working-dog-Magazin Ausgabe 3

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INHALT 3/2017 TITELTHEMA h

12 Mythos Beutetrieb Umdenken ist angesagt! zoc Foto: Martin Rod

18 Spielsucht Wenn der Hund zum Junkie wird 24 Spielen auf Augenhöhe Mensch und Hund mit gleich viel Spaß 30 Stress Fluch oder Segen

NEWS & SZENE 34 Nachgefragt bei Udo Kopernik zur World Dog Show 42 Hingucker mit WAU-Effekt Serie: Unsere Fotografen

HUNDESPORT

Foto: Jan Redder

48 Fettgehalt im Hundefutter Was sagt das aus?

Foto: Constanze Rähse

ERNÄHRUNG

50 Die Rodzoch-Story Cocker Spaniel in der Fährtenarbeit 54 UFO-European Championship Frisbee-Elite traf sich in Duisburg 62 Albert & Cliff Schwimmen und Agility zum Ausgleich 66 VDH-IPO-Deutsche Meisterschaft Hochkarätiger IPO-Sport im Windhundestadion Gelsenkirchen 6

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working-dog Magazin UNSER TITELMOTIV 3/2017 Das Motiv zeigt den 10-jährigen Timbercreeks Azkaban Ghostdancer, genannt Leon, beim Rennbahntraining in Stolberg. Der Rhodesien Ridgeback-Rüde hat noch im Alter von neun Jahren erfolgreich an Coursings teilgenommen, die extra auch für diese Rasse ausgetragen werden. Heute ist Leon im Ruhestand. Foto: Andrea Willers


78 Sieg trotz Hindernissen Mathias Dögel wird Deutscher Meister im Gebrauchshundesport 82 Kleiner Streber Australian Cattle Dog im IPO-Sport 86 Wahnsinn: Weltmeister Der WUSV-Universalsieger 2017 kommt aus Bayern

Foto: Rebecca Kowalski

88 Lycan siegt mit Balli FCI- Weltmeisterschaft Obedience Interview mit Valentina Balli tuto Foto: Alberto Ven

94 FCI & UK Obedience Spielarten der Königsdisziplin 97 Interview Sabrina Mendlik und ihr Faible für UK Obedience 100 Voll gut! JEO 2017 in Luxemburg 103 Martin Eberle Kurzinterview mit JEO-Judge 111 JEO-Europameister LARGE Interview mit Simon Tabourat 112 EO-Europameister LARGE Interview mit Krisztina Beitl-Kabai

Foto: o: Con Fot Consta stanze nze Räh Rähse se

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INHALT

120 Gut trainiert ist halb gewonnen Parcours zum Nachbauen Ausarbeitung Martin Eberle (CH) 122 Die mit dem Hund tanzen Dogdance - ein Hundesport verbreitet sich mehr und mehr 126 Erstmal ist man immer Sieger Das Mondioring-Team Deutschland stellt sich vor 134 Mantrailing DVG und SV bringen Sportprüfung ins Programm

GESUNDHEIT 138 Schau mir in die Augen, Kleines Interview mit Augenspezialist Dr. Karl-Heinz Hennecken (Stolberg)

ZUCHT

RUBRIKEN

144 Rasseporträt Border Collie Top-Sporthund oder Problemhund

3 8 10 36 46 136 154

RECHT 150 Justitias Tücken Anwältin für Tierrecht Susan Beaucamp zum Thema "Recht und Hund"

Editorial Topbild Hundesport Topbild Hundesport News & Szene Kolumne Mücke Bissig Hundesport-Termine Impressum

w w w.wo r k i n g - d o g - m aga z i n . d e working-dog-magazin

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Foto: CONSTANZE RÄHSE/pics4dogs.eu 8

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HUNDESPORT

TOPBILD

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as Bild zeigt Discdogger Dennis Damen, der mit seiner Border Collie Aussie-Mix-Hündin Liszy am 6. August 2017 im Finale der European Championship in Duisburg spielte. Der Niederländer, der vor ca. 14 Jahren im Dogfrisbee begann, führt mit der nun Fünfjährigen seinen bereits zweiten Hund in diesem Sport. In Duisburg erreichte das Team in der Kombiwertung, die sich aus dem Freestyle und der Weitwurfdisziplin Toss&Catch errechnet, Platz 34.

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MYTHOS BEUTETRIEB Umdenken ist angesagt!

TEXT: MIKE SCHEFFNER│ FOTOS: CONSTANZE RÄHSE (pics4dogs) / ANDREA WILLERS (view of soul)

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TITELTHEMA

„Der hat nicht genug Beutetrieb. Das wird nie was!“ Das wurde mir vor mehr als 15 Jahren mal prognostiziert, als mein Hovawart beim SchutzdienstTraining den Helfer ignorierte und stattdessen einem Schmetterling nachschaute. Drei Jahre später musste der Helfer sein Urteil revidieren. Ich hatte mich 2004 mit „Fiete“ für die Deutsche Meisterschaft des Rassezuchtvereins für Hovawart-Hunde e.V. qualifiziert und dort mit 92 Punkten einen der besten Schutzdienste der Veranstaltung abgeliefert.

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ussagen über den Beutetrieb hört man bis heute noch auf fast allen Hundeplätzen. Zumeist wird der zu geringe oder wahlweise auch zu hohe Beutetrieb als Erklärung herangezogen, warum ein Hund etwas nicht gemacht hat. Wie praktisch! Ausbilder, Figuranten und Hundesportler können ihre Hände in Unschuld waschen und die Verantwortung für das Misslingen dem Hund in die Schuhe schieben. Der hat einfach zu wenig Beutetrieb! Das Hauptproblem bei solchen Äußerungen ist aber, sie entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Weder die Bezeichnungen Spieltrieb, noch Beutetrieb, noch Jagdtrieb sind ethologisch fundiert. Heute weiß man, dass die meisten Verhaltensweisen unserer Hunde in erster Linie durch äußere Anlässe bzw. Reize ausgelöst werden. Kommt dann eine innere Handlungsbereitschaft des Tieres dazu, wird das entsprechende Verhalten gezeigt. Das Beutefangverhalten von Wölfen und Hunden besteht aus verschiedenen aufeinanderfolgenden Verhaltenselementen: Orten – Fixieren – Anpirschen – Hetzen – Packen – Töten – Zerreißen - Fressen

Foto: Andrea Willers (view of soul)

Jedes dieser Elemente ist mit einer eigenen Handlungsbereitschaft ausgestattet und sie werden von unterschiedlichen Reizen ausgelöst. Hier von einem gemeinsamen Beutetrieb zu sprechen, ist unmöglich. Um das Verhalten eines Hundes im Sport zu beurteilen, hat der Begriff Beutetrieb ausgedient. Dazu sind Kriterien wie Motivation oder Handlungsbereitschaft, Erwartungshaltung und Erregungslage besser geeignet und ergeben ein wesentlich differenzierteres Bild.

Was genau ist eigentlich Motivation? Motivation ist das, was ein Lebewesen zu einem bestimmten Verhalten veranlasst. Ein Hund ist also nicht einfach so „motiviert“, sondern immer nur zu einer bestimmten Handlung. Ist ein Hund nicht oder nicht genügend motiviert, wird er selbst ein gut erlerntes Verhalten nicht ausführen. Lernen und Motivation sind also untrennbar miteinander verbunden. Motivation ist die Voraussetzung für Lernen, umgekehrt beeinflussen Lernerfahrungen auch die Motivation.

Motivation ist für die Hundeausbildung wie der Wind beim Drachen steigenlassen. Ohne Wind geht es nicht. Zuviel Wind sorgt dafür, dass der Drachen nur schwer zu kontrollieren ist oder abstürzt. Formen der Motivation Eigenmotivation liegt vor, wenn der Hund etwas freiwillig macht, weil er es an sich gerne tut. Dabei spielen Neugierde und Erkundungsverhalten eine wichtige Rolle. Beim Free Shaping macht man sich die Eigenmotivation des Hundes zunutze und klickert Verhaltensweisen, die der Hund von sich aus anbietet. Beispiel: Der Hund nimmt ein Apportierholz auf, weil er gerne Gegenstände trägt. Bei der Fremdmotivation wird das Verhalten durch den Trainer forciert, indem er den Hund mit Futter oder Spielzeug lockt oder es mittels Zwang working-dog-magazin

