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Der Platz wird länger und enger
from SWISS GOLF 03-22 DE
by swissgolf.ch
Am 22. September startet die zweite Swiss Challenge auf Golf Saint Apollinaire bei Basel. Der Blick hinter die Kulissen zeigt, was es braucht, damit aus einem Platz für Mitglieder ein «echter Test» für die Profis der Challenge Tour wird.
Zehn Jahre lang wurde die Swiss Challenge auf Golf Sempach ausgetragen. Vergangenen Herbst «zügelte» Turnierdirektor Daniel Weber den Grossanlass auf die jüngste Anlage im Verbund ClubGolf. «Die Premiere ist geglückt. Nun machen wir alles, damit die zweite Ausgabe in Saint Apollinaire noch besser wird», fasst der Unternehmer die Ausgangslage zusammen.
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Ende Mai scheint der Grossanlass noch weit weg, doch bald darauf beginnt die entscheidende Phase auf dem Golfplatz. Sebastiano Torrisi als «Tournament Administrator» der European Tour Group besucht vier Monate vor dem Turnier den Club in der Nähe von Basel. «Der Fruitgarden ist schon jetzt in einem hervorragenden Zustand. Ich bin sicher, bis im September wird der Platz top sein», sagt der Sizilianer direkt nach der «Inspektion». Torrisi war schon bei der Premiere als Chef von gut zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tour im Einsatz, davor arbeitete er unter anderem bei der Swiss Challenge in Sempach. «Das Turnier gehört sicher zu den Top 3 auf der Challenge Tour; für mich persönlich ist es jeweils ein Höhepunkt in der Saison», sagt der frühere Clubmanager im Donafugata-Resort.
Viel Erfahrung
Für die Profis sei es gut, dass sie auf neuen Plätzen spielen können, gleichzeitig profitierten alle Beteiligten von der langjährigen Erfahrung rund um die Organisation. «Die Spieler auf der Challenge Tour sind nicht verwöhnt. Hier ist das Essen sicher besser und die Lounge noch etwas schöner als an vielen anderen Orten. Sehr praktisch ist zudem die zentrale Lage», erklärt Torrisi zu den gefragten Startplätzen bei der Swiss Challenge.
Punkto Platz wolle man von Seiten der Tour zuerst auf der «sicheren Seite» sein, erläutert der Italiener, der selber auch als Schiedsrichter arbeitet. Klar habe man die extrem tiefen Scores in der ersten Ausgabe gemeinsam diskutiert. Der Däne Marcus Helligkilde hatte mit einem Saison-Rekordergebnis von 25 unter Par nach vier Runden gewonnen, die beiden Verfolger lagen nur einen Schlag zurück. Dazu kam die absolute Rekordleistung von Alejandro Del Rey mit 58 (!) Strokes auf dem Par-72-Parcours, dies unter anderem mit drei Eagles. «Tiefe Scores bei einem Profiturnier sind nicht per se schlecht, doch war es auf dem jungen Platz etwas zu wenig anspruchsvoll neben den Fairways und auf den Greens», fasst er die ersten Erfahrungen zusammen.
Schmaler Und Schneller
So wurden beispielsweise bereits weitere 50 Bäume auf dem Fruitgarden gepflanzt. Das seitliche Rough lassen Headgreenkeeper Giancarlo Stefani und sein Team seit diesem
Frühling je nach Spielbahn 5 bis 15 Meter weiter Richtung Fairway ungemäht. Mehr Aufwand braucht es dafür bei den Grüns. «Bei der ersten Austragung hatten wir ganz kurzfristig sogenannte Dollar-Spots auf den Grüns. Da mussten wir die Fahnen stecken, wo es möglich war – nicht unbedingt dort, wo wir sie gerne gehabt hätten», erinnert sich Torrisi. Das soll diesen September anders sein. «Hier in Frankreich dürfen wir praktisch nur biologischen Flüssigdünger verwenden, viel mehr Produkte als in der Schweiz sind vom Gesetzgeber gestrichen worden», erläutert Stefani, der seit genau 34 Jahren als Greenkeeper arbeitet und «immer noch gern über die Fairways fährt, da habe ich meine Ruhe», wie er im Gespräch erzählt. Der Tessiner präparierte in Losone unter anderem den Platz für die Ladies European Tour. «Für die meisten im Team war die Swiss Challenge das erste Profiturnier, klar mussten auch wir unsere Erfahrungen sammeln», erzählt der 52-jährige Chef von weiteren vierzehn Greenkeepern. Sie sorgen nun bis zum Turnier unter anderem dafür, dass die Greens härter und schneller werden. Das heisst konkret, sie erhalten weniger Wasser und werden dafür öfters gewalzt. Das passiert vor allem in den zwei bis drei Wochen vor dem Turnier, so dass sie beim Start auf das gewünschte Tempo von 12 Fuss auf dem sogenannten Stimpmeter kommen. Im normalen Betrieb rollt der Ball von der «Messlatte» etwa 10 Fuss respektive 3 Meter weit.
