syndicom Extrablatt für Medienschaffende 2015

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Extrablatt für Medienschaffende

Gewerkschaft Medien und Kommunikation Branche Presse und elektronische Medien www.syndicom.ch facebook.com/syndicom @syndicomTweets Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen

© SABINE ROCK

­angestellt. Zu schlechteren Bedingungen natürlich. PikettWir Journalistinnen und Journalisten berichten nicht über Dienste werden kaum entschädigt oder kompensiert. Die die Arbeitsbedingungen in unserer eigenen Branche. In un­ Arbeitszeit wird nicht erfasst, obwohl das Gesetz es ver­ seren Zeitungen interviewen wir gestresste Pöstlerinnen, langt. Dass wöchentlich unbezahlte Überstunden geleis­ drehen Reportagen über streikende Tankstellenmitarbei­ tet werden müssen, gehört faktisch zum Stellenbeschrieb. ter, schreiben über Dumpinglöhne auf dem Bau und kom­ Praktikantinnen arbeiten in der Westschweiz heute schon mentieren Massenentlassungen in der Industrie. Aber wie gratis, ein bezahltes Volontariat bekommt nur, wer schon es um uns selber steht, erfahren unsere Zuschauerinnen fertig studiert und bereits gear­ und Leser selten. beitet hat. Im Namen aller stummen Journalisten, Foto­ Aber wir, wir schreiben nicht grafinnen, Produzenten und Grafikerinnen: Um darüber. Weil unser Beruf der uns steht es schlecht. Seit zehn Jahren haben wir tollste ist, «eine Berufung», un­ keinen Gesamtarbeitsvertrag mehr, der uns ei­ sere Leidenschaft und uns Geld nen Mindeststandard bei Löhnen und Arbeits­ überhaupt nicht wichtig ist. zeit garantieren würde. Die Honorare für die Nur: Das ist Blödsinn. Wenn wir Freien sind ein Hohn: 140 Franken für eine gan­ unseren Beruf dermassen lie­ ze Seite im Feuilleton einer renommierten Ta­ ben, dann verteidigen wir ihn geszeitung, 50 Franken für ein Aufmacherbild. «Wenn wir unseren Beruf auch. Dann sorgen wir gemein­ Erinnern wir uns: Ein Bild kostet laut Lohnregu­ lieben, dann verteidigen sam dafür, dass unsere Arbeits­ lativ 203 Franken, der Tagesansatz für freie Jour­ bedingungen qualitativ wert­ nalistinnen und Journalisten liegt bei 516 Fran­ wir ihn auch.» ken. Redaktorinnen und Redaktoren müssten Sina Bühler (li.), freie Journalistin, volle Beiträge ermöglichen, dass die stratosphärischen Ge­ in den Städten Bern, Basel und Zürich mit und Silvia Luckner, Fotografin winne der Verlage wieder in 5933 Franken Lohn in den Beruf einsteigen, aus­ den Journalismus gesteckt wer­ serhalb der Zentren mit 5515 Franken. den, in uns, die Fotografen, Journalistinnen, Grafiker und Inzwischen brauchen die Redaktionen immer mehr freie Produzentinnen. Wir haben die Verlage erst wertvoll ge­ Mitarbeitende. Die Massenentlassungen häufen sich, bei macht. Tun wir uns zusammen und reden darüber. jeder Zeitungs­übernahme werden wieder ein paar Stellen abgebaut. Und die vom Management der grossen Verla­ ge angebotenen Sozialpläne sind eine Frechheit. Die eine Sina Bühler und Silvia Luckner, Co-Präsidentinnen im oder der andere Entlassene wird nur Wochen später ­wieder Branchenvorstand Presse und elektronische Medien syndicom

