Mit ihrem innovativen Sprachenkonzept will die TU sprachliche Diversität sichtbar machen.
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INGENIEURSKUNST TRIFFT MEDIZIN
Erfolgsgeschichte:
Vor sieben Jahren startete der gemeinsame Studiengang Medizintechnik von TU und Goethe-Uni.
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WISSENSCHAFT IM DIALOG
Die neue Präsidentin der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, TU-Professorin Andrea Rapp, im Interview.
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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
vor sieben Jahren hat die TU Darmstadt gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt den Kooperationsstudiengang Medizintechnik ins Leben gerufen. Das hessenweit einzigartige Angebot, das in die strategische Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) eingebettet ist, hat sich von Anfang an als großes Erfolgsmodell erwiesen; inzwischen haben bereits mehr als 130 Studierende den Studiengang abgeschlossen. In der neuen Ausgabe der hoch³ widmen wir der Medizintechnik einen Themenschwerpunkt: Blicken Sie gemeinsam mit den beiden Studiendekaninnen nach vorn und erfahren Sie, warum sie in dem Studiengang „eine wesentliche Bereicherung für die Medizin von morgen“ sehen. Lernen Sie drei Absolvent:innen kennen, die über ihre Studienerfahrungen berichten. Die Medizintechnik ist dabei nur ein Beispiel für die enge Partnerschaft der RMU. Als starke Allianz verbinden die TU Darmstadt, die Goethe-Universität Frankfurt und die Johannes GutenbergUniversität Mainz ihre komplementären Profile zu neuen Ideen und kreativen Lösungen für eine anspruchsvolle Gegenwart. Mit der Bewerbung als Exzellenzuniversitäts-Verbund gehen wir nun als RMU gemeinsam den nächsten Schritt: Gerade haben wir unseren Antrag eingereicht – drücken Sie mit uns die Daumen für die Förderentscheidung der Exzellenzkommission im Herbst kommenden Jahres! Über weitere aktuelle Entwicklungen der RMU berichten wir in dieser hoch³.
Einen weiteren Schwerpunkt legt die neue Ausgabe auf die Mehrsprachigkeit an der TU Darmstadt. Als internationale technische Universität ist die TU von einer großen sprachlichen und kulturellen Diversität geprägt. Deren Sichtbarkeit und Wertschätzung wollen wir mit unserem 2022 verabschiedeten Sprachenkonzept fördern. Erfahren Sie mehr dazu in unserer Titelgeschichte.
Darüber hinaus hält die neue Ausgabe unserer Universitätszeitung weitere spannende Themen für Sie bereit. So berichten wir unter anderem über zwei neue Förderungen mit renommierten ERC Starting Grants des Europäischen Forschungsrats, stellen im Interview die neue Akademiepräsidentin TU-Professorin Andrea Rapp vor und blicken in unserer Rubrik „Zeitmaschine“ auf das erste „Darmstädter Gespräch“ vor 75 Jahren zurück. Den Abschluss macht diesmal ein imposanter Sechsbeiner: der Große Eichenbockkäfer, der im Botanischen Garten der TU entdeckt wurde und unter strengem EU-Schutz steht.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre!
IHRE TANJA BRÜHL
Präsidentin der TU Darmstadt
THEMEN / Ausgabe 4 / 2025
06 ENERGIE UND KI NEU GEDACHT
Der Europäische Forschungsrat fördert zwei Vorhaben an der TU mit ERC Starting Grants.
07 KUNST, KULTUR UND KONTROVERSE
Die „Zeitmaschine“ blickt zurück auf das erste „Darmstädter Gespräch“ vor 75 Jahren.
08 BRÜCKEN IN DIE WELT
Das Dezernat Internationales feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen.
18 VON DER WISSENSCHAFT IN DIE ANWENDUNG
Die Start-up-Fabrik Futury wird im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Startup Factories“ gefördert.
20 MEHR ALS KLAUSUREN UND NOTEN
Wie die TU Darmstadt Studierende gesundheitlich unterstützt.
21 RAUM ZUM MACHEN
Das Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen hat die offene Werkstatt machBAR@PTW eröffnet.
Foto: Katrin Binner
Von „Ei Gude“, „¿Cómo estás?“ oder „ 你好吗 “ bis zum fachsprachlichen Vortrag: Mit ihrem innovativen Sprachenkonzept will die TU Darmstadt die sprachliche Diversität an der Univer sität sichtbar machen und anerkennen. Ein Themenschwerpunkt.
KOMMUNIKATION MEHRSPRACHIG GELINGEN LASSEN
DAS SPRACHENKONZEPT DER TU DARMSTADT
Als europäische, internationale Universität zeichnet die TU Darmstadt eine große sprachliche und kulturelle Diversität von Studierenden, Forschenden, Lehrenden und Verwaltungsmitarbeitenden aus, die eine wertvolle Ressource darstellt. Mit dem 2022 verabschiedeten Sprachenkonzept fördert die Universität deren Sichtbarkeit und Wertschätzung und gibt Anregungen, wie mehrsprachige Kommunikation gelingen kann.
我们 相互 理解
WORUM GEHT ES IM SPRACHEN KONZEPT?
„Mit dem (…) Sprachenkonzept unterstützt und fördert die TU Darmstadt alle Mitglieder in Lehre, Forschung und Verwaltung, um Kommunikation mehrsprachig gelingen zu lassen. Durch eine funktionale Verwendung von Sprachen in ihren jeweiligen Kontexten können sich alle Beteiligten, ob mit einem internationalen, europäischen oder regionalen Hintergrund, im Universitätsleben aktiv einbringen und Wertschätzung erfahren.“ (Sprachenkonzept der TU DA, 2022, S.3) Daher umfasst das Sprachenkonzept neben Empfehlungen zur Förderung der Sprachenvielfalt einen vielschichtigen Maßnahmenkatalog. Seit 2023 bietet das Umsetzungsteam Sprachenkonzept am Sprachenzentrum konkrete Impulse für die Förderung und Einbeziehung von Mehrsprachigkeit in Studium, Lehre und Verwaltung und kann für Anregungen kontaktiert werden.
KERN DES SPRACHENKONZEPTES: FUNKTIONALE MEHRSPRACHIGKEIT Funktionale Mehrsprachigkeit bedeutet, dass Sprachen je nach Funktion zum Beispiel in einem bestimmten Kontext oder in einer spezifischen Diskurs- oder Interaktionssituation verwendet werden. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um einen natürlichen und dynamischen Sprachengebrauch. Alle Sprachen können auf verschiedenen Sprachenniveaus in die Kommunikation eingebracht werden, wie es aus Sicht der Beteiligten hilfreich und angemessen ist.
Funktionale Mehrsprachigkeit zielt somit auch auf den Gebrauch von anderen Sprachen als Deutsch und Englisch ab und schließt Dialekte, Varietäten, Register und Fachsprachen mit ein: von dem täglichen „Ei Gude“, über das „¿Cómo estás?“ oder „你好吗“ zwischen Kommiliton:innen bis hin zum präzisen fachsprachlichen Vortrag vor der nationalen oder internationalen Forschungsgemeinschaft. Funktionale Mehrsprachigkeit ist ein freiwilliges und unterstützendes Angebot an alle Mitglieder der TU, mehrsprachige Kommunikation inklusiv, gerecht und weltoffen zu gestalten.
WIE KANN DIES KONKRET GELINGEN?
– Kommunikation in allen sprachlichen Ausdrucksformen: Gemeinsam mit Kolleg:innen und Kommiliton:innen wertschätzende Gelegenheiten und Räume schaffen, in denen alle ihre sprachlichen Ressourcen einsetzen können.
– Sichtbarkeit von Mehrsprachigkeit: Sichtbar machen, welche Sprachen in den einzelnen Teams, Arbeitsgruppen und (Lehr-)Veranstaltungen vorhanden sind, so dass diese auch zum Einsatz kommen können.
– Ausbau und Pflege von Mehrsprachigkeit: Einen Sprachenkurs oder ein Sprachencafé des Sprachenzentrums besuchen und damit zum Beispiel Englisch, Deutsch oder Französisch für den fachlichen, akademischen Kontext oder für Lehre oder Studium verbessern.
– Mehrsprachigkeit als Ressource: Sich selbst und seine Kolleg:innen und Kommiliton:innen motivieren, ihre sprachlichen Ressourcen aktiv für das eigene Studium, ins Team oder in die Lehrveranstaltung einzubringen.
ROBIN BREIT/STEFANIE NÖLLE-BECKER
Weitere Anregungen sind auf den Webseiten zum Sprachenkonzept zu finden: www.is.gd/tLOhnk
„ MEHRSPRACHIGKEIT IST FÜR MICH NICHT NUR EINE PERSÖNLICHE RESSOURCE, SONDERN EIN WICHTIGES WERKZEUG MEINER ARBEIT“
Dr.'in Mônica Holtz arbeitet als Koordinatorin für Studium, Lehre und Internationalisierung im Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften und spricht Portugiesisch als Erstsprache sowie Deutsch und Englisch. Im Interview gibt sie einen Einblick, welche Rolle Mehrsprachigkeit in ihrem Arbeitsalltag spielt.
Welche Rolle spielen Ihre Sprachen in Ihrem beruflichen Alltag?
Sprachen sind ein fester Bestandteil meines Arbeitsalltags. Deutsch ist die Hauptsprache in den meisten Abläufen: in Gesprächen innerhalb der Verwaltung, im Kontakt mit Lehrenden und Studierenden, in Gremien oder in offiziellen Dokumenten. Englisch spielt ebenfalls eine große Rolle, da wir viele internationale Studierende betreuen. Ich nutze Englisch fast täglich, sowohl mündlich als auch schriftlich. Portugiesisch kommt im TU-Kontext zwar seltener vor, eröffnet mir aber zusätzliche kulturelle Zugänge. Mehrsprachigkeit ist für mich nicht nur eine persönliche Ressource, sondern ein wichtiges Werkzeug in meiner Arbeit.
„Kommunikation mehrsprachig gelingen lassen“ ist eines der Kernziele des Sprachenkonzepts an der TU Darmstadt. Was denken Sie darüber und gelingt dies in Ihrem Arbeitsalltag?
Ich halte dieses Ziel für sehr wichtig. Mehrsprachigkeit ist nicht nur eine persönliche Fähigkeit, sondern auch eine institutionelle Stärke und ein Zeichen von Offenheit. Wenn die Verständigung gelingt, können alle mitmachen – unabhängig von ihrem sprachlichen Niveau. Im Alltag erlebe ich viele gute Beispiele: Informationen und Webseiten erscheinen zunehmend zweisprachig, Gespräche wechseln flexibel zwischen Sprachen, und auch kleine Maßnahmen wie mehrsprachige E-Mail-Signaturen schaffen Sichtbarkeit und senken Barrieren.
Viele von uns haben in der Kindheit und Schule die Vorstellung aufgebaut, dass „eine Sprache können“ bedeutet, sie „fehlerfrei“ und „akzentfrei“ einsetzen zu können. Funktionale Mehrsprachigkeit beschreibt eine andere, auch von der Forschung belegte, realistischere Vorstellung. Wie gehen Sie damit um?
Ich empfinde den Ansatz der funktionalen Mehrsprachigkeit als hilfreich und befreiend. Sprachen sind für mich Werkzeuge, die ich je nach Situation nutze. Es geht nicht darum, alles perfekt auszusprechen oder fehlerfrei zu reden, sondern darum, sich zu verständigen und in Kontakt zu treten. Manchmal braucht es ein Gespräch auf fachlich hohem Niveau, manchmal reicht ein einfaches, klares Wort. Akzente oder kleine Fehler sind für mich selbstverständlich. So entsteht Mehrsprachigkeit im Alltag –und genau das macht Kommunikation offen und lebendig. Wenn Sie sich von der TU etwas in Bezug auf Mehrsprachigkeit wünschen dürften, was wäre das? Und welche Potenziale sehen Sie?
Ich wünsche mir, dass Mehrsprachigkeit im Alltag noch sichtbarer wird, etwa in den Verwaltungsprozessen. Gelebte Mehrsprachigkeit stärkt die gesamte Universität, macht Vielfalt sichtbarer und trägt somit zu ihrer Attraktivität, internationalen Ausstrahlung und Exzellenz bei.
Die Fragen stellte Robin Breit, Umsetzungsteam Sprachenkonzept am Sprachenzentrum.
MEHRSPRACHIGKEIT …
… bezeichnet im Sprachenkonzept alle Sprachenhandlungen in mehr als zwei Sprachen (L1+L2+Ln), während Mehrsprachigkeit als Oberbegriff die individuelle Mehrsprachigkeit einer einzelnen Person und die Mehrsprachigkeit ganzer Gesellschaften einschließt.
We understand each other. Biz anla şıyoruz.
„EIN BEITRAG ZU MEHR BILDUNGSGERECHTIGKEIT“
Professorin Britta Hufeisen und Stefanie Nölle-Becker – Fachgebiet Sprachwissenschaft / Mehrsprachigkeit – geben in einem Gespräch Einblick in die Genese des Sprachenkonzepts und die Bedeutung von Mehrsprachigkeit für die Demokratie.
Nölle-Becker: Wann und wie ist das Sprachenkonzept der funktionalen Mehrsprachigkeit an der TU eigentlich entstanden?
30+
Maßnahmen für alle Mitglieder der TU
126
Länder aus denen Studierende und Mitarbeitende stammen (WS 2024/25)
6.174
internationale Studierende (WS 2024/25)
Hufeisen: … als Jens Schneider Vizepräsident für Internationales und xchange war und er unter anderem die Aufgabe hatte, die Internationalisierungsstrategie zu entwickeln. Diese Strategie sollte ein Sprachenkonzept beinhalten, wie es auch die Zielvereinbarung mit dem Land Hessen vorsah. Weil er meine Überlegungen zur funktionalen Mehrsprachigkeit kannte, fragte er mich, ob ich das für ihn erarbeite. Da ich der Ansicht bin, dass drei Köpfe mehr denken als einer, habe ich Constanze Bradlaw und dich dazugebeten. Wir entwickelten dann gemeinsam ein Konzept, das das Präsidium der europäischen TU Darmstadt im Juli 2022 verabschiedete.
Nölle-Becker: Auf welcher Basis wurde das Konzept denn eigentlich entwickelt?
