Roxy Program Brochure 2012

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Foto: Yanael Plumet

Unterirdische Winde – innerkörperliche Bewegungen unter der Haut. Emotionen, Enzyme, Hormone, Flüssig­ keiten, elektrische Ströme, Geräusche, Gedanken, Nervenimpulse, sie alle sind Bewegung oder provo­ zieren sie. Ein innerkörperlicher Tanz, der sich nach aussen in mannigfacher, nicht linear-singulär lesbarer Weise manifestiert. Treffen zwei menschliche Körper aufeinander, begegnen sich tausend Prozesse.

Subterranean winds – Vents souterrains

Anna Röthlisberger Co.

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Idee / Künstl. Leitung Tanz Szenische Regie Choreografische Assistenz Live-Musik Licht / Raum Kostüme

Anna Röthlisberger Ayala Frenkel, Anna Röthlisberger Klaus Jensen Sonia Rocha Marc Rossier Brigitte Dubach Christina Müller

www.röthlisberger.com

In der neusten Produktion «subterranean winds» tauchen Anna Röthlisberger und Ayala Frenkel in unvorhersehbare Zustände, welche sie zu Begegnungen, Interaktionen und Verschiebungen ihrer Wahrnehmung führen. In diesem Ambiente fragmentarischer Wechselbilder entsteht eine Art Magma, in dem sich zwischenzeitlich Identitäten und Körpergrenzen auflösen. Das Lichtdesign und die Raumgestaltung von Brigitte Dubach verzahnen den Tanz mit visuellen installativen Elementen. Diese sind Symbol für punktu­ elle Impressionen des Urban-Konkreten. Der Gitarrist Marc Rossier spielt live minimalistische Klangformen, die bald in vibrierend orchestrale Elemente übergehen können. Die Tanzkreationen der Anna Röthlisberger Co. haben an etablierten Schweizer Tanzfestivals wie auch inter­national Beachtung gefunden. In ihren letzten Bühnenwerken waren auch professionelle Tänzerinnen und Tänzer mit Behinderungen zu sehen. Es wäre nahe-liegend, dieses erfolgreiche Konzept ohne Unterbrechung weiterzuführen. Doch die Choreografin scheut sich nicht vor der Herausforderung, einmal mehr den sicheren Weg zu verlassen, um ihre künstlerischen Visionen weiter zu erforschen. Anna Röthlisberger steht wieder selbst auf der Bühne. Die Beschränkung auf ein Duett unterstützt die Konzentration aufs Wesentliche: Körper in Bewegung. Im Jahr 2010 recherchiert Röthlisberger am Suzanne Dellal Center in Tel Aviv und beobachtet eine ganze Reihe von Choreografien im Werden. Dabei entdeckt sie 3


in Ayala Frenkel eine kongeniale Bühnenpartnerin, in Israel u. a. durch ihre Arbeit mit der Batsheva Dance Company unter der Leitung von Ohad Naharin bekannt. Das Land besitzt eine ausgeprägte Tanzkultur, die in ihrem Ausdruck etwas Direktes und Existenzielles hat. Dabei steht Bewegung in Verbindung mit persönlicher Identitätsfindung. Dies wiederum sind Berüh­ rungsebenen, die Anna Röthlisberger in ihren Stücken immer wieder fördert und tänzerisch neu aufdeckt. «Anna Röthlisberger ist eine ebenso feinfühlige wie kraftvolle Choreografin. Der Meltingpot aus Interdiszip­linarität, interkulturellem Austausch und ihren künstlerisch radikalen Anliegen machen ihr keine Angst – im Gegenteil: Er stimuliert ihre kritische Reflexion und deren Realisierungen im Tanz.» Esther Sutter, Tanzpublizistin

26.1. 20.00 Premiere Fr 27.1. 20.00 Sa 28.1. 20.00 Do 2.2. 20.00 Fr 3.2. 20.00 Sa 4.2. 20.00

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Die Produktion ist der Auftakt einer neuen Projekt-Reihe der Anna Röthlisberger Co. Von 2012 – 2014 entstehen drei abendfüllende Bühnenstücke in unterschiedlichen Formationen und Formaten. Diese finden im Rahmen der ersten Kooperations­ förderung beider Basel und dem Theater ROXY als Partner statt. Mit freundlicher Unterstützung von Fachausschuss Theater und Tanz BS/BL, Ernst Göhner Stiftung, GGG, SIS, Sophie und Karl Binding Stiftung.

