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« presiden Te» isT immer dabei
dominikanisChe r epublik
Allein rund um Punta Cana warten elf Golfplätze auf die (amerikanischen) Touristen. Die Dominikanische Republik wird zur Top-Destination mit entsprechenden Preisen, setzt aber weiterhin auf «All Inclusive». Dazu gehört natürlich auch das Presidente-Bier.
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as Beste haben wir uns für den Schluss aufgespart. Am Tag des Rückfluges bleibt mehr als genügend Zeit für «Punta Espada» nahe beim Flughafen von Punta Cana. Den Tipp habe ich zuvor von einem amerikanischen Reiseveranstalter erhalten. Für Bob Smiley ist der Platz am Meer der «absolut spektakulärste der Karibik». Er sei nochmals deutlich besser als der berühmte «Teeth of the Dog», der – gut 90 Kilometer entfernt – seit Jahren das Mass aller Dinge auf der Insel war in Sachen Golf, schwärmt Smiley auf einer früheren Runde.
MehR MeeR GehT FAST n IChT
Der Jack-Nicklaus-Platz Punta Espada existiert seit 2006 und bietet genau das, was die Werbung für die Dominikanische Republik verspricht: «Alles, wovon Sie träumen.» Von allen Löchern blickt man auf das tiefblaue karibische Meer, dazwischen bieten uralte Felsen und Edelvillen einen spannenden Kontrast. Schon fast atemberaubend ist bereits das zweite Loch. Der Männerabschlag auf dem Felsen, weit hinten das türkisblaue Wasser, das Ziel über 550 Meter weit weg. Egal, von welchem Abschlag Mann oder Frau üblicherweise spielt, die kurze Fahrt im Cart lohnt sich auf jeden Fall. Nur wer sich unnötig plagen möchte, spielt übrigens von den schwarzen Profi-Teeboxen. Von dort ist der Par-72-Parcours fast 7400 Yards lang. So oder so: Acht Löcher sind besonders spektakulär, sie verlaufen direkt entlang des Atlantiks. Mit dem vielen Wasser kommt hier öfters auch der Wind ins Spiel. Da ist Caddie Andrea eine willkommene Hilfe; während wir gemütlich im (obligatorischen) Cart fahren, läuft er im weissen Overall hinterher. Trotzdem ist er immer zur Stelle; wenn wir unsere Fotos gemacht haben, hält er immer den richtigen Schläger bereit. Die Greens waren bei unserem Besuch gerade vertikuliert geworden, weshalb der Platz zuvor geschlossen war. Während der Einschränkung gab es einen Greenfee-Rabatt. In der Hochsaison von November bis April ist das Vergnügen mit gut 395 US-Dollar alles andere als preiswert – für begeisterte Golfer auf der Insel aber ein «Must-play». Die zweite Runde am gleichen Tag kostet dann übrigens bloss noch 150 Dollar. Beim späten Direktflug mit Edelweiss nach Zürich ist dies überhaupt kein Problem, sondern ein Goodie, das man sich gönnen sollte.
ZeIT ZuM FOTOGRAFIeR en
So oder so bleibt genügend Zeit fürs Fotografieren, besonders spektakulär etwa Loch 13, ab Schwarz 225 Meter übers Meer. Zuvor gibt es vom Caddie als Stärkung noch eine frische Kokosnuss direkt vom Baum. «Das tut gut, aber es ist fast schade, dass wir nicht übers Wasser abschlagen können», kommentiert meine junge
Spielpartnerin. Sie lässt sich weder von den brausenden Wellen noch von den einzelnen Leguanen beeindrucken, sondern geniesst das spezielle Erlebnis, «welches ich so noch gar nie gesehen habe». Bei den amerikanischen Gästen ist der Top-Platz der Karibik etabliert. Während einiger Jahre spielte in Punta Espada die US Champions Tour der Profi-Senioren, den Platzrekord hält immer noch Fred Couples mit 62 Schlägen. «You swing like Fred», lobt mich der Caddie nach einem guten Drive lachend. Ursprünglich sah der Masterplan fünf eigene Plätze vor, drei davon von Jack Nicklaus. Allerdings geht es auf der Karibikinsel nicht so schnell. Aktuell werde gerade ein zweiter Platz gebaut, erzählt uns Caddie Andreas auf der abwechslungsreichen und spektakulären Runde. Beim stolzen Preis für auswärtige Gäste wäre übrigens auch der Transport inbegriffen gewesen. Das hat uns vor Ort aber niemand gesagt. «Sicherheitshalber» buchten wir die Rückfahrt per Taxi deshalb schon im eigenen Hotel. Der Fahrer erschien allerdings nicht. Erst nach diversen Telefonaten durch den netten Empfangschef konnten wir 45 Minuten später doch noch in ein Taxi einsteigen, das uns zum bloss 20 Kilometer entfernten Flughafen brachte. Gleich schnell, in nördlicher Richtung, ist «The Lakes» vom internationalen Airport zu erreichen. Der total flache 18-Loch-Parcours gilt als der älteste der Region Punta Cana. Er wurde 2010 von P.B. Dye umgestaltet, dem Sohn von Pete Dye, dem berühmten Architekten des Golfplatzes Teeth of the Dog und vieler anderer auf der Insel.
