TREND MAGAZIN 04/2011

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GUANO APES:

ZIEL ERREICHT!

GUANO APES, eine der wenigen deutschen Indierockbands, die auch internationale Bekanntheit errang, sind zurück. Das TREND MAGAZIN befragte Sängerin SANDRA NASI und Gitarrist HENNING RÜMENAPP zu den Beweggründen, die zum Comeback geführt haben.

Foto: Daniel Cramer

Von Corinne Sutter

Sie sähe so klein aus neben HENNING, meint SANDRA und bleibt auf ihrem Ledersessel sitzen, weshalb ich die beiden getrennt zeichne. Und sie könne ihn sowieso nicht mehr ertragen. Klein menschlich oder körperlich, frage ich und wäre dabei überrascht gewesen, hätte sie nicht sofort ein «körperlich, natürlich» angefügt. «Das beginnt ja gut», ist man verleitet zu denken, denn so locker die Sprüche auch rüberkommen, sagen sie doch einiges über die vergangenen Zeiten der GUANO APES aus, der so plötzlich aufgelösten wie reunierten Band. Aufgelöst, da es zu Streitigkeiten gekommen ist und dies, wie so oft, des Geldes wegen. SANDRA sei nicht mehr auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen gewesen, soll Drummer DENNIS POSCHWATTA geäussert haben. Die Auszeit scheint der Band gut getan zu haben. Die Vergangenheit wird nicht beschönigt, die erlebte Krise nicht verdrängt. SANDRA wirkt nachdenklich, gesetzt. Nicht vorstellbar, dass ihr künftige Erfolge zu Kopf steigen könnten. Nachdem die beiden mit ihrer Bewunderung für die Schweiz und Liebe zum soeben gegessenen Käsefondue Pluspunkte gesammelt haben, frage ich, ob sie denn zwischenzeitlich noch im Untergrund musiziert hätten. SANDRA: «Wir hatten ganz Funkstille. Was auch

gut war nach 10 Jahren Tour. Ich hab dann vorerst ein Jahr lang überhaupt keine Musik gemacht, ging nach Berlin, hab mich dort in den Untergrund gestürzt, an einem Haus gebaut, mit der Kettensäge hantiert.» – «Also einen Alltag gelebt.» – «Genau. So haben wir gesehen, dass es auch ein Parallelleben zur Musik geben muss.» Denke ich auch. «Ihr kennt bestimmt die Maslowsche Bedürfnispyramide. Zuunterst befinden sich die Grundbedürfnisse Essen, Trinken und Schlafen, zuoberst die Selbstverwirklichung. Bei Künstlern steht diese Pyramide wohl oft etwas kopf. Oder in andern Worten: Es ist nicht sehr gesund, sich nur noch von Käsefondue und Pralinen zu ernähren.» HENNING: Vielleicht hatten wir uns zu sehr der Maschine hingegeben, die so gut um uns herum funktionierte. Wir merkten, dass wir dabei den Spass aneinander und an dem, was wir gemeinsam miteinander machten, zu verlieren drohten. Das war wie eine abgeschlossene Ära und ich denke, keiner hätte gedacht, dass wir das jetzt nochmals neu starten würden, bis unser Bassist den ersten Schritt gegangen ist. Da wurde uns klar, dass es schon etwas Besonderes war, was wir uns aufgebaut hatten. Wir mussten unsere Chemie wieder wertschätzen lernen.» «Böse Zungen unterstellen euch jetzt vielleicht, der Erfolg sei mit den andern Projekten ausgeblieben und jetzt rauft ihr euch deswegen wieder zusammen.» HENNING: «Ganz im Gegenteil. Wir sind an den andern Projekten gewachsen. Ich habe beispielsweise vorher noch nie in einer andern Band gespielt.» SANDRA: «Meine Sachen mache ich nach wie vor weiter und brauch das auch, etwas machen zu können, bei dem ich nicht mit andern grossartig diskutieren muss, kei-

nen Druck, keine Termine habe. So kann ich auch neue Dinge erlernen, wie das Gitarrenspiel. Das hab ich mir beigebracht, kann zwar nicht wahnsinnig viel, weiss aber immerhin, darauf einen Song zu schreiben.» «Wie steht es um den Vergleichsdruck mit euch selbst?» – SANDRA: Den gibt’s nicht. Wir gingen völlig neu an die Sache ran. Das ist, wie wenn ein Künstler immer dasselbe Bild malen soll, das macht halt nicht glücklich.» HENNING: «Wir haben also keinen der Songs, die jetzt auf dem Album sind, irgendwie aus der Schublade gezogen.» SANDRA: «Uns kam zugute, dass wir schon früher einiges gemacht hatten. Daher war der Erfolgsdruck weg und wir konnten uns voll auf das Songwriting konzentrieren. Und wenn es natürlich auch schön ist, jetzt in viele tolle Länder gehen zu können, nette Leute zu treffen, über unser Album zu reden, unser eigentliches Ziel ist mit dem Album selber bereits erreicht.

Die Karikaturen werden kritisch analysiert und auf den Smartphones festgehalten. Nachdem SANDRA befunden hat, dass sie besser weggekommen ist als HENNING, zeigt sie sich sehr zufrieden. Album: «Bel Air» (Sony) www.guanoapes.de

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