Working-dog Magazin 2/2017

Page 1


„Wer geht schon mit einem Hetzarm über die Straße?!“ Dr. Esther Schalke räumt mit Vorurteilen gegenüber der Ausbildung im Schutzdienst auf INTERVIEW: MIKE SCHEFFNER │FOTOS: pics4dogs.eu/CONSTANZE RÄHSE

D

r. Esther Schalke ist für den Hundesport ein Glücksfall! Sie ist die perfekte Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Tiermedizin und dem Hundesport. Sie ist Mitglied im DVG Ibbenbüren-Bockraden und kennt den VPG-Sport seit ihrer Kindheit, hat wissenschaftlich an der Tierärztlichen Hochschule Hannover am Institut für Tierschutz und Verhalten mit dem Forschungsschwerpunkt Lernverhalten und Aggressionsverhalten bei Hunden gearbeitet und ist promovierte Fachtierärztin für Tierverhalten. Kurz gesagt: Sie weiß, wovon sie spricht! Ich treffe Frau Dr. Schalke in einem Café in Hörstel. Schnell stellt sich heraus, dass sie eine aufgeschlossene Gesprächspartnerin ist. Sie gibt mir zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die überlegene Expertin zu sein, die sie zweifelsohne ist. Schnell sind wir beim „Du“ angelangt. Mit ihrer herrlich lockeren und freundlichen Art hat sie sich vor keiner Frage gedrückt, was leider nicht selbstverständlich in der Hundesportszene ist, und bereitwillig Auskunft gegeben. Im Verlauf unseres Gesprächs gesellte sich dann noch ihr Mann Hans Ebbers dazu, der ebenfalls sehr kompe10

working-dog-magazin

tent aus seiner Sicht als zertifizierter Hundetrainer der Tierärztekammer Niedersachsen, Leistungsrichter und aktiver Hundesportler Sachverhalte beleuchtete. WDM: Kannst Du bitte kurz Deinen Bezug zum Hundesport schildern und in welchen Sportarten Du aktiv bist bzw. warst. Dr. Esther Schalke: Angefangen habe ich als Kind. Da gab es bei uns nur Schutzhundesport. Später habe ich dann auch Rettungshundearbeit gemacht – Flächen- und Trümmersuche.

Ich bin Mitglied hier im DVG. Das ist ein reiner VPG-Platz. Im Moment habe ich selber keinen Hund, den ich im IPOSport führe. Aber wir trainieren gemeinsam den Mali meines Mannes. Ich persönlich habe eine Labradorhündin, die ich im Mantrailing ausbilde. Dann

mache ich mit ihr noch Dummy-Arbeit und führe sie auch jagdlich. Das macht mir mehr Spaß, als der Dummy-Sport. Außerdem habe ich noch eine Bloodhound-Hündin. Die ist schon uralt. Mit der habe ich nur Mantrailing gemacht, aber die ist jetzt in Rente. Hans hat noch einen Diensthund, mit dem er arbeitet und den Mali, den wir im Schutzdienst ausbilden. VPG! Schutzdienst darf man ja nicht mehr sagen. WDM: Einige Deiner Kollegen haben klare Vorbehalte gegen den Schutzhundesport. So sagte Dr. Udo Gansloßer z. B. in der NDR-Sendung „Panorama 3“ am 22.01.2013 Folgendes: „Das ist nicht ungefährlich: Denn genau wie die Ausbildung zum Diensthund macht auch der Schutzhundesport die Tiere aggressiv. Wir erziehen mit der Zeit einen Aggressionsjunkie, der von Mal zu Mal mit einer niedrigeren Reizschwelle, also mit einer noch höheren Bereitschaft zum Angriff, dann auf die nächste Situation regelrecht wartet. Wir sprechen hier von Lustbeißern, er findet es dann irgendwann wirklich spaßhaft zuzubeißen“. Wie siehst Du das? Dr. Esther Schalke: Zuerst nehme ich mal das „man macht die Hunde aggressiver“. Es gibt ja kaum Statistiken dazu, aber die Schweizer haben eine Anzeigepflicht bei Hundebissen.


TITELTHEMA

Deshalb habe ich mir mal von einem Schweizer Kollegen die Statistik von einem Jahr geben lassen und geschaut, wie viele Hunde aus dem Sport dabei waren. In dem Jahr gab es, wenn ich mich richtig erinnere, ungefähr 270 Beißunfälle. Ich habe mich gewundert, dass es so viele waren. Wobei man dazu sagen muss, dass auch Welpenbisse, die eine Tetanusimpfung nach sich ziehen, dort meldepflichtig sind. Man muss da also vorsichtig mit der Bewertung sein.

Aber von den ganzen Vorfällen, war nur ein einziger Hund dabei, der im Sport geführt wurde und der kam weder aus dem VPG-Sport noch aus dem Mondioring. Alles andere waren reine Familienhunde. Das wäre die statistische Seite. Dann zu dem Aggressionsverhalten im Sport. Es ist ja so, dass die meisten Hundesportler, die VPG machen, ohne dass ihnen das wirklich klar ist, gar kein Aggressionsverhalten wachrufen. Aber sehen wir uns zuerst einmal an, wie es sein sollte. Der Ärmel ist ja nichts weiter als eine Beutebelohnung. Jeder, der aus dem Sport kommt, weiß, ob es ein Bällchen oder ein Hetzarm ist, ist völlig egal. Für den Hund ist der Arm nur eine Belohnung mit einer höheren Wertigkeit. Worauf man achten muss, ist, dass man eine gute Signalkontrolle hat. Die schreib ich dir mal auf:

Person + Ärmel + Versteck = Verbellen

{ INTERVIEW } Wenn du eine Person hast, mit Arm, und die Person steht im Versteck, dann ist das nichts anderes als das Signal, wie wir es lerntheoretisch nennen, für Verbellen. Wenn du eine Person hast plus Ärmel aber minus Versteck, also der Helfer steht außerhalb des Verstecks, dann ist das nichts weiter als das Signal für das, was wir immer so schön die Bewachungsphase nennen. Wenn du dann eine Person hast ohne Ärmel, egal wo sie steht, auch im Versteck, also generalisiert, ist das gar kein Signal. Wenn man das so ausbildet, was ja die meisten auch ganz sauber so machen, dann ergibt sich daraus, sobald die Person keinen Ärmel hat, ist sie kein Signal. Und wenn man das auch ganz bewusst als Trainingseinheit hintereinander und nebeneinander schaltet, so dass das Tier das lernen kann, dann besteht keine Gefahr. WDM: Also ist die Aussage von Dr. Gansloßer Populismus? Dr. Esther Schalke: Ich weiß nicht, ob das Populismus ist. Das will ich Udo nicht unterstellen. Meine Frage an ihn wäre, wie viel hast du dich mit dem Schutzdienst, wie er im Sport praktiziert wird, auseinandergesetzt.

Person + Ärmel - Versteck = BEWACHEN

Person - Ärmel - Versteck = Kein Signal

Ich kenne das auch aus der Tierärzteschaft, dass viele Kollegen sagen, das macht die Hunde aggressiver. Wenn man dann fragt, wann warst du denn das letzte Mal auf einem Hundeplatz und hast zugeguckt, dann ergibt sich oft, dass sie nur ein- oder zweimal im ganzen Leben Schutzdienstausbildung gesehen haben und das ist dann meistens auch schon ziemlich lange her. Und da haben wir ja auch noch ein bisschen anders gearbeitet - muss man ehrlicherweise sagen. Dann die Frage der Aggression ... Wenn es zur Aggression kommt und man den Hund in einen Konflikt holt, dann ist es so, dass der Hund das Konfliktverhalten tatsächlich mit dem Sozialpartner, in diesem Fall dem Menschen, assoziiert.

Deshalb sage ich immer: seid vorsichtig mit dem Aggressionsverhalten. Das, was ihr eigentlich haben wollt, ist doch, dass der Hund drangvoller verbellt. Was die meisten Leute damit meinen, ist, dass der Hund so ein bisschen in die Frustration kommt. Und das ist für mich der Unterschied! Frustration als Emotion kann jetzt zu verschiedenen Reaktionen führen. Kennt der Hund eine Lösung, weil ich sie ihm vorher beigebracht habe, dann geht er ins Verbellen. Das ist das, was working-dog-magazin

11


HERZENSSACHE Dr. Jan-Gerd Kresken gibt Auskunft über Herzerkrankungen bei den Gebrauchshunderassen. INTERVIEW: MIKE SCHEFFNER

D

em Mann liegen Hunde am Herzen. Ich treffe Dr. Kresken, einen der führenden Experten im Fachbereich Kardiologie, in der Tierklinik Duisburg Kaiserberg, der er als Klinikleiter vorsteht. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Collegium Cardiologicum e.V. und sitzt im wissenschaftlichen Beirat des VDH. Er beantwortet bereitwillig meine Fragen. Dabei spricht er ruhig und sachlich, aber seine Bemerkungen sind an entsprechender Stelle mit Witz und Ironie gewürzt. Warum hat das Herz es Ihnen so angetan? Dr. Kresken: Das hat sich zufällig ergeben. Weil ich zu einer Zeit, als es den Ultraschall in Deutschland noch gar nicht gab, die Möglichkeit hatte, eines der ersten Geräte in der Doktorarbeit zu testen. Das war damals absolutes Neuland und da hatte ich vor 28 Jahren das Glück eine Technologie von Anfang an mitzubekommen. In Deutschland gab es weder einen Ult34

working-dog-magazin

raschallkurs, noch eine Ausbildung an der Universität. Wir waren also damals echte Pioniere. Man konnte das Herz plötzlich schlagen sehen, wir hatten ja bis dato nur Röntgen und EKG. Es war eine ganz fantastische Möglichkeit, ein bildgebendes Verfahren zu nutzen, was einem nicht nur die Organform und Größe zeigt, sondern auch die Funktion. Die Neurologen wissen nicht, was wir denken, die Orthopäden röntgen, aber die wissen nicht, warum man humpelt, aber wir sehen im Bild, ob die Pumpe funktioniert und können damit eine unglaubliche Aussage über das Organ selber treffen. Ob es Klappenfehler hat oder der Muskel kaputt ist. Wir können aber auch sehen, wie schwer es ist und ob das Tier, auch wenn es uns nichts sagen kann, darunter schon leidet oder in Zukunft leiden wird. Und das ist einzigartig. Das geht weder beim Darm, noch bei der Niere, noch bei den Knochen. Von daher war das immer schon etwas Besonderes. Ist es richtig, dass es erworbene, ererbte und angeborene Herzerkrankungen gibt? Dr. Kresken: Ja, genau. Die Begriffe erworben, angeboren und erblich verstehen auch viele Tierärzte falsch. Es gibt zwei gegensätzliche Begriffe. Entweder ist es erblich oder nicht erblich. Das ist

ja noch logisch. Also erblich sind meistens krumme Zähne und abstehende Ohren, nicht erblich ist ein Autounfall. Die anderen Begriffe beziehen sich auf den Zeitpunkt, an dem die Krankheit auftritt. Aber wenn ich sage, eine Krankheit ist erworben, wie zum Beispiel eine Herzmuskelerkrankung bei den großen Hunden, dann schließt das nicht aus, dass sie nicht trotzdem erblich ist. Und das ist genau der Gedankensprung, den jeder einmal machen muss, um zu verstehen, dass eine erworbene Herzerkrankung nicht gleichbedeutend mit nicht erblich ist. Und eine erbliche ist nicht gleichbedeutend mit einer angeborenen. Was sind die wichtigsten Herzerkrankungen bei Gebrauchshunderassen? Dr. Kresken: Die kann man eigentlich am Alter festmachen. Wir haben die angeborenen Erkrankungen, die bei den Welpen auftauchen, also bei den Gebrauchshunden, die noch nicht im Gebrauch sind. Und da natürlich schon sehr krass sein können. Aber das häufigste Auftreten von Herzerkrankungen ist im letzten Altersdrittel. Also wenn der Hund alt wird, am Ende seines Gebrauches. Die meisten Herzerkrankungen sind Verschleißerkrankungen, der Herzklappen oder des Herzmuskels, und die treten, so sagen wir, immer im letzten Altersdrittel auf.


TITELTHEMA

Alter Spruch: vier Jahre junger Hund, vier Jahre guter Hund, vier Jahre alter Hund! Das trifft ja so für mittelgroße Hunde zu, wenn man die Alterserwartung sieht. Der alte Hund ist am häufigsten betroffen. Dann gibt es noch fürchterliche Krankheiten, die mitten im Gebrauch kommen. Der zwei Jahre alte Rottweiler, Labrador oder Dobermann, der eine Herzmuskelkrankheit bekommen kann. Die ist dann erworben, sprich, die kommt erst nach der Geburt, hat aber eine Erblichkeit. Kann man irgendetwas als Prophylaxe tun, um so etwas zu verhindern? Dr. Kresken: Beim einzelnen Hund, also in der Lebenslinie des Hundes – nein! Wenn eine Erkrankung kommt, dann ist sie vorprogrammiert. Das heißt, der Hund muss schon eine Veranlagung mitbringen, dass sein Herzmuskel oder seine Herzklappe früher kaputt geht. Es gibt Ausnahmen, aber das Gros der Herzerkrankungen ist genetisch vorbestimmt. Die Verantwortung zur Vorbeugung liegt beim Züchter. Die müssen sicherstellen, dass die Elterntiere den Grundsätzen des Tierkaufrechtes und des Tierschutzgesetzes entsprechen. Als verantwortlicher Züchter darf man nur mit Hunden züchten, die nachweislich gesund sind. Das ist die Prophylaxe! Die Vorsorge ist nicht am Individuum, sondern züchterisch, linientechnisch. Wenn man jetzt das Einzeltier nimmt, dann ist es selbstverständlich so, je früher wir den Hund behandeln, umso älter wird er. DCM, also eine Dilatative Cardiomyopathie, ist eine Krankheit, die schon bei zwei-, dreijährigen Hunden auftreten kann. Und da kann man, durch die Gabe von Medikamenten, die die Rhythmusstörung beseitigen, meistens etliche Jahre rausholen.

