediziner.

1 Übermäßiger Abnutzung (Atrition) der Zahnhart­ gewebe an den Frontzähnen eines Pferdes 2 Zahnsteinentfernung am Kamel 3 Zahnmedizinische Untersuchung an einem Esel 3 un-plaqued No 20 | 161


Good bye dentist / Leben

Extraktion eines Milchzahnfragmentes des seitlichen Schneidezahnes 603

Darüber hinaus habe ich mich bei Wohltätig-

tagaus fordern sie meine Ideen, meine Kreativi-

keitsaktionen für Tiere engagiert, zuletzt als

tät, meine Ausdauer und meinen Fokus auf das

Mitglied des Kiwi Care Team in Kairo, Ägyp-

Äußerste voranzutreiben. Ich freue mich auf die

ten, im April 2012. Seit September 2012 bin ich

nächste Phase in meinem Leben, neue Genera-

als Dozent und Lehrer an der New Zealand Equi-

tionen von zukünftigen qualifizierten Pferde-

ne Dentistry School in Hamilton tätig und hel-

zahnmedizinern zu unterrichten und noch mehr

fe, zukünftige Pferdezahnmediziner auszubil-

fachgerechte Hilfe für Tiere mit Zahnproblemen

den. Vor meinen Augen eröffnen sich ständig

zu ermöglichen. //

neue Horizonte und Möglichkeiten. Tagein,

Pferd mit Überbiss

Untypisch gewachsener Eckzahn 304 mit akuter Entzündung der Weichgewebe

162 | un-plaqued No 20


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UP 20


UN-Plaque your Life / Leben

Das aufregende Leben der

Cassa ndra -M ich ell e

Folge 4: Leben

164 | un-plaqued No 20


UN-Plaque your Life/ leben

32 Leben Könnt ihr euch erinnern? Früher, als ihr noch klein ward? Zuzeiten der Schwarz-Weiss-Fotos war doch die Frage aller Erwachsenen: »Na, watt willste denn ma werden?« Was war eure Antwort? War denn nicht alles möglich? Indiana Jones oder Prinzessin?

I

m Sommer 1986 wollte ich Köchin werden. Ich war bei meinen Großeltern in den Sommerferien, spielte im Garten und eröffnete nach langer intensiver Sandkastenarbeit mein erstes eigenes Restaurant – in tiefster Überzeugung

wollte ich mein Leben der Gastronomie widmen. Ein Jahr später saß ich im Lagerraum einer Bücherei zwischen Bücherbergen und schrieb meine erste Geschichte. Schriftstellerin wollte ich nun werden. Ein aufregendes Leben! Als ich ungefähr 13 Jahre alt war, fragte mich meine Kunstlehrerin, wohin meine Reise gehen soll. Mit tonverschmierten Händen und Farbspritzern im Gesicht antwortete ich: Ich werde natürlich Künstlerin – was für eine Frage. Mit 14 wollte ich Schauspielerin werden, und als ich 15 war, sah ich den Film: »Gorillas im Nebel«. In meinen Zukunftsvisionen zog ich in den Dschungel und lebte wie die junge Dian Fossey mit den Berggorillas im Urwald. Ab 16 wollte ich eigentlich nur noch reich und berühmt werden, erst als Tänzerin im Friedrichstadtpalast, dann als weltbekannte Modedesignerin. Zwischendurch durchlebte ich folgende Phasen: 1.

Archäologin

2.

Psychologin

3.

WWF-Aktivistin

4.

Journalistin und

5.

Rechtsanwältin

Am Ende bin ich nichts von all dem geworden – der kapitalistische Klassenfeind hat mich verführt und in die Fänge der Werbeindustrie getrieben! Ein schlauer Mann sagte mal: »Du lebst nie das Leben, das du eigentlich leben solltest.« Der schlaue Mann hatte recht: Was ist von meinen kühnen Träumen übrig geblieben? Ich rette keine Affen, schreibe keine Bücher und koche keine Fünf-Gänge-Menüs. Ich tanze zwar in glitzernden High Heels durch die Nacht, aber niemand bezahlt mich dafür.