Hufeisen: Von Anfang an war klar, dass es wissenschaftlich fundiert sein muss. Wir nahmen als theoretische Grundlage unsere Mehrsprachenerwerbsmodelle und betonten von Anfang auch die Notwendigkeit einer Begleitforschung. Wir publizierten dazu theoretische Grundsatzüberlegungen sowie anwendungsbezogene Umsetzungsideen. Außerdem entstehen mehrere Dissertationsprojekte, von denen eines ja auch deines ist. Die Umsetzungsforschung ist dann der nächste Schritt. Das Konzept der funktionalen Mehrsprachigkeit fußt auf Freiwilligkeit, es können alle mitmachen, niemand muss. Es ist in verschiedenen Dimensionen inklusiv und richtet sich an alle Statusgruppen. Es bezieht alle Sprachen, auch Dialekte, mit ein und nimmt damit auch alle Elemente mit auf, die jenseits des Deutschen und des Englischen liegen, die die beiden offiziellen Hauptsprachen unserer Universität sind. Es wirkt entlastend, da die funktionale Mehrsprachigkeit Kommunikation auf allen sprachlichen Niveaus ermöglicht. Also geht es nicht mehr um das „Beherrschen“ von Sprachen, sondern um das Funktionieren der Kommunikation, und die ist nicht an die korrekte Verwendung aller Artikel gebunden. Auch in unseren Erstsprachen funktioniert mündliche Kommunikation trotz Auslassungen oder Satzabbrüchen, die für gesprochene Sprache normal sind. Aber jetzt habe ich auch eine Frage an dich, Stefanie: Wie kann denn funktionale Mehrsprachigkeit zur Demokratieförderung beitragen?
Nölle-Becker: Demokratieförderung ist als Teil des Bildungsauftrages von Universitäten wichtig: Mitreden ist Mitwirken, denn auch demokratische Aushandlungsprozesse finden sprachlich statt. Nur mit Sprachenkenntnissen können wir an Informationen und an Diskursen teilhaben und sie aktiv mitgestalten. Eine gleichberechtigte Verwendung von Sprachen und Wertschätzung sprachlicher und kultureller Diversität sind ein Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Das Sprachenkonzept stellten wir in Vorträgen und Publikationen in verschiedenen Institutionen vor, wo es stets auf großes Interesse stieß. Auch andere Unis in Europa interessieren sich für die Einführung der funktionalen Mehrsprachigkeit. Derzeit arbeiten wir an der Weiterentwicklung des Konzepts, um ein Modell zu entwickeln, das die Anwendung entsprechend unterschiedlicher institutioneller Erfordernisse ermöglicht.
Professorin Britta Hufeisen ist Leiterin des Fachgebiets Sprachwissenschaft – Mehrsprachigkeit am Fachbereich Gesellschaftsund Geschichtswissenschaften, Stefanie Nölle-Becker ist dort Doktorandin und Koordinatorin für Internationalisierung und Wissenstransfer am Sprachenzentrum.
Fotos Hufeisen (rechts): Ute Henning Nölle-Becker: Patrick Bal
Nous nous com renons.
200+
Sprachenkurse in 22 Sprachen für Studierende und Mitarbeitende pro Semester am SPZ is.gd/u4USvA
SIMULATION UND LOGIK –ENERGIE UND KI NEU GEDACHT
EUROPÄISCHER FORSCHUNGSRAT FÖRDERT ZWEI VORHABEN AN DER TU DARMSTADT MIT ERC STARTING GRANTS
Zwei Early Career Researchers der TU Darmstadt sind vom Europäischen Forschungsrat (ERC) für exzellente und innovative Grundlagen- und Pionierforschung mit einem Starting Grant ausgezeichnet worden. Professorin Grace Li Zhang und Dr.-Ing. Arne Scholtissek erhalten für ihre Projekte zu neuronalen Netzen und Simulationen für CO2 -neutrale Energieträger über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt jeweils rund 1,5 Millionen Euro.
In der aktuellen Förderrunde hat der ERC zwei Projekte von Forschenden der TU Darmstadt ausgewählt: „ProtoMan“ von Dr.-Ing. Arne Scholtissek (Fachbereich Maschinenbau) und „LogiNet“ von Professorin Grace Li Zhang (Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik).
Die Präsidentin der TU Darmstadt, Professorin Tanja Brühl, betonte, Zhang setze mit ihren Forschungen zu neuronalen Netzen neue Maßstäbe im Bereich der grünen KI und sei damit eine Bereicherung für das Forschungsfeld Information and Intelligence (I+I) der TU. Scholtissek leiste mit seinen Simulationen für CO2-neutrale Energieträger eine Innovation für die Verbrennungsforschung und setze entscheidende Akzente für das Forschungsfeld Energy and Environment (E+E). „Beide Wissenschaftler:innen vereint, dass sie mit ihren Forschungen einen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft leisten – ein Aspekt, der uns als TU Darmstadt sehr am Herzen liegt“, erklärte Brühl.
Mit dem Starting Grant fördert die Europäische Union herausragende Forschung und zugleich Early Career Researchers. Der Starting Grant richtet sich an Forschende, die bereits exzellente Arbeiten vorweisen können und nun am Beginn ihrer Karriere eigenständige Forschung ausbauen oder eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen möchten. In der aktuellen Runde wurden 494 Grants vergeben, 3.474 Anträge waren eingereicht worden.
PROJEKT „PROTOMAN“
Im Forschungsprojekt “Protocol for Data-Driven Manifold Generation, Validation, and Utilization in High-Fidelity Combustion Simulations” (ProtoMan) entwickelt Dr.-Ing. Arne Scholtissek neuartige Simulationsmodelle für Verbrennungsprozesse. Das Ziel: Computersimulationen von Flammen und nachhaltigen Verbrennungsvorgängen bis zu 1.000-mal schneller zu machen. Dafür kombiniert „ProtoMan“ moderne Verbrennungsforschung mit Maschinellem Lernen. Die neuen Verfahren sollen die Entwicklung klimaneutraler Technologien in Energiesystemen, Industrie und Umweltschutz beschleunigen. Mehr zum Projekt „ProtoMan“: is.gd/k1FbQ2
PROJEKT „LOGINET“
Im Rahmen des Projekts “Logic-Driven Efficient Computing and Analysis of Deep Neural Networks on Hardware” (LogiNet) verfolgt Professorin Grace Li Zhang einen neuen Ansatz, um neuronale Netze energieeffizienter und nachvollziehbarer auf moderner Hardware auszuführen. Statt nur Rechenoperationen zu beschleunigen, stehen die logische Struktur und die hochabstrakte Funktion der Netze im Mittelpunkt. LogiNet entwickelt nicht nur neue Lösungen für grüne KI, von denen Wirtschaft und Umwelt profitieren, sondern legt auch den Grundstein für neue Richtungen wie die logikbasierte DNN-Validierung im Zeitalter von Large-ScaleModellen, die die Gesellschaft inzwischen grundlegend beeinflussen. BJB/SIP
Mehr zum Projekt „LogiNet“: is.gd/J4iwMt
Fotos Zhang: Claus Völker Scholtissek: Ilka Renz
KUNST, KULTUR UND KONTROVERSE ZEITMASCHINE
Das erste Darmstädter Gespräch vor 75 Jahren
„Das Darmstädter Gespräch, das heute Abend beginnt und bis zum Montagabend dauern wird, soll über die Bildende Kunst der Gegenwart geführt werden.“
Mit diesen Worten eröffnete der Kunsthistoriker Hans Gerhard Evers, Professor an der Technischen Hochschule Darmstadt, am 15. Juli 1950 das erste Darmstädter Gespräch und umriss zugleich die thematische Schwerpunktsetzung der mehrtägigen Veranstaltung.
Dem Motto „Das Menschenbild in unserer Zeit“ folgend, fanden in Darmstadt mehrere Ausstellungen und öffentliche Diskussionen statt. Ihre Motivation beschrieb Evers wie folgt: „Aus ihrem langen Kulturerbe kommt auch in der Gegenwart, trotz aller Zerstörung, der Wille, teilzunehmen, ja, sogar an vorderer Stelle mitzuwirken in der Gestaltung des geistigen Lebens.“
Hierin artikulierte sich das Bestreben der Teilnehmenden nach einem intellektuellen Austausch, der potenziert durch die Aufbruchstimmung der Nachkriegsjahre eine hohe Resonanz sowohl in Fachkreisen als auch der breiten Bevölkerung nach sich zog. Das Bedürfnis vieler Zeitgenoss:innen nach einer Erneuerung von Werten, entlang derer sich eine im Entstehen begriffene demokratische Gesellschaft nach dem Krieg konstituieren konnte, fand seinen Ausdruck in hitzigen Debatten um Kunst und deren Weg in die Abstraktion.
Im öffentlichen Charakter der Podiumsdiskussionen, die sich gezielt von akademischen Fachdiskussionen absetzten, aber auch in der Teilnahme prominenter Referent:innen und Disputant:innen – unter ihnen befanden sich unter anderen Theodor W. Adorno, Willi Baumeister und Gotthard Jedlicka – begründete sich der große Andrang von Journalist:innen, Künstler:innen und Bürger:innen aus der ganzen Bundesrepublik. Abgesehen von der Ärztin und Malerin Hildegard Stromberger und der Kunsthistorikern Juliane Roh war die vielköpfige Besetzung der Podien allerdings männlich dominiert. Überdies führten ebenfalls die auf Spannungen und gegensätzliche Sichtweisen angelegten Diskussionen zu mehreren intensiven Wortgefechten, infolge derer etwa der österreichische Kunsthistoriker Hans Sedlmayr vorzeitig das Podium verließ und Zwischenrufe aus dem Publikum den Ablauf unterbrachen. Das erste Darmstädter Gespräch erwies sich somit einerseits als wegweisend für eine Debattenkultur, die erstmals seit der NSHerrschaft wieder Raum für unterschiedliche Positionen sowie Deutungen gesellschaftlicher Fragestellungen ermöglichte. Andererseits waren etliche Teilnehmende wie Evers – ehemaliges SA Mitglied und Angehöriger des sogenannten Kunstschutzes der Wehrmacht – selbst belastet.
Den Ausgangspunkt der Gespräche bildete in erster Linie eine zeitgleich stattfindende Kunstausstellung der Neuen Darmstädter Sezession, einer überregionalen Künstlervereinigung, die prägend auf die Kulturpolitik der Stadt einwirkte. Neben dieser waren ebenfalls die Stadt, welche den Großteil der Finanzierung deckte, sowie die Technische Hochschule Darmstadt in die Organisation eingebunden. Letztere fungierte dabei als „Infrastrukturpartner“ und war maßgeblich an der erfolgreichen Umsetzung zehn weiterer Darmstädter Gespräche bis 1975 beteiligt. THAngehörige übernahmen dabei häufig die wichtige Rolle der Gesprächsleitung. So moderierten etwa der Soziologe Eugen Kogon oder auch der Archäologe Heiner Knell die anspruchsvollen Debatten.
In den folgenden Jahrzehnten fanden die Gespräche aufgrund rückläufigen Interesses jedoch nur noch zweimal statt: 1995 und zuletzt 2001 unter dem Motto „Die Gesellschaft im 21. Jahrhundert“. Obwohl diese nicht mehr an den Erfolg der ersten Veranstaltungen anknüpfen konnten, waren sie weiterhin durch fruchtbare Beiträge hochrangiger Wissenschaftler:innen wie Zygmunt Bauman, Chantal Mouffe oder Bruno Latour gekennzeichnet.
PER HORN
Der Autor hat an der TU Darmstadt Geschichte mit Schwerpunkt Moderne studiert und in diesem Rahmen ein Praktikum im Universitätsarchiv absolviert.
Wir suchen dich in Darmstadt, Haibach, Aschaffenburg oder Alzenau als:
DEKRA. Gemeinsam auf der sicheren Seite: dekra.de/karriere
Hans Gerhard Evers Foto: Ernst Selinger / Universitätsarchiv
BRÜCKEN IN DIE WELT
Zehn Jahre Dezernat Internationales an der TU Darmstadt
Ob ein Auslandssemester an der University of Toronto, ein Studienund Praktikumsaufenthalt mit Stipendium in Tokio oder ein internationales Masterstudium in Darmstadt – die TU bietet ein breites Spektrum an Auslandserfahrungen. Möglich wird das durch das Dezernat Internationales, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert.
„Meine
Erwartungen wurden voll bestätigt –besonders, was die Internationalität betrifft: Ich habe viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern kennengelernt. Die TU Darmstadt heißt internationale Studierende willkommen und ermutigt gleichzeitig die heimischen Studierenden, ins Ausland zu gehen.“
JUAN ALEMAN
(ECUADOR, ABSOLVENT M.SC.
UMWELTINGENIEURWISSENSCHAFTEN)
Von Toronto bis Tokio, von Caracas bis Quito: Wer an der TU Darmstadt studiert, lehrt oder forscht, bewegt sich in einem sehr internationalen Umfeld.
Möglich gemacht wird das alles durch das Dezernat Internationales der TU, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert. Seit seiner Gründung 2015 hat das Dezernat nicht nur Strukturen gebündelt, sondern auch konsequent professionalisiert. Mit der erneuerten Internationalisierungsstrategie von 2021 und einem eigenen Ressort im Präsidium treibt die Universität das Thema gezielt voran. Seit 2023 verantwortet Professor Thomas Walther als Vizepräsident für Innovation und Internationales die strategische Weiterentwicklung. Das Portfolio des Dezernats umfasst heute zahlreiche Services und Beratungsangebote für alle Bereiche und Zielgruppen der Universität.
ERFOLGE UND PERSPEKTIVEN
In den vergangenen Jahren wurden die internationalen Aktivitäten kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut und damit das internationale Profil der TU geschärft. Mittlerweile kommen circa 25 Prozent aller TU-Studierenden aus dem Ausland. Viele von ihnen studieren in einem der 20 englischsprachigen Masterstudiengänge, wobei es der Anspruch des Dezernats ist, ihren Studienerfolg nachhaltig zu verbessern und den Übergang in den deutschen Arbeitsmarkt zu fördern. Jedes Jahr absolvieren etwa 600 Studierende der TU ein Austauschstudium an einer der mehr als 300 international renommierten Partneruniversitäten, während die TU etwa 450 Studierende auf dem eigenen Campus empfängt.
Zudem werden im Welcome Centre pro Jahr mehr als 1.000 Klientinnen und Klienten betreut, zumeist Gastwissenschaftler:innen oder internationale Professor:innen mit ihren Familien. Darüber hinaus ist die TU Darmstadt Mitglied in mehreren führenden internationalen Netzwerken, allen voran die Europäische Universitätsallianz Unite!, welche die TU seit 2019 koordiniert. Mit Unite! wird ein transeuropäischer Campus mit vielen gemeinsamen Studienangeboten entwickelt ebenso wie gemeinsame Forschungsprojekte und Supportstrukturen.
