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Der König des Waldes

EINHEIMISCHE WILDTIERE

Jetzt röhren sie wieder um die Wette: Im September beginnt die Brunftzeit der Rothirsche, und ihre urtümlichen Schreie durchdringen die Schweizer Wälder.

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Ein Rothirsch brüllt sich die Seele aus dem Leib.

Bilder: © iSTOCK Genau genommen wird der Rothirsch seinem Namen nur im

Sommer gerecht. Dann verfärbt sich sein Fell so typisch rotbraun, dass man ihn schon von weitem sieht. Jetzt im Herbst wechselt sein

Haarkleid ins Gräuliche, bevor es im Winter richtig dicht und struppig wird. Das grösste

Wildtier der Schweiz wiegt bis zu 220 Kilogramm – gut doppelt so schwer wie ein Steinbock und acht Mal schwerer als ein Reh. Dies gilt zumindest für einen ausgewachsenen männlichen Hirsch, den Stier. Die weiblichen

Hirsche, die Kühe, sind deutlich kleiner, bringen aber immer noch stattliche 130 Kilogramm auf die Waage.

ALLE JAHRE EIN NEUES GEWEIH Das charakteristischste Merkmal des eindrücklichen Wildtieres ist die majestätische Krone; notabene die grösste aller Hirsche. Sie kann bis zu acht Kilogramm wiegen und wird jedes Jahr aufs Neue gebildet – ein Kraftakt sondergleichen. So produziert ein Hirsch gut 150 Gramm Knochenmasse pro Tag. Rechtzeitig zu Beginn der Brunft im Herbst ist das Geweih für den Kampf einsatzbereit. Die Brunftzeit ist quasi das Jahreshighlight für die Hirsche, gilt es doch, sich gegen Rivalen zu behaupten und möglichst

STECKBRIEF ROTHIRSCH Familie: Hirsche (Cervidae) Gattung: Edelhirsche (Cervus) Kopf-Rumpf-Länge: 180 bis 210 Zentimeter Schulterhöhe: 105 bis 130 Zentimeter Gewicht: bis zu 220 Kilogramm Alter: bis zu 18 Jahren Das Verbreitungsgebiet des Rothirsches umfasst Europa, Westasien, Zentralasien und Nordafrika. In der Schweiz leben am meisten Tiere im Graubünden, gefolgt vom Wallis und dem Tessin. Kleinere Vorkommen gibt es auch im Mittelland, etwas weniger im Jura. viele Hirschkühe im Brunftrudel zu decken. Bis zu fünfhundert Schreie kann ein brünftiger Hirsch pro Stunde ausstossen – ziemlich beeindruckend, nicht nur für seine Rivalen. Die Schreie erregen auch die Hirschkühe. So ist der Rothirsch im Herbst ständig damit beschäftigt die Konkurrenten in Schach zu halten und die Kühe zu decken. Eine enorme Anstrengung, und gleichzeitig frisst der Hirsch während der Brunft kaum etwas – und verliert gut zwanzig Prozent seines Körpergewichts. Nach dem Ende der Brunft ziehen sich die männlichen Rothirsche wieder in ihr angestammtes Gebiet zurück, um sich noch vor Einbruch des Winters das verlorene Gewicht anzufressen. Der Geweihabwurf erfolgt dann im Winter zu einem Zeitpunkt, wenn der Testosteronspiegel seinen niedrigsten Stand erreicht hat.

DEM RAUSCH NICHT ABGENEIGT Abgesehen von der Brunftzeit sind Rothirsche durchaus friedfertig, sozial und schliessen sich in Trupps oder Rudeln zusammen, getrennt nach Geschlecht. Weibliche Rudel sind Zusammenschlüsse mehrerer Mutterfamilien, Chefin des Rudels ist eine erfahrene Hirschkuh. Männliche Jungtiere verlassen die Mutterfamilie im Alter von zwei bis drei Jahren und schliessen sich zu einem Rudel von HirschStieren zusammen. Rotwild frisst hauptsächlich Gras, aber auch Kräuter, Getreide, Beeren, Pilze und Waldfrüchte stehen auf dem Speiseplan. So nehmen die Tiere täglich zwischen acht und zwanzig Kilogramm Grünäsung zu sich. Mit Genuss vertilgen sie übrigens auch Fliegenpilze; wohl wegen ihrer stark berauschenden Wirkung.

1850 IN DER SCHWEIZ AUSGEROTTET Das edle Aussehen des Rothirsches war auch sein Fluch: Es hat dazu beigetragen, dass er ein beliebtes Jagdziel war und früher so manches Geweih als Trophäe an Schweizer Wänden hing. Der rigorose Abschuss sowie der Raubbau am Wald wurden ihm zum Verhängnis und sorgte dafür, dass er vor 170 Jahren hierzulande

ausgerottet war. Mit dem eidgenössischen Jagdgesetz von 1875 wurden für die Rothirsche entscheidende Verbesserungen eingeführt, und so wanderten aus Österreich wieder erste Hirsche in den Kanton Graubünden ein. Über 30’000 Rothirsche soll es mittlerweile bei uns geben. Der Lebensraum des Tieres ist heute primär auf Wälder begrenzt. In der Vergangenheit lebten Rothirsche durchaus auch im offenen Gelände – schliesslich gilt er als typischer Fernwanderer. Er legt oft weite Strecken zwischen Tages- und Nachtquartier sowie zwischen Sommer- und Winterlebensraum zurück. Doch durch Autobahnen, Schienen und Siedlungen versperrte Wildtierkorridore hindern den Rothirsch heute oft an der Ausbreitung.