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ie Bestätigung mit einem geworfenen Ball oder einem anderen Beuteobjekt gehört mittlerweile zum normalen Bild im Hundesport. Auch in der Freizeit wird das „Ballspielen“ gerne eingeplant. Schon in Welpenpaketen von Züchtern und Zoofachmärkten findet man neben dem obligatorischen Spielzeug den dazu passenden Wurfarm. Jeder weiß, wie wichtig es ist, mit dem Hund zu spielen. Und so ist der Griff zum Ball auch häufig ein Akt der Bequemlichkeit – während man sich selbst nich bewegen muss, kann der Hund sich mal richtig „auspowern“. Wie praktisch! Doch dieses vermeintliche Spiel birgt Gefahren. Nicht umsonst spricht man auch von „Balljunkies“ bei Hunden, die sobald ein Ball hervorgezaubert wird, nur noch diesen sehen und nichts anderes mehr wahrnehmen. Doch wie kommt es dazu? Und wie kann man dem vorbeugen? Auch wenn man umgangssprachlich von „Spielen“ redet, wenn man das Ballwerfen meint, ist es verhaltensbiologisch gesehen etwas ganz anderes. Ein Spiel unter Hunden entwickelt sich spontan aus einer bestimmten Stimmung heraus und dient keinem bestimmten Ziel. Gespielt wird nur in einer entspannten Atmosphäre, in der der Hund sich wortwörtlich fallen lassen kann.

spielsucht Wenn der Hund zum Junkie wird, kann das familiäre Zusammenleben sehr anstrengend werden! TEXT: NINA DANY │ FOTOS: CONSTANZE RÄHSE (pics4dogs)

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TITELTHEMA

Hunde untereinander zeigen dabei wechselnde Rollen (mal ist der eine, mal der andere der Gejagte) und stellen sich auf ihren Spielpartner ein, indem sie bei einem langsameren Hund ebenfalls langsamer werden oder sich für den kleineren Hund auf den Boden legen. Spiel ist kreativ - es lässt sich kaum vorhersagen, welche Bewegung als nächstes gemacht wird. Runde, übertriebene und unvollständige Bewegungen sind weitere Kennzeichen für Spiel, genauso wie das Spielgesicht, das dem Gegenüber die Bereitschaft zum Spiel mitteilen soll.

Die Motivation zu spielen ist anderen biologischen Motivationen nachgeordnet – wer hungrig oder müde ist, der spielt nicht. Das Ballspiel hingegen ist das komplette Gegenteil dessen, was man unter Spiel bei Hunden versteht. Es ist zielgerichtet, die Bewegungen des Hundes sind schnell und werden vollständig ausgeführt. Der Ball wird geworfen, der Hund hetzt, packt den Ball und bringt ihn zurück. Ein Spielgesicht zeigt der Hund ebenfalls nicht, geschweige denn, dass er sich auf schlechtere Werfer mit einem langsameren Bringen einstellen würde. Spielen tut der Hund also nicht – was tut er dann?

mer von Erfolg gekrönt. Es wäre also logisch, dass der Wolf dieses Verhalten einstellt, weil es nicht zum Erfolg führt. In der weiteren Folge würde er schließlich verhungern. Selbstverständlich passiert dies nicht, denn die Natur hat dafür ein äußerst komplexes System errichtet, was dazu führt, dass der Wolf die Jagd trotz Misserfolg immer wieder ausführt. Dieses System ist auch immer noch bei unseren Hunden zu finden: Das System der Selbstbelohnung. Jagen ist im höchsten Maße selbstbelohnend. Bei der Jagd werden verschiedene Hormone ausgeschüttet, bei denen insbesondere das Dopamin

Foto: Ein entspanntes Sozialspiel mit entsprechend runden, übertriebenen Bewegungen und Bezug zum Spielpartner.

eine zentrale Rolle spielt. Dieser Neurotransmitter ist auch für Motivation, Antrieb, Koordination und Aufmerksamkeit wichtig. Die Hormonausschüttung führt dazu, dass der Hund Glücksgefühle empfindet. Schon die Jagd an sich ist derartig belohnend, dass sie immer wieder durchgeführt wird und es egal ist, ob Beute gemacht wird oder nicht. Alle Organe werden dank eigener Hormonspritze zu Höchstleistungen gebracht. Foto: Zielgerichtetes Hetzen: die Körpersprache zeigt deutlich, dass es um die "Jagd" geht.

[Der Hund jagt!] Jagd gehört nicht zum Sozialverhalten, sondern zum stoffwechselbedingten Verhalten. Es dient also dazu, den eigenen Stoffwechsel durch das Erlegen und Fressen eines Beutetieres aufrecht zu erhalten. Um zu verstehen, was im Hund bei der Jagd passiert, lohnt sich ein Blick auf seine Vorfahren – den Wolf. Eine Jagd ist äußerst kräftezehrend und anstrengend und dabei auch nicht imworking-dog-magazin

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Spielen auf augenhöhe Was macht ein gutes Spiel aus und wann haben Hund und Mensch gleich viel Spaß? TEXT: KAROLINA KRÜGER │ FOTOS: KAROLINA KRÜGER / CONSTANZE RÄHSE (pics4dogs)

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TiTelTheMa

„Der Freiraum des Spiels bietet eine besonders gute Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen, gemeinsam neue Aufgaben zu bewältigen, auf spielerische Weise Grenzen zu erleben und so im doppelten Sinne zusammenzuwachsen.“ (Günther Bloch)

Spielen mit dem Hund – Auflockerung der Unterordnung, Belohnung für gute Trainingseinheiten – so fing es Ende der 80-iger Jahre an, auf den Hundeplätzen modern zu werden. Beißwurst raus, Anbiss, Hund hochreißen auf zwei Beine, vielleicht noch einmal um die eigene Achse fliegen lassen – ein herzhaftes AUS! und weiter ging‘s im Ausbildungsprogramm. Alternativ das Bällchen als Bestätigung werfen und den Hund ganz schnell über den Platz rennen lassen: Urinstinkt Jagd und darin vor allem der sogenannte Beutetrieb waren Motor dessen, was Spiel genannt wurde und bis heute wird. Eine reine Sequenz des Jagdverhaltens, reduziert auf die, durch Ausschüttung körpereigener Glückshormone, erlebte Hochstimmung. „Beutefangverhalten wird am Ersatzobjekt Ball aktiviert und trainiert. Lustbetont ist Beutefangverhalten allemal, als Interaktion zwischen Mensch und Hund äußerst einseitig und durchaus angetan, Störungen im Verhalten des Hundes zur Interaktion mit seiner Umwelt zu entwickeln, wenn alleine diese Reize des ‚Spiels‘ dominieren." (Dr. Dorit Urd FeddersenPetersen) In den 90igern wurde dem Spiel eine größere Beachtung geschenkt. Der Hund, sein Ausdrucksverhalten und sei-

ne Bedürfnisse rückten mehr in den Mittelpunkt des Miteinanders und des Spiels. Die Ausbildung und der Umgang mit dem Hund haben sich darauf basierend in vielen Vereinen vom Sportgerät zum Teampartner gewandelt. Und dennoch ist das Spiel mit dem Hund auch heute noch meist ein reines Abrufen von Instinkthandlungen, bei dem der Mensch zur Ballwurfmaschine mutiert und dem im Abspulen des Urinstinkts keinerlei Bedeutung zukommt. Eine rein körperliche Beschäftigung des Hundes, die durch die Ausschüttung der körpereigenen Endorphine selbstbelohnend ist, statt in dem Tun mit dem Hundeführer Bestätigung zu finden. Spielen ist pures Vergnügen Echtes Spiel, also nicht eine unabdingbare Handlung auf einen Schlüsselreiz hin, kann nur freiwillig stattfinden, wenn alle körperlichen Bedürfnisse erfüllt sind, die Spielpartner sich sicher fühlen und sich das Individuum dem puren Vergnügen - dem Spiel - hingeben kann. In der Literatur beschreibt Norbert Sachser den sicheren Bereich, in dem Spiel stattfinden kann, als „entspanntes Feld“. Darin finden die Spielpartner sowohl Sicherheit, als auch Anregung. Selbstverständlich werden im Spiel viele

Instinkthandlungen oder Teilsequenzen daraus und besonders bei Welpen später im Leben benötigte Abläufe motorisch geübt – spielerisch eben. Dennoch sollte das Spiel nicht auf Instinkthandlungen reduziert werden. Was unterscheidet Spielen von einer rein motorischen Beschäftigung? Es sind vor allem die Motivationen, die einen Unterschied machen. Berücksichtigt man, dass Hunde in der Natur in einem engen sozialen Gefüge, dem Rudel, leben, versteht man die große Bedeutung der Interaktion zwischen den Familienmitgliedern. So gibt es neben den bekanntesten Motivationen Beute und Futter insbesondere die soziale Motivation. Sehr stark verknüpft mit Emotionen bietet die soziale Motivation ein weites Feld an Möglichkeiten. Grundvoraussetzung dafür ist jedoch, dass der Hund gelernt hat, dass die soziale Motivation in Bezug auf den Menschen ein hohes Gut ist. Er sollte dem Hundeführer eine große Aufmerksamkeit entgegenbringen, in der die Kommunikation des Teams eine Basis findet. Gleichzeitig ist es Aufgabe des Menschen, die beim Welpen und jungen Hund sehr stark ausgeprägte Orientierung am Rudel