„Ich bin extra aus Caracas gekommen, weil die TU Darmstadt einen Spitzenruf hat – und ich fühle mich total wohl. Ich war echt beeindruckt, was die TU alles bietet, um internationalen Studierenden den Einstieg zu erleichtern.“
Die Internationalisierungsaktivitäten haben zu einer gestiegenen Sichtbarkeit der TU geführt. Auf europäischer Ebene ist die TU durch Unite! sichtbar und immer wieder bei Veranstaltungen präsent. Auf nationaler Ebene erfahren beispielsweise die studienvorbereitenden Programme PreCIS und PreBachelor als sogenanntes „Darmstädter Modell“ eine hohe Aufmerksamkeit. Zudem spiegeln sich die Erfolge in internationalen Rankings wider: So belegt die TU im aktuellen QS World University Ranking Platz 253 im globalen Vergleich und schneidet besonders gut im Bereich Internationalität ab, in dem sie Platz 123 bei der Vielfalt internationaler Studierender und Platz 149 beim Anteil internationaler Studierender belegt. BLICK NACH VORN
Internationalität soll auch in Zukunft weiter zum Selbstverständnis der TU gehören. So soll die TU insbesondere als Europäische Technische Universität mit globalem Outreach weiter gestärkt und die Services weiter professionalisiert werden. Dazu gehören beispielsweise der Einsatz von KI-Tools und weitere Digitalisierungsprozesse. Damit sollen auch weiterhin Impulse gesetzt werden, um die Internationalisierung der TU Darmstadt voranzutreiben und Brücken in die Welt zu bauen – für die kommenden zehn Jahre und darüber hinaus.
JANA FREIHÖFER, DEZERNENTIN INTERNATIONALES
„Als europäische Universität mit globaler Ausrichtung spielt die Internationalisierung eine wichtige Rolle, was sich in einer eigenen Strategie manifestiert. Das Dezernat Internationales übernimmt dabei eine entscheidende Rolle bei deren Umsetzung –auch als bedeutender Dienstleister für die gesamte Universität.“
FORSCHUNG MIT OFFENEM AUSGANG
LOEWE-Exploration-Vorhaben
Das Land Hessen fördert künftig drei Forschungsprojekte der TU und mit TU-Beteiligung als LOEWE-Exploration-Vorhaben. Insgesamt fließen in den kommenden zwei Jahren rund 878.000 Euro in die hoch innovativen Projekte aus den Bereichen Geowissenschaften, Digital Humanities und Hybride Quantensysteme. Die Förderlinie LOEWE-Exploration soll Forschenden die Freiheit geben, mit offenem Ausgang neuartigen, hoch innovativen Forschungsideen nachzugehen. Davon profitieren in der jüngsten Förderrunde nun erneut Forschende der TU mit ihren Projekten „EK-Target: Gezielter elektrokinetischer Transport von Bakterien in porösen Medien durch Zellladungsbeschichtung“ (Antragsteller: Professor Massimo Rolle, Mitantragsteller: Dr.-Ing. Shelesh Agrawal), „Embedding the Past: Historische Quellen für KI zugänglich machen“ (Antragstellende: Professorin Andrea Rapp und Professor Michael Schonhardt) und „Exziton-basierte technologische Anwendungen“ (Mitantragsteller: Professor Bernhard Urbaszek).
„Die bewilligten Projekte stehen für exzellente Forschung, die wissenschaftlich anspruchsvoll ist und gleichzeitig gesellschaftlich relevante Fragen adressiert“, betonte Professor Matthias Oechsner, Vizepräsident für Forschung der TU.
Die Förderlinie LOEWE-Exploration im Rahmen der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) unterstützt seit 2021 neuartige, hoch innovative Forschungsideen mit 200.000 bis 300.000 Euro für zwei Jahre. HMWK/SIP Zum ausführlichen Artikel mit mehr Hintergrund zu den drei Vorhaben: https://is.gd/Z7irIk
VERSTECKTE GEFAHR IM WALDBODEN
TU-Forscher weisen erstmals Speicherung von Mikroplastik in Wäldern nach
Mikro- und Nanoplastik belastet nicht nur Meere, Flüsse und Äcker, sondern auch den Wald. Zu diesem Ergebnis kommen Geowissenschaftler der TU Darmstadt in einer im renommierten Journal „Nature Communications Earth & Environment” veröffentlichten Studie.
MENTORING NACH MASS
Bewerbung jetzt möglich
Studentinnen und Wissenschaftlerinnen in sämtlichen Phasen können sich mit Mentoring Hessen im Rahmen von vier maßgeschneiderten Mentoring-Programmen optimal auf ihre Karrieren in Wissenschaft und Wirtschaft vorbereiten. Alle vier Förderlinien bestehen aus einem Einszu-eins-Mentoring sowie Trainings- und Networking-Angeboten. Mentoring Hessen bietet Informationsveranstaltungen zu den Programmen an. Bewerbungen sind bis zum 1. Dezember 2025 (ProCareer.MINT, ProCareer.Doc und ProAcademia) beziehungsweise 15. Dezember 2025 (ProProfessur) möglich.
Weitere Informationen unter: www.mentoringhessen.de
Schädliches Mikroplastik wird einer neuen Untersuchung zufolge nicht nur in landwirtschaftlichen und städtischen Böden gespeichert, sondern auch im Wald. Der Großteil der winzigen Kunststoffpartikel gelangt demnach aus der Luft in die Wälder und sammelt sich dort in den Waldböden an. „Das Mikroplastik aus der Atmosphäre setzt sich zunächst auf Blättern der Baumkronen fest, die Wissenschaft spricht hier vom sogenannten Auskämmeffekt“, erklärt Hauptautor Dr. Collin J. Weber vom Institut für Angewandte Geowissenschaften der TU Darmstadt. „Dann werden die Partikel in Laubwäldern zum Beispiel durch Regen oder den herbstlichen Laubfall auf den Waldboden weitertransportiert.“
Dort spielt die Laubzersetzung eine zentrale Rolle bei der Speicherung der Schadstoffe im Waldboden, wie die Autoren weiter herausfanden. Zwar fanden sich die höchsten Gehalte von Mikroplastik in den oberen, nur leicht zersetzten Laubschichten, jedoch werden große Mengen der Plastikteilchen in den tieferen Bodenschichten gespeichert. Dies lässt sich auf Laubzersetzung selbst, aber auch auf andere Transportprozesse wie beispielsweise an der Zersetzung beteiligte Organismen zurückführen.
Für die Erhebung entnahm das Forschungsteam vom Fachgebiet Bodenmineralogie und Bodenchemie Proben an vier Waldstandorten östlich von Darmstadt. Mit einer neu entwickelten und angepassten analytischen Methode konnten die Wissenschaftler die Mikroplastikgehalte sowohl in Bodenproben, in herabgefallenem Laub als auch in der sogenannten atmosphärischen Deposition – dem Transport von Stoffen aus der Erdatmosphäre auf die Erdoberfläche – bemessen und chemisch mittels spektroskopischer Methoden bestimmen. Zudem erstellten sie eine modellhafte Schätzung der atmosphärischen Einträge seit den 1950er-Jahren, um deren Beitrag zur Gesamtspeicherung in Waldböden zu ermitteln. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mikroplastik in Waldböden in erster Linie aus atmosphärischen Ablagerungen und von zu Boden fallendem Laub, sogenanntem Streufall, stammt. Andere Quellen haben dagegen nur einen geringen Einfluss“, erklärt Weber. „Wir kommen zu dem Schluss, dass Wälder gute Indikatoren für die atmosphärische Mikroplastikverschmutzung sind und dass eine hohe Konzentration von Mikroplastik in Waldböden auf einen hohen diffusen Eintrag – also im Gegensatz zur direkten Zufuhr wie etwa durch Düngemittel in der Landwirtschaft – der Partikel aus der Luft in diese Ökosysteme hindeutet.“
Die Studie belegt erstmals die Verschmutzung von Wäldern mit Mikroplastik und den direkten Zusammenhang zwischen atmosphärischen Einträgen und der Speicherung von Mikroplastik im Waldboden, nachdem diese Fragen zuvor noch nicht wissenschaftlich untersucht worden waren. Die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage für die Bewertung von Umweltrisiken durch Mikroplastik in der Luft und im Boden. „Wälder sind bereits durch den Klimawandel gefährdet, und unsere Ergebnisse legen nahe, dass nun auch Mikroplastik eine zusätzliche Gefährdung für Waldökosysteme darstellen könnte“, sagt Weber. Auch mit Blick auf die Einschätzung von Gesundheitsrisiken können die Erkenntnisse relevant sein, da sie den weltweiten Transport von Mikroplastik in der Luft und somit auch der Atemluft unterstreichen.
MIH
Die Publikation: Weber, Collin J. und Moritz Bigalke (2025): Forest soils accumulate microplastics through atmospheric deposition. In: Nature Communications Earth & Environment 6, 702. https://is.gd/lKEo4W
Foto: Inga Nielsen – stock.adobe.com
NEUE DIGITALE LÖSUNGEN AUSGEZEICHNET
Helen Bader, Saskia Henschke und Nils Müller erhalten den Freudenberg Award – Digital Science
Wie können plattformunabhängige Meldesysteme im Netz so gestaltet werden, dass sie Jugendliche zur Meldung von Hatespeech ermutigen und bestehende Barrieren abbauen? Mit welchen Designelementen sorgen Spiele-Apps für Kinder für längere Spielzeiten und Kaufdruck? Wie ist erstmals eine hochaufgelöste Simulation von turbulenten Strömungsprozessen zur Kühlung von Gasturbinen zu erreichen? Diese Fragen erforschten die Wissenschaftstalente Helen Bader, Saskia Henschke und Nils Müller in ihren Studienabschlussarbeiten an der TU Darmstadt. Dafür wurden sie mit dem Freudenberg Award – Digital Science 2025 ausgezeichnet.
„In den beliebtesten Spiele-Apps wie Brawl Stars oder Roblox, die Kinder im Grundschulalter häufig spielen, ist mindestens ein sogenanntes deceptive Designelement enthalten, was gezielt die Spielzeit verlängert, den Kaufdruck erhöht oder Werbedruck erzeugt“, sagt Saskia Henschke über die Ergebnisse ihrer ausgezeichneten Bachelorarbeit am Institut für Psychologie, Fachbereich Humanwissenschaften, mit dem Titel „Deceptive Fun – Investigating the presence of deceptive design in mobile digital games for children“. „Das beeinflusst den selbstbestimmten Spielprozess der Kinder. Deshalb sollten diese Spiele nicht pauschal von Eltern verboten werden, sondern das Bewusstsein dafür bei Eltern und Kindern geschärft werden. Darüber hinaus ist es wichtig, auch die Richtlinien für solche Designelemente besser durchzusetzen, damit kein ungeschützter digitaler Raum entsteht.“
NEUE DATENBASIS FÜR TURBULENTE STRÖMUNGEN
Ob Flugzeugtriebwerke oder Gaskraftwerke: Wo es sehr heiß wird, müssen Brennkammerwände gekühlt werden. Dazu wird kalte Luft durch kleine Löcher in der Wand geleitet, was zu einer stark turbulenten Strömung führt. Die Simulation der sogenannten Effusionskühlung könnte für eine Systemoptimierung genutzt werden. Ziel ist neben der Optimierung konventioneller Systeme auch eine beschleunigte Entwicklung von neuen Brennkammern für neue Brennstoffe wie Wasserstoff.
Die Herausforderung: Die größeren Strukturen der turbulenten Strömung zerbrechen in kleinere, und kinetische Energie wird in immer kleinere Wirbel transportiert, bis diese im mikroskopischen Bereich liegen. So kleine Skalen dieser Strömungsprozesse konnten bisher nicht mit hoher Auflösung simuliert werden. Nils Müller hat in seiner Bachelorarbeit „Towards high-fidelity CFD simulations of effusion-cooling liner flows for new generation hydrogen aeroengines“ am Fachbereich Maschinenbau, Fachgebiet Si-
mulation reaktiver Thermo-Fluid-Systeme, erstmals diesen Prozess in der kleinsten Größenordnung aufgelöst und damit eine Datenbasis für die Entwicklung neuer Simulationsmodelle geschaffen. „Es gibt jetzt erstmals eine neue und hochaufgelöste Datenbasis für die Entwicklung von Modellen für Effusionskühlung“, so Müller.
MELDUNGEN ZU HATESPEECH FÜR
JUGENDLICHE VEREINFACHEN
„Unter welchen Bedingungen nutzen Jugendliche plattformunabhängige Meldesysteme im Kontext von Hatespeech im Internet? Welche Anforderungen haben sie, und was hindert sie an der Meldung?“, so beschreibt Helen Bader, die den Kooperationsstudiengang Friedens- und Konfliktforschung mit einem naturwissenschaftlichtechnischem Schwerpunkt von TU Darmstadt und Goethe-Universität Frankfurt studierte, das Thema ihrer Masterarbeit „Towards Youth – Sensitivity and Restorative Justice Approaches in Hate Speech Reporting Systems: An Inclusive Focus Group Study with German Adolescents“ am Fachbereich Informatik der TU Darmstadt, Fachgebiet Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit (PEASEC).
Ihre Arbeit analysiere erstmals interdisziplinär die technischen, sozialen und psychologischen Anforderungen einer diversen Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland, so Bader. Das Ergebnis: „Jugendliche wünschen sich Gamification-Tools und
auch Lob wie ‚Cool, dass Du Dich gemeldet hast!‘ Außerdem sollten die Formulare viel niederschwelliger gestaltet werden“, so Bader.
Mit dem Freudenberg Award – Digital Science wurden die Bachelorarbeiten von Saskia Henschke und Nils Müller mit jeweils 5.000 Euro Preisgeld und die Masterarbeit von Helen Bader mit 10.000 Euro prämiert.
„Wir freuen uns sehr, dass wir wieder eine hohe Anzahl an Nominierungen hatten“, so Dr. Julia Kubasch, Head of Public Funding, Freudenberg Technology Innovation (FTI), „und mit Nominierungen aus insgesamt acht Fachbereichen noch an Themenbreite wachsen konnten.“ „Wir fördern durch die Auszeichnung die gesamte Forschungs- und Entwicklungslandschaft, davon profitieren Unternehmen und die Gesellschaft –insbesondere bei hochaktuellen Themen wie Hatespeech und Manipulation in digitalen Spielen mit direkten Auswirkungen auf die Gesellschaft“, betont Dr. Christopher Klatt, Director Data Sciences, FTI und Mitglied der Jury.
FREUDENBERG
FREUDENBERG-GRUPPE
Freudenberg ist ein globales Technologieunternehmen, das seine Kunden und die Gesellschaft durch wegweisende Innovationen nachhaltig stärkt. Gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern, Kundinnen und Kunden sowie der Wissenschaft entwickelt die FreudenbergGruppe technisch führende Produkte, exzellente Lösungen und Services für rund 40 Marktsegmente und für Tausende von Anwendungen: Dichtungen, schwingungstechnische Komponenten, technische Textilien, Filter, Reinigungstechnologien und produkte, Spezialchemie, medizintechnische Produkte, Batterien und Brennstoffzellen.