Was bedeutet Dilatative Cardiomyopathie (DCM)? Dr. Kresken: Dilatation ist das lateinische Wort für eine Erweiterung. Im Deutschen sagt man auch, das Herz ist „ausgeleiert“. Darunter verstehen wir ein Herz, das vergrößert ist und in der Funktion schwächer wird. Cardiomyopathie heißt übersetzt Herzmuskelkrankheit. Das steckt hinter der DCM. Das hört sich hochtrabend an, ist aber eigentlich ein banales Wort für ausgeleierte Pumpe. Diese Krankheit ist ganz einfach zu diagnostizieren, weil sie mit einem erhöhten Herzdurchmesser und einer reduzierten Pumpleistung einhergeht. Von daher ist die übliche Diagnostik kein Hexenwerk. Wie häufig tritt diese Erkrankung bei Gebrauchshunderassen auf? Dr. Kresken: Das kann man pauschal nicht beantworten. Vermutlich sehr selten. Es gibt Gebrauchshunderasse – Australian Shepherds, Border Collies, die bekommen diese Erkrankung nicht. Und auf der anderen Seite gibt es Gebrauchshunderassen, wie den Dobermann, da tritt die Krankheit häufig auf. Mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50%, so wie in der Literatur zu lesen ist.

Also kann man das nicht pauschalisieren. Man kann nur sagen, es gibt Rassen, die haben ein extrem hohes Risiko, diese Krankheit zu bekommen. Andere wiederum nicht. Das steht absolut fest. Da einige Rassen die DCM bekommen und andere nicht, ist das ein deutlicher Hinweis auf die Ursache: Das absolut wahrscheinlichste ist eine genetische Ursache. Es wird immer wieder von Leuten, die eine erbliche Ursache ausblenden wollen, angemerkt, die Hunde werden eventuell nur falsch gefüttert.

Das würde ja im Umkehrschluss heißen, dass die Besitzer von Dobermännern zu blöd sind, richtig zu füttern. Und die, die einen Border Collie haben, alle clever sind. So einfach kann man sich das nicht machen. Manche Zuchtverantwortliche glauben sogar, dass die Benutzung von Elektrohalsbändern auf dem Hundeplatz eine DCM auslöst.

Dr. Jan-Gerd Kreseken Approbation: 1989 Promotionsjahr: 1992 TiHo Hannover und LMU München Leiter der Tierklinik Duisburg Kaiserberg Fachtierarzt für Kleintiere Zusatzbezeichnung: Kardiologie, Röntgenologie & Sonographie Mitglied des wiss. Beirates des VDH Vorsitzender des Collegium Cardiologicum e.V.

working-dog-magazin

35


Foto: pics4dogs.eu/JAN REDDER

26

working-dog-magazin


TITELTHEMA

Training & PRÜFUNG: Wenn dazwischen Welten liegen Martinas Roxy läuft im Training, wie es schöner wirklich nicht sein könnte: ein Textbuch-Beispiel für perfekte Fußarbeit in normaler Gangart, Laufschritt und langsamem Schritt. In der Grundstellung befindet sich seine Schulter in der Falllinie ihrer Hüfte, wie es die Prüfungsordnung verlangt. Er bedrängt nicht, und er hinkt nicht hinterher. Die Schnauze des Rüden zeigt in perfekter "Sternengucker"-Haltung gen Himmel. Er folgt jedem Signal, noch bevor Martina es zu Ende gesprochen hat, und

manchmal scheint es, als würde das Tier ihre Gedanken lesen. Im Apport fliegt er über Schrägwand oder Hürde, um dann dicht und gerade vor seiner Hundeführerin zum Sitzen zu kommen. Niemals käme er auf die Idee, das Bringholz falsch aufzunehmen, daran zu knautschen oder gar um die Hürde herumzulaufen. Im Vorauslaufen ist er fast ebenso schnell wie im Hereinrufen - selbstsicher bewegt er sich geradlinig von Martina weg, bis er sich auf deren Kommando hin in ein herrliches Platz wirft.

Roxy ist ausdrucksstark, freudig und präzise. Wer ihn im Training sieht, würde sagen: er sei aus dem Stoff, aus dem Weltmeister sind. INTERVIEW: CHRISSI SCHRANZ │FOTOS: JAN REDDER (pics4dogs.eu)

working-dog-magazin

27


zWei DAMeN GANz oBeN Wer die halbe Nacht Werfen übt ... darf gerne auch Weltmeister werden! INTERVIEW: CONSTANZE RÄHSE │ FOTOS: pics4dogs.eu/JAN REDDER

52

working-dog-magazin


HUNDESPORT

IPO

{ INTERVIEW } „Auch wenn Page nicht Weltmeister geworden wäre, hätte ich sie trotzdem genauso gern gehabt!“

◉ Name: Stephanie Ollmann ◉ Alter: 34 ◉ Familienstand: in Beziehung ◉ Kinder: keine ◉ Hundesport seit: 1997 ◉ Erfahrungen mit: ~ Malinois ~ Deutscher Schäferhund ~ Hovawart

» FMBB-Weltmeister, der Hammer ! Herzlichen Glückwunsch noch einmal von meiner Seite. Wie fühlt sich das an: Weltmeister? Stephanie Ollmann: Fühlt sich super an, auch wenn ich es immer noch gar nicht glauben kann. Das ist der Wahnsinn. Unglaublich. Mir fehlen die Worte.

Erfolge als Hundeführer: mit Fantasy von der Nöttinger Heide (DSH): AKZ: IPO3, FH1, OB3 VDH-DM (Obedience) 2009 (20.)

» Meine erste Frage wäre auch gleich: Hast Du in der Nacht von Samstag auf Sonntag Bringholzwerfen geübt? Und wie hast Du selbst das „Drama“ erlebt?

mit Aika vom Steigerwald (HOV): AKZ: OB3 BayM 2007 (4.) dhv DM 2007 (11.) VDH-DM 2007 (10.)

Stephanie Ollmann: Ja, ich habe mit Florian Knabl noch mal Holzwerfen unter Stressbedingungen trainiert. Florian hat mir am Trainingsplatz vor dem Holzwerfen immer gesagt: „Jetzt stell Dir vor, Du bist im Finale und das ist der letzte Wurf!“. Den Knoten konnten wir lösen, als ich mich nicht mehr darauf konzentriert habe, ob der Wurf klappt oder nicht, sondern nur noch auf meine Wurfbewegung geachtet habe. Als das Unglück im Hauptwettkampf passiert war, habe ich versucht, die Nerven zu behalten und mich nur noch auf die Vorausübung zu konzentrieren, denn die sollte möglichst gut klappen.

mit Page vom Further Moor (MAL) AKZ: IPO3 DMC-Championat 2014 (2.) / 2015 (11.) / 2016 (6.) VDH-IPO-DM 2014 (27.) FMBB 2015 (8.) / FMBB 2017 (1.)

» Und dem „verlorenen“ Weltcupsieg hast Du gar nicht hinterhergeweint? Stephanie Ollmann: Natürlich ist das schade und natürlich ärgert einen das auch kurz. Aber Page ist 8,5 Jahre alt. Ich hatte mich mit ihr zu dieser FMBB nochmals qualifizieren können und das hat mich schon sehr gefreut. Ich wollte in Halle einfach nur zeigen, wie toll Page ist, was sie kann und was wir trainiert haben. Ein zweites Mal im Finale stehen – das war mein Traum! » Wenn das Holz so schrägt hinter der Hürde liegen bleibt, ist das natürlich schwerer für den Hund. Aber habt ihr das nicht trainiert? Stephanie Ollmann: Doch natürlich. Viel sogar. Mir ist das bei einem Championat ja schon einmal so ergangen. Damals hat das beim dritten Wurf zum Glück trotzdem geklappt. Diesmal leider nicht. Aber das Problem war, dass das Holz sehr schräg lag und Page auch noch von der Wand weggedreht ist (links) und damit war der Blick zu mir frei.

working-dog-magazin

53


Eigentlich ist Pias große Leidenschaft der Turnierhundesport. Das macht sie seit 12 Jahren. Die Disziplin "Geländerlauf" sollte Mikas Einstieg in den Sport werden, aber aller Anfang ist bekanntlich schwer und der junge Rüde war bei den ersten Versuchen verunsichert wenn Zug auf die Leine kam und wollte nicht mehr laufen. Ein Scooter und der frei vorweglaufende Harvey überzeugten schließlich und heute ist der Rüde im Bikejöring, Canicross und im THS-Vierkampf erfolgreich unterwegs. Im letzten Jahr wurde er mit seiner Hundeführerin VDH-Deutscher Meister im Vierkampf. Die Vorzüge des erst Dreijährigen liegen auf der Hand, meint Pia. Mika ist pfeilschnell, sehr führig und während die anderen sich vor Aufregung schon am Start "auspowern", ist er entspannt, explodiert erst, wenn der "Startschuss" fällt. Auf dem Rad erreichen die Teams bis zu 40 km/h. Es versteht sich von selbst, dass schnell große Probleme entstehen, wenn der Hund plötzlich "eigene Wege" geht. Eine gute Ausbildung ist also auch in diesem Sport unabdingbar. Kommandos wie "rechts", "links" und "stopp" müssen vom Hund perfekt beherrscht werden und auch Überholvorgänge müssen geübt werden. Das ist nicht immer einfach, sagt die Weltmeisterin. "Ich selbst trainiere 4-8x die Woche - ja, ich bin ein wenig verrückt, aber ich habe eben ein sportliches Hobby und wenn ich da selbst nicht fit bin, kann ich das auch nicht von meinem Hund verlangen." Da kommen nach Pias Aussagen um die 30 Kilometer in der Woche zusammen, die laufend oder auf dem Fahrrad zurückgelegt werden. Zusätzlich gibt es noch Schwimmtraining, Kraftsport und beim Gassigehen werden die Richtungskommandos trainiert. Die 26-jährige Polizistin kann es immer noch gar nicht glauben, was sie da geschafft hat, denn eigentlich ist sie nur durch Zufall an die Ausschreibung gekommen und hat mit diesem Erfolg auf keinen Fall gerechnet. Und nun: Weltmeister! Das harte Training hat sich gelohnt.

"Wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich auch jedes Mal heulen vor Glück und Stolz auf meinen Mika. Im nächsten Jahr möchte ich wieder dabei sein!" 68

working-dog-magazin

Mika vom Brunsbeker Land

M

ika ist der perfekte Hund für mich, sagt die frischgebackene FMBB-Weltmeisterin im Bikejöring Pia Maier aus Bayern. Sie hat den Rüden im Alter von neun Monaten übernommen, wollte eigentlich gar keinen Malinois. Aber angeschaut hat sie ihn trotzdem mal und sich auch gleich in Mikas Charakter verliebt. Etwas zurückhaltend war er anfangs, aber sehr menschenbezogen und offen auch für Border Collie Harvey, der fortan Motivator und Trainingspartner des jungen Belgiers war.

Rasse: Belgischer Schäferhund (Malinois) Wurftag: 11.08.2013 - VDH/DMC 13/0208 Ausbildungskennzeichen: BH Titel: FMBB-Weltmeister Bikejöring 2017, VDH-Deutscher Meister THS-Vierkampf 2016 Abstammung:

Vater: Daneskjold Ursus (IPO3) Mutter: Aimy vom Brunsbeker Land (IPO3)


HUNDESPORT

BIKEJÖRING

„Warum wir schneller waren, weiß ich nicht. Ich wusste, dass wir schnell sind, aber die anderen Teilnehmer hatten ja die selbe Rasse vor dem Rad - einen Hund der immer mit Herzblut bei der Sache ist und alles gibt. Ich selbst bin derzeit in einer guten körperlichen Verfassung und trainiere sehr viel. Ich habe natürlich auch fleißig mitgetreten und war im Ziel mindestens genauso platt wie Mika.“ Pia Maier

11:40 Minuten bis zur TraumerfüllunG TEXT: CONSTANZE RÄHSE │ FOTO: pics4dogs.eu/ CONSTANZE RÄHSE

working-dog-magazin

69


FCI-FH-Weltmeisterschaft 2011 (3.) / 2012 (10.) / 2013 (2.) 2014 (4.) / 2015 (Weltmeister) 2016 (-) / 2017 (Weltmeister)

VDH-IPO-FH Deutsche Meisterschaft 2009 (5.) / 2011 (Deutscher Meister) 2012 (3.) / 2013 (Deutscher Meister) 2014 (Vize) / 2015 (Vize) 2016 (Deutscher Meister) 2017 (Deutscher Meister)

dhv FH Deutsche Meisterschaft 2009 (2.) / 2010 (3.)

DVG Bundessiegerprüfung FH 2009 (4.) / 2010 (3.)

"Kennt er nicht, darf es nicht geben." Michael Tomczak

86

working-dog-magazin


HUNDESPORT

FÄ H RT E

Aik ist der beste! Der Deutsche Schäferhund sammelt einen Titel nach dem anderen: viermal Deutscher Meister und zweimal Weltmeister - CHAPEAU! TEXT: KATJA PETERS │ FOTO: pics4dogs.eu/SEPP GRÜTERS

A

uf dem Weg zu seiner ersten FährtenhundWeltmeisterschaft dachte Michael Tomczak: „Wow! Das ist jetzt Deine erste WM. Mal sehen, was dabei rauskommt.“ Als er Anfang April auf dem Weg nach Slowenien war, dachte der Westfale: „Wow! Das ist jetzt deine siebente WM! Mal sehen, was bei rauskommt.“ Sie sind derzeit das Maß aller Dinge in Sachen Fährtenarbeit auf der Welt. Michael Tomczak und sein Aik vom Rio NegRo. Sieben Mal in Folge starteten die beiden seit 2011 für die FCIIPO-FH-Weltmeisterschaft. Zwei Mal wurden sie Weltmeister. So wie am 6. April diesen Jahres in Ptuj. „Ich bin am Samstagmorgen gegen acht Uhr losgefahren, war nach zwölf Stunden und 1200 Kilometern in Slowenien. Nach Ankunft muss Aik immer erst mal das

Hotel bekunden. Er genießt die Zeit zusammen mit mir im Hotel, zu Hause ist er nämlich Zwingerhund“, erzählt der Champion mit einem Augenzwinkern. Mannschaftskollege Thomas Thies war ebenfalls schon einen Tag früher angereist, sodass sich die beiden am frühen Sonntag im Trainingsgelände verabreden konnten. „Wir hatten uns nur zwei Mal vorher gesehen und auch nur kurz mal gesprochen“, erinnert sich Michael Tomczak. Trotzdem harmonierten die beiden Fährtenfreaks bestens beim Üben, haben sich gegenseitig Trainingsfährten gelegt. Als Fährtengelände in Slowenien stand Acker mit einem 20 cm hohem Bewuchs zur Verfügung. Es war sehr trocken und auch schon sehr warm im Vergleich zu den Temperaturen in Deutschland. „Aik und ich legen da direkt los. Es gibt ja nicht viele Unterschiede, was das Gelände angeht. Entweder ist es lehmig oder sandig. Kennt er nicht, darf es nicht geben.

