syndicom - die zeitung

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Nr. 2 10. März 2017

die zeitung

www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation

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Tamedia scheffelt und entlässt Die Bilanz von Tamedia liegt erneut in Sphären, die kein anderes Schweizer Medienunternehmen erreicht. Angesichts des Ergebnisses von 122 Mio. Franken und einer Gewinnmarge von 20% (Ebitda) bzw. 11,3% (Ebit) fordert syndicom ein Moratorium für weitere Sparmassnahmen. Bereinigt von Sonder­ effekten, bleibt das Konzernergebnis in der Grös­sen­ordnung des Vorjahrs. Neben dem wachsenden Bereich Digital sind trotz schrumpfenden Werbeeinnahmen auch die Printbereiche hochrentabel! In den vergangenen 10 Jahren erarbeiteten die Angestellten von Tamedia einen kumulierten Gewinn von fast 1,5 Mil­liar­den Franken. Über 400 Millionen davon gingen an die Aktionäre, zusätzlich schöpften Verwaltungsrat und Konzernleitung gegen 100 Millionen ab. 500 Millionen Franken wurden so dem Unternehmen entzogen. Die fortwährende Schrumpfung der Redaktionen und die wiederholten Massen­entlassungen (2016 vorwiegend in der Romandie) sind ebenso haarsträubend wie die 5% Kosteneinsparungen mittels Arbeitszeitverlängerung und Streichung von Vergütungen für die Drucker, die in der Nacht arbeiten müssen, während Verwaltungsrat und Unternehmensleitung wiederum 11,4 Mio. Franken kassierten. Tamedia muss die Leistungen des Personals anerkennen und Gesamtarbeitsverträge für alle Angestellten aushandeln. Dazu gehört selbstverständlich, dass sich das Unternehmen sofort wieder dem Gesamtarbeitsvertrag für die Druckindustrie unterstellt. Inserateplattformen sind kein Ersatz für Informationsvermittlung. Tamedia trägt als dominierendes Schweizer Medienund Druckunternehmen auch gesellschaftlich eine grosse Verantwortung. Die Rückkehr von Tamedia unter den GAV der Druckindustrie muss sofort vollzogen werden, um die Vertragspartnerschaft zu stärken und dem Personal Sicherheit zu geben. Als neuer Präsident des Verbands Schweizer Medien ist es an Tamedia-Verwaltungsratspräsident Pietro Supino, mit den Gewerkschaften noch im laufenden Jahr einen GAV für die JournalistInnen der Deutschschweiz und des Tes­sins zu verhandeln. Auch die digitalen Abteilungen brauchen Kollektivverträge. (nis)

Grafische Industrie

Arbeitgeberverband Viscom blockiert die Allgemeinverbindlichkeit des GAV  Seite 5

ICT

syndicom-Positionspapier zur digitalen Arbeitswelt schafft Basis für neuen GAV  Seite 7

Service public

Die Politik setzt der Post beim Poststellen-Abbau endlich engere Grenzen  Seite 9

Frauenmarsch

#MakeSwitzerlandPink

Quer durch die Schweiz stricken Frauen rosa Mützen, um damit am 18. März auf die Strasse zu gehen. Die Frauenmärsche in den USA haben die «Pussyhats» als neues Symbol des Widerstands lanciert und die zersplitterte Frauenbewegung unter einen Hut gebracht.  › Seite 11

© SHANNON S TAPELTON/REUTERS

Tamedia-Bilanz 2016

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Berichte vom Kongress «Reclaim Democracy» auf den Seiten 1–4

Mehr als nur Mitbestimmung Das Prinzip der Gewinnmaximierung überwuchert immer mehr Bereiche unseres Lebens. Ein Ausweg kann die Demokratisierung der Besitz- und Entscheidungsstrukturen in der Wirtschaft sein. Wirtschafts-Demokratie war denn auch ein Leitthema bei «Reclaim Democracy».  Pascal Zwicky Tiefe Risse bedrohen die Stabilität unserer Gesellschaft: Konzentration des Reichtums, Dominanz mächtiger Industrieund Handelskonzerne über die Politik, Diktat der Finanz- über die Realwirtschaft. Auch syndicom ist als Gewerkschaft in Branchen tätig, die gegenwär-

tig radikal umgekrempelt werden. Die Post baut Schalter und Stellen ab, die grafische Industrie muss sich neu erfinden, der Journalismus wird totgespart. Gemeinhin wird dabei von Strukturwandel gesprochen, von einer alternativlosen Anpassung an die neuen, digitalen Zeiten.

Die Arbeitnehmenden, die, deren Arbeitsplätze abgebaut werden und deren berufliche Identität in Frage gestellt wird, sehen sich meist vor fertige Tatsachen gestellt. Ihnen bleibt das ohnmächtige Gefühl des Ausgeliefertseins.

Fortsetzung auf Seite 2


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Wirtschaftsdemokratie

Mehr als nur Mitbestimmung Fortsetzung von Seite 1

Wenn die Digitalisierung alternativlos ist und sich die Unternehmen daran anpassen müssen, um zu überleben – was soll man da machen? Hier kommt Wirtschaftsdemokratie in Spiel – als praxisnaher Baukasten ebenso wie als historisch verankerte Vision, die über den Kapitalismus hinausweist. Als Vision dient Wirtschaftsdemokratie heute zunächst dazu, uns aus dem Gefängnis der Alternativlosigkeit zu befreien und den Blick auf Zusammenhänge zu öffnen, die viel zu oft verschwiegen werden.

Der Journalismus ist ihnen nicht mehr lukrativ genug Nehmen wir die Medienbranche als Beispiel. Medienkonzerne wie Tamedia oder Ringier verabschieden sich Schritt für Schritt vom Journalismus, obwohl sie Millionengewinne ausweisen und das Top-Management und die Eigentümer abkassieren. Sie tun es nicht deshalb, weil der Journalismus im 21. Jahrhundert nicht mehr gebraucht wür-

Was hat das jetzt mit Wirtschaftsdemokratie zu tun? In einer demokratischen Wirtschaft entscheiden die VertreterInnen des Kapitals nicht mehr alleine. Stattdessen bestimmen die Mitarbeitenden mit – gerade auch auf Ebene des Verwaltungsrates und bei strategischen Fragen, die die Zukunft von Unternehmen betreffen. Diese Forderung ist Teil eines Positionspapiers der SP Schweiz, das im letzten Dezember verabschiedet wurde. Wirtschaftsdemokratie heisst also im Kern, Betroffene zu Mitbestimmenden zu machen und die kurzfristigen Profitmaximierungsstrategien zugunsten einiger weniger in eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Unter­nehmens­ politik zu transformieren.

Wie würde sich ein Medienunternehmen wie Tamedia wohl verhalten, wenn es nicht eine börsenkotierte Aktiengesellschaft mit den klassischen Hierarchien wäre, sondern eine Genossenschaft, in der die Mitarbeitenden zusammen mit den anderen GenossenschafterInnen (z. B. LeserInnen) die digitale Zukunft des Journalismus gemeinsam verhandeln? Mehr Demokratie in der Wirtschaft ist per se keine Garantie für eine bessere, eine sozialere und nachhaltigere Wirtschaft. Mitbestimmungsrechte sind aber, wie unsere bekannten Rechte in der politischen Demokratie, als Hebel, als Chancen auf Veränderung zu verstehen. Ob wir die Chancen nutzen, liegt an uns.

Digitalisierung zur wirklichen Chance machen

Wirtschaftsdemokratische Ansätze im Service public

Wirtschaftsdemokratie bedeutet nicht, sich den technologischen Innovationen zu verschliessen, zu «Maschinenstürmern» zu werden. Mehr Demokratie in der Wirtschaft ist aber eine zentrale Das Ziel der Profitmaximierung Voraussetzung dafür, dass die Digitalisiekann transformiert werden zur rung zu einer wirkliOrientierung am Gemeinwohl. chen Chance für die Menschen werden kann. Weil die direkt de. Sondern weil der kleinen Betroffenen, die DruckerInnen, Gruppe von Leuten, die die Ent- JournalistInnen und PöstlerInnscheide treffen, der Journalis- nen, diesen Prozess von unten mus einfach nicht mehr lukra- her mitgestalten und Digitalitiv genug ist. Journalismus als sierung nicht einfach von oben vierte Gewalt im Staat? Etwas nach Renditekalkülen durchgedrückt wird. für Nostalgiker …

treterInnen der Mitarbeitenden. Service public steht als übergeordnete Mission anstelle von Profitmaximierung. Und doch sind auch die Service-public-Unternehmen wie die Post, die Swisscom oder die SBB zu oft zu weit davon entfernt, Vorbilder einer demokratischen Wirtschaft zu sein. Gründe dafür gibt es einige; die ideologisch motivierten Effi­ zi­enz­erwartun­gen der bürgerlichen Politik gehören dazu. Letztlich steht der Service public exemplarisch für die Herausforderung, mit der sich die Wirtschaftsdemokratie konfrontiert sieht. Wie schaffen wir es, dass die Potenziale einer demokratischen Wirtschaft tatsächlich zum Tragen kommen können

und nicht dauernd durch die sogenannten Sachzwänge einer kapitalistischen Konkurrenz­ wirtschaft in Frage gestellt oder gar zerstört werden?

«Reclaim democracy» in der Arbeitswelt Am «Reclaim Democracy»-Kongress in Basel wurde deutlich, dass wir dringend Alternativen zu einem Wirtschaftssystem brauchen, das am Ursprung von steigender sozialer Ungleichheit, Klimawandel, Flüchtlingsmisere und dem weltweiten Erstarken reaktionärer Kräfte steht. Wirtschaftsdemokratie bietet keinen Masterplan dafür, wie genau der Übergang in eine andere Wirtschaft gelingen und wie eine bessere Zukunft aus-

Beim Thema Wirtschaftsdemokratie geht es um mehr als Mitbestimmung. Es geht um andere Formen des Wirtschaftens, um andere Eigentumsverhältnisse, um soziales und solidarisches Unternehmertum. Mit der Demokratisierung der Wirtschaft soll die dominante Wirtschaftslogik verändert werden: für die Menschen statt für das Kapital. Der schweizerische Service public bringt – zumindest in Ansätzen – bereits heute einiges mit, was eine zukunftsfähige Wirtschaft braucht. Die Politik hat Möglichkeiten zur Einflussnahme im Sinne des Gemeinwohls, im Verwaltungsrat sitzen Ver-

Demokratische Freiheiten

Für die Luft zum Atmen Rund 1800 Personen haben im Februar am Kongress Reclaim Democracy teilgenommen. Die grosse Beteiligung macht deutlich, wie hoch in unübersichtlichen Zeiten das Interesse an einer übergreifenden politischen Debatte und Orientierung ist.  Beat Ringger Auch aktiven GewerkschafterInnen reicht es möglicherweise heute nicht mehr, für mehr Lohn und gute Sozialversicherungen einzutreten, während gleichzeitig Freiheiten und Menschenrechte von autoritären Regimes bedroht werden. Die Wahlerfolge von Orban in Ungarn oder Trump in den USA, Erdoğans Marsch in Richtung Diktatur und der drohende Wahl­erfolg von Marine Le Pen in Frankreich rütteln nun immer mehr Menschen auf. In Basel ist während drei Tagen ein breites Spektrum an Themen angesprochen worden,

die mit der gegenwärtigen Krise der Demokratie zu tun haben. Gleich zu Beginn machte eine Live-Schaltung in die Türkei deutlich, was alles auf dem Spiel steht: Eren Keskin, Anwältin und Co-Präsidentin des Menschenrechtsvereins IHD, kämpft gegenwärtig mit 140 juristischen Verfahren, mit denen das Regime sie eingedeckt hat. Sie darf das Land nicht mehr verlassen, und ihr droht lebenslange Haft. Wenn also demokratische Freiheiten abgeschafft werden, geht nicht nur das Recht verloren, sich gegen Unrecht zu wehren. Dann geht nicht nur die Atem-

luft verloren, die Gewerkschaften und Bürgerbewegungen für ihr Schaffen benötigen. Dann geht es auch um die Vernichtung von Existenzen, um Unterdrückung, Willkür und politischen Mord.

autoritärer, rassistischer Nationalismus wird stärker Der Zulauf, den die extreme Rechte in vielen Ländern Europas hat, macht deutlich, dass das autoritäre, nationalistische und zum Teil offen rassistische Gift längst auch in unseren Breitengraden angekommen ist. Alberto Acosta, ehemaliger Bergbau-

minister Ecuadors, plädierte dagegen für eine Linke, die dem Nationalismus die Stirn bietet und sich «Gutes Leben für alle» («buen vivir para todos») auf die Fahnen schreibt. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir im alten Spiel der Herrschenden versinken, das da seit eh und je lautet: Teile und herrsche. Hetze Teile der Bevölkerung gegeneinander auf, damit du aus der Schusslinie kommst und unbehelligt Boni und Zockergewinne einstreichen kannst: Nation gegen Nation, Männer gegen Frauen, InländerInnen gegen AusländerInnen, Arbeitende gegen

Arbeitslose, die Menschen in den Ländern des globalen Nordens gegen diejenigen im globalen Süden.

Die Verhältnisse umfassend selber gestalten Wie aber soll das gehen mit dem weltweit guten Leben für alle? Das Zauberwort heisst Demokratisierung der Wirtschaft und der Arbeitswelt. Doch das muss konkret ausbuchstabiert werden. Die Kerngruppe des Denknetz Schweiz, das den Kongress in Kooperation mit dem Seminar für Soziologie der Uni Basel und über 20 anderen Organisationen


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© FRANT IŠEK MATOUŠ

Von der Mitwirkung zur Wirtschaftsdemokratie?

www.wirtschaftsdemokratie.ch www.denknetz.ch, hier besonders empfohlen: die «25 Thesen zur Demokratisierung der Wirtschaft» Pascal Zwicky ist Projektleiter Themenmanagement bei der SP

«Sie dürfen Vorschläge einbringen – mehr nicht» Der Soziologe Heinz Gabathuler erforscht die Situation der betrieblichen Arbeitnehmer­vertre­tungen (ANV) in der Schweizer Privatwirtschaft und hielt am Kongress dazu ein Referat. In den Mitwirkungs­ rechten sieht er nur zaghafte Ansätze einer möglichen Wirtschaftsdemokratie.  Interview: Nick Manouk hinausgehen. Je nach Gesprächsbereitschaft kann das ziemlich mühsam oder sehr einfach sein. Wo gibt es welche ANV? Was spielen sie für eine Rolle? Wie kommt ein GAV zustande? Zu diesen Fragen gibt es keine neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse.

1994 wurde das Mitwirkungsgesetz eingeführt. Die Mitwirkung beschränkt sich da im Wesentlichen auf Information und Konsultation.

© Z VG

sehen kann. Sie öffnet aber die Perspektive über das Bestehende hinaus und zeigt auf, wie wir, im Hier und Jetzt ansetzend, ins Handeln kommen können. Die nötige Durchschlagskraft entwickelt die Idee einer demokratischen Wirtschaft aber nur dann, wenn sie als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Projektes für «mehr Demokratie» verstanden, von einer breiten gesellschaftlichen Bewegung geprägt, gelebt und permanent weiterentwickelt wird. Was es braucht, sind Koalitionen von Belegschaften, KonsumentInnen, Parteien, NGOs und natürlich den Gewerkschaften. Der direkte Zugang der Gewerkschaften in die Arbeitswelt, ihre Netzwerke, ihr Praxiswissen sind dabei von entscheidender Bedeutung. Wirtschaftsdemokratie baut auf der gewerkschaftlichen Organisation auf, Gesamtarbeitsverträge sind das Fundament einer demokratischen Wirtschaft. Wirtschaftsdemokratie geht aber über dieses Fundament hinaus. Den visionären Gehalt gemeinsam zu benennen, zu konkretisieren und schrittweise umzusetzen (und dies notabene gegen massiven Widerstand!) ist eine der matchentscheidenden Aufgaben für die progressiven Kräfte in der Schweiz und weltweit.

Heinz Gabathuler, was interessiert Sie als Forscher an den ANV? Mich interessieren diese Gremien als soziale Institutionen im Spannungsfeld zwischen Belegschaft, Management und Gewerkschaften. Der Betrieb als Ebene der Arbeitsbeziehungen hat in letzter Zeit eine erhöhte Bedeutung erlangt. Dies zeigt sich etwa in der Tendenz, Verhandlungen über Lohnanpassungen von der Branchen- auf die Unternehmensebene zu verlagern.

Die grosse Vielfalt an Bezeichnungen und Formen macht es wohl schwierig, über dieses Thema zu kommunizieren. ausgerichtet hat, plädiert in 18 Thesen «Für eine starke Demokratie», in der die Menschen die gesellschaftlichen Verhältnisse auf allen staatlichen und lebensweltlichen Ebenen selbst gestalten können. Am Kongress wurde deshalb u.  a. darüber diskutiert, wie eine transnationale europäische Demokratiebewegung aufgebaut werden kann, warum die haitianische Revolution ebenso bedeutungsvoll ist für die Demokratie wie die viel bekanntere Französische Revolution, oder warum der Women’s March, der am 21. Januar rund 2,5 Millionen Menschen auf die Strassen der USA gebracht hat, zu einem Wendepunkt für die amerikanische Linke werden könnte (s. auch Beitrag auf Seite 11).

www.reclaim-democracy.org www.denknetz.ch

In Deutschland ist der Begriff Betriebsrat fest verankert. In der Schweiz hingegen nennen sich die ANV auch Betriebskommission, Personalvertretung oder Angestelltenrat. Diese Gremien finden oft keine gemeinsame Sprache, obwohl sie eigentlich das Gleiche tun. 1952 hatten 2540 Betriebe eine Arbeiterkommission, 61% der ArbeiterInnen wurden von einem solchen Gremium vertreten. Heute wird nicht mehr gezählt, deshalb gibt es keine genauen Zahlen.

Wie kommen Sie denn zu Ihren Informationen? Eigentlich ist zu den ANV ein grosses Wissen vorhanden, aber leider nur bei den direkt involvierten Personen auf Arbeitgeber- oder Arbeitnehmerseite. Dort versuche ich die Informationen abzuholen, die über die theo­reti­sche Situation im Bereich Mitwirkungsrechte

ANV haben das Recht, regelmässig von der Geschäftsleitung über die Lage des Betriebs informiert zu werden, insbesondere auch über die Beschäftigungslage. Sie dürfen Vorschläge einbringen bei einigen klar definierten Themenfeldern wie Arbeitszeitregelung, Unfallverhütung, Gesundheitsschutz – mehr nicht. Echte Mitbestimmung gibt es nur bei Fragen der beruflichen Vorsorge. Die Mitbestimmungsinitiative der Gewerkschaften wurde 1976 vom Volk abgelehnt. Sie hatte unter anderem gefordert, dass ANV auch in Verwaltungsräten Einsitz nehmen dürfen.

Immerhin kam vor drei Jahren die Mitbestimmung bei Sozialplänen dazu. Bei Massenentlassungen muss das Vorgehen seit 2014 gemeinsam mit der ANV vereinbart werden. Es kann allerdings mühsam sein, bis sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer einigen. In GAV ist das meist klarer geregelt, wo Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände eingeschaltet werden können. Überhaupt ist die Realität betrieblicher Mitwirkung in der Schweiz in wichtigen Branchen stärker durch GAV als durch Gesetze geprägt. In GAV werden oft arbeitsrechtliche Normen definiert, die über das Gesetz hinausgehen, und

man findet zum Thema Mitwirkung interessante zusätzliche Regelungen, vor allem in jenen Branchen, wo ANV seit langem verankert sind.

zen, um beispielsweise mit eigenen Listen Präsenz zu zeigen.

Ein ungelöstes Problem bleibt aber der mangelnde Kündigungsschutz.