V IeL WASSeR AuCh Ohne MeeR «The Lakes» hat seinen Namen verdient: Das leichte Eröffnungsloch verläuft entlang der Driving Range, die restlichen 17 Bahnen spielt man neben viel Wasser aus insgesamt 25 Seen. Hier tummeln sich meist rote Flamingos, in einigen Seen leben Wasserschildkröten sowie riesige Tarpune. Der Platz ist 6000 Meter lang und mit ondulierten und gut verteidigten Greens nicht ganz einfach zu spielen. Allerdings bietet er (natürlich auch hier im obligatorischen Cart) viel Spass inmitten von Palmen und wilder Natur. Ein schöner Resort-Platz, auf dem sich die Ferien in der Karibik sehr angenehm einspielen lassen – allerdings nicht an der Küste, sondern an den «Naturseen».
«The Lakes» ist Teil des All-Inclusive-Komplexes Barceló Bávaro Resorts mit insgesamt 2000 Zimmern(!). Die Gäste spielen grundsätzlich gratis, allerdings kostet der Cart in der Hochsaison 75 Franken – nicht pro Fahrzeug, sondern pro Person, was manchem sauer aufstösst. Der Golfplatz-Manager verteidigt sich halbherzig und verweist darauf, dass die Prospekte für den Winter schon verschickt worden sind. Eigentlich schade, schliesslich wären Carts auf dem Gelände nicht unbedingt nötig. Klar sind die amerikanischen Gäste nichts anderes gewohnt, und für alle ist es in aller Regel wohl zu warm, um zu laufen.
DeR BIeR-nAChSChu B KLAPPT «Dafür» gehört zum All-Inclusive-Angebot auch der Verpflegungs-Cart auf der Runde. Die junge Frau kommt kaum nach mit Bier und Eis nachliefern. Das Sixpack «Presidente» verschwindet nur kurz in der Kühlbox, bis es dann vom immer fröhlichen Reiseveranstalter Bob Smiley innerhalb der nächsten beiden Löcher getrunken wird. «Was, bei euch gibt es auf dem Platz gar kein Bier? Dann streichen wir die Schweiz von der Liste», lacht einer seiner amerikanischen Kollegen auf der feuchtfröhlichen und zügigen Fahrt über den Parcours. Kein Wunder gehören im Barceló Bávaro Palace zwei Alka-Seltzer und neun Aspirin-Tabletten zur Zimmerausstattung…
All Inclusive, aber deutlich überschaubarer ist das Iberostar Resorts, das ebenfalls an der kilometerlangen Traumküste liegt: bloss 200 Zimmer, dazu ein spannender Golfplatz direkt daneben. Auch hier kommt der Getränke-Cart alle vier Löcher bei unserem Flight vorbei. Die Spieler und der Caddie greifen beim Gratisbier mächtig zu, aber dem Spiel scheint das nicht einmal gross zu schaden. Für mich ist unbegreiflich, wie man in dieser Hitze überhaupt an Alkohol denken kann. Für die Amerikaner ist es das Normalste der Welt, dazu ist es mit dem Hotelpreis respektive der Greenfee ja bereits bezahlt.
Der Platz des Iberostate Bávaro Golf Club wurde ebenfalls von P.B. Dye sorgsam, unter Einbindung von Stein und diversen Felsen, entworfen. Dabei schuf er Bunker, die einen auffälligen Kontrast zum intensiven Grün des Paspalum-Grases darstellen. Viel wilde Natur dominiert das erholsame Bild, dazu ab und zu Wasser, aber auch etwa spezielle Baum- und Felsformationen. Die paar wenigen Häuser stören kaum. Insgesamt steht der Golfgenuss für die Gäste im Vordergrund. Die Tipps von Caddie José helfen vor allem beim Lesen der Grüns, die sich je nach Richtung des Graswuchses deutlich schneller oder langsamer spielen lassen. Gratisbier hin oder her – klar möchte der Caddie nach der Runde auch noch einen «Tipp» in Form von US-Dollar-Noten. Als ich ihm Pesos in die Hand drücke, schaut er mich fast fragend an. Aber der Bier-Nachschub hat geklappt; als das Presidente ausging, gab es für die Amerikaner immerhin noch die LightVersion: den Vize-Presidente.
Grosses Bild vorne: Spektakuläres Loch 2 von «Punta Espada». Oben drei Ansichten von «The Lakes», Mitte «Punta Espada», Loch 17 und Green 2. Unten Impressionen von Iberostate und das obligate Presidente in der Dose.