Wenn sich bei der ersten Trainingsfährte irgendetwas Besonderes herausstellt, dann kommen eben kleine Einheiten dazu. Eigentlich ist es ja nur akklimatisieren für den Hund. In Russland bin ich wegen der Zeitumstellung immer nachts um drei Uhr aufgewacht und bin dann mit ihm los, weil es erst um 9 Uhr Frühstück gab. Wenn die anderen Starter loslegten, waren wir beide schon fertig. Aik ist da auch absolut pflegeleicht, er macht alles mit, kennt das vom Welpenalter an und ist auch an sich ein sehr ausgeglichener Hund.“ Die Organisation im April in Slowenien war hervorragend, es wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Stimmung im Team war ebenfalls super. Einziger Wermutstropfen war, dass Khadryze vom Haus Lohre von Teamkollege Marco Apitz nicht zugelost wurde. An der ersten Wettkampffährte gab es nichts auszusetzen - 100 Punkte. Am zweiten Tag ging Aik nicht so working-dog-magazin

87


das richtige Futter finden (Teil 2)

Die einfachsten Lösungen, nämlich für den Rest des Lebens das Futter zu geben, das die Züchterin empfohlen hat oder das zu kaufen, was beim Tierarzt im Regal steht, sind leider selten die besten. TEXT: ANJA MARTI-JILG │ FOTOS: fotolia.de

I

m ersten Teil des Wegweisers beschäftigten wir uns mit den Kriterien für ein gutes Trockenfutter. Im zweiten Teil geht es um Feuchtfutter und um Ergänzungsmittel für selbst Gekochtes bzw. BARF. Während die Produktion von Trockenfutter einigermaßen anspruchsvoll ist und teure Anlagen braucht, ist die Herstellung von Feuchtfutter in Dosen, Schalen oder Tetrapacks vergleichsweise einfach. Entsprechend häufig hat

48

working-dog-magazin

man beim Durchlesen der Zutaten auch den Eindruck, hier werde Hausmannskost für die ganze Familie gekocht, so lecker tönt das manchmal. Das ist natürlich gewollt, denn schließlich kaufen die Menschen das Futter und nicht der Hund. Eine Ernährungsberatungskollegin von mir, die einen eigenen Online-Futtershop führt, hatte neulich ein Dosenfutter im Sonderverkauf, das sich für mich sensationell gut anhörte und das spottbillig war.


KYNOLOGIE

ERNÄHRUNG Ich fragte sie danach und sie erklärte mit einem Seufzen, dass sie das Futter zum halben Preis verkaufen müsse, weil es nie ein zweites Mal gekauft würde. Es rieche sehr streng. Die Hunde liebten es zwar … Das Futter enthielt neben Fleisch allerlei Innereien, Blut und Pansen sowie Knochen. Eigentlich wirklich alles, was ein Hund braucht. Allerdings keine feinen Kräuter, keine Granatapfelkerne und kein Bio-Quinoa.

Futtermittel

Letztlich gilt für so genannte Komplett-Menüs unter den Feuchtfuttern, egal ob sie in Dosen, Schalen oder als Würste angeboten werden, das gleiche, wie für selbst gekochte Mahlzeiten:

Sie müssen in der richtigen Menge die richtigen Zutaten enthalten, damit der Hund alles bekommt, was er braucht. Sind keine Innereien enthalten, müssen die fehlenden Vitamine und Spurenelemente mindestens mit Lebertran ergänzt werden, sind keine Knochen enthalten, gehören Eierschalen oder andere Mineralstofflieferanten hinein. Oder die Futter werden wie beim Trockenfutter mit einer Vitamin- und MineralstoffMischung ergänzt, die dann unter Zusatzstoffe entsprechend aufgelistet werden. Viele, vor allem neuere teure Feuchtfutter mit speziell für den Besitzer appetitlich

wichtig für

Ersatz/Ergänzung

Innereien wie fettlösliche Leber, Niere, Milz, Vitamine, einige Herz Spurenelemente

Lebertran für die Vitamine A und D plus MineralstoffErgänzungsmittel für die Spurenelemente oder VitaminMineralstoffErgänzungsmittel oder Flocken mit Vitaminen und Mineralstoffen

Meeresfisch

Protein, Jod

Seealgen oder geeignetes Mineralstoff-Ergänzungsmittel

Knochen

Kalzium und Spu- Eierschalen, renelemente Algenkalk, Knochenmehl oder geeignetes Mineralpulver

Muskelfleisch

Proteine, Phosphor, B-Vitamine

Eier, Milchprodukte, SojaEiweiß

frisches Gemüse

Ballaststoffe, Vitamine

getrocknetes Gemüse

Kohlenhydrate wie Reis und Kartoffeln

Vitamine, Mineralien, Eiweiß, Energie

kann beim BARF weggelassen werden

anmutenden Rezepturen ohne zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe, erfüllen diese Bedingungen nicht und fallen deshalb bei unabhängigen Labortests mit schöner Regelmäßigkeit durch – zuletzt bei der Stiftung Warentest (Nr.03/2015 „Nur acht geben alles“).

Zusammenfassend gesagt, muss Feuchtfutter entweder aus den Zutaten, wie sie die oben stehende Tabelle zeigt, zusammengesetzt sein oder entsprechende Zusätze, deklariert als Zusatzstoffe, enthalten, um ausgewogen zu sein.

DIE AUTORIN Die Autorin, Anja Marti-Jilg, ist zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen mit eigener Praxis. Weitere Informationen zum Thema Hundefutter sowie die Konditionen für eine individuelle Ernährungsberatung findet man unter www.futterratgeber.ch working-dog-magazin

49


Foto oben: Laekenois Vajert Opal beim ersten Jumping-Lauf am Freitag HF: Gaby Hünnefeld Parcoursplan A-Lauf 1 (Freitag) LR: Alex Beitl

Wer FMBB-Weltmeister 2017 im Agility werden wollte, hatte zunächst vier Läufe, um sich für das Finale am Sonntag zu qualifizieren. Je ein A-Lauf und ein Jumping pro Tag, dazu noch ein Teamlauf – auf dem Agilityfeld beanspruchte ein langes Programm den ganzen Tag. Fast 10 Stunden war Action angesagt. Im ersten Jumping am Freitag waren 143 Hunde am Start. Den Parcours stellte Graham Partridge aus 70

working-dog-magazin

Großbritannien. 10 Teams blieben fehlerfrei und qualifizierten sich gleich über ihren ersten Auftritt ins Finale. Die erfolgreichste Nation in diesem Lauf war Finnland, die nicht nur den Sieger stellte, sondern

auch gleich drei Teams ins Finale schickte. 51 Hunde liefen leider eine Disqualifikation (=“Dis“). Das sind 35,6% der Starter. „Völlig normal“, erklärte mir im Anschluss Richter Alex Beitl.

Er stellte dann auch am Mittag den ersten A-Lauf, dessen Ausfallquote sogar bei 42,3 % lag. In diesem Lauf, in dem dann auch die Kontaktzonengeräte viele Fehler verursachten, blieben 14 Hunde fehler-


HUNDESPORT

AGILITY

Connor Jilg (DE) mit Genna des Sauteurs Belges

Ivo Wijns (DE) mit Dolce Vita de Terra Luna

Titelverteidigerin Eliška Dolníčková (CZ) mit Adrien z Krasového Kraje

Gaby Hünnefeld (DE) mit Vajert Opal

Scan mich!

frei. Bis auf den Tschechen Carlo Magnoli mit seinem Malinois Edge des Plaines du Minervois konnte keiner aus dem ersten Jumping seinen „Nuller“ wiederholen. Der Tscheche war also der Einzige, der an diesem ersten Tag fehlerfrei blieb. Für die deutschen Teams lief der erste Tag noch nicht optimal. Im Jumping blieben fünf von acht in der Wertung. Auf Platz 25 war der einzige Jugendliche im Feld Connor Jilg mit Tervueren Genna des Sauteurs Belges der Beste. Ivo Wijns, der auf Platz 12 im ersten A-Lauf landete, verpasste das Finale mit Groenendael Dolce Vita di Terra Luna nur um eine halbe Sekunde. Die deutsche Mannschaft war mit Vertretern aller vier Varietäten des Belgischen Schäferhundes das „bunteste“ Team im Wettbewerb. Mit drei Tervueren, drei Malinois und je ein Groenendael und Laekenois demonstrierten die Deutschen Rassevielfalt. Der einzige Laekenois im Starterfeld wurde von Gaby Hünnefeld geführt. Die 41-jährige Projektmanagerin hat im Jahr 2000 mit einem Jack Russel Terrier den Sport begonnen und weil dieser in vielen Dingen eher einem Malinois als einem Terrier glich, hat sie sich in diese Rasse verguckt. Ihre Hündin Vajert Opal stammt aus Schweden, von einer Züchterin, die sehr viel Wert darauf legt, die Arbeitsfreude auch der Varietät Laekenois zu erhalten. Skeptisch bezüg-

lich der „Locken“ hatte sie zunächst widerstrebend das Testangebot einer Freundin angenommen und Laeken Andra probehalber im Sport geführt.

„Sie hat mich innerhalb von zehn Minuten vollkommen überzeugt. Ein Hund, der IMMER (auch mit mir als Fremden) zum Arbeiten bereit war. Besonders fasziniert hat mich, dass sie zwar trieblich genauso "hoch zu drehen" war, wie ein Malinois, aber mit einer simplen Auszeit von drei Sekunden Platz SOFORT wieder in Trieblagen runter zu bringen war, in denen sie denken und lernen konnte. Genau so einen Malinois hab ich mir gewünscht - aber leider bis zu dem Zeitpunkt nicht kennenlernen dürfen. Deswegen fiel meine Entscheidung auf den Laeken.“ so Gabi Hünnefeld. Je ein Parcoursfehler in beiden Läufen und zusätzlich minimale Zeitpunkte, für die Hundeführerin verlief der erste Tag mit Platz 34 und 40 nicht so schlecht. Die Qualifikation für das Finale freilich ließ noch auf sich warten. Am zweiten Wettkampftag lie es für die Deutschen viel besser. Mit einem NullFehler-Jumping-Lauf und Platz 4 schaffte Ivo Wijns die Qualifikation und auch Ulrike Ewers mit Malinois Optimum Sly von den kleinen Helden rutschte von working-dog-magazin

71


JAN VAN MAREN (Teil 1)

◉ Schweißer, Roboterprogrammierer ◉ 26 Jahre alt ◉ 1,86 m groß ◉ 85 kg schwer ◉ Helfer seit: 2011 / Linkshelfer ◉ 3x NIAK (2x T1), SiegerP England (T2), Norwegen (T2), Brasilien (T1), Südafrika (T1) ◉ Erfolge als HF: ◉ aktueller Hund: Deutscher Schäferhund offizielles Helfervideo

60

working-dog-magazin


HUNDESPORT

IPO

WUSV 2017 Die Helferselektion ist abgeschlossen. Sechs schnelle, technisch hervorragend ausgebildete Niederländer stehen für die Weltmeisterschaft im Einsatz TEXT: CONSTANZE RÄHSE │ FOTO: pics4dogs.eu/JAN REDDER

D

rei Monate sind es ungefähr noch bis dem Jahreshöhepunkt der IPO-Szene rund um den Deutschen Schäferhund. Die WUSV-Weltmeisterschaft steht an. Diesmal ist die Niederlande Gastgeber. Nach Eindhoven 2004 ist nun Tilburg der Austragungsort, an dem ein tolles Stadion zur Verfügung steht. Die Organisation hat alle Hände voll zu tun, um den internationalen Gästen ein perfektes Programm zu bieten und für die Hundeführer bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen. Eine wichtige "Sache" aber ist bereits erledigt:

Die Schutzdiensthelfer der WUSV 2017 stehen fest!

NICKY KUIPERS (Teil 2) ◉ Sozialpädagoge ◉ 29 Jahre alt ◉ 1,85 m groß ◉ 86 kg schwer ◉ Rechtshelfer ◉ Helfer seit: 2014 - Einsätze: NIAK (T2), FCI-IPO NL (T1) div. PRE-Wettkämpfe

offizielles Helfervideo

◉ Erfolge als HF: LGA ◉ aktueller Hund: Deutscher Schäferhund

working-dog-magazin

61


Foto: Zidanne du Château Royal erreichte mit Hundeführerin Doris Meier (CH) den 8. Platz

Obedience ist der Hundesport, der höchste Präzision erreicht und wir haben wirklich tolle Vorführungen gesehen. Insgesamt starteten in den drei Klassen 64 Hunde aus 11 Nationen, davon 21 in "class 3". Es gab zwei Läufe mit Einzelübungen und eine Gruppenübung. Als Leistungsrichter waren Vladislava Akimova aus Lettland, Martha Landin aus Schweden und die beiden Deutschen Gerlinde Dobler und Klaus-Dieter Wilken im Einsatz. Als Ringstewards begleiteten die beiden Deutschen Sabine Richarz und Thomas Dahlhues die Teams durch zwei Ringe. In jedem Ring wurden vier Übungen absolviert. Auch hier waren wieder erfolgreiche Hundeführer als Leistungsrichter eingesetzt. Klaus-Dieter Wilken beispielsweise hat auch je zweimal an der FMBB im 82

working-dog-magazin

IPO (Platz 6 und Platz 12) und Obedience teilgenommen, die Lettin war je zweimal auf der FCI-Weltmeisterschaften im Agility und Obedience erfolgreich und Gerlinde Dobler konnte sich im letzten Jahr ObedienceKrone bei den Deutschen Schäferhunden aufsetzen, führt auch im Agility auf höheren Ebenen. Perfekte Voraussetzungen also auch in diesem Sport für faire Bewertungen. Auch hier benoteten jeweils zwei Richter, deren Ergebnis gemittelt wurde. Die absolute Top-Leistung an diesem Wochenende zeigte die Sylwia Szugzda, die mit ihrem Malinois Hajda Killing Machine schon 2015 FMBB-Weltmeisterin war. Ihr erster Lauf am Freitag war 290 Punkte wert und mit fast 20 Punkten Abstand zu allen ande-

Foto: die FMBB-Weltmeisterin 2017 Bena Murashova (RU) mit Love & Spirit Mabel


HUNDESPORT

OBEDIENCE

Scan mich!