Innovationskraft, starke Kundenorientierung sowie Diversität und Teamgeist sind die Eckpfeiler der Unternehmensgruppe. Der Exzellenzanspruch, Verlässlichkeit und proaktives, verantwortungsvolles Handeln gehören zu den gelebten Grundwerten in der mehr als 175jährigen Unternehmensgeschichte. Im Jahr 2024 beschäftigte die FreudenbergGruppe mehr als 52.100 Mitarbeitende in 60 Ländern und erwirtschaftete einen Umsatz von mehr als 11,9 Milliarden Euro. Weitere Informationen unter: www.freudenberg.com
VERÖFFENTLICHUNGEN IN RENOM MIERTEN JOURNALEN
Mit Hilfe eines elektrisch schaltbaren Komposits aus Kohlenstoff und Siliciumdioxid hat ein Forschungsteam der TU Darmstadt erstmals Gase wie Kohlendioxid, Stickstoff oder Argon gezielt aus der Gasphase entfernt –allein durch Anlegen einer elektrischen Spannung. Das Material speichert die Gase an seiner Oberfläche und gibt sie bei Spannungsänderung wieder vollständig frei. Die Studie eröffnet neue Perspektiven für energieeffiziente Trennverfahren und wurde in „Advanced Science“ veröffentlicht.
doi.org/10.1002/advs.202504617
Mithilfe präziser optischer Spektroskopie ist es einem Forschungsteam der TU Darmstadt gelungen, den Ladungsradius des Isotops 13C – eines stabilen Kohlenstoffisotops – deutlich genauer zu bestimmen als bisher. Die Ergebnisse der Studie sind im renommierten Journal „Nature Communications“ erschienen.
doi.org/10.1038/s41467-025-60280-9
Ein Forschungsteam unter Leitung der TU Darmstadt hat ein schwieriges Problem der Quantenphysik durch innovative Umformulierung in eine deutlich einfachere Version übersetzt – ohne dabei wichtige Informationen zu verlieren. Damit entwickelten die Wissenschaftler:innen eine neue Methode, um schwierige quantenmechanische Systeme besser zu verstehen und vorherzusagen. Beteiligt waren zudem Wissenschaftler:innen der Massey University in Neuseeland und der Universität Aarhus in Dänemark. Die Studie wurde in „Physical Review Letters“ veröffentlicht.
doi.org/10.1103/8mnc-x42q
InternetUnterseekabel werden international zunehmend als kritische Infrastruktur eingeordnet. Bisher fehlte jedoch eine systematische Untersuchung zur Wirksamkeit der unterschiedlichen Schutzmaßnahmen. Jonas Franken, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am TUFachgebiet PEASEC sowie Forscher am Cybersicherheitszentrum ATHENE, war an einer Studie des UNIDIR (United Nations Institute for Disarmament Research) beteiligt, die diese Lücke schließen soll. is.gd/ISqoUd
In einer umfassenden MetaAnalyse untersuchte Franziska Ingendahl, Doktorandin in der Arbeitsgruppe „Angewandte Kognitionspsychologie“ am Institut für Psychologie der TU Darmstadt, wie Vorhersagen über das eigene Erinnerungsvermögen beim Lernen, sogenannte Judgments of Learning, das spätere Gedächtnis beeinflussen. Die Forschungsarbeit wurde in der renommierten Fachzeitschrift „Psychological Bulletin“ veröffentlicht.
doi.org/10.1037/bul0000487
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Institutes für Physik kondensierter Materie (IPKM) der TU Darmstadt hat den zweidimensionalen, magnetischen Halbleiter ChromSulfidBromid (CrSBr) experimentell untersucht. Die Studie zeigt, wie sich Magnetisierung einzelner atomar dünner Schichten gezielt beeinflussen und optisch auslesen lässt. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im renommierten Fachjournal „ACS Nano“.
doi.org/10.1021/acsnano.5c05470
OHNE SIE LÄUFT WENIG
TU-Beschäftigte im Porträt
KAREN FLEISCHHAUER
ALTER: 52 / DEZERNAT ODER EINRICHTUNG: Sprachenzentrum / AUFGABENGEBIET(E): Lehrkraft für Deutsch und Englisch; Leitung Zentrum für digitales Sprachenlehren und lernen (ZediS) am Sprachenzentrum / LETZTE
BERUFLICHE STATION VOR DER TU: Das ist schon lange her … / DIENSTJAHRE AN DER TU DARMSTADT: 25
Können Sie Ihre Tätigkeit bitte kurz beschreiben?
Mein Arbeitsalltag spiegelt die Vielfalt in meinem Aufgabenpensum wider, was mir gefällt. Ich plane und führe Sprachenkurse in Deutsch und Englisch durch, wobei der Schwerpunkt in meinen Kursen überwiegend auf Fachsprachen für MINT-Studierende liegt. Zusätzlich unterstütze ich mit meiner Arbeit im ZediS Kolleg:innen bei Fragen zur Integration von digitalen Tools in den Sprachenunterricht: Zum Semesteranfang werden Workshops zu diversen Themen angeboten. Darüber hinaus bin ich immer wieder an externen Projekten beteiligt, die meistens mit Fachsprachen in irgendeiner Form zu tun haben. Aktuell läuft beispielsweise bis Sommer 2026 ein T.I.M.E. (Top International Managers in Engineering)-Projekt zusammen mit Kolleg:innen von UPC Barcelona und KTH Schweden –beide wie die TU Mitglieder der europäischen Universitätsallianz Unite!. Das Projekt erforscht, wie digitale Lernkooperationen zwischen Ingenieurstudierenden aus verschiedenen Ländern deren interkulturelle Kompetenzen für die Bewältigung globaler Nachhaltigkeitsherausforderungen fördern können.
Was möchten Sie in Ihrem Aufgabengebiet nicht missen?
Die Vielfalt und die Möglichkeit zur Selbstgestaltung meiner Kurse am SPZ –jedes Semester kann ich sie neu konzipieren und dabei eigene Schwerpunkte setzen. Besonders schätze ich die Arbeit mit den Studierenden: Der gemeinsame Lernprozess verbindet uns, und wenn die Motivation zum Lernen da ist, nehme ich bewusst wahr, dass Grenzen verschwinden – und natürlich wird das alles durch Sprache(n) vermittelt. Diese Zusammenarbeit mit den Studierenden erdet mich und macht meine Arbeit besonders erfüllend.
Wo gibt es in Ihrer Arbeit Schnittstellen zu anderen Gebieten?
Ein zentrales Beispiel für eine Schnittstelle ist der PreCIS-Fachsprachenkurs, den ich seit 2017 mitgestalte. Hier arbeite ich interdisziplinär mit dem Dezernat Internationales, dem Fachbereich Mathematik und dem Zentrum für Lehrkräftebildung zusammen. Der Kurs richtet sich an internationale MINT-Bachelor-Studierende und verbindet Sprachendidaktik mit mathematischen Fachinhalten. Durch einen kooperativen Lehransatz (Co-Teaching) unterstützen wir die Studierenden dabei, die Fachsprache Mathematik zu erlernen und sich akademisch besser zu integrieren. Diese Zusammenarbeit zeigt, wie Sprachvermittlung und Fachunterricht sich gegenseitig bereichern können.
Was ist Ihr hilfreichstes Instrument?
Tatsächlich Sprachen! Sprachen sind das wichtigste Medium, über das Lernen, Denken und kulturelle Entwicklung stattfinden. Sie verbinden Fachlichkeit mit Zugänglichkeit und schaffen sowohl für Lehrende als auch für Lernende Räume der professionellen und wissenschaftlichen Entwicklung. Durch bewusste Sprachenarbeit entstehen authentische Lernräume, in denen fachliche und sprachliche Kompetenzen gleichzeitig entwickelt werden können.
Wie haben Sie den beruflichen Weg in die TU Darmstadt gefunden?
Ein Fulbright-Stipendium hat mich überhaupt erst nach Darmstadt gebracht, damals im Jahr 1997. Zusätzlich zu meiner Arbeit an einem Gymnasium in Darmstadt konnte ich Kurse an der TU Darmstadt belegen.
Welches Ereignis aus Ihrem Arbeitsalltag werden Sie so schnell nicht vergessen? März 2020, als wir erfahren haben, dass durch die Corona-Pandemie das Sommersemester online gehalten werden musste. Das war zunächst ein Schock. Wir haben im SPZ-Team jedoch schnell reagiert und binnen kurzer Zeit eine Arbeitsgruppe mit Kolleg:innen vom Sprachenzentrum gebildet, um Moodle- und Zoom-Workshops zu konzipieren und durchzuführen. So konnten alle Kolleg:innen des Sprachenzentrums ihren Sprachenunterricht nahtlos online weiterführen. Die enge, intensive Zusammenarbeit in dieser Krisensituation war sehr bereichernd und hat gezeigt, wie kreativ und lösungsorientiert unser Team am SPZ arbeitet. Was hat sich an Ihrer Tätigkeit an der TU über die Zeit verändert? Das Voranschreiten der Digitalisierung hat meine Arbeit grundlegend geprägt. In der Lehre hat sich zwar die Auswahl an verfügbaren Tools kontinuierlich erweitert, aber die Einführung von ChatGPT im November 2022 war ein echter Wendepunkt. Die digitale Sprachkompetenz wird für Lehrende und Studierende immer wichtiger. Meine Dissertation hat mir auch die studentische Perspektive nähergebracht: Einerseits haben Studierende heute einen viel breiteren Zugang zu Materialien und profitieren von der Synergie zwischen analogen und digitalen Ressourcen, die zum Beispiel die Universität bereitstellt. Andererseits erfordert dies eine kritische Reflexion – zu wissen, wo man verlässliche Quellen findet, und zu verstehen, dass die Verantwortung immer bei uns Menschen liegt. Diese Forschungserfahrung hilft mir, die Situation meiner Studierenden besser zu verstehen und ihre Bedürfnisse gezielter in der Kursplanung zu berücksichtigen.
Ingenieurwissenschaft trifft Medizin: Vor knapp sieben Jahren ist der gemeinsame Kooperations studiengang Medizintechnik der TU Darmstadt und der Goethe-Universität Frankfurt an den Start gegangen.
Ein Themenschwerpunkt.
DIE STUDIENDEKANINNEN DES RMU-KOOPERATIONSSTUDIENGANGS MEDIZINTECHNIK IM INTERVIEW
Gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt als Partnerin der Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) bietet die TU Darmstadt seit 2018 den Studien gang Medizintechnik an. Die beiden Studien dekaninnen
Anja Klein und Miriam Rüsseler blicken zurück auf die Anfänge und wagen eine Prognose für die Zukunft.
Abschlüsse seit Start im Wintersemester 2018/19
Liebe Frau Klein, liebe Frau Rüsseler, zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Disziplinen über zwei Hochschulen hinweg zu einem Studiengang zu bündeln, das klingt nach einem mutigen Projekt. Was waren damals Ihre Visionen?
Professorin Anja Klein, Studiendekanin im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik (etit): Heute ist kein Lebensbereich mehr ohne Technik denkbar, ob im Alltag oder in Situationen, in denen Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Technik begleitet die Welt schon jetzt und noch stärker die Welt von morgen. Wir wollten einen Studiengang schaffen, in dem Grundlagen für Innovationen durch noch nicht selbstverständlich verknüpfte Disziplinen entstehen können – Innovationen, die die medizinische Versorgung von Menschen verbessern oder sogar Leben retten. Durch die Hartnäckigkeit und Einsatzbereitschaft meiner beiden Kollegen Professor Jürgen Adamy und Professor Ulrich Konigorski als Initiatoren und maßgebliche Ak-
teure bei der Umsetzung konnte so ein Studiengang über zwei Universitäten hinweg geschaffen werden, der den Geist der Zeit trifft und deutlich macht: Gemeinsam sind wir stärker. Professorin Miriam Rüsseler, Studiendekanin Klinik im Fachbereich Medizin: In unserem klinischen Alltag hat die Medizintechnik schon seit 100 Jahren einen festen und großen Stellenwert in verschiedensten Bereichen (zum Beispiel Einsatz Herz-Lungen-Maschine seit 1953, Dialyse seit 1924, Sonographie seit 1942). Für eine Umsetzung von Fragestellungen aus dem klinischen Alltag in technische Lösungen bedarf es einer gemeinsamen Sprache zwischen Medizin und Technik und insbesondere auf beiden Seiten eines Verständnisses für den klinischen Alltag, um Produkte zu entwickeln, die wirklich anwendbar sind. Genau dies ermöglicht dieser Studiengang und bildet damit eine wesentliche Bereicherung für die Medizin von morgen. Mein großer Dank geht hier an meinen Kollegen und Vorgänger im Amt als Studiendekan Professor Robert Sader, der die Vision dieses Studiengangs in die Umsetzung gebracht hat.
Wenn Sie Ihre Visionen vor fast zehn Jahren mit den heutigen Erfolgen vergleichen: Haben sich der Einsatz und der Mut von damals gelohnt?
Klein: Auf jeden Fall! Wir sehen Absolvent:innen, die beide Sprachen sprechen – die der Medizin und die der Elektro- und Informationstechnik. Das ermöglicht erst eine effiziente und innovative Zusammenarbeit der Disziplinen. Das Interesse an dem Studiengang ist seit Anbeginn hoch, die Studierenden sind enorm intrinsisch motiviert, was sich nicht zuletzt in den überdurchschnittlich guten Abschlussnoten widerspiegelt. Alle Beteiligten, Studierende wie Lehrende, brennen für das Fach, weil es die Technik und den Menschen verbindet.
Rüsseler: Das großartige Engagement der Lehrenden und Dekanate bei der Konzeption und dem Aufbau des Studiengangs, insbesondere in der Ausdifferenzierung der einzelnen Module, hat sich gelohnt. Dies zeigt das große Interesse am Studiengang, sowohl im Bachelor als auch im Master. Insbesondere die bisherigen Bachelorund Masterarbeiten zeigen, dass die Vision Früchte trägt.
Wir haben zudem sehr motivierte Studierende und Lehrende an beiden Universitäten, die mit großem Engagement die Weiterentwicklung des Studiengangs voranbringen.
42
Studierende mit Auslandsaufenthalt (Wintersemester 2024/25); beliebteste Ziele: Großbritannien, Irland, Skandinavien
Zahl der BachelorBewerbungen (Wintersemester 2024/25) für 120 Plätze
Für welche gesellschaftlichen Entwicklungen werden die Studierenden, die 2025 mit dem Studiengang Medizintechnik beginnen, Antworten finden können und müssen?
Klein: Die Gesellschaft wird älter, die Lebenserwartung steigt in westlichen Ländern. 2050 werden zum Beispiel Schätzungen zufolge zwei Millionen Menschen in Deutschland mit Demenz leben. Aber auch der Bereich der personalisierten Medizin wird mehr an Bedeutung gewinnen. Hier stehen wir erst ganz am Anfang, durch die Technik wird es zukünftig für uns heute noch unvorstellbare Möglichkeiten geben, individuelle Diagnose- und Behandlungsverfahren zu optimieren.
Rüsseler: Die heutigen Herausforderungen in der Medizin sind vielfältig. Dies ist auf der einen Seite der bestehende Fachkräftemangel. Auf der anderen Seite steht eine zunehmend älter werdende Gesellschaft mit multiplen chronischen Erkrankungen. Hier bedarf es kreativer Lösungen, wie Fachkräfte in der Versorgung unterstützt werden können.