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NEWS & SZENE

Je oller, je toller! Yannick Kayser gewinnt mit Punk vom Further Moor die FCI WM IPO 2017 TEXT: MIKE SCHEFFNER │ FOTOS: GUUS KERSEMAKERS (segusoda.nl)

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om 14. – 17. September trafen sich die besten IPO Sportler aus 39 Ländern im Jahnstadion in Rheine zur diesjährigen FCI Weltmeisterschaft. An dem Wettkampf um die Krone im Gebrauchshundesport nahmen 140 Hunde aus neun verschiedenen Rassen mit ihren zweibeinigen Teampartnern teil. Das Leistungsniveau war, wie immer bei einer FCI WM, sehr unterschiedlich. Hochkarätige Darbietungen wechselten sich mit durchschnittlichen und eher schwachen ab. Aber diese „Exoten“ gehören ja zu dieser Veranstaltung dazu. So konnten von den 140 Startern nur 116 die Prüfung bestehen. Obwohl der WDR in seiner Lokalzeit und die regionalen Tageszeitungen über die Veranstaltung berichtet haben, hielt sich das Zuschauerinteresse in Grenzen. Diese Weltmeisterschaft hätte definitiv mehr Zuschauer verdient gehabt. Hier setzt sich ein Trend fort, der bereits mehrere große Hundesportveranstaltungen betraf. Ein munteres Gewirr aus allen Sprachen der Welt empfing den Besucher im

Stadion. Das internationale Flair trug zur guten Atmosphäre bei, in der sich Hundesportler und Fachpublikum angeregt, auch über Landesgrenzen hinweg, austauschten. Die Chance zum Gedankenaustausch nutzte auch Patrizia Manca, die mit ihrem 8,5-jährigen Malinois CHUCKY DES MAUVAIS für Team Deutschland startete. Als Halbitalienerin hat sie natürlich mit den Mitgliedern der italienischen Mannschaft gefachsimpelt. Die Verständigung mit den Hundesportlern der anderen Nationen war allerdings nicht so leicht, „doch mit Händen und Füßen hat man sich schließlich doch verstanden“, berichtet sie. Das Gefühl ihren Hund vor großer Kulisse im Stadion vorzuführen, kannte Patrizia schon von der DVG Bundessiegerprüfung und der VDH DM, aber

„es ist doch noch mal etwas anderes, wenn man bei einer Weltmeisterschaft die deutschen Farben tragen darf“, erzählt sie nicht ohne Stolz.

Foto: Punk vom Further Moor ist der neue FCI-IPO-Weltmeister

* Statistisches # 140 Starter # 39 Nationen # 24 Ausfälle (17%)

ältester Hund:

Bardo of Spirit Tom (DSH) - 28.10.2008 Platz 105 (Japan)

jüngster Hund:

Thor Oger Schloss (DSH) - 14.11.2014 Platz 123 (Lettland) V-Bewertungen: Abt. A: 37 Abt. B: 13 Abt. C: 9 Gesamt: 9 working-dog-magazin

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HINGUCKER mit WAU-EFFEKT! TEXT: CONSTANZE RÄHSE │FOTOS: ANDREA WILLERS

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NE W S & S Z E N E

ABGELICHTET

Porträtfotografie ist heute mit normaler Ausrüstung problemlos für jeden Interessierten machbar. Workshops gibts genügend und Facebook ist voll mit Inspiration. Es sind die speziellen Fotos, die Fotografen wie Andrea Willers bekannt gemacht haben. Ein gutes Auge für den richtigen Moment und das entscheidene Detail haben nur die, die einen Sport selbst machen oder gemacht haben. Gute Technik und Insiderwissen sind die Garanten für Topbilder!

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chon ihr Vater hat immer leidenschaftlich gern fotografiert und auch wenn seine Bereiche eher Landschaft, Architektur und Lost Places waren, die ersten Berührungspunkte mit der Fotografie liegen damit schon in der Kindheit von Andrea, in der sie auch noch gelernt hat, ihre Fotos selbst in der Dunkelkammer zu entwickeln.

Nach jahrzehntelanger Unterbrechung flammte erst mit dem Einzug der kleinen Whippethündin Shania die Leidenschaft neu auf.

„Ich wollte unbedingt die Eleganz der Windhunde fotografisch festhalten.“

ANDREA WILLERS wurde 1965 in Oldenburg geboren und hat in Aachen Biologie studiert. Sie arbeitet heute als Fachreferentin Onkologie für die große Pharmafirma Pfizer Pharmaceuticals. Die Fotografie ist seit der Kindheit eine Leidenschaft. Bekannt geworden ist sie durch die fantastischen Fotos der Windhundeszene. facebook: VIEW of SOUL Andrea Willers

Wie jeder Fotograf, der sich mitten in der Entwicklung befindet, hat auch Andrea einiges an Technik ausprobiert, sogar mit einer Kompaktkamera begonnen, die natürlich für Bewegungsfotografie schneller Windhunde eher nicht geeignet war. Ihre erste digitale Spiegelreflexkamera war eine Olympus, der dann noch zwei folgten, bevor sie sich für einen working-dog-magazin

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m Alter von 16 Jahren bekam Martin Rodzoch seinen ersten Cocker Spaniel. Floxy war ein 6-jähriger, dreifarbiger Rüde aus dem Tierheim. Ein Jahr später folgte dann der erste Orangeschimmel dieser Rasse, deren Farbschlag er bis heute ganz klar favorisiert. Mit diesem nahm Martin zunächst an vielen Ausstellungen teil, bis dann Kautz vom veilchenberg einzog – ein Orangeschimmelrüde wie aus dem Bilderbuch. Mit diesem Hund begann der 49-jährige Plettenberger sich für die Nasenarbeit mit dem Hund zu interessieren. Es wuchs seine Begeisterung für die Fährtenarbeit, die bis heute ungebrochen ist. Kautz wurde jagdlich ausgebildet, die Schweißarbeit zog Martin in seinen Bann. Neben der aufkommenden Passion für Cocker Spaniel verstärkten zwischenzeitlich zwei Mischlinge, ein American Staffordshire Terrier und zwei Deutsche Schäferhunde das Rudel. 2009 kam der braune Cockerrüde Joe dazu, mit dem Martin die ersten FPr- und

FH1-Wettkämpfe bestritt. Leider konnte Joe nicht lange im Sport geführt werden, doch damit begann der Siegeszug der Cocker in Martins Leben und die Erfolge sollten nicht lange auf sich warten lassen… Im Jahr 2012 zog captain morgan von der burgmühle, genannt Amigo, ein und sollte eigentlich in der Rettungshundearbeit ausgebildet werden. Aufgrund einer beidseitigen Patellaluxation war diese Arbeit für Amigo jedoch tabu und so begann Martin, Amigo im Fährtenbereich zu arbeiten.

„Was soll´s ... dann eben Fährte!“ war ab sofort die Devise und mit der Entscheidung traf er auf den Punkt! „Kein Wetter ist ihm zu schlecht, kein Gelände zu schwer – Amigo will immer arbeiten! Nach vielen OGPrüfungen im SV entschloss ich mich 2014 dann in den DVG zu wechseln, um mehr Möglichkeiten für Amigo und mich zu haben.

Die Rodzoch-StorY Cocker Spaniel und Fährtenarbeit - die beiden Leidenschaften von Martin Rodzoch entwickelten sich fast parallel, was eher ungewöhnlich ist und gerade deswegen bemerkenswert! TEXT: NICOLE BEUTLER │ FOTOS: CORINNA KONIECZNY, MEIKE MENZER

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HUNDESPORT

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Was soll ich sagen? … Amigo machte gleich 2014 einen Durchmarsch, wurde Vizesieger der Kreisgruppe, Vize-Landesmeister, Zweiter beim bekannten Lipperose-FH-Pokal, wo er mit zwei Jahren seine erste IPO-FH ablegte und als Highlight im gleichen Jahr folgte dann noch DVG-FH-BSP, die einen 11. Platz einbrachte.“ Auch in den Jahren 2015 (4. Platz) und 2016 (7. Platz) nahm das Team an dieser Siegerprüfung teil. Im laufenden Jahr 2017 wurde Amigo auf der Kreismeisterschaft nur von Martins jüngerem Hund peter maFFay vom SchloSSberg geschlagen. Natürlich auch ein Cocker Spaniel! „Maffay kam im Jahr 2015 zu uns; ein Rüde, den ich mir ganz bewusst aus jagdlicher Zucht angeschafft habe. Schon im Alter von sechs Wochen legte ich für die drei Welpen, unter denen ich die erste Wahl hatte, eine kurze Futterfährte von 20 Schritten. Hier zeigte sich Maffay einfach am besten. Die Entscheidung, genau diesen Rüden zu mir zu holen, war goldrichtig!