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Foto: zVg

«[Röthlisbergers] Stücke sind Gesamtkunstwerke – klug, gut und schön» Johanna Otter

Hauchnah

Stephanie Grubenmann / Patrick Becker Von und mit Kostüm Künstlerische Beratung Produktionsleitung Koproduktion

Stephanie Grubenmann, Patrick Becker Noëlle Blancpain Nils Torpus, Nelly Bütikofer Nicole Friedman Baumgartner Fabriktheater Rote Fabrik Zürich,  Theater Roxy Birsfelden

Achtung: begrenzte Platzkapazität, 45 minütige Performance für je 10 Zuschauer mit winterlicher Wärme-Bar. Bitte geben Sie bei der Reservation die gewünschte Anfangszeit an. 5


zeitlos dunkel die Melodie eines riesigen, lang­samen Herzens verschluckt, finden wir etwas Verlorenes wieder die Erde dreht sich, Innen wird Aussen, schlafend wachsein

Stefanie Grubenmann entwickelt seit 2005 Performances, welche sich an den Rändern von Musik, Tanz und Bildender Kunst bewe­ gen. Ihre Stücke wurden an Festivals und Institutionen gezeigt. 2009 / 2010 hatte sie eine Residenz in der Roten Fabrik. Dort wurde «hauchnah» uraufgeführt als zweite Zusammenarbeit mit Patrick Becker. In Basel wirkte sie als Performerin beim Projekt «anders landen» von Cornelia Huber und in Projekten von Ann Allen mit. Patrick Becker war nach dem Studium audio­visueller Gestalter freier Kameramann, Cutter, Beleuchter und Tontechniker. Seit dem Abschluss 1992, entstanden Objekte und Fotografien wofür er 1996 den Basler Kunstpreis erhielt. 1997 folgte ein IAAB Stipendium in Montréal. Seit 2008 arbeitet er mit Stefanie Grubenmann.

9.2. 19.30 & 21.00 Fr 10.2. 19.30 & 21.00 Sa 11.2. 19.30 & 21.00 So 12.2. 19.30 & 21.00

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BS / BL Premiere

Foto: Heini Dalcher

Eine Performance über das Wesen der Dunkelheit, wo Gehörtes sichtbar wird. Über die inneren Bilder und woher sie kommen. Vielleicht sind sie die ersten und die letzten Bewohner dieser Erde.

Fill`e anima – Accabadora

Serena Wey / theater etc. Ein Theaterprojekt nach Textfragmenten aus dem Roman «Accabadora» von Michela Murgia. Fassung: Serena Wey und Daniel Wahl. Schauspiel / Konzept  Musik Gesang Regie Bühne / Produktionsleitung Licht

Mit freundlicher Unterstützung von Stadt Zürich Kultur, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Kulturelles BL, Fondation Nestle pour l’Art, Ernst Göhner Stiftung, Migros Kulturprozent

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Serena Wey Benjamin Brodbeck Accabadora-Chor Daniel Wahl Heini Dalcher Brigitte Dubach Catherine Rutishauser


Accabadora Eine Frau die Sterbenden in Agonie zum Tode verhilft. Anthropologen sind sich nicht einig, ob sie tatsächlich existiert hat oder ob es sich um eine mythologische Figur handelt. Einigen Quellen zufolge wirkte die letzte Accabadora 1952 in Orgosolo. Sie ist Gegenstand vieler sardischer Legenden, in denen sie häufig zugleich auch die Funktion der Hebamme bekleidet. Fill`e anima / fillus de anima: Kinder des Herzens. «So nennt man die Kinder die zweimal geboren werden, aus der Armut einer Frau und der Unfruchtbarkeit einer anderen. In dieser zweiten Geburt wurde Maria Listru zum späten Segen für Bonaria Urrai.» Eine in Sardinien seit langem praktizierte Form der Adoption, die mit dem Einverständnis der beteiligten Familien- und ganz ohne behördliche Formalitäten geschieht. Eine kinderreiche Familie gibt eines ihrer Kinder an ein Paar das keine Kinder hat. Das Kind bleibt aber im Kontakt mit der ursprünglichen Familie. Wörtlich übersetzt «Kind der Seele». Eine ungewöhnliche Mutter Tochter Geschichte und ein Gedankenspiel darüber, wie eine Gesellschaft mit dem Tod umgeht. Im Roman Accabadora (2009) werden zwei aktuelle Tabus gebrochen, welche offenbar in archaischen Kulturen noch nicht als solche galten: Sterbehilfe – ausgeführt von derselben Helferin, welche auch als Hebamme entscheidend den Beginn des menschlichen Lebens ermöglicht und direkte Adoption, d.h. die Weitergabe eines Kindes von einer fruchtbaren an eine unfruchtbare Frau. Tod und Leben wurden früher von existentiellen Umständen bestimmt. Diese beiden – aus heutiger Sicht – grossen Tabubrüche hatten wäh­ rend Jahrhunderten auf Sardinien ihren festen Platz in der Gesellschaft. Heute lösen diese Fragen endlose Ethik- und Gentechnologiediskussionen aus. In diesem Spannungsfeld siedeln wir die Umsetzung dieser vordergründig historischen Geschichte an, welche von grossen menschlichen Dramen erzählt. 8