Und nicht zuletzt die enormen wissenschaftlichen Fortschritte in der Diagnostik und Therapie, insbesondere bei verschiedenen Krebserkrankungen, brauchen Lösungen, um in der breiten, individuellen Anwendung umsetzbar zu sein.
Die Fragen stellte das Kommunikationsteam des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) an der TU Darmstadt.
Zur Langfassung des Interviews: is.gd/KqLPwv Video zum Thema: is.gd/8rRboc
„BEREICHERUNG FÜR DIE MEDIZIN VON MORGEN“
Fotos Klein (oben): TU Darmstadt
Frankfurt
Lars Möller
„ SPANNENDE UND ABWECHSLUNGSREICHE KOMBINATION“
DREI ABSOLVENT:INNEN BLICKEN AUF IHR MEDIZINTECHNIK-STUDIUM ZURÜCK
Ellen Bräuer, Theresa Nolte und Phil Reize haben ihren Master in Medizintechnik gemacht, einem gemeinsamen Studiengang der RMU-Partnerinnen TU Darmstadt und Goethe-Universität Frankfurt. Im Interview berichten sie über ihre Erfahrungen – auch die skurrilsten.
50,9
Frauenanteil im Masterstudiengang in Prozent (Wintersemester 2024/25)
144
Wenn Sie den Studiengang Medizintechnik in einem Satz erklären müssten, wie würde dieser lauten?
Ellen Bräuer: Der Name sagt eigentlich schon alles aus: Medizintechnik = Medizin + Technik. Ingenieur:innen wird die Fremdsprache „Medizin“ beigebracht, und plötzlich kann man gegenseitig erfolgreich kommunizieren.
Theresa Nolte: Der Studiengang Medizintechnik bildet, wie der Name schon vermuten lässt, eine spannende und abwechslungsreiche, aber auch herausfordernde Kombination aus Elektrotechnik und Medizin, wobei der Fokus aber mit 80 Prozent eindeutig auf der Elektrotechnik liegt.
Phil Reize: Ein Elektrotechnikstudium angereichert mit medizinischem Grundwissen, tollen Einblicken in die Klinik und einem inhärenten Fokus auf Interdisziplinarität, das einem den Weg in eines der wichtigsten Forschungsfelder unserer Zeit ebnet. Warum haben Sie sich entschieden, Medizintechnik zu studieren?
Bräuer: Ich habe davor Mechatronik (auch an der TU Darmstadt) studiert, aber irgendwas hat mir noch gefehlt, und ich konnte mir nicht vorstellen, in diesem Berufsfeld zu arbeiten. Zufällig habe ich von einem neu beginnenden Studiengang namens Medizintechnik gehört und mich entschlossen, diesen als Zweitstudiengang zu beginnen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich für den Master komplett zur Medizintechnik gewechselt bin.
Nolte: Ich fand schon in der Schule Mathe und Physik immer spannend, aber wollte gerne etwas studieren, was anwendungsnäher ist. Bei den reinen Ingenieurwissenschaften haben mich die Anwendungen dann nicht so sehr angesprochen. Als ich dann aber auf einer Messe Studierende getroffen habe, die Medizintechnik studieren, wusste ich, dass das das Richtige für mich ist.
Reize: Ich wollte etwas Ingenieurtechnisches mit Schwerpunkt Elektrotechnik studieren. Dafür habe ich das klassische Medizinstudium links liegen gelassen, das mich ebenfalls sehr interessiert hat. Mein bester Freund hat sich zeitgleich für Mechatronik entschieden und beim Durchscrollen der Website fand ich „Med“ direkt unter „Mec“; so habe ich den Studiengang entdeckt, der beide meine Interessen kombiniert.
Was war Ihre coolste und was war Ihre skurrilste Erfahrung im Studium?
Bräuer: Skurril war es, den Dozenten in Frankfurt anrufen zu müssen, weil wir alle im Zug aufgrund einer Streckensperrung feststeckten und es nicht zur Vorlesung geschafft haben. Zum Glück war der Dozent so nett, einen Ersatztermin anzubieten.
Nolte: Meine coolste Erfahrung war, meine Kommilitonen kennenzulernen, die dann später zu richtig guten Freunden wurden und mir die Studienzeit sehr bereichert haben. Meine skurrilste Erfahrung war gleichzeitig auch cool, und zwar war das, in Frankfurt eine Operation zu beobachten. Dabei zuzuschauen war sehr abstrakt, aber gleichzeitig auch extrem spannend.
58,8
Frauenanteil im Bachelorstudiengang in Prozent (Wintersemester 2024/25)
Reize: Da ich im ersten Jahrgang war und wir besonders im Master nur noch sehr wenige waren, war ich am Ende des Studiums teilweise allein mit Theresa Nolte in Vorlesungen der Universitätsklinik. Dadurch konnten die Ärzt:innen ein sehr interessantes Programm mit uns machen. Das Skurrilste im Studium war eine Tumorentfernung an einem Gehirn eines Patienten zu beobachten, der nicht in Narkose lag, sondern nur örtlich betäubt wurde. Das macht man, um sicherzugehen, dass man keine Teile des Gehirns beschädigt, die der Patient noch braucht. Er hat sich während der Operation entspannt mit uns unterhalten. Was sind Ihre Berufspläne, und sind es dieselben wie zu Beginn Ihres Studiums?
Bräuer: Zu Beginn des Studiums hatte ich noch keine Idee, welchen Beruf ich später machen will. Deshalb habe ich mich im Laufe des Bachelors durch viele verschiedene Wahlkurse ausprobiert und nach diesen Erfahrungen im Master meine Vertiefung gewählt. Nach dem Abschluss des Studiums arbeite ich als Medizinphysikerin und bin momentan dabei, meine Fach kunde als MPE (Medizinphysikexpertin) zu erwerben.
Nolte: Seit Januar 2025 promoviere ich am Fachgebiet KIS*MED – Künstlich Intelligente Systeme der Medizin. Eine Promotion habe ich auch am Anfang meines Studiums schon im Auge gehabt, aber war mir da noch nicht so ganz sicher. Was ich allerdings nach der Promotion machen möchte, weiß ich noch nicht so genau. :)
Reize: Aktuell arbeite ich an der TU als Doktorand im Fachgebiet Biophotonik – Medizintechnik, einem der ersten MedTec-Fachgebiete. Mittelfristig werde ich also an der Universität bleiben. Langfristig könnte ich mir eine akademische Laufbahn mit Professur vorstellen, da ich gerne unterrichte und ich die Freiheit der Forschungsarbeit hier schätze. Bis zur Promotion habe ich bereits zu Schulzeiten geplant, der Rest war immer offen.
Die Fragen stellte das Kommunikationsteam des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) an der TU Darmstadt.
Langfassungen der Interviews in den Online-News: https://is.gd/jQwcFw
Bild v.l.n.re.: Theresa Nolte, Ellen Bräuer, Phil Reize. Foto: Paul Abendschein
Zahl der MasterBewerbungen (Wintersemester 2024/25)
SPITZENTECHNOLOGIE FÜR DIE KINDERKREBSSTATION
MULTIDRUG-TDM: NEUER LOEWE-SCHWERPUNKT FÜR MEDIZINTECHNIK
Der neue, an der TU Darmstadt koordinierte LOEWE-Schwerpunkt „MultiDrug-TDM“ wird ab Januar für vier Jahre vom Land mit rund 4,3 Millionen Euro gefördert. Das Ziel: ein neuartiges intelligentes Sensorsystem, das die Versorgung von kindlichen Krebspatient:innen entscheidend verbessert. Indem Wirkstoffspiegel von Medikamenten direkt am Krankenbett gemessen werden, kann die Therapie unmittelbar personalisiert angepasst werden.
„Echten Impact erzielen wir nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit. Nur, wenn wir die Perspektiven aller Beteiligten zusammenführen, voneinander lernen und eine gemeinsame Sprache entwickeln, lassen sich komplexe medizintechnische Herausforderungen wirklich lösen. Genau das ist unser Anspruch bei MultiDrug-TDM.“
PROF. TORSTEN FROSCH, LEITER DES FACHGEBIETS
BIOPHOTONIK – MEDIZINTECHNIK DER TU UND
WISSENSCHAFTLICHER KOORDINATOR VON MULTIDRUG-TDM
LOEWE-SCHWERPUNKTE
LOEWESchwerpunkte sind eine der Förderlinien der hessischen „LandesOffensive zur Entwicklung Wissenschaftlichökonomischer Exzellenz (LOEWE)“. Sie bündeln vorhandene thematische Kapazitäten. Ziel ist es, die hessische Forschungslandschaft durch die Förderung von strategisch wichtigen und innovativen Forschungsprojekten zu stärken und zu profilieren. Die Förderung von LOEWESchwerpunkten soll dazu beitragen, dass sich bestimmte Forschungsbereiche zu national und international sichtbaren Schwerpunkten entwickeln. LOEWESchwerpunkte sind in der Regel Verbundprojekte, an denen mehrere Hochschulen und/oder Forschungseinrichtungen beteiligt sind.
„MultiDrugTDM” ist neben „FLOW FOR LIFE” und „WhiteBox” der dritte aktuelle LOEWESchwerpunkt der TU Darmstadt.
Standardtherapien stoßen bei Kindern oft an ihre Grenzen, da individuelle Unterschiede im Stoffwechsel kaum berücksichtigt werden. Gerade bei der Behandlung von Krebserkrankungen sind aber präzise, personalisierte Dosierungen entscheidend, um wirksam und gleichzeitig möglichst schonend therapieren zu können. Genau hier setzt der neue interdisziplinäre LOEWE-Schwerpunkt „Personalisierte Medizintechnik für das therapeutische Drug-Monitoring am Pointof-Care in der pädiatrischen Onkologie – MultiDrug-TDM“ an: Das Team, bestehend aus den RMU-Partnern TU Darmstadt und Goethe-Universität Frankfurt, erforscht ein innovatives Sensorsystem, das Wirkstoffkonzentrationen in Echtzeit erfasst und so eine passgenaue medikamentöse Behandlung von jungen Patient:innen ermöglicht. Koordiniert wird das Projekt von Professor Torsten Frosch, Fachgebiet Biophotonik – Medizintechnik der TU Darmstadt.
ERFORSCHUNG EINES HOCHINNOVATIVEN SENSORSYSTEMS
Im Zentrum des neuen LOEWESchwerpunkts MultiDrug-TDM steht die Erforschung eines hochinnovativen Sensorsystems, mit dem die Wirkstoffspiegel lebensrettender Medi-
kamente bei Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen direkt auf der Krankenstation aus kleinsten Blutproben bestimmt werden. Somit wird eine individuelle Dosisanpassung von Medikamenten bereits während der Visite möglich. Bisher müssen Blutproben in Speziallabore verschickt werden, was eine rechtzeitige Dosisanpassung verhindert. Somit ist eine optimale Therapie aktuell nicht möglich. MultiDrug-TDM wird einen Paradigmenwechsel für das therapeutische Drug-Monitoring (TDM) schaffen: Mit einem tragbaren Pointof-Care-Gerät könnten Ärzt:innen direkt am Krankenbett fundierte Entscheidungen für eine personalisiert optimierte Therapie treffen – schnell, datenbasiert und patientenzentriert. Dies wird nicht nur eine wirksamere Behandlung ermöglichen, sondern auch eine höhere Sicherheit im Therapieverlauf und eine spürbare Entlastung des medizinischen Personals bewirken. Besonders wegweisend ist der adaptive Ansatz des neuen Sensorsystems: Die Messparameter der Sensorik werden in Echtzeit automatisiert nachgeführt – ein erster Schritt hin zur selbstoptimierenden, intelligenten Medizintechnik der Zukunft.
EXZELLENTE HESSISCHE EXPERTISEN AUS VERSCHIEDENEN DISZIPLINEN MultiDrug-TDM bündelt exzellente hessische Expertisen aus verschiedenen Disziplinen in einer starken Allianz. Technologische Innovationen in Richtung Biosensorik sowie KI-gestützte Signalverarbeitung und Datenanalyse – vertreten durch sieben Fachgebiete der TU Darmstadt – werden mit medizinischer Spitzenkompetenz in der pädiatrischen Onkologie und klinischen Pharmakologie am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität Frankfurt gepaart.
Das Projekt ist in der Medizintechnik angesiedelt, einem jungen, interdisziplinären Forschungsschwerpunkt der TU Darmstadt, der durch strategische Neuberufungen und den gemeinsam mit der Universitätsmedizin der Goethe-Universität angebotenen Studiengang Medizintechnik gezielt gestärkt wurde. Die Forschungsarbeiten sind außerdem in ein wachsendes Netzwerk in Hessen eingebettet. Perspektivisch könnte aus dem MultiDrugTDM-Verbund ein Sonderforschungsbereich zum Thema „Intelligente Biosensorik“ entstehen. Die technologischen Innovationen werden darüber hinaus vielfältig in die hessische Innovationslandschaft ausstrahlen. SIP
Foto: AG Biophototonik
ANDREA RAPP ZUR NEUEN AKADEMIEPRÄSIDENTIN GEWÄHLT
TU-Professorin steht nun an der Spitze der Akademie der Wissenschaften und der Literatur
TU-Professorin Andrea Rapp ist kürzlich von den Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz zur neuen Präsidentin gewählt worden. Sie trat damit die Nachfolge von Professor Reiner Anderl an, der das Präsidentenamt acht Jahre lang innehatte.
Andrea Rapp, 1963 im nordrheinwestfälischen Birkesdorf geboren, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Ethnologie an der Universität Trier, wo sie 1996 promoviert wurde. Nach einer Station als Leiterin des Digitalisierungszentrums an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen wurde sie Geschäftsführerin des Trier Centers for Digital Humanities und Akademische Rätin in der Germanistischen Mediävistik. Seit 2010 ist Rapp Professorin für Germanistik – Computerphilologie und Mediävistik am Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft der TU Darmstadt.
Neben ihrer Professur übt Rapp eine Reihe an weiteren Ämtern aus. Von 2017 bis 2019 war sie Vizepräsidentin für wissenschaftliche Infrastruktur an der TU Darmstadt. Seit 2021 ist sie Vizesprecherin des NFDI-Konsortiums Text+. 2019 wurde Rapp als ordentliches Mitglied in die Geistesund sozialwissenschaftliche Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur und 2023 zur Vi zepräsidentin der Akademie gewählt. Ihre Schwerpunkte in Lehre und For schung liegen in den Bereichen der Handschriftenkunde des Mittelalters, der historischen Schreibsprachvari etäten, der digitalen Lexikographie und Editionsphilologie sowie der di gitalen Annotationsverfahren und In frastrukturen. Bei ihren Forschungen zur Sprache, Literatur und Kultur des Mittelalters fördert Rapp die integra tive Verbindung traditionell-philologi scher und digitaler Verfahrensweisen. Dies umfasst die Entwicklung digita ler Analysetechnologien, die Erstel lung digitaler Editionen und Wör terbücher, den nachhaltigen Auf bau von Forschungsinfrastruktu ren und die Reflexion von Di gitalität in der philologischen Forschung sowie im Bereich des Kulturellen Erbes.
