UN-PLAQUED 12 Wahrnehmung

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WAR NEHM UNG



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# 11 „DIE FREIHEIT DES ANDERSDENKENDEN“ HÄTTE EBENFALLS TITEL DIESER AUSGABE SEIN KÖNNEN, DENN MITTLERWEILE HABEN MEHRERE UNSERER AUTOREN UND PROTAGONISTEN ERFAHREN MÜSSEN, DASS DIE WENIGSTEN UNIVERSITÄTEN KONSTRUKTIVE KRITIK UND VERÄNDERUNGEN BEGRÜSSEN. IM ALT HERGEBRACHTEN TROTT ZU VERHARREN SCHEINEN SICH DAGEGEN WEIT MEHR HOCHSCHULEN AUF DIE FAHNE GESCHRIEBEN ZU HABEN UND BEGEGNEN DENJENIGEN STUDENTEN, DIE IHRE MEINUNG ÖFFENTLICH AUSSPRECHEN, LIEBER MIT DROHGEBÄRDEN UND REPRESSALIEN, ALS MIT OFFENHEIT UND VERSTÄNDNIS. AUS DIESEM GRUND HABEN WIR IN DIESER AUSGABE EINIGE DER ANDEREN, KREATIVEN UND WELTOFFENEN PROFESSOREN IN DER ZAHNMEDIZIN BEFRAGT, WIE SIE AUS IHREM BLICKWINKEL MIT DEN VERÄNDERUNGEN DER AUSBILDUNGSSITUATION AN DEUTSCHLANDS UNIVERSITÄTEN UMGEHEN. AUSSERDEM KOMMEN JENE ZU WORT, DIE IN IHRER ROLLE ALS FACHSCHAFTLER UND MKG ANWÄRTER HÄUFIGER EINEN BLICK AUS ANDEREN PERSPEKTIVEN ERHALTEN ALS DER DURCHSCHNITTLICHE STUDENT. WIR HABEN UNS DABEI IN EINE WELT BEGEBEN, DIE WIDERSPRÜCHLICHER NICHT HÄTTE SEIN KÖNNEN. DA WIRD AN EINIGEN ORTEN HOCHKOMMUNIKATIV VERSUCHT, GEMEINSAME ZIELE ZU ERSTELLEN UND UMZUSETZEN, WÄHREND AN ANDEREN UNIS ALTE UND TIEF VERWURZELTE UNSTIMMIGKEITEN DIE GEGENSÄTZLICHEN FRONTEN WEITER VERHÄRTEN. URSÄCHLICH FÜR DIE EINE ODER ANDERE ART UND WEISE WAREN DABEI WENIGER DIE VORGEFUNDENEN FAKTEN UND ZUSTÄNDE, ALS VIELMEHR DIE INDIVIDUELLEN WAHRNEHMUNGEN, MIT DENEN ENTWEDER IM GEGENSEITIGEN INTERESSE ODER DOGMATISCH UMGEGANGEN WURDE. ingmar dobberstein 3


In Halle ist es schön

WARUM BLAU?

IST DER HIMMEL inhaltsverzeichnis

WAHRNEHMUNG1-------------------------EDITORIAL3---------------------------------UNIUPDATES 8-11 ---------------------------WAHRNEHMUNG 12-18 ----------------------------

STELL DIR VOR, DIE WELT WÄRE EIN DORF MIT 100 SEELEN20/21 ---------------------------BREAKING THE ICE22-26 ---------------------------DAS ZAHNMEDIZINSTUDIUM VON UNTEN28-32 ---------------------------ZWISCHEN LEHRKÖRPER UND STUDENTEN34-36 ---------------------------OBJEKTIVITÄT EINMAL SUBJEKTIV BETRACHTET38-42 ---------------------------DEUTSCHLAND EIN WINTERMÄRCHEN44-50 ---------------------------DIE VERWENDUNG DER STUDIENGEBÜHREN IN GÖTTINGEN52-54 ---------------------------NACH DER REFORM IST VOR DER REFORM56/57 ---------------------------WARUM INTEGRIERTE KURSE – INTERVIEW MIT PROF. DR. G. MEYER58-61 ---------------------------DAS TUTORENPROGRAMM AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG62 ---------------------------DER DIPOL DES ELBFLORENZ64-68 ---------------------------GEMEINSAM EINSAM? – INTERVIEW MIT PROF. DR. C. FRÖMMEL70-74 ---------------------------TRAUM ODER ALBTRAUM – DER STEINIGE WEG ZUR MKG76/77 ---------------------------DER NORMALE STUDENT? – 5 STUDENTEN AUF DEM WEG ZUR DOPPELAPPROBATION78-91 ---------------------------JUNGE ZAHNÄRZTE IN DEUTSCHLAND?94-98 „LEBE LIEBER UN-PLAQUED“100-105 ---------------------------4


CURA NOSTRA FUTURI – DAS ZAHNMEDIZINSTUDIUM IN HOLLAND106-110 ---------------------------SOLLTE DER STUDIENDEKAN JURA STUDIERT HABEN? – INTERVIEW MIT PROF. DR. HELLIGE112-116 ---------------------------LABORATORIUM DIFFICILE – DIE HERAUSFORDERUNG 118-122 STUDENTENKURS ---------------------------BACK TO THE ROOTS – BUFATA 2007 IN GÖTTINGEN124 ---------------------------TISSUECARE CONCEPT BY FRIADENT125 ---------------------------BRAIN MEETS BUSINESS126-128 ---------------------------IMPLANTTAG131-132 ---------------------------DAS KIND IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS132-140 ---------------------------EIN LÄCHELN REINIGT DIE ZÄHNE – DENTALE ENTWICKLUNGSARBEIT IN EQUADOR142-148 ---------------------------MIT DEM IADS IM KAUKASUS – MIDYEAR MEETING IN GEORGIEN150-154 ---------------------------BUCHVORSTELLUNGEN156/157 ---------------------------MIEZE´S MUSIKEMPFEHLUNGEN FOLGE 1158 ---------------------------IMPRESSUM160

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# 11

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N H A Z R E D T S I R E W IG NEUARTIGES UMNI IST EIN VÖLL AL D UE Q LA -P UN DIE MEDIEN. SCHAFT DENTALER ND LA R DE IN IN ET LESBAREN MAGAZ ESSLICH IM INTERN LI CH SS AU ES ES D DI MLICH IM VORDERGRUN ZU DEN VORNEH T, IM GEGENSATZ EH ST S N, DER IN TE AZ IF HR AG ITSC ONLINE M SGERICHTETEN ZE AU H SC TI LI PO R FACHLICH ODE HNARZT SELBST. MENSCH UND ZA E VIELFALT DER ARTIKELN WIRD DI D UN S W IE RV TE D PROBLEME IN FORM VON IN LISIERUNGEN UN IA EZ SP N, TE EI HK IC . DABEI KOMAUSÜBUNGSMÖGL UND DISKUTIERT GT EI EZ FG AU S RUFE NDERN DES ZAHNARZTBE RE“ KOLLEGEN, SO NE RE AH RF „E D ÄLTERE UN IHRE ALLTAGSPRO MEN NICHT NUR WORT, UM ÜBER ZU ST LB SE GE IN AUCH DIE NEUL ZU BERICHTEN. LÖSUNGSANSÄTZE N RE DE D UN E BLEM

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Uni Update Mittwoch 11.07.2007

unabhängig / überparteilich / unplaqued

BERLIN-DEUTSCHLAND

DEUTSCHE HOCHSCHULLANDSCHAFT INHOMOGENER DENN JE !

(Berlin, un-p) Mit Einführung der Studiengebühren an zahlreichen Universitäten einiger Bundesländer gestaltet sich die deutsche Hochschullandschaft im Bereich der Medizinischen und Zahnmedizinischen Fakultäten inhomogener denn je. Neben deutlichen Standortunterschieden in Lehrmeinungen und den praktischen Anforderungen an die Studenten sind die Einführung der Integrierten Kurse und die Umsetzung Studiengebühren die heißesten Themen an den Universitäten.

Spieglein, Spieglein... Wer hat die schönste Zahnklinik im Land?

In Deutschland ist Frühjahrsputz angesagt. Während einige Standorte fusionieren und Stammeskämpfe im Inneren führen erstrahlen andere, wie München und Greifswald, derzeit als modernste Zahnkliniken Europas. Weitere Uni-Zahnkliniken werden gegenwärtig saniert und generalüberholt. Dabei zeigen die verschiedenen Universitäten deutlich unterschiedliche Investitionsfreude. Eliteuniversitäten werden auch in Deutschland etabliert werden, wenn die Zeichen erkannt und rechtzeitig in Hardware und Brainware investiert wird. Unsere Redaktion wählte die Uni Greifswald (www.dental. uni-greifswald.de) zur schönsten Zahnklinik Deutschlands, weil hier nicht nur ein schöner Neubau mit guter Logistik entstanden ist, sondern vielmehr die inneren Werte mit diesem Bild harmonieren. So ist Greifswald die einzige Uni, an der die Integrierten Kurse und der Frühe Patientenkontakt funktionieren, obwohl der Rest deutscher Zahnkliniken dieses System akademisch negiert. Als Superbonus für Studenten muss man in Greifswald für die modernste Ausbildung nicht einmal Studiengebühren zahlen. Herzlichen Glückwunsch.

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Neue Möglichkeiten durch

Studiengebühren?

Die Entscheidung über die Einführung von Studiengebühren ist Ländersache und damit auf politischer Ebene zu entscheiden. Die Höhe der vom Studenten geforderten Gelder ist allerdings Angelegenheit der Universität selbst, so dass die Grundkosten für den Besuch des Zahnmedizinstudiums in Deutschland zwischen 0 (Greifswald, Berlin, u.a.) und 200-300 (Münster, Marburg, Würzburg, u.a.) bis hin zu 500 EUR in Hamburg und Köln betragen. Das darüber hinaus an jedem Standort Kosten für Lehr- und Verbrauchsmittel von 500 – 8000 EUR pro Studienzeit dazu kommen (ZuZa 2005), braucht an dieser Stelle kaum erwähnt werden. Weit weniger entschlussfreudig als beim grundsätzlichen Erheben von Gebühren ist man bei den Verhandlungen über die Verwendung der Gelder. Während manche Zahnkliniken gerade mal über 5% der Einnahmen aus Studiengebühren verfügen können (Köln), erhalten andere Kliniken 50% (Aachen) und 100% (Marburg, Hannover). Die Uni-Zahnkliniken in Erlangen und Würzburg erhalten 100.000 EUR pauschal. Sofern also Gelder vorhanden sind, wird seit einiger Zeit in eigens dafür eingerichteten Gremien mit mehr oder weniger Studentenbeteiligung diskutiert, ob davon neue Behandlungskittel, Artis oder Tutoren für verlängerte Öffnungszeiten von Labor und Phantomsaal angeschafft werden sollen. Kreativität wird da von Münster bewiesen, die jene Studenten von den Studiengebühren freistellen, die sich in den Unigremien engagieren. Der Ideen existieren viele, nur leider wird wieder mal an jeder Universität für sich das Rad von Neuem erfunden. Es bleibt das gute Gewissen, für all das Geld, dass man als Student mittlerweile in den universitären Topf gibt, endlich eine gute Lehre einfordern zu können! Mehr dazu ab Seite 44


Uni Update

Schwierigkeiten mit der Integration der Abteilungen

Seitdem die Diskussion über Integrierte Kurse im Gange ist, ist viel passiert und doch hat sich nur wenig verändert. Die Ausnahme bildet, wie schon erwähnt, die Uni Greifswald, wo 7. bis 10. Semester integriert ablaufen und gegenwärtig die Integrierte Kursgestaltung der Vorklinik in Planung ist. Auch Hannover hat eine echte Integration der Kurse im 9. und 10. Semester umgesetzt, so dass Assistenten beider Abteilungen (Kons/ Prothetik) permanent anwesend und aufeinander abgestimmt sind. Die anderen Universitäten besetzen neben einigen Totalverweigerern (Hamburg, Gießen, Erlangen, Kiel, Marburg, Würzburg) eine vergleichbar große Grauzone. Diese reicht von Planung (Aachen) über vermeintliche Ansätze einer integrierten Ausbildung (Ulm, Mainz, Berlin) bis hin zu einjährigen Versuchphasen mit darauf folgenden Abbruch (Freiburg). Viele Abteilungsleiter verstecken sich dabei hinter der seit vielen Jahren auf sich warten lassenden neuen Approbationsordnung, deren Novellierung wahrscheinlich weniger Vorgaben und mehr Freiheit schaffen wird. Ob diese dann auch genutzt werden, wagen wir zu bezweifeln, da die kreativen Unis der Entwicklung schon jetzt vorweg greifen. Mittlerweile wird aus den vielen verschiedenen Versuchen sichtbar, dass die Hauptgründe für das Scheitern Integrierter Kurse in der schlechten oder nicht vorhandenen Zusammenarbeit der Abteilungen innerhalb der Zahnkliniken liegen und damit leider Haus gemacht sind. Mehr dazu im Interview mit Prof. Dr. Meyer auf Seite 58

Implantologie an den meisten Unis noch in den Kinderschuhen steckt und nur vereinzelt und oft unstrukturiert über die klinischen Semester verteilt wird. Hannover, Regensburg und Göttingen gehen mit gutem Beispiel voran. Neben grundlegendem Wissen über die prothetische Versorgung von Implantaten, werden praktische Blocküben von 2-4 Tagen durchgeführt. Auch in den OPPraktika kann praktisch beim Implantieren assistiert werden. In Hannover finden zu Beginn der Semesterferien Live-Op´s statt, wo unterschiedliche Problemfälle vorgestellt werden. Jeder Student sollte ein gutes Grundwissen über die Versorgung und Insertion von Implantaten erwerben. Nicht jeder muss Imlantate setzen können, aber jeder sollte wissen, worauf er zu achten hat, wenn ein Patient mit Implantaten in die Praxis kommt. Besondere Beachtung sollte auf das Management von Implantatproblemen (Periimplantitis etc.) und der Zahntechnischen Versorgung gelegt werden. Als wichtiges Stichwort muss die „stocket prevention“ mit einfließen, worunter vor allem die den Knochen und die Alveole schonende Extraktion zu fassen ist.

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IMPLANTOLOGIE AN UNIVERSITÄTEN NUR RUDIMENTÄR AUSGEBILDET

Einstimmig wurde auf der Bundesfachschaftstagung im Mai 2007 festgestellt, dass die theoretische Ausbildung in der 9


Uni Update

Gegen den

Fortschritt?

(Hamburg) Während uns als Reaktion auf die letzte Ausgabe der un-plaqued die Bedeutung der Amalgamfüllungen erklärt wurde, haben wir mittlerweile erfahren, dass man sich an der Zahnerhaltung in Hamburg auch dagegen sträubt, elektronische Längenmessung und maschinelle Wurzelkanalaufbereitung an die Studenten zu vermitteln. Man kann nur hoffen, dass sich in der guten alten Hansestadt keine Anti-Fortschritt-Bewegung auf Kosten der Qualifikation ihrer heranwachsenden Zahnmediziner entwickelt. Aufgrund eines unerwarteten und etwas verwunderlichen Ansturms von neuen Studenten auf die vorklinischen Kurse wurde bereits Ende 2006 eine Regelung zum Ausschluss überzähliger Studenten verabschiedet. Wie sich bereits jetzt abzeichnet, wird es in einigen Kursen zu ersten Wartesemestern kommen. Jetzt ist die Fachschaft gefordert...

Totgesagte

leben länger

(Rostock) Die mecklenburgische Landesregierung hat nach monatelangem Streit um die künftige Universitätsstruktur, den Fortbestand der Zahnklinik in Rostock beschlossen. Damit bleibt eine weitere Möglichkeit des Studiums im Norden bestehen, da der Berufung neuer Professoren für KFO, Prothetik und Kons vom Land zugestimmt wurde. Der Staatssekretär im Bildungsministerium, Udo Michallik, und der Rektor der Universität Rostock, Professor Dr. Thomas Strothotte, gehen davon aus, dass damit die Universität und Land nunmehr gemeinsam die großen Herausforderungen

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der künftigen Hochschulentwicklung angehen können. Bleibt zu hoffen, dass man sich dabei am Greifswalder Nachbarn orientiert und frische Geister neue Visionen für die Ausbildung in den universitär dünn besiedelten Nordosten tragen.

BACK TO THE ROOTS

(Göttingen) Ein Experiment der anderen Art hat im Mai in Göttingen statt gefunden, als seit Jahren die erste BuFaTa ohne Fachvorträge und Workshops durchgeführt wurde. Allen Unkenrufen im Vorfeld zum Trotz war es den Göttingern möglich, mit diesem Konzept genügend Sponsoren für eine Full Service Veranstaltung mit sehr professionellen und noch netteren Fachschaftshelfern zu organisieren, die gleichzeitig die preiswerteste BuFaTa seit Jahren war. Darüber hinaus war endlich wieder ausreichend Zeit für Fachschaftsaussprachen, die Versammlungen des BdZM und ZAD und einige interessante Foren zu wirklich studentischen Themen. Die Fachschaftler waren trotz hervorragenden Wetters und offener Geschäfte nahezu vollständig auf der Veranstaltung vertreten und besuchten auch die Dentalausstellung mit viel Interesse. Seit langem hatte man wieder das Gefühl, dass die BuFaTa ihrem eigentliche Sinn, den Austausch zwischen den Fachschaften zu fördern, ein gutes Stück näher gekommen ist. Toll gemacht! Mehr dazu auf Seite 124

STETER TROPFEN HÖHLT DEN STEIN

(Köln) In einer repräsentativen Umfrage der Fachschaft unter ihren Studenten haben zu deren eigener Überraschung 80% der Kliniker ihre Freude am Studium in Köln ausgedrückt. Unter den Vorklinikern waren es dagegen nur 60%. Als Ursache für die positive Resonanz wird die moderne und aktuelle Ausbildung im Bereich der


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Zahnerhaltung und Parodontologie benannt. In der Vorklinik wurde die klinische Befunderhebung in den TPK Kurs übernommen, um die Studenten früher mit ihrer eigentlichen Aufgabe vertraut zu machen. Die Kölner freuen sich über außerdem über neue Phantomköpfe und die Tatsache, dass sie im Phantomkurs endlich mit Winkelstücken präparieren dürfen. Hauptaugenmerke der Fachschaft sind die Senkung der Studienkosten als auch die Forderungen der Studierenden zu unterstützen, Renovierungen und bessere Ausstattungen für die klinischen und vorklinischen Labor- und Behandlungsräume zu erhalten. Außerdem wird Köln 2008 Gastgeber der Bundesfachschaftstagung sein, worauf die meisten schon ganz gespannt sein werden.

Regierung will mehr finanzielle Unterstützung für Auszubildende mit Kind

Berlin: (hib/MVF) Die Bundesregierung will eine bessere Unterstützung von Auszubildenden mit Kind garantieren sowie Studien- und Praktikumsaufenthalte im Ausland fördern. Im Entwurf zur 22. Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG) ist unter anderem enthalten, dass junge Eltern künftig einen pauschalen Kinderbetreuungszuschlag zusätzlich zum Bedarfssatz erhalten sollen. Eine internationale Ausbildung werde favorisiert, indem nun auch komplett im europäischen Ausland absolvierte Ausbildungen gefördert würden. Auch Praktikanten, die außerhalb Europas tätig sind, könnten jetzt ohne zusätzliche Bescheinigung auf BAföG-Leistungen zurückgreifen, so der Gesetzesentwurf.

FOTO WETTBEWERB

2007 WIE BEREITS IN DER AUSGABE NR.11 AUSGESCHRIEBEN, BELOHNEN WIR IN UNSEREM UN-PLAQUED FOTOWETTBEWERB 2007 ZUM THEMA

WAHRNEHMUNG

DIE BESTEN BILDER MIT DREI BRANDNEUEN I-POD´S. LASST EURE AUGEN SPRECHEN UND ZEIGT EURE SICHTWEISE AUF DIE ZAHNMEDIZIN. EINSENDESCHLUSS IST DER 1.11.2007 INFO@UN-PLAQUED.COM un-plaqued:multimedia Verlag für junge Medien

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Wahrnehmung

An die Lehrer „Ich bin überzeugt davon, dass Fortschritt oder Verfall der Menschheit zu einem guten Teil von den Erziehern und Lehrern abhängt und diese daher eine große Verantwortung zu tragen haben. Wenn Sie unterrichten, dann seien Sie bemüht, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern versuchen Sie auch, in ihren Schülern ein Gefühl für die grundlegenden menschlichen Qualitäten zu wecken und in ihnen Redlichkeit, Mitgefühl, die Fähigkeit zu verzeihen und Verständnis für andere Menschen wachsen zu lassen. Zeigen Sie ihren Schülern, dass diese Eigenschaften für das Glück und das Überleben der Welt ganz einfach unverzichtbar sind. Lehren Sie ihre Schüler, mit anderen in Dialog zu treten und Konflikte ohne Gewaltanwendung zu lösen; lehren Sie sie, sich im Falle von Unstimmigkeiten für das zu interessieren, was der andere denkt. Bringen Sie ihnen bei, die Dinge nicht von einem engen Standpunkt aus zu beurteilen und nicht nur an sich selbst, an ihre Gemeinschaft, ihr Land, ihre Rasse zu denken, sondern sich bewusst zu werden, dass alle Wesen die gleichen Rechte und die gleichen Bedürfnisse haben. Versuchen Sie, in ihnen ein Gefühl für Verantwortung zu wecken, zeigen Sie ihnen, dass nichts, was wir tun, wirkungslos ist, sondern alles den Rest der Welt beeinflusst. Begnügen Sie sich nicht mit Worten, seien Sie selbst ein Vorbild. Dann werden sich die Schüler besser an das erinnern, was Sie ihnen sagen. Kurz gesagt. Zeigen Sie sich in jeder Hinsicht verantwortlich für die Zukunft ihrer Schüler. (Seine Heiligkeit, der14. Dalai Lama)

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ICH SEHE WAS,WAS DU NICHT SIEHST... Fotos und Text Ingmar Dobberstein

DIE WAHRNEHMUNG IST DAS SINNLICHE, GANZHEITLICHE ABBILD EINER ÄUSSEREN WIRKLICHKEIT, DER GEGENSTÄNDE UND LEBENSFORMEN MIT IHREN EIGENSCHAFTEN UND BEZIEHUNGEN, DIE UNMITTELBAR AUF UNSERE SINNESORGANE EINWIRKEN. DAS BEDEUTET ALLERDINGS WEDER EINE OBJEKTIVE DARSTELLUNG DER ÄUSSEREN WELT NOCH EINE EINFACHE WIDERSPIEGELUNG VON SINNESREIZEN. DURCH IHREN GANZHEITLICHEN CHARAKTER UND DIE VERKNÜPFUNG MIT DEM INDIVIDUELLEN, BEWUSSTEN ERKENNTNISPROZESS ENTHÄLT DIE WAHRNEHMUNG NICHT NUR DIE BLOSSE BEOBACHTUNG ÄUSSERLICHER ERSCHEINUNGEN, ALS VIELMEHR DEREN VERBINDUNG MIT DEN INNEREN BEDEUTUNGEN UND HINTERGRÜNDEN.

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Wahrnehmung

Eines der schwierigsten Dinge der Welt ist, irgend etwas ganz einfach zu betrachten. (Krishnamurti) 14


Mit der Kindesentwicklung und den ersten Beziehungen zu Menschen, lernt man, die bis dahin als Einheit wahrgenommene Umwelt über das eigene Ich hinaus zu reflektieren. Die Persönlichkeit des Menschen wird ausgebildet und ein Bewusstsein zu Dingen und anderen Menschen entsteht. Da die erlernten Erfahrungen eine gewisse Stabilität des äußeren Raumes erschaffen, entwickelt sich die Wahrnehmung der Außenwelt zu einer individuellen Wirklichkeit. Wahrnehmung und Wirklichkeit sind dabei grundsätzlich verschiedene Dinge, die dennoch sehr eng verknüpft sind. Denn die Wahrnehmung ist lediglich eine individuelle Interpretation der objektiven Wirklichkeit und wird, je nachdem wie stark der Glaube an die Gültigkeit der eigenen Interpretation ausgebildet ist, sehr häufig zu einer real existierenden subjektiven Wirklichkeit. Wie bedeutungsvoll diese persönliche Wirklichkeit sein kann, sieht man an Streitgesprächen, bei denen eigentlich das gleiche Ziel verfolgt wird und dennoch kommunikative Hindernisse eine Einigung versperren. Oder anhand der Selbstwahrnehmung der Menschen, die sich, wenn überhaupt auf dem Weg der Selbsterkenntnis befindend, als Opfer oder Gestalter ihres Lebens sehen können. Verwunderlich ist in diesem Zusammenhang das Paradoxon, dass die Überflussgesellschaft unserer Wirtschaftsnationen stetig größer werdende Zahlen unglücklicher und depressiver Menschen hervorbringt. Obwohl gerade diese zur Gruppe der reichsten, freiesten und privilegierten Menschen dieser Erde gehören, die allen Grund zum Glücklichsein hätten, lässt ihre Wahrnehmung nur den negativen Fokus zu. Innere und äußere Konflikte dieser Art werden allerdings erst dadurch möglich, dass man die Welt in der Ich – Du Dualität erlernt. Mit der ganzheitlichen Wahrnehmung des Kindes hingegen, wird die Welt als Einheit erfasst und ohne die Dualität des Absoluten und Subjektiven angeschaut. Ist das Bewusstsein dieser Dualität und die damit verbundene Frage nach dem Sinn der Dinge gleich bedeutend mit der Entfernung von der Erkenntnis des eigentlichen Sinnes? Oder mit anderen Worten: Ist es möglich größere Sinnzusammenhänge zu erfassen, wenn die Trennung der Dinge und Menschen aufgehoben wird?

DA KOMMUNIKATION UND GEDANKENAUSTAUSCH UNTER ANDEREM DIE ERFOLGREICHE VERMITTLUNG DER EIGENEN WAHRNEHMUNG ZUM ZIEL HABEN, ERGIBT SICH SOMIT DIE NOTWENDIGKEIT EINER BEWUSSTEN AUFMERKSAMKEIT FÜR DIE BEDÜRFNISSE UND WAHRNEHMUNGEN SEINES GEGENÜBERS UND DESSEN KOMMUNIKATIVER GRUNDSTIMMUNG.

Das würde unter anderem bedeuten, dass die artifiziell produzierten Unterschiede zwischen den Menschen der eigentliche Hinderungsgrund für einen Humanitismus auf

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Wahrnehmung

Das Nicht-Wahrnehmen von etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz‌ (Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama) 16


Erden ist. Oder das die scheinbare Trennung zwischen Lehrkörper und Studenten in verschiedene Interessengruppen eine gemeinsame Strategie zur Lösung universitärer Probleme verhindert.

eines Menschen sein. So wird ein Gespräch zwischen Oberarzt und Student 2 Stunden vor Testatvergabe anders empfunden, als auf dem jährlichen Sommerfest. Der Inhalt des Gespräches hat dabei den geringsten Ein-

Wenn man analysiert, auf welche Art und Weise wahrgenommen wird, sollten moderne psychologische Erkenntnisse mit einbezogen werden. So werden die Menschen, obwohl sie gleichermaßen über alle Sinnensorgane verfügen, in visuell, auditiv und empathisch wahrnehmende Gruppen unterschieden. Natürlich werden alle Sinnesorgane bei der Wahrnehmung berücksichtigt und doch bevorzugt jeder Mensch ein oder zwei dieser Kanäle im Besonderen. Die Folgen sind erschreckend: Versuchen Sie einmal, einem visuell wahrnehmenden Menschen etwas ausschließlich mit Worten zu erklären oder einer auditiven Person etwas über ihre Gefühle bei einem besonderen Ereignis zu vermitteln. Ihnen wird zugehört werden, aber das eigentliche Ziel der Kommunikation, etwas von ihrem Erlebnis mitzuteilen, wird deutlich erschwert bis unmöglich sein.

fluss auf die erfolgreiche Kommunikation, da die moderne Psychologie postuliert, dass der Inhalt oder bewusste Anteil gerade mal 10% des erfolgreichen Gespräches ausmacht, während die anderen 90% durch Körpersprache und unbewusste Verhaltensformen bestimmt werden. Da Kommunikation und Gedankenaustausch unter anderem die erfolgreiche Vermittlung der eigenen Wahrnehmung zum Ziel haben, ergibt sich somit die Notwendigkeit einer bewussten Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse und Wahrnehmungen seines Gegenübers und dessen kommunikativer Grundstimmung.

Die Selektivität und Unterschiede in unserer Wahrnehmung sind grundsätzlich zwar genetisch determiniert, werden allerdings von vielen anderen Faktoren mitbestimmt. Psychologische Einflüsse, wie anhaftende Vorstellungen, Erfahrungen, Vorannahmen, Schutzmechanismen, Ängste und Bedürfnisse spielen dabei eine große Rolle und bestimmen nicht zuletzt die Tagesform, mit der wir wahrnehmen.

NICHT DER TRANSMITTER, SONDERN DER REZEPTOR BESTIMMT DIE WIRKUNG!

Kommt es zu Gedankenaustausch und Kommunikation über die verschiedenen Sichtweisen liegt der Schlüssel zum Verständnis des Anderen nicht nur in der Bedeutung der Sprache und Wörter. Diese sind bereits für sich mit verschieden interpretierbaren Bedeutungen und vielen Nuancen belegt und werden darüber hinaus von allen anderen Einflussfaktoren der Kommunikation umrahmt. So fließen Betonung, Aussprache, Lautstärke und Formulierung aber vor allem auch körpersprachliche Aspekte wie Haltung, Handbewegungen, Blickkontakt und Atmung in eben diese Kommunikation mit ein. Nicht zuletzt kann auch der Zeitpunkt des Informationsaustausches von entscheidendem Einfluss auf die persönliche Grundstimmung

Was würde geschehen, wenn die Dozenten ihren eigenen Vorlesungen als Zuhörer lauschen müssten? Würde ihnen auffallen, wenn ein Thema langweilig aufbereitet wurde oder würden sie auf dem Standpunkt beharren, dass die Vermittlung von Grundlagen eher mit dem Verdienst des Lebensunterhaltes als mit der Weitergabe einer Faszination für das Thema und dessen Möglichkeiten zusammen hängt? Wie könnte die Ausbildung der Zahnmediziner aussehen, wenn nicht immer wieder das gleiche vorge-

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Wahrnehmung

lesen, sondern auf das sich verändernde Publikum. Überträgt man diese Erkenntnisse auf die „modernen“ Lehrmethoden an deutschen Universitäten, wird zum Beispiel der klassische Frontalunterricht in Vorlesungen ad absurdum geführt. Hier kann höchstens durch multimediale Hilfsmittel versucht werden, alle Zuhörer zu erreichen, was gleichzeitig die schwachen Besucherzahlen und hohen Einschlafraten in eben diesen Veranstaltungen erklärt. Die Einsicht in verschiedene Wahrnehmungen der Menschen eröffnet die Notwendigkeit einer anderen Kommunikation und Interaktion in der Lehre, die am ehesten durch Seminare und Tutorien, praktisch erlebbare Unterrichtseinheiten oder problemorientierte Methoden erreicht werden kann.

WIE VIEL ZEIT NEHMEN WIR UNS IM ALLTÄGLICHEN LEBEN, UM EINEN TIEFEREN EINBLICK IN DIE INNERE SITUATION DES ANDEREN MENSCHEN ZU ERHALTEN? Die Beweisführung der psychologischen Theorien findet sich in unseren Naturwissenschaften wieder, wenn zum Beispiel in der Physiologie die Wirkung der Reizleitung an Synapsen allgemein beschrieben wird: Nicht der Transmitter (Worte), sondern der Rezeptor (Ge sprächspartner) bestimme die Wirkung! Gemäß den Gesetzen des Verhaltens von Mikro- und Makrokosmos wage ich zu behaupten, dass diese physiologische Erkenntnis direkt auf die Psychologie der menschlichen Kommunikation übertragen werden kann. Somit wird

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die eigentliche Bedeutung der Beachtung des Gesprächspartners und seiner Wahrnehmung der empfangenen Informationen für eine erfolgreiche Kommunikation erst in vollem Umfang bewusst. Wie viel Zeit nehmen wir uns im alltäglichen Leben, um einen tieferen Einblick in die innere Situation des anderen Menschen zu erhalten? Wenn wir mit uns nahe stehenden Personen entsprechend kommunizieren, wie sieht es mit Kommilitonen und Dozenten aus, vor allem, wenn die Kommunikation mit diesen von einem ähnlichen Erfolg geprägt sein soll, wie im privaten Umfeld. Ob bewusst oder unbewusst bestimmt, hat jede Handlung eines Menschen eine Vorgeschichte und Gründe, warum er sich genau so verhält. Durch die Übung der Beobachtung und Aufmerksamkeit für die Beweggründe seines Gegenübers entwickelt sich Verständnis. Mit Hilfe dessen wird sowohl die eigene Wahrnehmung beeinflusst als auch die Kommunikation angepasst. Es bleibt die Erkenntnis, dass die eigene Wahrnehmung die individuelle Wirklichkeit bestimmt. Damit kann zumindest ein Bewusstsein dafür entstehen, die Erklärung für eigene Verhaltensweisen in der persönlichen Entwicklung und Gefühlslage zu suchen. Das fördert das Verständnis der eigenen Person. Sollen darüber hinaus auch andere Menschen über die eigenen Erkenntnisse und Wünsche informiert werden, reicht es nicht aus, diese laut auszusprechen. Wer verstanden werden möchte, sollte die Kommunikation seinem jeweiligen Gegenüber anpassen, da dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit anders wahrnimmt, als man selbst. Die hierfür notwendige Kenntnis seines Gesprächspartners erhält man im Zweifelsfall über Fragen. Soll der zwischenmenschliche Austausch erfolgreich ablaufen und den eigenen Gedanken genügend Gehör verschaffen, sollte man paradoxer Weise zuerst Aufmerksamkeit für sein Gegenüber aufbringen. Denn Zuhören zu können erzeugt den Raum für Kommunikation und diese bewirkt Verständnis, auf beiden Seiten.