Die Erzählerin der Geschichte ist eine zeitgenössische Frau. Zusammen mit ihr wird ein Chor auf der Szene präsent sein, der in die Geschichte eingreift und auf den Zwiespalt und die Spannungsfelder dieser Tabubrüche reagiert. Serena Wey arbeitet im Rahmen des «theater etc.» immer wieder mit unterschiedlichen Theater- / Musiker­ persönlichkeiten zusammen, welche oft auch untereinander vernetzt sind und teilweise über viele Jahre und in zahlreichen Produktionen mit ihr gemeinsam freie Theaterprojekt realisierten. Serena Wey Erfolgreiche Umsetzung eigener Projekte u.a.: «Das Muschel­essen» von B. Vanderbeke, «Warum das Kind in der Polenta kocht» von A. Veteranyj, «Der Schwimmer» von Z. Bànk., «Schattenfuchs» von Sjòn, «Inselreise» von C. Lanfranchi. Daniel Wahl spielte und inszenierte am jungen Theater Basel. Zusammenarbeit mit Sebastian Nübling (u.a. Sweet Hamlet) 2001 Luzerner Theater (Barbara Mundel) «Das doppelte Lottchen», «Alice im Wunderland» und «Wolfsjunge» ein Projekt für gehörlose und hörende Schauspieler. In Basel «Schällemätteli» ein Projekt mit Ex-Sträflingen. Ab 2005 Schauspieler und Regisseur am Schauspielhaus Hamburg («Herr der Fliegen», «Wer einmal aus dem Blechnapf frisst…» u.a.) Ab 2012 am Theater Freiburg im Breisgau. Benjamin Brodbeck Neben regen Konzerttätikeiten mit den Bands Prekmurski Kavbojci und Anonima Nuvolari arbeitet Benjamin Brodbeck als Theatermusiker eng mit Daniel Wahl zusammen: «Wolfsjunge», «Schällemätteli», «Sagt lila» und «Träumer». Benjamin Brodbeck war Musiker im «Schattenfuchs».

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Heini Dalcher realisiert seit 1985 mit Serena Wey freie Theaterproduk­ tionen im Rahmen des «theater etc.». Er ist dabei für Konzeptarbeit, Bühnenbild, Produktionsleitung, Grafik, Fotografie und ab- und zu als Akkordeonist tätig. Daneben arbeitet er als selbstständiger Architekt. Do

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8.3. 20.00 9.3. 20.00 10.3. 20.00 11.3. 19.00 13.3. 20.00 14.3. 20.00 15.3. 20.00 16.3. 20.00 17.3. 20.00

Premiere

Mit finanzieller Unterstützung vom Fachausschuss Theater und Tanz BL/BS, GGG, Edith Maryon Stiftung

Foto: Patrick Gusset

What you want is not what you get

Lumpenbrüder Productions Regie Text Dramaturgie Bühne / Kostüme Produktion Performer

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Laurent Gröflin Christian Hansen, Patrick Gusset Christian Hansen Chasper Bertschinger stranger in company ℗ Yoshii Riesen, Patrick Gusset, Oliver Goetschel www.lumpenbrueder.de


Ich werde permanent beeinflusst, bin dauernd Manipu­ lation ausgeliefert. Welches sind noch meine Gedanken, was sind meine wirklichen Bedürfnisse? Ich kann von allem beeinflusst und manipuliert werden. Von Meinungen, Haltungen, Blicken anderer. Wie stark verbiege ich mich durch Kritiken, Äusserun­ gen über meine Person? Wie weit entferne ich mich von mir um zu gefallen, um etwas unbedingt zu erreichen? Will ich das wirklich erreichen? Bin ich Opfer einer Suggestion geworden, die mir sagt ich müsse dies erreichen, um zu gefallen? Finde ich den Weg durch dieses Manipulationslabyrinth zurück zu meinem Ausgangspunkt namens Ich? Kann ich mich all dem, was da draussen herumschwirrt, was auf mich einwirken und einstrahlen will, entziehen? Und wäre das denn überhaupt wünschenswert? Nicht nur wir in unserem kleinen Alltag sind permanent diesen Kräften ausgesetzt, auch Politik oder Wirtschaft sind es. Grosse Kräfte – ohne dabei Ver­ schwörungstheorien herbei ziehen zu wollen – sind ganz offensichtlich am Werk. Manipulation und Beein­ flussung als Mittel um einen Kuss zu bekommen, oder die Wirtschaft eines ganzen Landes stabil zu halten. Wir alle bemühen uns um einen Vorteil, benutzen Beeinflussung oder Manipulation um unsere Ziele zu erreichen. Doch sind es wirklich unsere Ziele? Was glaube ich bloss zu wollen? Was wurde mir beigebracht dass ich es will? Was bliebe von uns, wenn wir uns von sämtlicher Beeinflussung und Manipulation befreien könnten? Ein Trio Menschen fordern auf der Bühne die Mechanis­ men der Beeinflussung und Manipulation heraus. Sie lassen sich von ihnen zerfleischen und zertrümmern, um die Anerkennung zu erlangen, nach der sie sich sehnen.