Es kommt sehr oft vor, dass sich die ANV um ganz unspektakuläre Alltagsprobleme von Mitarbeitenden kümmern müssen, auch um private Probleme, die gar nicht im Betrieb angesiedelt sind. Viele MitarbeiterInnen vertrauen bei persönlichen Problemen mit Vorgesetzten eher auf die ANV als auf die HR-Abteilung.

Die besten Mitwirkungsrechte nützen nichts, wenn ArbeitnehmervertreterInnen Repressalien und missbräuchliche Kündigungen befürchten müssen. In anderen europäischen Ländern ist das weit besser geregelt. Einige Gewerkschaften, auch syndicom, versuchen deshalb das Problem auf Ebene der GAV anzugehen. Im neuen GAV UPC steht, dass Mitgliedern der Personalvertretung nicht aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt werden darf – eine beispielhafte Regelung!

Welches sind eigentlich die «Interessen» der Belegschaft? Natürlich stehen anständige Löhne und gute Arbeitsbedingungen im Vordergrund. Allerdings staunen manche Leute, die sich in ANV engagieren und häufig stark idealistisch motiviert sind, manchmal über gewisse Anliegen der Mitarbeiter. Klassiker sind die fehlenden Veloständer und das Kantinenessen. ANV müssen das Ohr permanent am Puls der Mitarbeitenden haben. Personalversammlungen sind dann geeignet, wenn es grös­ sere Probleme gibt, wenn sich die ANV absichern und von der Basis ein Verhandlungsmandat geben lassen will. Oder wenn eine Gewerkschaft dem gesamten Personal ihren Standpunkt darlegen will.

Die ANV als Terrain des gewerkschaftlichen Aufbaus? Wahlen in Personalvertretungen können die Gewerkschaften nut-

Betriebliche Arbeitnehmervertretungen Von der Belegschaft gewählte Betriebskommissionen oder Personalvertretungen existieren seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Ihre Kompetenzen sind heute einerseits in Gesamtarbeitsverträgen geregelt, andererseits in einer Reihe von Bundesgesetzen (Arbeitsgesetz, Berufliche Vorsorge, OR). Seit 1994 steht im Mitwirkungsgesetz, dass in Betrieben ab 50 Mitarbeitenden die Beschäftigten das Recht haben, die Einrichtung einer Personalvertretung zu verlangen. Es gibt weder von sozialwissenschaftlicher noch von behördlicher oder gewerkschaftlicher Seite systematische Informationen über deren Verbreitung und Funktionen. (nma)

Sind ANV auch eine Art Ergänzung zur Personalabteilung und zum betrieblichen Sozialdienst?

Fördern ANV auch die Demokratie innerhalb eines Unternehmens? Es gibt emanzipatorische Momente, die über die formalen Prozesse dieser Gremien hinausgehen. Ein äusserst bemerkenswerter Aspekt ist die Tatsache, dass es bei den Mitwirkungsrechten nicht darauf ankommt, ob man einen Schweizer Pass hat oder nicht. Alle paar Jahre erhalten die Angestellten die Gelegenheit, zu wählen oder sich wählen zu lassen, egal ob Ausländer oder Schweizer. Zweiter Punkt: Bei wichtigen Entscheidungen wird die Basis in die Entscheidungen einbezogen. Einige Arbeitnehmervertreter sind der Ansicht, dass sie nur ein Mandat zum Verhandeln haben. Entscheiden müsse die Betriebsversammlung.

Gibt es Chancen, von der Mitwirkung zur Wirtschaftsdemokratie zu gelangen? Man kommt um die ANV nicht herum, wenn man über Wirtschaftsdemokratie diskutiert. ANV tragen dank dem Konsultationsrecht dazu bei, die Arbeitswelt menschlicher zu gestalten. Das Wahlrecht und die Möglichkeit der Belegschaft, ihre Meinung zu sagen, können aber nur zaghafte erste Keime einer möglichen Wirtschaftsdemokratie sein. Die wichtigste Aufgabe von ANV ist derzeit die Umsetzung von GAV im Betrieb. Gewerkschaftsprofis stehen ausserhalb und sehen oft zu wenig in die Betriebsrealität hinein. Wenn es aber beispielsweise um die Ausarbeitung von Alternativen zu grösseren Restruk­turie­rungen geht, kann das eine ANV meist nicht selber bewältigen.


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Die Rolle der Medien in der Demokratie

Vierte Gewalt am seidenen Faden

Die Medien gelten als die vierte Gewalt im demokratischen Staat. In Zeiten der «alternativen Fakten» und der «Fake News» ist das nicht mehr selbstverständlich. Warum also sind freie Medien so wichtig für eine Demokratie? Was unterscheidet überhaupt freie Medien von unfreien? Und was hat syndicom als Gewerkschaft in dieser Diskussion zu sagen?  Nina Scheu Direkte Demokratie ist anstrengend – das wissen alle, die sich schon durch die Vorlage zum Bau eines Schulhauses, zur Sanierung der Kläranlage oder zur Umsetzung eines Verfassungsartikels gelesen haben. Wer sich seriös mit der Abstimmung auseinandersetzen will, braucht häufig einiges an Informationsmaterial, bis er/sie sich eine eigene Meinung machen kann. Informationsmaterial, das nicht nur von den Befürwortern kommt, sondern von allen erdenklichen Seiten, damit sich ein möglichst vollständiges Bild ergibt. Erst nachdem man vieles gelesen und mit anderen diskutiert hat, bildet man sich eine Meinung und geht abstimmen. Das Gros dieser Infos kommt auch heute noch aus den klassischen Medien: aus Tageszeitungen, Radio und Fernsehen. Die längst nicht mehr «neuen» Medien holen zwar auf, doch langsamer, als die Berichterstattung vermuten liesse. Das belegt eine aktuelle Studie der Uni Fribourg, die im Auftrag der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung, TA-Swiss, die Rolle der Medien im politischen Machtpoker untersucht hat.

grund der öffentlichen Wahrnehmung katapultiert werden können, zeigen die sog. Interaktionsraten: die stramm rechte Internetseite «Breitbart» etwa wird über die sozialen Medien in den USA 20 Mal mehr geteilt und ­geliket als die «New York Times» und das «Wall Street Journal», obwohl die Seite selbst nur halb so viel Aufrufe erzielt wie die der beiden andern Blätter.

Zeit – und darum auch Geld, von dem im Zuge der Medienkrise immer weniger zur Verfügung gestellt wird.

en Rechten». Dabei schwingt mit, dass der «Mainstream» von «oben» (der Elite) gelenkt sei – und deshalb Lügen verbreite. Das ist an Absurdität kaum zu überbieten und untergräbt trotzdem (und bewusst) die Glaubwürdigkeit jeder traditionellen journalistischen Recherche. Dabei ist doch gerade das der grosse Unterschied zu den von privater – und oft poli-

Zeit ist Geld Gestresste JournalistInnen haben weniger Zeit für die Recherche, werden unachtsam und begehen eher Fehler. Durch die ständigen Sparmassnahmen, also die «Restrukturierung» und Zusammenlegung der dezimierten Redaktionen entsteht ein dünnfädiger Einheitsbrei, der dem Ansehen der Medien zusätzlichen Schaden zufügt, während gleichzeitig die Informationsmöglichkeiten im qualitativ unkontrollierbaren Internet ins schier Unermessliche gewachsen sind.

Falsches Feindbild SRG

Neben Suchanfragen (vor allem bei Google) spielen die sozialen Medien, hauptsächlich Facebook und Twitter, eine wachsende Rolle im Buhlen um die Abstimmenden. Hier tobt der Kampf um die Deutungshoheit. Denn in den sozialen Medien kann p ­osten, wer will. Was auch immer, jederzeit, beliebig oft. Niemand kontrolliert, ob die verbreiteten «Fakten» belegt sind. Im Gegenteil: Je reis­serischer ein Facebook­status oder eine Twitter­ zeile formuliert ist, desto grös­ser sind ihre Chancen, per Algorithmus in die grosse weite Welt der Netzwerke gespült zu werden. Wie stark auf diese Weise kleine Gruppierungen in den Vorder-

Weiterführende Infos: «Reclaim Democracy»: reclaim-democracy.org/ Dokumentation, «Demokratie, Medien, Bildung» TA-Swiss-Studie «Medien und Meinungsmacht»: ta-swiss.ch/Projekte/Informationsgesellschaft Medien für alle: mfa-mpt.ch «Qualität in den Medien»: foeg.uzh.ch/de/Jahrbuch

© SRG

Verzerrte Wahrnehmung

Wir sagen klar Nein zu «No billag» ∙ Die Initiative will die Finanzen der SRG vollständig kappen. Dies würde das Ende der einzigen unabhängig von politischen oder privaten Interessen finanzierten Berichterstattung für alle Landesteile der Schweiz bedeuten.

In der Schweiz sind die Verhältnisse ähnlich gelagert, wenn auch noch nicht im Internet: Auch hier erreichen professio­ nelle Aufreger wie Blocher, die «Arena» oder die «Weltwoche» mehr öffentliches (Medien-) Echo, als ihnen nach der Grösse ihrer «Community» eigentlich zustehen würde.

Verzerrtes Bild der Mehrheitsmeinung Auch bei uns entsteht dadurch ein verzerrtes Bild des gesellschaftlichen Mainstreams. Denn noch orientieren sich deutlich mehr Menschen an den gros­ sen Tageszeitungen als am Blatt des SVP-Politikers. «Mainstream» wiederum ist, neben der vermeintlichen «Elite», eines der neuen Lieblingswörter der «neu-

tischer – Seite finanzierten Interessenspublikationen und Blogs: Während jene veröffentlichen, was die Geldgeber im Hintergrund ihnen diktieren, wird ein nach journalistischen Regeln verfasster Text nicht nur gründlich recherchiert, sondern auch durch die «2-Quellen-Regel» (eine Behauptung wird bei mindestens zwei voneinander unabhängigen Quellen kontrolliert) abgesichert, er wird möglichst neutral verfasst und bei Anschuldigungen erst veröffentlicht, nachdem der kritisierten Person oder Institution die Möglichkeit gegeben wurde, Stellung zu beziehen. Noch halten sich die meisten Medien in der Schweiz an diesen Ehrenkodex. Diese Art von Journalismus kostet allerdings

Um die Ursache für die Krise der Printmedien nicht alleine auslöffeln zu müssen, haben die grossen Verlagshäuser einen gemeinsamen Feind gesucht, der an ihrer Misere schuld sein soll. Gefunden haben sie die SRG, die dank Gebührengeldern tatsächlich unabhängig von den Interessen privater Geldgeber ist und darum vom ständigen Abbau noch weitgehend verschont blieb. TV und Radio profitierten sogar von der Verlagerung der Werbung in die elektronischen Medien. Während die SRG dank ihrer audiovisuellen Inhalte zu den potenziellen Gewinnerinnen in der veränderten Medienlandschaft gehört, haben die Verlagshäuser die Digitalisierung zunächst verschlafen. In ihrer Überzeugung, dass die Wirtschaftlichkeit über allem steht, finden sie nun Partner am rechten Rand der Politik.

Berichterstattung der SRG unterbinden will. Von dieser Seite kommt also der Vorstoss, dass in Zukunft das Parlament über die SRG-Konzession bestimmen soll. Politiker würden dann darum zanken, was wir wie zu sehen bekommen. Von Verlegerseite kommt die – von Rickli unterstützte – Idee des «Open Content»: die privaten Medienhäuser könnten von der SRG produzierte Inhalte gratis übernehmen. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Gebührenzahler (also wir alle) für audiovisuelle Artikel bezahlt hätten, die Tamedia und Co. dann auf ihren Websites (von «Tagesanzeiger.ch» bis ­«Ricardo») über Paywalls und ­Werbegelder an uns zurückverkaufen. Und das Geld, das wir doppelt zahlen, wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in die Redaktionen investiert, sondern fliesst in die Taschen der Aktionäre. Nun muss sich auch die Anhängerschaft einer unabhängigen und möglichst vielfältigen Medienlandschaft organisieren, denn es geht um die Verteidigung der Informationsfreiheit für uns alle.

Die Aufgabe der SRG wird immer wichtiger

Die SRG ist das einzige grosse Medienhaus, das unabhängig von Politik und privaten Finanz­ interessen ein breites Informationsangebot für die ganze Schweiz produziert. Ihre Aufgabe wird angesichts des Versagens der klassischen Printmedien immer wichtiger. Darum setzen sich syndicom, SSM und Impressum vehement gegen die «No Billag»-Initiative und für eine politisch unabhängig finanzierte SRG ein. Die Medienorganisationen sind ausserdem Mitglied bei «Medien für Alle» Die Printverlage haben einen und dem Verein QuaSündenbock gesucht – und lität im Journalismus. in der SRG gefunden. Auch bei der Ausbildung reden wir mit: syndicom sitzt im Seit kurzem spannt Tamedia Stiftungsrat des MAZ. (und mit ihr Verlegerpräsident Um eine vielfältige MedienlandSupino) im Werbevideobereich schaft zu garantieren, müssen mit Goldbach Media zusammen die Arbeitsbedingungen im pri– jener Firma, für die SVP-Natio- vat finanzierten Journalismus nalrätin Natalie Rickli arbeitet endlich wieder verbessert werund die mit den Schweizer Wer- den. Darum kämpft syndicom befenstern ausländischer Pri- seit Jahren mit Kampagnen und vatsender die SRG direkt kon- Aktionen um einen Gesamtarkurrenziert. Rickli vertritt im beitsvertrag, der die MindestNationalrat und als Präsiden- bedingungen etabliert, die es tin der Kommission KVF eine für einen demokratierelevanten Politik, die die unabhängige Journalismus braucht.


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syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017 Grafische Industrie

Arbeitgeberverband torpediert die Allgemeinverbindlichkeit Unsere Enttäuschung ist riesig: Ein ganzes Jahr nach Einleitung des aufwendigen und komplizierten Prozesses zur Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit des GAV in der grafischen Industrie gibt sich der Unternehmensverband Viscom neuerdings überzeugt, dass die dazu notwendigen Quoren nun doch nicht erreicht seien!  Angelo Zanetti

Ein Vertrags- und Wortbruch Wir haben zu Beginn der GAV-Verhandlungen 2015 die Vereinbarung zur Friedenspflicht nur unterzeichnet, weil wir mit den Arbeitgebern vereinbart hatten, gleich lange Spiesse für alle Druckereibetriebe zu schaffen und eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung durchzusetzen! Nicht zuletzt ist dieses Vorgehen unseriös, schliesslich erfolg-

ten alle Eingaben zur Allgemeinverbindlichkeit beim Seco auf Grundlage der Zahlenangaben des Viscom selbst und des Berufsamts: Im März 2016 berechneten wir gemeinsam mit Viscom, dass 57% der Arbeitgeber und 65% der Arbeitnehmenden dem GAV unterstellt sind. Auf dieser Basis erfolgte die Eingabe an das Seco. Die Angaben wurden im August von den Sozialpartnern bestätigt. Eine Überprüfung der Zahlen aufgrund von Nachfragen des Seco ergab im Oktober, dass je 52% der Arbeitgeber und der Arbeitnehmenden dem GAV unterstellt sind. Und jetzt sollen es gemäss Viscom plötzlich deutlich weniger als 50% der Arbeitgeber und der Arbeitnehmenden sein! Zur Erinnerung: Für eine AVE muss der Arbeitgeberverband

Vorankündigung Branchenkonferenz GIV 2017

Mitmachen, mitreden, mitentscheiden! Zur alljährlichen GIV-Konferenz sind alle Mitglieder der Branche Grafische Industrie und Verpackungsdruck eingeladen. Die Branchenkonferenz findet statt am Samstag, 10. Juni 2017, von 10.30 bis 15.30 Uhr in Biel, Best Western Hotel Continental, Aarbergstrasse 29. 2017 ist ein arbeitsintensives Jahr für syndicom. Unsere Branche hat die Diskussionen über die Auswirkungen der Digitalisierung aufgenommen und damit begonnen, Themen zusammenzutragen, die bei der nächsten Vertragserneuerung auf den Verhandlungstisch gehören. Im November findet dann in Basel der zweite syndicom-Kongress statt. Digitalisierung und GAV 2019 Die Branchenkonferenz bietet Gelegenheit, eine erste Bilanz zu ziehen aus den Diskussionen, die in den Regionen zum Thema Digitalisierung stattgefunden haben. Die Ergebnisse sollen in die kommenden Verhandlungen zur Erneuerung des GAV fliessen. Der aktuelle GAV läuft Ende Dezember 2018 aus, aber es ist unerlässlich, schon jetzt gemeinsam die Zukunftsstrategie zu skizzieren. Die Entwicklungen im digitalen Bereich dürfen uns keine Angst einjagen! Stattdessen wollen wir sie alle gemeinsam gestalten! Wahl der Delegierten und des Branchenvorstands An der Konferenz werden wir die Delegierten wählen, die an den Kongress in Basel gehen. Wir wollen aber auch Vorschläge ausarbeiten, wie die Durchschlagskraft unserer Gewerkschaft in den nächsten vier Jahren erhöht werden kann. An der Versammlung wird zudem der Branchenvorstand erneuert. Denn es gibt Vakanzen. Interessentinnen und Interessenten können sich bereits jetzt bei ihren SekretärInnen oder über untenstehende Mailadresse melden. Macht mit, redet mit, entscheidet mit! Und ermutigt eure Kolleginnen und Kollegen, dasselbe zu tun. Bitte meldet euch per E-Mail an: medien@syndicom.ch, oder per Telefon: 058 817 18 50. Die angemeldeten Personen erhalten frühzeitig die ausführliche Traktandenliste.

mindestens 50% der Unternehmen mit drei und mehr Mitarbeitenden organisieren und diese Unternehmen müssen mindestens 50% der Mitarbeiter beschäftigen, die mit der AVE dem GAV unterstellt sind. Tatsächlich mussten im Zuge der Krise in der Druckindustrie mehrere Unternehmen im vergangenen Jahr schliessen, Personal abbauen oder fusionieren. Doch dies betraf längst nicht nur Viscom-Mitglieder.

Politische Verbohrtheit syndicom und Syna sind deshalb überzeugt, dass die Quoren nach wie vor erfüllt sind. Aber es fehlen uns heute die Möglichkeiten für eine exakte Überprüfung der Beschäftigtenzahlen in den Betrieben. Neben Viscom scheint auch das Departement von Schneider-Ammann

kein Interesse an der schützenden Regulierung der Arbeitsbedingungen in der Druckindustrie zu haben. Das Seco hat durch neu eingeführte bürokratische Hürden die Einführung der AVE zusätzlich erschwert. Der entscheidende Grund für den verheerenden Beschluss des Viscom-Zentralvorstands ist aber die politische Verbohrtheit der Unternehmer, die nicht einsehen, dass die AVE ein sinnvoller Schutz der Arbeit in der Schweiz ist und beiden Seiten nützt. Und es ist die falsche «Rücksichtnahme» auf unorganisierte Betriebe und die Konkurrenzverbände auf Arbeitgeberseite, die nun weiterhin mit dem Segen des Viscom Profit durch schlechte Arbeitsbedingungen machen dürfen. So treibt der Viscom eine Abwärtsspirale bei den Arbeitsbedingun-

gen in der Branche an, die auch den Viscom-GAV-Betrieben gros­ sen Schaden zufügen wird: Sie werden nur noch mehr unter dem Konkurrenzdruck der Dumpingbetriebe leiden.

Friedenspflicht ist vorbei syndicom und Syna ziehen ihre Schlüsse aus diesem Entscheid: Jeder Betrieb, besonders aber, wer den Viscom und den GAV verlassen will oder schon verlassen hat, muss zu spüren bekommen, dass er nicht mehr von der Friedenspflicht profitieren kann. Wir fordern alle Angestellten der grafischen Industrie in Unternehmen ohne GAV auf, mit uns zusammen die GAV-Bedingungen zu erkämpfen. Wir müssen den GAV verbessern: Ja zum Druckstandort Schweiz – aber nur mit guten Arbeitsbedingungen für alle!