MAFFAY

photo by Corinna Konieczny working-dog-magazin

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UFO-European Champion 2014, 2015, 2016 & 2017

ADRIAN & RORY photo by Constanze Rähse

UFO EUROPEaN CHamPiONSHiP Teamarbeit & Sportlichkeit formen tolle Freestyle-Shows TEXT + FOTOS: CONSTANZE RÄHSE (pics4dogs.eu)

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HUNDESPORT

DOGFRISBEE

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roße internationale Meisterschaften der Frisbee-Szene werden in Europa ja eigentlich eher selten ausgetragen. Der Sport stammt aus Amerika, ist dort seit Jahrzehnten populär. Die Entwicklung in Europa startet erst. Dass die UFO-Europameisterschaft nach der Weltmeisterschaft 2016 jetzt aber schon wieder in Deutschland stattfand, zeigt wohl, dass die Begeisterung für diesen Sport auch hier zu Lande stark wächst. Für das Wochenende 5./6. August 2017 organisierte das Team um Melanie Fydrich eine perfekte Veranstaltung im PCC Stadion Duisburg. Die Hundesportler, die aus sechs Nationen angereist waren, fanden hervorragende Bedingungen vor, um ihre Teampartner perfekt zu präsentieren.

Foto oben: Julia Zimmermann (GER) mit Minai Combined: Platz 6 Freestyle (6.) / T&C (8.) Foto Mitte: Fabio Mereu (ITA) mit Birra Combined: Platz 16 Freestyle (22.) / T&C (21.) Foto unten: Susanne Hoffrogge mit Dexter Combined: Platz 11 Freestyle (7.) / T&C (30.)

„Das Stadion ist einfach grandios“, schwärmt Melanie und fügt hinzu, dass die WM im letzten Jahr schon perfekte Bedingungen hatte. „Viele Frisbeespieler reisen mit dem Wohnmobil an und können bei uns direkt am Stadion campen. Das schafft Atmosphäre nicht nur während des Wettkampfes.“ Mit dem Last-Chance-Qualifier am Samstag, einem sogenannten MAJORTurnier, nutzten noch einige der Angereisten die Möglichkeit zur Qualifikation für die EM am Sonntag. Und der Regen störte augenscheinlich keinen von ihnen. „Der Rasen war mega gut“, erklärte mir Melanie, „der Regen war also gar kein Problem.“

„Hundefrisbee ist mehr als Werfen und Fangen. Für mich bedeutet der Sport Teamgefühl, weil die Bindung zwischen Hund und Halter stark intensiviert wird.“ Melanie Fydrich

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Albert & sein Cliff starten durch Schwimmen und Agility sind der perfekte Ausgleich zur IPO-Karriere TEXT: KATJA PETERS │ FOTOS: JAN REDDER (pics4dogs.eu)

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lbert Klaus ist ein lebensfroher Mensch. Wenn man mit ihm über seinen Cliff spricht, dann bekommt er glänzende Augen und erzählt von seinem Rüden voller Stolz. Ja, er ist stolz. „Das hat vor mir noch keiner in meiner Landesgruppe geschafft“, sagt der 53-Jährige. Klar, mit einem dreimaligen WUSV-Sieger sind sie schon in die Hundesport-Geschichte eingegangen, aber einen Teilnehmer auf der FCI-Weltmeisterschaft hat Bayern-Süd noch nie gestellt. Jedenfalls ist es nicht bekannt. Albert Klaus hat sich der Aufgabe VDHDM gestellt, nachdem er auf der SVBundes-FCI in Taucha/Leipzig Platz 7 belegt hatte. „Das war eine ganz neue Erfahrung für mich“, gibt er zu und sagt weiter: „so aufgeregt war ich bei den SVVeranstaltungen bisher nicht. Aber ich habe mich der Herausforderung gestellt und in diesem hochkarätigen Feld mitgemischt.“ Ja, das hat er. Denn er hat sich mit seinem vierjährigen Deutschen Schäferhund für die FCI-Weltmeisterschaft Mitte September in Rheine qualifiziert. „Das muss man erst mal schaffen mit einem Deutschen Schäferhund“, weiß Albert Klaus ob der hohen Konkurrenz durch die Belgischen Schäferhunde bei einer VDH-DM. Denn dieser Wettkampf ist für ihn viel höher angesetzt. 62

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Fotos: Die VDH-IPO-DM 2017 war die neunte überregionale Prüfung des erst Vierjährigen - seine Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen

← 2017 VDH-IPO-DM: Platz 7 SV-Bundes-FCI: Platz 6 7-Länderwettkampf: Platz 3 LG-FCI-Qualifikation: Platz 2 ← 2016 SV-BSP: Platz 17 LGA Bayern-Süd: Platz 2 SV-Bundes-FCI: Platz 9 7-Länderwettkampf: Platz 12 LG-FCI-Qualifikation: Platz 2


HUNDESPORT

IPO

"FCI-Weltmeisterschaft: Das muss man erst mal schaffen mit einem Deutschen Schäferhund!" Albert Klaus

Kurz vor Redaktionsschluss erfuhr Albert Klaus, dass er doch nicht auf der FCI-WM starten darf. Enttäuschung pur bei dem SV-Starter. Doch nach kurzer Zeit überwog wieder der Stolz über die Qualifikation zu dieser großartigen Weltmeisterschaft und das Ticket für die SVBundessiegerprüfung in Oberhausen, auf der er nun doch starten wird.

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HUNDESPORT

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VDH-Deutsche Meisterschaft Weniger Hunde am Start und durchwachsene Stimmung, dafür aber fantastische Leistungen und die Deutschen Schäferhunde auf dem Vormarsch TEXT: KATJA PETERS │ FOTOS: pics4dogs.eu/JAN REDDER

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ast 20 Hunde weniger starteten in diesem Jahr in Gelsenkirchen auf der VDH-IPO-DM, die vom DVG ausgerichtet wurde. Der Boxerclub schickte gar keine Mannschaft, die zwei qualifizierten Hundeführer mussten krankheitsbedingt absagen.

keine Freigabe erhalten und mussten von der Tribüne zuschauen. Warum es in den anderen Verbänden zu Ausfällen kam, konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Geschäftsstellen reagierten leider auf unsere Anfragen nicht.

Ähnlich war es auch bei den Rottweilern vom ADRK. Auch in deren Mannschaft hatten sich zwei Hunde kurz vor der Veranstaltung verletzt und mussten mit Medikamenten behandelt werden, die aber auf der Dopingliste des VDH stehen. So hatten Silke Dersch mit ihrer Aki von den Wichtelhäusern und Harald Baur mit Ando vom QuAnt

Als Schutzdiensthelfer waren Jochen Seufert (SV) im ersten und Dirk Schimank (swhv) im zweiten Teil eingesetzt. Beide arbeiteten gleichmäßig und fair und mit guter Belastung. Das Windhundstadion bot zwar genügend Platz, den Startern fehlte aber das Stadionflair. Es gab keine Tribüne, nur den Hang zum

Sitzen. Und auch für die Hunde war es eine Umstellung, da es keine sichtbaren Begrenzungen gab, das Oval sehr viel größer, als ein Stadion und der Laufbereich von Hasenlöchern übersät war. Das jedenfalls stellte Peter Rohde fest, dessen Hündin XoAnA von Peroh sich auf dem Weg zur Ablage vertreten hatte. „Das war einer VDH-DM nicht würdig“, resümiert er. Das tat seiner sehr guten Vorführung im Anschluss aber keinen Abbruch. „Mir macht das langsam auch alles Angst. Ich übe bald gar nicht mehr und fahre nur noch Motorrad“, sagt er lachend, nachdem er Platz 5 erreicht

hatte und damit den besten Schäferhund der Veranstaltung an der Leine hatte. Wieder mit einem selbstgezüchteten Hund, den er wieder vom Welpenalter an selbst ausgebildet hat. Und er hat ihr die gute Performance im Vorfeld durchaus zugetraut: „Für mich ist das eine ganz tolle Hündin. Sie hat alles, was ich brauche, ist psychisch und physisch belastbar, setzt tolle Griffe, hat Talent und Anatomie“, zählt er nicht ohne Stolz auf. Am Samstag ging es für die beiden in die Fährte. Der SV-Hundesportler empfand das Gelände als nicht so anspruchsvoll. Die Fährten waren sportlich fair gelegt. Seine Hündin ging working-dog-magazin

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Sieg trotz Hindernissen Auf der VDH-IPO-DM messen sich jährlich die jeweils fünf besten Teams der VDH-Mitgliedsvereine und die sechs Starter, die Deutschland im Vorjahr auf der FCI-WM vertreten haben. Wer es dahin geschafft hat, kann stolz auf sich sein. TEXT: CONSTANZE RÄHSE │ FOTOS: JAN REDDER (pics4dogs)

Foto: Bradanas derber Schutzdienst mit sehr guter Griffqualität ist besonders für eine Hündin üverzeugend.

