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41. ryder Cup
Vize-Captains Tiger Woods und Bubba Watson.
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Petra Himmel
Es war ganz der Phil Mickelson, den wir kennen: Ein leuchtend rotes Gesicht mit einem breiten Lachen darauf. Ein Mann, der gerne kernige Aussprüche loswird, so wie Mitte Oktober zum Start in die neue PGA-Saison: «Es ist 22 Jahre her, dass zehn Amerikaner es geschafft haben, mich zu schlagen. Ich sehe also keinen Grund, warum ich aufhören sollte.» Mickelson hat also schon einmal seine persönliche Basis für den Ryder Cup 2018 gelegt. In Paris, genauer gesagt auf dem Golfplatz Le National, will er wieder zum Team USA gehören. Nein, auf eine Wildcard wird er auch dann nicht angewiesen sein. Das war er ja noch nie – und immerhin hat er schon elf Mal einen Ryder Cup bestritten. Er war auch für die Auflage 2016 automatisch qualifiziert und lag am Ende auf Position drei jener Spieler, die am meisten Punkte holten. «Ich rechne fest damit, in Frankreich zum Team zu gehören», liess der Amerikaner wissen. «Das ist schon deshalb mein Ziel, weil ich noch nie zu einer Mannschaft gehört habe, die in Europa gewonnen hat. Ich will da rüberfahren, einen Ryder Cup gewinnen und das Ganze als Spieler erleben.»
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Selbstbewusst klingt das. Kein Wunder – Phil Mickelson, der 46-jährige Linkshänder, hat zusammen mit dem Team USA endlich mal einen Ryder Cup hinter sich, der wie geschmiert lief. Der 17-zu-11-Sieg des Teams um Kapitän Davis Love III war auf der ganzen Linie souverän, die Stimmung grossartig. Die heftige Kritik an der Herangehensweise der Amerikaner an diesen Kontinentalwettbewerb, die Phil Mickelson beim Ryder Cup 2014 noch am Schlusstag vom Zaun gebrochen hatte, zahlte sich damit im Nachhinein aus. Amerika, dem bis einschliesslich 2014 bei acht Ryder Cups nur zwei Siege gelungen waren, hat aus den Niederlagen gelernt, die Hausaufgaben gemacht, und ist seiner Favoritenrolle im Golfclub Hazeltine gerecht geworden. Einen Erfolg dieser Grössenordnung erreichte das amerikanische Team zuletzt 1981 im britischen Walton Heath, als man Europa mit 18,5 zu 9,5 schlug. «Ich habe seit langem gewusst, dass diese Jungs dieses Spielniveau in sich haben», kommentierte Phil Mickelson das Ergebnis mit einem zufriedenen Lächeln. «Ich war bei zehn siegreichen President’s-CupTeams dabei und bei acht unterlegenen RyderCup-Mannschaften.» Das, so der Routinier und Anführer der amerikanischen Mannschaft, passte in all den vergangenen Jahren irgendwie nicht zusammen. Beim Ryder Cup habe es immer an Teamgeist gemangelt. In Hazeltine hat sich das Bild gewandelt. «Diesmal hat das US-Team erstaunliches Golf gespielt.»

Tatsächlich liess es die Mannschaft von Kapitän Davis Love III zu keinem Zeitpunkt an Entschlossenheit fehlen. Der 4:0-Start im Klassischen Vierer am Freitagmorgen war ein beeindruckender Anfang, für die Europäer ein kleiner Schock. Vor Beginn der Einzel am Sonntag lag man mit 9,5 zu 6,5 in Führung. Nach Siegen von Patrick Reed gegen Rory McIlroy, Rickie Fowler gegen Justin Rose, Brooks Koepka gegen Danny Willett und Brandt Snedeker gegen Andy Sullivan sowie einem Unentschieden von Phil Mickelson gegen Sergio Garcia besiegelte Ryan Moore mit seinem Punkt gegen Lee Westwood den sehr klaren Erfolg der Amerikaner.
