UN-PLAQUED 09 Raum

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um 3 nach hause gekommen ist. Während Thomas in den nächsten Tagen scheinbar nur damit beschäftigt war, Zähne zu trepanieren, die mit unglaublich riechenden Mikroorganismen besiedelt waren (trotz der ca. 5 m Luftlinie und der Klimaanlage, die quasi zwischen unseren Behandlungseinheiten stand, wurden mir das ein oder andere Mal die Knie weich, wenn’s dann zur erlösenden Eröffnung des Kanalsystems kam  mach die Scheiße wieder zu!!!!), schlug ich mich ohne Unterstützung durch Licht, Absaugung oder Wasser mit kubanischen Karies und Baktus rum. Zerbröselte Amalgamfüllungen mit Komposit ausbessern... klappt prima, man muss nur selbstretentiv präparieren, habe ich gelernt. Dann hält das drangepfuschte Komposit auch für ne Weile, auch wenn von Trockenlegung nicht die Rede sein konnte. Leider gelang es mir nicht in den 2 Wochen, der Doktora zu erklären, dass aus chemischen Gründen nicht mit einer Haftung des Adhäsivsystems am Amalgam zu rechnen ist, selbst wenn letzteres durch Zerbröselung scheinbar

.... Aber heute beginnt die Behandlung, naja erst mal zuschauen. Wie unsere Kommilitonen uns die Sachen zeigen dürfen, die wir schon von „zu Hause“ kannten. Endlich geht es wirklich los. Oh, es wird ein Zahn gezogen. Aber diesmal von mir. Das Vollbild einer „laterelen Sepsis“ bot sich mir mit einer in Deutschland als Perlenkette bekannten oralen Klinik dar. Perlenkette, umgangssprachlich für bilaterale Approximalkaries, oder zu deutsch: Zähne, die an jeder Seite ein Loch haben. Noch beeindruckender war die wohldurchdachte und für Jahre vorausschauende Planung. Wonach ging es hier, nach Durchmesser der Karies oder der Zugänglichkeit? Aufhören wenn der Patient beim Bohren über Schmerzen klagt. Und ����������������������������� da ist doch noch Karies. “ It is not necessary to take it out completely” lautete die Stimme de Doktora. Da ���������������������� hatte sie uns doch gerade erzählt, dass sie gestern oder besser heute morgen, 136

eine ganz gut retentive Oberfläche hat. Kam dann endlich mal ein Kind ohne Löcher in den Zähnen, durfte ich garantiert aus kieferorthopädischen Gründen Prämolaren extrahieren. Wirklich schlimm war dann die folgende Erkenntnis, die ich in unserer 2. Behandlungswoche machen musste: war eine vollständige Kariesexkavation wegen Schmerzen nicht möglich (warum das massig von uns mitgebrachte Lokalanästhetikum nicht eingesetzt wurde, ist mir bis heute ein Rätsel), wurde abgebrochen, der Defekt mit eugenolhaltigem Zement abgedeckt und der Patient erneut einbestellt. Ebendiese Patienten saßen in der zweiten Woche also wieder auf meinem Stuhl, und ich sollte Füllungen in die Zähne machen und den Zement aus der vergangenen Woche als Unterfüllung belassen. Meine Bedenken, da sei doch noch Karies drunter, wurden als nicht so ausschlaggebend betrachtet. Da war dann das Ende der Fahnenstange erreicht – sogar bei mir, und wer mich kennt, weiß, dass ich


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