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esonders stolz auf sich und seine Hündin workingdog bradana kann in diesem Jahr Mathias Dögel sein. Und das, obwohl die Vorbereitungen unter keinem guten Stern standen. Drei Wochen vor der Veranstaltung verletzte Bradana sich. Die Hündin hatte eine dicke Pfote und einen massiv geschwollenen Zeh. Mathias blieb nichts anderes übrig, als mit dem Training auszusetzen und sich darauf zu fokussieren, die Hündin wieder fit zu bekommen. Ob sie in Gelsenkirchen starten können würde, war fraglich. Glücklicherweise wurde sie rechtzeitig wieder gesund, aber Mathias konnte nur noch ein einziges Training vor der Veranstaltung absolvieren. „Ich habe nur eine Einheit Unterordnung und Schutzdienst gemacht, um zu sehen, ob Bradana auch gänzlich ohne Einschränkungen läuft und einem Start damit nichts im Wege steht“, berichtet Mathias. Zu allem Überfluss wurde Bradana dann auch noch läufig. Somit war klar, dass Mathias mit seiner Hündin nicht vorab auf der Platzanlage trainieren durfte. „Da ich grundsätzlich

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HUNDESPORT

IPO mit meinen Hunden nicht vor dem Wettkampf auf der Anlage trainiere, wäre das soweit kein Problem gewesen. In Gelsenkirchen gab es aber keinen klassischen Sportplatz, sondern eine Windhund-Rennbahn, die sich hinsichtlich Aufteilung und Beschaffenheit maßgeblich von einem normalen Sportplatz unterschied. Zum einen waren auf der rechten Seite ein Siegerpodest, als auch Fahnenstangen, die das normale Bild schon für den Hund trüben könnten und zum anderen war der Platz extrem langgezogen und es gab kaum eine Orientierung.“ Das machte Mathias Bauchschmerzen für die Voraus-Übung, aber es wurden auch Erinnerungen an das Regional Championat in Dinslaken 2016 wach. Dort hatte der Veranstalter zwei Pavillons für die Helfer und den Richter, sowie Laut-

Foto: Die Freifolge von Bradana wird fast immer mit "Vorzüglich" bewertet

"Ein Training direkt vor dem Führen ist in meinen Augen nicht zielführend. Besonders bei hohen Temperaturen im Sommer ist die Regenerationszeit für den Hund zu kurz."

sprecher neben dem sechsten Versteck aufgebaut. Viele Zuschauer standen am Rand. „Das war für meine noch sehr junge Hündin in dem Moment zu viel. Sie hat die Orientierung verloren und das Versteck nicht mehr wahrgenommen.“ Bradana hat dann dreimal um den Lautsprecher reviert. Leistungsrichter Michael Kötters blieb nichts anderes übrig, als den Schutzdienst abzubrechen. „Ich hab das nicht als Schwäche oder Defizit vom Hund ausgelegt“, analysiert Mathias die Situation. „Das war nur fehlende Erfahrung“. Da Bradana in diesem Jahr schon routinierter war, stand für Mathias ein mögliches Training unittelbar vor dem Führen nicht zur Option.

Fotos: Die Apporte sind im IPO-Sport besonders wichtig. Eine solide Ausbildung kann 40% der Punkte sichern!

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HUNDESPORT

IPO

kleiner Streber Kein Schäferhund, Riesenschnauzer, Rottweiler. Australian Cattle Dogs im IPO-Sport sind eher die Ausnahme. Aber wie lange noch? TEXT: PETRA HABERBOSCH │ FOTOS: JOACHIM BRODBECK

„Das hat sie sich selber ausgesucht“,

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Australian Cattle Dogs gehören zu den Treibhunden und werden als robust, selbstbewusst, arbeitsfreudig und ausdauernd, mit schneller Auffassungsgabe beschrieben. Heute gibt es in Deutschland nur wenige Australian Cattle Dogs, die in ihrer ursprünglichen Rolle am Vieh arbeiten. So trifft man, die in Deutschland eher seltene Rasse, auch im Agility, Obedience, IPO und im Rettungshundewesen an, beschreibt Christina.

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lacht Christina Scaldelai auf die Frage, wie sie mit ihrer Australian Cattle Dog Hündin zum IPO-Sport gekommen ist. Voller freudiger Erwartung auf die Fragen, die noch kommen, sitzt Christina im Vereinsheim des Schäferhundevereins SV-OG Sonnenbühl der LG13. Als ihre Hündin Bliss drei Monate alt war, hat Christina mit ihr zur Sozialisierung einen VDH-Hundeplatz besucht. Auf diesem Hundeplatz wurde auch IPO-Sport angeboten und als während des Schutzdienstes ein Hetzarm seitlich am Boden lag, hat Bliss einfach reingebissen und fand ihn total toll, „wollte ihn mit nach Hause nehmen“ erzählt Christina amüsiert. Trotzdem schlug Christina mit ihrer Bliss erst mal einen anderen Weg ein.

Und genau das war der eigentliche Plan. True-Blue OuTBack Heeler Blue Blizzard oder kurz Bliss sollte ihre neue Einsatzhündin für die Rettungshundearbeit werden. In den ersten beiden Jahren wurde die Hündin für die Rettungshundearbeit ausgebildet und die dafür notwendige Unterordnung auf einem VDH-Hundeplatz trainiert. Die Rettungshunde-Eignungsprüfung absolvierte Bliss mit einem "Sehr gut", aber Christina hatte sich dennoch dazu entschieden, nach 20 Jahren Rettungshundearbeit in den IPO-Sport zu wechseln. Aus beruflichen Gründen und Bliss hatte damals schon mehr Spaß an der Arbeit auf dem Hundeplatz, erzählt sie: „Da war sie voll dabei“. Aber ist es nicht eine große Umstellung von der Rettungshundearbeit in den IPO-Sport zu wechseln? Christina schüttelt den Kopf. Bei der Rettungshundearbeit, wie auch im IPO-Sport braucht der Hund einen sehr guten Gehorsam, eine gute Impulskontrolle, er muss nervenfest sein und Hundeführer mit Hund müssen als Team optimal zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein. Ob Rettungshund oder IPO – beide Arten der Ausbildung und Beschäftigung sind für den Hund und den Hundeführer vielfältig und intensiv, findet Christina und betont: „Mich und meinen Hund schweißen solche Arbeiten zusammen“.

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Lycan siegt mit Balli Hohe Grundschnelligkeit und schnelle, exakte Ausführungen. Border Collie beeindruckt mit Tempo- und Stellungswechseln die Obedience-Szene in Oostende. TEXT: CHRISSI SCHRANZ │ FOTOS: ALBERTO VENTUTO

V

om 15. bis 18. Juni 2017 fand die diesjährige ObedienceWeltmeisterschaft in Oostende an der belgischen Nordseeküste statt. 109 Hundesportler aus 20 Ländern nahmen daran teil. Die überwiegende Mehrheit führte, wie in den höchsten Obedience-Klassen üblich, Border Collies. Aber auch einige andere Rassevertreter haben die Qualifikation für diese höchste Stufe erreicht. Rasse

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Border Collie

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Belgischer Schäferhund

7

Malinois

5

tervueren

1

groenendael

1

Retriever

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FCI-Weltmeisterschaften stehen nur Hunden offen, die über FCI-Papiere verfügen und über einen unter dem Dachverband der FCI operierenden nationalen Verein entsendet werden.

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golden Retriever

5

Labrador

3

Flatcoated Retriever

1

nova Scotia duck tolling

1

Berger de Baunce

1

Staffordshire Bull Terrier

1

Airdale Terrier

1

Die Regeln für FCI-WMs entsprechen denen der Klasse Obedience 3. Freitag und Samstag kämpfen die einzelnen Länder um den Teamsieg, und am Sonntag wird einzeln gewertet. Die Teamwertung ist zugleich ein Qualifikationsbewerb für die individuelle Wertung am Sonntag: 88

Die zwanzig besten Hundeführer in den Teambewerben steigen in die Individualwertung auf. Diese gewinnt der Hundeführer mit der höchsten Punktezahl im Finale.

Am Sonntag stand die Italienerin Valentina Balli mit dem erst zweijährigen Border Collie Mind the dog Lycan und 283,25 Punkten ganz oben am Treppchen. Auch im Teambewerb schnitt Italien mit dem 2. Platz hinter Finnland sehr gut ab.


HUNDESPORT

OBEDIENCE

"Ich mag, dass es im Obedience immer ums Lรถsen von Problemen geht und ich liebe Herausforderungen!" Valentina Balli

VALENTINA BALLI & LYCAN photo by Alberto Ventuto

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 Scan mich!

