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Man muss den Rasen riechen
Die Migros Luzern hat diesen Sommer alle sechs Golfparks und die Migros GolfCard übernommen. Im Interview erläutert Roman Ziegler die Vorteile der neuen AG und die Gründe für die steigenden Greenfee-Preise ab der nächsten Saison.
Bei sechs Golfparks geht es schnell um mehr als 100 Millionen Franken. Welche ist die «wertvollste» Anlage?
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Roman Ziegler, Sie sind seit dem 1. Juni offiziell verantwortlich für die Migros Golf AG. Was beschäftigt Sie aktuell am meisten?
Zuerst gilt es die gut 350 Menschen ins neue Unternehmen zu integrieren und gleichzeitig auch einheitliche Prozesse einzuführen. Ein ganz grosses Thema ist beispielsweise eine gemeinsame Golf Software. Bisher gibt es sieben Versionen von PC-Caddie, jeder Golfpark und die Migros GolfCard haben eigene Konfigurationen. Das wollen wir nun über den Winter in eine zentrale Lösung überführen. Davon sollen unsere Kundinnen und Kunden möglichst nichts merken respektive es soll sogar einfacher für sie werden. Wie man sich vorstellen kann, ist das ein anspruchsvolles, grosses Projekt. Wir reden von bis zu 500 000 Datensätzen, die zusammengeführt werden müssen.
Wieso braucht es eine neue Firma?
Bekanntlich führen bei der Migros die einzelnen regionalen Genossenschaften die Verkaufsgeschäfte. Das hat viele Vorteile. Das war auch beim Golf so, wo die Golfanlagen von vier Genossenschaften geführt wurden. Wir haben schon länger zusammengearbeitet, dann aber gemerkt, dass wir an Grenzen stossen. Wenn wir weiterkommen wollen, braucht es eine einheitliche Organisation, die sich ‘nur’ ums Golf kümmert und kurze Entscheidungswege hat. Das Gleiche hat die Migros 2021 bei den Fitnesscenter und den Klubschulen gemacht und dazu die Rechtsform einer Aktiengesellschaft gewählt. Dies ist schlicht die einfachste Lösung für eine neue Firma. Die Migros Golf AG gehört zu 100 Prozent der Genossenschaft Migros Luzern. Sowohl der Geschäftsleiter als auch der Finanzchef sind im Verwaltungsrat von Migros Golf.
Wie viel haben Sie für die sechs Golfparks investiert?
Darüber darf ich aus Vertragsgründen nicht sprechen. Wir haben die sechs Anlagen von Fachleuten bewerten lassen, dabei ging es logischerweise um den aktuellen Wert, aber auch um das Potenzial für die Zukunft. Golfplätze sind zudem etwas speziell; unter anderem gewinnen sie mit wachsenden Baumbeständen an Wert, buchhalterisch werden die Investitionen natürlich abgeschrieben.
Unsere Anlagen sind unterschiedlich gross und unterschiedlich gelegen, jede Einzelne für sich ist natürlich sehr wertvoll. Logischerweise sind Otelfingen, Moossee und Holzhäusern mit ihrem Einzugsgebiet und ihrem Angebot respektive den Frequenzen nur schwer mit Signal de Bougy zu vergleichen. Dort sind es ‘nur’ 18 Löcher. Wir haben überall Ideen, wie wir unseren Slogan ‘Golf für alle’ konkret umsetzen. Das Projekt Fun Golf hat etwas Zeit gebraucht; nun sehe ich beispielsweise in Oberkirch oder Holzhäusern immer mehr Familien, die gemeinsam Spass auf dem Pitch&Putt- respektive Par-3-Platz haben. Eigentlich passt der frühere Arbeitstitel auch nicht schlecht: Maxi-Golf anstelle von Mini-Golf. Einfach, unkompliziert – und dies zu einem sehr familienfreundlichen Preis. Vor 15 Jahren habe ich selber im Theoriesaal mit Regel- und Etikette-Kursen begonnen. Ich sage immer, beim Golf muss man den Rasen riechen. Und dies schon möglichst früh. Wir bilden sicher am meisten Neugolferinnen und Neugolfer in der Schweiz aus. Darauf können wir beispielsweise mit einem vereinheitlichten Academy-Konzept aufbauen, so dass die Kunden überall die gleiche Systematik und Qualität erwartet.
Wie stark beschäftigten Sie die steigenden Kosten? Das ist ein Riesenthema, wir spüren es überall. Sei es bei den Maschinen, den Ersatzteilen, dem Sand oder natürlich der Energie. Die Kosten steigen deutlich zweistellig, die kommende Lohnrunde beim Personal ist dabei noch nicht eingerechnet. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Greenfee-Tarife anzupassen. Eine 18-Loch-Runde kostet ab nächster Saison 10 Franken mehr, bei 9-Loch schlagen wir 5 Franken auf. Das bedeutet am Wochenende zur Primetime 120 Franken beziehungsweise 110 mit der Migros GolfCard, was im schweizweiten Vergleich noch immer sehr attraktiv ist. Die Tarife der Jahreskarten hingegen lassen wir im 2023 unverändert. Wir versuchen, Synergien zu nutzen, um einen Teil davon zu kompensieren.
Was zum Beispiel?
Wir können sicher noch effizienter werden, etwa bei einem gemeinsamen Einkauf von Maschinen oder Gastrobedarf. Ich kann mir vorstellen, gewisse Maschinen künftig gemeinsam anzuschaffen und gemeinsam zu nutzen. Das betrifft nicht die Mäher, die jeden Tag auf dem Platz sind, aber sogenannte Pflegemaschinen. Das Thema Energie beschäftigt uns natürlich auch. Lange Zeit profitierten wir von vergleichsweise günstigen Gaspreisen. Das ist wohl endgültig vorbei. Hier suchen wir nach langfristigen Lösungen, unter anderem mit zusätzlichen Photovoltaik-Flächen, wie wir sie bereits in Holzhäusern und Waldkirch im Einsatz haben. In Otelfingen und Signal de Bougy sind wir an der GEO-Zertifizierung, alle anderen Golfparks haben dies bereits erfolgreich umgesetzt. Es ist für uns eine Verpflichtung, uns stets zu verbessern. •
Migros Golf Ag
Die neu gegründete Aktiengesellschaft umfasst die sechs Migros Golfparks Signal de Bougy (VD), Moossee (BE), Oberkirch (LU), Holzhäusern (ZG), Otelfingen (ZH) und Waldkirch (SG), dazu gehört aber auch die Migros GolfCard mit ihren rund 22 000 Mitgliedern. Insgesamt arbeiten rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Bereich Golf. Roman Ziegler ist seit dem 1. Juli 2022 CEO der Migros Golf AG. Davor hatte er seit 2005 die Verantwortung für «Freizeit und Bildung» bei der Migros Genossenschaft Luzern. Sich ganz auf Golf konzentrieren zu können sei ein Privileg, sagt der passionierte Ballsportler mit Handicap 21. Wann immer möglich, versuche er mittwochs nach der Arbeit mit einigen Kollegen ein paar Löcher zu spielen. «Da lernt man Demut.»