Westschweizer Presse

Abbau trifft die Romandie Am Schluss werden es 36 Stellen sein, die in den Redaktionen der Zeitung «Le Temps» und der eingestellten Zeitschrift «L’Hebdo» abgebaut werden. 25 Personen werden entlassen, 11 frühzeitig pensioniert. Derzeit wird ein Sozialplan ausgehandelt – ohne die Gewerkschaften.  Yves Sancey Eine grosse Kundgebung mit Hunderten von Teilnehmenden am Tag vor dem Erscheinen der letzten Ausgabe des ­ «Hebdo». Eine Petition, die in zwei Wochen von über 8000 Personen unterschrieben wurde. Das dreiwöchige Engagement des Staatsrats und der Verhandlungskommission. Das alles genügte nicht, um den kompromisslosen Verleger Ringier Axel Springer (RAS) milder zu stimmen.

sident der Redaktions- und Personalkommission. Derzeit wird – unter Ausschluss der Gewerkschaften – ein Sozialplan ausgehandelt.

syndicom schockiert

auf, die im Sozialplan vorgesehenen Leistungen zu überprüfen.

Unsichere Medienzukunft: der Gewerkschaft beitreten! Wird «L’Hebdo» in neuer Form wiederauferstehen? Wie geht es weiter bei «Le Temps»? Sind weitere Titel bedroht? Oder bedeutet das Ende von «L’Hebdo» den Beginn des Widerstands? Es lohnt sich, der Gewerkschaft beizutreten und gemeinsam zu kämpfen: nur so können wir Einfluss auf die Zukunft nehmen.

Das grosse Plündern

In einer gemeinsamen Medienmitteilung zeigen sich syndicom und Impressum «schockiert». Sie fragen sich, wie «Le Temps» nach dieser Massenentlassung weiter funktionieren soll. Die Organisationen unterstützen die MitarbeiterInnen und fordern RAS

Am 16. Februar informierte der Verleger die Journalisten und Grafiker über die Kündigungen. 36 Stellen werden abgebaut, 11 davon über frühzeitige Pensionierungen. Die Redaktion reagierte mit Fassungslosigkeit, Trauer und Wut auf das Ausmass der Entlassungen. Zwar hatte RAS am 23. Januar die Aufmerksamkeit geschickt auf die Einstellung von «L’Hebdo» (siehe syndicom-Zeitung 1/2017) gelenkt. Aber auch der «Temps», bei dem ungefähr 20 Stellen verloren gehen, wird hart getroffen: «Es ist ein beträchtlicher Aderlass», sagt Michel Danthe, Prä-

Protestkundgebung oder Trauerfeier? ∙ 2. Februar in Lausanne.

© NEIL L ABRADOR/L’EVENEMENT S YNDIC AL

Der Zentralvorstand von Viscom hat am 15. Februar beschlossen, den Prozess zur Allgemeinverbindlichkeitserklärung des Gesamtarbeitsvertrags der grafischen Industrie zu stoppen. Dies ist ein Tiefschlag gegen die Angestellten der grafischen Industrie! Das Verhalten der Arbeitgeber kommt einem Vertragsbruch gleich.


6 | Buch und Medienhandel

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017 Romandie

Lohnentwicklung

Umfrage: Was verdient ihr?

Vor 10 Jahren erhob die damalige Gewerkschaft comedia Daten zur Lohnstruktur im Buchhandel. Denn sie wollte nachweisen können, wie sich die Aufhebung der Buchpreisbindung auf die Löhne im Buchhandel auswirken würde. Jetzt, da die Buchpreisbindung definitiv Geschichte ist, soll eine Folgestudie feststellen, wie sich die Lohnstruktur tatsächlich verändert hat.  Elisabeth Fannin Den Auftrag zur ersten Studie hatte die Gewerkschaft comedia vor 10 Jahren an das Observatoire Universitaire de l’Emploi (OUE) der Universität Genf vergeben. Die OUE-Studie von 2007 ortete den Medianlohn bei 4246 Franken. Ausserdem stellte das OUE fest, dass sich Berufserfahrung im Buchhandel nicht in bedeutendem Masse auf den Lohn auswirkt. Untersucht wurde auch, ob Mitglieder des SBVV bessere Löhne zahlen (ja!) und ob die Lohnabschlüsse der Paritätischen Kommission überall umgesetzt wurden (nein!). Die Zusammenfassung der damaligen Lohnstudie kann noch nachgelesen werden unter www.syn-

dicom.ch, Suchwort: Lohnstudie Buchhandel.

Neu: Zusammenarbeit mit dem SBVV Für die Lohnstudie 2017 arbeitet syndicom neu mit dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) zusammen. Den Auftrag für die Durchführung erhielt die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Unter der Leitung von Anne Hermann, Dozentin für Wirtschaftspsychologie an der FHNW, soll herausgefunden werden, wie und wo sich die Bedingungen für die Angestellten im Buchhandel verändert haben. Neu soll auch erhoben werden, ob sich

die EigentümerInnen von Buchläden einen Lohn ausbezahlen und wie hoch dieser ist. Die Zusammenarbeit mit dem SBVV soll sicherstellen, dass die ArbeitgeberInnen die Umfrage unterstützen. Wir zählen darauf, dass die angeschlossenen Buchhandlungen ihre Angestellten zum Mitmachen auffordern. Da in der Studie von 2007 keine aussagekräftigen Zahlen zur Romandie erhoben wurden, konzentriert sich die aktuelle Studie ebenfalls auf die Deutschschweiz. Umso wichtiger ist es, dass wieder alle Branchenleute mitmachen, insbesondere die BuchhändlerInnen in den Geschäften.

Neu: online Die Befragung wird online durchgeführt. Alle Gewerkschaftsmitglieder bekommen die URL der Umfrage per Post, die Mitglieder des SBVV erhalten gleichzeitig einen Link per E-Mail. Personen, die nicht Mitglied bei syndicom sind, sollten von ihren Vorgesetzten zum Mitmachen aufgefordert werden. Wichtig ist, dass der Fragebogen nur einmal ausgefüllt wird, da sonst die Daten verfälscht werden. Die Anonymität ist gewährleistet. Das Ergebnis der Studie wird im zweiten Halbjahr 2017 publiziert. Die Resultate werden mit allen Interessierten diskutiert.

Leicht höhere Mindestlöhne Für die dem GAV syndicom-Asdel unterstellten BuchhändlerInnen in der Suisse romande führt die aktuelle Lohnrunde zu einer leichten Erhöhung der Mindestlöhne um rund 30 Franken ab dem 7. und 10. Jahr sowie 60 Franken auf den Einstiegslohn für Ungelernte. Alle Mindestlöhne ab 3. und 5. Jahr wurden um 10 bis 15 Franken «aufgerundet». Der Einstiegslohn für Gelernte bleibt unverändert bei 4000 Franken (er war vor einem Jahr um rund 100 Franken erhöht worden). Eine Tabelle mit den neuen Mindestlöhnen findet ihr auf www.syndicom.ch. Die Lohnergebnisse 2017 für die Grossbuchhandlung Payot: Alle Mindestlöhne werden um 1,5% erhöht, auch diejenigen der Lehrlinge; die Reallöhne werden um 0,5% erhöht; für die Stundenlöhne der Aushilfskräfte gelten neu überall die guten Regelungen der Stadt Genf. (ys)

Automatisierung

Oft gleichen sich die Abbildungen von Produkten der schönen neuen Welt: mal sind es Maschinen mit beweglichen Tentakeln wie auf den Fotos von Medizin- oder Industrierobotern, mal die Gesichtchen von KI-Robotern, die freundlichen Trickfilmfiguren ähnlich sehen. Und nun das (s. rechts): eine Skizze in Schwarzweiss mit altertümlichen Luftschiffen – das erinnert eher an frühere Zeiten. Die Abbildung zur Patentanmeldung des zukünftigen Logistiksystems von Amazon erstaunt und fasziniert. Sie wurde von den Medien denn auch flächendeckend auf-

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Sieht so die digitale Zukunft aus? Nach dem Angriff auf den stationären Buchhandel durch Internetversand und E-Reader sahen viele das gedruckte Buch und den Buchhandel schon auf dem Sterbebett. Jetzt präsentiert der Onlinehändler Amazon einen Logistik-Mix aus uralter und künftiger Technik. Eine Phantasterei?  Danièle Lenzin*

Drohnen und Zeppeline ∙ Patent-Skizze für das zukünftige Logistiksystem von Amazon

genommen. Das Bild überrascht, weil es alt und neu verbindet: Zeppeline und Drohnen, 20. und 21. Jahrhundert in ungewohnter Harmonie. Die Apologeten der neuen Welt beschwören uns sonst doch immer, dass die Digitalisierung die Welt nicht organisch, sondern bruchartig verändern werde. Disruption heisst der Fachbegriff dafür. Man lasse sich aber nicht täuschen. Amazon gehört zu den innovativsten Firmen unserer Zeit. Mit ihren Neuerfindungen hat sie die Märkte aufgemischt. 1995 begann Amazon in den USA mit dem Bücher-Onlinehandel. Unterdessen ist das Unternehmen der mächtigste Buchhändler der Welt. 2007 warf es den ersten E-Reader auf den

US-Markt. Die «digitale Euphorie» war ebenso gross wie die Befürchtungen: wenn das Angebot an E-Books erst gross genug sei, würde sich die überwältigende Mehrheit der LeserInnen auf sie stürzen, von den «Digital Natives» ganz zu schweigen ... Zwar gab es schon damals Prognosen, dass sich das gedruckte Buch halten werde. Doch das Buchgeschäft hat sich auf jeden Fall massiv verändert. Das betrifft vor allem die Logistik. Der Marktanteil der E-Books aber stagniert auf tiefem Niveau (5–10% im deutschsprachigen Raum, 25–30% in den USA). Als Reaktion darauf eröffnete Amazon bereits 2015 erste «Offline»-Buchhandlungen in den USA. Und letzten Sommer erhielt der Online-Rie-

se in Grossbritannien die Start­ erlaubnis für die Auslieferung mit Drohnen. Der skizzierte Zeppelin ist also eine Folge der Marktentwicklung: wenns mit dem digitalen Buch nicht richtig klappt, soll wenigstens die Logistik für analoge Handelsgüter optimiert werden. Das Bild erinnert auch an das Auf und Ab der digitalen Wirtschaft und daran, wie schwierig

© NEIL L ABRADOR

Luftschlösser aus Amazonien es ist, die Durchsetzungsfähigkeit neuer Technologien vorherzusehen. Auch wenn der Graf von Zeppelin Freude gehabt hätte an einer zweiten Chance: die fliegenden Warenlager werden wohl zur Luftnummer.

* Danièle Lenzin ist Bildungsverantwortliche bei der Gewerkschaft Unia und Ex-Co-Präsidentin von syndicom

Ankündigung

Branchenkonferenz Buch und Medienhandel Am Sonntag, 7. Mai 2017, findet in Bern die Branchenkonferenz Buch und Medienhandel statt. Die Branchenkonferenz steht allen syndicom-Mitgliedern unserer Branche offen und wird jeweils im Jahr des syndicom-Kongresses vom Branchenvorstand veranstaltet. An der Branchenkonferenz – wird die Branchenpolitik im Buchhandel diskutiert und festgelegt – werden der Branchenvorstand und die Delegierten für den syndicom-Kongress gewählt – können die TeilnehmerInnen Stellung nehmen zu den aktuellen Diskussionen von syndicom. Bitte reserviere dir das Datum; die detaillierte Einladung folgt drei bis vier Wochen vor der Konferenz. Anträge an die Branchenkonferenz können von Branchenmitgliedern eingereicht werden. Sie müssen bis 9. April dem Branchen­ vorstand vorliegen. Anträge bitte einreichen an: syndicom-Zentralsekretariat, Roland Kreuzer, Monbijoustr. 33, Postfach, 3001 Bern, oder an buch@syndicom.ch.


ICT | 7

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017 «Gute Arbeit in der digitalen Schweiz»

Nicht ohne Sozialpartnerschaft syndicom präsentiert ein neues Positionspapier zur digitalen Arbeitswelt und schafft Grundlagen für die zukünftige GAV-Politik in der ICT-Branche.  Christian Capacoel Wie die vorangegangenen Transformationen der Arbeitswelt und der Wirtschaft birgt auch der digitale Wandel sowohl Chancen als auch Risiken. syndicom will in diesem Spannungsfeld die Interessen der Beschäftigten der ICT-Branchen kompetent und wirkungsvoll vertreten. Die Grundlage soll das Positionspapier «Gute Arbeit in der digitalen Schweiz» bilden.

Datenschutz und Datendemokratie Big Data in Unternehmen wird in Zukunft ein wichtiges Themenfeld der gewerkschaftlichen Arbeit sein. Der Ansatz von syndicom ist einfach: Was für die Gesellschaft gilt, muss auch in den Unternehmungen gelten: Die Privatsphäre muss konsequent geschützt werden. Unter-

nehmen sollen persönliche Daten nur zeitlich beschränkt und nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Mitarbeitenden auswerten dürfen – unter Wahrung der Anonymität. Die Mitarbeitenden müssen jederzeit Zugriff auf ihre persönlichen Daten haben. Und damit diese Datendemokratie in den Unternehmen auch tatsächlich gelebt wird, soll die Kontrolle paritätisch mit den Sozialpartnern erfolgen.

ren, klar definierten Anspruch auf Weiterbildung. Nicht nur die allgemeine Arbeitsmarktfähigkeit soll im Vordergrund stehen. Die Mitarbeitenden sollen vielmehr auch für zukünftige Arbeitsplätze innerhalb des Unternehmens qualifiziert werden, damit sie weiterbeschäftigt werden können. Auch hier gilt: die paritätische Kontrolle auch über Bildungsbudgets ist der beste Garant für die tatsächliche Umsetzung.

Recht auf Bildung

Mitgestaltung garantieren

Fortlaufende Aus- und Weiterbildung ist ein Gebot der Stunde. Die heutigen GAV-Regelungen tragen dieser Entwicklung nur ungenügend Rechnung. Das Recht auf Bildung muss deutlich ausgebaut werden, es braucht einen nicht verjährba-

Komplexität und Innovationsdruck nehmen zu. Unternehmen können dem nur gerecht werden, wenn sie die Partizipation stärken. Für die GAV-Politik heisst das: Die Mitsprache und Mitbestimmung der Mitarbeitenden ist auszubauen.

Das ist auch im Interesse der Unternehmen, denn Transformationsprozesse laufen in der Regel erfolgreicher, wenn sich die Mitarbeitenden als Beteiligte einbringen können. Dazu gehört auch, dass Mitglieder von gewerkschaftlichen Firmenvorständen und von Personalvertretungen einen absoluten Kündigungsschutz geniessen.

Crowdworking absichern Crowdworking ist im Prinzip eine neue Form der Auslagerung von Arbeiten. Neu ist, dass nicht an ein Drittunternehmen ausgelagert wird, sondern an eine unbeschränkte Gruppe von Menschen – die Crowd. Die Vergabe der Aufträge erfolgt meist über eine Internetplattform. Für solche Arbeitsmodelle in der «Plattform-Ökonomie» braucht

es neue Regulierungen, um Löhne zu schützen, soziale Sicherheit zu schaffen und Steuereinnahmen zu sichern. Neben der gesetzlichen Regulierung strebt syndicom ein Zertifizierungssystem für Internetplattformen an, das sich an den GAV-Standards der jeweiligen Branche ausrichtet.

Die Broschüre kann unter ict@ syndicom.ch bestellt oder online unter https://issuu.com/syndicomch eingesehen werden.

Swisscom-Geschäftsbericht 2016

Vorwärts-Strategie auf dem Buckel des Personals? Innerhalb von wenigen Jahren hat sich die Swisscom von der reinen Telekommunikationsanbieterin zum vielseitigen ICT-Konzern gewandelt. In der Öffentlichkeit wurde nach der Präsentation des Jahresabschlusses 2016 vor allem über den geplanten Stellenabbau diskutiert. Giorgio Pardini, Leiter des ICT-Sektors, erläutert die Sicht von syndicom.  Interview: Franz Schori

Einmal mehr hat aber die Swisscom einen Stellenabbau angekündigt. Eine Folge des technologischen Wandels? Ein Teil des Abbaus ist sicher darauf zurückzuführen. Der andere Teil hat mit Effizienzsteigerungen und organisatorischen Anpassungen zu tun.

tige Anforderungsprofile sowie daraus abzuleitende Aus- und Weiterbildungsmassnahmen.

Und das rettet Arbeitsplätze? Nicht unbedingt, weil reine Strukturerhaltung letztlich niemandem dient. Die strategische Personalplanung verhindert aber Entlassungen, weil Mitarbeitende in den Fokus geraten, deren Tätigkeiten nur noch für wenige Jahre gefragt sind.

Was unternimmt syndicom zur Unterstützung der Betroffenen?

Mit welchen Massnahmen wird den Betroffenen geholfen?

Seit 2013 befindet sich syndicom mit Swisscom in einem institutionalisierten Personalplanungsprozess. Diskutiert werden Themen wie Investitionen, Innovations- und Entwicklungspotenzial, Auswirkungen der technologischen Veränderungen auf das Personal, zukünf-

Beispielsweise mit internem Re-Deployment, der Beratung durch Worklink oder mit den Massnahmen, die im Sozialplan festgehalten sind. Dank diesem Prozess ist es in den letzten Jahren gelungen, die budgetierten Entlassungszahlen jeweils auf ein Minimum zu reduzieren.

Wie sieht das konkret in Zahlen aus?

Welche Rolle spielt dabei der Bund?

Die Swisscom sprach bei der Personalplanung 2016 von einem Abbau von rund 700 Stellen. Ende Jahr konnten wir feststellen, dass nebst der Fluktuation 44% der Betroffenen durch internes Re-Deployment weiterhin bei Swisscom arbeiten, 26% eine externe Anstellung gefunden haben, 3% sich zu einer Firmengründung entschlossen haben, 16% bei Worklink beschäftigt werden und 3% eine anderweitige Laufbahn eingeschlagen haben – ein Erfolg nachhaltiger Gewerkschaftsarbeit von syndicom. Einzig für 22 Personen konnte nach dem Ausschöpfen der Sozialplanleistungen bis Ende 2016 keine Anschlusslösung gefunden werden.

Wir werden uns mit dem Uvek über die Definition der Eigenwirtschaftlichkeit unterhalten,

bevor der Bundesrat die Eignerstrategie überarbeitet. Der Kostendruck darf nicht einseitig auf die Angestellten abgewälzt werden.

Kurz

Auch für die nächsten Jahre ist ein Stellenabbau nicht auszuschlies­ sen.

Wahl der Personalvertretung: Mehr Mitbestimmung bei Capita Erfolg bei den Wahlen in die Personalvertretung: Die syndicom-Mitglieder Cornelia Lenski und Stefan Schweizer werden in der neuen CapitaPersonalvertretung die gewerkschaftlichen Anliegen einbringen. Capita betreibt ein grösseres Contact-Center mit mehreren Standorten und untersteht dem Branchen-GAV Contact- und Callcenter. Nach einem kurzen und intensiven Wahlkampf am Capita-Standort Tägerwilen konnte sich das Wahlresultat sehen lassen: Die Firmenvorstandsmitglieder Cornelia Lenski (neu) und Stefan Schweizer (bisher) wurden mit Spitzenresultaten gewählt. Die aktive Kampagne von syndicom hat sich aber auch auf das Abschneiden der anderen kandidierenden syndicom-Mitglieder positiv ausgewirkt. (dhu)

Ja, denn es ist weiterhin mit unterdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum zu rechnen. Der Margendruck innerhalb der Branche nimmt zu, die globale Konkurrenz setzt die Preise unter Druck und der Umsatz stagniert. Wenn also die neuen Geschäftsfelder nicht überdurchschnittlich reüssieren, könnten weitere Stellen abgebaut werden.