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Die Welt als Dorf

Stell´ Dir vor, die Welt sei ein 100 Seelen zählendes Dorf Wenn man die Weltbevölkerung auf ein 100 Seelen zählendes Dorf reduzieren könnte und dabei die Proportionen aller auf der Erde lebenden Völker beibehalten würde, wäre dieses Dorf folgendermaßen zusammengesetzt:

61 Asiaten, 14 Amerikaner (Nord-, Zentral- und Südamerikaner), 13 Afrikaner, 12 Europäer ES GÄBE: 52 Frauen und 48 Männer — 30 Weiße und 70 nicht Weiße — 33 Christen und 70 nicht Christen — (18 Muslime, 14 Hindus, 16 Atheisten, 6 Buddhisten, 13 Andersreligiöse) 89 Heterosexuelle und 11 Homosexuelle — 6 Personen besäßen 59% des gesamten Reichtums und alle 6 kämen aus den USA. 80 lebten in maroden Häusern, 70 wären Analphabeten, 50 würden an Unterernährung leiden, 1 wäre dabei zu sterben, 1 wäre dabei, geboren zu werden, 12 besäßen einen Computer aber nur 3 einen Internetanschluss, 1 (ja nur einer) hätte einen Universitätsabschluss, 18 lebten von 1 US$ oder weniger am Tag, 53 lebten von 2 US$ oder weniger am Tag. 20


Wenn man die Welt auf diese Weise betrachtet, wird das Bedürfnis nach Akzeptanz und Verständnis offensichtlich. Du solltest auch folgendes bedenken: Wenn Du heute Morgen aufgestanden bist und eher gesund als krank warst, hast du ein besseres Los gezogen als die Millionen Menschen, die nächste Woche nicht mehr erleben werden. Wenn Du noch nie in der Gefahr einer Schlacht, in der Einsamkeit einer Gefangenschaft, im Todeskampf einer Folterung oder im Schraubstock des Hungers warst, geht es Dir besser als 500 Millionen Menschen. Wenn Du zur Kirche gehen kannst ohne Angst haben zu müssen bedroht, gefoltert oder getötet zu werden, hast Du mehr Glück als 3 Milliarden Menschen. Wenn Du Essen im Kühlschrank, Kleider am Leib, ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen hast, bist Du reicher als 75% der Menschen dieser Erde. Wenn Du Geld auf der Bank, in Deinem Portemonnaie und im Sparschwein hast, gehörst Du zu den Privilegiertesten 30% dieser Welt. Wenn Deine Eltern noch leben und immer noch verheiratet sind, bist Du schon wahrlich eine Rarität. Gedanken und Berechnungen basieren auf Dr. Philip Harter, Med. Fakultät, Stanford Universität

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Breaking the Ice

DER MIKRO ODER EINE DEN FR Fotos von Jens Palm - Text Ingmar Dobberstein

DIE 60 JAHRE DES FRIEDENS IN WESTEUROPA SIND NICHT NUR EINE GESCHICHTLICH EINZIGARTIGE LANGE ZEITSPANNE, SONDERN AUCH AUF EINEN VERSCHWINDEND KLEINEN TEIL DIESER ERDE BEGRENZT. UM DIESE OASE NEUZEITLICHER HOCHKULTUR HERUM TOBEN SEIT JEHER KONFLIKTE ALLER ART. OB RELIGIÖS, POLITISCH ODER WIRTSCHAFTLICH INITIIERT, OB DURCH AUSWANDERUNGSSTRÖME, HUNGERSNÖTE ODER MASSAKER BEGLEITET - DIE AGGRESSIVE AUSEINANDERSETZUNG WIRD NAHEZU AUSSCHLIESSLICH EINER PAZIFISTISCHEN KONFLIKTBEWÄLTIGUNG BEVORZUGT. 22


OKOSMOS E REISE IN RIEDEN Fast zeitgleich mit der Periode des Friedens in Westeuropa entwickelte sich der Konflikt, der die Gegenwart bis heute dominiert. Der Hass zwischen Israelis und Palästinensern, Juden und Moslems ist zu einem erschreckenden und lebendigen Mahnmal einer scheinbar unlösbaren Gewaltpolitik der Neuzeit geworden. Diesen Kreislauf zu unterbrechen und Gedanken des Friedens in den krisenstärksten Konfliktgebieten zu säen, hat sich die in Berlin ansässige internationale Initiative „Breaking The Ice“ zur Aufgabe gesetzt. Doch wie soll

es gelingen, die verfeindeten Parteien an einen Tisch zu holen und zu einer friedlichen und ehrlichen Auseinandersetzung mit den Problemen zu bewegen? „Frieden ist eine komplexe Angelegenheit“ sagt Adam Rice, Chief Operating Officer bei „Breaking the Ice“. „Während viele Menschen bei Nachrichten aus Konfliktgebieten über Probleme und Lösungsideen philosophieren, bleibt die eigentliche Tiefe der Konflikte unter dem oberflächlichen Einblick verborgen.“ Die Initiatoren von „Breaking the Ice“ und nebenbei

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Breaking the Ice

normale Berufstätige, wählten ihren eigenen und ganz besonderen Weg. Sie luden Vertreter der Konfliktparteien auf eine Reise ein, heraus gelöst aus ihrem normalen Umfeld und hinein gesetzt in eine Situation, über mehrere Wochen eine Expedition durch menschenfeindliche Gebiete zu unternehmen. Eine experimentelle Reise, denn freiwillig würden sich Israelis, Iraker, Palästinenser und Amerikaner wohl eher selten auf ein Unterfangen einlassen, bei dem das eigene Leben in der Verantwortung des feindlichen Begleiters liegen könnte. Im Januar 2004 startete die erste Expedition, aus 4 Israelis und 4 Palästinensern bestehend, ihre Reise in die Antarktis. Mit einem Segelboot und auf Skiern legten sie über eintausend Kilometer zurück um einen bis dahin unbenannten Berg zu besteigen und ihm einen Namen zu geben. Die Reise hatte ihren Effekt, die Menschen sind aneinander gerückt um sich gegenseitig zu schützen und sie haben miteinander gestritten. Sie haben miteinander kommuniziert und ausgesprochen, was man der

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anderen Seite nie sagen konnte. Sie haben einen Berg zusammen bestiegen und geschafft, was vorher nicht vorstellbar gewesen wäre.

SIE HABEN MITEINANDER KOMMUNIZIERT UND AUSGESPROCHEN, WAS MAN DER ANDEREN SEITE NIE SAGEN KONNTE. Den Gipfel erreicht, weigerte sich dennoch ein Israeli, mit den Arabern zusammen auf einem Gruppenfoto zu erscheinen. Durch Rückschläge wie diese unerschüttert, wurde direkt das nächste Projekt in Arbeit genommen. Diesmal sollte die Reise im mittleren Osten, direkt am Ort des Konfliktes stattfinden. Im März 2006 traf sich die Gruppe, bestehend aus Palästinensern, Irakern, Israelis, Amerikanern, einem Ukrainer und einem buddhistischen Mönch in Jerusalem, um sich auf eine 5500 Kilometer lange Reise durch die Sahara nach Tripolis in Libyen zu begeben. Auch diesmal


war das Ziel, diese grundsätzlich verschiedenen Menschen mit einer neuen Art von Gemeinsamkeit, Respekt und Vertrauen zu konfrontieren. Auch wenn die Vorbereitung über zwei Jahre gedauert hat, habe sich nicht viel vom eigentlichen Plan in die Realität umgesetzt, berichtet Adam, der diese Expedition geleitet hat. „Wir hatten Ordner voll mit Plänen und Karten, wurden aber dann hier nicht durchgelassen und mussten woanders umkehren. Irgendwann haben wir alle Pläne weggeschmissen und es auf uns zukommen lassen.“ Die Expedition hatte das große Ziel in Tripolis gesetzt, wo ein Olivenbaum als Symbol für das Unternehmen und den Prozess der Teilnehmer gepflanzt werden sollte. Die größte Herausforderung lag allerdings nicht in der Reise mit zwei alten Feuerwehrtrucks, der Wüste an sich oder den unterschiedlichen Charakteren der Teilnehmer. Libyen hatte bis zu Beginn der Reise immer noch keine Visa erteilt und seit langem ein grundsätzliches Einreiseverbot für Israelis ausgesprochen, so dass die Erreichbarkeit des Zieles für die Gruppe noch ungewiss war.

„Die Erfahrungen dieser Reise waren wie der Konflikt der Religionen im Mikrokosmos. Es waren nicht nur Christen, Juden und Moslems zur Zusammenarbeit gezwungen, auch kamen alle Teilnehmer aus verschiedenen Kulturen und waren unterschiedliche Persönlichkeiten mit ganz verschiedenen Motivationen für diese Reise“, so Adam Rice. Auch diesmal entstanden Konflikte, zuerst zwischen den Amerikanern, dann mit dem Iraker, dann mit allen. Denn jeder hatte seine Vorgeschichte. Der Israeli Gil Fogiel war Kampfpilot und wurde über Libyen abgeschossen. Er wurde zwei Jahre in einer Dunkelzelle gefangen gehalten und gefoltert. Seine Landsfrau Galit Oren verlor ihre Mutter bei einem palästinensischen Bombenanschlag in Tel Aviv. Mohammad Alarjah, Palästinenser, hielt seinen Cousin im Arm, als er am ersten Tag der Intifada von einem israelischen Soldaten erschossen wurde. Der Iraker Latif Yahla war einer der Doppelgänger von Saddams Sohn Udai Hussein. Er überlebte 14 Mordanschläge während dieser Zeit. Und die Amerikaner Raymond Benson, ein hochdekorierter Hubschrauberpilot

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Breaking the Ice

Grenze war einer der emotionalen Höhepunkte. Als die Trucks kaputt gingen und wir die letzten Kilometer zu Fuß zurücklegen mussten, fassten sich alle bei den Schultern und sangen gemeinsam Lieder. Es war soviel Kraft mit der Gruppe, dass alle Auseinandersetzungen der letzten Wochen vergessen waren.“ Leider kam kurze Zeit danach und 12 Stunden Wartezeit an der libyschen Grenze später ein genauso starkes Tief über die Gruppe, als feststand, dass die Einreise verwehrt und der eigentliche Plan aufgegeben werden musste. Die Lösung lag an einem anderen Ort und der heißt Mount Sinai, ein für alle Religionen heiliger Berg in Ägypten. Dieser wurde zur letzten Station der Reise einer ungewöhnlichen Gruppe, gekrönt durch die Pflanzung des Olivenbaums, der sie die ganze Tour über begleitet hatte. Und durch die Erkenntnis, dass alle Menschen gleichermaßen hoffen geliebt zu werden, ihre Familie schützen und in Frieden und Sicherheit leben wollen.

der US Luftwaffe und Dan Sheridan. Letzterer ist ein New Yorker Feuerwehrmann, der während der Anschläge des 11.Septembers mehrere hundert Kollegen verlor. Diese explosive Mischung unterschiedlichster Lebensgeschichten ist die perfekte Basis für Missverständnisse, Frustration, Wut und Hass. Der Einzige, der die ganze Reise über die Ruhe und Gelassenheit behielt, war der tibetanische Mönch Navang Tapke: „Wenn es ein Problem gibt, das wir lösen können, brauchen wir uns nicht aufzuregen, weil wir es ja lösen können. Wenn es ein Problem gibt, das nicht gelöst werden kann, brauchen wir uns auch nicht aufzuregen, weil es ja keine Lösung gibt.“ Ein gutes Motto für diese Expedition. Doch auch die Gruppe empfand trotz aller Konflikte eine andere Dynamik der Gemeinsamkeit, Freundschaft und Hoffnung – auf Frieden. „Kurz vor der libyschen

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Die Gruppe hatte eine Wandlung vollzogen und im Mikrokosmos geschafft, was im Großen so oft unmöglich erscheint. Durch ihre Geschichten werden die Expeditionsteilnehmer als Beispiel für diesen Konflikt auch andere Menschen motivieren, das persönliche Eis zu brechen. Um diesen Effekt zu multiplizieren haben sich nicht nur namhafte Schirmherren, wie Kofi Annan, Shimon Peres, King Abdullah II, Hillary Clinton, Wolfgang Thierse und der Dalai Lama zusammen gefunden, sondern die gesamte Expedition wurde von einem Dokumentarteam und einigen Journalisten begleitet (www. breakingtheice.org). Dennoch werden es nicht die Medien sein, die den Friedensprozess voran bringen werden, sondern die Menschen, die sich dem tieferen Verständnis der Konflikte öffnen und es schaffen ihre eigene Wahrnehmung mit der Sicht des anderen zu harmonisieren. Die nächste Expedition ist bereits in Planung und wird eine neue Gruppe nach Nord- und Südkorea bringen, um das Eis zu brechen. DO PEACE


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Studium von unten

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DAS ZAHN MEDIZIN STUDIUM VON UNTEN Ein Studium oder eine Ausbildung soll dazu dienen, dem „Schüler“ sowohl theoretisches Wissen als auch die praktischen Fertigkeiten seines späteren Berufes näher zu bringen. Die Lehrbeauftragten sollen dem Studenten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihm, wenn nötig, aus schwierigen Situationen wieder raus zu helfen.

An jeder Uni gibt es Lehrbeauftragte, welche die Ausbildung koordinieren und die Lernenden in ihrem Streben nach mehr Wissen und verbesserten praktischen Fähigkeiten unterstützen, fördern und führen. Fehlt diese Unterstützung, Förderung und Führung, verliert man im Laufe einer solchen Ausbildung den Mut, bleibt

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Studium von unten

unmotiviert zurück und verzweifelt… Man will nichts mehr hören und nichts mehr sehen, einfach nur dem Kopf in den Sand stecken oder gar alles hinschmeißen. Aber wie heißt es so schön: Es ist noch kein Meister vom Himmel

gut so! Schließlich haben sich die meisten bewusst für einen handwerklichen Beruf entschieden und sollten dementsprechend in ihrer Studienzeit auf alle Eventualitäten vorbereitet werden. Ein Maurerlehrling muss, bevor

Zwei Ärzte – drei Meinungen

gefallen! Also üben alle fleißig und hoffen, dass das ein oder andere Mal jemand hinter einem steht und hilft, wenn es mal brenzlig wird. Das Zahnmedizinstudium im Besonderen ist nicht nur graue Theorie. Zwar gibt es eine Menge an theoretischem Stoff zu lernen, Klausuren zu bewältigen und Vorlesungen zu hören, aber einen Großteil der Zeit verbringen die Studenten mit praktischen Übungen- und das ist auch

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er auf die Baustelle darf, auch erst die eine oder andere Übungsmauer hochziehen und die wird sicherlich nicht beim ersten mal gerade und robust sein. Aber dazu ist er ja Lehrling und hat seinen Meister, der ihm die Grundlagen erklären kann. In unserem Studiengang ist es ähnlich wie bei dem Maurerlehrling. Auch wir werden im siebten Semester ins kalte Wasser geworfen, nur das es sich bei unserer Mauer um


echte Patienten handelt. Zwar hat man im Phantomkurs schon einige Füllungen gelegt, Wurzelkanäle gefüllt und Teilkronen präpariert aber am Patienten war man bis dahin noch nicht. Daraus ergibt es auch schon das

erste Problem: dem Maurer werden die Steine für seine Mauer zur Verfügung gestellt; Patienten sind jedoch meist „Mangelware“. Wer nicht aus Göttingen kommt und über keinen riesigen Freundeskreis verfügt, hat es schwer, seine Patienten zusammen zu bekommen. Außerdem möchte man keinem seiner Freunde etwas aufschwatzen, das er nicht wirklich braucht. Natürlich bemüht sich die Zahnerhaltung, entsprechend den Kursanforderungen Patienten zu stellen, doch immer wieder gibt es Klagen von den Studenten, dass Patienten aus der gesammelten Kartei unbekannt verzogen sind oder schon vor einigen Semestern ihr Desinteresse an einer Weiterbehandlung im Studentenkurs bekundet haben. Bei der Nachfrage nach Patienten sollte man ein dickes Fell haben, denn Freundlichkeit ist in diesem Zusammenhang selten und oft genug bekommt man zu hören, es sei halt unser Problem. Natürlich bekommt man immer irgendjemand auf den Stuhl, bei dem man die eine oder andere Füllung machen kann. Während der Maurerlehrling allerdings einen ihm zu gewiesenen Vorarbeiter hat, der eine bestimmte Lehrmeinung vertritt, wechselt der in der Zahnmedizin zugewiesene Assistent nach der Hälfte des Semesters. Das sollte eigentlich kein Problem darstellen, da immerhin alle Assistenten aus derselben Abteilung stammen und sogar den gleichen Kurs betreuen. In der Realität stellt es sich allerdings umso schwieriger dar, weil die Meinungen der meisten Assistenten mal mehr und mal weniger differieren. Ich habe von Studenten gehört, die zu Beginn des Semesters einen Patienten aufgenommen haben und bei ihm einen ausführlichen Befund gemacht haben: im diesem Fall hieß es, eine Füllungstherapie aufgrund von Sekundärkaries an einigen Zähnen durchzuführen. Nach dem Wechsel der Assistenz war jedoch plötzlich nur noch eine Füllung insuffizient. Als behandelnder Student fragt man sich besorgt: Was war da passiert? Spontane Änderung der Zustände? Karies in spontaner Remission? Oder haben

die Mundhygieneunterweisungen eine „Wunderheilung“ herbeigeführt? Wozu hat der Student zu Beginn der Behandlung einen Befund gemacht, einen Therapieplan erstellt und den Patienten aufgeklärt, wenn mit dem Assistentenwechsel alles wieder von vorne beginnt? Wie soll man als Student damit umgehen, wenn zwei Assistenten einer Abteilung verschiedene Auffassungen haben? Man kennt den Spruch: Zwei Ärzte – drei Meinungen und natürlich hat jeder das Recht auf seine eigene Meinung. Dennoch gibt es eine Lehrmeinung mit klaren Definitionen für insuffiziente Füllungen, sprich: eine Uni, eine Lehrmeinung - so sollte es sein! Ist es nicht ein Armutszeugnis für eine Abteilung, wenn die angestellten Assistenten nicht in der Lage sind, ein einheitliches Lehrkonzept zu verfolgen oder funktioniert schlichtweg die Kommunikation der Menschen untereinander nicht?

Zurück zum Maurerlehrling. Er kann ein Haus nicht allein und ohne die Hilfe anderer bauen. Ist der Grund, auf den er seine Mauer setzen möchte, schief, braucht er jemand, der ihm das Fundament richtet. Da funktioniert die Zusammenarbeit also. Bei uns in der Klinik ist das leider nicht so. Die verschiedenen Abteilungen, so war der Eindruck vieler Studenten, greifen nicht richtig in einander. Diese, so war der Eindruck einiger Studenten in meinem Semester, bemühen sich zwar im Ansatz um ein Miteinander, koordinieren dann aber aneinander vorbei. So sollte ein Patient in der prothetischen Abteilung zur Behandlung einer Myoarthropatie eine Äquilibrierungsschiene erhalten. Vor dieser Behandlung sollten noch seine Frontzähne konservierend versorgt werden. Aus der Prothetik lag ein eindeutiger Befund vor, dass es sich bei den vorhandenen Frontzahnfüllungen um insuffiziente Füllungen handelte. Die Füllungsränder waren überstehend und verfärbt, die Zähne waren temperaturempfindlich. Also schickten Studenten des 8. Semesters den Patienten zu Kommilitonen in die Zahnerhaltung. Dort befanden die Assistenten das Anliegen als nicht behandlungsbedürftig und stellten die Behandlung der Frontzähne zu Gunsten von verfärbten Fissuren auf unbestimmte Zeit zurück. Der

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Studium von unten

Patient hat bis heute noch keine Äquilibrierungsschiene. Das ist nur eines von vielen Beispielen, anhand derer man sieht, dass die Zusammenarbeit im Klinikum nicht so recht funktioniert. Natürlich machen die Studenten während ihrer Ausbildung Fehler. Gleichzeitig sollte sich jeder sehr wohl bewusst sein, dass Studenten in diesem Kurs sind, um etwas zu lernen und es beim nächsten Mal besser

Zahnmedizinstudent, aber ich vermute, dass er von seinem Meister zum gegenseitigen Nutzen ab und zu motivierende Worte bekommt, wenn seine Arbeit nicht recht den Ansprüchen genügt. Dieses Verhalten fehlt in einigen Abteilungen

ein wenig. Fehler werden oft stark geahndet und es kommt schnell zu einer schlechten Bewertung. Mit Lob wird andererseits sehr sparsam umgegangen und auch das zerrt des Öfteren an den Nerven. Natürlich soll keiner an die Hand genommen und in Watte gepackt werden. Schließlich sind alle erwachsene Menschen. Und doch wird teilweise in einem sehr schroffen Umgangston kommuniziert, so dass man sofort merkt, wo man in der Rangordnung einzuordnen ist: ganz unten! Für ein gegenseitiges Verständnis ist es allerdings wichtig, sich auf einer angenehmen und respektvollen menschlichen Ebene zu begegnen, anstatt Machtgelüste oder Minderwertigkeitskomplexe in den Studentenkurs zu tragen. Lehrjahre seien keine Herrenjahre scheint da in einigen Köpfen immer noch das Motto zu sein.

Leider braucht man als Student an deutschen Universitäten viel zu oft ein dickes Fell, um die gebotenen Studienbedingungen zu ertragen.

machen zu können. So kommt es vor, dass frisch gelegte Füllungen am Ende keinen Approximalkontakt haben oder Wurzelkanalfüllungen nicht homogen oder lang genug sind. Die Konsequenz ist klar: Revision, Zeitverlust, Vertrauensverlust beim Patienten. Diese Erkenntnis reicht als Motivation offensichtlich nicht aus, denn die Göttinger Zahnerhaltung zum Beispiel ahndet dieses einsichtige Verhalten trotzdem mit einer „0“, was einer unzureichenden Leistung entspricht. Nach dieser Maßregelung ist man allerdings weniger von Einsicht und Qualität, als davon getrieben, diese „0“ mit einer besseren Note auszugleichen. Der Lehrling hat es sicher nicht einfacher als der gemeine

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Als wäre dies nicht schon belastend genug, gestaltet sich während der Behandlung die Zeit als größtes Problem. Verständlicherweise wird das Überziehen der Behandlungszeit genauso geahndet wie Behandlungsmisserfolge. Gleichzeitig fehlt unseren Assistenten offensichtlich die Stechuhr eines Brötchengebers, als auch die innere Uhr, so dass es öfters vorkommt, dass sie erst zwanzig Minuten nach Kursbeginn auftauchen oder während der Behandlungszeit einfach spurlos verschwinden. Natürlich ist es schwierig, viele Studenten gleichzeitig und gleich berechtigt zu betreuen, aber gerade deshalb sollte auf einen pünktlichen Beginn des Kurses geachtet werden. Vielleicht würde es helfen, einige Assistenten daran zu erinnern, dass das bloße Existieren der Studenten ihren Arbeitsplatz und die pünktliche Lohnzahlung sichert. Leider brauch man als Student an deutschen Universitäten viel zu oft ein dickes Fell, um die gebotenen Studienbedingungen zu ertragen. Am Ende werden aber auch die mittlerweile etwas abgestumpften Zahnmedizinstudenten, ähnlich dem Maurerlehrling, in der Lage sein, standfeste Mauern zu zimmern und spätestens nach dem Examen gute Zahnärzte werden.


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Lehrkörper und Studenten

zwischen Lehrkörper und Studenten oder

WHO THE F..K IS FACH SCHAFT?

Manchmal hat man das Gefühl, sich regelrecht als Fachschaftler zu outen, wenn die Arbeit in der Studentenvertretung leider immer wieder mit Begriffen wie Streber, Eigenbrödler oder Einzelgänger assoziiert wird. Der durchschnittliche Student nimmt die Fachschaftsvertreter meist gar nicht wahr oder eben oft auch nicht als das, was sie wirklich sind. Um dies genauer

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zu erfahren und den Fachschaften selbst vielleicht auch noch die eine oder andere Eingebung zu verschaffen, haben wir uns an verschiedenen Unis umgehört. Schließlich arbeiten sie oft im Verborgenen, allein schon weil sie noch in der Uni sind, wenn die meisten Studenten bereits ihre „Freizeit“ genießen. Sie wälzen Akten, die


nichts mit der Patientenbehandlung zu tun haben, sitzen in Gremien, die regelmäßig durch eine verschwindende Minderheit von Zahnis besetzt sind oder diskutieren über Probleme, die es eigentlich schon immer so gab und

der Fachschaft? Die Möglichkeiten sind vielfältig - das Bedürfnis, sich mit etwas anderem zu beschäftigen als mit Büchern und Bohrern, der Spaß am Organisieren, politisches Interesse, Leidenschaft zum Eventmanagement,

dennoch geändert werden sollten, bis ihnen die Köpfe qualmen. Der Student im Allgemeinen steht der Fachschaft oft skeptisch gegenüber und beurteilt ihre Arbeit eher mit Aussagen wie „Ihr besteht doch nur, um Euch selbst zu verwalten und dadurch eine Daseinsberechtigung zu erlangen“ oder profan „Was macht ihr eigentlich noch außer Partys zu veranstalten?“. Dabei profitiert jeder Student von dieser Selbstverwaltung. Wenn man allerdings noch neu in der Fachschaftsarbeit ist, geht diese Art der Betrachtung doch eher an die Nieren und demotiviert ein wenig. Mit der Zeit lässt das zwar nach, erzeugt aber gleichzeitig eine Abstumpfung gegenüber den Ansprüchen der Mitmenschen, für deren Rechte man fast täglich eintritt. Nicht selten missverstanden ist der recht rege und, im Vergleich zum durchschnittlichen Studenten, oft lockere Umgang mit den Lehrenden, der sich durch den etwas anderen und meist jahrelangen Kontakt entwickelt hat. Am Ende ist es allerdings fraglich, ob die Tatsache, dass alle Sekretärinnen der Abteilungsleiter DIE EINE Handynummer (des Fachschaftsvorsitzenden) wählen, wenn es akute Probleme gibt, unbedingt beneidenswert ist. Der Umgang mit Professoren hat in der Realität eher nichts mit Zu- Kreuze- Kriechen zu tun, als dafür mit dem Versuch eines Brückenschlags zwischen Rednerpult und Auditorium, oder Lehrkörper und Student.

Langeweile, Geltungsbedürfnis oder auch die Einsicht, bestehende Verhältnisse nur durch Einmischung verändern zu können. Sehr oft ist es die Freundschaft zu einem bereits etablierten Fachschaftsmitglied oder die Ernennung zum Semestersprecher in der Einführungswoche, die den ersten Kontakt zur studentischen Selbstverwaltung mit sich bringt.

Die Grenzen zwischen gemein- und eigennütziger Fachschaftsarbeit sind dabei allerdings fließend und es wird immer Menschen geben, die Positionen, wie die der Fachschaft dazu ausnutzen, ihre persönliche Stellung zu stärken und die anderer zu schwächen. Da die meisten Fachschaften regelmäßig gewählt werden, existiert allerdings auch hier eine demokratische Mitgestaltung. So ist jeder Kritiker und Interessierte herzlich eingeladen, selbst eine Position in der Fachschaft zu bestreiten um zu zeigen, wie es besser gehen kann. Was aber ist der Antrieb zum Engagement in

DAS HIER ERFORDERLICHE TEAMWORK GESTALTET SICH NICHT IMMER EINFACH, DENN NICHT SELTEN VERSAMMELN SICH EHER STÄRKERE CHARAKTERE DER ZAHNKLINIK IN DER STUDENTENVERTRETUNG. Die Tatsache, dass nicht alle Fachschaftsvereine in den letzten Jahren überlebt haben, spricht allerdings auch dafür, dass nicht alle Semester die gleiche Notwendigkeit in einer aktiven Fachschaftsarbeit sehen. Die Suche nach geeigneten Nachfolgern einer gut etablierten Fachschaft stellt dabei eine große Herausforderung dar, bei der vor allem deutlich wird, wie gut alle Semester in die Selbstverwaltung integriert sind bzw. wie viel die Fachschaft wirklich nur im eigenen Sud gebrodelt hat. Das hier erforderliche Teamwork gestaltet sich nicht immer einfach, denn nicht selten versammeln sich eher stärkere Charaktere der Zahnklinik in der Studentenvertretung. So kann es leider auch vorkommen, dass unschöne Streitigkeiten entstehen oder die Fachschaft sogar in mehrere Lager gespaltet wird. Dies ist an einigen Universitäten immer wieder geschehen und geht ausschließlich zu Lasten der Studenten und konstruktiven Fachschaftsarbeit.

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Lehrkörper und Studenten

Die Frage, wie sich der einzelne Fachschaftler selbst, aber auch die Gruppe als Ganzes wahrnimmt, bekommt in diesem Kontext eine große Bedeutung. Das es eben keine Funktion im Sinne der eigenen Besserstellung

aber in keiner Weise bereit ist, Eigenverantwortung für sein Problem zu übernehmen?

sondern vielmehr eine verantwortungsvolle Rolle des Vertreters einer großen Gruppe ist, die durchaus bedeutet, dass man die eigene Meinung trotz des persönlichen Engagements hinter die der gesamten studentischen Gruppe stellen muss. Wie wird die Funktion der Fachschaft gleichzeitig von Professoren, Studenten oder Auswärtigen beurteilt? Man wird hier wahrscheinlich kein einheitliches Bild bekommen, es wird eher von den unterschiedlichen Seiten verzerrt sein und am Ende immer wieder auf die Frage hinaus laufen - was macht eine gute Fachschaft aus?

im Studienjahr gemeckert wird, aber keine Bereitschaft oder zu viel Angst besteht, die Problematik auch vor dem Lehrkörper zu vertreten. Erklärt sich schon jemand bereit, eine schriftliche Beschwerde bei einer höheren Instanz einzulegen und die Studenten lediglich durch alle Unterschriften ihre Geschlossenheit bekräftigen sollen, kommt es immer wieder vor, dass viele kurzerhand einen Rückzieher machen. Die Zahnklinik ist klein, die Prüfungen finden mündlich statt und die Angst, durch negative Auffälligkeiten durch eine Prüfung zu fallen, ist da. Dennoch ergibt sich daraus Grundsatzfrage: Was soll die Fachschaft eigentlich für die Studenten tun?

Schließlich erlebt man nicht selten, dass über Zustände

HABT IHR ANDERE ERFAHRUNGEN GEMACHT?

EIGENTLICH SOLLTE MAN MEINEN, DIE STUDENTEN KENNEN IHRE VERTRETER UND SIND DARÜBER AUFGEKLÄRT, WO SIE SICH REGELMÄSSIG TREFFEN. LEIDER IST DEM NICHT IMMER SO, WIE UNSERE UMFRAGE ERGEBEN HAT. In erster Linie sollten die Studenten mit der Arbeit ihrer Vertreter zufrieden sein, wobei zur Frage steht, ob hier eine laute Henne bessere Eier legt als eine leise. Eigentlich sollte man meinen, die Studenten kennen ihre Vertreter und sind darüber aufgeklärt, wo sie sich regelmäßig treffen. Leider ist dem nicht immer so, wie unsere Umfrage ergeben hat. Die Studenten, die sich allerdings schon einmal an die Fachschaft gewendet haben, fühlten sich meistens gut vertreten. Was aber, wenn der Student zwar unzufrieden ist, die Fachschaft ihm helfen will, aber der Betroffene

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SCHREIBT UNS EURE ERLEBNISSE MIT DER FACHSCHAFT, SEI ES IM GUTEN ODER IM SCHLECHTEN. LIEBE FACHSCHAFTSVERTRETER: WIE IST DAS ALLTAGSLEBEN IN DER STUDENTENVERTRETUNG? WAS SIND DIE FREUDEN UND WAS BEREITET DEN ÄRGER?

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Lehrkรถrper und Studenten

OBJEKTIVITร T EINMAL SUBJEKTIV BETRACHTET ...ODER WER LEHRT DIE LEHRER?

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während der dreimonatigen Kurszeit mehr Gemütszustände durchleben als während ihrer gesamten Gymnasialzeit in der Oberstufe. Nach dem Physikum stehen die Studenten einer neuen Situation gegenüber: beinahe schlagartig wird dem Studenten bewusst, dass alles was jetzt kommt, nicht mehr hauptsächlich technische Arbeitsabläufe sind, sondern deutlich therapeutischen Charakter hat, auf die Arbeit mit und am Patienten vorbereiten soll und mehr als bisher verantwortliches Handeln fordern wird. Abhängig von der jeweiligen Kursgröße geht dabei letztlich auch die Anonymität der Vorklinik verloren, der Schutz in der Masse der übergroßen Kursgruppen. Der Kursleiter und die meisten Kursassistenten kennen ihre Studenten nach kurzer Zeit mehr oder weniger gut, meistens jedoch gut genug, um sich ein Bild des praktischen Leistungsvermögens der Studenten zu machen.

Was macht Zahnmedizin zu etwas Besonderem aus der Sicht der Studenten? Sicherlich gäbe es da einige Dinge zu nennen, doch eines der zentralsten Elemente des Zahnmedizinstudiums, sind die praktischen Kurse. Im vorklinischen Studienabschnitt finden diese praktischen Kurse in einer mehr oder weniger entspannten Atmosphäre statt, denn noch sind die Patienten fiktiv und das vermittelte praktische Können bezieht sich auf Arbeitsabläufe und deren Verständnis. Das es auch da Ausnahmen gibt, zeigte der Artikel über praktische Kurse der Vorklinik in Berlin Süd: „Im Süden nichts Neues“ (un-plaqued #11) auf beeindruckende und bedrückende Art und Weise, wie man es als Lehrbeauftragter nicht machen sollte. Psychologen und Sozialwissenschaftler würden ihre Freude an einem solchen Szenario haben, wo Akademiker infantiler als ihre Studenten sind und diese

DIE JUNGASSISTENTEN BLEIBEN HIER ALLERDINGS AUF DER STRECKE, DENN MIT DURCHSCHNITTLICH EINEM HALBEN JAHR PFLICHTASSISTENZ IN FREIER PRAXIS, MÜSSEN SIE SICH DIE ERFAHRUNG ÄHNLICH ERARBEITEN, WIE IHRE STUDENTEN An dieser Stelle liegt die Crux des Studienganges Zahnmedizin: Praktische Leistungen am Patienten sind selten wirklich objektiv nach klar definierbaren Kriterien beurteilbar, denn jeder Patient ist individuell, das Therapiespektrum ist groß und die Arbeitsabläufe müssen diesen individuellen Situationen angepasst werden. Die Semester sind gleichzeitig kurz, was die sichere Meinungsbildung über das theoretische und praktische Können der Studenten deutlich erschwert und entweder eine langjährige Erfahrung im Studentenkurs oder ein

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Lehrkörper und Studenten

stark ausgeprägtes pädagogisches Talent seitens der Kursassistenten erfordert.