un-plaqued No 20 | 165


UN-Plaque your Life / Leben

Wie ist das jetzt mit dieser berühmten Pralinenschachtel – hatte Forrest Gumps Mom wirklich recht? Na sicher weeß keener, watt drin is, aber irgendwie erkennt man doch schon an der Verpackung, was einen erwartet. Und wenn schon, die unbekannte Pralinenmischung sollte wenigstens schön bunt verpackt sein, oder? Krankhaft fantasielose Erziehungsberechtigte streichen die kleinen Pralinenpackungen ihrer Zöglinge recht schnell und konsequent in leuchtendem Grau, mit Sätzen wie: »Das ist Blödsinn, so ein Quatsch, du spinnst Horst-Kevin, du wirst kein Zauberlehrling!« Eltern schleifen ihre lieben Kleinen lieber zur chinesischen Kindermeditation, als ihnen Impressionen aller Möglichkeiten zu liefern. Kinder sollten das uneingeschränkte Recht auf jeden Blödsinn haben. Aber vielleicht haben wir ja mehrere Chancen auf dieser Welt. Die Laoten sagen, dass jeder Mensch 32 Leben hat – eine tolle Idee. Vielleicht war ich ja schon mal alles: die Köchin, die Schriftstellerin, die Schauspielerin, die Primatenforscherin! Vielleicht sollte ich entspannter mit meinen verpassten Wegen umgehen und mich in Gelassenheit üben. Wenn ich die Victoria's Secret-Models auf fashion TV über den Laufsteg schweben sehe, gönne ich ihnen die 90-60-90 von ganzem Herzen und bilde mir ein, dass sie es in ihrem früheren Leben ganz schwer hatten. Vielleicht waren sie Toi­­lettenfrauen. Dann sehe ich Toilettenfrauen und denke mir, sie könnten in ihrem früheren Leben vielleicht mal Unterwäschemodels gewesen sein. Vielleicht war Angelina Jolie in ihrem früheren Leben Anne Frank und Michael Jackson wurde als Horst-Kevin in Berlin-Lichtenberg wiedergeboren. Vielleicht gibt es ja doch eine ausgleichende Gerechtigkeit? Ich mag diesen Gedanken, also übe ich mich in Geduld. Und wenn es mit dem jetzigen Leben nicht so klappt, dann hat man alle Chancen auf's nächste. Ich hätte schon wieder neue Ideen für mein nächstes Leben: Ich möchte ein Mann sein, ich möchte am Meer wohnen, bilingual aufwachsen, Politik studieren und surfen können. Ich frage mich, wie viele Leben ich noch vor mir habe, vielleicht ist dieses das letzte? Was dann? Zum Glück weiß ich das nicht und lasse mich überraschen. Das ist so ähnlich wie der Gang zum Zahnarzt, wenn ich nicht weiß, ob gebohrt werden muss. Ich hab eine Ahnung, aber mehr auch nicht. Liebe Gemeinde, meine Mutter sagt immer: »Man muss im Leben alles mal probieren, wenn es einem nicht schmeckt, kann man es immer noch ausspucken.« (Sie bezog sich hierbei auf den Verzehr von Harzer Käse). Ich rufe auf zu mehr Mut – und vergesst eure Träume nicht! Erklärt eurem Verstand nicht jede Entscheidung, die euer Herz trifft. Wenn euch jemand ärgert, seid beruhigt und verlasst euch auf die ausgleichende Gerechtigkeit der Laoten. Und wenn ihr jemanden ärgert, seid lieber vorsichtig ... mal abgesehen von Zahnärzten, die machen nur ihre Arbeit. Aua. Eure Cassandra-Michelle 166 | un-plaqued No 20


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UN-Plaque your Life / Leben

Musik, Harmonie und Angst – oder wie ich lernte, im Zahnarztsessel sitzen zu bleiben

Text Thomas Weigel

Wer bin ich? Musiker, DJ, Unternehmer, Weichei ... Warum Weichei? Das kann ich ganz klar sagen, denn ich hasse es, zum Zahnarzt zu gehen. Ich mag dich nicht, du Zahnbohrer, du machst mir Angst ...