Sylwia Szugzda (PL) mit Hajda Klinng Machine

UO-Video von working-dog: jetzt ohne Mitgliedschaft auf youtube anschauen

ren Läufen aller Starter nahezu perfekt. Die Polin schien schon die sichere Siegerin, hatte auf ihrer dritten FMBB dann aber Pech im Finale. Ihre Hündin verpatze gleich die erste Übung "Richtungsapport" komplett und baute mehr Fehler ein, als sich das die Hundeführerin gewünscht hätte. Das Team verlor deutlich an Boden, wurde im zweiten Lauf nur 8. Am Ende reichte es zum Vize-Weltmeister. Nach Platz 9 im Vorjahr versöhlicher Abschluß. Profitiert von den Fehlern des polnischen Teams hat, wenn man das überhaupt so sagen darf, am Ende die Russin Bena Murashova. Sie hatte mit ihrer Hündin Love & Spirit Mabel im ersten Lauf ebenfalls eine sehr gute Leistung gezeigt und diesen als Zweite beendet. Den Finallauf hat die Russin, die

in den letzten drei Jahren der FMBB immer so dicht am Titel dran war (Plätze 3, 4 und 5) gewonnen und am Ende stand sie diesmal ganz oben auf dem Treppchen. Chapeau! Auf Platz 3 stand am Ende noch eine frühere FMBBWeltmeisterin. Die Schweizerin Susan Jenny stand 2013 schon ganz oben und hat in den Folgejahren die Plätze 2, 3 und 5 erreichen können. Ihr Malinois Aragon vom Causa Nostre Letitia stand nach dem ersten Lauf punktgleich mit der späteren Siegerin auf Platz 2, verlor im zweiten dann aber 20 Punkte auf diese. Die beste Deutsche nach dem ersten Lauf musste dann leider für den Zweiten abmelden. Nicole Krolik, die FMBB-Vizeweltmeisterin 2015 in "class 2" war auch im letzten Jahr mit Malinois

Susan Jenny (CH) mit Aragon vom Hausa Nostre Letitia working-dog-magazin

83


SCHIEFLAGE? Im Agility bleibt die Chancengleichheit mehr und mehr auf der Strecke, weil nur noch wenige Hunderassen wirklich konkurrenzfähig sind. TEXT: RAINER VOLTZ │ FOTOS: pics4dogs.eu/CONSTANZE RÄHSE

90

working-dog-magazin


HUNDESPORT

AGILITY

M

it welcher Begeisterung sind wir Anfang der 90iger Jahre an das neue, ja revolutionäre Hundesportkonzept Agility herangegangen! Vereins- und verbandsübergreifend wurden die Strukturen geschaffen, damit unter dem Dach des VDH eine einheitliche Entwicklung dieser aus England stammenden Hundesportkonzeption möglich wurde. Pilotprojekte wurden gestartet, Kommissionen gebildet und Regelwerke entworfen. Innerhalb weniger Jahre wurden Richter ausgebildet und die ersten Turniere fanden großen Zulauf ...

War man bislang innerhalb der VDHVereine in der Regel auf sich gestellt und hatte neben den traditionellen Schutzhundeprüfungen, -wettkämpfen und –meisterschaften wenig Alternativen, so änderte sich diese Situation innerhalb weniger Jahre gravierend. „Der Virus kommt“, titelte seinerzeit ein Hundesportmagazin und traf damit den Nagel auf den Kopf. Die Begeisterung war groß und Agility trat einen ungeahnten Siegeszug durch die Republik an.

... endlich gab es eine Hundesportdisziplin, die allen Rassen offenstand und deren Reiz und Charme man in der Konkurrenz aller interessierten Hundefreaks fand.

Unser Autor REINER VOLTZ gehört seit 1995 zur ersten Generation der Agility-Richter in Deutschland. Im Verein für Deutsche Schäferhunde war er als 1. Bundesbeauftragter maßgeblich am Aufbau dieser Hundesportdisziplin beteiligt. Der FCI-Richter hat neben den VDH Deutschen Meisterschaften schon zahlreiche überregionale und nationale Meisterschaften im SV gerichtet.

Die Leistungssteigerungen in den letzten 20 Jahren sind atemberaubend und haben dem Agility-Sport, der heute deutlich professioneller betrieben wird, viele neue Freunde zugeführt. Aber diese Entwicklung hat auch eine Kehrseite: Beobachtet man die Entwicklung im nationalen und internationalen Bereich vereinsübergreifend etwas genauer, so stellt man einen Trend fest, der von vielen engagierten Sportlern mit Skepsis beobachtet wird: In Deutschland wie auch in den meisten FCI-Mitgliedsländern dominiert längst eine Hunderasse den Agility-Sport. Bei den letztjährigen VDH-DM waren über 70% der Hunde in der LARGE-Klasse Border Collies. Auch bei anderen nationalen Quali-Turnieren und der WM liegt deren Anteil inzwischen in dieser Größenordnung. working-dog-magazin

91


griechische WegE Verschiedene Rassen, verschiedene Sportarten Sotiris ist nicht festgelegt, liebt alles, gibt sein Bestes und ist erfolgreich damit!

Fotos: Drive Unlimeted

INTERVIEW: CONSTANZE RĂ„HSE

98

working-dog-magazin


HUNDESPORT

AGILITY + MONDIORING

Sein Name ist Sotiris Kountouras und er ist derzeit einer der erfolgreichsten Griechen im Hundesport. Der 29-Jährige hat als professioneller Hundetrainer in Thessaloniki sein eigenes Hundesport-Imperium gegründet und promotet mit seinem Drive Unlimited Canine Sports Center den Hundesport in Griechenland. Nach seinen Erfolgen auf der FMBB und der WDSF im Mai diesen Jahres hat working-dog Magazin sich mit dem sympathischen Griechen unterhalten: * Sotiris, Du hast in Griechenland das Drive Unlimited Canine Sports Center gegründet. Wann war das und welcher Idee folgst Du? Das Gründungsjahr des “Drive Unlimited Canine Sports Center” war 2012. Ich wollte ein Hundetrainingszentrum schaffen, das sportorientiert ist. In Griechenland ist der Hundesport nicht wirklich beliebt, was an der Mentalität der Griechen selbst liegt. Meine Idee ist es, die Haushundeausbildung und das Verhaltenstraining mit Hundesport so zu kombinieren, dass Hunde ihr Verhalten parallel zu dem ihrer Halter entwickeln und diese so Kenntnisse bekommen, wie Hunde „funktionieren“. Es ist für die Griechen wirklich schwierig zu erkennen, dass ihr Hund nicht nur eine "Kuschel"Rolle in der Familie inne haben muss, sondern dessen Natur vielfältig ist und es unbegrenzte Möglichkeiten gibt, wenn man ein Hobby wie den Hundesport mit ihnen ausübt. * Wie arbeitet Ihr und wie sieht Euer Angebot aus? Im Drive Unlimited Canine Sports Center bietet mein Team viele Dienstleistungen rund um den Hund an. Wir machen Haustierausbildung, Verhaltenstraining, Trüffelspürhundund Rettungshundeausbildung. Des Weiteren kann man bei uns IPO-Sport genauso machen, wie Mondioring und Agility.

Wir geben uns viel Mühe, auch Seminare und Veranstaltungen zu organisieren. Bei uns haben schon viele Workshops in den verschiedensten Hundesportarten stattgefunden. So waren beispielsweise Bart Bellon (NePoPo), Renate Lindner (Dynamic Dog System), Eszter Both (Agility), Kai Muller (KNPV), Dasa Zakotnik (Agility), Nina Gregl (Agility) und Jimmy Foster (Mondioring) schon bei uns zu Gast.

inzwischen, dass der Wettkampfsport oft menschliche Leidenschaften hervorbringt, die ungesund sind. Aber der Hundesport in anderen Ländern entwickelt sich im Vergleich zu Griechenland weiter. Bezüglich des Anspruchs an Qualität in der Ausbildung, an höhere Ergebnisse und Leistungen passiert bei uns überhaupt nichts.

Mein Ziel ist es, möglichst viele Hundesportarten in Griechenland den Hundebesitzern zugänglich zu machen und ihre eigenen Ideen bezüglich ihrer Aktivitäten mit dem Hund zu fördern. * Wie steht es um die Entwicklung des Hundesports in Griechenland? Naja, der Hundesport in Griechenland wächst, aber wir haben gefühlt eine Million Jahre Entwicklungsrückstand zu Ländern wie Deutschland, Belgien, Frankreich etc. Diese Länder haben eine echte Hundesportkultur. Zur Zeit gibt es offizielle Wettkämpfe im IPO-Sport, Mondioring und Agility und wir haben auch schon Nationalmannschaften, die bei den Weltmeisterschaften in jeder dieser Sportarten konkurrieren können. Griechenland hat einige sehr gute Hundeführer und ich glaube, dass diese auch bald das Top-Level erreichen können. Das Problem bei uns ist eher die Hundesport-Community im Allgemeinen und unsere Mentalität. Ich bin viel in andere Länder gereist und war zu Gast in vielen Vereinen. Und ich weiß

Foto: Mit seinem Holländischen Schäferhund NEMESIS war Sotiris Dritter der WDSF-Weltmeisterschaft 2017 im Agility

Ich denke, wir brauchen noch Jahre, um als Gemeinschaft zu lernen, bessere griechische Hundesportler, eine Hundesportpolitik und generell den Kern und den Geist des Hundesportlebens zu entwickeln. * Wie lange machst Du Hundesport? Wie war Dein Anfang? Auch wenn wir immer Hunde in der Familie hatten, ich von Geburt an mit ihnen aufgewachsen bin, so hatte ich meinen ersten eigenen doch erst mit 12 Jahren. Es war ein Pinscher namens Gilda, den meine Eltern mit nach Hause brachten.

{ INTERVIEW } working-dog-magazin

99


"Hündinnen sind zielstrebiger und härter im Kopf." Enrique Foedtke

← Deutsche Meisterschaft Sieger on Snow 2015 Sieger off Snow 2015 ← Open Norwegian-Championship Sieger 2016 Open Norwegian-Championship Vize-Sieger 2017

Mit diesem Ausnahmehund änderte sich das Leben der beiden und der Grundstein für eine Erfolg versprechende Karriere war gelegt. So fuhr Enrique mit seiner jungen Mygga und 5 weiteren Hunden aus dem Team von Rudi direkt auf den vierten Platz bei der Deutschen Meisterschaft der Schlittenhunde. Mygga erwies sich auch weiterhin als absolutes Talent, die mir von Katja und Enrique als absoluter Ausnahmehund und geborener Leithund beschrieben wird. Die mittlerweile neunjährige Rentnerin hat maßgeblich zu vielen sportlichen Erfolgen beigetragen, so führte sie unter anderem 2016 ein insgesamt achtköpfiges Team in der 10-Hundeklasse zum Sieg bei der „Open Norwegian Championship" in Norwegen, ein zweitägiges Rennen mit je einer Streckenlänge von 24 km. Deutsche Meister sind die Eifelrocker überdies mehrfach. Die talentierte Mygga und ihre 13 Rudelmitglieder gehören zu der nicht FCI anerkannten Rasse „Alaskan-Hound“ oder auch „Euro-Hound“. Diese 106

working-dog-magazin

Rasse entstand aus dem Bestreben heraus, sehr ausdauernde, zähe und zudem schnelle Hunde zu züchten. So findet man in den Stammbäumen in früheren Generationen verschiedene Jagd- und Laufhunderassen wie den Alaskan Husky, Pointer oder Deutsch Kurzhaar. Von einem einheitlichen Erscheinungsbild kann man hier nicht sprechen, nahezu alle Farbschläge sind möglich, aber vom Gebäude her handelt es sich immer um einen sportlich athletischen Hund mit raumgreifendem Gangwerk. Sorgfältig wer-

den diese Hunde ausschließlich nach Leistungskriterien gezüchtet - und das zunächst nur für den Eigenbedarf des Mushers. Immer wieder setzen sich auch mal die blauen Augen als Überbleibsel der nordischen Rassen in den Linien durch. Bei einem Stockmaß von meist ca. 55-65 cm ist das Fell in der Regel kurz bis mittellang. Was mir persönlich besonders auffällt, ist das harmonische Miteinander aller Hunde. Die ganze Hundefamilie wird gemeinsam gehalten, was bei


HUNDESPORT

BIKEJÖRING

DER EURO-HOUND ▪ Entstehung: Kreuzzucht zwischen Deutsch Kurzhaar, English Pointern und Skandinavischen Huskies ▪ Merkmale: windhundähnlich, hochbeinig, schlank, mit kurzem Haar ▪ Wesen: unbändige Lauffreude, hohe Athletik, ausgeprägtes Sozialverhalten, wenig Konfliktpotential, hohes "will-to-please", sehr lernfähig, starke Rudelbindung, robust bis etwa minus 25 °C ▪ Zucht: keine anerkannte Rasse, Selektion erfolgt rein über Leistung und Funktionalität.

Foto oben: Das Rudel der Familie Foedtke steht im Mittelpunkt des Familienlebens

Foto: Per Sverre Simonsen

Foto links: Auch wenn die weiße Mygga nicht mehr das Team anführt - Chefin ist sie immer noch Foto rechts: Im Winter ist Wettkampfzeit für das Gepsann der Foedtkes. Da werden durchschnittlich 10 Rennen gefahren

ihrem sanften Wesen sehr gut zu funktionieren scheint. Die meisten Musher verfolgen ein ganz individuelles Zuchtziel. Bei den Eifelrockern haben Distanzhärte, Freundlichkeit, Arbeitseifer und unermüdlicher Laufwille Priorität bei der Hundezucht. Enrique selbst bevorzugt für sein eigenes Team Hündinnen. Seiner Erfahrung nach, sind diese meist zielstrebiger und „härter im Kopf“.

