Jugend und Gesellschaftspolitik - 14- bis 29-Jährige als Zielgruppe Dr. Beate Grossegger Institut für Jugendkulturforschung „Arm an Informationen, aber reich an Mythen – so könnte man das Bild beschreiben, das sich die Gesellschaft immer wieder von ihrer Jugend macht.“ (Warnfried Dettling) Jugendliche „ticken“ anders, das ist nicht neu. Im kommerziellen Sektor hat man damit nicht weiter ein Problem. Im Gegenteil, man versucht sich darauf einzustellen, um junge Zielgruppen zu erreichen und an ihnen zu verdienen. Geht es um das Gemeinwesen, ist das anders. Hier regiert das Wunschbild von aktiven jungen Bürgerinnen und Bürger, die gegenüber großen tagespolitischen Themen wie auch gegenüber kleinen Dingen des Alltags eine reflektierte politische Haltung einnehmen. Sich auf eine Jugend einzustellen, die diesem Wunschbild großteils nicht entspricht, fällt vielen schwer. Eine selbstkritische Annäherung an politikdistanzierte Jugendliche bleibt aus. Stattdessen dreht sich die Debatte um die Frage, wie man die Akzeptanz für institutionelle Politik bei Jugendlichen fördern bzw. Jugendliche an deren Systemlogiken besser anpassen kann. Aus Sicht der Jugendforschung wirkt das skurril und beklemmend zugleich. Unweigerlich drängt sich eine Assoziation zum BrechtGedicht „Die Lösung“ auf, wo Brecht mit zynischem Blick auf die politische Macht fragt: „Wäre es da nicht einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“ Man ist versucht, sich dieser Frage anzuschließen – mit einem: „Wäre es nicht einfacher, die Gesellschaft würde eine andere Jugend wählen, eine die ihren Wunsch- wie auch Trugbildern besser entspricht?“ Dem Phänomen wachsender Politikdistanz wird man jedenfalls weder mit Lamento über die Politikverdrossenheit der Jugend noch mit überhoÅNhten Erwartungen an „Active Citizenship“ erfolgreich begegnen können. Vielmehr scheint eine grundsätzliche Perspektivenverschiebung notwendig. Soll heißen, man wird die unbequeme Frage zulassen müssen: „Wie sehen Jugendliche die Politik und welche Erwartungen haben sie an mediale Politikvermittlung?“ Hier setzt die vom Institut für Jugendkulturforschung im