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Zwischen Main und Donau

ie nächtlichen 400 Kilometer Fahrweg Richtung Nürnberg stecken mir noch etwas in den Knochen, als ich auf dem Parkplatz des Golfclub Lichtenau-Weickersdorf aussteige. Zudem ist es empfindlich kühl an diesen frühen Morgen. Meine Miene hellt sich aber schon beim Anblick der schön gepflegten Anlage auf. Der Club hat für mich einen ‚Tourguide‘ organisiert: Eine quirlige ältere Dame kommt mir am ersten Tee entgegen. Irmgard ist seit Jahrzehnten Mitglied im Club, kennt hier mutmasslich jeden Quadratmeter Rasen und legt ein sehr flottes Tempo vor. Ihre Ortskenntnisse sind eine grosse Hilfe, denn an einigen Löchern geht es darum, die nicht immer genau erkennbaren Landezonen zu treffen.

Nie Langweilig

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Die ersten vier Bahnen verlaufen in recht flachem Gelände, doch ab dem ersten Par 3, an dem ein paar Bäume die direkte Sicht zum Green einschränken, geht es durch Waldschneisen munter auf und ab. Die Neun, ein Par 5, ist einfach nur toll, mit Stroke Index 1 aber auch ganz schön anspruchsvoll. Eine nach links hängende Landezone, ein Schlag über einen diagonal verlaufenden kleinen Bach und zum Schluss noch das höher gelegene Green treffen – eine jener Spielbahnen, die man den ganzen Tag spielen könnte, ohne dass es langweilig würde.

Die 10 führt dann auf höheres Gelände über die etwas längeren Backnine. Die Fairways sind zwar ein wenig breiter, doch dafür kann hier der Wind zum Spielverderber werden. Speziell ist in Lichtenau das sehr kurze Schlussloch, nur 100 Meter von ganz hinten. Die 18 führt über einen kleinen Weiher in Sichtweite der Gäste auf der Clubhaus-Terrasse. Ein nasser Ball ist das Letzte, was wir uns wünschen.

Ich bedanke mich bei meiner Begleiterin für die sehr kurzweilige Runde und konstatiere, dieser Platz ist auch eine längere Anfahrt wert. Der Club verfügt ausserdem – das war mir beim Rekognoszieren entgangen – nebst guter Gastronomie auch noch über ein paar Gästezimmer. Wäre ein idealer Ausgangspunkt für meine beiden nächsten Ziele gewesen…

Rund Um Die Burg

Meine nächste Station, der Golf Club Ansbach, ist eigentlich unmöglich zu verfehlen, denn er wird überragt von der mächtigen Burg Colmberg (heute ein luxuriöses Hotel mit Restaurant). Der Platz ist nur knapp 5200 Meter lang. Wer nun aber denkt, leichtes Spiel zu haben, wird auf den ersten neun gleich eines Besseren belehrt. Das erste Loch geht steil hoch; ohne ausreichende Feuerkraft für 250-Meter-Drives steht ein blinder zweiter Schlag über eine Kuppe auf ein scheinbar winzig kleines Green an. Die teils sehr kleinen, schwierig zu spielenden Greens sind so etwas wie ein Markenzeichen auf dieser Schleife.

Die Bahnen sind sehr geschickt dem Gelände unter dem Burghügel angepasst, und wiederum helfen mir Ortskenntnisse – diesmal von Rolf, dem Schatzmeister des Clubs – da und dort bei der Linienwahl. Der für mich attraktivste Abschnitt sind die Löcher 5 und 6. Ersteres ein kurzes, aber kniffliges Par 4 mit einem «FlaschenhalsFairway» auf halber Strecke, gefolgt vom einem wundervollen Par 5, mit knapp 500 Metern das längste Loch, und einem Approach über Wasser auf das für einmal grossflächige Green.