VERGLEICHT MAN DIE NEGATIVEN ERFAHRUNGEN EINIGER STUDENTEN IN DER ZAHNERHALTUNG MIT DIESEM EVALUATIONSBERICHT, BLEIBT DER BITTERE BEIGESCHMACK, DASS SICH INNERHALB VON FÜNF JAHREN STÄRKEN MANCHMAL AUCH IN SCHWÄCHEN UMWANDELN KÖNNEN. Leider ist keine dieser beiden Qualitäten ein vorrangiges Einstellungskriterium, wenn es um die Besetzung von Stellen geht. Denn die Lehre ist nur ein Teil dessen, was von einem Zahnarzt im Dienste der Hochschule erwartet wird. Forschung ist, so kommt es einem gegenwärtig vor, der einzige Motor, der auf Hochtouren laufen darf und der entsprechend gefördert wird. Was bleibt da für die Lehre? Vorlesungen und Seminare werden meist von den Professoren und Oberärzten übernommen, die ihr Fach im Idealfall beherrschen und über die Jahre gelernt haben, auch bei schlafgestörten Studenten noch Interesse zur Mitarbeit zu wecken. Sollte dies trotz aller Versuche nicht gelingen, gibt es immer eine Bibliothek, die beim Schließen von Lücken hilft. Die Jungassistenten bleiben hier allerdings auf der Strecke, denn mit durchschnittlich einem halben Jahr Pflichtassistenz in freier Praxis müssen sie sich die Erfahrung ähnlich erarbeiten, wie ihre Studenten. Und trotzdem stehen sie jedes Semester in den praktischen Kursen und sollen die Studenten in ihrem Handeln anleiten, unterstützen und bewerten. Dass diese Handhabe mal mehr, mal weniger oder im schlimmsten Fall gar nicht funktioniert, beschreibt der Artikel „Prothetik

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in Kiel“ (un-plaqued #11) und lässt sich ebenfalls aus den Ergebnissen der Studie „Zufriedenheit in der Zahnmedizin“ des BdZM ableiten. Doch was kann man tun, um die jungen Kursassistenten auf ihre Tätigkeit vorzubereiten? Am Anfang steht die Erkenntnis, dass etwas verändert werden muss, wenn man den Studenten und Assistenten die Lehre und Umgang miteinander erleichtern möchte. Ein probates Mittel auf dem Weg zu dieser Erkenntnis ist gemeinhin die Evaluation der Lehre. Doch auch die Interpretation der Evaluationsergebnisse ist ähnlich subjektiv wie die Evaluation selbst. Zudem verwischen Mittelwerte die deutlich negativen Einzelerfahrungen einiger Studenten. Aus diesem Grund ist es unumgänglich, auch die Evaluation selbst immer wieder zu evaluieren, um gesellschaftlichen und universitären Entwicklungen Rechnung zu tragen. Spitzenuniversitäten zeichnen sich bekanntlich nicht nur durch gute Evaluationsergebnisse, sondern auch dem stetigen Prozess zu mehr Homogenität und Kontinuität in den Leistungen ihrer Studenten aus. Dass die hierfür notwendige Objektivität nicht immer von Innen kommen kann und darüber hinaus Aufgeschlossenheit und Dialogbereitschaft unter den Abteilungen und mit den Studenten erfordert, erscheint zwar logisch und verständlich, scheitert aber in der Realität viel zu oft an einer fehlenden Kritikfähigkeit. Die Evaluation kann von Außen als Mittel der Wahl angesehen werden, um Denkanstöße und Anregungen in die Fakultät bringen. So evaluierte die ZEvA (Zentrale Evaluations- und Akkredetierungsagentur Hannover) im Jahre 2006 „Lehre und Studium im Fach Zahnmedizin an Niedersächsischen Hochschulen“. Die Agentur verwendete dabei ein Verfahren, bei dem die interne und externe Evaluation durch Gutachter bewertet und zu einem Evaluationsbericht zusammengefasst wurden. Leider verwendete die ZEvA für den Hochschulstandort Göttingen ein Gutachten aus dem Jahr 2002, so dass dem Bericht aus Göttinger Sicht die nötige Aktualität fehlt, dabei aber grundsätzliche Stärken und Schwächen erahnen lässt. Vergleicht man die negativen Erfahrungen einiger Studenten in der Zahnerhaltung


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Lehrkörper und Studenten

mit diesem Evaluationsbericht, bleibt der bittere Beigeschmack, dass sich innerhalb von fünf Jahren Stärken manchmal auch in Schwächen umwandeln können. Der umgekehrte Fall ist leider seltener zu beobachten. Die „weichen“ Faktoren sind dabei zwar den größeren Schwankungen unterworfen, weil sie wahrnehmungsbedingt variieren, stellen aber gute Indikatoren für beginnende Trends dar.

DIE DABEI STATTFINDENDE ENTWICKLUNG VOM ASSISTENTEN BZW. DOZENTEN HIN ZUM TUTOR, BEI GLEICHZEITIGER EINBINDUNG DES STUDENTEN ALS TEAMMITGLIED, FÖRDERT DIE LEISTUNGSBEREITSCHAFT UND DIE MOTIVATION AUF BEIDEN SEITEN. Der Evaluationsbericht zeigt gleichzeitig auch, dass Erfahrung im ideellen Sinne doch käuflich ist. Denn nicht nur die Agenturen beschäftigen sich mit Lehre und Studium, auch einige Universitäten kümmern sich selbst um die Verbesserung der Lehre. Ein gutes Beispiel dafür, wenn auch in der Hauptsache Habilitanten vorbehalten, sind die Teach the Teacher - Programme. Die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM) zum Beispiel bietet Lehrärzten die Möglichkeit im Rahmen der Arbeitsgruppe „TTT“ ihre Kenntnisse in Gruppenunterricht und Einzeltutoriat zu vertiefen (http://www.sgam.ch/ttt.html). In Deutschland gibt es ähnliche Programme, in denen Dozenten und werdende Professoren durch Sozialwissenschaftler und Psychologen in ihrer Vorlesungsgestaltung und auf ihr bevorstehendes Lehrdeputat vorbereitet werden sollen. Aus derartigen Programmen ergibt sich außerdem die Möglichkeit der Umsetzung Problemorientierten Lernens (kurz: POL bzw. PBL – problem based learning). Diese Form des Unterrichts hat sich vom fachspezifischen

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Frontalunterricht hin zu einer generalisierten Form der Lehre entwickelt und zeichnet sich besonders durch die fachübergreifende Vermittlung von Wissen aus und ist damit für die Zahnmedizin besonders interessant. Die dabei stattfindende Entwicklung vom Assistenten bzw. Dozenten hin zum Tutor, bei gleichzeitiger Einbindung des Studenten als Teammitglied, fördert die Leistungsbereitschaft und die Motivation auf beiden Seiten. Durch Interaktivität und flexibler Umsetzung eines Lernzielkatalogs, lassen sich mit Hilfe pädagogisch vermitteltem POL´s traditionelle Grenzen des Lehrens und des Lernens und die damit verbundenen Probleme überwinden. kato


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Studiengebühren

Während der Klimawandel Dank fortschreitender Industrialisierung, uneinsichtiger Wirtschaftszweige und der Unterstützung einer konservativen Politik, dem Urlauber an Deutschlands Stränden Mittelmeerklima verschafft, bringt die deutsche Bildungspolitik eisiges Klima in die altehrwürdigen Hallen der Universitäten. Hochschulrahmengesetze und Zukunftsverträge im Schatten eines fortschreitenden Bologna-Prozesses zementieren die durchgeführten Mittelkürzungen einerseits und bringen mit Studiengebühren auf der anderen Seite einen bescheidenen Geldregen in die gebeutelten Kassen der Rektoren.

Wenn einem Studenten derart in die im Durchschnitt nicht besonders prall gefüllte Geldtasche gegriffen wird, regt sich natürlich Unmut. Nicht nur, weil Bildung in Deutschland immer günstig oder gar kostenlos war, sondern auch deshalb, weil seit bekanntwerden der Studiengebührenpläne immer nur Teilaspekte dieser Pläne publik wurden, die nicht selten surreal auf Studierende und Lehrende wirken mussten. Mittlerweile sind einige Bundesländer und damit zahlreiche Universitäten zwangsweise in der Realität angekommen: die Studiengebühren sind da. Für Niedersachsen bedeutet dies, dass Studienanfänger und Langzeitstudenten seit dem Wintersemester 2006/2007 zusätzlich 500 € bzw. 600-800 € für ihre Immatrikulation überweisen müssen. Da der Widerstand gegen geplante Studiengebühren in Göttingen, auch Dank eines damals apathischen und rektortreuem AStA niemals Erfolg versprechend war, haben sich die Studierenden mit der Situation abgefunden. Die Zahl der immatrikulierten Studenten ging kaum nennenswert zurück und gleichzeitig machten nur 5% der neuen Studenten von dem Angebot Gebrauch, die Studienbeiträge bis nach dem Ende ihres Studiums über ein Studiengebührendarlehen zu finanzieren. So kam vom AStA der Georg-August-Universität zu Göttingen dann (doch noch) im Herbst letzten Jahres der Aufruf zur Urabstimmung über einen Studiengebührenboykott,

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welchem die Studenten mit einer Wahlbeteiligung um die 10% die kalte Schulter zeigten. Nicht nur weil Göttingen als Traditionsuniversität ein eher konservativer Ruf vorraus eilt, sondern auch deshalb, weil nun nicht mehr die Zeit zum Boykottieren war, sondern zum Handeln. Trotzdem gab man sich auf der Webseite des Asta beim Bewerben des letzten Aufbäumens gegen die doch schon längst eingeführten Studiengebühren viel Mühe. Zu lesen war zum Beispiel folgender Absatz: „…Heißt die Devise nun also ganz dem gerade gängigen Geist der Zeit entsprechend: ‚Studienbeiträge – alles super!? Oder ist da doch noch eher jene Meinung vorherrschend, die Studiengebühren nicht für ein probates Mittel moderner Bildungspolitik hält? Obsiegt jene Ansicht, der Staat habe eine besondere Verantwortung gegenüber der Bildung der jungen Generation; derselben Bildung, die in den Festtagsreden der Politik, mit ihres Gleichen suchender Beständigkeit, immerfort zum mit Abstand zukunftsträchtigsten Gut der Gesellschaft hoch gelobt wird, und die dennoch jetzt schon im internationalen Vergleich nur unterdurchschnittlich von Bund und Ländern gefördert wird? Gibt es noch jene Studierenden, die die Gründung von jungen Unternehmen, von Familien, kurz: von Existenzen durch


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Studiengebühren

Der staatliche Zuschuss an die Hochschulen hat aufgrund der Finanzsituation der öffentlichen Hand seine Grenze erreicht.

Studienkredite nicht gefährden, mindestens aber nicht zusätzlich herauszögern wollen? Vor allem aber: Gibt es auch noch jene Studierenden, die für diese oder ähnliche Überzeugungen noch zu kämpfen und Risiken einzugehen bereit sind?“ (QUELLE:HTTP://ASTA.UNI-GOETTINGEN.DE/INDEX. PHP?ID=URABSTIMMUNG)

Die Antworten auf derlei Fragen liegen doch auf der Hand: Zeitgenössische Bildungspolitik in Deutschland ist zwar ein Klotz am Bein der Unis- am besten wäre eine Bildungspolitik, die von den Unis selbst, von den Professoren und den Studenten gleichermaßen gemacht und gelebt wird - aber die Betonschuhe der Bildungspolitik sind gewählte studentische Vertreter in Gremien wie dem AStA, die den Startschuss für den Aufbau einer europäischen Bildungslandschaft gründlich verschlafen haben. Gerechterweise muss man dem Göttinger AStA zubilligen, dass mit der Urabstimmung nur auf der Boykott-Welle an Deutschlands Universitäten mitgeschwommen wird, die bisher nur in Karlsruhe zu einem brauchbaren Ergebnis führte - die meisten anderen Unis verpassten entweder das notwendige Quorum durch ihre Studierenden oder verschoben die Umfragen lieber gleich auf später und irgendwann. So konservativ-provokant und gleichzeitig neoliberal wie der Göttinger AStA versucht zu argumentieren, so beschwichtigend und ausweichend formuliert das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur

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auf seiner Webseite über die Studiengebühren eben deren Notwendigkeit: „Der staatliche Zuschuss an die Hochschulen hat aufgrund der Finanzsituation der öffentlichen Hand seine Grenze erreicht. Er entspricht im Wesentlichen den staatlichen Aufwendungen für die Hochschulen im Durchschnitt der OECD-Staaten. In anderen Ländern wird teilweise erheblich mehr in die Hochschulen investiert, weil zusätzliche Mittel aus anderen Quellen, insbesondere aus Studienbeiträgen und -gebühren, zur Verfügung stehen. Studienbeiträge sollen vorrangig zur Verbesserung der Finanzausstattung der Hochschulen führen. Ferner wird mit der Einführung von Studienbeiträgen in Niedersachsen der Wettbewerb um zahlende Studierende zu einer Verbesserung der Lehre und der Studienbedingungen führen. Studiengänge werden attraktiver ausgestaltet und effizienter studierbar. Im Übrigen wird den Studierenden durch die Zahlung eines Studienbeitrages die Werthaltigkeit des Studiums bewusster werden, was zu einem zielorientierterem Studierverhalten und damit zu einer Verkürzung der bisherigen Studienzeiten führen wird. Es ist zu erwarten, dass damit das vergleichsweise hohe Durchschnittsalter der deutschen Hochschulabsolventinnen und -absolventen deutlich gesenkt werden kann.“ (QUELLE:HTTP://WWW.MWK.NIEDERSACHSEN.DE/MASTER/ C19832696_N19685145_L20_D0_I731.HTML)

Dieser Textabschnitt aus dem FAQ zu „Studiengebühren in Niedersachsen“ verschweigt zum Einen, dass die Grenzen für die öffentlichen Zuschüsse an die Universitäten im Vorfeld noch kräftig nach unten gedrückt wurden, um schon in Vorbereitung des Zukunftsvertrages Geld einzusparen. Zum Anderen kann man beim OECD Berlin Centre (Organisation for Economic Cooperation and Developement) nachlesen, dass Deutschland im Jahr 2000 noch knapp unter dem Durchschnitt aller OECD-Staaten bei der Investition in das Bildungssystem lag, im Jahr 2003 dagegen schon mit 0,6 Prozentpunkten des Bruttoinlandproduktes unter dem Durchschnitt


Für die Studenten ist die Qualität der Lehre zur Absicherung ihrer beruflichen Qualifikation auf hohem und international vergleichbarem Niveau bei fortschreitender Globalisierung das Kriterium, an dem sich Bildungspolitik messen lassen muss.

der OECD-Staaten. Damit liegt Deutschland an 24. Stelle von 26 an der Studie teilnehmenden Ländern. (QUELLE: OECD-STUDIE „BILDUNG AUF EINEN BLICK“: DEUTSCHLAND VERLIERT IN DER HOCHSCHULAUS-

Die Verwendung der Floskel: „… im wesentlichen…“ verdient dabei besondere Beachtung. Darunter versteht man gemeinhin den Kern einer Sache, also die Hauptsache. Der Kern der OECDStudie wird in der Formulierung des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur nicht mehr „nur“ knapp verfehlt- es möge sich jeder selbst eine Meinung zu dieser Form der Argumentation in der Bildungspolitik bilden. BILDUNG DEN ANSCHLUSS; 09/2006).

Die Erkenntnis des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, wonach andere Länder mehr in ihr Bildungssystem investieren, ist unbestreitbar richtig. Es gibt Länder wie Island und Finnland, die in hohem Maße öffentliche Mittel für die Ausbildung aufwenden (mehr als 6% ihres BIP). In England hingegen wird die private Finanzierung der Bildung favoritisiert (Studiengebühren bis max. 3000€) Doch eigentlich ist es egal, ob Hochschulbildung mit oder

ohne Studiengebühren finanziert wird- für die Studenten ist die Qualität der Lehre zur Absicherung ihrer beruflichen Qualifikation auf hohem und international vergleichbarem Niveau, bei fortschreitender Globalisierung, das Kriterium an dem sich Bildungspolitik messen lassen muss. Die Reformen aus dem Bologna-Prozess haben nicht nur in Europa ihre Spuren hinterlassen. Mittlerweile kann man auch in anderen Ländern der OECD die ersten positiven Auswirkungen erkennen. Dabei ist Deutschland kein schlechtes Land zum Studieren, die OECD-Studie sagt es aber mehr als deutlich: Deutschland ist träge, Deutschland ist zu langsam beim Reformieren und in Deutschland wird mit einer durchschnittlichen Studiendauer von 6,6 Jahren zu lang studiert- und dabei brechen immer noch überdurchschnittlich viele Studenten ihr Studium frühzeitig ab. Jedes dieser Studienjahre wird mit ca. 12 000 US-$ aus öffentlicher Hand finanziert- Dieser Wert entspricht tatsächlich dem OECD-Durchschnitt; leider entfallen davon nur 7 100 US-$ auf die Lehre- damit liegt Deutschland wieder unter dem OECD-Durchschnitt. In der Tat liegt einer der Lösungsansätze in der Verkürzung der Studienzeiten: die Bachelor- und Masterstudiengänge werden ihren Teil dazu beitragen, genauso wie die Studiengebühren. Überraschend ist die Annahme der KMK (Kultusministerkonferenz), dass mittelfristig als positiver Effekt der Reformen an den Gymnasien mehr Studenten die Hochschulen bevölkern werden; diese könnten sich die Bundesländer bei der derzeitigen Haushaltssituation nämlich gar nicht leisten (Quelle: „Marode Unis: Studentenberg kostet jährlich 2 Milliarden Euro mehr“, UniSpiegel online, 06/2006). Da die Studenten laut der Einschätzung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur durch die eingeführten Studiengebühren leistungswilliger und zielstrebiger werden, wird auch diese Maßnahme zu einer Verkürzung der Studienzeit führen. Trotzdem stimmt man in der KMK in die optimistische Schätzung ein, dass demnächst mehr als 2,4 Millionen Studenten die Hörsäle

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Studiengebühren

Die Exzellenz-Initiative bringt einen wahren Geldregen für die universitäre Forschung, die Lehre geht bei dieser Art der Förderung allerdings leer aus.

bevölkern werden, während das FiBS (Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie) die Zahl von ca. 1,5 Millionen Studenten für realistisch hält (Quelle: „Ein Studentental, kein Studentenberg“, UniSpiegel online, 02/2007).

Wie auch immer sich die Studierendenzahl entwickeln wird: Bund und Länder werden auf dem Weg zu Eliteuniversitäten und hoch qualifizierten Absolventen nicht darum herum kommen, der Lehre mehr Aufmerksamkeit zu widmen, natürlich auch finanziell. Denn die ExzellenzInitiative bringt einen wahren Geldregen für die universitäre Forschung, die Lehre geht bei dieser Art der Förderung allerdings leer aus. Die Forderung von Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner, für die Lehre ebenfalls eine Exzellenz-Initiative auf den Weg bringen zu wollen, sollte man mit Vorsicht genießen, denn einerseits müssten die klammen Bundesländer diese Initiative selbst finanzieren und zum anderen soll deshalb mit möglichst wenig finanziellem Aufwand eine Qualitätssteigerung in der Lehre initiiert werden (Quelle: „Exzellenz-Initiative: Ein Herz für die Lehre“, UniSpiegel online, 01/2007).

Womöglich kann man über diese Art der Argumentation nach Auslaufen des Hochschulpaktes 2010 noch ein bisschen an der Schraube Studiengebühren drehen, um die Initiative auf breiter Basis anzuschieben.

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Was aber bleibt den Studenten bis dahin? Die Studiengebühren sind eingeführt. Zur Studienfinanzierung stehen dem BaföG, dessen Angleichung an die aktuellen finanziellen Bedürfnisse der Studenten immer noch auf sich warten lässt, nun auch Angebote verschiedener Banken gegenüber - der leistungswillige Student wird die Belastung durch einen Privatkredit in Kauf nehmen, wenn er dafür bessere Lehre, finanziert durch seine Studiengebühren, erfahren kann. Und eher nebenbei erkaufen sich die Universitäten mit den Studiengebühren ihre Autonomie zurück, Schritt für Schritt.



Studiengebühren

DIE VERWENDUNG DER STUDIENGEBÜHREN IN GÖTTINGEN MIT DER RÜCKMELDUNG ZUM SOMMERSEMESTER 2007 WERDEN IN NIEDERSACHSEN NICHT MEHR NUR DIE STUDIENANFÄNGER, SONDERN ALLE STUDENTEN MIT 500 EURO STUDIENGEBÜHREN ZUZÜGLICH DES SEMESTERBEITRAGES ZUR KASSE GEBETEN. NUN HEISST ES FÜR DIE UNIVERSITÄTEN, DIESES GELD SO ZU VERTEILEN, DASS DIE LEHRE SPÜRBAR VERBESSERT WIRD. DOCH WIE SOLL MAN DAS GELD NUN AM SINNVOLLSTEN AUSGEBEN UND DURCH WELCHE INVESTITIONEN WIRD DIE LEHRE NACHHALTIG VERBESSERT?

Immer wieder wurde regional und überregional über angeblichen Missbrauch berichtet. So war im UniSpiegel zu lesen, was man nicht alles mit dem Geld machen könnte: Haushaltslöcher stopfen, Defizite ausgleichen, Sportgeräte für den Unisport anschaffen, Heizkosten finanzieren… und so weiter. (QUELLE: HTTP://WWW.

tralität und weitere Punkte wie Verfahrensgrundsätze, Vorschlagsrecht und Mittelzuweisungen. Die wichtigste Aussage ist dabei, dass die Studiengebühren in Göttingen als Form von Drittmitteln zu betrachten und dementsprechend für Lehre und Studium zu verwenden sind.

SPIEGEL.DE/UNISPIEGEL/STUDIUM/0,1518,467749,00. HTML)

Tatsächlich ist die Grenze zwischen Sinn und Unsinn bei der Verwendung der Studiengebühren eine breite Grauzone. Hochschulgesetze regeln zwar grob die Verwendung der Gebühren, doch die letztendliche Vergabe (und damit auch die Auslegung der Hochschulgesetze) erfolgt durch die Gremien der Hochschulen. In Göttingen ist das Hochschulgesetz als „Richtlinie über die Verwendung von Studienbeiträgen“ als Amtliche Mitteilung für jeden einsehbar. (QUELLE: HTTP://WWW.MED.UNI-GOETTINGEN.DE/ MEDIA/GLOBAL/G3-2_PERSONAL_RUBRIKEN/AMTLMITTEILUNGEN_2006_15.PDF) Inhaltlich regelt dieses

Paragraphenwerk den Verwendungszweck, das Substitutionsverbot, das Transparenzgebot, die Kapazitätsneu-

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Generell regelt dieses Gesetz auch, wie viel Geld aus den Studiengebühren den einzelnen Fakultäten zu steht. Dabei erhält jeder Fachbereich 50% der eingenommenen Beiträge zur eigenverantwortlichen Verwendung, die andere Hälfte wandert in einen zentralen Topf, aus dem strukturelle sowie mittel- und langfristige Investitionen getätigt werden. Der Universitätsmedizin Göttingen stehen die vollen 100% der Einnahmen zur Verfügung, welches wohl mit der dezentralen Lage von Human- und Zahnmedizin zu begründen ist. Allerdings werden über die Studienbeiträge auch Verbesserungen in Anatomie, Physiologie und Biochemie zu bestreiten sein, was den gewonnenen Vorteil wieder relativiert. Doch bevor man überhaupt etwas von diesem Geld verwenden kann, muss man sich Gedanken darüber machen, wer in diese Entscheidung einbezogen sein soll. Natürlich


sind die Professoren schnell mit guten Ideen zur Stelle. Da es sich aber hierbei um Mittel aus dem Portfolio der Studenten handelt, führt kein Weg an ihnen vorbei, denn grundsätzlich darf jedes Mitglied der Universität bei seinem zuständigen Studiendekan Vorschläge und Ideen einreichen. Zur Bündelung der Ideen aus der Studentenschaft haben die Fachschaften der Human- und Zahnmedizin deshalb per Fragebogen in allen Semestern Umfragen zur Verwendung der Studiengebühren durchgeführt. Die Zahnmediziner teilten ihre Ergebnisse nach vorklinischem und klinischem Studienabschnitt, da die Wünsche der Studenten bei beiden Gruppen teilweise sehr weit auseinander lagen. Die Ergebnisse sieht man hier: Ergebnis / KLINIK 1. /

Patientenbezuschussung

98

2. /

Kurseinheiten, Werkzeuge, Instrumente

84

3. /

Mehr HiWis, mehr Assistenten

25

4. /

Bezuschussung von Verbrauchsmaterialien

24

5. /

Patientenwerbung

23

6. /

Laborausbau, Laborerneuerung

23

7. /

Kostenlose Skripte

15

8. /

Verbesserte Ausstattung Bib

12

Anzahl der Nennungen

Natürlich sind die gewählten Begriffe noch sehr weit gefasst, doch geben sie für die Auswahl möglicher Verwendungszwecke in den Gremien einen geeigneten Diskussionsrahmen vor. Dabei sind kurz-, mittel- und langfristige Ziele zu unterscheiden. Kurzfristig umzusetzen sind Wünsche unserer Studenten nach einer kostenlosen Bereitstellung von Skripten,

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Studiengebühren

Ergebnis / VORKLINIK

top 10

1. /

Laborerneuerung, Laborausbau

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2. /

Kostengünstigere, bezuschusste Verbrauchsmaterialien

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3. /

Kostenlose Skripte, und Kopien

38

4. /

Bessere Ausstattung der Bib

22

5. /

Mehr Assistenten und HiWi´s

17

6. /

Patientenwerbung

9

7. /

Kittel

8

8. /

Erweiterung Semesterticket

7

9. /

Patientenbezuschussung

7

Mehr Seminare

7

10. /

Anzahl der Nennungen

langfristige Ausgaben sind Punkte mit hohem Geldbedarf, wie der Aus- und Umbau der Labore. Aus diesem Grund hat sich die Studienkommission als vorschlagendes Gremium des Fakultätsrates dazu entschlossen, 50% der Einnahmen durch die Studiengebühren im Sinne eines zentralen Geldpools für mittel- und langfristige Maßnahmen zurückzulegen. Denn die negative finanzielle Entwicklung im Land Niedersachsen führt am Universitätsklinikum in Göttingen zu einem absehbaren Investitionsstau, der auch die Lehre negativ beeinflussen wird. Dem kann man zumindest in Maßen mit den Studiengebühren entgegen wirken- allerdings nicht dauerhaft. Unsere Studenten indes haben sich mit der Situation arrangiert, denn auch wenn keiner von ihnen die Studiengebühren explizit gefordert hat, so hoffen sie darauf, dass die Studienbeiträge sinnvoll und im Interesse aller Studierenden verwendet werden. Warum sich gerade der UniSpiegel in seinem Artikel „Campusmaut: Studiengebühren werden zweckentfremdet“ dazu aufschwingt, mehr Kontrolle durch die Ministerien der Länder bei dem Einsatz der Studiengebühren zu fordern bleibt den Studenten ein Rätsel.

DASS ES AUCH OHNE DIESE BEVORMUNDUNG VON OBEN ZU EINER VERBESSERUNG IN LEHRE UND STUDIUM KOMMT, WISSEN DIE MENSCHEN AN EINER UNIVERSITÄT BESSER EINZUSCHÄTZEN ALS MANCHER POLITIKER.

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Qualität zahlt sich aus

Sowohl für die Zahnmedizin als auch die Zahntechnik präsentierten wir auch in diesem Jahr auf der IDS interessante Neuheiten. Hierzu zählen die neuen Compositepolierer, unsere fortschrittlichen Instrumente zur Titanbearbeitung im Mund oder die Weiterentwicklung des Keramikfräsers CeraBur zum Exkavieren von weichem kariösem Dentin.

Mit den neuen Fräsern für die NEMBearbeitung, dem Dualfräser für Kunststoffe und dem Pinpolierer mit Mandrell zeigen wir, dass man auch für das Dentallabor nahe zu perfekte Produkte immer noch verbessern kann. Mit diesen Neuerungen unterstreichen wir unseren Vorsatz, mit Komet Instrumenten dem Anwender die Arbeit zu erleichtern und die Qualität seiner Leistung zu verbessern.

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Für alle, die Qualität verlangen


Gesundheitsreform In Halle ist es schรถn

NACH DER REFORM IST VOR DER REFORM

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Die Gesundheitsreform ist da. Um diese schon im Vorfeld angemessen zu begrüßen, wurde landauf und landab in unzähligen Tagesblättern, Magazinen und Zeitschriften aller Art darüber berichtet. Die Gemüter erhitzten sich, Ärzte kämpften gegen die Gesetzesvorlage, Bünde, Vereinigungen und Gesellschaften stemmten sich lautstark dagegen. Jeder hatte eine Meinung und hat sie auch kundgetan. Doch der Nutzen war gering, denn schon bei der Erarbeitung des Gesetzesentwurfs saßen Vertreter der Krankenkassen beratend in den Arbeitsgruppen. Lobbyismus war gestern, denn heute stört sich niemand daran, dass man sich offen zu unlauteren Allianzen bekennt. Das wissen nicht nur die Krankenkassen, sondern auch die Gegner der Gesundheitsreform. Damit werden jedoch nicht nur die öffentlichen Interessen untermauert, sondern gleichzeitig tiefe Gräben ausgehoben- in den Köpfen der Menschen, die eine Wahl haben: - BÖSE KRANKENKASSEN - BÖSE ÄRZTE UND ZAHNÄRZTE - BÖSE POLITIKER - ALLES MIST Natürlich ist die Reform kritisch zu betrachten: statt Bürokratie abzubauen wird die bestehende Bürokratie intensiviert, offiziell natürlich zum Wohle der Bürger. Anstatt die Menschen darüber aufzuklären, dass sie in einem System des Medizinischen Überflusses leben, werden sie über den Füllstand ihres Geldbeutels dazu gezwungen, sich über Sinn und Unsinn einer Behandlung Gedanken zu machen. Statt zu erkennen, dass Bildung auch gesundheitspolitische Bildung sein kann, die der Vorbeugung von Krankheiten dient, versucht man sie auf Sachleistungen zu reduzieren, ohne dabei zu bedenken, das am Ende immer die Falschen davon benachteiligt sein werden.

könne, unkomplizierter und vernünftiger. Ehrlichkeit will ich gar nicht fordern, denn Notlügen sind ja verzeihlich und das Volk ist geduldig mit seinen eigenwilligen Volksvertretern. Wenn andere schon nicht ehrlich sind, will ich es sein: Wer hat denn wirklich daran geglaubt, das die Gesundheitsreform eine „echte“ Reform sein würde, die sinnvolle Modelle zur Lösung des Geldmangels bei den Krankenkassen bei einer gleichzeitigen Beibehaltung des Versorgungsniveaus in der Medizin schafft? Niemand! Ausgenommen sind die Zweckoptimisten, die Blauäugigen und diejenigen, die von jeder Art der Reform profitieren würden: die Lobbyisten. Als Resultat existiert nun ein Spagat zwischen den Wünschen, Ansprüchen, Vorstellungen und Hoffnungen der Menschen, der nur eine Zwischenlösung sein kann und das Unvermeidliche, nämlich die nächste Reform, auf einen anderen Termin verschiebt. So lange sich allerdings noch Widerstand regt und sich einige Menschen - seien es nun die Ärzte, Zahnärzte oder die Patienten mit ihrem Protest lautstark äußern- bleibt die berechtigte Hoffnung, dass die nächste Reform dann endlich den Bedürfnissen aller Betroffenen gerecht wird - oder zumindest endlich einen Schritt in diese Richtung macht!

Man kann es niemandem recht machen, schon gar nicht in Deutschland. Aber man hätte es einfacher machen

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Integrierte Kurse

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WARUM INTEGRIERTE KURSE? Interview mit Prof. Dr. Georg Meyer

WIE IN FAST JEDER DER LETZTEN AUSGABEN DER UN-PLAQUED BERICHTET, IST SEIT EINIGEN JAHREN EIN PROZESS IN GANGE, DIE DEUTSCHEN ZAHNKLINIKEN UND DAS ZAHNMEDIZINSTUDIUM ZU ENTSCHLACKEN, ZU MODERNISIEREN UND FÜR DEN INTERNATIONALEN WETTBEWERB TAUGLICH ZU MACHEN. EIN WICHTIGER ASPEKT DIESER ENTWICKLUNG IST DIE DISKUSSION ÜBER ALTERNATIVE LEHRMETHODEN SOWOHL IM THEORETISCHEN ALS AUCH IM PRAKTISCHEN BEREICH. SO IST NEBEN VIELEN EXPERIMENTEN MIT PROBLEMORIENTIERTEM LERNEN (POL) IMMER WIEDER RUFE NACH INTEGRIERTEN KURSEN IM ZAHNMEDIZINSTUDIUM LAUT GEWORDEN. DIE LAUTESTEN DIESER STIMMEN RIEFEN ALLERDINGS IMMER DAS GLEICHE: „BEI UNS GEHT DAS NICHT!“, MIT DIESER ANZAHL VON ASSISTENTEN KANN MAN DAS NICHT UMSETZEN!“, „WARUM SOLLTEN WIR ETWAS ÄNDERN, WAS OFFENSICHTLICH FUNKTIONIERT?“. Nun mag es verwundern, dass es nach jahrelangen Gesprächen und halbherzigen Versuchen von Jahreskursen und Möchtegern Integrationen nur eine Universität geschafft hat, echte Integrierte Kurse in der Ausbildung der Zahnmedizinstudenten einzuführen.