Übergangsprozess bei Swisscom INI-RLA gemeinsam gestalten Am 20. Februar fand eine nationale Firmenkonferenz der syndicom-Mitglieder bei Swisscom INI-RLA statt, den Netzbetreibern innerhalb der Swisscom. Grund war die grosse Verunsicherung über die Zukunft der Abteilung. Die Mitglieder haben die folgenden Forderungen beschlossen, die syndicom gegenüber der Swisscom vertreten wird: Der Übergangsprozess und die Bedingungen müssen zwischen Swisscom und den Sozialpartnern ausgehandelt werden. Eine Stellenreduktion hat über natürliche Abgänge zu geschehen. Ältere Mitarbeitende und Mitarbeitende mit zahlreichen Dienstjahren sollen besonders geschützt werden. (dhu)

© JENS FRIEDRICH

ren in den rückläufigen traditionellen Geschäftsfeldern würde dazu führen, dass das Unternehmen von Jahr zu Jahr schrumpft. Deshalb begrüsse ich die Diversifikationsstrategie, den flächendeckenden Ausbau der Glasfasernetze und den permanenten Ausbau der Mobilkommunikation. Investitionen in die Infrastrukturen sind wichtige Voraussetzungen, damit die Schweizer Volkswirtschaft weiterhin floriert.

© JENS FRIEDRICH

syndicom: Wie beurteilst du die aktuelle Strategie der Swisscom? Giorgio Pardini: Ein Verhar-


8 | Post/Logistik

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017

Delegiertenversammlung Post

Pensionskasse Post: KandidatInnen gesucht

Lohnforderungen bleiben Die Delegiertenversammlung der Firmen Post CH AG, PostAuto AG und PostFinance AG tagte am 24. Februar in Bern. Die Stimmung war emotional, der Tenor kämpferisch und alle ziehen am selben Strick. Kurz: Wir sind wieder eine Einheit.  Martin Zürcher Daniel Münger, Leiter Sektor Logistik bei syndicom, instruierte die Delegierten über den Stand der Lohnverhandlungen zwischen der Post und syndicom. Die Post hält daran fest, keine generelle Lohnerhöhung auszuzahlen, und will diese auch in Zukunft nicht gewähren. Aus diesem Grund hat syndicom die Lohnverhandlungen unterbrochen. Ein Delegierter brachte die Stimmung auf den Punkt: «Wir müssen alle mehr Krankenkassenprämien zahlen. Wir brauchen diese Lohnerhöhung, und die Post kann diese ohne Probleme bezahlen.» Die Diskussionen waren emotional und von Unverständnis für die Position der Post geprägt. Der einstimmige Entscheid ist folgerichtig: syndicom weicht

nicht von ihrer Forderung ab, dass eine substanzielle generelle Lohnerhöhung drin liegen muss. Falls die Post nicht einlenkt, wird die Schlichtungsbehörde das letzte Wort haben. Die Lohnverhandlungen gehen heute, 10. März, in die nächste Runde.

Die «Poststelle der Zukunft» im visier Zentralsekretär Roland Lamprecht berichtete über den Stand der Poststellen-Kampagne. Die Medienresonanz ist gross, es gibt viele Rückmeldungen aus Bevölkerung und Politik. Inhaltlich konnten Meilensteine erreicht werden. Zum Beispiel diskutiert die Politik über neue Erreichbarkeitskriterien für den Zahlungsverkehr (siehe Beitrag Seite 9). Jetzt geht es darum, nicht

locker zu lassen und mit Hilfe der Kampagne zur angestrebten «Poststelle der Zukunft» zu kommen. Die Auslagerungsgelüste bei der Post sollen mittels Abmachungen mit den Sozialpartnern unterbunden werden, so will es ein Antrag der Sektion Lötschberg. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.

Ausblick auf die nächste DV Matteo Antonini informierte zum Abschluss über den aktuellen Stand der Verhandlungen zur Arbeitszeitberechnung (AZB) bei den Paketboten. Auch über den aktuellen Stand der Dinge bei der PK wurde kurz orientiert (s. rechts). Dieses Thema steht dann an der nächsten Delegiertenversammlung vom 6. April im Zentrum.

Zum ersten Mal wird der Stiftungsrat der Pensionskasse Post in offenen Wahlen gewählt. Auch syndicom stellt eine eigene Liste auf. Insgesamt sind 5 Plätze zu besetzen. Für die Zukunft der Pensionskasse und die Sicherheit der Renten wird das eine ganz wichtige Wahl werden. Deshalb ist es zentral, dass wir mit einer starken Liste antreten. Grossen Wert legt syndicom darauf, dass beide Geschlechter auf der Liste vertreten sind. Die BereichspräsidentInnen werden zuhanden der Delegiertenversammlung vom 6. April eine Auswahl zur Nominierung vorschlagen. Die DV entscheidet über die definitive Liste. Die Amtsdauer beginnt am 1. Januar 2018 und dauert vier Jahre. Das Anforderungsprofil findet sich unter www.syndicom.ch/kandidaturpkpost. Wenn du dem entsprichst (persönliche Eignung, nicht Fachkenntnisse sind gefragt), schicke uns gerne deine Bewerbung möglichst bis 20. März an sektor.logistik@syndicom.ch. Daniel Münger, Sektorleiter Logistik

Presto

Lotto-Brunch für ZeitungsverträgerInnen

Fernsehtipp

des Beispiel bei dpd gezeigt. Im Beitrag nimmt auch Sektorleiter Daniel Münger Stellung zum enormen Druck, Lohndumping und dem Handlungsbedarf im Bereich KEP + Mail. (dro)

Die TV-Berichte können auf Facebook.com/syndicom angeschaut werden (Post v. 21. Februar, man braucht kein Facebook-Konto).

WWW.ZDF.DE

möglichst viele eurer KollegInnen Mitglied werden. Melde uns, falls du von Dumpinglöhnen oder unhaltbaren Zuständen bei ausgelagerten Betrieben hörst oder die Post bei dir Auslagerungen plant. Wir müssen hier schnell agieren können. Auch die Schweizer Situation ist nicht befriedigend. Der «Kassensturz» hat ein schockieren-

WWW.SRF. CH

In einer eindrücklichen Dokumentation zeigt das ZDF, wie Postangestellte in Deutschland unter Druck gesetzt werden. Das soll uns eine Warnung sein, weil auch die Schweizer Post sich immer mehr in diese Richtung entwickeln will. Das müssen wir verhindern! Wir brauchen einen starken GAV für die Branche. Das schaffen wir nur, wenn

© DOMINIK DIETRICH

Die Machenschaften der Deutschen Post und der dpd Anfang Februar fand in Wetzikon der erste Lotto-Brunch für die Mitarbeitenden der Presto Presse Vertriebs AG statt. Neben schönen Preisen und einem vielfältigen Brunch-Buffet erhielten die Teilnehmenden auch Einblick in die gewerkschaftliche Arbeit. Dominik Dietrich, zuständiger Regionalsekretär, erklärte den Teilnehmenden die Vorteile einer Mitgliedschaft bei syndicom. Durch die aus Bern angereiste Zentralsekretärin Sheila Winkler erfuhren die Teilnehmenden, dass bald Verhandlungen zum ersten Rahmen-Gesamtarbeitsvertrag für die Früh- und Drucksachenzustellung begin-

nen werden. Ebenfalls vor Ort waren die Co-PräsidentInnen Erna Brägger und Martin Beu, wobei Letzterer ebenfalls Präsident der Betriebskommission des Standortes Wetzikon ist und die Teilnehmenden dazu ermunterte, sich bei arbeitsbezogenen Fragen an ihn zu wenden. Weitere Lotto-Brunch-Anlässe finden am 18. März in St. Gallen und am 1. April in Zürich statt. Diese werden exklusiv für die Mitarbeitenden der Früh- und Drucksachenzustellung durchgeführt und sind kostenlos. Interessierte können sich direkt beim jeweiligen Regionalsekretariat anmelden. (swi)

Kurzmeldungen Zückerli stat t Strategie Die Post will bis zu 600 Poststellen schliessen in den nächsten 4 Jahren. Welche Postschalter aus welchen Gründen geschlossen werden, bleibt weiter unklar (siehe Beitrag Seite 9). Jetzt hat die Post kleine Neuerungen präsentiert, die den Serviceabbau teilweise wettmachen sollen. Die wichtigste betrifft Bareinzahlungen. Ab September sollen Kunden, in deren Ortschaft es statt einer richtigen Post nur eine Postagentur gibt, Bareinzahlungen beim Briefträger an der Haustür vornehmen können. Maximal 10 000 Franken kann man direkt dem Briefträger übergeben. Eine weitere Neuerung betrifft Massensendungen, also den Versand von 350 oder mehr Briefen: Ab September sollen kleinere und mittlere Unternehmen bei Postagenturen auch Massensendungen aufgeben können. syndicom findet: Die Post

schiesst mit Nebelpetarden und verteilt Zückerchen. Statt solcher Feinjustierungen braucht es eine strategische Diskussion über die Netzentwicklung. Die Bareinzahlung beim Postboten ist nicht einmal eine halbe Lösung. Sie ist nur für jene Kunden eine Option, die ihren Tag um den Postboten herum strukturieren können.

drei Jahren, sollen spürbar weniger Mitarbeitende für die Postfinance tätig sein. Wie viele genau, bleibt unklar. Die Reduktion werde kontinuierlich bis 2020 erfolgen, also «ohne Big Bang». In einer ersten Phase ab Juli würden natürliche Abgänge durch Pensionierungen und Kündigungen nicht oder höchstens «selektiv» ersetzt.

postfinance: «spürbar weniger» Personal Die Postfinance setzt auf Digitalisierung – und baut Personal ab. Was im letzten Herbst skizziert worden war , wurde Anfang März den 3600 Angestellten präsentiert. Ab Mitte Jahr unterteilt sich das Unternehmen neu in acht Einheiten: Retail, Firmen, Anlagelösungen, Fabrik, Recht, Finanzen, Arbeitswelt und Geschäftsentwicklung. Und die Kosten müssen den Einnahmen angepasst werden. Bis 2020, also in

Neue Post-Personalchefin Valérie Schelker heisst die neue Leiterin Personal bei der Post. Per 1. April tritt sie die Nachfolge von Yves-André Jeandupeux an. Schelker hat seit ihrem Einritt im Jahr 2001 ihre gesamte berufliche Laufbahn innerhalb von PostFinance durchlaufen. Sie war dort seit 2014 Leiterin Arbeitswelt und Mitglied der Geschäftsleitung. Bei der Post wird sie als zweite Frau Mitglied der Konzernleitung sein. (red)


Post/Logistik | 9

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017 Erfolg von syndicom im Parlament

Nicht so voreilig, liebe Post

Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF-N) des Nationalrats verlangt vom Bundesrat, der Post engere Leitplanken zu setzen beim geplanten Abbau des Poststellen-Netzes. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt der intensiven Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit von syndicom zu verdanken.  Matthias Loosli kehr erreichbar sein. In ihrem Auftrag an den Bundesrat verlangt die Kommission nun die Angleichung an die Erreichbarkeits-Kriterien der postalischen Grundversorgung. Nämlich: Neu müssen auch die Dienstleistungen des Zahlungsverkehrs in 20 Minuten zu Fuss oder mit dem ÖV erreichbar sein. Diese Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen hätte Folgen, die durchaus im Sinne von syndicom sind: einen besseren Service public.

Bis 2020 will die Schweizerische Post AG weitere 600 Poststellen schliessen. Dies hat die Post-Spitze letztes Jahr angekündigt. Betroffen sind rund 1200 Angestellte, welche um ihre Stelle fürchten müssen. Auf diese Ankündigung hin öffnete syndicom letzten Herbst ihren Aktionsfonds, um den geplanten Kahlschlag zu bekämpfen. Neben einer breit angelegten Medienoffensive schmiedete syndicom auch Bündnisse im Parlament. Die Anstrengungen entfalten nun erstmals Wirkung.

Gezielte Lobbyarbeit im Parlament

Mit 20 gegen 2 Stimmen für eine soziale Post Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen hat vor einigen Wochen den bundesrätlichen Bericht zum Postgesetz beraten. Dabei durfte syndicom vor Ort ihre Positionen darlegen – mit Erfolg: Die KVF-N stimmte den Forderungen von syndicom in gewichtigen Fragen zu! Sie verabschiedete mit 20 zu 2 Stimmen eine Motion, die den Bundesrat beauftragt, die Postgesetzgebung zu überarbeiten. Passieren die gesetzlichen Anpassungen die Beratungen in den beiden Parlaments-Kammern, dürfte dies die Abbaupläne der Post durchkreuzen. Der postalische Service public würde auf ein solideres Fundament gestellt.

Mehr Postschalter, Weniger Entlassungen Die erste Forderung von syndicom, der die KVF-N folgte, betrifft eine Anpassung der

Messgrössen für die postalische Grundversorgung. Konkret soll die Erreichbarkeit der Grundversorgung von einer nationalen auf regionale Messgrössen abgeändert werden. Der Ausdünnung des Poststellen-Netzes würden engere Leitplanken gesetzt, die Post müsste ein dichteres Netz betreiben. Für die Gewerkschaft besonders relevant: Mehr eigenbetriebene Postschalter bedeu-

ten auch weniger Entlassungen. Der zweite gewichtige Punkt der Motion ist die Forderung nach einer kostendeckenden Vergütung bei Auslagerungen in Post­ agenturen. Dieser Passus verlangt nichts anderes, als dass Post-Dienstleistungen in Agenturen zu Post-Löhnen erbracht werden müssen. Im Endeffekt schmälert diese Forderung den Anreiz der Post, weiterhin

Lohndumping durch Auslagerung zu betreiben. Eine langjährige Forderung von syndicom erhält damit neuen Aufwind. Bei der dritten Anpassung geht es um die Erreichbarkeit von Dienstleistungen des Zahlungsverkehrs. Nach geltendem Gesetz muss der Basis-Zahlungsverkehr für 90% der Gesamt-Bevölkerung in 30 Minuten zu Fuss oder mit dem öffentlichen Ver-

Um dieser Motion zum Durchbruch zu verhelfen, hatte syndicom viel Vorarbeit geleistet. Dank intensiver Öffentlichkeitsarbeit konnte das Bewusstsein zu den Auswirkungen des geplanten Abbaus geschärft werden. Ebenso ist gezielt Lobbyarbeit betrieben worden. Gemeinsame Interessen wurden gebündelt. Die angestossene Debatte hat das Parlament in Bern erfasst und die Politik zum Handeln bewogen. Unabhängig vom weiteren Verlauf dieses Geschäfts sendet die überwiesene Motion ein eindeutiges Signal an die Post-Führung: die Bevölkerung und auch die Politik goutieren die Abbaupläne nicht. syndicom wird weiterhin grossen Aufwand zum Wohle ihrer Mitglieder betreiben. Es ist jetzt an der Zeit für einen echten Dialog zwischen den Sozialpartnern. syndicom wird alles unternehmen, um einen vorläufigen Abbaustopp beim Poststellen-Netz zu erwirken.

Kurzmeldungen Tessin Der Abbau bei PostLogistics geht auch nach den jüngsten Auslagerungen weiter. Im Paketzentrum Cadenazzo sollen sieben Personen entlassen werden. Einige davon sind in ihren Fünfzigern. Zwar besteht für sie ein Sozialplan, aber keinerlei Weiterbeschäftigungsgarantie. Grund für diese x-te Reorganisation ist die Übernahme einer bisher von PostLogistics ausgeführten Aufgabe durch PostMail.

die von 70 KollegInnen unterschriebene Petition (siehe auch unser Video auf Facebook). Das Fahrpersonal fordert bessere Arbeitsbedingungen. Die PetitionärInnen verlangen eine Beschränkung der aufeinanderfolgenden Arbeitstage, kompaktere Schichten, die Abschaffung der Pikettdienste und pro Stunde bezahlte Reservedienste. Weiter fordern sie, dass die individuellen Jahresdienstpläne ihrer vertraglich vereinbarten Arbeitszeit und damit ihrem vertraglichen Beschäftigungsgrad entsprechen. (red)

WALLIS Der Walliser Grosse Rat ist wütend über die Post. Er unterstützt die Standesinitiative des Kantons Tessin, die sich gegen den Abbau von Poststellen wehrt, und fordert, dass die BürgerInnen einer Gemeinde Beschwerde gegen die Schliessung ihrer Poststelle erheben können. Laut syndicom Oberwallis sind im Wallis 61 Poststellen gefährdet. WAADT Am 13. Februar begleiteten rund zwanzig Postchauffeure die GewerkschaftssekretärInnen von syndicom vor den Sitz von PostAuto West in Yverdon-les-Bains. Dort überreichten sie

© YVES SANCEY

© DEMIR SÖNMEZ

Genf Rund hundert Personen folgten am 23. Februar dem Aufruf von syndicom zu einer Kundgebung vor der Poststelle Servette in Genf, die von der Schliessung bedroht ist. Der Protest richtete sich gegen die angekündigte Restrukturierung der Post. In Genf könnten nach Einschätzung der Gewerkschaft 39 von 54 Poststellen verschwinden. Davon wären über 200 Angestellte betroffen. In verschiedenen Voten zeigten sich der Gewerkschaftsdachverband «Cartel intersyndical de la fonction publique», der Quartierverein und die Gewerkschaft syndicom solidarisch mit den Angestellten.


10 | syndicom

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017

Recherchetag am MAZ Luzern

Macht den Journalismus wieder gross

Auf dem Recherchetag ∙ Frederik Obermaier berichtet von den Panama-Papers.

Die Recherche zu den Panama-Papers koordiniert hat Frederik Obermaier von der «Süddeutschen». Er hielt am Recherchetag des Medienausbildungszentrums MAZ in Luzern vor gut 60 Journalistinnen und Journalisten ein inspirierendes Referat.

