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Von Weinen und Winzern

NEUENBURGER WEINGEBIET

EINE LEIDENSCHAFT FÜR DIE TRAUBEN

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Die Weinbauregion Neuenburg ist mit rund 600 Hektaren verhältnismässig klein. Gekeltert werden aber Spitzenweine von internationalem Renommee. belvedere besuchte einen Vorzeigebetrieb: Les Caves du Château d’Auvernier.

Der See, das Schloss und der Wein: In den Kellergewölben des Château d’Auvernier reifen u.a. der bekannte Pinot Noir, der Chasselas und der Oeil de Perdrix.

© CAVES CHÂTEAU D’AUVERNIER Stefan Senn

Auvernier, ein pittoreskes Weindorf unweit der Kantonshauptstadt Neuenburg, am nördlichen Seeufer. Der historische Dorfkern erstreckt sich entlang der gepflasterten Hauptstrasse. Nicht nur die beschaulichen Gässchen mit den behäbigen Winzerhäusern und die sich eng ans Dorf anschmiegenden Rebberge fallen ins Auge. Einen besonderen Blickfang bildet das Château d’Auvernier. 1559 erbaut, prägt das schnuckelige Schlösschen mit den beiden seitlichen Spitztürmen das Dorfbild. Dass es so manchen Touristen zu einer Besichtigung der altehrwürdigen Gemäuer drängt, ist verständlich. Doch wird einem das entsprechende Anliegen verwehrt. Ins Schloss und insbesondere in dessen Kellergewölbe kommt nur, wer sich für die hier produzierten Weine interessiert. Denn das Château – es steht in einer Parkanlage mit teilweise mehr als 100jährigen Bäumen – ist seit

Die Weinberge am Neuenburgersee: Auf einem Anbaugebiet von rund 600 Hektaren wachsen primär Pinot-NoirTrauben (60%) sowie Chasselas-, Pinot Gris-, Chardonnay- und SauvignonBlanc-Trauben.

© GPE/ CAVES CHÂTEAU D’AUVERNIER 1603 in Familienbesitz, der seit vier Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wurde und «Schaltzentrale» der Domaine Caves du Château d’Auvernier.

DIE 15. GENERATION ÜBERNIMMT Henry Aloys Grosjean (31) ist der designierte Chef des Gutes. Noch amtet zwar sein Vater Thierry als Direktor des Betriebes und arbeitet aktiv mit, doch am 1. Januar 2022 wird er das Zepter seinem Sohn übergeben, der das Metier von der Pike auf gelernt hat. «Ein eisernes Familiengesetzt», sagt Henry dazu. «Das Weingut führen darf nur, wer die entsprechenden beruflichen Ausbildungen absolviert und ein Handelsschul-Diplom im Rucksack hat und im Militär eine Führungsposition bekleidet.» Henry Grosjean wird in 15. Generation Herr über eine Rebfläche von 26 Hektaren. Weitere 17 Hektaren werden in Pacht bebaut und die Ernte von 17 zusätzlichen Hektaren von Weinbauern zugekauft, mit denen die Domaine zum Teil seit Generationen zusammenarbeitet.

KEIN EINZELKÄMPFER AM WERK Es ist ein Vergnügen, mit dem künftigen Geschäftsführer durch die Rebhänge zu fahren. Die Freude am Beruf steht ihm ins Gesicht geschrieben, und wenn er mit weit ausholenden Gesten vom Garten im kleinen Rebhaus auf einer Anhöhe über die Hänge und den See zeigt, spürt man seine Leidenschaft für die Trauben und was daraus gepresst wird. Trotzdem: «Als Einzelkämpfer hat man keine Chance», verdeutlicht Henry Grosjean. «Erstklassige Weine entstehen nur dank dem Fachwissen verschiedenster Spezialisten. Nicht weniger als 15 festangestellte Mitarbeitende, darunter ein Rebmeister (Henrys Schwager) und ein Kellermeister sowie zahlreiche Hilfskräfte sorgen dafür, dass die edlen Tropfen aus den Caves du Château d’Auvernier dies- und jenseits der

Der imposante Weinkeller im Schloss von Auvernier steht Weinkunden offen.

Grenzen im wahrsten Sinne des Wortes «in aller Leute Mund» sind – und an Weinmessen immer wieder mit Edelmetall dekoriert werden.