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«Ich bin ein Wunderkind, nur hat es keiner rausgefun­ den außer mir. Wenigen fällt es so leicht, gut zu sein, wie es mir leicht fällt. Also muss, wenn ich mir schon­ mal Mühe gebe bei etwas, ganz Großes dabei heraus­ kommen. Kaum gebe ich mir Mühe, kommt nicht sofort etwas ganz Großes dabei raus, es gibt nur die Idee von etwas ganz Großem, und die findet sich im Schaffens­ prozess nicht wieder, darum hasse ich den Schaffens­ prozess, es gibt für mich nur Ergebnisse, perfekte Enden – deswegen mache ich nie etwas zu Ende. Kein Vorhaben. Kein nichts. Null. Es gibt nur Anfänge in meinem Leben. Ein angefangenes, verficktes Leben ohne Enden.» Christian Hansen Lumpenbrüder Productions wurde 2007 von Regisseur Laurent Gröflin, Autor Christian Hansen und Schauspie­ ler Patrick Gusset gegründet, um der erfolgreichen und krisenerprobten Zusammenarbeit während ihres Stipen­ diats an der WasIhrWollt-Akademie von Tom Stromberg und Peter Zadek einen Pfad in die Zukunft zu ebnen. Lumpenbrüder Productions hat zuletzt am Theater Roxy im Rahmen von Treibstoff Theaterfestival 2009 «Othello. Ich bin nicht was ich bin» produziert.

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22.3. 20.00 24.3. 20.00 29.3. 20.00 30.3. 20.00 31.3. 20.00

Premiere

Mit finanzieller Unterstützung des Fachausschuss Theater und Tanz BL/BS

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Foto: Valentin Badiu (Titel)

Introdans gilt weltweit als wegweisendes Modell der Tanzvermittlung. Bei ihrer vierten Steps-Tournee präsentieren sie eine feine Auswahl von kurzen Choreo­ grafien zum Thema Funny Faces und setzen damit auf Verwandlung und Maskenspiel. Mit dabei ist auch ein Werk des Schweizer Choreografen Jerôme Meyer, das vom Migros-Kulturprozent Tanzfestival Steps koproduziert wird. Introdans spricht in erster Linie ein neues Publikum an, egal ob jung oder alt. Das Konzept ist von stupender Einfachheit: Introdans arrangiert kurze Stücke von renommierten und auf­ strebenden Choreografinnen und Choreografen zu einem unterhaltsamen und thematisch definierten Abend und lässt sie von seinem professionellen Ensem­ ble unter höchsten Qualitätsansprüchen präsentieren. Bei der letzten Steps-Ausgabe haben 5'000 Kinder in der ganzen Schweiz die holländische Truppe erlebt und die Theaterhäuser mit ihrer Begeisterung erfüllt. Im Vorfeld der Aufführung geben Schweizer Tanzpäda­ gogen Workshops an Schulen und bringen den Kindern die Welt der Bühne und des Tanzes näher.

Funny Faces

«Nach einer langen Reihe erfolgreicher Vorstellungen musste sozusagen zwangläufig Anerkennung folgen. 2008 wurde Roel Voorintholt für seine Kinderproduktionen mit dem ‹Prijs van de Kritiek› (Kritikerpreis) ausgezeichnet.» Friesch Dagblad, Leeuwarden

Choreografie

Robert Battle, Marguerite Donlon, Jérôme Meyer, Jan Sevcik, Gayetano Soto, Didy Veldman

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www.introdans.nl www.steps.ch

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Introdans Ensemble for Youth

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19.4. 10.30 Gastspiel 20.4. 10.30 & 20.00


Foto: Regula Müdespacher

All is You OONA Project / Marisa Godoy Choreographie Von und mit Dramaturgie Bühne / Kostüme Licht Oeil extérieur Produktionsleitung Koproduktion