Pressekonferenz einfach einen missliebigen Journalisten von CNN. In diesem Fall hätten halt die anderen Journalisten Trump die Frage des CNN-Mannes stellen sollen, mahnte Obermaier. Der 33-jährige deutsche Journalist, der bei seiner Präsentation etwas gezeichnet von der Arbeit der letzten Monate wirkte, forderte auch mehr Transparenz. Medien müssten bei ihren Recherchen vermehrt Dokumente veröffentlichen und ihre Arbeitsweise transparent machen. Dank den neuen Technologien gebe es auch neue Möglichkeiten : So hat sich Obermaier zum Beispiel auf Facebook live Leserfragen zu den Panama-Papers gestellt. Das Recher-

Medien müssen transparenter werden Obermaier unterstrich, dass Journalistinnen und Journalisten zusammenarbeiten müssten. Bei den Panama-Papers habe dies sehr gut geklappt. Er nannte aber auch ein Beispiel, wo das nicht funktionierte: So ignorierte Donald Trump kurz nach seinem Amtsantritt auf einer

Freischaffend in der digitalisierten Arbeitswelt Wie entwickeln sich die Arbeitsbedingungen? Was bringt die Digitalisierung und was sind mögliche Zukunftsszenarien? Wir wollen uns am Samstag, 8. April 2017, mit ExpertInnen und FreiberuflerInnen aus anderen europäischen Ländern austauschen. Wo stehen sie? Welche Probleme und Chancen sehen sie? Das Programm 13.30 Uhr: Referat Regula Stämpfli, Politologin, Historikerin, Medienwissenschaftlerin 14.00 Uhr: Referat Gundula Lasch, Vorsitzende der Bundeskommission Selbständige, Gewerkschaft Verdi, Deutschland 14.30 Uhr: Referat Grégoire Leclercq, Präsident der Fédération des auto-entrepreneurs France, Fachgebiet Uberisierung 15.30 Uhr: Input Michael Walther und Patrick Bachmann, syndicom, zur Umfrage «Arbeitsbedingungen» der IG Freischaffende 15.45 Uhr: Diskussion der Lösungsansätze 17 Uhr: Apéro Tagungsort: Berner Generationen-Haus, Bahnhofplatz 2, 3001 Bern, www.begh.ch. Für syndicom-Mitglieder ist die Teilnahme kostenlos. Reisespesen (SBB-Halbtax-Billett Wohnort retour) werden zurückerstattet. Anmeldung: bis Montag, 3. April, unter www.syndicom.ch/tagung-freischaffende

Daten-Journalismus und Dorfkönige Zahlreiche weitere Journalistinnen und Journalisten traten am Recherchetag ans Rednerpult. Jürg auf der Maur («Bote der Urschweiz») berichtete vom Umgang mit Dorfkönigen, Marcel Gyr (NZZ) von seiner Recherche zum Geheimabkommen der Schweiz mit der PLO, Thomas Knellwolf («Tages-Anzeiger») über Informantennetze. Der Rechtsanwalt Simon Canonica zeigte auf, was man bei der verdeckten Recherche beachten muss. Zwar wirkten einige Journalisten-Referenten etwas unsicher. Das war aber nicht weiter schlimm. Den Zweck, dass

sich Medienschaffende untereinander vernetzen, hat die Veranstaltung sicher erfüllt. Am Schluss seines Referats bediente sich der gewitzte Obermaier ausgerechnet bei Trump, der ja nicht als grosser Freund der Medien gilt. Er forderte: «Make journalism great again!»

10. und 11. November 2017, Basel, Congress Center © LINDA BUCKLIN, FOTOLIA

Internationale Tagung der IG Freischaffende 2017

cheteam der «Süddeutschen», zu dem Obermaier gehört, besteht zurzeit aus 8 Personen. Darunter sind auch sogenannte Daten-JournalistInnen – Leute, die sich mit riesigen Datenmengen auskennen. Die Panama-Papers waren das grösste Datenleck aller Zeiten, 2,6 Terabyte wogen alle E-Mails, Urkunden, Verträge und Bankauszüge, welche die «Süddeutsche» erhielt. Das entspricht dem 10fachen Speicherplatz der Festplatte eines durchschnittlichen Notebooks.

Der syndicom-Kongress stellt die Weichen für die Jahre 2018–2021 Der Kongress entscheidet als oberstes Organ von syndicom über die strategische Ausrichtung der Gewerkschaft und die Ziele für die kommenden vier Jahre. Der offizielle Startschuss der Diskussion fiel im September 2016 mit der syndicom-DigitalisierungsTagung, auf der u. a. die 13 Thesen zur Digitalisierung vorgestellt wurden, die Debatte wird nun in den Branchen und Sektionen weitergeführt. Der Kongress repräsentiert die Mitglieder Der Kongress setzt sich dieses Jahr aus rund 240 Delegierten der Branchen, Sektionen und Interessengruppen zusammen, die nach einem in den Statuten festgeschriebenen Schlüssel ermittelt werden, der

garantiert, dass sowohl die Frauen als auch die Jugend ihrem Mitgliedschaftsanteil entsprechend am Kongress repräsentiert sind. Der Kongress ist beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte der Delegierten anwesend sind. Die Delegierten sind bis am 30. Juni 2017 durch die entsprechenden Gremien zu nominieren. Der Kongress wählt die Zukunft Der Kongress wählt die Geschäftsleitung und das Präsidium, das syndicom erfolgreich in die neue Kongressperiode führen soll. Drei der vier bisherigen Mitglieder der Geschäftsleitung stellen sich zur Wiederwahl. Das Präsidium wird neu besetzt. (cap)

© YVES SANCEY

In der Vergangenheit sahen sich Medienschaffende häufig als Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer. Man wollte besser und schneller sein als die Konkurrenz. Inzwischen ist vermehrt Zusammenarbeit – auch zwischen verschiedenen Redaktionen – angesagt. Zum Teil funktioniert das schon ganz gut. Zum Beispiel bei der Recherche zu den Panama-Papers: 109 Redaktionen aus 76 Ländern bearbeiteten einen riesigen Berg geleakter Daten aus der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama, die der «Süddeutschen Zeitung» zugespielt worden waren. Die Papiere enthüllten, wie Staatschefs und autoritäre Herrscher über Briefkastenfirmen geheime Vermögensstrukturen aufbauen. Dank der Zusammenarbeit von JournalistInnen aus aller Welt konnte im letzten Frühjahr etwa aufgedeckt werden, dass der russische Präsident Wladimir Putin in den vergangenen Jahren hohe Millionenbeiträge ausser Landes schaffte. Einer seiner Strohmänner war der Cellist Sergej Rodulgin, der Taufpate von Putins Tochter Maria. In der Schweiz beteiligten sich der «Tages-Anzeiger», die «Sonntagszeitung» und «Le matin dimanche» an der Recherche.

© JAE-IN MOON

Journalistinnen und Journalisten sollten mehr zusammenarbeiten, auch über Blatt- und Verlagsgrenzen hinweg. Dies ist das Fazit des Recherchetags am Medienausbildungszentrum MAZ, der dieses Jahr zum fünften Mal stattfand.  Stefan Boss

Schweizer RechercheNetzwerk: «Investigativ.ch» Ebenfalls die Förderung der journalistischen Recherche zum Ziel gesetzt hat sich der Verein Investigativ.ch. Er wurde 2010 gegründet und hat rund 250 Mitglieder, wie Co-Präsident Dominique Strebel auf Anfrage sagt. Hauptziel des Vereins sei es, «Journalisten zu vernetzen und Recherchewissen zu teilen». Der Schweizer Verein ist zweisprachig deutsch/französisch und Teil eines globalen Netzwerks für investigativen Journalismus. Er erhält auch Anfragen von ausländischen JournalistInnen, die mit Schweizer Medienschaffenden vernetzt werden möchten. Pro Jahr organisiert der Verein rund vier Werkstattgespräche, in denen spannende Recherchen vorgestellt werden. Das nächste Werkstattgespräch findet am 22. März um 18.30 Uhr bei Tamedia in Zürich statt. Ihre Arbeiten präsentieren werden Nadja Brenneisen («Watson») und Mario Stäuble («TagesAnzeiger»). (sbo)


Frauen | 11

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017 Women’s March = Frauenmarsch

Gehe dahin, wo es ungemütlich ist Der riesige Frauenmarsch in Washington einen Tag nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten hat auch international Furore gemacht. Unsere Autorin Christine Loriol hilft mit, die Anliegen der Frauen Amerikas auf die Schweiz zu übersetzen.

© KEYS TONE

«Women are the wall and Trump will pay» war mein Lieblingsschild unter Zigtausenden am Women’s March in Washing­ ton – die Frauen sind die Mauer, und Trump wird dafür bezahlen. Mit Millionen Teilnehmenden in den USA schrieb der Marsch amerikanische Geschichte. Den amerikanischen Wahlkampf hatte ich von dem Tag an ernsthaft verfolgt, als Donald Trump offizieller Kandidat wurde. Mein persönlicher Tiefpunkt war das zweite TV-Duell gegen Hillary Clinton. Wie er um sie herumschlich, hinter ihrem Rücken schniefte und schlurfte. Übergriffig. Später ist im Internet ein Trans­ kript der Debatte aufgetaucht: ein tragisches Dokument des Unterbrechens und Behauptens, des «Mansplaining» und «Manterrupting», der Verachtung, der Unanständigkeit. Und dann die «Grab them by the pussy»-Geschichte! Und ­Michelle Obamas emotionale Rede. Ich war überzeugt: Die Frauen werden Trump verhindern. Es kam anders. Obendrein gaben 53 Prozent der wählenden weis­ sen Frauen ihre Stimme Trump, während 94 Prozent der schwarzen Frauen hinter Hillary Clinton standen. Die Organisatorinnen des Women’s March haben seit dem 21. Januar keinen Tag ausgelassen, um zu sagen: «Das war kein Event. Es war ein Anfang, der Anfang einer Bewegung.» Hunderttausende sollen sich gemäss ihres Newsletters in der Zwischenzeit an tausenden von lokalen Anlässen getroffen haben.

Pussyhat, das neue Symbol des Widerstands ∙ ca. 30-40 Maschen anschlagen ( je nach Wolle, Stricknadel- und Kopfgrösse), 8 cm Bördchen (1 links, 1 rechts) stricken, 30 cm alles rechts stricken, dann wieder 8 cm 1 links, 1 rechts fürs Bördchen. Am Schluss in der Mitte zusammenfalten und Ränder zusammennähen: Fertig ist das Pussy-Hütchen!

© SUSANNE VÖLLM

Neue

Christine Loriol ist Kommunikationsberaterin, Texterin und Coach. Auf Geschichtedergegenwart.ch hat sie unter dem Titel «Done. We made history» einen persönlichen Text über den «Women’s March» verfasst. www.christineloriol.ch www.christinecanhelp.ch

Init iat iven entstanden, bestehende bekamen richtig viel Aufwind. Zum Beispiel Emily’s List. Seit 1985 bemüht sich die Organisation, progressive, demokratische Frauen auf allen Ebenen und Stufen in politische Ämter zu bringen. «Emily» ist das Akronym für «Early money is like yeast» (frühes Geld ist wie Hefe). Gemeint ist damit, dass wer bereits Mittel für Wahlkämpfe hat, weitere Gelder anziehen kann. 2016 wuchs die Emily-Community auf über 5 Millionen Mitglieder. Von Emilys Leitgedanken sollten wir uns auch hier in der Schweiz anstecken lassen. Wir könnten auf die an uns selbst gestellte Frage: «Warum ich?», auch einfach mal antworten: Warum nicht? Ob es sich nun um die Übernahme einer Aufgabe, eines Amtes, eines Jobs oder einer Chefinnen-Position handelt. Oder auch nur schon um die Annahme einer Medienanfrage für ein Expertinnen-Gespräch, ein Radio-Interview oder eine Diskussion am Fernsehen ... Vielleicht würde es helfen, nicht gleich Nein zu sagen und sich zu fragen: Was bräuchte ich denn, um mich, wenn ich mich exponiere, auch so kompetent zu fühlen, wie ich eigentlich bin? Und wo bekomme ich, was mir noch fehlt und mich stärkt? Und dann: etwas wagen!

Emily’s List hat eine Denkhilfe publiziert: «Reject apathy and the status quo. Repeat daily». Der Gleichgültigkeit und dem Status quo die Stirn bieten, und zwar täglich. Wir sollten nicht nur mitmachen, sondern führen. Den Lead übernehmen? Wie gesagt: warum nicht? Warum nicht du? Sich zeigen und gesehen werden. Oder wie schmeckt dir dies, Leserin: «Be an authority. Communicate with confidence, ratio­ nale and clarity. Answer ques-

tions with answers, not more questions, and demand the same in return. Be attentive. Be understood. Understand.» Sei eine Autorität, lautet die Aufforderung, kommuniziere mit Selbstvertrauen, kühlem Kopf und Klarheit. Beantworte Fragen mit Antworten, nicht mit weiteren Fragen, und fordere dasselbe ein. Sei aufmerksam, werde verstanden, verstehe. Ja, so gesehen, wird es jetzt ernst: «Relentlessly dismiss the comfort zone» –

Gehe dorthin, wo es unbequem ist, unermüdlich. Ich will jetzt nicht einfach sagen: von nichts kommt halt nichts. Aber denjenigen, die beim Lesen dachten: Ach, wie amerikanisch! Dieses Selbstbewusstsein! Diese Slogans!, denen entgegne ich gerne: Ja, und? Wo ist das Problem? Davon können wir uns doch auch einfach mal eine Scheibe abschneiden.

www.womensmarch.com www.emilyslist.org

Frauenmarsch am 18. März in Zürich

Auf die Strasse, Farbe zeigen Die Pink-Magenta-Welle aus den USA erreicht die Schweiz. Nach der Wahl Trumps, der mit sexistischen Aussagen gegenüber Frauen nie zurückhielt, begannen Frauen ihre Empörung zu zeigen. Es formierten sich unzählige Frauenmärsche («Women’s Marches») – und der «Pussyhat» wurde zum Protestsymbol, das alle Demonstrantinnen auffällig verbindet. Ich habe mir auch einen gestrickt, nachdem ich seit der Jugend keine Stricknadeln mehr in Händen hatte. (Es ist wie Velofahren ...) syndicom und die SGB-Frauen riefen mit einem breiten Bündnis unter dem Motto «We can’t keep quiet» zu lokalen Aktionen und Protesten am 8. März auf – und weiter gehts. Am 18. März marschieren wir Frauen gemeinsam mit solidari-

schen Männern am Frauenmarsch, der von zwei jungen Frauen ins Leben gerufen wurde und an dem sich auch syndicom und der SGB beteiligen. Ort ist der Helvetiaplatz in Zürich, 13.30 Uhr bis 17 Uhr. Setzen wir ein Zeichen gegen Sexismus, Intole­ranz, gegen Gewalt an Frauen und für Solidarität: «Wir gehen auf die Strasse, um unsere Kämpfe gegen den Rechtsrutsch in der Schweiz, Europa, den Trumpismus in den USA und die Auswirkungen für Menschen und die Umwelt sichtbar zu machen.»

Patrizia Mordini www.womensmarch.ch www.pussyhatproject.com, www.makeswitzerlandpink.ch, www.cantkeepquiet.ch


12 | Gewerkschaft/Pensionierte Die PräsidentInnen-Konferenz steht vor der Tür Am Mit twoch, 5. April 2017, findet die nächste Präsidentinnenkonferenz der IG Pensionierte im Hotel Bern stat t Im Zentrum stehen die Neu- und Wiederwahlen des nationalen Vorstandes, der mit fünf neuen Mitgliedern bestückt werden wird. Zudem werden die GL-Mitglieder Giorgio Pardini, Daniel Münger und Patrizia Mordini vor Ort sein und Red und Antwort stehen. Der nominierte Präsidentschaftskandidat Daniel Münger wird sich näher vorstellen. Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme! (pam)

Gewerkschaftspolitik in Kürze Anpassungen bei der Invalidenversicherung Der Invalidisierung vorbeugen und die Eingliederung verstärken – diese Ziele verfolgt der Bundesrat mit der «Weiterentwicklung der Invalidenversicherung» für Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Er hat eine entsprechende Gesetzesrevision verabschiedet. Im Zentrum steht eine intensivere Begleitung der Betroffenen. Die IV versucht sich von einer Renten- zu einer Eingliederungsversicherung zu wandeln. Die bisherigen Evaluationen zeigen aber: Bei Kindern, Jugendlichen sowie den Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind noch grosse Anstrengungen nötig, um die Invalidität zu vermeiden und die Eingliederung zu fördern. Jetzt muss das Parlament darüber beraten. EL-Allianz: Kein Abbau bei den Ergänzungsleistungen Mit einem Appell ist die «Allianz Ergänzungsleistungen», in welcher Behinderten-, Senioren-, Frauen-, Mieterorganisationen sowie der SGB vertreten sind, an die Öffentlichkeit getreten. Die Allianz bekämpft die in der Revision des Ergänzungsleistungsgesetzes (ELG) vorgesehenen einschneidenden Spar- und Abbaumassnahmen. Der Bundesrat will 300 Millionen Franken einsparen – auf dem Rücken von älteren Menschen und solchen mit Behinderungen. Die Allianz wehrt sich gegen die Kürzungen der EL und die strengeren Anspruchsvoraussetzungen, die der Bundesrat vorschlägt.

© WWW.KHII. CH

SGB-Migrationskonferenz: Mehr Rechte für Migrantinnen! Am Samstag, 1. April 2017, wird in Bern die nächste SGB-Migrationskonferenz stattfinden. Gemeinsam werden die Teilnehmenden Wege suchen, wie MigrantInnen mehr Rechte erhalten sollen. In den letzten Jahren wurde die Migrationsdebatte systematisch und zunehmend durch fremdenfeindliche Aussagen geprägt. Die Populisten werden auch weiterhin Ängste schüren und die Migration als Gefahr aufbauschen. Was tun dagegen? Wie kann man allen die g le i c h e n Re c h t e sichern? Diese Fragen bilden den Mittelpunkt einer Debatte, welche die nächste SGB-Migrationskonferenz anpacken will. Dabei wird die These vertreten, dass die erwünschte soziale Beteiligung gleiche Rechte für alle voraussetzt. Ein Beitrag wird auf das Engagement eingehen, das die Gewerkschaften seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt haben.

Buchtipp

Hüttenbuchverse zum Zweiten Nach dem Erfolg der ersten «Hüttenbuchverse» von 2014 ist eine zweite Ausgabe unseres syndicom-Mitgliedes, des Bündner Autors Edgar Hermann auf den Markt gekommen. In der bewährten Mischung zwischen Gereimtem und Ungereimtem, jugendlicher Exaltiertheit und reifer Abgeklärtheit, Wortwitz und Besinnlichkeit, Kindermund und Altersweisheit – meist gewürzt mit dem für ihn typischen schalkhaften Humor. Eine leichte, kurzweilige Lektüre; Kurzfutter für zwischendurch; Lyrisches mit Augenzwinkern und doch nicht ohne Tiefgang. Das Buch ist ab März 2017 in allen Buchhandungen erhältlich, mit

Lohndeckel bei den Chefs von Staatsbetrieben Die Chefs von Unternehmen und Anstalten des Bundes dürfen nicht mehr verdienen als Bundesratsmitglieder. Das hat die Staatspolitische Kommission des Nationalrats gefordert. Konkret würde dies auf einen Lohndeckel von knapp einer halben Million Franken hinauslaufen. Heute verdienen SBB-Lenker Andreas Meyer oder Post-Chefin Susanne Ruoff etwa doppelt so viel wie Bundesrätin Doris Leuthard, der sie jeweils Rechenschaft ablegen müssen. So ist es begrüssenswert, dass das Parlament mässigend auf die Cheflöhne bei Post, SBB und Co. einwirkt. (red)

Programm Lesung mit Musik, Wortbeiträgen und Apéro. Ort: Atelier für Kunst und Philosophie, Albisrieder­ strasse 164, 8003 Zürich. Tram 3 Albisrieden bis Haltestelle Hubertus. Organisation: Pro Lyrica Schweiz, Gastgeber: Martin Kunz.

Pensioniertenvereinigung Sektion Aargau

Herbstversammlung November 2016, Restaurant Traube Küttigen Um 14 Uhr begrüsste H. R. Schärer 45 Kolleginnen und Kollegen sowie die Gäste: Peter Rymann, Ernst Knaus, Paul Zurlinden und den später dazugestossenen Martin Schwab. Als Stimmenzähler wurde Peter Schaffner gewählt. Für den an der Frühlingsversammlung aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Obmann Kari Weibel wurde bis zu den nächsten Wahlen ein 3er-Team bestätigt. Als Ansprechperson Rita Christen, dazu Margrith Ruegsegger und H. R. Schärer. Rita merkte aber bald, dass sie in dieser Funktion überfordert war, evtl. auch mangels Unterstützung ihres Vorgängers. Erfreulicherweise geht es Kari wieder besser, mit der Unterstützung seiner Partnerin ist er bereit, als Obmann wieder einzusteigen, was dementsprechend auch bestätigt wurden. Die neue Lage erleichtert

Anzeige ParlamentsInitiativen Graber und Keller-Suter überwiesen Der SGB wird die Demontage des Arbeitsgesetzes, zu welcher sich die Mehrheit der nationalrätlichen Kommission Wirtschaft und Abgaben (WAK-N) entschlossen hat, vehement bekämpfen. Die WAK-N lanciert mit der Überweisung der beiden Parlamentarischen Initiativen Graber und Keller-Sutter einen Generalangriff auf den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden. Noch mehr Überarbeitung, noch mehr Nacht- und Sonntagsarbeit wären die Folge dieser Vorstösse. Stress und Burnout würden dramatisch zunehmen. Dabei ist gerade erst am 1. Januar 2016 eine weitgehende Deregulierung im Bereich der Arbeitszeiterfassung erfolgt. Kaum ist die Tinte trocken, soll diese neue Bestimmung bereits weiter dereguliert werden.

