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Is it love?

ÜBER DIE FRAGE, OB HUNDE LIEBEN KÖNNEN Is it lo > e? $

TEXT: HANNA STEPHAN FOTO: SHAINA FISHMAN

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„Hunde kommen in unser Leben, um zu bleiben. Sie gehen nicht fort, wenn es schwierig wird, und auch, wenn der erste Rausch verflogen ist, sehen sie uns noch immer mit genau diesem Ausdruck in den Augen an. Das tun sie bis zu ihrem letzten Atemzug. Vielleicht, weil sie uns von Anfang an als das sehen, was wir wirklich sind: fehlerhafte, unvollkommene Menschen. Menschen, die sie sich dennoch genauso ausgesucht haben. Ein Hund entscheidet sich einmal für den Rest seines Lebens. Er fragt sich nicht, ob er wirklich mit uns alt werden möchte. Er tut es einfach. Seine Liebe, wenn wir sie erst verdient haben, ist absolut.“

diejenigen, die das Glück haben, mit einem Hund zusammenleben zu dürfen, würden keinen Tag an der wahren und bindungslosen Liebe ihres Vierbeiners zweifeln. Der beste Freund des Menschen begleitet einen treu durch das Leben, durch Turbulenzen und über Hürden, durch traurige und schöne Tage, stille und laute Momente. Er freut sich, wenn wir nach Hause kommen, und liegt tröstend zu unseren Füßen, wenn wir krank sind. Er kennt keinen Neid, keine Missgunst und keine Doppelmoral – Hundeliebe ist pur, loyal und treu. Doch können Hunde wirklich lieben? Ist das, was wir Menschen für Liebe halten, ein tatsächliches Gefühl oder entspricht der treue Beistand eines Hundes ganz einfach seinem natürlichen Charakter abseits jeder Emotionalität? Alle

Nüchtern betrachtet wird hinter der Loyalität des Hundes ein natürlicher Überlebenstrieb gesehen. Nach dem Motto „Bin ich lieb, wird mein Fressnapf gefüllt“ wird das liebevolle Wesen eines Hundes und seine bereitwillige Folgschaft auf reinen Eigennutz herunterreduziert. Doch wissenschaftliche Folgestudien aus dem Bereich der Ethologie (Tier-Verhaltenslehre) rütteln an dieser These. So sollen Hunde doch zu echter Liebe fähig sein und können diese Emotionen sogar ausdrücken. In Hundesprache. Nach den Ergebnissen der Ethologie und Neurobiologie können Hunde eine erstaunlich breite Palette an Emotionen fühlen, wie etwa Liebe, Trauer, Sehn

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sucht oder Freude. Ihre Hirnaktivität beschränkt sich somit nicht auf ja oder nein, positiv oder negativ, sondern hat viele emotionale Bereiche. So können Hunde die Stimmung ihrer Rudelmitglieder ausmachen, aber auch menschliche Gefühle „lesen“. Handfester Beweis für die Fähigkeit, zu lieben, ist das bei Hunden nachgewiesene Hormon Oxytocin. Der im Volksmund als Liebeshormon bezeichnete Botenstoff ist für das positive Gefühl der Liebe verantwortlich. Und das bei Mensch und Hund. Oxytocin steuert die Ausprägung und das Entstehen von Beziehungen und Partnerschaften. Beim Hund ist das Hormon für einen Großteil seines sozialen, liebevollen Charakters verantwortlich. Es steuert die Bindung von Hund und Herrchen und bildet die Basis für ein tiefes Vertrauensverhältnis.

Durch die großen Parallelen der emotionalen Hirnaktivitäten von Mensch und Hund überrascht es nicht weiter, dass unsere Vierbeiner Gefühle ebenso komplex verarbeiten wie wir. Schlechte Erlebnisse werden genauso abgespeichert und ausgewertet wie positive Eindrücke. Ein Hund kann sich an seine Emotionen somit bewusst erinnern. Aus diesem Grund können Hunde auch das Maß ihrer Liebe steuern: Tief und fest geliebt wird nur derjenige, der sich der Hundeliebe als würdig erweist. Wird ein Hund mit Härte und Bestrafung erzogen, so wird der Hund seinem Herrchen folgen, jedoch aus Angst und nicht aus emotionaler Bindung. Rassebedingt unterscheiden sich Hunde in ihrer Anhänglichkeit. Genau wie beim Menschen gibt es Freigeister und Kletten, emotionale Weichspüler und knallharte Typen. Je nach eigener Veranlagung sollte hier der passende Gefährte ausgesucht werden. Denn nicht jeder hat das Bedürfnis, stundenlang mit seinem Hund auf dem Sofa zu schmusen, sondern möchte vielleicht lieber einen Vierbeiner, der seine eigenen Wege geht und seine emotionalen Fähigkeiten eher begrenzt ausdrückt. Interessant ist es, dass die Gefühle eines Hundes sich durch äußere Reize stark beeinflussen lassen. Oder anders ausgedrückt: Hunde sind Meister der Empathie. Geht es fröhlich zu und wird viel gelacht, so greift das Tier dies auf und wird selber in eine frohe Stimmung versetzt. Umgekehrt passiert das Gleiche bei Trauer oder Verlust: Dies kann der Hund ebenso mitfühlen. Er ist fähig, die Gefühle des Menschen zu lesen und empathisch darauf zu reagieren.. Eine Fähigkeit, die manchen Menschen leider abhandenzukommen scheint.

Doch woher weiß ich, ob mein Hund mich liebt? Hundeliebe zeigt sich vielfältig: am treuen Hundeblick, am aktiven Mitfühlen, am Trösten, wenn jemand erkrankt ist, am freundlichen Abschlecken, am frenetischen Freuen beim Wiedersehen. Ein Hund hat ganz unterschiedliche Möglichkeiten, seine Emotionen auszudrücken. Und wir lieben ihn einfach dafür, denn: „Love is all you need!“

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