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Die Sonne ist unser wichtigster Spieler
from SWISS GOLF 03-22 DE
by swissgolf.ch
Seit 1987 (!) organisiert der Walliser Yves Mittaz das mit Abstand grösste Turnier der Schweiz. Im Interview spricht er unter anderem über das geplante neue Clubhaus, fehlenden Rasen aus England, den Einfluss des Wetters und die Milliarden aus Saudi-Arabien.
Am 25. August beginnt das Omega European Masters, welches zum 75. Mal in Crans-Montana ausgetragen wird. Ist zum Jubiläum etwas Spezielles geplant?
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Yves Mittaz: Wir werden sicher nicht etwas ‘ganz Grosses’ zu diesem speziellen Anlass auf die Beine stellen. Wie jedes Jahr versuchen wir, den ganzen Event in jeder Beziehung immer etwas zu verbessern. Wir sind aber noch am Planen; die Besucherinnen und Besucher können sich auf jeden Fall auf das Turnier freuen.
Kein anderes Turnier in Europa wird schon so lange am gleichen Ort ausgetragen. Was machen Sie besser als andere?
Ich würde sagen, wir haben den richtigen Ort und das richtige Produkt. Es geht nicht darum, den besten Platz oder die besten Spieler zu haben. Bei uns stimmt die Ambiance, das ganze Dorf steht hinter dem Anlass, Zuschauer und Spieler sind einander so nahe wie selten sonst. Das alles hat uns über die letzten Jahre erfolgreich gemacht. Zudem sind wir mit unseren treuen Sponsoren privilegiert. Vor allem, wenn ich mich in unseren Nachbarländern umschaue. Frankreich etwa hat 800 000 Golferinnen und Golfer. Sie haben zwar den Ryder Cup durchführen können, aber ebenso wie in Italien oder Spanien fehlen die Geldgeber. Nun muss die European Tour finanziell helfen, damit der Turnierkalender einigermassen gefüllt ist. Das ist sicher keine gute Entwicklung.
Ich nehme an, Sie bekommen kein Geld von der Tour?
Zum Glück haben wir langjährige Partner wie Omega oder die Credit Suisse und viele andere. Wir konnten uns in den vergangenen Jahren immer selber finanzieren und gleichzeitig stets weiter in die Verbesserungen investieren. So sind wir unabhängig.
Wie viele Zuschauer erwarten Sie im Wallis?
Das hängt stark von den Wetterprognosen ab. Die eigentlichen Fans kommen immer, das sieht man auch schon am gut laufenden Vorverkauf. Der Unterschied kommt mit den mehr oder weniger spontanen Besuchen. Da spielt das Wetter eine wichtige Rolle. Ich sage immer wieder: Nicht xy ist unser wichtigster Spieler, sondern die Sonne. Von den 50 000 Zuschauerinnen und Zuschauern sind vielleicht 10 000 Golffans, der Rest will bei uns eine gute Zeit erleben. Und denen möchten wir auch neben dem Platz möglichst gute Unterhaltung bieten.
Sie investieren seit vielen Jahren in den weiteren Umbau des Platzes; was hat sich zuletzt verändert? Weniger, als ursprünglich erhofft. Im vergangenen Oktober wollten wir die Greens der Spielbahnen 1,4 und 5 mit neuem, speziellem Rasen renovieren. Diese spezielle Mischung gibt es nur in England, doch nach dem Brexit gab es keine Chance mehr, an diesen Rasen zu kommen. Wir haben wirklich alles versucht, mussten das Projekt aber nun auf diesen Oktober verschieben. Nun hoffen wir auf eine Lösung aus Irland. Ganz untätig blieben wir aber nicht, diverse weitere Bunker wurden komplett renoviert und auf den neusten Stand gebracht.
Wie weit ist das Projekt mit einem neuen Inselgreen auf Loch 18?
Das kann man nicht isoliert betrachten. Bekanntlich ist das Clubhaus ziemlich in die Jahre gekommen. Nach dem Tod von Gaston Barras laufen nun die Gespräche mit der Familie, ihr gehören das Land und das

Clubhaus. Beteiligt ist natürlich auch die Gemeinde, welcher der daneben liegende Parkplatz gehört. Es laufen gute Gespräche, und da wird dann auch das Projekt des neuen Inselgrüns integriert. Bis Ende 2023 sollten wir hier deutlich klarer sehen. Bis jetzt läuft es gut, aber wie immer beim Bauen gibt es viele Unwägbarkeiten.
Zurück zur Aktualität: Gibt es schon erste Namen von Teilnehmern im 2022?
Dafür ist es noch etwas früh. Sicher dabei ist aber Titelverteidiger Rasmus Højgaard, ebenso wie sein Zwillingsbruder Nicolai, der bekanntlich nur eine Woche später in Italien sein erstes von zwei Turnieren auf der DP World Tour gewonnen hat. Für Rasmus war der Sieg im Wallis schon der dritte Titel. Ich freue mich sehr über den Auftritt der beiden jungen Dänen. Weitere Namen folgen im Verlauf des Sommers.
International sehr viel zu reden gab die neue «Superliga» mit Milliardensummen aus Saudi-Arabien. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?
Das Projekt verunsichert ganz viele, es ist sicher auch für uns nicht hilfreich. Die Touren haben beschlossen, die Spieler zu sanktionieren, falls sie dort antreten. Das könnte am Ende beispielsweise bedeuten, dass ein Martin Kaymer dann nicht mehr bei uns spielen darf. Die Saudi-Liga ist vielleicht kurzfristig interessant für einige ältere Spieler, die wissen, dass sie kein Major mehr gewinnen werden. Allerdings finde ich es persönlich höchst problematisch, wenn pro Turnier 25 Millionen Dollar ausgeschüttet werden, gepaart mit weiteren Millionen als Antrittsgelder und Entschädigungen auch noch für die letzten Spieler in den kleinen Feldern. Ähnliche Ideen gab es bekanntlich im Fussball, dort haben sich die Fans gewehrt. Im Golf scheint aktuell einfach zu viel Geld vorhanden zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Saudis in zwei Jahren sagen, wir haben keine Lust mehr und stoppen das Projekt. Dann gibt es eigentlich nur noch Verlierer –ausser einigen wenigen, die kurzfristig und relativ egoistisch abkassiert haben.
Das erste Turnier der «Superliga» fand im Juni nach Redaktionsschluss in England statt. Was bedeutet es für ein vergleichsweise kleines Turnier wie das Omega European Masters, wenn so viel Geld im Spiel ist? Wird das für Sie «gefährlich»? Das glaube ich nicht. Ich habe lieber ein kleines Turnier, das funktioniert, als eines, welches nur aus kurzfristigem Gewinnstreben auf die Beine gestellt wird. Sehr viel Preisgeld allein reicht zum Glück nicht aus, es braucht mehr, und da komme ich wieder auf die spezielle Ambiance bei uns in den Bergen zurück. So etwas gibt es sonst nirgends. Diesen Trumpf wollen wir weiterhin ausspielen; es macht ja keinen Sinn, beim Preisgeld zu versuchen, bei diesem Irrsinn von 25 Millionen Dollar pro Turnier mitmachen zu wollen. •