Voll gut! Bunt und laut, eine fröhliche Stimmung, fast perfektes Wetter, sportliche Highlights. Was will man mehr? Großveranstaltungen unserer Jugend sind immer ein Erlebnis. Und das war sie auch, die JEO 2017. TEXT: CONSTANZE RÄHSE │ FOTOS: pics4dogs.eu/CONSTANZE RÄHSE

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HUNDESPORT

AGILITY bewerteten vier Judges die einzelnen Läufe meist parallel. Im Einsatz waren der Schweizer Martin Eberle, der 2006 selbst schon Einzel-Weltmeister der FCI im Agility war, Renan Campos aus Brasilien, der seit 2011 auf den großen Meisterschaften läuft, der Norweger Harald Schjelderup, der schon die EO und die FCI-WM bewerten durfte und der Luxemburger Romain Stein. Jeder der Richter hatte mindestens einmal jede der Größenklassen zu stellen.

 Fotos:

 Sarah Gorisek (AT) mit Jeremy (13.) SMALL CHILDREN

 Nina Ritter (DE)

mit Flo (22.) LARGE CHILDREN

 Sven Bastiaansen (BE) mit Blitz (2.) LARGE CHILDREN

 Daria Nee (DE)

mit Daisy (3.) SMALL CHILDREN

D Scan mich!

ie Europameisterschaft der Kinder und Junioren fand vom 14. bis 16. Juli in Luxemburg statt. Genauer gesagt steppte der Bär in Bettemburg. Ein herrliches, weitläufiges Gelände stand zur Verfügung. Es gab viel Platz für die vielen Camper. Ausreichend Duschen, Toiletten und gute Verpflegung hatten schon auf anderen großen Events, beispielsweise des Pferdesports, bestanden. Die Luxemburger hatten das Wochenende fast perfekt organisiert. Auf drei Parcours

Insgesamt gab es sechs Individual und drei Teamtitel zu gewinnen. 477 Hunde aus 23 Nationen wurden von den Kindern und Jugendlichen schon teilweise richtig professionell durch die Parcours manövriert. Die sportlichen Leistungen waren top. Auf meine Frage, ob es denn einen Unterschied mache, einen Lauf für Erwachsene oder Kinder zu gestalten und worauf er denn während des Designs geachtet hat, antwortete mir der erst 27-jährige Brasilianer: „Ich habe in meinen Kursen unterschiedliche Entfernungen zwischen den Hindernissen gewählt. Kleine Kinder laufen nicht das gleiche Tempo, die Junioren können wahrscheinlich besser laufen als einige Erwachsene.

Ich habe auch versucht, den Hundeführern verschiedene Optionen für mögliche Wege zu bieten. Sie mussten also auch überlegen, was ihr Hund in der Lage ist, zu zeigen und welcher Weg am schnellsten ist. Das verlangte natürlich ein bisschen mehr Erfahrung und war für die Kinder nicht so einfach. Ich persönlich mag es auch, wenn der Jumpinglauf noch viele Hundeführer im Kampf um das Podium hält. Meine Agility-Kurse waren etwas härter, aber im Finale, denke ich, sollte es auch anspruchsvoll sein. Den Titel muss man sich verdienen.“ working-dog-magazin

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Foto: ALESSANDRO MUSICORIO

"Agility ist rhythmisch und super harmonisch - ein bisschen wie ein Tanz."

Krisztina & Tiu Europas schnellstes Team kommt aus Deutschland INTERVIEW: CONSTANZE RÄHSE │ FOTOS: GUIDO KUESTER / REBECCA KOWALSKI / ALESSANDRO MUSICORIO

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HUNDESPORT

AGILITY

Europameister! Meinen herzlichsten Glückwunsch! Wie fühlt sich das an? Krisztina Beitl-Kabai: Ganz schön unglaublich. Mir fehlen die Worte. Ich habe gar nicht damit gerechnet. Im letzten Jahr habe ich nur Platz 42 im Jumping erreicht. In diesem Jahr waren 417 Teams am Start und zwar die besten Sportler aus jedem Land. Es ist also unglaublich schwer, unter die Top-25 zu kommen. Mein Ziel war es, in diesem Jahr das Finale zu erreichen, dann wäre ich schon glücklich gewesen. Wann hast Du gemerkt, dass es gut laufen könnte? Krisztina Beitl-Kabai: Ich habe schon früh gemerkt, dass Tiu bei der EO richtig schnell und gut drauf war. In der Vorqualifikation war sie im Agility-Lauf Neunte. Da dachte ich schon.

„woooow - mein Mädchen gibt echt alles.“ Im Jumping ist sie sogar Bestzeit gelaufen, hat aber leider zwei Stangen geworfen. Natürlich ist das Stangenwerfen nicht so toll, aber die Schnellste von über 400 Hunden zu sein, das ist schon etwas Besonderes. Das war der Zeitpunkt, wo ich für uns eine Chance gesehen habe, dass wir im Finale ganz vorne mitlaufen können. Daran die EO zu gewinnen, daran habe ich überhaupt nicht gedacht und es fällt mir auch immer noch schwer, das zu begreifen. Aber so ist der Agilitysport: Im letzten Jahr war ich nicht im Finale und in diesem Jahr war ich ganz oben auf dem Podium.

{ INTERVIEW } Ist das einer der Gründe, warum Du Agility machst? Warum betreibst Du überhaupt diesen Sport? Krisztina Beitl-Kabai: Ich habe vor 20 Jahren in Ungarn mit meinem kleinen Mischling eine Hundeschule besucht. Ich wollte, dass er etwas lernt. Ich hatte keine Ahnung von der Hundeerziehung. Dort wurde auch Agility angeboten und das hat mich gleich fasziniert. Ohne Leine und ohne irgendetwas – einfach zusammen rennen und der Hund weiß genau, was er machen muss. Diese Faszination hat mich bis heute nicht losgelassen. Ich liebe den Sport einfach. Es gefällt mir, dass sich alles andauernd ändert. Du hast nie einen Parcours zweimal. Man muss mit dem Hund sehr eng zusammenarbeiten, dass es läuferisch passt und der Hund genau versteht, was Du von ihm erwartest. Agility ist rhythmisch und super harmonisch – ein bisschen wie ein Tanz. Hast Du auch schon anderen Hundesport betrieben? Krisztina Beitl-Kabai: Nein. Bisher nur Agility. Ich habe mir natürlich auch schon andere Sportarten angeschaut und finde auch diese teilweise sehr gut. Ich liebe zum Beispiel IPO und Mondioring, beides ist sehr faszinierend. Aber für mich gibt es nichts Besseres als Agility. Ja, das ist ja auch in Ordnung. Tiu ist ein Border Collie, der in der Large Klasse läuft. Du hast aber auch schon Hunde in den beiden anderen Klassen geführt? Krisztina Beitl-Kabai: Ja, ich habe schon in allen Größenklassen Hunde geführt. Früher gab es ja nur zwei Klassen: Large und Small. Mit meinem Mischling und dem Sheltie (der

danach kam) bin ich Small gelaufen. Dann später auch Medium und ab 2003 hatte ich meinen ersten Border Collie. Das war der Beginn in der Large-Klasse für mich. Gibt es einen Unterschied in der Ausbildung und beim Führen im Parcours? Krisztina Beitl-Kabai: Ja, schon. Mit einem Large-Hund muss man ein bisschen anders laufen, als mit einem Small- oder Medium-Hund. Der LargeHund hat einen anderen Bewegungsablauf, weil sein Sprungverhalten ganz anders ist und er viel größere Sätze beim Springen macht. Mit Small und Medium man kann etwas „wilder“ laufen. Das kann man mit einem Large-Hund natürlich auch, aber dann fallen schneller die Stangen. Man darf aber nicht vergessen, dass jeder Hund anders ist und man daher nicht generalisieren sollte. Ist das mit kleineren Hunden auch automatisch leichter an den Kontaktzonen? Krisztina Beitl-Kabai: Naja, etwas vielleicht. Aber auch ein kleiner Hund kann wie ein Känguru über die Zone springen. Auch bei kleinen Hunden muss man an den Zonen kritisch sein und diese gut ausbilden. Einen Large-Hund muss man vielleicht noch detaillierter ausbilden, aber grundsätzlich ist die Lernmethode identisch. Viele Agilitysportler haben mehrere Hunde und laufen in verschiedenen Klassen. Du auch? Krisztina Beitl-Kabai:Ja, eigentlich schon, aber im Moment nicht. Mein Sheltie ist schon elf Jahre, und mit ihr laufe ich seit drei Jahren nicht mehr. Mein Nachwuchs-Sheltie ist erst sieben Monate alt.