Hardcover, zum offiziellen Preis von 20 Franken, als E-Book über die einschlägigen Ka­näle, ferner über den Shop des Verlags («Gedichtladen»: www. proly­rica.com) oder direkt beim Autor durch Mail an edgar.hermann@bluewin.ch. Die Vernissage wird am Samstag, 11. März, 16 bis 19 Uhr für einen Multipack von fünf Büchern durchgeführt, die der Verlag gleichzeitig für fünf seiner Mitglieder als «Lyrische Grundversorgung» präsentiert. (ehe)

© Z VG

IG Pensionierte

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017

Rita den Entscheid, aus dem Vorstand auszutreten. Das Protokoll wurde verlesen und gutgeheissen. Die «rhetorische Figur» Roland Gutmann von der IG Pensionierte verblüffte in seinem Referat erneut mit seiner gewandten Ausdrucksweise. Das Recht der freien Meinungsäusserung kam voll zur Geltung. Z. B. die eingeschränkte Wahrnehmung der IG, keine direkten Verhandlungen mehr mit der Post, nur noch schriftliche Eingaben: sei es betreffs Teuerung, Sonderzulagen usw. Am Kongress 2017 wird der neue syndicom-Präsident gewählt, da braucht es eine starke Person. Die IG setzt alles daran, dass 2 Kandidaten zur Auswahl stehen. Das momentane 1er-Ticket mit Daniel Münger ist für uns keine Option. Die ehemalige Vizepräsidentin Bernadette Häfliger, die dem Mobbing zum Opfer fiel,

wäre die kompetente starke Person gewesen. Der oder die Neue ist auch in der Pflicht, die Pensionierten würdevoll zu vertreten. Unter Verschiedenem erklärte Margrith Ruegsegger via Leinwand die genaue Bedienung unserer Homepage. Die Gäste verdankten unsere Einladungen. Martin Schwab erläuterte in Kurzfassung «Die Situation der Post heute» und verdankte die Arbeit des Vorstandes. Auch wir, das eingangs erwähnte Trio, waren durch eure Teilnahme sehr erfreut. Wir wünschen allen ein gesunden und spannendes 2017! H. R. Schärer

Veranstaltungen 2017 25. März: Generalversammlung syndicom Sektion Aargau 27. April: Frühjahrsversammlung 1. Juni: Frühjahrsreise 14. Sept.: Herbstreise 23. Nov.: Herbstversammlung


Gewerkschaftspolitik | 13

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017 Altersvorsorge 2020: Ständeratskompromiss auf dem Prüfstand

© YOSHIKO KUSANO

Altersreform 2020: Eine dicke Kröte, aber auch Fortschritte Frauenalter 65 – das ist ein grosser Rückschritt, den die Gewerkschaften in der Altersreform 2020 hinnehmen sollen. Der Kompromiss-Vorschlag des Ständerates bringt allerdings auch Verbesserungen. Was ist wie zu gewichten?  Doris Bianchi, SGB Viele Leute machen sich Sorgen um ihre künftige Altersrente. Die Probleme der Pensionskassen wegen der Tiefstzinsen werden immer akuter. Deshalb sinken die PK-Renten. Gleichzeitig steigen die Beiträge und das Rentenalter. Auch die AHV-Renten stehen unter Druck. Zum einen hinken sie den Lebenshaltungskosten hinterher und decken einen immer kleineren Teil des letzten Lohnes ab. Zum anderen gibt die AHV seit kurzem mehr aus, als sie einnimmt.

Die Position von syndicom syndicom und ihre Delegierten unterstützen an der DV des SGB vom 24. März kein Referendum gegen die Altersvorsorge 2020, wenn die Vorlage dem aktuellen Ständeratsmodell entspricht. Dies entschied der Zentralvorstand am 4. März mit 26:1 Stimmen. (red)

Rosmarie Gerber und Peter Rymann setzen sich in der IG Pensionierte von syndicom auch für die zukünftigen RentnerInnen ein.

Arbeitsmarkt. Und sie wollen die Witwen- und Kinderrenten in der AHV streichen. Anders sieht es im Ständerat aus. Aber auch der Ständeratskompromiss mutet insbesondere den Frauen viel zu. Das Rentenalter auf 65 Jahre anzuheben, ist ein harter Abbau und eine dicke Kröte, die nur zu schlucken sein wird, wenn die Rentenalter-Erhöhung für Frauen im Rahmen einer Vorlage erfolgt, in deren Gesamtausgestaltung die positiven Punkte überwiegen.

Ständeratskompromiss: eine Auslegeordnung Überwiegt das Positive? Schauen wir uns den Ständeratskompromiss in zentralen Punkten einmal genauer an: •  Rentenniveau: Das Rentenniveau wird trotz der schmerzhaften Senkung des Umwandlungssatzes für Pensionskassen von 6,8 auf 6 Prozent stabilisiert. Die Ausfälle werden aber nicht nur in der zweiten Säule kompensiert. Zur Abfederung der sinkenden BVG-Renten werden auch die AHV-Renten für Einzelpersonen um jährlich 840 Franken und für Ehepaare um bis zu 2712 Franken erhöht. Das bringt zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder eine Verbesserung der AHV-Renten über den Teuerungsausgleich hinaus und verkleinert den Rückstand der Renten zu den Löhnen. •  Deckungslücken in der Pensionskasse: Teilzeitarbeitende erhalten einen besseren Versicherungsschutz. Wer wenig ver-

dient, soll künftig eine bessere PK-Rente erhalten. Dafür müssen die Versicherten mehr Beiträge zahlen, aber die Arbeitgeber auch. Davon profitieren vor allem Frauen. Das ist ein wichtiger Fortschritt und wird den Rentenunterschied zwischen Frauen und Männern senken. •  Ältere Arbei tnehmende: Für Arbeitnehmende, die beim Inkrafttreten der Revision über 50 sind, bleibt das Rentenniveau auf jenem des Umwandlungssatzes von 6,8%. Sie haben eine Besitzstandsgarantie. •  Ältere Arbeitslose: Ältere Arbeitnehmende, die ihre Stelle verlieren und keine mehr finden, werden heute faktisch gezwungen, ihr Pensionskassenguthaben als Kapital zu beziehen. Behörden können Betroffene dazu zwingen, vor dem Bezug von Sozialhilfe das Altersguthaben aufzubrauchen. Das ist unsinnig und produziert Alters­ armut. Der Ständeratskompromiss verpflichtet die Pensionskassen, Arbeitslose ab 58 Jahren bis zum Rentenalter weiterzuversichern, auch ohne dass der arbeitslose Versicherte weiter Beiträge bezahlt. •  Teilpensionierung: ­Viele ältere Arbeitnehmende möchten ihr Pensum reduzieren, schrittweise in Pension gehen – oder müssen es gar aus gesundheitlichen Gründen. Weil AHV-Renten und die Renten vieler Pensionskassen nur komplett bezogen werden können, ist Teilpensio­ nierung heute nur für Arbeitnehmende möglich, die über

ausreichend private Finanzmittel verfügen. Mit der Revision können Teilrenten von AHV und Pensionskasse ab 62 Jahren mit einer reduzierten Erwerbstätigkeit kombiniert werden. •  Finanzierung: Bald gehen die sogenannten Baby-Boomer in Pension. Das wirkt sich vorübergehend auf die AHV-Finanzen aus. Ohne zusätzliches Geld steigen die Defizite. Das heisst: die Beiträge decken die Ren-

Referendum: ja oder nein? In der laufenden Session wird sich zeigen, ob SVP, FDP & Co.

Was bedeutet die Ständeratsvariante für die Frauen? Erhöhung des Rentenalters von 64 auf 65 Höhere AHV-Renten Höhere PK-Rente: Teilzeitarbeit ist besser versichert Witwenrenten werden nicht angetastet Begünstigte Einkaufsmöglichkeiten für Wiedereinsteigerinnen tenauszahlungen nicht. Deshalb soll 1 Prozent mehr Mehrwertsteuer in die AHV fliessen. Davon spüren die Konsumentinnen und Konsumenten nur 0,7 Prozent, da ab 2018 die auslaufende IV-Zusatzfinanzierung von 0,3 Prozent in die AHV umgeleitet wird. Die Finanzierung über die Mehrwertsteuer stabilisiert die AHV bis ins Jahr 2030. Von einer stabilen AHV-Finanzierung profitieren schon die heutigen Rentnerinnen und Rentner. Ihre Renten sind gesichert. Die Forderung nach der Streichung der automatischen Anpassung der AHV-Rente an die Teuerung ist dank der Zusatzfinanzierung

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etwas gelernt haben aus den Renten-Abstimmungen von 2004 und 2010. Damals sagte das Volk jeweils klar Nein zu nicht sozialverträglichem Abbau. Für die Altersreform 2020 gilt ganz klar: Falls sich der Natio­ nal­ rat mit seiner teuren und unsozialen Version der Reform durchsetzt, ist das Referendum unausweichlich. Nur der Kompromiss des Ständerats kann die Probleme in der Altersvorsorge lösen. Entscheiden, ob die diversen Vorteile der Reform den Rückschritt für die Frauen aufzuheben vermögen, werden die Delegierten des SGB kurz nach Sessionsende am 24. März.

QUELLE: SGB

Besonders hart treffen diese Trends Frauen. Sie stehen in Sachen Altersvorsorge schlechter da als die Männer, weil sie in den Pensionskassen benachteiligt werden. Im Mittel sind ihre PK-Renten 63 Prozent tiefer als jene der Männer, weil das Gros der Frauen Teilzeit arbeitet und deshalb nur einen kleinen Teil des Lohns versichern kann. Sorgen bereitet die Pensionierung auch älteren Arbeitslosen. Wer vor der Pensionierung die Stelle verliert, hat im Alter keinen Rentenanspruch aus der Pensionskasse mehr. Er ist gezwungen, das Kapital zu beziehen und es anzuzapfen. Anstatt diese Sorgen ernst zu nehmen und Lösungen vorzuschlagen, wollen die Arbeitgeber und ihre Gehilfen im Nationalrat (SVP, FDP, GLP) die Lage verschlechtern. Sie wollen das sinkende Rentenniveau einzig über einen Ausbau der kränkelnden zweiten Säule ausgleichen. Dafür haben sie im Nationalrat eine Mehrheit. Gerade die tiefen Einkommen müssten massiv mehr einzahlen. Vor allem wollen die Arbeitgeber das Rentenalter generell auf 67 Jahre erhöhen – ungeachtet der Schwierigkeiten von älteren Arbeitnehmenden auf dem

© FRANT IŠEK MATOUŠ

Nationalrat: gegen Frauen und ältere Arbeitslose

erfolgreich abgewehrt. Der Ständerats-Kompromiss hat auch auf übergeordneter politischer und ökonomischer Ebene aus Sicht der Arbeitnehmenden einige Vorteile: 1. Die Finanzen der AHV sind bis mindestens 2030 gesichert. Das erschwert die dauernde Schlechtrederei der AHV durch die Bürgerlichen und die Versicherungslobby. 2.  Das jahrzehntealte faktische Tabu von höheren AHV-Renten ist gebrochen. Das erweitert den Spielraum für fortschrittliche Lösungen in den kommenden Jahren. 3.  Das Rentenalter 67, ein Lieblingsprojekt der Sozialabbauer, ist bis mindestens 2030 vom Tisch. 4. Die unter Frauen weit verbreitete Teilzeitarbeit wird besser versichert. Damit trägt die zweite Säule endlich den veränderten Erwerbsverläufen Rechnung. 5. Weil der Anteil der AHV am gesamten Rentensystem zunimmt, steigt der Anteil der solidarischen Finanzierung der Altersvorsorge.


14 | Kultur

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017

Filmtipp

Märchen aus dem Entwicklungsland Schweiz In «Die göttliche Ordnung» zeigt Regisseurin und Drehbuchautorin Petra Volpe («Traumland»), wie in einer Umbruchzeit politisches Bewusstsein entstehen kann. Ein mitreissender und märchenhafter Film aus einer Schweiz, die heute Lichtjahre weit entfernt scheint.  Geri Krebs Die Schweiz der frühen 70er-Jahre war ein Land der extremen Gegensätze. Zwar hatte die Hippie- und Anti-Vietnamkriegs-Bewegung auch hierzulande bereits ab 1967 erste schüchterne Gehversuche gemacht und war spätestens seit Juni 1968 mit dem Zürcher «Globus-Krawall» ins Bewusstsein einer behäbigen Schweizer Öffentlichkeit gedrungen. Rockmusik und «Peace and Love» wurden zum rasch wachsenden jugendkulturellen Phänomen und Ausdruck einer hereinbrechenden neuen Zeit.

arbeiten wollte, musste in der Schweiz von damals eine schriftliche Erlaubnis ihres Ehemannes haben, und eine unverheiratete junge Frau, die es wagte, eine Liebesbeziehung zu leben, musste damit rechnen, als «Dorfmatratze» beschimpft zu werden. Und falls die Beziehung auseinanderging und die Frau sich irgendwann neu verliebte, konnte dies für den Staat Anlass sein, mit aller Härte zuzuschlagen: Eine Frau mit solch «las-

terhaftem Lebenswandel» – wie das hiess – geriet in die Mühlen administrativer Massnahmen, sprich: Inhaftierung auf unbestimmte Zeit. Bereits an den letztjährigen Solothurner Filmtagen hatte man in dem auf realen Schicksalen basierenden TV-Film «Lina» von Regisseur Michael Schaerer («Stationspiraten») sehen können, wie Behörden eines – ebenfalls Ostschweizer – Dorfes in den 1970ern das Leben der Titelheldin nachhal-

tig zerstörten. Als Sub-Plot erleidet nun in «Die göttliche Ordnung» eine Nebenfigur, Hanna, die Tochter von Noras Schwägerin Therese, ein ähnlich drastisches Schicksal.

Demokratie ohne Frauen Da passt es wie das Tüpfchen aufs i, dass in einer Welt mit derart rigiden, bösartigen Normen den Frauen auch das vielleicht elementarste Recht vorenthalten wurde, das eine zivilisier-

«Aber in unserem Dorf hat man von dem, was in der Welt draussen los war, rein gar nichts gespürt», sagt in der Eröffnungsszene von «Die göttliche Ordnung» die etwas gar stark ostschweizerisch gefärbte Off-Stimme von Marie Leuenberger. Sie verkörpert im Film die Hauptfigur Nora, eine biedere Hausfrau und Mutter zweier Kinder. Archivaufnahmen einer AntiViet­ namkriegs-Demo in den USA liefern dazu den Kon­trast und gehen bruchlos über in eine Gesamtansicht des idyllisch an einem Hang gelegenen Trogen im Appenzeller Vorderland. Eine verheiratete Frau, die

© FILMCOOPI

Erlaubnis vom Ehemann

Eine nervöse Nora vor der Bevölkerung von Trogen ∙ Nicht alle Frauen wollen überhaupt an den Wahlen teilnehmen.

te Gesellschaft charakterisiert, das Stimm- und Wahlrecht. Und es waren nicht nur Männer, die sich dafür verwendeten, dass die «göttliche Ordnung» so blieb, nein, es gab auch Frauen, die darauf beharrten. Eine von ihnen ist im Film die energische Frau Doktor Wipf, und die Tatsache, dass sie Chefin des Betriebs ist, in dem Noras Ehemann Hans arbeitet, gehört bei Petra Volpe zu den erzählerischen Elementen, die zeigen, dass hier nicht alles schwarz­ weiss ist. Vielmehr ist «Die göttliche Ordnung» bisweilen ein munter fabulierendes Kinomärchen über eine Schweiz, in der biedere Bauersfrauen sich politisieren und emanzipieren, dass es nur so eine Freude ist. Die Wirklichkeit jener Jahre war für Frauen auf dem Land indes weit weniger bunt, und als die Schweiz dann nach der – auch im Film zentralen – Abstimmung vom Februar 1971 das Frauenstimmrecht endlich einführte, waren auf dem Planeten Erde nur mehr Portugal (1974), Jordanien (1976), Liechtenstein (1984), Kuwait (1999) und Bahrain (2002) noch rückständiger als «Europas älteste Demokratie». Derweil man in Neuseeland das Frauenstimmrecht seit 1893 kannte, und in Finnland seit 1906.

Buchtipp

Grazie a voi!

Wenn ich bei meiner sizilianischen Freundin, einer Seconda, zu Hause bin, geniesse ich es stets, die unzähligen Familienfotos zu betrachten, welche die Wände ihrer Zimmer zieren. Jedes Bild erzählt mir seine eigene italienisch-schweizerische Geschichte. Solche Bilder und Geschichten und noch unendlich viele mehr finden sich im neuen, grosszügig und lustvoll gestalteten Fotoband des Limmatverlags. «Grazie a voi» zeigt Fotografien aus dem Leben ita-

lienischer Migrantinnen und Migranten in der Schweiz. Es sind ihre eigenen Bilder: Fotografien von Familien und Einzelpersonen, aber auch von offiziellen Anlässen der italienischen Gemeinschaft, wo Fotografen Erinnerungsbilder knipsten. Die Kapitel sind nach Themen geordnet wie Familie, Bildung, Vereine, Ferien, Politik, Migration. Unterhaltendes wechselt mit Ernsthaftem ab. Ich sehe eindrückliche Schwarzweissbilder von Bau- und Strassenarbeitern der Fünfzigerjahre, von Frauen, die in der Fabrik Schichtarbeit leisten, und eifrigen Schülern der italienischen Schule. Dabei war «fare bella figura» immer hoch angesagt: Trotz kargen Arbeiterlöhnen kleidete Mann und Frau sich mit maximalem Stil! Im Kapitel Freizeit wird gezeigt, wie Kürbisse und Cicorino ­rosso dank den italienisch-schweize-

rischen Schrebergärtnern auf unsern Tellern landeten und wie die Fasnacht mit der «italianità» an Farbe gewann. Die älteste Vereinigung in unserm italienischen Kulturleben ist die bekannte Società Dante Alighieri, die mit ihren Kursen auch meine Eltern (beide Schweizer) beglückt hat! Die Texte und Legenden sind durchgehend zweisprachig, sie geben dem Buch Charme und lassen mich träumen von «vacanze al mare con Fausto» (S. 216) oder einer «mostra del libro italiano» (S. 198/99). Es ist ein politisches Lehrstück. Und wohl auch ein Aufruf zu «più collaborazione». Grazie a voi. Ricordi e stima, LimmatVerlag 2016, 240 Seiten, ca. 54 Franken

Christine Hunziker, Buchhändlerin und Museums­ mitarbeiterin

AUSSTELLUNGSTIPP

eingewandert.ch Allen, denen der dicke Wälzer zu umfangreich ist oder im Gegenteil gar Lust auf mehr macht, sei die Ausstellung «eingewandert.ch» im Berner Museum für Kommunikation empfohlen. Sechs Fotografen und eine Fotografin setzen sich dort in einer interaktiven Fotoausstellung mit unterschiedlichen Facetten der Einwanderung in die Schweiz auseinander. Sie fordern die Besuchenden heraus, genauer hinzuschauen und nachzudenken. Migration ist ein vielschichtiges und hochaktuelles Thema. Was entscheidet neben dem Stammbaum über die Akzeptanz von Menschen im Alltag? Kann ich Schweizerinnen und Einwanderer auseinanderhalten? Und wie viel Migration steckt in mir? (red) Museum für Kommunikation Bern, www.mfk.ch. Nur noch bis 26. März!