Seit 1994 wird an der Universität Greifswald in dieser Form unterrichtet, wobei das dortige Team nicht von irgendeinem Außenseiter oder ehemaligem Waldorfschüler geleitet wird, als vielmehr vom Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZ-

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Integrierte Kurse

MK), Prof. Dr. Georg Meyer. Uns hat interessiert, was aus Sicht der Verantwortlichen die besondere Situation in Greifswald ist, die offenbar auf keine andere Universität zutrifft. Denn nicht zuletzt ist die Forderung nach Integrierten Kursen kein Greifswalder Modell, sondern vielmehr auf den Vorstellungen des Wissenschaftsrates sowie den europäischen Ideen der Bologna Konferenz begründet Prof. Meyer, seit Mitte der Neunziger Jahre werden am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Greifswald Integrierte Kurse durchgeführt. 1. Warum wurde dieses Kurssystem für die Ausbildung der Zahnmedizinstudenten gewählt und nicht das in Kons I/

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II und Prothetik I/ II Semester weise gestaffelte System benutzt, nachdem 80% der deutschen Universitäten lehren? Im Jahr 1994 haben wir in unserer Klinik das integrierte Kurssystem eingeführt. DAMIT WURDEN DIE BISHER ÜBLICHEN STARREN FACH BEZOGENEN KURSGRENZEN VON PROTHETIK UND KONSERVIERENDER ZAHNHEILKUNDE AUFGEHOBEN MIT DEM ENTSCHEIDENDEN VORTEIL, DASS STUDIERENDE IN GREIFSWALD IHRE PATIENTEN NUN SYSTEMATISCH UND UMFASSEND WIE IN DER ZAHNÄRZTLICHEN PRAXIS BEFUNDEN UND BEHANDELN. Zur Anleitung, Unterstützung und Aufsicht während der praktischen Arbeiten stehen ständig jeweils ein Arzt der Prothetik und der Zahnerhaltung zur Verfügung. Darüber hinaus


ist ein Parodontologe, aber auch ein Oralchirurg und ein Kieferorthopäde jederzeit für die Studenten abrufbereit. 2. Wie hat sich das Integrierte System seitdem entwickelt und was für Erfahrungen haben Sie gemacht? Der von uns beschrittene Weg einer Fächer übergreifenden integrierten Ausbildung unserer Studenten hat sich sehr gut bewährt: Alle Abläufe sind entspannter, ruhiger und trotzdem schaffen die Studenten deutlich mehr Kurspunkte als in der Vergangenheit. Inzwischen haben wir auch in der vorklinischen zahnmedizinischen Ausbildung Fächer übergreifende Elemente etabliert. Im 1. Semester führen die Studenten gegenseitige präventiv orientierte Behandlungsübungen durch. In Zusammenarbeit mit der medizinischen Psychologie erfolgt im Grundkurs „Der frühe Patientenkontakt“ eine systematische Annährung an Menschen in ihrem sozialen Umfeld, ihrer Psyche, ihren Krankheiten und Befindlichkeiten. Hierzu werden Altenheime besucht, es erfolgt eine Mitarbeit in Präventionsprogrammen von Kindergärten und Schulen, darüber hinaus ein Hausbesuchsprogramm sowie Hospitationen in zahnärztlichen Praxen. 3. Warum fällt es an anderen Universitäten so schwer, das mittlerweile auch vom Wissenschaftsrat geforderte Integrierte System einzuführen? Ich denke, dass wir in Greifswald glücklicherweise besonders gute Rahmenbedingungen hatten und haben, um derartige Dinge umzusetzen. Beispielsweise ist die jährliche und nicht Semester weise Aufnahme neuer Studentinnen und Studenten sehr hilfreich. Mit einem Soll von ca. 40 Studenten pro Jahr haben wir gut überschaubare Studentenzahlen mit der Möglichkeit, sehr schnell zu reagieren, falls Kurskorrekturen notwendig sein sollten. Es darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass ein gutes, Abteilung übergreifendes und auch die Studenten einbeziehendes menschliches Miteinander eine sehr wichtige Voraussetzung für derartige integrierte Ausbildungsformen ist. 4. Gibt es Gründe für die Annahme, dass sich einige Abteilungsleiter an deutschen Hochschulen regelrecht gegen die Einführung der Integrierten Kurse wehren? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kolleginnen und Kolle-

gen anderer Zahnkliniken grundsätzliche Bedenken gegen ein integriertes, interdisziplinäres Ausbildungssystem haben könnten. Es ist jedoch schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, derartige Wege der Studentenausbildung zu beschreiten, wenn die oben genannten und weitere Voraussetzungen nicht gegeben sind. 5. Wie sehen sie den Stand der Ausbildung der Zahnmedizinstudenten in Deutschland unter Berücksichtigung der Bologna Forderungen? Das Bachelor-Master-System, welches eine grundsätzliche Basis der Bologna-Vereinbarungen darstellt und in einigen akademischen Studiengängen relativ problemlos praktizierbar ist, könnte meines Erachtens im ursprünglichen Sinn nicht auf die Medizin/Zahnmedizin übertragen werden, es sei denn mit einer heftigen „Mogelpackung“, indem man nämlich das Physikum als Bachelor und das Staatsexamen als Master deklariert. 6. Sie haben in Greifswald gerade ein neues Klinikgebäude für die ZMK fertig gestellt. Benötigt eine gute Ausbildung derartig moderne Einrichtungen? Was erhoffen Sie sich davon in Bezug auf die Entwicklung von Forschung und Lehre? Unsere kürzlich eingeweihte neue Zahnklinik wurde in der Planungsphase so konstruiert, dass die räumlichen Anordnungen den Ausbildungskonzepten folgen. Die klinischen Kurse finden in integrierten Praxen statt, denen jeweils ein Seminarraum zugeordnet ist, so dass patientennahe Lehr- und Lernmöglichkeiten im Kleingruppenunterricht erfolgen können. Eine enge Ausrichtung der Lehre auf den aktuellen Stand der Wissenschaft versuchen wir zu erreichen, in dem spezialisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren jeweiligen Teilgebieten, in welchen sie forschen, spezielle Kongresse besuchen und die Maximalversorgung von Patienten durchführen, wie z.B. Endodontie, Adhäsivtechnik, Implantatprothetik etc., vom Anfang bis zum Ende der studentischen Ausbildung verantwortlich sind. Ich bedanke mich für das Interview Ingmar Dobberstein

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Studenten für Studenten

TUTORENPROGRAMM AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG

Im Wintersemester 2005 wurde an der Universität Leipzig nach langen Geburtswehen zum ersten Mal das Tutorenprogramm in die Realität umgesetzt. Die Intention des Programms ist, den Vorklinikern (1.-5. Semester) erste klinische Erfahrungen durch die Stuhlassistenz (7.-10.Semester) im klinischen Behandlungskurs zu vermitteln. Da in der Vorklinik ausschließlich am Phantomkopf gearbeitet wird und Patientenkontakt und Therapiebezug meist fehlen, soll hier mit Hilfe des Tutorenprogramms ein Ausgleich geschaffen werden. … In der Durchführung wird jedem vorklinischen Studenten ein Tutor aus der Klinik zugeteilt. Der Vorkliniker begleitet seinen Tutor entweder im prothetischen Kurs oder im konservierenden Kurs. Während des Kurses behandelt der Kliniker seine Patienten, während der Vorkliniker die Position der Zahnarzthelferin übernimmt. Die Assistenz reicht vom Absaugen bis zum Anreichen und Anmischen der Materialien, die der Kliniker während der Behandlung benötigt. So lernt der vorklinische Student bereits die „echten“ Behandlungsabläufe kennen und wird durch den Patientenkontakt von Hemmungen vor der eigenen selbständigen Arbeit befreit. Im Gegenzug zur geleisteten Behandlungsassistenz steht der Tutor seinem Schützling mit Erklärungen und Lerntipps zur Seite. Darüber hinaus entwickelt sich oft ein freund-

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schaftliches Verhältnis im Behandlungsteam, von dem beide Seiten profitieren. Hat während eines Semesters der Vorkliniker 5-mal assistiert, wird ihm dies per Testat bestätigt. Damit erwirbt er sich einen „Bonus“ in der Phantomkurs-Klausur, die im 5.Semester stattfindet. So wird die Arbeit des Vorklinikers auch von Seiten des Lehrkörpers honoriert. … Das Tutorenprogramm wurde besonders von den vorklinischen Studenten sehr gut angenommen. Vor allem die prothetischen Kurse sind durchweg sehr gut besucht. Die Ursache hierfür ist wahrscheinlich die Dominanz der prothetischen Aufgabenstellungen in den technischen Kursen der vorklinischen Ausbildung. Wer möchte zu diesem Zeitpunkt nicht einmal live erleben, wie eine Krone oder Prothese am Patienten anfertigt wird? Das Tutorenprogramm hat sich als sehr gute Institution in Leipzig bewährt. Die Kluft zwischen Vorklinikern und Klinikern wird dabei wesentlich reduziert und nicht selten entstehen wertvolle Freundschaften. Als Kliniker nimmt man die Assistenz durch einen Vorkliniker gerne an, da man besonders in den prothetischen Kursen ohne Assistenz oft nicht auskommen würde. Beide Seiten haben den Wert des Tutorenprogramms schätzen gelernt und geben die gemachten Erfahrungen gerne an die jungen Kommilitonen weiter. Daphne Schlegel


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Dresdener Dipol

Der DIPOL des Elbflorenz

WENN EIN NORMALBÜRGER AN EINEN DIPOL DENKT, STELLT ER SICH VIELLEICHT EIN ELEKTRISCH GELADENES TEILCHEN VOR, DAS SOWOHL ÜBER EINEN PLUS- ALS AUCH EINEN NEGATIV GELADENEN POL VERFÜGT. ABGESEHEN VON DER POSITIVEN UND NEGATIVEN SEITE, HAT DAS DRESDENER DIPOLSYSTEM HERZLICH WENIG MIT EINEM GELADENEN TEILCHEN ZU TUN. DENN HIER STEHT DIPOL FÜR DRESDENER INTEGRATIVES PROBLEM- / PRAXIS- / PATIENTEN- ORIENTIERTES LERNEN.

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taeten/medizinische_fakultaet/studium/DIPOL/DIPOLEinfuehrung.pdf), die als Einführung in das Dipol-System gedacht ist. Schon im ersten Absatz werden weniger Vorlesungen und mehr praktischer Unterricht, auch am Patienten, versprochen. Außerdem neu dabei: Unterricht in Tutorien mit Kleingruppen von 8-10 Studenten, Fallbesprechungen, vermehrte Selbststudienzeit, neue Prüfungsformen, interdisziplinärer Unterricht und moderne Lehr- und Lernformen mit Multimedia. Schön und gut, aber was davon wird wie auch tatsächlich umgesetzt? Aus eigener Erfahrung kann ich bisher nur aus der Vorklinik berichten, aber ich habe mich mit Studenten aus der Klinik unterhalten, um herauszufinden, wie es dort abläuft und was auch mich eines Tages mal erwartet.

Dieses Reformcurriculum verspricht in der Theorie zumindest einiges und klingt schon mal nach hohen Maßstäben und einem netten Aushängeschildchen. Auch das Siegel „Harvard-Associated“ tut sein Übriges dazu. Wie es in der Realität eines Zahnmedizinstudenten aussieht, und ob die gegebenen Versprechen auch umgesetzt und gehalten werden, möchte ich hier zusammen tragen. Auf der Homepage der Fakultät finden Interessierte eine pdf-Datei (http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakul-

Weniger Vorlesungen: Besonders im zweiten Semester ist mir aufgefallen, dass sich die Anzahl der Vorlesungen in Grenzen hält. Es gab Tage, wo man nur eine Vorlesung hatte und den Rest des Tages so ziemlich zur „freien“ Verfügung – sprich Selbststudienzeit hatte. Diese war auch wirklich von Nöten, da es ja alle drei Wochen hieß: Anatomie-Testat! Der rein in den Vorlesungen vermittelte Stoff, samt der nur selten zur Verfügung gestellten Skripte, reichte bei Weitem nicht zum Bestehen aus. Also lautete es, die „freie“ Zeit am besten zu nutzen, um sich mit Moll, Benninghoff, Schiebler und Lippert, Prometheus oder Sobotta eingehend auf die Thematik einzustimmen. Im TPK gab es zwar nicht weniger Vorlesungen, aber sie fanden eher zu Beginn des Kurses in gestaffelter Form

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Dresdener Dipol

ALS SCHWIERIG ERWIESEN SICH ALLERDINGS DIE BEMÜHUNGEN, PATIENTEN ZU FINDEN, DIE SICH IN EINEM HÖRSAAL MIT 50 STUDENTEN UND VOR LAUFENDER KAMERA BEHANDELN LASSEN.

statt. Hintergrund dafür war die Meinung mehrerer Studenten aus höheren Jahrgängen, die in der semesterweise durchgeführten Lehr-Evaluation den Vorschlag gemacht hatten, zunächst mehr Grundlagen und Basiswissen zu vermitteln, um so besser vorbereitet in die praktische Arbeit gehen zu können. In den klinischen Semestern sieht das allerdings etwas anders aus. Im Vergleich zu anderen Universitäten, als auch zu den Medizinstudenten, hat der Zahni eher wenig Zeit für sich und sein Selbststudium, weil es an einigen anderen Unis zusätzlich zu den scheinpflichtigen Lehrveranstaltungen auch Tutorien oder Seminare gibt. Mehr Praxis und Arbeit am Patienten Als Vorkliniker bleibt einem die Arbeit am Patienten doch eher verwehrt. In manchen TPK-begleitenden Vorlesungen wurden Studenten aus dem Hörsaal direkt auf dem Behandlungsstuhl platziert, um z.B. das Vorgehen einer Anamnese und allgemeinen Befunderhebung zu demonstrieren. Als schwierig erwiesen sich allerdings die Bemühungen, Patienten zu finden, die sich in einem Hörsaal mit 50 Studenten und vor laufender Kamera behandeln lassen. Aus diesem Grunde musste schon mehrfach auf die Videoaufzeichnungen vergangener Jahre zurückgegriffen werden. Praktische Erfahrungen konnte allerdings auch der Vorkliniker schon in diversen Versuchen und Praktika erhalten: Beispielsweise in Chemie, Physik, Biochemie und Physiologie, aber auch einigen zahnmedizinischen Kursen. Meistens hat man dennoch erst im Nachhinein verstanden, was man da gerade gemacht hat. In der Klinik fehlt es kaum an Praxis, in manchen Fächern wie Prothetik allerdings an Patienten. Die Uni selbst hat nur einen überschaubaren Patientenpool und die Suche auf eigene Faust, erweist sich oft als schwierig. Dem sollte Abhilfe durch die Reduktion der zu erreichenden Punktzahl und der Möglichkeit, in den Ferien Nacharbeiten durchzuführen, geschaffen werden.

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Tutorien in Kleingruppen Derartiges habe ich bisher noch nicht erlebt. Die Seminare finden immer in Gruppen von 15 – 20 Studenten statt. Das einzige Mal, daß wir in kleinere Gruppen aufgeteilt wurden, war, während wir einige, auf den Praxisalltag bezogene Beispiele mit der Abteilung Psychosomatik durchgespielt und anschließend besprochen haben. Oder als wir zu zweit oder dritt während des TPK Altenpflegeheime und Kindergärten besucht haben. In der Klinik gehören Tutorien schon eher zum UniAlltag, allerdings läuft auch da nicht immer alles so wie gewünscht. Manche Betreuer sind entweder nicht vom entsprechenden Fachgebiet oder gar nicht an der Uni angestellt. Probleme mit der „Lehrmeinung“ sind dabei vorprogrammiert. In der Regel gibt es allerdings gute Betreuer, die sich für die Studenten einsetzen und versuchen, viel Wissen zu vermitteln, so dass ein Tutorium oft sehr hilfreich sein kann. Man frischt die in den Vorlesungen kennen gelernte Theorie auf, macht sich Gedanken über mögliche Ursachen und Zusammenhänge und kann die Thematik auch mit Kommilitonen diskutieren. Das bringt den Studenten nicht nur Pluspunkte für die nächste Prüfung, sondern erleichtert auch spätere Gedankengänge und Arbeitsabläufe in der eigenen Praxis. Ein Nachteil der Tutorien ist allerdings die darin zu investierende Zeit. In der Pharmakologie-Klausur ist zum Beispiel die Hälfte aller Zahnmedizinstudenten durchgefallen, bei den Medizinern lediglich drei Studenten. Grund dafür ist nicht etwa, dass die Zahnis dümmer sind oder keine Lust zum Lernen haben, sondern, dass einfach weniger Zeit für das so genannte Selbststudium zur Verfügung steht!!! Fallbesprechungen Besonders die Physiologen versuchen hier Vorreiter der Vorklinik zu sein. In den Vorlesungen werden oft zur Thematik passende Fälle erwähnt und es wird gemeinsam versucht, eine Diagnose zu stellen. Aber auch für das


Selbststudium haben sie einige Fälle, die so genannten Casus-Fälle, ins fakultätsinterne Netz gestellt. Anhand einiger Bilder werden im TPK, Phantomkurs u. a. zahnmedizinischen Vorlesungen die Anwendung und Praxis des besprochenen Themengebietes illustriert und ggf. diskutiert. Dass hier die Möglichkeiten eines modernen DIPOL Unterrichts schon ausgereizt wurden, wage ich zu bezweifeln. In der Klinik werden Patientenfälle selbstständig für die Tutorien vorbereitet und später durchgesprochen und diskutiert. Es gibt auch Kolloquien, in welchen Studenten zu zweit oder zu dritt einen Patientenfall bearbeiten müssen und danach einem zuständigen Professor oder Betreuer vorstellen.

Vermehrte Selbststudienzeit Weniger Vorlesungen bedeutet auch weniger Stoff, der durch Hochschullehrer vermittelt wird und mehr „Zeit“ und Stoff, den man sich selbst erarbeiten muss. Problematisch wird es, wenn es keine einheitlichen Schwerpunkte gibt, so dass jeder für sich eigene und andere Maßstäbe setzt. Und wenn selbst die Tutoren nicht so recht vom Fach sind oder in der Materie stecken, läuft es letztlich nicht selten unübersichtlich und endet schnell im Chaos. Von einer ausgedehnten Selbststudienzeit können meinen Nachforschungen zufolge allerdings nur die Vorkliniker und Mediziner berichten. Es soll sich aber schon gebessert haben, denn im ersten Jahr nach Einführung des DIPOLs

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Dresdener Dipol

hätten etwa 50 Prozent der Zahnis die Uni gewechselt, weil der Stundenplan so voll gestopft war, dass man keine Zeit mehr zum Lernen oder zum Schöpfen neuer Energie hatte. Neue Prüfungsformen Fraglich ist hier noch, was die Autoren unter „neuen“ Prüfungsformen verstehen. Fakt ist, dass es vermehrt Klausuren in Form oder zumindest mit einem erhöhten Anteil an Multiple Choice-Fragen gibt. Großer Vorteil für die Studenten: die Klausurfragen im Ausschluss-Verfahren zu beantworten. Außerdem dauert die Auswertung nicht so lange, so dass teilweise schon am Folgetag die Ergebnisse eingesehen werden können. Interdisziplinärer Unterricht Unter interdisziplinär wird der fächerübergreifende Unterricht verstanden. Teilweise wird versucht, beispielsweise mit der Biochemie und der Physiologie die gleichen Themen unter dem jeweiligen, dem Fach entsprechenden Aspekt zu behandeln. Außenseiter ist bislang die Anatomie in der Vorklinik, weil sie gegen Ende des ersten und im gesamten zweiten Semester so prominent vertreten ist. Sie wird im dritten Semester mit Neuroanatomie abgeschlossen, während die anderen beiden Fächer in diesem Zeitraum erst einmal ihre Grundlagen vermitteln. Moderne Lehr- und Lernformen So gut wie alle Vorlesungen erfolgen mittels PowerpointPräsentation. Manchmal sind auch einige Animationen dabei, wenn sich die Dozenten viel Mühe gegeben haben, die Studenten nicht einschlafen lassen zu wollen. Die Mehrzahl der Dozenten stellt ihre Vorlesungen als pdf-Datei entweder im Internet oder im CopyShop um die Ecke zur Verfügung. In einzelnen Vorlesungen wurden mittlerweile Videos über die Kronenherstellung, die Anwendung der Aufwachstechnik und die Reinigung der im Kurs benutzten Winkel- und Handstücke gezeigt. Inzwischen stehen im Intranet auch, neben den Vorlesungsfolien, gezeigte Videos zum An-

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schauen und Downloaden bereit. Auf der anderen Seite kommt der Studiosus immer noch sehr oft mit den guten alten Diapositiven in Kontakt, wenn Besprochenes gegen Ende der Vorlesungen illustriert werden soll. Fazit: Was in der Theorie so schön klingt, ist in der Anwendung nicht immer fehlerfrei oder verläuft gar reibungslos. Zwar wird versucht, Veränderungen herbeizuführen, doch ob diese Neuerungen immer die bessere Lösung sind, wird erst die längere Praxis zeigen. Positiv zu erwähnen ist, dass es im Verlauf schon echte Veränderungen gegeben hat und nicht zuletzt auch Anregungen und Verbesserungsvorschläge von Studenten der Auslöser hierzu waren. Allerdings ist es ein Fakt, dass leider nicht alle Dozenten oder Lehrstuhl-Inhaber gewillt sind, etwas an ihren Lehrmethoden oder der Studiendurchführung zu ändern. So hat letztlich auch das Dresdener DIPOL-Programm, wie der technische Dipol, seine positive und negative Seite.


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Medizin und Zahnmedizin

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Gemeinsam einsam?

Interview mit Prof. Dr. C. Frömmel

Die Medizin befindet sich in ständiger Bewegung. Der Forderung nach mehr Flexibilität und höherer Spezialisierung bei gleichzeitiger Vernetzung aller Ressourcen trägt auch die neue Approbationsordnung der Humanmedizin Rechnung. Die Zahnmediziner würden hier gerne aufschließen, doch letztlich fehlt der gesetzliche Rahmen um nötige Veränderungen verbindlich auf den Weg bringen zu können ohne dabei zu sehr in einer juristischen Grauzone zu arbeiten. Wir haben aus diesem Grund mit Prof. Dr. med. Cornelius Frömmel, dem Dekan der Universitätsmedizin der Georg-August-Universität Göttingen gesprochen, um einen auf Lebenserfahrung beruhenden Ausblick in die Weiterentwicklung von Medizin und Zahnmedizin zu werfen. Prof. Frömmel´s Lebensweg führte über sein Studium der Humanmedizin in Berlin und seiner Arbeit im Institut für Biochemie an der Humboldt-Universität zu Berlin auch an das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung Heidelberg und an das European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg. 1992 kehrte er als Prodekan für Forschung an der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin zurück, wo er seit 1994 auch als Universitätsprofessor für Biochemie arbeitete. Seit dem Jahr 2005 ist Prof. Frömmel Dekan und Vorstandsprecher der Universitätsmedizin Göttingen.

1. Prof. Frömmel, sie sind der Dekan der Hochschulmedizin Göttingen. Wie sehen sie in Ihrer Funktion als Dekan die momentane Situation von Zahnmedizin und Humanmedizin? Diese klar gestellte Frage gehört zu der Art, die sich in meiner Funktion als Dekan und Sprecher des Vorstands nicht so einfach beantworten lässt, erinnert ein wenig an

die oft als Begrüßungsformel verwendete: na, wie geht´s Ihnen? Darauf kann man – wenig aussagekräftig – mit „Na gut“ antworten. Oder man nimmt sich (viel) mehr Zeit und antwortet der ehrlichen Nachfrage angemessen. Einerseits entwickelt sich die Lehre in der Medizin recht schön in die richtige Richtung, der Göttinger Lernzielkatalog Medizin wird gerade fertig gestellt, weitere Schritte in Richtung studentenzentrierte Lehre werden gegangen,

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Medizin und Zahnmedizin

die Entwicklung eines Fächer übergreifenden Konzeptes in der Vorklinik bzw. Vorklinik versus Klinik geht voran, die Zahl der über die tatsächliche Ausbildungskapazität hinaus eingeklagten Studierenden geht zurück. Andererseits bleibt noch sehr viel zu tun: ganz oben auf der to-do-Liste in der Lehre steht der Aufbau einer aussagekräftigen Lehrevaluation als Voraussetzung für die weitere Verbesserung der Ausbildung. Die Entwicklung eines „forschungsfreundlichen“ Curriculums wird voran gebracht werden: wie viele unentdeckte Forschungstalente und darüber hinaus wie viel „Schwierige-Diagnosen-

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Therapien-Problemlösungskönnen“ werden bei Medizin- und Zahnmedizinabsolventen nicht ausgebildet. Auch auf dem Gebiet der Forschung lässt sich auch solch ein Einerseits-Andererseits formulieren: Tolle Leistungen auf der einen Seite (Neurowissenschaften, Kardiologie, Onkologie, Stammzellen). Viel zu wenig Forschungsergebnisse auf der anderen Seite, wo leider die Abteilungen der Zahnmedizin, Kieferheilkunde fast vollständig dazugehören. Aber das Zentrum


...wie viele unentdeckte Forschungstalente und darüber hinaus wie viel „Schwierige-Diagnosen-Therapien-Problemlösungskönnen“ werden bei Medizin- und Zahnmedizinabsolventen nicht ausgebildet.

für ZMK hat die ersten Schritte unternommen, um das zu ändern: es bildet eine Fächer übergreifende Forschungsabteilung. Um es fortzusetzen: in der Patientenbetreuung gibt es Licht und Schatten. Toll ist der Leistungsanstieg in den letzten Wochen in allen Abteilungen. Unvorteilhaft sind die hohen Kosten, mit denen die Leistungen erbracht werden. Insgesamt ist nach Einführung der DRG in der Medizin und der Flächen deckenden Anwendung der leistungsorientierten Mittelvergabe deutlich geworden, dass wir – pauschal gesprochen - 5% zu teuer „produzieren“, was insgesamt aber 15-20 Mio. € per anno ausmachen würde und was schnellstens korrigiert werden muss. Das bedarf der Mitwirkung Aller – denn kein Bereich der Universitätsmedizin Göttingen wird so weiter arbeiten können wie bisher. Es ist ein sehr schmerzhafter und anstrengender Prozess.

Es ist wie oft im Leben: Wenn sich jeder der Studiengänge gut ausdifferenziert und trefflich modernisiert, dann bestehen die besseren Chancen der Kooperation und Annäherung. Bedingt durch eine neue Ärztliche Approbationsordnung und der Anpassung des Medizinstudiums an diese, hat dieser Studiengang einen kleinen Vorsprung. Dass ein ähnlicher Anlass in der Zahnmedizin frischen Wind in die Curricula bringen wird, ist zwar zu erwarten, aber keiner weiß wann. Da „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren“ immer noch gilt, sollten wir jetzt unabhängig von einer neuen zahnärztlichen Approbationsordnung die machbaren Schritte in Richtung moderner, medizinnaher zahnärztlichen Ausbildung gehen.

2. Existiert dabei aus ihrer Sicht ein Miteinander oder ein „Nebeneinander“ der beiden Fächer? Kurz und trocken: viel zu wenig miteinander, viel zu viel nebeneinander; um das zu überwinden sich beide Seiten bewegen werden müssen. Und alle Bereiche bieten Möglichkeiten: in der Forschung (der orale Biofilm lässt sich kaum ohne klinische Mikrobiologie machen usw.), in der Lehre (Zahnmedizin ist eine Humanmedizin), in der Krankenversorgung (natürlich ist die ZMK-Chirurgie der Prototyp) und in der Ökonomie, wo die Kosten der (z.B. ambulanten Zahn-) Medizin gesenkt werden müssen- da wird man voneinander lernen können.

4. Welche Hürden gibt es, wen man versucht Zahn- und Humanmedizin einander anzunähern und welches sind probate Mittel diese zu überwinden? Jedes neue Element, welches sich in der Lehre der Mediziner/Innen bewährt hat, sollte darauf abgeklopft werden, wie es in die zahnmedizinische Lehre übertragen werden kann: In welchem Bereich gibt es gute Möglichkeiten eines integrierenden Unterrichts? Wo empfiehlt sich problemorientiertes Lernen (POL)? Wo bietet sich ein OSCE an und wie muss ein Lernzielkatalog Zahnmedizin ausschauen? Welche Elemente können aus der Medizin übernommen werden? Wie kann man die Lernziele modernisieren, ohne Überholtes weiter zu kultivieren?

3. Wo sehen sie viel versprechende Ansätze zu einem mehr an Miteinander bei beiden Studiengängen in Göttingen?

5. Wie gehen die Professoren in beiden Studienfächern in Göttingen mit diesem Thema und neuen Ideen und Konzepten um?

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Medizin und Zahnmedizin

6. Wenn sie einen Ausblick in die nahe Zukunft der Medizin wagen würden: wie wird sich die Medizin entwickeln? Erst einmal etwas Allgemeines: Ich bin überzeugt, dass zwei Seiten einer Medaille in der Medizin der Zukunft normal sein werden – eine Seite ist die außerordentliche Bedeutung einer individualisierten/personalisierten Medizin und die andere ist die wieder deutlich verstärkte Rolle der menschlichen Interaktion. Die Ärztin wird nicht vom Kollegen Computer abgelöst werden, die Schwester nicht vom Pflegeroboter und die Zahnarzthelferin nicht durch den Zettelautomat. Sicher werden sich die Aufgaben wandeln, manche der Aufgaben werden wegfallen. Aber die technischen Hilfen bleiben solche, sie helfen uns nur, uns auf den wesentlichen Teil - die Interaktion und den Patienten zu konzentrieren. Etwas konkreter einige andere Aspekte – wir werden lernen, in der Medizin und der Zahnmedizin, dem „modernen“ Leben besser gerecht zu werden: Prävention muss Raum greifen, für alle Lebensphasen (von Geburt oder davor bis hin zum Sterben) werden wir angemessene Heilkunst vorhalten. Und da sich die Phasen verschieben, werden wir angemessen, z. B. auf die größere Zahl von Senioren reagieren müssen. Die Zahnmedizin in Deutschland wird in Zukunft forschungsaktiver sein.

Ich wage es, mich zu wiederholen – Wie im realen Leben: manche Professoren/Innen sind tolle, ideenreiche Kollegen/Innen, andere zotteln wie der berühmte Tross hinterher. Leider ist der Tross etwas groß geraten. Als Optimist mit 56 Jahren Erfahrung, gibt es keinen Grund nicht ein solcher zu sein. Ich bin überzeugt, dass die Zahl der Engagierten größer werden wird und wir das Ziel, in Lehre und Forschung zu den 10 besten Medizinischen Fakultäten Deutschlands zu gehören, erreichen werden. Das Wichtigste für die vielen notwendigen Ideen ist Hartnäckigkeit. Gott sei Dank sind Studierende das von Natur aus … und auf meine Ausdauer kann ich mich auch verlassen.

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7. Wie werden sich die Universitäten verändern, an denen diese Studiengänge angeboten werden? Sie werden sich stärker auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren, flache Hierarchien als Strukturmerkmal und effiziente Selbstverwaltungen entwickeln. Die Lehre in der Medizin und Zahnmedizin wird – wie schon in der Krankenversorgung – der Weg von der eminenzbasierten Form zur evidenzbasierten gehen, besser noch die eminenzbasierte wird identisch mit der evidenzbasierten werden. Ich bedanke mich für das Interview Kaj Todt


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Medizin und Zahnmedizin

TRAUM ODER ALBTRAUMDER STEINIGE WEG ZUR MKG Wer sind diese Menschen, die ewiges Studieren nicht scheuen um am Ende einer langen Studienzeit beides zu sein - Arzt UND Zahnarzt. Wussten sie von Anfang an worauf sie sich da eingelassen haben oder wollten Sie einfach nur weiter studieren um nicht arbeiten zu müssen? Wie fühlen sie sich nach dieser langen Zeit und welche Reihenfolge ist die Richtige - zuerst Human- und dann Zahnmedizin oder umgekehrt? Gibt es überhaupt einen richtigen Weg? Was hat

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ihnen am meisten Spaß gemacht und wo sehen sie die Unterschiede zwischen den Studiengängen? Viele Fragen, die man den unerforschten Wesen angehender Mundkiefergesichtschirurgen, die nicht selten nach langen Notdienstnächten zur Vorlesung erscheinen, stellen kann…. Wir sind dem Phänomen der MKG-Anwärter nachgegangen. Bei dieser Gelegenheit drängt sich natürlich ein


direkter Vergleich der Studiengänge Zahnmedizin und Medizin auf, denn nicht selten wird eine Rivalität zwischen beiden deutlich, wo eigentlich eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und gegenseitiger Respekt herrschen sollte. Angeschlossen daran ist leider auch die immer wiederkehrende und mittlerweile leidliche Diskussion, die Zahnmedizin an die Fachhochschule zu verbannen. Doch wo liegen die eigentlichen Unterschiede zwischen beiden Fächern? Werden die Mediziner in ihren nicht selten hervorgebrachten Vorurteilen wie „Zahnmediziner die Handwerker mit teilmedizinischer Ausbildung“ bestätigt? Sind die Zahnmedizinstudenten wirklich „nur“ angehende Zahnärzte oder orale Mediziner? Niemand hat eine bessere und direktere Vergleichsmöglichkeit der Studiengänge wie angehende Mund- Kiefer- Gesichtschirurgen. Denn im Vergleich zu anderen Ländern müssen in Deutschland immer noch beide Studiengänge absolviert werden, aufgrund mangelnder Integration an den meisten Universitäten sogar nacheinander. Wenn man die folgende und oft langwierige Facharztausbildung und die vielen Dienste bedenkt gehört zu diesem Weg meist eine gehörige Portion Idealismus. Doch auch den zahnmedizinischen Kommilitonen wird einiges abverlangt so dass sich viele schon öfter gefragt haben, warum sie sich für ihre Studienrichtung immer wieder rechtfertigen müssen. Warum wird automatisch angenommen, dass Zahnärzte aus finanziellen Gründen studieren und nicht ebenso Menschen helfen wollen? Sicher ist es wichtiger, Leben zu retten als Füllungen zu legen, doch nicht jeder Arzt rettet täglich Menschen vor dem Tod. Vielmehr scheint es auch unter den Medizinern weit verbreitet zu sein, den Kollegen, die wie Haus- oder Zahnärzte einen Patienten über eine lange Zeit begleiten,

weniger Respekt zu zollen. Und am Ende sind nicht ohne Grund Karies und Parodontitis die Volkskrankheiten Nummer 1 und stehen, wie in den letzten Jahren zunehmend erkannt wird, in intensiver Beziehung zu den unterschiedlichsten Allgemeinerkrankungen. Diese Beziehung der beiden Fachgebiete Zahnmedizin und Medizin ist jedenfalls auf studentischer Seite von vielen Missverständnissen geprägt. Besonders die neue Approbationsordnung für Ärzte hat diese Situation noch weiter verschärft und wer weiß schon wann und ob eine neue AppO für Zahnmediziner diese Ungleichheiten wieder nivelliert. Auch die Modellstudiengänge, die an einigen Universitäten Medizinstudenten inzwischen in Trimestern studieren lassen, berücksichtigen die zahnmedizinische Ausbildung keineswegs, sondern vergrößern eher die Kluft zwischen beiden Fächern. Da wünscht man sich manchmal eine Famulatur für Mediziner in der Zahnklinik, da zumindest das gegenseitige Verständnis wachsen könnte, wenn der Mediziner einem mal über die Schulter schauen würde. Aus eben diesen Überlegungen haben wir fünf Anwärter für die Doppelapprobation von verschiedenen Universitäten in Deutschland zu diesen Themen interviewt und hoffen damit gleichzeitig einen Beitrag für das Verständnis füreinander und den, so oft zitierten, aber selten praktizierten interdisziplinären Austausch zu leisten. Auf das wir uns noch lange an den Universitäten als Kollegen begegnen können! Juliane

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Der normale Student

Jörg

Welches war dein Erst- und welches deine Zweitstudium, in welchem Semester bist du gerade? Mein Erststudium war Humanmedizin, jetzt bin ich im 8. Semester Zahnmedizin. Fühlst du dich als Zahn- oder Humanmediziner? Ich halte mich eher für einen Humanmediziner.

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Wenn du noch einmal frei entscheiden könntest, würdest du alles noch einmal genauso machen? Hätte ich die Möglichkeit noch mal zu studieren, würde ich versuchen an einer Uni zu studieren, an der ich beide Fächer größtenteils parallel studieren könnte, auch wenn das mittlerweile, glaube ich zumindest, fast nirgendwo mehr möglich ist.


Was unterscheidet deiner Meinung nach Zahnis und Mediziner und wie groß ist die Kluft? Zahnis sind viel technischer und praktischer orientiert, während Humanis zumindest während des Studiums eher naturwissenschaftlich- theoretisch orientiert sind, was sich allerdings nicht verallgemeinern lässt. Weiterhin versuchen Humanmediziner in der Regel den Körper als komplexe Einheit zu verstehen und richten ihr Augenmerk deshalb nicht nur auf ihr Teilgebiet. Die Humanmediziner haben allerdings meist gar keine Ahnung von der Zahnmedizin und schenken ihr auch keine Beachtung, was dem Vorherigen eigentlich widerspricht. Vieles liegt wahrscheinlich daran, dass Zahnerkrankungen noch nicht sehr lange in Zusammenhang mit anderen Krankheiten gesehen werden. Nun ja-einige Zahnmediziner versuchen ja wenigstens sich auch als Ärzte zu sehen und so zu handeln, das findet man andersrum gar nicht. Was denken Mediziner über uns Zahnis und entspricht dies den Tatsachen? Die meisten Mediziner halten Zahnis für bessere Handwerker. Das trifft sicher so nicht zu, wird aber durch die unterschiedliche Schwerpunktlegung in den beiden Studienfächern bestärkt. Zahnmediziner konkurrieren sonst während des Studiums stärker untereinander, während die Leistung des Anderen während der Studienzeit fast keinen Humanmediziner interessiert. Zumindest wurden bei uns Vorlesungsmitschriften, Skripte etc. ohne weiteres geteilt. Das ist bei den Zahnis nicht generell so. Besteht Dein Freundeskreis eher aus Mediziner/ innen oder Zahnmediziner/innen und was halten Sie von Deinem Zweitstudium? Mein Freundeskreis besteht eher aus Humanmedizinern und die halten mein Zweitstudium fast vollständig für bekloppt: Für die meisten dauert es einfach zu lange und man sei schlichtweg zu alt, wenn man in seinen eigentlichen Beruf einsteigt. Das Jobben nebenher (auch ärztliche Tätigkeit in anderen Bereichen) bringt in der Regel für die MKG sehr wenig. Einige meiner Freunde waren zu Beginn meines Studiums etwas neidisch, da sie frisch im Arbeitsstress angekommen dachten, daß ich meine Jugend verlängern dürfte durch ein paar weitere Jahre Studium.