W

arum habe ich Angst? Du

wenn ich bereits in scheinbarer Fes-

fummelst in und an mei-

selung auf dem Behandlungsstuhl

nem Kopf herum, hast ko-

liege. Mir ist sehr bewusst, warum

mische Geräte, die Schmerzen verur-

wir Patienten liegen müssen; das Ar-

sachen und mir das Gefühl geben,

gument der Arzt hätte einen besse-

ein Güterzug rattert durch meinen

ren Blickwinkel, ist nämlich eine

Kopf, und dann erzählst du mir auch

Lüge – damit wird lediglich verhin-

noch: »Das tut doch nicht weh« oder

dert, dass ich wegrenne.

»Es ist doch gleich vorbei«. Du malträtierst die »Amygdala« in meinem

Wie kann ich mich austricksen und

vorderen Temporallappen, und ich

meinen von Serotonin und Adrenalin

will nur noch weg. Dieser Fluchtge-

gefluteten, zur Flucht bereiten Kör-

danke stellt sich auch nicht erst ein,

per in den Griff bekommen? Ich höre

DMF.

distal

)(

k 22 rw

x

k 22


UN-Plaque your Life / Leben

Musik oder Hörspiele über mein

die Wirkung auf unser Gehirn und

Telefon, und die Behandlung ist kei-

Gedächtnis ist wissenschaftlich und

ne Bedrohung mehr für mich. Die-

auch persönlich betrachtet unbe-

ser Effekt ist unmittelbar und sofort

streitbar. Speziell in Stresssituatio-

wirksam, die vertrauten Klänge be-

nen ist der Effekt von Musik spürbar

ruhigen mich, und meine Belastbar-

existent.

keit bezüglich meiner Angst- und Schmerzgrenze scheint zu wachsen.

Es gibt Tage beim Zahnarzt, an denen

Ich ertrage es nicht nur, mich in dei-

ich das Gefühl habe, der Ton sitzt so

ne Hände zu begeben, beim letzten

unmittelbar auf dem Zahn, dass mei-

Mal bin ich sogar eingeschlafen.

ne tonale Toleranzgrenze sich gen null neigt. Ganz schlimm ist es, hohe

Angst-Patient-Zahn-Musik-Harmo-

Töne mit Zahnschmerzen in Verbin-

nie-Ruhe? Pseudowissenschaftli-

dung zu bringen. Andererseits gibt

ches Halbwissen enttarnt mich in

es anscheinend Klänge und Melo-

diesem Fall als Nichtakademiker,

dieformen, die sich enorm beruhi-

und somit könnte ich mir die Finger-

gend und förderlich auf meine inne-

kuppen blank tippen, es würde kein

re Balance auswirken. Wie kann das

authentisches Licht auf mich wer-

sein? Ich erkläre es mir mit dem Prin-

fen. Ich lasse es und erkläre es mit

zip der Schwingung, der Oszillation.

meinen Worten. Für mich persön-

Alles schwingt, mein Körper, mein

lich gehören Musik, Harmonie/Dis-

Zahn, mein Gehirn, die Musik. Allei-

harmonie und Wohlbefinden/Angst

ne die Schwingung erzeugt die Rea-

untrennbar zusammen und verur-

lität und somit unseren Körper- und

sachen eine starke Wechselwirkung

Wesenszustand.

im Positiven wie auch im Negativen.

Wenn ich mich nun aufgrund ei-

Musik ist ein Bindeglied in fast al-

nes Angstgefühls oder Unwohlseins

len Bereichen unseres Lebens, und

in der Phase meiner Schwingung

un-plaqued No 20 | 169


UN-Plaque your Life / Leben

verschiebe, entsteht ein Ungleichge-

Ich schaffe es sogar, meine Töchter

wicht. Dieses Ungleichgewicht kann

mitzunehmen und den Besuch beim

ich spürbar greifen, und die Symp-

Zahnarzt als Highlight hinzustellen,

tome sind nicht alleine der Fluchtge-

denn da laufen immer so tolle Filme

danke, sondern ebenso körperliche

auf Monitoren, und die Musik ist so

Zustände wie Angstschweiß, nervöse

entspannend. Wellnessurlaub in der

Zuckungen und alle anderen Spielar-

Zahnarztpraxis.

ten des Körpers, mich auf die verlagerte Balance hinzuweisen.