Marisa Godoy Ivan Blagajcevic, Marisa Godoy, Kilian Haselbeck, Elina Müller-Meyer Viktoria Popova Nic Tillein Marek Lamprecht Michael Rüegg Lukas Piccolin Migros-Kulturprozent, Tanzfestival Steps und Theaterhaus Gessnerallee

www.oonaproject.ch www.steps.ch

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Die neuste Produktion von OONA project untersucht den Zustand der Verliebtheit und die überwältigenden und oft unbeschreiblichen Prozesse, die man durchlebt, wenn man verliebt ist. Verliebtheit führt zu Veränderungen, die unser ganzes System in Mitleidenschaft ziehen. Wenn wir uns stark zu jemandem oder zu etwas hin­gezogen fühlen, sind unsere Sinne geschärft, Körpersäfte fliessen anders, unsere Wahrnehmung verschiebt sich, unsere Poren öffnen sich. Wir befinden uns in einem Zustand von Offenheit und Empfänglich­ keit, wir fühlen uns inspiriert, und wir könnten für diese Liebe töten oder sterben. Die Company (hier das Liebessubjekt) taucht in die wilden und grausamen Verstrickungen der Liebe ein und untersucht ihre verheerenden und doch wunder­ baren Folgen. Es entsteht ein discours amoureux, der es wagt, sich Liebe in ihrer reinsten Form vorzustellen; als einen Zustand, der ist, unabhängig davon, wer sich am empfangenden Ende befindet. Aus dieser Über­ flutung heraus entwickelt sich ein reizvoller, empor­ strebender und manchmal halluzinatorischer Tanz, mit dem OONA Project seine Liebe verkündet. Marisa Godoy schuf sich in der Schweiz einen Namen als feinfühlige Choreografin, die mit einer dynamischen und luftigen Bewegungssprache verzaubert. Lächeln und Ironie tanzen immer mit. Ihre Recherche widmet sie seit langem dem Energiekreislauf zwischen Bühne und Publikum. So verwundert es nicht, dass OONA project sich mit «All is You» der Verliebtheit in all ihren Facetten zuwenden. Marisa Godoy vertraut als Choreo­ grafin gut fundierter Improvisation – das macht ihre Kreationen so frisch und unmittelbar. Für ihre künstleri­ sche Arbeit erhielt sie die «Kulturelle Aus­zeichnung» der Stadt Zürich.

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«All is You» entwickelte sich aus dem Recherche Projekt «All We Need» heraus. Im Rahmen von «All We Need» fanden eine Residenz im CSC – Centro per la Scena Contemporanea in Bassano del Grappa, Italien und ein Recherche Workshop im Fabriktheater Zürich statt. «All We Need» wurde von Stadt Zürich Kultur unterstützt. «Marisa Godoy ist eine intellektuelle Künstlerin, die ihre Ideen und Abstraktionen in eine ganz eigene, berückend sinnliche, intensive, spröde, ironische und zärtliche Bewegungssprache übersetzt, die vor allem eines ist: radikal berührend.» Anja Lachmann, Musik & Theater, Zürich

Mi

3.5. 20.00

Gastspiel

Foto: Guy Jost

«Godoy treibt in ... Philosophie mit den Füssen. (...)» Leonie Wild, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Tour d’Horizon – 47°19'N 2°50'O T 4 2 Dance Projects

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Choreografie Tanz / Bühne Komposition Musikformation Bühnenbild Kostüme Koproduktion

Misato Inoue, Félix Duméril Misato Inoue, Kevin Richmond, Félix Duméril, Michaël Pascault, Yves Ribis Arz Nevez Jann Messerli Kathy Brunner, Misato Inoue Theater Roxy

www.t42dance.ch

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T 4 2 Dance Projects wurde 2006 von Duméril und Inoue gegründet. 2011 gewann die Company den Jurypreis, den Publikumspreis und den 2. Choreografie Preis an der International Choreographic Competition in Belgrad.

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10.5. 20.00 11.5. 20.00 12.5. 20.00

BS/BL Premiere

Mit freundlicher Unterstützung von Stadt Bern, Kanton Bern, Fachausschuss Tanz und Theater BS/BL, SSA, Dampfzentrale, Binding-Stiftung

