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Golf punktet bei der Biodiversität

Seit der Lancierung der NachhaltigkeitsInitiative im August 2020 betonen die Verantwortlichen bei Swiss Golf immer wieder, wie wichtig es ist, Nachhaltigkeit messbar zu machen. Belegbare Fakten sind das A und O in der Kommunikation, sie schaffen Glaubwürdigkeit. Wer im Golfbereich eine möglichst umfassende Ökobilanz erstellen will, sollte auch den Aspekt der Biodiversität einfliessen lassen. Doch wie misst man Biodiversität? Diese Frage hat sich auch Swiss Golf gestellt – und gemeinsam mit IP-Suisse sowie der Schweizerischen Vogelwarte ein Projekt lanciert, um ein Punktesystem für Biodiversität auf Golfanlagen zu entwickeln.

MESSBARKEIT ALS ERSTER SCHRITT

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«Unser Ziel ist es, das Biodiversitätspotenzial von Schweizer Golfanlagen auszuschöpfen», erklärt Alicia Moulin,

Nachhaltigkeits-Managerin bei Swiss Golf. Die Agronomin ist überzeugt, dass dieses Potenzial beträchtlich ist, aber eben auch noch längst nicht (überall) ausgeschöpft.

«Um ein Potenzial auszuschöpfen, muss man dieses vorab messen und quantifizieren können. Das ist bei der Biodiversität auf Golfplätzen bislang nicht der Fall. Für die GEO-Zertifizierung wird die Biodiversität einer Anlage zwar erfasst, indem ein entsprechendes Inventar erstellt wird, aber sie wird nicht gemessen», sagt Moulin.

Eine Methode zur Messung von Biodiversität auf Golfanlagen zu entwickeln, sei deshalb der erste logische Schritt hin zum oben erwähnten Ziel.

«Es lag auf der Hand, dafür mit IP-Suisse Kontakt aufzunehmen, denn diese landwirtschaftliche Produzenten- und Vertriebsorganisation hat vor Jahren erfolgreich ein Biodiversitäts-Punktesystem eingeführt», erklärt Moulin. Entwickelt wurde das Punktesystem für die IP-Suisse-Mitglieder von der Vogelwarte, die in der Vergangenheit auch Projekte mit einzelnen Schweizer Golfanlagen durchgeführt hat. Für die Erarbeitung eines Biodiversitäts-Punktesystems für Golfanlagen wurde nun Simon Birrer, Leiter Kulturland bei der Schweizerischen Vogelwarte und Berater beim Biodiversitäts-Punktesystem von IP-Suisse, an Bord geholt.

WERTVOLLE NATURNAHE FLÄCHEN

«Unsere Erfahrungen zeigen, dass naturnahe Lebensräume relativ einfach erfasst werden können und dass deren Anteil an der Gesamtfläche und ihre Qualität ein gutes Mass für die Biodiversität in einem Gebiet sind», erklärt Birrer. Golfanlagen sollen deshalb aufgrund der vorhandenen naturnahen Lebensräume beurteilt respek- tive bepunktet werden. Einen Entwurf zum Punktesystem hat Birrer in den vergangenen Monaten erarbeitet: «Es geht nun darum, eine Methode zu finden, mit welcher Qualität und Menge der naturnahen Lebensräume genau genug erfasst werden können, ohne dass dazu unnötig viel Zeit aufgewendet werden muss.»

Pilotphase Im Gang

Die bereits getätigten Schritte erfolgten im Rahmen einer Pilotphase, die im Sommer 2022 startete. Birrer hat dafür den Golfclub Heidental sowie den Golf Küssnacht am Rigi besucht und eine Kartierung der naturnahen Flächen dieser beiden Anlagen vorgenommen. «Die beiden Anlagen sind sehr unterschiedlich – und beinhalten trotzdem noch nicht alle Aspekte, die es hinsichtlich Biodiversität auf Schweizer Golfplätzen zu erfassen gilt», sagt Birrer und nennt das

MIRJAM FASSOLD

Stichwort «Feuchtflächen». Der Einbezug weiterer Golfanlagen in diese Pilotphase wird deshalb zusätzliche Erkenntnisse bringen und zu einer Anpassung des Biodiversitäts-Punktekatalogs führen. Noch ist die Pilotphase im Gang. «Wir werden Anfang 2023 aufgrund der vorliegenden Ergebnisse entscheiden, ob weitere Anlagen besucht und kartiert werden oder ob wir bereits genügend Daten haben, um das BiodiversitätsPunktesystem einzuführen», sagt Alicia Moulin. Es besteht auch die Option, dass das Projekt im Rahmen einer BachelorArbeit eines Umweltmanagement -Studierenden der Fachhochschule Westschweiz in Genf ausgeweitet wird. «Wir würden uns freuen, so weitere wissenschaftliche Erkenntnisse zu erhalten», sagt Moulin. •

«Die vielen uralten Kirschbäume auf dem Golfplatz in Küssnacht stellen auch hinsichtlich Biodiversität einen grossen Wert dar, den es zu pflegen gilt», sagt Simon Birrer von der Vogelwarte, der das Projekt zur Messung der Biodiversität betreut.

EINE WELT, 17 GEMEINSAME ZIELE

Die 17 Sustainable Development Goals (kurz: SDG) der UNO sind auch unter dem Namen «Agenda 2030» bekannt. Nachhaltige Entwicklung weltweit orientiert sich an diesen 17 SDGs, die auch zentraler Bestandteil der Strategie von Swiss Golf sind. Wir stellen Sie in loser Serie vor.

ZIEL 4: HOCHWERTIGE BILDUNG

In der «Agenda 2030» der Vereinten Nationen heisst es, dass alle Menschen Zugang zu einer hochwertigen Grund- und Berufsbildung erhalten sollen. Damit kann die Bildung einen Beitrag zu einer sicheren, nachhaltigen und interdependenten Welt leisten. Die Schweiz verfügt über komparative Vorteile in Bezug auf ihre Systeme der Berufsbildung (duale Berufsbildung) und der Grundbildung (dezentrale Verwaltung, Passerellen, Mehrsprachigkeit). «Greenkeeper spielen bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele von Swiss Golf eine zentrale Rolle», sagt Alica Moulin, Nachhaltigkeits-Managerin bei Swiss Golf. «Leider mangelt es aber teilweise bei der Teilnahme an der Aus- und Weiterbildung, zudem wird die sehr wichtige und herausfordernde Arbeit dieser Berufsgruppe zu wenig anerkannt. Um hier Verbesserungen zu erzielen, unterstützt Swiss Golf eine fundierte und zukunftsorientierte Aus- und Weiterbildung in der Schweiz.» Im Zentrum dieser Bemühungen wird das Thema «nachhaltige Platzpflege» stehen. Denn mittel- und langfristig wird die Art und Weise, wie auf einer Golfanlage gearbeitet wird, darüber entscheiden, ob diese die «licence to operate» behält und in einem stetig herausfordernderen Umfeld weiter bestehen kann.

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