Ich frage mich, welche Melodien und

Seit kurzer Zeit hat mein Zahnarzt

Klänge funktionieren denn in die-

seine Praxis mit modernen Multime-

sem Zusammenhang. Die Antworten

diasystemen ergänzt. Plätschernde,

fallen eher schwammig aus: Alles was

sphärische Klänge und »The Mamas

dem Patienten gefällt, kann zu inne-

and Papas« zu Walkühen im Ozean,

rer Gelassenheit beitragen.

Bären in der Wildnis und Pinguinen

Du kannst mich also austricksen,

auf den Klippen der Eisberge. Toll,

mein lieber Zahnarzt, dass ich nicht

ich fühle mich zwar ein wenig degra-

mehr abhauen möchte und meine

diert, Kinderprogramm vorgespielt

Termine einhalte. Gib mir schöne Mu-

zu bekommen und Spa-Musik zu hö-

sik, wenn ich zu Dir komme, heitere

ren, doch der Weg ist das Ziel. Plötz-

und unaufdringliche Melodien, mal

lich bin ich deutlich entspannter,

einen Oldie und dann wieder etwas

wenn ich die heiligen Hallen betrete.

Tagesaktuelles wie Lana del Ray. Ein-

Ich fühle mich visuell und auditiv in

fach gute Musik. Ich möchte ernst ge-

meine Kindheit zurückversetzt, und

nommen werden in meiner Angst und

das scheint zu wirken. Nicht alleine

dem Bedürfnis, beruhigt zu werden.

Gerüche sind in unserem Gedächtnis

Dann klappt es auch mit mir, und ich

fest gemeißelt, auch gewohnte, ver-

komme gerne wieder.

traute Melodien, und diese beruhigen anscheinend nicht nur mich.

170 | un-plaqued No 20

Herzlichst, dein Weichei //



UN-Plaque your Life / Leben

MUSIC IN THE

BOX

APPARAT »KRIEG UND FRIEDEN« MUSIC FOR THEATRE

Für Sascha Ring a.k.a. Apparat ist Klangforschung auch immer Gefühlserkundung. Auf sieben Alben und diversen Maxis hat der aus Quedlinburg in Sachsen-Anhalt stammende, in Berlin lebende Lockenschopf einen unglaublich facettenreichen und emotionalen musikalischen Kosmos entwickelt.

TEXT Ingmar Dobberstein · FOTO anna.k.o.

I

nternational bekannt wurde Sa-

Bei den ersten Treffen mit dem Regis-

scha durch sein Album, »Walls«

seur stellte sich heraus, dass es nichts

(2007). Indem er seiner Stimme ei-

gab, was einem Script oder Drehbuch

nen größeren Raum gab, brachte er

gleichkam. Es ist Teil Hartmanns Ar-

FRIEDEN

zum ersten Mal Song und Groove in

beitsweise, den Text erst in den Pro-

(MUSIC FOR

ein Gleichgewicht. Nicht weniger

ben mit dem gesamten Ensemble zu

THEATRE) //

Aufsehen erregten Kollaborationen

erarbeiten. Sascha kommentiert:

erschienen am

mit Ellen Allien (»Orchestra of Bub-

»Bei einem Album wäre das so, wie

15.02.2013 via

bles«) und Modeselektor (als Mode-

wenn die Band nur mit einem Kon-

MUTE/GOODTOGO

rat). 2010 gründete er schließlich die

zept oder einer Idee im Hinterkopf

Apparat Band, um sich einem neuen,

anfängt zu jammen. Hartman sagte

akustischen Klangspektrum zu öff-

dazu nur: ›Lies das Buch durch und

nen, das er als Album »The Devil’s

guck, was passiert. Wir sehen uns bei

Walk« 2011 veröffentlichte.