Diese Töne sind aber schnell abgeklungen, da sie gesehen haben wie aufwendig ein Zahnmedizinstudium ist. Ich hätte sicher aber auch mehr Zahnmediziner als Freunde, wenn der Altersunterschied nicht so groß wäre. Wie gehen die Zahnmedizinstudenten mit dir als fertigen Arzt um, wird dir geholfen oder fühlst du dich eher als Außenseiter?

Zu Beginn gab es kleine Berührungsängste, da doch sehr schnell alle mitgekriegt haben, daß ich approbierter Arzt bin (Ist in der Vorklinik für viele ja auch noch was ganz Tolles). Jetzt sehen die meisten das aber so wie ich selbst. Ich bin Zahnmedizinstudent und erleide abgesehen von einigen Fächern das Gleiche wie sie selbst. Die Studenten sind sonst sehr nett und hilfreich zu mir und ich fühle mich voll integriert. Was stört dich zurzeit am meisten an deinem Studium? Daß es immer noch andauert. Ansonsten empfinde ich aber sogar Gefallen an Fächern, von denen ich es nie gedacht hätte. -

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Der normale Student

Julia

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Welches war dein Erst- und welches dein Zweitstudium, in welchem Semester bist du gerade? Ich habe zuerst Zahnmedizin von Oktober 2000 bis Dezember 2005 studiert und bin momentan im 8. Semester meines Zweitstudiums - der Humanmedizin. Fühlst du dich als Zahn- oder Humanmediziner? Da ich neben dem Studium als Zahnärztin in der Universitätsklinik arbeite, fühle ich mich momentan noch klar als Zahnmedizinerin. Gleichwohl wächst der Humanmediziner in mir Zusehens. Wenn du noch einmal frei entscheiden könntest, würdest du alles noch einmal genauso machen? Noch einmal das komplette Zahnmedizinstudium? So schön die Zeit auch war, ich erinnere mich an so manche schreckliche Tage voll zeitlichem und psychischem Druck in TPK und Phantomkursen, nicht enden wollender Lernerei. Momentan bin ich mir nicht sicher, ob ich noch einmal Zahnmedizin studieren würde. Aber falls ich die Zeit wirklich zurückdrehen würde, dann wüsste ich von all dem Stress und den unüberwindbar scheinenden Aufgaben nichts und würde es wahrscheinlich noch einmal studieren. Leider kann man in Halle, trotz aller anderen sehr positiven Faktoren, die beiden Fachrichtungen nicht parallel studieren, so wie es zum Beispiel in Tübingen der Fall ist. Dies bringt einen enormen zeitlichen Verlust mit sich. Darüber hinaus werden einem auch ziemlich viele bürokratische Steine in den Weg gelegt. So werden manche Scheine aus dem Zahnmedizinstudium nicht für das Studium der Humanmedizin angerechnet, obwohl man neben den Medizinstudenten im Testat gesessen hat. Scheine, die man nach alter Approbationsordnung gemacht hat, gelten für das jetzige Studium nach neuer AO nicht mehr. Insbesondere bei Fächern wie Pathologie, Pharmakologie, Mikrobiologie, Biologie, HNO, Derma, etc, bei denen sich inhaltlich nicht wirklich etwas verändert hat, sorgt dieser Umstand für Mehrarbeit und Unverständnis. Da man im praxisorientierten Studium der Zahnmedizin relativ viel

Erfahrung im Umgang mit Patienten sammelt, fällt einem vielleicht noch stärker auf, dass der praktische Teil im Medizinstudium nicht wirklich praktisch ist. Vielmehr sitzt man Zeit ab oder wird als nerviger, störender und total überflüssiger Ballast empfunden, der mitgeschleift werden muß. Der Wunsch MKGlerin zu werden, wird folglich so mancher Prüfung unterworfen. Dabei darf man das idealistische und zum Teil wohl auch utopisch wirkende Ziel nicht aus den Augen verlieren. Was unterscheidet deiner Meinung nach Zahnis und Mediziner und wie groß ist die Kluft? Meiner Meinung nach gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen den Zahnis und den Medis. Die Kluft ist, zumindest durch die Organisation des Studiums in Halle, nicht gravierend, auch wenn sich nach dem Physikum die Wege drastisch trennen. Dennoch existieren natürlich auch Unterschiede. Die Zahnmediziner studieren zwar nicht komplett Humanmedizin, es werden aber die meisten Fächer, welche den Alltag des Zahnarztes beeinflussen können vermittelt. Auch wenn sich unser Wissen in manchen Fachrichtungen auf Grundlagen beschränkt, sollten die Zahnmediziner ebenso als Arzt anerkannt werden wie die Humanis. Man frage mal einen Mediziner, wie viele Zähne er im Mund hat, was ein Kofferdamm ist oder was er über Werkstoffkunde weiß. Natürlich kennt ein Zahni keine geburtshilflichen Griffe. Trotzdem merke ich jetzt noch deutlicher, wie wichtig die von uns als Studenten bis zum Vergasen geübten und gehassten Anamneseerhebungen und Krankengeschichten sind. Die Beschreibung von Effloreszenzen mussten wir wie aus der Pistole geschossen runterrattern; was so manch einen Oberarzt während einer Visite strahlen und die Frage aufkommen lässt, ob man bei Prof. Schubert gelernt hätte. Eine Frage, die man den Medizinstudenten stellen kann, die Zahnis als halbe Ärzte ansehen: Wie viele Nähte hast Du schon gelegt oder wie viele Anästhesien gegeben? Wie oft Blut abgenommen oder sogar einen Hautschnitt gesetzt? Aufgrund der unterschiedlich großen Studentenzahl pro Studienjahr von Zahnmedizinern und Medizinern (etwa

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1 : 5) und der Zeit, die man miteinander verbringt ist der Zusammenhalt untereinander größer und man kennt sich nach einigen Jahren in- und auswendig – zumindest hier in Halle. Was denken Mediziner über uns Zahnis und entspricht dies den Tatsachen? Die jungen Mediziner haben meist ein ziemlich genaues und stimmiges Bild von einem Zahnmediziner. Sie sehen die Zahnis nicht nur als Dentisten, sondern erkennen sie ebenso als ärztliche Kollegen an und schätzen deren spezifisches Fachwissen. Heutzutage wird der Zahnarzt mehr als Facharzt für Mund- und Zahnheilkunde gesehen, denn als Handwerker und das ist richtig so. Welcher Facharzt für Geburtshilfe kann eine Herztransplantation durchführen oder welcher Allgemeinmediziner zieht mal eben einen Zahn? Leider gibt es jedoch immer noch einige Mediziner, die uns den Titel des Arztes aberkennen wollen und im Zahnmediziner nur den antiquarischen Beruf des Zahnklempners sehen. Solch schlichten Gemütern sollte ermöglicht werden, am eigenen Körper zu erfahren und zu begreifen, dass auch zahnmedizinische Hände heilen können, wenn sie mit einer gangränösen Pulpitis oder einem schönen Abszeß in den Schmerzdienst kommen. Vor einigen Monaten musste ich, die durch eine Intubation am Vortag stark gelockerten und abgebrochenen mittleren Frontzähne eines Intensivpatienten ziehen. Extrahieren kann man in diesem Fall nicht sagen, da ich keine Zange oder Ähnliches ansetzen musste. Nachdem ich die Zähne entfernt hatte wurde ich doch tatsächlich gefragt, ob ich die Zähne nicht aufheben will, damit wir sie später, wenn der Patient völlig wach ist wieder einzementieren können…. Einen derartigen Fauxpas sollte sich einmal ein Zahni erlauben ;) Besteht Dein Freundeskreis eher aus Mediziner/ innen oder Zahnmediziner/innen und was halten Sie von Deinem Zweitstudium? Die meisten meiner Freunde sind Juristen und Zahnis. Mit Medizinern habe ich nicht so engen Kontakt, was aber vielleicht auch daran liegen mag, dass ich mit Zahnmedizin begonnen und natürlich deshalb die ersten Kontakte

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zu Komillitonen, also zu Zahnis geknüpft habe. Ich bin aber wirklich glücklich über meine „Juristenfreunde“, mit denen ich auch zum Teil lange Zeit in einer WG gewohnt habe. Natürlich konnte ich mir meine Uni-Probleme von der Seele reden oder erzählen, was tagsüber gelaufen ist. Dennoch drehte sich nach der Uni nicht das ganze Leben um die Zahnmedizin oder jetzt die Medizin. Man kann besser abschalten, man hört was anderes und bekommt ganz nebenbei noch einen kleinen Einblick in einen völlig anderen Studiengang. Der Kontakt zu Medizinern entwickelt sich bei mir im Zweitstudium langsamer, da die Zeit, die man gemeinsam verbringt eingeschränkter ist und man vor allem als Springer- in vielen verschiedenen Seminargruppen ist. Außerdem möchte ich meine freie Zeit auch mit meinen Freunden, meinen Hobbies und meinem Freund verbringen. Wie gehen die Medizinstudenten mit dir als fertiger Zahnärztin um, wird dir geholfen oder fühlst du dich eher als Außenseiter? Ich fühle mich nicht als Außenseiter. Viele der Medizinstudenten kannte ich schon aus der Zeit als Zahnmedizinstudent von diversen Anatomieparties, anderen universitären Veranstaltungen oder durch gemeinsame Kurse. Die anderen lernt man ganz normal kennen, da sich die Zusammenstellung der Seminargruppen sowieso pro Jahr und zum Teil auch pro Fach ändert und somit jeder Medizinstudent jedes Semester neue Kommilitonen kennen lernt. Nachdem ich mein erstes Studium abgeschlossen habe und „nur“ noch Medizinstudentin war, hatte ich anfangs die Befürchtung, die Älteste zu sein - und dann auch noch Springer… Aber es war kein Problem, ich gehöre nicht einmal zu den Ältesten. Und falls ein Kommilitone Zahnschmerzen hat oder Fragen zur OE seiner Weisheitszähne, dann kann ich helfen; was man natürlich auch gerne tut. Was stört dich zurzeit am meisten an deinem Studium? Der aufgezwungene zum großen Teil unnötige Zeitaufwand, weil ich Praktika und Seminare wiederholen und Äquivalenzprüfungen ablegen muss. Ebenso die klassischen ABM??? in den Blockpraktika oder Famulaturen,


wie warten, warten und nochmals warten, hinterherlaufen und ab und zu mal eine Infusionsflasche anhängen oder austauschen. Jedes Fach ist natürlich das wichtigste und um das Interesse zu wecken und es den Studenten nicht zu leicht zu machen, werden die Klausuren immer schwerer und es wird immer mehr Detailwissen abgefragt. Ansonsten macht mir das Studieren immer noch viel Spaß, auch wenn manchmal der Elan nachlässt, was nach 13 Semestern aber auch verständlich ist. Was mich in solchen Momenten wieder aufbaut ist das praktische Arbeiten als Zahnärztin, das Helfen und Heilen, was den Beruf ja ausmacht. Und was nimmt man nicht alles auf sich, wenn man seinen Traum verwirklichen will…. -

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Der normale Student

Ronny

Welches war dein Erst- und welches dein Zweitstudium, in welchem Semester bist du gerade? Erststudium war Medizin und mittlerweile befinde ich mich in der Zahnmedizin im 10. Semester. Fühlst du dich als Zahn- oder Humanmediziner? Ganz klar: als Humanmediziner!!!

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Wenn du noch einmal frei entscheiden könntest, würdest du alles noch einmal genauso machen? Wahrscheinlich würde ich mir eine Uni suchen, die es bereits während des Medizinstudiums ermöglicht, mit dem Zahnmedizinstudium zu beginnen. Vielleicht gibt es ja sogar Universitäten, die dem Mediziner im Zweitstudium nicht so viele Steine in den Weg legen. Zehn Jahre


Gesamtstudiendauer verlangen schon nach einer gehörigen Portion Idealismus...

Geschuldet ist das überwiegend den Arbeitsbedingungen als Assistenzarzt.

Was unterscheidet deiner Meinung nach Zahnis und Mediziner und wie groß ist die Kluft? Während die Medizin zum Teil auch Sammelbecken einiger Unentschlossener und Abendgymnasiasten ist, ist das Studienziel des Zahnmediziners sehr gut umrissen. Dementsprechend unterscheiden sich Altersdurchschnitt und Herangehensweise ans Studium. Die soziale Herkunft ist in der Medizin breiter gestreut als in der Zahnmedizin, zumindest bis zum Physikum.

Wie gehen die Zahnmedizinstudenten mit dir als fertigem Arzt um, wird dir geholfen oder fühlst du dich eher als Außenseiter? Die Höhen und Tiefen des Lebens als Zahnmedizinstudent lassen sich auch mit einer ärztlichen Approbation nicht bannen. Die hohen Anforderungen schweißen die Leute zusammen. Nicht umsonst heißt es: Wo man bohrt, da lass Dich nieder …

Was denken Mediziner über die Zahnis und entspricht dies aus deiner Sicht den Tatsachen? Die Zahnmedizin gilt unter Medizinern als sehr einseitig, das Helfersyndrom vieler Medizinstudenten ist in der Zahnmedizin nicht so verbreitet. Ansonsten werden die zahlenmäßig eher unauffälligen Zahnis in den wenigen gemeinsamen Vorlesungen überwiegend ignoriert, man freut sich, dass wenigstens irgendjemand mitschreibt.

Was stört dich zurzeit am meisten an deinem Studium? Auch wenn ich das Medizinstudium aufgrund der, nach meinem Abschluss stattgefundenen Reformen nicht mehr sicher beurteilen kann: das Zahnmedizinstudium in Leipzig bereitet Absolventen mit dem Berufsziel Zahnarzt in meinen Augen optimal auf den Berufsstart vor. Das kann wohl kaum ein frisch approbierter Mediziner von sich behaupten. Bleibt zu hoffen, dass die Reformen da schnell Wirkung zeigen. -

Besteht Dein Freundeskreis eher aus Mediziner/ innen oder Zahnmediziner/innen und was halten Sie von Deinem Zweitstudium? Mein Freundeskreis besteht vor allem aus Medizinern. Das Zweitstudium ist für viele Medizinerkollegen auf der Suche nach alternativen Berufsfeldern interessant.

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Der normale Student

Micha

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Welches war dein Erst- und welches dein Zweitstudium, in welchem Semester bist du gerade? Mein Erststudium war Medizin. Das hab ich von 1997 bis 2003 in Köln absolviert. Seit Oktober 2003 bin ich

braucht man wirklich nicht fürs spätere Leben. Umgekehrt ist es leider genauso. Alles ist auf Zahnersatz und Werkstoffkunde bzw. Zahnerhaltung und Composite ausgerichtet. Klar, Karies ist wirklich die Volkskrankheit

in Köln in der Zahnmedizin eingeschrieben und jetzt im 8. Semester.

Nummer 1 mit einer Prävalenz von fast 100 %, aber daran ist bisher selten jemand gestorben. Sobald etwas komplexere medizinische Grundlagen gefordert sind, wie z. B. in der KFO Dinge wie Knochenwachstum und -stoffwechsel oder in der Parodontologie die Innere Medizin und etwas Immunologie, setzt es bei vielen Zahnis aus. Es gibt z. B. keine Pathophysiologie Vorlesung. Innere Medizin ist in Köln ein Sitzschein, manchmal untersucht man Patienten. Pharmakologie läuft genauso. Woher soll ein Zahni Ahnung von Medizin haben, wenn grundlegendes Wissen gar nicht erst angenommen wird, bzw. durch die zeitliche Belastung in den Behandlungskursen gar nicht verarbeitet werden kann?

Fühlst du dich als Zahn- oder Humanmediziner? Definitiv als Humanmediziner. Wenn du noch einmal frei entscheiden könntest, würdest du alles noch einmal genauso machen? Würde ich überhaupt noch mal Medizin studieren? Wahrscheinlich nicht. Aufgrund diverser Veränderungen in den letzten 10 Jahren, die ich schon an der Uni verbringe. Einerseits ist da die immer stärker gewordene Bürokratisierung des Medizinerberufs in Deutschland. Dann die vor sich hin scheiternde Gesundheitsreform, die niedergelassenen Ärzten keine Perspektive bietet. Der Ärztestreik des vergangenen Jahres hat ja einiges Positives an Kliniken bewegt und Veränderungen angestoßen, aber so wirklich glücklich ist keiner meiner alten Kommilitonen, die sich alle in verschiedenen Facharztausbildungen befinden. Und dann wurde noch das Medizinstudium durch eine neue Approbationsordnung reformiert - Stichwort Hammerexamen. Und es schwebt noch die Internationalisierung auf Bachelor und Master auch im Medizinstudium durch den Raum. Auf so viele Hürden, Unwägbarkeiten und Desillusion hätte ich heute als Student nicht wirklich Lust. Trotzdem ist und bleibt Arzt zu sein mein absoluter Traumberuf. Was unterscheidet deiner Meinung nach Zahnis und Mediziner und wie groß ist die Kluft? Ganz platt gesagt: Die Medizin ist der Unterschied. Und mit Abstrichen die Zähne. Und die Kluft ist mittelfristig unüberwindbar. Warum? Also, in Köln kriegt man als Mediziner nichts von Zahnmedizin mit. Wenn man Lust hat, lernt man mal das FDI Zahnschema und weiß, dass es 20 Milchzähne und 32 bleibende Zähne gibt. Das war es - mehr

Die Spezialisierung zum Facharzt beginnt in der Zahnmedizin am ersten Tag des Studiums. In der Humanmedizin erst nach Abschluss eines allgemein gehaltenen Studiums. Fachidioten werden wir alle früh genug, deshalb finde ich den allgemeinen Anspruch des Medizinstudiums besser. Als Medizinstudent wurde ich hier in Köln drei Semester lang mit Psychosomatischer Medizin und Kommunikation „gequält“ - im Nachhinein betrachtet eine der besten Kompetenzen, die uns hier in Köln vermittelt wurde und uns im Praktischen Jahr eine enorme Sicherheit gegeben hat. Andererseits sind Zahnärzte die Ärzte, die am häufigsten Patientenkontakt haben. Und die schon immer vom Patienten vielmehr als Dienstleister angesehen wurden. Und für die Studenten gibt es in der Regel keinerlei Kommunikationstraining. Wie soll man dann souverän eine umfassende Anamnese erheben können und die Befunde in einen medizinischen Kontext setzten können? Meiner Meinung nach geht das nicht. Vielleicht schließt sich etwas die Kluft, wenn die neue Approbationsordnung kommt und wenigstens die Vorklinik 1:1 mit den Medizinern absolviert wird. Aber das wird ja noch ein paar Jährchen dauern - Zahnmedizin interessiert halt nicht viele Menschen. Wenn man sich im Gegensatz dazu ansieht, wie schnell und ruckartig

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Der normale Student

die Approbationsordnung der Mediziner geändert wurde, merkt man doch wie stiefmütterlich und unwichtig die Zahnmedizin betrachtet wird. Eine ganz andere positive Sache ist der Zusammenhalt der Zahnis. Das kannte ich aus der Medizin so nicht. Da geht man morgens in die Uni und hat nicht mit so vielen Leuten regelmäßig und auf engem Raum zu tun, alles ist viel anonymer und auch unsozialer. Aber in der Zahnmedizin fühlt man sich wie in einer eigenen kleinen Familie. Und von den Parties will ich gar nicht reden… Da können die Mediziner einpacken. Was denken Mediziner über uns Zahnis und entspricht dies den Tatsachen? Das gängigste Vorurteil ist ja „Zahnis haben keine Ahnung von Medizin“. Ich denke auf den Großteil trifft das leider auch zu. Der Fehler liegt leider im System der Ausbildung, nicht an den Studenten selbst, das möchte ich hier nochmals klar sagen. Wie haben wir Mediziner uns damals über die Zahnis in Physiologie kaputtgelacht. Die brauchten 20 % weniger in der Klausur und sind trotzdem reihenweise durchgefallen. Es ist nicht gut fürs Klima wenn es unterschiedliche Bestehensgrenzen gibt, am Ende aber alle mit Arzt angesprochen werden. Im Prinzip könnte man Zahnmedizin wunderbar als eigenen Facharzt nach einem einheitlichen Medizinstudium machen. Ob ich in 5 Jahren lerne, Blinddärme zu operieren, mit Endoskopen umzugehen oder mit Winkelstücken im Mund zu arbeiten, und mir parallel dazu die Theorie meines Fachgebietes aneigne und mich auf Wochenenden fortbilde, macht für mich eigentlich keinen Unterschied. Besteht Dein Freundeskreis eher aus Mediziner/ innen oder Zahnmediziner/innen und was halten Sie von Deinem Zweitstudium? Der größte Teil meiner Freunde hat mit Medizin nichts am Hut, was auch gut ist. Das holt einen immer wieder ins normale Leben zurück. Ich komme aus einem Vorort von Köln und bin hier immer noch durch Hockey, Karneval und ein bisschen Kommunalpolitik fest verwurzelt. Und viele meiner Freunde aus der Schulzeit sind hier in der Gegend geblieben und auch unsere „Abi-Clique“ existiert immer noch. Und die verstehen teilweise gar nicht, warum ich das

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Zweitstudium mache. Die kommen jetzt halt nicht mehr nur wegen Kopfschmerzen und verstauchten Gelenken zu mir, sondern fragen mich auch zu ihren zahnärztlichen Problemen aus. Von meinen ehemaligen Medizin-Kommilitonen sind vielleicht zehn Leute übrig geblieben, mit denen ich sehr gut befreundet und noch regelmäßig in Kontakt bin. Das liegt daran, dass die alle kreuz und quer über Deutschland bzw. die Schweiz und Skandinavien verteilt sind. Außer zwei Kollegen, die in Köln arbeiten, sehe ich den Rest vielleicht nur einmal im Jahr. Und die halten mich allesamt für bekloppt, dass ich immer noch als Student durchs Leben gehe und nicht kurz vorm Abschluss meiner Facharztausbildung bin. Dadurch, dass man fast täglich in der Zahnklinik ist, hab ich entsprechend viel mehr Freunde und Bekannte aus dem Zahnmedizinbereich. Und über die Fachschaftsarbeit und die IADS lernt man immer wieder neue Zahnis kennen. Da hat sich mit der Zeit ein sehr großer Freundeskreis gebildet. Wie gehen die Zahnmedizinstudenten mit dir als fertigem Arzt um, wird dir geholfen oder fühlst du dich eher als Außenseiter? Also als Außenseiter fühle ich mich keineswegs. Dadurch, dass ich nach meinem Studienbeginn in die Fachschaft gegangen bin, hab ich sehr schnell Kontakt zu Kommilitonen aus allen Semestern bekommen und fühle mich richtig wohl dabei. Irgendwie bin ich eher das Mädchen für alles und kann viel bei Allgemeinerkrankungen, Medikamenten und Chirurgie helfen. Hin und wieder werde ich auch mal missbraucht, um dank Arztausweis diskret in der Apotheke einkaufen zu gehen, Und geholfen wird mir auch, gerade wenn es um prothetische Arbeiten geht. Das ist nicht meine Welt. Was stört dich zurzeit am meisten an deinem Studium? Speziell in Köln nervt es, dass man ein Semester verlieren kann, weil nicht genügend Plätze in den Kursen vorhanden sind und man rausgelost oder auf anderem Wege rausgekegelt wird. Das ist in der Medizin unvorstellbar.


Da richtet sich alles nach der Zahl der Studierenden und dementsprechend werden die Dozenten eingesetzt. Dann fehlt mir sehr eine einheitliche Linie in der Ausbildung, und von dem „Integrierten Kurs“ - System spürt man nicht wirklich was. Die eine Abteilung sagt hü, die nächste hott, und beide halten so was von dogmatisch an ihren Lehrmeinungen fest, dass man sich als Student hoffnungslos zwischen den Stühlen wieder findet und sich am besten in tiefster Gangart durchwuselt. Ich finde das sehr schade, wo doch eigentlich alles so überschaubar und dasselbe Fachgebiet ist. Von der beispielhaften Kollegialität und der Toleranz der Studierenden untereinander ist auf höheren Ebenen leider nicht viel zu sehen. Ob Prothetiker oder Parodontologe - im Endeffekt sind und bleiben sie Zahnärzte. Auf die Innere Medizin übertragen kommt mir das vor, als würden Gastroenterologen EKGs beim Befunden andersherum halten als Kardiologen, und beide Seiten bestehen auf der Richtigkeit ihres Handelns. Die Konsequenz beim EKG ist allen klar, da es hier aber „nur“ um Zähne geht, kann man sich solche EvidenzSpielchen leisten und so stellt man die Prothesenzähne in der einen Abteilung so und in der anderen halt anders auf. Oder der eine zieht die Zähne, für deren Attachment man ein Semester lang in de anderen Abteilung gekämpft hat, weil sie der prothetischen Planung doch im Weg stehen. Da stelle ich schon hin und wieder die Frage nach dem Sinn, besonders mit dem Wissen des Mediziners, dass es oft Essentielleres für Patienten gibt, als ihre Zähne. -

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Der normale Student

Denise

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Welches war dein Erst- und welches deine Zweitstudium, in welchem Semester bist du gerade? Mein Erststudium war Humanmedizin, das zweite ist nun die Zahnmedizin, wo ich mich im 5.Semester befinde.

kann jedenfalls nichts Schlechtes sagen. Mit Ausnahme einiger weniger Studienjahre ist der Teamgeist bei uns Medizinern deutlich ausgeprägter und auch die Missgunst war weniger vorhanden.

Fühlst du dich als Zahn- oder Humanmediziner? Das wechselt immer mal wieder, aber eigentlich fühl ich mich mehr als Humanmediziner.

Besteht Dein Freundeskreis eher aus Medizinern oder Zahnmedizinern und was halten die von Deinem Zweitstudium? Mein engster Freundeskreis besteht zum größten Teil aus Zahnis, aber es sind natürlich auch Mediziner dabei. Tja, zum Thema Zweitstudium sind die Meinungen ganz stark geteilt: die Humanis verstehen so was überhaupt nicht (die Humanmedizin bietet doch so viele Möglichkeiten), die Zahnis lassen mich machen, halten mich aber zum größten Teil auch für verrückt (...weil ich mir das noch mal antue...). Was soll ich sagen, ich mach halt mein Ding, in der Hoffnung, irgendwann mal fertig zu werden!

Wenn du noch einmal frei entscheiden könntest, würdest du alles noch einmal genauso machen? Nein, ich würde sofort Zahnmedizin studieren und anschließend versuchen, eine Ausbildung zum Oralchirurgen zu machen. Ich glaube, dass die Zahnmedizin es mehr als die Medizin ermöglicht, Karriere und Familie unter einen Hut zu bekommen, zumal wenn ein Partner bereits eine eigene Praxis hat, die sehr viel Zeit beansprucht. Was unterscheidet deiner Meinung nach Zahnis und Mediziner und wie groß ist die Kluft? Ich glaube, die Humanmediziner sehen den Patienten aufgrund der Ausbildung komplexer, nicht nur den „oralen Bereich“. Aber das liegt wahrscheinlich am vorausgegangenen Studium. Manchmal relativieren sich kleine Kavitäten, wenn man schwer kranke Patienten (Tumor-, Apoplex-, neurolog. Patienten) erlebt. Die Kluft ist meiner Meinung nach trotzdem nicht riesig. Man wird ja während des gesamten Zahnstudiums auch nur auf Zähne getrimmt und zudem wollen ja die meisten auch wirklich „nur“ Zahnarzt und nicht Arzt werden.

Wie gehen die Zahnmedizinstudenten mit dir als fertigen Arzt um, wird dir geholfen oder fühlst du dich eher als Außenseiter? Ich habe zu den meisten Mitstudierenden ein ganz normales Verhältnis, mit Einigen ein sehr freundliches. Probleme gab es so noch nie und in den Kursen haben wir uns bisher gegenseitig geholfen. Was stört dich zurzeit am meisten an deinem Studium? Nur die Ungewissheit, wie es jetzt weitergeht. Ansonsten kann ich mich momentan nicht beklagen. -

Was denken Mediziner über die Zahnis und entspricht dies den Tatsachen? Ich bin quasi mit Zahnis groß geworden und habe deshalb immer ein sehr gutes Verhältnis zu Ihnen gehabt. Ich glaube, die Zahnis sind in den zahnmedizinischen Bereichen genauer als wir und legen die Wichtigkeit der Dinge nur darauf...während wir vielleicht in den anderen Bereichen und Fächern mehr aufblühen.... Ich

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Young Worldwide In HalleDentists ist es schรถn

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JUNGE ZAHNÄRZTE IN DEUTSCHLAND? Sich auf studentischer Ebene zu organisieren ist vergleichsweise einfach. Lokale Netzwerke zu einem überregionalen Verbund zusammen zu fassen, funktioniert in vorhandenen Strukturen, auf die man aufbauen kann, problemlos. Die Semester bilden ohnehin schon eine mehr oder weniger freiwillige Interessengemeinschaft und in den Fachschaften trifft man meist auf Gleichgesinnte. Dagegen lösen sich diese Verbindungen meist nach dem Examen. Und es dauert sehr lange, bis sich einige, etwa nach Niederlassung und Praxisgründung, wieder in einer organisierten Form zusammen finden. Denn Zahnmedizin ist von Hause aus eine ideale Plattform für Eigenbrödler und Individualisten.

Dabei wäre es genau in der Zeit nach dem Examen sehr wichtig, eine unabhängige und vertrauenswürdige Anlaufstelle zu haben. Denn genau dann fallen die „Horden“ über das junge, unerfahrene Zahnilein her und versuchen allerlei Mist an den Mann/ Frau zu bringen.

Dieses Klischee mag vielleicht trügen. Im kleinen Kreis funktionieren die Netzwerke hervorragend. Ehemalige Semesterkollegen tun sich zu Einkaufszweckbünden zusammen, und versuchen einen Gegenpol zu Depots und Finanzdienstleistern zu bilden. Wichtig ist, dass

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Young Dentists Worldwide

DENN NICHT ZULETZT SIND ES DIE JUNGEN ABSOLVENTEN UND KOLLEGEN, DIE DIE KONSEQUENZEN DER AKTUELLEN GESUNDHEITSPOLITIK DIE NÄCHSTEN 30 BIS 40 BERUFSJAHRE AUSBADEN MÜSSEN.

dabei auch informell etwas rüber kommt. Meist enden diese Zweckbündnisse, so bald sich der eine oder andere in direkter Nachbarschaft niederlässt, denn dann ist Schluss mit lustig. Mir ist auch schon aufgefallen, wie viele Freundschaften sich schon bald nach dem Examen relativ schnell aufgelöst haben. Manche kennen sich „nur“ nicht mehr, andere dagegen sind nun sogar schon gegeneinander vor Gericht gezogen. Obwohl dies signifikant auffällig ist, ist es für mich nicht eindeutig erklärbar. Nur manchmal habe ich den Eindruck, dass den einen oder anderen schon bald nach dem Examen die nackte Existenzangst packt und er nur noch mit dem Dolch im Gewande herumrennt. Eine weitere Auffälligkeit ist, dass sich viele Absolventen in relativ kleinem Umkreis zur früher nicht gar so geliebten Uni niederlassen wollen. „Ratten-im-Käfig-Syndrom“ so nannte einer mal dieses Phänomen, so nach dem dritten Bier, und erklärte es wie folgt: Ratten in Freiheit kommen

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gut miteinander aus, so bald man sie aber in großer Zahl in einen Käfig sperrt, werden sie zu Kannibalen. Dies muss wirklich nicht sein. Letztlich sitzen wir alle in einem Boot. Und wenn die Grundbedingungen für die zahnärztliche Existenz nicht stimmen, muss daran gearbeitet werden. Sich gegen die Lobby etablierter Standesvertreter durchzusetzen ist schwer, andererseits beklagen viele Vertretungen, dass (und das ist ein Originalzitat!) „die jungen Kollegen den Arsch nicht hochbekommen“. Ein Vorwurf, den wir eigentlich nur ungern auf uns sitzen lassen. Zumal sich bei den Young Dentists (YDW) wirklich etwas tut. Schon seit Jahren gibt es das Kuratorium junger Zahnmediziner, aus dem sich der harte Kern derer herausbildete, die heute die Young Dentists Worldwide managen, oder in anderen nationalen, berufsständischen Organisationen aktiv sind. Nur, es fehlt ein bisschen am Nachwuchs. Von den letzten Jahrgängen an Fachschafts-


sprechern hat sich keiner nach dem Examen für weitere Projekte interessiert. Das ist etwas seltsam, weil man gerade zum Ende der Ära eines studentischen Vertreters, den größten Durchblick hat. Sachte und behutsam gibt es nun seit 2005 wieder eine Initiative, etwas Beständiges aufzubauen. Die Young Dentists, im Moment in Deutschland als Arbeitsgemeinschaft junger Zahnärzte (AjZ) aktiv, haben sich mit der Bundeszahnärztekammer und der DGZMK arrangiert und liefern zum jährlich stattfindenden Deutschen Zahnärztetag eigene Beiträge. Viele Rückmeldungen zeigen bisher, dass dies gut ankommt. Und gerade solche Aktionen verschaffen der jungen Zahnärzteschaft ein Podium und eine Möglichkeit, auf ihre Bedürfnisse im alltäglichen Beruf oder in der Ausbildung aufmerksam zu machen. Denn nicht zuletzt sind es die jungen Absolventen und Kollegen,

die die Konsequenzen der aktuellen Gesundheitspolitik die nächsten 30 bis 40 Berufsjahre ausbaden müssen. Ähnlich verhält es sich mit den Young Dentist Aktionen zur IDS, der internationalen Dentalmesse alle zwei Jahre in Köln. Diese finden schon über viel Jahre statt – natürlich auch der fetten Partys wegen. Mittlerweile ist das YDW Meeting zur IDS ein Anlaufpunkt für Zahnärzte weltweit. 2007 waren wieder Gäste aus Canada, USA und vielen anderen europäischen, asiatischen und afrikanischen Ländern mit den Young Dentists vor Ort. Da hat jeder genug Zeit, sich die Messe anzuschauen und nebenbei an Meetings und natürlich auch den Partys teilzunehmen. Durch den sehr guten Kontakt zur Bundeszahnärztekammer können wir an deren Messestand, im Rahmen des, die ganze Messezeit über laufenden, Seminar- und Vortragsprogrammes traditionell zwei Beiträge liefern:

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Young Dentists Worldwide

ZU DIESEN UND ALLEN ANDEREN VERANSTALTUNGEN DER YOUNG DENTISTS – OB NATIONAL ODER INTERNATIONAL, IST NATÜRLICH JEDER RECHT HERZLICH EINGELADEN.

dass gerade bei der aktuellen Stunde immer sehr viele Fragen in kürzester Zeit kommen und es schwierig ist, allen Fragestellern gerecht zu werden. Das ist ein Grund, warum wir nach zusätzlichen Möglichkeiten für eine weitere Präsenz und Kontaktmöglichkeiten suchen.