Direkt vor dem Turnier werden die Greens deshalb am frühen Morgen und am Abend gleich nochmals gemäht. Dafür erhält das Team zusätzliche Unterstützung von vier Leuten auf den Maschinen.
Fahnenpositionen Entscheiden
Insgesamt wird der Parcours für die zweite Austragung «länger und enger» gemacht. Die Abschläge sollen ganz nach hinten versetzt werden, zusammen mit dem näheren Rough erhöht dies die Schwierigkeiten für die Profis. «Ganz entscheidend ist zudem die Wahl der Fahnenpositionen. Mit dem sogenannten Set-up kann man die Scores mehr oder weniger direkt beeinflussen, das sehen wir jede Woche auf der Tour», sagt Torrisi auf dem Weg nach
Hamburg, wo er als Schiedsrichter bei der Porsche European Open genau für dieses Set-up zuständig war. Auch ohne schwierige Fahnenpositionen «spüren» die Hobbygolfer, wie der Platz bis zum Turnier immer anspruchsvoller gemacht wird. «Das ist in jedem Club und eigentlich jede Woche ein Thema», weiss der Italiener aus seinen sechs Jahren bei der European Tour. Dabei helfe es sicher, dass den Members und Gästen gleich daneben ein weiterer 18-Loch-Championship-Platz zur freien Verfügung steht. «Diesen Luxus kennen lange nicht alle Clubs.» Er merke allerdings immer wieder, dass viele Leute «stolz sind, dass die Profis echt getestet werden». «Mir ging es in meinem Heimclub, dem Pìcciolo Etna, immer so. Ich habe mich gefreut und war stolz, auch wenn es kein Anlass der Challenge Tour war», erzählt der Sizilianer.
VIELE HELFER
Zur «hervorragenden Organisation» gehören natürlich ebenfalls die vielen freiwilligen Helfer, unter anderem als Fore-Caddies oder beim Scoring. Die Tour startet diese Saison erstmals mit elektronischen Scorekarten. Die Spieler notieren die Resultate nicht mehr ausschliesslich auf den Karton, sondern direkt auch auf ein kleines Gerät. Bisher fragten die Helferinnen und Helfer nach jeweils drei Spielbahnen nach den Scores. «Hier können wir hoffentlich etwas Manpower einsparen», sagt Anke Fach, welche für das Tagesgeschäft der Swiss Challenge zuständig ist. Vom Parkdienst bis zum Job als Fore-Caddie bleibt genügend Arbeit für die 200 Volunteers. Der Eintritt für die Zuschauerinnen und Zuschauer ist wie im Vorjahr gratis. Damals herrschte in Frankreich noch Zertifikatspflicht. «Ohne diese Einschränkungen hoffen wir natürlich auf noch mehr Zuschauer als bei der Premiere», sagt Veranstalter Daniel Weber. Ganz sicher gern dabei sind unter anderem die 80 Junioren und Juniorinnen aus der ganzen Schweiz, welche jeweils zusammen mit ihren Eltern am Samstag zum «Swiss Challenge Juniors Day» eingeladen werden. Gut möglich, dass sie dann deutlich höhere Scores der Profis beobachten können als bei der ersten Austragung. •