ENGE KOOPERATION
Die TU Darmstadt und die Akademie der Wissenschaften und der Literatur kooperieren seit Jahren eng miteinander, unter anderem im Rahmen gemeinsamer Professuren. Zuletzt trat im Oktober 2023 Professorin Magdalena Weileder eine Akademieprofessur für Mittelalterliche Geschichte: Historische Grundwissenschaften an der TU an, die dem Akademievorhaben „Regesta Imperii – Quellen zur Reichsgeschichte“ zugeordnet ist. Zum Sommersemester 2022 übernahm Professorin Lisa Horstmann eine Assistenz-Akademieprofessur für Mediävistische Bild- und Kulturwissenschaft an der TU, die in die Mainzer Arbeitsstelle des Akademievorhabens „Deutsche Inschriften“ eingebunden ist. ADW-MAINZ/MIH
Website von Andrea Rapp an der TU Darmstadt: https://is.gd/ZKjn5Z
Website der Akademie:
„VIEL LUST AUF GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN“
Die neue Akademiepräsidentin Andrea Rapp im Interview
Im hoch³-Interview spricht Professorin Andrea Rapp über ihre Pläne, ihre Herzensthemen sowie die Bedeutung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Liebe Frau Rapp, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl! Was bedeutet die neue Rolle als Akademiepräsidentin für Sie persönlich?
Eine große Verantwortung, aber auch eine große Freude mit viel Lust auf Gestaltungsmöglichkeiten und Gestaltungswillen.
Welche Schwerpunkte möchten Sie in Ihrer Amtszeit als Akademiepräsidentin setzen? Wie möchten Sie die Akademie weiterentwickeln –nach innen und nach außen?
Ich finde es wichtig, die Akademie als Gelehrtengesellschaft weiterzuentwickeln und deutlich zu machen, dass wir offene akademische Begegnungsräume bieten. Auch die Potenziale der Akademieforschung, deren Vorhaben in einem hochkompetitiven Verfahren ausgewählt und langfristig evaluiert und begleitet werden, sollten in der Wissenschaftslandschaft sichtbarer werden, nicht zuletzt auch weil hier in großem Umfang qualitätsgesicherte Forschungsdaten erstellt werden, die die Zukunft der digitalen Forschungsansätze – mindestens in den Geisteswissenschaften – mitbestimmen. Deren nachhaltige Sicherung ist eine große, vor allem forschungspolitische Herausforderung. Darüber hinaus liegt mir die Förderung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft am Herzen, insbesondere bei zentralen Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung.
Die Akademie und die TU Darmstadt kooperieren seit Jahren eng miteinander, unter anderem im Rahmen gemeinsamer Professuren. Haben Sie vor, die Zusammenarbeit weiter auszubauen?
Da gibt es noch großes Potenzial: zum einen indem wir zu den aktuell drei Kooperationsprofessuren und fünf Langfristvorhaben weitere etablieren, zum anderen indem wir gemeinsam attraktive Stellenmodelle für Wissenschaftler:innen entwickeln oder die Wissenschaftskommunikation weiter verbessern.
Die Akademie fungiert nicht nur als Gelehrtengesellschaft, sondern ist auch Trägerin interdisziplinärer Forschungsvorhaben aus verschiedenen Fachrichtungen. Welche Themen oder Forschungsfelder liegen Ihnen besonders am Herzen?
Das sind natürlich Themen aus dem Bereich der Philologien und der Mediävistik, fächerübergreifend die Digital Humanities in all ihren Ausprägungen. Aber darüber hinaus sollten wir uns für einen frischen Blick auf Kulturerbe stark machen, also neben dem ‚Klassikerkanon‘ auch Dinge wie Privatbriefe, Filmmusik oder Dialekte durch unsere Forschung sichtbar machen. Wie kann es Ihrer Ansicht nach gelingen, Wissenschaft für die breite Öffentlichkeit verständlicher und zugänglicher zu machen? Wie kann die Akademie dazu beitragen, wissenschaftliches Vertrauen in der Bevölkerung zu stärken? Der in der Akademie gelebte Austausch über Fach- und Kulturgrenzen hinweg zeigt vorbildhaft, wie ein konstruktiver Diskurs gelingen kann. Ferner spielt hier die WissKomm Academy eine wichtige Rolle, in der wir Training, Veranstaltungen, Transferformate und Forschung zu Wissenschaftskommunikation verbinden.
DIE FRAGEN STELLTE MICHAELA HÜTIG
Foto: Katrin Binner
LOB UND PREIS
Professorin Christina Eisenbarth ist mit dem Ehrenpreis des GipsSchüleNachwuchspreises 2025 in der Kategorie Technikwissenschaften ausgezeichnet worden. Gewürdigt wird ihre Dissertation zur Entwicklung hydroaktiver Gebäudehüllen „HydroSKIN“, die zur Klimaanpassung urbaner Räume beitragen. Der Nachwuchspreis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Darüber hinaus erhielt Professorin Christina Eisenbarth für ihre Dissertation auch den Deutschen Studienpreis 2025 in der Kategorie Natur und Technikwissenschaften. Der Preis der KörberStiftung wird jährlich für exzellente Dissertationen mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz vergeben. Er ist mit 25.000 Euro dotiert.
Dr.-Ing. Katharina Bensing vom Fachbereich Bau und Umweltingenieurwissenschaften ist mit dem KlarTextPreis für Wissenschaftskommunikation der Klaus Tschira Stiftung, dotiert mit 7.500 Euro, ausgezeichnet worden. Die Forscherin erhielt den Preis für die beste Infografik.
Bensing beschreibt darin, welchen Herausforderungen sich Fische auf ihren Wanderungen stellen müssen und wie sie dabei kleinste Strömungsfluktuationen zur Orientierung nutzen.
Professorin Iryna Gurevych erhielt die erste ATHENE Distinguished Professorship. Mit dieser Auszeichnung würdigt das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE ihre herausragenden Beiträge in der Forschung zu Künstlicher Intelligenz und Computerlinguistik und deren Anwendung in der Cybersicherheit.
Das Projekt „Antisemitismus an Hochschulen in Hessen aus jüdischen und nicht-jüdischen Perspektiven. Eine Mixed-Methods-Studie“ der TU Darmstadt und Frankfurt Univerity of Applied Sciences erhielt die Förderung vom Programm „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“ des hessischen Wissenschaftsministeriums. Damit werden Forschungsvorhaben an den Hochschulen unterstützt, die in die Gesellschaft wirken und unsere Demokratie widerstandsfähiger gegen Extremismus und Polarisierung machen.
Das Projekt „Diversity-Sensibler Support (DiSenSu)“ wurde von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) mit dem HildegardHammBrücherPreis für Chancengleichheit in der Chemie ausgezeichnet. Das Team der TU Darmstadt und der PH Ludwigsburg erhält den Preis für seine wegweisende Berufsorientierung in der Chemie für Mädchen mit Migrationshintergrund. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert.
Die TU Darmstadt hat gemeinsam mit elf weiteren Universitäten im THE Impact Ranking 2025 im Bereich Sustainable Development Goal 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur die maximal mögliche Punktzahl erreicht und ist damit weltweit führend. Damit wird ihr Engagement für nachhaltige Entwicklung, Forschungstransfer und innovationsorientierte Kooperationen mit Wirtschaft und Gesellschaft international sichtbar.
Darmstadt belegt im aktuellen Städtevergleich von „startupdetector“ und dem StartupVerband den vierten Platz bei den Neugründungen pro 100.000 Einwohner:innen. Damit verbessert sich die Wissenschaftsstadt im Vergleich zum Vorjahr (Platz 5) und behauptet sich neben Gründungshotspots wie München, Heidelberg und Berlin.
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) hat das Institut für Angewandte Physik (IAP) der TU Darmstadt als offiziellen „Quantenort“ im Jubiläumsjahr Quantum 2025 ausgezeichnet. Damit würdigt sie die internationale Spitzenforschung des IAP im Bereich der Quantenphysik und technologien sowie das Engagement in der Lehre, etwa mit dem neuen Studienschwerpunkt Quantentechnologie.
Die Familie BottlingStiftung hat den mit 3.500 Euro dotierten Preis für eine herausragende Doktorarbeit im Fachbereich Chemie der TU Darmstadt verliehen. Diesjähriger Preisträger ist Dr. Adam Šrut, der im Fachgebiet Quantenchemie in der Arbeitsgruppe von Professorin Vera Krewald mit Auszeichnung promovierte. Seine Doktorarbeit widmet sich dem Thema „First principles treatment of electron transfer in mixedvalent systems“.
Im Rahmen der Absolvent:innenfeier des Fachbereichs Architektur wurden Katinka Schmidt, Jonas Mörler sowie Diana Dönges und Randi Schneider mit den Fachbereichspreisen für die besten Masterthesen des Sommersemesters 2025 ausgezeichnet. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 500 Euro dotiert und dienen als Förderung für fachbezogene Reisen. Darüber hinaus erhielt Jose Vendries den FritzFilterAward, der besonderes gestalterisches Talent würdigt. Für ihr herausragendes soziales Engagement wurden zudem Melinda Nasedy und Lara Tanriverdi geehrt.
Christina Kraus, Alumna der TU Darmstadt, ist im Rahmen des Hessischen Unternehmerinnentages in Frankfurt als Hessische Unternehmerin des Jahres 2025 geehrt worden. Ihr SoftwareUnternehmen meshcloud entwickelt für Kundinnen und Kunden Lösungen für das sichere und einfache Arbeiten in Clouds. Die Jury hob insbesondere ihren Beitrag in wichtigen Zukunftsfeldern hervor: Cybersicherheit, digitale Transformation und Wettbewerbsfähigkeit.
Auf der internationalen Fachkonferenz IRMMWTHz 2025 wurde Florian Bek Doktorand an der TU Darmstadt, mit dem renommierten Swizz THz Prize ausgezeichnet. Gewürdigt wurde seine wissenschaftliche Arbeit, die neue Erkenntnisse für die Optimierung von THzStrahlungsquellen liefert.
Perspektive, die bewegt!
An unserem Standort in Frankfurt am Main suchen wir insbesondere Betriebsplaner und Personaldisponenten oder starte bei uns im Quereinstieg als Triebfahrzeugführer oder Kundenbetreuer
Alle Informationen auf rath-gruppe.de/karriere
FORSCHEN. VERNETZEN. WACHSEN.
E+E Graduate School begleitet promovierende Talente an der TU Darmstadt
Wer an der TU Darmstadt im Bereich Energie und Umwelt promoviert, findet mit der E+E Graduate School, die im Forschungsfeld Energy + Environment (E+E) angesiedelt ist, die ideale Begleitung für die fachliche und persönliche Weiterentwicklung.
Die Graduiertenschule ist die erste, die direkt an einem der drei Forschungsfelder der TU Darmstadt verankert ist, und damit ein Pilotprojekt für die enge Verzahnung von Forschung, Nachwuchsförderung und interdisziplinärer Vernetzung. Sie schließt die Lücke zwischen den Angeboten von Ingenium, der Dachorganisation zur Förderung von Wissenschaftler:innen in frühen Karrierephasen, und den disziplinspezifischen Angeboten der Fachbereiche. Dabei steht Neugier im Mittelpunkt:
Ein interdisziplinäres Netzwerk unterstützt promovierende Talente mit vielfältigen Formaten und Angeboten auf ihrem Promotionsweg.
WAS ZEICHNET DIE E+E GRADUATE SCHOOL AUS?
– Interdisziplinäre Community: Inspiration und Austausch über Fachgrenzen hinweg – ob bei Science & Barbecue Days, in Workshops oder in den Formaten „Meet your Peers!“ und „WritingTime“.
– Praxisnahe Angebote: Exkursionen, Kaminabende und Alumni-Talks bieten wertvolle Einblicke in die Karrieren ehemaliger Doktoranden in Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesellschaft.
– Individuelles Promotionscoaching: Die persönliche und vertrauliche Begleitung unterstützt dabei, Herausforderungen während der Promotionsphase erfolgreich zu meistern. –
Flexibilität: Beratung und Teilnahme an allen Veranstaltungen sind freiwillig und lassen sich individuell an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
– Mitgestaltung: Von Beginn an besteht die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und die E+E-Community aktiv mitzugestalten.
Auch Professor:innen profitieren: Ihre Promovenden erhalten eine verlässliche Ergänzung zur Betreuung und bauen ein starkes Netzwerk auf.
E+E GRADUATE SCHOOL
Zur Website der E+E Graduate School: https://is.gd/VwAlN3 Video über die E+E Graduate School
STARKES ZEICHEN FÜR WEITERE
ZUSAMMENARBEIT
Neue RMU-Kooperationsvereinbarung
Die drei Präsident:innen der RheinMain-Universitäten (RMU), Professorin Tanja Brühl (TU Darmstadt), Professor Georg Krausch (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) und Professor Enrico Schleiff (GoetheUniversität Frankfurt), haben eine überarbeitete Rahmenkooperationsvereinbarung unterzeichnet. Die Vereinbarung trägt den Erfolgen des Verbunds Rechnung und bildet eine verbesserte Basis für die künftig noch engere Zusammenarbeit der Partnerinnen, etwa bei der Beantragung der Förderung als Exzellenzverbund.
Zum zehnjährigen Jubiläum der RMU schafft die neue Kooperationsvereinbarung neue Rahmenbedingungen für eine noch dynamischere Kooperation in allen Bereichen, von Forschung und Forschungsinfrastruktur über Studium, Lehre und Verwaltung bis hin zum Wissensaustausch mit der Gesellschaft. Schlank gestaltete Governance-Strukturen sollen eine effiziente Zusammenarbeit der Verbundpartnerinnen und schnelle Entscheidungsprozesse ermöglichen. TU-Präsidentin Brühl betonte: „Mit der aktualisierten Kooperationsvereinbarung konsolidieren wir unsere Zusammenarbeit als starke Allianz.“ RMU
EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT AKTIV MITGESTALTEN
Das Interdisziplinäre Studienprogramm Sustainable Futures
Wie können wir Digitalisierung inklusiv und nachhaltig gestalten? Wie gehen Städte mit dem Klimawandel um? Welche Spuren hat der Mensch im Erdsystem hinterlassen, und welche Rolle spielt technischer Fortschritt dabei? Studierende, die Interesse daran haben, an diesen und ähnlichen Fragen zu arbeiten, sind beim Interdisziplinären Studienprogramm (ISP) Sustainable Futures genau richtig.
