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die PIRATEN dann auch wieder steil bergab. Woran könnte das deiner Meinung nach liegen? Die Entwicklung von 13% im Bund bis hin zum aktuellen Tiefpunkt hat für mich zwei primäre Gründe: Zum einen war es durchaus abzusehen, dass sich der Hype, der Protestausdruck und auch das mediale Interesse nach einer Weile legen würde und sich die Umfragewerte langfristig niedriger ansiedeln. Das geschah mit der Zeit auch. Lange waren wir dann stabil bei sieben bis acht Prozent. Der zweite Faktor, der uns nun ins Tief trieb, war und ist die katastrophale Außenwirkung der Partei. Viele haben nicht damit gerechnet, gewählt zu werden, als sie sich für die Landtagswahlen haben aufstellen lassen. Plötzlich stehen sie vor Kameras, sitzen in Talkshows und müssen Pressekonferenzen geben. Letztlich sind das alles Menschen mit einem normalen Berufsalltag und keine erfahrenen Medienprofis. Das musste mit der Zeit auch mal schief gehen. Die ersten Fehler medialer Unerfahrenheit ließen nicht lange auf sich warten.

BuTaWaReSe

Lange hielt diese Kette von öffentlichen Fehltritten aus Unerfahrenheit an und war wenig förderlich für das öffentliche Bild der Partei… Auch unsere eigene Transparenz wird gerne falsch wahrgenommen. Zum Konzept der Piraten gehört es auch, dass wir öffentlich diskutieren. Während andere Parteien das intern in kleinen Gremien machen, kann bei den Piraten jeder mithören und mitlesen. Gerne wird in diese öffentliche Diskussion hineininterpretiert, dass die Partei zerstritten und uneinig wäre. Dabei gehört auch das zum Konzept, dass wir nicht eine generische Meinung als Partei haben, sondern nach der Mehrheit entscheiden und davor reichlich debattieren. Trotz steigender Sicherheit im allgemeinen öffentlichen Auftreten, können wir nach wir vor nicht fehlerlos mit den Medien arbeiten, wie es andere Parteien tun, die intern bereits immer direkte Ansprechpartner bei Zeitungen und Fernsehen haben. Daher können wir viele Inhalte und auch Aktionen der Piraten nicht sehr stark öffentlich kommunizieren. Langfristig wird sich aber auch hoffentlich in diesem Bereich ein Netzwerk entwickeln, damit nicht nur unsere Fehltritte auf den Titelseiten stehen.

ja auch oft als Computerfreaks und Nerds dargestellt. Wie stehst du zu diesem Vorurteil? Würde es der Partei helfen, sich von diesem Image zu distanzieren? Es kommt ganz darauf an, was man in dieses Bild hineininterpretieren möchte. Natürlich stimmt es, dass bei den Piraten viele mit einem beruflichen Hintergrund aus dem Bereich Informatik sind und sich folglich sehr gut mit der Materie rund um Netz und Software auskennen. Das spiegelt ja auch die thematische Ausrichtung wieder. Insofern würde das Vorurteil stimmen. Jedoch sind wir keineswegs die "Nerds", die nie aus ihren Kellerzimmern kommen und sich nicht trauen, mit anderen Menschen zu reden. Aber allgemein die Piraten als "Nerdpartei" zu sehen, wäre zu einfach. Die Mitglieder stammen aus allen gesellschaftlichen Gruppen. Darunter auch Menschen wie mich, die nicht die geringste Ahnung von Informatik haben, sondern einfach am politischen Erhalt der modernen Gesellschaft interessiert sind. Ich denke nicht, dass sich die Partei von dem Image grundlegend distanzieren sollte. Vielmehr sollte das Image verändert werden. Im Moment sind die Piraten im öffentlichen Meinungsbild mehr eine chaotische, zerstrittene und unorganisierte Gruppe von "Nerds". Wenn wir zukünftig die "Nerds" sind, bei denen jeder Politik mitmachen kann, die sich für das digitale Erbe einsetzen und darüber hinaus auch auf aktuelle Themen Antworten haben, dann sehe ich in dem Image kein Problem.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für deine politische Laufbahn.

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