den Proben …‹ Ich habe den Roman

APPARAT // KRIEG UND

mit nach Thailand genommen und da Krieg und Frieden

jeden Tag fünf Stunden gelesen und

Im Frühling letzten Jahres stellte Sa-

fünf Stunden Musik gemacht. Ich war

scha sich einem ganz neuen Betäti-

auf dem Krieg-und-Frieden-Trip.«

gungsfeld: dem Theater. Der Regis-

Im Anschluss verbrachte Sascha vier

seur Sebastian Hartmann, der als

Wochen in der eigens für die Proben

einer der großen Innovatoren des

angemieteten Fabrikhalle mit dem

deutschsprachigen Gegenwartsthea-

gesamten, dreißigköpfigen Ensem-

ters gilt, lud ihn ein, an einem Mam-

ble. Sascha: »Mit konventionellem

mutprojekt mitzuarbeiten: Tolstois

Theater hat das nichts zu tun. Da wird

Roman »Krieg und Frieden« sollte

ein Raum geschaffen, in dem ein Hau-

für die Ruhrfestspiele in Reckling-

fen von Freaks freidrehen kann. Das

hausen als Theaterstück umgesetzt

fängt beim Licht an und hört bei den

werden.

Schauspielern auf. Nachts haben wir

172 | un-plaqued No 20


UN-Plaque your Life/ leben

Apparat ist derzeit auf DJ Tour mit Shows in Japan und Ägypten. Eine Konzerttour zu »Krieg und Frieden« ist in Vorbereitung. Sein kürzlich im Boiler Room gespieltes Set ist über untenstehenden QR Code zu erreichen.

dann in der leeren Halle an der Mu-

Christoph Hartmann, fanden, dass

sik gearbeitet. Das war auch ein biss-

das Material noch nicht ausgeschöpft

chen magisch.«

sei. Wunderschöne Motive tauchten in der Inszenierung nur für ein paar

Die zweite Überraschung war, dass

Sekunden auf. So ging das Trio für

Sascha seine Musik live spielen soll-

eine Woche ins Studio und ließ sich

te. Sascha ist alles andere als eine

treiben: »Dort hat das Material noch

Rampensau. Bei dem Gedanken, Be-

mal einen Twist bekommen, hin zu ei-

standteil einer Theaterinszenierung

nem Stück Musik. Diese Aufnahmen

zu werden, wurde ihm mulmig. So

habe ich dann überall, wo ich gerade

platzierte ihn Hartmann an den Rand

war – zu Hause, im Hotelzimmer, im

der Bühne, nicht als Teil des Gesche-

Flugzeug – aufgeräumt«, beschreibt

hens, aber immer in der Lage, auf

Sascha.

das Geschehen einzugehen. Für Sascha war das eine ganz neue, aber äu-

»Krieg und Frieden« (Music for The-

ßert ergiebige Erfahrung: »Ich habe

atre) ist kein Soundtrack, der bei al-

gelernt, mich zurückzunehmen. Frü-

ler Schönheit doch nur Teil eines um-

her war ich ganz alleine, dann in der

fassenderen Werks ist. Sascha ist mit

Band. Aber ich konnte mich immer

diesem Album wieder eine Punktlan-

komplett ausleben. Beim Theater

dung gelungen: ein Trip voller wun-

war ich nur Teil von etwas viel Grö-

derschöner Apparat-Momente auf

ßerem.«

einer anderen Bühne. Das Cover Art-

apparat.net

work stammt von dem Leipziger bilEigentlich sollte das Projekt mit der

denden Künstler Tilo Baumgärtel,

letzten Aufführung abgeschlossen

der gemeinsam mit Sebastian Hart-

sein. Eine Veröffentlichung war nicht

mann auch das Bühnenbild der The-

geplant. Er und die anderen Musiker,

aterproduktion gestaltete. //

der Cellist Philipp Timm und Violinist

boilerroom.tv

un-plaqued No 20 | 173


UN-Plaque your Life / Leben

Wusstet Ihr schon? … dass der DentalNavigator ist eine interaktive Applikation für das iPhone und iPad ist, mit deren Hilfe Zahnärzte ihre Patienten über verschiedene Behandlungsmethoden informieren können? Eine Besonderheit sind die interaktiv steuerbaren 3D Animationen in Echtzeit, die sich vom Anwender einfach über das berührungssensitive Display steuern lassen. Der menschliche Schädel ist um 360° drehbar und mittels der Zoomfunktion des iPads skalierbar, um die Bewegungen des Unterkiefers und der Kondylen näher betrachten zu können. Der DentalNavigator ist modular aufgebaut und bietet derzeit Themen wie »Okklusionsprüfung«, »Implantologie« und »Interaktiv steuerbare Kieferbewegungen« an. Jetzt erhältlich sind die neuen Module »Kronen und Brücken«, »Endodontie und Füllungen« sowie »Inlays/Overlays«, die hochwertige 3D-Videos und -Animationen enthalten und dazugehörige Produkte und Anwendungen zeigen. Die Grundmodule »Interaktiv steuerDr. Jean Bausch GmbH & Co. KG