DREI WICHTIGE STANDBEINE Es ist die Arbeit in und mit der Natur, die ihn so sehr begeistert, «auch wenn das nicht immer leicht ist», wie er gerne zugibt. Die Wetterkapriolen in diesem Jahr haben der Branche übel mitgespielt. Damit müsse man jedoch immer rechnen. «Bauern und Winzer sitzen diesbezüglich im gleichen Boot», meint Grosjean mit einem Schulterzucken. Herannahende Gewitter und sich abzeichnender Hagelschlag würden ihm schon Sorgen bereiten, aber damit müsse man einfach leben. Allerdings: «Die Tatsache, dass wir ein Genussmittel produzieren, ein Produkt, das die Konsumenten kaufen wollen und nicht a priori kaufen müssen, das macht doch einfach Freude.» Und dass ihn die Erzeugnisse «aus seinem Hause» auch mit Stolz erfülle, wolle er gar nicht abstreiten. Zurecht, denn nicht von ungefähr sind die Weine aus dem Château d’Auvernier allseits beliebt. Spitzenreiter seien der Pinot Noir (erhältlich in verschiedenen Abfüllungen), der Chasselas und insbesondere der Oeil de Perdrix, der rund 40 % der Gesamtproduktion ausmache und u.a. sogar in den USA, in Japan, Singapur und Deutschland verkostet werde.

«Wir keltern natürlich auch Spezialitäten wie zum Beispiel Pinot Gris, Chardonnay oder Sauvignon Blanc», erklärt Henry Grosjean, «doch die drei anfänglich genannten Sorten sind die wichtigsten Standbeine.» Er kommt auf eine Spezialität der Region zu sprechen, die auch in seinem Keller heranreift: Der Neuchâtel VERGLEICH NICHT SCHEUEN

Das Weinbaugebiete von Neuenburg erstreckt sich in einem wenige hundert Meter breiten Streifen über fast 40 Kilometer zwischen Vaumarcus am Neuenburger- und Le Landeron am Bielersee. Mit rund 600 Hektaren ist Neuenburg der sechstgrösste Weinbaukanton der Schweiz. «Auf unseren leichten bis mittelschweren Kalk-, Moräne- und Molasseböden, die zum Teil nur 40 bis 50 cm Erdmaterial bis zum felsigen Untergrund haben, gedeihen ausgezeichnete Trauben», sagt Mireille Bühler (39), seit Herbst 2020 Direktorin der regionalen Vermarktungsorganisation Neuchâtel – Vins et Terroir (NVT). Ausgezeichnet seien in der Folge auch die Weine aus der Region, die den Vergleich mit anderen Schweizer Weinen nicht zu scheuen brauchen. Die Zusammenarbeit mit Winzern aus anderen Regionen ist eng, geplant sei sogar eine Kooperation mit den Anbaugebieten am Bieler- und Murtensee. Wie Henry Grosjean ist auch sie der Meinung, dass die gesunde und freundschaftliche Konkurrenz nur förderlich ist. «Alle profitieren und lernen voneinander», ist die Marketingfachfrau überzeugt. Das Ziel sei klar: «Es geht grundsätzlich darum, ausländischen Weinen Paroli zu bieten. Und für meine Organisation steht natürlich die Vermarktung der Weine aus dem Neuenburger Anbaugebiet im Vordergrund.» Entsprechende Promotionsaktionen (Messen usw.) finden primär in der Schweiz statt, Präsentationen im Ausland folgen nach und nach.

NEUCHATEL-VINS-TERROIR.CH

WEINREGION-DREI-SEEN.CH

Der Winzer und sein «Hoheitsgebiet»: Henry Aloys Grosjean in den Reben der Caves du Château d’Auvernier.

© CAVES CHÂTEAU D’AUVERNIER

Blanc Non Filtré. Der typische «Weisse» aus der Gegend wird aus Chasselas-Trauben hergestellt. Wenn er Anfang Januar ungefiltert in Flaschen abgefüllt wird, ist seine Gärung bereits vollständig abgeschlossen. Es ist der erste Wein des Jahres und stellt somit für den ungeduldigen Weinkenner einen Vorgeschmack auf den neuen Jahrgang dar, der im Herbst zuvor geerntet wurde. Henry Grosjean: «Dieser Wein findet heute beeindruckenden Anklang. Auch ausserhalb des Kantons stösst er auf immer grösseres Interesse.»