TEMPORÄRE KÄLTESTARRE Wurde der König des Waldes früher primär vom Wolf gejagt, fehlt es ihm heute an Feinden – mitunter ein Grund für die schnelle Erholung des Bestandes. So werden bis zu zwanzig Prozent der Bestände jährlich abgeschossen. Ohne die Jagd (unter Auflagen) würden sie ansonsten übermässig Almwiesen abgrasen, Zäune beschädigen und Triebe von jungen Bäumen fressen. Hirsche greifen auch beim Baum die saftführende Schicht unter der Rinde an, das Kambium, dadurch stirbt der Baum. Viele Waldbesitzer erachten es deshalb als nicht sinnvoll, wenn die Waldwirtschaft durch Subventionen gefördert wird und zugleich der Staat Waldschäden durch Hirsche in Kauf nimmt. Die Winterlebensräume des Rothirsches werden dennoch durch Wildruhezonen geschützt. Denn um im Winter Energie zu sparen, fallen Rothirsche für einige Stunden am Tag in eine temporäre Kältestarre. Bei Störungen in diesen Phasen müssen Rothirsche in Sekundenbruchteilen direkt vom Sparmodus in den Vollbetrieb wechseln. Entsprechend hoch ist der Energieverschleiss.

ROTHIRSCH.ORG

DER BRUNFTKAMPF

Während der Brunft im Herbst kommt es zu den typischen Rufduellen und zu Parallelmärschen, bei denen die Kontrahenten parallel nebeneinander herstolzieren und versuchen, den anderen mit Imponiergebaren, Röhren und Drohgesten einzuschüchtern. Gibt keiner klein bei, prallen die Streiter frontal mit den Geweihen aufeinander und schieben sich gegenseitig über den Brunftplatz. Ist die Kampfkraft der beiden Tiere ausgewogen, kommt es gelegentlich zu einem kreisförmigen Drehen der beiden Tiere umeinander. Der Kampf endet, wenn einer der Gegner seine Unterlegenheit eingesteht und Reissaus nimmt.

Bild links: Sinkt der Testosteronspiegel im Winter, verliert der Rothirsch sein Geweih.

Bild unten: Im Brunftkampf wird entscheiden, wer der Platzhirsch ist.

ENTSPANNT ZUR ARBEIT PENDELN

Aufstehen, frühstücken und ab zur Arbeit. Doch wie kommt man schnell und trotzdem entspannt durch den Verkehr? Wir haben eBike, ÖV und Auto verglichen.

Mit bis zu 45 km/h schnell und trotzdem entspannt unterwegs.

© BOSCH EBIKES Aufstehen, gemütlich duschen, erstmal frühstücken – ein ganz normaler Start in den Tag. Bis zum beiläufigen Blick auf die Uhr und dem Schock: Zu spät! Auf zur Arbeit, aber wie? Mit dem öffentlichen Verkehr, dem Auto oder dem eBike? Drei Nachbarn haben es für uns getestet. Eine der drei Optionen bietet nicht nur Fahrspass, sondern auch einen stressfreien Arbeitsweg.

LÄCHELND AUF DER ÜBERHOLSPUR Die erste Kandidatin schwingt sich elegant auf ihr eBike und fährt zügig los. Dank Tretunterstützung bis 45 km/h kommt sie mit ihrem eBike rasch und sicher vom hügeligen Vorort in den urbanen Verkehr. Hier überholt sie auch gleich die Nachbarin, die nun beim Warten auf das Tram ungeduldig die Minuten zählt und schon befürchtet, zu spät zu kommen. Entspannt sieht definitiv anders aus.

TROTZ STRESS ENTSPANNT ANKOMMEN Und wie läuft es beim Kandidaten im Auto? Er fährt zwar flott los, steckt jedoch schon bald mitten im Morgenverkehr fest. Der Stau schlägt ihm auf die Laune. Erstaunt sieht er seine Nachbarin gemütlich und lächelnd an ihm vorbeiradeln. Bald erreicht sie das Büro und es bleibt ihr sogar Zeit für einen Kaffee vor Arbeitsbeginn. Fazit: Mit dem eBike unterwegs zu sein bedeutet, dass das Ankommen zur Nebensache und der Arbeitsweg zum FlowMoment wird.

WENIGER WARTEN, MEHR FAHREN In der Schweiz legen die Arbeitspendlerinnen und -pendler pro Weg durchschnittlich 14 Kilometer zurück. Dafür benötigen sie rund 30 Minuten. Für diese Distanz eignen sich schnelle eBikes optimal. Dagegen stehen Schweizer Autofahrerinnen und Autofahrer insgesamt circa 30’000 Stunden im Stau. Der öffentliche Verkehr ist zwar eine nachhaltige Alternative zum motorisierten Individualverkehr, häufiges Umsteigen mit Wartezeiten machen das Pendeln jedoch oft zum Geduldsspiel. Warum also nicht einfach auf ein eBike wechseln, die Fahrt zur Arbeit geniessen und entspannt im Büro ankommen?