Junge Zahnärzte beim Deutschen Zahnärztetag rf 2007 24.11.2007 in Düsseldo „ARBEITSMÖGLICHKEITEN IM AUSLAND“

Beim Bundeszahnärztetag ist alles etwas anders. Weniger Party, mehr Inhalte, wobei wir hieran für die Zukunft arbeiten. Wir haben regelmäßig ein gesponsertes Bettenkontingent in der Jugendherberge organisiert (2006 musste keiner für die Unterkunft zahlen). Die Treffen und Möglichkeiten des Austauschs sind hier wesentlich intensiver und natürlich wird auch hier für internationale Beteiligung gesorgt. Darüber hinaus ist eine Art Symposium in Planung, eben zu dem Thema: Junge Zahnärzte in Deutschland. Brauchen wir eine Vertretung? Macht es überhaupt Sinn? Was wollen wir erreichen? Weitere Infos und Links zu anderen Aktivitäten des YDW gibt es auf der Webseite der Young Dentists Worldwide unter www.ydw.org

jeweils am Donnerstagabend machen wir eine Art aktuelle Stunde für junge deutsche Kollegen zum Thema: „Arbeitsmöglichkeiten im Ausland“ und Freitags findet

Zu diesen und allen anderen Veranstaltungen der Young Dentists – ob national oder international, ist natürlich jeder recht herzlich eingeladen. Die Kontaktaufnahme und der Informationsaustausch sind

das Treffen der ausländischen Zahnärzte mit den deutschen Vertretern statt. Wir freuen uns immer, dass wir von der Bundeszahnärztekammer hervorragend bewirtet werden und diese freut sich über die vielen netten Kontakte mit Kollegen aus aller Herren Länder. Einziger Nachteil ist,

unkompliziert. Entweder schreibt man sich einfach in die Newsgroup (ydworld@yahoogroups.com) ein, oder ihr kommt einfach zu einer der Veranstaltungen. Für weitere Informationen kann man uns auch gerne per Mail kontakten: youngdentists@gmail.com

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Zahnmedizin in Holland

CURA NOSTRA FUTURI in Groningen, Niederlande

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Groningen liegt ganz im Norden der Niederlande und hat ungefähr 181.000 Einwohner, wovon ungefähr zwanzig Prozent Studenten sind. Es ist eine richtige Studentenstadt mit vielen Kneipen, sowie Stu-

16 Millionen Einwohner). In Amsterdam ist die größte, danach sind Nimwegen und Groningen zu nennen. Wie in Deutschland gibt es auch hier einen Numerus Clausus. Ob man einen Studienplatz bekommt, wird durch die Durch-

denten-, Sport- und Musikvereinen (siehe auch die Fakten über Groningen). Die Stadt ist nicht zu groß: wenn man durch die Stadt läuft, begegnet man meistens irgendeinem Bekannten. Abends ist immer etwas los in der Stadt, mit Ausnahme vom Wochenende. Da ist es ruhiger, weil viele Studenten nach Hause zu ihren Eltern fahren.

schnittsnote des Abiturs bedingt. Die Durchschnittsnote bestimmt, in welche Kategorie man kommt. Wenn man eine Note von einer 8 oder höher (Kategorie A) hat, (in Deutschland ist eine 7=2) hat man direkt einen Studienplatz. Mit der Kategorie B von 7,5-8 ist die Chance, dass man einen Studienplatz erhält natürlich größer, als wenn man unter Kategorie E fällt (< 6,5). Im Ganzen hat man nur drei Mal die Möglichkeit am Auswahlverfahren teilzunehmen, so dass man auf jeden Fall innerhalb von drei Jahren weiß, ob man Zahnmedizin studieren darf oder nicht.

Die zahnmedizinische Fakultät liegt neben der Universitätsklinik (www.rug.nl) in der Nähe des Stadtzentrums. In dem Gebäude sind auch die Abteilungen für Medizin, Pharmazie, Human Movement Sciences und Dentale Hygiene untergebracht. Das macht es ganz gemütlich und so hat man auch Kontakt mit Studenten von anderen Studiengängen. Einmal im Jahr wird für alle Studenten im Gebäude eine große Party organisiert. Natürlich kennt man als „Zahni“ die eigenen Kommilitonen am besten, aber durch unsere Fachschaft lernt man nicht nur viele Studenten, sondern auch Dozenten und Professoren kennen. Eine Fachschaft in den Niederlanden ist ganz anders organisiert als in Deutschland. Es ist ein Studienverein der neben dem Studium viele andere Dinge organisiert. Wir befassen uns unter anderem auch mit der Struktur und Organisation unserer Ausbildung. Ich sage unserer, weil wir in der Fachschaft auch die Studenten für Dentale Hygiene vertreten. Die Fachschaft besteht aus einem Vorstand von sechs Studenten und hat verschiedene Kommissionen (T.M.F.V. Archigenes hat zehn Kommisionen; www.archigenes.nl) unter sich. Jede Kommission hat eine eigene Funktion, wie zum Beispiel für das Galafest, für Partys, für die Erstsemestereinführung und Begleitung der neuen Studenten, für das Symposium, Lesungen und den Lehrbuchverkauf. Auch gibt es aus jedem Studienjahr zwei oder mehr Studenten, die dieses Jahr vertreten und die Beschwerden bzw. Kritik über die Ausbildung äußern. Diese werden dann durch die Fachschaft abgehandelt. Studium Zahnmedizin In Deutschland hat man ungefähr dreißig zahnmedizinische Fakultäten, in den Niederlande nur drei. (Holland hat

Bei der Zulassungsstelle kann man angeben, in welcher Stadt man am liebsten studieren möchte. Ich hatte das Glück direkt nach meinem Abitur einen Studienplatz zu bekommen und noch dazu auch in meiner Wunschstadt Groningen. Jährlich haben 300 Studenten im September Zugang zum Studium Zahnmedizin, wobei man in den Niederlanden kein Winter- und Sommersemester kennt. Ab 2008 werden nur noch 240 Studenten zugelassen weil seit September 2007 die Ausbildung Zahnmedizin sechs Jahre und nicht mehr wie bisher fünf Jahre dauern wird. Seit 2004 gibt es eine Bachelor- und Master Struktur im Studium: drei Jahre Bachelor und darauf zwei Jahre Masterausbildung (das werden jetzt drei). Die Idee dieser Struktur ist, dass man nach dem Bachelor auch in irgendeiner Fakultät in Europa den Master machen kann. Das ist die Zukunft und nicht zuletzt den Forderungen der EU in den BolognaKriterien geschuldet! Im ersten Jahr startet man mit der Vorklinik und hat mit viel Theorie zu kämpfen. Im zweiten Jahr beginnt man bereits in der Klinik zu arbeiten und übt an seinen Kommilitonen. Im vierten Semester sieht man seinen ersten „echten“ Patienten und macht Kontrollen, Prophylaxearbeiten und Zahnreinigungen. Erst im dritten Studienjahr fängt man so richtig an, in der Klinik zu behandeln. Die Arbeitszeit beträgt hier ungefähr zwei mal vier Stunden in der Woche.

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Zahnmedizin in Holland

Klinik

Fakult채tsgeb채ude Martinitoren Groningen Auch das ist eine Uni

Der Bahnhof

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Impressionen aus der Stadt


Jetzt darf man das erste Mal bohren, legt Füllungen, Wurzelkanalbehandlungen, Kronen und Prothesen. Jeder Student hat im dritten Jahr ungefähr acht Patienten und man muss schon ein bisschen Glück haben, wenn man bei seinem Patienten am Ende eine Wurzelkanalfüllung machen kann. Am Ende des dritten Jahres behandelt man Patienten zusammen mit einem Studenten der Dentalen Hygiene – in einem kleinen zahnmedizinischen Team. Diese Zusammenarbeitet mit Studenten der Dentalen Hygiene ist etwas ganz Besonderes an dem Studium in Groningen. Im vierten Studienjahr wird der klinische Unterricht gesteigert und es gibt nur noch einen halben Tag Vorklinik. Im fünften Jahr hat man dann ausschließlich die klinische Ausbildung. In unserer Fakultät gibt es drei Behandlungssäale. Die Klinik ist dabei nicht so modern ausgestattet wie viele Praxen. Die Röntgenbilder für unsere Behandlungspläne müssen wir selbst scannen und die Patientenakten sind auch noch nicht digital.

Am Ende des dritten Jahres behandelt man Patienten zusammen mit einem Studenten der Dentalen Hygiene – in einem kleinen zahnmedizinischen Team.

In jedem Studienjahr beschäftigen sich die Studenten mit wissenschaftlichen Arbeiten. Sowohl für den Bachelor als auch für den Master muss man eine wissenschaftliche Arbeit schreiben. Natürlich muss die Masterarbeit eine höhere Qualität haben, manche Studenten machen diese deswegen auch im Ausland. Eine Famulatur im Ausland wird noch nicht so oft gemacht, ich hoffe aber dass das in Zukunft öfter geschehen und in der Organisation einfacher gestaltet wird. Studium Dentale Hygiene Dentale Hygiene ist wie das Zahnmedizinstudium auch ein Numerus-Clausus-Fach. Man braucht dazu mindestens einen Realschulabschluss. Es dauert vier Jahre und viele Lehrinhalte beschäftigen sich mit Parodontologie, Prophylaxe und Professioneller Zahnreinigung. Die Dental Hygieniker legen in den Niederlanden auch Füllungen, jedoch nur bei primärer Karies. Nach dem Studium können sie selbständig eine Praxis führen, aber die meisten arbeiten in einem Team, zusammen mit Zahnärzten.

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Zahnmedizin in Holland

Fakten über Groningen (September 2006)

180.908 Einwohner 45.212 Eingeschriebene Studenten Vorstand der T.M.F.V.Archigenes

27.121 Wohnheimzimmer 41 Studentensportvereine 10 Museen 199 Kneipen 8 Disco’s

Im Großen und Ganzen sind die Studenten sehr zufrieden mit ihrem Studium der Zahnmedizin bzw. Dentalen Hygiene in Groningen. Der Fakultät ist nicht so groß und man kennt deswegen schnell alle Kommilitonen. Die Probleme der Studenten werden seriös genommen und die Atmosphäre ist sehr angenehm und gemütlich. Natürlich kommt das letztlich auch durch die gute Arbeit des Studienvereins T.M.F.V.Archigenes. Steffanie Veldhuis h.t. Praeses der T.M.F.V.Archigenes email: bestuur@archigenes.nl

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1 zahnmedizinische Fakultät an der Rijksuniversiteit Groningen 1 Dental Hygiene Fakultät an der Hanze Hogeschool Groningen


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Lehrkรถrper und Studenten

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SOLLTE DER STUDIEN DEKAN JURA STUDIERT HABEN? Interview mit Prof. Dr. Dr. G. Hellige, Studiendekan der Medizinischen Fakultät der Universitätsmedizin Göttingen

1. Welchen Stellenwert haben rechtliche Auseinandersetzungen im Miteinander von Studierenden und Studienbewerbern und den Medizinischen Fakultäten? Die Zulassung zum Studium und das erfolgreiche Absolvieren eines Studiums sind für junge Menschen entscheidende Meilensteine auf ihrem Lebensweg. Von daher müssen Universitäten, Fakultäten und ihre Entscheidungsträger akzeptieren, dass die Nichtzulassung zu einem Studienplatz oder das Durchfallen in Leistungskontrollen und Examina nicht nur Einschnitte im Leben eines Studenten sind, sondern auch juristisch hinterfragt werden.

Für die Medizinische Fakultät Göttingen stehen dabei Klagen auf Zulassung zum Studium der beiden medizinischen Studiengänge ganz im Vordergrund, während Rechtsverfahren gegen Prüfungsentscheidungen extrem selten sind. In den Jahren, die ich als Studiendekan in Göttingen überschaue, sind regelmäßig weit mehr Klagen auf Zulassung zusätzlich zu den von der ZVS vergeben Plätzen angestrengt worden, als wir überhaupt Studienplätze haben. In der Zahnmedizin waren das in der Regel pro Semester mehr als 100 Verfahren für nur vereinzelte Plätze, die dann zusätzlich zu

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Lehrkörper und Studenten

NUR DURCH HERVORRAGENDE FORSCHUNGSBEDINGUNGEN KANN ES GELINGEN, EIN ABWANDERN UNSERER SPITZENKRÄFTE INS AUSLAND ZU VERHINDERN

den etwa 40 Plätzen im ZVS-Vergabeverfahren gerichtlich festgelegt wurden. In meinem Studiendekanat von jetzt 6 Jahren, in dem etwa 500 Zahnmedizin Studierende ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sind dagegen nur zwei Prüfungsentscheidungen rechtlich angefochten worden. 2. Was sind die Argumente für Klagen auf Zulassung zum Studium außerhalb der so genannten ZVS-Quote, die vom zuständigen Ministerium der Landesregierung in ihrer Kapazitätsermittlung festgelegt wird? Generell wird auf der Basis des Grundgesetzartikels, der den Anspruch auf eine freie Berufswahl zusichert, hinterfragt, ob die Fakultäten ihre Ausbildungsmöglichkeiten vollständig ausschöpfen und von den Anwälten auf mögliche freie Kapazitäten hingewiesen. Diese Hinterfragung muss eine Hochschule sehr ernst nehmen. Andererseits muss sie aber auch sichern, dass sie zusätzlich zur Lehre auch die anderen Aufgaben, die u.a. das Hochschulrahmengesetz festlegt, nämlich die Forschung und Weiterbildung ihres wissenschaftlichen Personals adäquat erfüllt. Die politisch geforderte und geförderte Exzellenz in diesen Feldern ist für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Spitzenforschung ist eine Keimzelle für Innovationen, die wiederum Motoren zur Stärkung der Wirtschaft sind. Nur durch hervorragende Forschungsbedingungen kann es gelingen, ein Abwandern unserer Spitzenkräfte ins Ausland zu verhindern und umgekehrt sogar für ausländische Wissenschaftler attraktiv zu werden. Auch

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die Studierenden profitieren von der Qualifikation der Dozenten und dem Renommee ihrer Hochschule. Die formale Grundlage für die Festlegung von Studienplatzzahlen sind die Kapazitätsverordnung, die Lehrverpflichtungsverordnung und die jeweiligen Ausbildungsordnungen - in den medizinischen Fächern die beiden Approbationsordnungen. Nach ihnen kann in Abhängigkeit von der gegeben Ausstattung der Fakultät und der Patientenverfügbarkeit die Studienplatzzahl errechnet werden. Wenn eine Fakultät in diesen Bereichen strukturelle Veränderungen durchführt, muss dies in möglichen Konsequenzen für die Zulassungszahlen sehr genau, unter Berücksichtigung der konkurrierenden Interessen der Studienplatzbewerber einerseits und der Leistungsfähigkeit als forschungsverpflichtete Hochschule andererseits, abgewogen und begründet werden. Ganz entscheidend ist für die Verwaltungsgerichte die volle Transparenz der Ausstattung der Fakultäten und möglicher kapazitätswirksamer Veränderungen, die heute auch aus Einsparzwängen resultieren können. Im Fall von Unklarheiten entscheiden die Gerichte in der Regel zu Gunsten der Kläger auf Studienplatzzulassung. In der Vergangenheit hatte dies in Göttingen passager zu deutlich erhöhten Studierendenzahlen geführt, die dann letztlich durch Überfüllung von Kursen und eine sinkende Betreuungsrelation auch zu Qualitätsverlusten in der Ausbildung der Studierenden führen konnten. Dennoch sind alle


Studierenden, die auf diesem Weg ihren Platz erhalten haben als gleichwertige Kommilitonen zu akzeptieren und zu fĂśrdern. 3. Wie ist der Stellenwert von Klagen gegen

Entscheidungen bei Leistungskontrollen im Studiumsverlauf? Ich hatte bereits angesprochen, dass in unserer Fakultät einschlieĂ&#x;lich der Zahnmedizin die Quote sehr niedrig

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Lehrkörper und Studenten

liegt, wenn man berücksichtigt, dass in dem genannten Zeitraum sicher tausende von Leistungskontrollen absolviert wurden. Für den einzelnen Betroffenen kann ein

Nichtbestehen allerdings für seinen weiteren Weg entscheidend sein. Da die meisten Fakultäten in den letzten Jahren die Wiederholbarkeit von Kursen und Leistungskontrollen weitestgehend begrenzt haben, ist das Weiterstudieren an einem Standort für die Betroffenen unter Umständen dann

Unabhängig von der Frage des juristischen Bestandfestigkeit der Leistungsbewertungen ist uns mit der Begrenzung der Wiederholbarkeit von Prüfungen die Verantwortung auferlegt, Schwächen bei Studierenden früh zu identifizieren, ihnen klarzumachen, welches Risiko für sie besteht, aber auch Hilfestellungen und Förderung zu geben, um unter Umständen ein vermeidbares Versagen zu verhindern. Nichts

EINE IMMATRIKULATION GARANTIERT NICHT DEN ERFOLGREICHEN STUDIENABSCHLUSS. nicht mehr möglich. Die Chance, dass man als „Durchgefallener“ an einer anderen Fakultät dann seinen fehlenden Schein erwerben kann wird zunehmend geringer, so dass es denkbar ist, dass rechtliche Einsprüche gegen Entscheidungen von Kursverantwortlichen wahrscheinlich zunehmen werden. Studierende und Lehrende müssen lernen mit dieser neuen Situation umzugehen. Unbestritten ist, dass es sich im Verlauf des Studiums herausstellen kann, dass die theoretischen Kenntnisse oder die praktischen Fertigkeiten nicht für die Weiterführung des Studiums ausreichen, und dementsprechend die Qualifikation für die Ausübung des ärztlichen Berufes nicht erreichbar ist. Daher muss eine vorzeitige Beendigung des Studiums in dieser Situation möglich sein. Eine Immatrikulation garantiert nicht den erfolgreichen Studienabschluss. Wegen der Härte entsprechender Entscheidungen ist jedoch zu fordern, dass einerseits die Leistungsanforderungen

bei Eintritt in einen Kurs oder Studienabschnitt bekannt sein müssen und andererseits die Prüfungsmodalitäten fair, klar und transparent definiert sind. Formal sind ein korrekter und sachlicher Umgang, sowie auch eine saubere Dokumentation nötig, da bei Fehlen der genannten Voraussetzungen die Gerichte häufig zu Gunsten des „Schwächeren“, das heißt des Prüflings entscheiden.

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ist so unglücklich, wie ein Studium, das nach einer hohen Semesterzahl abgebrochen werden muss - unglücklich, weil ein wertvoller Ausbildungsplatz ohne Erfolg belegt wurde und unglücklich wegen des Bruchs im Lebensweg des Betroffenen, den man eventuell schon früher in eine andere Richtung hätte lenken können. Sollte der Studiendekan einer Medizinischen Fakultät Jura studiert haben? Ich glaube nicht, aber er lernt in seiner Funktion viel über das Verwaltungsrecht und die Logik der Gerichtsentscheidungen und kann so dazu beitragen, dass rechtliche Auseinandersetzungen im Miteinander von Studierenden und Studienbewerbern und seiner jeweiligen Fakultät auf ein Minimum beschränkt bleiben. Ich bedanke mich für das Interview Kaj Todt


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oncept ueCare C

on tour!

>> Bislang galt Platform-Switching als großer Durchbruch für den Erhalt langfristiger, krestaler Knochenstabilität. Doch eine breite Implantatschulter mit schmalem Abutment allein bietet nicht die Lösung. Vielmehr führt das Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu dauerhaftem Erfolg. <<

Roadshow 2007 / 2008

Kommen Sie mit uns auf Tour und entdecken Sie in einer Stadt Ihrer Wahl die fünf Erfolgsfaktoren dauerhafter Hartund Weichgewebestabilität: Das TissueCare Concept.

19. oktober 2007, München, Hotel Bayerischer Hof

Neben einem hochklassigen wissenschaftlichen Programm erwartet Sie der Austausch mit renommierten Experten und Kollegen – und ein Abend, den Sie nicht vergessen werden. Mel­den sie sich gl­eich an unter www.tissuecareconcept.de

7. september 2007, Köln, Maritim Hotel 21. september 2007, Den Haag, Hotel Steigenberger Kurhaus 12. oktober 2007, Hamburg, Hotel Atlantic Kempinski

23. november 2007, London, Marriott Grosvenor House 24. Januar 2008, Nizza, Hotel Palais de la Mediterranee 8. Februar 2008, Madrid, The Westin Palace Hotel sprachen: Deutsch und Englisch Die Veranstaltung wurde mit 7 zahnärztlichen Fortbildungspunkten bewertet (nach BZÄK und DGZMK).

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Laboratorium difficile

LABORATORIUM DIFFICILE

DIE HERAUSFORDERUNG STUDENTENKURS Interview mit ZT Dirk Röse, Zahntechniker des Hauslabors des Zentrums für ZMK, Universitätsmedizin Göttingen.

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Herr Röse, wie sind sie zur Zahntechnik gekommen oder wie kam die Zahntechnik zu Ihnen?

Beim Begriff „Zahntechnik“ kam mir etwas in den Sinn, das mit Bohrern, Motoren und Zahnarztstühlen zu tun hat… Haben sie diese Entscheidung für die Zahntechnik je bereut und würden sie sich heute noch einmal so entscheiden? Nie, zu keiner Zeit. Vielleicht noch am ersten Tag, als ich der Laufbursche für alles und jeden war. Am zweiten Tag hat sich das glücklicherweise schon grundsätzlich geändert.

Als ich 1974 meine mittlere Reife machte, waren Lehrstellen Mangelware. Trotzdem wollte ich unbedingt etwas Handwerkliches bzw. Technisches machen. Damals hieß mein Ziel: eine Ausbildung zum Fernmeldetechniker bei der Deutschen Bahn oder Technischer Zeichner. Nach einem Verkehrsunfall 1973- den ich mit viel Glück überlebte, der mich aber meine Milz kostete, bekam ich bei der Bahn zu hören, dass mich dieser Vorfall samt der gesundheitlichen Folgen für diese Ausbildung disqualifizierte. Eine für mich absurde Situation, denn einerseits war ich froh mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein, fühlte mich gesund und wollte mein Leben unabhängiger von den Eltern gestalten, aber andererseits wollte man mich einfach nicht einstellen.

Die Zeit lehrt einem Dinge und lässt einen Erfahrungen machen, die nicht alles in der Zahntechnik in einem schönen Licht erscheinen lassen, vor allem, wenn man die Arbeit an einem Universitätsklinikum kennen gelernt hat.

Um überhaupt einen Ausbildungsplatz zu haben, ging ich auf den Vorschlag meiner Mutter ein, es doch mit Zahntechnik zu probieren - vielleicht würde es mir ja doch gefallen. Bevor ich also gar nichts machte, schaute ich es mir mal an - ohne wirklich eine Vorstellung von dem zu haben, was man als Zahntechniker tut. Beim Begriff „Zahntechnik“ kam mir etwas in den Sinn, das mit Bohrern, Motoren und Zahnarztstühlen zu tun hat…

Zum zweiten Teil der Frage. Nach mittlerweile 33 Jahren Berufserfahrung muss ich sagen, dass ich heute nicht mehr in einem gewerblichen Labor arbeiten würde. Die Zeit lehrt einem Dinge und lässt einen Erfahrungen machen, die nicht alles in der Zahntechnik in einem schönen Licht erscheinen lassen, vor allem, wenn man die Arbeit an einem Universitätsklinikum kennengelernt hat. Schlechte Bezahlung, niedrige Qualität

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Laboratorium difficile

Hier werden die schwierigen und komplexen Sachen gemacht, selten etwas Alltägliches. von Arbeitsbedingungen und abgelieferter Arbeit - das desillusioniert. Entweder beißt man sich durch oder sollte so konsequent sein und aufhören, wenn einem das Showgeschäft keinen Spaß mehr macht.

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Der Tiefpunkt war 1984/1985 erreicht, als eine generelle Flaute die Zahntechnik packte. Da sagte ich zu meinem Chef: „Warum wollen wir die Sachen für die Kieferorthopädie nicht machen? Das bringt auch Geld.“ Er drückte mir


ein Buch über Kieferorthopädie in die Hand und meinte: „Schau´s dir an und sag mir dann, ob du das wirklich machen möchtest.“ So kam ich zu kieferorthopädischen Apparaten.

Berlin als wir für unsere Arbeit hier am Universitätsklinikum Göttingen den 2. Preis bei einem von Quintessenz ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen habe, das war damals mehr als ich zu hoffen gewagt hatte.

Und Allen sollte das Wohl ihrer Patienten die erste Pflicht sein. Aus dieser Einsicht ziehe ich meinen Optimismus.

Wo denken sie, liegen die besonderen Herausforderungen Ihrer Arbeit hier im Uniklinikum? Was ist das Besondere? Die Herausforderung liegt in der Art der Arbeit. Hier werden die schwierigen und komplexen Sachen gemacht, selten etwas Alltägliches. Dysgnathien, Gelenk- und Umstellungsosthetomien, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, das macht kaum ein gewerbliches Labor. Retentionsplatten oder mal ein Aktivatorchen, das macht man hier im Haus schon beinahe nebenbei. Letztendlich muss man aber festhalten, das je mehr man sich mit einer Sache beschäftigt, desto mehr wird eine Herausforderung auch zur Routine, irgendwann, wenn man das Maximum des Möglichen gemacht hat.

Negative Erlebnisse gibt es wenige. Zum einen erinnert man sich ungern an negative Geschehnisse und zum anderen bin ich lieber diplomatisch und sowieso optimistisch was meine Arbeit betrifft. Man kann über fast alles reden, sei es nun dass ich mal Mist gemacht habe oder ob ich jemanden wegen seiner Vorarbeit kritisieren muss. Da sitzen doch alle in einem Boot: Der Zahnarzt oder Kieferorthopäde, die Helferinnen und auch der Zahntechniker. Und allen sollte das Wohl ihrer Patienten die allererste Pflicht sein. Aus dieser Einsicht ziehe ich meinen Optimismus.

Welche positiven Erlebnisse bzw. negativen Erlebnisse verbinden sie mit Ihrer Arbeit im Hauslabor

Die Arbeit im Studentenkurs? Das ist für mich das „Nonplus-Ultra“, das mache ich wahnsinnig gern! Mein Ein und Alles- mehr muss man da eigentlich nicht sagen, aber ich tu´s trotzdem: Jeder Kurs ist ein Sammelsurium netter junger Menschen, die alle das Ziel vereint, Zahnärzte zu werden, aber die in ihrer Persön-

des ZMK? Und wie empfinden sie Ihre Arbeit im Studentenkurs? Die Anstellung hier im Haus 1987 war so ein positives Erlebnis für mich. Nur noch kieferorthopädische Apparaturen, die Arbeit mit Studenten - am Anfang war ich skeptisch, aber das hat sich bald ins Gegenteil gekehrt. Äußerst positiv sehe ich zurückblickend die Ehrung beim Zahntechnikerkongreß in

lichkeit sehr verschieden sind. Und jedem dieser unterschiedlichen Charaktere versuche ich das Grundlegende der Zahntechnik in der KFO beizubringen. Dem einen kann man mehr beibringen, dem anderen vielleicht weniger, aber jeder sollte das nach seinen Möglichkeiten Optimale machen können, wenn er den Schein in der Tasche hat. Da stört mich dann allerdings zuweilen die Zusammenar-

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Laboratorium difficile

beit mit den Assistenten aus dem 8. und 9. Semester. Ich versuche nach besten Wissen und Gewissen in 3 Monaten Technikkurs für KFO den Studenten im 7. Semester das Handwerkliche beizubringen. Schaue ich mir dann Arbeiten aus den höheren Semestern an, komme ich nicht daran vorbei zu fragen, warum hier Dinge anders gemacht werden als im Technikkurs gelehrt und besprochen wurden? Letztendlich zeigt das aber, wie nötig die immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit und der anderer ist, denn es sind hier eher Kleinigkeiten und zu korrigierende Feinheiten und keine mittleren Katastrophen. Welche Veränderungen wären aus ihrer Sicht für die Zukunft noch wünschenswert, wenn sie

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an Zahntechnik, Zahnärzte und das Studium der Zahnmedizin denken? Generell ist die Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und ihren Technikern immer im Detail verbesserungswürdig- auch in dieser schnelllebigen Zeit sollte man nie vergessen, dass jeder in diesem Team Verantwortung zu tragen hat. Für die eigene Arbeit, für die Patienten, für die Ausbildung, für das Team selbst. Einsicht und Weitsicht sollten da niemandem ein Fremdwort sein. Vielen Dank für das Interview!


Quintessenz online

International Poster Journal of Dentistry and Oral Medicine (IPJ)

Das IPJ ist das weltweit erste Online Journal, das wissenschaftliche Poster publiziert. Die vierteljährliche Publikation macht der internationalen Fachwelt heute ca. 370 preisgekrönte oder von der wissenschaftlichen Schriftleitung begutachtete Poster zugänglich. Für die Recherche steht eine komfortable VolltextSuche zur Verfügung. Sie finden schnell und zielgenau Ihr Thema. Werden Sie Autor! Machen Sie Ihre wissenschaftliche Poster-Präsentation zitierbar und veröffentlichen Sie Ihre Arbeit im IPJ. Autorenrichtlinien online unter ipj.quintessenz.de Das International Poster Journal of Dentistry and Oral Medicine (IPJ) wird von der DGZMK zusammen mit dem Quintessenz Verlag veröffentlicht.

ipj.quintessenz.de


Events

BACK TO THE ROOTS Die Jahre gehen ins Land und irgendwann kicken Bundesfachschaftstagungen einfach nicht mehr so, wie es anfangs mal war. Was kann man also tun, um die Attraktivität der eigenen Bundesfachschaftstagung zu erhöhen, was macht richtig Eindruck und zieht die Leute an? Dies oder ähnliches waren wohl die Beweggründe, aus denen plötzlich Fachvorträge, Workshops, Wasserbetten, Wellness-Oasen und opulente Partys auf den Programmen standen. Man kann es den Fachschaften nicht verdenken, schließlich will man die eigene Stadt und nicht zuletzt die Fakultät präsentieren und repräsentieren. All das kann gleichzeitig nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir nun mal alle Studenten sind und ganz nebenbei auch Vertreter der Studierenden unserer jeweiligen Universität. Daraus eine gewisse Verpflichtung und ein wenig Verantwortung abzuleiten ist sicher nicht falsche Ansatz. Am Ende kann man Arbeit und Vergnügen verbinden, ohne eines von beiden zu sehr vernachlässigen zu müssen. Wenn nach einem Samstagsmarathon von Vorträgen und Workshops und nach einer beinahe durchgemachten Nacht am Sonntagvormittag dann die aktuellen Probleme der Unis besprochen oder gar diskutiert werden sollen, erweist sich diese Aufgabe als nur schwer lösbar. Wir Göttinger haben versucht, aus diesem Grund alles anders zu machen und damit sicher einige von euch geschockt, verwirrt oder gar verschreckt. Andererseits sind diese zwei Veranstaltungen die einzige Möglichkeit, im großen Forum Erfahrungen auszutauschen und deutschlandweit Bewegung in die Universitäten zu bringen. Das Feedback aus den Foren und aus der Dentalausstellung hat uns gezeigt, dass wir mit diesen Gedanken gar nicht so

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verkehrt lagen. Die Bilder von der Party am Samstagabend sprechen ohnehin für sich. So bleibt uns die Hoffnung, das der BuFaTa Gedanke weiter ausgebaut wird, die Veranstaltungen auch zukünftig individuell bleiben und den einzelnen und die Fachschaften niemals vergessen lassen, wozu Bundesfachschaftstagungen eigentlich existieren. Wir sehen uns in Marburg! Studenten für Studenten!


Das TISSUECARE CONCEPT

Bislang wurde Platform-Switching als großer Durchbruch für den Erhalt langfristiger, krestaler Knochenstabilität gefeiert. Doch eine breite Implantatschulter mit schmalem Abutment isoliert betrachtet ist nicht die Lösung dieser komplexen Problematik. Vielmehr führt das Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu langfristig gesundem Hart- und Weichgewebe. DENTSPLY Friadent kann auf Erfahrungen aus 20 Jahren erfolgreicher Gewebestabilität zurückgreifen. Und benennt mit dem TissueCare Concept erstmals die fünf wichtigsten Erfolgsfaktoren für dauerhafte Gewebestabilität. So eröffnet das Unternehmen eine neue Sicht der Dinge auf dauerhaft gesunde und stabile Knochensubstanz und harmonisches Weichgewebe – und qualifiziert die Diskussion um Platform-Switching neu.

eröffnen und die wissenschaftliche Diskussion hierzu anzustoßen und neu zu qualifizieren. Denn unser Anspruch ist es, unseren Kunden die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, um ihre Patienten mit langzeitstabilen ästhetischen Ergebnissen glücklich zu machen“, so DENTSPLY Friadent Geschäftsführer Dr. Werner Groll. Im Herbst lädt DENTSPLY Friadent interessierte Zahnärzte und Studenten zu einer großen Europa-Tour mit dem Titel „Join the TissueCare Concept“ ein. Neben einem hochklassigen wissenschaftlichen Programm zu den Erfolgsfaktoren des TissueCare Concepts erwartet die Besucher der Austausch mit international renommierten Experten und Kollegen. Termine sowie nähere Informationen zur Veranstaltungsreihe gibt es im Internet unter www.tissuecareconcept.de.

