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Das Ziel heisst «negativ»
from SWISS GOLF 01-21 DE
by swissgolf.ch
Mit einem eigenen Modell für die Erstellung von Ökobilanzen und Effizienzanalysen erhält Swiss Golf ein wichtiges Instrument zur gezielten Förderung nachhaltiger Massnahmen.
Um die Auswirkungen einer Golfanlage auf die Umwelt gesamthaft darzustellen, bedarf es einer Ökobilanz, welche sowohl den Footprint (Umweltschaden) wie auch den Handprint (Umweltnutzen) der Anlage erfasst und diese beiden in Relation stellt. Die gängigen und international angewandten Ökobilanz-Modelle berücksichtigen allerdings die für den Handprint einer Golfanlage wichtigen Faktoren «Biodiversität» und «Lärm» nicht ausreichend. Deshalb hat Swiss Golf im vergangenen Jahr bei der auf Umweltberatung spezialisierten Umtec Technologie AG (UTech) die Entwicklung eines Ökobilanz-Modells sowie einer Ökoeffizienzanalyse für Golfanlagen in Auftrag gegeben. Um diese Modelle zu erstellen, arbeitete UTech-Spezialist Thomas Pohl mit den beiden GEO-zertifizierten Anlagen des Golf Club Lausanne und des Golfclub Wylihof zusammen; die erst kürzlich zertifizierten Clubs verfügen über aktuelles und umfassendes Datenmaterial. Seit Ende 2020 liegen nun für die beiden Anlagen Ökobilanzen vor; auf dieser Basis ist eine Hochrechnung für die gesamte Schweizer Golfbranche möglich. Aus den Ökoeffizienzanalysen der beiden Clubs lassen sich – beschränkt –Rückschlüsse für Golfanlagen im Allgemeinen ziehen.
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Umweltbelastungspunkte
Um eine Ökobilanz zu erstellen, müssen positive wie negative Umweltauswirkungen jeder Massnahme quantifiziert und in eine gemeinsame «Währung» umgerechnet werden. Dabei gelangen international unterschiedliche Methoden zur Anwendung. Pohl nutzt für die Berechnungen der Golfanlagen gleich mehrere. In erster Linie gelangt die vom Bundesamt für Umwelt entwickelte und in der Schweiz gebräuchliche Methode der Umweltbelastungspunkte (UBP) zum Einsatz. Lärm und Biodiversität lassen sich insofern berücksichtigen, als man das Golfplatzgelände in Relation zur früheren Nutzung setzt und so vermiedener Lärm und der vergleichsweise geringe Verlust an Artenvielfalt positiv ins Gewicht fallen. Sämtliche Werte der umweltrelevanten Auswirkungen werden in UBPs umgerechnet, wobei positive Umweltwirkungen in «vermiedenen Umweltbelastungspunkten» ausgewiesen werden (siehe Grafik).
Diese Ökobilanz sollte unter dem Strich möglichst wenige Umweltbelastungspunkte ausweisen; wird die Bilanz negativ, verursacht eine Golfanlage sogar mehr Umweltnutzen als -schaden.
Was für das von UTech und Swiss Golf gemeinsam entwickelte Modell der Ökobilanzierung von Golfanlagen spricht, ist der gesamtheitliche Aspekt. «Unsere Methode zieht jeweils das gesamte Gelände inklusive Betrieb und Unterhalt sowie die private Mobilität der Mitglieder in die Berechnung mit ein», erklärt Pohl.
Jan Driessens, Präsident der Kommission Nachhaltigkeit & Golfanlagen, betont: «Herkömmliche Methoden beschränken sich auf die Errechnung einer CO2-Bilanz, sie geben nur über die Auswirkungen aufs Klima Auskunft. Diese Kennzahlen sind zwar wichtig, aber unsere Methode geht deutlich weiter und zeigt die gesamte Umweltwirkung einer Golfanlage.»
15 Tassen Kaffee oder ein Loch Golf Wie gross aber ist die Umweltwirkung einer Schweizer Golfanlage nun konkret? Pohl zeigt die Ökobilanz einer der beiden von ihm untersuchten Anlagen: «Handprint und Footprint gegenübergestellt, ergibt sich eine jährliche Umweltwirkung dieser Golfanlage von 597 Millionen Umweltbelastungspunkten.» Bemerkenswert findet der Experte den Anteil des Handprints: 36 Prozent. Das macht klar: Diese Golfanlage erzeugt einen grossen Umweltnutzen. Um die gesamte Belastung einer Golfanlage in Relation zu setzen, hat Pohl die Umweltwirkung pro Golfer und Jahr auf dieser Anlage errechnet: 449 273 sogenannte UBPs. «Ein guter Wert», so Pohl, «denn die durchschnittliche Umweltbelastung im Freizeitbereich pro Person und Jahr liegt bei 1,1 Millionen mehr als doppelt so hoch.» Eine einzelne 18-Loch-Runde sei von der Umweltbelastung her mit einem Tag Skifahren oder Sportschiessen vergleichbar. Die Ökobilanz der Golfanlage lässt sich aber noch weiter herunterbrechen, beispielsweise auf die Umweltwirkung einer einzelnen gespielten Golfbahn: 1560 UBPs wiegt diese. «So viel wie 15 Tassen Kaffee oder 5 Kilometer Autofahren», erklärt Pohl. Was vernünftiger ist, muss jede und jeder selbst entscheiden.
Lärmvermeidung
Footprint:
Ressourcen
CO2-Sequestration
Betriebsmittel
Biodiverstität vs Landwirtschaft
Energie
Betriebsmittel-Einsparung
Wasser
Abfälle (inkl Recycling)
Ressourcen
Landnutzung
Mobilität
Betriebsmittel
Energie
Handprint:
Wasser
Abfälle (inkl. Recycling)
Lebensmittel Landwirtschaft
Biodiversität
Landnutzung
CO 2 -Sequestration
Mobilität
Lärmvermeidung
Netto (Footprint + Handprint)
Netto (Footprint + Handprint)
Auf Basis der vorliegenden Daten hat UTech die Umweltwirkung sämtlicher Schweizer Golfanlagen errechnet; dies unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die beiden untersuchten Clubs GEO-zertifiziert sind und deren Umweltwirkung deutlich unter dem nationalen Schnitt liegt. «Die gesamte Schweizer Golffläche erzeugt eine jährliche Umweltwirkung, die 170 Millionen Kilometern Autofahrt entspricht. Das sind, gemessen an der Schweizer Bevölkerung, 20 Kilometer pro Person und Jahr», erklärt Pohl.
SEBI konsultieren, dann handeln Um Verbesserungen einzuleiten, muss man wissen, welche Massnahmen eine besonders grosse Wirkung auf die Umwelt haben – auch in Relation zu den Kosten. Pohl hat für seinen Arbeitgeber den Specific Eco Benefit Indicator (SEBI) erfunden, der nun auch im Golfsport zur Anwendung gelangt. «Dieser Indikator zeigt auf, in welche Umweltmassnahme das Geld hinsichtlich des ökologischen Nutzens am besten investiert ist», sagt Pohl. (fam) •
Die Ökobilanz einer Golfanlage ergibt sich durch die Gegenüberstellung von Umweltschäden (Footprint) und Umweltnutzen (Handprint).