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Dogdance Wenn Vater, Mutter und Sohn gemeinsam Schlittenhunde Die trainieren und Rennen fahren, dann stehen mit auch hinter ihrer Zucht Herz und Verstand und ein eigener Weg. den Hunden tanzen TEXT: CARMEN HERITIER │ FOTOS: p

CARMEN HERITIER

Dogdance ist eine Hundesportart, die noch nicht ganz im Kreise der „anerkannten“ Hundesportarten angekommen ist. Früher oft belächelt, wird Dogdance nun zunehmend auch von den „alten Hasen“ des Hundesports Ernst genommen.

tanzt seit 2004 mit ihren Beagles, ist internationale Dogdance-Richterin, Teilnehmerin der Europameisterschaft 2014 und Reservestarterin der diesjährigen Heim-WM in Leipzig.

TEXT: CARMEN HERITIER │ FOTOS: SANDRA ROTH

U

nd das hat seinen guten Grund. In der Königsklasse, der Klasse 3, tanzen Hund und Halter eine Choreographie von bis zu vier Minuten, perfekt abgestimmt zur Musik, d.h. jede Übung muss sekundengenau getimt sein, jedes Vorwegnehmen oder etwaige Verzögerungen fallen auf. Zumeist finden Turniere indoor auf Messen oder großen Ausstellungen statt, es kommt also ordentlich Ablenkung dazu. Doch was ist Dogdance genau, wo kommt es her und ist es überhaupt so anders als andere Hundesportarten?

to Music“ – also Fußarbeit zu Musik - zeigte, zur Auflockerung der Obedience-Championships. Nach Deutschland gebracht, populär gemacht und den Darbietungen den Namen „Dogdance“ gegeben, hat Denise Nardelli. In der Schweiz folgte dann Claudia Moser und so wurde im November 2009 in Friedrichshafen am Bodensee mit anderen Sportlern der Verein Dogdance International (DDI e.V.) gegründet.

Die Ursprünge

Dogdance möchte ein Sport für jedermann und "jederhund" sein. Das zeigt sich auf mehreren Ebenen. Zum einen ist eine Begleithundeprüfung keine Voraussetzung zur Turnierteilnahme, zum anderen gibt es auf Turnieren Funklassen, in denen die Belohnung mit Futter und Spielzeug erlaubt ist. Des weiteren gibt es spezielle Seniorenklassen für ältere Hunde, Handicap-Klassen für besondere Hunde und Juniorenklassen zur Nachwuchsförderung. Ganz explizit muss

Es lässt sich nicht so genau sagen, wer zuerst die Idee hatte, Fußarbeit mit Musik zu kombinieren. Bekannt aus Amerika ist auf jeden Fall Carolyn Scott mit ihrem Golden Retriever Rookie, die zu "You´re the one that I want" aus dem Musical Grease bereits in den 90ern den Ring rockten. In England war Mary Ray die erste, die im Ehrenring der Crufts „Heelwork 122

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Die Zielsetzung


HUNDESPORT

DOGDANCE

man kein Vereinsmitglied sein, um Dogdance auf Turnieren zu betreiben – der Erwerb eines Lizenzheftes reicht aus und dieses benötigt man auch nur für offizielle Starts. Grundsätzlich darf wirklich jeder mitmachen, ob Mischling oder Rassehund und auch auf internationaler Ebene wird das unterstützt, so hat die OEC (Open European Championship – vergleichbar mit der EO im Agility) mehr Zulauf als die WM, die teilweise nur Rassehunden vorbehalten ist. Der Sport Dogdance ist eine Darbietung von Fußarbeit und Tricks zu einer perfekt dazu abgestimmten Musik. Es gibt dabei zwei Divisionen: „Freestyle“, in dem alles erlaubt ist und „Heelwork“, in welchem 75% der Choreographie aus Fußpositionen bestehen soll. Dabei gibt es nicht nur das aus dem Obedience, der BH oder Unterordnung bekannte „Fuß“ links am Bein des Hundehalters, sondern 18 unterschiedliche Positionen innerhalb des DDI-Reglements. Neben unterschiedlichen Funklassen, wie z.B. der Beginnerklasse für Turnierneulinge oder der Openklasse für alle, die ihre Choreographie vor oder nach einem offiziellen Start noch einmal unter Turnierbedingungen trainieren wollen, gibt es die offiziellen Klassen. Hierbei startet man in Klasse 1 und qualifiziert sich nach und nach

für Klasse 2 und 3, ähnlich wie im Agility. Jedoch muss man nicht gewinnen, man sammelt Aufstiegspunkte, die sich aus der Punktzahl des Erstplatzierten errechnen, um die Relation zu wahren. 85% derer muss man erreichen, um einen Aufstiegspunkt zu erhalten, das heißt, man kann zwar den 3. Platz machen auf einem Turnier mit wenig Startern, aber wenn es an diesem Tag mal nicht so geklappt hat, erhält man ggf. keinen Aufstiegspunkt. So soll gewährleistet sein, dass die Hunde nicht allzu schnell aufsteigen und überfordert werden. Mit zwei Aufstiegspunkten kann, mit sieben muss man aufsteigen. Zudem gibt es auch die offizielle Klasse „Senioren & Handicap“, damit auch die älteren Hunde Platz haben und gewürdigt werden. Hervorzuheben ist, dass in der Richterausbildung im Dogdance akribisch auf die Schulung der Richter Wert gelegt wird, wenn es um Gesundheitsfragen geht. Publikumswirksam ist „schneller, höher, weiter“ nämlich allemal, nur nicht unbedingt der Gesundheit unseres besten Freundes zuträglich. So gibt es sogenannte „Gesundheitspunkte“, also Abzüge für gesundheitsgefährdende Tricks, z.B. wenn ein Hund nach einem Trick nicht sofort wieder klar weiterläuft oder einen Sprung taxiert.

Training Das Tolle an Dogdance ist, dass für das Training der einzelnen Elemente nicht viel Platz notwendig ist, man also gut daheim trainieren kann. Immer wichtiger wird dann aber die grundsätzliche Motivation des Hundes und das Ablenkungstraining. Im Training selbst kommt man ohne positive Verstärkung zum Glück nicht wirklich weit, unter anderem werden auch die Arbeitsfreude und Ausstrahlung des Hundes im Turnier unter dem Aspekt „Teamwork“ bewertet. Bei gleicher Punktzahl gewinnt übrigens das Team mit den höheren Teamworkpunkten. Ansonsten gibt es im Dogdance durchaus auch Parallelen zu anderen Hundesportarten. Zum Obedience, der „Mutter“ des Dogdance sowieso, aber auch das in der VPG-Unterordnung betriebene Futtertreiben wird zum Training der Fußarbeit genutzt, ohne dass dies vielen Dogdancern bewusst ist. Dogdance möchte weiterhin ein Sport für jeden bleiben, darin liegt auch seine Stärke. Denn welche andere Hundesportart lässt sich so individuell an ein Team anpassen? Ein tolles Beispiel ist hierbei eine Schweizer Starterin, die mit ihrem 12-jährigen Nova Scotia Duck Tolling Retriever Rüden im stolzen Alter von über 80 noch auf Turnieren tanzte – eben das macht Dogdance so einzigartig. Und dennoch ist es eine echte Sportart, die, vor allem in Klasse 3, Höchstleistungen von Hund und Halter fordert. Werbeanzeige

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Erst mal ist man immer Sieger Das working-dog-Magazin besuchte die FMBB-WM-Teilnehmer Annalena Breidenbach und Robert Kland beim Training mit dem Mondioring-Team Niederrhein TEXT: MIKE SCHEFFNER │ FOTOS: CLAAS POSSER / FRANK JENICHE / ANNIKA FLOR

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bei der Objektbewachung nicht austricksen lassen und die mit ausgeprägtem Willen und Muskelkraft eine 2,30 Meter hohe Palisade überwinden können. Das waren die Bilder die ich vom Ringsport im Kopf hatte. Doch bis zu so einer spektakulären Performance ist es ein weiter

Weg. Vor allem auch deshalb, weil kein Programm wie das andere ist. Genau das ist für Annalena Breidenbach und Robert Kland, die ich beim Training mit dem Mondioring Team Niederrhein beobachten durfte, der Reiz an dieser Sportart. Foto: Annika Flor

L

aute Musik, pfeilschnelle Hunde, die sich trotz aller Widrigkeiten gegen den Helfer durchsetzen und dabei immer noch so gut in der Hand des Hundeführers stehen, dass sie selbst eine lange Flucht kurz vor dem Anbiss auf Kommando abbrechen. Hunde, die sich auch von zwei Helfern


HUNDESPORT

„Man kann Mondioring viele Jahre machen, viele Wettkämpfe besuchen und kommt auf eine Prüfung, wo irgendetwas ist, was man noch nie gesehen hat.