Das ISP Sustainable Futures ist ein Lehrangebot für die Wahlbereiche und das Studium Generale aller Studiengänge. Es richtet sich an Studierende aus allen Disziplinen. Die interdisziplinären Lehrveranstaltungen adressieren Fragen in den Themenfeldern Demokratie & Partizipation, Digitalisierung und nachhaltige Entwicklung.
WARUM LOHNT SICH DAS PROGRAMM FÜR STUDIERENDE?
Die Teilnahme am ISP ist für Studierende aus mehreren Gründen attraktiv:
– Die Veranstaltungen des ISP Sustainable Futures zeichnen sich durch einen starken Praxisbezug und durch vielfältige Kooperationen aus – innerhalb der eigenen Universität, im Kontext der RMU und anderer Universitäten sowie mit Partner:innen aus der Zivilgesellschaft. Im aktuellen Semester erarbeiten Studierende im Seminar „Nachhaltigkeit on the ground“ beispielsweise gemeinsam mit dem Institut für Ländliche Strukturforschung in Frankfurt Bausteine einer Nachhaltigkeitsstrategie für Darmstadt.
ET C HNISCHE UNIVERS I T TÄ HR EIN-MAIN-UNI V NETÄTISRE
DARMSTADT
– Das ISP arbeitet mit innovativen Lehrformaten, die partizipative Lehr- und Lernmethoden berücksichtigen. Diese sind unter anderen an Richtlinien der UN-Kampagne „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) orientiert, die Studierende kritikfähig machen und dazu befähigen sollen, eine nachhaltige Zukunft aktiv (mit) zu gestalten. Das ISP bildet dazu auch studentische BNE-Multiplikator:innen aus, die die Ideen von BNE in ihrem Fachbereich weitertragen.
– Das Programm widmet sich globalen Herausforderungen und stellt damit nicht nur die gesellschaftspolitische Aktualität in den Fokus, sondern bereichert mit Seminaren wie „AI and Us: Historical, Philosophical, and Political Perspective on Artificial Intelligence“ auch die Berufsaussichten der Studierenden.
Das ISP Sustainable Futures möchte mit seinem an Zukunftsfragen orientierten interdisziplinären Programm dazu beitragen, Studierenden ein attraktives, aktuelles und alternatives Lehrerlebnis anzubieten. Die Anmeldung erfolgt über TUCaN. Für Fragen steht das ISP-Team auch per Mail zur Verfügung: isp@gugw.tu-darmstadt.de ISP Weitere Informationen: www.tu-darmstadt.de/isp/ studienangebot_isp/index.de.jsp
MEHR ALS NUR KLAUSUREN UND NOTEN
Wie die TU Darmstadt Studierende ganzheitlich unterstützt
Gemeinsam stark durchs Studium –Ein Überblick über die Angebote des Studentischen Gesundheitsmanagements der TU Darmstadt #better TU gether.
Studieren fordert viel: Vorlesungen, Prüfungen, Nebenjobs und nicht zuletzt der Wunsch nach einem ausgeglichenen Privatleben sind unter einen Hut zu bringen. Damit Studierende auch in herausfordernden Phasen leistungsfähig, gesund und motiviert bleiben, bietet die TU Darmstadt mit dem Studentischen Gesundheitsmanagement (SGM) und dessen Netzwerk ein breit gefächertes Unterstützungsangebot. Das SGM setzt dabei auf einen ganzheitlichen Gesundheitsbegriff, der die körperliche, psychische und soziale Gesundheit der Studierenden berücksichtigt.
Ausgehend von den Bedarfen der Studierenden entwickelt das SGM gemeinsam mit den Netzwerkpartnern verhaltenspräventive Angebote und arbeitet an der Verbesserung der strukturellen Verhältnisse an der TU. Für kleine Auszeiten im Unialltag oder in der Vorlesung sorgen „Aktive Pausen“, die Bewegung und kognitive Regeneration fördern. Im Verbund mit Netzwerkpartner:innen werden in verschiedenen Veranstaltungen Gesundheitskompetenzen vermittelt. So lernen Studierende, ihren Studienalltag aktiv gesundheitsförderlich zu gestalten und Belastungssituationen besser zu meistern.
ZENTRALER ORT GEPLANT Psychische Belastungen gehören für viele Studierende heute zum Studienalltag. Hier setzt unter anderem das Projekt „Mental Health First Aid (MHFA)“ an: In zertifizierten Schulungen werden Studierende zu Ersthelfenden für psychische Gesundheit ausgebildet. Sie lernen, psychische Krisen frühzeitig zu erkennen und Betroffene an passende Hilfsangebote inner- und außerhalb der TU zu vermitteln. Mit dem Gesundheitszentrum in der Stadtmitte soll es Ende 2026 einen zentralen Ort für Studierende und Beschäftigte geben, an dem unterschiedliche gesundheitsförderliche Angebote wie Kurse, Workshops, Beratungen, ein gesundheitsorientierter Trainings- sowie Entspannungsbereich gebündelt werden.
Im Sinne der Verhältnisprävention werden seit Juli 2025 mit der Bereitstellung von kostenlosen Menstruationsprodukten auf dem Campus –realisiert durch ein Verbundprojekt verschiedener Akteur:innen – soziale Teilhabe und Chancengerechtigkeit gefördert. In 35 Sanitärbereichen werden Tampons und Binden kostenfrei bereitgestellt. Die TU positioniert sich damit klar für einen diskriminierungsfreien, inklusiven und modernen Hochschulalltag und für die Enttabuisierung dieses Themas.
BEWEGUNGSPARCOUR
„CAMPUS FIT“
Die Realisierung des Bewegungsparcours „Campus Fit“ in enger Kooperation mit dem Unisport-Zentrum stellt einen weiteren Baustein eines gesundheitsförderlichen Studien- und Arbeitsalltags dar. Denn Bewegung fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern steigert auch Konzentration und Wohlbefinden. Das Motto „Gemeinsam stark“ charakterisiert auch die Arbeitsweise des SGM, das sich neben vielen Kooperationen in Projekten und Veranstaltungen an dem Diversitätsaudit des Diversity Education Office sowie der Nachhaltigkeitsstrategie des Nachhaltigkeitsbüros beteiligt hat. Gemeinsam mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement hat das SGM auf strategischer Ebene das Ziel, eine gesundheitsförderliche Kultur an der TU zu stärken. SGM is.gd/cdJtiW
Nach sechs Jahren an der Spitze der europäischen Hochschulallianz Unite! hat Professorin Tanja Brühl, Präsidentin der TU Darmstadt, ihr Amt als Unite!-Präsidentin an Vivien Quéma von der Université Grenoble Alpes übergeben. Die Wahl erfolgte einstimmig durch die Unite! Assembly während des Unite! Dialogue an der Aalto University im Oktober.
Tanja Brühl ist eine der prägenden Persönlichkeiten der Allianz seit deren Gründung und hat maßgeblich dazu beigetragen, Unite! von einer Vision zu einer aktiven, zukunftsorientierten Partnerschaft von neun Universitäten in ganz Europa zu entwickeln.
Während Brühls Präsidentschaft hat Unite! viele Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen und wirkungsvollen europäischen Universitätsallianz erzielt: Die Allianz wuchs von sieben auf neun Mitgliedsuniversitäten, startete die ersten gemeinsamen Studiengänge und setzte ehrgeizige Initiativen wie den Unite! Seed Fund, den Unite! Metacampus und universitätsübergreifende Lehrangebote um. Unter Brühls Führung wurden die Governance-Strukturen strategisch weiterentwickelt, die langfristige Ausrichtung der Allianz definiert und weitere Finanzierung gesichert.
Unite! hat sich in dieser Zeit ein klares Profil gegeben – basierend auf gemeinsamen Werten und dem Anspruch, zur Zukunft Europas beizutragen. Die Allianz wirkt heute sichtbar in Lehre, Forschung und Innovation und gestaltet den Europäischen Hochschulraum aktiv mit.
Brühl betonte zum Abschied: „Vor sechs Jahren war Unite! nur eine Idee. Heute ist daraus eine tragfähige Allianz geworden, die weit über unsere Regionen hinaus Wirkung entfaltet. Ich danke allen Uniters für ihren Einsatz – ihr beeindruckendes Engagement trägt unsere Allianz.“
Mit dem Wechsel an der Spitze geht Unite! den nächsten Schritt – aufbauend auf einem starken Fundament, mit klarer Vision für die Zukunft.
MHO
Tanja Brühl übergibt Präsidentschaft der europäischen Hochschulallianz an Vivien Quéma
Foto: Patrick Bal
EIN RAUM ZUM MACHEN
Offene Werkstatt machBAR@PTW eröffnet
Studieren bedeutet, Wissen aufzubauen, Theorien zu verstehen und Konzepte zu entwickeln. Doch genauso wichtig ist es, dieses Wissen in der Praxis auszuprobieren und eigene Ideen zum Leben zu erwecken. Mit der machBAR@PTW hat das Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt nun einen Ort geschaffen, an dem genau dies möglich ist: Studierende können hier in einer offenen Werkstatt eigene Ideen umsetzen, Neues ausprobieren und ihre praktischen Fähigkeiten weiterentwickeln.
Die Initiative kommt von Professor Joachim Metternich, Institutsleiter des PTW. „Unsere Studentinnen und Studenten brauchen einen Platz, um ihre Ideen umzusetzen“, erklärt er.
„Diesen habe ich auf der Lichtwiese vermisst. Mit der machBAR@PTW schließen wir diese Lücke.“
Seit Kurzem ist die machBAR nun offiziell geöffnet. Auf rund 150 Quadratmetern bietet sie hochwertige, moderne Maschinen und Werkzeuge für die Holz-, Metall- und Kunststoffbearbeitung sowie für Elektronikarbeiten. Vom ersten Prototyp bis hin zum fertigen Modell – alles ist damit möglich.
„Besonders stolz bin ich auf das Team meines Fachgebiets, das meine Idee aufgegriffen und mit Begeisterung realisiert hat“, sagt Metternich. Die machBAR wurde vollständig aus Mitteln des PTW finanziert und wird zurzeit in erster Linie von Studierenden des Fachbereichs Maschinenbau genutzt. Sie steht aber ebenso allen Interessierten anderer Fachbereiche offen.
DAMIT DER EINSTIEG GELINGT, GIBT ES EIN STRUKTURIERTES ANGEBOT MIT DREI FORMATEN:
– Schnuppertag: ein offenes Kennenlernangebot, bei dem Studierende die Werkstatt, ihre Ausstattung und die Möglichkeiten in der machBAR@PTW unverbindlich entdecken können.
– Ready-Set-Make: Hier steht die Einweisung in die Maschinen im Mittelpunkt. Unter fachkundiger Anleitung lernen Teilnehmende, wie sie sicher und eigenständig mit Lasercuttern, 3D-Druckern, Lötstationen, Tischkreissägen oder anderen Geräten arbeiten können.
– Freies Werkeln: Im offenen Werkstattbetrieb können Studierende ihre eigenen Projekte rea lisieren. Betreut werden sie dabei von wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Techniker:innen des Instituts, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Anmelden können sich interessierte Studierende unkompliziert über ihr Moodle-Konto. Dort sind alle Termine für die unterschiedlichen Angebote hinterlegt. Die Nachfrage ist bereits jetzt groß. PTW
Mehr zur MachBar@PTW: is.gd/wKeZMf
DIE NEUEN
Frisch berufene Verstärkungen in Fachbereichen der Universität Jahr für Jahr werden rund zwei Dutzend neue Professorinnen und Professoren an die TU Darmstadt berufen. Woher kommen sie, und welche Impulse wollen sie setzen? Was sind ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung? Und was würden sie tun, wenn sie noch einmal in die Rolle der Studierenden schlüpfen könnten? In jeder Ausgabe der hoch³ stellen wir einige der Neuen in Kurzporträts näher vor. Nachgefragt bei …
DIRK HARTMANN
ALTER: 47 / FACHBEREICH: Elektrotechnik und Informationstechnik (Kooperationsprofessur) / FOR
SCHUNGSGEBIET: Digitale Zwillinge / VORHERIGE
WISSENSCHAFTLICHE / BERUFLICHE STATIONEN: Promotion und Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Wissenschaftliches Rechnen, Universität Heidelberg, verschiedene Managementrollen bei der Siemens AG, aktuell Leiter des TechnologieInnovationsTeams für die Simulationsprodukte der Siemens Digital Industries Software / WICHTIGSTER WISSENSCHAFTLICHER / BERUFLICHER MEI
LENSTEIN: Der Transfer meiner Forschungsarbeiten (GPUbeschleunigte Simulation) in neue SiemensSoftwareprodukte, die Designer:innen als neue Nutzer:innengruppe von interaktiven Simulationswerkzeugen erschließen.
Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende daran?
Digitale Zwillinge sind eine der zentralen Schlüsseltechnologien zur Bewältigung der Herausforderungen der Nachhaltigkeit. Sie ermöglichen nicht nur die Entwicklung effizienterer Produkte, sondern auch den effizienteren Betrieb bestehender Produkte, wodurch signifikant Energie eingespart werden kann. Ohne digitale Zwillinge wird die Nachhaltigkeit nicht gelingen.
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?
Simulations-Technologie und digitale Zwillinge sind in vielen Bereichen einsetzbar, da sie es ermöglichen, „Experimente“ virtuell durchzuführen und insbesondere unterschiedliche Szenarien virtuell durchzuspielen. Damit können sie den Erkenntnisgewinn deutlich beschleunigen. Da die entsprechenden Methoden anwendungsagnostisch sind, gibt es Schnittstellen zu vielen Bereichen. In meiner bisherigen Karriere habe ich immer interdisziplinär gearbeitet, zum Beispiel mit Schnittstellen zur Mechanobiologie, dem Verhalten von Fußgängern oder zuletzt den Ingenieurswissenschaften. Ich freue mich daher sehr darüber, dass die TU Darmstadt Interdisziplinarität so stark in den Vordergrund stellt.
Wenn ich heute Student wäre, würde ich … … viel YouTube und Künstliche Intelligenz (große Sprachmodelle) nutzen, um mir Wissen schneller anzueignen. Einerseits ermöglicht YouTube, von den besten Professoren weltweit zu lernen, zum Beispiel Lineare Algebra von Gilbert Strang oder Data-based Engineering von Steve Brunton. Andererseits ermöglichen moderne Sprachmodelle einen schnellen und individuellen Einstieg in unbekannte Fachgebiete. Es ist jedoch wichtig hervorzuheben, dass diese Modelle sich nur für den Einstieg eignen und eine tiefere eigene Einarbeitung in Themen nicht ersetzen können.
ANDRÉS GOENS
ALTER: 36 / FACHBEREICH: Informatik / FORSCHUNGSGEBIET: Programmiermethoden für zuverlässige Systeme / VORHERIGE WISSENSCHAFTLICHE / BERUFLICHE STATIONEN: Assistenzprofessor an der Universität Amsterdam, Postdoc an der Universität von Edinburgh und am Barkhausen Institut in Dresden, Doktorand an der TU Dresden / WICHTIGSTER WISSENSCHAFTLICHER/BERUFLICHER MEILENSTEIN: Das Problem der Speichermodelle für heterogene Hardware genau zu beschreiben und eine Teillösung gefunden zu haben. Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende daran?