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Foto: Michael Bouvard

Mit ihrer Neukreation suchen die Choreografen zusam­ men mit KünstlerInnen aus anderen Sparten die Koope­ ration als Basis der kreativer Arbeit. Ein Fokus liegt dabei auf dem interkulturellen Zusammenspiel, ein anderer auf Spielarten der Transdisziplinarität. Duméril, mit Wurzeln in der Bretagne, setzt sich mit der französischen Kultur näher auseinander. In diesem Stück will er seinen eigenen Ressourcen historisch, kulturell und biographisch nachspüren und umsetzen. Als Ausgangslage diente die Geschichte eines Mannes, der über Jahrzehnte abgeschieden von der Welt an der bretonischen Küste lebte und bei den Einheimischen als geistig minderbemittelt galt. Dabei wurden verschiedene Figuren und erzähleri­ sche Fragmente einer Gruppe zugeordnet, und zu einer Geschichte verwoben, die sich an der Atlantikküste abspielt. Der Mann mit sonderbarem Schicksal, zwei Fischer, eine Frau, ein Goldfisch – ein Tableau, auf dem die DarstellerInnen in den Grauzonen von Gedanken, Erinnerungen, Phantasie und Realität oszillieren. Mit zusätzlichen visuellen Medien wird die choreo­ grafische Arbeit auf einer Bildebene weitergeführt. Dadurch entsteht eine Nähe zum Comic, die eine pointierte und offensive Inszenierung ermöglicht. Ähnlich verhält es sich auf der Bühne, wo kon­ krete Handlungen von abstrakten Bewegungen abgelöst und dem Zuschauer freie Interpretationen zugesteht.

Hiob

Statt-Theater / Kaspar Geiger

Nach dem Roman von Joseph Roth.

Spiel Chor Bühne und Grafik Videoprojektion Licht Kostüme Maske Musikal. Leitung Dramaturgie

Urs Bihler, Nikolaj Bosshardt, Rebekka Burckhardt, Georg Darvas, Jonas Darvas, Livia Schoeler Jana Ruf, Frieder Kaiser, Marianne Mattmüller und Georg Geiger Michael Bouvard Jonas Jäggy Jens Seiler Eva Butzkis Mirka Pazdera David Wohnlich Hannes Veraguth

http://statt-theater.ch/

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Sehnsüchtig, wunderbar, welthaltig und lebensprall. Das ist die alte Hiobs-Geschichte, die uns der Schrift­ steller Josef Roth im Jahre 1930 neu erzählt hat. Mit Urs Bihler als Mendel Singer erarbeitet die freie Gruppe «Statt-Theater» um den Baselbieter Regisseur Kaspar Geiger den «Hiob» für die Bühne des Roxy. In einer glasklaren Theaterfassung, die den poetischen Erzählstrom des Romans ohne Anstrengungen umleitet auf die Lippen von Theaterfiguren. Sprachlich wunderbar leuchtet das Leben des jüdischen Lehrers Mendel Singer aus der untergegan­ genen Welt des ostjüdischen Schtetls in unsere Gegenwart hinüber. Der fromme Mendel erduldet ganz wie der biblische Hiob einen Schicksalsschlag nach dem andern. Mendels geliebter Sohn, der behinderte Menuchim, wird nicht gesund. Doch hat nicht der Rabbi prophezeit, dass «der Schmerz ihn weise und die Krankheit stark» machen werde? Der Sohn Schemarjah fällt im ersten Weltkrieg, Jonas ist verschollen und Mendels Tochter Mirjam wird verrückt. Vor Kummer stirbt auch seine Frau Deborah. «Meine Liebe zieht den Fluch an wie ein einsamer Baum den Blitz.» Wie werden Menschen mit Schicksalsschlägen fertig? Wird Mendel seinen starken Glauben aufgeben und Gott hassen? Warum muss gerade er all das erdulden? «Vielleicht weil nicht die Wärme der Liebe in uns war, sondern zwischen uns der Frost der Gewohn­ heit, starb alles rings um uns, verkümmerte alles und wurde verdorben», sagt er in Gedanken zu seiner verstorbenen Frau. Gibt es einen Sinn? Zieht er viel­ leicht still und erbarmungslos über uns hinweg wie die Wolken, die wir nicht deuten können?

heit, die aber auch, wie bei Mendel Singers Tochter Mirjam, als schranken- und orientierungslose Selbst­ verwirklichung in der Konsumgesellschaft auch eine Gefahr sein kann. Denn bekanntlich sind die gesell­ schaftlichen und ökonomischen Kennzeichen des Josef Roth’schen «Amerika» zu Beginn des 20. Jahrhunderts längst in Europa und der Schweiz angekommen. Und so erzählt uns «Hiob» auch diese Geschichte der Entwurzelung und des Neubeginns, die in Erinnerung zu rufen gerade heute so wichtig ist. Alles andere als niederschmetternd wird dieser «Hiob»Theaterabend im Roxy wirken. Denn das tragische Schicksal der Familie verknüpft sich mit einem Er­ lösungs-Märchen, das in der dunkelsten Kälte einen ungeheuren Willen zum Glück offenbart, der zum Leuchten gebracht wird durch die poetische Gestaltung der Sprache. Wahrscheinlich macht das diese Geschichte so anziehend. Vom Wunder etwas erschöpft, verabschiedet sich Mendel Singer: «Jetzt muss ich ausruhen, denn ich bin müde. Morgen gehen wir spazieren. Ich möchte die Welt begrüssen.»

