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Ein Segen für den Ryder Cup

Ende September wird in Rom der 44. Ryder Cup ausgetragen. Bei all der Historie, Kunst- und Kirchengeschichte spricht die italienische Hauptstadt eher Genuss- als Hardcore-Golfer an.

Wenn Cäsar Golf gespielt hätte, würden wir heute neben all diesen Ausgrabungen zu Thermen, Sklavenhaltung, Einkaufsstätten und Tempeln wohl auch den einen oder anderen Hinweis auf römischen Sport bekommen. Schliesslich gibt es kaum eine Stelle in Rom, an der die Archäologen nicht graben und restaurieren. Aber die Römer spielten kein Golf, sondern eher eine Art Rugby, genannt Harpastum. Das Marsfeld taugte prima als Sportplatz. Das jedenfalls ist dokumentiert.

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Als Roms ältester Golfplatz, Circolo del Golf di Roma Aquasanta, 1903 zum ersten Mal amtlich erwähnt wurde, waren Cäsar und die Römer längst Geschichte. Aber wie das so ist in Rom – ohne die Geschichte funktioniert hier eben nichts, und so ist auch der Golfsport heutzutage auf so manche Art und Weise mit der Historie der faszinierenden italienischen Hauptstadt verbunden. Von diversen Stellen des Platzes Aquasanta blickt man auf die Via Appia Antica oder auf das Aquädukt des Claudius. Der Golfplatz liegt mitten in der Stadt, noch innerhalb der Ringautobahn. Damit erlebt der Besucher, der sich für eine Runde im Aquasanta – wie die Römer es abkürzen – entscheidet, schnell die ganze Geschichte von Golf in Rom. Sie ist beherrscht von historischen Bauten, von viel zu viel Verkehr und gleichzeitig von der Begabung der Italiener, sich bei hervorragendem Essen und Wein in lang ausufernden Gesprächen auszutauschen. Wer eine Golfreise nach Rom antritt, sollte mehr der Geniesser denn der Hardcore-Golfer sein. Er sollte sich nicht auf die Vorstellung von perfekt gepflegten Fairways versteifen oder erwarten, dass ihn bei jeder Anlage ein perfektes Online-Buchungssystem erwartet. So ist Golf in Rom nicht. Stattdessen geht es um viel Charme und typisch italienische Atmosphäre. Um erstklassige Golf-

Pl Tze

Marco Simone Golf & Country Club www.golfmarcosimone.it

18 Löcher, Greenfee 200 Euro

Golf Club Castelgandolfo www.golfclubcastelgandolfo.it

18 Löcher, Par 72, Greenfee 60 bis 80 Euro

Circolo del Golf di Roma Aquasanta www.golfroma.it

18 Löcher, Greenfee 100 bis 120 Euro

Parco di Roma Golf & Country Club www.golfparcodiroma.it

18 Löcher, Greenfee 60 bis 90 Euro clubs, bei denen das Restaurant einen mindestens genauso grossen Stellenwert hat wie der Platz. Und am Ende um das Gefühl, ein Land in vollen Zügen erlebt zu haben.

Marco Simone Als Touristenmagnet

Natürlich beinhaltet derzeit jede Tour nach Süditalien den Ryder-Cup-Schauplatz 2023, Marco Simone Golf & Country Club, der diesen Herbst im Rahmen der Italian Open sein Debüt nach einem umfassenden Umbau gegeben hat. Entstanden ist ein sehr guter Ryder-Cup-Platz, welcher der Matchplay-Situation voll gerecht wird. Kurze Par-3- und Par-4-Löcher, Wasser vor dem Grün und viel Raum für Attacken kennzeichnen den Parcours, der sich extrem hügelig durch das Gelände zieht. Ohne Cart sollte der Greenfee-Tourist hier sein Glück lieber nicht versuchen. Zumindest tun es die Hundertschaften amerikanischer Gäste nicht, die seit dem Herbst ihre Runden auf der Anlage drehen. Diese brilliert übrigens nicht nur mit ihrem durchaus abwechslungsreichen Design, sondern auch mit einem erstklassigen Pflegezustand.

Optisch allerdings muss man Abstriche machen. Ganz ausgerichtet auf die Bedürfnisse des Mega-Events Ryder Cup, blickt man zwischen den Bahnen auf viele leere Flächen, auf denen nächsten Herbst die Zeltstädte stehen werden. Was die Empfangskultur im Clubhaus anbelangt, so hat auch hier die Ryder-Cup-Maschinerie bereits viel an italienischer Atmosphäre verloren. Im kühlen Designer-Clubhaus der 2017 verstorbenen Laura Biagiotti vermisst man die freundliche und einladende Atmosphäre, mit der die anderen Clubs in Rom punkten.