Man muss seinen Hund sehr vielseitig und flexibel ausbilden, damit er dann auf den Prüfungen die Übungen entsprechend lösen kann“,

erzählt Annalena. Robert kann das nur bestätigen: „Und dann freut man sich natürlich, wenn in einer Prüfung eine Situation kommt, die der Hund zuvor noch nie erlebt hat und er sie trotzdem selbständig bewältigen kann.“

Ann ale

MONDIORING

B na

reidenbach

Aber auch dem Hund tut diese abwechslungsreiche Arbeit richtig gut, erklärt

Robert, weil er nicht in ein Schema gepresst wird, das er sein Leben lang wiederholen muss. Mondioring ist sehr attraktiv für die Zuschauer, eine stetige Herausforderung für den Sportler und bietet dem Hund vielseitige Beschäftigung und Auslastung. Klingt perfekt!

Warum ist Mondioring dann nicht bekannter und wesentlich weiter verbreitet? Während der Ringsport in Ländern wie Belgien und Frankreich eine lange Tradition hat, ist Mondioring in Deutschland noch eine relativ junge Sportart und die Trainingsmöglichkeiten sind limitiert.

Alter: 36 Beruf: Bauingenieurin Hundesport seit: 1986 aktiv im Mondioring früher: Agility, Obedience, IPO Erfolge: 2. Platz FMBB 2015 Mondioring Kat.1 3. Platz KUCBH Belgische Meisterschaft Mondioring 2016 Kat.2 3. Platz FCI-WM-Mondioring 2016 Kat.2

„Der VDH wollte es lange auf seinen Plätzen nicht sehen“, berichtet Annalena. „Diese ganze Diskussion ist es erlaubt oder nicht. Erst vor zwei Jahren, im Dezember 2015, gab es ein Rundschreiben vom VDH, dass der es seinen Mitgliedsvereinen freistellt, Mondioring anzubieten.“

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Schau mir in die Augen, Kleines Dr. Karl-Heinz Hennecken ist Tierarzt (Fachrichtung Augenheilkunde) mit eigener Praxis in Stolberg bei Aachen. Der passionierte Veterinär und Augenspezialist berichtet über den aktuellen Stand bei erblich bedingten Augenerkrankungen beim Hund. INTERVIEW: MIKE SCHEFFNER │ FOTOS: ANDREA WILLERS

Warum haben es Ihnen die Hundeaugen so angetan? Dr. Hennecken: Das war – wie es manchmal im Leben so ist – Zufall. Meine erste Assistentenstelle war in Dortmund bei Dr. Brahm, den man mit Recht als Pionier auf dem Gebiet der Augenheilkunde bezeichnen kann. Er hat mich unter die Fittiche genommen und deshalb habe ich über das Thema Collie-Augen-Anomalie (CEA) promoviert. Wie sehen Hunde denn genau? Man hört immer, die sind kurzsichtig. Stimmt das? Dr. Hennecken: Ganz objektiv kann man das nicht sagen, weil man sie ja nicht Zahlen lesen lassen kann. Es gibt ein Verfahren, da wird am narkotisierten Hund das Auge vermessen. Es gibt sowohl kurz-, weit- als auch normalsich138

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tige Hunde. Ich habe den Eindruck, dass viele Hunde eher weitsichtig sind und Dinge, die direkt vor der Nase liegen eher schlecht orten können. Dass sie eher auf die mittlere und weite Distanz sehen und nicht so sehr im Nahbereich, macht für ein beutegreifendes Raubtier auch Sinn. Stimmt es, dass ein Hund ähnlich wie ein Mensch mit Rot-Grün-Sehschwäche sieht? Dr. Hennecken: Das wird immer wieder diskutiert. Der allgemeine Tenor ist, dass der Hund nicht so differenziert Farben wahrnehmen kann wie der Mensch, aber auch nicht total farbenblind ist und alles nur grau sieht. Die Blautöne sind ebenfalls immer wieder im Gespräch. Würde es nicht für den Dämmerungsjäger Sinn machen, wenn sein Sehvermögen dafür optimiert wäre?


KYNOLOGIE

GESUNDHEIT

Dr. Hennecken: Ich glaube weniger, dass das an der Farbe liegt. Die meisten Hunde haben eine spezielle Struktur am Augenhintergrund, die das Licht reflektiert – das sogenannte Tapetum lucidum. Dadurch können sie das spärliche Licht in der Dämmerung besser nutzen. Merle-Faktor Hunde haben das übrigens nicht. Sie haben einen roten Augenhintergrund, so wie wir Menschen. Man sieht denen zwar nicht immer an, dass sie deshalb in der Dämmerung und Dunkelheit unsicher sind, aber ich denke, als Nachtjäger hätten sie, wenn man das objektiv vergleichen könnte, doch Nachteile. Gleicht der Aufbau des Hundeauges dem menschlichen Auge? Dr. Hennecken: Das kann man so sagen. Der größte Unterschied ist das Tapetum lucidum und das dritte Augenlid, die Nickhaut, die der Hund hat, wir Menschen aber nicht.

Der Hund hat am Lidrand, da wo unsere Wimpern sind, keine Haare. Wenn da dennoch welche wachsen, ist das eine „Krankheit“. Man spricht dann von einer Distichiasis, also von einer doppelten Wimpernreihe oder von nach innen wachsenden Wimpern. Auf Ausstellungen wird bei vielen Rassen die Augenfarbe bestimmt. Was ist die optimale Augenfarbe für einen Hund? Dr. Hennecken: Das ist reine Kosmetik. Es ist von Rasse zu Rasse sehr unterschiedlich, ob das gemaßregelt wird und zum Zuchtausschluss führt. Diese pigmentaufgehellten Augen haben ja oft eine blaue oder graue Iris. Am Augenhintergrund haben diese Hunde dann zumeist auch wenig oder kein Pigment. Das ist aber in der Regel nicht krankhaft. Nur wenn man die Pigmentverdünnung übertreibt working-dog-magazin

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Photo credit: http://animaltalenttime.com.au

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TOP-SPORTHUND oder Problemhund


KYNOLOGIE

R A S S E P O R T R ÄT

DER Border Collie Intelligentes Energiepaket und sprunggewaltiger Bewegungskünstler mit sehr hoher Grundschnelligkeit: Border Collies sind geeignete Teampartner für fast alle Arten von Hundesport, können aber auch schnell Problemhunde werden. TEXT: NINA DANY (planethund.com) │ FOTOS: CONSTANZE RÄHSE / AMREI GROß / fotolia.de

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Es ist faszinierend, einen Border Collie bei der Arbeit zu sehen. Schnell merkt man, wie besonders diese Hunde sind. Leider machen sich nur wenige darüber Gedanken, was es heißt, einen Border Collie zu halten. Natürlich wird sich informiert und sich umfassend vorbereitet – trotzdem geht es oft schief. Warum? Um mit dem Schäfer derart fein zu interagieren, besitzt der Border Collie ein hohes Maß an „will to please“. Hinzu kommen ein athletischer Körperbau, ein sehr feines sensibles Wesen und natürlich ein ansprechendes Äußeres. Dies macht den Border Collie für Nicht-Schäfer sehr attraktiv.

Foto: Constanze Rähse / pics4dosg.eu

er Blick ist starr, der Körper angespannt, die Rute konzentriert eingezogen, langsam schleicht er weiter – immer die Schafe fest im Blick. Auf einen Pfiff, dreht er ab, rennt einen großen Bogen, um sich auf einen weiteren Pfiff hinzulegen. Nie wird die Konzentration verloren – nie wird der Blick wirklich abgewendet. Auf einen weiteren Pfiff schleicht er wieder vorwärts. Nun fangen die Schafe an zu laufen, fest, starr und bestimmt geht der Border Collie hinterher, bis die Schafe beim Schäfer sind.

Foto: In der Agility-Large-Klasse ist der Border Collie die Nummer 1

Besonders im Hundesport trifft man diese Hunderasse immer wieder an, und kann durchaus beträchtliche Leistungen sehen. Ob Agility, Obedience, Turnierhundesport – überall wo der Border Collie auftaucht, ist er ganz vorne mit dabei. Dies macht ihn natürlich noch begehrenswerter. Er scheint der Garant für Erfolg zu sein und da er ja leicht zu erziehen ist, entscheidet man sich gerne für einen. Schaut man sich allerdings mal auf Notseiten für Hunde und speziell für Border Collies um, stellt man schnell

fest, dass es nicht wenige Hunde sind, die abgegeben werden. Ein häufiger Grund ist „Überforderung“, was nicht selten im Zusammenhang mit Beißvorfällen steht. Es gibt kaum jemanden, der noch keinen „durchgeknallten“ Border Collie kennengelernt hat. Auch auf Turnieren sieht man sie immer wieder: Kläffende Hunde, die vor dem Start aus den Boxen geholt werden, kläffend durch den Parcours rasen und dann schnell wieder in ihren Boxen verschwinden. working-dog-magazin

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