barer 3D-Schädel« und »Bausch Okklusionsprüfmittel«

bauschdental.de

sind kostenfrei im Apple AppStore erhältlich.

… dass eine gute Fortbildung nach dem Studium ein entscheidender Grundpfeiler für die spätere erfolgreiche Tätigkeit in eigener Praxis ist? Deshalb bietet die DGÄZ – die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde, einer der großen wissenschaftlichen Gesellschaften innerhalb der DGZMK, eine spezielle Fortbildungsmöglichkeit an, um sich frühzeitig weitergehende Kenntnisse über ästhetische und funktionelle Aspekte bei der zahnärztlichen Behandlung anzueignen. Das »StarterKit Ästhetik und Funktion« ist das erste strukturierte Curriculum für fortgeschrittene Studierende und junge Assistenten/-innen, um bereits während des Studiums oder in der Frühphase der anschließenden Assistenzzeit eine hochwertige und strukturierte Ausbildung im Bereich der ästhetischen und funktionellen Zahnheilkunde zu erlangen. Die DGÄZ ist stolz auf den Erfolg des Curriculums und wird die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Studierenden und Assistenzzahnärzten und –zahnärztinnen weiter vorantreiben!

Mehr Informationen zum Fortbildungs­

Ihr Prof. Dr. mult. Robert Sader, Präsident der DGÄZ

174 | un-plaqued No 20

angebot auf dgaez.de


UN-Plaque your Life/ leben

... dass man in Australien und Norwegen am besten lebt? Dass die Work-Life-Balance in Dänemark am ausgewogensten ist und die Schweizer ihre allgemeine Lebenszufriedenheit sehr hoch einschätzen? Zu diesem Schluss kommt der Better Life Index der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Das Besondere des Indexes: Neben materiellen Daten wie Einkommen und Größe der Wohnung fließen auch weiche Faktoren in die Bewertung mit ein, z.B. die Einschätzung der persönlichen Lebenszufriedenheit, der Gesundheitszustand sowie das ausgewogene Verhältnis von Arbeit und Freizeit. Wenn ihr Lust habt, eure eigenen Lebensbedingungen mit denen von Menschen aus anderen Ländern zu vergleichen, bietet die Website zum Better Life Index die Möglichkeit, verschiedene Faktoren des Lebens miteinander ins Verhältnis zu setzen und selbst seine Prioritäten festzulegen.

oecdbetterlifeindex.org

... dass Delfine nur mit einer Gehirnhälfte schlafen und dabei ein Auge offen halten, um gegenseitig auf sich aufzupassen? Und dass das Faultier, dem Namen nach ein träges, phlegmatisches Wesen, sich mit 15 Stunden Schlaf begnügt, wohingegen sich die Braune Feldermaus an die 20 Stunden Ruhe gönnt. Das andere Extrem zeigen dagegen die Huftiere aus Afrika. Während die Giraffe mit 1–2 Stunden schon beeindruckt, hält ihre kleine Schwester, das Okapi, den Rekord: es liegt zwar einige Stunden herum, die eigentliche Tiefschlafphase dauert allerdings nur 30 Sekunden, auch wenn sich diese zehn Mal pro Nacht wiederholt. Und die Menschen? So unterschiedlich wie die Tierwelt – Napoleon schlief angeblich maximal vier Stunden, Albert Einstein dagegen 14. Vielleicht sollte man sich an die goldene Mitte halten, denn schon Immanuel Kant sagte: »Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.« //

tierchenwelt.de

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FOTO Ion Jonas

Der gesunde Menschenverst and

176 | un-plaqued No 20


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