Aktuell | 15

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017 Mitgliederporträt

«Ein bisschen abgründig darfs schon sein» In Oerlikon ist die Buchhandlung Nievergelt ein Begriff. Die Firmengeschichte reicht zurück bis 1888. 2015 verkaufte die Besitzerfamilie die Liegenschaft beim Marktplatz, heute führt eine GmbH das Traditionsgeschäft weiter. Die Geschäftsführerin, drei Buchhändlerinnen und ein Lernender nehmen Bestellungen entgegen, kümmern sich um die Ware und organisieren alle zwei Monate eine Lesung. Nicole Schmid arbeitet seit Dezember 2015 bei Nievergelt. Eine Quartierbuchhandlung mit breitem Sortiment – das hat ihr immer gefallen. Sie ist seit 19 Jahren im Buchhandel. Ihre Ausbildung hat sie bei Scheid­egger gemacht, einer ebenfalls traditionsreichen Buchhandlung in Affoltern am Albis. Dort blieb Nicole bis 2006. Sie kennt auch den Zwischenbuchhandel und das Verlagswesen. Der Gewerkschaft ist sie vor rund zehn Jahren beigetreten. «So aktiv bin ich leider nicht», räumt sie ein, «aber an den Buchtreff und an die Branchenkonferenz gehe ich schon, wenn ichs zeitlich einrichten kann.»

Die Handschrift des Sprayers «Ich betreue unter anderem den Bereich Comics und Mangas, gehe auch regelmässig ans internationale Comix-Festival Fumet-

to in Luzern», erzählt Nicole. «Ein bisschen düster und abgründig darfs schon sein», fügt sie lächelnd hinzu. Ja, und auch politisch. Aus einem Regal zieht sie den neuesten Band des französischen Graphic-Novel-Künstlers Jacques Tardi, der in eindrücklichen Bildern die Schrecken der Schützengräben im Ersten Weltkrieg nachzeichnet. Während Nicole den Tardi-Band wieder einreiht, weist sie auch noch auf eine Kostbarkeit des Buchladens hin: Originalzeichnungen des berühmten Zürcher Sprayers Harald Naegeli. Die Strichmännchen ­ mit den überlangen Gliedmassen zieren Ladeninneres und Fassade. Sie sind echt und, wie eine Plakette vermerkt, schon seit 1985 hier: Seither wacht das Auge der Sprayfiguren über das Geschick des schönen Ladens.

Rabenvögel, Kriech- und Krabbeltiere Nicole Schmid ist eine begeisterte Leserin seit ihrer Kindheit. Für schön gestaltete Bücher kann sie sich begeistern. Sie malt und zeichnet selbst, mag Lyrik und liebt die Natur. «Ich bin im Säuli­ amt aufgewachsen und wohne immer noch da», sagt sie. «Von meinem Wohnort aus bin ich sofort draussen, am Türlersee, im Wald, an Bachläufen und am

© SABINE ROCK

Das breite Sortiment der Oerlikoner Quartierbuchhandlung entspricht den Vorlieben der Buchhändlerin Nicole Schmid. Sie interessiert sich für Politik, Kunst, Belletristik, Lyrik und Comics, sie malt und zeichnet und liebt das Zusammensein mit ihren kleinen Neffen. Bücher findet sie unverzichtbar – aber möglichst gedruckt, auf Papier.  Charlotte Spindler

Nicole Schmid am Arbeitsplatz ∙ Im Hintergrund ein «echter Naegeli».

Steinhauser Weiher.» Sie hat ein 90-Prozent-Pensum und pendelt jeden Tag quer durch den Kanton Zürich: «Immerhin kann ich im Zug lesen!» Auf einem niedrigen Regal stehen edel gebundene naturkundliche Bändchen aus dem Verlag Matthes & Seitz. Diese schön illustrierten Büchlein mag sie besonders. Ihr spezielles Interesse gilt den Rabenvögeln, den Kriech- und Krabbeltieren, den Käfern und Spinnen, eine Lei-

denschaft, die sie mit ihren beiden kleinen Neffen teilt. Ihnen schenkt sie Bilderbücher und liest ihnen möglichst oft vor.

Treffpunkt mit Spielecke und Kaffeemaschine «Eine Quartierbuchhandlung hat eine wichtige Funktion», davon ist Nicole überzeugt. «Es braucht jedoch ein breites Sortiment an Belletristik, Sachliteratur, Krimis, Kinderbüchern, Kochbüchern, auch Gartenlite-

ratur. Als unabhängige Buchhandlung können wir unser Sortiment selbständig auswählen, wir beraten, suchen auch Antiquarisches, erstellen Bücherlisten zu bestimmten Themen – und packen Geschenke liebevoll ein.» Mit der Spielecke, dem Kaffeetischchen samt Kaffeemaschine ist Nievergelt ein Treffpunkt fürs Quartier. «Auf diese Weise hat eine Buchhandlung auch in einem Aussenquartier eine Zukunft!»

Recht so!

Seit zwei Jahren arbeite ich für einen Betrieb mit Arbeitsort in Bern in einem 100%-Pensum. Im Rahmen von betriebswirtschaftlichen Optimierungen wird nun meine Abteilung an einen neuen Standort, nämlich nach St. Gallen, verschoben. Der Umzug soll innerhalb von einem Monat ab Information erfolgen. Der neue, viel längere Arbeitsweg von mehr als 4 Stunden pro Tag soll weder als Arbeitszeit gelten noch entschädigt werden. In meinem Einzelarbeitsvertrag wurde nie ein Arbeitsort schriftlich festgehalten. Ich bin Vater von 2 kleinen Kindern, die in Bern zur Schule gehen. Auch meine Frau hat eine Teilzeitstelle in Bern, weshalb ein Umzug nach St. Gallen für uns nicht in Frage kommt. Kann der Arbeitgeber mir so kurzfristig einen neuen Arbeitsort mit dermassen längerem Arbeitsweg zuweisen? Der Arbeitsort ist ein wesentlicher Vertragspunkt und kann nicht im Rahmen des Weisungsrechts des Arbeitgebers einseitig verändert werden. Ein dauerhafter Wechsel des Arbeitsortes erfordert entsprechend eine Vertragsanpassung, welche im Einverständnis mit dem Arbeitnehmer erfolgen kann oder

dann mittels Änderungskündigung durchzusetzen ist, d. h. der geltende Arbeitsvertrag wird gekündigt und ein neuer Arbeitsvertrag wird mit angepasstem Arbeitsort angeboten. Der Arbeitgeber kann den Arbeitsort somit nicht einseitig anpassen, er könnte dir aber vorübergehend einen anderen

Arbeitsort zuweisen. In Bezug auf die zusätzliche Wegzeit ist Folgendes zu beachten: Als Arbeitszeit im Sinne des Gesetzes gilt die Zeit, während der sich die Arbeitnehmenden zur Verfügung des Arbeitgebers zu halten haben. Der Weg zu und von der Arbeit gilt nicht als Arbeitszeit. Wird die Arbeit aber ausserhalb des Arbeitsortes geleistet, an dem die Arbeitnehmenden normalerweise ihre Arbeit verrichten, und fällt dadurch die Wegzeit länger als üblich aus, so stellt die zeitliche Differenz zur normalen Wegzeit Arbeitszeit dar. Auch wenn in deinem Arbeitsvertrag der Arbeitsort nicht bezeichnet wurde, so gilt in deinem Fall aufgrund der langjäh-

rigen Praxis Bern als Arbeitsort. Die zusätzliche Wegzeit nach St. Gallen gilt entsprechend als Arbeitszeit und die zusätzlichen Wegkosten sind durch den Arbeitgeber zu übernehmen. Sprich deinen Arbeitgeber auf diese Rechtslage an und mache die zwei erwähnten Positionen geltend. Es ist davon auszugehen, dass dir der Arbeitgeber in der Folge kündigen wird. Während der Kündigungsfrist muss der Arbeitgeber aber für die zusätzliche Wegzeit und die daraus entstehenden Kosten aufkommen. Falls du dich in der Folge bei der Arbeitslosenversicherung anmelden musst, wird die Ablehnung des neuen Arbeitsvertrages mit Arbeitsort St. Gallen nicht zu Einstelltagen

© MARGARETA SOMMER

Zuweisung eines Arbeitsorts

Kathrin Melzani syndicom-Rechtsdienst

führen. Da je Arbeitsweg mehr als zwei Stunden Wegzeit anfallen, gilt der neue Arbeitsvertrag aus arbeitslosenversicherungsrechtlicher Sicht nicht als zumutbares Angebot und seine Ablehnung bleibt sanktionslos.


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syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017 Veranstaltung

Weiterbildung

Movendo-kURSE Werde SchweizerIn! Anleitung zur Einbürgerung 24. April, Bern, Vatter Business Center. Inhalt: Gesetzliche Grundlagen, Einbürgerungspraxis in den Kantonen, Voraussetzungen für die Einbürgerung. ReferentInnen: Christine Goll (Movendo), Luca Cirigliano (SGB). Meine Rechte am Arbeitsplatz, praktisch erklärt 27. April, Zürich, Jugendherberge. Inhalt: Gesetzliche Grundlagen des Arbeitsrechts, Fallbeispiele. Referent: David Aeby (Unia). Die Wirtschaft verstehen 4. und 5. Mai, Männedorf ZH, Seminarhaus Boldern. Inhalt: Ökonomische Grundbegriffe und Zusammenhänge, bezahlte und unbezahlte Arbeit, Rezepte der Gewerkschaften für eine gerechtere Wirtschaft. ReferentInnen: David Gallusser (Ökonom), Daniel Lampart (SGB), Danièle Lenzin (Unia). Mindmapping 10. Mai, Solothurn, Hotel Roter Turm. Inhalt: Methode des Mindmapping, Übungen, Beispiele und Aufgaben. Referent: Michael Liechti (Erwachsenenbildner). Aggressionen im öffentlichen Dienst 15. und 16. Mai, Nottwil, Seminarhotel Sempachersee. Inhalt: Aggressionen und ihre Ursachen, Kommunikation und Wahrnehmung, Deeskalationsstrategien, Selbstmanagement. Referent: Fritz Zurflüh (Ausbildner und Berater). Digitalisierung der Arbeitswelt: Risiko oder Chance? 16. Juni, Bern, Unia-Zentralsekretariat. Inhalt: Ansatzpunkte und Formen der Digitalisierung der Arbeitswelt. Folgen der Digitalisierung bezüglich Arbeitsanforderungen, Belastungen, betrieblicher Führung und Kontrolle; Problemlagen und Herausforderungen für die Gestaltung von Arbeit, Perspektiven der betrieblichen Interessenvertretung. Referent: Martin Kuhlmann (Arbeits- und Industriesoziologe). Streikbewegungen in der Schweiz – einst und jetzt! 21. Juni, Zürich, Schweiz. Sozialarchiv.

Inhalt: Streiks in der Schweiz – vom Landesstreik 1918 bis heute, Beispiele von erfolgreichen Arbeitskämpfen der jüngsten Zeit. ReferentInnen: Adrian Zimmermann (Historiker), Christine Goll (Movendo), Christian Koller (Schweiz. Sozialarchiv). Betriebsinterne Öffentlichkeits­ arbeit für die Personalvertretung 28. und 29. Juni, Sigriswil, Solbadhotel. Inhalt: Professionelle Kommunikation der PV, Analyse und Konzeption von Selbstdarstellungen anhand konkreter Fallbeispiele. Referent: Peter Lüthi (Team- und Organisationsberater). Info und Anmeldung Die Kosten werden für Mitglieder im Allgemeinen von der Gewerkschaft getragen. Anmeldung online auf Movendo.ch, per Mail an info@movendo.ch oder telefonisch: 031 370 00 70. Helias-Kurse

Wie gestalte ich ein markantes Logo? 8. und 9. Mai. Referentin: Isabelle Macciacchini. Anmeldeschluss: 18. April. Mit Zeichnungen kommunizieren 10. Mai. Referent: Markus Beer. Anmeldeschluss: 18. April. Mobiles Publizieren mit Twixl Publisher 11. und 12. Mai. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 18. April.

Teil 2, 10. Juni, 9.30–13 Uhr: Betreuungsgutschriften, Pflegevertrag. Welche Modelle zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege von Angehörigen gibt es? Leitung: Fachfrau der Pro Senectute Kanton Zürich und Referentinnen von syndicom und VPOD. Wie mache ich mich selbständig? 23. Juni, Allmendingen bei Bern, Restaurant Hirschen. Dieses Tagesseminar zeigt potenziellen Gründerinnen und Gründern von Kleinfirmen die Risiken, Chancen und Erfolgsfaktoren einer selbständigen Tätigkeit auf. Leitung: Norbert Winistörfer (Dozent Fachhochschule Nordwestschweiz).

Grundkurs Digitale Fotografie 4. und 5. April. Referent: Roberto Carbone. Anmeldeschluss: 14. März.

Photoshop: Bildbearbeitung für Print und Web 18. und 19. Mai. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 25. April.

Adobe Creative Cloud Update 6. April. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 14. März.

Publish Online mit InDesign CC 12. Juni. Referent: Beat Kipfer. Anmeldeschluss: 23. Mai.

Anmeldung: online auf syndicom.ch/Kurse

Workshop Schneiden 19. April. Referent: Patrick Rotzetter. Anmeldeschluss: 28. März.

Info und Anmeldung Die Helias-Kurse finden neu statt im PubliCollege, Kronenhalde 9d, 3400 Burgdorf. Anmeldung: Helias.ch

Bildreportagen: Vom Bilderhaufen zur Bildgeschichte 27. und 28. April (2 Tage), Leitung: Lars Willumeit, Bildredaktor und Kurator.

Erarbeiten von Ausbildungs­ grundlagen und Prüfungsbewertung 21. April. Für BerufsbildnerInnen in der Printmedienverarbeitung. Referent: Patrick Rotzetter. Anmeldeschluss: 28. März. Von der statischen zur responsiven Muse-Website 26. April. Referent: Ueli Baumgartner. Anmeldeschluss: 4. April. Webseiten erstellen mit Adobe Muse 27. und 28. April. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 4. April. Gestalten, bis die Spannung steigt! 27. bis 29. April. Referent: Alex Bär. Anmeldeschluss: 4. April. Intensivkurs Camera RAW 5. Mai. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 18. April.

syndicom-Kurse Laufbahnberatung für Frauen: Meine Stärken, mein Profil 18. März und 1. April, Luzern, Amrein-Praxis, Murbacherstrasse 35. Frauen sammeln in ihren verschiedenen Lebensrollen Erfahrungen und entwickeln ein persönliches Bündel von Kompetenzen. Wenn sie diese benennen und darstellen können, gewinnen sie Selbstvertrauen und können ihr Profil für die berufliche Zukunft nutzen. Leitung: Luzia Amrein Lussi, Psychologin, dipl. Berufsberaterin. Arbeiten und Angehörige pflegen – wie geht das? 20. Mai, 9.30–13 Uhr, Zürich, VPOD-Sekretariat, Birmensdorferstrasse 67. Teil 1: Eigene Grenzen der Belastbarkeit, ­Austausch, Entlastungsangebote. Leitung: Dr. Bettina Ugolini und eine Fachfrau der Spitex Zürich Limmat.

MAZ-Kurse

Die Kunst des Kommentierens: Ein Kurs mit Heribert Prantl 8. und 9. Mai (2 Tage), Leitung: Prof. Dr. Heribert Prantl, stv. Chefredaktor «Süddeutsche Zeitung». Tools aus dem Web: Visualisieren wie ein Profi 9. Mai (1 Tag). Leitung: Beat Rüdt, MAZ-Studienleiter Visueller Journalismus. Info und Anmeldung: MAZ.ch

syndicom, syndicat leader des branches Poste, Logistique, Télécommunication, Technologie de l’information et Médias recherche pour entrée en service au 1er avril 2017 ou à convenir une/un

Juriste à 60 - 80 %

Horizonte erweitern mit syndicom Leben heisst Lernen, für Medienschaffende ganz be­ sonders. Obwohl interessante Kurse motivieren und die Kreativität beflügeln, ist es nicht immer einfach, sich Zeit und Geld für Weiterbildungen zu verschaffen. Darum unterstützt syndicom die permanente Weiterbildung ihrer Mitglieder mit eigenen Kursen, finanzieller Beteiligung und Informationen über externe Kurse oder auch mal mit Bildungsreisen.

«Wie verkaufe ich als FreischaffendeR meine Arbeit?» Weiterbildungskurs mit Pieter Poldervaart, freier Journalist, Mittwoch, 5. April, 9.30 bis 16.30 Uhr im Volkshaus Zürich, Infos und Anmeldung: www.syndicom.ch

Nous vous invitons à déposer votre dossier de candidature complet jusqu’au 22 mars 2017 à syndicom, service du personnel, Monbijoustrasse 33, 3011 Berne ou personaldienst@syndicom.ch. Tous renseignements complémentaires peuvent être obtenus auprès de Martin Scheidegger, responsable du service juridique, tél. 058 817 18 06. Annonce complète sur : www.syndicom.ch/fr/syndicom/ poste-vacant.html


Service | 17

syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017 Unsere Pensionierten laden ein Medien Aargau Mittwoch, 5. April, 14.15 Uhr, Monatshock im Restaurant Viva in Aarau. Peter Rymann Region Basel, Wanderung Die Wanderung vom 16. März führt uns nach Maisprach ins Rest. zum Kloster, Hauptstras­ se 3. Wir treffen uns um 13.25 Uhr auf der Passerelle am Abgang zu Gleis 11. Abfahrt des Zuges nach Rheinfelden 13.37 Uhr. Wir wandern über Magden nach Maisprach, in 1½ bis 2 Std. erreichen wir das Restaurant. Es sind alle Kolleginnen, Kollegen der Sektoren 2 + 3 sowie Ehefrauen und PartnerInnen herzlich eingeladen. Nicht-Wanderer und diejenigen, welche nicht gut zu Fusse sind, kommen direkt ins Rest. zum Kloster. Basel SBB ab nach Rheinfelden 15.20 Uhr oder 15.17 Uhr nach Gelterkinden, von beiden Seiten mit Bus 100 nach Maisprach Haltestelle Hofmet oder Dorf. Das Restaurant befindet sich in der Mitte zwischen diesen beiden Haltestellen (5 Min. Gehzeit). Auch für die Jasser ist gesorgt. Euer Wanderleiter Othmar Bern Post/Swisscom Nächste Monatsversammlung Donnerstag, 6. April, um 15 Uhr im Restaurant Mappamondo, Länggassstrasse 44, Bern. Es referiert Philippe Schaub vom Bundesamt für Energie. Thema: Entsorgung radioaktiver Abfälle. Wir wünschen allen eine gute Zeit und den Kranken baldige Genesung. Freundliche Grüsse Beat Thierstein, Sekretär Bern syndicom Der Pensionierten-Hock 2017 von Bern syndicom findet statt am Dienstag, 11. April, um 15 Uhr im Hotel Bern. Ich hoffe, viele Kolleginnen und Kollegen begrüssen zu dürfen. Mit kollegialen Grüssen! Roland Gutmann Medien Berner Oberland/Emmental-Oberaargau/Bern-Oberwallis Wir treffen uns am Donnerstag, 16. März, 9.30 Uhr zur Hauptversammlung im Restaurant Rössli, Dürrenast-Thun, mit anschliessendem Mittagessen. Der Vorstand freut sich über jede Teilnahme. Wir wünschen allen Kranken gute Besserung. Ferdinand Hostettler

Wir nehmen Abschied

Lötschberg Post Wir treffen uns am Dienstag, 4. April, ab 11.15 im Hotel Restaurant Kreuz + Post in Grindelwald. Das Mai-Treffen findet statt am 2. Mai im Gasthof Simmenthal in Boltigen ab 11.15. Neue Kollegen und Kolleginnen mit PartnerInnen sind herzlich willkommen. Anmeldungen nimmt unser Präsident Markus Stender, Tel. 033 335 17 18, bis zum 1. April gerne entgegen und erteilt auch Auskunft. Wir wünschen allen Kranken gute Besserung und alles Gute. Margrit Stender Post + Swisscom Winterthur Wir laden euch herzlich ein zur Monatsversammlung vom 13. April ins Hotel Wartmann. Beginn um 14.15 Uhr. Allen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Neu pensionierte Kolleginnen und Kollegen sowie auch schon länger Pensionierte sind herzlich willkommen. Auch in unserer Wandergruppe sind neue Teilnehmer herzlich willkommen. Hanspeter Stauch Medien Zofingen April-Wanderung: Am Freitag, 4. April, fahren wir mit dem Bus Linie 8 um 13.32 Uhr ab Zofingen Richtung Reiden/Pfaffnau bis Brunnmatt. Wanderung: Chäppeli–Obersennhof–Untersennhof zum Restaurant Pflegeheim Sennhof. Heimfahrt mit dem Bus ab Sennhof um 16.36 oder 17.36 Uhr. Eure Wanderkollegen Fred und Paul Zürich Medien Unsere Hauptversammlung findet statt am Mittwoch, 19. April, um 15 Uhr im Restaurant Zeughaushof. Die Unterlagen mit der Einladung, der Traktandenliste, dem Jahresprogramm und dem Anmeldetalon erhaltet ihr per Post bis Ende März. Anmeldeschluss: Mittwoch, 9. April 2017. Falls die Unterlagen nicht bei euch eintreffen, meldet euch direkt an. Auskunft und Anmeldung: Jürgen Schendekehl, Sonnenbergstrasse 35, 8032 Zürich, 044 252 13 35, juergen.schendekehl@bluewin.ch. Der Vorstand freut sich auf einen zahlreichen Besuch. Jürgen Schendekehl

Das syndicom-Sudoku Zu gewinnen gibt es Reka-Checks im Wert von Fr. 50.–, gespendet von unserer Dienstleistungspartnerin Reka. Die Lösung (die dreistellige Zahl aus den farbigen Feldern, Reihenfolge: von links nach rechts) wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Lösung und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern. Einsendeschluss: 31. März. Kreuzworträtsel 1/17 Die Lösung lautet: Milliardenbschiss. Gewonnen hat Vreni Oswald aus Niederurnen. Sie erhält Tankgutscheine über 30 Franken von unserer Dienstleistungspartnerin Eni. Sudoku 1/17 Die Lösung lautet: 624. Gewonnen hat Werner Strub aus Sissach. Er erhält ein Necessaire von unserer Dienstleistungspartnerin KPT. Wir gratulieren herzlich!