Das TissueCare Concept – die neue Sicht der Dinge

Herausgeber: Friadent GmbH, Mannheim Redaktion / Ansprechpartner: Medical Consulting Group / Nadine Dusberger Mörsenbroicher Weg 200 / D-40470 Düsseldorf Tel. +49 (0) 2 11 / 51 60 45 - 222 Fax +49 (0) 2 11 / 51 60 45 - 209 nadine.dusberger@medical-consulting.de www.friadent.de

Das von DENTSPLY Friadent vorgestellte TissueCare Concept zeigt, dass dauerhafte Gewebestabiltät aus dem Zusammenspiel von fünf Erfolgsfaktoren resultiert, die in der Summe bestmögliche, langzeitstabile Resultate erzielen. „Als zuverlässiger Partner unserer Kunden und führendes Unternehmen im Bereich Implantologie liegt es in unserer Verantwortung, dem zukunftsorientierten und modernen Zahnarzt diesen Perspektivenwechsel zu

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Events

BRAIN MEETS BUSINESS Uni-Forschung präsent auf 5 Regionalmessen INFODENTAL Düsseldorf, NORDDENTAL, FACHDENTAL Bayern, BERLINDENTALE und InfoDENTAL Mitte „Auf dem oft steinigen Weg von der Erkenntnis zum Ergebnis gilt für uns vor allem die Maxime: Menschen machen Märkte, Personen sind Programm, Austausch ist angesagt“: Mit diesen Worten skizziert der Dentalfachhandel sein aktuelles wie attraktives Angebot zum forcierten

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Know-How-Transfer zwischen universitärer Forschung und praktischer Anwendung anlässlich der diesjährigen regionalen Dentalfachmessen. Worum geht es genau? Die jeweiligen dentalmedizinischen


Forschungseinrichtungen im Einzugsgebiet der INFODENTAL Düsseldorf, der NORDDENTAL, der FACHDENTAL Bayern, der BERLINDENTALE und der INFODENTAL Mitte erhalten ab sofort die Möglichkeit, ihren niederge-

Frau Dr. Wegmann, Ihre Klinik war in 2006 auf der INFODENTAL Düsseldorf präsent. Was hat Sie bewogen, dort „auszustellen“, wie war die Resonanz und wie lautet Ihr Resumee?

lassenen Kollegen auf den genannten Events in einem speziellen Bereich auf extra für sie errichteten Messeständen ihre Leistungen und Forschungsschwerpunkte unmittelbar zu präsentieren. So können im Austausch mit der Praxis wertvolle, weil unmittelbar verwertbare Hinweise und Anregungen schnell und aufwandsarm „eingesammelt“ werden. Im Dialog mit der Praxis konturiert sich so das eigene Forschungsvorhaben mitunter besonders effektiv und effizient. Zudem können vielerlei Kontakte geknüpft und gefestigt werden.

Für uns war der Samstag in Düsseldorf ein voller Erfolg. Wir kommen in 2007 gerne wieder.

„Die Beteiligung an diesem, vom Dentalfachhandel initiierten Projekt „Forschungslandschaft Zahnmedizin“, ist für die Universitäten in 2007 „lediglich“ mit der Anforderung verbunden, ihre Vorhaben anschaulich und überzeugend aufzubereiten und die persönliche Präsentation auf dem Event mit qualifiziertem Personal auszustatten. Die Kosten für den Messestand und dessen Möblierung trägt der Fachhandel. Zudem wird die teilnehmende Universität bei der Bekanntmachung des Projektes und ihrer Präsenz in ihren institutionellen Medien umfänglich unterstützt“. So umreißen die Verantwortlichen der Initiative den mit der Aktion verbundenen Aufwands- und Kostenaspekt. Das beigefügte Interview mit einem Teilnehmer der Pilotphase aus dem Jahr 2006 verdeutlicht die Zusammenhänge. Die beigefügte Kontaktadresse unterstützt Interessenten. Rückfragen werden umgehend umfassend beantwortet. Anruf oder Email genügt.

Comeback macht Sinn! Telefoninterview vom 03. Mai 2007 mit Frau Dr. Ute Wegmann, Dipl.-Mathematikerin am Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Mund- und Kiefer-Gesichtschirurgie, verantwortliche Mitarbeiterin für IT- und QMMaßnahmen.

Bitte erläutern Sie die Zusammenhänge etwas näher, was hat Ihnen im letzten Jahr auf der INFODENTAL gefallen und Sie überzeugt, Ihre diesjährige Teilnahme ohne Zögern zuzusagen? Die beiden Ausstellungsthemen unseres Lehrstuhl in 2006 waren postgraduierte Weiterbildungsmaßnahmen im Rahmen des Public-Privat-Partnership-Programms der Uniklinik Münster und Neuentwicklungen im Bereich unserer Forschung, wie z. B. ein von uns neu entwickeltes Implantatsystem, das wir unter dem Motto „Von der Forschung zum Produkt“ präsentiert haben. An unserem Messestand war ein enormer Andrang – selbst Kollegen, die vorbeikamen, fragten verwundert: „Was ist denn hier los?“. Die interessierten Messebesucher wollten alles erklärt haben – wir haben eifrig diskutiert und gerne alle Informationen weitergegeben. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht und vor allem haben wir für uns wichtige Kontakte knüpfen können. Heutzutage ist es wichtig, dass Universitäten sich mehr und besser präsentieren. Gerade auch im Bereich der Fortbildung existieren eine Vielzahl von Anbietern. Wir als Universitäten möchten selbstverständlich gerne, dass bestimmte Fortbildungsangebote bei den Universitäten bleiben und somit ein akademischer Hintergrund besteht, so wie wir es z. B. mit unserem postgraduierten Masterstudiengang Implantologie organisieren. Darüber hinaus konnten wir auch unsere praxisnahe und produktorientierte Forschung gut darstellen und unabhängig informieren. Auf der INFODENTAL in Düsseldorf haben wir erfolgreich Uni-Marketing zelebriert. Haben Sie bereits auf ähnlichen Veranstaltungen teilgenommen? Ja, zum Beispiel waren wir in diesem Jahr auf der IDS in Köln. Da hatten wir aber lange nicht so einen Erfolg und Zuspruch wie in Düsseldorf. Ich glaube, auf der IDS

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Events

sind wir auf Grund der Größe der Messe mit unserem Angebot ein wenig untergegangen. Für uns als Universitätsabteilung sind regionale Messeveranstaltungen wie z. B. die Infodental meiner Meinung nach deutlich besser zur Eigenpräsentation geeignet.

Gute bis zur INFODENTAL am 07. und 08. September in Düsseldorf. Kontakt: CCC GmbH / Daniela Wolff Kleingedankstrasse 11 50677 Köln

War für Sie die Teilnahme mit einem großen Aufwand verbunden? Nein, überhaupt nicht. Es lief alles völlig problemlos, obwohl wir letztes Jahr erst kurz vor der Veranstaltung zugesagt haben. Die Organisatoren der Messe haben alles professionell vorbereitet und uns optimal unterstützt. Uns wurde kostenfrei ein Gemeinschaftsstand gestellt, der bereits mit Wänden, Teppichboden und Mobiliar ausgestattet war. Wir mussten also nur noch unser eigenes Equipment auspacken und anbringen. Alles andere war fertig vorbereitet, sogar der DSL-Anschluss funktionierte schon. Und wir hatten ein wunderbares Schild „Uniklinik Münster“ oben auf unserem Stand, das schon von weitem gut sichtbar war und die Besucher an unseren Stand zog. Kurz und gut, wir freuen uns schon auf die INFODENTAL Anfang September 2007 in Düsseldorf. Vielen Dank Frau Dr. Wegmann für das Interview und alles

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Tel: 0221 / 93 18 13-57 Fax: 0221 / 93 18 13-90 daniela.wolff@ccc-werbeagentur.de

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Events

IMPLANTAG 2007 Der perfekte Einstieg in die Implantologie.

Astra Tech hatte am 02. Juni 2007 auf den Campus der Universität Köln geladen – und nahezu 600 Teilnehmer kamen. Als einführende Informationsveranstaltung für Zahnmediziner, -techniker und zahnmedizinische Fachangestellte richtet sich der IMPLANTAG an alle Interessierten, die noch nicht implantologisch tätig sind. Dabei stand das Programm unter dem Motto der ganzheitlichen Information für das gesamte Praxisteam.

Nach der Eröffnungsrede durch Dr. Jakob Brief (Direktor Dental – Astra Tech) übernahm Vera Cordes (Norddeutscher Rundfunk, u.a TV-Gesundheitsmagazin „Visite“) die begleitende Moderation des IMPLANTAGES und erteilte das Wort an OA Dr. Helmut Steveling, der das Tagesprogramm mit dem Thema „Praxisbericht 15 Jahre implantologischer Erfolg“ (Heidelberg) einleitete. Dr. Gido Bornemann referierte im Anschluss aus wissenschaftlicher Sicht zum Thema „Biomechanik – die Grundlagen in der Implantologie“. Die kontinuierliche Entwicklung der Astra Tech Systemmerkmale und der bioaktiven, rauen OsseoSpeed™

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Oberfläche wurden hervorgehoben. Abschließend verwies Dr. Bornemann auf das neue Systemmerkmal Connective Contour™, das gesunde Schleimhautverhältnisse um die Implantat-Abutment-Verbindung begünstigt. An die Zahnmediziner wandte sich OA Dr. Kai-Hendrik Bormann (Hannover) mit dem Thema „Behandlungsplanung – Vom Befund zum optimalen implantologischen Ergebnis“. Dr. Bormann gelang es, anschaulich das schrittweise Vorgehen einer erfolgsversprechenden Implantatbehandlung zu verdeutlichen. Die unterschiedlichen Voraussetzungen von Sofortimplantation im Vergleich zu verzögerten oder Spät-Implantation sowie die korrekte


dreidimensionale Positionierung waren weitere Schwerpunkte des Referats. Die Bedeutung des Teamworks „Zusammenspiel von Zahnarzt und Chirurg bei schwierigen Indikationen“ hatte Dr. Dr. Rainer S. Buch (Wiesbaden) in den Mittelpunkt seines Vortrags gestellt, um den angehenden Implantologen die Bedeutung einer schonenden Zahnentfernung mit weitgehendem Erhalt der natürlichen Alveole als erstem Schritt für einen späteren hochästhetischen Behandlungserfolg vorzustellen. Ein weitsichtiges „backward planing“ minimiert vermeidbare Fehler und bietet die beste Grundlage für die optimale Primärstabilität des Implantates. Die Bedeutung der Plaquebehandlung im Vorfeld einer Implantation hob Prof. Dr. Heiko Visser (Oldenburg) hervor und erläuterte im Detail, dass Parodontitis keine Kontraindikation für den implantatgetragenen Zahnersatz darstellt. Das Augenmerk auf eine pro-aktive Patientenakquirierung konnte Dr. Marcus Engelschalk (München) werfen. Sein Vortrag „Welche Implantatkandidaten befinden sich in meiner Patientenkartei?“ fokussierte die Möglichkeiten und Chancen, die sich dem implantologisch tätigen Zahnmediziner allein aufgrund seines eigenen Patientenstamms bieten. Abgerundet wurde das gemeinsame Plenum durch Rechtsanwältin Beate Bahner (Heidelberg), die kenntnisreich anhand von Praxisbeispielen für mehr Rechtssicherheit in Bezug auf eine werbliche Darstellung der medizinischen Praxisleistungen und die Voraussetzungen einer umfassenden Patientenaufklärung sorgte.

mit Röntgenaufnahmen, Modellanalysen und dem Erstellen von Bohrschablonen bis hin zur fertigen Restauration zeigte die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit von Zahnmedizinern und Zahntechnikern auf. Währenddessen konnten sich die zahnmedizinische Fachangestellten durch Steffa Waffenschmidt (OP-Schwester, Hannover) in die wesentlichen Abläufe am Behandlungsstuhl einführen lassen. Die richtige Prophylaxe bei Implantatpatienten stand bei ZMF Doris Grasshof (Münster) im Vordergrund. In den sich anschließenden Hands-on-Übungen konnten die theoretischen Kenntnisse konkretisiert und eigenständig umgesetzt werden. Der große Erfolg des IMPLANTAGes als Informationsveranstaltung und die hohe Resonanz hat gezeigt, dass sich der Weg der gemeinsamen Fortbildung für das ganze Praxisteam als der richtige erwiesen hat. Die Komplexität des Themas „Einstieg in die Implantologie“ bedingt eine sachlich umfassende und vor allem praxisbezogene Herangehensweise unter Einbeziehung aller am Prozess Beteiligten. Darin waren sich alle Teilnehmer einig. Astra Tech wird diesen Weg konsequent weiter beschreiten und das Praxisteam vom Einstieg bis hin zum eigenen implantologischen Behandlungsalltag begleiten. Anfragen an: Katja Geis Astra Tech GmbH An der kleinen Seite 8, 65604 Elz T. 06431 – 98 69 214, F. 06431 – 98 69 321

Um dem Motto des IMPLANTAGes einer ganzheitlichen

Email: Katja.Geis@astratech.com

Informationsvermittelung gerecht zu werden, konnten sich Zahntechniker und zahnmedizinische Fachangestellte in eigens für sie konzipierten Parallelprogrammen informieren. Die Vortragsreihe beinhaltete unter anderem Themen wie „Frontzahnästhetik – mit System zum prothetischen Erfolg“ und „Implantatplanung – Vorher wissen, wie es hinterher aussieht“. Die vorausschauende Planung

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Kinder in der Zahnmedizin

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Das Kind in der zahnärztlichen Praxis oder

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen Prof. Dr. A. Makuch, Leipzig

Jeder praktisch tätige Zahnarzt hat unter seinen zu betreuenden Patienten Kinder verschiedener Altersgruppen. Die Spanne reicht hierbei vom Kleinkind und Vorschulkind über das Schulkind bis hin zum Jugendlichen. Jede dieser Altersgruppen birgt Besonderheiten entwicklungspsychologischer und entwicklungsphysiologischer Art in sich. Eine entsprechende Befähigung für ein altersgerechtes Vorgehen im Umgang mit diesen Patientengruppen ist deshalb Voraussetzung, um Compliance hinsichtlich präventiven Verhaltens, aber auch für therapeutische Maßnahmen zu entwickeln. Eine solcherart entstandene Interaktion ist neben den personalen Voraussetzungen des Patienten stark abhängig von den Anforderungsbedingungen und der psychosozialen Seite der Therapiegestaltung durch das zahnärztliche Team.

wie kaum in einem anderen medizinischen Bereich ist die aktuelle Behandlungsbereitschaft des Patienten Voraussetzung für die therapeutischen Vorgehensweisen des Zahnarztes. Anliegen folgender Kapitel ist es deshalb, über ausgewählte psychologische Aspekte, die für die zahnärztliche Betreuungssituation von Bedeutung sein können, Einblick in die Entwicklung der kindlichen Psyche zu geben.

Die Belastungen einer zahnärztlichen Behandlung werden allerdings vom Kind schwerer verarbeitet als vom Erwachsenen, da ihm Erfahrungen im Umgang mit Fremdem/ Neuem fehlen. Es kann schnell in eine Angst betonte Erlebenssituation gelangen, die ohne Hilfe nicht zu bewältigen ist. Angst ist eine Störvariable, die sich vor allem auf die erforderliche Kooperation des jungen Patienten während der zahnärztlichen Behandlung negativ auswirkt. Denn,

jeder Erwachsene erreicht). Dabei ist zu beachten, dass diese Ebenen sich nicht gegenseitig ablösen, sondern ein ständiges Nebeneinander besteht. Entwicklungsbedingt ist eine davon immer besonders bedeutsam. Es wird deshalb in den entsprechenden Kapiteln auf genaue Altersvorgaben verzichtet.

Ausgewählte psychologische Aspekte Die geistige Entwicklung eines Kindes ist nicht biologisch vorprogrammiert, sondern das Ergebnis von Erfahrung und Übung. Diese Entwicklung findet über mehrere Ebenen statt: dem praktischen Handeln, der unmittelbaren Anschauung (Beobachtung), der mittelbaren Anschauung (in der Vorstellung) und der verbal-abstrakten Ebene (ab dem zwölften Lebensjahr, allerdings eine qualitativ hohe Denkform, die nicht einmal

Das Kleinkind (bis zwei Jahre) und jüngere Vorschulkind

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Kinder in der Zahnmedizin

hello!

(bis dreieinhalb Jahre) lässt sich beim Handeln zumeist von Gefühlen leiten. Zielstellungen werden rasch gewechselt, wenn sie ihren Anforderungscharakter verlieren. Die Denkweise dieser Altersgruppe ist vorzugsweise ichbezogen (egozentrisch).

inhalt abweichen. Das Denken ist vor allem stark an das praktische Handeln (motorisch-taktil) oder zumindest an die Anschauung gebunden. Günstig wäre also für das Kind, Instrumente anfassen zu können, den Behandlungsstuhl selber zu betätigen. Für das jüngere Schulkind gelten ähnliche Voraussetzungen

Das Denken des Kindes im Kindergartenalter ist betont

im Denken. Immer noch herrscht die praktisch-handelnde und anschauungsgebundene Denkweise vor. Diese gilt es dann auch weiterhin zu nutzen (z. B. tell-show-do-Prinzip). Auch hier steht die Erfassung einfacher Kausalbeziehungen auf der Stufe einfacher Wenn-dann-Relationen. Logisch richtige Schlussfolgerungen vermögen Kinder dieses Alters nur zu ziehen, wenn sie sich die Prämissen anschaulich vergegenwärtigen

ganzheitlich. Kinder bis fünf Jahre können sich keine Abläufe vorstellen, sondern nur Zustände. Ein Zahn ist demnach krank, dann ist er gesund, ein Zahn ist schmutzig, dann (nach dem Zähneputzen) ist er sauber. Einfache Wenn-dann-Beziehungen sind möglich. Die Bildung von Begriffen ist stark an Umgangserfahrungen gebunden und kann deshalb von dem üblichen Begriffs-

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Das Gefühlsleben tritt in das Zentrum der Beachtung und gewinnt beträchtlichen Einfluss auf das Handeln.

können. Erörterungen und Diskussionen helfen dabei unbedingt, dass sie eine eigene Meinung bilden. Im mittleren Schulalter werden Gedächtnisleistungen allmählich von der Tendenz des sinnvollen Einprägens mitbestimmt. Das äußert sich in den Bestrebungen, vor allem Kausalrelationen adäquat zu erfassen. Das Denken wird im späten Schulalter abstrakter, kritischer und analytischer als bisher. Dabei unterlaufen dem Heranwachsenden allerdings noch Denkfehler. Vorschnelle Verallgemeinerungen und emotionale Momente sind wichtige Ursachen hierfür. Das Gefühlsleben tritt in das Zentrum der Beachtung und gewinnt beträchtlichen Einfluss auf das Handeln. Das vornehmliche Sachinteresse der vorgehenden Phasen wird nun durch das zunehmende Personeninteresse verändert. Zunächst betrifft das die eigene Person, dann zunehmend aber auch Personen des anderen Geschlechts. Insofern hat der Zahnarzt durchaus die Möglichkeit, die emotional-erotische Komponente als Motivationshilfe sowohl bei therapeutischen, aber vor allem bei präventiven Maßnahmen, in den Vordergrund zu stellen.

als belebt wahrgenommen oder die Existenz von Naturerscheinungen aus ihrem Zweck erklärt (so genanntes Zweckdenken). Welcher Zahnarzt hat auf die Frage „wozu brauchen wir unsere Zähne“ die Antwort „zum Putzen“ noch nicht erlebt? Dieses kindliche Denken wird durch den Einfluss des Erwachsenen noch gefördert. So „lacht eine Sonne“ oder „weint eine Wolke“. Ebenso regt Spielzeug zum anthropomorphen Denken an, wie auch Märchen dieser Denkweise entgegenkommen. Ihren Höhepunkt erreicht diese Denkform in der ersten Hälfte des vierten Lebensjahres. Gegenüber unbelebten Gegenständen wird sie dann eher aufgegeben als gegenüber Tieren und Pflanzen.

Besonderheiten des Denkens beim Vorschulkind Da für Vorschulkinder ein paar entwicklungspsychologische Aspekte des Denkens von besonderer Relevanz

In dem gut gemeinten Glauben, diese kindgemäße Denkungsweise auch für pädagogische Zwecke nutzen zu können, werden vom Erwachsenen ganz bewusst Versuche unternommen, z.B. die Ursachen von Krankheiten zu personifizieren. Die bekanntesten im zahnmedizinischen Bereich sind der „Zahnteufel“, das „Zahnwehmännlein“, die „Zahnfee“ und die zwei lustigen Gesellen „Karius und Baktus“, die von den Kindern bedauert werden, wenn sie mit Wasserstrahl und Bohrer aus ihrer gemütlichen Höhle vertrieben werden. Hier wird bereits ein Problem sichtbar. Sinn der Personifizierung ist, so früh wie möglich Kausalitäten in möglichst emotional ansprechender Form zu vermitteln. Problematisch wird es nur dann, wenn solcherart gestaltete Krankheitsursachen als Bedrohung aufgefasst werden, die Zuwendung positiver Emotionen

sind, ist ihre exemplarische Erörterung Anliegen des folgenden Abschnittes. Ein dreijähriges Kind beginnt konsequent damit, sich die Dinge, von denen es umgeben ist, zu erklären. Zunächst überwiegen animistische (Anthropomorphes Denken) Deutungsversuche, die im Weiteren von immer realistischeren Interpretationen abgelöst werden. Es besteht ein naiver Empirismus. So werden unbelebte Gegenstände

den falschen Personen gilt (z. B. Karius und Baktus) oder die fantastische Gestaltung die eigentliche Sachinformation überlagert. Entsprechend kritisch ist die angebotene Kinderliteratur vor ihrem Einsatz bei der Gruppenprophylaxe oder zur Auslage im Wartezimmer einzuschätzen. Dezentrierungsleistungen Eine weitere Denkweise muss berücksichtigt werden.

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Kinder in der Zahnmedizin

Neben der Übertragung eigener Erfahrungen und Selbstbeobachtungen auf die Deutung äußerer Gegebenheiten durch anthropomorphe Erklärungsversuche als eine Form der egozentrischen Denkweise wird die Unfähigkeit, sich in

Leistungsmotivation Für das Auftreten leistungsorientierten Verhaltens ist eine wichtige Voraussetzung, dass das Handlungsresultat vom Kind selbst als Leistung aufgefasst werden kann. Dazu

die Rolle eines anderen hineinzuversetzen, den Blickwinkel eines anderen einzunehmen oder die aktuelle Sichtweise als eine unter mehreren Möglichkeiten zu begreifen, ebenfalls mit dem Begriff Egozentrismus bezeichnet. Dieser Egozentrismus wird allmählich überwunden, indem das Kind die Rolle des anderen, und damit die Sichtweise des anderen als unabhängig von der eigenen erkennt. Damit sind dann erstmals Vergleiche, Kontrollen und Korrekturen, z. B. beim Zähneputzen in der Gruppe untereinander, möglich.

gehört auch, Tätigkeiten nach ihren Schwierigkeiten einschätzen zu können. Dafür wiederum muss es einen verbindlichen Gütemaßstab geben. Eine Etappe auf dem Weg zur Leistungsmotivation ist zunächst die Freude, diesen Effekt selbst ausgelöst zu haben und damit Lob und emotionale Zuwendung durch die Eltern oder den Zahnarzt zu erfahren. Das betrifft vor allem Kleinkinder und das jüngere Vorschulkind (dreieinhalb Jahre). Falsch wäre aus diesem Grunde zu erwarten, dass das Kind den Eltern oder gar dem Zahnarzt etwas zuliebe tut. Anfänglich werden die Leistungen nur in „gut“ und „schlecht“ oder „richtig“ und „falsch“ unterschieden. Allmählich wird eine Selbsteinschätzung des Leistungserfolges bzw. auch des Misserfolges möglich. Eng damit verbunden ist die Entwicklung des Wettbewerbsstrebens. Deshalb ist es für ältere Vorschulkinder erst möglich, um die saubersten Zähne zu wetteifern. Eine Motivation, die sich bis in die jüngeren Schuljahre fortsetzt und hier auch weiterhin genutzt werden sollte, indem z. B. der „tapferste“ Patient eine Auszeichnung erhält. Neben dem Bekräftigungslernen (Lob, Zuwendung) spielt auch das Imitationslernen (so zu sein wie) in der Genese der Leistungsmotivation eine wichtige Rolle.

Parallel mit diesen so genannten Dezentrierungsleistungen im sozialen Bereich geht die des logischen Denkens einher. Sie hängt vor allem davon ab, welche Erfahrungsmöglichkeiten das Kind hat. So putzt ein Kind nur die Zahnflächen, die es sieht. Im Allgemeinen sind das die frontalen Außenflächen, eventuell noch die vestibulären Außenflächen der Backenzähne. Auch der Einsatz von Einzelzahn- und Gebissmodellen ist aus diesem Grunde ungeeignet. Ein Kind dieses Altersbereiches kann sich nicht vorstellen, solche Zähne selbst zu besitzen. Putzdemonstrationen sollten deshalb bei einem „Modellkind“ oder einer anderen Modellperson, die einen anerkannt hohen Status genießt, vorgeführt werden. Es kann allerdings auch dann nur das nachgeahmt werden, was dem eigenen Entwicklungsstand motorisch und kognitiv nicht zu weit vorgreift (Beobachtungslernen in Verbindung mit praktischen Handlungen). Aufgrund dieses ichbezogenen Erlebens sind die Beziehungen zu den Mitmenschen noch recht unbeständig und undifferenziert. Ausnahme dabei sind die mit dem Kind in engster Gemeinschaft lebenden Menschen, deren fest gefügte Welt von Beziehungen vom Kind unreflektiert hingenommen wird. Der Zahnarzt darf also z. B. nicht erwarten, von einem jüngeren Vorschulkind bei einem Wiederholungsbesuch wieder erkannt zu werden.

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Die kindliche Sprache Die Sprache hat handlungsauslösenden und handlungsregulierenden Charakter. Schon beim Kleinkind kann der Rhythmus der Sprache, ohne dass bereits ein Bedeutungsverständnis vorliegt, bestimmte Handlungen auslösen bzw. diese begleiten. So „sind die Zähne wieder rein, das ist fein“ oder „eins, zwei, drei, gleich ist es vorbei“. Das Sprachverständnis geht dem Können zu sprechen voraus. Unter normalen Umständen ist die Sprache im Alter von drei bis vier Jahren so weit entwickelt, dass das Kind mit seiner Umwelt normal kommunizieren kann. Es verfügt über einen ausreichenden lexikalischen Bestand, um


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Kinder in der Zahnmedizin

seine Bedürfnisse sprachlich zum Ausdruck bringen zu können. Dieser Wortbestand muss vom Behandlungsteam berücksichtigt werden, da in dieser Phase des Worterwerbes beim Kind vor allem bedingte Verbindungen zwischen Interessen betonten Gegenständen und deren Bezeichnung bestehen. Das bedeutet, die Wortwahl entsprechend kindgemäß zu treffen. Ausreichend Beispiele sind hierzu der Literatur zu entnehmen (Bienchen, Dusche, Wind u.a.). Das sprachliche Bedeutungsverständnis vervollkommnet sich im Laufe der Vorschulzeit. Mit den wachsenden Handlungsmöglichkeiten nimmt dann auch der Wortschatz im fünften und sechsten Lebensjahr deutlich zu. Allerdings darf diese quantitative Zunahme der Sprachbeherrschung nicht über die qualitativen Abstufungen täuschen. Vorschulkinder sind für die Oberflächenstruktur einer sprachlichen Äußerung empfänglicher als Erwachsene. So können mehrdeutige Mitteilungen – z. B. „das hast du aber wieder ‚fein’ gemacht!“ – in ihrem negativen Sinn nicht verstanden werden. Im Schulalter wächst der Gebrauch von verallgemeinernden Begriffen. Die sprachlichen Äußerungen zeigen, dass der Sprachbesitz durch betonte Beachtung von Unterschieden und Gegensätzen deutlicher strukturiert wird. Aus diesem Grunde ist es z. B. gerade für diese Altersgruppe besonders reizvoll, Fachausdrücke kennen zu lernen; kindgemäße Umschreibungen sind nicht mehr erforderlich.

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Beim Umgang mit Jugendlichen in der zahnärztlichen Betreuungssituation sollte berücksichtigt werden, dass für gewisse Sachverhalte und Vorgänge neue Ausdrücke und gefühlsbezogene Urteile ein neues Repertoire von Worten entwickelt wird. Beispiele für den neuen Sprachcode sind solche Worte wie „Spitze“, „Wahnsinn“, „stark“, „das bringt’s“, „null Bock“, „anturnen“, „jemand aufreißen“, „cool sein“, „geil“. Diese Modeworte sollten berücksichtigt werden. Das bedeutet aber nicht, den Jargon zu übernehmen, ihn jedoch zu verstehen, gegebenenfalls zu zitieren. Insgesamt gilt: Jede Handlung – gleichgültig, ob Therapiemaßnahme oder Prophylaxemaßnahme – sollte sprachlich begleitet werden. Dabei ist der Tonfall nicht zu laut zu wählen, Ruhe und Einfühlsamkeit müssen vermittelt werden. Vor allem muss versucht werden, mit dem Kind ständigen Blickkontakt zu halten, auch wenn mit den Eltern oder der Helferin über das Kind geredet wird. Das bedeutet, keine Gespräche über den Kopf des Kindes hinweg führen – das Kind ist der Partner! Diese Gefahr besteht vor allem dann, wenn es sich um jüngere Kinder handelt. Das kindliche Lernen Das Vorschulkind lernt vor allem in der Spieltätigkeit. Das Besondere der Spieltätigkeit ist:


das Motiv liegt nicht im Ergebnis, sondern in der Freude an der Spielhandlung bzw. dem Spielprozess selbst (intrinsisch motiviert). Stichwort freiwillige Spielregelunterordnung. Positive Emotionen wirken auf alle mit dem Spiel verbundenen motorischen, kognitiven und motivationalen Prozesse. Vor allem das jüngere Vorschulkind ist davon betroffen. Es lernt leichter und einprägsamer, wenn das zu Vermittelnde in eine Spielhandlung oder eine produktive Tätigkeit wie Malen, Basteln u. Ä. eingebunden ist. Gegen Ende der Vorschulzeit ist das Kind dann immer besser in der Lage, seine Aufmerksamkeit längere Zeit willkürlich auf etwas zu lenken. Die Spielmotive werden ganz allmählich von echten perspektivischen Lernmotiven abgelöst. Das schließt eine gewisse Anstrengungsbereitschaft (s. Leistungsmotivation) und Selbstbeherrschung ein, um einmal begonnene Aufgaben auch zu Ende zu bringen. Es wird deshalb auch von Vollendungsinteresse gesprochen. Das betrifft zunächst selbst gewählte Aufgaben, wie das in der Regel bei der Spieltätigkeit der Fall ist, trifft aber in zunehmendem Maße auch für gestellte Aufgaben zu. Das setzt vor allem Verständnis für die Anforderungen einer Aufgabe voraus. Zunehmend werden echte Kausalzusammenhänge durch das logisch-sinnvoll arbeitende Gedächtnis entwickelt. Es müssen nicht mehr alle zu vermittelnden Informationen emotional verknüpft sein. Sie können durchaus auch sachlich dargestellt werden. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass das Bedürfnis nach praktischer und praxisbezogener Erkenntnis immer noch dominiert. Das bedeutet für den Zahnarzt bei aller erforderlichen Sachlichkeit, anschauliche Informationen zu geben und Kenntnisse zu vermitteln. Dabei fasziniert erwachsenenorientiertes, technisch aufwändiges Material vor allem das Schulkind der zweiten bis vierten Klasse. Das Funktionieren einer Spritze, aber auch einer Zange kann also ganz sachlich demonstriert werden. Für das Jugendalter ist dann typisch, dass die Leistungen im schlussfolgernden Denken und die Differenziertheit von Kausalauffassungen zunehmen. Der Zahnarzt kann also durchaus Erklärungen abgeben, die das „Mitdenken“

erforderlich machen, ohne dabei schulmeistern zu wollen. Eine typische Lernform dieses Alters ist außerdem das Identifikationslernen. Viele Jugendliche ahmen Verhaltensweisen von für sie sozial anerkannten Personen – zumeist aus den Massenmedien – nach. Unter Umständen kann die Kenntnis hierüber dem Zahnarzt durchaus hilfreich sein, z. B. die Möglichkeit eines entspannenden Gesprächs bieten oder auf übertragbare wünschenswerte Eigenschaften verweisen (Gebiss eines Filmstars oder populären Schlagersängers etc.). Soziales Verhalten Das Kleinkind hat vor allem zu seinen Eltern eine starke emotionale Bindung. Durch den ständigen Umgang und die liebevolle Zuwendung, die es von ihnen erfährt, lernt das Kind vieles von ihnen unbewusst. Das muss der behandelnde Zahnarzt wissen. Die Eltern sind in diesem Alter die Bezugsperson und gewähren emotionale und soziale Unterstützung. Das bedeutet für die zahnärztliche Behandlungssituation, vor allem jüngere Kinder immer in Anwesenheit, wenn möglich auf dem Schoß des begleitenden Elternteils zu behandeln. Dabei wird von diesen ihrem Kind das Gefühl der Geborgenheit elterlicher Nähe gegeben. Oft helfen sie dadurch unbewusst mit, den Oberkörper des Kindes zu fixieren und so eine störungsfreie Behandlung zu gewährleisten. Im Kindergartenalter gestalten sich die sozialen Be-

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Kinder in der Zahnmedizin

ziehungen zu Gleichaltrigen vor allem im gemeinsamen Handeln im Spiel. Die zunehmende Selbstständigkeit des Kindes und die damit verbundenen, gerichteten sozialen Gefühle, wie Mitleid und Mitfreude, Schadenfreude, Neid, werden im Erleben des Vorschulkindes bedeutsam. Zunehmend wird das Kind fähig, soziale Umgangserfahrungen bewusst aufzunehmen und sich in seinem Verhalten von solchen Erfahrungen leiten und lenken zu lassen. Das ist der Zeitraum, um ganz besonders darauf zu achten, dass das Kind bei der zahnärztlichen Behandlung keine negativen Erfahrungen sammeln darf. Für das Schulkind ergeben sich neue soziale Beziehungen. Zunächst ist die Einstellung zum Lehrer stark an seine Autorität gebunden. Das hängt mit der noch unkritischen Haltung von jüngeren Schulkindern zusammen. Günstig wäre, wenn diese uneingeschränkte Autorität des Klassenlehrers für therapievorbereitende bzw. auch gruppenprophylaktische Maßnahmen genutzt werden kann, oder wenn sie gar auf den Zahnarzt transferiert werden könnte. Zunehmend wird das Kind kritischer und stellt „Ungerechtigkeiten“ fest. Also Vorsicht mit tadelnden Bemerkungen! Die immer deutlichere Strukturierung von Klassengruppen führt dazu, dass sich eine einheitliche „Gruppenatmosphäre“ bildet. Die wertbezogene Gestaltung dieses „sozialen Klimas“ bezüglich Normen und Verhaltensregeln hat insofern eine große pädagogische Bedeutung, als die Kinder immer weniger bindungsbereit gegenüber Erwachsenen sind. Aus diesem Grunde ist es entwicklungspsychologisch durchaus begründet, prophylaktische Unterweisungen in Gruppen vorzunehmen. Denkbar wäre das für erforderliche Therapiemaßnahmen auch bei Geschwisterkindern. Die Nutzung gruppendynamischer Effekte würde zumindest manche Behandlungsunwilligkeit vermeiden helfen. Im Laufe der Schulzeit zeigen sich immer stärker Tendenzen, sich von der Familienverbundenheit zu lösen, und der soziale Lebensraum wird zunehmend von den „Wir-Gruppen“ bestimmt. Individualitäten treten immer stärker hervor. Die Kinder wirken ausgeglichen, ihr Selbstbewusstsein ist stabil. Sie sind sehr sachinteressiert.