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Neben solchen zeitlosen Themen ist Josef Roths Emigrationsgeschichte heute aber im Zusammenhang der Globalisierung wieder Realität für sehr viele Men­ schen. Wir begegnen Ihnen in Basel auf der Strasse, ohne ihre Leben und Leiden zu kennen. Abschied, Trennung, Einsamkeit in der Fremde. Konservatives Festhalten an den mitgebrachten Werten bei der Generation der Eltern; Optimismus und Unternehmer­ geist bei den Kindern. Experimentierfreudige Offen-

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24.5. 20.00 Premiere 26.5. 20.00 27.5. 19.00 29.5. 20.00 31.5. 20.00 1.6. 20.00 2.6. 20.00 3.6. 19.00

Mit freundlicher Unterstützung des Fachausschuss Tanz und Theater BS/BL


Foto: Alexander Jaquemet

Wer leidet, will eine Diagnose. Was aber ist das für ein Verfahren, das unseren Alltag durchkreuzt, wenn Leute wie selbstverständlich zu uns sagen: «Ich mach es kurz: alles deutet auf Multiple Sklerose»; «Sie haben noch vier Monate»; «Du bist absolut unbegabt». Sätze wie Hammerschläge, die unser Leben Knall auf Fall verändern. Die Gruppe magic garden untersucht, durchleuchtet und hinterfragt das Denkmodell der Diagnostik. Im Gespräch sind DiagnostikerInnen aus der Medizin, der Philosophie und dem Theater.

Diagnose Diagnose magic garden Von und mit

Anne Haug, Corinne Maier, Kai Meyer, Tina Müller, Martina Scherler, Lorenz Wyler

Koproduktion

Schlachthaus Theater Bern und Migros-Kulturprozent.

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Die Mitglieder von magic garden kommen aus den Bereichen Schauspiel, Performance, (Kultur-)Wissen­ schaft und Szenisches Schreiben. Die Gruppe arbeitet kollektiv, zögert nicht, ExpertInnen um Rat zu fragen und untersucht die jeweilige Projektthematik aus verschiedenen, einander widersprechenden und ergän­ zenden Perspektiven. 2010 gewann magic garden mit der Skizze von «Diagnose Diagnose» den 2. Preis beim Finale von Premio, dem Nachwuchspreis für Theater und Tanz von Migros-Kulturprozent. «Unsere Diagnose des Abends: anregend. Relevant. In der Sprache der Theatermacher: voll geil.» Maja Bagat, BAZ

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8.6. 20.00 9.6. 20.00 10.6. 20.00

Gastspiel

Mit freundlicher Unterstützung der Burgergemeinde Bern.

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Foto: Kunstmobil

Mouvements Kunstmobil

Petra Rappo und Christian Lichtenberg reisten in ihrem «Kunstmobil», einem fahrenden Wohnatelier, im Sommer 2011 durch die nördliche Hemisphäre Europas. Die Reise diente u.a. der Erforschung der Wechselwirkungen zwischen fremder Aussenwelt und eigener Innenwelt. Die «Forschungsergebnisse» sind noch nicht komplett ausgewertet, werden aber später in Form eines Buches und einer Ausstellung veröffentlicht.

26.1. 18.00 Vernissage 27.1. – 31.3.

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A Surprise Show 20.4. 18.00 Vernissage 21.4. – 10.6.

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Vermittlungs­angebote

Lehrer Update Das Lehrer Update ist eine Initiative des Theater Basel, Medien- und Theaterfalle, Junges Theater Basel, Vor­ stadttheater, Kaserne Basel und Roxy. Die regelmässig alle zwei Wochen stattfindende Reihe wendet sich explizit an Lehrpersonen und lädt diese zu einem umfassenderen Theaterbesuch ein. Im Vorfeld oder in der Nachbereitung des Theaterbesuchs findet eine Projekt-bezogene Einführung oder ein kurzer Workshop statt. Ziel ist es, einen fundierteren Einstieg in ein Theaterprojekt anzubieten und dem Lehrpersonal verschiedene Angebote zur Vermittlung des Projekts an ihre Klassen mit an die Hand zu geben. In der ersten Saisonhälfte finden folgende Updates im Roxy statt:

Anna Röthlisberger – Exposure Do 12.1.