Charlot te Bangerter, Sektion Bern Postpersonal, 90 Jahre, Mitglied seit 1945. Hans Bossart, Sektion Region Basel, 88 Jahre, Mitglied seit 1946. Christof Burri, Sektion Bern Postpersonal, 58 Jahre, Mitglied seit 1975. Werner Bützer, Sektion Bern, 90 Jahre, Mitglied seit 1949. Rolf Ehinger, Sektion Ostschweiz, 86 Jahre, Mitglied seit 1953. Leo Fäh, Sektion Region Basel, 75 Jahre, Mitglied seit 1971. Ruedi Fuchs, Sektion Aargau, 76 Jahre, Mitglied seit 1958. Peter Giger, Sektion GIV Zürich/Ostschweiz, 76 Jahre, Mitglied seit 1961. Josef Gulyas, Sektion Bern Postpersonal, 77 Jahre, Mitglied seit 1972. Rolf Hofer, Sektion Aargau, 53 Jahre, Mitglied seit 1982. Ulrich Hutzli, Sektion Emmental-Oberaargau Post, 74 Jahre, Mitglied seit 1964. Hans Kanne-Günzel, Sektion Zentralschweiz, 85 Jahre, Mitglied seit 1962. Peter Kyburz, Sektion Olten/Solothurn, 90 Jahre, Mitglied seit 1964. Magdalena Leuenberger, Sektion Region Basel, 86 Jahre, Mitglied seit 1949. Max Lot t, Sektion Zürich Logistik, 77 Jahre, Mitglied seit 1963. Hans-Peter Müller, Sektion Olten/ Solothurn, 67 Jahre, Mitglied seit 1966.

Ernst Oertli, Sektion Ostschweiz, 81 Jahre, Mitglied seit 1964. Erich Pfranger, Sektion Zürich Telecom, 81 Jahre, Mitglied seit 1962. Paul Portner, Sektion Lötschberg Post, 82 Jahre, Mitglied seit 1960. Rudolf Schlapbach, Sektion Bern Postpersonal, 65 Jahre, Mitglied seit 1969. Hans Schneeberger, Sektion Biel/Bienne, 80 Jahre, Mitglied seit 1960. Roland Sermet, Sektion Biel/Bienne, 82 Jahre, Mitglied seit 1960. Arthur Spycher, Sektion Zürich Telecom, 90 Jahre, Mitglied seit 1950. Ernst Stirnimann, Sektion Region Basel, 86 Jahre, Mitglied seit 1955. Roland Thoma, Sektion Thurgau Post, 80 Jahre, Mitglied seit 1956. Emil Wannenmacher, Sektion Ostschweiz, 88 Jahre, Mitglied seit 1954. Fritz Welti, Sektion Zürich Logistik, 95 Jahre, Mitglied seit 1999. René Wit twer, Sektion Zürich Telecom, 53 Jahre, Mitglied seit 1992. Fritz Wullschleger, Sektion Olten/ Solothurn, 87 Jahre, Mitglied seit 1952. Walter Zünti, Sektion Zentralschweiz, 96 Jahre, Mitglied seit 1944. Ernst Zut ter, Sektion Bern, 91 Jahre, Mitglied seit 1947.

Postveteranen Zürich Wir treffen uns am Donnerstag, 13. April, ab 14 Uhr zu einem Höck im Restaurant Zeughaushof an der Kanonengasse 20 in 8004 Zürich. Der Eingang zum Restaurant befindet sich im Innenhof des ehemaligen Zeughauses der Kaserne Zürich. Wir freuen uns auf einen geselligen Nachmittag mit möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen. Der Vorstand

singen. Wir freuen uns auf euer zahlreiches Erscheinen. Der Vorstand Olten-Solothurn Post. Freundliche Grüsse Roman Locher

Wanderung: Seon–Villmergen Donnerstag, 30. März, wandern wir im unteren Aargauer Seetal und starten in Seon. Wir folgen dem Aabach bis Sigismühle und weiter nach Egliswil bis zum Aussichtsrestaurant Eichberg. Wanderzeit 2 Std. Nach dem Mittagshalt durchqueren wir den Wald und erreichen Villmergen nach einer guten Stunde. Das Programm: Zürich HB ab 8.58 Gleis 16, nach Umsteigen in Lenzburg sind wir 9.10 in Seon. Kaffee und Gipfeli im Rest. Sternen. Billette: Wohnort bis Seon via Lenzburg, zurück ab Villmergen Zentrum–Woh­len AG–Bremgarten– Dietikon, Zürich an 16.45 oder 17.15. Fahrpreis Halbtax ab Zürich HB Fr. 19.40. Plan für alle, die uns zum Mittagessen auf dem Eichberg treffen möchten: Zürich ab 10.38, Lenzburg an 10.57, ab 11.05 mit Bus 390 bis Seengen Feldgarage, dann 30 Min. zu Fuss bis Eichberg. Nächste Wanderung: 27. April Thurgau mit Kurt Hakios. Wir grüssen euch W. Wacker und K. Bichsel (044 302 40 51) Die Sektionen laden ein Sektion Bern Postpersonal Unsere nächste Hauptversammlung findet statt am Samstag, 18. März, wie gewohnt im Hotel Bern/Volkshaus 1914 in Bern. Beginn 14.00 Uhr. Wir erwarten die Mitglieder gerne und wir hoffen auf ein zahlreiches Erscheinen. Der Sektionspräsident Samuel Siegrist Sektion Olten-Solothurn Post Wir laden euch ganz herzlich ein zu unserer jährlichen Generalversammlung am 8. April um 14.30 Uhr im Restaurant Rössli in Oen-

Sektion Zürich Besuch im Zentrum Juch: Hier wohnen Asylsuchende im «beschleunigten Testverfahren». Nach einer Einführung in das Asylwesen gibt es eine Führung. Wir sprechen mit einer Betreuungsperson. Den Abschluss bildet ein gemeinsames Mittagessen mit den Asylsuchenden. Samstag, 8. April, Treffpunkt: 8.40 Uhr auf dem Altstetterplatz, vor dem Bahnhof Altstetten, Dauer: 9 Uhr bis 13.30 Uhr. Für Mitglieder kostenlos, Nichtmitglieder 15.–. Anmeldung bis 24. März an zuerich@syndicom.ch oder Tel. 058 817 18 98. Sektion Aargau Sektor 1 und 3 Die Generalversammlung findet am Samstag, 25. März, um 15 Uhr im Rest. Traube, Hauptstrasse 58, Küttigen, statt. Referat von Roland Lamprecht, Zentralsekretär syndicom Logistik: «Erneuerung bei Post und GIV». Nach der Versammlung wird ein Apéro offeriert. Es lädt freundlich ein: der Vorstand Impressum

syndicom-Zeitung Chefredaktion: Nina Scheu Redaktion: Nick Manouk Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch Layout: Katja Leudolph Lektorat: Ulrike Krüger Adressänderungen: syndicom-Adressverwaltung Monbijou­strasse 33, Postfach, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18 , Fax 058 817 18 17 Inserate: sekretariatspool@syndicom.ch Druck: Ringier Print Ebikonerstrasse 75 6043 Adligenswil Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ­ ommunikation Ausgabe Nr. 3/17 erscheint am 13. April. Redaktionsschluss: 24. März.


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syndicom | Nr. 2 | 10. März 2017

Künstliche Intelligenz

Ethik für Roboter

In 20 Jahren sind Roboter wohl intelligenter als Menschen. Was machen wir dann? Als Antwort auf diese Frage ruft Philip Jennings von UNI Global Union zur Ausarbeitung eines weltweiten Pakts über künstliche Intelligenz auf.  Text und Interview: Yves Sancey

© RETHINK ROBOT ICS

Im 80er-Jahre-Filmklassiker «Terminator» geht es um die Bedrohung der Menschheit durch Roboter, die von einer Superintelligenz geschaffen wurden. Diese war ihrerseits aus der «technologischen Singularität» hervorgegangen – dem Zeitpunkt, ab dem die künstliche Intelligenz (KI) die menschliche Intelligenz übersteigt. Inzwischen hat die Realität die Fiktion fast übertroffen. Seit Jahren wird vor den Gefahren der Automatisierung für die Beschäftigung gewarnt. In diesem Jahr hat das WEF Davos künstliche Intelligenz erstmals in seinen Weltrisikobericht aufgenommen. Im Februar erklärte Elon Musk, Gründer und Chef von Tesla und SpaceX, die Menschheit müsse zu ihrer Rettung ihre biologische Intelligenz mit digitaler Intelligenz verschmelzen – also Cyborgs erschaffen. Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg schrieb in einem Manifest, er zähle auf die KI, um die Probleme von «Fake News», Filterblasen und Zensur zu lösen – kurz: «um die positiven Wirkungen der sozialen Netzwerke zu verstärken und die negativen Auswirkungen zu begrenzen». Im französischen Präsidentschaftswahlkampf ist die Idee einer «Robotersteuer» aufgekommen (s. unten). Das Europäische Parlament verwarf einen solchen Vorschlag noch, es lässt aber bereits untersuchen, ob Robotern der Status einer juristischen Person zugewiesen werden könne. In der Schweiz reichte derweil die grüne Nationalrätin Lisa Mazzone ein Postulat ein, das den Bundesrat beauftragt, einen Bericht über die Besteuerung von Robotern in der Wirtschaft zu erarbeiten.

Guter Arbeiter, keine Superintelligenz ∙ Der kollaborative Roboter Baxter wird von Menschen trainiert.

Umfassenderes brauchen. Deshalb kämpfen wir für ein weltweites Übereinkommen für eine ethische KI. In dieser Debatte muss die Gewerkschaftsbewegung eine Rolle spielen.

Wir können die Zukunft noch beeinflussen Künstliche Intelligenz kommt in vielen Formen: als Kriegsroboter, selbstfahrendes Auto, Börsenalgorithmus, Sprach- und Gesichtserkennung. Die Post forscht an fahrerlosen Bussen und Lieferdrohnen. Vernetzte Häuser, Smart Citys und das Internet der Dinge sind auf dem Vormarsch. Wir können diese Zukunft noch beeinflussen: Das glaubt Philip Jennings, Generalsekretär von UNI Global Union, der zu einem globalen Pakt über künstliche Intelligenz aufruft. Der gebürtige Waliser steht an der Spitze eines Dachverbands, dem 900 Gewerkschaften aus 150 Ländern – darunter syndicom – mit insgesamt 20 Millionen Mitgliedern angehören. Ein Gespräch mit ihm über Roboter, Moral und unsere Arbeitswelt.

Was muss der Pakt enthalten?

syndicom: Was bedeutet der Begriff künstliche Intelligenz? Philip Jennings: Die Fähigkeit einer

© MAURICE KOENIG

Maschine oder einer Software, wie ein Mensch zu denken, zu handeln und sich weiterzuentwickeln. Und Entscheidungen zu treffen. Die künstliche Intelligenz kann somit den Menschen ersetzen, insbesondere in der Arbeitswelt.

Ist das etwas Neues? Nein, aber wir befinden uns heute in einem Zeitalter, in dem sich die Maschinen rasch entwickeln. 1965 hat der Pionier des Silicon Valley, Gordon Moore, ein «Gesetz» formuliert, wonach sich die Rechenleistung von Computern alle 18 Monate verdoppelt. Einige sagen den Zeitpunkt, zu dem die künstliche Intelligenz so weit fortgeschritten ist, dass sie die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns übertrifft, für 2035 oder 2045 voraus.

Muss man vor der künstlichen Intelligenz Angst haben? Der Physiker Stephen Hawking glaubt, dass «künstliche Intelligenz das Beste oder das Schlechteste sein kann, was der Menschheit widerfährt». Für UNI Global Union ist es sehr wichtig, für dieses Thema zu sensibilisieren und die Welt vor einer Gefahr für die Zivilisation und die Demokratie zu warnen. Wenn wir es mit Maschinen mit einer fast unbeschränkten Rationalität zu tun haben – wohin führt uns das? Die Frage der KI und ihrer Rahmenbedingungen ist zentral.

Haben Sie deshalb die Regelung dieser Frage vorgeschlagen? Lange dachte ich, dies alles sei nur Science Fiction. Heute ist meine Botschaft:

Man muss bereit sein für diese Revolution der KI, Fragen stellen und weiterdenken. Welche Auswirkungen wird das auf die Gesellschaft, auf die Arbeitswelt, den Alltag haben? Am WEF in Davos habe ich gesagt, dass wir einen globalen Pakt brauchen, auch wenn wir dessen Inhalt noch gemeinsam festlegen müssen. Und wir wurden von Anfragen und Forderungen überschwemmt!

Das Thema scheint sehr aktuell zu sein. Ja! Letzten September haben Google, Facebook, IBM, Microsoft und Amazon eine Partnerschaft über die Ethik lanciert, um «gute Praktiken» zu definieren. Im Januar erhielt ein Drittmittelfonds, der die Forschung über die Ethik und Governance der künstlichen Intelligenz fördern soll, für die Labors am MIT und bei Harvard 27 Millionen Spenden-Dollar von Gründern von Web-Giganten wie LinkedIn und eBay. Wir sollten beunruhigt sein! Die Internet-Akteure ziehen die Selbstregulierung immer einem Gesetz vor, da sie ihre Interessen und ihren Markt schützen wollen. Für die Regierungen ist das ein Zeichen, dass wir etwas

Es braucht natürlich ethische Regeln, Transparenz sowie die Möglichkeit zur Mitwirkung an Entscheidungen. Die eigentliche Frage aber ist: Wo ist die Grenze? Wenn wir in 30 Jahren eine Maschine mit einer Intelligenz haben, die genauso gut analysieren, denken und Entscheidungen treffen kann wie der Mensch und sich sogar noch weiterentwickeln kann, wie geht es dann weiter? Ich weiss es nicht. Die berühmten Roboter-Gesetze postulierte der Science-Fiction-Schriftsteller Isaac Asimov bereits 1942. Kennt aber das Militär einen solchen moralischen Imperativ? Wir stehen in der Verantwortung, die Entwicklung der KI in ethischer, demokratischer und menschlicher Hinsicht zu kontrollieren. Und im Moment haben wir fast nichts.

Welche Auswirkungen könnte das auf die Arbeitswelt haben?

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen werden riesig sein. Alle Berichte und Studien bestätigen, dass auf den Arbeitsmarkt eine Welle schlechter Nachrichten zukommt. Einige gehen von 10 bis 15 Prozent der Arbeitsplätze aus, die künftig von Maschinen besetzt werden, andere Schätzungen liegen gar bei 50 bis 60 Prozent. Keine Studie sagt voraus, dass es mehr Arbeit geben wird. Wir stehen vor einer massiven Automatisierungswelle, auch wenn Mensch und Roboter teilweise zusammenarbeiten.

Um die Zukunft zu beeinflussen, muss man sich aber Gehör verschaffen können … Ja, es geht immer um das Kräfteverhältnis. Die Gewerkschaftsbewegung muss genug Einfluss haben zum Verhandeln, um Lösungen vorzuschlagen, wie diese Umwälzung nachhaltig und sozial gerecht gestaltet werden kann. Es ist unsere gewerkschaftliche Verantwortung, unsere Antworten beizutragen. Im Übrigen sind unsere Ideen heute um einiges weiter fortgeschritten als noch vor zwei Jahren. Unsere Meinung ist gefragt und zählt. Ich glaube, dass sie uns brauchen, um diese Revolution zu meistern!

Sollen Roboter Steuern zahlen? Wenn Arbeitsplätze immer seltener werden: Was halten Sie von einer Robotersteuer, an die etwa der Schweizer Steuerexperte Xavier Oberson oder die Parlamente in der EU und in der Schweiz denken? Ich glaube, die Idee sollte man prüfen. Sogar Microsoft-Gründer Bill Gates, der reichste Mensch der Welt, sagte Ende Februar, dass Roboter, die Jobs wegnehmen, besteuert werden sollten. Mit einer geschwächten Arbeitswelt und der Verarmung vieler Menschen werden die Regierungen Mühe haben, die soziale Sicherheit, das Bildungssystem, die Renten- und Arbeitslosenkassen und den Service public zu finanzieren. Wie soll das in einer Zukunft finanziert werden, in der uns Maschinen ersetzen? Die Idee stösst aber auf grossen Widerstand, da es sich um eine Steuer auf Innovationen handelt. Hier liegt die Schwierigkeit. Aber man muss mit Sicherheit Alternativen finden! Könnten mit einer solchen Steuer beispielsweise ein Grundeinkommen oder die gefährdeten Sozialversicherungen finanziert werden? Wir sind nicht gegen das Grundeinkommen. Es muss aber angeschaut und geprüft werden, vor allem was die Folgen für die Sozialversicherungen betrifft. Ein garantiertes Einkommen kann ein bestimmtes Lebensniveau garantieren. Und wenn die «Big Five» der Technologie (Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft) praktisch keine Steuern zahlen, haben sie in einigen Jahren Cashreserven in Höhe von über 500 Milliarden Dollar angehäuft! (ys)


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