Die zweiten neun, fast 40 Jahre nach den Löchern 1 bis 9 eröffnet, bieten ein ganz anderes Bild. Das Gelände jenseits der Strasse wird von kleinen Buschreihen und neu angepflanzten Bäumen durchzogen. Rund 200 Meter länger als die «Burgrunde» und ebenfalls sehr windanfällig sind die Backnine. Dafür hält sich aber der Kräfteaufwand auf dem fast topfebenen Gelände in Grenzen; den Grossteil unserer Reserven hatten wir ja schon «unter der Burg» verschlissen. Die Vegetation muss noch «altern», dann werden auch die Backnine um einiges attraktiver. Ansbach ist zwar kein «Must-Play»-Platz, hat aber durchaus seine Reize. Gäste werden herzlich empfangen, und die Mitglieder sind besonders stolz auf die vorwiegend in Fronarbeit erstellte Anlage.

RUHE AUF DEM HOCHPLATEAU

Würzburg am Main markiert den nördlichsten Punkt meiner Reise. Der Fluss wird von Nord- und Mitteldeutschen scherzhaft als Weisswurstäquator, die Grenze zwischen Nord- und Süddeutschland, bezeichnet. Der Golf Club Würzburg liegt nur knapp sechs Kilometer Luftlinie entfernt von der mächtigen Festung Marienberg. Doch zwischen dem vielbesuchten, fast ein halbes Jahrtausend als Wohnsitz der Fürstbischöfe des Bistums Würzburg dienenden Gemäuer und dem Golfplatz liegen Welten. Hier oben, auf einem Plateau hoch über dem Main, herrschen Ruhe und Natur pur.

Die erste Bahn, ein kurzes Par 4 mit Bergab-Bonus, ist ein einladender Einstieg, doch bereits am zweiten Loch zeigt der Platz mehr Biss. Das 160 Meter lange Par 3, bei dem eine tiefe Senke «carry» überwunden werden will und das grosse Green mit kniffligen Breaks, ist Hingu- cker und Herausforderung in einem. Nun geht es Schlag auf Schlag, wörtlich und im übertragenen Sinn. Jede Spielbahn hat ihren eigenen Charakter; da eine enge Waldschneise, dort wieder Raum für den Driver. Zudem gibt es einige happige Höhenunterschiede – etwas für die Fitness wird auf diesem Platz also auch getan. Das Layout mit nicht weniger als elf anspruchsvollen Doglegs ist einfach toll und bietet jede Menge Spass, Abwechslung und Herausforderung. Der Platzzustand, insbesondere die Greens, ist erstklassig. Dass die Runde mit einem Par 3 endet, ist zwar eher ungewöhnlich, aber das Schlussloch sieht nicht nur klasse aus, sondern beschert mir auch noch eine letzte Birdiechance – die ich prompt vermassle... Der Golfclub Würzburg gehört definitiv zu den Leading Clubs of Germany und ist ein echter Augenöffner; ich hätte den Platz gerne gleich nochmals gespielt.

Erste G Te

Auf den Golf-Club Schloss Klingenburg hatte mich ein befreundeter Journalist aus München vor einigen Jahren aufmerksam gemacht: «Einer meiner Lieblingsplätze in Deutschland, solltest du mal besuchen!» Aus einiger Entfernung sehe ich eine hangabwärts führende Spielbahn und freue mich schon auf den ersten Abschlag, allerdings ist dies das zehnte Loch. Am «korrekten» Start schliessen Felix und Mia zu mir auf und laden mich ein, mit ihnen zu spielen. Die erste Bahn misst zwar nur knapp 250 Meter, doch die gefährlich nach links hängende Waldschneise ist nur gefühlte 25 Meter breit. Dazu gilt es eine happige Steigung hoch zum Green zu meistern. Zwei Schläger mehr für den Approach scheint eine gute Idee, es reicht aber nicht ganz. Das Startloch hat «bloss» Stroke Index 13 – das ist wohl ein Scherz, denke

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