syndicom - die Zeitung

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Nr. 10 25. November 2016

die zeitung

www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation

AZB 3001 Bern Adressänderungen sind zu richten an: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern

medien

Giorgio Pardini zu den Leistungs­kürzungen bei der Pensionskasse ComPlan  Seite 6 Appell an die Post

© THOMAS CUNZ

Roland Lamprecht, Zentralsekretär Logistik

Zeit zum Umdenken – Moratorium jetzt! «Die Post entwickelt das Netz der Zukunft», titelte die Post-Führung in ihrer Medienmitteilung vor einem Monat. Was sie daraufhin präsentierte, war aber keine innovative Strategie. Es war der massivste Abbau in der Geschichte der Post (siehe Seite 5). Die glorreiche Chronik des gelben Riesen erhält jetzt ein neues, dunkles Kapitel. Die Schlüsselfiguren dieser Veränderungen haben es verpasst, rechtzeitig Lösungen für den notwendigen inhaltlichen Umbau der Post zu finden, vor allem was den Bereich Poststellen und Verkauf angeht. Die Belegschaft ihrerseits möchte das Angebot zwar gerne weiterentwickeln und die Leistungen den Kundenbedürfnissen anpassen – aber die Post scheint nicht vorzuhaben, ihre eigenen Leute in diesen Transformationsprozess einzubinden. Ein unerhörtes Verhalten für einen Betrieb, der sich gerne selbst als sozialer Arbeitgeber präsentiert und der eigentlich uns allen ein wenig gehört. Die Bevölkerung als Eignerin der Post muss sich darüber klar werden, ob sie die Ausdünnung des Poststellennetzes, ständige Auslagerungen und Lohndumping wirklich zulassen will. Service public ist eben nicht einfach nur betriebswirtschaftliches Handeln, wie das offenbar Susanne Ruoff sieht, sondern ein gesellschaftlicher Auftrag, der immer wieder neu definiert werden muss. Diese Definition muss die Bevölkerung, die Wirtschaft und letztlich auch die Politik liefern. syndicom wird sich mit allen Mitteln für die betroffenen 1200 Kolleginnen und Kollegen einsetzen. Als Grundlage für einen fairen gemeinsamen Dialog braucht es jetzt einen konkreten und verbindlichen Plan, wie die «Poststelle der Zukunft» aussehen soll. Bis diese Strategie erstellt ist, braucht es jetzt ein Moratorium der Poststellen­ schlies­sungen!

Tamedia interessiert sich mittlerweile kaum noch für die Presse  Seite 7

Gewerkschaft 4.0

Ideen, wie wir Gegensteuer geben können: Ein Referat von Javier Carles, UNI Global  Seite 8

kongress in Basel

Mit «Reclaim Democracy» den gesellschaftlichen Optimismus zurückgewinnen  Seite 16

500 bis 600 postfilialen sollen geschlossen werden – über 1200 mitarbeitende sind davon betroffen

Kahlschlag bekämpfen

Einmal mehr muss die Belegschaft für die Strategielosigkeit und das Missmanagement der PostFührung bezahlen. Mit der Ankündigung, Hunderte von Filialen zu schliessen, will die Post Bevölkerung, Behörden und ihre eigene Belegschaft vor vollendete Tatsachen stellen.  › Seite 5

© FRANT ISEK MATOUS

telecom iCt

protest gegen die schliessung der «unrentablen» basler hauptpost ∙ syndicom fordert eine politische Diskussion über die Zukunft des Service public bei der Post.

Flächendeckende Bespitzelung am Arbeitsplatz

Vorsicht, der Chef überwacht alles! Digitalisierung macht vieles möglich. Auch eine Überwachung am Arbeitsplatz in nie da gewesener Perfektion. Und der Datenschutz setzt nur wenige Grenzen.  Michael Stötzel Martin Neff ist Chefökonom der Raiff­ eisen-Bank. Der überzeugte Marktwirt­ schaftler betrachtet materielle Anrei­ ze für die Beschäftigten als das beste Schmiermittel im System. Kürzlich veröf­ fentlichte er einen Kommentar, in dem er die weltweit rasant wachsende Ungleich­ heit beklagte. Seine empörte Schlussfol­ gerung: Es werde nicht mehr nach Leis­

tung entlohnt. Das System materieller Anreize, das für Wachstum, aber auch für Harmonie in den Büros und Betrieben sorgen soll, «versagt klar».

Kontrolle stat t Belohnung Wo Freiwilligkeit und Einverständnis schwinden, nehmen Misstrauen und Kon­ trolle zu. Das bestätigt der Markt selbst:

In allen Industriestaaten boomt die Über­ wachungsbranche. Und Rolf Schatzmann, der ehemalige Chef des Bundessicher­ heitsdienstes, sagt gegenüber der NZZ: «Die Mehrheit der grossen Unternehmen überwacht ihre Mitarbeiter heute prak­ tisch flächendeckend, und zwar mehr, als das den Angestellten bewusst ist.»

Fortsetzung auf Seite 2


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