Vermittlungs­angebote

Kaspar Geiger – Regie als Lehramt Do 3.5. Kaspar Geiger ist hauptberuflich Lehrer und leiden­ schaftlicher Regisseur. Einmal jährlich bringt er im Roxy ein Stück auf die Bühne, wobei er regelmässig Romane dramatisiert. Kaspar Geiger wird eine Ein­führung in das Stück liefern und besonders darauf eingehen, wie sich die Erfahrungen der unterschiedlichen Berufs­felder auf das jeweils andere auswirken. Im Anschluss besuchen wir die Performance des OONA Project.

Theaterfestival – Programm- und Vermittlungs­angebote Do 31.5. Ort: Kaserne Basel

Die Berner Choreografin gibt Einblick in ihre neue Produktion. Wir sehen einen Ausschnitt aus der Choreo­ grafie exposure, zwei Wochen vor der Premiere. Das Gesehene wird von uns gemeinsam kritisch reflek­ tiert. Schlüssel zum Zugang wird ein leichtes Training sein, das Anna Röthlisberger geben wird. Ein spiele­rischer Umgang mit dem eigenen Körper verändert die Selbst- und Fremdwahrnehmung und führt zu unge­ wohnten Einsichten im Kritikgespräch.

Im Sommer 2012 wird das internationale Basler Theater­ festival von der Kaserne und vom Roxy reanimiert. Für 1½ Wochen öffnen wir die Häuser und das Kaser­ nenareal exklusiven internationalen Projekten aus den Bereichen Theater, Tanz und Performance. Im Update wird das Programm aus Kuratorenpers­pektive vor­ gestellt. Zudem wird das Vermittlungs­programm des Festivals präsetiert.

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Wir treffen uns jeweils um 18.15 im Theaterfoyer. Um Anmeldung an buero@theater-roxy.ch wird gebeten.


Vermittlungs­angebote

Vermittlungs­angebote

Workshops

20mal20

Introdans Sa 21.4. 10.30 – 13.00

Profi-Workshop im Rahmen des Migros Kulturprozent Festival Steps Iris Reyes, die Ballettmeisterin der niederländischen Gruppe bietet in Basel exklusiv einen Workshops für ProfitänzerInnen an. Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung und weitere Informationen: buero@theater-roxy.ch oder 079 577 1111

Introdans «Funny Faces»

Vergangenes Jahr konnten wir erstmals im Rahmen von 20mal20 Schulklassen zum Theaterbesuch einladen, ein Angebot, das begeistert angenommen wurde. Viel zu rasch waren die gratis-Kontingente vergriffen. Umso mehr freuen wir uns die Zusammenarbeit mit der Jaqueline Spengler Stiftung fortsetzen zu können und auch dieses Jahr wieder 20 Schulklassen zum Theater­ besuch ins Roxy einladen werden. Die Tickets müssen bis zum 24.2. bestellt werden. Für weitere Informationen, Altersempfehlungen, Einführungen, etc melden Sie sich bitte telefonisch unter 061 313 60 98 oder per Mail an buero@theater-roxy.ch

Schüler-Workshop im Rahmen des Migros Kulturprozent Festival Steps

Wie Schüler mit Spass den Tanz erfahren. Anmeldung und weitere Informationen bei Anne Schöfer/ kulturelles.bl, Amtshausgasse 7, 4410 Liestal anne.schoefer@bl.ch oder 061 552 62 12

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– eine Theaterinitiative des Theater Roxy und der Jacqueline Spengler Stiftung

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Roxy-Bar Di – Do: 16.00 – 24.00 Uhr Fr / Sa: 16.00 – 02.00 Uhr und an allen Vorstellungstagen zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn. Buffet- und Apéro­bestellungen bei Nicole Bucher, T +41 (0)61 312 20 80.

Kontakt Theater Roxy, Muttenzerstr. 6 Postfach 836, 4127 Birsfelden T +41 (0)61 3136098 info@theater-roxy.ch www.theater-roxy.ch Leitung: Christoph Meury leitung@theater-roxy.ch Technik: Marco Gianini technik@theater-roxy.ch Assistent der Theaterleitung: Alan Twitchell buero@theater-roxy.ch

Anfahrt

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Theater Roxy

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Bus Nr. 36: Haltestelle Forellenweg dann über das Birs­ brückli bis zur Haupt­ strasse und rechts den Tramschienen entlang.

Tram

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Tram Nr. 3: in 10 Minuten vom Aeschenplatz, Haltestelle Schulstrasse dann 50 m den Tramschienen entlang.

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Impressum Redaktion: Alan Twitchell und Christoph Meury Gestaltung: Studio Sport Schrift: Arial Neue Druck: Schwabe AG

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Sponsoren BIRSFELDEN

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