Die Dienstleistungen für unsere Mitglieder: Beratung und Berufsrechtsschutz: Von syndicom bekommst du Unterstützung bei Fragen rund um das Arbeitsverhältnis. Ob Arbeitsrecht, Sozialversicherungen, Urheberrecht, Medienrecht usw., bei uns erhältst du fachkundigen Rat und wenn nötig Rechtsschutz. Weiterbildung: Mit dem gewerkschaftlichen Bildungsinstitut Movendo organisieren wir Kurse, die dich am Arbeitsplatz weiterbringen. Einen Kurs pro Jahr kannst du gratis besuchen. Weitere Infos gibts auf M ­­ ovendo.ch. Sonstige berufliche Weiterbildung unterstützen wir mit bis zu 500 Franken jährlich. Ausbildungsbons: Wer Vollzeit in Ausbildung ist, bekommt als Beitrag für den Kauf von Fachbüchern und Lehrmitteln von der Gewerkschaft pro Kalenderjahr einen Bon von 100 Franken. Vergünstigungen: Verschiedene Versicherungsrabatte und verbilligte Reka-Checks sind zusätzlich attraktive Angebote. Die Gewerkschaftszeitung: Jeden Monat gibt es im Verbandsorgan «syndicomZeitung» Neuigkeiten aus allen Branchen der Gewerkschaft.

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Engagement bringt Erfolge

Kämpfen lohnt sich syndicom in der Gewerkschaftsbewegung Wir gehören zum Schweizerischen Gewerkschaftsbund SGB und zur sowohl zur Europäischen (EFJ) als auch zur Inter­nationalen Föderation der JournalistInnen (IFJ). Zusammen mit diesen Dach­organisationen setzen wir uns für gute Sozial­versicherungen, einen griffigen Arbeitnehmendenschutz und anständige Arbeitsbedingungen ein. syndicom am Arbeitsplatz In vielen Redaktionen gibt es keine oder nur schwache Personal­kommissionen. syndicom hilft, starke interne ArbeitnehmendenVertretungen zu gründen, zum Beispiel beim «Tages-Anzeiger» und bei der «Berner Zeitung». Die Gewerkschaft begleitet die PeKos bei Verhandlungen und stärkt sie mit Rat und Tat. syndicom am Verhandlungstisch Die Gewerkschaft erkämpft Sozialverträge, zum Beispiel im Juli 2009: comedia, Impressum und die Personal­kommission des «TagesAnzeigers» einigen sich mit Tamedia über einen Sozialplan für die ausgesprochenen Massenentlassungen. Er liegt weit über dem ursprünglichen Angebot des Verlags. syndicom vor Gericht Ein Beispiel von vielen: syndicom-Mitglied (damals SJU) Max Messerli macht 1978 eines der berühmtesten Fotos von Bob Marley. Eine Fotoagentur verkauft danach das Bild tausendfach als Poster weiter. Messerli klagt vor Gericht. Die Anwaltskosten übernimmt die Gewerkschaft. Die Vorinstanz spricht dem Bild jeglichen Urheberrechtsschutz ab. Erst das Bundesgericht anerkennt: Die Fotografie ist ein urheberrechtlich geschütztes Werk. syndicom in der Medienpolitik Durch das Engagement im Presserat, bei der Presseförderung, in der Aus- und Weiterbildung der Medienschaffenden und im Medienmagazin «Edito + Klartext» wird syndicom zur treibenden Kraft in der Medien- und Berufspolitik. syndicom gegen Diskriminierungen Viele Mitgliedergruppen sind am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft immer noch mit Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten konfrontiert. Dazu gehören insbesondere Frauen, Junge, MigrantInnen, RentnerInnen und Freischaffende. syndicom setzt sich für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft ein. syndicom an der Urne Wir setzen uns auch auf politischer Ebene für soziale Gerechtigkeit ein: So ergreift syndicom (damals noch GeKo und comedia) gemeinsam mit den anderen SGB-Gewerkschaften das Referendum gegen eine geplante Senkung der Renten der zweiten Säule.


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