Als nächstes, großes Ziel steht für Enrique und sein Team der Norway Trail an, ein Mitteldistanz-Rennen in Norwegen mit Tagesetappen von 2550 km und ich denke, er hat sein Team gut aufgestellt. Ich freue mich sehr zu erfahren, dass Enrique sein umfangreiches Wissen und seine außergewöhnliche und ganz besondere Art Schlittenhunde zu trainieren bei Bedarf in Form von Seminaren auch anderen Hundes-

portlern vermittelt. Er spricht dabei über seine Trainingsphilosophie und gewährt Einblicke in seine Art der Hundehaltung, der Konditionierung, der Trainingsplanung und Ernährung. Nachdem, wie ich Enrique und seine Familie bisher kennenlernen durfte, sollte das eine bereichernde Erfahrung für jeden Zughundesportler sein. Und wie man gut an Silas' Erfolgen in den Einzeldisziplinen sieht, kann ein gut trainierter Gespannhund mit seiner soliden Kondition auch im Canicross ganz vorn mitfahren. ▪ working-dog-magazin

107


DOgtriathlon alter kein Hindernis! TEXT: CONSTANZE RÄHSE │ FOTO: ANNIKA FLOR

E

rst im letzten Jahr hat Ute Froese das Fieber gepackt. Seitdem trainiert sie fleißig jeden Tag, hat sogar einen eigenen Trainingsplan von Profi Ingo Babbel. Um die zehn Kilometer legt Ute am Tag zurück, abwechselnd zu Fuß oder mit dem Rad.

DogTriath

Die ehemalige Springreiterin ist heute Canicrosserin!

Beim CaniX-Dogtriathlon Anfang Mai am Lütschesee hat die 59-Jährige in ihrer Altersklasse den 8. Platz belegt. In einer Gesamtzeit von 0:41:07,4 Std. ist sie insgesamt 100 Meter geschwommen, 5 Kilometer Rad gefahren und zweimal ca. 2 Kilometer gelaufen. Ein Lauf davon sogar mitten in der Nacht. Mit Lampe. Respekt!

"Na klar war es hart, bei den doch kühlen Außentemperaturen in das kalte Wasser zu steigen, aber mein neues Hobby, der Zughundesport, ist einfach genial. Das macht mir Spaß, hält mich fit und da nehme ich Unannehmlichkeiten auch gern in Kauf." Begleitet hat sie ihre Teampartnerin Arya, eine reinrassige Dalmatiner-Hündin. Die Dreijährige ist sehr lauffreudig und wie geschaffen für den Sport. "Das ist auch ganz wichtig", sagt Ute, die auch noch einen zweiten Hund hat. Dieser ist nicht so konkurrenzfähig, weil ihm diese Eigenschaft nicht gegeben ist. Aber trainieren tun sie zu dritt. Mit Arya startet Ute auch auf reinen Canicross-Läufen, war sogar im Vorjahr bis nach Holland unterwegs. Ihr großes Ziel hat sie schon fest im Visier: Am 15.-17. September 2017 findet in Litschau (Österreich) der IRONDOG statt. Gemeldet hat sie schon ... Und jetzt heißt es: fleißig trainieren ... 108

working-dog-magazin


HUNDESPORT

D O G T R I AT H L O N

hlon

working-dog-magazin

109


FIT wie ein Turnschuh! Das gilt auf jeden Fall für Lucie, die mit ihren 12 Jahren der älteste aktive Hund im Turnier der disc dog challenge Germany ist. TEXT: CONSTANZE RÄHSE │ FOTOS: RON KRETSCHMANN

D

ie disc dog challenge Germany ist die an das USDDN-Regelwerk angelehnte Serie im DogFrisbeesport, die den Deutschen Meistertitel jedes Jahr vergibt. Auf insgesamt vier Turnieren werden die erreichten Ergebnisse in den Disziplinen Freestyle sowie Toss&Fetch aufsummiert. Eine Kombiwertung gibt es natürlich auch.

Foto: Alle Wertungen gewonnen hat in Magdeburg die Tschechin Michaela Andrová mit Annakim CzechBlack.

Foto: Der Deutsche Meister 2016, Thomas Fischer, mit Malinois Bolle liegt derzeit auf Rang 2 in der Freestyle- und Kombiwertung.

114

working-dog-magazin

Eine, die gleich mit zwei Hunden im Teilnehmerfeld zu finden ist, ist Angela Tederke aus Hannover. Die 44-jährige Aerobictrainerin war auch in den Vorjahren aktiv bei der Challenge dabei, betreibt heute bereits seit zehn Jahren diesen Sport, bei dem nicht nur der Hund, sondern vorzugsweise auch der Hundeführer sportlich sein sollte. Und das ist Angela. Früher war sie Turnerin und konnte mit ihrer Mannschaft 7 Mal den Deutschen Meistertitel gewinnen. Sie hat in der 1. und 2. Bundesliga geturnt, war sozusagen seit dem „Mutter-Kind-Turnen“ bis heute nur in Turnhallen unterwegs. Einer ihrer Teampartner ist Lucie. Also eigentlich ist die Mini-Australian Shepherd-Dame eine Teampartnerin, die mit genauso großer Freude, besonders in der Königsdisziplin Freestyle, bei der Sache ist. Mit brillianten Leistungen haben die beiden es schon zu einigen Titeln geschafft. Die heute bereits 12-Jährige ist aktuell der älteste Hund, trotzdem topfit und gesund, was natürlich auch vom Tierarzt und durch Checks beim Chiropraktiker mehrmals im Jahr überprüft wird.

Neben dem Training, das 1 bis 2-mal pro Woche stattfindet, macht Lucie Balancetraining zur körperkontrollierten Arbeit, Schwimmen, Nasenarbeit und etwas „Home-Obedience“.

„Eigentlich ist sie für jede Aktivität zu begeistern. Nur Fahrradfahren findet sie doof.“ Auf die Frage, was denn den Hundesport für sie ausmacht, antwortet Angela: „Es ist die Beschäftigung mit dem Hund, der Spaß dabei und die Teamarbeit. Ich habe ein ganz tolles Team im Background, mit dem ich regelmäßig trainiere und europaweit auch Turniere bereise. Das möchte ich nicht mehr missen.“ Die disc dog challenge Germany ist nach ihrer Ansicht eine tolle Turnierserie für Frisbee-Begeisterte und deren ganze Familie. „Heute ist das wichtig, dass auf diesen Turnieren auch den nicht aktiven Teilnehmern etwas geboten wird, die ja oft als Familienmitglieder begleiten und unterstützen.“ Im Rahmenprogramm gibt es deswegen auch Hunderennen und diverse andere Extras, Informations- und Verkaufsstände lassen nie Langeweile aufkommen. Wer die Athmosphäre dort einmal erlebt hat, möchte sicher ein zweites Mal dabei sein. Termine gibt es noch drei in diesem Jahr.


HUNDESPORT

DOGFRISBEE

UFO ← Deutsche Meisterschaft 3. Platz Open Class 2007 Weltmeisterschaft 2008 / 2014 / 2016 SKYHOUNDZ ← Europameisterschaft Open Expert 2. Platz 2010 / Europameister 2014 Europameisterschaft (Microdog) 4. Platz 2011 / Europameister 2012 / 3. Platz 2013 + 2014 Europameisterschaft (Pairs) 5. Platz 2011 / Europameister 2012 + 2013 + 2014

"Mein Leben ist Frisbee, aber die Gesundheit meiner Hunde steht immer im Vordergrund!"

Weltmeisterschaft (Microdog) 4. Platz 2011 / 13. Platz 2012 / 17. Platz 2014 Weltmeisterschaft (Pairs) 8. Platz 2011 / 9. Platz 2012 / 8. Platz 2014 AWI ← Europameisterschaft Open Expert 19. Platz 2012 / 3. Platz 2015 / 11. Platz 2015

AnGeLA TeDerke & LUCIe photo by Ron Kretschmann

USDDN ← Europameisterschaft 20. Platz 2009

working-dog-magazin

115


M

Foto: Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Golden Retriever die oft scheinbar übermächtige Border Collie-Fraktion schlägt. Gelungen ist das Susanne Metzmacher mit Finesse

itte Juni fährt die Obedience-Elite nach Oostende zur FCIObedience-Weltmeisterschaft 2017. Für Deutschland werden Dancer, Freezer, Finesse, Juma, Cedric und Joker nach Belgien fahren, denn das sind die sechs Hunde, die sich in den drei Qualifikationen durchsetzen konnten.

Obedience ist eine Sportart die man alleine nicht trainieren kann oder besser sollte und die bei einer Prüfung jede Menge Helfer benötigt, um reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Zwei Qualifikationsläufe haben die Teams schon hinter sich gebracht. Die besten 15 Teams aus diesen kämpften in WanneNord um die sechs Tickets zur WM. Insgesamt nahmen an diesem Wochenende 43 Teams teil.

Die wichtigste Person neben dem Leistungsrichter ist der Ringsteward. Dieser arbeitet anhand der gültigen Prüfungsordnung den Ringaufbau und die Reihenfolge der Übungen aus, stimmt das mit dem Richter oder, hier auf der VDH-DM, mit der Gesamtleitung ab und führt die Teams anschließend durch die Prüfung. Als Steward in Ring 1 stand Seka Zjena Schlagmann zur Verfügung, in Ring 2 Klaus Schumacher, beides sehr erfahrene Hundeführer und Ringstewards. Zwei Richterinnen waren im Einsatz. Lucie Gabrielová aus Tschechien und Judith Kraus-Ebel aus Deutschland bewerteten jeweils die Hälfte der Ein-

Das Wetter war spitze, das Prüfungsgelände stellte die SV OG Wanne-Nord zur Verfügung. Eine Ortsgruppe, die mit Obedience eigentlich nichts am Hut bzw. im sportlichen Repertoire hat. Aber in der "Chefetage" sitzen Leute wie Walter Hoffmann, die einfach durch und durch Hundesportler sind und schon einige Veranstaltungen organisiert haben.

Auf der VDH-DM starten die Teams in der höchsten Klasse 3, die nach FCI-Reglement gerichtet wird. Es gibt zwei Gruppen und acht Einzelübungen.

eine stufe weiter! Golden Retriever Finesse gewinnt die VDH-Deutsche Meisterschaft im Obedience und startet nun mit Hundeführerin Susanne Metzmacher auf der FCI-Weltmeisterschaft TEXT: GERLINDE DOBLER │ FOTO: NADIN HAFNER

118

working-dog-magazin


HUNDESPORT

OBEDIENCE cca Wiederm an

S ha u n

aW e

zelübungen und zusammen die Gruppenübungen, bei denen die Ergebnisse beider addiert und als Durchschnitt gewertet wurden. Die Richterweise war hart und fair. Gerade im Obedience ist aus Richtersicht auf vieles zu achten. Nicht nur der Hund muss korrekt und freudig arbeiten, auch der Hundeführer darf keinerlei Hilfestellungen und Führerhilfen geben. Da passieren dem einen oder anderen gerade aus Nervosität schon mal unbewusste Dinge, die viele Punkte kosten können. Im Endergebnis standen 13 vorzügliche, 11 sehr gute und 12 gute Bewertungen. Leider blieben aber auch sechs Teams ohne Wertung und es gab eine Disqualifikation.

Cedric

ncer

mit

t Da mi

el nz

n

be Re

Am Ende standen drei Hundeführerinnen mit ihrem Teampartner Hund auf dem Treppchen: VDH-Deutscher Meister wurde Susanne Metzmacher mit Golden Retriever Finesse of enchanted Garten, Ergebnis: 286,5 Punkte (V) Vizesieger wurde Rebecca Wiedermann mit Border Collie Dancer vom Schwanauer Land Ergebnis: 286 Punkte (V) Dritte wurde Shauna Wenzel mit Border Collie Cedric cherish chances von der kleinen Arche Ergebnis: 281, 5 Punkte (V) In der unteren Tabelle stehen die Endergebnisse der WM-Qualifikationswertung. Ich wünsche allen Teams viel viel Glück für diese Veranstaltung.▪

Endstand der WM-Qualifikation: Hund

Rasse

Hundeführer

1

Dancer vom Schwanauer Land

Border Collie

Rebecca Wiedermann

900

2

Cedric cherish chances von der kleinen Arche

Border Collie

Shauna Wenzel

863

3

I'm Freezer vom Chiemgauer Ländchen

Border Collie

Sandra Rohrer

851

4

Tending Mistery

Border Collie

Brigitte Lange

836,5

5

Finesse of enchanted garden

Golden Retriever

Susanne Metzmacher

826,5

Border's Blackpearl British Joker

Border Collie

Heike Rusch

807

Rang

6

Susanne Metzmacher macht seit 13 Jahren Obedience mit verschiedenen Hunden und hat sich nun das erste Mal zur Weltmeisterschaft qualifiziert. Wie ist die diesjährige VDH-DM gelaufen ? Es war meine erste VDHDM, daher fehlen mir etwas die Erfahrungswerte. Umso überraschender und erfreulicher kam das Ergebnis! Bis auf das fehlende Probetraining waren die Organisation und der Ablauf super! Was fasziniert Dich so an diesem Sport? Die Faszination begründet sich bei mir wohl darin, dass es nicht nur um "lieblose Unterordnung" geht.

