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Editorial von Manfred Sommer

»Neben den Kirchenbauten ist der Kalvarienberg die bedeutendste kirchliche Anlage im Bereich der Pfarrei Hauzenberg. Im weiten Umkreis findet man nichts Vergleichbares. Mit seiner Allee von 38 Linden prägt er das Stadtbild von Hauzenberg ganz erheblich. Unter Pfarrer Rotheneicher wurde er mit Hilfe der Pfarrbevölkerung 1895 auf einem Pfarrgrundstück angelegt.« aus: »Zeichen der Frömmigkeit - als Zeugen christlichen Glaubens«, Haller-Druck Hauzenberg | 1997

Es lebe der Baum 2.0 Es heißt, eine Linde braucht 300 Jahre

»Stresstest« im wahrsten Sinne des Wortes

zum Kommen, 300 Jahre steht sie und 300

be-standen. Wohl auch ein Beweis dafür,

Jahre vergeht sie. Linden können bis zu

dass die jungen Linden nicht so schlecht wa-

tausend Jahre alt werden. Die Linden am

ren wie die eilig durchgeführte »Begutach-

Kalvarienberg haben es allerdings nur bis ins

tung« es glauben machen will. Aber so eine

jugendliche Alter von 123 Jahren geschafft.

Baumallee gehört natürlich gepflegt. Mehr

Gepflanzt 1895 – gefällt am 25. Oktober 2018

und vor allem besser als nur alle acht Jahre

zur Erleichterung einiger Anwohner, die sich

einen zerstörerischen Radikalschnitt durch-

durch die Bäume in ihrem Lebensumfeld

zuführen. Mindestens einmal im Jahr müss-

bedroht und eingeschränkt fühlten und zur

te eine qualifizierte Begutachtung und ein

Bestürzung vieler anderer, die die rigorose

Pflegeschnitt erfolgen, dann hätten die Linden

Zerstörung eines einzigartigen Heimat- und

am Kalvarienberg »als Zeugen christlichen

Kulturdenkmals bedauern und beweinen.

Glaubens und Zeichen der Frömmigkeit«

Auch ich zähle mich zu dieser Trauergemeinde.

noch viele hundert Jahre ausgestrahlt. Da bin

Dieser Editorial-Titel trägt den Zusatz »2.0«

ich mir sicher und ich bin mir auch sicher,

weil wir uns hier im Heimatmagazin schon

wenn unsere Vorfahren, die seinerzeit 1895

oft mit der Notwendigkeit und der positiven

dieses Glaubens-Denk-Mal errichtet haben,

Wirkung von »städtischem Grün« beschäf-

sehen würden, wie wir heute damit umge-

tigt haben – zuletzt in der Ausgabe Nr. 148

hen, sie würden uns nicht verstehen und nur

vom Juni 2017, ausgelöst durch die Diskussi-

den Kopf schütteln ob so viel Eigennutz und

on zur Baumbepflanzung entlang der sanier-

so wenig Achtung vor der Schöpfung Gottes.

ten Kusserstraße. Man mag es kaum glau-

Die Allee ist gefällt und die Ersatzpflan-

ben, aber ein wesentliches und vielleicht

zung wird wohl keine Linde mehr sein. In

auch das leidenschaftlichste Argument ge-

Wertschätzung dieses für den Menschen

gen den Baum sind seine Blätter. Sie machen

(früher) so bedeutsamen Baumes haben wir

Schatten und, schlimmer noch, sie fallen ab

in diesem ui der Linde die Doppelseite 6/7

und machen nur Arbeit. Weil das aber oft

gewidmet. Der leidenschaftliche Fotograf

nicht ausreicht um auch die behördliche Zu-

Martin Waldbauer aus Haag führt uns mit

stimmung zur Baumrodung zu bekommen,

seiner Bilderserie »Koida Woid« (Titelbild

ist seit Kolle eine Leben und Eigentum be-

und ab Seite 19) in eine ganz andere Baum-

drohende Gefahr durch einen umstürzenden

landschaft. Er erzählt von Menschen und

Baum allgegenwärtig. Wobei, keiner hat un-

Natur, vom Leben und Sterben, vom Suchen

tersucht wie viele Dächer nicht abgetragen

und Finden und auch vom Geborgen sein in

wurden, weil eine schützende Baumbepflan-

dieser oft mystischen Welt. Alles in schwarz-

zung den Sturm vielleicht eingebremst hat?

weiß. Wie die Farben des Novembers, der,

Am Kalvarienberg sind letzten August zwei

wenn man sich auf ihn einlässt, wunderbar

Bäume umgefallen, kein Haus wurde zerstört

entschleunigt. Eine kleine Auszeit vom grell-

und niemand kam zu Schaden. Der Rest

bunten Alltag – Wellness für die Seele.

der Linden hat diesen außergewöhnlichen

Impressum »ui Hauzenberg« ist ein Magazin, das über Kultur, Leben und Wirtschaft in der Region berichtet. »ui« erscheint monatlich in der ui Verlag GmbH. Das Amtsblatt der Stadt Hauzenberg ist Teil der Ausgabe. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. herausgeber / anschrift der redaktion ui Verlag GmbH Posthalterweg 7 • 94051 Hauzenberg Telefon (0 85 86) 97 94 23 Telefax (0 85 86) 97 94 27 redaktion@ui-hauzenberg.de www.ui-hauzenberg.de redaktion / inhalt für »ui« Manfred Sommer (redaktion@ui-hauzenberg.de) amtsblatt Stadt Hauzenberg (stadtinfo@hauzenberg.de) foto titelseite Martin Waldbauer, Haag text, fotos und illustration Centa Allmannsberger, Thomas Heindl, Reinhold Korbl, Albert Lehner, Andreas Windpassinger, Josef Schmid, Manfred Sommer (sofern nicht anders angegeben) anzeigen Michaela Bauer Telefon (0 85 91) 93 90 95 anzeigen@ui-hauzenberg.de grafische gestaltung / layout Thomas Heindl H2 Design 94051 Hauzenberg Telefon 0 176 345 71 219 buero@h2design.bayern druck Tutte Print GmbH Telefon (08 51) 410 45 • www.tutte.de auflage 6 000 Stück verteilung Per Postzustellung an alle Haushalte. Ausserdem liegt »ui« in allen teilnehmenden Geschäften und in folgenden Raiffeisenbanken und Sparkassen zur Mitnahme aus: Hauzenberg, Sonnen, Breitenberg, Wegscheid, Untergriesbach, Obernzell, Salzweg, Thyrnau, Büchlberg, Waldkirchen. erscheinungstermin nächste ausgabe 04. Dezember 2018 anzeigenannahmeschluss 23. November 2018


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