Wie können wir uns sicher sein, dass ein Computer das tut, was er soll? Bei wichtigen Systemen können Fehlverhalten durchaus große Konsequenzen haben. Besonders jetzt mit ChatGPT und Co. und ihren sogenannten „Halluzinationen“ wird diese Frage noch wichtiger. In meiner Forschung steht diese Frage im Mittelpunkt. Die Antwort kann überraschend tief in die Theorie greifen, muss aber auch stets nahe am Praktischen bleiben.
„Wie können wir uns sicher sein, dass ein Computer das tut, was er soll? Bei wichtigen Systemen können Fehlverhalten durchaus große Konsequenzen haben.“
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?
Am klarsten ist das bei der Mathematik. Dass ein Programm eine Spezifikation erfüllt, kann man als ein mathematisches Theorem formulieren. Genauso können wir manche Methoden aus der Programmverifikation nutzen, um „gewöhnliche“ Theoreme in der Mathematik zu beweisen. Im Moment sehen wir auch eine kleine Revolution in der Mathematik, wo immer mehr Mathematiker:innen Software nutzen, um ihre Theoreme und deren Beweise zu digitalisieren. Mit meiner Forschung möchte ich auch dies unterstützen und dieser Revolution der Mathematik helfen.
In welchen Fachbereich der TU würden Sie gerne mal einen Tag schnuppern? Warum?
In den Fachbereich 2, die Gesellschafts- & Geschichtswissenschaften. Zum einen konkret bei den Sprachwissenschaften, ich habe nämlich schon immer ein besonderes Interesse an Sprachen und Linguistik gehabt (es ist kein Zufall, dass ich auch an Programmiersprachen forsche). Allgemeiner und grundsätzlicher aber auch, weil wir als Teil der Gesellschaft diese verstehen und erforschen sollten.
MARTIN ROTH
ALTER: 45 / FACHBEREICH: Architektur / FORSCHUNGSGEBIET: Entwerfen, Landschaftsarchitektur und Stadtökologie / VORHERIGE WISSENSCHAFTLICHE / BERUFLICHE STATIONEN: Professor an der Landschaftsarchitekturfakultät der Hochschule Weihenstephan – Triesdorf (HSWT), Promotion an der TU Berlin, Gründungspartner des Planungsbüros KOPPERROTH / WICHTIGSTER WISSENSCHAFTLICHER/BERUFLICHER MEILENSTEIN: Die Berufung an die TU Darmstadt ;) Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende daran?
Wen das Spannungsfeld zwischen Urbanisierungsdruck und Klimakrise interessiert, ist jederzeit willkommen. Besonders spannend dabei ist die transdisziplinäre Verknüpfung des Entwurfsfachgebiets mit der Wissenschaft der Stadtökologie – die konkrete Gestaltung unserer zukünftigen Lebenswelten.
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?
Neben den Fachgebieten am Fachbereich Architektur sehe ich zum Beispiel Schnittstellen mit dem Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, dem Fachgebiet Raumund Infrastrukturplanung oder dem Fachbereich Biologie. Aber ich würde mich auch sehr über weitere Zusammenarbeiten und Kooperationen freuen.
In welchen Fachbereich der TU würden Sie gerne mal einen Tag schnuppern? Warum?
Gerne würde ich bei Gelegenheit in das Projekt „Reasonable Artificial Intelligence“ reinschnuppern – aus reiner Neugier.
Wenn ich heute Student wäre, würde ich ...
… an möglichst vielen internationalen Austauschen und Exkursionen teilnehmen.
Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag ist ...
… eine Runde laufen gehen oder eine Karaoke-Party in der Küche starten.
Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende daran?
In meiner Forschung beschäftige ich mich mit Anreizproblemen in Unternehmen und der Frage, wie sowohl formelle als auch informelle Steuerungsinstrumente dazu beitragen können, diese Herausforderungen zu reduzieren. Solche Anreizprobleme entstehen beispielsweise zwischen Anteilseignern und Führungskräften aufgrund von Informationsasymmetrien, unterschiedlichen Zeithorizonten oder divergierenden Interessen. Doch auch andere Stakeholdergruppen wie Gesetzgeber, Regulierer oder die Gesellschaft insgesamt sind von solchen Problemen betroffen. Daher untersuche ich, inwieweit in Unternehmen sowie außerhalb davon Steuerungsinstrumente implementiert werden können, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Interne Instrumente umfassen beispielsweise Zielsetzungs- und Vergütungssysteme, die Führungskräfte motivieren, im Interesse des Unternehmens zu handeln. Externe Instrumente reichen von Regulierung bis hin zu Wirtschaftsprüfung. Im Bereich Nachhaltigkeit sehen wir gerade, wie Regulierer versuchen, Unternehmen zu mehr Transparenz in der Nachhaltigkeitsberichterstattung und einer nachhaltigeren Unternehmenssteuerung zu bewegen. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Forschung liegt auf informellen Steuerungsinstrumenten. Hierbei untersuche ich, wie Normen – etwa die Unternehmenskultur oder gesellschaftliche Werte am Standort eines Unternehmens –das Verhalten von Unternehmen beeinflussen. Die Tatsache, dass Anreizprobleme in vielen Bereichen auftreten und ihre Bedeutung gerade im Kontext der aktuellen Nachhaltigkeitsentwicklung immer deutlicher wird, unterstreicht die Relevanz meiner Forschungsarbeit.
„Die Gestaltung und Bedeutung von Anreizsystemen für Führungskräfte sowie die Ausarbeitung von Vergütungsverträgen stellen zentrale Forschungsschwerpunkte im Personalmanagement dar.“
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?
Meine Forschung bietet Schnittstellen zu einigen Fachgebieten an der TU Darmstadt. Insbesondere sehe ich Schnittstellen zu den Fachgebieten Marketing und Personalmanagement und Unternehmensfinanzierung. Die Gestaltung und Bedeutung von Anreizsystemen für Führungskräfte sowie die Ausarbeitung von Vergütungsverträgen stellen zentrale Forschungsschwerpunkte im Personalmanagement dar. Darüber hinaus ergeben sich natür-
liche Schnittstellen zu dem Bereich Unternehmensfinanzierung. So interessieren wir uns im Rechnungswesen für die Reaktion von Investoren auf die Berichterstattung von Unternehmen sowie die damit verbundene Regulierung. Außerdem sehe ich starke Schnittstellen unserer Forschungsgebiete im Bereich Corporate Governance, in dem Fragen der Unternehmenskontrolle im Mittelpunkt stehen. Folglich freue ich mich sehr auf einen Austausch dazu mit Professorin Stock-Homburg und Professor Schiereck.
Wenn ich heute Studentin wäre, würde ich … … Wirtschaftsinformatik oder Wirtschaftsingenieurwesen studieren. Neben der Ausbildung in der Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre sind meiner Meinung nach Grundkenntnisse im Bereich Informatik sowie den Ingenieurswissenschaften in der heutigen Zeit sehr gefragt.
MEIKE HATZEL
ALTER: 34 / FACHBEREICH: Mathematik / FORSCHUNGSGEBIET: Graphentheorie / VORHERIGE WISSENSCHAFTLICHE / BERUFLICHE STATIONEN: Berlin, Tokio, Daejeon / WICHTIGSTER WISSENSCHAFTLICHER/BERUFLICHER MEILENSTEIN: Arbeit am gerichteten Gittersatz.
Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende daran?
Es sind häufig die Fragen, die sehr einfach zu formulieren sind und die man in fünf Minuten jedem Teenager erklären kann, die am schwierigsten zu beantworten sind.
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?
Graphentheorie hat Schnittstellen zu vielen anderen Gebieten wie Chemie, Biologie, Informatik und Logistik.
In welchen Fachbereich der TU würden Sie gerne mal einen Tag schnuppern? Warum?
Energy Science and Engineering – weil es ein unglaublich spannendes und relevantes Thema ist.
Wenn ich heute Studentin wäre, würde ich ... … mehr Zeit im Ausland verbringen.
Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag ist …
… ein Karaoke-Abend mit Freunden.
„Es sind häufig die Fragen, die sehr einfach zu formulieren sind, die am schwierigsten zu beantworten sind.“
LICHE STATIONEN: Akademischer Rat auf Zeit, TU München, 2021–24 / Vertretungsprofessor für Angewandte Analysis, Universität Augsburg, 2022–23 / Akademischer Rat, Universität DuisburgEssen, 2024–2025 / WICHTIGSTER WISSENSCHAFTLICHER/BERUFLICHER MEILENSTEIN: Im Jahr 2019 gelang mir der Beweis neuartiger Differenzierbarkeitsresultate zur optimalen Steuerung dynamischer Kontaktprozesse. Diese lösten Probleme, die recht lange offen waren, und können entsprechend als wichtigster Meilenstein meiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeit angesehen werden.
Warum sollten Studierende sich für Ihre Themen interessieren? Was ist das Spannende daran?
In meiner Forschung beschäftige ich mich primär mit der Analyse und Lösung von unendlich dimensionalen Optimierungsproblemen und der optimalen Steuerung physikalischer Systeme. Das Interessante an dem Feld der Optimierung ist, dass es in Natur und Technik allgegenwärtig ist. Es gibt kaum eine Disziplin im Ingenieurwesen und in den Wirtschafts- und Naturwissenschaften, in der es am Ende des Tages nicht darum geht, Probleme optimal zu lösen oder bestimmte Größen zu maximieren oder zu minimieren, und auch sehr vielen evolutionären Prozessen liegen Optimierungsprinzipien zu Grunde. Je mehr man darüber weiß, was optimale Zustände auszeichnet, umso besser lassen sich Anwendungsprobleme effektiv lösen und umso mehr entwickelt man auch ein Verständnis dafür, warum viele Dinge unseres Alltags so sind, wie sie sind – zum Beispiel warum Bienenwaben sechseckig sind oder die meisten Windkraftanlagen genau drei Rotorblätter haben. All dies macht die mathematische Optimierung sehr reizvoll als Studienund Forschungsfeld.
„Das Interessante an dem Feld der Optimierung ist, dass es in Natur und Technik allgegenwärtig ist.“
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität großgeschrieben. Wo gibt es in Ihrem Arbeitsfeld Schnittstellen zu anderen Fachgebieten?
In der Vergangenheit habe ich mich in meiner Forschung oft mit der optimalen Steuerung elastoplastischer Verformungsprozesse und nicht-newtonscher Fluide beschäftigt. In diesem Feld geht es darum, mechanische beziehungsweise fluiddynamische Systeme durch äußere Einflüsse so zu manipulieren, dass sie sich in einer gewünschten Art und Weise verhalten. Fragestellungen dieser Art bieten naturgemäß zahlreiche Anknüpfungspunkte an die ingenieurwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fachbereiche. Da es sich bei der Optimierung – und insbesondere der optimalen Steuerung – um eine Schnittstellenwissenschaft handelt, gibt es aber auch Verbindungen meiner Arbeit zu zahlreichen anderen Gebieten – etwa der Informatik im Bereich des Maschinellen Lernens oder den Wirtschaftswissenschaften.
Fotos: Patrick Bal, außer Schwaiger: Paul Glogowski und Hatzel: Klaus Mai
PERSONALIA
DIENSTJUBILÄEN
40 JAHRE
Alexander Stark Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, am 1. September 2025
Annette Breimer Dezernat V, Stabsstelle Digitalisierung –Baumanagement und Technischer Betrieb, am 1. Oktober 2025
25 JAHRE
Alwin Böhm
Dezernat V, Gebäudetechnik, Betriebsgruppe Elektro, am 1. September 2025
Dirk Feldmann Fachgebiet Reaktive Strömungen und Messtechnik, Fachbereich Maschinenbau, am 1. September 2025
Dr. phil. Christof-Matthias Neubrand hessian.AI, Hessisches Zentrum für Künstliche Intelligenz, am 29. September 2025
Pro. Dr. rer. nat. Wolfgang Donner Fachbereich Material und Geowissenschaften, Fachgebiet Strukturforschung, am 1. Oktober 2025
Karen Fleischhauer M.A. Sprachenzentrum (SPZ), am 22. Oktober 2025
Dipl.-Ing. Karen Schlegel
Dezernat IV – Immobilienmanagement, Stabsstelle Informationssysteme, am 1. November 2025
Wir stellen ein: Ingenieure (Elektrotechnik und KIB), Bauüberwacher Bahn, Bauzeichner (m/w/d)
Wir stellen ein: Ingenieure (Elektrotechnik und KIB), Bauüberwacher Bahn, Bauzeichner (m/w/d)
Seit inzwischen 1 7 Jahren planen und überwachen wir als spezialisiertes Ingenieurbüro in Koblenz
Bauten in unterschiedlichsten Bereichen. Dabei bilden über 9 00 erfolgreiche Projekte das Fundament unseres Wissens und
Seit inzwischen 1 7 Jahren planen und überwachen wir als spezialisiertes Ingenieurbüro in Koblenz
Bauten in unterschiedlichsten Bereichen. Dabei bilden über 9 00 erfolgreiche Projekte das Fundament unseres Wissens und versetzen uns in die Lage, auch anspruchsvolle Projekte mit besonderen Bedingungen zuverlässig zu planen und umzusetzen.
KLEINER KÄFER,
GROSSE BEDEUTUNG
Fund des seltenen Großen Eichenbocks im Botanischen Garten
Eine wichtige Entdeckung:
Im Botanischen Garten der TU Darmstadt wurde der Große
Eichenbock (Cerambyx cerdo) gesichtet – ein in Deutschland stark gefährdeter Käfer, der europaweit unter strengem Schutz steht.
Mit bis zu sechs Zentimetern Körperlänge und eindrucksvollen, geweihartigen Fühlern zählt er zu den größten heimischen Käferarten. Sein eng an alte Eichen gebundener Lebensraum ist in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch geschrumpft.
Der Große Eichenbock ist gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie eine streng geschützte Art in der EU. Sein Fang, seine Tötung oder Störung sind verboten, und sein Lebensraum darf nicht zerstört werden. Bundesweit gilt die Art als vom Aussterben bedroht.
„Dass dieser überaus imposante und seltene Käfer in unserem Botanischen Garten gefunden wurde, zeigt, wie wertvoll unsere alten Baumbestände für den Artenschutz sind“, betont Professor Simon Poppinga, wissenschaftlicher Leiter des Botanischen Gartens.
„Die aufwändig gepflegten und vielfältigen naturnahen Lebensräume in unserem Garten bieten zahlreichen Lebewesen ein sicheres Zuhause.“
Besucherinnen und Besucher werden gebeten, Sichtungen dem Gartenteam zu melden und die Tiere keinesfalls zu berühren oder zu stören. CST