AM LIEBSTEN IN DEN REBEN Gemeinsam mit seinem Vater zeichnet Henry Grosjean auch für den Verkauf verantwortlich. Ein wesentlicher Teil seiner Jahresproduktion gehe in den Gross- und Zwischenhandel, der Rest an Privatkundschaft. «Der kleinere, jedoch sehr wichtige Teil», wie Grosjean verdeutlicht. Im neuen Degustationsraum, wo die Weine über die Theke gehen, spüre er die Reaktionen der Kunden und erhalte so ein für die kontinuierliche Qualitätsoptimierung wichtiges Feedback. «Ich liebe diesen Kontakt und bin praktisch jeden Samstag im täglich (ausser sonntags) geöffneten Degustationsgebäude anzutreffen.» Das Thema «Oenotourismus» werde immer wichtiger, konstatiert er in diesem Zusammenhang. Ohne die Caves ouvertes, in der Region gang und gäbe, gehe es nicht mehr. Henry Grosjean blickt über seine Weinberge, bald steht die «Läset» an. Die Büroarbeit sei enorm wichtig und gehöre zum Job, «aber in den Reben bin ich am liebsten. Und richtig zufrieden bin ich, wenn die Trauben im Keller sind.»

CHATEAU-AUVERNIER.CH

Weine aus dem Kanton Neuenburg: Genuss wächst in den Himmel.

HOTEL STEINMATTLI, ADELBODEN

In der herrlichen Bergwelt

Ruhig und trotzdem zentral gelegen, bietet das Hotel Steinmattli in Adelboden grosszügige, modern gestaltete Zimmer – alle mit Balkon und atemberaubender Bergsicht. Im hauseigenen Restaurant Alpenchic speist man gemütlich am Cheminée. Gepflegt wird eine marktfrische Küche mit regionalen Produkten. Der Fokus der Küchenchefin gilt «against foodwaste»: So verwandelt das Küchenteam z.B. die Schalen der Kartoffeln in feine Chips, die zum Apéro serviert werden. Das Haus wird CO2-neutral bewirtschaftet: Ein Tesla für die Gäste ist ebenso im Angebot wie 4 E-Bikes. Die Wellnessoase sorgt derweil für Entspannung nach einer ausgiebigen Herbstwanderung durch die herrliche Bergwelt Adelbodens.

HOTEL-STEINMATTLI.CH © HOTEL STEINMATTLI

HOTEL LIBERTY, OFFENBURG

Einmal lebenslänglich, bitte

Wie wird aus eingesperrt geborgen? Wie aus düster freundlich? Wie wird aus schwer leicht, aus alt neu, aus verboten erlaubt? Die Planer des Hotels Liberty in Offenburg haben sich genau diese Fragen gestellt – schliesslich ist das Gebäude aus dem Jahr 1830 eine ehemalige Justizvollzugsanstalt. Den alten Gemäuern wurde neues Leben eingehaucht – stilvoll, serviceorientiert und schlichtweg einzigartig – ein exklusives Hotelerlebnis, welches man in dieser Art nicht so schnell wieder findet. Der ursprüngliche Charakter bleibt im Gebäude stets ablesbar, verbindet sich aber durch einzigartige neue Gestaltung mit erlesenem Interieur auf elegante Weise mit den Wünschen des anspruchsvollen Gastes. Zwei freistehende Zellengebäude, durch einen Glaskubus verbunden, der sich über den ehemaligen Gefängnishof spannt, vereinen sich zum grossen Ganzen. Der Name des Restaurants könnte zudem passender nicht sein: «Wasser & Brot».

HOTEL AEON, BOZEN, SÜDTIROL

Aussergewöhnliches Hideaway

Moderne Architektur und ein bäuerlicher Hof müssen keine Gegensätze sein – dies beweist das neu eröffnete Hotel Aeon im Südtirol. Hoch über den Dächern der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen befindet sich das neue Hotel, ein aussergewöhnliches Hideaway für Erwachsene. Die 15 exklusiven Zimmer und Suiten mit Panorama Spa, zwischen Tradition und Zukunft, Imagination und Wirklichkeit, strahlen Ruhe und Ästethik aus. Tradition und Moderne sind hier nicht nur grosse Worte, sondern verkörpern die Ansichten der unterschiedlichen Generationen der Familie Ramoser: Seit 1972 begrüsst man im Lobishof Besucher aus aller Welt, geführt von Elisabeth und Heinz Ramoser. Ihre Vision vom Südtiroler Tourismus: Klein, charmant und vor allem voller magischer Momente soll das Erlebnis der Gäste sein. Mit diesem aussergewöhnlichen Hideaway ist ihnen dies durchaus gelungen, möchte man anmerken.