Obedience ist ein Sport mit viel Leidenschaft. Es steckt viel Fleiß und Konsequenz dahinter, dem Hund zu vermitteln, um was es geht. Durch viele Wiederholungen wird dem Hund die Technik gelernt, präzisiert und nach Möglichkeit zur Perfektion gebracht. Die Harmonie im Hund-Mensch-Team, der Arbeitswille und die Freude des Hundes faszinieren mich einfach. Warum führst Du gerade einen Golden Retriever? Den Golden Retriever kennt eigentlich jeder. Große, schwere, meist sehr hell-weiße Hunde. Dass der Golden Retriever eigentlich

ein Jagdhund ist, der für die Arbeit nach dem Schuss gezüchtet wurde, wissen nur noch wenige. Wie bei vielen Rassen haben wir auch hier eine Trennung zwischen Show- und Arbeitslinie (AL), die sich auf das Optische entscheidend auswirkt. Der AL-Golden ist temperamentvoll, freundlich, offen, verspielt, bewegungsfreudig, präsent und selbstverständlich liebt er es zu apportieren. Darüber hinaus verfügt er über ein hohes Maß an "Will to please". Ein ALGolden muss auf jeden Fall ‚gearbeitet‘ werden, ohne das wird man nicht glücklich mit so einem Hund. Es ist faszinierend, den Golden bei seiner ursprünglichen Arbeit zu sehen. Man sieht förmlich, wie er in seinem Element aufgeht. Kannst Du uns etwas über Finesse erzählen? Finesse of enchanted garden wurde 2012 geboren und stammt aus einer jagdlichen Leistungszucht. Fine ist die pure Lebensfreude, sie hat hohes Temperament und einen ausgeprägten Arbeitswillen und ist aufgrund ihres außerordentlichen hohen "Will to please" führig und gut zu händeln. Wir beide betreiben neben Obedience auch Dummyarbeit und ich fördere ihre jagdlichen Anlagen.

working-dog-magazin

119


TRÜMMERHUNDE Bei Katastrophen wie Erdbeben, Gasexplosionen etc. kommt es auf schnelle Hilfe an. Wenn niemand anderes helfen kann, sind sie da! TEXT: NICOLE BEUTLER │ FOTOS: AMREI GROß

V

iele Leser werden sich an die Aufnahmen aus den Trümmern des World Trade Centers am 11. September 2001 erinnern – Hunde, die über die meterhohen Schuttberge kletterten; immer auf der Suche nach menschlicher Witterung. 120

working-dog-magazin

Die Hoffnung, noch Lebende zu finden, konnte die damals erst 1-jährige Golden Retriever-Hündin Bretagne erfüllen. Sie rettete mit ihrer Hundeführerin bereits in diesem jungen Alter Menschenleben! Und es war ein American Staffordshire Terrier, der

dort die meisten Lebendfunde aufweisen konnte. Zwei Beispiele, wie vielfältig die Rassen und Mischlinge in der Rettungshundearbeit vertreten sind und welche Leistung sie bei fundierter Ausbildung bereits im jungen Alter leisten können.

Die Aufgabe eines Trümmersuchhundes ist es – wie der Name schon sagt – nach Katastrophen und Unglücken auf Trümmerbergen und in Gebäuden nach menschlichem Geruch zu suchen und diesen dem Hundeführer anzuzeigen.


HUNDESPORT

RETTUNGSHUNDESPORT

Dies geschieht meist durch anhaltendes Bellen unmittelbar am stärksten Witterungsaustritt. Wie man sich vorstellen kann, trifft der Hund hier mitunter während seiner Arbeit auf menschliche Kleidung, Essensreste usw. Er ist dem Staub und allen austretenden Gerüchen ausgesetzt und muss trotzdem mit Eifer und der nötigen Ruhe seine Arbeit tun, während an anderer Stelle vielleicht bereits Bergungsarbeiten laufen. Um möglichst schnell und direkt zu den Verschütteten vordringen zu können, soll der Trümmerhund nicht einfach den erstbesten Geruch einer Person anzeigen, sondern genau lokalisieren. Er muss zunächst nach einer grundsätzlichen Witterung suchen, diese dann ggf. einkreisen, sich an verschiedenen Stellen überzeugen und am stärksten Geruchspunkt anzeigen. Hierbei zeigt der Hund auch das sog. „Eindringverhalten“, d. h. er scharrt und kratzt immer wieder am Austrittspunkt oder bellt nach oben, wenn dort der Geruchspunkt für ihn am stärksten wahrnehmbar ist. Der Hundeführer wiederum muss extrem sicher mit Thermik, Infrastruktur und allen anderen Faktoren vertraut sein und diese Informationen umsetzen können. Röhren, Tunnel

und Betonberge verursachen oftmals eine „Kaminwirkung“; d. h. der Geruch tritt mitunter deutlich entfernt von dem eigentlichen Lagepunkt der Vermissten aus. Ebenso kann eine Witterung, die der Hund nach oben gerichtet anzeigt, über eine Wand hinweg oder durch Verwirbelungen zwar nach oben getragen worden sein, der Mensch jedoch unterhalb verborgen liegen.

Dies zeigt, dass gerade im Bereich der Trümmersuche auch der Hundeführer extrem viel Fachwissen benötigt, um bestmöglich helfen zu können. Im Aufbau des Trümmerhundes finden viele, viele Übungsstunden an der sog. „Anzeige – oder Verbellbox“ statt. Neben dem Begehen von Gebäuden, Trümmerkegeln, engen Röhren und dergleichen ist die Anzeigebox immer wieder in das Training integriert. Hier lernt der junge Hund die ersten Schritte der verdeckten Anzeige. Darf er zunächst noch in die offene Box laufen, wird der Zugang zu dieser nach und nach immer mehr verdeckt und erschwert; der Witterungsaustritt immer weniger bis der Hund schließlich weder Berührungs- noch Sichtkontakt zum Vermissten hat.

Um das Scharren und Kratzen am Witterungsaustritt zu fördern, kann Sand vor die Box geschüttet werden; gestapelte, leere Kartons leisten hier ebenfalls gute Hilfe, denn der Hund kann sie leicht zur Seite schieben und sich seinen Weg bahnen. Dies wird sowohl in den Einsatz- als auch in den Sportprüfungen vom Leistungsrichter abgefragt und fließt wesentlich in die Beurteilung ein. Susanne von Gersdorf, selbst erfahrene Einsatzund Sporthundeführerin, beschreibt ein durchaus übliches Szenario einer Prüfung so: „Guten Morgen, ich bin ihr Gruppenkommandant und direkter Ansprechpartner für die Dauer ihres Einsatzes. Aufgrund von schweren Nachbeben am Sonntagund Montagmorgen sind die Gebäude in den zwei vor Ihnen liegenden Straßenzügen kollabiert. In ihr Suchgebiet gehören neben der Schuhfabrik eine Lederfabrik, ein größerer Einkaufsladen, eine Polizeistation und mehrere Wohnhäuser.“ Zunächst muss ich nun die taktische Lage über eine gezielte Befragung des Richters / Gruppenkommandanten erfassen", so Susanne von Gersdorf, "und aufgrund dessen meine Taktik für die Suche verkünden. Nachdem ich das gemacht habe, beginnt die Zeitmessung – mir bleiben maximal 30 Minuten, die lebenden, vermissten Personen in dem Suchgebiet aufzufinden."

Mit ihrem Berner Sennenhund Percy von Wiesmadern, der aus der leistungsorientierten Zucht von Dr. Wolfgang Zörner stammt, hat sie ein Powerpaket an ihrer Seite. Manchen Unkenrufen über diese Rasse zum Trotz ist Percy „spritzig und liebt es, zu arbeiten. Beide Elterntiere waren bzw. sind Arbeitshunde. Der Vater wurde bis zu seiner Pensionierung im IPO-Schutzhundesport geführt.“, so Susanne. Sowohl im Einsatz- als auch im Sportbereich werden die Beweglichkeit auf den Trümmern, die Ausarbeitung, die zielgerichtete Anzeige der Person, der Finderwille und die Wahl der Taktik und deren Umsetzung durch den Hundeführer bewertet. Der Hundeführer muss aus den gegebenen Informationen die für ihn wichtigen Aspekte nochmals hinterfragen: ~ Wer wird vermisst (Anzahl der Vermissten bekannt)? ~ Was wurde bereits an Such- und Rettungsarbeiten veranlasst? ~ Ist bekannt, wo sich die Vermissten zuletzt aufgehalten haben? ~ Sind eventuell Gasleitungen bereits abgesperrt worden? ~ Sind Statiker bereits vor Ort oder können schon Angaben zur evtl. Einsturzgefahr geben?

working-dog-magazin

121


Mondioring Der Phantasie sind fast keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, den Hunden in diesem Sport einiges zu "bieten". Immer neue Themen werden umgesetzt. TEXT & FOTOS: CONSTANZE RĂ„HSE (pics4dogs.eu)

124

working-dog-magazin


HUNDESPORT

MONDIORING

A

uf der Weltmeisterschaft in Halle haben in dieser Sportart insgesamt 92 Teams aus 23 Nationen teilgenommen. Die weltweite Verbreitung ist also sogar größer als vom Agility: 21 Nationen). Mondioring hat also durchaus seine Anhänger, auch international, und ist seit 2015 offiziell durch die FCI anerkannt. Die Komplexität einiger Übungen macht die Ausbildung aufwendig und langwierig und so war das Durchschnittsalter der Kategorie-3-Hunde mit 6,8 Jahren doch recht hoch. Der älteste Hund war schon fast 10 Jahre alt, angesehen hat man ihm das nicht. Schaut man sich die Mindestangaben an den Sprunggeräten an, dann wird schnell klar, dass die körperliche Fitness des Hundes ganz wichtig ist,

will man konkurrenzfähig sein. Der 10-jährige Chiper des plaines de ThiéraChe, der von Gueguen François für Frankreich geführt wurde, erreichte am Ende einen respektablen 10. Platz. Eine Prüfung besteht immer aus den drei Sparten: Unterordnung, Sprünge und Schutzdienst. In der Kategorie 3 kommen da 18 Übungen zusammen, die schnell auch mal eine Dreiviertelstunde für die Abarbeitung zusammenbringen. Der Hund hat also sehr lange konzentriert zu bleiben. Geistige Fitness ist demnach ebenso unverzichtbar. Für welche Hunde ist Mondioring eigentlich geeignet? Patrik Corpataux aus der Schweiz war als einer der Richter in Kategorie 3 eingesetzt. Für ihn ist klar, dass grundsätzlich mit jeder mittelgroßen Gebrauchshunderasse Mondioring möglich ist.

Scan mich!

"In den Kategorien 1 und 2 habe ich aber auch Border Collie, Bouviers des Flandres, Laekenois und Groenendal gesehen, auch Boxer und sogar einen Weimaraner als Exoten. In der Kategorie 3 aber selektieren die Sprünge die Rassen extrem."

Video des Weltmeisters jetzt ohne Mitgliedschaft auf youtube anschauen

Foto oben: Elvis von Hängelen City bei der Übung in Kategorie 3: Objektbewachung

In dieser Kategorie finden sich mehrheitlich Belgische Schäferhunde (Malinois), Deutsche Schäferhunde, auch Holländische Schäferhunde und Rottweiler. Was die Charakterzüge anbelangt, so hält sich Patrik Corpataux an Eugen Seiferle´s Wesensgrundgefüge: Bezüglich der Parameter Wesenssicherheit, Nervenfestigkeit, Temperament, Härte und Ausdauer sollte der Hund über dem Durchschnitt sein. Die Feinjustierung ist dann abhängig vom Hundeführer.

Foto links: Der Weltmeister: Christian Cabanet mit seiner Hündin Extra des Deux Sabres

working-dog-magazin

125


die entwicklung eines Sporthundes beginnt beim Züchter! TEXT: KNUT FUCHS │ FOTOS: VANESSA JUNG-SÖFFING

W

ir züchten seit 1999 Malinois unter dem Zwingernamen „vom Further Moor“. Meine ganze Familie unterstützt mich bei der Betreuung und Aufzucht der Welpen mit großer Leidenschaft und wir tun alles, um den Hunden einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Über die Jahre haben wir ein System entwickelt, das die Welpen nicht nur auf den Sport vorbereitet, sondern sie zu ausgeglichenen kleinen Hunden heranwachsen lässt. Unser Ziel ist es, sie innerhalb der ersten acht Lebenswochen, die sie bei uns verbringen, optimal auf das Zusammenleben mit ihren neuen Familien vorzubereiten.

146

working-dog-magazin

Ein Welpe kann sich umso leichter in seinem neuen Haushalt zurechtfinden, je besser er an die Bedingungen bereits gewöhnt ist. Deshalb leben wir im wahrsten Sinne des Wortes mit den Welpen zusammen und beschäftigen uns viel mit ihnen. Sie lernen nicht nur Erwachsene kennen, sondern haben auch viel Kontakt zu Kindern. Wir nehmen sie mit ins Haus, aber sie lernen auch den Zwinger kennen. Sie können frei im Garten rumrennen, sind mit unseren erwachsenen Hunden zusammen und liegen beim Grillen dabei. Das alles bietet ihnen eine möglichst abwechslungsreiche Umgebung und viele soziale Interaktionen, wodurch

sie sich sehr gut und angstfrei entwickeln. Wir verbringen, auch wenn die Welpen noch ganz klein sind, viel Zeit mit ihnen, nehmen sie auf den Arm und streicheln sie, denn sie können schon vom ersten Lebenstag an einfache Assoziationen auf Berührungen, Geschmack und Geruch bilden.

Die Möglichkeit, während der Neugeborenenphase intensiv menschlichen Geruch aufzunehmen, hat Einfluss auf die Verhaltensentwicklung.