VON ROBERT TRENT JONES BIS P.B. DYE

Der 18-Löcher-Platz von Parco di Roma mag schon aufgrund seines extrem hügeligen Geländes kein Fall für grössere Turniere sein, weil man ohne Cart nur schwer über die Runde kommt. Das Design des Amerikaners P.B. Dye aus dem Jahr 2000 aber ist anspruchsvoll, modern und optisch aufregend. Für eine Ferienrunde also durchaus empfehlenswert, zumal auch das Clubhaus und die Gastronomie auf den gehobenen Standard der Mitgliedschaft hinweisen. Parco di Roma ist neben dem Aquasanta und dem Parco di Medici eine von wenigen Anlagen, die sich innerhalb des grossen Autobahnrings der Stadt befinden. Zum Colosseum sind es bei guter Verkehrslage – aber wer weiss das in Rom schon – 30 Minuten mit dem Auto, weshalb sich Parco di Roma und Acquasanta anbieten, wenn man einen Städtetrip mit Golf verbinden will.

ABSTRICHE BEIM PFLEGEZUSTAND

Acquasanta eilt ohnehin der Ruf voraus, stets einer der am besten gepflegten Plätze Roms zu sein. Ein Argument,

Hotel

Das Waldorf Astoria Rome Cavalieri ist das offizielle Spielerhotel beim Ryder Cup 2023. Tatsächlich ist das Hotel mit seinen 370 Zimmern aber auch für jeden Rom-Reisenden ein Highlight, wenn er auf die Kombination aus Golf, Sightseeing und Kultur setzt. A Living Art Gallery – mit dieser Bezeichnung wird auf die Kunst in dem Gebäude hingewiesen, die von Andy Warhol und der Moderne über Skulpturen von Tantardini und Zocchi bis zu Gobelins und Wandteppichen eine beeindruckende Sammlung umfasst. Die Rede ist von der grössten Privatsammlung Italiens, die heute in Besitz einer Fondsgesellschaft ist.

Das Rome Cavalieri, wie es in der Regel abgekürzt wird, besetzt in Rom das Luxussegment, punktet aber im Vergleich mit anderen Häusern vor allem durch seinen Panoramablick auf die Innenstadt mit dem Petersdom. Die weitläufigen Gartenanlagen mit Pools sind in einer Metropole wie Rom sonst schwer zu finden, weshalb man sich auch als Resort und nicht als klassisches Stadthotel vermarktet.

Die Preise variieren extrem je nach Saison, Zimmer und Package. Für das Standard-Doppelzimmer muss man mit mindestens 300 Euro pro Nacht rechnen. Unbedingt achten sollte man auf den Blick Richtung Innenstadt. Online buchbar unter www.hiltonhotels.de oder über alle grossen Buchungsplattformen.

das man nicht unterschätzen sollte, weil es in Italien gerade um den Pflegezustand der Fairways nicht immer zum Besten steht. Der Grund allerdings wird bei genauerem Nachfragen klar. Das Verbot von Pestiziden zur Unkraut- und Schädlingsbekämpfung wird hier extrem ernst genommen. Und nachdem auch in Italien die Wasserentnahme 2022 bei extremer Dürre problematisch war und gleichzeitig Arbeitskräfte im Greenkeeping fehlen, ist es nicht immer leicht, den Standard der Fairways auf Topniveau zu heben.

Was die Grüns betrifft, ist die Lage allerdings eine andere. Im Parco di Roma und Acquasante sind sie im besten Zustand. Der Parklandplatz von Acquasante ist der älteste Golfplatz Italiens. Für den Longhitter von heute ist es ein eher kurzer Platz ohne sonderliche Schwierigkeiten. Hier zieht man eher gemächlich unter Pinien und Zypressen seine Runde und beobachtet im Anschluss daran auf der Terrasse Roms Golfadel, der mit leicht versnobter Eleganz den Nachmittag geniesst.

GOLFEN BEIM PAPST MIT ABSTRICHEN

Castel Gandolfo ist von hier aus gerade mal eine Viertelstunde entfernt. Die Sommerresidenz der Päpste mit ihren Barberini-Gärten liegt in den Alban-Bergen und hat mit dem Country Club Castelgandolfo auch ihren eigenen

18-Löcher-Platz, den Robert Trent Jones Sr. vielleicht auch deshalb designte, weil dieses Stück Land so verlockend war. Unterhalb des Papstpalastes ziehen sich die 18 Löcher durch einen Talkessel, an dessen Seiten sich hübsche Villen und traumhafte Baumbestände verteilen. Die Blicke sind traumhaft, die Löcher gut, der Pflegezustand allerdings verbesserungswürdig.

Weil das Essen in den kleinen Restaurants der Altstadt erstklassig ist, die Preise im Vergleich mit so manchem Golfer-Hotspot noch moderat sind und der Blick auf die historischen Gassen und Gebäude einfach einmalig ist, ist der Ausflug immer ein Erfolg. Zumal der Besitzer der Eisdiele vor dem Papstpalast ja auch noch die aktuellen Daily News mitliefert. Während der aktuelle Papst Franziskus Castel Gandolfo überhaupt nicht nutzt und den Palast deshalb auch für Besucher geöffnet hat, ist der pensionierte Papst Benedikt offenbar ein häufiger Gast, der den Ort zur Andacht besucht.

Luke Donald und Zach Johnson als aktuelle Ryder-CupKapitäne hat es bei ihrem Besuch in Rom, als es im Oktober um die One-Year-to-go-Festivitäten ging, zwar nicht nach Castel Gandolfo gezogen. Bei Papst Franziskus waren sie dann aber doch zur Audienz. Ein Segen für den Ryder Cup. •

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