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Blühender Lebensraum

Natürliche Wiesen und extensiv genutzte Roughs tragen wesentlich zum Erhalt der heimischen Flora und Fauna bei. Wir zeigen ausgewählte Beispiele von vier GEO-zertifizierten Schweizer Golfanlagen.

MIRJAM FASSOLD

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Der Golf Club Lausanne nimmt sich des Themas seit 2007 gezielt an. In jenem Jahr wurden die ersten Natur- und Blumenwiesen «installiert»; diese 3,5 Hektaren Wiesland werden seit 15 Jahren nicht mehr gedüngt und nur noch einmal pro Jahr (spät) gemäht. 2014 wurde die Fläche der Blumenwiesen auf 5 Hektar erweitert, was rund zehn Prozent der Gesamtfläche der Anlage entspricht. Das gemähte Gras wird einem benachbarten Landwirt als Viehfutter angeboten. 2018 schliesslich folgte eine Änderung der Zweckbestimmung der Blumenwiesen auf dem Golfplatz Lausanne; 2,7 Hektar davon sind seither als «ökologische Schutzgebiete» definiert und dürfen nicht mehr betreten werden.

GOLF CLUB DE LAUSANNE, RECHTS VOM ABSCHLAG 7

In Zusammenarbeit mit einem Spezialisten für UFASaatgut haben die Lausanner 2019 ihre Blumenwiesen und Roughs genau unter die Lupe genommen. Dabei ging es nicht nur um Biodiversität, sondern auch um eine optisch gefällige Gestaltung der Flora auf dem Golfgelände. «Wilde Wiesen und extensiv genutzte Roughs sind nicht nur Lebensraum für Tiere, sondern auch für einheimische Pflanzen», sagt Headgreenkee - per Laurent Liatard. Auch wenn diese Flächen wenig Pflege benötigen, sollte genau hingesehen werden: «Bei der Kontrolle und Ausrottung invasiver Arten muss man wachsam bleiben. Wenn diese Flächen gut bewirtschaftet werden, können blühende einheimische Arten gemeinsam mit den vorhandenen Gräsern gedeihen, was diese Flächen optisch interessant macht», erklärt Liatard. Um mehr einheimische Wildblumen auf der Anlage anzusiedeln, wurden im April 2020 streifenweise blühende Arten ausgesät. Diese Bereiche befinden sich rechts vom Grün 1, rechts vom Abschlag 7 sowie rechts vom Grün 15 und hinter Grün 17. Eine erste Sichtung im August 2020 verlief sehr zufriedenstellend und zeigte, dass auf dem Golf Lausanne unter anderem Skabiosen-Flockenblume, Schafgarbe, Wiesensalbei, Kriechender Günsel, Wildes Stiefmütterchen, Zweijähriger Giersch, Hecken-Glockenblume, Ferkelkraut, Acker-Witwenblume und Margerite erfolgreich angesiedelt werden konnten.

GOLF CLUB SION, LOCH 13

Auf dem Gelände des im März 2022 GEO-zertifizierten Golf Club Sion gibt es nur eine einzige Blumenwiese, diese ist allerdings beeindruckende 3000 Quadratmeter gross. Seit 2018 säumt sie das Fairway 13 auf dessen linker Seite. «In dieser Wiese findet man pro Quadratmeter etwa 50 Pflanzenarten», erklärt Sébastien Paratte, Club Manager in Sion. «Speziell ist die Zusammensetzung der Pflanzen; sie besteht aus einheimischen Arten und ist typisch für das Wallis.» Die Pflegearbeiten beschränken sich auf zwei Heuschnitte pro Jahr, wobei in der Regel erstmals Mitte Juli und dann noch einmal Mitte September gemäht wird. Dies nicht nur aus Rücksichtnahme auf die Blütezeit der Pflanzen, die sich so versamen können – auch die Fauna dankt es. «In dieser Wiese leben unter anderem Füchse und Eichhörnchen», sagt Paratte.

GOLF

CLUB VUISSENS, ABSCHLAG 18

Im Rahmen der ebenfalls im März erfolgten GEO-Zertifizierung hat der Golf Club Vuissens eine Biodiversitätsbilanz durch eine Biologin erstellen lassen. Zudem wurde eine Kartierung der Anlage vorgenommen. Man verfügt nun über sehr genaue Daten, damit man in Zukunft nachvollziehen kann, ob Tier- und Pflanzenarten neu auf das Golfgelände gekommen oder verschwunden sind. 1,45 Hektar extensive Wiesen auf dem Golfgelände werden von Landwirten bewirtschaftet und sind von diesen als Biodiversitäts-Förderflächen gemäss Direktzahlungsverordnung angemeldet. «Diese Wiesen sind ideale Habitate für Schmetterlinge, Heuschrecken, Wildbienen, Spinnen und andere Insekten», erklärt Headgreenkeeper Romain Lodieu. «Auf unserem Golfplatz sind drei gefährdete Insektenarten zu Hause: die Zimmermannsbiene, der Skabiosen-Scheckenfalter und der Kleine Wechselflügler.» Zusätzlich zu den genannten Wiesen findet man in Vuissens rund eine Hektare Hochstaudenflure (Bild), die in kleine Bereiche von 300 bis 500 Quadratmeter aufgeteilt sind. «Auch sie zeichnen sich durch eine besonders vielfältige Flora aus», sagt Lodieu. Zu finden seien unter anderem Hornklee, Esparsette, Behaarter Klappertopf, Schwarzwurzel, Duftwolfsmilch, Kuckuckslichtnelke, Kriechender Günsel und Margeriten. Die ältesten Blumenwiesen im Golf Vuissens bestehen seit 15 Jahren, die jüngsten wurden 2018 gesät. Gemäht werden die Rough-Wiesen einmal pro Jahr, in der Regel Ende September/Anfang Oktober. Das Heu wird zu einem Bauern im Dorf gebracht, dort mit Dung vermischt und als organisches Düngemittel auf den Feldern ausgebracht.

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