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100 Jahre Golf Club de Genève
from SWISS GOLF 03-22 DE
by swissgolf.ch
Der einzige Golf Club im Kanton Genf profitiert seit 1973 von seiner perfekten Lage. Neben den 750 aktiven Golferinnen und Golfern zahlen

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250 Leute einen schönen Beitrag, damit sie im Restaurant essen dürfen. Einige Anekdoten aus der 100-jährigen Geschichte zeigen, dass das nicht immer so war.
Die erste offizielle «Preisliste» ist noch vorhanden. 1922 kostete eine Runde unter der Woche 2 Franken, am Wochenende das Doppelte. Als Jahresbeitrag zahlten die Männer interessanterweise 125 Franken, für die Frauen waren es bloss 65, für Paare gab es zudem einen «Rabatt». Die Vergünstigungen für die Partner sind geblieben, ansonsten ist im Golf Club Genf nicht mehr vieles gleich wie ganz am Anfang. Der erste Platz wurde in Onex gebaut, unter anderem wegen der Nähe zur Tramlinie. Ein Bild vom ersten, bescheidenen Klubhaus existiert noch, die meisten anderen Akten aus den Anfängen sind allerdings verschwunden.
Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg waren 200 Aktivmitglieder eingeschrieben, dazu kamen 34 Leute, welche nicht Golf spielten, aber als «passive» Members im Res- taurant essen und trinken durften. An der Generalversammlung wurde damals bestimmt, dass das anschliessende Essen nicht mehr als 3.50 Franken kosten sollte, Wein oder Kaffee natürlich nicht inbegriffen. Interessant auch die offiziellen Caddie-Tarife von damals: 1.80 Franken für eine 18-Loch-Runde, 1.20 Franken für 12 Löcher. Gleichzeitig wurden die Mitglieder aufgefordert, bei der Tilgung der Schulden des Clubs in Höhe von 11 000 Franken mitzuhelfen.
ZWEI MAL «UMGEZOGEN»
Im Krieg kam Genf vergleichsweise gut weg, nur zwei der achtzehn Spielbahnen musste der Club für die «Anbauschlacht» zur Verfügung stellen. 1951 erhielten die Frauen im ausgebauten Clubhaus erstmals eigene
Duschen. Drei Jahre später konnten die Verantwortlichen die angrenzende «Domaine des Evaux» kaufen, doch es dauerte bis 1965, bis das neue Clubhaus und der Parcours von Architekt Don Harradine fertiggestellt waren. Das Glück dauerte allerdings nur kurz. Wegen eines geplanten Strassenprojekts in Onex musste schon bald darauf ein neuer Standort gesucht werden.


1970 konnte die Immobiliengesellschaft die «Domaine de Bessinge» oberhalb von Cologny kaufen; aus dem Verkauf des bisherigen Geländes an den Kanton Genf resultierte ein beachtlicher Gewinn von 4 Millionen Franken. So konnten sich die Genfer die Dienste des amerikanischen Platzarchitekten Robert Trent Jones leisten. Sein Angebot war mit 2 Millionen Franken doppelt so teuer wie diejenigen von anderen bekannten Namen, aber offenbar «deutlich günstiger als bei ihm üblich», wie im Protokoll der Generalversammlung 1970 steht.

Im Mai 1973 fand der Umzug nach Bessinge statt, und schon drei Jahre später startete die erste Rolex Trophy, die als ProAm danach lange Zeit fester Bestandteil der Challenge Tour war. 1982 organisierte Genf die Amateurweltmeisterschaft der Frauen, und dieses Jahr folgt mit dem Arnold Palmer Cup ein weiteres sportliches Highlight (siehe Box nächste Seite).
Wartelisten Seit Den Sp Ten Sechzigerjahren
Diskussionen gab es immer wieder wegen des Restaurants. So wurde 1967 beschlossen, dass es am Wochenende bloss noch ein kaltes Buffet und einen Tagesteller geben sollte. Am Montag blieb das Restaurant aus Rücksicht auf das Personal ganz geschlossen. Dies übrigens, obwohl es zu dieser Zeit bereits eine Warteliste für Neumitglieder gab, die bis heute existiert.
Im Mai 1979 bezeichnete es der damalige Präsident als einen «Skandal», dass mehr als 70 000 Franken an Restaurantrechnungen noch immer nicht bezahlt seien. Mit einer Statutenänderung konnten die säumigen Mitglieder suspendiert oder ausgeschlossen werden. Mittlerweile zahlen die Member 2000 Franken als Restaurationsbeitrag. Das Clubhaus ist praktisch das ganze Jahr offen, gut ausgelastet und für den Club rentabel.
«Wir sind sicher in einer privilegierten Lage, so nahe an der Stadt Genf», sagt François Lautens, der seit fast 23
Jahren als Manager im Traditionsclub arbeitet. Dort ist er unter anderem Chef von 16 Greenkeepern.
Mitglieder Mit Eigener Show
Man habe zudem in den vergangenen Jahren sehr viel in den Parcours investiert. Gleichzeitig biete man den Members ein sehr breites Angebot mit vielen sport lichen Turnieren, aber auch ganz vielen gesellschaftlichen Anlässen wie spezielle Themenabende oder spannende Vorträge über neue Technologien. «Ein Höhepunkt gegen Ende des Jubiläumsjahres ist sicher die Show einiger Mitglieder über das Clubleben und spezielle Charaktere. Das machen wir etwa alle zehn Jahre; ich war schon drei Mal selber auf der Bühne», erzählt Lautens, der sein Amt im August abgibt. Schon seit fast zwei Jahren wird im Clubhaus an drei Abenden geplant und geprobt für die kreative Show.

Deutlich länger dauert es in der Regel, um Aktivmitglied zu werden. Über Details schweigt man gern in Genf; Gleiches gilt für den «A-Fonds-perdu»Beitrag als Eintrittsgebühr. «Bei uns werden pro Jahr nur etwa 17 000 Runden gespielt, das ist deutlich weniger als üblich. Dafür haben wir rund 100 sportliche Veranstaltungen, die teilweise bis zu 200 Golferinnen und Golfer an locken», erläutert Lautens auf eine entsprechende Frage.
Gäste mit Handicap 28 und besser können während der Woche auf dem anspruchsvollen, aber wunderschönen Parcours spielen. Aus dem ersten Greenfee von 2 Franken wurden mittlerweile 200 Franken. Im Vergleich dazu blieb das Essen an der Generalversammlung fast schon günstig. Statt 3.50 Franken sind es nun 78 Franken, immer noch ohne Wein und Kaffee... •