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Speziell die Matches der beiden Briten Willett und Westwood verdeutlichten dabei das Problem des europäischen Teams: Der USMasters-Champion wirkte über die drei Tage ebenso blass und uninspiriert wie sein Landsmann Westwood. Letzterer, der von Darren Clarke ebenso wie Martin Kaymer eine Wildcard erhalten hatte, sorgte bereits am Samstagnachmittag im Vierball-Bestball mit drei kurzen verpassten Putts für Aufsehen. Am Sonntag gab er eine Führung von 2 Up nach 15 Löchern gegen Moore ab und verlor am Ende sogar noch am 18. Loch. Willett holte wie Westwood während der drei Tage noch nicht
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einmal einen halben Punkt. Die Gruppe der gänzlich Erfolglosen wurde komplettiert durch Andy Sullivan und Matthew Fitzpatrick, die beide allerdings ohnehin nur zweimal zum Einsatz kamen.
Wer erstklassiges Golf auf europäischer Seite sehen wollte, bekam dazu nur begrenzt Gelegenheit. Rory McIlroy, der Weltranglistendritte, einst Ian Poulter. Mit hochrotem Kopf, angespannt bis in die letzte Haarspitze, absolvierte der vor Selbstbewusstsein strotzende Amerikaner sein Match gegen Rory McIlroy. Eine gereckte Faust konterte die andere, ein Triumphschrei nach dem anderen schallte über den Platz. Als Einzelspieler bei normalen Zählspielturnieren mag Reed McIlroy hoffnungslos unterlegen spielte drei Tage lang herausragend und lieferte sich am Sonntag ein hochklassiges Einzel mit Patrick Reed, das Reed an Bahn 18 für sich entschied. Sergio Garcia spielte ein mitreissendes Match gegen Phil Mickelson, in dem am Ende beide neun (!) unter Par lagen, als sie die 18. Bahn mit Unentschieden verliessen. Henrik Stenson spielte acht unter Par, als er Jordan Spieth am 16. Loch mit 3 & 2 besiegte. Die grösste Überraschung mit Blick auf Europas sechs Ryder-Cup-Newcomer lieferte der Belgier Thomas Pieters, der zum erfolgreichsten Spieler des Teams avancierte und vier Punkte lieferte. Mit dem 24-Jährigen Longhitter kann man wohl auch in Zukunft rechnen.
SPE z IELLE RoLLE
Von WooDS U n D WATSon Amerika dagegen hat das Generationenproblem inzwischen hinter sich gebracht. Das Team von Davis Love III dokumentierte die Tatsache, dass die USA an der Weltspitze inzwischen reichlich erstklassige Kandidaten zur Verfügung haben: Mit Jordan Spieth und Dustin Johnson hat man zwei Major-Sieger im besten Golf-Alter an der Hand. Der 26-jährige Patrick Reed läuft beim Ryder Cup ähnlich heiss wie sein, beim Ryder Cup wächst er offenbar über sich hinaus.
Aus Individualisten ein Team zu formen, an dieser Fähigkeit hat es den Amerikanern in der Vergangenheit so oft gemangelt. Dass sich hier bei der Einstellung vieles gewandelt hat, beweist ein Blick auf die Liste der Assistenzkapitäne: Ein Tiger Woods in der Rolle des dienenden Hilfskapitäns ist beim Ryder Cup ein gänzlich neues Szenario, nachdem der Superstar stets als Figur galt, die sich sehr schwer in das Mannschaftsgefüge einordnen lässt. Noch bemerkenswerter aber war der Auftritt von Bubba Watson: Der zweifache Masters-Champion, eigentlich als sicherer Wildcard-Kandidat gehandelt, nachdem er als Erster aus der automatischen Qualifikation gefallen war, fragte bei Teamchef Davis Love III an, ob er nicht trotzdem mitreisen könne –obwohl er bei der Wildcard übergangenen worden war. Watson wurde zum Vizekapitän, heulte am Ende des Ryder Cups Rotz und Wasser vor Begeisterung und meinte: «Endlich habe ich meinen Platz in diesem Team gefunden.» Seinen Kollegen erging es nicht wesentlich anders: Amerikas Team war endlich zu einer Mannschaft geworden.