KYNOLOGIE

ZUCHT

vertrauen haben, wenn sie es sich gefallen lassen oder sogar genießen. Man merkt auch schon sehr früh, wie unterschiedlich die Welpen sind. Ich finde es immer interessant, die Hunde da schon einzuschätzen. Einige lassen sich auf den Arm nehmen und schlafen sofort weiter, andere sind sehr agil und strampeln oder kämpfen ein bisschen. Man kann da schon viel sehen. Das ist natürlich spannend. Ich mache mir dann immer viele Notizen und gucke, ob das bis zu dem Zeitpunkt, wo sie abgegeben werden, so geblieben ist. Mit acht Wochen haben sie schon viel von ihrem Wesen und man kann sie sehr gut einschätzen. Wir etablieren von Anfang an kleine Regeln. Hunde lieben Regeln. Sie werden im Rudel groß, da brauchen sie

Wir haben gerade einen Welpen bekommen, der kennt es gar nicht, auf den Arm genommen zu werden. Der fühlt sich dabei richtig unwohl. Als wir ihn bekamen, habe ich sofort angefangen, das zu üben, aber ich befürchte, das wird nichts mehr. Später ist es zwar nicht so wichtig, dass man einen Hund auf den Arm nehmen kann, aber das zeigt mir, dass die Hunde ein gewisses Grund-

Regeln. Sie fühlen sich dann wohler, als wenn sie machen können, was sie wollen. Welpen beißen zum Beispiel gerne in die Hosenbeine. Das ist vielleicht beim Welpen noch ganz lustig, aber später geht das gar nicht. Deshalb unterbinde ich das sofort. Das wäre bei uns auch gar nicht anders möglich gewesen. Meine Tochter Mia ist ja

schon mit drei, vier Jahren zwischen den Welpen rumgelaufen. Wenn die sich alle auf das Kind gestürzt hätten, das wäre gar nicht gegangen. Es ist ja so:

Ein Verhalten, was man nicht haben will, kann man am besten in dem Moment löschen, wo es zum ersten Mal auftritt. Wenn die Welpen also versuchen, in die Hosenbeine zu beißen, dann machen wir das Mäulchen auf und bieten ihnen eine Alternative an. Sie kriegen dann ein Spielzeug oder wir geben ein Leckerchen. Macht man das konsequent, kommt das Verhalten gar nicht erst auf. Für die spätere Ausbildung ist es auch wichtig, dass die Hunde Futter gut annehmen. Das lernen sie schon beim Züchter. Ein Welpe, der den ganzen Tag Futter zur Verfügung hat, wird nicht so verfressen sein, wie einer, der seine festen Mahlzeiten kriegt. Da passen wir auf, dass der Drang auf Futter sehr groß ist. Das heißt, wenn ich jetzt acht Welpen habe, dann soll da keiner hungern, aber es soll auch nicht für neun Futter da sein. Nach dem Füttern muss der letzte Krümel weg und bei den Welpen noch ein kleiner Resthunger vorhanden sein. Da muss man besonders bei kleinen Würfen drauf achten. Orkan (vom Further Moor) zum Beispiel kommt aus einem Wurf mit nur zwei Welpen. Da gab es natürlich nie einen „Kampf“ um das Futter. Das ging schon beim Säugen der Hündin los. Die konnten sich ja die Zitzen aussuchen. Bei einem Wurf mit elf Welpen ist das anders. Da müssen die sich von Anfang an durchsetzen. Früher habe ich in solchen Fällen nicht zugefüttert. Da war ich der Auffassung, die Hündin muss das schaffen. Wenn sie so einen großen Wurf hat, ist das meist auch eine working-dog-magazin

147


Foto: pics4dogs/CONSTANZE RÄHSE

PhysiotherapIe FÜR WELPEN HAT GLEICH MEHRERE VORTEILE TEXT: MIRJAM KNAUER

Mirjam Knauer hat sich auf das Arbeiten mit Sporthunden spezialisiert und nach 3-jähriger Ausbildung zur staatlich geprüften Physiotherapeutin 2012 ihre eigene Praxis für Hundephysiotherapie eröffnet. Über viele Jahre begleitete sie schon die Deutschen IPO-Mannschaften zur FMBB und zur FCI. www.hundephysio-praxispfote.com

142

working-dog-magazin


KYNOLOGIE

GESUNDHEIT

E

in Welpe kostet viel Zeit. Er muss erzogen werden, muss raus in die Natur, braucht regelmäßig Futter und die ein oder anderen fangen eine Sportart mit ihrer Fellnase an. Wo soll da die Zeit noch bleiben, um andere Übungen zu machen und wofür soll dies sinnvoll sein? In dem folgenden Text möchte ich diese Fragen genauer erläutern. Bei Welpen besteht der Großteil des Bewegungsapparates aus hyalinem Knorpel. Dieser wird langsam in den in eine Knochenstruktur umgebaut. Eine Ausnahme hierbei bleibt der Gelenkknorpel, denn dieser wird weiterhin bestehen. Durch zu viel Belastung, zu viel Spielen oder auch zu langes Gassi gehen, können irreparable Schäden am Knochenapparat entstehen. Schon lange ist man sich einig, dass Erkrankungen am Bewegungsapparat wie z. B. Hüft- und Ellbogendysplasie nicht nur genetisch bedingt sind, sondern auch viel mit der Aufzucht des Junghundes zusammenhängen. Sämtliche Strukturen sind noch zu weich, um viel Druck abfangen zu können und die Muskulatur noch zu schwach, um die Gelenke aktiv zu halten.

Vom vierten bis zum sechsten Lebensmonat ist der Längenwachstum des Knochens am größten, deshalb sollte hier auf kontrollierte Bewegung am meisten geachtet werden. Kleine Muskeln, die tief um das Gelenk sitzen, haben die Hauptaufgabe, dies zu stabilisieren. An der Wirbelsäule machen dies hauptsächlich die Musculi multifdi und die Musculi rotatores (Skelettmuskeln). Eine der wichtigsten Funktionen dieser Muskeln liegt in der Verletzungsprophylaxe. Diese kleinen Muskeln werden besonders schnell angesteuert und können somit unverzüglich auf Schwerkräfte oder äußere Einwirkungen aktiv reagieren. Das Geheimnis liegt in der Innervation (nervalen Ansteuerung), denn gegenüber der anderen Muskulatur leiten diese Nervenfasern die elektrischen Impulse schneller zur motorischen Endplatte in der Muskulatur, die dann, umgewandelt in einen chemischen Reiz, die Muskeln zur Bewegung ansteuert. Somit kann man schon im jungen Alter spielerisch die Gelenke schonend unterstützen und die Muskulatur zur Kräftigung anregen. Das Besondere bei diesen Übungen ist, dass es zu Muskelkontraktionen (Aktivität des Muskels) kommt, ohne dass eine Gelenkbewegung stattfindet.

Stabilitätstraining Die Übungen führt man spielerisch mit Futter aus. Die Sicherheit des Hundes sollte zu jeder Zeit gegeben sein. Empfehlenswert ist es also, dass der Hund ein passendes Geschirr trägt, an welchem eine Leine befestigt wird, an der man sichernd und unterstützend helfen kann. Als Erstes sollte der Hund lernen, seinen eigenen Körper auszubalancieren. Dazu lässt man ihn stehen und gibt minimalen Widerstand am Hund in verschiedene Richtungen. Es sollte zu keinem Schritt auf die Seite kommen, sondern nur, dass der Hund auf der Stelle stehen bleibt und lernt, dagegen zu halten. Das Ganze kann man jeden Tag für 1 bis 2 Minuten machen. Den Druck immer nur ca. 10 Sekunden am Stück aufrecht halten und danach wieder 20 Sekunden Pause einlegen. Ungefähr eine Woche führt man diese Übung durch. Die nächste Steigerung ist das Arbeiten mit wackeligen Untergründen. Auf ein Kommando sollte der Hund lernen, einen bestimmten Gegenstand zu berühren. Es eignen sich Kommandos wie z.B. „touch“, „drauf“, „Kissen“ oder „auf“. Mit Futter lockt man den Welpen, bestimmte instabile Untergründe auszugleichen und sich darauf auszubalancieren. Mit physiotherapeutischen Übungen fördert man das Gleichgewicht. Sie sorgen für ein besseres Körpergefühl, steigern die Stabilität, kräftigen die Muskulatur und bringen den jungen Hund spielerisch dazu, die Balance zu halten. Der Hund bewegt sich koordinativ besser. Die Übungen führen außerdem zur Stärkung des Selbstbewusstseins und können dem Hund somit Unsicherheiten nehmen. Nicht jeder Welpe ist von Natur aus aufgeschlossen und neugierig. Doch durch die ganzen Übungen kann man dem Hund vermitteln, dass es Spaß macht, sich über wackelige Untergründe zu bewegen und stärkt nebenbei auch das Vertrauen in den Besitzer oder die Besitzerin. Möchte man diese Übungen noch schwieriger gestalten, verändert man die Position des Hundes und konditioniert liegen, stehen und sitzen auf den verschiedenen Tools. Natürlich können auch „Tricks“ wie Pfote geben, Verbeugen oder Rückwärtsgehen mit eingebaut werden. Es sollte immer mit bodennahen Physiogeräten gestartet werden wie einem Luftkissen oder einer Luftmatratze. Zeigt sich der junge Hund hierauf gut, kann man ihn mal die Vorderpfoten auf einen Ball stellen lassen und später auch in die Höhe gehen. Dann kommen Physiogeräte wie der Donutball oder eine "Pezzi-roll" zum Einsatz.

working-dog-magazin

143


ZAP Der Deutsche Schäferhund kommt auf den Prüfstand TEXT: KATJA PETERS

Nun soll der Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) also eine eigene Zuchtselektion bekommen. Das zur Bundesversammlung vorgestellte Konzept zur SV-Zuchtanlageprüfung (ZAP) überzeugte die Delegierten in Paderborn und diese übergaben den Arbeitsauftrag an die aus vier Zuchtund fünf Leistungsrichtern bestehende Kernkommission. Mehrere Jahre war genau dieses Entwicklerteam mit der Erarbeitung der Wesensbeurteilung beschäftigt. Diese wurde nun auf der gleichen Bundesversammlung für alle im SV gezogenen Welpen ab Wurfdatum 1. Juli 2017 verbindlich als ein Teil der Zuchtvoraussetzungen eingeführt. Die Beurteilungen werden von eigens geschulten Zucht- und Leistungsrichtern vorgenommen. Damit folgt der weltweit größte Rassezuchtverein auch der Forderung des VDH nach Verhaltensstichproben für die zur Zucht zu verwendenden Hunde. Mit der gleichen Vorgehensweise wird nun das Konzept der Zuchtanlagenprüfung von der Kernkommission angegangen. Die in Kör- und Zuchtordnungen aufgenommene Zuchtanlagenprüfung wird es in diesem Jahr „nur“ im Projektstatus geben. Die vom Kernteam organisierten Veranstaltungen dienen dazu, die ZAP zu erproben und später künftige Beurteiler zu schulen. Die Teilnahme ist bis auf Weiteres freiwillig, jedoch für den Hund/Hundeführer schon mit dem Ergebnis, dass Hun150

working-dog-magazin

de, die die ZAP erfolgreich ablegen, zur Körung vorgeführt werden können. Alle Deutschen Schäferhunde, die eine bestandene Wesensbeurteilung (Zulassungsvoraussetzung für eine ZAP) und eine bestandene ZAP nachweisen können, sind uneingeschränkt zur Zucht zugelassen. Die Beurteilung der ZAP sollen eigens dafür geschulte Leistungsrichter, die auch die Qualifikation als Wesensbeurteiler haben müssen, vornehmen. „In der Kernkommission war man sich einig, dass diese Überprüfung nur von speziell geschulten Leistungsrichtern abgenommen werden kann“, erklärt der Kommissionssprecher Udo Wolters. Mit der SV-eigenen Zuchtanlageprüfung definiert der SV zukünftig eigenständig die Anforderungen im mentalen Bereich für den Zuchteinstieg und wird so ein Stück weit selbstbestimmter. Eventuell kommende Änderungen der FCI-Prüfungsordnung fließen dann nicht automatisch in die SV-eigene Prüfungsordnung zur ZAP ein. „Sollte die FCI also beispielsweise beschließen, dass die Hürde nur noch 80 Zentimeter hoch ist, dann bedeutet das nicht zwangsläufig, dass wir das bei der ZAP auch einführen“, führt Udo Wolters aus. Denn für ihn, genauso wie für die neun anderen Mitglieder der Kommission, war klar, dass nach der Wesensbeurteilung auch ein für einen Gebrauchshund würdiger Arbeitsteil eingeführt werden muss. Das Mindestalter be-

trägt 18 Monate. Bei Nichtbestehen gibt es die Möglichkeit, den Arbeitsteil bis zu zweimal zu wiederholen. Für jeden vorgeführten Hund wird es einen Beurteilungsbogen der ZAP, analog zur Wesensbeurteilung, als Anlage zur Ahnentafel geben. Die Arbeit des Hundes wird bei der ZAP allerdings nicht in Punkten bewertet, sondern mit Adjektiven beschrieben. Die vom Beurteiler ausschließlich für den internen Gebrauch zu vergebenen Bonitätsziffern dienen der Auswertung und Statistik. „Die vorliegende Prüfungsordnung zur ZAP, die von der Bundesversammlung beschlossen wurde, ist in der Kürze der Zeit entstanden, in Anlehnung an die IPO-Prüfungsordnung. Die zu zeigenden Übungen für die ZAP sind definiert, die PO-ZAP wird, wie auf der Bundesversammlung zugesichert, im Laufe des Jahres textlich angepasst und überarbeitet.“ Udo Wolters betont: „Das ist alles noch nicht in Stein gemeißelt, sondern eher als Leitfaden zu sehen, an dem wir uns abarbeiten.“ Ein entsprechendes Richterblatt muss auch noch entwickelt werden. Der ZAP-Arbeitsteil besteht aus den bekannten drei Teilbereichen analog der IPO-Prüfung/Körordnung, wobei der Fokus dabei auf den Fähigkeiten des Hundes im Zusammenspiel mit seinem Ausbilder liegt:


KYNOLOGIE

ZUCHT I. Nasenarbeit: Was wird bewertet? Wie ist die Intensität bei der Ausarbeitung (Halten der Fährte) – bzw. wie löst der Proband im Fährtenverlauf auftretende Probleme (Winkel, Gegenstand)? Bei der Stöberarbeit wird auf gleichmäßiges, ruhiges und fließendes Arbeiten Wert gelegt. Ebenso das schnelle Lösen vom Hundeführer sowie das ausdauernde und zielgerichtete Arbeiten des Hundes. Anforderungen Fährte: Eigenfährte, mindestens 200 Schritt, zwei Schenkel (IPOAbmessungen), zwei Winkel, 2 HF-eigene Gegenstände, mindestens 20 Minuten alt. Anforderungen Stöberprüfung: Stöberfeldgröße 20x30 Meter, zwei HF-eigene Gegenstände, ein Gegenstand links, einer rechts II. Gehorsamsübungen: (Hund kommt angeleint auf den Platz) Was wird bewertet? Wie arbeitet der Hund mit seinem Hundeführer (Zusammenspiel Hund/Hundeführer, Teamwork), wie ist die Technik und Hörzeichenumsetzung, wie apportiert der Hund und nicht zuletzt: Wie springt der Hund? Anforderungen: • Freifolge (analog IPO1) • Sitz aus der Bewegung (analog IPO1) • Platz in Verbindung mit Herankommen (analog IPO1) • Bringen auf ebener Erde (analog IPO1) • Bringen über eine Schrägwand (1,60 Meter hoch, Gewicht 650 g) • Freisprung über eine Meterhürde (1,00 Meter hoch) • Ablegen unter Ablenkung (analog IPO1) Der Hund wird auf der einen Seite fünf Schritte von der Hürde entfernt abgesetzt, der Hundeführer nimmt auf der anderen Seite ebenfalls mit etwa fünf Schritten Abstand die Grundstellung ein. Auf Richteranweisung gibt der Hundeüfhrer das Hörzeichen für „Springen“ und „Vorsitzen“, wobei das HZ für „Vorsitzen“ muss während des Sprunges gegeben werden muss. Nach dem Vorsitzen muss der Hund auf HZ in die Grundstellung wechseln. Der Hundeführer darf während der gesamten Übung seinen Standort nicht verlassen. III. Verteidigungsübungen: Was wird bewertet? Wie führig ist der Hund bei den Übungsteilen, wie intensiv sind die Stell- und Bewachungsphasen und wie ist sein Verteidigungsverhalten zu bewerten? Anforderungen: • Streife nach dem Helfer (analog IPO1) • Stellen und Verbellen (analog IPO1) Dabei ist es jedoch dem Hundeführer gestattet, seinen Hund mit dem Hörzeichen für „Fuß gehen“ angeleint aus dem Versteck abzuholen bzw. auch am Halsband führend zur Abrufmarkierung zu bringen und dort anzuleinen. • Transport Auf Richteranweisung begibt sich der Hundeführer mit angeleintem Hund zur markierten Position für den Transport. Den Verlauf bestimmt der LR. Der Transport erfolgt zunächst mit angeleintem Hund bis zu einer vom Überfallversteck etwa 25 Schritte entfernten Bodenmarkierung. Dort wird der Hund abgeleint und der Transport fortgesetzt. • Überfall auf den Hundeführer (analog dem Überfall der Körung) • Mutprobe (analog IPO1) Der Hund wird jedoch angeleint in die Lauerstellung gebracht.

