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55 °20′13″N 13°21′34″Ö

Am darauffolgenden sonnigen Morgen erreichen wir Schwedens südlichste Landzunge: Smygehuk. Dort gibt es einen Hafen, eine Touristeninformation, eine Fischräucherei und ein Café. Beim Aussichtspunkt am Meer steht ein Fernglas bereit. Ein steinerner Kompass im Boden zeigt die Entfernung zum nördlichsten Punkt des Landes, Treriksröset, an. Aber nicht nur hier werden wir an die südliche Lage erinnert. Nach den Fischerdörfern Böste und Gislövs läge kommen wir nämlich nach Trelleborg. Auf der Straße Strandgatan passieren wir eine lange Palmenallee, und bei dem milden Wetter kann man sich fast einbilden, die Koordinaten wären ein paar ganz andere.

Grosse städte und kleine gärten

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Weil wir in Malmö leben, halten wir auf unserer Radtour dort nicht an. Doch Besuchern empfehlen wir die Stadt von Herzen: Dich erwarten urbaner Trubel und erstklassige Falafeln. Der Sydkustleden, der weiterhin am Wasser entlangführt, passiert den Stadtstrand Ribersborg und das bekannte Wahrzeichen Turning Torso, bevor es in den modernen Vorort Lomma geht.

Ungefähr 40 Kilometer später eröffnet sich vor uns die Hafenstadt Landskrona Nach einem Rundgang durch das Zentrum radeln wir zur Festung Citadellet, die Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut wurde, als Skåne noch dänisch war. Die menschenleere Umgebung bezeugt das Ende der Touristensaison. Als wir am Burggraben und den blassrosa Gebäuden vorbeischlendern, fällt uns eine Infotafel ins Auge: Sie berichtet von der berüchtigten „Engelmacherin” Hilda Nilsson, die hier 1917 eingesperrt war, als die Gebäude noch als Gefängnis dienten. Eine unheimliche Geschichte – falls jemand googeln möchte.

Ungleich erhebender ist der Abstecher zur nahen Schrebergartensparte Citadellkolonierna (übrigens Schwedens älteste!). Eine der Lauben beherbergt das kleinste Museum des Landes: Rothoffs koloni. Bei unserem Besuch ist das Häuschen geschlossen, aber wir vertreiben uns die Zeit im offenen Garten. Dann radeln wir weiter zum Campingplatz Borstahusen

Der 5-Sterne-Campingplatz

Borstahusen liegt nah am Meer, ohne die Küstenumgebung zu sehr zu beeinträchtigen. Man kann sein Zelt entweder auf der Wiese oder in einer bewaldeten Ecke aufstellen.

Der Wanderweg zu den Tälern von Hilleshögs eignet sich auch für einen kurzen Ausflug, da man schon bald nach dem Start eine reizvolle Aussicht hat.

Hilleshögs täler und Glumslövs hügel

Auf dem Weg nach Helsingborg stellen wir die Räder ab und machen eine kleine Wanderung auf dem Skåneleden: Dessen Etappe 8 durchquert die Naturschutzgebiete Hilleshögs dalar und Glumslövs backar. Das allererste Stück ab Borstahusen führt über steile Pfade an sandigen Passagen entlang, die teilweise ins Meer weggebrochen scheinen. Kurz darauf breitet sich eine hügelige Wiesenlandschaft aus, und das Meer schimmert türkisblau weit unterhalb der Hänge. Auf dem Wasser schaukeln Segelboote und am Horizont erhebt sich die Fahrradinsel Ven

In der Nähe der Naturschutzgebiete verläuft der Sydkustleden auf einem asphaltierten Radweg neben einer Hauptstraße, aber auch zwischen den Hängen von Glumslöv gibt es viele hügelige Schotterstraßen zum Biken. Nach der Wanderung geht’s fröhlich auf und ab, bevor wir wieder auf den Sydkustleden stoßen.

Umgeben von hunderten tomaten

Unweit vom Sydkustleden befindet sich Vallåkra mit den umliegenden Dörfern (Wallåkrabygden). Zwischen bewirtschafteten Feldern sind auch Töpfer, Cafés und der große Bauernhof namens Haus der Tomate (Tomatens hus) angesiedelt. Dort bauen Patrik Andersson und Kristina Hjalmarsson Tomaten in allen möglichen Farben und Formen an. Als wir die Pflanzen im Gewächshaus besichtigen, hatten wir noch keine Zeit zum Mittagessen und nehmen dankbar die Kostproben an, die Patrik uns reicht. In ihrer unverarbeiteten Form sind Tomaten ein perfekter Snack für Radfahrer. Selbst wenn du also keinen Campingkocher dabeihast, lohnt es sich, beim Tomatentempel anzuhalten. Die dazugehörige Bäckerei zaubert süße Teilchen und Brot aus dem Steinofen.

Im benachbarten Restaurant Miss Alice essen wir zu Mittag und radeln dann weiter, die Taschen voll mit Tomaten. Die Sonne steht hoch und in der Nähe vom Badestrand Fortuna in Rydebäck kühlen wir uns unter einer Außendusche ab. Der Weg führt weiter am Wasser entlang und hinein in die Industrie- und Randgebiete von Helsingborg. Gegen Abend ist der Himmel noch blau, aber ein Blick aufs Telefon warnt uns vor: Am nächsten Tag müssen wir den ersten Teil des Kattegattleden wohl bei einem Herbststurm meistern.

Helsingborg ist perfekt zum Bummeln. Besuche eine Kunstausstellung im Kulturzentrum Dunkers Kulturhus, genieße die Aussicht vom Wachturm Kärnan und gönne dir eine Kaffeepause im Freien.

Das „Haus der Tomate” zeichnet sich durch Umweltbewusstsein aus: Dort werden keine chemischen Pestizide verwendet.

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