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Mit der wachsenden Kritikfähigkeit und dem Auftreten außerschulischer Interessen kommt es beim älteren Schüler zur Erhöhung von Konfliktmöglichkeiten mit dem Erzieher, dem Erwachsenen, also auch mit dem Zahnarzt. Der Halbwüchsige erprobt gern die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit, und das sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Die Persönlichkeit ist unausgeglichen. Das Handeln ist unstet und wechselt oft sprunghaft; es ist stark von den Gefühlen bestimmt. Die Jugendlichen lösen sich aus dem Familienverband. Es werden Beziehungen zu Altersnahen und Gleichgesinnten gesucht. Es entstehen so genannte Peer-Gruppen. Die Peer-Gruppe ist der Träger einer Subkultur, zumindest einer subkulturellen Lebensweise, und formt den Lebensstil einzelner Jugendlicher mit. Dabei übernimmt der Jugendliche Umweltbezüge, Interessen für Gegenstände der jeweiligen subkulturellen „Mode“ und entwickelt ein Lebensgefühl, das er mit vielen Altersgenossen teilt. Diese Normen und Gepflogenheiten zu erkennen und zu nutzen ist eine äußerst diffizile Angelegenheit. Fortsetzung folgt in un-plaqued Nr.13


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International Relations

Dentale Entwicklungs arbeit in Ecuador Ein L채cheln reinigt die Z채hne (s체damerikanisches Sprichwort)

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International Relations

Ecuador, das kleine Fleckchen Erde an der Westküste Südamerikas, eingegrenzt zwischen Kolumbien und Peru, gehört zu den ärmsten Ländern dieses Kontinents. Die Probleme der dritten Welt wie Korruption, überbordende Bürokratie, schlechte Bildung, der große Unterschied zwischen Reich und Arm, instabiles Geldwesen und ein desolates staatliches Gesundheitswesen sind in Ecuador an der Tagesordnung. Die Korruption ist in allen Teilen der Wirtschaft oder Politik weit verbreitet. Bei Wahlen können sich die Ecuadorianer also nur für den Politiker entscheiden, „der ihnen am wenigsten wegnimmt!“

ECUADOR

Der Alltag ist geprägt von Armut, Hungersnot, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Alkoholabhängigkeit und Kriminalität. Viele geben ein rückständiges Leben auf dem Land zu Gunsten eines elenden Lebens in der Großstadt auf. Dies erzeugt einen extremen Kontrast zwischen Arm und Reich. Die Menschen können sich von der Landwirtschaft unter tropischen Bedingungen ernähren. Zu mehr reicht es nicht. Sie leben in einfachen Häusern bzw. Hütten in ärmlichsten Verhältnissen, bei einer Kinderzahl von mindestens sechs. Ein großes Problem ist der Alkohol. Auf der Suche nach einem weniger beschwerlichen Leben wandert ein Familienmitglied nach Spanien, USA oder Israel aus, um dort als Billigstlohn-Arbeiter den Familien-Unterhalt zu verdienen. Oft ist dies jedoch die Ursache für das Zerbrechen der Familie, denn für einen Besuch in der Heimat reicht der Lohn höchstens alle zwei Jahre. Die traditionell katholische Bevölkerung in Ecuador hat eine starke Bindung an die Kirche. Der Pfarrer ist nicht in

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Die Frage, ob man sich für 2 Dollar eine Zahnbürste kauft oder lieber Lebensmittel für eine Woche zulegt, stellt sich für die Menschen gar nicht. die Korruption des öffentlichen Lebens verstrickt. Er gilt daher als integere Person und hat in der Gemeinde eine höhere Stellung als z.B. der Bürgermeister. Viele Ecuadorianer, die dem weit verbreiteten Katholizismus anhängen, begründen ihr Schicksal als gottgewollt und nehmen somit ihr Leben nicht selbst in die Hand. Die Mentalität der Menschen ist geprägt durch fehlenden Zeitbegriff und Gleichgültigkeit. Es gibt so gut wie keine Uhren. Der Lebensrythmus wird vom Aufgang und Untergang der Sonne bestimmt. Ein funktionierendes staatliches Sozialwesen existiert nicht. Krankenversicherungen können nur die Reichen bezahlen und eine flächendeckende medizinische Versorgung liegt nicht vor. Alter oder Krankheit können sich die Menschen hier „nicht leisten“. Es ist nicht übertrieben zu sagen: entweder man ist gesund oder man stirbt. Im Bereich der Zahnmedizin ist das Wissen um die Zusammenhänge zwischen Karies, Ernährung und Mundhygiene für die meisten Ecuadorianer unbekannt. In vielen Familien gibt es eine einzige „Familienzahnbürste“, die von allen Familienangehörigen genutzt wird. Salz oder einfach Wasser wird als Zahnpastaersatz verwendet. Die Frage, ob man sich für 2 Dollar eine Zahnbürste kauft oder lieber Lebensmittel für eine Woche zulegt, stellt sich für die Menschen gar nicht. In diesem Kontext hat die Zahnpflege und Mundhygiene für die Ecuadorianer eine unbedeutende Stellung. Seit 2001 existiert in der Provinz Zamora-Chinchipe in Südecuador, in dem kleinen Ort Guadalupe die Missionsklinik Nuestra Senora de Guadalupe. Padre Georg Nigsch, der seit über 15 Jahren in Ecuador missionarisch tätig ist, hatte die Idee zum Aufbau einer Klinik, die den Ärmsten der Armen eine medizinische


Basisversorgung bietet. In Zusammenarbeit mit dem deutschen Förrderkreis Clinica Santa Maria e.V. (www. fcsm.org) ist eine zahnmedizinische Abteilung geplant und aufgebaut worden, zu der neben zwei Behandlungszimmern, auch ein Prophylaxeraum und ein zahntechnisches Labor gehören. Der medizinische Bereich wird von einer Organisation aus den USA betreut. Fast 150.000 Patienten leben im Einzugsgebiet der Klinik. Die Patienten nehmen weite Anfahrtswege auf sich, Busfahrten bis zu acht Stunden oder auch Wanderungen bis zu zwei Tagen. In Einzelfällen übernachten einige von ihnen auch vor der Klinik. Für die erbrachten medizinischen und zahnmedizinischen Leistungen werden vergleichbar geringe Geldbeiträge verlangt. Eine Füllung, die bei einem ecuadorianischen Zahnarzt ca. 25-30 Dollar kostet, wird in der Clinica für nur 2-3 Dollar angefertigt. Dies hat zwei Hintergründe: zum einen möchten die stolzen Ecuadorianer nichts geschenkt bekommen, zum anderen gilt auch hier der Satz

„ Was nichts kostet, ist auch nichts wert!“. Eine Clinica mit dieser Philosophie hat daher keine wirtschaftliche Auslegung. Der Förderkreis Clinica Santa Maria e.V. (www.fcsm.org) hat in der Clinica ein Behandlungskonzept installiert, das auf den drei Säulen Basiszahnmedizin, Basiszahntechnik und proaktiver Prophylaxe beruht. Der Kreislauf zum Zahnverlust kann unterbrochen werden, und letztendlich wird dentale Entwicklungshilfe nur so nicht zum bekannten Tropfen auf dem heißen Stein. Das Prophylaxekonzept gliedert sich in die Teile Inside und Outside dental work. Bei Ersterem, welcher innerhalb der Clinica stattfindet, werden die Patienten einer intensiven professionellen Zahnreinigung unterzogen und umfassend zur Zahnpflege instruiert. Die Patienten bekommen außerdem Zahnbürsten und Pasten mitgegeben und zum Abschluss werden die Zähne fluoridiert. Die Patienten nehmen die professionelle Reinigung begeistert an.

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International Relations

Für moderne Europäer ist es wichtig Geduld zu üben. Schwieriger wird die „Erziehung“ im Bereich der Ernährung, denn Coca Cola und Süßigkeiten sind weit verbreitet. Obwohl die Südamerikaner eine generelle Ablehnung gegen die USA hegen, gilt z.B. Cola als cool und hipp. Und jeder, der es sich leisten kann, trinkt die dunkle Limonade. Auch das Ablecken von Zuckerrohr, das überall angebaut wird, ist sehr beliebt... Im zweiten Teil der Prophylaxe, der Outside dental work, kommt der proaktive Bereich unserer Arbeit zum tragen. Proaktiv heißt für uns, dass wir hier direkt auf die Menschen zugehen und Verantwortung übernehmen müssen. Anders als in der Clinica, wo die Patienten uns aufsuchen, ergreifen wir die Initiative und suchen die Menschen in ihren Dörfern und Gemeinden auf. Die Dentalhygienikerinnen oder Zahnmedizinischen Fachangestellten gehen daher am Nachmittag zusammen mit einer Schwester der Mission in eines der 28 Dörfer der Pfarrei. Nach teilweise zweistündigen Wanderungen in die Berge werden die Kinder und Jugendlichen vor Ort zusammen getrommelt. Im Rahmen der Gruppenprophylaxe wird das Zähneputzen geübt und der Unterschied zwischen zahnfreundlicher und zahnschädlicher Ernährung erläutert. Die Kinder sind immer mit viel Spaß, Begeisterung und Wissbegierde bei der Sache. Für moderne Europäer ist es wichtig Geduld zu üben. Die Ecuadorianer sind sehr feinfühlige Menschen; insbesondere die Indigenas empfinden ihre Existenz Europäern gegenüber oft als minderwertig. Wir versuchen daher auf die Menschen zu zugehen und lieber einmal mehr die Hand zu reichen als einmal zu wenig. Mit offenen Augen und einem offenen Herzen bemühen wir uns die örtlichen Gepflogenheiten kennen zu lernen und das europäische Denken zurückzustellen. Der Förderkreis Clinica Santa Maria e.V. hat sich früh dafür entschieden, Zahnmedizinstudenten die Möglichkeiten

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In der Zahnmedizin bedeutet Hilfe zur Selbsthilfe ganz einfach Prophylaxe. Das ist der Schlüssel um den Karieskreislauf zu unterbrechen.

Famulieren bedeutet für uns: lernen, praktische Erfahrung sammeln, üben, Neues entdecken und vor allem gelehrt zu werden.

kann der betreuende Zahnarzt sie mit Tipps und Tricks unterstützen. Die Unterbringung und Verpflegung in Guadalupe werden durch die Mission gestellt. Daher fallen für einen selbst nur die Reisekosten an. Es ist für alle Ärzte ein extra Gästehaus errichtet worden, wo diese gemeinsam untergebracht sind. Die Reiseorganisation wird natürlich auch vom Förderkreis unterstützt.

einer Famulatur anzubieten. Famulieren bedeutet für uns: lernen, praktische Erfahrung sammeln, üben, Neues entdecken und vor allem gelehrt zu

Alle Studenten der Zahnmedizin, die sich für eine Auslandsfamulatur interessieren und noch mehr über dieses

werden. Dieser entscheidende Punkt hat dazu geführt, dass wir ein Konzept der betreuten Famulatur entwickelt haben. Uns kommt es darauf an, dass, wenn Studenten in Guadalupe sind, auch ein erfahrener deutscher Zahnarzt vor Ort ist. Dieser kann Hilfestellungen leisten und ist Ansprechpartner bei zahnmedizinischen Problemen. Die Studenten arbeiten selbständig und in Eigenverantwortung, aberwenn sich z.B. ein Wurzelrest nicht entfernen lässt,

einzigartige Projekt erfahren möchten, erhalten im Internet unter www.fcsm.org und www.guadalupe-ec.org weitergehende Informationen. Es wäre schön, wenn wir durch ein Lächeln die Zähne reinigen könnten, ohne eine Zahnbürste in die Hand nehmen zu müssen. Natürlich ist dies nur ein Wunschtraum. Aber mit einfachen und konservierenden Methoden (Füllungen, Endos) können wir erreichen, dass Men-

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International Relations

schen in Ecuador ihre Zähne und damit auch ihr Lächeln erhalten können und ein geschärftes Bewusstsein für die Zahnpflege bekommen. In der Entwicklungshilfe wird gern der altruistische Slogan „Hilfe zur Selbsthilfe“ formuliert. In der Zahnmedizin bedeutet Hilfe zur Selbsthilfe ganz einfach Prophylaxe. Das ist der Schlüssel um den Karieskreislauf zu unterbrechen. Aus diesem Grund hat der Förderkreis Clinica Santa Maria den Schwerpunkt der nächsten Jahren ganz klar auf die Prophylaxe gelegt, um sich auch von dem passiven dentalem Reparaturdienst wegzubewegen.

FCSM - Förderkreis Clinica Santa Maria e.V. Geschäftsstelle: Praxis Dr. Eberhard Pierro Eisenbahnstraße 33 - D-77815 Bühl Telefon 07223 8585 Fax 07223 901065 www.fcsm.org Schatzmeister : Zahnarzt Marcel Zöllner Telefon 0171 8964524/0911-3668566 Email Marcel-Zoellner@freenet.de

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Alexandra Franke (Famulatur 2003) Die Arbeit in der Klinik hat uns großen Spaß gemacht. Es ist doch eine tolle Erfahrung so selbständig zu arbeiten. Viel Spaß hat uns die Arbeit mit den Kindern-alle ganz brav und süß-gemacht, Für uns eine neue Erfahrung, da wir bisher in der Uni noch keine Kinder behandelt haben. Nur das Ziehen von 6-Jahrmolaren bei 8jährigen ist nicht ganz so erquickend. Und das die Karies meist 10mal so groß ist wie erwartet, hat uns dann doch immer wieder aufs Neue irritiert.



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„Mit dem IADS im Kaukasus“ Midyear Meeting 2007 in Georgien“

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Und wieder finde ich mich in einem Flugzeug wieder, auf dem Weg zum nächsten Treffen der International Association of Dental Students. Der Sudan ist in un-

Georgien ist. Etwas erschrocken sind wir über diesen eher urtümlichen Ort, wo Hausschweine frei auf der Strasse herumlaufen und eine beeindruckende Unberührtheit

seren Erinnerungen noch sehr gegenwärtig, während wir erneut unterwegs in ein Land sind, welches wir uns wahrscheinlich nicht primär als Urlaubsland ausgesucht hätten - Georgien. Seit sich georgische Studenten am IADS Kongress in Prag beteiligten, sind sie sehr aktive Mitglieder der Organisation. Eineinhalb Jahre nach dem ersten Treffen sind sie bereits die Gastgeber eines Midyear Meetings (MYM) und wir besuchen unsere neuen Freunde im Kaukasus. Ein aufgeregtes Bauchgefühl macht sich breit, als wir am Flughafen in München ankommen und dort bereits Freunde und neue Bekannte aus Polen, dem Sudan und Serbien treffen. Gerade nach dem Kongress im Sudan sind wir gespannt was uns in Bakuriani und Tiflis erwarten wird. Das besondere Gefühl wenn sich Zahnmediziner aus aller Welt, auch die „IADS- Family“ genannt, treffen, kann man kaum in Worte fassen. Man kann es vielleicht mit einer Mischung aus Aufregung, Zuneigung, Wärme, Vertrautheit und auch Neugier beschreiben. Man trifft Fremde und Freunde und die Welt rückt mit jedem Treffen ein klein bisschen mehr zusammen.

herrscht. Man erzählt uns, dass hier vor wenigen Jahren nichts weiter als ein paar Häuser waren, inzwischen gibt es einige Hotels in der Ebene. Ohne wirklich geschlafen zu haben trifft sich das Executive Committee, der Vorstand des IADS und bespricht die wichtigen Themen und aktuelle Probleme. Der im letzten August im Sudan stattgefundene Kongress hatte uns vor einige Probleme (siehe un-plaqued Nr.11) gestellt, die in der Geschichte des IADS einzigartig waren. Nun galt es, diese noch einmal auszudiskutieren und über die Minutes, das heißt das Protokoll abzustimmen. Wir waren einstimmig der Meinung, dass in Zukunft größere Sorgfalt bei der Auswahl der Kongressorte walten sollte. Generelle Einreiseverbote sind nicht verfassungskonform. Allerdings war leider auch kein Student aus Israel nach Georgien gekommen, um mit uns über dieses Problem zu sprechen. Das General Assembly beschloss das Protokoll und der etwas andere Kongress im Sudan wurde nicht nachträglich als inoffiziell erklärt. Besonders erfreuend war der Beitritt der russischen Medizinstudentenvereinigung, die immerhin 7000 Zahnmediziner als Mitglieder zählt. Ab sofort ist es auch für deutsche Studenten möglich, in den Semesterferien beispielsweise in Moskau oder Sankt Petersburg zu famulieren. Die Vertreter der russischen Organisation machten auch Interesse kund, das Mid Year Meeting 2009 auszurichten. Das Interesse deutscher Studenten an einem Austausch über den IADS ist leider relativ gering, dabei bietet er viele attraktive Möglichkeiten. Auf internationaler Ebene gibt es für jedes Land einen NEO, den National Exchange Officer und die in jeder Universität ansässigen LEOs (Local Exchange Officers).

Bei einem Mid Year Meeting wie in Georgien kommen hauptsächlich die offiziellen Delegierten aus den Mitgliedsländern, das Executive Committee (ExCo), Interessierte und meist auch Mitglieder der Young Dentists Worldwide (YDW) zusammen. Nach einer durchgemachten Nacht erreichen wir am frühen Morgen Tilfis und die Wiedersehensfreude mit den anderen Teilnehmern ist denkbar groß. In einem Bus geht es durch unbekannte Landschaften, welche sich noch dunkel vor uns erstrecken - die Weiten der Landschaft sind nur erahnbar. Die Heizung im Bus funktioniert nur mäßig, die Frontscheibe des ersten Stocks ist zugefroren, so dass wir versuchen ein wenig zu schlafen. Nach einigen Stunden erreichen wir das Bergdorf Bakuriani, welches neben Godauri das einzige Skigebiet in

Diese sind für die Koordination des Programms und die Famulantenbetreuung zuständig. Auch der Kontakt des IADS zum FDI als weltweitem Verband ist seit einiger Zeit sehr gut und untermalt die Relevanz des IADS als internationale Studentenvertretung und Brücke zwischen den Kulturen. Das Skifahren in Georgien war eine völlige Neuheit. Ba-

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Denn gerade die einmalige Gelegenheit, mit AngehÜrigen verschiedener Religionen und Kulturen ßber unterschiedliche Themen zu diskutieren, lässt eine Organisation wie den IADS erst richtig leben.

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kuriani ist zwar keineswegs so gut ausgebaut wie Godauri, aber so konnten sich auch die Nicht- Profis auf Skiern und Snowboards versuchen. Nach dem offiziellen Teil fuhren wir jeden Nachmittag in klapprigen Taxis zu den Lifts um den Schnee und die Sonne zu genießen. Als Ausländer waren wir schon eher die Ausnahme, aber für Georgien ist Bakuriani ein viel besuchter Urlaubsort. Die Abende verbrachten wir sehr gesellig bei leckerem georgischen Wein. Die Mutigeren wagten sich auch schon mal an den selbst gebrannten Wodka. Der ein oder andere hat das allerdings am nächsten Morgen auch bereut. Verblüffend, wie schnell die Partynächte vergehen und man sich am nächsten Tag in einem General Assembly wieder findet. Trotz der teilweise weit reichenden Diskussionen, wurde man sowohl persönlich als auch die Gruppe als Ganzes voran gebracht. Denn gerade die einmalige Gelegenheit, mit Angehörigen verschiedener Religionen und Kulturen über unterschiedliche Themen zu diskutieren, lässt eine Organisation wie den IADS erst richtig leben. So treffen sich regelmäßig Moslems; orthodoxe, katholische, protestantische Christen und Atheisten zum Gedankenaustausch. Und

selten kann man so offen, freundschaftlich und ausgelassen über alltägliche und ernste Themen, diskutieren. Wichtig ist letztendlich der gegenseitige Respekt und die Annäherung. Manchmal ist es sicher schwierig sich über grundlegende Dinge in einer Sprache zu unterhalten, die für beide Gesprächspartner nicht die Muttersprache ist. Auch wenn das Englisch am Anfang oft hapert, so profitiert man am Ende auch sprachlich ganz besonders von den IADS Kongressen. Für viele von uns war die Reise nach ein paar Tagen Bakuriani zu Ende, doch für andere ging das Abenteuer beim Post- Meeting noch weiter. Mit dem Kleinbus ging es nach Telavi, ungefähr zwei Autostunden von Tiflis entfernt. Auf dem Weg machten wir einen kleinen Abstecher in Stalins Geburtsort, wo die Zeit im Sozialismus stehen geblieben schien. Rund um Telavi gibt es viele Klöster und Burgen, die von der reichhaltigen Geschichte und Kultur des Landes zeugen. Besonders bekannt, vor allem auch in Russland, ist diese Gegend aufgrund des Weinanbaus, der schon von den Mönchen betrieben wurde. So war es von vorn herein klar dass wir einen Abstecher zu einem der größten Weinanbaubetriebe

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Georgiens machen würden um Wein zu verkosten und den Betrieb zu besichtigen. Besonders trockener Wein wird angebaut, der uns sehr gut mundete. Nach zwei Tagen Telavi ging es für uns weiter nach Tiflis. Jedes mal wenn wir privat eingeladen wurden, bogen sich die Tische und es gab Kebabi, Fladenbrot, Käse und Gegrilltes im Überfluss. So wird uns die georgische Gastfreundlichkeit wohl als wichtigster Aspekt in Erinnerung bleiben, genauso wie das stetige Bemühen uns ihr Land von der besten Seite zu zeigen. Das manchmal etwas trist wirkende Tiflis hat besonders für wohlhabende Georgier wunderschöne Restaurants zu bieten und so verbrachten wir die letzten Tage unserer Reise hauptsächlich bei Essen, Trinken und weiteren anregenden Gesprächen.

So wird uns die georgische Gastfreundlichkeit wohl als wichtigster Aspekt in Erinnerung bleiben

Doch es ist noch viel Arbeit zu tun. Eine internationale Studentenorganisation lebt schließlich von Ihren Mitgliedern, die sich heutzutage besonders über das Internet verständigen. Fast eintausend Studenten und junge Zahnärzte umfasst die Egroup des IADS, in die man sich auf www.iads-web.org einloggen kann. Zudem findet der nächste große Kongress im Sommer in Ungarn, am Plattensee (Balaton) statt. Für die Deutschen besonders leicht erreichbar, sollte man den auf keinen Fall verpassen. Die Teilnehmer waren sich nach diesem Meeting jedenfalls darüber einig, dass in Zukunft besonderer Wert auf die Rekrutierung neuer Mitgliedsländer gelegt werden sollte, damit die Organisation noch größer und vielfältiger wird. Und wie bei allen Dingen ist auch hier die Kommunikation und gegenseitige Wahrnehmung der Schlüssel zum Erfolg. Juliane

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YOUNG

DENTISTS WORLDWIDE


Buchrezension

PROMETHEUS - Kopf und Neuroanatomie .................................................................................

Zahnmedizin und Ernährung .................................................................................

Michael Schünke, Erik Schulte, Udo Schumacher, Karl Wesker

Cynthia A. Stegeman, Judy R. Davis

2006 EUR 49,95 ISBN: 978-3-131-39541-2

2006, ca. 688 Seiten, 171 farb. Abb., Kartoniert EUR 69,95 ISBN: 978-3-437-05570-6

Der dritte Band des Lernatlas Prometheus ist sicher besonders für Zahmediziner interessant, denn er widmet sich nur unserem Arbeitsfeld, dem Kopf inklusive Sinnesorgane und Neuroanatomie. Das Konzept ist eine Mischung aus Atlas und Lehrbuch. Während andere Atlanten nur einige Tabellen vorweisen können, werden im vorliegenden Buch auch Zusammenhänge synoptisch erklärt. Mit fast 1200 farbigen Abbildungen werden Kopf, Sinnesorgane und Neuroanatomie sowohl mit schematischen und realitätsgetreuen Bildern sowie Schnittbildern dargestellt und mit Texten in den Zusammenhang gebracht. Natürlich werden auch klinische Zusammenhänge wie Hauptfrakturlinien nicht vergessen, besonders gut dargestellt ist die Biomechanik des Kiefergelenks. Denn welcher Anatomieatlas konnte einem bisher den Bennet- Winkel oder die Speesche Kurve erklären? Auch die Grundlagen der Panoramaschichtaufnahme werden vermittelt, genauso wie die klinische Untersuchung des Nervus Trigeminus. Auch die für Anatomietestate und Physikum nötigen Lehrinhalte werden behandelt. Während sich der erste Teil des Buches dem Kopf widmet, geht die zweite Hälfte besonders auf die Neuroanatomie ein, die besonders gut von der Symbiose aus Atlas und Kurzlehrbuch profitiert. Wenn man den dritten PrometheusBand liest, wünscht man sich, dass dieses Buch schon in der eigenen Anatomie- Zeit existiert hätte.

Da der Trend schon seit einiger Zeit in Richtung oraler und präventiver Zahnmedizin geht, wird mit Erscheinen dieses Buch der Nerv der Zeit getroffen. Denn wie viel hat man sich von den Vorlesungen in Biochemie und Physiologie behalten? Vorlesungen zu Themen wie Ernährung gab es für die meisten nicht. Wer sich also nicht privat ausführlich mit gesunder Ernährung beschäftigt, wird Schwierigkeiten haben seine Patienten adäquat zu beraten. Da kommen die fast 650 Seiten geballtes Wissen gerade recht, um das Thema aufzufrischen oder gegebenenfalls einfach nachzuschlagen. Inhalte des Buches sind Grundlagen der Ernährungslehre wie Aufbau, Funktion und Bedarf von Nährstoffen; Verdauung, Ernährungsrichtlinien und Stoffwechsel. Um den Bogen zur Zahnmedizin zu schlagen, werden Vitamine und Mineralien besonders ausführlich beschrieben, die zum Erhalt der kalkhaltigen Strukturen und der oralen Weichgewebe besonders wichtig sind. Im zweiten Teil des Buches wird der Nährstoffbedarf im Zusammenhang mit der Mundgesundheit besonderer Patientengruppen behandelt, also speziell für Kinder, Frauen und ältere Menschen. Auch berücksichtigt werden besondere Ernährungsmuster und Nahrungsmittelzusätze und systemische Erkrankungen. Im letzten Abschnitt geht es konkret darum, was Zahnarzt die Zahnmedizinische Fachangestellte erkennen und behandeln können. Das Buch „Zahnmedizin und Ernährung“ wurde von zwei Ernährungswissenschaftlerinnen für die Ausbildung amerikanischer Dentalhygienikerinnen geschrieben. Es bezieht sich stark auf die US- Bevölkerung und lässt sich sicher nicht vollkommen uneingeschränkt auf das deutsche Patientenklientel anwenden. Das Buch ist als gutes Kompendium der Ernährungslehre für Interessierte sehr empfehlenswert, weil die Grundlagen zusammenfasst und in einen Kontext zur Zahnmedizin dargestellt werden.

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Homöopathie und ganzheitliche Zahnmedizin ................................................................................. Feldhaus, Heinz- Werner

2002, Sonntag Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG EUR 59,95 ISBN 3-8304-9011-9

Für alle, die sich auch für alternative Heilmethoden interessieren und über den Tellerrand der Schulmedizin schauen möchten, eignet sich dieses Buch gut. Die Homöopathie als begleitende und naturheilkundliche Heilmethode wird in diesem Buch speziell für die Zahnmedizin dargestellt und in vielfältige Krankheitsbilder aufgeschlüsselt und dargestellt. Für Neulinge auf diesem Gebiet beginnt das Buch mit den Grundzügen der Wirkprinzipien, die auf Samuel Hahnemann zurückgehen und beschreibt beispielsweise die Idealform der Ähnlichkeit, die besagt dass jede Krankheit ein passendes homöopathisches Medikament hat. Dieses zu finden sollte mit diesem Buch nicht schwer sein, da die Heilmittel ausführlich in Anwendung und Wirkung beschrieben werden. Für jemanden er sich in die Thematik noch nicht eingearbeitet hat, lesen sich die Informationen anfangs recht fremd, wenn man sich allerdings auf die alternativen Denkweisen einlässt, kann sich diese Methode als gut anwendbar herausstellen. Auch Abrechungshinweise, Beschreibungen er Konstitutionstherapie, sowie eine Einführung in die Störfeldtheorie fehlen nicht und für alle, die sich gerne auch außerhalb der Schulmedizin orientieren, ist dieses Buch eine sichere Empfehlung.

Propädeutik der Neuen Schädelakupunktur nach Yamamoto (YNSA) ................................................................................. Hans P. Ogal/ Bernard C. Kolster

2004, Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG EUR 49,95 ISBN 3-8304-5278-0 Akupunktur ist sicher die am meisten ausgeübte alternative Heilmethode in Deutschland, im Besonderen bei chronischen Schmerzen. Da es für Zahnmediziner einfacher ist, am Kopf zu nadeln, eignet sich die Schädelakupunktur nach Yamamoto gut zur Umsetzung in der späteren Praxis und ist in Deutschland recht weit verbreitet. Das Propädeutik- Buch beginnt mit den Grundlagen wie die Einführung in die Somatotoptherapie, dem Aufsuchen von Punkten, Funktionstestmöglichkeiten, sowie der Einteilung der Punktgruppen. Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich allerdings mit den einzelnen Funktionskreisen und deren Störungen. Die Beschreibung der Krankheitsbilder wird mit konkreten Fallbeispielen vertieft und wie diese dann behandelt werden. Die Darstellung der Punktlokalisationen erfolgt anhand von Fotos und ist praktisch gut umsetzbar. Die Behandlung wird außerdem durch Hinweise auf weitere mögliche Therapievarianten wie progressive Muskelrelaxation, Neuraltherapie oder Laserakupunktur erweitert. Im Anhang finden sich noch einmal Übersichten der Punktlokalisationen und Funktionskreise, die besonders anschaulich dargestellt werden. Die in der traditionellen chinesischen Medizin immer wieder beschriebenen Regelkreise lassen sich hiermit gut nachvollziehen und verstehen. Durch die vielen Bilder und Übersichtsdarstellungen eignet sich das Buch sicher für alle Akupunktur- Einsteiger. Gerade für Zahnmediziner kann die Schädelakupunktur nach Yamamoto eine Möglichkeit sein, den medizinischen Horizont zu erweitern.

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für`s Ohr

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MUSIK EMPFEH LUNGEN FOLGE 1:

„WIE ES IST, EINE PLATTE SO OFT ZU HÖREN, BIS ES NICHT MEHR GEHT“

Mein Zahnarzt heißt Ingmar Dobberstein und der hat die angenehme Angewohnheit während der Behandlung seine aktuellen Lieblingsplatten abzuspielen. Eine davon ist die „Let it die“ von Feist. Eine ganz wunderbare Platte! Allerdings trug es sich zu, dass ich mindestens 1 Jahr lang jeden Tag ein Lied davon zu hören bekam, am Anfang vor allem selbst verschuldet. Es muss anderen Leuten auch so gegangen sein, denn egal ob im Cafe, bei Freunden oder sogar während des eigenen Soundchecks auf Tour; die CD lief auf „Dauerrepeat“. Dadurch habe ich alle Zeilen, Töne und Zwischentöne so oft gedreht und gewendet, das mir bald alle Songs so vertraut waren, wie der Inhalt meines Tagebuches. Doch dann, als ich bei Ingmar auf dem Behandlungsstuhl sitze, werde ich plötzlich unruhig. Da ist ein Gefühl als ob ich satt bin oder überschwappe, wie ein zu volles Glas. Ich bin noch nicht ganz sicher was es ist und schiebe es daher erstmal auf den Grund meines Besuches: ein Provisorium ist fällig und die Spritze naht. Das könnte doch ein Grund für mein Unwohlsein sein, oder? Das es nicht der Zahnarztbesuch war, merke ich dann eine Stunde später, als ich wieder auf der Straße bin und um mich herum nur Berlin ist: Strassenkrach, Menschengebrabbel, ach ja und Sirenen. Ich bin gelöst, die Betäubung lässt langsam nach und da erwische ich mich dabei, wie ich eine Melodie summe in der ich mich Bestens auskenne.... Auweia, sie klebt an mir wie Kaugummi. Ich wiederhole: ich liebe diese Platte! Aber ehrlich gefragt: WIE WERDE ICH SIE WIEDER LOS? Für Empfehlungen offen: Mit besten Grüssen, MIEZE KATZ

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IMPRESSUM

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un-plaqued #12 wahrnehmung

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Auflage 12.000 Erscheinung deutschlandweit Format DIN A5 (210 x 148) Bezugspreis 5 Euro (1 Euro für Studenten)

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Herausgeber Ingmar Dobberstein Verlag un-plaqued:multimedia / Räume für Medizin, Kunst und Kommunikation Oranienburger Str. 91, D - 10178 Berlin --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Redaktion Chefredakteur Ingmar Dobberstein/ i_dee@un-plaqued.com Assistenz der CR Hanna Buttenberg Politik Kaj Todt International Juliane Gnoth Wissenschaft Hans Christian Lux Fashion Jenz Fanslau/ jenz@un-plaqued.com Bildredaktion Melissa Hostetler/ mail@melissahostetler.com Fotografie Melissa Hostetler / www.melissahostetler.com Schlussredaktion Luise Mahler

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Gestaltung Marc Laubinger / www.themoke.com / info@themoke.com

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Druck Königsdruck, Alt Reinickendorf 28, 13407 Berlin Anzeigen Ingmar Dobberstein/ i_dee@un-plaqued.com/ 0170 55 92 305 Sabrina Kwiatkowski/ QV/ kwiatkowski@quintessenz.de / 030 761 80-627 Redaktionskonto APO Bank Berlin/ BLZ 100 906 03/ KTNR 000 677 5705 Kontakt info@un-plaqued.com un-plaqued virtuell www.un-plaqued.com/ www.alumni-magazin.de

Unser Dank gilt allen wachen Geistern, die ihren Alltag mit bewussten Sinnen wahrnehmen, Fragen stellen wenn Antworten gewünscht sind und Antworten geben wenn Ruhe erbeten wurde. Ganz besonderer Dank geht an die Models Judith, Emily und Alan; Alexander, Viva Models Agentur (www.vivamodels.com), die Schwalbe und die Mieze, den Fischer Helmut, Sandra Kämmerer, die Dobbersteine, Erna Elsbeth Charlotte Hertha für ihre handwerkliche Unterstützung, Diana für die Organisation eines tollen neuen Büros, MODESELEKTOR für die geniale Musikbegleitung und alle Angehörigen und Rücksichtsvollen. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Die in den Artikeln und Mitteilungen ausgedrückten Meinungen sind die der Autoren und nicht unbedingt die der Redakteure oder des Herausgebers. Redakteure und Herausgeber lehnen jede Verantwortung oder Haftung für den Inhalt ab und geben keinerlei Garantie, Gewährleistung oder Empfehlung für die Produkte, für die in dieser Zeitschrift geworben wird, oder für die Behauptungen, die von den Herstellern derartiger Produkte oder Dienstleistungen gemacht werden. Eine Haftung für Folgen aus unrichtigen oder fehlerhaften Darstellungen wird in jedem Falle ausgeschlossen. Die im Magazin veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung oder Verwertung der Texte und Bilder sind mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ohne Einwilligung des Verlages strafbar. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Die un-plaqued Nr.12 ist in Kooperation mit der Quintessenz Verlags-GmbH entstanden.


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