Wertmessziffer 1-4: unzureichende Veranlagung ☐ nicht bestanden Wertmessziffer 5-7: erwartete Veranlagung im Rassemittel ☑ bestanden

Wenn sich der Hund nicht zum Suchen motivieren lässt, oder die Fährte um zehn Meter verlässt, kann er die Überprüfung nicht bestehen. „Kein Verweisen der Gegenstände heißt nicht, dass der Hund nicht bestehen kann. Dann muss er aber suchen wie ein Saugrohr“, betont Udo Wolters. „80 Punkte in einer Prüfung sagen ja meistens nichts über die Arbeitsbereitschaft des Hundes und das Zusammenspiel des Hundes mit dem Hundeführer aus“, weiß der Kommissionssprecher. Daher ist es ihm wichtig, genau dieses sowie Arbeitsfreude, Hörzeichenumsetzung, Verhalten beim Apportieren und das Sprungvermögen in der Zuchtanlageprüfung herauszustellen und dem Hund zugeordnet in der Datenbank öffentlich zu machen. Festgelegt für den Bereich Gehorsam ist bislang, dass ein Hund, der beide Sprünge bzw. beide Apportierübungen nicht zeigt, den Teil Gehorsam nicht bestehen kann. Für den Gesamtbereich der Abteilung „Stell-, Bewach- und Verteidigungsübungen“ ergibt sich aus den intern vergebenen Bonitätszahlen des Beurteilers eine Wertmessziffer.

Wertmessziffer 8-10: in allen Parametern überragende Veranlagung ☑ bestanden In Zukunft wird es also zwei Wege geben, um eine Zulassung für die Zucht zu erreichen. Für beide Wege gilt: Ist der Hund nicht gekört, bekommt die Nachzucht weiße Papiere aus Leistungszucht. Lediglich mit der Körung bekommt die Nachzucht rote Papiere aus Kör- und Leistungszucht. Für alle SV-Hundehalter ist mit der Wesensbeurteilung eine weitere Aufgabe für die Zuchtzulassung hinzugekommen. In der Kombination mit der Zuchtanlagenprüfung ergibt sich aber ein einfacherer, alternativer Weg in die uneingeschränkte Zuchtzulassung. Im Sinne der Rasse hat der SV sich in der Bundesversammlung zukunftsfähig aufgestellt. Nicht ohne Stolz zieht Udo Wolters daher sein Fazit:

„Wir haben wir in der Bundesversammlung mit eindeutiger Mehrheit etwas für den Hund getan. Nicht für die Mitglieder, sondern in erster Linie für den Hund. Wir haben den Besitzern auferlegt, sich mit dem Hund zu beschäftigen." der neue alternative Weg in die Zucht (via ZAP) (LZ = weiße Papiere) Formale Vorausetzungen (HD, ED, DNA)

ZAP Teil 1

Zuchtbewertung

(Wesensbeurteilung)

mindestens "GUT"

9 bis 13 Monate

ab 12 Monaten

ZAP Teil 2 (Arbeitsteil)

ab 18 Monaten

oder via IPO (Leistungszucht (LZ) = weiße Papiere) Formale Vorausetzungen (HD, ED, DNA)

ZAP Teil 1 (Wesensbeurteilung)

9 bis 13 Monate

Zuchtbewertung mindestens "GUT"

ab 12 Monaten

(HD, ED, DNA)

BH/VT

Zuchtbewertung mindestens "GUT"

ab 12 Monaten

+

AD

Körung

KörLZ = rote Papiere IPO1

der bisherige Weg in die Zucht (Leistungszucht (LZ) = weiße Papiere) Formale Vorausetzungen

KörLZ = rote Papiere

IPO1

+

AD

Körung

KörLZ = rote Papiere

+

AD

Körung

working-dog-magazin

151


Pyometra - die (un) heimliche Gefahr Mit zunehmenden Alter steigt das Risiko für die häufigste gynäkologische Erkrankung der Hündin an TEXT + ILLUSTRATION: KAROLINA KRÜGER

B

ei der Hündin liegen, anders als beim Rüden, die an der Reproduktion beteiligten Organe zum größten Teil im Körperinneren. Warm und vor Stößen geschützt können sich so die Welpen während der 63. tägigen Trächtigkeit im Inneren der Gebärmutter entwickeln. Das macht es jedoch auch schwierig auftretende Störungen und Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Zahlenmäßig ist die Gebärmuttervereiterung - Pyometra die häufigste gynäkologische Erkrankung der Hündin. Andere Erkrankungen der Gebärmutter können Mukometra, Hämometra, Puerperalstörungen, Uterusprolaps oder Tumoren sein. Dabei kommt den selten auftretenden Gebärmuttertumoren eine untergeordnete Bedeutung zu. Was ist eine Pyometra Die Pyometra ist eine durch aufsteigende Bakterien verursachte Infektion der Gebärmutter. Zum Ende der Läufigkeit können durch Vulva und Vagina Keime eindringen und durch die noch offene Zervix in die Gebärmutter aufsteigen. Dort finden sie optimale Bedingungen, um sich zu vermehren. Durch den natürlichen Abwehrmechanismus bilden die Leukozyten viel Eiter. Dringt dieser Eiter in den Blutkreislauf oder durch ein Platzen des übervollen Uterus in den Bauchraum ein, vergiften die darin eingeschlossenen Stoffwechselabfallprodukte der Bakterien den Organismus der Hündin. Man spricht dann von einer lebensbedrohlichen Sepsis. Kaum eine Hündin bleibt verschont Viele intakte, also unkastrierte, Hündinnen entwickeln in ihrem Leben eine Pyometra. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmenden Lebensalter deutlich an.

Erfahrene Tierärzte vertreten die Auffassung, es sei nicht die Frage, ob eine Hündin eine Pyometra bekommt, sondern nur wann. 138

working-dog-magazin

Normalerweise entwickelt sich das Krankheitsbild zwischen Läufigkeit und Ende der Trächtigkeit bzw. Scheinträchtigkeit. Erste Anzeichen einer Gebärmutter-Vereiterung beim Hund zeigen sich meist vier bis zehn Wochen nach der Hitze. Häufig trinken betroffene Hündinnen viel und scheiden vermehrt Urin aus. Offensichtlich erkennbar, zumindest bei den Kurzhaar-Rassen, ist die offene Form der Pyometra. Abfließendes eitriges Sekret alarmiert den Besitzer. Begleitende Symptome können Störungen des Allgemeinbefindens und Fieber sein. Bedrohlich sind neben der Eiteransammlung in der Gebärmutter und der Gefahr einer Sepsis, Störungen der Nierenfunktion, die im schlimmsten Fall zu irreparablen Organschäden führen können. Die engmaschige Überwachung der Nierenwerte kann bei Verdacht auf oder Diagnose einer Pyometra lebensrettend sein. Der sicherste Nachweis einer Gebärmuttervereiterung erfolgt durch Ultraschalldiagnostik. Eine Sonographie kann die Flüssigkeitsansammlung im Uterus verlässlich nachweisen. Die vaginalzytologische Diagnostik - also die Beurteilung der Zellabstriche unter dem Mikroskop - stützt die Ergebnisse der Schalluntersuchung. Um die Entstehung der Pyometra besser zu verstehen, ist es vorteilhaft die Anatomie der Hündin und ihren Zyklus zu kennen. Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane beim Hund Die paarig angelegten Ovarien (Eierstöcke) sind das Kernstück der Reproduktionsvorgänge und bilden tief im Körperinneren des Hundes den Endpunkt der weiblichen Fortpflanzungsorgane. Sie steuern den, für die Fortpflanzung verantwortlichen, Hormonhaushalt und in ihnen reifen Follikel mit Eizellen heran. Über die Eileiter gelangen die Eizellen in die Gebärmutter. Anders als beim Menschen ist der Uterus (Gebärmutter) nicht ein kompakter Körper, sondern teilt sich hinter einem kurzen Stumpf in zwei Gebärmutterhörner an dessen Enden sich Eileiter und Eierstöcke anschließen. In diesen Hörnern reifen die Föten wie Perlen


KYNOLOGIE

GESUNDHEIT Mit Beginn der Blutung bis zum Einsetzen der Duldungsbereitschaft, gewöhnlich ein Zeitraum von neun Tagen, spricht man vom Proöstrus, der durch die fruchtbare Phase, dem Östrus abgelöst wird.

Im Östrus findet die Ovulation, der Eisprung statt, während ihrer Wanderung durch die Eileiter zur Gebärmutter reifen die Eizellen und werden befruchtungsfähig. Die Hündin duldet das Aufreiten des Rüden, ein Deckakt kann erfolgen. Endokrinologisch ist der Beginn des Östrus durch den sprunghaften Anstieg der Östrogene im Blut, dem sogenannten LH-Peak nachweisbar.

Eierstock Eierleiter Gebärmutterhorn Blase Vagina Gebärmutterkörper Gebärmutterhals Harnröhre

Abbildung: Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane beim Hund

auf einer Schnur heran, um bei der Geburt abwechselnd im Reißverschlussverfahren aus je einem Horn geboren zu werden. Abhängig von der Rasse ähneln die Gebärmutterhörner im Ruhezustand in Größe und Form einem menschlichen kleinen Finger. Die Zervix (Gebärmutterhals) verbindet Uterus und Vagina (Scheide) und verschließt sich gegen Ende des Östrus bis zum Zeitpunkt der Geburt. Sie mündet in den Vestibulovaginalkanal, der nach außen hin durch die Vulva abgeschlossen wird. Zu den äußeren Geschlechtsorganen zählen die Rima vulvae mit der in ihr liegenden Klitoris und das Gesäuge. Der Zyklus der Hündin In der Regel wird die Hündin zweimal im Jahr läufig. Der halbjährlichen Zyklus kann jedoch rassebedingt, durch äußere Einflüsse wie Witterung, Ernährungszustand, allgemeine Lebensumstände sowie Gesundheitszustand der Hündin oder endokrinologische Störungen deutlich verkürzt oder verlängert sein. Der Zyklus der gesunden Hündin lässt sich in die fünf Abschnitte Präproöstrus, Proöstrus, Östrus, Metöstrus und Anöstrus unterteilen. Als Präproöstrus bezeichnet man die Übergangsphase zwischen Anöstrus und Proöstrus, in der die Östrogenwerte langsam ansteigen und das Follikelwachstum in den Ovarien beginnt. Der Präproöstrus erstreckt sich meist über die drei Wochen vor Auftreten der ersten Läufigkeitsanzeichen, wobei die Länge individuell sein kann.

Es folgt der 60-80 Tage dauernde Metöstrus, das ist die Phase in der eine Hündin trächtig oder scheinträchtig ist. Kennzeichnend ist, dass die Progesteronkonzentration auf ein Plateau ansteigt, das bis zum Ende des Metöstrus stabil bleibt und dann langsam wieder auf den Basalwert abfällt. Gestützt wird dieses hohe Progesteronniveau, durch endokrin aktive Gelbkörper, die damit für eine stabile Trächtigkeit sorgen. In Vorbereitung der Geburt fällt dieser Wert ab, die Zervix öffnet sich, die Welpen werden geboren oder die Scheinträchtigkeit beendet. Es schließt sich mit dem Anöstrus die längste Zyklusphase an. Sie beschreibt die Zeit zwischen den Läufigkeiten und zeichnet sich durch eine geringe endokrine Aktivität aus. Im Anöstrus sind die Gelbkörper zurückgebildet, der Progesteronspiegel ist auf Basalniveau, die Zervix geöffnet, es ist kein kontinuierliches Follikelwachstum zu beobachten. Die Zyklusabschnitte begünstigen die Entstehung der Pyometra und erklären die unterschiedlichen Krankheitsbilder. Drei Formen der Pyometra Bei der Pyometra unterscheidet man verschiedene Krankheitsausprägungen. Man spricht von der offenen und geschlossenen Gebärmuttervereiterung, sowie, bei einer unvollständig kastrierten Hündin, von der Stumpfpyometra. Während die Offene durch den übelriechenden eitrigen Ausfluss leichter zu erkennen ist, ist gerade die geschlossene Form die tückische, weil sie lange unerkannt und damit unbehandelt bleibt. ▪ Offene und geschlossenen Pyometra Die Pyometra ist eine typische Erkrankung des Metöstrus. Durch die hohe Progesteronkonzentration liegt sie in dieser Zyklusphase in der geschlossenen Form vor. Die Bezeichnung „geschlossen“ leitet sich von der verschlossenen Zervix ab, die den sich durch die Keimbesiedlung bildenden Eiter in der Gebärmutter zurückhält. Gelegentlich manifestiert sich eine Pyometra klinisch erst im Anöstrus. In dieser Zyklusphase öffnet sich durch die bis auf Basalniveau absinkenden Progesteronwerte die Zervix

working-dog-magazin

139


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.